Kapitel 02 - Alle Mann an Bord

  • Alle Mann an Bord
    Leala an Bord



    Leala schaute sich neugierig auf der Tordalk um. Das Schiff war viel riesiger, als sie es sich vorgestellt hatte. Silvano führte seine Mutter von den Stauräumen, bis zu den Privatgemächern. Vor seiner Kajüte blieb er stehen und machte eine einladende Geste. Leala betrat die Wohneinheit und schaute sich um.


    "Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken ich wäre in Deiner Kajüte auf der Choucas", sagte sie freundlich.


    "Das ist ja auch so gewollt Ma, ich muss mich Zuhause fühlen, ob ich je wieder die Choucas befehlige, weiß ich nicht. Aber die Tordalk ist ebenfalls ein wundervolles Schiff. Auf ihre Art und Weise, sonst hätte ich sie nicht für uns gekauft, beziehungsweise bauen lassen.


    Ich bin gespannt wie sich die Große fährt, Davet hat Erfahrung mit einer Dschunke, ich nicht. Aber sie sollen leichter zu fahren sein. Das glaube ich, allein schon wenn Du Dir die Segel betrachtest. Die zig Möglichkeiten der Ausrichtung, Handhabung vom Deck aus, statt klettern und und und.


    Sie haben einige Vorteile unter anderem auch den geringen Tiefgang. Ich lass mich überraschen. Der Witz an der Tordalk ist, dass Du sie im Sitzen steuerst. Das hat was Gemütliches, aber sie ist auch ein Handelsschiff und kein Kriegsschiff wie die Choucas.


    Der Platz des Steuers hat zwei Plätze neben sich. Das heißt Du steuerst und links und rechts kann einer neben Dir sitzen. Zudem ist es überdacht. Da musste ich an James und sein Brückenhaus denken. Ganz so abgeschlossen ist es nicht, aber es bietet trotzdem etwas Schutz vor der Witterung", bot Silvano an.


    Leala setzte sich vor den kleinen Tisch und schaute sich das Schiffsmodell an. Silvano hockte sich neben seine Mutter.


    "Das Modell ist die Choucas oder? Woher hast Du es Schätzchen?", fragte sie neugierig.
    "Das habe ich selbst gebastelt. Die Einzelteile habe ich geschnitzt und miteinander verleimt. Ich habe die Choucas eins zu eins in Miniatur nachgebaut.


    Für den Fall, dass ich mal etwas für die Choucas planen muss und einfach so zum Spaß. Immer abends, wenn ich nichts zu tun hatte, habe ich an dem Modell gebastelt. Das war meine Feierabend-Beschäftigung. Du kannst die Mini-Choucas auch auseinander nehmen und Dir so die einzelnen Decks und die Einrichtung anschauen", erklärte Vano gut gelaunt.


    "Du hast Talent, sie ist wunderschön geworden. Schnitzt Du noch andere Dinge, oder hast Du mal ein Flaschenschiff gebaut?", fragte Leala und legte Vano einen Arm um die Schulter.


    "An einem Flaschenschiff habe ich mich schon versucht, aber leider ist es mir nicht gelungen. Das Schwierige daran ist, wenn Du zum Schluss die Maste aufrichten musst. Um das hinzubekommen musst Du räumlich sehen können, drum wird das leider nichts Ma.


    Kleinkram wie Anhänger oder Tiere habe ich als Zeitvertreib ebenfalls geschnitzt, aber keine Ahnung in welcher Kiste ich die gelassen habe Ma. Wenn ich sie finde gehören sie Dir. Machen viele Seeleute, sprich das Schnitzen. Dann hast Du was zu tun, in der geringen Freizeit, es macht Freude und ein Messer hast Du eh immer einstecken", grinste Vano.


    "Du liebst die Choucas sehr, nicht wahr? Deine Tätowierung, das Modell, Deine Art über sie zu sprechen Schätzchen", sagte Leala und drückte ihren Sohn an sich.
    "Sie war mein erstes eigenes Schiff, sie hatte vorher keinem Kapitän gehört, nach ihrer Geburt - ihrem Stapellauf war sie in meiner Hand. Und ich gehörte auch zu keinem anderen Schiff als Kapitän. Wir beide sind zusammen Kapitänstauglich geworden.


    Sie war alles für mich und dass einen Großteil meines Lebens lang. Wegbegleiterin, Freundin, Frau, Zuhause, Zuflucht, Waffe - das alles. Sie war in meiner Welt stets eine feste Konstante, genau wie das Meer. Sie war etwas das immer da war seit 193 und von dem ich stets dachte, dass es immer da sein würde, gleichgültig was geschieht.


    Und dann wurde sie mir weggenommen.


    Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Allerdings hätte ich damit rechnen müssen. Nenne mir jemanden, der mir wichtig war und mir geblieben ist Ma.


    Dass ich Boldi abgesichert wissen möchte kommt nicht von ungefähr. Ich will ihn nicht verlieren.
    Lass die Leute über mich denken was sie wollen, sie haben weder mein Leben gelebt, noch meine Erfahrungen gemacht. Boldi wird jedenfalls keine Erinnerung, dafür sorge ich", antwortete Vano.


    "Silvano ich verstehe Dich. Du hast die Choucas aber nicht verloren Maus. Mit Boldi hast Du einen hochanständigen Ehemann gefunden. Im Grunde hast Du ihn wieder, Ihr kanntet Euch seit Eurer Kindheit. Davet ist zu Dir aus dem Abgrund zurückgekehrt und Du hast uns.


    Dazu jetzt dieses schöne Schiff. Du darfst es ruhig wagen Dich zu freuen. Werdet Ihr selbst ein Geschäft eröffnen, oder andere Geschäfte beliefern?", fragte Leala.


    "Natürlich liebe ich sie Ma und nebenbei Du hast ja Recht. Ich freue mich auf die Jungfernfahrt der Tordalk mit meinen Männern. Ohne die beiden ginge es mir nicht halb so gut. Im Gegenteil es ginge mir total beschissen.


    Boldi hat ohne zu zögern meine Vormundschaft übernommen. Wer hätte das getan, bei den Kloppern die ich gebracht habe? Wenn er mich nicht liebt, wer dann?


    Und ohne Paps und Dich, gäbe es mich nicht mehr. Ihr habt mich immer beschützt und aufgepäppelt. Von daher ja ich freue mich, vor allem dass Ihr ebenfalls dabei seid. Das ist etwas ganz Besonderes.


    Schön wäre ein eigenes Geschäft. Mal schauen was sich ergibt. Wir fahren für uns und für andere. Passagiere nehmen wir nicht mit. Sicherheitsrisiko", gab Vano zurück.


    "Wieso, was machen die denn an Bord?", hakte Leala erstaunt nach.


    "Nichts normalerweise. Aber manche Passagiere sind keine, sondern Piraten. Ein großes Schiff zu kapern ist Schwerstarbeit. Also schleusen sie am Hafen einige Leute als harmlose Passagiere ein. Dann zu einem gewissen Zeitpunkt lassen jene die Tarnung fallen und schneiden der Besatzung, vor allem dem Kapitän und den Offizieren die Kehlen nachts durch.


    Das Schiff dümpelt führungslos dahin und muss nur noch eingesackt werden. Allein das Schiff an sich hat bereits einen hohen Wert. Und so kannst Du es ohne Beschädigung in Deinen Besitz bringen. Darum werden große Handelsschiffe meist von kleineren Kriegsschiffen begleitet und sie fahren im Konvoi. Also im Verbund als Gruppe Mama, so können sie sich beistehen", klärte Silvano seine Mutter auf.


    Leala nickte ganz langsam.
    "Gut überlegt Schätzchen, was Du alles weißt. Wer begleitet uns?", fragte sie ängstlich.
    "Meine Choucas unter Kommando von Lilian Bastien de la Vergne, meinem ersten Offizier, wenn ich nicht an Bord bin. Und Davet, also Davets Aquila ist unser Geleitschutz Mama und er wird hoffentlich noch wissen wie man ein anderes Schiff beschützt", gibbelte Vano.


    "Falls nicht bekommt er es mit mir zu tun", lachte Leala.
    "Streich ihm die Kekse", grinste Vano.



    ****

  • Zwieback und Maden



    Leala stürmte in die Kajüte ihres Sohnes, so dass Silvano regelrecht von seinen Karten hochschreckte.


    "Was ist los Ma?", fragte er besorgt.
    "Maden! Im Zwieback sind Maden! Komm mit und schau Dir die Schweinerei an", befahl Leala erbost.


    Vano musterte seine Mutter und blinzelte.


    "Wach auf Junge", sagte Leala und klopfte ihm vor die Stirn.
    "Mama ich bin wach, ich verstehe Deine Aufregung nicht", gab Vano freundlich zurück.


    "Hörst Du mir zu Silvano Giovanni? Im Zwieback sind Maden! MADEN! Ungezieferbefall, wir müssen was unternehmen!", forderte Leala energisch.
    "Mama im Zwieback sind nach einiger Zeit immer Maden, klopf ihn einfach aus", schlug Vano vor.


    "Den Einzigen den ich ausklopfe ist das Schwein, dass diesen Dreck geliefert hat! Wenn Du so mit Dir umgehen lässt, kann man Dir alles liefern und Dir jeden Mist andrehen. Von Motten bis Mehlwürmer ist dann alles dabei. Hiev Deinen Hintern, dass klären wir. Der Sauhund von einem Lieferanten kann was erleben", knurrte Leala stinksauer.


    "Ma das passiert tatsächlich immer. Du wirst Dich dran gewöhnen", antwortete Vano.
    "Nichts werde ich. Habt Ihr eine Küche an Bord?", fragte Leala.


    "Ja die Kombüse", gab Vano zurück.
    "Gibt es dort Mehl, Salz und Wasser?", fragte Leala weiter.


    "Ja denke schon", bestätigte Vano.
    "Aha und wieso backt der faule Koch dort kein Brot und lässt Euch Madenzwieback essen?", hakte Leala nach.


    Vano starrte seine Mutter an.


    "Nun jetzt haben wir ja einen nagelneuen Koch. Ansonsten weil... ich weiß es nicht", gab Vano baff zurück.
    "Aber ich weiß es, mir nach. Das klären wir", entschied Leala.



    ****

  • Abreise zur Hochzeitsreise



    Silvano de Mancini
    Silvano trat näher an den Handlauf und schaute hinaus aufs Meer. Die Nacht war sternenklar, der Glanz des Firmaments spiegelte sich in der See und verwandelte sie in ein schwarzes Samtkleid mit Diamantapplikationen.


    Ein strahlender Vollmond rundete das Ganze ab und keine Wolke trübte die Stimmung. Der Blick reichte weit auf die See hinaus und Vano musste den Drang unterdrücken, dass Kommando zu geben. Vano lächelte in sich hinein, er liebte das Meer, dessen wilde Schönheit und seine Weite.


    Alessio trat neben Vano und folgte dessen Blick. Er trat ein Stück beiseite und brüllte seinen ersten Befehl "Anker auf!".
    "Anker ist ein- und vorgehievt Käptn", erklang es später vom Bug wie vom Heck der Tordalk.


    Vano gab ein Geräusch von sich, bei dem Alessio schmunzeln musste.


    "Ein Schiff unter den Füßen ist was anders als fester Boden, noch rollt sie ein bisschen", sagte Alessio gut gelaunt.
    "Was völlig anderes, endlich wieder Meer unterm Kiel, auch wenn sie keinen hat", grinste Vano.


    Mancini und Dusolier betraten gemeinsam das Achterdeck, mit den gewaltigen Aufbauten und beobachteten mit Argusaugen wie die Tordalk den Ledwicker Hafen verließ und hinaus auf den Dhunischen Ozean glitt, dicht gefolgt von zwei kleineren Schiffen der Choucas und der Aquila.


    Die Dschunke war riesig im Vergleich zu ihren Begleiterinnen. Mit ihren 163 Metern Länge und 55 Metern Breite war die Dschunke ungewöhnlich groß, wenn auch bei Weitem nicht die größte Dschunke die Ledwick jemals gebaut hatte. Ihr Boden war flach gebaut, wies keinen Kiel auf und sorgte für einen überraschend geringen Tiefgang, so dass die Tordalk auch problemlos flachen Gewässern fahren konnte.


    Die Tordalk hatte weder eine Galionsfigur, noch eine Nase oder einen Klüverbaum, dafür hatte sie zwei blaue Augen, so wie ihr Eigner und diese blickten hoffnungsvoll hinaus aufs Meer, ihre Heimat.


    Boldiszàr
    Boldiszàr trat zwischen Alessio und Silvano und folgte dem Blick der beiden. Er fragte sich, warum sie so intensiv hinausblickten, konnte aber nichts Bemerkenswertes erkennen. Die Nacht war klar und das Meer friedlich, keine Anzeichen für Sturm, zumindest sah er keine. Ansonsten waren da nur ein paar andere Schiffe in der Ferne zu sehen. »Hübsch«, grunzte Boldiszàr. »Alles hier ist hübsch, die aufgemalten Augen mag ich besonders. Hast du dich mit Patti gezofft oder was war los? Und wo reisen wir als Erstes hin?


    Silvano de Mancini
    Vano drückte kurz Alessios Schulter und deutete Boldi an, mit ihm ein Stück zu gehen. "Nein ich habe mich nicht mit Patrice gestritten Schatz, warum sollte ich? Ich denke er hat da was völlig falsch verstanden. Ich wollte Tekuro nichts Böses. Aber es kam wohl anders rüber. Jedenfalls habe ich ihm gesagt, dass Du mein Mann bist und dass ich Dich liebe. Er fragte, ob Du etwas zu sagen hast, in unserer Beziehung und ich klärte ihn auf, dass Du alles bestimmst. Nur eben oft den Mund nicht aufmachst. Hunger Liebling?", fragte Vano mit entwaffnendem Grinsen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr folgte seinem Mann, hob die Brauen, so dass seine Stirn Falten schlug. »Pattis Frage kann man verstehen und wenn er pissig war, verstehe ich das auch. Aber wenn ihr euch einigen konntet, ist ja alles paletti. Frag nicht, ob ich Hunger habe, die Frage ist sinnlos. Natürlich habe ich Hunger, früh, mittags, abends, nachts und zwischendurch genau so. Den Zustand satt erlebe ich nur für kurze Zeit und dafür muss ich eine enorme Menge verdrückt haben. Hunger ist mein ständiger Begleiter, das weißt du und das wird sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern. Prima, jetzt knurrt mir der Magen.«


    Silvano de Mancini
    Vano blieb stehen und legte Boldi liebevoll einen Arm um die Hüfte. "Das trifft sich, ich habe auch Hunger und wir sollten unsere nagelneue Kombüse einweihen mit einem leckeren Nachtmahl. Nun ich habe Tekuro nichts angetan, ich habe ihn nur einmal kurz gestoßen. Aber Patti hatte Sorge und er dachte dass ich etwas anderes für Tekuro empfinde. Mehr als Familie, er hatte vermutlich Angst, dass ich ihn liebe. Seine Sorge war, dass ich ihm den Mann wegnehme, für den er alles durchlitten hat. Das wollte ich nicht, das werde ich nicht, also unterlasse ich sowas zukünftig. Niemals satt, klingt traurig. Aber ich weiß was Du meinst, Du isst und isst und isst und niemals hast Du das Gefühl es ist genug. Und ich habe das Essen vor der Nase stehen, habe dermaßen Hunger und bekomm doch keinen Bissen runter. So geht es mir oft, vor allem dann wenn ich mich Sorge oder geärgert habe, also täglich. Nun mal nicht übertreiben, fast täglich. Momentan ist jedoch alles gut, wobei ich noch nicht mit Ciel gesprochen habe", grinste Vano und führte Boldiszar in die Kombüse der Tordalk. Die Bordsküche war riesig, hatte zwei große Feuer und jede Menge Sitzplätze. Vano setzte sich vorne an die Theke und ließ sich heißen Rum aushändigen. Einen der Becher stellte er Boldi vor die Nase. "Komm zu mir Boldi, lassen wir das Gezanke und die Missverständnisse von letzter Zeit hinter uns. Auf uns Knubbel und auf unsere Hochzeitsreise", sagte Vano liebevoll und stieß mit seinem Mann an. "Heute ist Donnerstag, da gibt es gesalzenes Fleisch. Wir nehmen eine Portion ja?", fragte Vano glücklich.


    Boldiszàr
    »Hmmm ich mag Donnerstage«, freute Boldiszàr sich und gab Silvano einen Sabberknutsch. »Ich wollt nur fragen, was Sache ist. Streit braucht keine Sau. Berühmter Spruch von mir, den kann man irgendwo hinpinseln.« Er stieß ebenfalls mit seinem Glas an und trank einen Schluck. Kurz darauf verzog er das Gesicht und es schüttelte ihn. Der Rum war deftiger als alles, was er gewöhnt war. »Heftig, aber gut. Was ist unser erster Zwischenstopp? Und wenn ich raten müsste, würde ich sagen, du freust dich, wieder auf See zu sein. Du strahlst wie ein Honigkuchenpferd.«


    Silvano de Mancini
    "Prost Schatz, fällt das dermaßen auf? Ich bin absolut glücklich. Wir beide gemeinsam unterwegs auf einem Schiff, unserem Schiff, Deinem Schiff. Es ist unsere Heimat, unser Unterhalt, einfach alles und es ist wunderschön. Wieso fragst Du eigentlich mich nach unserem ersten Zwischenstopp? Du bist der Eigner, dass entscheidest Du Boldi. Wir könnten Bakshur anreisen, aber dort leben Rakshaner, Naridien oder die Rabeninseln, oder wir fahren gleich zu linker Hand hoch Richtung Ehveros, Souvagne Obenza rauf, passieren die Mondlagune und fahren so nach Arashima. Wir könnten aber auch rechter Hand abbiegen und Bakshur passieren, vorbei an den Höckern der Wasserkamele, durch die Enge der Wolfswacht hoch Richtung Skille, vorbei an Avinar und solang nach Arashima. Aber erstmal raus auf die offene See. Also wo lang möchtest Du?", fragte Vano und grinste dankbar als der Smut ihnen eine große Schale Salzfleisch vor die Nase stellte. "Wir essen aus einer Schale", freute sich Vano und reichte Boldi einen großen Löffel. "Also erzähl, was ist Dir lieber", bat Mancini und aß einen ersten Bissen vom Salzfleisch.


    Boldiszàr
    Boldiszàr musste erstmal schaufeln. Das war immer so, er konnte jetzt nicht reden, es musste warten. Und er wollte auch nicht mit Silvano teilen. So sehr er ihn liebte, aber aus einer Schüssel zu essen, das war für ihn eine Tortur. So musste Silvano erdulden, dass sein Mann ihm eine Schulter vorschob und alles verschlang. Danach ließ er die Schüssel erneut befüllen und stellte sie Silvano hin, ein Stück weg von sich, damit er nicht in Versuchung kam. »Wir sind also in See gestochen, oder das irgendwer eine Route geplant hat, ja?« Er rülpste und rieb seinen Bauch. »Und wenn ich eine ungünstige Route auswähle, mit zu langen Fahrtzeiten oder ungünstigen Strömungen und was weiß ich, was es da noch alles geben kann? Ich würde mir gern mal Rakshanistan ansehen, ohne Scheiß. Aber ich weiß nicht, ob das so einfach möglich ist.«


    Silvano de Mancini
    Vano lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ Boldiszar gewähren. Er kannte seinen Mann und seinen permanenten Bärenhunger. Er nahm es ihm nicht übel, dass er die Schüssel leerte, er sorgte sogar umgehend für Nachschub und stellte ihm die Schüssel bewusst vor die Nase. Vano aß einige Bissen und lächelte Boldi freundlich kopfschüttelnd an. "Das ist alles nicht Dein Problem. Du sagst unserem Kapitän wohin Du möchtest, zum Beispiel nach Rakshanistan und er wird uns hinfahren. Die Route bestimmst Du nur insoweit, dass Du sagst wo Du vielleicht gerne lang möchtest. Was die tatsächliche Fahrtroute anbelangt, dass entscheidet Alessio. Also die genauen Koordianten, er muss die Strömungen beachten, den Wind, die Wetterverhältnisse, als das. Er und der Navigator, aber nicht Du. Du gibst nur das Ziel vor. Wir könnten dort vor Anker gehen und einfach mal schauen, wenn nicht sind wir im Nu wieder auf dem Schiff und reisen ab. Die Choucas ist dabei und die Aquila von Davet. Bakshur wäre vielleicht ein guter Anfang, eine große rakshanische Insel im Dhunischen Ozean", erklärte Vano gut gelaunt und schob Boldi die Schale hin. "Iss mit und versuch es langsam", bat er und streichelte Boldis Oberschenkel.


    Boldiszàr
    Boldis Her raste, als er den Teller sah. Er nahm ein Messer, spießte ein Stück auf und drehte sich damit weg. So ging es, ihm war nun dieses Stück. Das war seine, der Rest gehörte Silvano. Er verschlang es. »Aber Bakshur ist nicht richtig rakshanisch, vermute ich. Ich würde mir das Land einfach gern mal anschauen, wo die Drecksäcke herkommen. Warum sind sie nicht dort geblieben, das muss ja einen Grund haben. Dabei sollen die Dächer dort mit purem Gold gedeckt sein. So was möchte ich gern mal sehen. Ginge das?«


    Silvano de Mancini
    Vano hielt mitten beim Kauen inne und würgte das herunter, was er gerade noch im Mund hatte. "Dächer aus puren Gold? Echtes Gold, Blattgold oder so Katzengold?", fragte er absolut ernst.


    Boldiszàr
    »Finden wir es heraus«, antwortete Boldiszàr grinsend. »Khawa hat davon gefaselt. Ist er an Bord? Dann kannst du ihn fragen, er kennt sich damit aus.«


    Silvano de Mancini
    "Ja finden wir es heraus und wieso sollten die Rakshaner immer nur uns überfallen? Wir rauben ihnen ihre goldenen Dächer und bauen eine Armada voller hochbewaffneter Dschunken. Wenn das mit dem Gold stimmt. In der Wüste regnet es eh nie, wozu brauchen die Dächer? Wir brauchen das Gold. Warte lass mich mal planen, zuerst müssen wir herausfinden wo die Häuser mit unserer Goldanlage stehen die wir abernten wollen. Hoffentlich in Strandnähe, ich hasse lange Märsche auf Festland. Aber was macht man nicht alles für einen schönen Gewinn. Choucas, Aquila und Tordalk das ist genug Feuerkraft um jemanden vom Strand ins Jenseits zu blasen. Die Choucas allein hat bei einer guten Taktik gereicht um die Echsen das fürchten zu lehren. 2913 war mein letzter Ist-Stand bevor ich fast ins Gras biss um zu Davy zu fahren. Rakshaner setzen auf Schnelle. Hin, rauben, abrücken. Schlagen wir sie mit ihren eigenen Waffen", grinste Vano diabolisch.


    Boldiszàr
    »Das war so klar, warum habe ich dir das nur gesagt. Wenn sie ihre Golddächer am Strand errichtet haben, dann sind die garantiert nicht lange dort stehen geblieben. Ich denke also, die stehen eher im Landesinneren. Haben wir keinen Geistmagier an Bord? Wir brauchen Khawa, wenn wir nach Rakshanistan wollen, da kann er gleich mal seine Loyalität beweisen. Wir überfallen die Rakshaner. Geile Hochzeitsreise, ich glaub, das wird richtig geil.«


    Silvano de Mancini
    "Was ist mit Khawa? Hast Du den Bellamy-Tick mit den Schokohintern? Muss ich mich sorgen, warum Du ausgerechnet Khawa sprechen willst? Khawa hier, Zwickzwack dort, das ist nicht zum Aushalten. Wenn Du einen Rakshaner brauchst, guck auf Davets Schiff, da schaukelt sich eine ganze Meute von denen die wüstenbraunen Eier", murrte Vano und zog Boldi die Schale vor der Nase weg. "Aber der Überfall ist doch eine geile Idee Schatz oder?", fragte er grinsend.


    Boldiszàr
    »Wenn wir danach reich sind, ja klar. Davet hat Rakshaner, stimmt. Aber Khawa wäre auch gut gewesen, das muss man ehrlich sagen. Magst du ihn nicht, oder warum nimmst du mir mein Essen?« Boldiszàr guckte sehr misstrauisch auf die weggezogene Schüssel.


    Silvano de Mancini
    "Wenn Du noch einmal Khawa sagst, drehe ich Dir die Eier um. Ehrlich. Warum erwähnst Du den Kerl ständig? Ich bin nicht eifersüchtig, aber das ist echt übertrieben. Als wäre er der einzige sprechende Rakshaner, sag mir mal lieber warum er es Dir so angetan hat. So langsam kann ich den Läuterer verstehen. Dabei bin ich echt kein eifersüchtiger Typ. Das ist nicht Dein Essen, das war mein Essen. Dein Essen hast Du gerade weginhaliert Boldiszar Boucher", lachte Vano und küsste seinen Mann, "ich liebe Dich".


    Boldiszàr
    »Liebling, ich lieb dich ja auch«, nuschelte er zwischen den Küssen, »aber ich hab keine Ahnung, wo dein Problem mit Kaffee der Gazelle ist. Wegen Belly? Also ich glaub, das ist dann eher Robbys Sorge.«


    Silvano de Mancini
    "Du sprichst neuerdings sogar Rakshanisch? Schau einer an, gut was soll ich sagen ich werde Arashi lernen. Wieso fragen wir nicht Tekuro wegen den goldenen Dächern? Er muss das doch Wissen, zieht sich Edelmetall nicht an?", fragte Vano mit Unschuldsblick.


    Boldiszàr
    Boldiszàr blickte Silvano an. Er war sicher, dass irgendeine Gemeinheit in diesen Worten lag, so unschuldig wie er dreinsah. Gold ... Metalle die sich anziehen? »Wieso Edelmetall, Robby besteht aus Fleisch und Blut wie zu Lebzeiten. Was für Metall? Undwarum bist du wütend? Schatz, das ist unsere Hochzeitsreise und du hast nichts besseres zu tun, als dich über ... über den Rakshaner zu ärgern.«


    Silvano de Mancini
    Vano ließ seinen Löffel in die Schale fallen und schaute seinen Mann mit schräg gelegten Kopf an. Er nickte knapp und küsste Boldi fest auf den Mund. "Du hast Recht, ich war vielleicht ein wenig eifersüchtig. Ich wollte Teku nicht beleidigen, ich wollte ein blödes Wortspiel bringen. Aber das lasse ich. Zurück zu den goldenen Dächern und Deinen Wunsch Rakshanistan zu sehen. Ich weiß doch wie Du es meinst Boldi, entschuldige. Also die Idee ist gut und wir werden dort anlanden. Wir könnten direkt in der Nähe des Ninmat an Land gehen Schatz. Das ist ein Fluss, dort könnten wir kleine Boote einsetzen, den Ninmat hochfahren und dann so auf Höhe Rakshors Zähne ab nach Süden und den Sulmat nehmen. Ninmat den Norden hoch Sulmat den Süden runter, dass kannst Du Dir gut an den Anfangsbuchstaben merken. Wir könnten so die Wüste Tamjara durchqueren. Je nachdem wie tief und breit der Fluss ist, könnten wir sogar mit der Tordalk reinfahren Boldi. Wegen eben, sei mir nicht böse", bat Vano und setzte sich auf Boldiszars Schoss. "Du bist ein Ein- und Alles und ich möchte dass Du glücklich bist", sagte Vano liebevoll und kraulte Boldi zärtlich den Nacken. "Iss ruhig mein Salzfleisch auf", bot Vano an und küsste Boldi auf die Wange. "Hau rein, ich kann Dir das gleich alles mal auf einer Karte zeigen", bot er an.


    Boldiszàr
    Boldiszàr grunzte zufrieden, mit seinen kräftigen Pranken massierte er Silvanos Pobacken. »Nee, das isst du mal schön selbst. Du musst zulegen und ich abnehmen, oder darf zumindest nicht fetter werden. Jetzt verrate mir mal das verletzende Wortspiel, was du dir für meinen Bruder überlegt hast und dann verrätst du mir noch, warum du gerade eifersüchtig warst. Ich dachte eigentlich nur daran, dass Khawa uns führen könnte.«


    Silvano de Mancini
    Vano schmiegte sich glücklich an seinen Mann an und aß dabei sein Salzfleisch auf. "Gar nichts Verletzendes, ich wollte sagen, wir lassen ihn mit dem Edelmetall seinen Goldschwängel verzieren", antwortete Vano und strich Boldi über seinen Bauch. "Ein bisschen was könnte schon runter, aber da würde ich mir keinen Stress machen. Versuch Dich einfach etwas zu beherrschen, lauf etwas mehr, ein bisschen mehr Bewegung und die Schwarte schmilzt. Aber sieh zu dass Du nicht ganz dürre wirst, ich mag Deinen Bauch. Wichtig ist einfach, dass Du Dich wohl fühlst und gesund bleibst. Der Rest ist Optik und da gefällst Du mir so wie Du bist. Ich mag Deine Kuschelmasse, genau wie die von Davet. Dürre bin ich selbst, ich könnte selber was mehr vertragen. Du hast Recht, Khawa könnte uns führen. Aber ich hatte für einen Augenblick die Sorge, warum Du heute ausgerechnet an Khawa denkst. Und da fiel mir Zwickzwack von Bellamy ein, sein Rakshanischer Freund. Wo ist der Mann überhaupt abgeblieben? Lust auf ein Frühstücksküchlein?", bot Vano an und massierte Boldis Schädel.


    Boldiszàr
    Boldiszàr lachte mit leisem Brummen. »Zwickzwack? Du meinst Sherkal? Wo hast du den Spitzname denn her. Tekuro konnte ihn nicht leiden, er war wohl etwas eifersüchtig und hat ihn an seinen Ältesten verfüttert. Sherkals Leiche liegt vermutlich noch im Kohlekeller des Rübenhofs - wo die Beißer den Ältesten hoffentlich zurückgelassen haben für die Reise. Robbys Goldschwängel? So hat seinen Stachel, glaub ich, auch noch niemand genannt. Das musst du ihm mal sagen, falls das ein Kompliment sein soll. Du bist mir einer, sagst, ich soll abspecken und gibst mir noch einen Kuchen. Klar will ich Kuchen!«


    Silvano de Mancini
    "Ich habe nicht gesagt, Du sollst abspecken!", lachte Vano. "Ich sagte es könnte etwas runter, ob Du das willst ist Deine Sache. Für mich musst Du kein einziges Gramm abnehmen. Das habe ich Dir gerade gesagt. Nimm ab, wenn Du Dich schlecht fühlst. Lass es sein, wenn es Dir gut geht. Das erste was bei einer Diät abnimmt ist die Laune, ich kenne es doch von Leala, sie hat es mehrfach versucht. Dabei hat sie das nicht nötig. Ich nannte ihn so, weil nach jedem Akt Belly Stück wohl zimmlich gezwickt und gezwackt hat, so wie er aussah. Sherkal ist tot? Erzähl das bloß nicht Davet, aber man kann Tekuro verstehen. Stell Dir mal vor, ich hätte... nein stell es Dir nicht vor. Jedenfalls wird der Älteste seinen Hunger gestillt haben und er ist nicht an Bord Boldi. Dieses Schiff ist nicht sein Revier, es ist Deines, er hat hier keine Macht Schatz. Warte ich hol uns ein Stück Kuchen", sagte Vano und tätschelte Boldi. Er ging zum Smut, ließ sich ein großes Stück Frühstückskuchen abschneiden und unterteilte es in mehrere kleine Bissen. Damit ging er zurück zu Boldi und setzte sich wieder auf seinen Schoss und fütterte seinen Mann mit den Kuchenstücken. "Erzähl mir Deine Gedanken zu Rakshanistan, den goldenen Dächern und Deinen Wunsch. Was stellst Du Dir vor? Was möchtest Du sehen? Wir müssen Alessio bescheid geben", freute sich Vano und steckte Boldi ein Stück Kuchen in den Mund.


    Boldiszàr
    Ein Kuchenstück nach dem anderen wanderte in Boldiszàrs Mund. »Ich stell mir Sand vor«, erzählte er in einer Pause zwischen zwei Häppchen. »Sand und Palmen.« Er guckte frech, ein sehr seltener Anblick bei ihm. »Und lauter leichtbekleidete Rakshaner, die zu unserer Begrüßung Bazum tanzen. Der Frühstückskuchen ist lecker, der könnte mein Leibgericht werden. Abnehmen, darauf habe ich absolut keine Lust, aber Robby nörgelt dauernd an meinem fetten Arsch rum. Irgendwann nervt das. Davet verträgt es nicht, wenn Rakshaner sterben? Oder nur Sherkal?«


    Silvano de Mancini
    Vano wischte Boldi die Krümmel vom Mund und küsste ihn, bevor er ihn weiter fütterte. "Davet verträgt es nicht, wenn jemand stirbt, den er mag. Oder für den er verantwortlich war, dass nimmt er persönlich. Ich kann es verstehen, wer möchte schon jene gehen sehen, die er liebt oder mag? Wir etwa? Wir sind doch da ganz genauso. Nicht nur wir mit unserer Herkunft Boldi, jeder mit etwas Herz und Verstand möchte seine Lieben behalten und es zerreißt ihn sie zu verlieren. Teku und Davet noch schlimmer als andere. Ich war jahrelang so ein Trottel, der erst gar nichts zuließ, damit es nicht wehtut. Sand und Palmen, so ganz anders als unsere Ecke ja? Wobei es gibt auch einige Ecken wo Palmen in Souvagne wachsen. An so windgeschützten Ecken. Vermutlich hat sie dort jemand bewusst gepflanzt, oder es ist das Klima, denn dort geht es schon östlich zur Wüste Sundhi raus. Die Ecke um Cheverette und La Grange Boldi, dort wachsen teilweise Palmen. Zieh mich nur auf, dass habe ich verdient. Teku nörgelt gerne, das heißt er mag Dich. Er kann eben nicht sagen, Boldi ich hab Dich lieb, also meckert er über Deinen fetten Arsch und ist froh dass er ihn sieht. So ist das Boldi und nicht anders. Um auf Davet und die Rakshaner zurückzukommen, sie haben ihn aufgenommen und wieder auf die Beine gebracht, dass wird er ihnen nie vergessen. Sie haben ihn gesund gepflegt, obwohl er keiner von ihnen ist. Dass muss man ihnen anrechnen, jedenfalls jenen, die genau das für ihn getan haben. Der Frühstückskuchen ist auch eines meiner Lieblingskuchen die ich so futtere. Dick bestrichen mit Butter und Honig oder Aprikosenmarmelade. Ich habe sogar selbst mal einen gebacken, er war fest wie ein Ziegel. Aber aufgemeißelt konnte man ihn gut in Tee ditschen", grinste Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszár streichelte die Flanken seines Mannes. »Hm, wenn das so ist, soll er mir halt auf den fetten Arsch schauen und auf deinen dürren Hintern und sich freuen. Palmen kenne ich nur aus Ledwick, hier ist scheinbar immer schönes Wetter. Ich bin auf Rakshanistan gespannt, auf das Land, auf die Gebäude und vielleicht auf die Leute. Meinst du, Davet nimmt Robby das mit Sherkal krumm? Ich denke, er meinte es gut, der Älteste sollte versorgt sein und er wollte Belly wohl gern für sich. Das kann man ihm nicht verdenken.«


    Silvano de Mancini
    Vano fütterte Boldi die letzten Kuchenbissen und kuschelte sich an. "Ja lass ihn einfach, er meint das nicht abwertend. Er kann es einfach nicht anders. Glaub mir das Boldi, ich konnte es auch eine lange Zeit nicht. Jedenfalls nicht meinen Eltern gegenüber und damit war ich genauso unfair, oder klang so, wie Teku manchmal ungerecht klingt. Er kann niemanden loslassen Boldi. Und ich konnte niemanden in den Arm nehmen. Das gleiche Problem von einer anderen Seite, drum nimm ihm den fetten Hintern nicht krumm. Aber ich werde ihn mal drauf ansprechen. Sein Problem verstehe ich wie gesagt, aber er muss trotz allem verstehen, dass auch Du Gefühle hast und Deine eigenen Probleme. Ich kümmere mich drum Boldi, in völliger Ruhe und absolut friedlich versprochen. Ob es Davet krumm nimmt, kann ich Dir nicht sagen, aber ich befürchte schon. Sherkal wird nicht umsonst auf seinem Schiff gewesen sein. Das war ein Piratenschiff, die Leute die dort dienen waren freiwillig auf dem Schiff. Keiner von ihnen wurde von einer fremden Admiralität eingestellt und ihm zugeteilt. Ich bin auch gespannt mal etwas völlig Fremdes zu sehen. Und vor allem die Wüste selbst zu sehen. Vom Schiff aus habe ich sie mehrfach gesehen, wie ein Meer aus Sand. Wir müssen mit dem Fluss mal schauen, ich denke die Tordalk könnte uns auf dem Fluss voranbringen. Dafür sind Dschunken da. Was hältst Du davon?", fragte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr küsste zwischendurch immer wieder seinen Mann. »Wenn du hier so sitzt, ist es schwer, überhaupt von irgendwas anderem etwas zu halten, als von dir. Kannst mich notgeil nennen, aber wir haben lange genug aufeinander gewartet und du bist ein wunderschöner Mann. Jendro kann das bestätigen, der Neidhammel.« Aber Boldiszàr lächelte, als er das sagte. Die Begrüßung des Neidhammels war sehr angenehm gewesen und Tekuro und Jendro schmusten und unterhielten sich noch immer auf der Liegewiese. Es sah nicht aus, als hätten sie Lust, überhaupt noch einmal aufzustehen. »Dann werden wir Davet nichts sagen, es sei denn, er fragt.«


    Silvano de Mancini
    Vano schaute kurz verlegen weg, ehe er wieder Boldi musterte. "Danke für das Kompliment Schatz. Früher war ich mal schön, aber heute bin ich ehr ein gerupftes Huhn. Wobei ich bemühe mich das zu ändern für Dich. Weißt Du was ich Dir Zuhause bei unseren Eltern mal zeige? Mein Kinderbild! Das hängt bei meinen Eltern im Schlafzimmer, dann siehst Du mal wie ich als kleiner Kerl ausgesehen habe. Aber wundere Dich nicht über meinen Blick, ich gucke nicht gerade freundlich. Irgendwie habe ich wohl immer so bedröppelt geguckt. Du darfst jederzeit notgeil auf mich sein, das sehe ich als Kompliment. Du weißt doch, dass ich genauso scharf auf Dich bin. Lass die beiden ruhig auf der Kuschelwiese, dafür ist sie da. Nein bitte sage Davet nichts, nur wenn er fragt. Ich weiß nicht wie er reagiert und ich habe Angst, dass dann die Familie wieder einen Knacks bekommt. Wenn er Sherkal als Familienmitglied sah, wird das so enden, als hätte Teku Bevis verfüttert Boldi", flüsterte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr guckte Silvano schief an. »Was würde dann sein?« Er konnte es sich nicht ausmalen, da er mit Kindern noch nie etwas am Hut gehabt hatte. »Er würde ihm nichts tun, oder? Ich werde Robby sagen, dass er kein Wort darüber verlieren soll, auch nicht, wenn Davet fragt. Und Belly auch nicht. Kommst du mit? Ich will das gleich machen, ehe ich es vergesse.« Er stand auf und ließ Silvano von sich herunterrutschen. »Ein Bild von dir als Kind? Das wird mich wehmütig machen. Aber ich möchte es gern sehen. Du bist und bleibst wunderschön, Vano. Wie oft soll ich dir noch versichern, dass ich nicht auf solche Typen stehe wie Robby sie mag, solche Typen die einfach nur schwul aussehen. Ich weiß nicht, wie ich es sonst umschreiben soll. So junge, makellose Burschen, die immer so gucken, als ob sie ganz dringend gebügelt werden müssen. Ich finde das furchtbar. So gern ich Patti habe, aber ficken wöllte ich den nicht.«


    Silvano de Mancini
    Vano lachte leise und schüttelte den Kopf. "Die sehen nicht schwul aus, schwul ist man, so sieht man nicht aus. Die sehen aufgetakelt aus, ein Begriff aus der Seefahrt, wenn man unter vollen Segeln fährt. Die haben sich aufgedonnert, alles was ging. Eben herausgeputzt, hinzu kommt dann das geckige Verhalten. Das wird in einigen Ländern vielleicht als schwules Verhalten bezeichnet, ist es aber nicht. Es ist einfach überzogenes Verhalten, so wie sich Conni verhält, oder manch andere Adlige. Das sagt aber nichts über ihre sexuellen Vorlieben aus oder über ihre Vorlieben was das Essen angeht. Aber ich weiß was Du mir damit sagen möchtest, Du liebst mich trotz meiner Narben und das ist eine der schönsten Liebeserklärungen. Meine Narben stören mich seltsamerweise nicht mehr, seitdem ich Dich habe. Du akzeptierst sie, Du liebst mich so wie ich bin und weil Du das tust, kann ich es auch. Ich laufe ohne Schminke herum oder? Hättest Du mir das vor einem Jahr oder zweien gesagt, ich hätte es Dir nicht geglaubt. Patti ist nichts für Dich und ob Du es glaubst oder nicht, er trägt auch gewaltige Narben. Nur sieht sie keiner, aber das heißt nicht, es wären keine da. Seine trägt er auf der Seele Boldi und eine ist ganz frisch und gerade erst vernäht. Die Trennungsnarbe von seinen anderen Seelen. Drum rede bitte nicht so über ihn, so bist Du nicht. Nebenbei Boldi, das ist ganz wichtig, sage Tekuro er soll niemals gleich was kommt Bevis angehen. Er kann das Dir sagen, mir oder Davet wenn er ein Problem hat, aber er darf den Kleinen nicht schlagen oder etwas antun. Das endet böse. Das Gleiche gilt für Dario unseren Schiffsjungen, Finger weg von ihm. Das ist wichtig, wenn wir alle mit einander auskommen wollen und eine Familie bleiben wollen Schatz", erklärte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàrs Finger verirrten sich in Silvanos dünnem, blonden Haar, ehe sie ihren Weg über sein zugenähtes Augenlid fanden. Zärtlich streichelten sie darüber und fuhren die Wangennarbe hinab bis zum Bogen des Unterkiefers, wo sich die Bartstoppeln wie Sandpapier anfühlten und die Narbe wieder hinauf. »Nicht trotz deiner Narben. Wegen deiner Narben habe ich dich damals im Palast so lange angesehen. Nicht, weil ich gaffen wollte, sondern weil ich sie so wunderschön finde. Natürlich trugst du deine Augenklappe und deine Schminke, aber man sah sie dennoch. Darum folgte ich dir mit dem Blick, bis du an mir vorbeigegangen warst.« Er küsste ihn nun anders als zuvor, mit geschlossenen Augen und lange. Danach blickte er ihn voller Zärtlichkeit an. »Nimm es mir nicht übel, wie ich gesprochen habe. Ich mag Patti, auch wenn ich mich an seine neue Gestalt gewöhnen muss und daran, dass er nun nicht mehr herumspinnt. Ich meinte auch nicht aufgetakelt, denn das ist Patti nie gewesen. Es sind diese merkwürdigen Puppengesichter. Mich machen Narben an, Körperhaare, Muskeln. Starke Männer, Kriegerseelen. Nicht das, wovon du vielleicht glaubst, dass es mir besser gefallen könnte als du. Ich werde mit Robby reden. Aber für kritischer halte ich Kazrars Anwesenheit.«


    Silvano de Mancini
    Vano hielt ganz still und genoss die behutsamen Streicheleinheiten von seinem Mann. "Ich nehme Dir gar nichts übel Boldi, ich habe Dich nur um etwas gebeten. Verstehe es geht Dir nicht um die Aufmachung, oder das Gehabe, sondern ihre Art. Zu einer Frau würde man Lolita sagen, nicht mehr Mädchen aber auch noch nicht Frau. So sehen die Mann-Jungs von Tekuro aus, gerade entdeckt wofür ihr Körper gut sein kann. Manche kocketieren dann damit und versuchen andere um den Finger zu wickeln, ihre Wirkung zu testen. Manch einer oder eine von ihnen geht zu weit und andere lassen es nur bei den Versuchen. Aber ich habe jetzt verstanden was Du meinst. Du hast nicht gegafft und Du hast die Narbe nicht aus Sensationslust angestarrt oder mich als Freak. Du hast die Narbe so angeschaut als wäre sie meine Kapitänsflagge, als wäre sie eine Auszeichnung die mich adelt. Und Du hast mich gesehen, mit der Narbe. Nicht nur Vano, nicht nur ein Mann voller Schminke, oder nur die Narbe, sondern das was ich bin. Aber so sehe ich Dich auch und das musst Du ebenso akzeptieren. Das ich Dich so liebe wie Du bist, auch wenn ich Unsinn gebaut und Dich sehr damit verletzt habe. Ich liebe Dich trotzdem von ganzem Herzen, mit Deiner Narbe, Deinen himmelblauen Augen, Deinen dicken schwarzen Haaren und Deiner Narbe. Das alles ist mein Boldi. Warum hältst Du Kazrar für kritisch? Hat er was gesagt? So langsam wird mir das unheimlich", gestand Vano und hakte sich bei Boldiszar ein.


