Kapitel 16 - Als das Schauspiel zu Ende ging

  • Als das Schauspiel zu Ende ging



    Vittorio Pollarotti
    Vendelin schreckte immer wieder aus dem Schlaf hoch, ohne wirklich wach zu werden. Mit glasigen Augen blickte er sich um, ohne dass Vittorio den Eindruck hatte, dass er seine Umgebung tatsächlich wahrnahm. Auf einen kurzen Hinweis legte er sich sofort wieder hin. Totengleicher Schlaf wechselte mit Unruhe, Anfälle von Schüttelfrost ließen seinen Körper erzittern. Noch nie hatte Vittorio ihn in so einem schlechten Zustand gesehen. Vendelin hatte stets den Eindruck erweckt, dass nichts und niemand je seine Grundfesten zu erschüttern vermochte. Das Wahrheitsserum Navu Lea kreiste noch immer in seinem Blut und Vendelin war nicht in der Lage, zu überspielen, was in ihm vorging. Vittorio wurde bewusst, dass es das erste Mal war, dass er wirklich Vendelin zu sehen bekam, hier, am Ende seiner Reise. Das Schauspiel war vorbei und die Tage des Schauspielers gezählt.
    Er war so anders als sonst und doch war es der selbe Mann, mit dem er die wenigen Jahre als Familie verbracht hatte. Noch immer übte er eine starke Anziehungskraft auf Vittorio aus. Blut, Schmutz und Angst waren nichts, das Vittorio schreckte. Seine intensivsten Erfahrungen hatte er in den Pausen an der Front gemacht. Den einen verging die Lust, die anderen feierten den letzten Rest ihres Lebens, indem sie alle Hemmungen zusammen mit den Hosen fallenließen.
    Der alte Soldat lag hinter dem Todgeweihten und streichelte ihn sacht. Man musste Vendelin behandeln, als sei er aus Glas, ihn ganz vorsichtig und langsam liebkosen. Er zog ihm das Hemd hoch, man hatte ihm keine Unterhose gegönnt. Vittorio massierte die glatte Pobacke, ehe er sie auseinanderzog und schaute. Niemand hatte ihn geschändet, was ihn ein wenig beruhigte. Vittorio befreite seine Männlichkeit, umfasste sie und streichelte damit zwischen Vendelins Pobacken entlang. Vendelin wurde munter, aber rührte sich nicht, bis Vittorio seinen Hals entlangküsste. Nicht verlangend, das mochte Vendelin nicht und würde eine Abfuhr nach sich ziehen. Sanft und bittend.
    Vendelin starrte nach vorn in die Dunkelheit, bis seine blutverschmierte, verbundene Hand nach hinten fasste und die von Vittorio umgriff, ohne den Daumen zu benutzen. Der alte Soldat ließ seine Hand nach vorn ziehen, doch Vendelin legte sie nicht zwischen seine Beine, sondern auf seinen Bauch. Seine Haut war etwas weicher als vor einigen Jahren, eines der wenigen Dinge, an denen Vittorio ihm das fortschreitende Alter anmerkte. Ansonsten war Vendelin gut in Form für seine 48 Jahre. Der alte Soldat streichelte ihm den Bauch und die Brust.
    »Ich habe oft an dich gedacht«, sagte Vittorio leise und küsste ihn auf die nackte Haut hinter dem Ohr.
    »Wie viele Männer und Frauen hattest du in der Zwischenzeit?«, fragte Vendelin ungerührt.
    »Sie sind unbedeutend. Ich habe sie nicht gezählt. Du?«
    »Berufliche Kontakte und Isa.«
    Vittorio war ein wenig überrascht. »Sonst niemanden?«
    »Ich hatte keinen Bedarf. Und ich habe auch jetzt keinen.«
    »Pscht, ganz ruhig. Ich streichel dich nur. Versuche, dich ein wenig zu entspannen.«
    Den Rest der Zeit schwiegen sie, während Vittorio ihn unter dem Hemd streichelte. Es hätte vieles zu sagen gegeben, doch es gab noch viel mehr zu fühlen. Das Wiedersehen wäre anders verlaufen, würden sie nicht hier im Verlies liegen, sondern daheim in Vendelins Haus.


    Maurice de la Cantillion
    Ihre traute Zweisamkeit wurde jäh gestört, als die schwere Tür aufgerissen wurde. Ein Mann mit grimmigem Blick, der noch den von Jules übertraf stand hochgerüstet in der Tür. Der Raubvogel auf seiner Schulter war mehr Ordenszeichen, als jeder Waffenrock hätte sein können. "Anziehen und mitkommen", befahl Maurice und warf Vendelin einige Kleidungsstücke zu. Claire Maurice Falke folgte den Kleidungsstücken mit dem Blick, blieb aber auf der Schulter ihres Herrn sitzen. Dass das Himmelsauge nicht allein war, hörten die beiden Insassen daran, das vor der Tür schwere Stiefel scharrten und leise geflüstert wurde.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin sah keinen Anlass, sich zu beeilen. Er setzte sich in Ruhe auf, zog das Hemd über den Kopf und legte es ordentlich zusammen und dann auf der Pritsche ab. Ohne Daumen dauerte jeder Handgriff, besonders das Anziehen und verschließen der Hose. Als er endlich fertig war, folgte er Maurice nach draußen, ohne sich von Vittorio zu verabschieden, der auf der Pritsche sitzen blieb und ihm hinterher sah.


    Maurice de la Cantillion
    "Brauchst Du eine Extraeinladung Fremdling? Hiev Deinen Arsch und abrücken!", befahl Maurice und deutete Richtung Ausgang.


    Vittorio Pollarotti
    Vittorio warf dem gerüsteten Souvagner einen grimmigen Blick zu. Er erhob sich sehr viel schneller als der angeschlagene Vendelin und schloss mit wenigen Schritten zu ihm auf. Er berührte ihn wie zufällig mit der Hand, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein war. Vittorio hielt es wie Vendelin - unter den Blicken von anderen zeigte man so wenig Schwäche wie möglich.


    Maurice de la Cantillion
    Die beiden wurden von einer Einheit der Leibgarde in Empfang genommen und jeder wurde mit einer Acht gesichert. Die Gruppe gefolgt von Maurice setzte sich in Bewegung. Vendelin kam der Weg bekannt vor, sie marschierten Richtung Thronsaal, Jules hatte also dem Duc Bericht erstattet. Dort angekommen, sprach Maurice mit den wachhabenden Gardisten. Einen Augenblick später wurden Vendelin und Vittorio in den Thronsaal geführt. Die Leibgardisten begleiteten die beiden weiterhin. Umkreist von den Gardisten waren sie gezwungen im passenden Abstand stehen zu bleiben, während der Thronsaal hinter ihnen geschlossen wurde. Die Garde innerhalb des Thronsaal sah nicht weniger wachsam aus, als jene Männer die die Gefangenen umringten. Vendelin und Vittorio wurden eine lange Zeit vom Duc, Archi-Duc, Prince Ciel und Jules gemustert. Der Leibdiener des Duc reichte diesem die Anklageschrift. Maurice trat etwas weiter nach vorne und ging auf ein Knie. "Eure Majestät die Angeklagten Vendelin von Wigberg vermeintlich Landzer und Vittorio Pollaroitti Ledwicker", erklärte das Himmelsauge. Dabei sprach er Ledwicker so aus, als wäre dies eine höchst infektiöse Krankheit.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien las die Anklageschrift durch, reichte sie an den Archi-Duc Dreux weiter und schaute zuerst Vendelin und dann Vittorio in die Augen. "Die Anklage die hier im Raume steht, könnte nicht schwerwiegender sein. Hochverrat, Landesverrat, Konzpiration mit weiteren Hochverrätern. Die Strafe hierfür dürfte Euch geläufig sein. Wir hatten bereits mehrfach versucht mit Euch auf friedlichem Wege eine Lösung zu finden. Ihr wart weder daran interessiert die Wahrheit preiszugeben Vendelin von Wigberg, noch habt Ihr Euch reumütig gezeigt. Wie uns aus zuverlässiger Quelle berichtet wurde, habt Ihr persönlich den alten Palaisin Simon ermordet, ferner habt Ihr Euch samt Eures Ordens der Beweisvernichtung im Mordfall des Duc Alain Etienne de Souvagne sowie des Kronprincen Bernard Pomeroy de Souvagne schuldig gemacht. Ihr habt der Hochverräterin Francoise Esme de Souvagne noch weit über ihr Mordkomplott hin die Treue gehalten. Die Treue endete nicht einmal mit dem Tode der Verräterin. Ferner habt Ihr uns bewusst im Unklaren darüber gelassen, wem Eure Treue gebührt und in welchem Vakuum Ihr nach dem Tod der Verräterin geschwebt habt. Der Orden des stählernen Lotos wurde von der Hochverräterin Francoise Esme de Souvagne gegründet, folglich wurdet Ihr wie der gesamte Orden auf ihre Dogmen eingeschworen. Möchtet Ihr noch etwas zu der Anklage sagen?", hakte Maximilien nach.


    Timothée Mauchelin
    »Ich schwieg, um die meinen zu schützen«, sprach Vendelin. »Verrat ist ein zu hartes Wort. Euch zu schaden, war nie meine Absicht. Ich hege keine Abneigung gegen Euch. Was ich tat, tat ich für meine Familie. Dass ich Eurer Mutter die Treue hielt auch über ihren Tod hinaus, ist wahrlich nichts, was ich bereue. Ich halte sie noch immer für eine großartige Frau. Aber birgt ein solch treuer und effizienter Orden nicht auch für Euch Potenzial? Die selben Dinge, die Ihr uns ankreidet, da Ihr sie fürchtet, könnten Euch als Waffe dienen, wenn wir Euch die Treue schwören. Ihr wisst nun, wer und was ich bin und damit habt Ihr mich in der Hand, so wie Duchesse Francoise Esme Wenzel in der Hand hatte. Ich für meinen Teil wäre bereit, Buße zu tun und eine Wiedergutmachung zu leisten, so weit es in meiner Macht steht.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hörte sich die Ausführungen von Vendelin an, ehe er Dreux und danach Ciel einen Blick zuwarf. "Anmerkungen?", fragte er die beiden freundlich. Dreux würde nicht nur eines Tages den Thron übernehmen, sondern hatte dies schon zu einem gewissen Teil. Und Prince Ciel war ebenfalls in der Position, dass er genau wie Dreux in naher Zukunft auf komplett eigenen Beinen stehen musste. So wollte Maximilien die Sicht seiner beiden Söhne zu der Antwort des Angeklagten hören. Denn letztenendlich würden sie irgendwann über das Schicksal solcher Leute entscheiden.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciels Herz hämmerte, auch wenn er nach außen in genau so ruhig und gelassen wirkte wie sein Vater und sein Bruder. »Den zugrundeliegenden Gedanken findet meine Person nicht verkehrt. Aktive Wiedergutmachung statt bloßer Vergeltung, in anderen Fällen erfolgreich verlaufen, kann den vom rechten Weg Abgefallenen zu einem neuen Leben als nützliche Mitglieder von Souvagne verhelfen. Jedoch hat es sich dabei bislang um Einzelpersonen gehandelt, nie um einen kompletten Orden! Man sieht auf der einen Seite ein hohes Maß an Loyalität, aber auf der anderen Seite einen absoluten Mangel an Empathie den Opfern des Ordens gegenüber. Und wie sollte eine Wiedergutmachung aussehen? Jene, die etwas davon haben könnten, sind nicht mehr am Leben. Für meine Person ist es noch zu früh, um eine abschließende Meinung zu bilden.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte zustimmend. "Wir müssen zudem berücksichtigen, dass der Angeklagte immer noch von der Verräterin in den höchsten Tönen spricht. Er hält sie den eigenen Worten nach immer noch für eine großartige Frau. Diese großartige Frau war es jedoch, die unseren Großvater und Onkel tötete. Diese Frau beabsichtigte zudem unseren Vater zu töten. Was war daran so großartig? Wir sehen hier weder Einsicht, noch Wille zur Wiedergutmachung und Buße. Wir sehen hier Sturheit gepaart mit der Angst auf dem Block zu landen. Eine Wechselwirkung davon, wenn man sich nicht entscheiden kann. Wobei die Entscheidung in diesem Saal von der Krone gefällt wird, gleich was der Angeklagte für sich entscheiden mag. Genau wie unser Bruder sehen wir hier ebenso, mangelndes Schuldbewusstsein den Opfern gegenüber - vom höchsten bis zum niedersten Opfer. Vielleicht kann der Angeklagte verstehen, was die Hinterbliebenen der Opfer empfinden, wenn er bedenkt was ihm gestern angedroht wurde. Unsere Kenntnis sagt uns, dass der Angeklagte sehr mit sich und seinen Gefühlen zu kämpfen hatte, als ihm mit dem Tode seines Sohnes gedroht wurde. Aus welchem Grunde geht der Angeklagte davon aus, dass die Krone nicht den Verlust ihrer Verwandten betrauert, oder die anderen geschädigten Familien? Mit welchem Recht maßt er sich dieses Urteil an? Ob der Orden fällt oder nicht, muss gut abgewägt werden. Aber wie soll man hier vorgehen? Ist auch nur ein Unschuldiger unter ihnen, solle man sie alle schonen? Oder fällt dieser eine für sie alle? Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! Hat er nicht gesehen, oder hat er nicht sehen wollen, was um ihn herum geschah? Und auch er wird einen Treueeid auf die Verräterin geleistet haben. Im Gegensatz zu den Agenten der Autarkie sehe ich hier keinen Schenk, der uns schlagartig von der Unschuld dieses Ordens überzeugen konnte. Im Gegenteil, mir erscheint dieser Orden ehr, als die mobile Kampftruppe der Hochverräterin. Magisch unantastbar, nicht auslesbar und noch heute in höchsten Tönen von ihrer Herrin sprechend. Niemand kann also überprüfen oder uns tatsächlich versichern, dass nicht noch alte Pläne oder Befehle in Kraft sind. Möglicherweise sind wir alle des Todes, wenn wir hier und heute Gnade walten lassen", warnte Dreux.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien nickte seinen beiden Söhnen zu. "Ihr habt die Einwände gehört. Eure Erwiderung darauf Angeklagter", befahl der Duc, während er sich selbst zu den Antworten seiner Kinder Gedanken machte.


