Kapitel 3 - Treff im Triangel-Tempel

  • Auszug, Kopie der für die Ledvigiani relevanten Gesprächsinhalte aus dem vollständigen Gesprächsprotokoll von Souvagne. Gespräch der drei letzten Großherzoge bezüglich eventueller zukünftiger ehelicher Verbindungen zur Sicherung der Erbfolge von Ehveros.


    Dreiländereck,
    19.12.203 n.d.A.




    1



    Felipe von Ehveros
    Im Dreiländereck von Almanien stand ein Tempel. Aufgrund seines dreickigen Grundrisses nannte man ihn den Triangel-Tempel oder kurz: die Triangel. Jede Ecke stand für eines der drei verbliebenen almanischen Großherzogtümer und je eine Ecke zeigte nach Souvagne, Ledwick und Ehveros. Der Tempel war noch recht jung, er wurde erst vor wenigen Monaten eingeweiht, denn andernfalls hätte er viereckig gebaut sein müssen. Felipe von Ehveros warf einen Blick in die Richtung, in der bis vor kurzem noch die Hohe Mark gelegen hatte. Heute gehörte diese Region zu Souvagne, eine Entwicklung, mit der er keineswegs zufrieden war. Doch das war heute nicht das Thema. Der alte Mann ließ sich von seinem Leibdiener Diego Gonzales aus der Kutsche helfen. Felipe war 74 Jahre alt, klein und dürr, doch seine Haltung war aufrecht. Zwar besaß er einen Gehstock, doch diesen verwendete er nicht, wenn er sich mit Personen von Rang und Namen traf, so wie heute. Diego begleitete seinen Herrn in den vorbereiteten Raum. Felipe nahm auf einem der gepolsterten Stühle Platz und wartete.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Felipe hatte um ein Treffen ersucht, dafür hatte er sogar die einzig neutrale Stelle im heutigen Länderdreieck der almanischen Region vorgeschlagen. Ganz frisch war dort ein Tempel entstanden, die Triangel - oder auf souvagnisch Triangle. Nicht sonderlich anders, bis auf die Schreibweise und Betonung. Maximilien reiste nicht mit der Kutsche, sondern mit seinem Prachtadler an. Das gewaltige Tier war schwarz, ebenso wie der Wappenadler Souvagnes. Souvagne war dem Alten und der Tradition sehr verbunden, aber offensichtlich guten Neuerungen, dafür war es offen. So wurden seit kurzem diese gewaltigen Geschöpfe gezähmt und genutzt. Ebenso einige andere endemische Vogelarten. Eine spezielle zählte zu den gefährlichsten Geschöpfen die es gab, aber dieses Tier diente zur Neujahrsparade und die Himmelsaugen kümmerten sich gleichsam um seine Zähmung und Abrichtung. Dieses Jahr gab es mehr zu feiern als üblicherweise, vor allem die Ausweitung und Vergrößerung ihres Landes. Aus Souvagne war Grand Souvagne geworden, auch wenn der Name offiziell geblieben war. Innerhalb Souvagnes sprach man davon. Pom setzte ganz in der Nähe des Tempels auf und ging in die Hocke. Zuerst stieg Fabien, der treue Leibdiener von Maximilien ab um dann seinem Herrn behilflich zu sein. Ein weiteres Tier landete neben dem ersten Prachtadler. Es war von matter, grüner Farbe und gehörte dem Oberhaupt der Himmelsaugen, Jules. Er reiste gemeinsam mit Khawa an und begleitete seinen Herrn um diesen im Wenn-Fall zu verteidigen. Auch wenn keiner davon ausging, dass dies nötig sein würde. Aber es handelte sich um Felipe, der alte Gauner war immer für eine Überraschung gut. Gemeinsam unter der Führung von Maximilien schritten sie in den Tempel. Der Duc von Souvagne setzte sich Felipe gegenüber und grüßte mit einem knappen Nicken, während sich seine beiden Begleiter Jules und Khawa in die hinteren Reihen verzogen, stellte sich Fabien genau neben den Stuhl seines Herrn. "Wir grüßen Euch Felipe von Ehveros. Was verschafft uns die Ehre des Treffens?", hakte Maximilien nach.