    Boldiszàr
    »Danke dass du so liebe Dinge sagst. Das ist mal was anderes, als sich nur anzuhören, dass man zugenommen hat. Ich bin nicht sensibel, aber irgendwann nervt es einfach. Und dass mein Mann mich scharf findet, ist mir wichtig. Kazrar steht auf kleine Jungs. Hast du das nicht mitbekommen? Er hat doch mit seinem Sohn oft genug darüber gesprochen, Robby hat ihn sogar kurz angeknurrt, als es um Tanuki ging. Wenn Robby seinen Papa anknurrt, muss es ernst sein. Mann-Jungs, das ist der richtige Begriff! Genau das meine ich. Was man daran finden kann, erschließt sich mir nicht, aber das ist ganz gut so. Würden alle den selben Geschmack haben wie ich, wärst du vielleicht schon fort gewesen, als wir uns trafen. Ich frage mich immer, wie unsere Begegnung ausgegangen wäre, hätte es damals Davet noch in deinem Leben gegeben.«


    Silvano de Mancini
    "Das kann ich Dir sagen, ich hätte mich vermutlich trotzdem in Dich verliebt. Nur wäre unsere Zusammenkunft wohl etwas schwieriger gewesen. Nein das einzige was ich bei Kazrar immer mitbekam war, dass er endlich ein Kind zeugen soll, aber der Mann einfach keinen Sex haben will. Er sucht sich einen Sklaven aus, den will er nicht. Teku sucht ihm eine Frau aus, die will er nicht. Aber er schaut uns beiden oder uns dreien immer schmachtend zu. Kam er je dazu? Hat er Dich je gestreichelt? Mich? Davet? Patti? Irgendwen? Nein. Ich dachte ehrlich gesagt, er ist einer der gerne zuschaut und das reicht ihm. Solche gibt es auch und ich hielt ihn für so jemanden. Das Tekuro ihn wegen Tanuki anknurrte, weiß ich nicht. Das habe ich vielleicht nicht mitbekommen, aber ich verstehe seine Sorge. Tanuki darf nicht in Kazrars Nähe, jedenfalls nicht allein! Bevis und Dario müssen wir von ihm fernhalten. Ich sage solche Dinge nicht einfach so Boldi, ich meine sie auch so. Weißt Du schieb mal all mein Gezicke in letzter Zeit beiseite, ich liebe Dich. Und gezickt habe ich doch aus dem gleichen Grund. Dabei will ich gar nicht zicken, ich habe mich selbst genervt damit. Ich hatte Angst Dich zu verlieren. Auf der anderen Seite, schön dumm Dich dann anzuzicken, als würde Dich das halten. Das treibt Dich ehr aus dem Haus. Wer ist schon gerne mit einem fiesen Nervenbündel zusammen? Du scheinbar, Du bist mein Bester", grinste Vano schief und zog Boldi mit sich.


    Boldiszàr
    Arm in Arm gingen sie zurück auf Deck. »Ja, ich bin gern mit dir zusammen, ob Nervenbündel oder Wesen der Geduld ist mir gleich. Hauptsache du. Das andere ist doch Pillepalle. Dass wir zusammengehören, haben wir beide von Anfang an gespürt. Ich nenne dich nicht umsonst liebevoll mein Kompliziertelchen. Ja, es nervt, aber mehr auch nicht. Es ist Teil von dir, wie meine wahrscheinlich genau so nervige Fressmacke. Schau, da liegt der Mann mit dem Goldschwängel, nur ohne Gold. Kuschelt noch immer mit Jendro. Und Belly und Patti sind auch mit von der Partie, wie niedlich.« Boldiszàr hockte sich neben Bellamy. Da er nicht wusste, ob dieser Sschlief, fragte er leise: »Bell?«


    Silvano de Mancini
    "Kompliziertelchen? Das trifft es gut, ich möchte Dir nicht das Dein Leben durch mich hart wird, sondern Dein Schwanz Boldi. Ja die sind knuffig und die Kuschelmäuse. Denk an die Info, oh Du bist schon dabei. Gut ich habe nichts gesagt, Du bist schneller als ich mit sowas", freute sich Vano und hockte sich neben seinen Mann.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schlug die Augen auf und grinste seinen Bruder gut gelaunt an. "Was ist los Boldi? Kannst Du nicht schlafen? Leg Dich was auf die Spielweise und mach es Dir bequem. Ist super gemütlich hier", sagte Belly und klopfte neben sich.


    Boldiszàr
    »Sieht kuschlig aus«, bestätigte Boldiszàr. »Und ihr seid jetzt fortan ein richtiges Trio, ja?« Er betrachtete Patrice. Zwischen den beiden schwarzhaarigen Muskelprotzen sah er mit seinem weichen braunen Zopf und seinen großen grünen Augen etwas deplatziert aus. »Vielleicht hätte Robby einen Körper aussuchen sollen, der zu euch zweien passt, mit schwarzem Haar. Aber darum bin ich nicht hier. Eine Bitte, behaltet für euch, was mit Sherkal geschah. Davet liegen seine Rakshaner sehr am Herzen und er war einer von ihnen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy setzte sich ernst auf und schaute Boldiszar tief in die Augen. Ihre Augenfarben glichen sich, beide so hell wie das Meer bei wunderschönem Wetter oder wie der Himmel an einem wolkenfreien Tag. "Ich verstehe, ich werde nie wieder darüber sprechen. Das muss ich auch Teku sagen. Das muss vergessen werden. Was Patti betrifft ja Boldi. Er gehört zu uns und ich werde mich bemühen, dass er sich bei Tekuro genauso Zuhause fühlt wie ich. Das hat er verdient und ich hab einiges gut zu machen. Er gehört zu Tekuro genau wie ich, drum behandelt ihn bitte so. Und Vano, ärgere ihn nicht mehr. Nimm ihn ernst und achte was er Dir erklärte", sagte Bell und faste seinem Bruder in den Nacken um seine Stirn gegen die von Boldi zu drücken.


    Boldiszàr
    Boldiszàr lächelte und drückte seinen Kopf Bellamy entgegen. »Damit tust du unserer Familie einen Gefallen, auf unserer Hochzeitsreise mag ich keinen Streit haben. Aber gute Nachrichten, wir steuern Rakshanistan an und wollen uns mal die goldenen Dächer ansehen. Vielleicht finden wir für dich auch ein paar Bazumtänzer. Khawa darf ich leider nicht mitnehmen als Führer. Was hat Patti meinem Vano denn erklärt?«


    Bellamy Bourgeois
    "Goldene Dächer, dass klingt mystisch. Patti hat Vano erklärt, wie wichtig ihm Tekuro ist und das er ihn anständig behandeln soll. Er soll Tekuro nicht besteigen, er gehört zu Patti und mir. Patti hat so lange für Tekuro gekämpft, dass er Angst hat ausgerechnet jetzt wo alles gut werden könnte, Tekuro zu verlieren. Dass wird nicht geschehen und Dein Vano hat das auch nicht gewollt. Aber trotzdem hatte Patti die Angst und hat es ihm gesagt. Er hat ihm gebeten, Teku nicht einfach einen wegzustecken. Denn Dein Mann hat herausbekommen wie man Teku wehrlos macht. Er soll das lassen und er stimmte zu. Ist also alles schon geklärt, mach Dir keine Gedanken. Wir brauchen keinen Khawa, wir können ihn doch einfach mental fragen lassen oder Ciel. Prince Ciel hatte ihn jahrelang als Leibdiener, vergiss das nicht", erinnerte Bellamy.


    Boldiszàr
    Boldiszàr drückte Bellamy noch einmal fester und gab ihn dann mit einer streichelnden Bewegung frei. Dann zuckte er die kräftigen Schultern. Die Zeiten, als man Bellamy mit Khawa eine Freude machen konnten, waren offenbar vorbei. Aber vielleicht war das auch gut so, wenn er das friedlich daliegende Trio betrachtete, an dessen Außenseite noch Jendro als Kuschelgast schlief. »Vano ist einfach gern frech, das ist alles. Das hatte keine Bedeutung. Noch was. Wo ist Kazrar?«


    Bellamy Bourgeois
    Belly knuffte seinen Bruder. "Ja das ist Dein Mann, dass kann man nicht leugnen. Aber er macht Dich auch verdammt glücklich, wenn ich ihm keine Tipps gebe. Kazrar ist glaube ich sein Quartier inspizieren. Was ist los mit ihm? Irgendwas nicht in Ordnung?", fragte Belly besorgt.


    Boldiszàr
    »Und wie er mich glücklich macht.« Boldiszàr grinste seinen Bruder breit an. »Und er macht mir Komplimente, einen riesen Berg, das bin ich gar nicht gewöhnt. Damit muss man erstmal umgehen. Mit Kazrar ist gar nichts, ich möchte nur mit ihm reden wegen den zwei Buben hier an Bord. Das musst du bitte auch Robby sagen, er soll seine Finger von ihnen lassen, sonst haben wir hier eine zweite Ära des Chaos und zwar an Bord.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das werde ich Teku sagen, mach Dir keine Sorgen. Aber Teku ist nicht wie sein Vater, er ist ein Beißer. Aber Kinder interessieren ihn nicht als Beute für seinen Stachel. Ich rede trotzdem mit ihm, Du redest mit Kazrar? Oder soll ich mit ihm reden?", fragte Belly. Bellamy sah es wie sein Bruder, sie wollten gemeinsam eine gute Zeit an Bord der Tordalk verbringen und keinen Krieg anzetteln. Die Aussicht Rakshanistan zu besuchen, gefiel Belly.


    Boldiszàr
    »Das weiß ich. Ich weiß besser als er selbst, was sein Stachel braucht. Um den geht es auch nicht, aber er könnte sie einfach angehen, um irgendetwas anderes zu bezwecken und sei es, um Kazrar etwas Gutes zu tun. Ich würde gern selbst mit Kazrar reden, wo ist er? Du redest ein wenig um den heißen Brei herum, das kenne ich sonst nicht von dir. Alles in Ordnung mit Kaz? Ich will echt nur mit ihm reden.«


    Bellamy Bourgeois
    "Na er ist mein Schwiegervater und ich möchte nicht, dass er von Bord fliegt. Das würde Teku mir übel nehmen. Also Kazrar ist in seiner Kabine und wollte es sich gemütlich machen Boldi. Wobei Du würdest Teku auch keinen verbraten. Die erste Kabine von Kaz ist direkt die erste in der untersten Reihe rechts Boldi. Er hat sich mit dem Schielenden zurückgezogen, wie man so schön sagt", grinste Belly und drückte Boldi kurz. "Sag das unserem Kaz in Ruhe, ich denke er wird da keine Scheiße bauen für seinen Teku. Sonst erkläre ich ihm was er zu lassen hat. Wie gesagt unten rechts, erste Reihe erstes Quartier", erklärte Belly.


    Boldiszàr
    »Mit dem Schielenden? Na hoffentlich störe ich die beiden nicht bei irgendwas. Ich werde mal ganz vorsichtig an der Tür klopfen. Erzähle das unbedingt Robby, wenn er aufwacht, damit er beruhigt ist.« Boldiszàr machte einen langen Arm und tätschelte Patrices Haar. Ein wenig tat es ihm leid, wie er von ihm gesprochen hatte und was alles hatte geschehen können, weil er nichts unternahm. Andererseits hatte sich nun doch alles zum Guten gewandt und wer weiß, wie sie heute dastehen würden, hätte er eingegriffen. Dann wäre Patrice nun nicht glücklich mit Tekuro zusammen. Er zog die Hand wieder zurück, knuffte Bellamy zärtlich mit dem Schädel und kam wieder auf die Beine. »Wartest du kurz hier, Vano?« Tekuro sonderte ein ganz leises Schnurren ab und räkelte sich, Jendro schnaufte und umarmte ihn fester. Patrice wurde von hinten von Tekuro umarmt und hatte sich seinerseits an Bellamy geklammert. Boldiszàr betrachtete die Reihe zufrieden. »Bis gleich.« Er begab sich zur besagten Kajüte und klopfte leise, zum Zeichen, dass es nicht so dringend war, dass es nicht auch warten könnte.


    Bellamy Bourgeois
    Belly nickte zustimmend und zog Vano zu sich und Patrice, so dass sie gemeinsam gemütlich abwarten konnten bis Boldi von Kazrar zurückgekehrt war. "Schlaft oder döst Ihr beiden und keinen Streit", befahl Bellamy und legte sich zwischen die beiden.


    Kazrar
    Kaz hatte es sich mit Johann gemütlich gemacht. Er hatte seine kleine Kabine eingerichtet mit einigen persönlichen Dingen. Kleidung wollte er sich neue in Arashima kaufen, oder auf einem Zwischenstopp wo er Bummeln ging mit seiner neuen Großfamilie. Johann lag in der Koje und Kaz hatte sich neben ihn gelegt um etwas zu schlafen, als es klopfte. Der Arashi stand auf und öffnete neugierig die Tür. "Was machst Du denn so spät hier Boldi?", fragte er erstaunt. Er hatte mit seinem Sohn gerechnet, nicht mit Boldi.


    Boldiszàr
    »Dir sagen, dass Robby gerade rundum glücklich im Kreise seiner Lieben liegt. Vano, Belly, Patti, Robby und Jendro in kuschliger Eintracht. Und um dir einen Hinweis zu geben, was du beitragen kannst, damit es so bleibt.« Boldiszàr ließ es sich nicht nehmen, an Kazrar vorbei in die Kabine zu spähen. Dort schlief Johann in der Kajüte, ganz eng an die Wand gepresst. Neben ihm war genügend freier Platz für einen zweiten Mann.


    Kazrar
    "Boldi Du bist für mich genauso ein Sohn, wie ich Tekuro glücklich mache weiß ich. Und wenn Du schauen möchtest, dort liegt Johann und keine Frau. Also falls er Dich geschickt hat zu kontrollieren ob ich schon jemanden befruchtet habe - nein Boldi das habe ich nicht. Ich wollte mir mein kleines Quartier einrichten, damit ich mein Zimmerchen habe. Wir werden ja nicht auf der Spielwiese wohnen. Sag Tekuro durch Hetzen geht es nicht schneller und ich werde mir in Arashima eine passende Frau suchen. Dieser kleine Nörgler", stöhnte Kaz und zog Boldi in die Kajüte. "So was wollte er denn nun wieder genau? Spuck es aus", bat Kazrar und hielt Boldi eine Packung Dörrfleisch hin. "Habe ich vorhin in der Kombüse bekommen, sehr lecker", bot er an.


    Boldiszàr
    Boldiszàr nahm sich ein Stück und aß es. Er nickte. »Richtig lecker! Daran hat man eine Weile zu kauen und es ist gut gewürzt.« Er kaute herunter. »Robby hat mich nicht geschickt, er schläft. Mich schickte Silvano mit einem Hinweis. Es geht um die beiden Jungs hier an Bord. Zwei Knaben.«


    Kazrar
    Kaz grinste Boldi breit an und schaute sich kurz verstohlen um. "Was ist mit den beiden?", fragte er eine Spur zu interessiert. "Was hat er mit ihnen vor? Er ist doch einer von uns nicht wahr? Tekuro mein Sohn hatte Recht, Du musst Dir keine Sorgen machen. So etwas bleibt in der Familie. Beute und Partner ist etwas anderes", erklärte Kazrar und nahm sich auch ein Stück Trockenfleisch.


    Boldiszàr
    Boldiszàr betrachtete Kazrar ruhig. Gut, dass er das Gespräch mitbekommen hatte. »Hast du die beiden schon entdeckt? Was hast du mit ihnen vor?«


    Kazrar
    "Nichts wenn sie Vano gehören, es sei denn er wäre bereit sie zu teilen. Dann würde ich aber Bevis bevorzugen und nicht diesen nervösen Knochen, von dem ich noch nicht einmal den Namen weiß. Er hätte ein gutes Geschenk an Archibald abgegeben. Das hier ist Euer Haus, ich werde nicht an die Beute Deines Mannes gehen, sei unbesorgt. So etwas gehört sich nicht, wir halten zueinander Boldi, wir stehen für einander ein und bestehlen uns nicht", erinnerte Kaz.


    Boldiszàr
    »Genau genommen gehören sie mir. Mein Schiff, meine Mannschaft, meine Gäste, jeder hier hat sich meinem Wort zu beugen, sogar der Kapitän, wenn ich das will. Die zwei Knaben gehören ebenfalls in meinen Besitz und ich wünsche nicht, dass ihnen was geschieht. Es ist nicht einmal so, dass ich Kinder sonderlich mag. Aber wenn den beiden was geschieht, wird es Krieg zwischen dir und Davet geben. In was für eine Lage mich das bringt, kannst du dir vorstellen. Robby wird zu dir halten, Silvano zu Davet und ich sitze erneut zwischen den Stühlen. Ich wünsche keinen Streit mehr, Kaz. Denkst du, du kriegst es hin, die Finger von den Kindern zu lassen?«


    Kazrar
    Kaz Gesicht war schlagartig wie leergefegt, denn in diese Richtung hatte er nicht gedacht. Ganz langsam, ja fast bedächtig nickte er. "Boldiszar ich gebe Dir mein Wort, dass ich mich von den Kindern fernhalte. Ich weiß dass dies Dein Schiff ist und ebenso Deine Hochzeitsreise. Du bist Tekuros Bruder, sein Wahlbruder und somit auch mein Wahlsohn. Tekuro hat Dich durchgebracht, als Du in Deinen dunkelsten Tagen niedergelegen hast. Als der Tod schon nach Dir griff, rettete er Dich. Davet schenkte uns den Rübenhof und wir bekamen ein eigenes Zuhause. Dies ist Dein Zuhause und Du nimmst uns mit nach Arashima. Wir sind eine Familie Boldiszar und ich werde nichts tun, was unsere Familie gefährdet. Ich werde den Kindern aus den Weg gehen und falls es mich packen sollte, werde ich zu meinem Sohn gehen, damit er die Zeit über mich wacht. Ich werde mich dann hier einschließen, meinen Gedanken freien Lauf lassen und Johann wird mich befriedigen. Aber ich schwöre Dir bei Arkan, ich werde die Kinder nicht berühren. Ich halte mich fern, ich schwöre es Dir", sagte Kaz absolut ernst und das war es ihm auch.


    Boldiszàr
    Boldiszàr legte die Hand auf Kazrars Schulter, zog ihn kurz an seine Brust, klopfte ihm einmal auf den Rücken und schob ihn wieder weg. »Danke, Wahlpapa.« Er war sehr erleichtert. Kazrar mochte manchmal merkwürdige Anwandlungen haben, aber er war auf seine Weise ein Ehrenmann. »Ich bin froh, dass du uns begleitest. Ich lasse euch nun wieder allein. Gemütlich habt ihr es euch hier gemacht. Schlaft gut.« Damit kehrte er zur Spielwiese zurück. Ihm war nun um einiges leichter ums Herz.

  • Kazrars Trauer



    Patrice Vertcuis
    Patrice stand an der Reling und ließ sich den warmen Wind um die Nase wehen. Er liebte Sommernächte, doch die auf dem offenen Meer gefielen ihm besonders gut. Die Luft roch nach Salzwasser, die Wellen schwappten gegen den hölzernen Rumpf. Ein gleichmäßiges Plätschern und Rauschen, keine Nachtvögel schrien, keine Grillen zirpten, nur der Dhnuik und das Knarren der Tordalk. Wenn die Vampire schwiegen, war nichts anderes zu hören, doch Tekuro war im Gegensatz zu früher sehr gesprächig, seit er seine Familie und seine Sklaven hatte. Doch in der Familienidylle der Beißer gab es eine schwarze Wolke, die scheinbar niemand als das wahrnahm, was sie war. Patrice wandte sich um und ging über das Deck, bis er zur Kuschelecke, wo Kazrar abseits von den anderen lag. Er hatte vorhin schon wieder einen Rüffel von seinem Sohn kassiert, der ihn gezwungen hatte, seine Kajüte zu verlassen, wo er sich mit Johann eingerichtet hatte, und sich zu den anderen auf die Spielwiese zu legen. Während Tekuro nun mit Jendro sprach, mit dem er sich neuerdings blendend verstand, lag sein Vater allein. Patrice setzte sich zu ihm und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. »Guten Abend«, grüßte er. »Darf ich dir was zu trinken bringen?«


    Kazrar
    Kaz schaute erstaunt auf und rieb sich die Augen. Patrice hatte sich zu ihm gesellt, was ihn sehr freute. Einst hatte ihm der junge Mann völlig grundlos das Leben gerettet. Wobei das stimmte nicht, grundlos hatte er ihm nicht das Leben gerettet. Es war noch tiefer, noch weitreichender, denn Patrice hätte allen Grund gehabt ihn verfaulen zu lassen. Und dennoch hatte er ihm beigestanden, dass vergaß Kazrar ihm nie. Vanos wilde Bestie, dieser lockige, hündische Düsterling hatte grundlos seine scharfen Zähne in sein Bein geschlagen. Ausgerechnet dann, als Tekuro in seinen letzten Atemzügen lag, so als wollte dieser schwarze Unhold ihn und Tekuro verhöhnen. Und dann war Tekuro gegangen, es gab für ihn keinen schlimmeren Schmerz. Am liebsten hätte er Archibald eigenhändig erwürgt, aber dem Ältesten sei Dank erwachte Tekuro wieder als Untoter. Unsterblich von nun an, gierig nach dem Blut der Lebenden und mit ganz anderen Möglichkeiten ausgestattet. Dennoch war dies niemals so geplant gewesen. Und in der schweren Stunde, mit offenem blutenden Herzen und zerrissenem Bein, stand ihm nur eine Person bei - Patrice. Patti konnte nicht ermessen, was Kazrar dieser Beistand bedeutete, aber er versuchte es nach besten Wissen und Gewissen auf seine Art zu zeigen. Kaz setzte sich auf und schenkte Patrice ein Lächeln. "Ein Getränk wäre nicht schlecht und vielleicht eine Schale Reis mit den schönen Fischstückchen die es heute mittag gegeben hat? Wollen wir mal nachschauen ob es noch etwas zu beißen gibt?", bot Kaz an. Er stand auf und zog Patti mit auf die Beine. Er freute sich, mit jemanden die Tordalk erkunden zu können und sich etwas die Beine außerhalb des Nestes zu vertreten.


    Patrice Vertcuis
    Kazrar wirkte erleichtert, einen vorwandt zu haben, die Spielwiese zu verlassen, wo Tekuro ihn argwöhnisch im Blick behielt. Er starrte ihn nicht an, aber seine Sinne waren stets hellwach, wie das bei Leibgardisten eben der Fall war. Er musste einen nicht anschauen, um zu wissen, was man gerade tat. Was auch immer er für seinen bedauernswerten Vater heute geplant hatte, Patrice machte es zunichte, indem er Kazrar zur Kombüse führte. »Ist noch genügend da und schau mal, Kokosmilch aus halbierten Kokosnüssen. Und Sauerkrautsaft! Davon darf ich trinken, so viel ich will, ich habe extra gefragt, weil ich schon vier Gläser hatte.« Patrice schenkte ihnen beiden Sauerkrautsaft ein und trank genüsslich das kalte, saure Getränk mit dem durchdringenden Kohlgeschmack. Er liebte es und leckte sich die Lippen. Dann blickte er Kazrar an. »Dir geht es nicht so gut, oder?«


    Kazrar
    Kazrar freute sich über die Abwechslung und folgte Patrice gut gelaunt in die Kombüse. Sauerkrautsaft hatte er noch nie getrunken, Kokosmilch hatte er einmal probiert und sie schmeckte ihm vorzüglich. Er nahm sich von beiden Gläsern eins, um es sich schmecken zu lassen. Er folgte Patrice an den Tisch, stellte seine Gläser ab und setzte sich ihm gegenüber. "Nein im Moment nicht sonderlich, merkt man mir das so deutlich an? Danke für die nächtliche Runde Aufmunterung Patti", sagte er freundlich und stieß mit dem Sauerkrautsaftglas an. Er nahm einen Schluck und stellte fest, dass es tatsächlich so sauer war, wie der Name vermuten ließ. "Aber Hallo, da bekommt man ja Schrumpfhoden", grinste er breit, "ist aber echt erfrischend. Was Seeleute alles so essen und trinken. Ich bin immer wieder erstaunt. Vor allem das Pökelfleisch, das muss ich sagen schmeckt mir sehr gut. Wie geht es Dir denn? Du hast die Übertragung nun schon einige Zeit hinter Dir und wirkst entspannt. Ja fast glücklich. Wie fühlt es sich für Dich an, Dein neues Leben in einem neuen Körper? Fest verwurzelt, hoffe ich. Ob Du es glaubst oder nicht, ich habe das selbe Schicksal durchgemacht Patrice. Meinen echten Körper haben zwei widerliche Unholde geschändet und mich dann grausam ermordet. Mein Körper war durchlöchert von unzähligen Dolchstößen. Wieviele es waren, dass kann ich Dir nicht sagen. Und zum Schluss haben sie mich mit einer Salami entweiht, mir den Kopf abgeschnitten und damit Fußball gespielt. Aber nicht nur das, bevor ich fiel, töteten sie Arkan vor meinen Augen. Sie töteten meinen Mann und schändeten ihn. Der Tod der tausend Schnitte wurde ihm zu Teil, es gibt keinen grausameren Tod. Ich konnte ihm nicht helfen und das war wohl das Schlimmste an der ganzen Sache. Und nachdem er fiel, war ich an der Reihe. Sie waren gut, zu gut. So weit hätte es niemals kommen dürfen. Und als ich mein Leben aushauchte, war mein letzter Gedanke Tekuro. Es schmerzte mich, dass ich ihn niemals wieder gesehen hatte. Und dennoch war mein letzter, mein allerletzter Gedanke auf dieser Welt kein Groll, sondern ich dachte in Liebe an meinen Sohn. Ich wünschte ihm alles Glück und hoffte ihm ginge es gut. Und so starb ich. Lange war ich fort, als ich auf einmal zurück in das Reich der Lebenden gerissen wurde. Anders kann man es nicht beschreiben. Ich war ein Geist, materielos, durchsichtig, kalt. So folgte ich meinem Sohn der mich gerufen hatte. Der Älteste war es, der Tekuro auftrug mir einen passenden Körper zu suchen. Und so zog ich nach langer Qual und unendlicher Reise zurück in lebendes, atmendes Fleisch, Dank der Segnung des Ältesten. Wir sind uns ähnlicher als wir denken Patrice. Und ich wollte Dir einst gesagt haben, wie dankbar ich Dir für die Rettung war. In der schwärzesten Stunde als ich Tekuro zurückgewonnen hatte und Archibald ihn mir aus den Händen riss, hast nur Du mir beigestanden und meine Verletzungen versorgt. Du hattest kein Grund dazu, nein vielmehr hättest Du sogar allen Grund gehabt, Dich an meinem Leid zu weiden. Aber das hast Du nicht getan, wieso auch immer. Und dafür Danke ich Dir Patrice", sagte Kaz aus tiefstem Herzen und stieß erneut mit Patti an.


    Patrice Vertcuis
    »Ich habe dir geholfen, weil ich gesehen habe, wie gut du zu deinem Sohn als Vater bist und wie abgöttisch er dich liebt. Tekuro liebt dich und ich liebe ihn. Wie könnte ich dich also hassen?« Patrice stieß ebenfalls sein Glas gegen das von Kazrar, so dass es leise klirrte. »Dann weißt du, wie es ist in fremden Fleisch. Der andere Körper hätte mir gehören sollen, da Pascal ihn sogar bei einem Fleischformer zurechtmachen ließ, so wie ich gern aussehen wollte. Mit schmaler Nase und vollen Lippen. Er schnitt mir das lange Haar ab und wusste genau, was er mir damit antat. Manchmal schlug er mein Gesicht gegen eine Wand, nicht wegen der Schmerzen, sondern damit ich zerbeult aussehe. Er hoffte, Tekuro würde mich dann nicht mehr beachten.« Er strich langsam an seinem Glas auf und ab, das er mit beiden Händen umklammerte. »Und trotzdem vermisse ich Pascal. Wenn ich nicht mehr konnte von dem ewigen Machtkampf, übernahm er. Wenn er erschöpft war, übernahm ich. Nun aber ist da niemand mehr. In meinem Kopf ist eine große Leere. Ich versuche, sie mit Dingen zu füllen, guten Erinnerungen und Erfahrungen von einem eigenen Leben. Ich habe keine Eltern, keine Geschwister, nicht einmal eine Kindheit. Was mir Halt gibt, ist Tekuro und er ist zur Zeit sehr gut drauf. Darum geht es auch mir gut. Auch Bellamy war überraschend freundlich zu mir, was ich nicht erwartet habe.« Er blickte in sein Glas, er lächelte nicht. »Was dir angetan wurde und Arkan, hat Tekuro uns immer wieder erzählt. Das wurmt ihn seit er weiß, wer sein Vater ist und was mit ihm geschah, sogar noch heute, wo du wieder bei ihm bist. In ihm schlummert sehr viel Wut, ich kenne ihn gut und sehe das, auch wenn er glücklich ist. Er will töten. Ansgar und Davard von Hohenfelde, doch an sie kommt er nicht so leicht heran. Die beiden sind Marquis und selbst wenn er der Liebling der Krone ist, gibt es Dinge, die er sich einfach nicht erlauben kann. Wie gehst du damit um? Werdet ihr die beiden jagen? Und wie kommst du mit deinem neuen Körper zurecht?«


    Kazrar
    "Mein alter Körper war sehr schön und ich habe ihn geliebt. Das klingt vielleicht überzogen, ja überheblich, aber ich hatte alles Recht dazu diesen Körper zu lieben. Meine Eltern haben mich nicht einfach gezeugt Patrice, ich war ein Kind der Liebe. Mein Vater stammte aus Naridien, hast Du das gewusst? Er verließ seine Familie, da sie bösartige, intrigante Menschen waren. Mein Vater war nicht so ein Mensch. Er wollte nur eines, in Frieden leben und zwar so, wie er es für richtig hielt. Und so brachte er so viele Meilen wie möglich zwischen sich und diese Familie. Er lief bis seine Beine ihn nicht mehr trugen und dann lief er weiter. Er lief um sein Leben, ein Leben das er bis dato niemals hatte und nur aus seinen Träumen kannte. Oder von anderen Menschen als Zuschauer. Er lief bis nach Arashima und dort versagten seine Kräfte entgültig. Er stürzte in den Schnee, die eisige Umarmung der weißen Pracht fing ihn auf. Kälte erstickte seinen Schmerz. So sollte er also sterben, in blütenweißer, reiner Pracht, frei von jedem Schmerz? Dann sollte es so sein. Bekommen hatten sie ihn nicht. Aber auch der Tod sollte ihn nicht bekommen Patrice, denn meine Mutter fand ihn. Und so trug eine kleine Arashi einen schweren naridischen Almanen in ihre Hütte. Eine Frau deren Leben nicht leichter gewesen war, als das dieses Mannes. Ihr erster Mann war gestorben. Vano würde sagen, die See hat ihn geholt und ja, unser einäugiger Seegeist hat damit Recht. Er fuhr hinaus zum Fischen und kehrte nie wieder zurück. Meine Mutter blieb allein, schaute viele Monde hinaus auf die dunkle See, aber sie gab ihren Mann nicht mehr preis. Und in einer klirrend kalten Winternacht fand sie zu ihren Füßen einen rothaarigen Mann, ganz so, als hätte die See ihn anstatt des Ehemannes ausgespuckt. Sie trug ihn heim, pflegte ihn, wärmte ihn. Und die Wärme kehrte nicht nur in den Körper meines Vaters Berengar zurück. Nein sie kehrte auch in die Herzen dieser beiden so verschiedenen und dennoch gleichen Menschen ein. Und so wurde ich gezeugt, ein Kind der Liebe. Wir lebten ein gutes Leben, klein, beschaulich, entbehrungsreich und so vollkommen wie Du es Dir nicht vorstellen kannst. Und schaute ich in die polierte Platte meiner Mutter, die ihr als Spiegel diente, so sah ich meinte Mutter und meinen Vater, ihre Verbindung, ihre Liebe. Ich hatte alles Recht der Welt, diesen Körper zu lieben. Der Schnee schenkt einem aber nicht nur, er nimmt einem auch. Er ist der geforene Atem der See, so sagt man bei uns. Und er verlangt Opfer. Sie kommen nicht in Form von Haien, der Schnee schickt keine Fische wie die See, die mit messerscharfen Zähnen ihren Anteil aus dem Leben beißen. Er schickt knochenbleiche, spitzohrige Unholde - Frostalben. Sie kamen eines Nachts, die Luft war so kalt und klar, dass der Atem kristalisierte. Sie kamen um zu rauben und zu morden. Und das taten sie auch. Mein Vater befahl uns zu fliehen und so rannten meine Mutter und ich davon, durch die eisige Nacht mit nichts in den Händen außer unserem nackten Leben und den Dingen die wir am Körper trugen. Sie töteten ihn. Ich habe es gesehen Patrice. Als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich wie dieser Frostalb meinen Vater niederstreckte. Er starrte mir in die Augen... diese Augen... dieses Gesicht... ich werde es niemals vergessen. Ohren und Wangenknochen so scharf geschnitten wie die Waffen die er trug. Sein Gesicht zeigte nichts als Verachtung für uns Menschen. Er war ein weißer Dämon und er verlangte seinen Tribut in Blut. Er setzte uns nach, aber wir entkamen. Ich weiß nicht ob er die Verfolgung abbrach, ob wir zu schnell waren, ich weiß nur, dass wir es geschafft haben zu entkommen. Meine Mutter und ich liefen und wie wir liefen Patrice. Wir zwei flohen den Weg zurück, den mein Vater einst gekommen war. Und eines Tages standen wir vor der Tür seiner Eltern. Sie scheuchten uns vor. Die Arashihure und ihren Bastard wollten sie nicht durchfüttern. Wir flohen erneut, aber Naridien hat seine eigenen Dämonen Patti. Meine Mutter starb in der Seitengasse hinter dem Haus ihres Schwiegervaters. Ermordet wurde sie für das letzte Hab und Gut das sie hatte, einen zerschlissenen Mantel. Ich wäre ebenso gestorben, hätte nicht eine alte Frau mit machtvoller Stimme diese Bande vertrieben. Sie fürchteten sie und sie rannten um ihre Leben. Die Frau zog mich auf die Füße und so lernte ich die Baronin kennen und den Zirkel der Menschenfresser. Ich lernte Archibald kennen und Dunwin von Hohenfelde. Ich lernte Arkan kennen und mein Leben baute sich langsam wieder auf, es wurde gut, es wurde ein Leben und eines Tages wurde es gekrönt mit Tekuros Geburt. Aber ich durfte ihn nicht behalten, denn ebensowenig wie Archibald kann ich ein Kind großziehen. Ich war großzügig Patrice. Mein ganzes Geld gab ich der Mutter, es gab nur eine Bedingung - ziehe meinen Sohn groß, es ist auch Deiner. Bringe ihn in Sicherheit, weit weg von mir. Und schicke ihn heim, sobald er 16 Sommer gesehen hat. Sie nahm mein Geld Patrice, sie nahm Tekuro mit sich und damit riss ich mir selbst das Herz aus dem Leib. Es gab keinen Tag wo ich nicht mit ihm sprach, als wäre er noch da. Keinen Morgen wo ich ihn nicht begrüßte, keinen Abend wo ich ihm keinen Wiegenlied sang. Und so war er mein letzter Gedanke, als ich diese Welt auf so grausame Art verließ. Ein letzter Liebesgruß an meinen Sohn. Archibald hatte ich das Versprechen abgerungen ihn zu suchen und zu finden, sollte ich nicht mehr dazu in der Lage sein. Er hat Wort gehalten Patrice. Oh ja, dass hat er. Dieser neue Körper wurde mir von meinem Sohn geschenkt, ich betrachte ihn mit der gleichen Liebe wie meinen alten. Von daher war es für mich wundervoll wieder in einen Körper einziehen zu dürfen", erklärte Kazrar innig.


    Patrice Vertcuis
    Patrice lauschte und nickte hin und wieder. »Ich wünschte, ich hätte auch einen Vater. Dich so von deinem Kind sprechen zu hören, erfüllt mich mit Neid auf Tekuro, der dich hat und auf Pascal, der Timothèe hat. Selbst Timothèe ist auf seine Weise ein liebender Vater und ich würde mit Pascal tauschen, wenn er ihn nicht mehr möchte. Aber das brauche ich nicht zu fragen, welcher Vater tauscht schon den leiblichen Sohn gegen einen anderen. Deine Geschichte von der Flucht vor der Familie bewegt mich mehr als du vielleicht glaubst, wollte doch auch ich dieser Familie entkommen, die nie die meine war, der Familie von Pascal und Timothèe und mich ganz in die Hände von Tekuro geben, auf Gedeih und Verderben. Ich weiß nicht, ob er je verstand, wie viel er mir bedeutet, ob er es jetzt versteht, wie sehr ich ihn brauche oder ob er meint, ich sei einfach ein bisschen verliebt. Was werdet ihr mit Ansgar und Davard tun? Oder lasst ihr es dabei bewenden?«


    Kazrar
    "Du bist mein Schwiegersohn, sobald Du Tekuro geheiratet hast, dann hast Du einen Vater Patrice, denke daran. Bewenden lassen? Wie soll ich es dabei bewenden lassen, wenn man meinen Mann vor meinen Augen bestialisch ermordet und danach mit mir das Gleiche macht? Wie? Es gibt nur eine Antwort auf diese Tat, sie werden dafür bluten und dem Ältesten als Opfer dargereicht. Nichts Minderes akzeptiere ich. Ich habe diese Sklaven eigenhändig mit diesen Händen ausgebildet. Ich habe sie gepflegt Patrice, wenn Archibald mit ihnen fertig war. Ich habe sie getröstet, gereinigt, ich habe ihnen auf die Beine geholfen. Haben sie das gesehen? Sie mögen vielleicht behaupten, dass sie durch den Abgrund gegangen sind, aber ich sage Dir weshalb sie den Abgrund durchwandert haben. Sie waren ungehorsam. Hätten sie nur ein einziges Mal ihr Schicksal akzeptiert, wäre ihnen nichts weiter geschehen. Denn so glaube mir, so grausam wie Archibald werden kann, so gütig kann er zu jenen sein, die ihm gehorchen. Seine Güte sieht natürlich anders aus als meine, aber jeder Mensch lebt nach seinen Vorstellungen. Ich kann Dir nur eines sagen, um Dir ein Beispiel zu nennen. Als das Miststück nicht gehorchte, bekam es eine Party also eine Feier spendiert. Er wurde festgebunden, sogar am Hals so das er sich nicht mehr rühren konnte. Eine Decke war über ihn geworfen worden, aber das wichtigste blieb frei - die Pforte zum Glück. Er war der Gastgeber und hatte genau 169 Gäste. Manche Gäste schauten einmal hinein, andere mehrfach. Als der Morgen graute, graute es ihm schon lange nicht mehr, denn er war scheinbar mehr tot als lebendig. Archibald scherte sich nicht mehr um ihn, niemand scherte sich um das Miststück. Bei mir sah das anders aus. Als der letzte Gast den Festsaal verlassen hat, war ich alleine mit ihm. Ich schnallte ihn ab und überprüfte ob er noch lebte. Das tat er und ich versuchte ihn aufzuwecken. Nach etwas Mühe gelang es. Er bekam etwas zu trinken und ich führte ihn ins Bad. Da er kaum laufen konnte, trug ich ihn mehr, als das er ging. Ich schrubbte ihn sauber und ich verpasste ihm ein Einlauf nach dem anderen, so dass er auch innerlich wieder sauber war. Seine Rosette hatte mehr Ähnlichkeit mit Deinem Karpfenmund, als alles andere. Wobei sie hatte selbst das übertroffen. Also reinigte ich ihn und versorgte seine wunde Stelle. Gab es dafür einen Dank? Gab es irgendwas, dass man sagen könnte, er erkannte es an? Weißt Du was er tat als er wieder ganz bei sich wahr? Er starrte mich heulend an und spuckte mir ins Gesicht. Da habe ich ihn über den Zuber gehangen, seinen verdammten Schädel unter Wasser gedrückt und ihm einen Grund geben zu heulen. Glaub mir, den Ritt hat er sich gemerkt, angespuckt hat er mich nie wieder. Nur ist es nicht erstaunlich wen er angespuckt hat? Archibald? Niemals, dass hätte er sich niemals gewagt. Aber mich, der ihm helfen wollte. Du siehst Patrice Güte wird nie vergolten", sagte Kaz traurig.


    Patrice Vertcuis
    »Manchmal doch«, erwiderte Patrice und blinzelte langsam. »Mir wurde sie vergolten. Aber du bist auch ein Arashi und weißt, was Ehre bedeutet. Darin seid ihr den Almanen ähnlich. Davard und Ansgar sind Naridier. Sie sehen nur sich selbst. Ich würde gern einmal mit den beiden reden, aber wer redet schon über so etwas. Ich kann es, weil ich mich freiwillig in Tekuros liebende und strafende Hände begab. Sie suchten sich ihren Herrn und Meister nicht aus, das macht einen Unterschied. Ich diene gern, aber könnte ich jedem dienen? Ich denke nicht, dass ich das könnte. Sind diese Erinnerungen das, was dich so betrübt? Du hast deinen Sohn zurück und bald wirst du Großvater. Trotzdem wirkst du nicht glücklich.«


    Kazrar
    "Nein Patrice, sie betrüben mich nicht. Meine Trübsal ist viel einfacher zu erklären, ich vermisse meinen Ehemann Arkan. Er war steht der Sonnenstrahl meines Lebens, denn auch im Abgrund benötigt man etwas Liebe, Licht und Wärme. Er war mein Seelenverwandter, ich habe ihn selbst gerettet, aus dem Sumpfe Obenzas gezogen und wir waren mehr als einfach nur eins. Er begleitete uns als Geist, aber auf einmal verschwand er. Ich vermute eine Bösartigkeit von Brandur von Hohenfelde dahinter, Du kennst diesen Nekromanten. Da sind alle Verseuchten gleich, wenn sie unschuldige Mitmenschen quälen können, dann tun sie das auch. Nun wieso versuchst Du es nicht? Rede mit Davard oder Ansgar, vielleicht hilft es Dir irgendetwas zu verstehen. Und vielleicht hilft es uns, sie besser fassen zu können. Ich wäre für jede noch so winzige Information dankbar die sie zu Fall bringt", grinste Kaz.


    Patrice Vertcuis
    Patrice lächelte. »Du meinst, ich soll noch einmal den Wigberg spielen? Die Persona anlegen, von der ich glaubte, besessen zu sein, bis ich merkte, dass ich selbst die Persona bin? Meinst du, sie würden mit mir sprechen?«


    Kazrar
    Kaz nickte zustimmend und trank einen Schluck Saft. "Zumindest würden sie sich anhören, was Du von ihnen möchtest. Und wenn Du es clever anstellst, kannst Du sie zum reden bringen. Bedenke doch, dass Du ein ähnliches Schicksal hast. Damit wirst Du Dir vielleicht etwas von ihrem Vertrauen erschleichen können. Ihr seid gleich im Leid und das werden sie anerkennen, soweit Hohenfelde dazu in der Lage sind. Aber falls Du mit ihnen sprichst, sei vorsichtig sie sind zwar Leidgeprüfte, aber sie sind auch Mörder", warnte Kaz offen.


    Patrice Vertcuis
    Patrice zuckte mit den Schultern. »Wer von jenen, mit denen ich mein Leben teile, hat noch nicht getötet? Wer? Die Gardisten und Soldaten unter uns sind eigens dafür ausgebildet, den menschlichen Körper effektiv zu zerstören, ob zu Land oder zur See. Warum also sollten mir die Hohenfeldes mehr Angst machen als die Chuds, Wigbergs oder die Söhne der Agenten der Autarkie? Es gibt hier keine reinen und unbefleckten Seelen. Dazu hätte ich nicht den Weg unter Waffen einschlagen dürfen, sondern hätte Priester werden müssen, wie Pascals Onkel. Wobei vermutlich nicht einmal dessen Hände frei von Blut sind. Wen von beiden sollte ich zuerst aufsuchen?«


    Kazrar
    "Gut gesprochen Patrice. Wen Du zuerst aufsuchst, ist Deine Wahl. Ansgar ist ein Nekromant und von sehr cholerischer Natur, jedenfalls war er das einst. Davard ist sein jüngerer Bruder und er ist der Stillere von beiden, er ist Geistmagier. Aber wie ich weiß, beschäftigt er sich mit Auftragsmord. Beide haben also mit dem Tod zu tun, es ist ihr Beruf. Ansgar ist in Souvagne Chevalier und Davard ist Marquis, sie sind also beide von Stand. Vielleicht nützt Dir dies etwas um mit ihnen in Kontakt zu kommen", schlug Kazrar vor.


    Patrice Vertcuis
    »Dann wäre Ansgar vielleicht die erste Wahl, denn Choleriker sind oftmals ehrlicher als jene, die mit solchem Bedacht sprechen. Andererseits ist er als Nekromant wohl zu wenig Nächstenliebe fähig. Dahingehend wäre Davard der Ansprechpartner erster Wahl. Vielleicht erwische ich sie aber auch alle beide.« Patrice dachte eine Weile nach. Er mochte nicht die Bahnen, in denen er denken musste. Er hob wieder den Blick. »Pascal war es, der unter euch besonders litt. Und Davard kennt ihn vom Sehen her, da er manchmal durch den Palast ging. Vielleicht sollte ich Pascal um Hilfe bitten.«


    Kazrar
    "Das könntest Du tun, oder einfach ein weiteres Opfer von Tekuro sein, dass würde er Dir glauben, unbesehene sogar. Er hält uns für Monster. Und ich denke, er wird nicht tatenlos zusehen wie unsere Familie wächst und gedeiht Patrice. Das spüre ich in meinem Innersten", sagte Kaz nachdenklich.


