Kapitel 01 - Aufbruch zur Tordalk

  • Aufbruch zur Tordalk



    Der Rübenhof hatte sich während des Aufenthalts der Beißer von seiner besten Seite gezeigt. So heimelig und wohnlich war der Hof niemals zuvor gewesen. Die Beißer fühlten sich rundum wohl, sie hatten hier ihr neues Zuhause gefunden. Fast. Alle bis auf einen, für den der Rübenhof nur ein zweites Zuhause war - Silvano. Es lag nicht an den Beißern oder dem Hof selbst, als lag an seiner Lage. Kurzum der Hof stand logischerweise auf dem Festland, Vano hingegen vermisste das Gefühl der See. Ein Boden unter den Füßen, der leicht schwankte, rollte oder auch einmal bocken konnte wie ein wildes Pferd. Es war einige Zeit ins Land gezogen und er hatte die Choucas über die Fluss-See-Passage in den Dhunischen Ozean zur Tordalk beordert. Den gleichen Befehl hatte Davet für die Aquilla erteilt. Es war Zeit, dass die drei Schiffe gemeinsam in See stachen. Die Tordalk, war nicht einfach nur ein Handelschiff, sie war eine Dschunke von riesigem Ausmaß. Heim und Hof in einem und das auf See. Ihre Ausmaße ließen ihre Begleiterinnen wie Zwerge erscheinen. Die Zwerginnen hingegen waren dafür um einiges schneller und für die Verteidigung zuständig, auch wenn die Tordalk selbst ebenfalls über ausreichend Waffen verfügte. Heute war es endlich soweit, Boldi, Davet und Silvano, die Beißer und alle Mitreisenden hatten sich in Ledwick im Hafen eingefunden. Riesig ragte die Dschunke am Kai vor ihnen auf. Vano musterte das gewaltige Schiff, in dem all ihr Geld steckte. Es war nicht nur ihr Heim, es war auch ihre Versorgung. Er hoffte darauf, gute Geschäfte machen zu können. Besondere waren zu kaufen und zu importieren, aber vor alle dem, stand ein Befehl - Leinen los. Er deutete Boldi an, als Erster das Schiff zu betreten, denn es gehörte seinem Mann, so hatte er es eintragen lassen. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Boldiszàr
    Voll Ehrfurcht blickte Boldiszár auf den hölzernen Koloss. Die Tordalk schwankte kein Stück, obgleich meterhohe Wellen sich an ihrem Rumpf brachen und sich am Strand in weiße Gischt verwandelten. Die Dschunke stand darin wie ein Felsen. Nicht nur zu Land, auch zu Wasser vermochten die Almanen Burgen zu bauen. Eine Seefestung, geschützt von zahlreichen Bordskorpionen und mit mehreren Kriegsbriggs zum Geleit. Dieses Schiff gehörte ihm. Boldiszàr war es als Coutilier gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, doch das hier war eine Nummer zu groß für seinen Geschmack, zumal er sich weder mit Schiffen noch mit der Seefahrt auskannte. Es war eine der wenigen Situationen, in denen er lieber einem anderen die Führung überlassen hätte. Er vertraute Silvano und dem Kapitän, den er ausgesucht hatte, doch das letzte Wort würde bei Boldiszàr liegen, dem die Tordalk gehörte, die den Konvoi anführte. Boldiszàr marschierte über die breite Planke auf das Deck, das Holz polterte unter seinen Stiefeln. Er machte die letzten Schritte und dann stand er an Bord des gewaltigen Schiffes. Und jetzt? Hilfesuchend drehte er sich zu seinem Mann um.


    Silvano de Mancini
    Silvano betrat nach Boldiszar die Tordalk und umarmte ihn glücklich. "Willkommen an Bord der Tordalk, willkommen Zuhause", grinste er breit, so breit wie man ihn nur auf einem Schiff grinsen sah. "Ich hoffe sie gefällt Dir. Wie sage ich immer? Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut. Sie hat keine Galionsfigur, dafür hat sie Augen. Also wundere Dich nicht, sie wendet trotzdem jedes Unheil von uns ab. Eigner bist Du, das Kommando hat Alessio de Dusolier als Kapitän. Im Notfall ansonsten ich, ansonsten befehlige ich die Choucas. Nun zu unserer gemeinsamen Frau, die Eckdaten. Herkunft - Ledvigiani/Ledwick, Bauart - Riesendschunke, Länge: 163 m, Breite 55 m, Ladekapazität 3.600 Tonnen, davon 1.600 Tonnen Ballast, Durchschnittsgeschwindigkeit 4,8 Knoten, Anzahl der Masten 8, Anzahl der Kabinen 60, 8 Masten mit Luggersegeln und Topsegeln, versehen mit durchgehenden Bambuslatten, Schotten - 16 wasserdichte Schotten aus Bambus. Diese können bei Sturm als Ballasttanks einzeln geflutet werden aus Stabilitätsgründen. Drei schichtiger Rumpf Material Teakholz und Bambus, Schutzanstrich Schutzfarbe aus Kalk und giftigem Öl zwecks Holzschutz vor Bohrwürmern. Das sind die Eckdaten der Tordalk. Heiße sie willkommen", sagte Vano liebevoll und drückte Boldiszar eine Flagge in die Hand. "Unser Wappen ist daraufgestickt, unter diesem Segel wird sie für unsere Reederei fahren", erklärte Vano. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr umarmte seinen Mann zurück und drückte ihm einen feuchten Schmatz auf die Lippen, ehe er sich die Flagge besah. »Alles drauf, was wichtig ist ... eine Dohle, blaue Augen und ein Schiff. Sieht edel aus, gefällt mir. Sind die Augen der Tordalk auch blau? Sonst lasse ich sie so anmalen. Über Teakholz hat mir Davet einen langen Vortrag gehalten, ich dürfte nie irgendwas aus Teakholz mit an Bord nehmen, falls sich jemand einen Splitter zuzieht, sonst würde man sich daran langsam vergiften. Jetzt ist das ganze Schiff daraus und auch noch mit giftigem Öl bepinselt, Davet würde sich im Grabe umdrehen, wenn er tot wäre.« Boldiszàr sah zu den anderen, die noch am Kai warteten. »Was ist, kommt ihr an Bord oder nicht? Ihr Landratten.« Er feixte und man sah ihm nun an, wie sehr er sich auf die gemeinsame Fahrt freute.


    Silvano de Mancini
    "Ja Teakholz ist giftig, aber nicht nur für uns, sondern auch für blöde Bohrwürmer. Da wir uns ja nicht zu Klump schießen lassen wollen und auch nicht vorhaben so lange am Holz zu rubblen, bis wir endlich einen Splitter im Finger haben, werden wir wohl nicht an einer Vergiftung sterben. Sie kommen Bord, wenn Du sie bittest. Was man wohl gerade als Bitte werten kann", grinste Vano und legte Boldi einen Arm um die Hüfte. "Ganz genau, Davet ist gleich ziemlich angefressen, aber jeder hat seine Meinung zu Hölzern, ob nun Eiche, Teak oder Bongossi. Vertraue mir, sie wird lange halten und so soll es sein. Das Wappen stellt uns drei dar und soll unserem Schiff und unserem Geschäft Glück bringen. Reederei Bouvier Mancini, das besagt es", erklärte Vano.


    Alessio de Dusolier:
    Alessio betrat gefolgt von den anderen die gewaltige Dschunke und grüßte zuerst Boldiszar als Eigner, dann Silvano und bezog neben ihnen Stellung. Der Rest kam über die Anlandungsbrücke ebenfalls an Bord und schaute sich staunend um. Die Maße des Schiffes waren alles andere als übertrieben, wenn man für die Tordalk das Wort gewaltig gebrauchte. Alessio deutete auf Boldis Flagge. "Ihre zuerst, dann meine", sagte er höflich.


    Boldiszàr
    »Was muss ich machen? Ich habe noch nie eine Flagge gehisst.«


    Silvano de Mancini
    Silvano drückte Boldi. "Gut erste Lehrstunde für Dich. Die Tordalk gehört einem Ledwicker Eigner und ist in Monelone registriert. Folgerichtig weht hier am Heck die Ledwicker Handelsflagge. Der Vormast wiederholt die Heckflagge in der Mitte, zeigt backbords - das ist links die Flagge des Unternehmens Bouvier Mancini Reederei - ergo die Reederei-Flagge und steuerbords, das ist rechts, die Signalflagge. Im Moment der blaue Peter, das heißt wir reisen bald ab. Zur Handelsflagge selbst. Eine Handelsflagge ist eine Flagge für die Handelsschiffe eines Staates, die der Staats- oder Nationalflagge häufig ähnelt. Das Recht zum Führen der Handelsflagge wird durch das Flaggenzeugnis des Staates verliehen, in dem das Schiff registriert ist. In unserem Fall ist das Ledwick. Die Handelsflagge muss von jedem im Schiffsregister eingetragenen Handelsschiff geführt werden. Somit kan die Handelsflagge nur von Schiffen geführt werden, die keine Kriegsschiffe, Staats- oder Hilfsschiffe sind. Die Besonderheit ist hier, dass ein Schiff kein exterritoriales Gebiet darstellt, und als Handelsschiff einer Privatperson oder einer Gesellschaft gehört. Das Schiff repräsentiert also nicht den Staat, wir repräsentieren nicht Ledwick mit der Tordalk. Somit verbietet sich normalerweise der Gebrauch der National- oder gar Staatsflagge von selbst. Um Privatpersonen die Möglichkeit zu geben, ihre Nationalität zu bekunden, wurde die Handelsflagge geschaffen. Die Bekanntgabe der Nationalität ist notwendig beim Ein- und Auslaufen in einen Hafen. Wir gehen zum Bug, das ist vorne. Dort hängt die Gösch. Die Gösch ist eigentlich die Bugflagge bei Kriegsschiffen. In einigen Ländern ist die Gösch jedoch auch bei Handelsschiffen üblich. Sie kann identisch mit der Handelsflagge sein, oder es gibt eine zu diesem Zweck speziell gestaltete Flagge. Die Gösch wird gehisst wenn das Schiff im Hafen ankert oder festgemacht hat - also vertäut ist. Vertäut - Tau - angeleint sozusagen. Sollte die Gösch nicht vorgeschrieben sein, wird hier im Allgemeinen die Flagge des Heimathafens gehisst. So kann man ablesen aus welcher Stadt oder welchem Staat das angelegte Schiff kommt. Wichtig ist zudem die Gastlandflagge. Die Gastlandflagge wird von Schiffen gehisst, wenn sie in die Gewässer und in die Häfen eines anderen Landes einlaufen und vor Anker gehen. Sie wird am Mast an Steuerbord gesetzt, und zwar höher als die eigene Nationalflagge. Zumindest jedoch gleich hoch. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich den Gesetzen des besuchten Landes unterordnet. Dazu benötigt man eigentlich keine Flagge, denn jedes Schiff unterliegt immer der Rechtsprechung des Landes, in dessen Hoheitsgebiet es sich gerade befindet. Grund wie zuvor genannt ein Handelsschiff ist kein exterritoriales Gebiet. Handelsschiffe setzen als Gastlandflagge die Handelsflagge des jeweiligen Gastlandes. Nun kommt unsere Flagge, die Reedereiflagge. Reedereien sind Firmen, die die Beförderung von Gütern mittels Seeschiffen betreiben. Also Geschäfte, wenn Du so möchtest. Diese Firmen haben eigene Flaggen, und das Recht diese auf See zu zeigen und genau das tun wir auch. Die Reedereiflagge weht bei uns mittleren Mast auf dem Mittelschiff. Am ersten Mast auf dem Mittelschiff direkt nach den drei Masten vom Bug wird die Kapitänsflagge von Alessio wehen. Traust Du Dich hochzuklettern, oder soll ich die Flagge hissen lassen?", fragte Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    Boldiszàr starrte Silvano an. »Das überlasse ich dir. Dort klettere ich nicht hoch! Und dir würde ich es am liebsten auch verbieten, aber du hörst ja eh nicht.« Er reichte ihm die Flagge und blickte voller Respekt den Mast hinauf. Allein bei dem Gedanken, da hochzuklettern, würde er am liebsten die Tordalk wieder verlassen. Er würde nie, nie, nie da hochsteigen, das schwor er sich.