    Felipe von Ehveros
    Felipe nickte zurück, es wirkte wie das Hacken einer Krähe, kurz und präzise. Sein Gesicht war faltig, doch in perfekter Weise geschminkt und seine Perücke verriet so wie der Rest seiner Kleidung Stilsicherheit. In jungen Jahren war er womöglich ein adretter Mann gewesen. »Wir grüßen Euch ebenso, Maximilien Rivenet de Souvagne. Der Duca von Ledwick ist ebenso geladen, aber wie so oft verspätet er sich. Wir werden trotzdem schon beginnen, es ist nicht unsere Schuld, wenn der junge Mann die Hälfte verpasst. Wir möchten mit Euch ein persönliches Thema besprechen, es geht um unsere Tochter Ricarda. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich Euch bitten, Eure Begleiter vor der Tür warten zu lassen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Gewiss, bis auf unseren Leibdiener verstehst sich", sagte Maximilien freundich und gab Jules und Khawa einen Wink, so das beide zurück nach draußen gingen. "Ihr wisst genau wie unsere Person, dass ein Leibdiener generell alles erfährt, aber selbstredend auch über alles schweigt. Die Verschwiegenheit von Fabien ist garantiert. Sprecht offen, damit wir Euch helfen können, was bedrückt Euch bezüglich Eurer Tochter? Einen Teil können wir uns denken, aber wir möchten es von Euch persönlich erfahren. Unsere Vermutung muss sich nicht mit Eurem Unbill decken Felipe", antwortete Max.


    Felipe von Ehveros
    »Der Leibdiener stört nicht, unserer ist ja auch hier.« Hinter ihm stand Diego, der sehr ernst dreinblickte, genau wie sein Herr. Es war nicht gerade ein angenehmes Thema, um das es heute ging. »Wir geben es ungern zu, aber wir benötigen Rat. Unsere Berater erscheinen uns nicht vollumfänglich vertrauenswürdig, uns beschleicht der Verdacht, sie reden uns nach dem Mund. Ihr tut das mit Sicherheit nicht. Und vielleicht lässt sich ja eine Lösung finden, die uns beiden zu Vorteil verhilft. In Ermangelung eines männlichen Thronerben haben wir das Experiment gewagt, unsere Tochter in den Stand der Großherzogin zu erheben. Wie dieser Versuch sich entwickelt, erfüllt uns, milde ausgedrückt, nicht mit Zufriedenheit.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Einen Rat zu erbitten ist niemals falsch Felipe, denn Ihr seid es letztendlich der entscheidet, was Ihr daraus macht. Eure Tochter auf den Thron zu setzen, war eine gewagte Entscheidung. Da gebe ich Euch Recht. Ein Experiment, mangels Alternativen möchte man meinen. Aber Felipe, Ihr hättet Alternativen. Die erste die mir einfallen würde, wäre Eure Tochter zu verheiraten und den Schwiegersohn als Regent auf den Thron zu setzen. Hierbei ist nun Folgendes zu beachten. Ihr benötigt einen vertrauensvollen, jungen Mann, der ganz Eurer Linie entspricht oder Euren Vorstellungen. Er muss für Euch ein würdiger Nachfolger sein. Stellt es Euch als eine Art Adoption über die Ehe vor. Dieser Mann wird Euer Sohn - Euer Schwiegersohn. Gleichsam sollte er also Euch genauso freundlich gesinnt und wohlgesonnen sein, wie Ihr ihm. Bei dieser Ehe wäre also maßgeblich für die Entscheidung dass Ihr und er daccord geht. Eure Tochter spielt dabei nur die untergeordnete Rolle. Sie ebenet dem Mann den Weg auf den Thron durch ihre Blutlinie und ihrem Namen. Wärt Ihr zu so einer Lösung bereit?", hakte Maximilien nach.