    Patrice Vertcuis
    »Du meinst, er würde Tekuro etwas antun?«, fragte Patrice erschrocken. »Obwohl er ihm nie etwas zu leide tat? Und dem Baby?«


    Kazrar
    Kaz nickte extrem langsam. "Er ist ein Hohenfelde, es würde mich nicht wundern, wenn er mir Blutrache ausgesprochen hätte. Das ist so etwas, wie bei Euch eine Bereinigung. Man tötet jeden Verwandten der Person, jeden Freund, jeden der sie kannte, damit hat sie nie existiert. Das hieße er würde mich holen wollen, meine Kinder, meinen Mann, meine Freunde, jeden der mir nahesteht und mich zum Schluss, damit ich das leidvoll mitbekomme. Das klingt vielleicht für Dich unglaublich oder unvorstellbar, aber in ihrer Welt ist das für sie eine völlig normale Reaktion. Ich muss es wissen, ich diente seinem Vater, einem guten Mann. Er war kein Verseuchter und kämpfte wo er nur konnte gegen die magische Verseuchung an", erklärte Kazrar freundlich.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schwieg eine Weile länger. Er hatte Angst. All das, was er sich je ersehnt hatte, besaß er nun, er führte das Leben, dass er sich erträumt hatte, mit der kleinen Einschränkung, dass er in einem fremden Körper steckte. Und nun richteten die Hohenfelde ihre Dolche auf sein Glück. Er fragte sich, ob er das allein schaffen konnte, ob sein eigener bescheidener Beitrag dafür genügte - oder ob es nicht doch einen Wigberg brauchte. Andererseits, würde Pascal im helfen, noch dazu gegen die eigene, wenn auch weit entfernte Verwandtschaft? Er hasste Patrice und Tekuro. »Ich würde gern Pascal schicken«, sprach Patrice leise. »Sein Leid war ein vielfaches höher als das meine. Und die Hohenfeldes sind sehr gut darin, Lügner zu enttarnen. Pascal ist Profi. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn überzeugen könnte.«


    Kazrar
    "Du könntest ihn bestenfalls bitten, Ihr beide habt die gleiche Bürde getragen Patrice. Vielleicht hilft er Dir nicht aus Liebe, ebensowenig aus Freundschaft, möglicherweise jedoch aus Verbundenheit heraus. Ihr habt beide sehr viel durchgemacht, er hatte immer unter seiner Familie gelitten. Und seine Familie unter den Hohenfelde. Warum sollte er Dir nun die Hilfe verweigern? War er es nicht, der Dich schuf? Hast Du dann nicht auch seine Hilfe verdient, so wie Du ihm stets helfen musstest?", fragte Kaz.


    Patrice Vertcuis
    »So, wie er Tekuros Zuwendung ertragen musste, musste ich auch Caillou ertragen, diese kleine Nervensäge. Ich habe Pascal in all den Jahren mehr als nur geholfen. Ich war die Flucht vor seiner Wirklichkeit. Er hat mich benutzt, so wie er zuvor Louis benutzte. Nun fehlen wir beide und er muss seine Wirklichkeit selbst gestalten, es gibt keine Fluchtmöglichkeit mehr für ihn. Es gab Dinge, die zu wissen für ihn unerträglich waren. Er wollte sie vergessen und das hat er, dank mir. Nun sind sie wieder da. Wie er damit zurechtkommt, weiß ich nicht. Aber in all seiner aufgestauten Wut wäre er ein sehr authentisches Opfer von euch. Ich würde vielleicht zu zufrieden wirken? Ich habe so etwas noch nie gemacht. Aber könnten wir Pascal überhaupt vertrauen? Vielleicht mache ich es doch besser selbst. Könnt ihr mich vorher noch einmal ruinieren?«


    Kazrar
    "Nein Patrice, die Zeiten sind vorbei, Du musst die Macht der Erinnerung nutzen. Denn wir wollen verhindern, dass jemals wieder einer von uns ruiniert wird, dazu zählst auch Du. Man kann keinem Wigberg vertrauen, das ist ein felsenfester Umstand den Du akzeptieren musst. Woran erkennst Du das ein Wigberg lügt? Seine Lippen bewegen sich", grinste Kaz ihn an.


    Patrice Vertcuis
    »Dann bitte ich Tekuro oder Bellamy, sobald der Urlaub vorbei ist. Ich muss zerschunden aussehen. Ich bin kein so guter Kämpfer wie ihr oder Pascal, aber ich werde meinen Teil dazu beitragen, diese Familie zu schützen.«


    Kazrar
    "Kämpfen kann man auf viele Arten und Weisen, mit Worten, mit Waffen, mit List oder Tücke. Bitte doch jemanden mit Dir das Kämpfen zu üben. Dann sehen Deine Belessuren auch echt aus Patrice. Und bitte, bitte Bellamy nicht. Er bereut was er tat und Du bittest ihn damit um Wortbruch. Sollte er Dir Deinen Wunsch erfüllen, dann bist Du in sehr großer Gefahr. Falls er Dich zu hart rannimmt, könnte das schief gehen und das würde ich bedauern. Und stell Dir vor, was geschieht wenn Tekuro Dich durch Bellamy verliert. Auch das würde die Familie zerstören!", mahnte Kaz Patrice eindringlich.


    Patrice Vertcuis
    Patrice schüttelte den Kopf. »Nein, dabei entstehen andere Blessuren. Man geht anders, schaut anders und ich bin kein so guter Schauspieler wie Pascal. Dann wird Tekuro mir meinen Wunsch erfüllen. Ich denke, es wird ihm Spaß machen und er wird mich niemals töten. Ich hoffe, du konntest dir ein bisschen deinen Schwermut von der Seele reden. Soll ich Tekuro ablenken, damit du wieder in deine Kajüte kannst?«


    Kazrar
    "Danke für die Aufmunterung mein Patti, Du gehörst fest zu uns. Du bist genauso ein Ehemann von Tekuro so wie Bellamy oder wie es Arkan für mich war. Ich hoffe wir bekommen Arkan bald wieder zurück, ich vermisse den kleinen Blondschopf an meiner Seite. Frage Tekuro und ich hoffe Du kannst Dich an die Hohenfelde anheften. Ich vertraue Dir Patrice, denn für mich bist Du kein Wigberg, sondern ein Chud, merke Dir das gut. Komm lass uns zurück ins Nest gehen, jetzt habe ich Lust auf unsere große Familie", sagte Kaz glücklich.


    Patrice Vertcuis
    Ein Lächeln zog Patrices Lippen auseinander. Verlegen blickte er zu Boden, als er aufstand, um mit Kazrar zurück zur Spielwiese zu kehren. »Danke, dass du das sagst. Aber Tekuro wird Bellamy heiraten und nicht mich. Wenn wir es schaffen, Davard und Ansgar zu besiegen oder wenigstens einen von beiden und ihr ihn dem Ältesten opfert, dann wird er euch Arkan sicher zurückgeben. Vielleicht in Johanns Körper?«


    Kazrar
    "Er wird ihn uns auch so zurückgeben, davon bin ich überzeugt, denn Arkan hat ihm stets gut und treu gedient. Ich habe große Hoffnungen und ich möchte ihm einen kleinen, blonden Körper suchen, so wie er selbst war. Er soll sich auch in seinem Körper heimisch fühlen, verstehst Du das Patti? Den Körper werde ich mit Liebe aussuchen, so wie der meine ausgesucht wurde. Und ich möchte Johann nicht verlieren, seine Seele ist eine gute Seele. Er ist ein treuer und loyaler Sklave. Das ist nicht selbstverständlich. Ich sage es nicht nur einfach Patrice, ich meine was ich sage. Ob Tekuro nur Bellamy heiratet, wird sich erweisen. Aber bist Du nicht jetzt schon sein Mann? Hat er Dir nicht bewiesen, was er bereit ist für Dich zu leisten um Dich zu retten? Er hat sogar den Duc gebeten und ihn auf spezielle Art überzeugt. Jeder ist verrückt nach meinem Sohn, was selbstverständlich ist, wenn man Augen im Kopf hat. Aber es ist mehr als seine Optik, er ist etwas ganz besonderes und das hat auch der Duc gespürt, sehr tief", grinste Kaz verwegen.


    Patrice Vertcuis
    Als Kazrar so von seinem Sohn schwärmte, musste Patrice lachen. Es war selten, dass er das tat, meist beließ er es bei einem Lächeln, doch er war gerade guter Dinge. »Ich bin sein Geliebter, aber ich denke nicht, dass er mich wirklich als seinen Mann wahrnimmt. Das ist Bellamy. Aber das ist in Ordnung für mich, so lange er mich liebt und mich an seinem Leben teilhaben lässt. Arkan wird bald wieder bei dir sein und wenn ich dazu beitragen kann, dann tue ich das.« Die Spielwiese kam in Sicht. Patrice rannte die letzten Meter und ließ sich mit einem Sprung in Tekuros Arm hineinplautzen. Er war vielleicht nicht Tekuros Mann, aber er würde sich verhalten, als wenn er es wäre und seine Familie beschützen. Nicht die Wigbergs, sondern die Chuds.


    Kazrar
    "Etwas mehr Würde Patrice", lachte Kazrar und tat genau das Gleiche wie Patrice einige Sekunden zuvor. Auch Kaz quetschte sich in Tekuros Arme und küsste seinen Sohn fest auf die Stirn. "Wir waren stolz auf Dich und Deinen strammen Riemen", lachte er gut gelaunt und knuffte Patti.


    Tekuro Chud
    »Ihr habt gute Laune«, stellte Tekuro misstrauisch fest und drückte beide an sich. Nacheinander küsste er erst seinen Vater und dann, lange, Patrice. »Was habt ihr ausgeheckt?«


    Kazrar
    "Wir doch nichts, wie kommst Du darauf? Sohn Du hast mich zurückgeholt, Du hast Patrice ein eigenes Leben geschenkt. Nun sei so gut und hole mir Arkan zurück, Du weißt wie es geht, ich verlasse mich auf Dich. Deine Mutter verlässt sich auf Dich und der Älteste verlässt sich auf Dich. Möglicherweise verlässt sich sogar der Duc auf Dich. Und Du liegst hier herum und tust nichts. Schändlich ist das", lachte Kazrar leise.


    Tekuro Chud
    »Arkan zurückholen, meine Mama«, sprach Tekuro leise. »Dem Ältesten opfern. Aber für ihn hatte ich deine Mörder vorgesehen als Opfergabe.«


    Kazrar
    "Ich weiß, die leben aber noch", murrte Kaz, "aber Patrice hatte eine wunderbare hervorragende, was sage ich grandiose Idee. Er wird sie aushorchen und dann wird er sie in eine tödliche Falle locken. Und dann Teku, gibt es ein Schlachtfest".


    Tekuro Chud
    »Mein kleiner Patti?«, fragte Tekuro besorgt und zog ihn fester an sich. »Den willst du in diese Schlangengrube schicken, zu diesem Natterngezücht? Allein? Aber warum ihn?«


    Kazrar
    "Weil er es kann und weil er einen ähnlichen Hintergrund hat wie Davard und Ansgar. Wenn Davard ihn abtastet, wird er keine Lüge spüren. Spürt er eine Lüge bei so einem Thema ist man so gut wie tot. Aber Patrice muss nicht lügen, er muss ihm nur die Wahrheit erzählen, so lange, bis er Vertrauen fast. Ab dato, kann man auch Davard anlügen, denn dann liest er nicht mehr, dann vertraut er. Und sobald er vertraut, wird er sterben", freute sich Kazrar. "Ich muss unbedingt unterwegs die dickste Salami kaufen, die ich finden kann. Erinnert mich daran", bat er die beiden.


    Tekuro Chud
    Tekuro nickte steif. »Kein Kampf. Kein Gespräch. Ich werde Davard mit der Armbrust erledigen. Zack und weg. Ich nehm die Repetierarmbrust und zerlöcher ihn. Das wird ihn nicht sofort umbringen, es wird genug Zeit bleiben, sein Leid auszukosten.«


    Kazrar
    "Nein damit bin ich nicht einverstanden. Das ist die Tat eines Feiglings mein Sohn. Zerschieße ihm die Beine und das Kreuz. Dann ist gute alte Handarbeit angesagt. Arkan starb den Tod der tausend Schnitte. Er wird ihn ebenso gehen und vorher, wird er lernen was es heißt richtig erzogen zu werden. Wer immer ihn auf der anderen Seite empfängt hat einen Sklaven der Sonderklasse. Selbst Jaques würde behaupten, dass wir hervorragend mit ihm umgegangen sind, würde er den Vergleich zu Davard kennen. Und die Salami packe ich ihm in Stacheldraht ein und schiebe sie ihm bis zum Anschlag in den Arsch!", knurrte Kazrar.


    Tekuro Chud
    Tekuros Kiefermuskeln mahlten, dann nickte er. »Dies ist deine Rache. Ich kann dir nicht vorschreiben, wie sie auszusehen hat. Ich bin kein Feigling, ich bin der Schwarze Skorpion. Und als solcher bin ich ein Lauerjäger. Du weißt, dass Skorpione in Erdhöhlen wohnen? Es ist nicht der Wolf, der meine Haut ziert. Ich halte diese beiden Sklaven für gefährlich und will sie liebert tot als nur eine Sekunde länger lebendig als notwendig sehen.«


    Kazrar
    "Das sehe ich aber anders, denn mich haben sie genauso in den Abgrunde gespielt und Deine eigene Mutter, Arkan! Mir wäre es am liebsten diese beiden Unholde müssten zusehen wie sie gegenseitig gehen. Aber das ist unmöglich. Weil einer ist schließlich zuerst tot. Verflixt", keuchte Kaz.


    Tekuro Chud
    »Ich werde ... mein Bestes geben. So dass du und Arkan nach deinen Wünschen gerächt werdet. Nenn mir einen Zeitpunkt.«


    Kazrar
    "Das Schicksal Tekuro mein Sohn, das Schicksal wird uns den Zeitpunkt benennen. Nicht umsonst sind wir alle zusammengeführt worden. Nicht umsonst sind wir die Beißer. Und nicht umsonst hast Du Bellamy den Bären an Deiner Seite, Boldiszar den Wolf Deinen Wahlbruder, Silvano den Hai als Schwager und Patrice die kleine Natter. Wir alle sind eine Familie und jeder wird dazu beitragen, dass diese Kreaturen fallen. Und wenn Du es richtig anstellst Tekuro, so richtig gut mit allem was Dir zur Verfügung steht, dann solltest Du einen weißen Hengst in diese Schlacht reiten. Denn dieses Wesen, zerstampft jeden Feind unter seinen Hufen. Denkt einmal schwer darüber nach mein Liebling aus meinen Lenden", ermahnte Kaz seinen Sohn.


    Tekuro Chud
    »Max?«, keuchte Tekuro. »Ich kann nicht IHN bitten ... wobei ... doch. Ich mach das! Ich muss es versuchen! Notfalls über Prince Ciel. Ciel mag Boldi und mich, das weiß ich. Sobald wir zurück sind aus Arashima. Ich werde nicht rasten noch ruhen, bis diese ungehorsamen Sklaven die Strafe erhalten haben, die sie verdienen.«


    Kazrar
    "Du kannst diesen Mann um alles bitten, selbst wenn er ablehnt, wird er Dir nicht böse sein Tekuro. Du musst es ihm nur im richtigen Moment sagen, danach. Du verstehst mein Sohn? Wenn er glücklich und erschöpft unter Dir legt, sprich von Deinen Gefühlen diesen Männern gegenüber. Wenn er ablehnt, sei ihm nicht böse, dann sei es so. Aber falls er Dir Gehör schenkt, dann reicht es auch schon aus, wenn er nichts weiter tun würde, als beide Augen verschließen. Was ist wenn er fortschaut? Dann sind sie hilflos Tekuro. Würde er Dir aktiv helfen, wären sie sofort des Todes. Er könnte sie uns servieren, er könnte sie festsetzen und niemand könnte ihnen beistehen. Das was er sagt ist Gesetz. Du vertraust ihm, er vertraut Dir. Er kam um Dich zu trösten, er erlaubte für Dich verbotene Magie um Patrice beizustehen. Diese Frage wird er nicht mit Sanktion bewerten, wenn Du ihm erzählst, wie Du mich gefunden hast. Was sie mir angetan haben. Er weiß um ihre Vergangenheit, lass ihn meine wissen. Arkan und mein Leid, glaube mir es wird Dir nichts geschehen. Das Wenigste ist er lehnt ab, das Minimalste ist er tröstet Dich. Du hast nichts zu verlieren Tekuro, eine Frage kostet Dich nichts, außer einen heißen Ritt den Du doch sicher genießen würdest", sagte Kaz verschwörerisch.


    Tekuro Chud
    Tekuro stockte einen Moment, dann nickte er wieder. »Ja. Ich spendier ihm einen Ausritt, nach dem er platt ist wie eine Flunder und so entspannt wie ein Wackelpudding. Und wenn er ganz handzahm ist, dann red ich mit ihm. Sag ihm, wie du da gelegen hast, was sie mit deinem Leichnam anstellten. Diese undankbaren Drecksäcke. Und dann mal schauen. Wie wichtig Max die Ausritte wirklich sind. Und ich hab ja Ciel noch als As im Ärmel. Wenn Boldi für mich fragt. Und Ciel damit zu seinem Papa geht, ist die Sache erledigt, spätestens dann.«


    Kazrar
    "Ich? Mich will er bei den Ausritt sicher nicht dabei haben. Du wirst ihm berichten, wie Du meinen Leichnahm aus dem schrecklichen Herrenhaus geborgen hast. Verstümmelt, tausende Dolchstiche, bis zur Unkenntlichkeit zerstochen, mit einer Salami rektal gepfählt, den Kopf abgeschnitten, die Augen ausgedrückt und dann mit dem Schädel Fußball gespielt. Meinen Schwanz verstümmelt, meine Eier verstümmelt und vorab erlitt mein Ehemann das gleiche Schicksal, dem ich zuschauen musste. Das war es, was sie mich durchleiden ließen die werten Herren von Hohenfelde! DASS wirst Du Maximilien anvertrauen, Du wirst ihm sagen, wie Du meinen verkohlten Schädel danach geborgen hast und den von Arkan, wie Du um uns getrauert hast, bis Du mir helfen konntest. Das Du nur deshalb als Waise aufgewachsen bist, weil die edlen Herren von Hohenfelde meine große souvagnische Liebe mit Schimpf und Schande aus dem Haus prügelten und sie mir diese Schandtat zuschoben. Die Frau warf Dich fort, weil mir eine Schuld angelastet wurde, die niemals die meine wahr. Was soll ich noch alles durchleiden, bevor mein Matyrium endlich ein Ende hat? Frage ihn das und frage ihn, ob er Dir nicht ein kleines bisschen helfen kann, als Dein Freund und sei dabei ruhig sehr nett zu ihm. Vielleicht nimmt er sich die Sache zu Herzen und wir können meine Rache verwirklichen. Und beim nächsten Ausritt, möchte ich gerne einmal zuschauen dürfen Tekuro. Ich bin so stolz auf Dich, dass Du es geschafft hast, ihn an Dich zu binden. Damit würdest Du mir eine große Freude machen", erklärte Kaz glücklich.


    Tekuro Chud
    »Ich mach alles, wie du das gesagt hast«, versprach Tekuro und leckte über Kazrars Schläfe. »Schön, dass du wieder so glücklich guckst. Patti war ein lieber Patti.« Er dachte sich seinen Teil dazu, auf welche Weiße Patrice Kazrar aufgemuntert hatte.


    Kazrar
    "Der Blick ist nicht nötig, es war Sauerkrautsaft. Schmeckt scheußlich, aber es stimmt - sauer macht lustig. Selten haben wir uns so gut unterhalten und soviel planen können. Diesen Saft sollten wir uns merken und Du solltest ihn oft Belly trinken lassen, wir brauchen seine speziellen Kräfte", schlug Kazrar vor.


    Tekuro Chud
    Tekuro drehte den Kopf und schaute zu Bellamy. »Na, ob dem das schmeckt ... ich glaub ich verfütter den lieber Jendro. Und Belly kriegt Blut, vielleicht mit einem kleinen Schuss davon drin.«


    Kazrar
    Kaz schaute zu Bellamy und nickte dann weise. "Du hast Recht mein Sohn, ein Vampir mit Dünnschiss ist nicht lustig. Ich hatte nicht mehr daran gedacht, dass er nun auch ein Blutsauger ist. Verzeihe mir diese Unachtsamkeit. Ich möchte nicht, dass er krank wird, wir müssen fest zusammenhalten. Jetzt mehr denn je, wo Großes auf uns wartet. Wir legen bald in Rakshanistan an. Haltet Ausschau nach allem was uns helfen könnte. Dies war Boldis Wunsch, aber vielleicht trifft sich das auch für uns ganz gut. Schlaft schön meine Lieben", sagte Kaz dem nun wesentlich leichter ums Herz war und kuschelte sich bei seinem Sohn ein.

  • Der Wunsch-Enkel



    Santo de Mancini
    Santo hatte lange gewartet, aber scheinbar hatten weder sein Sohn noch dessen Ehemann Pläne sich Nachwuchs anzuschaffen. Verständlich auf eine Art, denn es waren zwei Männer. Aber in Souvagne war es in solchen Fällen üblich, sich dennoch eine Beifrau zu nehmen, wie es so viele zu der Erstfrau taten. Santo war beunruhigt, er selbst konnte keine Kinder zeugen. Er selbst hatte überlegt sich eine Beifrau zu nehmen, dafür liebte er jedoch Leala zu sehr. An dem Tag allerdings, wo er einem kleinen Jungen das Leben rettete, kam ihm die Idee, genau den Knirps zu adoptieren. Das hatte er auch getan und so war Silvano in sein Leben getreten. Nun schien sein Sohn das Problem nur eine Generation nach hinten verschoben zu haben, denn er selbst wollte scheinbar keine Kinder. Das er welche zeugen konnte, davon ging Santo aus. Und dass es ihm an Lust mangelte, dass wäre seinem Vater neu gewesen. Solange er einen passenden Partner hatte, war er alles andere als lustlos. Gut Partner, da lag das Problem. Vano war nicht beidem zugetan, sondern er stand ausschließlich auf Männer und er lebte in einer Männerwelt. Frauen kamen nur selten vor, entweder waren es die Ehefrauen von anderen oder seine Mutter. Santo musste mit Boldiszar seinem Schwiegersohn reden, denn ansonsten blieb nach Vano die Scholle verwaist, ebenso ihre Inseln. Wollten die beiden das oder dachten sie einfach nicht so weit? Santo musste sich dort Gewissheit verschaffen. Er marschierte zur Kajüte von Boldi und Vano und klopfte an. Um die Uhrzeit war Vano sicher schon auf den Beinen und wenn er Glück hatte, erwischte er Boldi allein.


    Boldiszàr
    Boldiszàr riss den Rachen auf und gähnte. Wäre nun jemand neben ihm gewesen, hätte der seine Backenzähne zählen können, doch Boldiszàr schlief allein. Schmatzend schloss er den Mund wieder und kratzte sich das Brusthaar. So lange er nicht im aktiven Dienst war, genoss er das Ausschlafen. »Moment«, rief er und schwang die Beine über die Bettkante, um seine auf dem Stuhl liegende Kleidung anzulegen. Nachdem er fertig war, was gerade zwei Minuten dauerte, wusch er sein Gesicht an der Waschschüssel, spülte den üblen Geschmack mit frischem Mundwasser aus und kämmte sich mit feuchtem Kamm die Haare. Dann warf er noch die Bettdecken ordentlich über das Laken, damit man die Flecken nicht sah und ging zur Tür, die er öffnete. Als er seinen Schwiegervater erblickte, staunte er nicht schlecht. Santo suchte ihn selten allein auf. »Ärger mit Vano?«, fragte Boldiszàr misstrauisch. »Willst du reinkommen oder muss ich sofort aufbrechen?«


    Santo de Mancini
    "Guten Morgen Boldi, ich würde mal sagen jein. Aufbrechen musst Du nicht, ich komme rein und wir reden ein bisschen", antwortete Santo und tat genau das. Er betrat das Quartier und schaute sich um. Das Schlafzimmer war groß und gemütlich eingerichtet. Santo setzte sich auf eine der gepolsterten Bänke und schaute Boldiszar an. "Eine Frage die mir sehr wichtig ist, habt Ihr beiden vor jemals Kinder zu zeugen? Also mit einer Beifrau Boldi? Schau mein Problem ist folgendes, ich selbst kann keine Kinder zeugen. So adoptierte ich Silvano, aber er hat scheinbar kein Interesse daran sich Kinder anzuschaffen gut er steht rein auf Männer. Sagen wir wie es ist. Du siehst mein Problem? Keinen Sohn als Erben meiner Scholle. Nun habe ich diesen Sohn und ich bin stolz auf ihn. Aber mein Sohn hat selbst keine Kinder, ergo habe ich keine Enkel. Das macht mir große Sorge und auch Angst. So als ob meine Scholle verwaist bleiben sollte. Habt Ihr Euch je Gedanken um eine Beifrau und Kinder gemacht?", fragte Santo offen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr zog argwöhnisch die Brauen hoch, während seine blauen Augen schmal wurden. »Nein, nein und nein. Und bevor du noch irgendwas in der Richtung fragen willst, ist die Antwort darauf auch Nein«, antwortete Boldiszàr schroffer, als Santo es verdient hatte.


    Santo de Mancini
    "Und weshalb nicht? Ihr müsstet Euch doch nicht einmal um das Kind kümmern. Was vermutlich eh nicht möglich wäre, bei Vanos Beruf. Allerdings sind wir ja jetzt auch gemeinsam unterwegs und Leala und ich würden das Kind schon groß bekommen, mit der Beifrau. Wir können ja schlecht einen anderen erwachsenen Mann adoptieren und ihm Vano vor die Nase setzen, damit dieser alles erbt. Aber wie soll Vano eines Tages erben, wenn er niemand als eigenen Nachfolger hat?", fragte Santo verzweifelt.


    Boldiszàr
    »Weil scheinbar alle Welt meint, dass mein Mann ein Objekt ist, was man zur allgemeinen Befriedigung herumreichen kann. Jeder meint, bestimmen zu dürfen, mit wem er intim zu werden hat. Kein Wunder, dass er auch selber schon meint, dauernd überall mit jedem rummachen zu müssen. Es wurde ihm anerzogen. Klartext. Diese Ehe beinhaltet exakt zwei Personen. Eine ist Silvano und die andere bin ich. Und ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern. Du könntest die Scholle Robby schenken, damit würdest du ein gutes Werk tun und der sorgt schon dafür, dass seine Linie nicht ausstirbt.«


    Santo de Mancini
    "Ich habe nicht über Vano verfügt, ich habe versucht mit Dir darüber zu reden. Gut wie steht es mit Adoption? Und weshalb sollte ich meine Scholle Robere schenken? Vor dem Enkel, wäre immer noch Vano selbst an der Reihe sie zu bekommen. Es geht mir um die Wahrung der Linie, auch wenn die Linie der Mancinis bei mir endet. Vano ist immerhin adopiert und nicht mein leiblicher Sohn, aber wir lieben ihn genauso, auch wenn er es uns früher schwer gemacht hat. Niemand hat gesagt es würde einfach werden, dafür hat er sich in letzter Zeit ziemlich gewandelt. Robere hat mit unserer Familie nichts zu tun, er ist kein Mancini, weder vom Blute noch durch Adoption", gab Santo zu bedenken.


    Boldiszàr
    »Aber die Scholle wäre dann nicht verwaist, sondern in guten Händen.« Boldiszàr setzte sich auf den Stuhl, stützte den Ellbogen auf den Tisch und vergrub den Mund in der Faust. Er grübelte finster. In solch einem unverschämten Ton sollte er nicht mit Santo sprechen, auch wenn er gerade innerlich kochte. Der Mann war immerhin der Vater von Silvano und eigentlich ein netter Kerl. »Ich möchte nicht, dass Silvano mit einer Frau schläft«, gab Boldiszàr schließlich kleinlaut zu.


    Santo de Mancini
    "Robere ist nicht einmal adelig, dass müsste dann auch geändert werden. Und wie gesagt, wir haben mit ihm nichts zu tun und ich habe nicht vor ihn zu adoptieren. Und ob er überhaupt von der Regierung einer Scholle Ahnung hat, weiß ich nicht. Wir sind auch nicht so groß aufgestellt, aber das liegt daran, dass wir es ehr familiär mögen. Ich habe auch nur eine Frau und keine Beifrauen. Das hätte mir allerdings auch nichts genützt, denn ich bin das Problem. Er müsste ja nicht mit der Frau intim werden, er müsste nur Hand anlegen und seinen Samen abgeben. Die Frau wäre doch nicht bei ihm, oder würde ihn begleiten. Das ist doch gar nicht möglich. Sie muss aber abgesichert sein, dass ist doch verständlich", erklärte Santo und zuckte dann die Schultern.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schnaufte und nahm die Hand vom Gesicht. Beide Hände lagen auf der Tischplatte und er schaute darauf. Mit Santo über etwas so Emotionales zu reden, fiel ihm nicht leicht. Boldiszàr sprach generell nicht gern darüber, was in ihm vorging und wenn dann nur mir Silvano oder Bellamy, bestenfalls noch mit Davet oder Tekuro. Vielleicht auch noch Kazrar, wenn es nicht zu persönlich wurde. Aber Santo? »Dann besucht Silvano sie ja dauernd. Findet sie vielleicht ganz nett, weil wer würde schon eine garstige Schabracke als Mutter für sein Kind aussuchen. Sie lernen sich näher kennen, freundschaftliche Berührungen. Der Anfang vom Ende. Ich habe nicht fünfunddreißig Jahre auf Silvano gewartet, um ihn dann zu verlieren.«


    Santo de Mancini
    "Glaubst Du wirklich, dass er Dich verlassen würde? Das würde er nicht, man sieht wie ihr zueinander steht. Das sie sich anfreunden könnten, ist richtig. Aber daran sehe ich nichts Schlimmes, er wird sie nicht begehren. Ich weiß, dass das ein ziemlich heikles Thema ist, aber ich wusste nicht wie ich sonst damit umgehen soll. Also dachte ich mir, frag sie. Oder besser gesagt, wollte ich zuerst Dich fragen, ehe Vano an der Decke klebt vor Wut. Was wäre mit Adoption?", fragte Santo. Er verstand wie Boldi fühlte, aber ihm ging es mit seinem Geständnis auch nicht gerade gut. Wer gab schon gerne vor aller Welt oder gar dem Schwiegersohn zu im Bett ein Versager zu sein.


    Boldiszàr
    Boldiszàr rieb sich das Gesicht. »Ich weiß es nicht, ich will eigentlich keine Kinder. Sie bringen alles durcheinander. Silvano ist mein ein und alles, aber er ist kein einfacher Mann. Er würde mich vielleicht nicht verlassen, aber zu sehen, wie er und Jendro sich Blicke zuwerfen oder er und Robby, das ist schon schwere Kost. Er und Jendro tragen eine gespiegelte Tätowierung, was das bedeutet, kannst du dir denken. So was gibt einem das Gefühl, nie genug zu sein. Irgendetwas fehlt ihm bei mir und ich weiß nicht was. Irgendetwas ist da, das holt er sich woanders.«


    Santo de Mancini
    "Das kann ich Dir leider nicht sagen, weil er mit mir über so etwas nur ganz selten spricht. Falls er es jemandem erzählt, dann vielleicht Leala. Aber wüsste sie so etwas, dann hätte sie Dir das gesagt. Das mit der gespiegelten Tätowierung wusste ich nicht. Ich habe nur den Meereslöwen gesehen. Warum sagst Du ihm nicht, was Du mir gerade gesagt hast und fragst ihn dann? Du weißt doch selbst, was er für ein Theater gemacht hat, als er dachte Du willst keinen Sex mehr mit ihm. Also dass er Dich nicht lieben würde, kann man nicht behaupten. Er liebt Dich und er ist eine ziemlich komplizierte Person. Was er vermisst, weiß ich nicht. Vielleicht vermisst er auch gar nichts und wollte Dich für etwas bestrafen. Aber das würde er sich nicht unter die Haut stechen lassen. Du bist da verewigt, Davet und vor allem in riesig die Choucas. Wenn er von Dir spricht, dann meist gut. Schlecht wenn er sich auskotzt, was selten vorkommt, aber dann redet er natürlich nicht gerade liebevoll oder ehr trotzig. Er wollte nie wieder Sex mit Dir haben, weil Du das ja eh nicht wolltest. Sprich Du wolltest ihn nicht ranlassen, weil Dir seiner zu klein ist. Diese Überzeugung hatte er, es war eine total fixe Idee und er wollte nichts anderes hören", gestand Santo.


    Boldiszàr
    Für einen Moment sah Santo einen Ausdruck tiefer Verzweiflung in Boldiszàrs Gesicht, als dieser an die Wand blickte. Ganz gleich, wie gelassen und nachsichtig er sich gab, er liebte Silvano abgöttisch und es riss ihm schier das Herz auseinander, wenn er sich vorstellte, wie Jendro mit lüsternem Grinsen über ihm kniete. »Die Tätowierung ist größer als die von unserer Hochzeit«, murrte Boldiszár und die Verzweiflung war der üblichen mürrisch-gleichgültigen Miene gewichen. »Größer, wertvoller, besser. Wie alles an Jendro. Ich werde mit Silvano mal wegen der Nachkommenschaft reden. Wenn ich nicht Ja sage, macht er es eh hinter meinem Rücken. Also was soll`s.«


    Santo de Mancini
    "So ist das nicht gewollt Boldiszar, deshalb rede ich mit Dir, bevor ich überhaupt mit ihm rede. Wobei ich gehofft hatte, dass Du mit ihm redest. Vano wird das nicht hinter Deinem Rücken machen, er wird es gar nicht machen. Er hat kein Interesse an Frauen, in seiner Welt existieren sie als Statisten oder sind hölzerne Schiffe. Dann spendiere ihm doch nachträglich zu Eurer Hochzeit eine Tätowierung die es in sich hat und groß ist. Er liebt Tätowierungen und wolltet Ihr Euch nicht Hahn und Schwein stechen lassen? Ich weiß wie sehr Du ihn liebst Boldi, aber den meisten Zirkus den er veranstaltet macht er aus dem gleichen Grund. Er liebt Dich. Wenn Ihr beide nicht wollt, werde ich das akzeptieren. Entweder findet Ihr später selbst eine Lösung, oder die Scholle wird neu vergeben vom Duc, dass ist auch möglich. Das ist zwar traurig, aber dann nicht zu ändern, der Lauf der Welt wie man so schön sagt. Wegen der Tätowierung, er hat doch eine Flanke frei, dort könnte eine Tätowierung von Dir hin. Toppen kann das keine andere, zumal er dann auch keinen Platz mehr dafür hätte", antwortete Santo mitfühlend.


    Boldiszàr
    »Ich werd ihm meinen Namen vom Fuß angefangen die gesamte Flanke hochstechen lassen und dann noch einmal quer über seinen Arsch«, knurrte Boldiszàr und schüttelte dann den Kopf, um seine eigenen Gedanken abzuwürgen. »Dass er mich liebt, weiß ich. Das ist in seiner Welt aber durchaus vereinbar damit, dass er auch mit anderen verkehrt. So ist das und ich werde ihn nicht ändern. Wenn er sich in den Kopf setzt, für Nachkommen zu sorgen, dann habe ich rein gar nichts zu melden. Er verfolgt seine Ziele mit verbissener Inbrunst, notfalls geht er dabei auch über Leichen, wie könnte ich ihn aufhalten? Ich werde mit ihm reden. Aber ich kann dir noch nicht sagen, was dabei herauskommen wird, Santo. Tut mir leid für dich, aber ich kann auch nichts dafür, dass ich keine Frau geworden bin.«


    Santo de Mancini
    "Da liegt mein Problem Boldi, er wird es nicht mit aller Inbrunst verfolgen oder sich auch nur in den Kopf setzen. Er hat es gar nicht in seinen Gedanken. Falls Du ihn überzeugst, überzeuge ihn wenn Du es auch akzeptieren kannst. Sonst lass es gut sein. Dein Name ginge oder Dein Bild mit Deinem Namen oder etwas das er mit Dir verbindet. Das er über Leichen geht, wenn er etwas wirklich will, wissen wir beide. Du weißt was er mit dem Himmelsauge getan hat. Wir beide wissen das sehr genau und wir wissen weshalb er vor Gericht stand. Vielleicht fehlt ihm aber auch genau das, an Dir. Etwas mehr Romantik, er übertreibt seine Symbole manchmal ins theatralische und wenn man sie nicht versteht ist er stinksauer. Eine Tätowierung wird er verstehen und Du hättest sie ihm ausgesucht und geschenkt. Du bist ja ehr der ruhige, nüchterne Typ wie Davet. Das ist nicht schlecht, Du bist Vanos Gegenpart, aber vielleicht sehnt er sich danach, dass Du mal ein bisschen mehr er bist, was Liebesbezeugungen angeht. Nur bitte töte dafür kein Himmelsauge", bat Santo.


    Boldiszàr
    »Ich kann es nicht akzeptieren, aber das kann ich auch bei anderen Dingen nicht, die ich trotzdem ertragen muss. Ich werde mit ihm sprechen. Aber was er an Robby bitteschön romantisch findet, ist mir schleierhaft. Der sagt ihm dauernd, er wäre eine kleine Schlampe.« Boldiszàr kam ins Grübeln. »Hm, vielleicht steht Vano auf die härtere Gangart. Vielleicht hat Robby die ganze Zeit über Recht.«


    Santo de Mancini
    "Er steht nicht auf eine härtere Gangart, er steht darauf dass Du ihm klare Ansagen machst. Das kann ich Dir sagen. In der Beziehung bist Du sein Mann, ergo das Familienoberhaupt. Er macht was Du ihm sagst. Tust Du das nicht, macht er was Du versäumt hast zu sagen. Und das reimt er sich selbst zusammen. Also soviel weiß ich von ihm, so war es auch zwischen Davet und ihm. Er erwartet von Dir die Führung, nicht umsonst bist Du der Kompass. Robere hält sich an diese Regel, er gibt die Richtung vor, notfalls auch frech. Aber für romantisch halte ich den Kerl nicht, nein", stimmte Santo zu.


    Boldiszàr
    »Du meinst also, ich bin selber Schuld, wenn Silvano mit Jendro zwei Wochen Urlaub in Ledwick macht? Während ich arbeite und uns die Brötchen verdiene? Du meinst, er hat sich selbst zusammengereimt, dass ich das toll finden würde, weil ich nach der harten Ansage nach seinem ersten Fehltritt versäumt habe, ihm zu sagen, dass ein Urlaub mit Jendro nicht in Ordnung ist?« Boldiszàr hob skeptisch eine Braue.


    Santo de Mancini
    "Nein, dass natürlich nicht. Ich sprach von der generellen Beziehung, wie er zu Dir steht und worauf er steht. Du machst eine klare Ansage, dass bedeutet für ihn Sicherheit und Geborgenheit. Das mag er und er fühlt sich wohl. Andersherum auf seinem Schiff, da hat er das Sagen. Hat vielleicht damit zu tun, wo er sich sicher fühlt, an Land tut er das nicht. Das er mit Jendro einfach in den Urlaub fuhr, dass ist ein starkes Stück. Und das konnte keiner ahnen, woher auch? Hat er Dir gesagt, warum er das gemacht hat Boldi?", fragte Santo.


    Boldiszàr
    Boldiszàr wühlte in seinem Gedächtnis. »Vermutlich einfach, weil der Kerl ihm andauernd Honig ums Maul schmiert und angibt mit seinem Flugdrachen, seinen Bauplänen und seinen Konzeptzeichnungen. All so was kann ich nicht. Ich hab keine Passion, wie Silvano sagte. Ich hab gar nichts, außer meine Arbeit und jetzt mein bröckliges Stück Familie. Mehr brauche ich auch nicht. Aber für einen Mann wie Silvano, der als Chevalier aufwuchs, ist das einfach zu wenig. Ich bin nur ein blöder Gardistentrampel.«


    Santo de Mancini
    "So jemand ist Vano doch nicht Boldi. Er weiß woher er stammt und da bist Du genau wie er. Er hält niemandem die Herkunft vor, nur sich selbst früher. Und Du musst doch nicht die gleichen Interessen haben wie Jendro um ihn auszustechen. Du hast eigene Fähigkeiten, denn schließlich ist er mit Dir verheiratet und nicht mit Jendro. Und Du hast die Tordalk geschenkt bekommen und nicht Jendro. Würde er Dich nicht interessant finden, wärt Ihr längst nicht mehr zusammen. Also was hält ihn denn Deiner Meinung nach?", fragte Santo.


    Boldiszàr
    »Sentimentalität. Er liebt mich. Aber er weiß auch, dass es bessere Männer gibt als mich. Und wäre Jendro zuerst da gewesen ... wäre er heute vermutlich glücklicher.«


    Santo de Mancini
    "Denkst Du das wirklich? Oder bist Du gerade nur so wütend und frustiert wegen meiner Frage? Ich hatte nicht vor einen Ehestreit bei Euch heraufzubeschwören Boldi", antwortete Santo geknickt.


    Boldiszàr
    »Es wird keinen Ehestreit geben«, antwortete Boldiszàr. »Weil ich nicht mit ihm streite. Ich streite auch nicht mit Robby wegen seiner widerlichen Spielchen und seiner Menschenfresserei. Manche Dinge muss man einfach als gegeben hinnehmen.« Er machte eine kurze Pause, dann nickte er. »Ja, das denke ich. Mit Jendro wäre er glücklicher.«


    Santo de Mancini
    "Das ist eine ziemlich traurige Ansage, hast Du ihn das je gefragt, ob er mit ihm glücklicher wäre? Oder hast Du vor Konsequenzen daraus zu ziehen? Sprich Dich zu trennen oder so etwas? Ich kann Dir nur sagen, mach es nicht. Du liegst falsch mit Deiner Ansicht", gab Santo zu bedenken.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schüttelte den Kopf. »Ich werde mich nicht von meinem Mann trennen. Ich liebe den Kerl viel zu sehr dafür. Leider weiß er das. Das einzige, was ich tun kann, ist so zu tun, als wäre es in Ordnung für mich, dass Jendro bei uns ein und ausgeht. Natürlich hatten wir schon darüber gesprochen und Silvano hat es schöngeredet. Wer sagt seinem Ehemann auch ins Gesicht, dass wer anderes die bessere Partie wäre?«


    Santo de Mancini
    "Eigentlich er, denn er hält felsenfest zu Dir. Er hätte diesen Jendro sogar für Dich getötet und das kam dabei heraus. Ich werde mit ihm wegen Jendro reden und wie weh Dir seine Nähe tut. Und so geht das nicht, ich kann auch keine Freunde haben die Leala nicht mag. Das geht nicht. Und sie kann keine Freundinnen haben, die ich nicht ertragen könnte. Wobei ihre Freundinnen und sie kochen nur und das ist ja nichts Schlechtes. Manche Frauen benehmen sich gemeinsam daneben und trinken sich die Hucke voll und lästern. Sie kochen und schnattern, bitte sollen sie nur. Dafür gibt es danach was Leckeres. Es tut mir leid Boldi, dass Du das so siehst und das Jendro so einen Freibrief hat", sagte Santo und drückte seinen Schwiegersohn. "Ich weiß Du bist nicht so der gesprächige Typ, aber falls Du mal reden magst, Du kannst jederzeit zu mir kommen. Auch zum gemeinsamen Schweigen", bot er an.


    Boldiszàr
    Als Santo ihm das gemeinsame Schweigen anbot, hatte er einen Moment lang die Möglichkeit, durch Boldiszàrs Augen direkt in seine Seele zu blicken. In diesem kurzen Augenblick war Boldiszàr einfach nur er selbst. So rasch wie der Moment gekommen war, so schnell war er wieder vorbei, als Boldiszàr sich an Santo kuschelte. Er konnte diesem Mann nicht mehr böse sein, wie verletzend der Vorschlag auch gewesen sein mochte. Santo meinte es letzten Endes nur gut. »Danke, Santo. Beim gemeinsamen Schweigen kommt man sich manchmal näher, als beim gemeinsamen Reden. Man spürt dann sehr genau, ob es ein angenehmes oder ein unangenehmes Schweigen ist. Ob die beiden Seelen, die auf Wanderschaft gehen, gemeinsam wandern oder ob sie sich beharken oder völlig ignorieren. Ein positives Schweigen kann heilsam sein, wenn man es zulässt. Aber nicht jeder ist dafür gemacht. Da du es von dir aus angesprochen hast, wirst du darum wissen, wie tröstlich es sein kann, einfach die Nähe des anderen zu spüren, ohne dass Worte die heilsame Stille zerstören. Na ja, andere finden Worte heilsam, jeder ist da anders.« Er gab seinen Schwiegervater frei. »Wir haben viel Zeit auf der Fahrt, auch um gemeinsam zu schweigen. Aber nun muss ich erst einmal mit meinem Mann reden.«


    Santo de Mancini
    "Das hast Du sehr schön gesagt. Davet nannte es immer - nur Bier und wir. Bei einem guten Bier zusammensitzen und mal nichts sagen. Obwohl er reden kann wie ein Wasserfall, weiß er auch zu schweigen. Denk nicht schlecht von Dir Boldi, dass bist Du nicht. Du hast viel mehr zu bieten, als einen Drachenplan. Vertraue mir da, ich habe einige Jahre mehr Erfahrung. Rede mit Deinem Mann, aber rede über das was Dir wichtig ist und Dich schmerzt. Alles andere klärt sich vielleicht auf der Fahrt. Und eines darfst Du nicht vergessen Boldi, es ist Eure Hochzeitsreise. Ihr besiegelt damit Eure Ehe und Eure Liebe, also hast Du auch das Recht einige Regeln aufzustellen. Gerade weil Ihr Euch liebt", sagte Santo. Er stand auf, ging zur Tür und blieb kurz stehen um Boldi noch ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen, ehe er knapp nickte und ihn alleine ließ. Santo hoffte, das Boldi ihm glaubte, denn was er für den winzigen Moment in dessen Augen gesehen hatte, war das was sich Vano zu sehen wünschte - der pure Boldi und dessen Liebe.