    Silvano de Mancini
    "Also hissen lassen oder soll ich klettern? Ich überlasse die Wahl Dir, mir ist beides Recht und ich bin schwindelfrei", grinste Vano breit.


    Boldiszàr
    »Hissen ohne klettern, wenn das geht. Meine Güte, diese Höhe! So was kann künftig Robby machen oder Belly, die brauchen nur hochzufliegen und sind eh schon tot. Mann, wie ich den Gedanken hasse, ich bin der Einzige meiner Familie, der noch lebt.«


    Silvano de Mancini
    "Ich bin auch noch ganz lebendig und ich habe vor, dass dies so bleibt. Deine Schwiegereltern sind auch sehr lebendig, Davet ebenso, also das sind schon noch einige, die lebendig sind. Aber ich verstehe was Du meist, ich sehe es genauso wie Du. Diese Form der Ewigkeit ist kein Geschenk, sie ist ein Fluch. Aber sie haben sich selbst dafür entschieden Boldi", antwortete Vano. Er wartete ab bis alle an Bord waren, dann ließ er von einem der Matrosen die Reedereiflagge hissen. Vano zog Boldi fester an sich und schaute gut gelaunt dabei zu. "So hoch ist das gar nicht, zudem hast Du von dort oben einen wundervollen Weitblick. Bei der Choucas schon, bei der Tordalk ist er bestimmt noch grandioser. Aber solange Du Angst hast, darst Du nicht aufmasten, Du bleibst auf Deck. Du weißt ja nicht einmal wie man vernünftig fällt und im schlimmsten Fall nützt Dir das auch nichts mehr. Ab 10 Meter rum ist vorbei, da ist die Fallhöhe zu hoch um einen Sturz mit dem Körper abzufangen. Ein paar Meter machen nichts, Du musst nur den Fall bremsen. Zeige ich Dir mal beizeiten, aber nicht jetzt und nicht heute", sagte Vano gut gelaunt.


    Alessio de Dusolier:
    Alessio wartete ab, bis die Flagge der Reederei hing, dann ließ er seine Kapitänsflagge hissen. "Hiermit bin ich offiziell verheiratet", grinste er Silvano an. "Herzlichen Glückwunsch und eine lange friedliche Ehe", gab Vano zurück, während sich die Gäste an Bord verteilten und überall herumstromerten.


    Boldiszàr
    »Wieso du, Alessio? Jetzt raff ich gar nichts mehr, ich dachte, das ist mein Schiff? Muss ich nicht jetzt mit dem Kahn verheiratet sein? Das ist alles merkwürdig und kompliziert. Kein Wunder, dass Silvano selber so ein Kompliziertelchen sein muss. Nach der Fahrt bin ich das vermutlich auch.« Boldiszàr schaute sehr zufrieden drein. »Das werden lange Flitterwochen und eine geniale Fahrt. Ist die Tordalk schon beladen und alles?«


    Silvano de Mancini
    "Das ist leicht zu verstehen Boldi. Du bist Besitzer der Tordalk, aber Alessio ist ihr Befehlshaber. Die souvagnische Marine ist Besitzer der Choucas, aber ich bin ihr Befehlshaber. Du oder die Marine, Ihr seid die "Papas" der Schiffe. Wir die Befehlshaber sind die Ehemänner. So kannst Du es Dir leicht merken. Du kannst jeden Befehl von Alessio außer Kraft setzen. Aber und das ist ein großes ABER mache das bitte unter vier Augen und nur dann, wenn es nach Deiner Meinung wirklich unumstößlich notwendig ist. Er darf sein Gesicht vor der Mannschaft nicht verlieren, Du ebensowenig. Dafür gibt auf Handelsreisen oder Privatreisen Besprechungen. Wohin soll es gehen? Das ist Dein Part, wohin Du reisen möchtest. Wie Du dort sicher, schnell und effektiv hinkommst, das ist der Part Deines Kapitäns. Und die Umsetzung, das ist Part der Offiziere und der Mannschaft. Wir alle gehören zusammen, nur so läuft das hier. Nur auf die Art fährt ein Schiff. Ja sobald Du so sprichst wie wir, denkst wie wir, bist Du auch so kompliziert wie wir", gibbelte Vano.


    Boldiszàr
    »Keine Sorge, ich säge nicht an Alessios Autorität. Ich kenn das ja von der Leibgarde. Apropos Leibgarde ... warum ist Jendro hier?« Jendro spazierte ebenfalls über das Deck und schaute in die Kajüten des Aufbaus vom Achterdeck.


    Silvano de Mancini
    "Weil Du ihn mitgenommen hast Schatz, dass vermute ich jedenfalls. Oder er ist einfach mitgekommen. Fragen wir ihn doch einfach. JENDRO!", brüllte Vano und deutete ihm winkend an, dass er zu ihnen herüber kommen sollte. "Das haben wir gleich", freute sich Vano.


    Jendro Girad
    Jendro schlenderte näher. "Hey", grüßte er Silvano mit einem lässigen Handschlag. Auch Boldiszàr reichte er die Hand. Der guckte ihn ziemlich verschnupft an. Warum, war Jendro klar, aber er tat so, als sei alles normal und blickte gut gelaunt in die Runde. "Na, alles klar bei euch?"


    Silvano de Mancini
    "Ja alles Bestens, Boldi möchte gerne wissen warum Du hier bist? Neugier, Reiselust oder Sehnsucht nach Boldi?", fragte Vano und schaute was seine Mutter so trieb, da sie sich alles ganz genau anschaute.


    Jendro Girad
    "Ein bisschen von allem, würde ich sagen. Außerdem bin ich hier, um mein Versprechen einzulösen. Ich schulde Boldi noch was, das habe ich nicht vergessen. Und da ich mich geändert habe, bin ich heutzutage ein Ehrenmann, auf dessen Wort man sich verlassen kann. Reden kann ja jeder, aber ich bin hier."


    Silvano de Mancini
    "Das sehe ich und das hoffe ich. Und ich hoffe Boldi ist mit dieser Antwort zufrieden. Schau Dich um Jendro, genieß den Aufenthalt und sei so lieb und geh meiner Mutter was auf den Keks, ich möchte Boldi seine heiligen Hallen zeigen. Wir sind gleich wieder da", sagte Vano, hakte Boldi unter und zog ihn mit sich. Die Wege auf der Tordalk waren entsprechend ihrer Größe um einiges weiter als auf der Choucas. Ebenso war das Achterdeck mit seinen Quartieren eine Größe für sich. Vano führte Boldiszar in ihren Wohnbereich. "Also folge mir und genieße", bat Mancini glücklich. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. "Du siehst, wir haben hier einiges zu laufen. Hier ist das Steuerrad, entgegen der Choucas steuert man hier im Sitzen. Bequem oder?", grinste Vano. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. Silvano führte Boldiszar weiter und endlich betraten sie den tatsächlichen privaten Bereich. Überall war dunkles, geöltes Holz zu finden. Im inneren gingen viele Quartiere und Kajüten ab und Boldi hatte ehr den Eindruck in einer kleinen Taverne mit Zimmer zu sein, anstatt auf einem Schiff. Vano schob seinen Mann in ihren gemeinsamen Privatbereich. "Das hier ist unser Bereich, unser Heiligtum, unser Schlafzimmer. Ich schlafe rechts", erklärte Vano. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen. Er ließ Boldi die Zeit sich etwas umzusehen, ehe er breit grinste und seinen Mann mit sich zog. "Und noch etwas, für den Spielspaß. Ein Bett in Arashioptik, eine Spielwiese, lass Dich überraschen", grinste Vano breit und schob seinen Mann in einen Raum, der wie ein Themenraum in einem Vergnügungstempel aufgemacht war. Das Bett, wenn man überhaupt noch von einem Bett sprechen konnte hatte genau wie die Tordalk gewaltige Ausmaße. Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr blickte Jendro mit einem Gesichtsausdruck hinterher, den man nicht so recht deuten konnte, was daran lag, dass er auch nicht wusste, was er denken sollte. Natürlich verarschte Jendro ihn. Er hätte einen Tritt in den Allerwertesten verdient, der ihn direkt über die Reling in den Dhunik beförderte. Doch bevor Boldiszàr den sich formenden Gedanken in die Tat umsetzen konnte, spazierte Jendro schon wieder davon und schleimte sich nun bei Silvanos Mutter ein. Später ... die Fahrt war lang, es konnte immer ein Unfall geschehen. Aber erst nachdem er sein Versprechen eingelöst hatte. Guter Mann. Wieder zufrieden folgte Boldiszàr Silvano und ließ sich alles zeigen. »Steuern im Sitzen, eine gute Erfindung. Sicher ein Ingenieur mit rakshanischen Wurzeln.« Die Spielwiese ließ Boldiszàrs Augen groß werden, er starrte sie einen Moment nur an, ehe er näherging, die Stiefel auszog und darüber spazierte. »Also das gefällt mir richtig gut. Aber wahrscheinlich werden wir hier Dauergäste haben, das wird die Beißer anlocken.«


    Silvano de Mancini
    Silvano grinste, zog sich die Schuhe aus und hockte sich dazu. "Darum gibt es zwei Wiesen, eine mit Dach und eine ohne. Ich fand das einfach so schön und was passt besser zu einer Dschunke? Sie ist innen ganz auf Arashiart eingerichtet, das hat mir so gut gefallen. Drum ist die Spielwiese auch so. Was sagst Du zu unserem Schlafzimmer?", fragte Vano und streckte sich auf der Spielwiese ganz lang aus, was nicht sonderlich lang war. "Wenn man oben vom Mast stürzt, versucht man sich so zu drehen, dass man in die Takelage zu fassen bekommt, irgendwas. Es der Sturz nicht so hoch, versuch Dich zu drehen, mehrfach und auf den Beinen aufzukommen. Das geht, so fängst Du einiges ab. Aber am besten ist natürlich, Du stürzt erst gar nicht. Komm her Boldi und küss mich", lachte Vano.


    Boldiszàr
    »Ich werde nicht da hoch klettern, wofür gibt es Matrosen? Oder Jendro? Der kann das machen, bei starkem Seegang oder Gewitter.« Boldiszàr kniete sich über Silvano und küsste ihn. »Zwei Spielwiesen, du meinst, eine nur für uns drei und die andere für den Rest? Kazrar und Robby wird das Arashimäßige hier gefallen, nehme ich an.«


    Silvano de Mancini
    "Das weiß ich und ich weiß, dass es Dir gefällt wenn es Teku gefällt. Zudem sieht es wirklich schön aus in Verbindung mit Teakholz. Aber verrate das Tekuro nicht, der bildet sich nachher noch was drauf ein, warum es hier so aussieht. Das war schon so", gibbelte Vano und küsste Boldi lange und leidenschaftlich. "Hör doch auf Jendro für mich zu bestrafen. Bestraf lieber mich", bot Vano an.


    Boldiszàr
    »Aber du bist mein Mann und ich liebe dich.« Boldiszàr grinste ihn mit dem gesunden Mundwinkel an. »Oder hat dir gefallen, wie Davet und ich dich bestraft haben?« Er stieg zwischen seine Beine, griff unter seine Hüfte und hob sie an. Gleichzeitig rutschte er mit den Knien näher, so dass Silvano seinen Schritt im Hintern spürte.


    Silvano de Mancini
    "Ich gebe zu, dass hat mir gefallen. Vor allem weil ich wusste, warum Ihr beiden das getan habt. Gibt es eine größere Liebeserklärung? Wohl kaum. Du kannst mich ja ganz sanft und lieb bestrafen, damit wir beide richtig viel Spaß dabei haben. Du fühlst Dich super an. Ich liebe Dich auch, drum das hier alles, sogar die Spielwiese für uns und Deinen Tekuro, aber psssst, Du weißt ja geheim", grinste Vano und zog Boldi die Hose vom Hintern.