    Felipe von Ehveros
    »Wäre ich - das Problem dabei ist der Geschmack unserer Tochter. Ricarda scheint an Männern keinen Geschmack zu finden. Sie ist schön, sie hat Einfluss und es gäbe genug Interessenten. Abgesehen von unseren Sorgen, unser Kind in gute Hände zu geben und den innenpolitischen Querelen, die eine Hochzeit mit dem Falschen womöglich nach sich zieht, ist unsere Tochter dem anderen derart abgeneigt, dass wir uns schäbig fühlen sollten, auch nur daran zu denken, ihr einen Mann aufzubürden. Ja, richtig gehört, aufzubürden. Wobei, offen gesprochen, die Frage im Raum steht, wer denn wessen Bürde wäre.« Man sah Felipe deutlich die Frustration an. »Keiner war ihr gut genug!«, rief er wütend.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Sprechen wir völlig offen Felipe unter Vätern. Eure Tochter begehrt Frauen statt Männer. Daran ist nichts falsches, allerdings ist sie eine Regentin und hat für den Erhalt Ihrer Blutlinie zu sorgen. Ob sie ihren Mann liebt, ist irrelevant. Ob sie ihn attraktiv findet ist irrelevant. Sie hat mit ihm Nachkommen zu zeugen - männliche Nachkommen. Sie kann sich gerne eine besondere Zofe halten, die ihr Herz erwärmt, oder jene Frau als Zweitfrau ehelichen. Eure Ehegepflogenheiten sind mir nicht bekannt. Aber sie ist keine Magd, sie ist keine freie Frau wie eine Händlerin, die ihr tägliches Brot selbst verdient und so entscheiden kann, wem sie ihr Herz schenkt. Sie ist momentan Ehveros in Persona. Wenn sie in Erscheinung tritt, tritt der Staat selbst in Erscheinung. Solche Kleinigkeiten wie persönliche Gefühle, kann sich eine Regentin und auch ein Regent nicht leisten. Private Gefühlen gehören, wie der Name bereits vermuten lässt, in den privaten Bereich. Rici kann fühlen was sie will, genau wie Max. Aber die Großherzogin von Ehveros IST Ehveros, genauso ist der Duc von Souvagne - Souvagne. Für ein bisschen Fummelspaß und Liebäugeln will sie das Land ohne Nachfolger, ohne Thronerben zurücklassen? Und Ihr Felipe, wollt Ihr das Eurer Tochter durchgehen lassen? Nehmt es uns nicht übel, aber wen dem so ist und dem so bleibt, werdet Ihr eines Tages sterben in der Gewissheit, dass der letzte Eurer Linie eine verbohrte kleine Frau war, die Papa Hörner aufsetzte, da sie lieber mit Frauen spielte. Sprecht ein Machtwort, verheiratet sie! Oder, falls Ihr völlig andere Wege gehen wollt, zeugt einen Nachfolger. Ihr seid alt, aber nicht zu alt. Der Vorteil eines Mannes Felipe. Falls Ihr das nicht wollt oder könnt, beantworten müsst Ihr mir dies selbstverständlich nicht - schon einmal über Adoption nachgedacht? Leider endet dann Eure Blutlinie ebenfalls, aber Ihr hinterlasst kein Machtvakuum, sondern Ihr könnt den Sohn nach seinen Befähigungen aussuchen. Einen Mann von dem Ihr wisst, dass er als Regent taugt. Leider taugen auch nicht alle Söhne dazu, so ehrlich müssen wir sein. Wir können uns mit unseren drei Lausern, sehr glücklich schätzen", sagte Max. Er verstand in welcher Zwickmühle sich Felipe gerade befand. Oder schon seit Jahren. Sein kleines Zuckerschneckchen tanzte Papa gehörig auf der Nase herum, wie ihm Verrill. Nur hatte Felipe keine Söhne und er hatte keine Frau. Er hatte nur dieses eine hochverzogene Gör, das er vermutlich selbst derart verzogen hatte. Er selbst hatte Verrill schließlich auch alles durchgehen lassen, sobald sie nur Kulleraugen machte.