  • Das Erbe von Mancini



    Boldiszàr
    Nach dem zermürbenden Gespräch mit Santo, der es gut gemeint und Boldiszàr völlig außer Fassung gebracht hatte, latschte Boldiszàr auf dem Schiff herum. Er wusste, wo Silvano sich befand, aber er wusste auch, wer bei ihm war. Es würde Streit geben, das spürte er. Und Boldiszàr mochte keinen Streit, erst recht nicht mit Leuten, die er liebte. Nicht die besten Voraussetzungen für einen Gardisten, könnte man meinen, aber es war nicht so, dass er nicht austeilen konnte, wenn er musste. Die Frage war nur: Musste er? Alles schien dafür zu sprechen. Also wich er seinem Schicksal nicht länger aus und stapfte hoch zum Steuerrad. Dort saß Silvano auf dem Schoß von Jendro. Sie verglichen gerade die aerodynamischen Eigenschaften von Schiffssegeln und den Tragflächen von Flugdrachen. So als ob sie nur darauf gelauert hätten, dass der dumme, dämliche Boldiszàr auftauchte, damit er sich noch mieser fühlte als vorher. Boldiszàr nahm neben ihnen Platz. »Mahlzeit«, grüßte er.


    Silvano de Mancini
    Vano rutschte von Jendros Schoss und legte einen Arm um Boldis Hüfte. "Mahlzeit. Und ausgeschlafen? Ich hatte mich schon gefragt, ob ich Dir etwas von Abendbrot aufheben sollte, so lange wie Du schläfst mein Murmeltier. Und wie gehts Dir? Santo schlich vorhin hier herum und starrte mich an, als wollte er mich über Bord werfen. Keine Ahnung was ich verbrochen habe, vermutlich hatte er Salz im Kaffee. Aber das war nicht meine Schuld, nicht wirklich", lachte Vano.


    Boldiszàr
    »Dein Papa ist in Sorge«, sprach Boldiszàr, während Jendro aufrutschte, so dass Silvano zwischen den beiden eingekuschelt wurde. Der andere Gardist ließ es sich nicht nehmen, Silvanos Nacken abzuküssen. Auf Boldiszár wirkte es glatt so, als würde der Kerl da ein Revier markieren, dass ihm nicht zustand. Genau so, wie er es schon mit dem riesigen Tattoo auf Silvanos Haut getan hatte.


    Silvano de Mancini
    Vano blinzelte in Zeitlupe und hob kurz die Hand, während er sich zu Jendro umdrehte. "Jendro, da sitzt mein Mann und ich möchte wenigstens noch die Frontzähne behalten? Ginge das in Ordnung? Ich hab nicht mehr so viele, dass ich den Verlust nicht merken würde. Hör auf", flüsterte Vano und wandte sich wieder mit strahlendem Lächeln zu Boldi um. "Santo ist immer in Sorge. Was ist es diesmal? Die Schaumkronen auf den Wellen? Hat er wieder ein Untier entdeckt? Die Wesen heißen Fische, die großen die prustend auftauchen Wale. Keine Ahnung warum er ins Wasser starrt, wenn er sich vor allem fürchtet. Dabei lebt er selbst am Meer und sollte das Maritime Leben kennen. Gut Wale laufen selten im Hafen ein, er ist entschuldigt. Worüber war Santo besorgt? Ich habe Dir was vor der Abfahrt gekauft und Tekuro auch dem alten Hering", grinste Vano.


    Boldiszàr
    Jendro gab Silvano frei und setzte sich aufrecht hin. »Geh Robby abschlabbern. Der hat sich schon nach dir erkundigt, hat Lust auf einen Nachtisch«, empfahl Boldiszàr in der Hoffnung, dass Bellamy dem Kerl die Kauleiste mit der Faust nachpolierte. »Geh«, fügte er streng hinzu. Jendro und er starrten sich gegenseitig an, ehe Jendro aufstand, sich streckte und Silvano mit den Fingern neckte, ehe er endlich verschwand. Im Gehen fummelte er an seinem Hintern rum, damit Boldiszàr sah, dass seiner viel runder und knackiger war. Boldiszàr wartete, bis Jendro endlich weg war. Dann sah er Silvano ins Auge. »Ich hatte überlegt, ob ich noch `nen Zweitmann dazu nehme. Was hast du für uns gekauft, was zu Essen?«


    Silvano de Mancini
    Vano starrte Boldiszar wie vom Donner gerührt an und schaute dann zu dem Hauptmast auf, als würde dort die Antwort wehen, was sie leider nicht tat. Sein Geschenk kam ihm schlagartig ziemlich blöde vor, geradezu albern. "Nein nichts zu essen, ist auch nicht so wichtig. Einen Zweitmann... aha. Und wer soll das bitteschön sein? Lass mich raten, es kommt ja nur Tekuro in Betracht. Also vermutlich Tekuro richtig? Wie kommst Du ausgerechnet auf unserer Hochzeitsreise darauf Dir einen Zweitmann nehmen zu wollen? Gut ich meine sind wir ehrlich, Ihr beiden seid schon länger zusammen als wir uns kennen. Wir kennen uns zwar schon immer, aber waren zig Jahre getrennt, somit kennt Ihr Euch länger an einem Stück. Vermutlich war es für Dich deshalb auch in Ordnung, das Tekuro mich benutzen durfte. Falls Du hier an Bord heiraten willst, ich traue Euch nicht, ist nicht mein Schiff. Das muss Alessio übernehmen und macht er das, entlasse ich ihn. Wobei er ja bei Dir angestellt ist, also werde ich das schön knicken können. Du kannst Dich also doch von Alessio trauen lassen, falls Du Dich das traust. Gut zu Ende gezickt, also Boldi begeistert bin ich davon nicht, aber ich nehme es hin. Heirate ihn, wenn Du ihn heiraten musst. Weiß Bellamy davon?", fragte Vano tonlos und lehnte sich an die Windschutzwand, während er Boldi mit schräggelegtem Kopf musterte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr lehnte sich ebenfalls an und blickte in den Himmel. Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, warum du Tekuro abwechselnd so anfeindest und dann wieder vergötterst. Nicht umsonst hast du auch ihm ein Geschenk mitgebracht und nun ist er wieder der Rakshor persönlich. Bellamy weiß nichts davon, weil ich ihn auch nicht heiraten will! Ich dachte an wen anderes. Ich hätte aber trotzdem gern mein Geschenk.«


    Silvano de Mancini
    "Das liegt daran, dass er manchmal zu mir Zucker ist und machmal pures Gift. Wie soll ich da Deiner Meinung nach reagieren Boldi? Moment ich hole es, warte bitte hier", sagte Vano und machte sich auf den Weg in seine kleine Privatkajüte. Es dauerte nicht lange, dann kam er zurück und drückte Boldiszar etwas in die Hand.


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    "Das ist ein Liebesschloss. Ein Liebesschloss ist ein Vorhängeschloss, das nach alter Tradition von Verliebten oder Liebenden an Brücken, Gittern oder ähnlichen feststehenden Objekten angebracht wird, um symbolisch ihre ewige Liebe zu besiegeln. Seinen Ursprung hat der alte Brauch in Ledvico - lucchetti dell’amore. Man schwört sich ewige Liebe, befestigen das Schloss an der zentralen Brückenlaterne oder eben an etwas anderem Unvergänglichen und dann wirft man den Schlüssel in den darunter fließenden Fluss. Also es muss ein Gewässer in der Nähe sein. Die Schlösser enthalten oft eine Gravur der Vornamen oder Initialen der Verliebten, manchmal auch mit Datum. Nach dem Befestigen des Schlosses wird üblicherweise der Schlüssel in das überbrückte fließende Gewässer geworfen, dies erfolgt mit dem Ausspruch per sempre - für immer. Und ich dachte, wenn Du irgendwo einen besonders schönen Ort findest, an dem Du etwas für die Ewigkeit von uns hinterlassen möchtest, dann befestigen wir dort unser Schloss. Ich hatte auch eines für Tekuro und Bellamy gekauft, sogar ein uraltes Arashi-Deko-Schloss. Hier", sagte Vano und drückte das andere Schloss Boldi in die Hände.


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    Boldiszàr
    Boldiszàr nahm das Schloss in seine Hand, starrte es an und schloss die Faust darum. Mit der freien Hand zog er seinen Mann an seine Brust und zwang ihn, sich an ihn zu kuscheln, weil er ihn nun ganz nah bei sich spüren wollte. »Ein schöner Brauch für eine verliebte kleine Wassermaus. Danke. Wir finden einen schönen Platz. Und ich bin sicher Tekuro wird sich auch darüber freuen. Er selbst kann nicht gut zeigen, was ihm jemand bedeutet und wenn du ihm auf die Weise ein wenig vorsagst, wird er dir dankbar sein.«


    Silvano de Mancini
    Vano schmiegte sich an Boldi und schüttelte den Kopf. "Der Brauch stammt nicht von mir, er existiert schon lange. Vermutlich so lange es Schlösser gibt. Wer stets auf Reisen ist, hat gerne einen festen Hafen, oder einen Anker zumindest für die Liebe. Ich werde Tekuro das Schloss nicht mehr schenken, Du kannst es ihm schenken oder ins Wasser werfen. Ist mir gleich, ich füttere ja nicht die Hand die mich beißt. Aber das hätte ich mir auch gleich denken können, ich bin manchmal zu weich", sagte Vano mit undeffinierbarem Unterton.


    Boldiszàr
    »Was soll der Unfug. Was kann Robby denn dafür? Sei lieb und gib ihm dann sein Geschenk. Er hat dir nichts getan.«


    Silvano de Mancini
    "Nun ich dachte er wird Deine Nummer zwei. Außerdem wird er den Brauch eh albern finden. Keine Ahnung was ich mir dabei gedacht habe. Aber gut, wenn Du es möchtest, gebe ich ihm das Schloss, damit er es mit Bellamy auch besiegeln kann. Und wer ist nun der Glückliche Zweite? Du hast weder bestätigt noch verneint ob es Tekuro ist. Falls er es nicht sein sollte, wer ist es?", fragte Vano und musterte Boldi ernst.


    Boldiszàr
    »Doch, ich habe es verneint! Wieso sollte ich Robby heiraten wollen, das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Bei der Nummer zwei dachte ich an jemanden, der sich gut in unsere Ehe fügt, ich hatte Jendro im Blick.«


    Silvano de Mancini
    "Dann habe ich das in meinem Brass nicht mitbekommen, entschuldige. Jendro? Du möchtest Jendro heiraten? Warum? Ich meine das muss doch einen Grund haben. Tekuro könnte ich verstehen, Davet könnte ich verstehen, ich könnte sogar noch einige andere verstehen, aber Jendro? Er wäre der Letzte den ich vermutet hätte, oder hast Du was vor mit ihm? Falls Du was Grausiges vorhast, unterlasse es ihn zu heiraten. Eine Ehe ist kein Spielplatz ja? Du kannst Dich anders rächen, anstatt ihn zu heiraten und dann - tja was auch immer. Zudem habe ich gedacht, Ihr beiden hättet Euch versöhnt und ausgesprochen. Gut sind wir ehrlich, eine Aussprache heißt noch lange nicht, dass man den ganzen alten Groll von heute auf morgen vergessen hat. Das braucht seine Zeit. Aber es heißt doch, dass man zumindest bereit ist, seinen Groll beizulegen. Oder ist es gar nicht der alte Groll, der da wieder auflebt, sondern die alte Zuneigung? Das Gefühl, bevor der Groll aufstieg, als Ihr beiden Euch nähergekommen seid?", fragte Vano und streichelte Boldi über die Wange. "Möchtest Du, dass ich bleibe? Ich meine, möchtest Du, dass wir alle zusammen leben oder getrennt? Bei Tekuro war es Dir wichtig, dass wir alle eine Familie bleiben. Wie sieht es in diesem Fall aus? Bleiben wir zusammen, in dem Fall zu viert? Du, Jendro, Davet und ich? Oder bleibt jeder für sich? Was hast Du geplant?", hakte Silvano nach. Er kramte in seiner Hosentasche, öffnete eine kleine Dose und stopfte sich einen dicken Batzen Kautabak in den Mund.


    Boldiszàr
    »Wir bleiben alle zusammen, du wieder. Also echt.« Boldiszàr griff in die Dose und nahm sich ebenfalls eine dicke Flocke Tabak zum Drauf-rum-Kauen. »Ja, Jendro und ich haben uns versöhnt. Wenn ich von Heirat spreche, meine ich keinen Mord, sondern - Heirat. Er ist doch ein kluger und hübscher Kerl, Kohle hat er auch, also warum nicht?«


    Silvano de Mancini
    "Das ist wohl wahr, klüger, hübscher und reicher als ich auf alle Fälle. Aber das ist auch kein Kunststück, um ehrlich zu sein. Nun das Du ihn nicht umbringen willst nach der Hochzeit beruhigt mich. Das hätte etwas extrem Widerliches, genauso wie jemanden beim Sex umzubringen oder mit Sex. Das gehört einfach nicht zusammen. Liebe und Mord, sollte man niemals in einen Topf werfen. Ebensowenig auch nicht einen Liebesakt und eine Gräultat. Hast Du ihm schon bescheid gesagt? Und hast Du schon feste Pläne wo Du heiraten möchtest? Santo weiß davon oder? Deshalb war er vorhin so giftig. Hätte er den Mund aufgemacht, hätte ich gewusst woran ich bin. Ich hätte ihm Abführmittel statt Salz in den Kaffee rühren sollen", murrte Vano.


    Boldiszàr
    »Warum so gereizt?« Boldiszàr blickte seinen Mann von der Seite an. »Ich dachte, du würdest dich freuen. Ich wollte dir Jendro als Hochzeitsgeschenk servieren. Du hast mir die Tordalk geschenkt und ich habe Jendro für dich vorgesehen.«


    Silvano de Mancini
    "Du möchtest Jendro für mich heiraten? Mal langsam, wann habe ich gesagt, dass ich Jendro heiraten möchte? Oder das Du Jendro heiraten sollst? Ich bin nicht gereizt, ich bin unsicher und nervös, weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll und was Du wirklich von mir willst. Du erwartest, dass ich mich freue? Das kann ich nicht, weil Du ein gewaltiger Haken dran ist. Und gleich was immer ich auch antworte oder wie ich mich verhalte, ich werde den Haken schlucken müssen. Und was mit Fischen passiert die Haken schlucken ist bekannt, dass war es dann. Deshalb bin ich so seltsam drauf und deshalb auch der Kautabak. Und hör auf mich schräg von der Seite anzugucken, Du hast zwei Augen. Das macht mich noch nervöser Boldiszar Boucher Mancini. Was möchtest Du mir wirklich sagen? Hänge nicht immer mit Jendro herum? Lass Dich nicht anfassen oder küssen? Oder möchtest Du mir zeigen, dass Du machen kannst, was Du möchtest? Dass musst Du mir nicht zeigen, dass wissen wir beide. Du bist der Mann, Du kannst heiraten wenn Du möchtest. Solltest Du ihn wirklich heiraten wollen, dann stehe ich Euch nicht im Weg. Aber ich werde auch nicht verschwinden", stellte Vano unmissverständlich klar und stopfte sich noch etwas Kautabak in den Mund.


    Boldiszàr
    »Du hast es nie gesagt, aber du zeigst es jeden Tag aufs Neue, wie sehr du ihn magst. Ich denke, ich gehe Recht in der Annahme, dass es Liebe ist, denn von jemandem, den du nur magst, würdest du dir nicht so ein gewaltiges Tattoo auf den Körper packen lassen. Es ist größer, schöner und teurer als unser kleines Hochzeitstattoo. Wenn er dir so wichtig ist, soll er Teil unserer Familie werden.«


    Silvano de Mancini
    Vano rotzte den gewaltigen Batzen Kautabak im hohen Bogen über die Reeling und wischte sich den Mund ab. Danach setzte er sich so, dass er Boldi direkt ansehen konnte. "Das ist richtig, ich empfinde etwas für ihn, ebenso für Davet. Aber Du bist mein Mann, für Dich empfinde ich etwas anderes als für die beiden. Ich habe mich nicht wegen Davet getrennt und ich werde mich auch nicht wegen Jendro trennen. Falls es das ist was Du befürchtest, sage ich Dir, was ich Dir schon einmal sagte. Ich werde mich niemals von Dir trennen, selbst dann nicht wenn Du gehst. Für mich bedeutet für immer - für immer. Nicht fünf Minuten oder fünf Jahre, sondern bis zum Schluss. Und ich hatte gehofft, dass wir sogar den Hand in Hand gehen. Zu sagen, ich würde nichts für Jendro empfinden, wäre schlichtweg gelogen. Genauso gelogen, wie wenn Du sagen würdest, Tekuro wäre Dir gleich. Aber liebst Du ihn als Deinen Ehemann? Ich hoffe nicht. Ein Ehemann hat einen ganz anderen Stellenwert, einen Wert den keine andere Person einnehmen kann. Wärst Du bereit für ihn zu fallen? Wärst Du bereit, sein Leben zu retten, indem Du Dich opferst? Kannst Du jene Fragen mit ja beantworten, dann sprechen wir von Deinem Ehemann und davon, dass Du ihn selbstlos liebst. Ich würde das jederzeit für Dich tun. Ich weiß, man kann viel erzählen, bewiesen ist damit noch nichts. Das ich aber niemand bin, der so etwas nur behauptet, ist Dir bewusst. Und ich bete darum, dass nie der Tag kommt, wo Du dermaßen in Schwierigkeiten steckst. Nicht wegen mir, sondern wegen Dir und Deiner Sicherheit. Das ich Dich mit allem verteidigen würde, was ich habe ist klar. Das ich Dich wirklich verteidigen und retten kann, kann ich nicht garantieren. Aber das ich es versuchen würde, das schwöre ich Dir. Einst war ich genauso dazu bereit, Davet so zu verteidigen und zu rächen. Aber er hat meine Rache nicht gewollt. Vielleicht war die Aussage auch nur lieb gemeint, damit ich aufhöre an die Rache zu denken. Aber es tat verdammt weh ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass ich 14 Jahre verschwendet habe, für einen Schwur den er nicht wollte. Das hat er vermutlich nicht mal begriffen, was er mir damit sagte. Auf der anderen Seite, konnte ich nur nach mir gehen, er war ja fort. Und meinst Du, ich würde Dir weniger beistehen als ihm? Er war nie mein Ehemann, Du bist mein Ehemann. Sollte Dir einiges sagen. Was die Hochzeitstattoos angeht, die habe ich selbst gezeichnet. Sie sind vielleicht nicht so schön, pompös oder riesig wie von einem Profi, aber sie kommen von Herzen. Wir können sie mit etwas Besserem überstechen lassen. Irgendein Motiv, dass Dir etwas bedeutet, wenn sie Dir zu mau sind. Vielleicht das Schloss als Tätowierung, oder etwas dass Dir besonders gut gefällt", schlug Vano vor.


    Boldiszàr
    »Du verdrehst die Tatsachen. Mir war unser Hochzeitstattoo nie zu klein, mir ist nur aufgefallen, dass das von Jendro viel größer ist! Wenn du meinst, dass er das nur für euch beide in die Wege geleitet hat, irrst du dich. Es ist eine Botschaft an mich. Sie sagt: Wir lieben uns. Und du kannst nichts dagegen tun. Jendro ist jemand, der Machtspielchen genießt, auch wenn er nicht so wirkt. Nicht auf die brutale Weise, er riskiert keine blutige Nase. Er zeigt seinen Rivalen einfach, dass er in jeder Hinsicht besser ist als sie. Er ist ein elender Neidhammel, der nicht rastet noch ruht, bis er sich nicht als Sieger fühlt. Dass ich seine Stelle als Coutilier bekommen habe und ihm auch noch Robby wegnahm, das hat er mir nie verziehen. Als Coutilier hätte er mich fast erledigt, indem er mich meiner Würde und meines Ansehens beraubte. Alles, was ich über zwanzig Jahre aufgebaut habe, schlug er in einer Nacht zu Scherben. Und nun nimmt er mir meinen Mann weg. Das ist sein Ziel. Aber wir lösen das ganz anders. Wir laden ihn ein in unsere Mitte. Das nimmt ihm den Wind aus den Segeln und du hast uns beide und musst nicht nur mit mir Vorlieb nehmen.«


    Silvano de Mancini
    "Das Dir unsere Tätowierung nie zu klein war, freut mich. Sie bedeutet mir sehr viel. Das Jendro die Tätowierung als vermeintlichen Ehering sieht, habe ich nicht bedacht. Für mich steht sie für unsere Zeit in Ledwick. Es war eine gute und sehr schöne Zeit. Sie hat mir geholfen wieder auf den Boden der Tatsachen runterzukommen, nach der Behandlung und dem ganzen was vorgefallen war. Und sicher weiß ich im Nachhinein, die Reise hätte auch wir beide unternehmen können. Aber das ging nicht gegen Dich, auch nicht gegen Davet, es ging gegen niemanden. Es war etwas pro Vano verstehst Du? Ich hatte nie vor Dich zu verletzten, auch wenn ich es getan habe Boldi. Und nein ich nehme nicht mit Dir Vorlieb, ich habe Dich ganz bewusst damals mitgenommen. Du hast mir sofort gefallen und ich hatte einen Draht zu Dir, den ich mir nicht erklären konnte. Und wenn ich Dich nur einmal besessen hätte, besser einmal als überhaupt nicht. Ich war vierzehn Jahre einem Toten treu Boldi. Das habe ich für Dich gebrochen, für niemanden sonst. Warum ich Dich dann mit Jendro oder Tekuro betrogen habe, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Normalerweise bin ich keine Schlampe, aber ich habe mich so aufgeführt. Findest Du es richtig, wenn er Machtspielchen genießt, ihn in die Familie aufzunehmen? Ich habe auf Machtspielchen innerhalb der Familie keine Lust. Ich strebe auch nicht den Thron oder den Vorsitz an, ganz im Gegenteil. Du kannst gerne der Boss sein, ich füge mich. Meinst Du, er wird diese Spielchen als Dein Ehemann unterlassen? Oder sind wir am Ende alle mit den Nerven runter oder selbst am Ende? Ich möchte keinen Streit in der Familie oder ständig darauf achten müssen, was ich wie sage. Das habe ich dienstlich vor der Admiralität, oder vor einem Weisungsbefugten, das habe ich auf Treffen und Festen des Adels. Innerhalb der Familie Schminke zu tragen, auch wenn nur im übertragenen Sinn, darauf stehe ich nicht. Das habe ich mir bei Dir abgewöhnt Boldi. Ich sehe keinen Grund dazu, mich jetzt wieder umzugewöhnen. Ich möchte das nicht, möchtest Du das?", fragte Vano offen und ehrlich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht streiten. Du weißt, dass das nicht meine Art ist. Einmal habe ich versucht, zu schmollen und hätte damit fast meinen Robby umgebracht. Pro Vano war der Urlaub und mein Wunsch, Jendro zu heiraten, ist auch pro Vano. Warum du mit ihm in Ledwick warst und nicht mit mir, kann ich dir sagen: Weil er dir etwas gibt, das dir bei mir fehlt. Er gibt dir etwas, das zu leisten ich nicht imstande bin.«


    Silvano de Mancini
    Vano beugte sich ganz nah zu Boldi und schaute ihm schmunzelnd ins Gesicht. "Unsinn, was sollte das denn sein? Das waren zwei Wochen Urlaub von meiner irren Welt. Du bist mein Leben, also was hat er mir gegeben, was Du mir nicht jeden Tag gibst? Ein Unterschied gab es allerdings schon. Das hat aber nichts mit geben zu tun. Er hat mir nicht etwas gegeben, sondern etwas weggelassen. Meine Vergehen waren kein Thema, meine Krankheit nicht, nichts war Thema. Bevor Du das in den falschen Hals bekommst Schatz, dass ist kein Vorwurf. Bei Dir war es Thema, weil Du mir beigestanden und schlichtweg den Hals und den Arsch gerettet hast. Aber ich konnte es nicht mehr hören, was ich selbst verbockt habe. Im Grunde brauchte ich Urlaub von mir. Wir beide sind in der Beziehung gleich, dass wir nicht gerne streiten. Normalerweise gehe ich immer davon aus, dass alles was Du tust für uns beide ist. Genauso handele ich ebenfalls. Nur bei mir klappt das nicht immer und manchmal kommen dabei die größten Katastrophen heraus. Das mit Prince Ciel habe ich auch nicht gewollt, aber es hätte mich fast den Kopf gekostet. Ich wollte so sehr den Schwur einhalten, ich hatte gehofft er billigt das. Das tat er aber nicht und er befahl mir umzukehren. Und ob Du es glaubst oder nicht, am liebsten hätte ich sogar gehorcht. Hätte ihm gesagt, Ihr habt Recht und hätte die ganze Sache fallen lassen und wäre umgekehrt. Aber dafür war ich zu stur, es kam mir wie Verrat an Davet vor. Die Pflicht sagte, erfüll Deinen Schwur. Mein Wunsch sagte mir, höre endlich auf damit, gehorche Ciel und Du hast ein gutes Leben mit Boldi. Ich wollte ihn sogar ins Wasser werfen, damit er Vernunft annimmt. Der Einzige den man ins Wasser hätte werfen sollen war ich Boldi. Ich hab mich total verrannt, so dass ich mich selbst nicht mehr wiedererkannt habe. Ich habe Dich dadurch in Gefahr gebracht und das war für mich das Schlimmste. Dich der mir immer beigestanden hat, sogar mit der Augennarbe, die die meisten abstoßend und ekelerregend finden. Und am Ende? Da hast Du für mich im Thronsaal gesprochen und Ciel ebenso. Und nicht einmal da konnte ich es gut sein lassen. Irgendwann war ich mich einfach leid. Deshalb der Urlaub und ich war zu feige alleine zu fahren. Es fehlt mir nichts bei Dir Boldi, böse Zungen könnten sogar behaupten mir geht es zu gut", antwortete Vano liebevoll und küsste seinen Mann mit einem Kuss der extrem nach Vanille und Tabak schmeckte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr genoss den Kuss. Dann erhob er sich. »Santo hat eine Beifrau für dich ausgesucht. Geh sie dir ansehen. Ich rede derweil mit Jendro.« Mit einem Kloß im Hals eilte Boldiszàr von dannen, das Liebesschloss in der Faust. Urlaub von sich selbst. Seine Hilflosigkeit hatte ganz neue Dimensionen bekommen. Es hieß letzten Endes nur, dass es kein Problem gab, was gelöst werden musste. Da war nichts, was er tun konnte, um Silvano an seinen Anwandlungen zu hindern. Nichts. Plötzlich hatte er das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Sein Ziel war die Spielwiese, wo er Tekuro samt dessen Anhang zuletzt gesehen hatte. Vermutlich würde auch Jendro nun dort sein.


    Silvano de Mancini
    "Wie Du redest mit Jendro? Nein! Du redest überhaupt nicht mit ihm. Unterstehe Dich Boldi! Eine Beifrau? Wozu brauche ich eine Frau? Das wird ja immer verrückter und ich dachte schon ich wäre irre!", stöhnte Vano. Derweil sprang Boldi auf wie von der Tarantel, oder besser gesagt dem Skorpion gestochen und eilte davon. Vano ließ Boldi etwas Vorsprung, dann nahm er die Verfolgung auf. Wohin sein Mann stiefelte war klar, zu Tekuro. Silvano folgte ihm in einigem Abstand, während sich seine Finger um Tekuros Geschenk schlossen. Er musste sich beherrschen, Teku nicht den Fisch vor die Rübe zu schleudern. Völlig harmlos saß er da, als könnte er kein Wässerchen trüben. Vano hätte ihn am liebsten gewürgt bis er grün und blau wurde, warum wusste er selbst nicht so genau. Er schob den Gedanken beiseite und starrte Boldiszar an. "Schatz komm jetzt mal her", bat er liebevoll.


    Boldiszàr
    Boldiszàr ging noch ein paar Schritte weiter, ehe er langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Er blickte nach vorn, wo die Spielwiese lag, deren Teppich inzwischen unter lauter Decken und Kissen kaum noch zu sehen war. Mitten darin die Beißer und auch, Jendro, der neben Tekuro lag, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und plaudernd. Tekuro lachte gerade über irgendeinen Witz. Zu seiner anderen Seite lag Bellamy. Langsam drehte Boldiszàr sich herum und blickte Silvano unglücklich an.


    Silvano de Mancini
    Vano breitete die Arme aus, da Boldi zu ihm kommen sollte. "Komm her Schatz, bitte. Was immer ich gesagt habe, dass Du so traurig bist, es tut mir leid. Ich will Dich nicht ärgern, vergraulen oder mit Dir streiten. Ich liebe Dich, ich habe Dir extra das Schloss gekauft, um Dir das zu beweisen und mit Dir den schönen Brauch durchzuführen. Warum bist Du denn jetzt so? Weil ich keine klare Haltung gezeigt habe? Das war mein Fehler und kommt nicht wieder vor. Na komm her, komm schon, bitte", bettelte Vano mit schräg gelegtem Kopf.


    Boldiszàr
    »Ich bin eben einfach traurig.« Er trat an seinen Mann heran und schloss ihn in die Arme, ehe er ihn wieder von sich schob. »Nun geh schon zu Santo, er braucht einen Erben. Ich kümmere mich wegen Jendro. Ich habe versprochen, dich glücklich zu machen nach all der Scheiße, die passiert ist. Und das werde ich. Nun geh.«


    Silvano de Mancini
    "Einen Scheiß werde ich, was kann ich dafür das Santo Luft im Sack hat? Du willst mich glücklich machen gut. Ich nehme Dich beim Wort Boldi", antwortete Vano und begann sich auszuziehen. "Du solltest Dich auch ausziehen, hier und jetzt", befahl Vano.


    Boldiszàr
    »Vano, nein.« Boldiszàr grabschte sich seinen nackten Mann und hob ihn auf. »Du willst klare Ansagen, hier hast du eine. Rede mit Santo, vereinbart ein Treffen und sorgt für das Erbe von Mancini. Und ich sorge dafür, dass heimliche Ausflüge obsolet werden.« Er trug ihn in Richtung von Santos Kajüte und setzte ihn nackt vor der Tür ab.


    Silvano de Mancini
    "Was beim Abgrund, ich muss noch schlafen und das ist alles nur ein Albtraum. Ich will nicht das Du Jendro heiratest, ich bin Dein Mann und so soll es bleiben. Und welchen Erben? Was heißt die Ausflüge werden nicht mehr nötig sein? Das sind sie doch jetzt schon nicht mehr! Es ist doch alles gut! Wir beide gehören zusammen, wir haben ein Hausboot, wir haben die Tordalk, wir haben ein Zuhause das ein Schiff ist. Wir sind auf dem Meer, wo ist das Problem bei Davys grünem Arschloch?", kreischte Vano.


    Boldiszàr
    »Ich weiß nicht, wo das beknackte Problem ist«, brüllte Boldiszàr, dessen Selbstbeherrschung die ersten Risse bekam. »Ich weiß nicht, warum du mit Jendro in den Urlaub geflogen bist und dir auch noch seine Markierung unter die Haut stechen lässt! Angeblich weißt du es selbst nicht! Wie soll ich es da wissen? Und nun liegt mir Santo auch noch in den Ohren, dass seine Linie ausstirbt, wenn ich keiner Beifrau zustimme! Ich stimme zu! Allem! Der Beifrau und Jendro und nun sollte es verdammt noch mal keine Probleme mehr geben!« Silvanos dünne Haare wehten im Sturm von Boldiszàrs Gebrüll und sanken wieder auf seine Schultern, als der den Mund schloss und verbissen zusammenpresste, so dass seine Bartstoppeln sich aufrichteten.


    Silvano de Mancini
    Vano packte Boldiszar fest im Nacken, zerrte ihn zu sich heran und küsste ihn als gäbe es kein Morgen. Danach ließ er von ihm ab und drückte seine Stirn gegen die von Boldi. "Nichts stimmst Du zu Boldi. Weder Jendro, noch der Beifrau, Du willst es nicht, also stimm nicht zu. Brüll es mir ruhig ins Gesicht, wenn Du es nur so rauslassen kannst. Ich habe Dir gesagt warum ich im Urlaub gewesen bin. Und jetzt sind wir beide hier, weil wir uns lieben oder? Also wozu ein Jendro in unserer Ehe oder eine Frau? Willst Du das? Dann ja, ansonsten nein! Wir könnten auch ein Kind adoptieren, wir beide - Du und ich. Aber dafür ist doch noch Zeit! Meine Güte das ist unsere Hochzeitsreise, lass uns erstmal die Reise genießen. Ich bitte Dich und sag mir so etwas doch. Schau am Anfang haben wir auch über alles geredet, warum jetzt nicht? Du bist nicht der Typ für viele Worte, aber Du ein paar mehr und ich ein paar weniger, dann klappt das auch. Ich wollte Dir klare Worte liefern, der Urlaub war eine Flucht. Bitte jetzt hast Du den Grund. Nun sei doch nicht mehr wütend auf mich, bitte Boldi", flehte Vano ihn liebevoll an.


    Boldiszàr
    »Es war die Flucht vor Dingen, in denen man in einer Ehe nicht fliehen kann. Du sagst mir, ich hätte über irgendwelche Probleme geredet und darum brauchtest du Urlaub. Nun versuche ich, das Reden zu umgehen und einfach zuzustimmen. Auch nicht recht. Was, Vano, was soll ich noch tun? Wie ich es mache, mache ich es falsch! Und dann soll auch noch irgendein Balg hier rumspringen und alles noch mehr durcheinanderbringen. Ich will kein Kind, kein eigenes, kein adoptiertes, ich bin Gardist! Vermutlich hätte ich auch nicht heiraten sondern es bei einer lockeren Beziehung mit dir belassen sollen. Ich bin nicht wütend, Vano, ich bin todunglücklich!«


    Silvano de Mancini
    Vano ließ Boldi los und kaute auf der Unterlippe. "Nun damit habe ich nicht gerechnet, aber dafür gibt es auch eine Lösung. Entweder wir führen eine offene Beziehung, wo jeder kommt und geht wie er möchte oder wir lassen uns scheiden und bleiben als Paar zusammen. Ich habe Dich zu Anfang gefragt, ob Du Kinder möchtest. Du hast nein gesagt und damit war das Thema für mich geklärt. Ich bin nicht vor unserer Ehe geflohen, sondern vor meinen Problemen. Ich kann den Urlaub leider nicht ungeschehen machen und die Hochzeit auch nicht. Ich kann höchstens Prince Ciel bitten, ob er eine Annullierung schreibt. Dann lassen wir es so angehen wie Du möchtest, eine lockere Beziehung. Falls Du Dich zurück in die Ehe sehnst, könnten wir erneut heiraten. Falls nicht, nicht. Dann bleibt es wie es ist. Vielleicht ist die Idee nicht die schlechteste, wenn ich Dich dermaßen unglücklich mache. Es steckte kein böser Wille dahinter, ich hoffe wenigstens das glaubst Du mir. Die Tordalk gehört trotzdem Dir, ebenso das was ich Dir geschenkt habe und ich hoffe Du trägst die Muschel weiterhin. Sie hat eine besondere Bedeutung und falls Du mal in Not bist, ist sie viel wert. Soll ich mit Ciel sprechen?", fragte Vano leise.


    Boldiszàr
    »Nein, bei Ainuwars löchrigem Gebiss.« Boldiszàr ließ sich mit dem Rücken an der Außenwand der Kajüte zu Boden sinken, bis er auf dem Hintern saß. »Du sollst mir sagen, was ich tun muss, damit diese Probleme Vergangenheit sind, vor denen du geflohen bist. Ich bin ein Kämpfer, aber ich muss den Feind auch sehen, damit ich ihn bekämpfen kann. Momentan ist das ein Guerillakrieg gegen einen unbekannten, unsichtbaren Gegner, der ständig wieder auftaucht und unsere Ehe angreift.«


    Silvano de Mancini
    Vano setzte sich im Schneidersitz vor Boldiszar. "Du musst loyal zu mir sein, zu mir stehen und auch mal mit mir reden. Ich fühle mich manchmal wie unsichtbar, wenn Du nicht mit mir sprichst. So als hättest Du kein Interesse mehr an mir. Oder als wäre ich lästig, vielleicht bin ich das auch. Nervig sicher manchmal, aber auch das kann man mir sagen. Ich vermisse Dich als Partner und als Freund. Du musst mir nicht den ganzen Tag die Hand halten, das verlangt keiner. Aber ich dachte wir gehen als Gefährten, Partner und Kumpel durchs Leben. Brauchst Du mich dafür überhaupt, oder ist der Platz schon vergeben?", fragte Vano. "Vermutlich hast Du dafür schon einen Kampfgefährten, der ganz ähnlich denkt wie Du. Vielleicht sollte ein Hai wirklich nicht an Land jagen und eine Bulldogge nicht im Wasser hm?"


    Boldiszàr
    »Ich soll loyal ... Vano, WANN war ich nicht loyal? Ich möchte eine konkrete Aussage. Willst du damit ausdrücken, dass du mich so lange mit Jendro hintergehen wirst, bis ich Robby aus meinem Leben verbanne? Ist es das, was du mit Loyalität meinst?«


    Silvano de Mancini
    "Nein, das meine ich nicht. Und ganz ehrlich, ich möchte auch nicht, dass Du Robere aus Deinem Leben verbannst. Das geht gar nicht und würde Dich und ihn zerbrechen. Aber ich möchte zumindest den gleichen Wert wie er in Deinem Leben haben und Deinen Schutz vor ihm genießen. Das nenne ich Loyalität. Oder meinst Du ich würde Dich nicht vor Davet beschützen, falls es nötig wäre? Ist das zuviel verlangt? Ich finde nicht und ich vermute, dass Tekuro selbst auch nichts dagegen hätte", gab Vano zurück.


    Boldiszàr
    »Also war der Urlaub ein Racheakt. Wofür genau?«, hakte Boldiszàr nach.


    Silvano de Mancini
    "Vergiss den Urlaub in dem Zusammenhang. Der Urlaub war kein Racheakt, er war das was er war. Ich floh vor meinen Problemen und musste einen klaren Kopf bekommen. Den ich dort auch bekam. Punktum. Ja ich hätte mit Dir den Urlaub antreten müssen. Nein ich habe es nicht getan, weil Du vielleicht meine Probleme angesprochen hättest. Ja das Tattoo hätte nicht sein müssen. Und ja ich habe es trotzdem. Ich biete Dir an, dass wir uns selbst ein großes Tattoo als Liebesbeweis stechen lassen, falls Du das noch möchtest. Im Moment weiß ich nicht was Du möchtest. Drum fange ich an, Dir zu sagen was ich möchte. Ich möchte, dass Du Jendro nicht heiratest. Ich möchte, dass Du mich wie Deinen Ehemann und besten Freund behandelst. Ich möchte dass Du zu mir stehst, egal vor wem - auch vor Tekuro. Ich möchte dass Du mit mir redest - gleich worüber. Wenn Du was zu bereden hast, rede mit mir. Ich möchte, dass Du mir auch sagst, wenn ich mal die Klappe halten soll. Dass kann ich auch. Ich möchte dass Du bei mir bleibst und mich nicht verlässt. Ich möchte unsere Ehe nicht verlieren für eine lockere Beziehung die der Anfang vom Ende ist. Ich möchte Dich nicht verlieren. Nun Du".


    Boldiszàr
    »Dann wirst du auch in Zukunft vor deinen Problemen fliehen. Damit sind wir wieder am Anfang des Gesprächs angelangt. Ganz gleich, was ich dir zusichere oder nicht, ich habe keinen Einfluss darauf, wann du das nächste Mal das Gefühl hast, verschwinden zu müssen. Was du tatsächlich möchtest, Silvano, ist Absolution für das, was du bist. Die hast du bereits. Darum wollte ich dir Jendro schenken zu unserer Hochzeit. Aber jetzt, wo es erlaubt ist, schmeckt es auf einmal nicht mehr so gut, nicht wahr? Ich kann dir all deine genannten Wünsche erfüllen, bis auf einen. Vor Robby werde ich dich nicht verteidigen, ihr seid erwachsene Männer, klärt das untereinander.«


    Silvano de Mancini
    "Wieso werde ich in Zukunft auch fliehen? Nur weil ich nicht gerne in meinen Wunden herumpuhle? Erkläre mir das mal. Gut dann verteidige mich nicht vor Robere, aber dann beschwere Dich auch nicht, wenn er wieder einen gebrochenen Flügel oder so hat. Dann halt Dich auch daraus und verteidige ihn nicht vor mir. Schließlich ist auch er erwachsen und kann das alleine klären nicht war? Da musst Du mich nicht treten. Nein es schmeckt mir ganz und gar nicht, dass ich Dich mit Gott und der Welt teilen soll. Aber wenn Du mich provozieren willst, nur zu. Ich werde mich nicht trennen, das sagte ich bereits Leala. Du kannst es von mir aus so gestalten, dass jeder andere gehen würde. Ich ziehe vielleicht um, oder ziehe weg, aber ich trenne mich nicht. Das tolle an so einem Schiff ist, im Grunde zieht man nicht um, ich wohne immer noch am selben Ort und verschiebt sich der Standort vom Ort. Vergiss es, versteht eh nur ein Muschelrücken", murrte Vano.


    Boldiszàr
    »Du möchtest mich nicht einmal mit meinem kleinen Bruder teilen, aber verlangst von mir, dass ich wohlwollend nicke, wenn du dich unter Jendro räkelst, unter Patrice, unter Robby, unter Davet und wer weiß wer noch alles in dir ist, kaum dass ich einmal nicht hinsehe. Du bist eifersüchtig auf Robby, das ist es. Und darum bist du mit Jendro durchgebrannt. Ich möchte dich aber daran erinnern, dass nicht ich es war, der vor lauter Lust nackt auf dem Boden kroch und nach Robbys Stachel schrie wie ein Kind nach der Mutterbrust. Das, Silvano, warst du.«


    Silvano de Mancini
    "Ja das stimmt, nachdem Du mich verliehen hast wie eine Drei-Taler-Hure, an genau den gleichen Robere. Manche Leute sollen ja Spaß an ihrem Beruf bekommen", giftete Vano zurück und rieb sich dann übers Gesicht, ehe er Boldi ruhig anschaute. "Den Streit hatten wir ebenso bereits einmal. Du bist der Meinung ich wäre eine Hure obwohl Du mich bereitwillig mit Robere und Davet geteilt hast. Patrice und Jendro war etwas anderes. Dass stimmt. Vielleicht ist es das, was Dich abstößt, Du willst keine Hure als Kerl, aber zeitgleich möchtest Du Dir nicht eingestehen dass es vorbei ist. Oder das Du auf sowas reingefallen bist. Ich war 14 Jahre keine Hure, in dem Bereich war ich wider Willen Heiliger. Ich kann nicht ungeschehen machen mit wem ich im Bett war oder unter wem ich gelegen habe. Also wird es immer wieder auftauchen, dieses Problem. Irgendwann, wenn Du wütend auf mich bist, werde ich wieder die Hure in Deinen Augen sein, das Miststück dass mit jedem rumvögelt. Ich teile Dich mit Deinem Bruder. Vergiss nicht wer ihm und seinen Beißern Schutz auf der Choucas gewährte. Das habe ich in erster Linie für Dich getan. Zudem konnte er so seine Familie retten die noch an Land war und sie an Bord holen. Ich packe meine Sachen und bin drüben auf der Choucas. Falls was ist, lass Alessio Flagge setzen oder pfeifen, er weiß was das heißt", sagte Vano und stand auf. Er ging rüber zu Tekuro und legte ihm das Fischschloss vor die Füße. "Für Dich und Bellamy", sagte er freundlich und knuffte Boldi beim Rausgehen.


    Boldiszàr
    Boldiszàr warf die Arme hilflos in die Luft und ließ sie wieder fallen. Sein Schloss hielt er immer noch in der Hand. Mühsam stemmte er sich hoch, als wäre er ein alter Mann. Seine verdammten Knie, er sollte nicht in der Hocke sitzen, das machten sie nicht mit. Steifbeinig humpelte er ein paar Schritte, dann ging es wieder und er konnte in normaler Gangart zum Nest gehen. Dort untersuchte Tekuro gerade das Schloss. Er verstand nicht, was es bedeutete, aber Boldiszàr hatte keine Lust, es ihm zu erklären. Er ließ sich neben Bellamy plauzen.