    Timothée Mauchelin
    »Duchesse Francoise Esme de Souvagne war eine Frau, die man tief verletzt hatte, ohne Ausweg aus der Misere, die ihr Leben war. Die einen verzweifeln, die anderen strengen ihren Kopf an und werden aktiv. In einer Welt, in der die Frau nichts ist als die Gebärerin von Söhnen und für ihren Mann stillhalten muss, so oft es ihm beliebt, ging sie ihren Weg aufrecht und mit größter Härte. Man stelle sich vor, wenn eine Frau mit diesem Potenzial nicht als notwendiges Beiwerk eines Mannes geendet wäre, sondern als General. So waren ihre Tugenden vergeudet und daher auf die falschen Ziele kanalisiert. Dass sie ihre eigene Familie dafür bluten und sterben ließ, ist aus meiner Sicht bedauernswert. Die Familie sollte nie das Ziel des eigenen Kampfes sein, sondern jene, für die man kämpft. Doch das war meine Meinung als Privatperson, nach der wurde nie gefragt. Mich fragte sie, wenn sie Informationen brauchte oder einen Giftmord. Ich verehre die Duchesse nicht für ihre Taten - sondern für ihre Fähigkeiten. Sie war die Blume, die nie erblühen durfte und so trieb sie Dornen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Poetische, wunderschöne Worte für eine schwarze Witwe. Eure Weltsicht wäre erheiternd, wären dafür nicht unschuldige Souvagner gestorben. Ihre Fähigkeiten beruhten allein auf der Intrige. Wäre diese Frau wirklich derart fähig gewesen, sogar so fähig ein Generalsamt zu bekleiden, dann hätte sie den Mut gehabt offen zu sprechen. Duc Alain war ihr Ehemann Vendelin. Glaubt es uns, unsere Ehefrauen sprechen mit uns. Habt Ihr nur die geringste Vorstellung davon, wie in welcher Katastrophe es enden würde, wäre eine Frau in einer derartigen Position? Seid Ihr wirklich derart infantil zu glauben, dass eine Frau in der Lage wäre, psychisch wie physisch ein derartiges Amt zu stemmen? Eine Generalin oder Admiralin? Es gibt dieses Wort nicht einmal! Die Mär von den friedlichen Frauen ist genau dass was sie ist, ein Märchen. Frauen agieren ähnlich wie Männer, nur wesentlich subtiler. Wo der Mann zum Schwert greift, greift sie zum Gift. Nun im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, so heißt es. Aber eine Frau mit jener Macht wäre gar nicht darauf vorbereitet mit dieser sorgsam umzugehen. Wie stellt Ihr Euch so etwas vor? Naridische Verhältnisse in Almanien oder gar in Souvagne? Vendelin Euer Großherzogtum viel dem Wahnsinn, auch als Demokratie bekannt, anheim. Selbst in einer Demokratie sind nicht alle gleich. Und wir wissen, dass kein Mensch gleich sein kann. Der eine ist zum Herrn geboren, der andere zu Domestiken. Jede Person soll nach ihrer ureigenen Befähigung gefördert werden. Gleichheit ist Ungerechtigkeit. Jede Person hat andere Fähigkeiten, körperlich, geistig, abhängig vom Bildungsstand, Gesundheitszustand, Alter, Geschlecht, seid Ihr der gleiche wie gestern? Könntet Ihr das Gleiche leisten, wie ein Steineklopfer im Bergbau? Dies alles müsste möglich sein in Naridien, wo doch alle Menschen gleich sind. Wir für unser Dafürhalten haben lieber einen General der etwas von Taktik und Kriegsführung versteht, als von Stickereien oder Kaffeekränzchen. Auch auf See haben wir lieber einen Admiral der Navigation beherrscht, als Rouladen braten. Das mag für Euch befremdlich klingen, aber so laufen hier die Dinge. Souvagne ist eine Männer dominierte Welt Vendelin. Alles richtet sich drauf aus. Vom Duc bis hinab zum kleinsten Leibeigenen. Ob Vater des gesamten Landes oder Familienoberhaupt einer kleinen Bauersfamilie, es ist der Mann der die Familie führt, ernährt und für sie einsteht. Oft sogar mit seinem Leben. Eurer Vorschlag würde sämtliche Gesetze und Rechtsgrundlagen auf den Kopf stellen. Ist Euch das überhaupt bewusst? Ihr huldigt etwas, dass überhaupt nicht umgesetzt werden kann, möchte man nicht das Gesicht seines Landes verlieren und zu einer formlosen, gesichtlosen Masse wie Naridien degenerieren. Ferner haben Frauen hier jede Freiheit der sie bedürfen, sie benötigen schlichtweg nur die Erlaubnis ihres Ehemannes, Vaters oder Bruders. Aber da wir heute guter Dinge sind, möchte ich gerne Eure Argumentation in dieser Sache hören", sagte der Duc.


    Timothée Mauchelin
    »Dass in Almanien andere Sitten herrschen, ist mir bewusst, ich wurde hier geboren und wuchs hier auf. Auch sah ich, dass mein Vater, der in vielen Dingen sehr naridisch dachte, scheiterte in dem Versuch, seiner Frau ihren freien Willen zu lassen. Sie nutzte seine Gutmütigkeit, um ihn zu erpressen und damit unsere Zukunft zu riskieren. Ich sehe aber auch, dass, genau wie Ihr es sagt, nicht alle Frauen gleich sind. Ihr differenziert das Wesen der Männer, doch nicht dass der Frau. Mir ging es allerdings nie darum, in Souvagne naridische Verhältnisse einzuführen. Mir waren die politischen Ziele Ihrer Hoheit nicht wichtig, sondern das, was sie im Gegenzug für meine Arbeit bot. Schutz, ein sicheres Nest für die meinen. Das und nichts anderes habe ich mir stets gewünscht.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ein Trugschluss, natürlich differenzieren wir ebenso die Fähigkeiten der Frauen Vendelin. Sie liegen aber auf einem ganz anderen Sektor. Ihr habt aus erster Hand erlebt, was es heißt einer Frau zu viel Freiheiten zu gewähren, was müssen wir Euch da noch erläutern? Der Wunsch Eure Familie betreffend, können wir nachvollziehn. Uns ergeht es nicht anders. Deshalb steht Ihr hier, wir werden nicht dulden das Ihr oder jemand sonst die unseren bedroht. Die Frage ist doch, wieso habt Ihr den Schutz der Duchesse benötigt? Ihr sagtet Ihr seid Souvagner, vor wem sollte sie Euch schützen?", hakte Max nach.


    Timothée Mauchelin
    »Vor dem Wahnsinn der Freiherren von Hohenfelde«, sprach Vendelin ernst. »Jenem Zweig unserer Sippe, der in Naridien aller paar Jahre ein Blutbad unter seinesgleichen veranstaltete. Drei Familien bilden eine ausgesprochen zielstrebige Sippe. Wir sind miteinander verwandt und in einer Triade solch ehrgeiziger Familien ist es nur natürlich, dass einer am Ende obliegen muss. Ein gleichberechtigtes Nebeneinander war der Traum ihrer Gründer, doch wir sehen es mit Skepsis. Wenn es zum offenen Kampfkommt, was nicht unwahrscheinlich ist bei den Hohenfeldes, dann werden Wigberg und Eibenberg in ihrem Blute liegen, wenn sie nicht vorsorgen. Die Eibenbergs tun es auf ihre Weise, die Wigbergs eben auf eine andere. Dass die Hohenfeldes uns geschlossen nach Almanien folgen, konnte niemand ahnen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schaute Vendelin ernst an. "Welche Gefahr von dieser Familie ausgeht, ist uns sehr wohl bekannt. Bekannt ist sie unter anderem unter dem Namen "Der Dolch der Dunkelheit" oder "Der Dolch aus der Dunkelheit". Grundlos werden sie wohl nicht so bezeichnet. Ferner suchte bereits vor geraumer Zeit ein anderes Familienmitglied Schutz und Schirm vor seinen Verwandten, Freiherr Ansgar von Hohenfelde. Seine Familie hatte ihm die Fehde erklärt und Comte Massimo de la Cantillion stand ihm bei. Berichtet von Eurer Angst, was genau habt Ihr befürchtet. Und weshalb seid Ihr der Auffassung gewesen, der Duc würde Euch nicht schützen", hakte Max nach.


    Timothée Mauchelin
    »Weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass man niemandem vertrauen kann, der nicht selbst den Namen Wigberg trägt, sei es durch Blutsverwandtschaft oder Heirat. Bei den Hohenfeldes ist es noch schlimmer, sie können überhaupt niemandem trauen und jenen, die ihren Namen tragen, im Gegenteil am allerwenigsten. Warum man sie fürchten muss, kann Euch Prince Linhard besser erklären als ich. Wir jedenfalls gingen auf Nummer sicher und versuchten, diesen Zweig unserer Familie vollkommen von der Oberfläche verschwinden und scheinbar in der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. Wir mimen den schwächsten Teil der Triade, um nicht als Rivalen wahrgenommen zu werden.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Was Ihr getrieben habt, ist ein hochgefährliches Spiel. Wie der Annemonenfisch und die Annemone. Ihr versteckt Euch zwischen den giftigen Tentakeln Eurer blutrünstigen Verwandten und hofft, selbst als potentielle Beute übersehen zu werden. Was veranlasste Euch zu dieser Annahme? Wo diese Familie die schwächsten Familienmitglieder mit aller Brutalität aussondert? Was sollte Euch vor der Aussonderung bewahren? Magie? Über die verfügt Ihr nicht Vendelin und wie wir von unserem Schwiegersohn wissen, ist es genau das, was die Familie förmlich anbetet - Magie vor allem Nekromantie. Wie kam es überhaupt zu diesem Bündnis? Und warum kündigt Ihr es nicht auf? Nun Ihr habt die Erfahrung gemacht, dass man niemandem vertrauen kann, der alten Duchesse schon?", fragte Max und deutete Ciel und Dreux an, ruhig auch Fragen zu stellen.


    Timothée Mauchelin
    »Der Vergleich mit dem Anemonenfisch, der sich zwischen den giftigen Tentakeln versteckt, ist sehr treffend. Je giftiger die Anemone, umso effektiver der Schutz. Unsere Beobachtungen zeigen, dass jene, die fielen, keineswegs unbedingt die Schwächsten waren, sondern die gefährlichsten Rivalen. Jene, welche selbst zur größten Gefahr werden konnten. War Alastair ein Schwächling oder Brandur und Kunwolf? Wohl kaum. Die Hohenfelds bevorzugen Nekromantie, die Eibenbergs Geistmagie. Was ist der effektivste Schutz gegen diese beiden Magiearten? Bluthexerei, Vitalismagie? Oder nicht vielmehr die vollkommene Immunität gegen jegliche magische Beeinflussung? Nein, man konnte freilich auch Duchesse Francoise Esme nicht trauen, sonst wäre Quennel nicht gefallen. Aber man genoss ihr Wohlwollen, so lange man sich nützlich, zurückhaltend und höflich zeigte. Wenzel machte nie den Fehler, ihr den Hof machen zu wollen, wie Quennel und Parcival es taten. Er verehrte stets ihren Geist und nicht ihr Fleisch und dies war es, was sie an ihm wohl besonders schätzte. Ihm jagte sie jedenfalls keine Giftampulle ins Fleisch und er wurde auch nicht zu ihrem willenlosen Spielzeug. Höflich, respektvoll und diskret erledigte er seine Aufgaben und so tat es auch ich.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das ist durchaus möglich, dass sie genau jenes an Wendel schätze. Sie verabscheute immerhin unseren Vater aus dem Grunde dafür, dass er mit ihr Kinder zeugte. Allerdings sollte man sich dann fragen, was sie sich von ihrem Amt erhofft hatte. Das sie als Duchesse für den Erhalt der Linie mitverantwortlich ist, sollte jeder Frau klar sein. Aber scheinbar hatte sie die gleichen Gedanken, wie Ricarda von Ehveros. Niemand zwingt letztendlich eine Frau dazu, Kinder zu gebären. Sie kann freilich sich auch einer anderen Lebensart verschreiben, aber dann sollte sie ihren Wunsch vorher kundtun und nicht damit bis nach der Hochzeit warten. Natürlich ist das keine Garantie dafür, dass sie nicht dennoch verheiratet wird. Aber wir gehen davon aus, dass ein Vater diesen Wunsch berücksichtigen würde. Er selbst misst sich an seinen Söhnen, nicht an seinen Töchtern. Nun zu klären wäre dann, wie Ihr zu dem Teil der Krone steht, der den Hohenfeldes angehört. Ebenso erhielten sie eine Scholle in Souvagne. Die Wigbergs und Eibenbergs ebenso. Und der versuchte Mord an Marquis de la Grange steht auch noch im Raum", erinnerte Max.


    Timothée Mauchelin
    »Majestät, Marquis Alexandre de la Grange war nie im Visier! Dafür gibt es keinen Anlass. Janou Langeron hatte nicht sterben müssen, weil er der Adoptivvater eines schwierigen Lotos war, sondern weil er Schuld am vermeintlichen Tod von Vittorio trug! Zu den Familienplänen der Duchesse kann ich nichts sagen, da sie mich dahingehend nicht ins Vertrauen zog. Ich vermute, sie hätte sich eine Tochter gewünscht, die ihr von einer Heilerin als Samen in den Leib gepflanzt wird. Männliche Säuglinge hätte sie wohl gleich nach der Geburt ausgesondert, wie sie es mit Prince Bernard Pomeroy tat und bei Euch versuchte. Die Anwesenheit eines Hohenfeldes so nahe an unserem Versteck ist natürlich nichts, was ich gutgeheißen habe. Doch diese Sorge hat sich ja nun nach Ledwick verzogen, ganz ohne mein Zutun.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Weshalb habt Ihr dann versucht, in das Versteck des Marquis einzudringen? Nun gelöst hat sich Euer Problem nicht. Prince Linhard von Hohenfelde ist weiterhin Mitglied der Souvagnischen Krone und Lehnsherr in diesem Land. Da er zur Familie gehört, werden wir ihn selbstverständlich schützen. Eine Tochter hätte die Verräterin möglicherweise bekommen, auch ohne das Zutun irgendwelcher Heiler. Und soweit uns bekannt ist, hat sie niemals versucht unseren Halbbruder zu ermorden. Was sagt Ihr dazu?", fragte Max.


    Timothée Mauchelin
    »Ein Schutz von Prince Linhard vor mir oder dem Orden des Stählernen Lotos ist nicht notwendig, Majestät. Ich stehe noch immer unter dem Einfluss von Navu Lea und es ist mir nicht möglich, Euch zu belügen, wenngleich mir nun inzwischen ein gefassteres Auftreten möglich ist als noch vor einigen Stunden. In das Versteck von Marquis de la Grange wollte ich aus reiner Neugier eindringen. Weshalb Prince Davet nie Ziel der Duchesse war, kann ich nur bedingt beantworten. Ich weiß, dass sie ihn auf dem Thron sehen und durch ihn als Marionette herrschen wollte. Er stammte nicht von ihrem Mann ab, sondern von jemandem, den sie sich aus freien Stücken als Geliebten suchte. Vielleicht darum.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Die Erläuterung klingt logisch, auch wenn der Verräterin nicht bewusst war, dass genau deshalb eine Herrschaft nicht möglich gewesen wäre. Davet ist Ihr Sohn, somit ein Cheverette der Linie nach. Weder hat ihn ein de Souvagne gezeugt, noch ausgetragen. Sie war angeheiratet, dass hat sie nicht bedacht. Möglicherweise haben ihre Pläne auch anders ausgesehen um genau jenes Unmögliche, möglich zu machen. Ihr brecht also aus Neugier bei Leuten ein? Und was hättet Ihr getan wäre Eure Neugier befriedigt gewesen? Ferner wie stellt Ihr Euch eine Wiedergutmachung vor? Oder wie stellt Ihr Euch Euer Treuegelübde vor? Wie glaubt Ihr könnten wir Euch vertrauen?"