    Felipe von Ehveros
    »Da liegt der Hase im Pfeffer. Sie ist die Großherzogin. Wir sind nicht mehr der Regent dieses Landes. Wir nahmen an, dass Ricarda von selbst erkennt, in welcher Verantwortung sie für Ehveros steht. Ihr habt Ihr sogar durch die Blume Euren Sohn angeboten! Den Kronprinz! Sie lehnte ab. Dann war da noch Euer Bastardsohn - den lehnte sie ebenfalls ab. Und schlussendlich wurde sogar von Eurer Tochter gesprochen - war auch nicht gut genug! Wir lieben unsere Tochter, Maximilien, wir lieben unsere kleine Rici. Doch in den letzten Wochen wünschten wir, hätten wir härtere Kindermädchen und Erzieherinnen zu ihrer Ausbildung einsetzen sollen als solche, die unser Täubchen in seinem Freiheitsdrang bestätigten und ihm das Gefühl gaben, in einem goldenen Käfig zu sitzen. Wenn wir nun selbst jemanden adoptieren oder noch einen Sohn zeugen, was würde es denn ändern?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nun Eure Tochter hat generell nicht den Ernst des Lebens begriffen Felipe. Ihre Friedensvertragsunterzeichnung war gut gemeint. Aber der Vertrag war weder ausgearbeitet noch wurde er je ratifiziert. Nun eine einfache Absprache mit Handschlag reicht ebenso, wenn es beide Seiten ernst meinen. Aber wir sind nicht auf dem Viehmarkt, sondern Regenten. Da sollte ein Vertrag von solch einer Tragweite Hand und Fuß haben. "Hallo Nachbar ich tue Dir nichts, keine Angst. Alle sind wieder lieb zueinander und helfen sich", klingt schön. Fehlt nur, Du darfst auch mal mein Pony streicheln. Nein Danke. Wobei... das hätte Dir ja vermutlich gefallen", lachte Max leise. "Aber mich außen vor, korrekt, sie lehnt alles und jeden ab und ich kann Dir auch sagen warum. Dein Rici hat kein Oberwasser. Sie selbst weiß nicht genau was sie tut. Und in diesem Fall benötigt sie real einen Partner an ihrer Seite der von seinem Amt Ahnung hat. Sie möchte aber lieber weiter in ihrem Lummerland leben, sich als Regentin von Ehveros und Friedensstifterin sonnen. Folglich darf ihr Mann oder ihre Frau nicht annähernd eine Ahnung haben, er oder sie soll zu Rici aufschauen und sich ihr völlig unterwerfen. Kurzum, sie würde mit ihrer Partnerwahl den Weltuntergang für Ehveros einleiten. Sie hat keine Ahnung und Ihr Gegenstück noch weniger. Leider lässt sie sich nicht vom Verstand leiten, was ihre Regierung angeht, sondern von Gefühlen. Und genau das lieber Felipe ist der Grund, weshalb Frauen nicht auf den Thron gehören. Du fragst mich heute etwas. Ich erläutere Dir meinen Standpunkt. Er mag vielleicht nicht mit Deinem übereinstimmen, aber vorerst reden wird. Nun eine Frau - es muss nicht mal Rici sein. Du fragst nach ihrem Standpunkt, frag sie an drei Tagen und höre fünf verschiedene Meinungen. Sollte sie dann ihre Tage haben, hast Du vermutlich einen Krieg angezettelt, weil Du sie versehentlich beleidigt hast - ohne es zu wissen. Oder sie fühlte sich pikiert - warum auch immer, sie hatte schlechte Laune, ihr war übel was auch immer. Darin liegt die Gefahr einer Frau. Geradlinig ist keine von ihnen, selbst die geradlinigste läuft noch in Schlangenlinien - gedanklich gesprochen. Sicher gibt es auch launische Männer, aber die Launen sind meist nichts gegen die Naturgewalten die Frauen lostreten weil sie sich gerade so komisch fühlen, alla "Du verstehst mich nicht" oder "es fühlt sich falsch an" und solcher Scherze. Gleich, Du hast es versucht und bist kläglich gescheitert, sieh der Realität ins Auge Felipe. Nur dann kannst Du aus dem Loch krabbeln. Also wie gesagt, Du hättest sie verheiraten müssen. Ob sie will oder nicht spielt keine Rolle. Sie muss nicht einmal anwesend sein bei der Hochzeit, sie ist nur die Frau. Frage wie ist bei Euch die Thronfolge geregelt? Erst geborener Sohn? Dann nach Rangfolge die Söhne? Bei mir wäre es Dreux - Kronprince, Greg - 2. Geborener, Ciel - 3. Bastard und völlig legitimiert. Ich selbst war zweitgeborener Sohn. Ich hätte 10 Schwestern haben können, sie zählen nicht in der Thronfolge. Wie sieht das bei Euch aus? Gäbe es keinen männlichen Nachkommen, wären meine nächsten Männlichen Verwandten an der Reihe. Vermutlich würde die Person, sagen wir ein Neufville dann Olivie heiraten, damit der Kreis geschlossen bleibt", erklärte Max.


    Felipe von Ehveros
    »Gut, gehen wir zum Du über. Das ist vielleicht auch angebrachter bei solch einem Thema.« Der alte Mann rieb sich die Schläfe. Sein Leibdiener wollte seine Schminke rasch mit einem Taschentuch wieder korrigieren, doch Felipe stoppte ihn mit einem derart ungehaltenen Blick, dass der Mann die Haltung eines Soldaten annahm und hinter seinem Sessel stramm stand, ohne es noch zu wagen, sich zu regen. Felipe war gerade nicht in der Stimmung, beim Sprechen unterbrochen zu werden, völlig ungeachtet dessen, ob vielleicht ein Fingerbreit seines Puders ein klein wenig verwischt worden war. »Ja, ich hätte sie verheiraten sollen, Maximilien. Ich sollte es auch jetzt noch tun. Aber ich kann es nicht mehr! Sie ist die Großherzogin, wer will sie noch verheiraten? Das Einzige, was mir übrig bliebe, wäre ein Staatsstreich gegen meine eigene Tochter. Verkappt, unauffällig, sie hat sich in ein Kloster zurückgezogen oder dergleichen, das Übliche eben. Die Erbfolge ist durch ein Gesetz zur Gleichbehandlung in der Erbfolge verändert worden im Vergleich zu früher. Ich erließ es, damit meine Blutlinie als Linie des Großherzogs fortbestehen kann, ob ich nun eine Tochter habe oder einen Sohn. Darum ist Ricardas Regentschaft absolut legitim. Ich bin ratlos, Maximilien.«