    Boldiszàr
    »Wie wäre es, wenn du ihm so was mal selber sagst? Warum sagst du es mir? Du weißt, er würde sich freuen. Angst? Aber ich kann es ihm auch sagen, wenn du dich nicht traust.« Er bohrte ein wenig, schnaufte erregt und nestelte an Silvanos Hemd herum. »Wurdest du also gern bestraft ... so so. Dann war es keine richtige Strafe, das Schmollen hatte besser gewirkt, aber die Nebenwirkungen haben mir nicht gefallen.«


    Silvano de Mancini
    "Die Bedeutung der Strafe war es ehr. Ihr habt mich ja nicht mies behandelt, sondern ziemlich geil, dass muss ich schon sagen. Wir sollten von Bestrafungen absehen und vor allem davon, was sie nötig macht. Sehen wir lieber zu, dass wir uns lieben und gut zueinander sind. Ich dachte keiner sagt es ihm, wir beide wissen es und freuen uns heimlich darüber, wenn er sich hier wohlfühlt. Aber Du hast Recht, warum sollte ich ihm so etwas Schönes nicht sagen? Nein ich habe keine Angst, ich wollte einfach nur schauen wie er reagiert. Ich sage es ihm. Nein bitte, schmoll nie wieder, das war echt der Abgrund", antwortete Vano und zerrte Boldi auf sich. "Warum trödelst Du heute so?", grinste er glücklich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr grinste breit und riss Silvanos Hemd kurzerhand gewaltsam auseinander. Er bedeckte seine weiße Brust mit zahllosen küssen und liebkoste seine Brustwarzen mit den Lippen, während seine Hände schon tiefer wanderten und Silvanos Hintern ans Tageslicht holten. »Sieht man uns von hier aus auch schön? Nicht jeder hier weiß, dass du mein Mann bist. Jeder muss es wissen.«


    Silvano de Mancini
    "Alle wissen es und von mir aus können es alle sehen, aber hier sieht uns keiner", gurrte Vano vergnügt und drückte sich Boldi entgegen. "Wir können auch das Deck einweihen, spricht nichts gegen, gehört alles Dir, einschließlich meiner Person", flüsterte er liebevoll.

  • Unter Ehebrüdern



    Patrice Vertcuis
    Patrice war nicht eingeladen worden. Vielleicht hatten sie erwartet, dass er den Mut aufbrachte, sich allein dazu zu gesellen, nach allem, was geschehen war. Vielleicht hatten sie erwartet, dass er seinen Platz behauptete, wie Boldiszàr es tat. Patrice saß in den Schatten, klein zusammengerollt, die Arme auf den Knien liegend und dahinter hervorschauend wie hinter einem Schanzwall. Er sah alles mit an, den Spaß, den sie gemeinsam hatten und wie Jendro in der Gruppe willkommengeheißen wurde. Sogar Jendro, der verhasste, verachtete, arrogante Jendro, gehörte nun scheinbar zu ihnen. Mitten in dem bebenden Knäuel nackter Leiber, das nun zur Ruhe kam, Patrices Mann.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy setzte sich ganz eng neben Patrice, so dass sie sich berührten. Mehr noch, er legte ihm einen Arm um die Schulter und zog ihn noch dichter zu sich heran. Dabei streichelte er ihm den Oberarm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Was ist los mit Dir? Mit mir kannst Du reden, immer jederzeit, versprochen. Also was ist Patti?", fragte Bellamy freundlich in der Hoffnung Patti wäre nicht krank oder es hätte was mit seinem Seelenumzug zu tun.


    Patrice Vertcuis
    Patrice zuckte zusammen, als der Arm des Beißers sich um ihn legte. Bellamy hatte gewaltig viel Kraft und wusste sie zu seinen Gunsten einzusetzen.Ob dieser Körper überhaupt zu etwas taugte, wusste Patrice noch nicht so recht. Mit seinem alten, täglich trainierten Gardistenkörper konnte dieser hier nicht mithalten, weder, was Leistungsfähigkeit betraf, noch Schönheit. Als Bellamy ihm das Gespräch anbot, entspannte er sich wieder. »Ich glaube«, sprach er langsam, »Tekuro findet meinen neuen Körper abstoßend. Sieh nur, was er da mit den anderen macht. Er sagte, wir sind nun auf Augenhöhe, wir sind nun ein richtiges Paar. Aber in seinen Augen werde ich immer ein Sklave sein. Vielleicht nicht nur in seinen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy lehnte seinen Kopf gegen den von Patrice, damit dieser spürte, dass er für ihn da war. Erzählen konnte man vieles, so konnte Patrice erleben, dass er seine Worte ernst meinte. "Du irrst Dich ganz gewaltig. Aber ich muss von vorne beginnen, damit Du es verstehst. Tekuro hält Dich immer noch für seinen Besitz. Dich, mich, Kazrar, jeden den er liebt. Er möchte diese Personen besitzen, festhalten und niemals verlieren. Aber deshalb bist Du kein Sklave, sondern Du bedeutest ihm etwas. Was, dass kann er Dir am besten selbst erklären. Wenn nicht durch Worte, dann durch seine Taten. Als Du in dem Tempel warst, ist er fast vor Sorge um Dich vergangen. Er hat Himmel und Abgrund in Bewegung gesetzt um Dir zu helfen und vor allem Patrice, um Dich zu befreien. Ziehe Deine eigenen Schlüsse daraus, aber eines sage ich Dir, für einen Sklaven macht man so etwas nicht. Er war sogar beim Duc und hat ihn um Hilfe für Dich gebeten, er hat den Duc sogar gedrängt, dass er Dich zurückhaben möchte, wenn Dir nicht in einem bestimmten Zeitraum geholfen wird. Egoistisch? Vielleicht. Aber ist Liebe nicht auch ein Teil selbstloser Egoismus? Man möchte die Person besitzen, beschützen, bei sich haben und man tut alles dafür, dass es ihr gut geht. Das verrückte an der Liebe ist doch Patti, dass nichts davon Sinn ergibt, logisch ist, oder planbar wäre. Und Du kennst Tekuros Vorgeschichte, vermutlich besser als jeder andere hier. Du hast Teku regelrecht studiert. Und nun von Dir so eine lausige Einschätzung? Dass kannst Du doch besser. Du bist weder Sklave, noch findet er diesen Körper abstoßend. Nein Patti, dass darfst Du Teku nicht anlasten. Er hat diesen Körper eigenhändig für Dich ausgesucht, er hat zig Sklaven gekauft, damit es überhaupt passt. Damit Du gerettet werden kannst. All die Mühe, all die Sorge weil er Dich für nichts wert hält? Weil er denkt Du bist "nur" ein Sklave? Wie ich Dir schon einmal sagte, war meine Bedingung, wenn er mich wirklich liebt, auch Dich zu dulden. Denn er liebt Dich genauso wie mich. So jetzt habe ich es für ihn gesagt. Ich denke zu dem Schluss bist Du auch selbst schon gekommen. Und was er dort macht? Das siehst Du doch, wenn Du die Augen aufmachst. Sie zeigen sich auf Beißerart, wer zur Familie gehört. Gibt so eine Katzenraubtierart die macht das auch und ebensolche Affen. Das heißt wir sind eine Gruppe, jeder vertraut dem anderen soweit, dass sie sogar intim werden. Das ist kein Lieben, dass ist Freude am Sex und Spaß am Rudel. Du hast doch oft genug Boldi mit Vano und Davet gesehen. Die lieben sich vor dem Kamin. Du hast oft genug selbst mit Teku so gelegen und Vano als sagen wir mal Lehrer dabei gehabt, da habt Ihr beiden Euch geliebt unter Vanos Anweisung sozusagen. Also warum schmollst Du wirklich mein Kleiner? Zudem wenn Du Deinen Körper zu schlaff findest, ich trainiere jederzeit mit Dir. Gleich ob Sport oder Sex", grinste Belly.


    Patrice Vertcuis
    Patrice zuckte ein weiteres Mal zusammen, da er den letzten Satz im ersten Moment für eine Drohung hielt. Erst nach zwei hektischen Atemzügen wurde ihm bewusst, dass Bellamy einen Scherz gemacht hatte, es vielleicht auch ernst meinte, aber nicht drohend, sondern wohlmeinend. »Du verwechselst uns«, sagte er mit unverändert leiser Stimme. »Pascal hat Tekuro studiert. Er hat ihn und Boldiszàr regelrecht seziert, um mich zu schaffen. Ich bin ein maßgeschneidertes Kostüm, ich habe Pascal gepasst und er hat das Rollenspiel genossen, bis ihm dämmerte, dass Tekuro ein Menschenfresser ist. Ab diesem Punkt bekam er Panik. Hin- und hergerissen zwischen Selbsterhaltungstrieb und Selbstaufgabe, zwischen dem finsteren Tekuro und seinem eigenen Mann, riss es ihn innerlich auseinander. Die Trennung ging so weit, dass wir nun sogar zwei Körper haben, jeder einen eigenen. Es hörte sich an wie die Lösung für alle Probleme, aber ich bin ... nur ein abgerissener Fetzen. Pascal ist ein vollwertiger Mensch, dem ein seelisches Geschwür entfernt wurde. Ich bin das Geschwür ohne Wirt. Ich habe keine Vergangenheit, keine Eltern, verstehst du? Mich gibt es offiziell gar nicht! Ich fühle mich halbiert. Leer, unvollständig. Um mich vollkommen zu sein, brauche ich Tekuro. Doch, ich glaube ihm, dass er mich auf seine Weise liebt. Ich glaube es doch, Bellamy, ich sehe, wie er sich um alles gekümmert hat. Aber ich bin nur einer von vielen und er ist für mich alles. Und wenn ich ganz ehrlich bin, stört es mich gewaltig, dass Silvano ihn vorhin kurz von hinten genommen hat.«


    Bellamy Bourgeois
    "Deine Sicht der Dinge ist sehr deprimiert und ich verstehe warum. Aber wir fangen mal langsam an, Deine Wolleknäul der Sorgen aufzuwickeln mein Kleiner. Zuerst hast Du Eltern und zwar jene die auch Pascals Eltern sind. Ihr seid Brüder. Genau wie Zwillinge die aus einer Seele entstehen und zwei gleiche Körper bekommen. Die spalten sich angeblich auch. Wann und wie, keine Ahnung im Bauch vermutlich. Und so hast Du Dich mit Pascal auch gespalten. Nur viel später, aber Du hattest keinen eigenen Körper. Den hast Du erst später erhalten. Also bist Du sein Mehrling, da ihr mehr als zwei wart. Das zu dem Punkt Du hättest keine Eltern. Du hast Eltern. Und falls Dir diese Theorie nicht gefällt, dann ist Pascal Dein Schöpfer, Vater und Mutter in einem. Denn er schuf Dich und Du hast angefangen zu leben. Du siehst, Du kannst Dir sogar aussuchen, wer Deine Eltern waren. Einer von vielen Patti, dass ist man immer in der Familie. Aber jeder für sich ist was ganz besonderes für den Einzelnen. Für mich gibt es keinen zweiten Patti, keinen zweiten Boldi, keinen zweiten Teku. Warum sollte es bei Dir oder Tekuro anders sein? Du bist sein Mann der Patti. Er kann hundert Männer haben, keiner kann Dich ersetzen. Denn die anderen sind sie selbst, nicht Du. Und das Vano ihm einen weggesteckt hat, hat nicht nur Dir gestunken, sondern auch Teku. Er hat sich überrumpeln lassen, Vano das kleine Biest hat ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen, nämlich Boldi gefragt. Wohlwissend, der sacht eh nichts. Beim nächsten mal bekommt er von mir eine drüber. Warum er das gemacht hat, keine Ahnung. Ich glaube er hatte Spaß dran, Teku mal auf den Rücken zu drehen. Was Böses steckt nicht dahinter, er mag Teku, gleichgültig was er für Scheiße erzählt. Und was den Fetzen angeht, Du magst abgerissen von Pascal sein, aber trauerst Du dem Zustand wirklich nach? Der Mann ist verheiratet und glücklich. Du warst vielleicht ein Kostüm, aber nun bist Du frei. Wenn Du ein Fetzen von Pascal warst, bitteschön. Nun bist Du ein vollwertiges Mitglied dieser Familie. Pascal hat da keine Bedeutung, hier hast Du Bedeutung. Du bist mein Ehebruder und der Ehemann von Tekuro. Du hast vielleicht keine 30 Jährige Vergangenheit. Aber Du hast eine und wenn sie erst Stunden her ist. Du schreibst seit dem Tag Deiner eigentständigen Geburt Deine Geschichte. Du bist sozusagen ein Säugling Patti. Welche Geschichte sollst Du denn haben?", fragte Belly freundlich.