    Timothée Mauchelin
    »Ja, aus bloßer Neugier. Man weiß nie, wann man Wissen gebrauchen kann und es muss einen triftigen Grund haben, warum der Marquis und einige andere dort im Untergrund ein und aus gehen! Was geschehen wäre, hätte ich diesen Grund herausgefunden, hängt von dessen Gestalt ab. Vermutlich nichts, wie mit dem meisten Wissen. Ich hätte alles notiert, gegebenenfalls Zeichnungen angefertigt und ein Inventarprotokoll und alles abgeheftet in eine Akte, falls man dieses Wissen einmal braucht. Wie die Wiedergutmachung aussehen könnte, kann ich Euch nicht sagen. In meinem ganzen Leben war ich noch nie in der Situation, mich zu entschuldigen oder Buße tun zu müssen. Ich bin aber bereit, mich entsprechenden Befehlen zu fügen. Ihr könnt mir vertrauen, indem ihr meinen Schwur entgegennehmt und meiner Familie weiterhin einen sicheren Mantel bietet. Ich hätte zu viel zu verlieren, um einen solchen Treueschwur zu brechen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Was der Marquis dort verwahrt, geht nur diesen und die Krone etwas an Vendelin. Ihr seid weder das eine noch das andere. Eine unangenehme Situation fürwahr, aber man sollte jederzeit zu seinen Taten wie auch zu seinen Worten stehen können Vendelin. Anmerkungen hierzu Eurerseits Archi-Duc Dreux, Prince Ciel?", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel überlegte lange, bevor er etwas sagte. »Meine Person war selten in solch einem Zwiespalt. Obgleich Ihr unter dem Einfluss der Wahrheitsdroge steht, ist es schwierig, Euch als Mensch einzuschätzen. Momentan steht Ihr nach wie vor als Oberhaupt des Ordens vor uns, nicht als Vendelin von Wigberg. Die Rolle als Ordensoberhaupt ist natürlich die eines Befehlsempfängers, in dem Falle gepaart mit geringem Verantwortungsbewusstsein. Eine Funktion, die durch etliche Leute bekleidet werden könnte. Einer Funktion kann man schlecht trauen oder misstrauen. Einem Menschen schon. Den Mensch jedoch kennt niemand von uns.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux nickte beipflichtend. "Zumal es schwer wird, dort eine gerechte Wiedergutmachung zu finden. Beantwortet uns doch eine Frage Vendelin von Wigberg. Welche Wiedergutmachung würdet Ihr für den Tod Eures Sohnes akzeptieren? Die gleiche Wiedergutmachung werden andere Angehörige gutheißen. Eine Person die Vendelin einschätzen könnte, ist hier ebenfalls mitangeklagt. Was unser Bruder Prince aufführt, entspricht den Tatsachen. Ein Amt ist immer etwas anderes als eine Privatperson. Aber ein Amt ist nicht nur Macht, es ist Demut, es ist Würde und Bürde. Ihr lasst von Demut wenig erkennen und Eure Bürde die damit einher geht, scheint Ihr nicht zu kennen. In Ausübung Eures Amtes solltet Ihr Souvagne beschützen. Genau wie wir agieren wir zum Schutz und Erhalt Souvagnes. Souvagne ist nicht nur die Krone, das Land, oder die Azursee, es sind seine Bürger. Seid Ihr Euch dessen nicht bewusst? Wer ist Vendelin von Wigberg privat?", fragte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Timothèe fühlte sich sichtlich unwohl, als es darum ging, über ihn als Privatmann zu sprechen. Unter dem Einfluss der Droge stehend, drehte er den Kopf zur Seite und machte einen halben Schritt rückwärts. Er verzog die Brauen, als würde er große Qualen leiden. Würde er nackt vor dem Thron stehen, wäre dies für ihn einen Bruchteil so schlimm wie das Gefühl, nun vor allen über sich selbst sprechen zu müssen. »Es ist möglich ... das ich von einem Amt eine andere Vorstellung habe als Ihr. Für den Tod meines Sohnes gäbe es keine Wiedergutmachung, nicht einmal den qualvollen Tod des Mörders. Bitte stellt Eure Frage zu mir als Person konkreter. Ich weiß sonst nicht, wo ich anfangen soll.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Eine erste ehrliche Antwort, mit der unsere Person etwas anfangen kann. Wir möchten nicht von Euch etwas zu Eurer Person hören, sondern von dem Angeklagten Vittorio. Beschreibt uns Vendelin von Wigberg, so wie Ihr ihn kennt", befahl Dreux.


    Vittorio Pollarotti
    »Ich habe Vendelin nur als Timo gekannt. Ich denke aber, dass es Momente gab, da hat er die Maske fallen lassen, ohne es mich wissen zu lassen. In diesen Zeiten war er doch nur er selbst, gab aber vor, dies sei nur seine Persona. Darum denke ich, dass ich ihn vielleicht ganz gut einschätzen kann. Ich habe ihn kennengelernt als sehr ruhigen, beherrschten und durchaus verantwortungsbewussten Mann. Verantwortung allerdings vielleicht anders, als Ihr es erwartet. Was er tat, tat er für seine Familie. Seine Familie steht für ihn über allem, sogar über der Krone. Damit setzt er das Werk seines Vaters und seines Großvaters fort. Dem gnadenlosen Egoismus der Naridier und der Hohenfeldes setzten sie einen Traum von Gemeinschaft gegenüber in Form ihrer Familie, einer sicheren Blase, nicht entdeckt, nicht gefunden, unberührt. Im Grunde ist Vendelin ein Mann, der sich nach dem Gegenteil dessen sehnt, was er anrichtet. Er geht über Leichen, doch kämpft dabei für den Frieden. Er lügt und schauspielert, in der Hoffnung, es irgendwann nicht mehr zu müssen. Er drillt seinen Sohn zu Höchstleistungen, dass dieser daran in tausend Teile zerbricht, damit er ihn bei seinem Werk unterstützt, damit sie am Ende glücklich leben können. Ein kalter Eisklotz, der sich doch nach Wärme sehnt. Ich sage euch, wann er wirklich glücklich war. Wenn wir zu dritt als Familie am Frühstückstisch gesessen haben. Ich hatte früh Pfannkuchen gebraten und den Tisch gedeckt, dann kam er hinzu, noch in Schlafsachen, und ich stellte ihm einen Kaffee hin und setzte mich zu ihm. Wir plauderten und kurz darauf gesellte sich Pascal dazu, Timos Sohn. Das Frühstück dauerte an den Wochenenden manchmal drei Stunden. Und es war nie Timothèe, der es beendete. Pascal stand zuerst auf, um sich fertig zu machen für die Arbeit und ich räumte alles auf. Erst, als alles fort war und auch ich die Küche verließ, ging auch Timo. Da hatte er ihn, seinen Traum. Nur leider währte er allzu kurz.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Jeder kämpft auf seine Art darum, dass es spätere Generationen nicht mehr müssen. Vermutlich wird für uns jedoch immer der Kampf bestehen bleiben. Der Neid der Welt, bricht sich an unseren Mauern. Wir leben größtenteils in Frieden und Einklang miteinander. Das dies kein Geschenk ist, sondern Arbeit bedarf, Ordnung und auch manchmal unangenehme Entscheidungen, das wird leicht und sehr gerne übersehen. Sah man nicht den Neid in den Augen der Zwerge, alleine was unsere Architektur betraf? Oder auch unserer Verteidigung? Und sie sahen nur ein Bruchteil dessen, über das wir verfügen. Das wir dort wo wir heute stehen, nicht grundlos angelangt sind, daran verschwendeten sie keinen Gedanken. Entweder wird man gefürchtet, beneidet oder beides. Selten besitzt ein Volk oder ein Regent die Weisheit, jenen Neid anstatt in Hass oder Krieg in einen eigenen Ansporn umzuwandeln. Ihr könnt sicher sein, dass auch wir in Frieden leben wollen. Aber bis jetzt waren es auch immer wir, die angegriffen oder betrogen wurden. Und glaubt uns, ohne die weisen Planungen von unserem Vater und dessen Vorvätern hätten die Zwerge versucht uns zu vernichten. Allein schon aus Angst unserer scheinbaren Allmacht gegenüber. Dabei sind wir nicht allmächtig, wir sind nur arbeitssam also fleißig. Niemand hat die Zwerge gezwungen Kriege gegen Unschuldige zu führen. Die gleiche Energie die die Zwerge in Krieg, Tod und Verdammnis gesteckt haben, in die Forschung und in die eigene Landesentwicklung gesteckt - wo wären die Zwerge heute? Sie wären sogar noch am Leben. Aber sie haben ihren Untergang durch ihren Frevel selbst heraufbeschworen. Auch dies ist ein unumstößlicher Fakt. Von daher verstehen wir nur allzugut, was es heißt kämpfen zu müssen um des Friedens Willen. Nun möchtet Ihr selbst etwas anfügen Vendelin?", fragte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin verfluchte innerlich den Zungenlockerer. Als Vittorio davon erzählte, wie sie gemeinsam frühstückten und dass er all die Zeit über gewusst hatte, dass es kein Teil des Schauspiels war, sondern sein innerstes Sehnen, sorgte dafür, dass ihm die Tränen der Verzweiflung rannen. Dafür hatte er all die Jahre gekämpft, nur um es in einer Postkarte mit einem zerschellten Schiff zerbersten und untergehen zu sehen. Nur um heute hier zu enden, als Hochverräter mit der Aussicht auf den Block. »Ich habe nichts anzufügen«, sprach er gepresst.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Scheinbar doch, sonst würdet Ihr keine Tränen vergießen. Es sei denn, Ihr weint um Euch selbst. Also sprecht", befahl Dreux und musterte Vendelin weit weniger scharf, als man es seinen Worten nach vermuten würde.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin fluchte gedanklich ein zweites Mal. Der Zungenlockerer ließ ihn wie ein weinerlicher Schwächling dastehen. So schwach wie der Buchhalter, den er sonst spielte. »Vittorio schätzt die Sachlage richtig ein«, versuchte er so beherrscht wie nur möglich zu sagen. Der Versuch misslang kläglich. »Ich weine, weil er die ganze Zeit wusste, dass es die Wahrheit ist. Und nichts dazu sagte! Er tat, als würde er das Schauspiel weiter mitspielen, doch es gab kein Schauspiel. Vittorio war er selbst, ebenso wie ich. Völlig umsonst habe ich unseren Abschied vermasselt und ihn mit einem kalten ›gute Reise‹ abgespeist. Ich hätte verhindern sollen, dass er überhaupt geht und seinen Tod vortäuschen kann, indem ich ihn in den Arm nehme! Stattdessen ließ ich ihn ziehen. Mit dieser vermaledeiten Postkarte ist alles zerbrochen so wie das Wrack, was darauf abgebildet war. Wenn ich eins und eins zusammen zähle, wird Janou gewusst haben, dass Vittorio untertauchen möchte und wird darum verhindert haben, dass er zurück nach Souvagne beordert wird. Janou hatte Vittorio nicht auf dem Gewissen, sondern er hat ihm einen Gefallen erweisen wollen. Und ich habe ihn umgebracht! Weil ich blind war!«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung Vendelin. Vielleicht hatte Vittorio nichts gesagt, um Dir die Maskerade nicht zu rauben. Denn ansonsten hättest Du es wohlmöglicherweise ebenfalls beendet. Aus Angst, Scham, Stolz, es kommt einiges in Betracht. Manchmal ist es uns nicht vergönnt unsere Gefühle offen zu zeigen. Und womit versteckt man etwas am Besten? Mit der Wahrheit Vendelin, die glaubt einem sowieso niemand", antwortete Dreux ruhig. "Zu lieben ist keine Schande Vendelin, lasst Euch das gesagt sein. Ciel wie seht Ihr die Angelegenheit?", fragte Dreux freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Über die eigenen Spinnenfäden gestolpert«, sinnierte Ciel und betrachtete den unglücklichen Mann. Es war das erste Mal, dass er für Vendelin ein positives Gefühl hegte. »Nun, immerhin scheint er zu Reue durchaus fähig zu sein. Das lässt eine Buße zumindest nicht von vornherein als Zeitvergeudung erscheinen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Das sehen wir ebenfalls so. Zudem wäre die Frage inwieweit die Treue reichen würde, würde man Euch eine zweite Chance einräumen. Wie treu ergeben wärt Ihr? Und würde sich Eure Erfahrung auf den Orden auswirken? Falls ja, wie?", hakte Dreux nach.


    Timothée Mauchelin
    »Dürfte ich mir bitte die Nase putzen, bevor ich antworte?«, fragte Vendelin.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Ihr dürft", antwortete Dreux und gab den Gardisten ein Zeichen. Einer von ihnen schloss die Handschellen auf und nahm die Eisen fort, so dass sich Vendelin die Nase putzen konnte. Von der Seite bekam er ein Taschentuch gereicht.


    Timothée Mauchelin
    »Danke.« Vendelin angelte sich das Taschentuch, tupfte sich die Augen sauber und schnaubte, ehe er die Nase tupfte und das Taschentuch zusammengefaltet in seine Tasche steckte. »Meine Treue wäre allumfänglich. Man kann keine Geschäfte machen, wenn man als Lügner bekannt ist. So etwas spricht sich rasch herum. Wenn unter dem Namen Wigberg unterzeichnet wird, ist dies absolut bindend und dann gibt es keine Lügen und kein Schauspiel. Wenzel von Wigberg schwor vor der Duchesse so wie Vendelin von Wigberg. Ein Problem haben nur jene, welche die Unterschrift einer Persona unter ihrem Vertrag stehen haben.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Was meint Ihr damit - ein Problem haben nur jene, welche die Unterschrift einer Persona unter ihrem Vertrag stehen haben? Sprecht Ihr nicht für Euren Orden?", fragte Dreux etwas verwundert und schaute seinen Vater und Ciel an. Er musste ein Schulterzucken unterdrücken, da für ihn die Vorstellung seltsam war.


    Timothée Mauchelin
    »Ich spreche für meinen Orden, doch. Aber der Orden schwor ja nicht mir die Treue, ich bin nur das Oberhaupt. Generell haben jene nicht mit der Wahrheit zu rechnen oder mit der Einhaltung von gemachten Versprechen, wenn ich nicht als Vendelin von Wigberg in Erscheinung trat. Timothèe Mauchelin ist genau so ein Lügner wie Velasco Macault. Ihnen kann man nicht trauen, denn allein ihre Existenz ist eine Lüge. Zu Lügen und zu Heucheln ist ihr Beruf.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux starrte Vendelin fast verzweifelt an. "Vendelin von Wigberg, wie soll man Euch rehabilitieren, oder Euch auch nur entgegenkommen, wenn Ihr kein Wort geben könnt? Sollten wir uns entschließen, Euch zu verzeihen, dann müsste jeder Lotos separat uns die Treue schwören und alle müssten separat gehört werden?", fragte Dreux ungläubig.


    Timothée Mauchelin
    »Ich habe mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Ich bin - vermutlich - der einzige Lotos, der seine innerste Schale auch vor der Ordensleitung geheim hielt. Aber Vittorio sollte Euch nicht als Vittorio die Treue schwören, denn das hätte keine juristische Gültigkeit. Das wäre, wie wenn Ihr unter einem Fantasienamen einen Vertrag unterzeichnet. Ist das verständlicher?«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Ja beim Abgrund woher sollen wir denn wissen wie wer wirklich heißt und ob er uns nicht belügt? Soviel Drogen können wir gar nicht herstellen lassen oder meint Ihr wir bunkern das Fässer weise?", stöhnte der Archi-Duc, so dass sich so mancher Gardist ein Grinsen verkneifen musste.


    Timothée Mauchelin
    »Dafür gibt es ein Archiv«, versuchte Vendelin ihn zu beruhigen. »Ein Verzeichnis aller aktiven und inaktiven Personae samt dazugehörigem Klarnamen.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Wunderbar und dieses Archiv besitzt Ihr? Oder wo befindet es sich? Und wissen diese Personen, von ihren wirklichen Klarnamen? Müssen also alle Ordensmitglieder mit ihrem Klarnamen unterschreiben? Ist das korrekt so?", fragte Dreux. Jules schaute ihn an als wollte er sagen, also der Aufwand lohnt eh nicht. Aber Jules hatte noch eine andere Rechnung mit Vendelin offen.


    Timothée Mauchelin
    »Das ist beides korrekt«, bestätigte Vendelin.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "In Ordnung, also schwört jedes Ordensmitglied für sich selbst uns die Treue. Ciel was sagst Du dazu?", fragte Dreux seinen Bruder. "Ist das so durchführbar oder ist das irgendeine Hinhaltetaktik?"


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Magistral, wie lange wirkt Navu Lea?", erkundigte Ciel sich.