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Es klopfte leise und Diego ging zur Tür. Hinein kam Tazio Ferdinando di Ledvicco, was die Kleidung anbelangt sicher die raumgreifendste Person des Tempels. "Guten Tag, die Hoheiten", grüßte er und nickte ihnen beiden zu, wobei er bei Maximilien begann, obgleich er jünger war als Felipe. Grund war die sich anbahnende Freundschaft zu Souvagne und so nahm er in Kauf, dass Felipe sich ärgerte. Das tat dieser vermutlich ohnehin, allein darum, weil Tazio noch am Leben weilte, anstatt brav neben seinem Vater in der Steppe zu ruhen. Tazio steuerte auf den dritten Stuhl zu und machte es sich darauf bequem.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ein Staatsstreich wäre eine Möglichkeit, natürlich. Aber auch eine einfache Entmachtung in Folge, dass Ihr ein Amtsenthebungsverfahren anstrebt. Eure Tochter scheint geistig nicht in der Lage zu sein ihr Amt auszuführen. Also wickelt die Thronübergabe rückwirkend ab. Entzieht Ihr die Krone. Entweder sie dankt ab und überreicht sie Euch zurück oder Ihr müsst zu drastischeren Mitteln greifen Felipe. Ihr benötige treue Untertanten die bereit sind für Euch, für Ehveros die derzeitige "Puppengroßherzogin" zu verhaften und in ein Sanatorium bringen zu lassen. Dann verfasst Ihr ein Amtsaufhebungsverfahren. Wir waren beim Du - entschuldige. Du verfasst ein Aufhebungsverfahren, kurzum Du erlässt ein Dekret. Mit heutigem Datum sprechen wir, Großherzog Felipe von Ehveros, unserer Tochter Ricarda von Ehveros die Großherzogliche Würde ab. Die Begründung dieser Zwangs-Abdikation erklärt sich aus der geisteskranken Verhaltensweise unserer Tochter. Zum Schutze und Erhalt Ehveros und es ehverosser Volkes sehen wir uns zu dieser Entscheidung nicht nur veranlasst, sondern gezwungen. Zeitgleich ordenen wir hiermit mit sofortigem Dekret an, dass alle mit unserem Blute verwandten männlichen Edelmänner am Hofe vorstellig werden mögen. Und so weiter und so fort... nur etwas Feinschliff. Dann schaust Du nach einem passenden Herrscher der vielleicht noch Blutlinie ist, oder den Du in der Blutlinie haben möchtest. Und mach diesen Unsinn mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau rückgängig. Ich bitte Dich Felipe. Wo lebst Du? Bist Du verkappter Naridier oder was war mit Dir los? Du hast das Herz eines Vaters sprechen lassen, ich verstehe Dich. Aber Du hättest sie in gute Hände verheiraten müssen, anstatt ein kleines Mädchen auf den Thron zu setzen. Frauen sind nicht unfähig, ihre Qualitäten liegen nur völlig anders und ihre Befähigungen. Wir treffen die Entscheidungen für das ganze Land für oder als Mann für die Familie nach außen. Die Frau hält die Familie im Inneren zusammen. Sie schafft und behütet das Nest wie man so schön sagt. Das Nest zu verteidigen, ist unsere Aufgabe. Da könntest Du auch gleich Soldatinnen einstellen, oder die Marine mit Frauen bestücken, männliche Offiziere ernennen, oder gleich auswandern, bevor Dir alles um die Ohren fliegt. Mach diese Merde rückgängig, die stinkt 100 Meilen gegen den Wind und Du hast Dir selbst die Luft zum Atmen genommen. Setz einen fähigen Mann auf den Thron, aber vorher setz Dich selbst wieder drauf!"


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    "Wäre es nicht denkbar, eine Abdankung in Ricardas Namen auszuschreiben?", fragte Tazio in die Runde. "Ich habe nur den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen. Aber dann wäre sie am Zug wenn sie wirklich ein Interesse an den Regierungsgeschäften hätte. Und Felipe könne sofort die Regierungsgeschäfte übernehmen. Wäre das nicht einfacher?"