    Silvano de Mancini
    Vano schaute über die Schulter und musterte Boldi und Tekuro. War klar wo Boldiszar bleiben wollte. Erneut kam er sich ziemlich dumm, ja fast kindisch vor, dass er das Schloss gekauft hatte. Eines für die beiden hätte völlig ausgereicht. Er überlegte wo sie ungefähr mit der Tordalk standen. Sollten die beiden ihre Reise nach Arashima unternehmen, er würde mit der Choucas abrücken. Beidrehen und den Rückweg zur Azursee antreten. Letztendlich war ihm nur einer all die Jahre treu geblieben und das war Foufou. Vielleicht sollte er sich den Rücken großflächig mit einem Pudel übertätowieren lassen. Das würde jedes Missverständnis ausräumen. Vano verließ den Raum mit der Spielwiese und holte seinen Hund. Einige Minuten später hörten sie ihn draußen nach der Choucas brüllen, damit er auf sein Schiff wechseln konnte.


    Boldiszàr
    Boldiszàr sah seinem Mann nach, wie der verschwand. Kraftlos ließ er den Kopf in die Kissen sinken. Tekuro wollte aufstehen und Silvano folgen, doch Boldiszàr stoppte ihn. »Lass ihn. Er ist nicht mein Gefangener, sondern mein Mann.« Sehr unwillig ließ Tekuro sich erneut nieder. Boldiszàr drehte sich zu Bellamy. »Kann ich mir für heute Patti mal ausborgen? Ich frage dich, weil ich Robbys Antwort schon kenne. Ich möchte aber von euch beiden das Ja.«


    Bellamy Bourgeois
    "Wenn Du mir sagst wofür, ja. Was ist los mit Deinem Mann? Ihr wart doch so glücklich, als die Fahrt losging. Und wozu das Schloss? Was hat es damit auf sich? Ich meine es sieht ja schön aus, ist was besonders. Wer hat schon ein Fischschloss, außer Tekuro nun. Also was möchtest Du mit Patti? Und wieso lässt Du Deinen Kerl davonsegeln?", fragte Bell verdutzt.


    Boldiszàr
    »Weil er es möchte, darum. Das Schloss ist für euch beide, ist ein ledwicker Brauch. Man macht es irgendwo fest, meist an einem Brückengeländer oder der Laterne dieser Brücke. Dann wirft man den Schlüssel ins Wasser. Gleichzeitig sagt man: Per sempre, für immer. Mit Patti möchte ich einfach die Nacht verbringen. Er ist unkompliziert.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ah ein Liebesbeweis, in Ordnung, dann nutzen wir es dafür. Aber dann sind wir es los. Was auch schade ist. Wir machen es im Hof fest und werfen den Schlüssel in die Azursee", grinste Belly und nickte dann zustimmend. "Wenn Patrice möchte, soll er Dich begleiten. Unkompliziert? Ja das ist er. Du und Vano, seid Ihr getrennt Boldi? Macht keinen Scheiß, Du weißt wie es begann und nun das?", fragte Bell und schaute rückversichernd Tekuro an.


    Boldiszàr
    Tekuro saß noch immer, die Unterarme auf die Knie gelegt. Er war unruhig, weil einer fehlte. Doch Boldiszàr winkte ab. »Wir sind nicht getrennt. Er macht nur irgendwo Urlaub. Vielleicht besucht er die Beifrau, die Santo für ihn ausgesucht hat, damit seine scheiß Scholle nicht verwaist, wenn er die Mücke macht. Ihr könnt das Schloss auch einfach behalten, wenn es euch was bedeutet oder ihr spart es auf für den Ort, den ihr einst zu Hause nennt.«


    Bellamy Bourgeois
    "Sollte Santo sowas nicht mit Euch besprechen und wieso beim Abgrund macht Vano vom Urlaub... Urlaub? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, das ist doch Eure Hochzeitsreise. Was war los Boldi? Wir können nur helfen, wenn wir Bescheid wissen. Also was hat er ausgefressen?", fragte Bellamy.


    Boldiszàr
    »Ich weiß es nicht, was los ist, Belly. Und wie es aussieht, weiß Silvano es selbst nicht. Er sagte, er brauchte Urlaub von mir und darum sei er mit Jendro nach Ledwick geflogen. Ich würde einfach zu viel über Probleme reden. Dann sagte er mir, ihn stört, dass ich mit ihm nicht rede, wenn es ein Problem gibt. Ich habe ihm gesagt, er soll mir seine Wünsche nennen und das hat er. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm jeden einzelnen beschissenen Wunsch erfüllen würde, ohne Kompromiss für mich. Er bekommt, was er will, ohne wenn und aber. Bis auf den einen: Dass ich mich nicht gegen Robby stellen würde. Da ist er gegangen.«


    Bellamy Bourgeois
    "Wieso solltest Du Dich gegen Tekuro stellen? Die beiden verstehen sich doch, was hat Teku denn nun schon wieder angeblich verbrochen? Und so schlimm kann es ja nicht sein, wenn er ihn beschenkt. Sollen wir mit ihm reden, also Teku? Sie reden doch sonst auch miteinander. Vielleicht wollte er einfach über das alte Farisin-Problem nicht mehr reden, oder das er in einen Heilorden musste. Gut dass das nicht angenehm ist, ist verständlich. Aber doch lieber mit einem Mönch reden, anstatt für immer weggesperrt zu werden. Oder den Block zu kassieren, oder wie Teku und ich den Holzprügel in den Hintern! Ich habe ihm schon mal was zu seiner Weglauferei gesagt und hat er nicht versprochen er lässt es? Allein schon für Tekuro, dass macht ihn nervös!", gab Bell zurück.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schüttelte den Kopf. »Nein. Ich werde einfach warten, ob er von allein zurückkehrt. Ich bin nicht sein Gefängniswärter. Wenn ihm etwas an der Ehe gelegen ist, wird er das. Wenn nicht ... wird er hoffentlich woanders glücklicher als mit mir. An Robby stört ihn einfach, dass er da ist. So ist Silvano eben.« Boldiszàr verschränkte die Arme und rollte sich ein. »Borgt ihr mir nun Patti oder nicht?«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja das habe ich doch gesagt, Du kannst Patti gerne geborgt haben", sagte Bellamy freundlich und schaute Tekuro beschwörend an. Er wusste wie es enden würde, beide würden auf den anderen warten und das Thema letztenendlich wohl abhaken. Er fragte sich ob ihre Väter ganz ähnliche Probleme gehabt hatten und erinnerte sich daran, dass es genauso gewesen war. Berzan war auch lieber nach Hause gestiefelt, anstatt zu Mercer zu gehen und umgekehrt war es diesem sicher auch so ergangen. Falscher Stolz hatte schon so einiges zerstört. Belly hoffte, dass die Ehe von Boldi und Vano den Sturm überstand, wobei er nicht wusste, weshalb er überhaupt aufgezogen war. "Wenn Du meinst Boldi, ich hoffe für Euch Ihr beide wartet nicht auf den anderen. Sonst wartet Ihr ewig", antwortete Bellamy.


    Boldiszàr
    »Dann ist es vielleicht an der Zeit, dass Silvano lernt, dass das durchaus passieren kann. Diese Ehe besteht aus zwei Leuten, die dafür verantwortlich sind, nicht nur aus einem.« Tekuro war aufgestanden, legte nun den Arm um Patrice und tuschelte in sein Ohr. Patrice nickte brav, wie nicht anders zu erwarten. Er kam zu Boldiszàr und ohne sich an ihn heranzutasten, legte er sich sofort in dessen Arme und schlang die Hände um ihn. Boldiszàr tat, was er sonst nie getan hätte, zog ihn an sich und ließ sich in einem langen, unkomplizierten Kuss davontreiben. Er spürte, wie der Deckenberg sich bewegte, als Tekuro sich neben ihnen niederließ, doch diesmal nicht, um zu gaffen, sondern um zu wachen. Er sah genau, wie es seinem Bruder ging.


    Bellamy Bourgeois
    "Nun vielleicht muss er es auf die harte Tour lernen", sagte Bellamy und musterte erstaunt den Kuss von Boldi und Patrice. Er schweig dazu, denn der Kuss war liebevoll und Tekuro hatte sich neben die beiden gehockt. Bellamy schaute sich kurz im Raum um, ehe er sich wieder ins Nest legte. Die beiden waren Sturköpfe, denn sie saßen schließlich gerade in einem Schiff, dass genau das Gegenteil bewies. Ebenso hatte Boldi Vano immer beigestanden. Nun entweder würden sie sich wieder zusammen raufen, oder sie würden sich verlieren, wie sie sich gefunden hatten - von jetzt auf gleich. Bellamy strich Teku zärtlich über den Rücken. Das Teku wirklich der Grund sein sollte für den Streit konnte er nicht glauben. Immerhin war Teku schon immer da gewesen. "Fahren wir trotzdem weiter?", hakte Belly nach und rollte sich auf den Rücken.


    Boldiszàr
    Boldiszàr löste sich noch einmal und als er den Kopf hob, kuschelte Patrice sich in seine Halsbeuge, was er überrascht, aber dankbar annahm. Er streichelte ihn vorsichtig mit seinen Wurstfingern. »Silvano kennt den Kurs. Notfalls kennt er unser Bordhimmelsauge und hat auch ein eigenes, so können sie uns kontaktieren.« Er bemerkte den Blick, den Tekuro Bellamy zuwarf, als dieser von der harten Tour sprach. Boldiszàr wusste ihn durchaus zu deuten, doch er vertraute auch darauf, dass sie beiden ihre Grenzen kannten. Keiner von seinen Brüdern würde Silvano ernsthaft etwas tun. Sie wussten, was der komplizierte Kerl ihm bedeutete.


    Bellamy Bourgeois
    "Ja das ist schön das Vano den Kurs kennt, aber was ist mit Tekuro und Kazrar, sie wollten nach Arashima. Das war ihr Traum und was ist wenn die Hochzeitsreise hier scheitert? Fahren wir dann weiter nach Arashima oder drehen wir um? So meinte ich das. Kaz und Teku können doch nichts für Euren Streit und sie haben sich so lange auf Arashima gefreut. Sicher dass wir ihn nicht ein klein wenig erziehen sollen?", fragte Belly an.


    Boldiszàr
    »Macht was ihr wollt, ihr seid freie Männer. Und ich bin das auch. Ich werde mich heute hier bei euch von dem ganzen Ärger erholen und morgen setzen wir die Segel. Wobei, nein, das machen wir heute. Geh und sag Alessio, dass wir nach Arashima fahren. Den Zwischenstopp in Rakshanistan lassen wir aus, was soll ich da ohne Silvano, der mit mir die goldenen Dachschindeln abdeckt.«


    Bellamy Bourgeois
    "In Ordnung das sage ich ihm, es ist Dein Schiff, er wird hinfahren wohin Du möchtest. Und hey selbst wenn die Hochzeitsreise vorbei sein sollte, dann ist es eben eine andere Reise. Die Reise Deines Bruders in seine alte Heimat und Teku und ich wollten dort heiraten. Vielleicht nicht ganz das Gleiche, aber immerhin doch auch etwas oder? Und wir können überall zwischendurch einen Zwischenstopp einlegen, genug Platz für die Waren an Bord ist ja oder für Andenken", sagte Belly und rollte sich auf die Füße. Er verließ kurz das Nest und kam einige Minuten später wieder zurück. "Kurs auf Arashima ist gesetzt, Teku es geht auf in Deine alte Heimat. Eigentlich wollte ich dort gebissen werden, so kann sich manches wandeln", grinste Belly und setzte sich wieder zu Boldi und Tekuro. "Die Aquila hat mit uns mit den Kurs gewechselt, also sie folgt uns weiterhin als Geleitschutz", erklärte Bellamy und streckte sich lang aus.


    Boldiszàr
    »Und die Choucas?«, erkundigte Boldiszàr sich zwischen Patrices Armen hervor.


    Bellamy Bourgeois
    "Sie hatte den Kurs nicht gewechselt, also entweder will Vano noch nach Rakshanistan oder er dreht noch bei. Jedenfalls hat er auch nicht den Kurs auf Souvagne gesetzt, um dort in der neuen Hafenanlage zu parken. Ich denke er wartet ab, ob wir wirklich davon segeln und entscheidet dann. Vermutlich kann er sich keinen Reim drauf machen was los ist. Oder er weiß es sehr genau und sieht das als eine Antwort an. Sprich unser gemeinsames Ziel war Rakshanistan, sie drehen ab und folgen ihren eigenen Zielen. Dann könnte es sein, dass er Rakshanistan trotzdem anreist oder eben verspätet nach Hause zurückkehrt. Alessio hat ihm jedenfalls anzeigen lassen, dass wir den Kurs ändern", sagte Bellamy tröstend.


    Boldiszàr
    »Dann halten wir eben zwischendurch an dieser blöden rakshanischen Insel. Bakshur. Da werden wir ja sehen, ob er mit uns ankert. Wenn ja, werde ich schauen, ob er wieder Kontakt aufnehmen möchte. Wenn nicht, fahren wir ohne ihn weiter. Notfalls weiß er ja, wo ich wohne und kann mir einen Brief schicken oder er weiß, welchen Ort er meiden muss, damit er mich nie wieder sieht. Ich liebe ihn, aber momentan bin ich neidisch auf euch beide. Gegensätze ziehen sich an, aber führen auch zu gewaltigen Problemen. Ihr beide seit eins und absolut glücklich.«


    Bellamy Bourgeois
    "Nun er weiß auch so wohin wir wollten Boldi, mach Dir da mal keinen Kopf, er hat doch die Karten gelesen. Falls wir nicht umdrehen und nach Bashur reisen, kann er uns rufen lassen oder selbst beidrehen. Und falls es wirklich vorbei sein sollte, nimm es nicht ganz so schwer. Schau was ihr gemeinsam erreicht habt, Du hast ein Geschäft mit einem großen Schiff, Du hast eine Insel und Du hast einen Titel. Alles wovon Du gut leben kannst. Zur Not helfen wir Dir dabei Dein Geschäft aufzuziehen, falls Santo abspringen sollte. Wobei das ja nichts mit Euch beiden zu tun hat. Ihr könnt ja trotzdem befreundet bleiben. Du hast eine eigene Scholle mit guten Boden, Du hast ein Hausboot. Also Du hast keinerlei Probleme, wenn es auseinander geht. Schlimmer wäre es, wenn Du vor dem Nichts stehen würdest mit der Existenz. Aber die Sorge hast Du nicht, von daher kannst Du Dich in dieser Hinsicht entspannt zurücklehnen. Und ich denke mit dem Laden bekommst Du noch mehrere Leute satt. Und wenn alle Stricke reißen, hast Du immer noch den Rübenhof, wo Du mit uns leben kannst. Davet ist schließlich mit uns gereist und nicht bei Vano geblieben. Und selbst auf Euren Schollen müsst Ihr Euch im schlimmsten Fall nicht begegnen. Du hast Deine Insel, er hat seine und ich vermute, falls Ihr getrennter Weg geht, wird er eh seinen alten Beruf beibehalten. Er kann nichts anderes und er will auch nichts anderes lernen, er muss scheinbar Wasser unter sich haben. Aber deshalb muss er Eure Beziehung nicht ertränken", antwortete Bell.


    Boldiszàr
    Nun setzte Boldiszàr sich doch noch einmal auf. »Davet ist ... bei uns? Nicht auf der Choucas? Belly, ich hätte auch so nicht vor dem Nichts gestanden. Ich habe eine hervorragende Arbeitsstelle im Palast und haufenweise Kohle, von der ich nicht weiß, was ich damit machen soll. Vano ist es, der nun vor dem Nichts steht, er ist pleite. Aber noch sind wir verheiratet und ich werde ihn nicht verhungern lassen, nachdem er alles tat, um mich unnötigerweise abzusichern. Auch dann nicht, wenn er mich für seine Freiheitsliebe verlassen sollte.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja er ist hier und sein Schiff folgt uns. Er war doch die ganze Zeit hier, er hat die Tordalk nicht verlassen. Warum sollte er auch, es gibt ja keinen Grund dazu. Und weshalb Ihr Euch gestritten habt, weiß er nicht. Vermutlich weiß er nicht einmal, dass Ihr gestritten habt. Ich denke Dein Mann ist nach der Tordalk mehr als nur pleite, er wird Schulden haben. Aber wenn er geht, sollte das sein Problem sein. Niemand zwang ihn für Hirnblähungen wegzulaufen", hielt Belly dagegen.


    Boldiszàr
    »Vielleicht braucht er nur Abstand, ein wenig Ruhe. Das war alles sehr viel in letzter Zeit. In einem ruhigen Moment wird er sich einsam fühlen und bemerken, dass es bei mir vielleicht doch nicht alles so schlecht war. Und zu mir zurückkommen. Ich hoffe es, meine Tür steht ihm offen. Aber hindurchtreten muss er allein. Ich möchte ihn nicht gewaltsam hindurchzerren. Vielleicht will er genau das, vielleicht braucht er das Gefühl, dass man ihn unbedingt bei sich haben will. Aber das will ich auch so. Und auch ich möchte gern gezeigt bekommen, dass ich geliebt werde. Nicht nur durch einen riesen Berg wertvoller und symbolträchtiger Geschenke ... sondern einfach von Silvano selbst. Ich werde auf ihn warten.« Boldiszàr vergrub den Kopf bei Patrice und zog diesen fester an sich, um diesem zu zeigen, dass er ein wenig lieb zu ihm sein sollte. Patrice verstand und ließ die Finger über seine Haut gleiten. Der gute Patrice. Schlagartig begriff Boldiszàr, was Tekuro so an gehorsamen Männern fand. Und doch war es nicht Patrice um seiner selbst willen, den er spüren wollte.


    Bellamy Bourgeois
    "Nun vielleicht sollte Dein Mann aufhören sich zu verstecken. Die Schminke hat er abgelegt, dann sollte er auch die versteckten Botschaften ablegen. Er könnte Dir einfach sagen oder noch besser zeigen, was er für Dich empfindet. Aber er schenkt Dir etwas in der Hoffnung Du weißt, was er damit meint. Ich verstehe warum, falls er eine Ablehnung kassiert, kann er immer noch sagen, Du hättest das Geschenk falsch verstanden. Aber wenn man jemanden sagt, dass man ihn liebt und es wird nicht erwidert, gibt es kein - Du hast mich gerade falsch verstanden. Dann muss man damit leben können, gleich wie weh das tut. Manche können das, manche können es nicht. Ich selbst kam aber irgendwann an den Punkt, wo ich mich fragte und was ist, wenn es doch erwidert wird und ich gar keinen Korb bekomme? Also man kann schweigen und verzichten, dafür entgeht man einem möglichen Korb, oder man traut sich mal was. Wobei Ihr schon zusammen seid", antwortete Bellamy.


    Boldiszàr
    »Santo meinte, ihm würde etwas fehlen bei mir. Also ich Silvano darauf ansprach, meinte er, ihm fehle nichts, stattdessen wäre da zu viel. Zu viele Probleme. Über die ich nicht reden darf, aber wenn ich es nicht tue, ist es auch falsch. Mehr als ihn hundertmal fragen und die Tür aufhalten kann ich nicht. Andererseits hat vielleicht Robby Recht und Silvano sehnt sich insgeheim nach einem Dasein als Sklave. Mehr als nur klare Linie - vollkommene Inbesitznahme, ohne Kompromisse.«


    Bellamy Bourgeois
    "Manche brauchen genau das, bevor sie einem folgen können. Sprich einmal gezeigt bekommen, wo wirklich ihr Platz ist. Das kann gut gehen und er ist danach handzahm, oder Du hast ihn vergrault. So gut kenne ich ihn nicht um ihn einschätzen zu können, aber ich habe ihm einmal gesagt, dass ich ihn zurückholen werde, wenn er Scheiße baut. Vielleicht vermisst er Dich, dass wäre auch möglich. Am Anfang war ihr ziemlich oft zusammen und da er das lange nicht hatte, hat er sich dran gewöhnt. Was allerdings ehr ein Grund wäre, dann zu bleiben, anstatt wegzulaufen. Aber scheinbar braucht er Distanz zum Denken oder die Laufgeschwindigkeit. Keine Ahnung, er ging auch stiften als ich Blödsinn erzählte, um Euch zu helfen, anstatt nachzufragen. Und dann griff er Teku an, nur weil er nicht die Wahrheit sagen konnte. Super, wirklich. Teku hatte gar nichts damit zu tun und wird angegriffen. Das hatte er von seiner Güte", sagte Bell und kraulte Tekuro. "Seid Ihr noch intim miteinander oder seid Ihr da auch getrennt?", fragte Bellamy.


    Boldiszàr
    »Er kriegt jeden Morgen, was er braucht. Jetzt nichts Besonderes, aber eben das übliche Programm zum Munterwerden, damit er gesättigt in den Tag gehen kan, ihr wisst ja, wie er ist. Das letzte Mal außer der Reihe war vor einigen Tagen, als wir Jendro zusammen begrüßt haben. Ansonsten hat Jendro sich jetzt tagsüber immer um ihn gekümmert und ich habe die beiden gelassen. Abends sollte Davet ran, ich hoffe, er hält sich dran. Meinst du, ihm fehlt Robby? Oder Patti? Ich werd aus dem Mann einfach nicht schlau.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ich denke Euch beiden fehlt ein Liebesakt, kein anderer sollte da von wem die Schicht übernehmen. Ihr solltet es Euch gemütlich machen und es so tun, wie Ihr richtig Lust drauf habt. Und dem anderen Lust dabei verschaffen. Das Ihr seht, fühlt, hört, schmeckt und riecht wie der andere es genießt, dass Ihr eins werdet wie man sagt. Das Ihr Euch zeigt, dass Ihr ein Paar seid. So ist das zwar gut und auch geil, aber es ist wie Sexfrühstück. Hier Schatz, schönen Tag. So zwischendurch ist das klasse, aber Hauptsächlich solltet Ihr Euch als Paar lieben und nicht mal eben zwischendurch. Magst Du das nicht, oder mag er das nicht? Oder seid Ihr beide zu faul oder zu zaghaft, sowas einzufordern. Sprich nee ich frag doch nicht nach Kuschelsex, was soll er denken?", fragte Belly.


    Boldiszàr
    »Möglich. Aber warum soll nur ich mich um alles kümmern? Um dann wieder irgendwas vorgeworfen zu bekommen, was ich unterlassen oder zu viel gemacht habe? Vano soll aufhören, immer nur zu fordern, dass ich alles richtig mache. Er soll selbst vormachen, wie er es sich wünscht. Ich gönn mir jedenfalls heute eine Nacht mit Patrice. Der niemals fordert, sondern immer nur bereitwillig gibt. Ihr wart anfangs so neidisch auf mich und Silvano samt Davet. Aber ich kann euch nur versichern, dass ihr drei diejenigen seid, auf die man neidisch sein muss.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das ist richtig, ein Paar sind immer zwei die sich bemühen müssen. Ob er immer nur fordert, weiß ich nicht. Aber er gibt Dir auch viel, allerdings gibt er meinst materielle Dinge. Er hat den Drang Dich abzusichern, sprich dass Du auch ohne ihn gut über die Runden kommst. Aber dabei geht es nicht, es geht nicht darum jemanden zu versorgen dass er alleine klar kommt. Es geht darum sich gemeinsam was aufzubauen, dass Ihr gemeinsam super über die Runden kommt. Da war der Laden eigentlich eine gute Idee, aber den wird er sich abschminken können. Es sei denn er kauft die Waren woanders sein, wenn er seinen Sturkopf durchsetzt. Danke für die Blumen, aber uns ist das auch nicht in den Schoß gefallen, sondern wir hatten auch zu kämpfen. Vor allem mit der eigenen Angst", gestand Bell.



    Boldiszàr
    »Ja, ihr habt sehr lange gebraucht, um eure Angst zu überwinden. Alle beide. Und vermutlich habt ihr auch heute noch vor diesem und jenem Angst. Aber wenn man euch sieht, weiß man, ihr seid miteinander und mit euch selbst im Reinen. Und das werdet ihr auch in fünf Jahren und in fünfhundert noch sein. Das gönne ich euch von Herzen. Niemand verdient es mehr als ihr beide.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das selbe gilt für Euch, wisst Ihr welcher Gedanke mir für einen winzigen Moment kam? Was wäre, wenn Vano uns angreift? Das wäre alles andere als lustig oder? Sowas könnte er bringen, wie wir ihn kennen. Aber er würde nicht Dein Schiff versenken oder?", fragte Belly.


    Boldiszàr
    »Das Schiff versenken ...« Boldiszàr überlegte. »Doch, auch das würde er bringen. Es gibt nichts, was er nicht tun würde. Ihr wisst doch noch, wie es vor Firasani war. Da wollte er sich samt seiner Mannschaft und seiner besten Freunde in den Freitod schicken, sie alle mitreißen. Ja, das hätte Silvano drauf.«


    Silvano de Mancini
    Ein Viertelstunde später kam Vano zurück in den Nestraum. "Gut, die Ansage habe ich verstanden. Kurs auf Arashima, entweder ich folge Dir und Robere oder das war es. Korrekt?", fragte Vano. "Ich lasse mich nicht gerne erpressen, aber Du bist hier eindeutig am längeren Hebel. Also stell Deine Bedingungen, ich leiste sie ab. Und ich benötige 30.000 Taler", sagte Vano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schälte sich aus der warmen Umarmung von Patrice, um sich aufzusetzen. Tekuro hockte noch immer bei ihnen, sein Blick wurde lauernd. Boldiszàr wischte sich den Speichel mit dem Handrücken vom Mund. »Nein. Entweder du folgst uns, oder du lässt es bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich wage gar nicht zu fragen, wofür du die Kohle brauchst. Was hast du wieder angestellt?«


    Silvano de Mancini
    "Was soll ich angestellt haben? Nichts! Wozu ich das Geld brauche? Wofür wohl, für ein Schiff! Die Choucas ist leider Eigentum der souvagnischen Krone, ergo wenn ich Geld verdienen möchte, muss ich entweder ein eigenes Schiff besitzen oder meinen normalen Dienst versehen. Dass wäre soweit kein Problem, aber damit bekomme ich den Kredit nicht abbezahlt. Also benötige ich Geld, damit ich Geld verdiene. Oder ich müsste Land vermieten, verkaufen, keine Ahnung. Ich bin Euch gefolgt, aber nur weil Ihr grundlos abgedreht habt. Was immer das sollte. Du hast es Dir ja schön gemütlich gemacht. Komisch ist, dass Du ankreidest mit Teku gebumst zu haben, aber ihm nicht. Naja der heilige Teku eben. Also leihst Du mir das Geld oder nicht?", fragte Vano.


    Boldiszàr
    »Welchen Kredit?«, fragte Boldiszàr fassungslos. »Du hast behauptet, dass du die Tordalk von deinen Ersparnissen finanziert hast. Und nein, ich geb dir keine Dreißigtausend, die ich dann nie wiedersehe! Du kannst nicht mit Geld umgehen!«


    Silvano de Mancini
    "Habe ich etwas 2.000.000 Taler gespart? Nein, ergo benötigte ich einen Kredit. Natürlich nicht über... ist auch gleich. Das ich nicht mit Geld umgehen kann, ist doch wohl die Höhe. Nur weil ich im Moment Schulden habe. Aber gut, wer fragt muss mit einem Nein leben können. Gut also es bleibt bei Eurem Kurs, sprich Ihr fahrt jetzt nach Arashima?", hakte Vano nach und stopfte sich einen Batzen Kautabak in den Mund.


    Boldiszàr
    »Du hast also ... fast zwei Millionen Taler Schulden? Und da ich mit dir verheiratet bin ... habe ich die auch?«, ächzte Boldiszàr. »Bitte sag mir, dass ich mich irre. Wir wollten einen Zwischenstopp bei Bakshur machen und dann nach Arashima, korrekt. Aber ich glaube, ich drehe lieber wieder um und verkaufe die Tordalk, ehe sie einen Kratzer bekommt und an Wert verliert.«


    Silvano de Mancini
    "Du irrst Dich, da Du beschlossen hast die Scheidung einzureichen. Du nicht, Santo hat Schulden, immerhin läuft auf ihn der Vertrag. Also scheißt Dir nicht ins Hemd. Dann dreh mal schön Navigator Boldiszar. Ich hoffe Du weißt wie das funktioniert, sonst lass es lieber Alessio durchführen. Na das war fies, ich wollte nicht fies sein. Ich hole meine Sachen, ehrlich, wundervoller Tag, ich wünsche Euch stürmische See und Mastbruch", sagte Vano freundlich.


    Boldiszàr
    »Arschloch«, schnaubte Boldiszàr. »Gar nichts hab ich beschlossen, außer dich machen zu lassen.«


    Silvano de Mancini
    "Danke für das Kompliment. Mich machen zu lassen? Was denn, Dir hinterher zu fahren? Wenn ich Euch Böses wollte, hätte ich Euch den Kahn unter Arsch zersiebt, aber ich will Euch nichts Böses und dem Schiff erst Recht nicht. Es war für einen anderen Zweck angeschafft worden. Gut wie verbleiben wir und jetzt ohne Beleidigungen und zwar so, dass wir beide uns nicht angehen müssen", bat Vano.


    Boldiszàr
    »Das habe ich dich schon vor einer Stunde gefragt! Und dir angeboten, alles zu bekommen, was du willst, mit einer einzigen Ausnahme! Jeden einzelnen deiner Wünsche wollte ich dir erfüllen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Und als ich dir das sagte, bist du gegangen. Was also willst du wirklich, Silvano? Das Joch? Das kannst du haben. Die Freiheit? Auch die kannst du haben.«


    Silvano de Mancini
    "Ich bin gegangen als Du mich nonverbal als Hure beschimpft hast. Weil ich mit Tekuro Sex hatte, das er dabei logischerweise auch Sex mit mir hatte, schien Dir völlig gleich zu sein. Dich hat eigentlich was daran gestört? Das es mir Spaß gemacht hat oder was? Was ich wollte, habe ich Dir gesagt. Das hat Dir nicht gepasst. Also kommen meine Wünsche ja schon mal nicht in Betracht. Und welches Joch? Ich hab von keinem Joch gesprochen. Eine offene Beziehung wolltest Du. Du hast mir gesagt, dass Du ohne Hochzeit glücklicher gewesen wärst. Naja das habe ich nicht vorhergesehen, ich kann vielleicht die Wolken lesen, aber sowas nicht. Jedenfalls kann ich so einen Sturm nicht anhand der Wolken vorhersagen. Du wolltest Tekuro und Jendro, Du hast sie beide. Und Pascal noch dazu. Also bleibt doch alles beim alten oder? Ich weiß auch nicht warum Du streiten musstest oder wofür. Du hättest mir das auch in Ruhe sagen können, anstatt mir den Scherbenhaufen vor die Füße zu knallen. Aber auch das ist gleich, ich sortiere ihn auf und jeder bekommt seinen Anteil. Die Sachen die auf Dich eingetragen sind, sind eh Dein Eigentum, also keine Panik und nein Du hast keine Schulden. Keinen einzigen Cent, Du kannst beruhigt sein. Ich wollte Dir schließlich nicht schaden Boldi. Ich lasse Dir auch die gesamten Seekarten, Alessio wird auch Euch aufpassen. Überlässt Du mir das Hausboot?", fragte Vano.


    Boldiszàr
    »Wenn das dein Wunsch ist, ja. Aber warum du meinst, dass ich die drei Nasen als Partner haben will, ist mir schleierhaft. Gut, deine Ansicht. Warum sollte ich Robby irgendwas vorwerfen? Er hat nichts Unrechtes getan. Und ich habe nicht Hure gesagt, aber wenn du meinst, das wieder aus irgendeinem Unterton herauszulesen, ist das deine Sache. Du willst dich also auf der Hochzeitsreise scheiden lassen. Weil ich dir einen einzigen Wunsch nicht erfülle.«


    Silvano de Mancini
    "Ich lasse mich nicht scheiden, Du lässt Dich scheiden. Von einer Hochzeit die Du besser nicht eingegangen wärst. Das hast Du mir vorhin doch gesagt. Also was soll ich dagegen sagen oder tun? Soll ich eine Ehe verteidigen die Du nicht willst? Du hast mir vorgeworfen, dass ich nach Tekus Ding gebettelt habe. Ist doch so. Was hast Du ihm vorgeworfen? Nichts. Also warum hast Du mir das vorgeworfen? Wären ein paar Wünsche mehr die Du nicht erfüllst, oder erfüllen willst. Aber das ist gleich, wozu solltest Du auch? Und jene Wünsche die Du hast, hast Du nicht genannt, somit weiß ich nicht mal ob ich Deine erfülle. Vermutlich nicht, sonst wärst Du nicht auf die Idee gekommen, dass Du mich besser nicht geheiratet hättest. Ich verkaufe das Hausboot nicht, ich werde es nur nutzen, also keine Sorge. Ich weiß nicht einmal warum wir uns heute den ganzen Tag angehen. Auch das hättest Du in Ruhe sagen können, vermutlich ein paar Tage ehr, als es Dir durch den Kopf schoss. Heute bist Du wütend und da packst Du es so auf den Tisch. Als Du es noch neutral empfunden hast, hätten wir es auch neutral regeln können. Heißt nicht dass es dann weniger wehtut, aber ohne Kränkungen wäre es gelaufen. Sicher wäre ich da auch angepisst gewesen, aber ich hätte trotzdem Deine Ehrlichkeit geschätzt. Ändert ja nichts an meinen Gefühlen, wenn Deine gestorben sind", gab Vano zu bedenken.


    Boldiszàr
    »Nein, ich rede mit dir nicht mehr über unsere Probleme! Dann fährst du wieder mit irgendwem vor meinem Genörgel in den Urlaub! Ich habe keine Wünsche, ich bin wunschlos glücklich. Zufrieden?«


    Silvano de Mancini
    "Zufrieden? Nein, überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, ziemlich traurig. Jedenfalls meilenweit davon entfernt zufrieden zu sein. Das hier war eigentlich unser Urlaub, naja nun ist es Tekuros und Deiner. Ihr könnt ja eine Frühlingsrolle in Arashima auf mich essen. Also gleich was gerade hier abläuft, in ein paar Tagen werden wir uns hoffentlich abgeregt haben. Ich habe Dir was versprochen, ich halte mich dran. Falls Du mal Probleme hast, ich stehe Dir bei. Ich weiß nicht was ich sagen soll, was mir einfällt würde nur wie Hohn klingen, also sage ich einfach machs gut Boldi", sagte Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    »Mach`s auch gut«, antwortete Boldiszàr mit einer Mischung aus Wut und Trauer. »Vergiss nicht, Santo zu sagen, dass du ihn in den Ruin gestürzt hast und nicht gedenkst, dich um das Erbe seiner Familie zu kümmern. Sei so fair. Meine Tür steht dir immer offen und wenn du zurückkommen möchtest, tu das. Und wenn du Jendro mitnehmen willst, kannst du das auch tun.«


    Silvano de Mancini
    "Was schert mich Santo? Zurückkommen wohin Boldi? Du hast mich rausgeworfen, vergiss das nicht. Also sag nicht Dinge die Du nicht meinst, auch nicht um freundlich zu sein. Ich nehme weder Jendro noch Davet mit, sie gehören zu Dir, ihre Wahl ist gefallen. Einzig und allein Foufou bleibt wie üblich an meiner Seite. Ich bedauere, dass es so endet. Und ich weiß wem ich das zu verdanken habe. Das werde ich nicht vergessen", gab Vano zurück.


    Boldiszàr
    »Lass mich raten, Robby ist wieder der Schuldige. Ich schmeiße dich nicht raus, Silvano! Das Einzige, was ich mache, ist dich nicht an der Kette zu halten. Santo könnte dich zum Beispiel darum scheren, weil er dein Vater ist.«


    Silvano de Mancini
    "Santo ist nicht mein Vater, wie kommst Du bitte auf den Klops? Du weißt das ich adoptiert bin. Gut Du weißt auch wie gerne ich das ausspreche, aber ja ich bin adoptiert und null mit ihm verwandt. Ich kann nicht seine Probleme ausbaden, da hat er sich eben das falsche Gör gekauft. Sein Problem, nicht meins und er fing doch mit der ganzen Scheiße scheinbar an. Sicher ist Tekuro das Problem, wer sonst? Die Tordalk fährt nach Arashima oder? Sie reist sein Ziel an, nicht unseres. Nicht an die Kette legen ist gut. Ich könnte also alles ungeschehen machen ja? Und wir wären wieder ein Paar? Und Dir wäre Tekuro gleich und Jendro? Das möchtest Du mir sagen?", fragte Vano lauernd und fixierte Tekuro.


    Boldiszàr
    »Wir SIND ein Paar«, stöhnte Boldiszàr. »Ein Ehepaar, bei Ainuwars Hängehoden! Aber deswegen muss mir Robby nicht egal sein und das wird er auch nicht.«


    Silvano de Mancini
    "Ja noch auf dem Papier, weil Du es so wolltest. Aber gut Tekuro, Du hast für den Moment gewonnen, ich zolle Dir Respekt. Aber Du weißt sicher, dass man sich immer zweimal im Leben sieht. Du solltest mich besser sehen, bevor ich Dich sehe. Hier werde ich Dir nichts tun, ich möchte ja nicht wie Jaques enden, mit Belly und Deinem Vater. Was wohl Alessio dazu sagt? Oder Carolos? Das wäre mal interessant zu wissen. Zum Glück kann ich recht gut zeichnen, ich glaube so ein Bild von Dir würde das alte Admiralsherz erwärmen. Und falls er Dich nicht erwischt, einer seiner Söhne bis auf die Schlangenzunge Julien wird es bestimmt. Und dann gnade Dir der besagte Ainuwar. Dann machen sie aus Dir Flülingslollen. Und falls nicht, nun dann bin ich ja noch da und ich bin nicht so ein zartbeseitetes Kätzchen wie Jaques es wahr. Immer schön den Rücken im Auge behalten, wie ein Chamelion", grinste Vano diabolisch.


    Boldiszàr
    »Also jetzt lasse ich mich wirklich gleich scheiden«, brüllte Boldiszàr. »So was Bescheuertes! Alles kaputtzumachen wegen einem Hirnfurz! Gesprächstherapie, ich krieg nen Hals, sie hätten dir Prügeltherapie verschreiben sollen! Runter von meinem Schiff, bevor ich nachhelfe!«


    Silvano de Mancini
    "Gut", antwortete Vano spitz. "Schmeiß mich ruhig runter wegen dem da. Aber das macht es nur noch schlimmer. Freue Dich nur Tekuro. Hirnfurz den hattest Du, als Du mir gesagt hast, Du hättest mich nie heiraten sollen. So langsam glaube ich Dir. Rede mit dem Porno Prince, er soll die Ehe anullieren lassen", fauchte Vano.


    Boldiszàr
    »Ich schmeiß dich auch runter, notfalls eigenhändig! Und du solltest dich beeilen, weil ich sicher bin, dass Belly und Robby dir gut zugehört haben! Ich werde sie nicht aufhalten. Jetzt lass mich allein!«


    Silvano de Mancini
    "Davon gehe ich aus, dass sie gut zugehört haben. Du fährst fünf Knoten wir Zwölf. Aber gleich, ich will Dir nicht drohen und ich will so nicht gehen. Es tut mir leid was ich in Rage gesagt habe", erklärte Vano und zeigte die offenen Handflächen.


    Boldiszàr
    Boldiszár sah ihn sehr misstrauisch an. Er traute dem Braten nicht. Er nickte sehr langsam. »In Ordnung.«


    Silvano de Mancini
    "Ich möchte nicht, dass das die letzte Erinnerung an uns beide ist. Vergiss das Gespräch und falls Du mal an uns denkst, halte es wie ich - denk an die erste Woche. Am besten an die Hochzeit im Meer, sie war ohne weltlichen Wert, aber dafür mit Bedeutung. Ich werde Dir keinen Ärger machen. Wir sehen uns, fühl Dich gedrückt", sagte Vano freundlich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr nickte. Wenn er vorhin geglaubt hatte, einen Kloß im Hals zu haben, so war es jetzt ein ganzer Brotlaib. Er brachte kein Wort hervor.


    Silvano de Mancini
    "Was ich Dir zu sagen habe Tekuro, sage ich Dir irgendwann unter drei Augen. Und Du schau nicht so traurig, Du hast was Du gewählt hast, auch wenn ich die Wahl für falsch halte Boldi. Da Du nichts sagst, sage ich es zum Abschied. Ich liebe Dich, pass auf Dich auf. Wir sehen uns vielleicht mal wieder, in einem anderen, besseren Leben. Ich hole meine Sachen aus der Kajüte, also lass mir die fünf Minuten, dann bin ich weg", sagte Vano ruhig.


    Boldiszàr
    Boldiszàr nickte, schnaufte und atmete durch. Er musste sehr um seine Beherrschung kämpfen. Leicht fiel es ihm nicht, die Fassung zu wahren. Er stellte sich an die Reling und wartete.


    Silvano de Mancini
    Vano ging an Boldi vorbei und warf ihm einen nicht zu deutenden Blick zu. Er ging in ihr gemeinsames Schlafzimmer und schaute sich um. Heute morgen als er aufgestanden war, war die Welt noch in Ordnung gewesen, jetzt war nichts mehr so wie es war. Er verkniff es sich zu heulen, dass konnte er sich nicht leisten. Nicht wo er klar sehen musste. Er packte in Ruhe seine Sachen zusammen und stopfte alles in seinen Beutel. Er stopfte die Rumflasche dazu, die er für Arashima gekauft hatte. Für sie gab es keine Verwendung mehr, außer sich nachher den Frust von der Seele zu waschen. Er wechselte die Kabine und schaute was er dort noch hatte. Nur einige kleine geschnitzte Tiere aus Knochen, die er in den Beutel warf und das Modell der Choucas. Er klemmte sich das Schiff unter den Arm und marschierte aus dem Quartier. Vor Boldi blieb er stehen. "Möchtest Du noch etwas zum Abschied sagen, wo er nicht dabei ist? Du musst hier nicht stehen, ich hätte ihm hier nichts getan", sagte Vano sanft.


    Boldiszàr
    »Ich liebe dich«, sprach Boldiszàr und nur unter großer Mühe gelang es ihm, eine aufrechte Haltung zu wahren und nicht zu heulen, als er seinen Mann mit dem Gepäck dort stehen sah.


    Silvano de Mancini
    "Ich liebe Dich auch", sagte Vano und küsste Boldiszar fest auf den Mund, dann schmiss er seinen Beutel runter auf die Choucas. "Ich weiß nicht wieso es soweit kommen musste, aber hier nimm", sagte er leise und drückte Boldi die kleine Choucas in die Arme.


    Boldiszàr
    »Ich weiß es nicht«, sprach Boldiszàr mit erstickter Stimme, als er die kleine und doch so große Gabe entgegennahm. »Ich weiß es einfach nicht.«


    Silvano de Mancini
    "Pass gut auf sie auf. Du kannst sie öffnen und sie Dir von innen angucken, da siehst Du auch unsere Kajüte. Tja dann sind wie das erste Paar dass sich trennt und nicht weiß warum. Verrückt, aber das sagt man mir ja eh nach. Ich will mich nicht trennen", sagte Vano schlicht.


    Boldiszàr
    "Ich mich auch nicht. Aber ich werde dich auch nicht zwingen, hier zu bleiben. Jendro würde sicher gern auf dich aufpassen. Ich bin nicht sauer. Nur traurig. Nimm ihn ruhig mit."


    Silvano de Mancini
    "Falsche Antwort Schatz, ist das wirklich Deine letzte Antwort dazu, dass ich gehen und Jendro mitnehmen soll?", fragte Vano und küsste Boldi. "Falls ja gehe ich wirklich und es ist aus, unwiderruflich aber ohne Jendro. Warum Du ihn mir vorhältst ist klar, aber ich kann es nicht ungeschehen machen".


    Boldiszàr
    "Falsche Antwort? Ich weiß nicht, wie ich es dir recht machen soll! Ich hab doch schon tausend Mal gesagt, dass ich kein so kluger Kopf bin und erst Recht bin ich kein Hellseher. Meine Tür steht dir offen, immer. Und du kannst auch gehen, ohne dass wir uns trennen. Urlaub eben von mir und dem ganzen Scheiß."


    Silvano de Mancini
    "Wir reden hier über unsere Ehe und nicht über Urlaub, Jendro oder das Neujahrshuhn Boldi. Wenn ich Dir sage, dass ich Dich gar nicht verlassen will und Du mir aber sagst geh ruhig, nimm Jendro mit. Wie fühlt sich das an? Ich will mich nicht trennen und ich will auch nicht gehen. Aber das nützt ja nichts, wenn ich nicht gewollt bin oder?", fragte Vano Retour.


    Boldiszàr
    "Du bist gewollt, Vano, du bist mehr gewollt als du dir in deinem ignoranten Schädel vorstellen kannst, mehr geliebt, als du ahnst. Und darum würde ich dich ziehen lassen, an der Seite mit meinem ärgsten Rivalen. Was du liebst, lass frei, so sagt man doch.


    Silvano de Mancini
    "Ja aber ist Dir mal in den Sinn gekommen, dass ich gar nicht frei sein will? Ich war immer frei, frei von allen Dingen. Genau wie Du, warum sollte ich also frei sein wollen? So gesehen war ich immer allein, das ist kein Zustand den ich anstrebe. Aber ich verstehe auch, was Du mir damit sagen willst. Du lässt mich um meiner selbst Willen gehen, damit ich freiwillig bleibe und nicht aus Zwang. Ich will bleiben", antwortete Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    "Also ist es doch das Joch, was du suchst?", erkundigte Boldiszàr sich. "Ich würde mich freuen, wenn du bleibst, das ist unsere Hochzeitsreise, verdammt! Was ist mit Robby?"


    Silvano de Mancini
    "Nichts er ist nur mein persönlicher Sandsack, wie üblich wenn ich stinkig bin. Einer muss ja schuld sein. Ein Joch und ein Ehering, beide sind rund nicht wahr? Ich suche Geborgenheit durch Halt, aber keine Versklavung, ehe die Frage aufkommt. Ich würde mich auch freuen, wenn Du mich behältst und wir uns nie wieder so streiten", bot Vano an und umarmte Boldiszar.