    Jules de Mireault
    Jules grinste wie eine Katze, der man gerade einen fetten, frischen Fisch ins Maul gedrückt hatte. "Navu Lea wirkt ungefähr 48 Stunden. Ich habe dem Angeklagten eine entsprechend hohe Dosis gegeben. Ferner möchte ich anmerken, dass die von Vendelin von Wigberg erläuterte Praxis nicht Gang und Gäbe ist. Weshalb sind die Lotosse ein Orden, wenn jeder für sich autark agiert? Der Angriff auf mich und Gufo wurde auch noch nicht erläutert. Im Hinblick auf die anderen schweren Straftaten des Angeklagten, selbstverständlich. Ein verletzter Himmelsaugen-Greifvogel tritt hinter jedes Mordopfer zurück. Aber dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Vendelin von Wigberg nicht nur Janou versehentlich ermordete. Was ist mit dem alten Palaisin Simon? Dieser Mann diente der Krone, er versuchte den Duc mit seinem Leben zu schützen und bezahlte sogar damit. Eure Majestät, ein paar Krokodilstränen sollten nicht darüber hinweg täuschen was dieser Naridier in unserem Land angerichtet hat", knurrte Jules.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Den Palaisin ermordet«, wiederholte Ciel langsam und bedeutungsschwer. Er hatte Cloridan Simon nicht gekannt, aber er stellte sich unweigerlich vor, wie Vendelin Bellamy oder Massimo zu Tode quälte.


    Jules de Mireault
    Jules nickte geflisstentlich. "Ganz genau so war es. Und wisst Ihr auch warum werte Majestät? Weil jener Simon herausgefunden hatte, das die Kutsche des Duc manipuliert wurde. Er wusste zuviel und so musste er sterben. Vendelin prahlte vor mir noch damit, dass dies eine Meisterleistung war mit blauem Glück. Eine besonders perfide Droge Hoheit", sagte Jules und bei der Info sah er erstaunlich glücklich aus.


    Timothée Mauchelin
    »Es war ja auch eine Meisterleistung«, beharrte Vendelin stur. »Versucht Ihr mal, Massimo den Läuterer unauffällig zu beseitigen. Und ich war damals gerade erst 14 geworden. Doch so hatte ich mir früh einen Namen gemacht und nach Janous Tod war klar, wer das neue Oberhaupt des Ordens werden würde. Ich weiß nicht, wann ich die ersten falschen Schritte unternahm, die uns nun alle in dieser Situation brachten. Aber ich erkenne nun, dass vieles, was ich tat, ein riesengroßer Fehler war. Und auch, wenn die Tat selbst eine Meisterleistung war, war es schade um den alten Palaisin. Cloridan war ein fähiger und umsichtiger Mann. Zu fähig in den Augen der Duchesse und obendrein ein Mann. Darum fiel es ihr leicht, den entsprechenden Befehl zu formulieren.«


    Jules de Mireault
    "Das würde ich jetzt auch behaupten, vielleicht war es aber auch nur der Befehl der Duchesse. Nur Vendelin, denn wer sagt uns nicht, dass Ihr die Spinne im Netz seid? Im Fäden spinnen seid Ihr ja großartig. Vielleicht habt Ihr hier und dort ein paar passende Vorschläge gemacht und die Duchesse erhörte Euch. Möglicherweise habt Ihr sogar Eure Befehle als die der Duchesse ausgegeben. Sowas traue ich Euch durchweg zu. So aalglatt wie Eure Nichtseele ist, so aalglatt seid Ihr auch als Person. Am Ende wart Ihr es, der hinter dem gesamten Komplott gesteckt hat. Der die alte Duchesse an der Nase herum führte. Und durch sie Quennel und Parcival benutzt hat. Weshalb sage ich Euch auch gerne, um Euch Euer eigenes Naridien hier aufzubauen. Fernab von den Hohenfelde Dich Euch beseitigen wollten. Warum sie das wollten, dass habt Ihr nicht erläutert. Möglicherweise hatten sie allen Grund dazu. Eine Dreiersippe, Dun-Haru-Mar anbetend und da geht Ihr einfach in die Fremde? Ihr habt wohl am falschen Stuhl gesägt!", warf Jules ein.


    Timothée Mauchelin
    »Habt Ihr Euch nicht gerade selbst gerühmt, mir eine extra hohe Dosis Navu Lea injiziert zu haben?«, fragte Vendelin giftig. »Wie sollte ich bitte lügen? Wo wir schon dabei sind, die Wahrheit zu sagen, Euer Gesäß ist so flach wie Euer Urteilsvermögen!«


    Jules de Mireault
    "Nun im Gegensatz zu einem Bleistift schwingenden Buchhalter, habe ich auch nicht die Zeit dort groß Fett anzusetzen wie Ihr!", giftete Jules.


    Timothée Mauchelin
    »Schön! Und wie verbleiben wir nun?«, fragte Vendelin grantig.


    Jules de Mireault
    "Wir? Ihr könnt zwar nicht lügen, aber verschweigen und das tut Ihr. Wir verbleiben so, dass ich vorschlage diesen Orden von schlangenzüngigen Aalen mit Stumpf und Stil auszurotten. Ihr seid die wahren Agenten der Autarkie, Euch hätte man ausräuchern müssen. Ein Orden der einer Frau hinterher läuft und dann auch noch meint der Krone zu dienen. Lächerlich! Wählt doch noch gleich ganz demokratisch Eure erste Ordensoberfrau. Nun vielleicht seit Ihr dies bereits, bei Eurem Weiberarsch", knurrte Jules.


    Timothée Mauchelin
    Hilfesuchend blickte Vendelin zu Maximilien.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc musste sich ebenfalls ein Schmunzeln verkneifen, die beiden hatten scheinbar nicht die besten Erfahrungen miteinander gemacht. "Wahrt den Ton Magistral de Mireault und Ihr ebenso Vendelin von Wigberg. Wer hier nun das flachere oder fettere Gesäß sein eigen nennt, steht nicht zur Verhandlung. Wir verhandeln über das andere Ende, wobei da scheinen einige auch Merde drin zu haben. Wie dem auch sei, rekapitulieren wird. Ihr seid bereit Eure Treue unserer Person zu schwören, ebenso Euer Orden unter Aufbietung alle Mitglieder schwören zu lassen?", fragte Maximilien.


    Timothée Mauchelin
    "Ja, Majestät", antwortete Vendelin.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wieviele Personen umfasst Euer Orden genau?", fragte Maximilien.


    Timothée Mauchelin
    "Derzeit sind wir 91 Mitglieder, davon sind 17 Mitglieder als Antimagier im Dienst."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Nun Leben kann man nicht aufwiegen. Die Toten sind allerdings tot. Und hier stehen zwei ehrenwerte Tote 91 Lebenden Souvagnern gegenüber. Einst starb bereits ein gesamter Orden, samt Anhang. Wir sollten die Geschichte nicht wiederholen, allerdings dürfen wir uns auch nicht angreifbar machen. Was schlagt Ihr als Lösung vor?", fragte Maximilien seine Söhne.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Man könnte den Orden auflösen und die besten und vertrauenswürdigsten Mitglieder unter neuer Führung einsetzen«, überlegte Ciel.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Ich würde den Orden belassen wie er ist, aber die Führung spalten. Eine Person unseres absoluten Vertrauens wird dort über die Zustände wachen. Eine Person die uns Bericht erstattet, was der Orden gerade leistet. Dazu sind der Person alle Informationen zugänglich zu machen, denn die Spitze des Ordens besteht ab dato aus zwei Personen die auch nur in Gemeinschaft handeln und anordnen dürfen", sagte Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Und was, wenn sie sich nicht einig werden?", gab Ciel zu bedenken.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Dann wird diese Entscheidung nicht umgesetzt. Sie müssen im Konsenz entscheiden. Erfolgt keine Einigung, er folgt keine Handlung. Oder habt Ihr einen anderen Vorschlag?", hakte Dreux nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Noch nicht." Ciel überlegte. "Entweder, einer von beiden hat das letzte Wort, oder ein dritter Mann muss herzu."


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Das allerletzte Wort über eine Aktion hat die Krone, sie müssten dann hier vorstellig werden", gab Dreux zu bedenken.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Auch eine Möglichkeit. Einverstanden. Wen schlagt Ihr in der Führung vor?"


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Einen positiven Einfluss hätte Vittorio, aber als zeitgleicher Partner ist er wieder ungeeignet. Es müsste jemand von außerhalb sein. Vielleicht jemand, mit dem Vendelin etwas verbindet, ihn aber dennoch trennt? Ich schlage Marquis Davard von Hohenfelde vor", sagte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin zog ein Gesicht, als hätte er in einen Sauren Apfel gebissen.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Sprecht offen, was stört Euch? Es sind alte Bande, aber jene Person verließ Naridien aus dem gleichen Grund wie Ihr. Sie schwor der alten Wege ab und bis jetzt zeigte sich der Marquis von äußerst zuverlässiger Seite", erklärte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    "Weil ich mich von dem Vorschlag veralbert fühle. Ich möchte nicht, dass einer der Hohenfeldes erfährt, wer ich bin und was ich hier tue."


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Wir veralbern Euch ganz gewiss nicht, er muss Euren wahren Namen niemals erfahren. Für den Marquis seid Ihr Mauchelin. Aber das Ihr ihn so fürchtet, zeigt dass er auch in der Lage wäre Euch zu kontrollieren. Nicht als Person an sich, sondern Eure Taten und Ihr ebenso die seinen. Eine Selbstkontrolle, weshalb sollten wir Euch veralbern? Wir könnten es uns gelinde gesagt, sogar sehr einfach machen und Euch und Eure Ordensmitglieder auf den Block schicken. Stattdessen denken wir hier über eine Lösung nach um Euch die Leben zu retten. Seid Ihr derart blind?", fragte Dreux.


    Timothée Mauchelin
    »Bitte keinen Hohenfelde«, bat Timothèe. »Irgendwen, aber keinen von denen! Wir sind hierher geflohen, um unsere Ruhe vor ihnen zu haben. Nicht alle von uns sind Antimagier und es mag künftig einen Wigberg geben, den er bequem auslesen kann.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Also nicht alle Eure Mitglieder haben Eure Gabe? Gut das haben wir nicht gewusst. Ciel habt Ihr einen Vorschlag? Kennt Ihr eine Familie, der Ihr die Überwachung zutrauen würdet? Er sollte von Stand sein. Massimo de la Cantillion vielleicht? Der Comte ist sehr zuverlässig und kein Himmelsauge. Die beiden Orden sollten sich nicht überkreuzen. Auf Dauer ginge das nicht gut".


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Massimo ist mit anderen Aufgaben ausgelastet", überlegte Ciel. "An besonders bewährten und zuverlässigen Familien von Stand fällt mir außer den Cantillions noch de la Grange ein, de Sonzier und de Remuer."


    Dreux Gifford de Souvagne
    "De Mancini oder de Gladu ginge auch. Letzterer ist ein Magier, aber kein Geistmagier. Einer der letzten Pyros, so wie Melville de la Cantillion. Der ginge übrigens ebenfalls, er leitet ja auch die Akademie auf seiner Scholle. Er treibt also nicht nur Ihr wisst schon", grinste Dreux.


    Ciel Felicien de Souvagne
    "Dann nehmen wir doch de Gladu, wenn Melville anderweitig ausgelastet ist", schlug Ciel vor.


    Dreux Gifford de Souvagne
    "Sehr gut, dann haben wir eine Entscheidung getroffen", erklärte Dreux. Maximilien gab Dreux ein Zeichen, dass er mit der Entscheidung der beiden einverstanden war und er das Urteil sprechen durfte. "Vendelin von Wigberg, wir gewähren Euch Gnade unter folgenden Bedingungen - Ihr schwört dem Duc und der Krone unerschütterliche Treue als Vendelin von Wigberg. Ebenso werden alle Eure Ordensmitglieder auf den Duc, wie auch auf die Krone eingeschworen. Einzeln, mit Klarnamen, also ihrer wahren Identität. Ferner gehört zu Eurer Rehabilitation, dass Ihr fortan nicht mehr allein den Orden des stählernen Lotos führen werdet. Wir stellen Euch in der Führung des Ordens des stählernen Lotos den Pyromagier Chevalier Gideon Aymon de Gladu an Eure Seite", sprach der Archi-Duc das Urteil.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin und Vittorio verneigten sich synchron, beide sichtlich erleichtert. "Sind wir fortan auf freiem Fuß? Was geschieht mit meinem Sohn?", erkundigte Vendelin sich vorsichtig.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ihr seid mit sofortiger Wirkung frei zu lassen. Euer Sohn war niemals verurteilt, er sitzt aufgrund seiner Krankheit in einem Sanatorium ein und wir werden versuchen, ihn heilen zu lassen. Nicht nur Moritz, sondern auch die anderen Personen in seinem Geiste. Vorab muss überprüft werden, ob so eine Heilung überhaupt möglich ist. Ist sie das, wird die Heilung vorgenommen, andernfalls wird er in seinem Ist-Zustand mit Unterstützung entlassen", erklärte der Duc und nickte seinen beiden Söhnen anerkennend zu.


    Timothée Mauchelin
    Vendelins Blick erhellte sich und er wartete darauf, dass man auch Vittorio die Acht abnahm und sie gehen durften. "Danke, Majestät und Hoheiten", sprach er.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wir gehen davon aus, dass Ihr diese Chance weise nutzt Vendelin von Wigberg. Tretet nach vorne und leistet Euren Schwur", befahl der Duc, während man auch Vittorio von der Acht befreite.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin und Vittorio traten nach vorn, um niederzuknien. Vendelin wartete, dass Maximilien seine Hände in die seinen nahm und hoffte, er würde dabei auf seine Daumen achtgeben. "Ich, Vendelin von Wigberg, schwöre Euch Treue und Loyalität."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Duc umschloss die Hände von Vendelin von Wigberg mit den seinen. "Wir gewähren Euch Schutz und Schirm Vendelin von Wigberg", erklärte der Duc feierlich und gab die Hände des stählernen Lotos frei. Maximilien ergriff das Reichsschwert mit beiden Händen und hielt Vendelin die flache Seite der Klinge hin.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin folgte dem Ritual, indem er das Reichsschwert auf die flache Seite der Klinge küsste.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Erhebt Euch als freier Mann Vendelin von Wigberg. Euren neuen Kollegen werden wir Euch alsbald vorstellen. Vorab ist dieser über seine zusätzliche Funktion in Kenntnis zu setzen. Bis zum Kennenlernen bleibt Ihr hier vor Ort", erläuterte der Duc und wandte sich an Vittorio. "Tretet vor Euren Duc und benennt Euren wahren Namen. Schwört uns auf diesen Treue und Loyalität", befahl der Duc.


    Vittorio Pollarotti
    Vittorio gehorchte und kniete ebenso vor dem Duc nieder. "Ich, Alejandro Alballo, schwöre Euch Treue und Loyalität."


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Wir gewähren Euch Schutz und Schirm Alejandro Alballo", erklärte der Duc feierlich und gab die Hände des stählernen Lotos frei. Maximilien ergriff das Reichsschwert mit beiden Händen und hielt Alejandro die flache Seite der Klinge hin.


    Vittorio Pollarotti
    Alejandro küsste ebenso die flache Seite der Schwertklinge.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Erhebt Euch ebenso als freier Mann Alejandro Alballo. Ihr werdet gemeinsam mit Eurem Partner Vendelin hier vor Ort auf die Ankunft von Chevalier de Gladu warten. Ihr habt einen postiven Einfluss auf Euren Mann. Bewahrt ihn Euch und baut ihn aus. Ihr dürft Euch entfernen", verkündete der Duc.


    Vittorio Pollarotti
    Beide verneigten sich und verließen rückwärts den Thronsaal. Draußen eilte Vendelin so schnell davon, wie er konnte, ohne rennen zu müssen. Als Alejandro ihm folgte, fand er ihn auf einer zwischen Sträuchern halb verborgenen Bank im Palastgarten sitzend. Alejandro setzte sich neben ihn. "Wir sind jetzt ein Paar, wurde uns befohlen." Vendelin nickte müde. Er drehte den Kopf und sah Alejandro mit geröteten und von Augenringen verunstalteten Augen an. "Ich liebe dich." - "Ich dich auch ... Vendel." Alejandro nahm ihn in den Arm, vorsichtig, und küsste ihn langsam. "Und wie geht es danach mit uns weiter?", fragte er anschließend. "Du kommst mit zu mir. Nach Hause", meinte Vendelin und rutschte dicht an ihn heran. "Nach Hause", wiederholte Alejandro. Dann nickte er glücklich. Er streichelte Vendelin, während der an ihn geschmiegt einschlief.

  • Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien wartete ab, bis die beiden Lotosse den Thronsaal verlassen hatten. Die Tür schloss sich hinter ihnen, aber damit war das Kapitel der Lotosse noch nicht abgeschlossen. Es wurde sofort ein neues aufgeschlagen. »Jules informiere Chevalier de Gladu, dass er sich umgehend im Palast einzufinden hat«, befahl der Duc und wandte sich dann an alle umstehenden, also seine Söhne, Jules, wie auch Fabien. »Bevor Chevalier de Gladu hier eintrifft, gibt es noch einiges was wir über ihn preisgeben müssen. Allen vorran Dir Fabien. Wir möchten nicht, falls er Dich erkennt, dass Du ihm unwissend gegenüberstehst. Chevalier Gideon Aymon de Gladu ist 63 Jahre alt, um die 180cm hoch und wiegt ca 80kg, er ist Lehnsherr der Scholle Gladu und er ist Dein leiblicher Vater. Sobald Du ihn siehst, weißt Du das jeder Zweifel darüber erhaben ist. Du siehst ihm ähnlich, er liebt genauso wie Du Tätowierungen, er ist wie wir vorhin erläuterten ein Pryro und genau wie sein Element ist seine Seele etwas sprunghaft. So schnell wie der Mann in Rage gerät, so schnell beruhigt er sich wieder. Deine Mutter berichtete einst folgendes über ihn: Er war damals mein Herr und wir lebten in Cheverette. Würdest Du Gideon sehen, würde Dir sofort auffallen, wie ähnlich er und Fabien sich sehen. Fabien hat die Figur, die Haarfarbe und auch das markante Gesicht von seinem Vater geerbt. Vor allem die hohen Wangenknochen und die Vorliebe für Tätowierungen. In seiner Art kommt mein Junge aber nicht nach seinem Vater, da kommt er wohl nach mir. Cheverette ist ein sehr schöner Ort, direkt am Meer gelegen. Die Familie der Gladu lebte vom Handel und der Verarbeitung des Fischfangs. Also von den Eträgen ihrer Fischer, Fischen und der Herstellung von Fischleder. Nach der richtigen Verarbeitung ist Fischleder sehr weich, elastisch und leicht. Seine Haltbarkeit entspricht den besten bekannten Ledersorten wie Rinds- und Kalbsleder. Das Material ist sehr individuell, da keine Haut der anderen gleicht. Fischleder wird zu Schuhen, Kleidern, Taschen, Hüten, Hosen und Schmuck verarbeitet. Besonderes Fischleder ist das des Hais oder von Rochen. Da es sehr rau ist, fertig man daraus die Bandagen um Schwertgriffe. So ist der Griff rutschsicher. Der Geruch entspricht dem anderer Leder. Obwohl das Fischleder nach der Bearbeitung keine Schuppen hat, bleibt die Hautstruktur mit dem Schuppenmuster, je nach Art, erhalten. Fischleder sieht sehr exotisch aus, daher kann es die Haut anderer, seltenere Tiere ersetzen. Da es ausreichend Fischhäute als Abfallprodukt nach dem Fischen gibt, wurde so mit dem Fisch und den Fischhäuten Geld verdient. Ich lebte fast mein ganzes Leben dort, fühlte mich wohl und glücklich. Cheverette war meine Heimat Nathan. Als unser alter Herr starb, übernahm Gideon das Familienerbe der de Gladus. Damals war ich 35 Jahre alt, er war sieben Jahre jünger als ich, also 28 Jahre alt. Damals diente ich noch in der Küche und wir kamen öfter ins Gespräch, wenn er sich für abends etwas zu essen wünschte. Aus seiner anfänglichen Freundlichkeit wurde Werben und so kamen wir uns näher. Jedenfalls nahm ich das damals an. Chevalier Gideon Aymon de Gladu war ein Hitzkopf, ein attraktiver Mann, trainiert, mächtig, ein Magier der das Feuer beherrschte und er war mein Herr. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass sich so ein Mann für mich interessierte. Ausgerechnet für mich, die kleine dürre Küchenhilfe, die sonst übersehen wurde. Wie sehr ich mich irrte, stellte sich heraus, als er einen Hochzeiter beauftragte. Er suchte eine Frau und ich war bereits zu diesem Zeitpunkt von ihm schwanger. Ich stellte ihn an diesem Tag zur Rede, als wir uns trafen. Fragte, weshalb er einen Hochzeiter beauftragt hatte, wenn wir doch zusammen waren. Gideon sagte, an unserem Verhältnis würde sich nichts ändern, wenn er verheiratet wäre. Auf die Frage ob er denn nie daran gedacht habe, mich zu heiraten, lachte er nur amüsiert. Ich weiß selbst nicht, warum ich so naiv war und mir eingebildet hatte, er würde mich heiraten. Er hätte mir alles sagen können Nathan, sogar dass er mich nicht mehr liebte, aber sein Lachen war ein Stich ins Herz. Dabei hätte ich alles für diesen Mann aus Liebe getan. Ein winziger Teil von mir liebt ihn vermutlich immer noch. Aber seine Lache hat mich damals mehr verletzt, als es ein Schlag jemals gekonnt hätte, so dass ich mich im Wort ihm gegenüber vergriff. Ein Wort gab das andere und er beherrschte sich nur mit Mühe, seine Magie zu unterdrücken. Man sollte keinen Pyro reizen, es ist ein Spiel mit dem Feuer, dass für einen tödlich enden kann. Er hatte genug Selbstbeherrschung weder seine Magie noch die Hand gegen mich zu erheben. Aber eine Woche darauf, wurde ich von einem Beamten des Hofes abgeholt, zwecks Arbeit in der Wäscherei. Gideon hatte mich verkauft. Das Kind von Leibeigenen ist durch seine Geburt ebenfalls ein Leibeigener. Auch dann, wenn zum Beispiel ein Herr dieses Kind gezeugt hat. Ändern würde dies nur die Tatsache, wenn das Kind seitens des Vaters anerkannt würde. Viele Herren zeugen mit ihren Leibeigenen Kinder Nathan. Sie genießen den Spaß und sie vermehren nebenbei sich und ihren Besitz. Ich war nicht die einzige Frau, die von Liebe zu einem Adligen träumte und in der Realität aufwachte. Gideon hat niemals erfahren, dass ich von ihm schwanger war. Er weiß nicht, dass er einen Sohn hat. Fabien benötigt so einen Vater nicht. Das berichtete Deine Mutter Elise jemand anderem. Es obliegt Dir Fabien, ob Du anwesend sein möchtest, sobald er hier eintrifft, oder ob Du fernbleiben möchtest. Das stellen wir Dir anheim«, erklärte Maximilien freundlich. Fabien musterte den Duc wie vom Donner gerührt und schüttelte ganz langsam den Kopf. »Ich bleibe an Eurer Seite«, antwortete er mit belegter Stimme, während Jules genau jenen Magier kontaktierte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel hörte sich die Geschichte interessiert an. Am Ende schüttelte er kaum merklich für eine Sekunde den Kopf, um seinem Missfallen solchem Gebaren gegenüber Ausdruck zu verleihen, doch das war hier nicht das Thema. Vielleicht hatte de Gladu ja auch irgendwelche guten Seiten. Wenn nicht, würde Vendelin sich freuen, einen Komplizen gefunden zu haben, doch man sollte jedem eine Chance geben. So unvoreingenommen wie möglich wartete Ciel auf das Erscheinen des Pyromanten.


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux war seinem Bruder und seinem Vater einen vielsagenden Blick zu, schwieg aber ebenfalls. Das Ganze hatte sich vor über 30 Jahren ereignet, wer wusste wie Chevalier de Gladu heute zu Fabien stehen würde? Zudem wussten sie nicht, ob Fabien überhaupt etwas dazu sagen wollte. Würde er seinen Vater ansprechen oder nicht? Theoretisch hatte er nicht einmal das Recht dazu, solange es Maximilien ihm nicht einräumte, denn Gladu war ein Chevalier und Fabien war ein Leibeigener, wenn auch der des Duc. Dreux fragte sich, was ihn dazu bewegen würde, eine Frau zu verkaufen die sein Kind unter dem Herzen trug. Er war eh etwas anders gestrickt als die meisten, aber selbst bei einem Strohfeuer hätte er die Frau nicht vor die Tür gesetzt. Strohfeuer war wirklich ein passender Begriff bei einem Pyro. Er jedenfalls hätte dafür gesorgt, dass die Frau ausgesorgt hätte und sein Kind anerkannt, gleichgültig ob Junge oder Mädchen. Wenn Gladu das Kind für eine Schande hielt, gab es noch einen anderen Weg genau das zu umgehen, indem er es legitimierte. Und soweit Dreux in Erinnerung hatte, hatte Gladu weder eine Frau noch Kinder. Das was er einst voller Missachtung weggeworfen hatte, blieb ihm sein Leben lang verwehrt. Ainuwar war gerechter als es manchen lieb war.


    Fabien Lacomb
    Fabien wusste gerade zu ersten Mal in seinem Leben nicht, wie er sich verhalten sollte. Also tat er gar nichts. Früher hatte er sich immer vorgestellt, das er unheimlich wütend werden würde, sobald er erfahren würde, wer sein Vater war. Aber er verspürte nicht den Hauch von Wut, er spürte nur maßlose Enttäuschung und Mitleid für seine Mutter. Das Maximilien ihm nichts davon gesagt hatte, stieß ihm ebenfalls sauer auf. Aber weshalb Max geschwiegen hatte, war ihm auch klar - für Elise. Sie wollte nicht, dass er es erfuhr und nun hatte er es doch erfahren. Fabien fragte sich, wie ähnlich ihm dieser Kerl sah, dass Max darüber gesprochen hatte. Er versuchte sich krampfhaft an Chevalier de Gladu zu erinnern, aber er hatte kein Gesicht zu dem Namen im Kopf. Fabien konnte sich nicht erinnern, dass er ihn jemals persönlich kennengelernt hatte. Nun falls er doch jemals am Hof war, dann nicht in seiner Anwesenheit und warum das so war, hatte Maximilien gerade erläutert. Fabs warf Nicolas der hinter Dreux stand einen hilfesuchenden Blick zu und zuckte kaum merklich die Schultern.


    Nicolas Garcia
    Da alle noch warteten, streckte Nicolas den Arm unauffällig in Richtung Fabien. Mit dem Handrücken streichelte er ihm den Unterarm. Was auch immer geschah, wenn Fabien Beistand von jemanden brauchte, mit dem er auf Augenhöhe stand, dann würde Nicolas für ihn da sein.


    Fabien Lacomb
    Fabien erwiderte die Geste dankbar, gleichzeitig vermisste er Nathan. Er hätte die Lösung für dieses Problem gewusst, auf seine ureigene Art und Weise. Aber Nathan war verschwunden und mit ihm seine einfache und doch immer liebevolle Lebensart. Selbst was ihn und Max verband, hatte er noch vor Fabien gewusst. Jedenfalls das die Gefühle nicht einseitiger Natur waren. Fabien wartete ab und hoffte insgeheim, dass diese Kutsche oder was auch immer nie ihr Ziel erreichte. Tja wo war ein Agent der Autarkie, wenn man ihn wirklich benötigte? Es hatte sie nie gegeben.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Der Wunsch von Fabien ging nicht in Erfüllung denn knapp eine Dreiviertelstunde später wurde ein Mann vom Hofmarschall in den Thronsaal geführt, der Fabien tatsächlich sehr ähnlich sah, bis auf das Alter. »Eure Majestät, Hoheiten - Chevalier de Gladu«, verkündete der Hofmarschall. Der Magier trat bis vorne an den Thron, blieb aber im gebührlichen Abstand stehen. Er war hochgewachsen, wie Maximilien angekündigt hatte. Trotz seines Alters hatte er eine gute Figur. Sein Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck. Entgegen seinem Stand, trug der Chevalier die Haare nicht lang, sondern extrem kurz. Mehr als Stoppeln waren davon nicht übrig. Ein Kinnbart zierte sein Gesicht, ähnlich dem von Fabien. Ob de Gladu tätowiert war, konnte man in seiner Aufmachung nicht ausmachen. Der Magier ging auf ein Knie und wartete ab, während Fabien ihn beobachtete wie ein Kaninchen die Schlange. Ob diese Schlange satt war, schien er abschätzen zu wollen. Er warf einen kurzen verstohlenen Blick auf Prince Ciel, der bereits grausame Erfahrungen mit einem Pryro machen musste. Er nun ebenfalls, auf andere Art. Der Duc wartete einen Moment, ehe er das Wort ergriff. »Chevalier Gideon Aymon de Gladu, erhebt Euch. Wir haben Euch einbestellt um Euch ein neues Amt zu übertragen. Mit sofortiger Wirkung seid Ihr Ordensoberhaupt des stählernen Lotos. Ihr teilt Euch diesen Posten gemeinsam mit Vendelin von Wigberg. Den Hintergrund all dessen, wird Euch Magistral de Mireault übermitteln«, erläuterte der Duc.


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    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel erwiderte den kurzen Blick von Fabien und blinzelte ihm zu. Es würde schwer werden, aber er sollte sich keine Sorgen machen. Weder Fabien noch Ciel waren froh über die Anwesenheit des Mannes, beide aus unterschiedlichen Gründen, aber da mussten sie nun durch. Vendelin würde ebenso wenig erfreut sein. Vermutlich gab es niemanden im ganzen Saal, der sich über das Erscheinen des Mannes freute, stellte Ciel amüsiert fest.


