• Fernweh


    Worin das Fernweh der Ledvigiani seine Ursachen hat, ist unbekannt. Auch Angehörige anderer Völker, welche auf einen Ledvigiano in ihrer Ahnenreihe blicken können, spüren oftmals diesen Ruf, der sie meist in Richtung des Dhunischen Ozeans zieht. Der Ruf kann so stark werden, dass der Gerufene mitten in der Nacht seine Sachen packt und aufbricht, ohne jemandem Bescheid zu geben, auch wenn daheim wichtige Verpflichtungen warten. Kein Ledvigiano würde jemandem einen Vorwurf deswegen machen, die plötzliche Reiselust gehört zu ihrem Leben dazu. Als Fremdländer einen Ledvigiano zu lieben, kann zu starkem Frust und herber Enttäuschung führen. Dem Fernweh paradox entgegen steht die Tatsache, dass jeder Ledvigiano nach seiner Reise irgendwann auch wieder zurück in die Heimat kehrt und seine Lieben aufsucht. Kaum ein Ledvigiano stirbt in der Fremde oder lässt sich dort länger als für ein paar Jahre nieder. Mehr noch, man sagt, wer einmal in Ledwick gewesen ist, ganz ungeachtet der eigenen Herkunft, wird stets eines Tages erneut in dieses Land reisen. Die wenigsten Gäste kommen nur ein einziges Mal.



    Zitate


    »Die Ledvigiani haben eine tief verwurzelte Sehnsucht nach der Fremde und die Legende berichtet, dass es die Sehnsucht nach der Mutter ist, welche uns einst gebar. Der Meeresgrund, er ist unsere Mutter und unser Vater Ainuwar. Keiner von beiden ist greifbar und ewige Sehnsucht nach etwas Unbekannten der Preis. Wenn die Ferne ruft, kann man sich dem Ruf nicht entziehen. Doch irgendwann kehrt jeder Ledvigiano in seine Heimat zurück. Wenn du einmal das Herz an dieses Land verloren hast, lässt es dich nicht mehr los.«


    Tazio Ferdinando di Ledvico
    Das ganze Gespräch ist hier nachzulesen.



    »Euer Neffe reist, weil er sucht. Seine Fernweh ist Heimweh. So ist es oft, man kann diese beiden Gefühle nicht immer einwandfrei auseinanderhalten. Oft scheint es, als würde die Ferne rufen, wenn in Wahrheit nur die Heimat das Gefühl eines zu Hauses verloren hat. Dieses Gefühl ist der Fluch unseres Volkes, er macht uns zu treulosen Seelen, zu Herumtreibern und Vagabunden.«


    Sandro di Sicomoro in RE: Kapitel 09 - Die Ankunft der Lagunari