    Patrice Vertcuis
    Patrice sah Bellamy von unten erstaunt mit seinen grünen Augen an. Dann lächelte er und kuschelte sich etwas bei ihm ein. »Ja, es liegt darin auch eine Chance. Moritz versteckt sich hinter dem Namen Pascal, weil er kein Wigberg sein will. Der ganze tonnenschwere Rucksack, der mit dem Dasein als Wigberg einhergeht, den trägt er nun allein. Ich pfusche nicht mehr dazwischen, um seinen Mann zu ärgern und er ärgert nicht länger den meinen. So kann man es auch sehen ja. Aber die gefälschten Dokumente auf meinen Namen, mein Konto und alles ... Pascal hat die Macht, all das zu löschen, da es ja offiziell ihm gehört. Ich muss den Duc darum bitten, als vollwertige Person anerkannt zu werden. Rechtlich bin ich vermutlich immer noch eine Persona, das macht mir Angst. Silvano ist nicht halb so biestig, wie du glaubst, er ist nur ein wenig frech. Kennst du Tarock? Silvano wäre die Narrenkarte, wandelnd auf dem schmalen Grad zwischen Weisheit und Narretei, zwischen Genie und Wahnsinn. Aber niemals bösartig, nicht einmal dann, wenn er Böses tut, denn er tut es aus guten, ja geradezu edlen Gründen. Und doch ist es fast putzig zu sehen, mit welcher Naivität er bei seinen hochkomplizierten Plänen herangeht, alle Eventualitäten berücksichtigend, doch die naheliegenden Dinge übersieht er. Ich schätze Silvano, er war sehr gut zu mir und half Tekuro, es auch zu sein. Aber nun vögelt er meinen Mann und hat nicht einmal daran gedacht, mich zu fragen. Für alle scheint das selbstverständlich zu sein. Du bist der Einzige, der mit mir darüber sprach. Der Einzige, der Anstand hat, ausgerechnet du, Bellamy.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja ausgerechnet ich der Kotzbrocken", lachte Belly und strubbelte Patti durch die Haare. "Soweit ich weiß, bist Du als vollständige Person anerkannt. Denn Benito hat Deinen kleinen Bruder Louis aufgenommen. Wir können den Duc noch einmal zur Sicherheit fragen, aber ich meine das seid Ihr. Falls ich mich da nicht irre, was ich nicht hoffe. Nein ich kenne leider kaum Karten und Würfelspiele. Für mich hat sowas immer einen üblen Beigeschmack. Damit hat schon mancher sein Geld verloren und kam in Abgrundsküche. Vielleicht bringst Du mir Tarock bei und wir spielen es mal als Familie? Aber nicht um Geld oder so etwas. Spiel muss Spiel bleiben und nicht an der Existenz rütteln. Du hast Vano ziemlich gut beschrieben, das finde ich witzig. Wobei er manchmal wirklich haarsträubende Ideen hat, was ich da schon so hörte. Gevögelt hat er Teku nicht wirklich er hat ihm genau zwei Stöße verpasst, rein und nochmal und ihn dann wimmernd zurückgelassen. So als wollte er sagen - ich darf das, Boldi hat es erlaubt. Und Teku wusste nicht wie ihm geschah und lag da wie ein Fisch auf dem Trockenen. Vano mag Dich, dass weiß ich. Er war sogar gewaltig traurig darüber, Dir nicht anders geholfen zu haben. Damals auf seinem Schiff und ich bin traurig darüber, dass er Dir hätte bei uns helfen müssen Patti. Das sage ich nicht nur so daher. Beschreibe mal mich, ich bin gespannt was Du zu mir sagst. Hast Du die Wände dieser Spielwiese gesehen? Sie zeigen Landschaften und Häuser aus Arashima glaube ich. Und dieses Häuschen sieht auch so aus. Es ist ein kleines Stück Arashima hier auf der Tordalk. Irgendwie lieb oder? Mir gefällt es hier und ich frage mich, wie Arashima wirklich aussieht", antwortete Bell und kraulte Patrice der sich an ihn schmiegte.


    Patrice Vertcuis
    »Tarock ist das Spiel des Lebens. Manche deuten daraus die Zukunft, aber die Lotos nutzen es gern, um Situationen und Personen zu analysieren, daher kenne ich es. Caillou hat mehrere Decks, er hat sie gesammelt. Wenn du eins auftreiben kannst, dann legen wir es mal zusammen, ich denke, ich erinnere mich daran, wie es funktioniert. Oder lass es Caillou für dich legen, der geht dabei ab. Er nimmt das todernst, was die Karten sagen, ein abergläubischer Lotos. Pass auf, ich sage dir, welchen Platz du in der großen Arkana des Tarocks einnimmst. Deine Karte ist der Wagen. Du warst von klein auf ganz auf dich allein gestellt und du hast die Herausforderung angenommen. Dein Leben hast du dir hart erarbeitet und wenig dem Zufall überlassen. Du bist ein Lenker deines Schicksals, der Wagenlenker. Du hältst die Fäden in der Hand und wenn dir die Kontrolle entgleitet, magst du das gar nicht leiden.« Patrice legte vorsichtig eine Hand auf Bellamys Arm und strich ihm die Haare alle in die selbe Richtung. »Dieses Schiff ist wunderschön. Und wenn Silvano nicht derart in Boldi vernarrt wäre - da ist er wieder, der Narr - könnte man das ganze Schiff als eine Liebeserklärung an Tekuro interpretieren. Die Malereien sind wunderschön. Aber unseren Schwarzen Skorpion wirst du mit der Nase darauf stoßen müssen, was sie darstellen und wie besonders das ist, damit er sie sieht.«


    Bellamy Bourgeois
    "Nein solche Karten kenne ich nicht, ich werde versuchen Dir welche zu besorgen. Du hast mich gut beschrieben, ja so bin ich wirklich. Nichts ist schlimmer für mich als Kontrollverlust. Also wenn ich meinen Verstand verlieren würde, ohnmächtig werden würde, oder sterbe. Das ist wohl der Kontrollverlust schlechthin. Du verstehst also, was ich Tekuro anvertraut habe? Mein Leben und er nahm es mir. Er tötete mich bewusst um mir ewiges Leben zu schenken. Ich musste alles aus der Hand geben und das ist mir nicht leicht gefallen. Allerdings konnte ich es bei ihm, einem anderen hätte ich niemals so weit vertrauen können um das auch nur in Betracht zu ziehen. Das er anders ist, wusste ich an dem Tag, wo ich ihm den Arm einrenken musste. Edo hatte ihm den Arm ausgekugelt und ich hätte den Kerl am liebsten dafür gevierteilt. Es ergab keinen Sinn, denn beide waren meine Gardisten und denn war dieses Gefühl da. Einen Moment später musste ich Robby versorgen und das tat ich natürlich auch. Und dort begriff ich was ich für den Kerl fühle. Er begriff nichts und ich sagte nichts. Stimmt das ganze Schiff ist Ledwick und Arashima, es hat nichts Souvagnisches. Es ist sogar aus fremdartigem Holz. Aber vielleicht ist es bewusst so gewählt, dass es der Choucas nicht gleicht, sie reden von ihren Schiffen als wären es hölzerne Ehefrauen. Das ist mir manchmal unheimlich. Und alle von denen tun das. Weißt Du hätte einer so einen Knall, kann man sagen, der liebt das Ding eben. Aber alle Seeleute sagen sowas. Die reden so, als wären das Personen. Und irgendwie ganz tief im Inneren denke ich, da ist was dran. Wie an jedem Mythos. Man sagt ja auch es gibt Geisterschiffe. Sind die Schiffe selbst Geister? Also blass wie ein Geist und durchsichtig? Falls ja Patti, müssen sie ja eine Seele gehabt haben. Da guck ich bekomme Gänsehaut. Beschreibe mal Tekuro so für mich bitte", bat Belly neugierig.


    Patrice Vertcuis
    Patrice nahm Bellamys Unterarm in beide Hände, um sich die Finger, Muskeln, Adern und Haare zu besehen, die winzigen Pünktchen auf der Haut, die Narben. Diese Hände hatten ihn gequält, doch nun waren sie wie ein Schwert, das friedlich in der Halterung ruht. Diese Waffen waren gestreckt, sie würden sich nicht mehr gegen ihn richten. Patrice schätzte Bellamy so ein, dass er ihm vertrauen konnte. Nur die Erinnerung war manchmal beängstigend. Er befühlte den Unterarm zärtlich, nahm jedes Detail wahr. Bellamy war nicht länger Feind. Er war gefährlich wie eh und je, doch Patrice war aus dem Beuteraster herausgerutscht. Der andere Arm lag über seinen Schultern. Patrice blickte wieder hinauf, so wie er früher immer unter seinen langen Wimpern hervorgeschaut hatte. Er legte Bellamy die Lippen auf den Mund und ließ den Eindruck auf sich wirken, ehe er wieder von ihm abließ, den Arm aber weiterhin betastete. »Tekuro ist der Turm. Das ist nicht so stark, wie es sich anhört, denn auf der Karte wird der Turm von einem Blitz gespalten. Tekuro hat alle paar Jahre Schicksalsschläge einstecken müssen, die alle mit Trennung und Totalverlust einhergingen. Wenn er sich diesem Schicksal nicht trotzig gestellt hätte, wäre er daran zerbrochen. Er war nahe dran, umso härter musste sein Panzer werden, um das marode, weiche Innere zu schützen. Der Panzer ist wie ein Stützkorsett für ihn. Und wenn er den mal ein Stück öffnet, wie er es neuerdings manchmal tut, ist er so sensibel, so verletzlich, dass ich ihn in den Arm nehmen möchte. Er hat sich durchgebissen, wörtlich, aber er hat nie sein Schicksal in die eigenen Hände genommen, wie du das getan hast. Tekuro hat immer jemanden gesucht, in dessen Hände er sein Leben legen kann. Aber welches enorme Gewicht ein geschenktes Leben für den anderen hat, das bedachte er nicht. Er hat die Menschen erdrückt. Nur Boldiszàr ließ sich nicht erdrücken und du auch nicht, wie es aussieht. Aber der arme Kazrar wirkt mir sehr geplättet von seinem zudringlichen Sohn. Dass du nun umgekehrt dein Leben in seine Hände gelegt hast, dass er Verantwortung für dein Überleben als Vampir übernehmen musste, das hat Tekuro sicher viel bedeutet.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schloss die Augen und schmiegte seinen Kopf fester an Patrice. "Du hast ein gutes Auge für Deine Familie Patti, das was Du über uns sagst, ist wahr. Und die Wahrheit über Tekuro ist besonders traurig. Es ist ein Akt der Verzweiflung, den er damit betreibt. Er legt sein Leben in die Hände anderer, weil er selbst nicht planen kann. Es ist ein lautloses "Hilf mir". Ein absolutes angenommen werden, mit der Bitte auf Rettung. Aber die wenigsten haben es verstanden und jene die es verstanden haben, hatten weder die Lust noch empfanden ihn als wert genug es zu versuchen. Er gehörte nicht in ihre Familie, das ist es, was immer wieder in unserem Land eine Hürde ist. So schön es ist, so großartig es ist, der Spruch - hast Du keine Familie, dann bist Du verloren, stimmt leider. Ich war nicht umsonst Palaisin, ich wurde es nicht um den anderen zu beweisen, ich trete Euch in den Arsch und nehme Euch Adligen den Job weg. Das war es nicht. Ich habe zuerst mir bewiesen, dass ich alles erreichen kann, was ich will. Wer sind die anderen? Sie kannten mich nicht im Leid, dann brauchen sich mich auch nicht in der Freude kennen. Und dennoch bin ich nicht verhungert, jedenfalls nicht auf die Art, dass ich körperlich daran zugrunde gegangen wäre. Unser Land ist ein gutes Land, es beschützt die seinen. Aber jene die ohne Familie sind, denen fehlt der Fürsprecher. Das mag nun von einer Person wie mir weich klingen. Von jemanden mit Schwielen an der Hand vom Schwertkampf, erwartet man keine Schreiberlingrede, aber auch ich mache mir meine Gedanken. Und mir haben besonders die Gedanken von Prince Verrill und Ciel immer gefallen. Ciel ist dabei ehr der Macher und Verrill der Kopf mit Hang zum Kahlschlag, falls man nicht spurt. Aber Verills Gedanken waren, dass die Waisen-, Armen- und Altenhäuser nicht zu den einzelnen Lehen gehören sollten. Der eine nimmt es ernst, für den anderen sind es nur nutzlose Fresser. Verrill hatte gewollt, dass sie in die Hand der Krone gehören. Denn auch die dort ganz unten, sind Souvagner. Und gerade sie benötigen den Schutz der Krone. Denn sie haben nicht einmal ein Oberhaupt, dass für sie spricht. Wäre es in der Hand der Krone, dann hätten sie schlagartig allein dadurch schon einen anderen stand. Dann wären die Adligen nicht nur angehalten, sondern verpflichtet sich zu kümmern. Aber seine Idee ging ja noch weiter. Er hatte die Idee, dass es dafür bestimmte Angestellte gäbe, wie Ammen und Büttel in einem, die sich um die Heime kümmern. Und kein Adliger hätte in diesen Häusern was zu sagen, diese Häuser sind Häuser der Krone, wie jede Burg und jeder andere Palast der in Souvagne steht und den Souvagnes gehört. Denn ihnen gehört ganz Souvagne, wenn man ehrlich ist. Hatte er damit nicht Recht? Aber jetzt ist er fort und die Idee vergessen und das tut mir weh. Ich hoffe er wird die Idee in Ledwick umsetzen. Dort wird es vermutlich eine Menge Kriegswaisen geben. Soweit ich weiß, wollte auch Vano mal ein Kind adoptieren, hat er aber auch nie wieder von gesprochen. Tja vielleicht ist es auch ganz menschlich, wer selbst aus dem Sumpf kriechen konnte, schaut nicht gerne zurück. Nachher bringt man ihn doch noch damit in Verbindung. Ich habe aus meiner Herkunft nie einen Hehl gemacht. Zwar bließ mir gerade deshalb kalter Wind entgegen, aber wenn ich mich schon selbst nicht achte, wie sollten es dann andere tun? Und wenn sie mich nicht achten, werden sie mich wenigstens fürchten. Tekuro ist in dieser Denkweise gleich. Sie haben keinen Respekt, aber sie hatten Angst und Angst ist mit eines der stärksten Gefühle. Glaube es mir, ich habe sie schon oft gesehen, gewollt und ungewollt Patti. Und wenn Teku den Panzer herunter lässt, ist das ein Zeichen von Vertrauen. Ich nahm sein Leben gerne in die Hände und gab ihm dafür meines. Das ist doch ein fairer Tausch, das ist Liebe", sagte Belly.