    Jules de Mireault
    Prince Ciel irrte sich. Dies stellte er fest, als er Jules Gesichtsausdruck sah. Der Magistral der Himmelsaugen schien beim Erscheinen des Chevalier blendende Laune zu verspüren. »Ich grüße Euch Chevalier de Gladu. Öffnet Euren Geist, damit Ihr die Informationen erhalten könnt. Die Bedeutung Eurer Aufgabe ist enorm hoch. Euch obliegt die Überwachung eines Anti-Magiers und dessen Ordensgeschwistern«, erklärte Jules und man hörte aus seiner Stimme heraus, was er für Vendelin empfand. Von jeder Küchenschabe hätte Jules freundlicher gesprochen. Gideon erhob sich und neigte kurz das Haupt. »Wie Ihr wünscht Eure Majestät. Ich werde Vendelin von Wigberg samt seiner Vasallen im Auge behalten«, antwortete der Chevalier und öffnete seinen Geist für Jules übermittelte Informationen. Beide Magier sahen einem Moment hochkonzentriert aus. De Gladu schloss die Augen und rekapitulierte dass, was Jules übermittelt hatte. Die gesamte Info, so als hätte er selbst der Verhandlung beigewohnt, bis zu dem Punkt wo Vendelin und Vittorio den Thronsaal verließen. »Eure Majestät Vendelin von Wigberg und dieser Fremdling können von Glück sagen, dass Ihr Souvagne regiert. Nicht jedem wäre bei dieser schwere des Verbrechens eine solche Gnade zuteil geworden. Euer Wort ist Gesetz, ich werde mich nach besten Wissen und Gewissen dem Orden des Lotos annehmen«, antwortete Gladu. Er hatte eine ziemlich tiefe, kratzige Stimme, fast so als wären auch seine Stimmbänder verbrannt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel warf seinem Vater einen Blick zu, ob er etwas sagen durfte, damit er seinen Vater nicht versehentlich unterbrach. Dann schaute er sich de Gladu an. »Wie gedenkt Ihr, Eure Aufgabe umzusetzen? Einen Antimagier kann man nicht auslesen und schon gar nicht aus der Ferne, das ist Euch sicherlich bewusst.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    Der Chevalier schaute Prince Ciel an und nickte knapp. »Hoheit das ist mir bewusst. Ich werde den Orden vor Ort überwachen, sprich dort wo sie ihren Stammsitz haben. Ihr Hauptquartier sozusagen. Mir persönlich ist es nicht möglich, andere Personen auszulesen, ich bin kein Geistmagier. Ich kann mentale Botschaften erhalten, aber weder versenden, noch jemanden auslesen oder einer Person meinen Willen aufzwingen. Jedenfalls nicht mittels meiner Gedanken, ich würde dazu eine andere Form wählen. Der Orden des stählernen Lotos muss schließlich eine Kommando- oder Hauptzentrale haben. Falls nicht, nun dann wird Vendelin von Wigberg nach Gladu ziehen. Er ist in dem Fall das Hauptquartier und da ich ihn zu überwachen habe, wird er dies wohl hinnehmen müssen. Zudem ist es ja in unserer beider Interesse, dass die Zusammenarbeit einwandfrei funktioniert. Er möchte sich beweisen, davon gehe ich aus. Er hat viel zu verlieren und ich komme meiner Pflicht nach«, antwortete Gladu Prince Ciel.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Möchtet Ihr dazu mit Vendelin von Wigberg sprechen? Habt Ihr sonst noch Fragen oder Anmerkungen zu Eurer Aufgabe?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Ja Eure Hoheit, ich würde den Mann nicht nur gerne sprechen, sondern auch kennenlernen. Ich muss wissen wie er denkt. Oder zumindest vorgibt zu denken. Ich gehe davon aus, dass die Aufgabe dauerhafter Natur ist? Sprich für immer?«, hakte er nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So ist es angedacht. Wünscht Ihr gleich mit ihm zu sprechen? Dann lasse ich nach ihm schicken.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Steht er noch unter der Wahrheitsdroge? Falls ja, sollten wir das ausnutzen. Also in dem Falle ich. Lasst bitte nach ihm schicken. Danke«, antwortete Gladu freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ferrau, würdest du bitte«, bat Ciel seinen Leibdiener und schenkte ihm einen schwer verliebten Blick.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    Gladu folgte Prince Ciels Blick und musterte Ferrau von oben bis unten, von links nach rechts, ehe er kurz blinzelte und sich wieder auf Prince Ciel konzentrierte. »Sehr freundlich von Euch«, sagte er höflich.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau nickte geflissentlich, lächelte Ciel freudestrahlend an und eilte in seiner ureigenen Geschwindigkeit davon. Draußen suchte er eine Weile nach den beiden ehemaligen Angeklagten, bis er sie schließlich auf einer Bank sitzend fand. Sie waren erledigt, dass sah man ihren Gesichtern an, aber sie waren auch froh und glücklich. Sie hatten einen langen Weg hinter sich und Ferrau hoffte, dass der zukünftige Weg weniger steinig werden würde. Aber das lag allein in ihren Händen. Er räusperte sich, um die beiden nicht zu erschrecken und stellte sich vor sie. »Seine Majestät wünscht, dass Ihr zurück in den Thronsaal kommt. Euer neuer Kollege ist gerade eingetroffen und würde Euch gerne kennenlernen«, sagte Ferrau freundlich.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin schreckte trotz Ferraus vorsichtigem Herantreten aus dem Schlaf auf. Er war an Vittorios Schulter gelehnt eingeschlafen. Nun setzte er sich auf und blinzelte gestresst. »Wir beide oder nur ich?«


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau schaute schlagartig geknickt aus der Wäsche. »Ich... ich glaube Ihr beide...«, versuchte er sich richtig zu erinnern. Das ihm immer so etwas passieren musste. »Ja Ihr beide Herr, Ihr sollt zurück in den Thronsaal kommen. Besser Ihr beide, als wenn einer fehlt«, überlegte er laut.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin erhob sich, genau wie Vittorio. Er hatte gehofft, eine Pause gewährt zu bekommen, in der er schlafen, sich waschen oder mal wieder etwas Ordentliches essen und trinken könnte. Und nach einer Zeit der Ruhe wollte er noch einmal ganz von vorn mit Vittorio reden. Aber letztlich war alles besser, als auf dem Block zu landen, oder zumindest fast. Die beiden folgten Ferrau und verneigten sich erneut vor dem Thron. »Hier sind wir, Majestät«, sprach Vendelin zur Begrüßung.


    Ferrau Du Trieux
    Ferrau eilte wieder hinter Prince Ciel und nahm dort seinen angestammten Platz ein. Er hoffte dass wirklich beide erwartet wurden und ihn nicht ein Donnerwetter empfing.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Schön dass Ihr unverzüglich erschienen seid. Vendelin von Wigberg - Chevalier Gideon Aymon de Gladu. Chevalier Gideon Aymon de Gladu - Vendelin von Wigberg. Mit sofortiger Wirkung leitet Ihr gemeinsam den Orden des stählernen Lotos. Chevalier Gideon Aymon de Gladu wollte Euch persönlich kennenlernen um einen ersten Eindruck von Euch zu gewinnen«, erklärte Maximilien, damit Vendelin wusste, weshalb er erneut einbestellt wurde.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Ich grüße Euch Vendelin von Wigberg. Ihr wusstet bereits vor mir, von unserer zukünftigen Zusammenarbeit. Um mich kurz vorzustellen, ich bin Lehnsherr der Scholle Gladu, wir leben von der Fischerei und deren Produkte. Weiteres zu meiner Person, ich bin ein Magier - ein Pryro wie man uns gemeinhin schimpft. Das sind vermute ich die wichtigsten Eckdaten. Wo befindet sich die Zentrale Eures Ordens, von wo aus leitet Ihr die Geschäfte? Ich möchte die Bücher und Unterlagen von Euch und Euren bisherigen Operationen einsehen. Falls so etwas nicht existiert, bringt mich auf den aktuellen Sachstand. Was könnt Ihr mir zu Eurer Person sagen?«, fragte Gladu gerade heraus.


    Timothée Mauchelin
    ›Sehr erfreut‹, wollte Vendelin sagen, doch leider konnte er noch immer nicht lügen. So war er gezwungen, den Mann mit unverhohlener Abneigung zu mustern. Dass er jemanden in seine Karten schauen lassen musste, schmeckte ihm überhaupt nicht. »Da das alte Hauptquartier des Ordens leider einem Brand zum Opfer fiel, habe ich den Keller meines Hauses entsprechend umgebaut, dass ich auf unterirdischem Wege direkt in das unterirdische Archiv unter der ehemaligen Brandruine gelangen kann. Dort haben die Flammen nicht gewütet. Zu meiner Person gibt es viel zu sagen, das meiste davon dürfte Euch zu Tode langweilen. Was möchtet Ihr wissen?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Alles. Aber bleiben wir vorerst beim Hauptquartier. Es fiel einem Brand zum Opfer? Wer war denn der Zündler? Wurde er erwischt? Wo befindet sich Euer Haus, sprich das neue Hauptquartier? Ihr seht aus, als hättet Ihr einen Frosch verschluckt. Nun ich denke wir beide werden uns mit der Situation arrangieren müssen. Ihr seht nicht so aus, als wärt Ihr froh über meine Gesellschaft. Glaubt mir, für einen Mann Eures Alters spiele ich auch nicht gerne den Babysitter, aber was nötig ist - ist nötig. Zumal es seine Majestät so befohlen hat. Wer hat Eure Zentrale abgefackelt?«, fragte Gladu mit unverhohlenem Interesse.


    Timothée Mauchelin
    »Ich selbst«, antwortete Vendelin. »Ich wollte es einem Ordensmitglied mit pyromanischen Neigungen zuschieben, was auch bislang gut funktioniert hatte, doch so immun ich gegen magische Beeinflussung auch bin, gegen Navu Lea bin ich es nicht. Mein Haus liegt in Beaufort direkt neben dem Friedhof, von außen sieht es aus, als würde es seit Jahren leer stehen.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Einem Pyro? Na dann wäre die Hütte bis auf die Grundmauern abgebrannt und nicht nur teilweise. Wer ist der unglückliche Pyro, den Ihr Eure Unfähigkeit in die Schuhe schieben wolltet? Direkt in Beaufort? Das trifft sich, wie groß ist das Haus? Gästezimmer?«, hakte Gladu nach und überlegte, ob dieser besagte Pyro nicht eine gute rechte Hand abgeben würde.


    Timothée Mauchelin
    »Caillou Langeron, kein Magier natürlich, sondern ein ganz gewöhnlicher Pyromane. Ja, mein Haus liegt in Beaufort. Es verfügt über Zwei Etagen plus Dachgeschoss, zuzüglich eines sehr geräumigen Kellers. Wollt Ihr etwa bei mir einziehen?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Selbstverständlich ziehe ich mit Euch in das Hauptquartier. Oder wie habt Ihr Euch unsere Zusammenarbeit vorgestellt? Das ich Euch einmal im Jahr einen Brief schreibe mit der Bitte mir die Fallzahlen zu benennen? Hättet Ihr kein Hauptquartier gehabt, wärt Ihr schließlich auch bei mir eingezogen. Caillou Langeron? Arbeitet er noch für die Orden? Ich möchte den Mann kennenlernen. Vermutlich würde er einen sehr guten Assistenten abgeben«, grinste Gladu.


    Timothée Mauchelin
    »Caillou arbeitet noch für den Orden und erfreut sich zu meinem tiefen Bedauern bester Gesundheit. Er dürfte sich in der Nähe des Rübenhofes aufhalten. Scheinbar hat er sich mit den Menschenfressern dort angefreundet, eine feine Gesellschaft. Bislang nur hatten sie auf ihn leider keinen Appetit. Mein Haus verfügt nur über eine Küche, ich werde umbaumaßnahmen in die Wege leiten. Ihr könnt meinetwwegen das Dachgeschoss für Euch bekommen.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Wunderbar, ich werde den Umzug direkt anordnen. Nun eine zweite Küche benötigen wir nicht. Ich werde einige meiner Bediensteten mitbringen. Ihr werdet sicher nicht den ganzen Tag in der Küche verbringen, so dass auch dort für mich gekocht werden kann. Andernfalls könnte ich mir immer noch etwas in Beaufort beschaffen. In der Nähe des Rübenhofes? Nun der Hof sagt mir nichts, aber ich werde ihn schon finden. Der Keller ist also unser zukünftiges, gemeinsames Arbeitsreich, sehr schön«, gab Gladu zurück.


    Timothée Mauchelin
    »Der Rübenhof ist nicht weit, wenn Ihr es wünscht kann jemand Caillou herholen. Er ist jedoch keine angenehme Person und bitte nicht als repräsentativ für den Rest meines Ordens anzunehmen. Ich pflege ausgiebig zu frühstücken, Ihr werdet die Küche also nicht für Euch haben frühmorgens. Wenn Ihr Euren Hofstaat mitzubringen gedenkt, ist die erste Etage besser als das Dachgeschoss. Sie bietet mehr Platz.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Dann habt Ihr eine Sorge weniger Vendelin von Wigberg, ich frühstücke nicht. Oder besser gesagt mein Frühstück besteht aus einem Becher Kaffee, der reicht mir. Ihr habt also Morgens Eure Küche für Euch allein. Dann nehme ich die erste Etage, falls Ihr sie entbehren könnt«, gab Gladu zurück.


    Timothée Mauchelin
    Vendelins bislang sehr abweisendes Gesicht wurde etwas freundlicher bei dieser Botschaft. Er wechselte einen kurzen Blick mit Vittorio, der ihm ein breites Lächeln schenkte bei der Aussicht, wie in alten Zeiten gemeinsam frühstücken zu können. »Es wird einige Umräumarbeiten erfordern«, sprach Vendelin nun wieder zu de Gladu, »aber es ist nichts, was nicht zu bewerkstelligen wäre. Möchtet Ihr Caillou sehen?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Sicher, aber zuerst würde ich gerne unser Hauptquartier sehen. Weshalb es so aussieht, wie es aussieht ist mir durchaus bewusst. Es wird Sicherheitsregeln geben, über die müsst Ihr mich in Kenntnis setzen. Der Keller ist für die Bediensteten tabu. Wie alt ist Caillou?«.


    Timothée Mauchelin
    »Er ist 28 Jahre jung. Wenn Ihr wünscht, zeige ich Euch das Hauptquartier. Natürlich gibt es Sicherheitsvorkehrungen, damit niemand die geheimen Sektoren betritt. Über diese werde ich Euch vor Ort aufklären. Oh, im Keller lebt eine Klapperschlange, diese ist bitte in Ruhe zu lassen, sie ist das Haustier meines Sohnes.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Eine Klapperschlange? Eine seltsame Wahl für ein Haustier, aber ich respektiere das Tier. Caillou wäre mit seinen 28 Jahren eine gute rechte Hand, er würde sich vermutlich gut mit mir verstehen. Davon gehe ich aus. Gehen wir. Das heißt, falls wir die Erlaubnis dazu erhalten. Eure Majestät? Hoheiten?«, fragte Gladu respektvoll.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    »Von unserer Seite aus spricht nichts dagegen, es sei denn jemand möchte noch eine Frage an die Drei stellen. Ansonsten dürft Ihr Euch entfernen«, entschied der Duc. Wer fragen wollte, durfte noch etwas fragen.


    Timothée Mauchelin
    Da niemand das Wort erhob, verneigten Vendelin und Vittorio sich und verließen Rückwärts den Thronsaal. Durch die Flure eilte Vendelin wie gewohnt und war froh, wieder unter freiem Himmel zu sein. Er ließ den Blick gen Himmel schweifen und beobachtete die Wolken, während er auf de Gladu wartete. Vittorio ging etwas langsamer und begleitete den Feuermagier zur Bank, wo Vendelin wartete.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    Gideon folgte Vittorio nach draußen, auf der Bank wartete Vendelin. Der Mann sah aus, als wäre er um Jahrzehnte gealtert. Gideons Blick wurde etwas sanfter, als er neben ihm Platz nahm. »Ihr solltet Eure Chance nutzen, vergesst nicht, dass es nicht meine Wahl gewesen ist. Aber vergesst ebenso nicht, dass ich einen Namen und einen Ruf zu verlieren habe. Wir können uns gegenseitig an die Kehle gehen und das Leben zum Abgrund machen oder wir können das Beste daraus machen und beide unseren Vorteil daraus ziehen. Einen ersten habt Ihr schon Vendelin von Wigberg, Euer Kopf sitzt noch auf Euren Schultern und ich denke da sollte er auch bleiben«, sagte Gladu.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin atmete langsam aus und lehnte sich nach hinten, während Vittorio bei den Gardisten eine Rauchstange zu schnorren versuchte. »Es hat nichts mit Euch zu tun. Ich lasse mir einfach nicht gern in die Karten schauen. Mein Leben lang kümmerte ich mich darum, Geheimnisse zu wahren und die anderer Menschen zu lüften. Nun liege ich selbst quasi nackt auf dem Präsentierteller. Das ist kein angenehmes Gefühl. Fällt es Euch nicht schwer, Euer zu Hause zurückzulassen und Eure Familie und bei einem Fremden einzuziehen?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Ich habe keine Familie und Gladu ist ja nicht aus der Welt. Chevalier-Lehen Nummer 11, das ist Gladu. Direkt an der Azursee gelegen, schöner Fleck mit Aussicht auf den einstigene Vulkan der Farisin. Ich denke nur in der Anfangszeit werden wir permanent aufeinander hocken, irgendwann hat es sich eingespielt und die Leitung funktioniert auch, wenn einer von uns beiden mal einige Tage nicht anwesend ist. Ich muss meine Geschäfte weiter leiten. Falls es sich nicht einspielt, nun dann werden wir den Duc darüber informieren müssen. Anders geht es nicht. Logisch, dass Ihr gewöhnt seid im Geheimen zu operieren. Ansonsten wäre Euer Orden nutzlos gewesen. Wobei wohl nun unser Orden. Der Magistral hat mir einiges über den Orden und Euch übermittelt. Aber mal eine ganz dusselige Frage - was ist überhaupt unsere Aufgabe? Überwachung?«, fragte Gladu.