    Boldiszàr
    Boldiszàr drückte ihn fest und erschauerte ob der Gedanken, die er gehabt hatte. "Ich kann dir offenbar nicht den Halt geben, den du dir wünschst. Möchtest du trotzdem meiner sein?"


    Silvano de Mancini
    "Ich bin Deiner und gehöre Dir. Und rede nicht so ein Unsinn, Du kannst mir den Halt geben, tust Du ja. Meistens jedenfalls, ich weiß auch nicht warum ich mich immer so auf Teku einschieße, ich vermute wir sind uns was zu ähnlich und er bekommt das ab, was ich an mir in den Hintern treten würde. Tut mir leid, dass Du immer so ein Rennen mit mir mitmachst. Ich weiß was Du gemeint hast, mit der offenen Beziehung. Du wolltest eine eine schöne Ehe und musst Dich ständig mit meinen Hirnfürzen herumärgern. Ich will doch einfach nur mit Dir zusammen sein. Ein Paar sein, Freunde sein, mit unserer Familie abhängen, ja verdammt zu der auch Teku zählt. Oder meinst Du ich kauf ihm so ein Schloss, wenn ich ihn nicht mögen würde? Er ist eine doppelte Zielscheibe. Wenn ich ihn angehe, tut Dir das weh und mir selbst auch. Er hat heute gar nichts getan, was meinen Angriff rechtfertigt. Ich war wütend auf Dich und vor allem auf mich und das bekam er ab. Wie immer, machmal möchte ich einfach mit ihm reden um mich zu verstehen. Und manchmal machen wir das. Ich möchte einfach das wir uns nah sind, das wir füreiannder da sind und aufeinander aufpassen. Sag mir was Du Dir wünscht", bat Vano.


    Boldiszàr
    »Schatz, so was musst du mir sagen. Mach nicht immer solche Dinge, das wäre gerade schlimm ausgegangen. Sehr schlimm, Vano! Ich wünsche mir von dir, Verlässlichkeit, Beständigkeit. Ganz egal, wie oft du sagst, dass du mich liebst und mir Dinge schenkst, alles, was du ansonsten tust, spricht das Gegenteil zu mir. Nun ging mir auch noch Santos mit seiner bescheuerten Beifrau auf den Sack, nur weil er selbst keinen hochbekommt.«


    Silvano de Mancini
    "Also hoch bekommt er ihn schon, nur hat das keine Auswirkung, sprich keine Munition. Aber das ist im Moment völlig gleich. Ja das hätte verdammt ins Auge gehen können und wofür letztendlich? Für nichts. Wir lieben uns und machen uns grundlos fertig. Verlässlichkeit ist auch Zuverlässigkeit und kein Abhauen mehr. Das habe ich Dir schon mal versprochen und gebrochen. Schon zweimal und ich weiß nicht warum ich wie ein kopfloses Huhn im Streit weglaufe. Was ein Blödsinn ist, damit mache ich es ja nur schlimmer. Und ich wollte es nicht schlimmer machen. Je mehr Angst ich hatte Dich zu verlieren, je näher kam das Unheil. Und es war meine Schuld. Ich hab Angst Dich zu verlieren Boldi, gleich wie oder durch was. Ich werde mich bemühen Dir durch mein Verhalten zu zeigen, was Du mir bedeutest. Ich werde es Dir öfter sagen und öfter mein Futter mit Dir teilen. Meine Geschenke sollen es Dir ebenso sagen, aber ich glaube Du verstehst die Botschaften nicht immer. Drum werde ich es Dir sagen und Dir zeigen und wenn ich Dir etwas schenke, werde ich Dir die Bedeutung dazu erklären. So wie heute mit dem Schloss, das war ein ich liebe Dich und lass uns das für immer festhalten. Gleich wie es manchmal für Dich ausgesehen hat Boldi, ich liebe Dich. Verzeih mir das mit Jendro, ich will keine offene Beziehung und ich möchte keinen Beimann. Du hast Davet akzeptiert und ich habe um Jendro als Kumpel gebeten. Daran habe ich mich zu halten, das war mein Wunsch. Ich habe keinen Grund Dir deshalb gefühlsmäßig in die Eier zu treten", antwortete Vano und drückte sich an Boldi. "Wieder gut miteinander?", flüsterte er Boldi ins Ohr.


    Boldiszàr
    Boldiszàr nickte kreideweiß. »Ich mag deine Geschenke, nur manchmal wirken sie wie Hohn, wenn du dann doch etwas anderes tust. Wieder gut. Ich werde mir auch Mühe geben, auch wenn ich immer noch nicht weiß, was ich falsch gemacht habe, dass es so eskaliert ist.« Ihm war schlecht. »Ich brauch was zu trinken und muss mich hinlegen. Legst du dich ein wenig dazu?«


    Silvano de Mancini
    "Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht. Ich glaube wir beide haben da was in den völlig falschen Hals bekommen und sind dann darauf herum geritten. Warte eine Sekunde ja?", bat Vano und kletterte von der Tordalk zur Choucas um seinen Seesack wieder an sich zu nehmen. Danach kletterte er zurück auf die Tordalk. "Ich habe uns eine Flasche guten Rum gekauft, den ich in Arashima mit Dir trinken wollte. Wir trinken ihn jetzt und sind nie mehr so blöde uns so anzugehen ja? Für einander kämpfen, statt gegeneinander. Die Geschenke sind kein Hohn Boldi, ich benehme mich manchmal blöde. Manchmal leider auch ohne es zu merken, dann sag mir das in Ordnung? Und Du sei mir einfach nahe, von mir aus klammere Dich fest. Je näher je lieber. Und ja ich lege mich sehr gerne dazu. Ich liebe Dich Knubbel", sagte Vano liebevoll und kramte die Rumflasche aus seinem Seesack. "Für Dich, weil ich Dich liebe und Dich gerne mit Rumaroma knutsche", grinste Vano verlegen.


    Boldiszàr
    »Wir besaufen uns, das kann ich gerade gebrauchen«, gestand Boldiszàr und nahm Silvano zurück zu den Beißern, wo er von einem sehr ernst dreinblickenden Tekuro und einem immer noch in den Kissen herumrollenden und wartenden Patti empfangen wurde. Damit Patrice nicht zickte, bekam er das erste Glas rum eingeschenkt, ehe Boldiszàr direkt aus der Flasche gluckerte und sie dann Silvano reichte. »Scheiß Tag. Aber noch mal gut ausgegangen. In Zukunft sage sich es dir einfach, wenn du blöd bist und bin dir nahe, versprochen.«


    Silvano de Mancini
    "Ja abgemacht und ich sage Dir, wenn ich Dich und Deine Nähe vermisse und bin erst gar nicht blöde. Ich hab auch eine Pulle für Dich Tekuro, damit Ihr auf Eure Ehe anstoßen könnt. Tut mir leid wegen eben, ich hab meine Wut grundlos an Dir ausgelassen. Ich gelobe Besserung, zukünftig versuche ich mit Dir zu reden, anstatt Dich zu meucheln. Haben wir beide mehr von", grinste Vano und reichte ihm ein Glas Rum. Er schnitt sich in den Handballen, so dass für Tekuro ein trinkbares Gemisch entstand. "Verzeih mir", bat er freundlich.


    Tekuro Chud
    »Schon gut, du alte Giftspritze«, antwortete Tekuro, griff nach dem Glas und schleckte dann die Wunde mit der Zunge ab. Das Glas teilte er sich mit seinem Mann. »Gib Jendro auch einen Schluck rum, sonst ist er pissig. Und für Santos solltet ihr einen riesengroßen Schluck übrig lassen.«


    Silvano de Mancini
    "Passende Bezeichnung, ja was ich über Santo sagte, war auch ziemlich fies. Ich werde mit ihm reden und ihm die Wahrheit sagen. Der legt mich übers Knie, oder er zimmert mir eine. Wobei er mich noch nie geschlagen hat, aber irgendwann ist das erste Mal. Wenn er hört, was ich gemacht habe. Aber ich wollte es ihm ja auch zurückzahlen und ich zahle es zurück. Versprochen", sagte Vano und schmiegte sich fest an Boldi, während er Jendro die Flasche reichte. "Trink, aber lass uns für nachher noch etwas in der Pulle", erklärte Vano und drückte sich den Schnitt auf der Maus zu, damit die Blutung gestillt wurde, seinen Kopf lehnte er dabei an den von Boldi. Sein Atem beruhigte sich und er war froh, dass sie sich wieder versöhnt hatte. Wie hätte er ohne seinen Mann leben sollen? Möglich war es, keine Frage. Aber wollte er das überhaupt? Nein - auf keinen Fall.

  • Boldis Beichte



    Boldiszàr
    Als Silvano schlief, stand Boldiszàr leise auf. Er verließ im Schneckentempo ihre Kajüte, ganz leise und langsam, so schloss er auch die Tür. An Schlaf war nicht zu denken, ihm war kotzübel. Noch immer war sein Gesicht kreideweiß und glänzte vor kaltem Schweiß, als würde er unter Schock stehen. Er stapfte zurück zur Liegewiese an Deck, wo die Beißer durcheinanderkugelten, kuschelten oder schliefen. Wer gerade seine Gliedmaßen wo hatte, war nicht auf Anhieb ersichtlich, weil auch noch Decken der Kreuz und der Quere gewälzt wurden. Ein schwarz behaartes Bein, um ein braun behaartes tauchten senkrecht auf, kickten ein Kissen weg und verschwanden wieder. Tekuro und Jendro lieferten sich scheinbar eine Art Kissenschlacht. Boldiszàr suchte Bellamy in dem Wust. »Belly«, rief er in das Knäuel hinein. »Hast du mal fünf Minuten?«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy kämpfte sich aus seinem Deckenkokon nach oben, als Boldi ihn rief. Verschlafen blinzelte er seinen kleinen Bruder an. Bleich war er, bleicher als die Laken die dem Nest als Untergrund dienten. "Ich habe immer Zeit für Dich. Du siehst fertig aus, möchtest Du alleine reden?", fragte Bell besorgt und kroch aus den Decken um sich zu Boldiszar zu gesellen. Er knuffte seinen Bruder, zog sich an und wollte ihm gerade eine Rauchstange reichen, als ihm einfiel, dass man auf einem Schiff nicht rauchen durfte. "Nun vielleicht gehen wir eine Runde an Deck oder holen und was Leckeres in der Kombüse", schlug er aufmunternd vor.


    Boldiszàr
    »Ich würd gern eine Runde schwimmen, ich bin klatschnass.« Nebenbei waren sie dabei wirklich unter sich und das Wellenrauschen würde das Gespräch für außenstehende übertönen. Er hielt Bellamy seine Packung Kautabak hin, er selber verzichtete heute, weil er befürchtete, sonst kotzen zu müssen. »Wir brauchen uns nur mit dem Beiboot herunterzulassen und können planschen.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy bediente sich dankbar am Kautabak und nickte zustimmend. "Gute Idee, ich wollte gerade schon fragen wie wir ins Wasser kommen sollen, Dein Schiff ist verdammt hoch. Komm wir sagen kurz Alessio bescheid, damit er uns ein Boot zu Wasser lässt. Und hinten schwimmt ja noch Dein Hausboot. Also dort können wir auch ungestört ein Päuschen einlegen, wenn wir keine Lust mehr zu schwimmen haben", sagte Bellamy. Gemeinsam mit Boldiszar ging er nach draußen und suchte Alessio. Wie üblich stand ihr Kapitän auf dem gewaltigen Achterdeck und behielt alles im Auge. Belly sprach kurz leise mit ihm und ein paar Minuten später war es soweit, dass für sie ein kleines Boot zu Wasser gelassen wurde. Sie selbst saßen in dem Boot, während es nach unten abgeseilt wurde. Bellamy schaute Boldi aufmunternd an. Als das Boot die Wasseroberfläche erreicht hatte, ruderte Belly es nach hinten zum Hausboot und vertäute es dort. So konnten sie das Boot nicht verlieren und hatten selbst einen ruhigen Rückzugsort, falls sie nicht mehr schwimmen wollten, weil ihnen die Lust verging. Bellamy wechselte vom Beiboot in das Hausboot und half Boldi beim Wechsel. Er zog sich aus und wartete auf seinen Bruder. "Komm ab ins Wasser mit uns. Das Hausboot mitzunehmen war eine gute Idee Boldi. Komm Kleiner", sagte Bell und ließ sich ins Wasser gleiten. Hier war es kälter als er vermutet hatte. "Ist ganz schön frisch", grinste Bell ihn an.


    Boldiszàr
    Boldiszàr legte seine vollgeschwitzten Klamotten über einen Stuhl, damit sie trockneten und stieg dann zu Bellamy ins Wasser. Er seufzte wohlig, als die salzigen Fluten ihm den klebrigen Schweiß von der Haut spülten. »Stimm, das Hausboot ist klasse. Hier kann man auch mal ein wenig Abstand nehmen. Das war die Idee von ... Vano. Ich muss mir etwas von der Seele reden wegen gestern, Belly. Wirst du schweigen, Bruderherz?« Boldiszàr blickte seinen großen Bruder flehend an.


    Bellamy Bourgeois
    "Selbstverständlich Boldi, was Du mir im Vertrauen erzählst, behalte ich für mich. So halte ich es bei jedem Boldi, aber bei Dir ganz besonders, Du bist mein Bruder. Du weißt was mir Familie bedeutet, gerade weil wir keine hatten. Und nun haben wir uns wieder. Dabei hatten wir uns vorher schon, ohne es zu wissen. Ich möchte nachher auch mit Dir über etwas reden, aber da Du gefragt hast, Du zuerst, ich versuche Dir so gut es geht zu helfen. Worum geht es Kleiner?", fragte Belly besorgt.


    Boldiszàr
    »Danke, Großer. Ich weiß es, wie wir zueinander stehen, aber es war mir wichtig, es noch einmal zu hören.« Boldiszàr musste sich sammeln. So, wie er gerade dreinschaute, war klar, dass die kommende Beichte den Grund für seinen Zustand offenbaren würde. »Bellamy ... ich habe vorhin an der Reling darauf gewartet, dass Silvano die Choucas betritt. Ich sagte ihm, dass ich ihn liebe. Das waren meine letzten Worte. Sobald die Choucas abgedreht wäre, hätte ich den Befehl gegeben, sie zu versenken.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schaute Boldiszar in die Augen. Blaue Augen so blau wie der Ozean, blickten in Augen die genauso hell und blau waren. Bellamy glaubte zu verstehen, aber seine Gedanken konnte er nicht als Fakt nehmen, er musste Gewissheit erlangen. "Ich glaube ich verstehe Dich, aber ich möchte es gleich trotzdem aus Deinem Mund hören. Denn wenn ich Dich aufgrund einer falschen Vermutung berate, hast Du nachher größere Probleme als vorher. Du hättest ihn töten wollen, damit ihn kein anderer bekommt, richtig? Das wäre für mich einer der wenigen Gründe warum ich meinen Mann überhaupt angehen würde. Es sei denn aus Mitleid, weil ich ihm nicht mehr anders helfen kann. Aber das steht hier nicht zu Debatte, denn ich würde versuchen Himmel und Abgrund in Bewegung zu setzen um ihn oder Dich zu retten. Also sag mir bitte, warum Du versucht hättest die Choucas zu versenken. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen sie mit der Tordalk zu rammen. Das sage ich Dir auch gleich. Die alten Gedanken eines Palaisin Boldi. Wir sind der Bulle auf der Weide und die Choucas ist der Wolf. Wenn Du sie nicht zerquetscht, wird sie Dich Stück für Stück demontieren bis Du in die Knie gehst und dann ist es vorbei. Dann würden wir nicht mehr auf die Beine kommen. Und Dein Mann weiß wie man die Choucas als Mordinstrument benutzt. Also warum wolltest Du das Schiff versenken Boldi? Oder wolltest Du nur das Schiff versenken? Das wäre auch eine Möglichkeit, aber dann flippt Dein Mann aus", antwortete Bell.


    Boldiszàr
    »Ich wollte nicht nur die Choucas versenken. Ich wollte Silvano töten, wenn möglich samt Jendro, aber er hat sich geweigert, ihn mit an Bord zu nehmen. Damit hätte er ihm unwissentlich das Leben gerettet. Silvano sollte nicht sterben, damit ihn kein anderer bekommt, denn ihn hatten und haben bereits endlos viele andere. Er sollte sterben, weil er Robby umbringen wollte. Ich wollte nicht, dass du am Ende wieder allein dastehst, nachdem du endlich dein Glück gefunden hast.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy schwieg bei dem Gehörten, er schwieg eine ganze Zeit. "Danke", sagte er nach einer Weile, als er wieder das Wort ergriff. "Das ist verdammt tief Boldi, ich weiß nicht was ich außer Danke dazu sagen soll. Du weißt was Tekuro mir bedeutet, ich könnte nicht ertragen ihn zu verlieren. Und genau deshalb wollte ich Vano etwas erziehen, auf meine Art. Er wäre nicht dran gestorben, aber zukünftig hätte er sich zusammengerissen. Erstens was seine Angriffe angeht und zweitens seine Rumschnauzerei mit seinen haltlosen Drohungen. Teku hat ihm gestern echt nichts getan. Aber mal abgesehen davon, zurück zu Dir und Vano. Was bedeutet er Dir und was bedeutet Dir Tekuro? Wenn er das erfährt, gießt Du damit Öl ins Feuer, er wird seine Eifersucht auf Tekuro bestätigt sehen. Ich denke nicht, dass er Teku loswerden möchte. Das glaube ich ihm, er möchte auf gleiche Weise gesehen werden vom Wert her. Siehst Du ihn so? Liebst Du ihn so? Von mir erfährt er nichts. Oder wärst Du froh gewesen, Jendro Vano aufs Auge zu drücken und die beiden von hinten zu sehen?", fragte Bellamy offen.


    Boldiszàr
    »Scheiße, Belly, ich liebe die kleine Wasserratte. Ich wollte nicht, dass er geht oder dass es so eskaliert! Ich habe mit seinem Vater gesprochen, ich habe mit dem Fickmönch gesprochen, ich habe mit Davet gesprochen und auch mit Silvano selbst - jeder glaubt, an einer anderen Stelle die Ursachen dafür zu sehen, dass es andauernd eskaliert. Man kann es bei Silvano nur falsch machen. Und zwar, weil Silvano selbst das Problem ist. Ich liebe ihn kein deut weniger als am ersten Tag. Aber ich werde nicht zulassen, dass er meine Familie angeht. Den Teil meiner Familie, der schon vor unserer Hochzeit da war, meine beiden Brüder, die einzige Familie, die ich bis dato je hatte! Was mir Tekuro bedeutet, ist in einem Wort gesagt: Alles. Denn genau das war er in einer Zeit, als ich nichts hatte und in den Abgrund blickte. Ich hatte weder etwas zu Essen noch zu Trinken und war todkrank. Man hatte mich zum Verrecken liegen lassen. Ich spürte Ainuwars Todesfinger, die sich nach mir streckten. Und Robby, vier Jahre jünger, ein kleiner dürrer Junge, ging für mich Haustiere jagen und brachte mir Wasser. Jeden Tag, von früh bis spät, tat er nichts anderes, als mich zu versorgen. Er tat, was eine liebende Mutter getan hätte, er richtete sein gesamtes Dasein danach aus, uns beide durchzubringen. Silvano versteht nicht, wie eng einen ein solches Erleben zusammenschweißt. Du verstehst es sicher, nicht aber Silvano, dass ich mein Leben lang mit meinem ganzen Herzen in Robbys Schuld stehen werde. Das kann ich nie wieder gutmachen. Wie könnte ich ihm je einen Wunsch ausschlagen? Silvano liebe ich auf eine ganz andere Weise. Nicht minder intensiv, aber anders. Ich liebe ihn wie ich die See liebe, sieh nur wie schön der Ozean im Mondlicht glitzert, wie herrlich er sich auf der Haut anfühlt. Aber sieht man bei ihm bis auf den Grund? Wir kennen nur die Oberfläche, vielleicht ein Prozent! Ich kann ihn weder begreifen noch halten, er rinnt mir durch die Finger, wann immer ich es versuche.«


    Bellamy Bourgeois
    "Selbstverständlich verstehe ich das, ich weiß was Tekuro getan hat. Ich weiß was er durchgemacht hat, damit Du überlebst und was Du durchlitten hast. Die anderen hatten Dich schon längst abgeschrieben. Sie haben Dich aufgegeben und Deine Portion Futter schon unter den anderen verteilt. Und Robby war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der Dir Liebe entgegenbrachte und Verantwortung für Dich übernahm. Lass ihn sein wie er will, sicher hat er auch ein oder zwei schlechte Seiten. Aber niemand kann jemals behaupten Robby wäre geizig oder würde nicht durch den Abgrund waten für seine Leute. Vielleicht wirbt er damit nicht mit honigsüßen Worten, aber wenn man ihn braucht, dann ist er da. Und bei Ainuwars krausem Schamhaar, er wäre gestern auch für Vano da gewesen. Weißt Du, jeder kann da gute Ratschläge geben, warum es mit Vano nicht funktioniert. Du hast es schon gut erkannt, es liegt an Vano selbst. Du, ich, Teku, er wir alle haben die gleichen Schmiedefeuer durchlebt und jeder ging anders gestählt daraus hervor. Teku hat gelernt Dich zu versorgen und seine Leute zusammenzuhalten. Du hast lernen müssen, dass das einzige Essen, dass man Dir nicht stehlen kann, das Essen in Deinem Magen ist. Ich habe gelernt, dass man besser lebt, wenn man zuerst mit aller Brutalität zuschlägt, dann kassiert man nämlich meist keine Schläge. Aber was lernte Vano? Vano lernte eine Maske zu tragen und Leute auf Distanz zu halten. Er liebt Dich, absolut, dass weiß ich. Aber er sagt uns nicht immer die Wahrheit, vor allem dann nicht, wenn er Angst bekommt. Die Lüge ist eine Maske Boldi. Aber er lügt nicht um uns zu schaden, sondern um sich zu schützen. Er sollte begreifen, dass er keinen Schutz vor Dir oder einen aus der Familie braucht. Teku geht er gerne an, weil Teku hinter die Maske schauen kann. Teku kapiert wie er denkt, er weiß was in Vanos Kopf vorgeht. Und das ziemlich oft. Nun zu Teku selbst, hören, wissen und begreifen ist zweierlei Boldi. Wenn Du Vano einmal zur Seite nimmst und ihm genau das mit soviel Herzblut erzählst wie mir gerade, dann wird er begreifen, was Tekuro Dir bedeutet. Frag ihn doch mal nach einem gewissen Kab. Als er ihm Heim war, der Einzige Vertraute den er hatte. Eine Person, der er glaubte und die er verlor. Was er über Santo gesagt hat, klang fies nicht wahr? Hieß übersetzt aber nur - zur Not benötige ich niemanden! Keinen von Euch, weder Santo, noch Euch alle hier. Damit es auch wirklich jeder weiß, dass er alleine klarkommt. Schön für ihn, tut er aber nicht. Und vor allem, will er das gar nicht. Warum er genau darauf herumreitet und felsenfest behauptet etwas zu können, wovor er am meisten Angst hat ist mir unverständlich. Denn würden wir ihn beim Wort nehmen, gut dann leb ab morgen allein, dann würde seine Welt zusammenbrechen. Aber vielleicht ist das auch nur eine Art von selbst Mut machen, so kurz vor dem Knall. Ich weiß dass ich es kann, obwohl ich es nicht will. Und immer wenn er von Dir eine Reaktion erwartet, also eine gefühlsmäßige Reaktion und Du nicht lieferst, greift er Tekuro an. Weil er weiß, damit kommt er hinter Deine Maske. Du bist ruhig, besonnen, bleibst kühl und logisch. Das ist genau das Gegenteil von ihm und damit kommt er nicht klar, wenn er Gefühl sehen will. Besser Du brüllst ihn wütend an und zeigt ein Gefühl - Wut, als dass Du gar nichts für ihn empfindest. Du zeigst nichts, also wird Teku angepiekst, dann klappt das schon. Achte mal drauf. Um Teku geht es nicht, Teku erzeugt nur die Wunschwirkung. Und das er Teku sehr mag, steht außer Frage. Er kauft ihm etwas und will ihn angreifen? Völlig unlogisch. Also entweder ist er wirklich verrückt, was ich nicht glaube. Oder er lügt. Das Geschenk ist echt, es ist mit Liebe ausgesucht. Ein Liebesschloss, er hätte uns gar nichts kaufen müssen. Stattdessen kauft er extra für Tekuro und mich ein Arashischloss dass sicher auch noch eine Bedeutung hat. Wer weiß was der Fisch ihm bedeutet? Das ist die echte Botschaft. Die Lüge ist, er greift Teku an. Wäre Teku ihm gefolgt, wäre kein Angriff erfolgt, er hat ihn nicht fixiert, er hat ihn angeschaut. Vermutlich hätte er sogar mit ihm geredet. Er hatte Teku mal ein Kompass geschenkt, weißt Du das? Auf den Punkt gebracht, Euer Problem ist Vanos Feigheit zu sich und seinen Gefühlen zu stehen. Das ist Euer Problem. Boldi ich liebe Dich, das ist für Dich. Oder Boldi, das stört mich gerade. Nichts davon würde er je aussprechen, weil man ihn für einen Schwächling halten könnte. Also sagt er es mit Gesten. Und was wünscht er sich am meisten? Schwach sein zu dürfen an Deiner Seite, sich mal keinen Kopf machen müssen. Und wer sagte das als Erster und hat es erkannt? Tekuro. Kreis ist geschlossen. Er soll das lügen lassen und einfach dazu stehen was er fühlt. Er ist kein Stück Treibholz und keiner dieser Dampfautomaten, er ist ein Mensch! Er benötigt in der Familie keine Maske, weder aus Schminke, noch aus Lüge, noch aus diesem Dussligen Gehabe. So und nun meine Botschaft, bedroht er Tekuro noch einmal so auf die Art - gleich warum, dann bekommt er von mir das Fell gegerbt. Auch wenn er nichts tun würde Boldi, wenn er so mit meinem Mann umgeht, tut mir das weh. Und dann tue ich Vano weh, bis er das unterlässt und begriffen hat. Er wird nicht verletzt, aber er kassiert ein paar Schläge die sich gewaschen haben und er hat vielleicht ein paar Blessuren und ein Veilchen. Du magst ihm verzeihen, sogar Teku mag abwinken, aber bei mir ist irgendwann Schluss. Dann lange ich ihm eine, aber so richtig. Das schwöre ich Dir. Nächster sehr wichtiger Punkt ist, möchtest Du mein Trauzeuge auf unserer Hochzeit sein? Jetzt habe ich genauso viel geredet wie Davet", grinste Belly seinen Bruder an und spritze ihn nass.



    Boldiszàr
    Boldiszàr grunzte und drehte den Kopf weg, als er eine Ladung Salzwasser ins Gesicht bekam. Seine Augen brannten, doch im Dhunik war es nicht so schlimm wie in der Azursee, deren Salzgehalt höher war. »Ich möchte gern euer Trauzeuge sein, Belly«, sprach er, während er sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. »Ich hoffe, ihr zwei bleibt glücklich. Dass ihr zusammen glücklich werdet, braucht man euch nicht zu wünschen, denn das seit ihr bereits. Silvano wird das nicht zerstören. Was Robby anbelangt, bin ich gegenüber Silvano bewusst so kurz angebunden. Er glaubt dauernd, ich wäre spitz auf Robby. Klar, er ist ein schöner Mann, aber mit ihm schlafen? Nein, einfach nur Nein. Dass Silvano es so auf Sexualität runterbricht, ausgerechnet Silvano, tut auch irgendwo weh. So als ob ich jemanden nur lieben kann, wenn ich mit ihm ins Bett möchte. Nach dieser Logik dürfte ich auch dich nicht lieben oder er nicht seine Eltern. Wie man Silvano von seinem Lügentrip abbringen kann, weiß ich nicht. Ich bin völlig ratlos, Belly, weil ich alles versucht habe. Tekuro hätte seine eigene Antwort darauf, sie wäre deiner vermutlich ähnlich und langsam bin ich geneigt, euch zu glauben, dass Silvano am besten als Sklave gehalten sollte, damit er nicht ausbüchst oder Blödsinn treibt. Bei Ainuwars fettigem Nasenrücken, ich hätte ihn fast umgebracht wegen seinem Scheiß!«


    Bellamy Bourgeois
    "Das freut mich, dass Du unser Trauzeuge wirst. Dein Mann bricht Euer Verhältnis nicht auf die Sexualität herunter. Er weiß, das Tekuro einen ganz anderen Stellenwert hat. Welchen tatsächlich, das musst Du ihm noch einmal verdeutlichen. Überlege mal, als Du schon einmal mit ihm über Tekuro gesprochen hast, sagte er, dass er weiß, dass Teku nichts von Dir möchte oder Du von ihm. Das Ihr Euch auf andere Art gefunden habt. Er gab selbst zu, dass er und Teku sich ähnlich sind, manchmal für seinen Geschmack zu ähnlich. Das er sagt Du bist heiß auf Teku ist das gleiche Spiel wie, oh ich weiß wer Schuld ist. Das ist eine Waffe gegen Dich. Du bist scharf auf Tekuro! Ich greife ihn an. Was will er hören? Nein ich bin nicht scharf auf ihn, sondern auf Dich Vano. Die Antwort auf ich greife Teku an - nein das tust Du nicht wir sind eine Familie. Meine Güte, soll er doch sagen, Boldi sag dass Du mich lieb hast. Ich möchte das gerne hören, ich brauch eine liebe Ansage. Oder wenn er fühlt er gehört nicht dazu, meine Fresse Junge leg Dich ins Nest und kuschel Dich an. Mehr Familie geht nicht. Warum so feige? Angst Dich wohl zu fühlen? Angst Dir einzugestehen, ist wunderschön so und so muss es bleiben? Das Du alleine klar gekommen bist, wissen wir Vano. Ist ja auch sooo super gelaufen. Darum auch die Vergötterung von Schiff und Mannschaft, weil Du so super alleine klarkommst. Kaum für 5 Minuten alleine auf Land tut ihm angeblich alles weh. Sicher, das glaube ich ihm sogar, aber ihm tut nicht der Körper weh, sondern die Seele. Er ist dann allein! Und zu sagen, ich habe Angst alleine ist vielleicht nicht gerade dass, was man gerne sagt. Aber auch das kann er im Nest sagen. Das Nest heißt nichts anderes. Alles was er sagt, macht, tut, keift, heißt nichts weiter als ich habe Angst wieder alleine zu sein. Er hat Schiss Dich zu verlieren und die Familie. Aber er sieht nicht, dass das passieren könnte, weil er so bockt. Das macht der Blödmann aber nicht absichtlich. Denn dass er es auf seine Art versucht, siehst Du an seinen Geschenken. Er schenkt Dir ein Zuhause, damit ihr gemeinsam eins habt. Du könntest doch mit ihm in einem Erdloch leben, fest aneinander gekuschelt und sagst ihm zwischen durch, Vano ich hab Dich lieb, oder was Ihr Euch so sagt. Ich wette er wäre der glücklichste Kerl auf Erden. Und genau weil er davon Null Ahnung hat, braucht er Dich als seinen "Navigator" wie er es nennt. Dienstlich kann er Befehle erteilen, zur Not sogar eine Besprechung einberufen, die völlig sinnfrei ist. Hauptsache man sitzt zusammen. Er saß doch auch aus Spaß mit seinen Leuten zusammen, hat er erzählt. Warum wohl? Sie waren seine Familie. Er möchte einfach bei Dir sein, sich geliebt fühlen und Du bist der Familienboss. Das muss man aber auch zulassen. Teku hat es ihm ins Gesicht gesagt. Wer geführt werden will, muss sich führen lassen. Gut machmal macht er das wirklich und Dein Kerl ist lieb echt ein feiner Kerl. Aber der Mann kann auch die Pest werden. Als Feind wünsche ich mir den nicht an der Hacke. Er soll seine kleinen ich liebe Dichs in Geschenkform persönlich zeigen. Dass soll er sich trauen, er bekommt es zurück. Von Dir und von uns. Er denkt scheinbar ständig, sobald man das Haus oder das Nest verlassen hat, muss man sich erneut den Platz in der Familie erkämpfen. Nein muss man nicht. Das ist kein Heim, wo man sich den Schlafplatz erkämpfen muss, das ist Dein Zuhause verdammt. Frage ist er eigentlich immer bewaffnet? Und nun zum Trauzeugen, ich wollte vorher bevor wir heiraten eine kleine Party für Teku organisieren, hilfst Du mir dabei? Eine ganz besondere Party, eine Blutparty", grinste Bellamy.


    Boldiszàr
    »Silvano ist immer bewaffnet. Entweder mit einem Messer, Dolch oder dem Haken. Außer, wenn er nackt ist, aber dann liegen die Waffen in der Regel in Griffweite. Belly, du bist so ein kluger Kopf, was den ganzen zwischenmenschlichen Blödfug angeht. Bitte sag mir, was kann ich tun, damit der sture Bock namens Silvano all das umsetzt, was du hier so schön in der Theorie darlegst? Wie bekommt man den Kerl dazu, einfach mal zu sagen, was er möchte? Und zwar ehrlich und nicht dann, wenn er endlich redet, doch wieder irgendetwas zusammenzuspinnen? Ich verstehe das nicht. Bei Tekuro ist er absolut handzahm, genau so bei Jendro oder sogar bei Patti. Bei Patti, der als Sklave gelebt hat, meine Fresse. Ich scheine der einzige Vollidiot zu sein, der mit ihm nicht umgehen kann. Was die Party angeht, bin ich dabei! Was muss ich tun?«


    Bellamy Bourgeois
    "Ich sage Dir was ich tun würde. Sobald er so einen Mist erzählt, würde ich auf das antworten was er verschweigt. Er sagt zum Beispiel, Du stehst nur auf Tekuro, Du findest ihn eh heiß. Würde ich antworten, ich liebe Dich auch Schatz. Oder wenn er wieder sagt, ich greife Teku an weil bla bla bla würde ich sagen, jeder weiß Du bist ein Teil der Familie. Aber bevor ich antworte, würde ich ihm richtig eine klatschen. Damit er weiß, das ich weiß er log. Das mit dem eine langen würde ich dann weglassen, wenn er sagt sag mal das Du mich lieb hast, dann würde ich das sagen. Nur Du willst ihm ja keine zimmern. Also würde ich ihm sagen, bleib bei der Wahrheit Vano, lass den Unfug. Bei Teku versucht er die Scheiße erst gar nicht, weil Teku sofort weiß wo der Hase lang läuft. Der macht das nämlich ganz genauso. Also der Trick ist für ihn uralt. Bei Patti? Klar ist er bei Patti handzahm, Patti weiß schließlich wie es funktioniert unter den Flügel genommen und gehuddert zu werden. Sprich er versucht es sich abzugucken. Entschuldige wenn ich das so sage, aber Dein Mann ist ein bisschen blöde und ich glaube hilfslos", lachte Bellamy. "Hätte er gestern als er reinkam und giftete die Wahrheit gesagt wäre das so gelaufen. Boldi ich bin zurück, verdammte Scheiß es tut mir leid, nimm mich in den Arm. Sei wieder gut mit mir. Aber nein, erstmal war Teku fällig oder? Du hast ihm goldene Brücken gebaut, mit Brotkrumen den Weg ausgelegt und Vano guckt die Brücken an und denkt aha! Gut und was mache ich nun? Drüberlaufen und bitte nicht sprengen. Hättest Du ihm gesagt, komm her, halt endlich den Mund und leg Dich ins Nest, was glaubst Du wäre geschehen? Teku kann es Dir sagen, genau das. Dein Mann liebt Dich über alles und hat grenzenlose Panik Du könntest ihn verlassen, abhauen oder schlimmer noch Dir könnte was geschehen. Davor hat er richtig Angst und das irgendwer ihn eines Tages in den Arsch tritt und sagt, Danke Vano das wars. Verpiss Dich aus der Familie. Das selbe Spiel wie bei Leala und Santo. Sicherheitsabstand. Den gibt es aber bei Tekuro nicht und auch nicht bei Patti. Eigentlich ist seine Dussligkeit sogar ein verdrehtes Kompliment. Den Tamtam veranstaltet er ja für Dich und auch für uns. Erinnere Dich doch mal an die Szene, wo Teku und Vano sich anzickten im Rübenhof. Einige Minuten später bot Tekuro ihm einfach eine Schale Reis an. Also er bot ihm etwas zu Essen an, etwas Inniges, etwas Wertvolles, etwas das nur einer von uns versteht. Ab dato war er wie ausgewechselt und fühlte sich pudelwohl und schlief doch auch einige Zeit ständig in Tekus Nähe. Der hat mich lieb und freut sich ein Bein aus. Bingo Baby, er hat Dich lieb und auch morgen noch und übermorgen, also behandele ihn bitte so. Wir bekommen das hin Boldi, verlass Dich drauf. Jetzt zur Blutparty, ich benötige Köstlichkeiten aus Blut. Ich muss alles aufschreiben was aus Blut ist oder herstellen, damit Tekuro auch eine Party feiern kann. Blutwein, Blutbier, Blutwurst, gibt es Gebäck mit Blut? Alles was er irgendwie essen kann und sich so fühlt, als feiert er in alten Zeiten. Vielleicht eine warme Suppe oder geliertes Blut als so kleine Würfelchen als Häppchen. Ich möchte mir was ganz besonderes für ihn einfallen lassen. Er soll das Essen sehen und einfach von den Socken sein. Nur habe ich von Speisen nicht so eine Ahnung. Einfach drei Sklaven zum Aussaugen auf den Tisch zu legen finde ich was lahm", erklärte Bell.


    Boldiszàr
    »Ja, es gibt so ein Gebäck mit Blut ... frag mich nicht, wie das heißt. Das schmeckt so ähnlich wie alt gewordene Schokolade. Sieht auch so aus, nur mit einem Rotstich. Es wird aus Blutpulver und ich glaube Knochenmark hergestellt, das wird dann anstelle von Mehl benutzt. Vermutlich ist es was Rakshanisches. Man könnte Khawa fragen, aber der drückt sich ja vor allen Pflichten, seit er Chevalier ist. Wobei, ich irgendwie auch, fällt mir gerade auf. Jetzt erfüllen wir auch noch das naridische Klischee vom nichtsnutzigen Adel. Aber auf der Hochzeitsreise darf man auch mal faul sein, und wenn die zwei Jahre dauert. Die Idee mit dem Essen wird Robby von den Socken hauen. Er kennt die Bedeutung, du wirst ihn versorgen und die Sklaven versprechen ihm obendrein, dass ihr gemeinsam sehr viel Spaß haben werdet. Ich werde mir Mühe geben, Silvano besser zu verstehen und klarer mit ihm zu sprechen. Verrätst du mir noch zwei Sachen? Erstens: Warum ist Silvano auch bei Jendro handzahm? Zweitens: Was versucht er sich von Patti abzuschauen? Wie man lieb ist?« Boldiszàr musste trotz seiner Sorgen lachen.


    Bellamy Bourgeois
    "Blutkekse? Super, das muss ich alles besorgen. Ist Khawa hier? Dann muss ich ihn ausquetschen. Ich hätte Sherkal fragen sollen, bevor Teku ihn tötete. Der gute Sherkal, so jung und schon von uns gegangen. Hätte er mal Teku nicht verärgert. Wie ich hörte, hat der Älteste ihn zu sich genommen. Ach was, der Adel ist nicht so nichtsnützig wie die Naridier glauben. Das was bei ihnen die Politiker tun oder eben nicht, das macht unser Adel. Wenn bei denen ein Ort verwaltet wird, macht das so ein Futzi, bei uns der zuständige Adelige. Ist doch viel natürlicher, als irgendso ein Typ, der von dem Ort nicht mal eine Ahnung hat. Von der Regierung ganz zu schweigen, da blickt keiner durch. Vermutlich die selbst nicht mal. Die Hochzeitsreise ist Urlaub und gleich wie lange er dauert, im Urlaub muss man faul sein Boldi. Sonst brauchst Du keinen Urlaub zu machen. Ich hoffe auch das Tekuro begeistert sein wird. Wir müssen über all einen Zwischenstopp machen für solche Sachen in Ordnung? Und für Sklaven. Es müssen gute leckere Sklaven sein. Wo ihm das Wasser im Mund und in der Hose zusammenläuft. Du musst nicht Vano klarer sprechen, wichtiger ist noch bring ihm bei nicht zu lügen. Er muss das nicht. Du schmeißt ihn nicht raus für die Wahrheit. Jendro weiß wie er ihn packen muss, das ist ein Problem. Jendro weiß wie er Leute um den Finger wickelt. Er weiß was sie hören wollen, wonach sie sich sehnen, all das weiß er. Tekuro war dabei Boldi. Er hat Vano gesagt, komm steck einen weg Du brauchst das auch. Was glaubst Du würde Vano tun, wenn Du ihm sowas sagst? Das hätte eine Wirkung wie die Bombe im Farisin Vulkan. Richtig, das versucht er sich bei Patti abzugucken, wie klappt das ganz nah an die Leute heranzukommen, dabei locker zu bleiben und glücklich zu sein. Er ist nervös und verkrampft, aber nach dem Reis war er es nicht. Teku hat ja auch ein bisschen gemogelt. Es gab eine Portion Aufmerksamkeit, Zuneigung und... Menschenfleisch", grinste Bellamy. "Na bitte Du lachst wieder, wir raufen Euch beide schon zusammen. Vertraue Teku und mir. Notfalls musst Du uns einmal freie Hand für eine Erziehungsrunde geben. Von der wusstest Du dann nichts, das machen wir in Eigenregie", sagte Bell kichernd.


    Boldiszàr
    »Dann sollte er öfter mit Patti kuscheln. Auch wenn Patti wirkt, als würde er nur rumliegen und nichts tun, er tut aktiv etwas dafür, dass ihn dauernd irgendwer betüdelt. Ganz unaufdringlich und niedlich, aber er ist nicht so passiv, wie es wirkt. Wenn er Silvano das beibringen könnte, auch mal so handzahm zu sein ... Sei so gut und sag Patrice, er soll sich künftig mal mehr an Vano halten, wenn Tekuro zur Zeit eh lieber mit dir oder Jendro spielt. Und am Ende kombinieren wir das. Silvano wird angekuschelt kommen und ich werde ihm Ansagen machen. Und dann ist unsere Ehe wieder rund!« Boldiszàr grinste glücklich mit seiner gesunden Gesichtshälfte. »Warum aber willst du Tekuro solche lebenden Leckerbissen servieren, wo du selbst doch der köstlichste Leckerbissen von allen bist? Menschenfleisch hat er Silvano untergejubelt, das habe ich schon geahnt, bei mir hat er das auch schon versucht. Das ist so ekelhaft.«


    Bellamy Bourgeois
    "Dein Vano ist handzahm nur übernervös. Patrice muss ihm beibringen locker zu lassen und dann auch locker zu bleiben. Zu genießen was er gerade hat und sich nicht zu fragen, wann es vorbei sein könnte. Es wird nicht vorbei gehen, dass wird er bald merken. Und sobald er einmal richtig in der Familie ist und darin aufgegangen ist, wird es ihm auch viel besser gehen. Auch gesundheitlich, glaub mir das. Der Reis ist immer noch das beste Beispiel, er hat ihn mit Genuss gegessen und zwar eine große Portion. Es ist ja auch schöner in der Gemeinschaft zu essen, das gehört dazu. Ich rede mit Patti, er hat eine beruhigende Wirkung auf uns alle. Er ist unser Eckpfeiler der Gemütlichkeit und der Familie. Patti ist das lebende Nest, der Wärme und Geborgenheit ausstrahlt und spendet. Das ist er, dass muss man ihm lassen. Keiner kann das so gut wie er, nicht mal Tekuro. Aber wir alle lernen es Boldi und Dein Mann auch. Damit Tekuro sieht, dass ich ihm alles serviere, er soll sich rundum versorgt fühlen. Was er mit ihnen macht ist mir gleich, er soll sehen, wie ich mich kümmere. Eure Ehe ist bald rund, versprochen. Ich glaube wir sollten öfter abends mal eine Pyjamaparty machen, oder so ein Mini-Familienfest. Das schweißt zusammen und gibt wieder einen Kuschelgrund. Je öfter wir zusammen kleben umso besser für uns alle und auch für Dich und Deine Ehe. Nun Vano hat den Geschmack erkannt und er sah es als das an, was es ist - Beute teilen. Das war mehr als ein einfaches Geschenk von Tekuro", sagte Bellamy stolz.