    Patrice Vertcuis
    »Dass wir beide einmal über Liebe sprechen würden, hätte ich mir im Traum nicht ausgemalt. Aber es ist angenehm. Bellamy, ich denke nicht, dass es nur das war, der Wunsch, gefürchtet zu werden. Es war nur ein Wunsch von vielen. Vielmehr glaube ich, dass weder du noch Tekuro glaubtet, dass jemand freiwillig in euren Armen lieben würde und so habt ihr die Frage einfach übersprungen - denn wer fragt, kann ein Nein zu hören bekommen. Könntest du ein solches Nein ertragen? Und das war es auch, was dich und Tekuro so lange trennte, die Angst, eine Abfuhr zu bekommen oder,noch schlimmer, die Freundschaft zu zerstören. Kennst du Tekuros alten Spruch, wen ich ficke, den lieb ich nicht und wen ich liebe, den fick ich nicht? Galt der auch für dich?«


    Bellamy Bourgeois
    "Nein daran hätte ich genauso wenig im Traum gedacht, aber heute ist nicht gestern Patti. Heute ist ein anderer Tag, ein anderes Leben und zum Glück ist es so. Es ist meilenweit von meinem alten Leben entfernt und was ich dort fühlen konnte. Heute habe ich eine Familie, auch wenn sie anders ist, als was die meisten darunter verstehen. Aber das interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, dass wir uns nahe sind und wir uns alle wohlfühlen. Und mit alle, meine ich alle, ehe Du Dich aus welchen Gründen auch immer ausgeschlossen fühlst. So habe ich nicht nur gedacht, so war es oft auch. Ohne das der andere es wusste. Ich habe Frauen gevögelt, aber ich konnte mit keiner eine Partnerschaft eingehen. Sie haben mich aggressiv gemacht und glaube mir, Du möchtest mich nicht aggressiv als Freund in der Nähe haben. Ich weiß selbst, dass ich oft ein Arschloch war. Mal mit, mal ohne Grund. Mit Männern hingegen kann ich problemlos eine Beziehung führen, ihm nah sein, ihn verstehen und ihn lieben. Die meisten dachten dann wir wären geniale Kumpel. Denn genau da fehlte der Part - ich konnte mit ihm keinen Sex haben. Sex hatte bei mir mit Beute und Aggression zu tun. Und den Kerl den ich liebte hätte ich nie zu Klump geschlagen oder so behandelt, wie ich das Prinzessinen Pavianfötzchen im Urlaub durchgeackert habe. Ihre beiden gut durchgebumsten Löcher standen danach offen wie Scheunentore. Sie wollte es, sie bekam es. Aber meinst Du so wäre ich je mit einem meiner Kerle umgegangen? Nie. Und meinst Du, nur einer hätte gerafft, dass er mein Kerl war? Nie. Das änderte sich mit Sherkal, wobei der war eigentlich ehr meine Frau, der hat mich auch ständig zur Weißtglut und zum Ficken gebracht. Der war verdammt geil und schön und heiß wie die Wüste selbst. Jetzt ist er tot. Weil Teku ihn verfüttert hat. Aber kann man Teku böse sein? Irgendwie kann ich das nicht. Bei Tekuro war es eben genau das. Vielleicht war er schon ab dem Tag meiner, als ich ihn dem Arm einrenkte, mal darüber nachgedacht? Aber er wusste es nicht und irgendwann nach all dem was ich durch Boldi, Vano und so viele andere gelernt hatte, habe ich mich getraut ihn um den Biss zu bitten. Und auch das hat er nicht verstanden. Er hat auch den Kuss im Bugraum nicht verstanden. Und ich hab mich selbst noch weniger verstanden Patti. Und was ist mit Dir? Verstehst Du Dich selbst? Weißt Du was Du wirklich willst? Ich meine nicht nur auf die Beziehung bezogen, oder auf Deine anfänglichen Zweifel, ich meine generell. Was wünscht Du Dir vom Leben, frag ich es mal so", antwortete Belly.


    Patrice Vertcuis
    »Er war von da an dein Partner? Das musst du ihm sagen, das wird ihn sehr freuen. Aber ob er den Kuss wirklich nicht begriffen hat? Vielleicht verstand er ihn genau richtig, aber verwarf den Gedanken wieder, da er es gedanklich ausschloss, dass du ihm eine solche Botschaft überbringen würdest. Ihr zwei seid schon süß in eurer Unbeholfenheit. So tapsig. Vermutlich bin ich der einzige Mensch der Welt, der euch niedlich findet. Es war genau das, was mich an Tekuro immer so anzog, dieser kleine weiche Punkt, den er nie ganz überspielen konnte, diese Unbeholfenheit, wenn er sich Mühe gab, lieb zu sein. Viele haben es nicht einmal bemerkt, wenn er es versuchte. Und wenn er dann deutlicher wurde, haben sie es als Bedrohung wahrgenommen und dann ist es oft genug eskaliert. Wie du wurde er dann oft aggressiv, weil er für einen winzigen Moment verletzlich gewesen war, bis es zum Selbstläufer wurde und die Jagd ein Spiel. Früher hat er gespielt, ohne dabei Beute zu machen, wusstest du das? Bitte nimm mich ein wenig in deine Arme, ich möchte mit dir schmusen«, bat Patrice. »Was meine Wünsche angeht, so waren sie früher sehr groß. Der allergrößte war, dass ich Pascal vergesse, damit ich in Frieden leben kann. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Pascal ist fort, mein Kopf ist leer. Viel zu leer, ich möchte ihn gern füllen. Vieles sind auch noch Relikte von Pascal, wie mein Wissen über Tarock. Ich würde gern ein richtiger Mensch werden. Eltern und eine Vergangenheit in dem Sinne kann ich nicht haben, aber ich wünsche mir eine Zukunft voller Leben. Ich möchte vieles nachholen, was ich verpasst habe, am liebsten würde ich einen Beruf erlernen, einen weiteren, zu dem des Gardisten dazu. Und natürlich wünsche ich mir, geliebt zu werden. Darin bin ich nicht anders als du oder Tekuro. Und ich zeige es manchmal genau so falsch. Ich biedere mich dann an wie eine Hure, so hat Tekuro mich schon oft genannt. Das hat mich verletzt, denn so ist es nicht, ich wollte ihm nur so gern nahe sein.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy nahm Patrice fest in seine Arme und zog ihn zwischen seine Beine, so dass Patti ihn als Rückenlehne benutzen konnte. "Sich nach Nähe zu sehnen und dafür als Hure beschimpft zu werden, natürlich hat Dich das verletzt. Das Tekuro ohne Beutezug jagte, habe ich nicht gewusst. Schau einer an, so nahm es seinen Anfang und der weitere Verlauf ist klar. Warum nicht, ich werde es ihm sagen, vielleicht weiß er es aber auch schon. Denn er sagte als ich ihm erneut den rechten Arm richten musste, dass ich dies schon einmal getan hätte. Er sagte das mit einem seltsamen Unterton, könnte also durchaus sein, dass er es weiß. Also ich kann Dir mit Gewissheit sagen, dass ich Dich mag und meine Taten bereue. Das denke ich nicht oft und noch seltener sage ich so etwas. Ich würde Dir gerne helfen, schöne neue Erfahrungen zu sammlen, die dann klasse Erinnerungen werden. Einen eigenen Beruf zu erlernen ist eine gute Wahl. An was hast Du gedacht? Wir sind auf einem Schiff, Du könntest gleich mit Boldi damit anfangen. Oder etwas ganz anderes lernen, was handwerkliches was immer benötigt wird. Aber auch etwas außergewöhnlich ist, Kerzenzieher vielleicht? Lederer? Hast Du ein Händchen fürs Kochen oder Backen? Woran hast Du denn Interesse?", fragte Belly und streichelte Patrice während er ihn fest umschlungen hielt.


    Patrice Vertcuis
    Patrice machte es sich gemütlich an Bellamys muskulöser Front. Warm war es da. »Hm, wie heißen diejenigen, welche all die faszinierenden Knoten können? Sind das Seiler? Ich stelle es mir entspannend vor, Tauwerk zu drehen und zu reparieren und Knoten für alle möglichen Funktionen zu beherrschen. Es gibt ja Knoten, die kann man immer wieder lösen, egal, welches Gewicht dranhing, sie ziehen sich niemals so fest, dass man sie nicht mehr aufbekommt. Oder Seilverbindungsknoten, wenn ein Seil gerissen ist. Und es gibt auch Zierknoten, die richtige Kunstwerke sind. Aus etwas so einfachem wie einem Strick kann man so nützliche oder auch schöne Dinge fertigen. Vielleicht auch Tuchmacher, oder wie heißt der Mensch, der die Segel flickt? Dann könnte ich auch Zelte nähen oder Kleidung. Etwas, was vielseitig ist, wo man seinen Kopf anstrengen muss, aber nicht gleich zur Gehirnakrobatik verrenkt. Pascal liebt die Mathematik, aber ich möchte sie nie lernen! Besonders, weil sie ihm so gefällt. Bellamy, es bedeutet mir viel, dass du dich entschuldigt hast. Und ich glaube dir, dass du es bereust. Weil ich ehrlich sagen muss ... dass mir das mit Jaques auch nicht ganz recht war.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das mit den Seilen kann ich Dir nicht beantworten, aber Vano kann es", erklärte Bellamy und gab Vano ein Zeichen, dass er einmal zu ihnen herüber kommen sollte. "Gleich wenn wir wieder alleine sind erkläre mir, warum Dir Jaques leid tut, oder Dir die Tat leid tut", bat Bellamy. Vano gesellte sich zu den beiden und schaute sie abwarten an. "Vano, Patti würde gerne einen Beruf erlernen, Seiler oder wie es bei Schiffen heisst. Oder jemand der die Segel reparieren kann. Oder etwas wo er mit den ganzen Knoten zu tun hat", erklärte Bellamy freundlich.