    Timothée Mauchelin
    »Offiziell? Spionage und Infiltration. Da uns kein Magier auslesen kann, können wir uns unerkannt unter ihnen bewegen. So haben wir beispielsweise auch stets ein Auge auf die Himmelsaugen gehabt. Inoffiziell häufen wir so viele Informationen über alle möglichen Strukturen und Personen an, die uns irgendwann einmal von Nutzen werden könnten. Wissen ist eine hervorragende Währung, es lässt sich damit oft besser arbeiten als mit rollendem Taler. Menschen werden erpressbar, wenn man ihre schmutzigen Geheimnisse kennt und von ihren Leichen im Keller weiß.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Hat nicht jeder Leichen im Keller? Es kommt vermutlich nur drauf an, ob es einen kratzt, ob dies öffentlich gemacht wird. Über alles und jeden Bescheid wissen. Umfasst das auch Spionage-, Infiltrations- und Sabotageeinsätze im Ausland? Die Himmelsaugen genießen einen Sonderstatus in Souvagne. Ihr Ex-Oberhaupt hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber er wusste seinen Orden zu schützen, dass muss man ihm lassen. Kein Mann in seinem Alter und seiner Position wäre so dumm, einen Princen offen anzugreifen. Es sei denn, er hat dazu einen guten Grund. Der Grund war nicht, Prince Ciel zu schaden, auch wenn man das zuerst glauben mag. Ich vermute mit dem neuen Magistral wird sich so einiges ändern. Ihr beiden könnt Euch nicht riechen was?«, grinste Gladu.


    Timothée Mauchelin
    »Jules de Mireault ist die Karikatur eines Geistmagiers, sein Urteilsvermögen ist so flach wie sein Gesäß. Kaum kann er seine Magie nicht benutzen, wird er zickig wie ein kleines Mädchen und ist vollkommen hilflos. Der Stählerne Lotos arbeitet vor allem im Inland, aber wenn erforderlich führen wir auch Auslandseinsätze durch. Parcival war ein bedauernswerter Mann. Warum er den Prince angriff, darüber könnte man die eine oder andere Vermutung anstellen. Manche sagen, es sei blanke Verzweiflung gewesen und der Wunsch, sein Leben möge ein Ende finden.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Richtig, er beging an dem Princen Selbstmord. Hätte er sich durch die eigene Hand gerichtet, wäre sein Orden in Verruf geraten. So ließ er sich für seine Taten richten und sein Orden wurde verschont. Keine Ahnung, auf den Hintern von dem Magistral habe ich nicht geachtet. Aber die meisten Magier reagieren äußert allergisch darauf von ihrer Magie abgeschnitten zu werden. Das ist kein Geheimnis. Für Puries oder Blunts wie Euch ist das nicht vorstellbar, aber die Magie ist ein Teil von uns selbst, sogar ein Teil unserer Seele. Stell Dir vor, Du dürftest nicht mehr sehen. So ungefähr kannst Du es Dir vorstellen. Die Magie schenkt Dir einen anderen Blick auf die Welt, sie ist ein Teil von Dir, durchzieht Dich und Du sie. Das ist die beste Erklärung die ich Dir liefern kann. Einen Geistmagier muss das noch auf andere Art zusetzen. Keine Ahnung wie die Magie nach ihm ruft, aber meine Magie ist das Feuer«, erklärte Gideon.


    Timothée Mauchelin
    »Versucht, es mir zu erklären. Was fasziniert Euch am Feuer?«, wollte Vendelin wissen, während Vittorio sich wieder zu ihnen gesellte. Er legte den Arm um ihn und qualmte gut gelaunt die geschnorrte Rauchstange.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Feuer lebt, auch wenn es andere nicht glauben. Es kann nicht gezähmt werden, es entscheidet selbst. Es kann Dich im Ofen wärmen, Dir Licht spenden. Denk an die Gemütlichkeit eines Kamins, an die schönen Stunden bei Kerzenschein. Aber ebenso kann ein Feuer gewaltige Ausmaße annehmen, brüllend alles verschlingen. Was ist macht - wärmend zu schützen oder alles verschlingen, das liegt an der Flamme selbst und an dem der sie hütet. Was mich am Feuer selbst fasziniert ist, dass es ein Teil von mir ist. Wenn ich etwas anschaue das brennt, dann ist es nicht der brennende Gegenstand, der mich lockt. Es ist das Feuer. Ob eine Person abfackelt oder ein Stück Kantholz, das spielt für mich keine Rolle. Für mich zählt nur der Tanz der Flammen, wie sie sich bewegen, züngeln, lodern, dass ist es was einen unwahrscheinlichen Bann auf mich ausübt. Aber keine Sorge, ich zünde Dir nicht Dein Haus an. Weder bewusst noch unbewusst, die Zeiten sind vorbei. Allerdings, der Ehrlichkeit geschuldet, sollte ich wirklich dermaßen wütend werden dass ich jede Kontrolle verliere - lauf. Sonst fackele ich Dich ab und alles was um mich herum ist. Nicht bewusst, nicht absichtlich, mein Zorn manifestiert sich in Feuer. Es ist wie eine Frau, möchte ich sagen. Sanft, aber auch tödlich, wenn man nicht mit ihr umzugehen weiß. Und Dich? Was reizt Dich?«


    Timothée Mauchelin
    »Mineralien, unterschiedliche Kristalle. Vollkommene Schönheit ohne Leben, gemacht für die Ewigkeit. Keine zwei Kristalle sehen gleich aus. Zudem ist die Suche und Bestimmung ausgesprochen entspannend. Abschalten von allem Menschlichen und von allen Dingen, die sich andauernd verändern. Kristalle sind beständig, zuverlässig, vorhersehbar. Sie bergen keine unangenehmen Überraschungen. Wenn Ihr mich abfackelt oder mich ein anderer unglücklicher Unfall hinwegrafft, werdet Ihr zur Verantwortung gezogen, das schwöre ich Euch!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Chevalier Gideon Aymon de Gladu: »Das hat nichts mit wollen zu tun Vendelin von Wigberg. Ich möchte Euch nicht abfackeln und auch keinen anderen. Es ist lediglich eine Warnung was passieren kann, falls Ihr mich zur Weißglut treibt. Ihr tätet es wortwörtlich. Früher als ich noch ein Junge war, ist es schon passiert, dass etwas in Flammen aufging. Aber je älter man wird, je besser hat man sich im Griff. Das geht allen so, einschließlich Euch will ich meinen. Oder seid Ihr noch der, der Ihr als Kind gewesen seid? Ich denke nicht. Trotz aller Beherrschung kann sich gewaltige Wut durch alle Schranken der Selbstbeherrschung brennen. Hätte ich kein Interesse daran meine Umwelt und meine Mitmenschen zu schützen, hätte ich mich nicht in Selbstbeherrschung geübt. Das könnt Ihr mir glauben. Mineralien, Gesteine. Man sagt auch das sie leben, wusstet Ihr das? Eine alte Legende besagt, dass Steine leben. Sie schlafen allerdings. Sobald sie erwachen, geht die Welt zu Grunde und ein neuer Zyklus beginnt. Irgendwo habe ich das mal gelesen. Nein, meine Großmutter hat mir das erzählt. So beständig wie Steine sind, so unbeständig ist ein Feuer. Aber beides sind Grundelemente - Feuer, Wasser, Erde, Luft. Ihr bevorzugt die Erde«, antwortete Gideon freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Ja, Beständigkeit. Sicherheit. Kontrollierbarkeit. Das sind Eigenschaften, die ich schätze. Ich hoffe nicht, dass Steine tatsächlich leben, denn es gibt Zeiten, da möchte ich keine Lebewesen um mich haben und mich ganz der Stille widmen. Ein Gegengewicht zu meiner Arbeit. Wäre es denkbar, dass Ihr ein Messinghalsband tragt, wenn wir über ein kritisches Thema sprechen?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Ihr wollt mich bewusst wehrlos machen und glaubt ich stimme dem zu? Möchtet Ihr mich während der Unterhaltung auch fesseln, oder mir einen Sack über den Kopf stülpen? Oder wie soll ich die Frage verstehen? Sie leben nicht in dem Sinne, wie wir Leben kennen. Sie atmen nicht, sie essen nicht, sie sind einfach da. Aber sie bergen Leben in sich. Jedenfalls wird es nicht passieren, dass ein Stein seine Augen vor Euch aufschlägt. Nun falls doch wisst Ihr Eure schließen sich bald«, grinste Gideon.


    Timothée Mauchelin
    »Ja natürlich, ich bin schließlich auch wehrlos. Vor mir muss niemand befürchten, in eine lebende Fackel verwandelt werden. So könnten wir uns auf Augenhöhe unterhalten.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Wehrlos nur weil Ihr kein Magier seid? Das ist lächerlich Vendelin von Wigberg. Ihr seid wehrhaft, auf andere Art. Nur nutzt Euch Eure Antihaftbeschichtung auf der Seele nichts gegen einen Pyro. Ihr bekommt keine Magie zu spüren, sondern Feuer. Gegen Jules seid Ihr immun, gegen meine Form nicht. Aber ich habe nicht vor Euch anzugreifen. Wir spielen im selben Team, noch nicht gemerkt? Aber gut, wenn es Euch beruhigt, ich denke darüber nach«, bot Gideon an.


    Timothée Mauchelin
    »In meinem Haus werdet ihr es tragen, außerhalb nicht. Wie wäre es damit?«, bot Vendelin an. »Ich habe keine Lust, während eines Eurer Alpträume in Flammen aufzugehen.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Des Friedens Willen abgemacht. Ich kann Euer Unbehagen nachfühlen, jedenfalls gespiegelt wie mich die meisten sehen. Aber ich werde es selbst umlegen und abnehmen, ich trage kein Sklavenkragen von Euch«, hielt Gideon dagegen.


    Timothée Mauchelin
    »Meine Güte, was habt Ihr für ein Bild von mir? Natürlich legt Ihr es Euch selbst an.« Vittorio feixte. Im Gegensatz zu Vendelin und Gladu fand er die Vorstellung lustig.
    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Euer Herzblatt scheint unsere Diskussion erheiternd zu finden. Na klärt uns auf, was ist daran so witzig? Tragt Ihr sonst das Halsband? Oder er?«, grinste Gideon.


    Vittorio Pollarotti
    »Versucht es zu erraten«, antwortete Vittorio grinsend.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Chevalier Gideon Aymon de Gladu: »Nun da Du lachst und er eine Flunsch zieht, bist Du der oben an der Leine. Meine Vermutung. Ist keine Wertung, jedem das seine. Ich habe auch so meine Vorlieben, aber es ist Eure Hütte, also lasst Euch von mir nicht stören«, gab er freundlich zurück und grinste Vittorio an.


    Vittorio Pollarotti
    »Schön wäre es ja«, gluckste Vittorio. »Vendel hat die Hosen an. Ich hab nichts zu melden. Wobei wir Halsband und Leine noch nicht ausprobiert haben, ich glaube, dafür ist Vendel zu prüde. Was sind deine Vorlieben?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Deshalb nahm er die Sache so ernst? Auch eine Möglichkeit. Ich werde keine Orgien in Eurem Haus feiern, da sei mal unbesorgt. Aus dem Alter bin ich raus. Worauf ich stehe? Sagen wir mal ich bin da nicht sooo festgelegt wie manch anderer, Hauptsache ist der Sex ist gut und macht Spaß. Warum festlegen?«, fragte Gideon Retour. »Hast Du nur eine Fluppe geschnorrt?«


    Vittorio Pollarotti
    Vittorio zerbrach die Rauchstange, zündete das obere Ende an und reichte Gideon das Stück, das er noch nicht im Mund gehabt hatte. »Nur eine, weil Vendel nicht raucht. Rauchen ist daher nur in deinem eigenen Zimmer gestattet und die Tür muss dann zu bleiben. Nicht festgelegt, du hältst dich ganz schön vage, bist du genau so prüde? Dann höre ich auf zu fragen.« Er sog genüsslich an seiner Rauchstange.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Danke, nein ich vermute ehr das Gegenteil, ich habe immer alles mitgenommen was mitzunehmen war. Also frag, ob ich antworte steht auf einem anderen Blatt. Aber ich habe einiges ausprobiert im Leben. Wieso auch nicht? Soweit ich weiß, haben wir nur eins. Und wir werden alle nicht jünger. Wieso den Spaß den man heute haben kann, auf morgen verschieben? Unsinnig.Sagen wir mal auch in dem Bereich bin ich schnell Feuer und Flamme, aber genauso schnell ist der Ofen auch aus, wenn ich nicht mehr mag«, erklärte Gideon und zündete per Magie die Fluppe an.


    Vittorio Pollarotti
    »Hmmm«, überlegte Vittorio, während er mit der einen Hand Vendelin kraulte und mit der anderen rauchte. »Was war dein heißestes Betterlebnis?«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Das mache ich nicht fest, gab einige wunderbare Nummern, aber auch gewaltig schreckliche. Aber ich kann Dir sagen, dass gewisse Festlichkeiten immer besonderen Spaß machen. Da trifft sich der Adel zu ausgelassenen Spielstunden. Jedenfalls einige, nicht alle, was klar sein dürfte. Freies Motto, jeder mit jedem. Also jeder der dort aufschlägt, ist auch bereit Sex zu haben. Vielleicht nicht gerade mit Dir, Gefallen muss man sich ja schon. Und die Bediensteten des gastgebenden Hauses werden zur Verfügung gestellt. Meist sind die gerade das Interessante an der Sache. Je nachdem worauf Du gerade Lust hast, ob eine junge Magd oder einen Stallburschen, oder den Gastgeber wenn er bereit dazu ist. Die meisten sind es und die meisten belassen es nicht nur bei einem. Ist meist Spielwiese angesagt. Das sind so Sachen wo man richtig Spaß hat. Was der Abend bietet, weißt Du vorher nicht, Du weißt nur es wird heiß. Speziell kann ich nicht sagen, mir gefiel der Arschfick mit Magd sowieso oder einen gelutscht bekommen von Comte hast Du nicht gesehen. Das sind Dinge die passieren auf solchen Treffen, genieß es, hab Spaß. Das heißt nicht, dass Du morgen mit ihm ein Paar bist, oder die Magd heiratest. Manche halten sich an sowas fest. Andere latschen die Frauen auf wie alte Schuhe. Bis sie völlig ausgetreten sind und dann kommt eine neue ran. Andere wiederrum sind treue Seelen, weil sie eine Person gefunden haben die sie lieben. Es ist doch für jeden was dabei oder nicht? Du musst nicht auf meine Art glücklich werden und ich nicht auf Eure«, gab Gideon zu bedenken.


    Vittorio Pollarotti
    Vittorio zuckte die Schultern. »Hab ich gesagt, dass meine Art zu leben, die einzig richtige ist? Vendelin ist da ganz anderer Meinung. Da muss man sich irgendwie arrangieren. Die Spielwiesen hören sich interessant an. Da fließt sicher auch Alkohol in Strömen und so manch anderes. Allerdings bin ich nicht von Adel, von daher wird mich auch niemand zu so etwas einladen. Und wenn doch, werde ich vermutlich nicht kommen dürfen, weil ein gewisser Herr jetzt etwas dagegen hat.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Nein hast Du nicht behauptet. Du musst nur jemanden von Adel mit Einladung haben, der Dich mitnimmt. Aber wenn Dein Mann dagegen ist und Du ihn behalten willst, sollst Du Dir das vielleicht verkneifen Du Dir eine eigene Spielwiese anschaffen. Nicht ganz das Gleiche, aber zu zweit kann man bekanntlich auch ganz gut spielen. Seit wann seid Ihr beiden denn ein Paar?«


    Vittorio Pollarotti
    Vittorio und Vendelin sahen sich zeitgleich an. »Seit heute«, sagte Vittorio dann schulterzuckend. »Hat der Duc so befohlen.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    Gideon schaute die beiden total verwundert an, ehe er langsam den Kopf schüttelte. »Ja also wenn es ein Befehl vom Duc ist, ist er umzusetzen. Aber davon habe ich bis jetzt noch nie gehört, es sei denn es ging um eine Ehe. Dann muss er wohl manchmal eine Entscheidung fällen. Gut die Duchesse wird sicher auch nicht gefragt, sondern auch so heranzitiert, hat ja auch gewisse Vorteile. Was im kleinen funktioniert, funktioniert auch im Großen. Na dann meinen Glückwunsch. Ihr habt Euch noch nie gestritten in Eurer Beziehung was?«, prustete Gladu.