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Willkommen in unserer illustren Runde Duca Tazio Ferdinando di Ledvicco. In anderer Persona Namen zu sprechen von deren Größenordnung wäre nicht nur Amts- sondern sogar Thronanmaßung. So wie wenn Fabien behaupten würde, Teil der Krone zu sein. Das ist er nicht und damit würde ihm der Block winken. Es sei denn wir wären verheiratet, dann wäre tatsächlich Teil der Krone und dürfte dies redlicherweise von sich behaupten. Ihr versteht? Ihr könnt nicht in anderer Namen sprechen, Ihr sprecht nur in Eurem Namen und als Duca selbstredend im Namen Eures Volkes", erläuterte Max.


    Felipe von Ehveros
    »Vermutlich auch nicht anmaßender, als meinem Täubchen eine Geisteskrankheit zu attestieren«, murrte Felipe frustriert. »Also gibt es nur diese zwei Möglichkeiten, Ricarda öffentlich bloßzustellen und das Gesetz rückgängig zu machen oder einen Staatsstreich. Beides keine Alternativen, die mir als liebender Vater gefallen mögen. Gibt es keinen dritten Weg? Mein Land zerfällt vor meinen Augen, Maximilien! Meine Blutlinie ist zu Ende! Jahrhunderte an Arbeit und Aufopferung meiner Vorfahren, alles für die Katz, nur weil ich als Vater zu weich war.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Doch natürlich gibt es die, Ihr könnt Eure Tochter dazu auffordern, Vernunft anzunehmen und ihr eine Frist setzen, bis zu der sie sich einen Ehemann genommen haben muss. Sollte sie dem nicht nachkommen, müsst Ihr handeln. Allerdings ist sie dann vorgewarnt. Auf der anderen Seite, wie Ihr sagt es ist Eure Tochter. Ihr müsst abwägen, was für Euch schwerer wiegt, das Land oder das Kind. Es ist eine Tochter Felipe", sagte Max umgänglich.


    Felipe von Ehveros
    »Ich bin alt, Maximilien. Und auch nicht mehr gesund. Drastisch gesprochen, ich könnte jeden Tag nicht mehr aufwachen oder mitten bei der Arbeit einfach tot umfallen. So starb mein Vater. Ich möchte nicht auf Zeit handeln, denn ich habe keine Zeit! Die Frist müsste kurz bemessen sein. Eine offene Frage. Du warst sicher gekränkt über das mangelnde Interesse meiner Tochter an deinen Söhnen. Ich war das auch, ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Gesetzt den Fall, ich komme wieder in Amt und Würden, wäre eine Hochzeit noch im Rahmen des Möglichen oder ist diese Gelegenheit ein für alle Mal vertan? Und was ist mit dir, Ernesto?«