    Silvano de Mancini
    "Tau, es gibt hier keine Seile. Und auf einem Schiff, nicht bei es sei denn er hängt als Fender außen. Also Patti den Beruf den Du meinst, oder ich vermute den Du meinst heißt Takler oder auch Rigger genannt. Der Takler hat direkt mit dem Schiffsbau zu tun. Er ist für den Bau und die Wartung der gesamten Takelage eines Segelschiffes zuständig. Die Takelage bezeichnet das stehende Gut und Teile des laufenden Guts eines Segelschiffes. Das sind die feststehenden Masten und das Tauwerk, das die Masten hält. Dazu gehören die Wanten, Stage und die Spieren, Blöcke und Beschläge, sofern sie an den Masten und Spieren befestigt sind, sowie der Teil des Laufenden Guts, der zum Bedienen der Segel notwendig ist, aber nicht am Schiff befestigt wird. Hauptsächlich Fallen, aber auch Dirk, Toppnant und Baumniederholer. Nicht zur Takelage gehören die Segel selbst und die Schoten, obwohl letztere zum laufenden Gut gehören. Der Begriff ist abgeleitet von der Takel, einer schweren Talje mit zwei mehrscheibigen Blöcken. Blöcke sind Flaschenzüge. Als Takler bist Du zuständig für den Bau von Segelmasten, für das Aufstellen und die Verspannung der Masten auf dem Schiff genannt Riggen, für das stehende und das laufende Gut und für den Masttrimm. Zumeist arbeiten Takler auf einer Werft oder in einer Spezialwerkstatt für Riggreparaturen. Einige arbeiten mobil. Nur wenige Schiffe sind so groß, dass sie einen eigenen Takler beschäftigen und auf die Reise mitnehmen. Wir haben einen an Bord. Die Takler sind in den Hafen- und Werftorten ansässig und takelten Segelschiffe dort auf. Sie fertigten aus Blöcken und Tauwerk die Takelage eines Schiffes. Für die Wartung der Takelage auf See sind die Seeleute selbst zuständig. Deine Werkzeuge sind Marlspieker, Splisshorn und Hohlspieker. Einen Marlspieker habe ich auch stets dabei. Zu Deinen Aufgaben gehört dann ferner das Spleißen. Der Spleiß ist eine bruchfeste, dauerhafte, nicht lösbare Verbindung von Tauwerk durch Verflechten der einzelnen Kardeele. Er wird auch zur Reparatur von Tauwerk verwendet. Dies wird bei Drahtgut mit Hilfe eines Marlspiekers, bei stramm sitzendem anderen Gut meist eines Hohlspiekers, bewerkstelligt. Der Takler kennt verschiedene Arten von Spleißen zum Beispiel Augspleiß, Langspleiß, Kurzspleiß und Endspleiß oder Rückspleiß. Die Knoten gehören zur Knotenkunde, Schifferknoten genannt. Jeder Seemann beherrscht sie, jeder muss sie beherrschen. Als Schifferknoten oder Seemannsknoten bezeichnet man Knoten, die eine besondere Bedeutung für den Betrieb von Schiffen haben. Das Stecken solcher Knoten ist Teil der Ausbildung von Seeleuten. Ziel der Knotenkunde ist es, einen Satz von zuverlässigen Knoten zu beherrschen, die sicher halten, wieder lösbar sind, auch wenn sie unter starker Last standen oder nass geworden sind. Bedenke durch das Aufquellen bei Nässe sind sie sonst schwerer zu lösen. Sie sollen schnell und einfach zu knüpfen und zu prüfen sein. Du kannst diese Kunde auf See wie an Land verwenden. Beliebt ist zum Beispiel die Affenfaust. Die Affenfaust ist ein Knoten, der zum Beschweren des Endes einer Wurfleine, zur Sicherung beim Klettern oder als Zierknoten dient. Oder auch als Schlagwaffe dienen kann, da da Ende extrem hart ist. Das ist es, was ich Dir im Groben dazu sagen kann. Die Segel selbst, werden von besonderen Tuchmachern hergestellt, geflickt werden sie sie von den Seeleuten. Ich hoffe Du kannst damit was anfangen", grinste Vano.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schaute Silvano mir großen Augen an, als dieser ihn mit einem Schwall von Fachbegriffen überschüttete, die sich anhörten wie das Demonai aus einem nekromantischen Almanach. »Dann ist der Beruf, den ich mir vorgestellt habe einfach Matrose? Denn ich möchte ja nicht in der Werft bleiben, wenn alle anderen auf See sind. Noch was. Hat es Spaß gemacht, meinen Mann zu vögeln?«, fragte er spitz.


    Silvano de Mancini
    "Zu Frage eins ja, zu Frage zwei ja", lachte Vano und knuffte Patti. "Hast Du sonst noch irgendwelche Fragen, die so leicht zu beantworten sind Hering?", fragte er spitz zurück.


    Patrice Vertcuis
    »Keine Frage, aber eine Bemerkung. Ich find es blöd, wenn du an seinem Hintern rummachst, ich will das nicht.«


    Silvano de Mancini
    Vano hockte sich ernst vor Patti und nickte knapp. "Aye, Tekuro gehört Dir, ich unterlasse es. Es war zudem kein rummachen, ich habe ihm nur einmal einen weggesteckt. Aber auch das werde ich zukünftig unterlassen", antwortete Vano und zeigte seine offenen Handflächen.


    Patrice Vertcuis
    »Ich habe zehn Jahre um diesen Mann gekämpft und für ihn und durch ihn gelitten und geblutet. Auch du hast lange Jahre auf die Rückkehr deines Mannes warten müssen und dir in der Zwischenzeit das verbliebene Auge ausgeweint. Auch du hast so vieles geopfert. Denke daran, wenn du das nächste Mal Lust auf Tekuro verspürst. Er wird genau so verzweifelt geliebt wie Davet, auch wenn ich noch beide Augen habe. Es sind nicht die meinen. Du bist versehrt, ich habe meinen alten Körper komplett aufgegeben, um bei ihm sein zu können. Ich hätte mich von ihm zugrunde richten lassen, damit ich ihn spüre, auch wenn er mich nicht zurückliebt. Ich hätte mich von ihm umbringen lassen. Nun sind wir doch noch ein Paar geworden und er lernt gerade, eine Beziehung zu führen. Mach uns das bitte nicht kaputt, Silvano.«


    Silvano de Mancini
    Vano legte den Kopf schief und umarmte Patrice fest. "Patrice, ich schwöre bei der Choucas, ich werde Dir nichts kaputt machen. Du hast absolut Recht mit dem was Du sagst. Du liebst ihn, er ist Dein Mann, ich achte das. Ich hatte niemals vor ihn Dir wegzunehmen. Falls Du so empfindest, entschuldige ich mich bei Dir. Du hast alles gegeben, was Du geben konntest und ich würde ohne zu zögern das Gleiche für Boldi tun. Für Davet war ich ebenso bereit das Gleiche zu tun und verlor mehr als nur ein Auge. Aber das spielt keine Rolle und ist hierbei irrelevant. Relevant ist, dass Du nicht möchtest, dass ich mit Deinem Mann Sex habe. Es kommt nicht wieder vor", antwortete Vano ernst wie ehrlich.


    Patrice Vertcuis
    »Ihr habt dabei so viel Freude, dass es mir angst macht«, sagte Patrice leise. »Ich hatte sonst nie ein Problem damit, ihn zu teilen, denn das war es, was ich von Anfang an gewohnt war. Er benutzt seinen Stachel gern und oft. Aber zwischen euch beiden ... ich habe das Gefühl, dass es etwas anderes ist. Etwas, das über reine Körperlichkeit hinausgeht. Und dann noch dieses Schiff, es sieht aus, als wäre es auf ihn zugeschnitten. Ich sagte es vorhin schon zu Belly, es sieht aus wie eine Liebeserklärung.« Patrice musterte Silvanos Gesicht. Im Hintergrund räkelte sich Tekuro auf der Spielwiese, wo sie kurz zuvor noch gekuschelt hatten und rutschte nun an Jendro heran, um die entstandene Lücke zu schließen.


    Silvano de Mancini
    "Die Tordalk ist eine Liebeserklärung, aber sie gilt einem anderen Mann. Sie gilt ihrem Eigner - Boldiszar. Das ganze Schiff zeigt, wer ihm wichtig ist, was ihm wichtig ist, welche Werte er vertritt und was er mir bedeutet. Die Tordalk hat mein komplettes Vermögen aufgebraucht. Ich ließ sie bauen, damit Boldi abgesichert ist, falls es mich nach dem Angriff auf die Farisin nicht mehr geben sollte, denn genau das war mein Plan. Mit einem großen Knall zu gehen. Das war 14 Jahre lang der Plan, bis ich Boldi traf. Als ich dann die Absicherung für ihn schuf, stellte ich fest, dass ich ihn gar nicht verlassen will oder kann. Es klingt theatralisch aber vorher war ich tot, ich starb mit Davet. Ich wollte ihm folgen, nachdem ich ihn gerächt hatte. Als ich Boldi traf wollte ich das nicht mehr, ich wollte leben. An seiner Seite, als sein Ehemann. Ihm bedeutet Tekuro unendlich viel. Er liebt seinen Bruder. Und diese Spielwiese, die Boldiszar gehört, zeigt Arashima die Herkunft seines Bruders. Es ist eine Ehrung an seinen Bruder, ein Ort wo er Tekuro nahe sein kann, selbst wenn dieser nicht dabei wäre. Und gleichzeitig ist dieser Raum ein ich habe Dich lieb an Tekuro. Dieses Schiff wird den Lebensunterhalt für meinen Mann, Davet und mich verdienen, zuzüglich der dazugehörigen Reederei. Eine Reederei für Im- und Export, kein Schiffebau. Warum es zwischen Tekuro und mir anders aussieht? Weil Boldiszar ihn um Unterstützung und Vertretung bat. Er macht das für Boldi, wie ich dieses Schiff für Boldi schuf. Schau, er liebt Boldi als Bruder und ich liebe meinen Mann. Empfinde ich Zuneigung für Tekuro? Ja. Alles andere wäre gelogen und wir reden hier mit gestrichenen Segeln, also offen. Mag ich ihn sehr? Ja. Habe ich Spaß mit ihm gehabt? Ja. Aber er ist nicht mein Mann Patrice. Und dieses Schiff Patrice, diese Lady aus Ledwick gehört meinem Mann. Schau in unser Schlafzimmer, schau Dir das Steuerrad an, schau Dich überall um. Du wirst überall etwas finden, was Boldi liebt und Du wirst überall etwas finden was Boldi beschützt. Vom mehrgeteilten Rumpf, dass ein Sinken verhindert, bis zu den Masten wo niemand klettern muss. Darum wählte ich die Dschunke. Gäbe es eine andere Schiffsform die noch sicherer, noch effektiver und noch mehr meinem Mann zugeschnitten wäre, die Tordalk wäre dieses Schiff. Sie ist ein holzernes Du bist meine Liebe und mein Leben. Und zu seinem Leben gehört auch Tekuro", erklärte Vano.


    Patrice Vertcuis
    Patrices spitzfindige Miene wurde wieder sanft und er kuschelte mit dem Hintern ein wenig an Bellamy, indem er damit hin und her rutschte, ehe er sich zurücklehnte und den ganzen Rücken an ihn schmiegte. »Wenn man Boldiszàr liebt, muss man auch Tekuro lieben. Das hast du richtig erkannt, er ist ein Teil von ihm. Glücklicherweise bin ich nicht gezwungen, als man von Tekuro Boldi derart zu verwöhnen. Wobei ... vergiss das. Tekuro hätte das drauf, es ist eher Boldiszàrs Prüderie geschuldet, dass ich nicht großzügig an ihn verborgt wurde. Ich habe es mir anders überlegt. Du kannst gern mit Tekuro kuscheln und so weiter, das genießt er sehr. Ich möchte ihm das nicht nehmen.«


    Silvano de Mancini
    "Patti findet Euch als Paar oder Trio erst einmal selbst und der Rest ergibt sich dann. Boldi hat etwas falsch verstanden, ich ebenso und Bellamy wohl auch als er seinen Senf dazugab. Ich brauche nicht dreimal am Tag Sex. Aber ich hätte persönlich schon einmal gerne, dass ich meinen Mann genauso beglücken darf, wie er mich. Er sieht es genauso. Das ist kein Leistungssport würde Davet sagen, sondern Genuss. Und damit hat er Recht. Wenn Ihr mitkuscheln wollt und Boldi sagt nichts dagegen, wunderbar. Bitteschön. Falls Ihr es nicht möchtet, auch gut, dann kuschelt für Euch und genießt es in vollen Zügen. In Ordnung?", fragte Vano freundlich.