    Boldiszàr
    »Aber ich will Silvano kein ekelhaftes Menschenfleisch servieren. Da wundert sich noch einer ernsthaft, warum ich Robby niemals knutschen würde. Wenn du wüsstest, was der alles schon im Mund hatte, würdest du es dir vermutlich auch überlegen. Ich mache ihm keinen Vorwurf, aber allein die Vorstellung, bah. Was ich Silvano versucht habe, zu servieren, ist Jendro. Und den hat er verschmäht! Erklär mir das, Brüderchen. Ich wollte es offiziell machen, Jendro mit in die Ehe aufnehmen, damit er nicht mehr hinter meinem Rücken mit ihm rumschnulzen muss. Ich weiß, dass er in den Kerl verschossen ist, das braucht er auch nicht leugnen. Solche gemeinsamen Kuschelpartys halte ich für eine hervorragende Idee, aber ich würde gern auch Davet wieder mit dazu holen. Er hat eine ähnliche Wirkung wie Patrice, er verbreitet pure Gemütlichkeit. Andere als Patrice, fast schon väterlich. Patrice hingegen spielt so etwas wie die Frau.«


    Bellamy Bourgeois
    "Stimmt Davet ist pure Gemütlichkeit und er ist auf Deiner Seite. Zusammen habt Ihr einen guten Stand. Warum er Jendro verschmäht? Jendro ist nicht Vanos Ehemann, das trennt er. Er hatte Spaß mit Teku und auch mit Jendro. Aber keinen von beiden würde er heiraten. Da fehlt ein gewaltiges Stück. Merk Dir das immer, denn Dich hat er geheiratet, einmal im Meer und auch offiziell. Das weil ich ihn darum bat, als mich der Lich ausgesaugt hat. Ich wollte, dass Ihr beiden glücklich werdet. So wie Du wolltest, dass ich mit Teku glücklich werde Boldi. Und er hat zugesagt und Wort gehalten. In jemanden verschossen sein, ihn sehr mögen alles möglich. Aber nichts und niemand reicht Dir das Wasser, da kann Jendro tun und lassen was er will. Er hat keine Schnitte gegen Dich. Das Vano ihn aber als Freund sieht und achtet, ist klar ersichtlich. Das würde ich ihm erlauben, mehr aber auch nicht. Stell Dir vor Tekuro wäre mit Domi so zusammen. Da würde ich ja einen Fön bekommen! Stimmt Patti ist wie eine sanfte Frau und Davet wie ein Vater, ein guter Vater den man sich wünschen würde. Die Feiern werden wir zur Tradition erheben, jeden Freitag machen wir eine, jeder ist mal dran, sich was Schönes auszudenken. Gerne auch zu zweit oder zu dritt", schlug Bellamy vor.


    Boldiszàr
    »Kuschelfreitag - gefällt mir. Einverstanden, Belly. Es muss auch gar nicht unbedingt irgendwas ausgedacht werden, wenn wir mal keine Idee haben, sondern wir sind uns einfach alle nahe und spüren, dass wir zusammengehören. Domi und Jendro, als das kannst du ja nicht vergleichen. Ehrlich gesagt zweifle ich daran, dass ich wirklich so weit über Jendro stehe, denn ich war es nicht, mit dem er in den Urlaub fuhr. Und schau dir dieses gigantische Partnerschaftstattoo von den beiden an!«


    Bellamy Bourgeois
    "Er fuhr mit ihm zwei Wochen in Urlaub, kotzte sich aus, tobte sich aus und kehrte nach Hause zurück und ließ einen Großteil seiner Sorgen dort. Dazu muss er scheinbar ständig nach Ledwick. Auch das Hausboot sollte dort liegen. Das Tattoo wäre für mich schlimmer, weil es ihn zeichnet. Entweder er lässt es überstechen oder er trägt eines von Dir in groß, richtig groß. Etwas was Dir gefällt, etwas das nach Boldi schreit, oder Euch beiden wie Du magst. Wenn Tekuro sich das hätte machen lassen, hätte er das übertätowieren müssen mit einem riesigen Bild von meinem Schwanz", lachte Bell.


    Boldiszàr
    »Aber ich will, dass er von sich aus darauf kommt«, ärgerte sich Boldiszàr. »Bei dir und Tekuro ist das alles entspannter. Keiner von euch würde sich so eine Schote leisten. Weißt du was, ich folge deinem Rat. Silvano wird gepackt und dann kriegt er ein dermaßen großes Tattoo, dass für den Scheiß von Jendro überhaupt kein Platz mehr ist. Komm, wir gehen wieder hoch. Danke fürs Zuhören, Großer. Ohne dich wär alles Mist.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ohne Dich auch, wo wäre ich nur ohne Dich? Wir sollten Brandur bitten, erneut unsere Väter zu beschwören oder deren Vorfahren. Berzan und Mercer waren absolut eng und dicke miteinander. Vielleicht hat Papa für uns eine Info, die uns richtig gut weiterhilft. Oder sein Vater, das wäre doch was. Und vielleicht könnte Brandur auch Mama beschwören. Ich möchte ihr etwas sagen und sie soll sehen, dass wir wieder zusammen sind. Das nicht alles zerstört wurde. Und sie soll Teku kennenlernen, sie soll ihn sehen. Was sagst Du dazu?", fragte Belly hoffnungsvoll.


    Boldiszàr
    Boldiszàr blickte hinauf in den Nachthimmel. »Noch mal Papa, den alten Brummbären und Mercer. Die beiden waren kaum da, waren sie schon wieder fort. Vielleicht haben sie diesmal ein wenig mehr Zeit für ihre Söhne und Schwiegersöhne. Wobei, Mercer konnte nichts dafür. Vano war es, der ihn so schroff behandelte. Mama ... angeblich komme ich ja so nach ihr. Vermutlich hat sie ausgesehen wie ein narbiges Wildschwein, aber scheißegal. Papa wird seinen Grund gehabt haben, warum er sie heiratete. Sie muss eine wundervolle Frau gewesen sein.«


    Bellamy Bourgeois
    "Das war sie Boldi, glaub es mir. Auch wenn man mir alles raubte, jede noch so kleine Erinnerung. Eines wusste ich immer, es gab einst eine Mutter die uns über alles liebte. Wer war uns? Das wusste ich nicht. Wer war sie? Auch das wusste ich nicht. Aber unter Millionen von Stimmen, hätte ich ihre erkannt. Das konnte mir keiner nehmen. Ich wusste irgendwo da draußen gab es einst eine Frau die uns geliebt hat. Die mich geliebt hat und die es gut mit uns meinte. Die ein herzensguter Mensch war und so wären wir auch geworden, sind wir teilweise auch. Gold ist schließlich auch im schroffen Gestein verborgen nicht wahr? Und jedes noch so winzige Detail das ich über sie erfahren kann, muss ich in Erfahrung bringen. Heute weiß ich, wer wir sind. Und wer sie waren. Aber wer war der Vater unseres Vaters? Wer war Opa? Lebte er noch zu Berzans und Mercers Zeit? Kannte Opa Mercer? Wenn er noch lebte, lebte er in der Nähe? Was war er für ein Mann? Wie sah er aus? Wovon lebte er? Fragen über Fragen. Sie sah nicht aus wie ein Wildschwein Du Socke", lachte Bell.


    Boldiszàr
    Boldiszàr fiel in das Lachen ein und gab Bellamy einen kräftigen Stoß mit der Faust gegen die Schulter. Dann rappelte es ihn auf einmal. Seine Augen zuckten kurz verräterisch zu Bellamy, dann sprang er zur Hälfte aus dem Wasser, drückte ihm beide Pranken auf die Haare und presste ihn unter Wasser.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy ging unter wie ein Stein durch Boldis Gewicht, tauchte aber auch genauso wieder auf. Dann natürlich wie ein Bimsstein. "Das hast Du nicht umsonst getan", prustete Bellamy gut gelaunt. "Wollen wir Brandur bitten für uns eine Beschwörung einzulegen?", fragte er und schwamm rückenkraulend um Boldi herum.


    Boldiszàr
    »Klar, das macht er. Wir müssen ihm nur irgendeine Bezahlung anbieten. Vielleicht kann er die Reste von eurem Hochzeitsessen gebrauchen? Ansonsten bitten wir Ciel, dass er Brandur für uns ein wenig herumkommandiert, das macht der Kleine für uns.«


    Bellamy Bourgeois
    "Wir sollen ihm die Essensreste anbieten? Ich glaube das macht Brandur nicht mit. Genau ich frage unseren kleinen Princen, er macht das bestimmt. Er ist ein guter Kerl, ich mag ihn sehr. Hat den gleichen Humor wie Papa und kann genauso giftig werden. Er kann an den Beschwörungen ja teilnehmen. Das würde mich freuen, er gehört ja im Grunde mit zu unserer Familie. Durch ihn wurde alles aufgedeckt und in die richtigen Bahnen gelenkt. Er stand Dir bei und Vano, er stand mir und Teku bei, er sollte dabei sein. Vano soll ebenfalls dabei sein. Tekuro muss auch dabei sein, die ganze Familie", sagte Bell.


    Boldiszàr
    »Dann bekommt Brandur eben Bares oder ich leite ihn an Santos weiter, damit dem seine ausgesuchte Beifrau unter die Haube kommt und seine Erbfolge gesichert ist. Ja, aus irgendeinem Grunde hab ich bei Ciel einen Stein im Brett. Ich denke, er wird sich freuen, wenn wir ihn um Hilfe bitten, er hilft uns gern. Die ganze Familie«, wiederholte Boldiszàr und nickte zufrieden.


    Bellamy Bourgeois
    "Nun ich denke Linhard könnte sich über die Beifrau freuen, Vano freut sich ganz sicher nicht. Santo muss das entweder anders regeln, oder später Vano regeln lassen. Aber ausgerechnet auf der Hochzeitsreise damit zu kommen ist auch schräg. Oder es hat ihn daran erinnert, wer weiß. Denn normalerweise versteht Ihr Euch doch gut. Wir können ja mal Davet anhauen, vielleicht weiß er mehr. Er hängt ja öfter mit Santo zusammen. Ich denke das Ciel uns mag und uns vertraut, ich mag und vertraue ihm jedenfalls. Brandur wird uns helfen, wenn Ciel das anordnet, er arbeitet doch für den Hof oder nicht?", fragte Bellamy.


    Boldiszàr
    »Brandur?« Boldiszàr kratzte seinen Hinterkopf. »Ja, er ist Großherzoglicher Hofnekromant. Er wird helfen, er muss. Und falls Ciel nicht dazu beiträgt, bitten wir Kazrar um seine Überredungskunst. Der Mann kann sehr überzeugend sein. Santos faselte davon, dass seine Scholle nach seinem Ableben verwaist. Ich dachte erst, er hätte eine schlaffe Nudel, aber in Wahrheit hat er keine Munition, drum hat er Silvano adoptiert. Aber er muss nicht unsere Hochzeitsreise und unsere Ehe ruinieren, bloß weil er nur Luft im Sack hat. Mir ist es, ehrlich gesagt, gleich, was nach unserem Tod mit der Mancini-Scholle passiert. Sie löst sich ja nicht in Luft auf, notfalls kümmert sich ein anderer Chevalier darum. Meinst du, Davet weiß was, was ich nicht weiß?«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja das denke ich allein schon vom Alter her verstehen die beiden sich anders. Oder sie reden offener miteinander. Und Davet war zig Jahre lang der Schwiegersohn in Spee. Santo hat da einen Denkfehler, wenn er mal nicht mehr ist, ist die Scholle doch gar nicht verwaist. Dann ist doch noch Silvano da. Sicher ich verstehe, dass er gerne wissen möchte wie es dann weitergeht. Und das er möchte, dass es ein Nachfahre von Vano selbst ist, ist ein Kompliment. Er liebt seinen Adoptivsohn wie seinen eigenen. Denn es ist Desnoyerblut dass dann im Namen der Mancinis diese Scholle verwaltet. Aber falls das alles nicht greift, dann hatte er auch einen Vater. Hat Santo Brüder? Hatte sein Vater Brüder, sprich er Onkel? Haben die Kinder? Davon ein Sohn wird die Scholle schon übernehmen, wenn Vano keine Nachkommen hat. Sprich nach Vanos Zeit. Wen Du sonst fragen könntest ist Leala, mit ihr kommst Du doch super aus".


    Boldiszàr
    »Ja, aber man redet nicht mit Frauen darüber, dass einer eine schlaffe Nudel hat. Oder sogar einen leeren Sack. Ich frage mich, was da los ist, hat er keine Eier oder sind die einfach leer? Oder ist da eine Leitung durchtrennt worden oder liegt blöde? Vielleicht hätte ein Heiler helfen können, dann hätte ich nun nicht den Ärger. So, wie Santo es sagte, klang es, als wäre er der letzte leibhaftige Mancnini.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja und vielleicht sieht er es nur so. Möglicherweise hat er Angst vor einem Heiler. Also ich gestehe, ich hätte auch gewaltigen Schiss zu einem Heiler zu gehen und er spielt mir an den Lustkugeln herum. Aber in so einem Fall? Stell Dir vor der Duc hätte das Problem, er müsste alles daran setzen, damit er gesund wird. Das gleiche müssen die Adligen ebenso, sie benötigen einen Stammhalter. Jede Familie benötigt das. Aber er hat einen Stammhalter - Vano. Thema erledigt für Santo. Möglicherweise ist das angeboren und er kann da gar nichts machen. Dafür hat er aber Vano adoptiert und sogar adeln lassen. Sprich die Adelung hat er beim Duc beantragen müssen. Er hat doch was er möchte, er hat einen Sohn, einen Stammhalter. Vanos Stammhalter muss Vano klären. Wobei mal ehrlich, was ist mit Dir selbst, Deiner Insel und so weiter? Wer folgt auf Dich, wem überreichst Du all dass, was Du Dir so hart erarbeitet hast? Wer folgt Berzan, Boldi und dann? Hast Du selbst je darüber nachgedacht? Ist keine Aufforderung, ist reine Neugier Boldi", sagte Bell neugierig.


    Boldiszàr
    »Du«, sprach Boldiszàr ernst. »Ich habe nicht vor, Kinder in die Welt zu setzen. Ich denke, du und deine Familie, ihr könnt meine Scholle gut gebrauchen. Dort auf der Insel habt ihr eure Ruhe, auch wenn es auf dem Festland dereinst Stress geben sollte.« Er grinste Bellamy an. »Ich kenn da einen, der steht drauf, wenn Heiler seine Lustkugeln untersuchen. Etienne hatte da angeblich andauernd irgendein aua. Er hat es immer auf die Spalten von der Bank im Palastgarten geschoben, dort würden seine Eier Zug kriegen, wenn der Wind durchpfeift.«


    Bellamy Bourgeois
    "Ja Etti und seine geschwollenen Zugluftkugeln waren schon bekannt wie bunte Hunde. Seine Kugeln konnten durch Handauflegen geheilt werden, haben wir immer gescherzt und ist ja was wahres dran gewesen. Das hast Du schön gesagt. Bei mir wäre es genauso, Teku und die Familie bekämen mein Zeug, also auch Du und Vano. Ich hatte auch nie vor Kinder in die Welt zu setzen und jetzt hat sich das eh erledigt, es sei denn Biss-Kinder, wie Kazrar sie immer nennt. Für die Kinder in unserer Famlie ist Tekuro zuständig und Kazrar. Aber gut, da ist Teku vermutlich genau wie Santo, beide sind hinterher dass ihre Familie bestehen bleibt. Vielleicht sollten wir mal mit Teku über seine Sicht reden. Das könnte auch bei Santo helfen", schlug Bellamy vor.


    Boldiszàr
    »Sicher, dass du weißt, worauf du dich da einlässt?« Boldiszàr schaute skeptisch drein. »Er nervt schon seinen armen Vater dauernd, dass der sich vermehren soll. Dass der arme Mann darauf keine Lust hat, kümmert ihn nicht. Wenn du ihm diesen Floh ins Ohr setzt, bin ich vermutlich sein nächstes Opfer, weil du nicht mehr kannst. Aber meinetwegen, rede nur mit ihm.«


    Bellamy Bourgeois
    "Du kennst doch Tekuro und vertraust ihm oder? Du musst keine Angst haben, ich wollte doch wegen Santo fragen und nicht wegen Dir. Kaz will ja, aber er ist total mäkelig. Ich glaube ja einfach, er braucht eine leckere Frau und einen blonden Kerl dem er zuschaut wie der sich selbst einen runterho...", stockte Belly und grinste dann Boldi von einem Ohr zum anderen an. "Sag mal, ich hätte da eine sehr gute Idee, wie Du doch helfen kannst. Ganz ohne eigene Kinder. Wie wäre es, wenn Du und Vano richtig schön spielen würdet wie früher auf dem Fell und Kazrar guckt dabei zu. Dazu bekommt er eine blonde Frau serviert. Wenn er Euch zugeguckt hat, ging er immer ab. Oder allein die Vorstellung Teku und Ciel oder Teku und der Maximilien. Also wenn er da zuguckt, schwängert der Zehn in einer Nacht, so läuft der aus", prustete Belly.


    Boldiszàr
    »Von mir aus gern, du weißt, wie ich dazu stehe. Ich genieße es, wenn mir jemand zuschaut und noch mehr, wenn ich auch selbst was zu gucken habe. Und du meinst, wir schieben die geschwängerte Frau dann Santos unter? Und behaupten, das ist ein kleiner Mancini, der bald das Licht der Welt erblickt?« Boldiszàr grinste unwahrscheinlich breit.


    Bellamy Bourgeois
    "Ganz genau, jetzt hast Du es. Du hast Deine Ruhe, Vano hat seine Ruhe, Kaz kommt in Übung und kann nebenbei noch die eine oder andere für Teku schwängern. Also ist doch allen geholfen oder nicht?", grinste Bellamy genauso breit wie sein kleiner Bruder.


    Boldiszàr
    »Belly, das ist die Lösung aller Probleme! Santos gibt Ruhe, Silvano muss keine Frau vögeln und wir helfen Robby. Eine rundum gute Tat.«


    Bellamy Bourgeois
    "Eben, Dein Kerl und eine Frau vögeln, das läuft nicht. Also den musst Du noch draufheben. Er ist Deine Frau, aber er fickt keine Frau", lachte Bellamy und knuffte Boldi. "Eben damit sind alle zufrieden und alle haben was sie wollen".


    Boldiszàr
    »Alles andere würde mich auch fertig machen. Noch fertiger als die Schote mit Jendro. Den Kerl könnte ich theoretisch ausstechen, wenn ich besser wäre. Aber bei eine Frau ... das sind zwei unterschiedliche Kategorien. Da kann ich so gut sein wie ich will und habe dennoch keine Chance. Zum Glück ist Silvano nicht so. Und ich möchte, dass das so bleibt. Komm, gehen wir hoch.« Die beiden kletterten zurück auf das Hausboot, kleideten sich an und Bellamy ruderte sie zurück zur Tordalk, wo man das Beiboot mit der Winde nach oben zog. Boldiszàr grinste mit seinem gesunden Mundwinkel vor sich hin, während sie an der Bordwand höher und höher gezogen wurden und die Tropfen ihres Bootes immer weiter in die Tiefe fielen. Obgleich es ein schrecklicher Anlass gewesen war, wegen dem er das Gespräch mit seinem Bruder gesucht hatte, war der Ausgang mehr als nur positiv. »Danke für deinen Rat, Großer«, raunte Boldiszàr liebevoll, als sie oben angelangt waren. »Ich denke, Vano und ich werden uns künftig besser verstehen. Und wegen der Blutschoki reden wir mit Khawa. Wenn mich nicht alles täuscht, ist er samt Jules an Bord.« Er knuffte Bellamy sanft und ging zur Kajüte, wo er seinen schlafenden Mann mit leidenschaftlichen Küssen weckte, um ihm erneut zu zeigen, dass sie zusammengehörten.

  • Tanuki Tag



    Nori
    Sie waren schon einige Tage mit der Tordalk unterwegs. Tekuro hatte ihnen ein Nest eingerichtet und zwar in dem Raum, indem ihnen Silvano eine Spielwiese eingerichtet hatte. Sogar mit Innenpavilion, der auch eine Spielwiese enthielt. Beißertypisch liebten und zankten die Kerle abwechselnd, während Nori dem Gegockel keine Achtung schenkte. In Wahrheit würden sie jeden anderen pulverisieren, der es wagte die Familie anzugreifen. Aber scheinbar musste jeder zeigen, wie dicke Eier er hatte. Das war für Nori unverständlich, da jeder wusste, dass Teku die dicksten Eier hatte. Aber vermutlich wollte man ihn nur provozieren, damit er sie zur Schau stellte und den Boss markierte. Nori fand das ganz unterhaltsam. Das Nest war gemütlich, für Unterhaltung und Verpflegung war gesorgt, was wollte man mehr? Jedenfalls war es so bis zu den Morgenstunden. Nun ging es ihr gar nicht mehr so gut. Sie fühlte sich, als hätte sie Krämpfe, aber die Krämpfe waren jenseits dessen, was sie je erlebt hatte. Ihre Schwester war nicht hier um ihr zu helfen, aber eines wurde Nori so langsam klar... "DAS BABY KOMMT!"


    Tekuro Chud
    Tekuro sprang auf, als wäre er selbst nun vom Skorpion gestochen worden. Es geschah etwas, das man bei ihm nur selten beobachten konnte - er brach in heillose Panik aus. Sie äußerte sich darin, dass er alle wegbrüllte, niemand sollte Nori so schwach sehen, als sie Schmerzen litt und niemand sollte ihr nahe sein, während sie hilflos war. Sogar Boldiszàr wurde angeraunzt und an der Schulter weggeschoben. Den grässlichsten Anschiss aber bekam Kazrar, der nun erleben musste, dass sein eigener Sohn ihn anknurrte, ihm die Zähne zeigte, ihn in seine Kabine schickte und ihm sagte, dass er es nicht wagen sollte, sich wieder an Deck blicken zu lassen, bevor er ihn rief. Tekuro umkreiste das Nest, bis alle weg waren, dann wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Was, wenn irgendetwas schief ging, wenn Tanuki bei der Geburt starb? So etwas kam manchmal vor, das wusste er. Er wusste allerdings nicht, was man tun konnte, um das zu verhindern! Manchmal starben auch die Mütter oder sie alle beide. Er hätte sich nun eine zweite Beißerin gewünscht, eine erfahrene Mutter, die helfen konnte, die wusste, was nun geschah. »Ich pass auf«, sagte er fest und blickte feindselig in die Richtung, in der alle anderen verschwunden waren.


    Nori
    Nori strich Tekuro liebevoll über das Gesicht, ehe sich ihr eigenes wieder zu einer Fratze des Schmerzes verzog. "Du musst den Heiler holen, ich habe noch nie ein Kind bekommen. Und meine Schwester ist nicht hier. An Bord ist doch immer ein Heiler, letztens war diese Bohnenstange daaaa", knurrte Nori und hielt sich den schmerzenden Bauch. "Er muss wissen, was zu tun ist. Wo ist der verdammte Heiler? Teku hilf mir", flehte sie ihn an. "Wenn kein Heiler da ist, hol eine Frau her. Die Mutter von Vano. Irgendwen der weiß was zu tun ist!", schlug Nori vor und rollte sich auf die Seite. Das machte es allerdings nicht besser, also rollte sie sich auf den Rücken, ehe sie wieder von einem Krampf geschüttelt wurde.


    Tekuro Chud
    »Keinen Heiler«, rief er. »Die Sau bring ich um! Wieso gibts keine Frauen, die Heiler sind? Scheiße, ich hab nicht dran gedacht, es ist alles meine Schuld«, rief er in einem verzweifelten Ton, als würde Nori im Sterben liegen. Sie so zu sehen, die starke Jägerin, auf die er so stolz war, so gepeinigt, war auch für ihn eine pure Qual. Sie war die Mutter seines Sohnes, die einzige Frau, die er achtete und als ebenbürtig respektierte. Und er konnte ihr nicht helfen! »Scheiße«, heulte Tekuro auf und drückte Noris Hand. »Ich hol doch den Heiler! Danach reiß ich ihm die Kehle raus!« Er eilte ein paar Schritte, blieb aber in Sichtweite von Nori stehen und brüllte, dass irgendein verfickter Dreckskerl den verfluchten Heiler holen sollte. Dann rannte er zurück und hockte sich zu Nori. »Du kannst mich beißen«, schlug er vor. »Beiß in meinen Arm!«


    Nori
    Nori schaute ihn wie vom Donner gerührt an und schüttelte den Kopf. "Was nützt es Dich zu verletzten? Heiler? Gibt es keine weiblichen Heiler? Wir brauchen sowas! Teku denk nach, wir brauchen eine Heilerin. DAVET! Seine Schwester, auf dem anderen Schiff, die Rashaaaaaaa.... nerin", brüllte Nori. "Die ist... ist Heilerin... die hat ihm geholfen! Und die haben auch eine Magierin. Teku, sie werden mir helfen", stöhnte Nori und schaute Tekuro beschwörend an. "Renn und sag das wem, schnell", forderte sie ihren Partner auf.


    Tekuro Chud
    »Ich mach das«, keuchte Tekuro und sprang wieder auf. Er rannte zu Silvano und packte ihn mit einem Blick, als würde er ihn gleich umbringen wollen. »Die Rakshanerin auf dem anderen Schiff! Die Heilerin! Hol sie her, Nori braucht Hilfe, verdammt!«


    Silvano de Mancini
    "Bleib ruhig, ich kümmere mich sofort drum. Aber wir haben auch einen Heiler an Bord, soll ich ihn ebenfalls holen?", fragte Vano, der keine Zeit verschwenden wollte. Immerhin musste er nur nach ihm rufen.


    Tekuro Chud
    »Ich muss ihn hinterher töten«, informierte Tekuro und seine Nasenlöcher bebten.


    Silvano de Mancini
    "Was?!? Wieso dass denn? Tara Niral fo Shamon ist die Schwester von Davet, die Wahlschwester. Sie rettete ihm das Leben. Der Heiler an Bord der Aquila ist Delmo Padovano ein Ledwicker. Und der Heiler bei uns an Bord ist Hugo Duvadier sogar ein Heilmagier. Du kannst die Leute doch nicht umbringen, weil sie helfen wollen. Was ist los mit Dir? Deine Frau leidet da drin und Du machst so ein Theater, ich hole jetzt den Heiler, ist ja nicht zum aushalten mit Dir", murrte Vano und stampfte davon.


    Tekuro Chud
    »Tara töte ich nicht, aber jeden Kerl, der ihr auf die Muschi schaut oder sie da anfasst«, rief Tekuro so laut hinterher, dass jeder Anwesende es hörte. »Sie gehört mir, meine, Ende der Diskussion!«


    Silvano de Mancini
    "Meine Fresse als ob ein Heiler noch nie eine Pflaume gesehen hätte! Ehrlich Du machst es unnötig kompliziert, aber das machst Du ja immer. Dein Sohn kommt noch volljährig zur Welt, wenn Du so weitermachst. Ich hole Tara, die weiß was zu tun ist. Deine Sorgen möchte ich haben!", zischte Vano zurück, aber es klang alles andere als böse, sondern ziemlich besorgt.


    Tekuro Chud
    Tekuro beobachtete, wie Silvano sich entfernte. Doch diesmal blickte er ihm nicht auf das Gesäß, sondern auf das Genick. »Dich bring ich auch um, sobald du deinen Zweck erfüllt hast«, zischte er. Er kehrte zu Nori zurück, hockte sich zu ihr und wartete mit bebendem Herzen. Jedes Mal, wenn die werdende Mutter von einer Wehe in den Abgrund der Agonie gerissen wurde, presste Tekuro die Backenzähne fest zusammen, während er versuchte, felsenfest sicher und zuversichtlich zu wirken. Stattdessen wirkte er, wie kurz vor dem Explodieren.


    Silvano de Mancini
    Silvano kehrte ungefähr 10 Minuten später in Begleitung einer Rakshanerin zurück, die einen freundlichen wie auch besorgten Eindruck machte. "Tara - Tekuro und das dort ist Nori. Ich lasse Euch allein", sagte Silvano und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter.


    Silvano de Mancini
    Tara: Die Rakshanerin nickte und hockte sich dann zu Tekuro und Nori. "Wie lange hat sie schon Wehen? Wir benötigen heißes Wasser, saubere Tücher und wir müssen sie aus der Kleidung schälen. Es geht zwar auch, indem man einen Teil anlässt, aber es ist besser wenn sie sich frei bewegen kann. Sobald das Kind wirklich kommt, wirst Du Dich hinter Deine Frau setzen und sie festhalten. So kann sie sich hocken und Du bildest ihre Rückenstütze. Das geht leichter, so machen wir das in unserer Familie. Bist Du bereit dazu?", fragte Tara und zückte ihren Dolch um Nori vorsichtig aus der Kleidung zu schälen. Sie jetzt noch lang und breit auszuziehen, dafür war keine Zeit und Nori sah auch nicht so aus, als hätte sie dafür die nötige Geduld.


    Tekuro Chud
    Tekuro würde die Heilerin am liebsten an Ort und Stelle zerfetzen, als sie mit dem Messer in die Nähe von Nori kam. Es kostete ihn schier übermenschliche Beherrschung, jetzt ruhig zu bleiben, auch wenn er meilenweit davon entfernt war, wirklich ruhig zu sein. ›Sie muss sterben‹, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Erst, als sie das Messer wieder wegpackte, rief er nach Boldiszàr. Er kam ihm heute unwahrscheinlich unnütz und dumm vor. »Bring heißes Wasser und Unmengen von sauberen Tüchern«, blaffte er. »Stell das hier ab und verzieh dich wieder!« Als Boldiszàr ihm einen Moment zu spät nickte, brüllte er ihm ins Gesicht: »Und hör auf, so scheiße zu glotzen!« Vor Anspannung zitterten seine Unterarme. Er war es nicht gewohnt, in so einem Zustand untätig zu sein oder herumzukommandieren. Er war es gewohnt, zu töten. Nicht einmal sein Stachel stand, obwohl er das sonst immer tat, wenn Tekuro dermaßen auf Prass war. Als Boldiszàr endlich alles anbrachte, fauchte Tekuro ihn gleich wieder weg und schleppte alles zur Heilerin. »Alles da! Soll ich sie jetzt schon halten? Scheiße, Nori braucht dann Blut!« Er rieb sich übers Gesicht. »Und frisches Fleisch. Geht es ihr gut? Ist alles normal?«


    Silvano de Mancini
    Tara: Die Rakshanerin schaute ihn lange und ruhig an. "Es ist alles, so wie es sein soll. Du musst Dich beruhigen, für Deine Frau und Dein Kind. Du überträgst Deine Nervösität auf sie. Das Kind möchte raus, dabei hat eine Frau Wehen. Das ist so, das Leben beginnt im Schmerz, sie braucht kein Blut und kein Fleisch. Sie kann jetzt nichts essen. Die Wehen werden stärker werden, dann wird sich der Muttermund öffnen und dann ist es bald soweit. Aber bald kann ganz unterschiedlich sein. Manche Frauen liegen Stunden in den Wehen. Wir haben in der Familie Geburtshelferinnen, habt Ihr so etwas nicht? Ich gebe mein Bestes, sei unbesorgt und Du auch. Halte Deine Frau, halte ihre Hand und warte bis ich Dir sage, dass Du sie stützen musst", erklärte Tara. Sie schaute sich nach Seife um, aber niemand hatte welche gebracht. Gut, hier kannte sich niemand aus. "Warte bitte", sagte sie zu Tekuro und wandte sich nach draußen. "Bring bitte jemand noch eine Schale heißes Wasser, Seife und ein Tuch für mich. Ich muss meine Hände reinigen. Und wenn jemand ein weites Kleid von einer anderen Frau für Nori besorgen kann, wäre das freundlich. Einen Wehentee könnte nicht schaden, bitte fragt Delmo nach einem Sud. Das wird uns vieles erleichtern. Danke", sagte Tara und eilte wieder an Noris und Tekuros Seite. "Ihr braucht einen Heiler Tekuro, das ist sehr wichtig", mahnte Tara und wartete ab bis jemand das gewünschte gebracht hatte.


    Silvano de Mancini
    Erneut warteten sie 10 Minuten, dann brachte Vano die gewünschten Sachen auf einem Tablett, das er balancierte. "Der Sud ist schon aufgesetzt, er soll 8 Minuten ziehen sagt der Med. Wasser, Tuch und Seife", sagte er und stellte alles neben Nori ab, ehe er sich wieder verzog.


    Nori
    Nori fühlte sich besser mit Tara in der Nähe. Eine andere Frau war beruhigender, als wenn eine Horde Kerle um sie herumschwirrte. Tekuro passte auf und beschützte sie und Tara stand ihr bei. Boldi und Vano schafften heran, was gebracht werden musste. Nori hoffte das der Sud nicht nur die Wehen beeinflusste, sondern auch die Schmerzen. "Teku gib mir Deine Hand", bat sie und streckte ihre nach ihm aus. "Der Tee, ich muss den Tee gleich trinken", schnaufte sie durch zusammengebissene Zähne. Warum sie ausgerechnet jetzt an Archibald dachte, fragte sie sich in einer Wehe. Gleich was ihr Vater sonst konnte, Wehen wegzaubern konnte auch er nicht. Kannte Kaz keine Heilmittel als Arashi? Wobei er war ein Mann, wozu sollte er Wehenmittel kennen. Nori schalt sich selbst eine Närrin. "Kennst Du etwas gegen Schmerzen? Wie lange dauerte eine Geburt Teku?", fragte Nori und fühlte sich als wäre sie einen Langlauf gelaufen. Aber sie hatte das dumpfe Gefühl, dass war erst der Anfang.


    Tekuro Chud
    »Du bescheuerte Kuh«, brüllte er Tara an. »Hier hat kein Mann was zu suchen außer mir! Wieso rufst du die Drecksau her, ich muss jeden töten, der Nori so sieht, verstehst du das nicht?! Soll ich das ganze Schiff leerfegen?!« Er gab ihr eine schallende Ohrfeige. »Jetzt reiß dich zusammen und mach deine Arbeit, Weib!« Eine Sekunde später war er wie ausgewechselt, als er sich wieder Nori zuwandte, ihre Hand in seine nahm und ihre Finger küsste. »Ich organisier dir eine Heilsklavin als Geschenk zur Geburt«, versprach er. »Eine eigene, die auch tut, was man ihr sagt. Ich weiß nihct, wie lange eine Geburt braucht ... Patti weiß so was. Er weiß alles! Ich weiß auch nicht, warum er so ein Eierkopf ist«, fügte er entschuldigend hinzu. Er griff nach der Tasse mit dem Tee und führte sie an Noris Mund.


    Nori
    Tara: Tara starrte Tekuro hasserfüllt an. "Ich bin hier um zu helfen, wieso greifst Du mich an? Ich kann gehen, wenn es Euch nicht passt. Ihr wolltet meine Hilfe! Töten? Wieso musst Du die Leute töten! Ihr beiden seid ja wahnsinnig! Das waren Deine Leute die ich rief. Soll ich auch sterben, weil ich bereit war Deiner Frau zu helfen?", fragte Tara aufgebracht. Dass ein Mann sie so schändlich behandelte, dass kannte sie nicht.


    Nori
    Nori drückte Tekuros Hand fester. "Er war noch nie bei einer Geburt dabei, woher soll er das wissen? Zudem ist er aufgeregt und ich habe keine Zeit für so einen Kram. Wenn Du gehen willst, geh. Dann hol Patrice hierher, wenn er weiß wie es geht. Oder jemand der sich auskennt", bat Nori und hielt sich an Tekuros Arm fest.


    Tekuro Chud
    »Du hast die Gelegenheit, dich freizuarbeiten, Tara«, grollte Tekuro, während er mit der einen Hand die Tasse hielt und mit der anderen Noris Hand, die er jetzt zärtlich leckte. »Mach deine Arbeit gut. Dann wirst du leben. Andernfalls wird dein Fleisch meine Frau nähren nach den Strapazen der Geburt und dein Blut meinen Sohn.« Er blickte Nori an. »Soll ich Patti holen, damit er der Zippe hilft? Ich glaub ... der zählt nicht als Mann.«


    Nori
    Tara: Die Augen der Rakshanerin wurden gefährlich schmal. Für wen hielt der aufgeblasene Arashi sich? Sie war eine Rakshanerin, sie war eine Frau und sie war Piratin! Sie arbeitete mindestens 3 Stunden täglich und dieser hundsgemeine Kerl wagte es ihr zu drohen, als Mann? Sie überlegte ob Ambar ihm ein paar Lektionen in Höflichkeit beibringen sollte. Scheinbar war es mit der Höflichkeit der Arashi doch nicht so weit her. Alles eine Legende und eine düstere dazu. "Freiarbeiten? Ich arbeite wann es mir passt! Ihr habt um meine Hilfe gebeten. Holt Euch andere Hilfe, ich mache das nicht länger mit und ich lasse mich nicht von einem Mannsbild beleidigen. Kein Anstand einer Frau gegenüber. Deine Frau tut mir leid", sagte Tara und stand schwungvoll auf. "Was zu tun ist, habe ich Dir gesagt. Tee geben, warten bis der Muttermund offen ist, dann muss sie das Baby herauspressen und Du wirst es abnabeln. Schönen Tag noch!", sagte sie und schritt geradezu königlich von dannen.


    Nori
    Nori schlürfte den Tee und fragte sich, warum sie überhaupt zu einer Seereise aufgebrochen war, anstatt vorher zu entbinden. Die Antwort war klar, sie hatte gar nicht darüber nachgedacht. Meist plante sie nicht im Voraus, sondern genoss das Leben. Das rächte sich heute. Und diese Frau schien wirklich Nerven zu haben. Sie selbst war vermutlich nicht besser und Tara verhielt sich noch schlimmer als eine Naridierin, aber jetzt brauchte sie Hilfe. Und diese Frau verweigerte sie ihr, weil Teku sie beschützen wollte. "Teku reiß Dich zusammen und hol den Heiler her. Oder einen dieser Mönche die hier überall herumschleichen. Die haben auch Heilfähigkeiten. Teku aber bitte beruhige Dich, ehe noch alle von Bord springen", stöhnte Nori und schlürfte weiter. Der Tee tat wirklich gut.


    Tekuro Chud
    Tekuro schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht! Ich kann nicht zulassen, dass ein Heiler dich ansieht. Ich hole gar niemanden mehr, niemand ist bereit, uns zu helfen. Wie immer werden wir das allein durchstehen, aber wir haben uns. Ich bin hier und ich pass auf euch auf. Tee geben und dich festhalten kann ich allein und mit den Tüchern alles saubermachen. Dazu brauchen wir die Schlampe nicht.«


    Nori
    Nori starrte Tekuro etwas zweifelnd an. "Eben wolltest Du noch Patrice herholen. Tekuro ich hoffe Du weißt was Du tust. Sie sagte ich soll mich hinhocken, gut versuchen wir das mal", antwortete Nori und setzte sich auf, so dass sie auf den Unterschenkeln hockte. "So ist es etwas leichter. Aber wirklich angenehm ist es noch nicht. Ich muss laufen", sagte sie, stand auf und lief langsam umher. Ab und an blieb sie stehen, verschnaufte und lief dann weiter in kleinen Runden. "So geht es...", sagte sie matt. Langsam kam sie wieder zu Tekuro herüber, nahm einen Schluck Tee und setzte ihre Kreise fort. Vermutlich machte das Tekuro noch nervöser, aber sie beruhigte die Bewegung.


    Tekuro Chud
    »Patti kann ich holen. Der macht keinen Ärger, zickt nicht mehr rum, seit Pascal weg ist, sondern ist immer lieb. Und so klug! Aber kein Mann, absolut nicht. Soll ich?«


    Nori
    Nori nickte während sie lief. "Ja hol ihn her, er hat eine beruhigend Wirkung. Das tut uns beiden gut", bat Nori und zog weiter ihre Bahnen. Sie spürte dass es nicht mehr lange dauern würde. Nori lief zu dem Geländer des kleinen Pavilions und hielt sich daran fest um während der Wehe durchzuatmen. Sie sehnte sich nach Tekuros Hände, aber spürte dass sie sie bei den Wehen bestimmt nicht ertragen konnte. Nori hockte sich vor das Geländer und hielt sich fest, wartete ab bis die Wehe verklungen war. "Teku komm her und streichele mich. Dann geh schnell Patti holen. Ich brauche Dich hier", bat sie leise. "Und die Tücher, mach sie richtig nass, ein paar kalte Lappen für den Kopf kann ich gut gebrauchen", bat sie Tekuro.



    Tekuro Chud
    Die Wehen schienen schlimmer zu werden. Wie garstig Tekuro in seiner Angst auch werden konnte, gegen Nori war nichts davon gerichtet. Wenn sie in sein Gesicht sah, sah sie den üblichen Griesgram, doch keinerlei Feindseligkeit. Da sie ihn gut kannte, würde sie vielleicht sogar bemerken, dass seine dunklen Augen, die heute Blicke wie Armbrustbolzen mit Stahlspitzen abschossen, für sie nur sanfte Blicke übrig hatten. Er ging zu seiner nackten Frau, unter deren Bauchdecke ihr Baby drängte, um hinaus ins Leben zu treten. Er wagte nicht, sie dort anzufassen, um ihr nicht noch mehr wehzutun und streichelte ihren Nacken. »Jägerin«, sprach er aufmunternd. Dann eilte er los und rief nach Patrice. Er erhielt keine Antwort und als er die Matrosen anfuhr, wusste niemand, wo er geblieben sein könnte. Verzweifelt kehrte Tekuro zu Nori zurück und legte ihr einen kalten Lappen an die Stirn.


    Patrice Vertcuis
    Patrice hörte durch zich hölzerne Wände die Stimme seines ehemaligen Meisters. Er hielt sich dort auf, wo jeder mit Verstand sich aufhielt, wenn Tekuro in solch einem Zustand war - so weit weg wie möglich. Er wollte weder angebrüllt, noch geschlagen werden oder Schlimmeres. Doch nun hörte er die tiefe Verzweiflung in Tekuros Stimme. Was auch immer er ihm antun würde - Patrice brachte es nicht über sich, ihn nun im Stich zu lassen. Er schob alle Gedanken an seine eigene Sicherheit beiseite und eilte hoch an Deck. Er hatte gesehen, wohin Nori sich zurückgezogen hatte, um ihr Kind zur Welt zu bringen - in das Nest, was Tekuro gebaut hatte. Ob Tekuro wusste, was dieser Umstand zeigte, würde Patrice gern wissen. Er blieb in Respektvollem Abstand stehen und als er sah, dass Nori nackt war, blickte er auf den Boden zu seinen Füßen. »Ja, Herr?«, fragte er unterwürfig. Doch Tekuro packte ihn an den Schultern und schob ihn zu Nori. Noch immer blickte Patrice zu Boden. Daran, wie die werdende Mutter atmete, hörte er, dass sie vermutlich noch keine Presswehen hatte. Es waren noch die Eröffnungswehen, sonst würde Nori nicht mehr so gefasst wirken. Noch war alles gut. »Wie kann ich Euch helfen, Herrin?«, fragte er und hoffte, dass er nicht als kräftigende Zwischenmahlzeit gerufen worden war.


    Nori
    Nori schaute Patrice dankbar an. "Du musst uns sagen was zu tun ist. Ich lag erst auf dem Rücken, aber das ist nicht so gut, es ist anstrengend. Darum laufe ich etwas umher, das entlastet mich etwas. Aber zwischendurch werden die Wehen stärker. Es können nur Wehen sein. Tanuki möchte auf die Welt kommen. Wir erwarten ihn. Tara die Rakshanerin sagte, wir sollten den Muttermund überprüfen und dann soll Tekuro ihn abnabeln. Ein sehr dürftiger Plan... Teku meint, Du weißt was zu tun ist. Hilf uns", bat wie und ging erneut eine kleine Runde um sich dann wieder hinzuhocken.


    Patrice Vertcuis
    Patrice war sehr dankbar, dass nur sein Rat gewünscht war und nicht sein Fleisch. »Momentan ist gar nichts zu tun außer, das, was dir gut tut. Wenn du laufen möchtest, laufe. Wenn du liegen möchtest, liege. Nur du bist jetzt wichtig, denn auf dich kommt es an, damit Tanuki zur Welt kommen kann. Darum musst du uns sagen, was dir gut tut, oder was du dir wünschst. Egal, was es ist, auch wenn du Durst hast oder Schreien möchtest, alles ist erlaubt. Das Herumlaufen ist etwas, das viele Frauen in dieser Phase der Geburt möchten. Das ist ganz natürlich, weil das Gewicht des Kindes hilft, den Muttermund zu eröffnen. Wenn du liegst, würde die Schwerkraft nicht so gut wirken.«


    Nori
    "Danke für Deinen Beistand Patti, ich werde versuchen etwas zu laufen und dann zu rasten. Es ist so ein Gefühl des Wechsels. Mal möchte ich gestreichelt werden, dass ich mich nicht allein fühle. Keine fünf Sekunden später fühle ich mich, als darf mich niemand anfassen und ich will alleine sein. Es ist ein wahres Wechselbad der Gefühle. Ich glaube Tekuro ist genauso durcheinander wie ich, vielleicht sogar noch aufgeregter und nervöser. Immerhin schlummert das Kind in mir, es ist in meinem Körper. Ich spüre es, fühle es, er kann nur zuschauen und so gut es geht helfen. Aber er bemüht sich, ohne Frage. Das Geländer tut mir gut, ich kann mich festhalten beim Hocken und mich abstützen beim Stehen. Keine Ahnung ob Vano dabei an eine Geburt dachte, wohl kaum. Aber das Ding ist wirklich nützlich. Wie lange dauert eine Geburt Patti? Das wollte Tara uns nicht sagen. Ich hoffe es dauert nicht zu lange, sonst geht mir noch die Kraft aus", befürchtete Nori und schaute zu Tekuro rüber. "Komm her und bring bitte den Tee mit. Ich brauche Dich an meiner Seite", sagte sie liebevoll und wartete auf Teku.