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    "Tazio", entgegnete der Duca. "Mein Vater ist tot."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Felipe wäre einer meiner Söhne an Ricarda persönlich interessiert gewesen, wäre ich enttäuscht gewesen. Das war ich nicht, ich war allerdings verwundert über ihre zugeknöpfte Art. Ferner weiß ich aus absolut zuverlässiger Quelle, dass Deine Tochter scheinbar keine Heiratsinteressen hegt. Denn sie sprach selbst mit meinem Leibdiener. Momentan ist mein ältester Sohn dabei auf Tuchfühlung mit der Marquis de la Grange zu gehen. Er ist bereits Archi-Duc. Du siehst auch bei uns ändern sich manche Dinge, auch wenn wir sonst sehr konservativ sind. Bei uns änderte sich die Thronübergabe und zwar in der Art, dass nicht mehr der Tod ausschlaggebend ist, sondern der Wille. Es findet eine Übergabe von Vater zu Sohn statt, mit lebenden Händen. Um es kurz zu machen, wenn kämen nur Gregoire und Ciel in Betracht. Dreux müsste ich fragen, er ist Mit-Regent und ich weiß nicht, ob er Ricarada als Erstfrau wünscht oder die Marquis. Mein erster Sohn hat ebenfalls spezielle Vorstellungen, er möchte jemanden an seiner Seite, der er vertraut, der er mit Freundschaft begegnet, vielleicht sogar mehr wie Liebe und auf deren Rat er bauen kann. Dreux mag manchmal unwirsch erscheinen, aber er ist durchaus umgänglich, er braucht immer ein bisschen. Er schaut erst und handelt dann. Aber er kann auch sehr energisch handeln, was der Duca sicher zu bestätigen weiß. Also ich könnte Dir nur sagen, dass Ricarda Ciel oder Greg ehelichen könnte. Sie wäre dann aber Zweitfrau. Wobei ich nicht weiß, wie der Duca und Greg zueinander stehen. Klärt Ihr uns auf Duca?", bat Max.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio spürte, wie er errötete. »Ich finde, Gregoire Verrill ist eine kluge und angenehme Person«, sagte er vorsichtig. Er wollte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Er blickte durch die Augenöffnungen seiner Maske Maximilien in die Augen, um zu sehen, wie er auf die verhaltene Botschaft reagierte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien erwiderte den Blick ruhig und ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. "Wir wissen, dass unser Sohn Interesse an Euch hat, dieses Interesse ist nicht nur freundschaftlicher Natur Duca. Ihr habt ihn beeindruckt, durch Eure ruhige, stille und dennoch wissbegierige Art. Gregoire ist jemand, der so gut wie nie den Palast oder gar das Hofgelände verlässt. Aber er verließ für Euch sogar das Land um Euch einen Besuch abzustatten. Was immer Euch verbindet, oder einst verbinden wird - eine Freundschaft ist es garantiert", antwortete Max ehrlich.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio lächelte mit den Augen, damit Maximilien es trotz seiner Maske sah. Dann nickte er leicht. »Er ist zu jeder Zeit in Monleone willkommen, auch sein Mann Linhard und jedes andere Mitglied deiner Familie. Ich habe eine Suit für deine Familie reservieren lassen, sie wird durch niemand anderen mehr benutzt, nur für den Fall. Der Überraschungsbesuch hatte mich doch sehr gefreut. Oh, es passt vielleicht gerade nicht, aber wer weiß, wann wir uns das nächste Mal persönlich sehen. Danke für Schneeflocke. Er ist wundervoll. Und so praktisch, ich bin auf ihm angereist.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Comme arriver - gerne geschehen Tazio. Das freut mich sehr, vielleicht nehmen wir das Angebot nach der Unterredung direkt in Anspruch. Dein Land zu besichtigen wäre eine Freude. Auch wenn ich das letzte Mal schändlicherweise von einigen Duponts festgesetzt wurde. Esst Ihr auch Froschschenkel? Linhard ist gebürtiger Naridier, als falls er mal etwas aus der Art schlägt, verzeih ihm, solange er nicht zu sehr über die Stränge schlägt. Einer unserer Marine-Offiziere im Rang eines Kapitäns hat zudem einen zahmen Sturmvogel. Dieser wäre für Dein Land von Vorteil. Sie sind nicht endemisch auf Souvagne, sondern überall auf den Meeren Zuhause. Du solltest fragen wie er gezähmt wurde. Es müsste ähnlich der anderen Vögel geschehen sein. Mir ist bekannt, dass er mit Dir Kontakt aufnehmen möchte. Er erwarb eine Dschunke aus Deinen Werften. Und er möchte bei Dir im Land wie bei uns ein Geschäft eröffnen. Quasi Im- und Export. Aus unseren Ländern Waren exportieren und bei uns fremdländische Güter einführen, sagen wir mal so etwas wie Gewürze, Kaffee, Tee oder ganz andere Dinge die es so bei uns nicht gibt. Diese Sturmvögel können sehr weite Strecken fliegen wie mir erklärt wurde. Dafür können sie mit ihren Paddelfüßen nichts greifen. Aber wenn Du mal den Schnabel eines solchen Tieres siehst, weißt Du es ist wehrhaft. Sie sind kleiner als Prachtadler Tazio, dafür sind ihre Flügel aber länger. Sie fliegen lange und ausdauernd. Aber ein großer Vorteil ist, dass sie sogar bei Sturm auf den Wellen reiten können und sogar auf dem Wasser schlafen. Das erklärte mir ein Himmelsauge. Und sie kennen sich mit sämtlichen Vogelarten aus. Nur am Rande", sagte Max.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Eine Dschunke?« Tazio überlegte. »Nicht zufällig die Tordalk? Auf diese sind wir sehr stolz und ich freue mich, dass unsere Länder sich nach dem langen Schweigen wieder annähern. Linhard war sehr freundlich und höflich, den Naridier in ihm habe ich nur an seinem Akzent bemerkt. Bezüglich des Handels steht Ledwick Gesprächen offen gegenüber. Ja, ich esse auch Froschschenkel, warum auch nicht? Wir haben der Frösche reichlich und sie sind schmackhaft und nahrhaft, ein traditionelles Gericht. Um noch einmal auf unseren heutigen Gastgeber zu sprechen zu kommen, es ist vielleicht eine anmaßende Frage, aber sie ist freundlich gemeint. Ledwick ist vom Krieg gebeutelt und Ehveros innenpolitisch geschwächt. Wäre es vielleicht sinnvoll, wenn wir beide uns bezüglich einer Hochzeit einig werden?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne • Heute, 21:54
    "Wäre es nicht klug, wenn Ihr beide Euch bezüglich einer Hochzeit einig wäret?", fragte Max mit einem breiten Grinsen und einer hochgezogenen Augenbraue.