    Patrice Vertcuis
    »Oh, als ob ich da irgendwas zu melden hätte. Tekuro schlägt mich nicht mehr, aber meinst du, er würde sich von mir irgendetwas verbieten lassen? Lässt du dir von Boldi irgendetwas verbieten? Dein Angebot ist lieb gemeint, lass uns nicht streiten. Ich war nur traurig, weil ... na ja. Ich wäre gern dabei gewesen und würde ihn auch gern einmal auf diese Weise spüren.«


    Silvano de Mancini
    "Ob ich mir von Boldi etwas verbieten lasse? Er ist mein Mann, natürlich! Er bestimmt was in unserer Familie passiert und was nicht. Er ist das Familienoberhaupt, nicht ich Patrice. Meine Befehlsgewalt beschränkt sich auf die Choucas und auf meinen Dienst. Weder bei Davet noch bei Boldi bin ich der Jenige der die Ansagen macht. Das ist auch nicht meins, ich suche einen Mann - keine Frau. Und dazu gehört für mich auch, dass er mich leitet, so wie ich meine Matrosen leite dienstlich. Er ist mein Navigator im Leben, ich bin das auf See. Er gibt die Richtung vor. Das habe ich ihm auch schon gesagt. Sicher mache ich manchmal Dinge, die Boldi nicht möchte. Aber das liegt nicht daran, dass ich gegen ihn rebelliere oder mich auflehne, sonder es liegt daran, dass ich ihn falsch verstanden habe. Alles was ich tue, tue ich für ihn. Wenn er damit nicht einverstanden ist und wütend auf mich ist, habe ich mich verschätzt. Ich habe nie vor ihn wütend oder traurig zu machen. Ich habe auch nicht vor, dass er sich von mir versetzt fühlt. Ich bin letztens gegangen um eine Lösung zu finden, nicht um meinen Mann zu verlassen. Ich würde ihn nicht einmal dann verlassen, wenn er mich verlässt. Er wäre immer noch mein Mann, ich würde ihn immer noch beschützen und beistehen, also ja er hat was zu sagen und zwar alles. Wir streiten nicht Patti, Du hast genauso das Recht mir zu sagen, was Dir nicht passt, wie jeder andere in der Familie. Das Du gerne dabei sein möchtest verstehe ich, dann hab keine Angst dazu zu kommen. Du kannst ihn auf diese Art spüren, so wie Boldi und ich uns lieben. Du musst es mit Teku und Belly einfach versuchen. Schaut uns zu und macht es für Euch. Oder macht erst bei uns mit und zieht Euch dann zurück. Und nebenbei, Du hast mehr zu melden als Du glaubst, nur musst Du es auch mal tun - sprich Dich melden", grinste Vano.


    Patrice Vertcuis
    Patrice zog ungläubig die Augenbrauen hoch, als Silvano seine Sicht der Dinge erläuterte. Er reiste mit einem fremden Mann in den Urlaub, um sich dort mit ihm zu vergnügen, er verschwand generell in regelmäßigen Abständen, um Blödsinn zu treiben und dann behauptete er, Boldiszàr hörig zu sein und ihn nur falsch verstanden zu haben. Patrice schüttelte lächelnd den Kopf. »Geh schon einmal vor, ich schulde Bellamy noch eine Antwort, dann kommen wir nach.«


    Silvano de Mancini
    "Ich verziehe mich wieder zu meiner Knuddelbacke, bis später Ihr zwei", sagte Vano, knuffte alle beide und gesellte sich wieder zu Boldi und Tekuro.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy knuddelte Pattrice und lachte leise an seiner Halsbeuge. "Du hast Vano tatsächlich sehr gut eingeschätzt, er ist wirklich ein kleiner Chaos. Rakshor selbst hätte seinen Spaß an ihm. Jedenfalls verbreitet er in Boldis Welt liebevolles Chaos. Er meint das ehrlich gut, aber merkt manchmal nicht was er da anrichtet. Was Du über Tekuro gesagt hat, ist sehr lieb geradezu niedlich. Ich denke, wir bekommen es hin, dass wir uns ganz genauso lieben. Wichtig ist doch, was wir füreinander empfinden. Das ist es, was man bei Boldi und seinen Männern sieht", flüsterte ihm Belly ins Ohr.


    Patrice Vertcuis
    Patrice kicherte leise, als Bellamy in seine Halsbeuge lachte. »Dein Bart kitzelt. Silvano ist wirklich sehr chaotisch. Er ist die Brandung, Boldiszàr der Felsen. Es braucht jemanden, der so geduldig und gelassen ist wie Boldiszàr oder Davet, um Silvano lange ertragen zu können. Tekuro würde sich umschauen, wenn er ihn immer am Hals hätte und nicht nur zwischendurch.« Patrice drehte den Kopf zur Seite und küsste Bellamys Schläfe. »Ja, Silvano und seine beiden Männer lieben sich. Aber auch wir beide lieben unseren Tekuro, Silvano spielt leichtfertig mit etwas so zerbrechlichem wie dem, was wir uns gerade mühsam aufbauen. Er weiß nicht, wie schwer es Tekuro fällt. Du hattest mich gefragt, warum Jaques mir leid tut.«


    Bellamy Bourgeois
    "Du ich glaube er spielt nicht und möchte auch gar nichts gefährden. Er war nur frech, wie Du vorhin schon gesagt hast. Aber uns Tekuro wegnehmen, will er nicht. Zudem kann man uns Tekuro auch nicht wegnehmen, er würde es nicht zulassen und wir auch nicht. Ja Boldi ist die Ruhe selbst, er ruht absolut in sich genau wie Davet. Und solange Boldi und Vano zusammen sind, sind beide ruhige gutmütige Gesellen. Das färbt ab, es sei denn ich versuche zu helfen und gebe Vano Tipps. Das lasse ich zukünftig, nur mal am Rande erwähnt. Ja warum tut Jaques Dir leid, Du weißt doch was er angerichtet hat und Ciel befahl uns ihn aufzubohren", erklärte Belly und massierte Patrice den Kopf.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schüttelte leicht den Kopf. »Du verstehst mich falsch. Erinnerst du dich daran, wie es eskalierte, weil Silvano Tekuro sagte, er wäre ihm egal? Das hätte fast die gesamte Familie gesprengt, es hätte fast Tote gegeben! Was für Silvano ein netter Zeitvertreib ist, ist für Tekuro tödlicher Ernst.«
    Patrices blickte diesmal nicht zu Bellamy hinauf, sondern auf seine Hände.
    »Jaques tut mir leid, weil er damals auf der Choucas gut zu mir war, als alles Glück dieser Welt mich verlassen hatte. Er hat mich beiseitegenommen und lange mit mir gesprochen. Was im Bugraum geschah, davon wusste er und es tat ihm weh, das zu wissen. Er wollte mir so gern helfen, aber er konnte nicht, weil ich ihn nicht ließ. Er bot mir seinen Schutz an, er hätte mich mit allen 142 Männern unter seinem Kommando beschützt! Und das, obwohl Boldiszàr der Mann von Silvano ist und alle wussten, dass Tekuro so lange Narrenfreiheit genießt, wie Boldiszàr seine schützende Hand über ihn hält. Damit hätte Jaques einen Streit mit seinem Kapitän provoziert und generell den Bordfrieden gefährdet. Er schenkte mir ein hauchdünnes Messer, das ich noch immer besitze. Am Ende lud er mich sogar zur Neujahrsfeier zu sich nach Hause ein, ins Haus der Dusoliers, seiner Familie! Wie lieb ist das? Und wie habe ich es ihm gedankt? Indem ich dabei zusehe, wie er geschändet wird, indem ich selbst Hand an ihn legte und ihn quälte. Ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, ihm zu helfen, nur für einen Moment probiert, mich zu drücken. Und dann, als Tekuro Kommando gab, war ich dennoch dabei. Ich habe nicht einmal versucht, für Jaques zu sprechen. Obwohl ich wusste, wie es ihm geht, niemand wusste das so gut in diesem Raum wie ich. Und obwohl er so gut zu mir war.«


    Bellamy Bourgeois
    "Vano hat Teku diesen Scheiß vor den Kopf geknallt um Boldi zu verletzten. Das ist eine Kriegstaktik, verletzte die Unschuldigen, dann sind die Feinde damit beschäftigt, sich zu kümmern und können nicht mehr kämpfen. Du hast sie an das unschuldige Opfer gebunden. Er wollte Boldi eins reinwürgen. Wie schafft man das, schnell und effektiv? Tue jemandem richtig weh, den er liebt. Wen liebt er? Vano und Teku. Er hätte jetzt Boldi androhen können selbst irgendwas zu machen, was ihm schadet. Da hätte er von Boldi aber richtig langen Hafer bekommen, oder das erste Mal in ihrer Beziehung eine Tracht Prügel um seine Hirnstreben gerade zu ziehen. So schätze ich schon meinen Bruder ein, oder er hätte ihn eingesperrt. Das weiß Vano, also hat er vor Boldi behauptet - Tekuro bedeutet mir nichts. Treffer, versenkt. So jetzt sag mal was Boldi, tut weh was? Du hast mir auch wehgetan! DAS war die Botschaft hinter der Scheiße die Vano gelabert hat. Boldi hat das aber nicht erkannt, weil es zu weh tat! Vano hat ein bisschen zu gut gearbeitet. Also sagte Boldi, dann sag das Teku ins Gesicht. Logisch wäre nur gewesen, dass Vano gesagt hätte - Nein das sage ich ihm nicht, ich habe gelogen um Dich zu verletzten. Hören wir auf uns zu streiten und zu verletzen. Vano aber in seinem Querdenkermodus sagt das auch noch Tekuro, weil er meint nicht zurückzukönnen. Was war denn auf dem Schiff los? Er guckt Ciel an wie ein geprügelter Hundewelpe und widerspricht ihm vor der ganzen Mannschaft! Er verweigert, wieso bei allen neun Abgründen? Er mochte Ciel immer, er vertraute ihm, was hat er gewollt? Ich sag es Dir, er wollte Absolution von Ciel und die Erlaubnis zum Morden. Die bekam er nicht, also hätte er da einknicken müssen. Das ging aber nicht weil? Keine Ahnung, er schon zuweit rausgerudert war um mal in seiner Welt zu bleiben. Ciel sagte mehrfach übersetzt, Freundchen überlege Dir das und Vano war doch am überlegen wie irre. Und letztendlich siegte der Verstand über seinen Groll und er knickte ein. Was hätte er noch tun können in seiner verdrehten Denkweise? Ciel und Linhard festsetzen, über Bord werfen lassen, Kielholen lassen, das hätte er alles bringen können. Wer hätte das je erfahren, wenn die Matrosen schweigen? Niemand und die waren ein Ei Patti. Sein Wort ist auf der Choucas Gesetz. Linhard und Ciel hätten lange zu schwimmen gehabt, ehe sie zurück in Beaufort gewesen wären, daher sicher auch der Begriff Muschelrücken. Vano meint das nicht ernst, das sind Beleidigungen, das ist Provokation. Du tust mir weh? Na warte mal, jetzt komme ich und rums. Das macht Teku auch, er zieht den Panzer hoch, nur droht er Gewalt an und wendet sie an. Vano nicht, wobei manchmal doch, er griff Teku als Fledermaus an. Dafür bekommt er noch eine mit. Das ist sein Erbe aus dem Heim, wie das von Teku sofort zu kämpfen. Teku wählt die Fäuste und den Stachel, Vano wählt die Zunge und dann den Haken. Sie sind sich sehr ähnlich Patti, manchmal zu ähnlich, darum artet der Streit bei ihnen so aus. Teku gab es Vano nämlich genau mit der gleichen Münze zurück. Du bist genauso bedeutungslos, Du warst nur ein Fick. Ab dato brach der Abgrund los. Wie kann Tekuro sowas über ihn sagen, wo er das doch gar nicht so meinte. Aha, und woher bitte soll Teku das wissen? Und bitteschön Vano, Teku meint es auch nicht so. Tut weh was? Wer Wind säht Bursche... Zu Jaques, zuerst wir hatten ein Befehl von Prince Ciel. Gut er befahl uns ihn zu töten, aber wir haben ihn vergewaltigt. Das er so zu Dir war, habe ich nicht gewusst. Gegen Jaques persönlich habe ich nichts. Er war mir gleich, ich kannte ihn nicht weiter, ich setzte einen Befehl um. Er war weder gut noch schlecht zu mir. Was er mit dem Fettkloß von einem Leibdiener gemacht hat, hat mich auch nicht sonderlich interessiert. Der Typ muss schon blöd wie Brot sein, wenn er unter einem Palast über dem Meer was anderes vermutet als Meer. Machs Fenster auf und guck es Dir an. Was sollte da sein? Ein Weinkeller? Ja der Keller zum weinen oder was? Der hatte doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Verrill hätte froh sein können, wäre der Idiot ertrunken, so einen kann doch keiner als Leibdiener gebrauchen. Stell Dir nur mal vor, so ein Vollpfosten wäre Leibwächter. Dann gute Nacht. Aber das hatte für mich auch nichts mit Jaques zu tun, ich bekam ein Befehl und sein Arsch war knackig. Er hat sich gewehrt und das hat mich angeheizt. Und irgendwann war er doch ganz zutraulich. Mittlerweile habe ich ihn richtig in meinen Schoß geschlossen, also ich hätte nichts dagegen, ihn als meinen persönlichen Bumslappen im Keller zu halten, der ständig auf Abruf bereit ist, die Pforte zu öffnen und seiner Bestimmung zu folgen und zwar mir die Sahne aus dem Sack zu reiten. Aber das Du über ihn sagst, kann ich nachvollziehen", stimmte Belly zu.


