• Hafenort Mancini


    In Mancini gab es alles, was man für ein erfülltes Leben brauchte. Es war ein hübscher, ordentlicher und wohnlicher Ort, in dem die üblichen Probleme großer Hafenorte - Seuchen, Kriminalität - kaum eine Rolle spielten. Stattdessen gab es hier alles, was für einen funktionierenden Kleinort am Meer gebraucht wurde.


    Mancini verfügte neben der eigenen kleinen Werft für Fischerboote auch über die wichtigsten Gewerbe, die mit dem Schiffsbau zusammenhingen: Eine Seilerei, eine Weberei, mehrere Tuchmacher und so weiter. Besonders stolz waren die Chevaliers de Mancini, welche das Lehen verwalteten, auf den eigenen Teerofen, in dem hochwertiges Teer für die Imprägnierung von Schiffsrümpfen gewonnen wurde.


    Aber es diente auch zum Schutz von Fangnetzen und Tauwerk vor dem aggressiven Salzwasser der Azursee. Die Qualität war so außerordentlich, dass der Manciniteer sogar als Heilmittel beworben wurde. Wenn man vom Hafen aus in Richtung Ortszentrum wollte, musste man zunächst über den großen Fischmarkt aus getrampeltem Lehm.


    Er lag direkt am Hafen, auf dem nicht nur fangfrischer Fisch, sondern auch alles andere feilgeboten wurde, was man zum Leben brauchte. Der Fischmarkt war eingefasst von den Wirtschaftsgebäuden, wie den Lagerhäusern, einem Zollhaus oder einer Geldwechselstube. Hatte man diese hinter sich gelassen, gelangte man zu verblüffend sauberen Straßen und Gassen. Hier fand sich alles, was es brauchte, um einen lang gereiste Matrosen glücklich zu machen, vor allem zahlreiche Gasthäuser, Biergärten und Tavernen. Sehenswürdigkeiten gab es keine, selbst der Tempel des Ainuwar war winzig.


    Alles in allem war Mancini klein und beschaulich, es war nicht mit einem Hafenort wie Chevrette zu vergleichen, in der auch Kriegsschiffe gefertigt wurden. Es gab nicht eine einzige gepflasterte Straße. Geplant war für die kommenden Jahre ein direkter Anschluss an die Salzstraße, jene gut ausgebaute Handelsstraße, die sich wie ein breites, steinernes Band durch alle Länder erstreckte. Noch aber war das Zukunftsmusik und ein Händler, der mit seinem Karren auf die Salzstraße wollte, musste zunächst nach Beaufort und von dort aus bis zur Hohen Mark.


    Alles in allem war das Leben in Mancini beschaulich, abwechslungsarm, voller alter Leute und rundum zufriedenstellend.