    Patrice Vertcuis
    Während Tekuro in einer Liebenswürdigkeit den gewünschten Tee brachte, die nur die wenigsten von ihm erwarten durften, blieb Patrice etwa anderthalb Meter neben Nori stehen. Er wollte ihr bei so viel Stress nicht zu nah auf die Pelle rücken, aber dennoch das Gefühl geben, dass er für sie da war. »Eine Geburt dauert meist so acht Stunden. Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es auch ein oder zwei Tage.« Tekuro piepste auf diese Information hin jämmerlich und legte vorsichtig von hinten die Arme um Nori, berührte sie aber nur ganz wenig. Die Geburt dauerte vielleicht eine Stunde an und die Aussicht, dass daraus zwei ganze Tage werden konnten, war für den werdenden Vater wohl der blanke Horror. Noch schwerer zu verdauen war die Information sicher für die Mutter, die bald unmenschliche Schmerzen zu erleiden haben würde.


    Nori
    Nori stockte bei der Information. "Zwei Tage? Das kann doch nicht sein. Vielleicht muss ich mehr von diesem Tee trinken, damit es schneller geht. Das Baby kann doch nicht zwei Tage warten. Tekuro sag mir, dass es nicht zwei Tage dauern wird", bat Nori etwas verzweifelt und lehnte sich an Teku an. Seine Wärme gab ihr Sicherheit, auch wenn sie sonst keine Person war, die ständig betüddelt werden musste. Heute war es anders, sie brauchte Tekuro und sie musste ihn spüren. Nori ging zurück zum Nest und legte sich dort auf die Seite. Sie war erschöpft und es war noch gar nicht viel geschehen. Ob sie etwas entspannen konnte? Wohl kaum, aber zwischen den Wehen versuchte sie so etwas wie eine kurzzeitige Erholung zu finden. Irgendwie fiel es ihr schwer zu denken, einen Plan ersinnen konnte sie nicht. Aber die Decken neu ordnen, auch wenn diese Beschäftigung vielleicht nicht viel Abwechslung bot. Nori häufte die Decken neu an und schüttelte die Kissen auf. Bis sie mit ihrem Werk zufrieden war, dauerte es etwas, aber dann legte sie sich wieder hin und wartete auf Tekuro.


    Tekuro Chud
    Tekuro legte sich zu ihr, so dicht, dass sie ihn der Länge nach spürte. Er versuchte, Patrices Hinweis zu folgen, dass Nori aussuchen musste, was ihr gut tat. Das fiel ihm nicht leicht, nun musste er noch mehr warten als vorher, war stärker denn je zur Untätigkeit verdammt. »Spürst du Tanuki?«, fragte er leise und seine Pranke umschloss ihre muskulöse Schulter. Sie war eine gute Frau, wie schrecklich musste die Geburt für einen werdenden Vater erst sein, wenn die Mutter keine Jägerin war, sondern zum Beutetypus gehörte? Wenn sie schwach, weich und zierlich war? Welches Ausmaß an Sorge sollte ein Mann ertragen? Tekuro schwor sich, noch mehr als je zuvor darauf zu achten, welche Frauen er seinem Vater vorsetzte und künftig auch seinen Söhnen. Er dachte an Mako, der wer weiß wo in der Weltgeschichte herumgondelte, während sein kleiner Bruder das Licht der Welt erblickte.


    Nori
    Noris Hand legte sich über Tekuros und streichelte sie. "Ja ich spüre ihn, ich habe ihn die ganze Zeit gespürt. Er möchte raus und ich kann ihn verstehen. Die Wehen sind noch nicht wieder zu ihrer eigentlichen Intensität zurückgekehrt, das finde ich gerade sehr schön. Er gönnt mir gerade etwas Pause. Aber er wird nicht ewig warten, er muss geboren werden. Das wissen wir beide, er und ich", erklärte Nori schläfrig. Sie war nur für einige Minuten kurz weggedöst, aber es kam ihr vor wie Stunden. Ihr Körper weckte sie. Es ging weiter, die Wehen kannten keine Gnade. Nori wusste nicht, ob sich ihr Körper schon geweitet hatte. Sie taste nach ihrem Muttermund und spürte die Öffnung. Sie fühlte die glatte Oberfläche der Fruchtblase und gleich dahinter den harten Kopf von Tanuki. Es berauschte sie und gleichzeitig musste sie drücken. Sie spürte den Druck auf ihren Muttermund. Mit jeder Druckwelle spüre sie das Köpfchen sich den eigenen Fingern nähern. Angst, Sorge und auch Freude vermischten sich mit dem Schmerz. Endlich. Das Köpfchen von Tanuki trat in ihr Becken ein. Es ist ein mächtiges Gefühl und schön und schrecklich zugleich. Die Wehen kamen schnell hinter einander, so dass sie alle Kontrolle über ihre Gliedmaßen verlor. Nur ihre Finger blieben auf dem Köpfchen. Sie begleiten es den ganzen Weg durch das Becken. Nori schrie sich den Schmerz von der Seele.
    Es drückte unglaublich. Tanuki füllte sie so sehr aus, dass sie das Gefühl hatte innerlich zu zerreissen. Auf einmal ging alles so schnell. Viel zu schnell. Die Wehen kamen nun mit unglaublicher Macht. Nori war in und her gerissen zwischen dem Wunsch, dass es etwas langsamer gehen möge, damit sie mehr fühlen konnte. Gleichzeitig wünschte sie sich, dass Tanuki schnell auf die Welt kommen würde. Sie wusste einfach nicht, wie lange sie diesem mächtigen Druck noch standhalten konnte. Ehe sie ihre Gedanken in Worte fassen konnte für Teku, rollte schon die nächste Wehe wie eine Sturmfront über sie hinweg. Die nächste folgte so unmittelbar, dass sie nicht einmal mehr Zeit hatte um zwischendurch Luft zu holen. Nori versuchte mit ihren Fingern die Geburt ein bisschen zu bremsen. Sie fürchtete die Passage von Tanukis Kopf aus ihrer Öffnung, der Schmerz schreckte sie ab. Aber niemand, nicht einmal Nori konnte das Leben aufhalten. Es bahnte sich seit Anbeginn der Zeit stets seinen Weg. Zwei extrem starke Wehen wie eine und Tanuki wurde unter einem mächtigen Schrei aus ihrem Körper gepresst. In zittrigen blutigen Händen lag er da, ihr Sohn. Der Sohn von Tekuro und Nori. Geschafft... Glück... grenzenlose Erleichterung… Die Wucht der nächsten Wehe trifft Nori wie ein Schlag und völlig unvorbereitet. Kam da etwa noch eins?Nein, die Nachgeburt wollte ebenfalls ihren Körper verlassen. Sie atmete tapfer weiter, während sie sich Tanuki auf die Brust legte. Mit der Geburt der Plazenta beruhigt sich Noris Körper endlich. Die Nachwehen sind zwar noch stark, aber kein Vergleich zu den Geburtswehen. Noris Kopf sank zur Seite, ihr Blick hielt den von Tekuro fest. "Nabele ihn ab und heiße ihn auf der Welt willkommen". Ihre Stimme war heiser, kraftlos, aber hatte eine Stärke die kaum zu erklären war. Tanuki schaute seinen Vater kurz an, ehe er seine dunklen Augen wieder schloss. Mutter und Sohn schienen voller Liebe zu warten.


    Tekuro Chud
    Tekuro fühlte sich so erbärmlich nutzlos und schwach, während Nori darum kämpfte, ihrem Sohn das Leben zu schenken. Sie schrie und Tekuro winselte vor innerer Qual, doch das Gewinsel ging unter in den Schmerzensschreien der werdenden Mutter. Ihre Stimme war wie ein Pfahl durch seine Eingeweide. Zwischendurch wurde ihm schlecht und er wurde tatsächlich kurz bewusstlos. Als er wieder aufwachte, war Patrice wieder dicht bei ihnen, zu dicht. Tekuro grollte, doch das Grollen blieb ihm im Halse stecken, als er sah, wer da in Noris blutverschmierten Armen lag. Tekuro schrak geschockt zurück im Angesicht der Winzigkeit seines Kindes. So klein und hilflos ... die Nabelschnur war noch an seinem Bauch. »Warum schreit er nicht, muss er nicht schreien?«, fragte er und seine Stimme klang kläglich. War er selbst auch so winzig gewesen? Und dann hatte seine Mutter ihm im Winter einfach vor dem Weisenhaus hingelegt wie ein altes Paar Schuhe? Und sein Vater hatte ihn, der seine Eltern so dringend brauchte, fressen wollen, beißen wollen mit seinen Zähnen und noch Schlimmeres? Das erste Mal in seinem Leben bekam Tekuro eine Ahnung davon, welches Monster hinter Kazrars freundlichem Arashi-Lächeln lauerte. »Tanuki«, sagte er und betrachtete seinen Sohn voller Liebe. Seine Augen waren feucht. Er rieb sein Gesicht an Noris verschwitztem Haar. »Bist du ... gesund? Was muss ich machen? Ich weiß nicht, wie abnabeln geht.«


    Nori
    "Du musst seine Nabelschnur durchtrennen und Du musst ihn zum Schreien bringen. Er muss nach Luft schnappen. Patti hilf Teku, ich kann nicht ich fühle mich schwer wie Blei... und Tekuro, Teku, hör mir genau zu. Sehr genau, gib Tanuki niemals meinem Vater. Niemals, gleich was er sagt. Und Teku, gib ihm auch niemals Deinen Vater. Hörst Du mich?", fragte sie mit mahnender Verzweiflung. Sie fühlte sich wie eine Katze die in das Nest gekrochen war und nun lag sie hier als Löwin. Eine Leuin die ihr Kind verteidigen würde, notfalls bis in den Tod und dies sogar vor Archibald und Kazrar.


    Tekuro Chud
    »Niemals, ich schwöre es«, sprach Tekuro feierlich und mit einem drohenden Unterton, der sich jedoch nicht auf Nori bezog. »Ich bin anders, das kann ich dir versichern. Ich bin der schwarze Skorpion, aber Kinder standen nie auf meinem Speiseplan. Nicht einmal in den finstersten Momenten. Ich jage anders und ich schlage andere Beute. Ich bin nicht wie sie, unser Sohn ist bei mir sicher. Ich werde über ihn wachen und über dich, so lange wie du meinen Schutz benötigst, ehe du wieder jagen gehen kannst. Wo ist die Nachgeburt?«


    Nori
    Nori deutete auf den Boden wo das Organ lag, dass nun nicht mehr gebraucht wurde. Es sah seltsam aus, groß und dunkel. Sie hatte noch nie eine Nachgeburt gesehen. Sie ekelte sich nicht, denn es war ein Teil von ihr und dieser Teil hatte Tanuki ernährt und sie beide verbunden. "Das wirst Du Teku, dass weiß ich. Und Du bist nicht allein, Du hast Deinen Mann und Deinen Bruder. Sie alle müssen Archibald und Kazrar fernhalten. Du weißt selbst, wie wenig Zeit es kostet in ein Stück Fleisch zu beißen. Sekunden. Nur eine unachtsame Sekunde Teku... man nennt sie nicht umsonst Babybeißer... ich werde unseren Sohn ebenso beschützen, aber im Moment kann ich das nicht. Es ist Deine Aufgabe sein Leben mit Deinem zu schützen. Belly soll Dir beistehen, Boldi, Vano, Davet, jeder wir sind eine Familie. Aber Kazrar darf ihn nicht halten, er darf nicht in die Nähe. Nicht so das er ihn berühren kann, hörst Du? Wenn ich schlafe musst Du wachen. Es muss immer jemand über Tanuki wachen, sonst ist er... fort", flüsterte sie und schlagartig stiegen ihr Tränen in die Augen.


    Patrice Vertcuis
    Tanuki hatte noch immer nicht geatmet und die Plazenta war bereits aus Nori geglitten, so dass er darüber keinen Sauerstoff mehr bekam. »Er muss dringend atmen! Soll ich?«, hakte Patrice nach. In seinem Gesicht stand die Sorge. Er wollte sich nicht aufdrängen, doch hier ging es um das kleine Leben, während die beiden erwachsenen Beißer in ihrer Unsicherheit nur redeten.
    Nori
    Nori nickte "ja hilf ihm schnell, Teku weiß nicht was zu tun ist", flehte sie ihn an und hoffte Patti wusste bescheid und würde helfen.


    Patrice Vertcuis
    Patrice nahm ganz vorsichtig Tanuki in den Arm, wobei er mit den Fingern das schwere Köpfchen stützte. Er drehte ihn auf den Bauch, wobei der Kleine auf seine Unterarm ruhte, und hielt ihn so, dass das Fruchtwasser aus seinem Mündchen laufen konnte. Viel war es nicht, das meiste war bereits bei der Geburt bereits aus den Lungen gepresst worden. Allein, dass er ein wenig hin und her gewälzt wurde, genügte schon, um Tanuki zum Atmen zu bringen. Er brüllte nicht, er quengelte nur kurz und war dann schon wieder ruhig. Patrice nutzte die Gelegenheit, ihn auf seine bescheidene Weise zu untersuchen. Alles war in Ordnung, so weit er das beurteilen konnte, ein gesunder, kräftiger Junge. Vielleicht etwas Kleiner als der Durchschnitt, doch nicht besorgniserregend winzig.
    »Die Nabelschnur muss abgebunden werden, ehe man sie durchtrennt. Sonst verliert Tanuki unnötig Blut«, informierte er. Wo die Nachgeburt sich befand, war eigentlich offensichtlich - natürlich am anderen Ende der Nabelschnur. Doch Tekuro in seiner Nervosität übersah diesen simplen Umstand und bemerkte die Plazenta erst, als Nori darauf zeigte.
    Patrice reichte Nori ihren Sohn zurück und ließ sie einen Moment allein. Er organisierte beim Bordheiler ein passendes steriles Band und eine Schere und ließ sich von ihm erklären, wie er es machen musste.
    »Darf ich?«, fragte er Tekuro, als er wieder da war. »Nur das Abbinden.« Tekuro nickte und Patrice band ganz langsam und vorsichtig die Nabelschnur einen Finger entfernt vom Bäuchlein ab. Er reichte Tekuro die Schere. Mit sichtlichem Widerwillen durchtrennte Tekuro das Band, das Mutter und Kind miteinander verbunden hatte.
    »Versuch ihn zu stillen«, empfahl Patrice. »Ich gehe derweile ein Stück weg. Wenn ihr mich braucht, bin ich da. Die erste Milch ist besonders wichtig.«
    Als er gehen wollte, griff Tekuro seine Hand. Er hielt sie fest und schenkte ihm einen tiefen Blick, ehe er ihn gehen ließ.


    Nori
    Nori legte Tanuki an die Brust. Sie brauchte ein bisschen bis sie ihn richtig angelegt hatte, aber dann begann der kleine Kerl zu trinken. Sie fühlte sich unendlich erschöpft und zugleich glücklich. Das Nest sah verwüstet aus und blutig. Tekuro musste die Laken erneuern und sie waschen. "Teku reinige mich, denk an das Wasser und reinige unseren Sohn etwas, wenn er getrunken hat. Ich brauche ein Kleid, bevor die anderen zurückkommen. Sie müssen ihn sehen, denn sie müssen ihn mit uns beschützen. Jeder muss ihn hüten, er darf nie unbeaufsichtigt schlafen", sagte sie, während sie Tanuki streichelte.


    Tekuro Chud
    Tekuro besah sich die dunkelrote, wabbelige Masse, aus der die hellere Nabelschnur hing, während sein Sohn trank. Das Organ sah hervorragend durchblutet aus, es hatte seinen Sohn gut ernährt. Tekuro hob die Plazenta mit einer Hand auf und biss kraftvoll hinein. Es war, als würde er in einen mit Blut getränkten Schwamm beißen, das noch warme Blut wurde hinausgepresst und floss köstlich in seine Kehle. Er biss zu allen Seiten hinein und ließ sich die Zwischenmahlzeit schmecken. Jetzt endlich stellte sich auch sein Stachel wieder auf, als er biss und trank. »Den Rest lasse ich für Belly«, sprach er und leckte sich die Lippen. »Er muss auch davon trinken, weil er auch mit Papa ist. Und das Fleisch muss Patrice essen. Es wird nicht ins Meer geschmissen, weil ich nicht will, dass die Haie Tanukis Geschmack kennen oder deinen. Und weil ich nicht will, dass ein Stück von euch verloren geht. Wir sind eins nach dieser Mahlzeit.« Er legte die Plazenta wieder hin und machte sich daran, Nori im Schritt sauber zu lecken. Er tastete vorsichtig mit der Zunge alles ab, sie war geweitet und ein wenig wund, aber nicht gerissen. Die Tücher nutzte er nur für den Fußboden, Nori und Tanuki leckte er sauber, sehr vorsichtig und naschte auch von Noris Milch, als er ihre Brust von dem Blut befreite, das an Tanuki geklebt hatte. Anschließend besah er sich den Tropfen, der an der glänzenden Spitze hing.
    »Die Milch ist gelb. Ist das normal? Hast du was Komisches gegessen? Und das ist ja nur ganz wenig! Reicht das überhaupt?«
    Anschließend küsste er sie glücklich auf den Mund.
    »Du warst so tapfer. Du hast unseren Sohn ins Leben gebracht und ihn all die Monate ernährt. Ein bisschen musst du noch durchhalten, dann übernehme ich seine Ernährung. Aber ich muss dir was sagen. Es darf ihn nicht jeder hüten, oh nein. Wir beide übernehmen den Großteil und nur, wenn wir zu erschöpft sind, darf der Kleine auch zu Belly oder Boldi. Niemand sonst wird ihn hüten, ohne dass wir dabei sind, niemand, das musst du mir versprechen! Die beiden sind die Einzigen! Patrice darf ihn nur mal halten, wenn wir genau daneben sitzen. Und sonst gar keiner.«
    Patrice kam gerade wieder zurück. Er hielt ein großes, dunkles Kleid im Arm, das Tekuro als das von Leala erkannte.


    Nori
    "Nun ich denke es ist normal, Menschen geben schließlich keine Kuhmilch", antwortete Nori mit einem Zwinkern, ehe sie wieder ernst wurde. "Ich verstehe Dich Teku, aber denk genau nach. Wenn Du Tanuki so von der Familie abschirmst, werden sich die anderen vor den Kopf gestoßen fühlen. Möchtest Du das? Sie sollen ihn doch genauso lieb haben und ihn beschützen. Glaub mir, wir beide werden sicher noch oft genug erschöpft sein, um dann Tanuki dankbar an Patti geben zu dürfen. Drum lass ihn in der Familie ankommen, so wie er zur Familie gehört. Niemand würde ihm etwas antun, außer mein Vater und Deiner und Derya. Meine Schwester darf ihn auch niemals halten, versprich mir das. Für alle anderen soll er eine Verbindung zur Familie sein und keine Trennung Tekuro. Boldi würde niemals Deinem Kind schaden oder Belly. Davet auch nie oder Vano. Wie der Älteste denkt, weiß ich nicht, aber eines weiß ich gewiss, ohne Patti wäre es nie so gut gelaufen. Ihm würde ich blind unser Kind anvertrauen. Denk daran, wer ihm den ersten Atem schenkte", sagte Nori und reichte Tekuro seinen Sohn, damit sie das Kleid anziehen konnte. "Sag ruhig etwas dazu Patti und vielen Dank für Deine Hilfe, ich weiß nicht was wir ohne Dich getan hätten", sagte Nori voller Dankbarkeit.


    Tekuro Chud
    Tekuro musste sich von Patrice helfen lassen, da er keine Ahnung hatte, wie man ein Kind hielt. Patrice erklärte es ihm leise und wies ihn darauf hin, dass er immer das Köpfchen stützen musste, egal was er vorhatte. Als Tanuki in seinem Arm lag, war Tekuro glücklich. Der Kontrast zwischen seinem dunklen, schwarz behaarten arm und seiner muskulösen Brust und dem weichen, rosa Körperchen seines Sohnes war kaum auszuhalten. Er hatte nicht geglaubt, dass er je einen Menschen dermaßen niedlich finden konnte, vor allem kein Kind, da er Kinder früher nur als Plagegeister wahrgenommen hatte. Nun war er selbst Vater und sah das Ganze auf einmal mit nachsichtigeren Augen. »So lange er dermaßen winzig ist, möchte ich nicht, dass jemand anderes ihn hält. Nur wir beide, meine zwei Männer und Boldi. Das ist die Familie. Die anderen sind ... eben die anderen. Die dürfen ihn vielleicht halten, wenn er größer ist. Aber jetzt will ich das nicht. Sie stecken ihn an mit ihren Seuchen, halten ihn falsch oder lassen ihn fallen! Besonders die falsche Natter Silvano wird ihn nie im Arm halten. Genau so wenig wie Kazrar, Archibald oder Derya. Nori, du brauchst mehr Milch! Frag Leala, die hat Riesenmöpse. Sie soll dir sagen, was du machen musst, damit Tanuki satt wird. Stell dir vor, er hat Hunger und deine Milch reicht nicht und er saugt da umsonst. Hunger ist schrecklich, Nori, ich weiß, wovon ich spreche.«


    Nori
    Tekuro nahm Tenuki auf den Arm und Nori zog sich das Kleid mit Hilfe von Patrice an. Teku hatte einen ganz verträumten Blick, als er seinen kleinen Sohn anschaute. Nori konnte nur den Kopf schütteln. "Teku, ist es jetzt endlich mal gut? Du und Vano hört auf mit dem Mist. Er würde Tanuki nie etwas tun, allein schon nicht wegen Boldi. Und auch nicht wegen Dir. Weißt Du überhaupt was der Fisch heißt? Es ist ein Karpfen, ein Koi. Er steht als Tättowierung für vieles. Dieser Karpfen ist ein Liebesschloss. Er hat die gleiche Bedeutung, wie zwei tätowierte Karpfen. Er steht für lebenslange Partnerschaft oder Freundschaft, denn Kois sind gesellige Fische und brauchen stets einen Gefährten. Ein Liebesschloss für Dich und Deinen Mann, geschenkt von einem Freund. Und Du meinst, er würde Deinem Sohn schaden? Das meinst aber auch nur Du. Zu der Brustgröße von Vanos Mutter nehme ich keine Stellung, aber ich frage mich wo Du so Deine Augen hast Tekuro, normal ist das nicht fremden Müttern auf die Milchbar zu schauen. Aber ich könnte sie fragen, was man tun kann um mehr Milch zu bekommen. Zurück zu Deinem Fisch. Neben ihrem auffälligen Aussehen zeichnet den Koi vor allem sein unglaublich hohes Alter aus. Bei guter Haltung können die Fische über 60 Jahre alt werden. Man munkelt der älteste bekannte Karpfen lebte über 200 Jahre. Besonders wichtig für seine Bedeutung ist jedoch eine alte Legende. Laut dieser soll ein einziger Koi unter einem Schwarm von tausenden anderen Karpfen es geschafft haben, den Fluss entlang, gegen den Strom, und die Wasserfälle hinauf zum Drachentor zu schwimmen. Dort soll er sich schließlich in einen Drachen verwandelt haben.Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften und der bekannten Legende des Fischs ergeben sich folgende Bedeutungen für den Koi und auch seine Tätowierung wie Erfolg, Ehrgeiz, Glück, Reichtum, Stärke, Ausdauer, Fortschritt, Mut, Zielstrebigkeit, Unabhängigkeit, langes Leben und eben wie gesagt lebenslange Freundschaft oder Partnerschaft. Ein Schloss um es fest in Deinem Herzen zu verschließen. Und als Geschenk an Euch beide um Eure Liebe festzuhalten. Denk mal über den Fisch etwas nach. Ja Hunger ist grausam, ich kenne zwar nicht Deinen Hunger Tekuro, zum Glück musste ich niemals Hunger leiden, aber ich kenne den anderen Hunger, jenen der mich zur Jagd treibt. Ich werde mit Leala reden, ich hoffe sie hat ein paar Tipps", sagte Nori und strich das Kleid glatt. "Wie sehe ich in dem Kleid aus?"


    Tekuro Chud
    Tekuro küsste Nori, aber sanft, da Tanuki zwischen ihnen war. »Ich muss gucken, Nori. Weil ich wissen muss, ob sie als Partnerin für meinen Vater oder für meinen anderen Sohn, Mako, in Betracht kommt.« Er blickte sie neugierig an. »Eifersüchtig?« Er schnurrte leise und schenkte ihr einen Nasenstupser. »Ich steh nicht auf so Mamafrauen. Oder auf so Porzellanpuppen wie Papa. Schwäche. Ich steh auf dich, weil du eine Jägerin bist. Ich hab nicht geglaubt, auf die Weise für eine Frau empfinden zu können und wollte mich eigentlich nur vermehren. Aber die Lektion war gut. Ich kann es. Aber Vano und sein Schloss, das darf man nicht so persönlich nehmen. Er weiß, wie er einen bezirzt, wie Patti. Nur, dass Silvano im Gegensatz zu Patti es nicht ernst meint.«


    Nori
    "Eifersüchtig wegen Tanuki, dass Du nicht nach fremden Frauen schielst. Leala kommt nicht als Frau für Kazrar in Betracht, Du musst also nicht gucken. Und was Du über Vano sagst, stimmt nicht. Er meint es zu ernst, das ist sein Problem. Aber kläre das selbst, ich möchte nur nicht, dass Ihr beiden dauerstreitet. Und wenn Du es nicht für die Familie, Tanuki oder mich tun möchtest, dann mach es doch für Deinen Bruder Boldi. Er hat sich gerade wieder versöhnt. Wie soll der Mann je zur Ruhe kommen, wenn jeder auf ihn einhackt? Du gegen Vano, Vano gegen Dich und er immer als Dritter zwischen allen Stühlen. Denkt Ihr bei Eurem Gezanke mal an ihn und seinen Nerven. Bei Euch beiden gibt es mal einen Gewinner und mal einen Verlierer, Boldi ist immer der Verlierer, denn einen von Euch muss er trösten. Ihr seid beide ganz schön unfair zu dem Mann, den Ihr angeblich liebt", sagte Nori streng.


    Tekuro Chud
    »Was, du glaubst, ich würde dich und Tanuki sitzen lassen? Wenn ich eine andere Jägerin treffe? Nori, ich kann keine Kinder mehr zeugen. Meine Sahne ist so kalt und tot wie ich. Das ist ein Umstand, mit dem ich leben muss, zwei Söhne waren mir vergönnt, den Rest der Familie müssen andere zeugen. Drum wird es keine andere Jägerin für mich geben. Aber Papa muss ich eine aufs Auge drücken, der sucht sich immer so Püppchen raus und wundert sich dann, das die Nudel nicht steht. Ich such ihm eine, die gar nicht fragt. Die ihn sich einfach packt und sich holt, was sie will. Damit das Genörgel ein Ende hat. Wegen Boldi hast du recht, ja. Aber einer muss Silvano auf seinen Platz verweisen, der braucht das. Und wenn Boldi dafür zu lieb ist, übernehm ich diesen Part.« Er schaute sich Nori von oben bis unten an. »Dein Bauch ist auf einmal wieder weg. Im Kleid hab ich dich nie gesehen, aber ich mag es. Sieht nach Kuscheln aus.«


    Nori
    "Ja und das ist die Schuld meines Vaters, weil er Dich einfach gebissen hat. Das tut mir leid Tekuro, damit hat keiner gerechnet. Weder ich noch irgendwer sonst. Die Panik war groß, Dein Vater wäre fast durchgedreht. Und Archibald dachte noch, er hätte Dir einen Gefallen getan. Du solltest vielleicht die Sahne von Deinem Vater sammeln, wenn er jemanden besteigt den er mag. Mit einer dieser Lümmeltüten. Oder er spritzt sie wo rein, wenn er soweit ist und holt sich den Appetit woanders. Dein Vater braucht da scheinbar wen anderes. Ich glaube er sagt Dir nicht ehrlich auf wen er steht. Genauso wenig wie bei Johann. Du ich glaube Boldi hat nichts dagegen, wenn Du Vano seinen Platz zeigst. Letztens wolltest Du und ich glaube Vano wäre Dir sogar sehr dankbar gewesen, wärst Du ihm nachgelaufen. Er vertraut Dir und er mag Dich sehr. Wie sah denn Deine Mutter aus Tekuro? Die Frau hat ihn doch gereizt, also wie sah sie aus? So eine Frau musst Du Kaz servieren. Danke, ich finde das Kleid fühlt sich auch sehr gemütlich an. Du kannst Dich gerne ankuscheln. Sonst habe ich nie Kleider getragen, aber ich glaube ich werde öfter eines tragen, bis ich verheilt bin innerlich", sagte sie glücklich und streichelte Teku.


    Tekuro Chud
    Tekuro schmiegte sich schnurrend an sie. »Das mag ich«, sprach er leise. Tanuki bewegte sich etwas, schlief dann aber in seinem Arm einfach weiter. »Ich geb dir unseren Sohn wieder, ich bin kalt, er kühlt sonst aus. Kraul mich aber trotzdem weiter, mit dem freien Arm. Ich brauch das.« Er legte seinen Sohn bäuchlings zwischen Noris warme Brüste. »Wie diese Frau ausgesehen hat, die mich umbringen wollte, weiß ich nicht. Ich will es auch nicht wissen, hoffentlich entstellt, von Lepra zerfressen, ohne Nase und Augen. Die Seele nach außen gekehrt, alles weggefault, das wünsch ich ihr. Wegen Archibald bin ich auch unendlich sauer. Ich wollt lieb sein, ihn füttern und er hat einfach zugepackt! Aber ich muss gestehen, dass ich ihn ein wenig verstehe. Belly sollte erst in Arashima gebissen werden, zu unserer Hochzeit. Aber ich hatte Bedenken. Bis dahin kann so viel geschehen und ich ... wollte, dass er bleibt. Für immer. Noch bevor ... wir wussten, was wir fühlen. Aber vielleicht ... hat er es schon ein wenig geahnt. Und Silvano hätte ich zurückgeholt, ja, das hätte ich. Niemand hat sich von der Familie zu entfernen, ohne bescheid zu sagen, wohin er geht und wann er wieder kommt. Papas Sahne klauen ... ich muss dir was sagen. Boldis Sahne ... wollt ich stehlen.«


    Nori
    Nori rückte Tanuki zurecht und legte den anderen Arm um Teku. Sie schmiegte ihren Kopf an seinen und lächelte. "Nur zu, bestiehl ihn. Es ist kein Diebstahl, sondern Du schenkst Leben. Ich habe keine Ahnung davon, wie stark die Gier als Vampir werden kann. Aber die Gier jemanden den man liebt zu halten, verstehe ich sehr wohl. Du hast Bellamy schon geliebt, bevor Du es begriffen hast und er Dich auch. Darum die Bitte und von Dir der Biss. Und es war richtig so, dass Du ihn gebissen hast. Bellamy ist ein kluger Kopf, genau wie Patrice. Aber er ist auch ein gefährlicher Mann, der der Gefahr nicht ausweicht. Es war gut ihn zu beißen. Richtig, sehr schön gesagt niemand verlässt die Familie. Aber es wird auch niemand außen vor gelassen Teku. Ich weiß dass Du ihn zurückgeholt hättest. Das würdest Du immer und jeden. Ob einer geht oder von uns gerissen wird, das ist etwas das mich beruhigt. Würde jemand Tanuki rauben, würdest Du ihn verfolgen. Es gäbe keinen Ort auf dieser Welt, wo er sich verstecken könnte. Du würdest unseren Sohn retten. Ebenso rettest Du jene, die meinen weglaufen zu müssen um bleiben zu dürfen. Er wollte bleiben Teku, er wusste nur nicht wie und hatte gehofft Du machst es möglich. Und weißt Du was? Das hättest Du auch, wie Du es immer machst und Leute rettest, sogar vor sich selbst. Gleich wen, ob Boldi, Belly, Vano, Du rettest sie zur Not alle. Und Du verlangst nicht mal einen Dank, sondern nur dass sie auch bleiben. So bist Du", sagte Nori liebevoll.


    Tekuro Chud
    Tekuro bekam tatsächlich rote Wangen. Er war es nicht gewohnt, dass jemand so freundlich von ihm sprach. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte und obwohl er sich freute, schämte er sich auch. So nickte er. »Ja, ich hol sie zurück. Jeden Einzelnen und ich geb alles, damit sie bleiben. Aber das begreift nicht jeder.« Patrice schmiegte sich auf seine andere Seite und Tekuro zog ihn an sich, ehe er sich weiter seiner Frau widmete. »Du hast recht, ich war in Bellamy verknallt bis über beide Ohren. Er hatte mir den Arm eingerenkt, als ich ihn mal ausgekugelt hatte. Eigentlich geht man damit zum Heiler, aber ich ging zu ihm, unter dem Vorwand, mich erstmal abmelden zu wollen. Aber eigentlich wollte ich, dass er das gleich übernimmt, das ist ja nichts Kompliziertes, wenn man weiß, wie es geht. Und obwohl es sauweh tat, hab ich genossen, dass er mich dafür angefasst hat mit seinen Händen. Er hatte noch so ironisch gefragt, ob er mir ein Bussi aufs Aua-Ärmchen geben soll. Das hat er echt gefragt. Und ich hätte so gern einfach ja gesagt! Wobei ich damals einfach dachte, dass ich mal wieder angefasst werden will. Ich hab das vermisst, ich kuschel so gern und hatte da noch keinen Patti. Aber wenn ich zurückdenke, dann glaube ich, dass es mir nicht nur um die Berührung ging, sondern um ihn. Weil sonst hätte ich auch mit dem Aua-Arm zu Benito rennen können oder zu dem Heiler, der sonst für Kleinscheiß bei uns zuständig ist. Was ist mit dir? Warst du nie verknallt?«


    Nori
    Nori grinste Tekuro bei der Beschreibung an. Ja das klang wirklich nach Bellamy und seinen schrägen Kommentaren. "Oh verknallt war ich schon einmal, aber es ist nichts daraus geworden. Da ich dem nicht weiter nachging. Ich wusste es würde nichts draus werden. Sobald er herausgefunden hätte wer ich bin, wäre es aus gewesen. Entweder für ihn oder für mich. Darum habe ich ihn eine Zeit beobachtet, aber nie angesprochen. Er war einer der Stadtwächter in Obenza. Ein hübscher Kerl, jedenfalls in meinen Augen, fähig, flink, ein guter Bursche. Aber meine und seine Welt gehören nicht zusammen. Ich sah ihn oft, aber ich weiß nicht ob er mich jemals sah. Oder sagen wir mal bewusst wahrgenommen hat. Manches soll einfach nicht sein Tekuro und so kamen wir schließlich zusammen. Stimmt Du hättest zu Benito gehen können, dem Wunderheiler wenn man Etti fragt oder? Darüber macht doch Boldi gerne Witze und Belly auch. Wobei vielleicht ist er wirklich so gut, wer weiß?", grinste Nori.


    Tekuro Chud
    »Benito ist richtig gut, was seine Heilkunst betrifft. Aber meine Eier waren nie krank, drum weiß ich nicht, wie angenehm das ist, wenn er einen da untersucht. Vielleicht hätte ich es aus Neugier mal testen sollen, aber damals wusste ich noch nicht, dass Etti sich nur krank stellt, weil er Benitos Hände so vermisst hat. Die beiden, das war eine ähnliche Geschichte wie bei Belly und mir. Etti war über Jahre in Benito verschossen, aber anstatt ihm das zu sagen, hat er dauernd Wehwehchen erfunden, um ihm nahe sein zu können. Er hat sich sogar einen seiner Untersuchungshandschuhe geklaut, den hat er sich dann selbst angezogen und sich damit abends unter der Decke verwöhnt. Wir haben immer gesagt, das ist sein Taschen-Benito, nachdem das rauskam. Den Stadtwächter musst du mir mal zeigen, vielleicht gefällt er mir ja auch. Dann spielen wir eine Runde zu dritt, wenn du wieder gesund bist. Wie heißt der?«


    Nori
    "Nun dann hat Benito auch sicher vorsichtige Hände, denn wenn er Etti je die Klöten geklemmt hätte, wäre er doch nicht wieder zu dem Heiler gelaufen. Du kannst es ja immer noch testen und ihn ganz dumm fragen, ob Du noch zeugungsfähig bist. Wobei ob das so einem Heiler nicht auffällt, wenn man lügt? Oder hatte er da seinen Spaß dran. Gut, wenn man geschickt lügt, vielleicht fällt es einem nicht auf. Es sei denn Etti machte sich absichtlich krank, also hing seine Hoden in den Wind bis sie kalt wie Eisklumpen waren. Thys Veenboer so hieß er, von der Art hätte er Dir sicher gefallen. Nur von seiner Überzeugung nicht. Oder vielleicht doch, Ihr teilt ja im Grunde einen ähnlichen Beruf. Hier würde man wohl Büttel zu Thys sagen", antwortete Nori und musste bei dem Gedanken an Etti grinsen.


    Tekuro Chud
    »Was meinst du, von seiner Überzeugung her? Ist er so ein elender Erbsenzähler wie Gilbert, der alle Gesetze auswendig kennt und mit der Lupe schaut, ob man als ehrbarer Gardist mit der Zehenspitze versehentlich eins überschreitet? So lange er nackt vor mir liegt und mir die Pforte öffnet, ist es mir herzlich egal. Aber das macht Gilbert nicht, drum seh ich auch keinen Grund, warum ich ihn leiden können sollte. Der lutscht lieber die Nudeln von kriminellen Pennern, die er in der Gosse gefunden hat, um den armen Seelen was Gutes zu tun.«


    Nori
    "Nein er ist kein Erbsenzähler, er ist eine brutale Sau, die keinen davon kommen lässt. Er kennt jedes Gesetz und er weiß, wenn Du eines gebrochen hast. Dann bricht er Dir etwas dafür und war die Verfehlung zu groß, legt er Dich um. So waren einige Büttel oder Stadtwachen in Obenza drauf. Warum lange mit wem rumärgern? Ich sagte doch, er war gefährlich. Hätte er gewusste wer oder was ich bin, hätte er versucht mich umzulegen und ich dann natürlich ihn. Wie soll man so mit jemandem eine Partnerschaft führen. Aber er war ein schmucker Typ. Gilbert lutscht Pennern die Nudel? Also ich weiß ja nicht, aber gesund ist das Hobby nicht", lachte Nori leise.


    Tekuro Chud
    »Klar macht er das. Warum sonst sollte er einen Widerling wie Toni unter seine Fittiche nehmen? Aus purer Nettigkeit? Sicher nicht, dann wäre doch schon vorher mal jemand so gehätschelt und gepäppelt worden. Aber Toni war der Erste. Gilbert lutscht ihm jeden Tag einen in der Umkleide. Damit es nicht so blöd aussieht, lässt er Toni als Gegenleistung für ihn Kaffeekochen, sonst könnte noch wem auffallen, wie gern er kniet und lutscht. Glaub mir, ich erkenn einen Sklaven, wenn ich einen sehe. Abends vor dem Einschlafen stellt Gilbert sich vor, wie Toni meinen Boldi mit dem Messer aufschlitzte, dabei geht ihm einer ab. Der steht auf die schweren Jungs, die er fangen soll, er leckt sie alle, und mit Toni ist ihm ein besonders guter Fang geglückt. Nur leider hat es nicht für eine Verurteilung gereicht, drum hat er Toni auf die Weise behalten.« Tekuro leckte sich die Lippen. »Deinen Thys brauchen wir ja nicht zu behalten, wenn er dir was tun würde. Aber wir können ihn für eine Spielstunde einfangen und dann lassen wir ihn wieder laufen, kerngesund und mit herrlich leerem Sack.«


    Nori
    "So wie Du das erklärst, klingt das sogar richtig logisch. Warum hat er Toni behalten? Wer behält schon gerne einen Penner bei sich? Meinst Du wirklich, ihn macht die Verstümmelung von Boldi an? Erzähl mir davon, was Toni Boldi angetan hat. Weiß Vano davon? Falls nicht, sag ihm auch nichts. Nachher jagt er Toni und kommt total durchgeritten wieder nach Hause. Boldi bekommt noch einen Schreikrampf. Wir sollten Toni auf den fauligen Zahn fühlen. Thys einfangen und dann wieder laufen lassen? Nun er wäre doch was für Deine Zucht. Zapf ihm was ab, oder lass ihn spenden. Daran hätte er sicher Spaß", kicherte Nori.

    Tekuro Chud
    »Dafür muss er verdammt gut sein und ich benötige eine Mutter«, gab Tekuro zu bedenken. »Eine hab ich«, sprach er mit gesenkter Stimme. »Für Boldi. Sag das keinem. Die ist unwahrscheinlich wertvoll. Aber er rückt seine Sahne nicht raus und wenn er sie breitspritzt, schmiert er sie überall breit, rollt drüber und drückt sie in den Stoff. Du würdest dich also freuen, wenn wir Thys einfangen können. Dann werde ich ihn dir fangen. Vielleicht behalten wir ihn auch, wenn er taugt. Silvano weiß sicher schon, was Boldi widerfahren ist. Toni kam von hinten und riss das Messer durch sein Gesicht, ohne zu sehen, was er treffen würde. Es hätte genau so gut seine Augen erwischen können. Stattdessen verhakte sich das Messer in seiner Wange und riss sie durch. Es hat sie nicht zerschnitten, sondern zerfetzt, weil es stumpf war und hinterher war alles entzündet. Auf der Seite kann Boldi seinen Mund nicht mehr bewegen und sabbert immer. Er sagt, dass er auch mit dieser Seite der Zunge nicht mehr gut schmeckt, dauernd Zahnschmerzen da hat und auch das Gehör ist da nicht so gut wie auf der anderen Seite. Alles wegen Toni! Aber Gilbert macht es an, so einem gefährlichen Burschen einen zu lutschen.«


    Nori
    "Dann sind da sicher sehr viele Nerven zerstört worden. Wenn Vano das weiß, wir er Toni jagen. Und ich wünsche Toni, dass Vano ihn findet und ihn bluten lässt. Das klingt schrecklich, denn da war er doch noch ein Kind. Du hast ihn durchgebracht, dass war die Zeit nicht wahr? Toni hatte ihm diese Wunde zugefügt und Du hast Boldi gerettet. Gilbert hat doch selbst so eine Narbe im Gesicht. Vielleicht macht ihn das insgeheim an. Vielleicht findet er, dass er damit die Gefahr gebannt hat, die ihm einst die Fresse zerschnitt. Aber die Gefahr ist niemals gebannt, dass lass Dir gesagt sein. Weißt Du wer Gilbert das Gesicht zerschnitt? Archibald", flüsterte Nori.


    Tekuro Chud
    »Archibald? Aber warum? Und warum brachte er es nicht zu Ende? Gilbert hätte den Tod verdient, glaub mir. Du hast es richtig erraten. In der Zeit wäre Boldi fast gestorben, das war eine riesen Wunde. Sie blutete, nässte, eiterte. Das Gesicht war so geschwollen, ihm lief sogar Flüssigkeit aus dem Ohr und aus dem Auge. Alle dachten, er würde sterben und ich dachte es auch. Drum gab ich alles und hab ihn gefüttert. Seine Ration war gestrichen worden, also habe ich meine mit ihm geteilt und das Jagen gelernt für ihn. Ich hab ihn so lieb gehabt. Er hat überlebt und irgendwann kam endlich auch ein Mönch, der hat die Wunde zusammengenäht, so schloss sie sich wieder. Ich war so froh, so froh! Und dann ... kam eine Kutsche und nahm ihn mit. Wohin? Keine Ahnung, das weiß ich bis heute nicht. Aber ich weiß, dass er nun wieder da ist.«


    Nori
    "Weil er einen Auftrag hatte und es ging um ein Artefakt und nicht um diesen Blöd-Büttel-Gilbert. Der Hund von Gilbert hat Archibald angefallen, darum lebt Gilbert noch. Er kann von Glück sagen. Das was Boldi durchmachen musste klingt extrem grausam. Sie hätten ihn sterben lassen. Da tun die Mönche so als wären sie barmherzig, der Zirkel ist barmherziger. Sie hätten ihn gepflegt, als einen der ihren. Die Mönche dienen Ainuwar und lassen ein Kind verhungern. Jene die dem Abgrund dienen hätten es gerettet. Wo ist da nun die Gerechtigkeit? Weiß Vano das? Er sollte wissen wie es um seinen Mann stand und wer Du wirklich bist. Ich bin dankbar dass Du mir das erzählt hast, ich sehe Boldi und Dich mit anderen Augen. Und Euch zusammen umso mehr. Was er durchgemacht und gefühlt haben muss, pure Verzweiflung. Verletzt und dann spucken noch alle auf ihn. Aber Du warst da, wie immer Tekuro. Schon damals. Wie ich vorhin sagte, Du passt auf Deine Leute auf", sagte Nori stolz.


    Tekuro Chud
    »Ich glaube, diese Geschichte hat Boldi seinem Mann schon erzählt. Aber er kann auch noch mal meine Sicht erzählt bekommen. Dann sieht er es vielleicht anders. Vielleicht versteht er dann auch, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt - denn gäbe es mich nicht in Boldis Leben, würde es auch keinen Boldi im Leben von Silvano geben, weil er gestorben wäre. Man kann uns nicht trennen, ohne uns zu halbieren. Obwohl wir nicht blutsverwandt sind, sind wir wie Zwillinge. Weil das Schicksal uns zusammengeschweißt hat mit Blut.« Er streichelte Nori und küsste sie. »Ich werde auch für dich und Tanuki da sein. Das schwöre ich dir und ihm. Schlaf nun, so lange Tanuki noch Ruhe gibt, es waren harte Stunden. Ich wache. Und wenn ich schlafen muss, wacht Patrice. Wir zwei passen auf euch auf.« Er zog eine der sauberen Decken über Nori, so dass Tanukis Köpfchen noch herausschaute und kuschelte sich dicht an sie heran.