    Felipe von Ehveros
    Damit hatte der alte Felipe nicht gerechnet und in diese Richtung auch noch nicht gedacht. »Du willst meine Tochter ehelichen?«, fragte er anklagend und versank dann ins Grübeln. Schließlich wandte er den Blick Maximilien zu. »Was sagst du dazu?«


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    "Wir? Also Felipe und ich?", fragte Tazio.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Richtig, Ihr beide. Spricht was dagegen? Damit hätte er einen legitimen Nachfolger und zwar seinen Ehemann, wenn die Regentschaft denn von Euch beiden ausgeht. Normalerweise regiert bei uns der Großherzog. Die Ehefrau oder der Ehemann haben nichts zu sagen. Hieße würden wir beide heiraten Tazio, wärst Du in Souvagne zwar "Duc" aber Prince-Gemahl. Du hast keine Befehlsgewalt im Sinne des Duc. Ich wäre vermutlich in Ledwick ebenso Prince-Gemahl, ich kann nicht im Namen Lewicks das Militär zusammentrommeln. Wären wir aber gleichberechtigte Regenten, dann würdest Du in Souvagne genau die gleiche Befehlsgewalt haben, wie ich in Ledwick. So kann man Länder einen. Und warum wollt Ihr Ledwick und Ehveros nicht einen? Ich schlage dies für Euch beide, für Felipe und für ganz Almanien vor. Felipe Dich wird es Überwindung gekostet haben, überhaupt um einen Rat zu bitten. Aber Dein Verhalten denke ich begründet sich auch auf Deine Sorgen. Zumindest teilweise. Dein Problem Tazio ist, Deine Jugend. Dafür kannst Du nichts und die Jugend hat ihre eigenen Vorzüge. Ich war jünger als Du als ich den Thron bestiegt. Aber ich hatte einen alten, weisen und sehr lieben Ratgeber. Ihr beide würdet Euch optimal ergänzen. Felipe benötigt junges Blut, und Du Tazio benötigst einen weisen Ratgeber. Solltest Du allerdings einen neuen Marionettentanz planen Felipe werden wir Dir auf die Finger klopfen, um Tazios Willen. Solltest Du all das, Deine Sorgen um Dein Land ernst meinen, stehen wir Dir bei. Dir ebenso Tazio, ich hoffe das weißt Du", erklärte Max.


    Felipe von Ehveros
    »Du meinst den alten Roderich?« Felipe lachte leise. »Das war eine andere Geschichte und weitaus amüsanter als der Grund unseres heutigen Zusammentreffens. Was meinst du damit, ich würde junges Blut benötigen, Maximilien? Ich benötige überhaupt Blut, denn ich habe nur diese eine erbberechtigte Tochter und die habe ich, obgleich sie sich bester Gesundheit erfreut, an ihre Träumereien verloren.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja den meinte ich. Streichen wir mal Roderich aus unserem Gespräch, jedenfalls im Moment. Frisches Blut in der Familie, neues Blut oder überhaupt Blut. Du hast es auf den Punkt gebracht, also was hindert Dich daran, Dich mit Tazio zusammenzuschließen? Falls Ihr beide dies in Erwägung zieht? Andernfalls kann ich für Dich gerne meine Söhne bezüglich Ricarda fragen. Ich werde alle Drei für Dich fragen", bot Max an.


    Felipe von Ehveros
    "Tu das bitte, ich werde auch noch einmal gründlich über alles nachdenken, auch über Tazios Vorschlag. Einstweilen benötige ich eine Pause, mich erschöpfen derartige Gespräche leider mehr als noch vor einigen Jahren." Er erhob sich. "Wenn ich vorschlagen darf, treffen wir uns in zwei Stunden noch einmal."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Gerne, verbleiben wir so, denk über alles in Ruhe nach und ich werde meine Söhne befragen. So weißt Du, welche Optionen Du offen hast. Ich werde Jules bitten, alle drei auf magischem Wege zu fragen, so hast Du schnellstmöglich Deine Antwort. Bis in zwei Stunden", sagte Max und erhob sich. Er drückte sich als Ehrerbietung kurz die Faust auf die Brust, wie es in Souvagne üblich war, dann verließ er gemeinsam mit Fabien den Saal.