    Patrice Vertcuis
    Bumslappen ... Patrice spürte Bellamys Umarmung plötzlich wie die Hälften einer eisernen Jungfrau. Er spürte die Muskeln, die Arme, die ihn schon einmal gepackt hatten, um ihn erst dann wieder freizugeben, wenn er nichts als ein winselndes Häuflein Fleisch war. Wobei Patrice, darauf war er stolz, in all der Zeit so gut wie nie einen Laut von sich gegeben hatte. Seine stumme, ineffektive Art des Protests. Er konnte hier nicht länger sitzen, er stand hastig auf, stolperte über seine neuen Beine und flüchtete zu Tekuro. Er kletterte über ihn und drückte sich zwischen ihn und Jendro, obwohl dort wenig Platz war, weil die beiden sich gerade beschnupperten.


    Tekuro Chud
    »Patti«, freute Tekuro sich, schloss ihn in die Arme und küsste ihn. »So blass. Hat der Vano dich erschreckt? Das hat er mit Absicht gemacht, das tut er gern.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute Patrice hinterher und kam dann langsam zu ihm herüber. "Hey ich wollte Dir doch nichts, ich habe Dir nur beschrieben wie ich Jaques gesehen habe. Das hat doch nichts mit Dir zu tun Patti, bitte beziehe das jetzt nicht auf Dich. Was soll ich Dir denn anderes sagen, als die Wahrheit? So habe ich für ihn empfunden", erklärte Bellamy leise und strich Patti beruhigend über den Rücken.


    Patrice Vertcuis
    Patrices Herz raste und nun wünschte er sich Pascal herbei mit all seiner Ausbildung, all seinem Wissen und all seinen Fähigkeiten. Aber er war nicht hier, Patrice war in diesem Körper völlig auf sich allein gestellt, hier konnte er sich nicht zurückziehen und eine andere Persona an die Front schicken. Die neugewonnene Freiheit hatte ihren Preis. »I..ist schon in Ordnung«, stammelte Patrice und versuchte, irgendwie die Ruhe heruzustellen, die Pascal so mühelos über ihren gemeinsamen Körper gebracht hatte, wann immer es nötig war. Ruhe war der Schlüssel, keine Hektik. »Ich ha..hab mich gerade erinnert an den Bugraum.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das habe ich nicht gewollt, ich wollte Dir nur meine Sicht auf Jaques sagen, die ich mir hätte schenken können. Patti ich schwöre Dir, so etwas wie im Bugraum wird von meiner Seite aus nicht mehr vorkommen. Hab bitte kein Angst, na komm her. Schau ich tue Dir nichts, ich bin ganz friedlich. Wir haben doch gerade so gut miteinander geredet", sagte Belly freundlich.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schaute hilfesuchend zu Tekuro, aber der grinste über beide Ohren und tätschelte ihn. Mit der anderen Hand griff er nach Bellamy und zog sie zu einem Dreierknäuel. Patrice wich nach hinten aus. »Lass mich, ich entscheide das selber«, behauptete er so fest er konnte. Leider war seine Stimme kein bisschen überzeugend. Auch hier fehlte die andere Seele, die oft als arrogant empfunden wurde, aber im Gegensatz zu ihm ein gesundes Selbstvertrauen besaß. Patrice fühlte sich mit einem Mal unglaublich hilflos und allein. Tekuro hatte ihn losgelassen und blickte ihn fragend an, kein bisschen beunruhigt. Warum auch? Er hatte alles, was er wollte. Und er wusste noch eher als Patrice es bewusst wurde, dass dieser nicht fortlaufen konnte. Sie waren an Bord eines Schiffes, wie schon einmal. Patrice wurde erneut auf schreckliche Weise bewusst, wer und was die Beißer waren, wenn sie nicht herumlagen und Gruppenkuscheln praktizierten. Er durfte nicht erneut Beute werden, bloß nicht ins Beuteschema fallen! Wer sich wie ein Opfer benahm, wurde wie eines behandelt. So selbstbewusst wie er es imitieren konnte, also grauenhaft, stakste er auf allen vieren über Tekuro hinweg, nahm all seinen Mut zusammen und umarmte Bellamy.


    Tekuro Chud
    »Ihr habt über Jaques gesprochen? Will Patti dabei sein, wenn er seinen Ring bekommt?«


    Bellamy Bourgeois
    "Nein er hat mir etwas wegen Jaques anvertraut, einfach ein paar Gedanken. Patti muss erstmal seine Gedanken ordnen, er hat seine ganz eigenen", erklärte Bellamy Tekuro freundlich und nahm Patrice fest in die Arme. "Keine Angst, wie gesagt, Dir passiert nichts. Wenn Du nicht möchtest, ist das völlig in Ordnung. Bleib einfach hier, schmieg Dich an und versuche Dich zu entspannen Patti. Oder möchtest Du Dir auch das Schiff anschauen gehen?", bot Belly an.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schüttelte hastig den Kopf. Nun wurde er doch hektisch, er erstarrte, um sich nicht versehentlich schnell zu bewegen. »Ich möchte gern kuscheln«, bat er leise. Er zog halbherzig an Bellamy, um ihn so zu legen, dass Patrice zwischen Tekuro und Bellamy lag. Mit zitternden Fingern streichelte er erst Tekuros schwarzen Pelz. Tekuro war immer noch tiefenentspannt, ein Zustand, in dem er nur selten so tief drinnen war. Er schmuste zurück und hielt zu Patrices großer Dankbarkeit nun den Mund zum Thema Jaques. Patrice liebkoste nun vorsichtig Bellamys Schulter, strich seinen Arm entlang, den er zuvor so gründlich untersucht hatte und besah sich die selben Details wie von vorhin. Die Beißer und er standen nun auf der selben Seite, er war einer von ihnen. Noch vor einer Stunde war Bellamy so einfühlsam gewesen und dann fiel er wieder in sein Beißerschema. Patrice küsste die Hand und zog daran, so dass Bellamy ihn umarmte. »Bitte«, fügte er fast flehend hinzu.


    Bellamy Bourgeois
    "Ganz wie Du möchtest, schau ich lege mich auch so hin wie Du magst. Ich wollte Dich nicht verschrecken, kuscheln ist eine gute Idee. Es ist schön ganz nah beieinander zu sein. Komm in meine Arme und mach es Dir gemütlich. Ich hoffe Deine Einschätzung über mich hat nicht gelitten, es sei denn es kam die Bewertung hinzu, kann seinen dummen Mund nicht halten. Da muss ich Dir völlig Recht geben. Weißt Du schon, wo wir untergebracht sind?", fragte Bellamy. Dabei ging es ihm nicht um die Information, sondern darum, dass Patrice über etwas anderes sprach und sich dabei beruhigen konnte.


    Patrice Vertcuis
    »Mir ist es gleich, Hauptsache, ich bin bei Tekuro und wenn es die letzte Abstellkammer ist oder das Krähennest.« Patrice atmete tief durch. Tekuro schmiegte sich von hinten um ihn und küsste seinen Hals. Auch ließ er sich nicht nehmen, seinen Stachel, der momentan weich und extrem klebrig war, an ihn zu drücken. Das half erstaunlich gut. Patrice blickte zu Bellamy hinauf und wünschte sich lange und dichte Wimpern wie früher. Sein Augenaufschlag musste absolut lächerlich sein, er fühlte sich wie ein hässliches Entlein und fragte sich, ob es in Arashima Fleischformer gab, um sein Gesicht dem Alten mehr anzunähern. Er strich über Bellamys haarige Brust, schwarzes Fell, nicht so dicht wie bei Tekuro und viel borstiger, aber schwarzes Fell. Patrice kuschelte sich daran ein, öffnete seinen schmalen Mund und küsste Bellamy vorsichtig. »Nein, ich habe dich schon richtig eingeschätzt. Es war nur der Schreck. Du hast mich nicht gefragt, welche Karte ich bin.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ich bin von nun an da um Dir die Schrecken vom Leib zu halten. Denk daran, zur Not frage Tekuro. Ja ich habe Dich gefragt, welche Karte Du bist. Also welche Karte bist Du Patti? Erkläre mir die Bedeutung", bat Bellamy und drückte sich an Patrice, so das er zwischen ihm und Teku eingeklemmt war, aber auf liebevolle Art.


    Patrice Vertcuis
    »Meine Karte ist der Gehängte«, erklärte Patrice und schloss die Augen. »Auf dieser Karte hängt ein Mann kopfüber von einem Galgen, er wurde an den Füßen aufgeknüpft, seine Hände sind hinter dem Rücken gefesselt. Er symbolisiert ein Opfer, seine Lage ist demütigend und er kann sich nicht allein daraus befreien. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass sein Gesichtsausdruck recht gelassen wirkt. Bei diesem Motiv geht es um innere Erkenntnis. Der Gehängte weiß, dass er sein Schicksal nicht ändern kann, blickt aber trotzdem zuversichtlich in die Zukunft, im Vertrauen darauf, dass es sich von allein bessert und wenn nicht, dann kann er es auch nicht ändern. Der Gehängte lehrt uns Gelassenheit und Akzeptanz eines unausweichlichen Schicksals. Die Karte zeigt im Tarock gelegt aber auch an, dass etwas auf den Kopf gestellt wird, eine neue Sichtweise wird eingenommen. Sie lädt uns dazu ein, die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Der Gehängte ist eine Karte, die vielen zunächst Angst macht, aber man darf nicht vergessen, dass sie der Kartennummer 12 entspricht, die Zahl der Vollkommenheit.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das klingt traurig und schön zugleich, möglicherweise sollst Du Deine eigene Sicht auf den Kopf stellen. Denn Deine Peiniger wurden Deine Familie. Ich hoffe das darf ich so sagen. Und Patti, solange man an den Füßen aufgehangen wurde, besteht immer Hoffnung. Mummele Dich ein und schlaf schön mein Kleiner", sagte Belly und schloss ebenfalls die Augen. Vielleicht war der Gehängte ihr Bote, sie alle hatten gelernt die Welt aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Sie wurde auf den Kopf gestellt und so sah sie verdammt gut aus.