    Vittorio Pollarotti
    »Nein, ich trau mich nicht«, lachte Vittorio. Man sah ihm an, dass er sehr danach schmachtete, Vendelin einfach in den Arm zu nehmen, aber dem gefiel vermutlich schon wieder irgendwas an der Situation nicht. Vittorio hatte in seinem ganzen Leben keinen so pingeligen Menschen kennengelernt, was Zärtlichkeiten anging. Wenn nicht alles haarklein stimmte, verging Vendelin jedwede Lust. »Was würdest du empfehlen, um jemanden aufzutauen?« Vendelin warf ihm von der Seite einen Blick zu, den Vittorio mit einem Lächeln erwiderte.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Feuer. Scherz. Also um das klar zu stellen, von einer Beziehung habe ich Null Ahnung, ich war nie vergeben. Ich war kein Kostverächter, aber ich habe mich nie an irgendeine Frau oder an einen Mann gebunden. Gab einige die ich mochte, aber für mehr hat es nicht gereicht. Meine Tipps sind also kein Erfolgsgarant. Ich würde versuchen in Erfahrung zu bringen was der Jemand mag und ihm genau das servieren. Stille Stunden bei Kerzenschein, oder ihn ausführen, ein gutes Essen hat noch immer geholfen und überzeugt viele. Falls es schnell gehen soll und er bereit ist mitzumachen Drogen. Sie lassen ihn jede Hemmung verlieren und er lernt das Gefühl von Vergnügen kennen. Mit Alk würde ich es nicht versuchen, der Jemand wird müde und bekommt keinen mehr hoch. Ansonsten wenn es nicht um den Sex geht, sondern um alles, Überzeugungsarbeit würde ich vermuten. Du musst ihn von Dir überzeugen. Das wie ist dann die Frage, dass kann ich nicht beantworten«, antwortete Gideon ehrlich.


    Vittorio Pollarotti
    »Da haben wir das selbe Problem«, gestand Vittorio. »Drogen«, wiederholte er dann begeistert und Vendelin hob die Brauen. »Ehrlich, Vendel, du hast ein ganzes Alchemielabor«, beharrte der alte Soldat. »Warum berauschst du dich nicht einfach mal so, dass du deinen ganzen riesigen Berg an Hemmungen für ein paar Stunden vergisst? Lass uns zu Hause mal darüber reden, ja? Ich seh schon, wenn Gideon zuhört, kriegst du wieder den Mund nicht auf.« Er erhob sich und bot Vendelin den Arm an, damit der sich aufrichten konnte. Vendelin erhob sich, indem er sich an ihm fest hielt und als er stand, legte er die Hand auf den Mund und gähnte.


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Was Dein Mann braucht ist eine Mütze voller Schlaf und danach versucht es doch mal etwas mit Lebensmittel die die Lust steigern. Falls er keine Drogen nehmen mag. Es gibt ja auch natürliche Drogen, bestimmte Früchte aus Ledwick sind auf solchen Festen der Renner. Ich habe vergessen wie sie heißt, aber ich kann meinen Leibdiener fragen, bei Interesse. An dieser Droge gibt es keinen nennenswerten Nachteil, außer dass man scharf wird wie eine Rasierklinge. Brechen wir auf, damit ich weiß wohin ich ziehe. Und Du solltest Dir Zuhause ein heißes Bad gönnen und Dich dann ins Bett packen Vendelin von Wigberg«, sagte Gideon freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Wir kommen frisch aus dem Gefängnis, meine Daumen sind nur noch Brei, meine Unterarme von Raubvogelkrallen zerfetzt und wir wären um Haaresbreite einen Kopf kürzer geworden - für Vittorio der beste Moment, um sich über so etwas Gedanken zu machen.« Er rieb seine Augen und blinzelte. »Kommt, ich bring euch nach Hause. Es ist nicht weit.«


    Chevalier Gideon Aymon de Gladu
    »Andere Frage, wenn nicht jetzt wann dann? Er möchte feiern, dass Ihr noch lebt und dass Ihr Euch noch lieben könnt. Du siehst das ziemlich einseitig Vendelin. Auf geht es, ich folge Dir. Nach Hause klingt nett«, antwortete Gideon und knuffte Vittorio tröstend.


    Vittorio Pollarotti
    »So ist es«, sprach Vittorio ernst. Er legte Vendelin im Gehen einen Arm um die Schultern, wie gewohnt sehr vorsichtig, damit er keine Abfuhr kassierte.


    Timothée Mauchelin
    Doch Vendelin lächelte nun. »Gönn mir eine Mütze voll Schlaf, ein Bad, frische Kleider und etwas Gutes zu Essen. Und einen Kaffee. Dann werden wir mal schauen, ob wir diese Früchte heranbringen können.« Er schob seinen Arm um Vittorios Hüfte, zu dessen großer Freude, und so gingen sie zu Dritt in Richtung des Hauses, in dem sie fortan gemeinsam wohnen würden.

  • Pattis Rettung



    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Duc Maximilien Rivenet de Souvagne hatte in seine privaten Gemächer eingeladen. Der Grund hierfür war die Besprechung, wie man den jungen Patrice und die anderen Seelen die seinen Körper bewohnten trennen und retten konnte. Eingeladen waren die Söhne des Duc Dreux und Ciel, Alex als Meister der Bluthexer, Brandur als Nekromant und Jules als Himmelsauge. Fabien hatte für alle eine Tafel gedeckt mit Kaffee, Tee, Kuchen und anderem Gebäck. Mit leerem Magen dachte es sich nicht gut. Dreux erschien als Erster mit seinem Leibdiener und drückte seinen Vater zur Begrüßung, einige Minuten später trudelte Jules in Begleitung von Khawa ein.


    Alexandre de la Grange
    Ciel erschien gemeinsam mit Brandur. Unterwegs sprachen sie bereits, hielten sich dabei jedoch noch zum bevorstehenden Gesprächsthema bedeckt, denn nicht alles davon war für die Ohren von Laien bestimmt. Als Ciel Khawa nach so langer Zeit wieder sah, erhellte sich sein Blick. Da sie sich in den Privatgemächern von Maximilien eingefunden hatten, konnte es ruhig etwas lockerer zugehen. Brandurs blaues Auge war inzwischen fast verheilt. Als Letzter betrat Erzhexer des Blutes, Alexandre de la Grange, den Raum. Hochgewachsen, mit ernster Miene und in seiner scharlachroten Robe hätte er eine würdevolle Erscheinung abgeben können, würde er nicht trotz seines in letzter Zeit gepflegten Erscheinungsbildes den deutlichen Lufthauch der Ungepflegtheit um sich herwehen lassen wie eine Fahne, die allen mitteilte, gebührend auf Abstand zu bleiben. Ciel schnupperte und wenn er sich nicht arg täuschte, war das diesmal kein Körpergeruch, sondern tatsächlich ein absichtlich stinkendes Parfum! Alexandre grüßte steif in die Runde, bedachte die Kaffeetafel mit einem abfälligen Blick und setzte sich dann, ohne etwas an Speisen oder Getränken zu wählen, an den Platz, der am weitesten von Brandur entfernt war.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien musterte die Anwesenden freundlich. "Alle sind erschienen, unsere Besprechung kann beginnen. Die Tafel ist gedeckt, jeder bedient sich bitte selbst. Unser heutiges Thema ist komplex und kompliziert, aus diesem Grunde habe ich ein persönliches Treffen anberaumt. Nur so können wir in aller Ruhe erörtern, ob wir Patrice helfen können. Falls ja wie. Und mir fällt gerade ein, dass Benito fehlt. Dies aus gutem Grund. Dreux - Ciel meinen Glückwunsch Ihr beiden seit Onkel geworden. Ich darf mit Stolz verkünden, Opa geworden zu sein. Verrill hat heute ihr Baby entbunden. Dies vorneweg. Ciel Du hast die Ehre dem Kleinen seinen Namen zu geben. Verrill besteht darauf. Jules kann Euch gerne die näheren Einzelheiten nennen. Das Problem dass wir heute lösen müssen sieht wie folgt aus. Die Person Moritz hat beruflich ähnlich wie ein Schauspieler andere Persönlichkeiten anzunehmen. Dies tat der besagte Moritz auch. Einigen ist er als Patrice der Leibgardist bekannt. Nun hat es sich zugetragen, dass Patrice erkrankte. Dabei wurde von Benito festgestellt, dass mehrere Seelen in Moritz leben und zwar Moritz, Pascal, Patrice und ein Louis. Seine Seele ist laut der Beschreibung von Benito wie eine Frucht, aber keine glatte Kirsche wie eine einzige Seele. Sondern man muss sie sich wie eine Himbeere vorstellen, die viele kleine Früchtchen gebildet hat. Und jene drei - Pascal, Patrice und Louis haben sich völlig davon abgekapselt. Die Frage ist nun, handelt es sich hierbei tatsächlich um drei weitere Seelen? Kann man diese Seelen aus dem Körper extrahieren und in einen anderen Körper verpflanzen, so das jedem ein eigenes, selbstständiges Leben möglich wäre? Das steht heute zur Debatte. Es kann anfangen wer möchte", sagte Maximilien und nahm sich ein Stück Kuchen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Bei der frohen Botschaft umarmte Ciel zuerst seinen Bruder und dann seinen Vater. »Wenn das kein guter Auftakt für die heutige Zusammenkunft ist! Ist Verrill wohlauf? Über den Namen werde ich mir ganz in Ruhe Gedanken machen, ich freue mich riesig über diese Ehre. Nur müsste ich vorher wissen, ob es ein Mädchen oder ein Junge geworden ist oder ob es ist, wie Verrill.«


    Dreux Gifford de Souvagne
    Dreux umarmte Ciel und Max zeitgleich und drückte beiden ein Kuss auf. "Das ausgerechnet Verrill der schnellste ist, hätte ich nicht gedacht. Irgendwie dachte ich immer, Du bist der Erste mit Nachwuchs Ciel. Aber bei Dir und Fran ist es sicher auch bald soweit, sie ist kugelrund. Ich freue mich für Verrill und seine beiden Männer. Wobei sie jetzt eine Ledvico ist, das Kind wird den Namen von Tazio tragen. Oder wird es den Namen Souvagne oder Linhards tragen? Ich freue mich jedenfalls, wir sollten sie bald besuchen. Babygeschenke!", grinste Dreux.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max drückte seine beiden Söhne fest an sich. "Es ist eine Verrill und sie ist kerngesund. Verrill selbst konnte das Baby nicht gebären. Dan und Benito waren gezwungen es per Kaiserschnitt zu holen. Sie hat viel Blut verloren, aber sie hat es gepackt. Bei dem Besuch bin ich dabei, wir sollten sie alle besuchen, auch Natalie sollte uns begleiten. Verrill würde sich sicher darüber freuen und Min wird ihr beistehen. Auf der Hochzeit von Taz und Verrill sind sie sich schon ein bisschen näher gekommen. Aber wir müssen auf alle Fälle hin, sie wird gerade empfindlich sein und sich über jedes bekannte Gesicht freuen. Das wird auch ihre Heilung beschleunigen. Geschenke sind eine gute Idee, Kleidung für das Kleine, Leckereien für Verrill, Taz und Lin. Brandur Du solltest uns ebenfalls begleiten", antwortete Max.


    Brandur von Hohenfelde
    »Herzlichen Glückwunsch. Damit bin ich nun auch Opa geworden. Ich bin sehr gespannt auf mein Enkelchen und darauf, meinen Jungen wiederzusehen. Ich frage mich, wie es ihm gefällt in Ledwick und wie er dort zurechtkommt.« Der Nekromant lächelte. Er trug das Haar genau wie Ciel - komplett abrasiert und sein Gesicht wirkte um einiges gealtert seit seiner Wiedererweckung.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Stimmt ja, entschuldige", lachte Max und drückte Brandur. "Herzlichen Glückwunsch Opa, wir sollten nachher darauf anstoßen gehen. Damit gehören wir offiziell zum alten Eisen und haben unsere Schuldigkeit getan. Dein Lin wird sich dort gut eingelebt haben, sonst hättest Du schon was von ihm gehört. So sind die Backfische meistens, hörst Du nichts, geht es ihnen gut. Wir können heute Abend darüber reden, wenn Du Lust hast Brandur. Du siehst älter aus, was ist los?", hakte Max nach.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur warf einen vielsagenden Blick in Richtung von Alexandre, der diesen ungerührt und ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte, ehe er wieder zu Maximilien schaute. »Ich nehme an, bei meiner Wiedererweckung gab es einige Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass die Verjüngung nicht von Dauer ist. Aber das ist nicht mein Fachgebiet und darum kann ich es nur vermuten.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nickte verstehend und schaute dann ebenfalls Alex an. "Eine Erklärung hierzu Alex?", hakte Max nach. "Auf der anderen Seite wird es vielleicht Deinem Sohn gefallen, dass sein Vater nicht junger aussieht als er selbst. Vom Vater zum jüngeren Bruder, das kann verstörend wirken. Wobei er Dich stets geliebt hat, dass hat man immer gesehen. Das würde ich ihm nie in Abrede stellen, aber er wusste einige Zeit nicht so Recht mit Dir umzugehen. Mit Ciel geht er schließlich anders um, als mit Dir Brandur. Und Ciel und Lin haben schon so manche Merde gebaut, daran besteht kein Zweifel. Du musst das nicht mitmachen", grinste Max.


    Alexandre de la Grange
    »Eine Verjüngende Wiedererweckung erfordert ein Gruppenritual. Wir sind wenige und ich hielt es nicht für zielführend, den Großteil des Ordens für lange Zeit magisch außer Gefecht zu setzen zu Zeiten, da die Krone besonderen Schutzes bedarf. Aus diesem Grunde habe ich allein für diese Wiedererweckung geblutet. Brandur sollte sich glücklich schätzen, in den Genuss dieser Behandlung gekommen zu sein, die sonst nur den Blutsverwandten der Krone zuteilwird.« Er sah sehr zufrieden aus bei seiner Erläuterung. »Doch sollte das Thema heute nicht die Rettung des jungen Patrice und seiner Mitseelen sein?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Doch, das sollte es. Auf der anderen Seite bin ich dankbar für Dein umsichtiges Verhalten der Krone gegenüber. Das Brandur wiedererweckt wurde, ist ein gewaltiges Geschenk, was spielen da ein paar Falten eine Rolle? Es war eine Frage der Neugier, die für mich zu meiner vollen Zufriedenheit beantwortet wurde. Auch wenn es Brandur sicher schmerzt, ich erkenne diese Umsicht an. Vor allem in Hinblick auf meine Kinder und die zu erwartenden Enkel von Ciel und Fran. Die Geburt wird vielleicht noch komplizierter als jene von Greg. Du wirst an Frans Seite weilen Alex, das wünsche ich", sagte Max lobend.


    Alexandre de la Grange
    »Für diese Ehre danke ich und werde vor Ort sein, wann immer sie mich braucht.« Alexandre registrierte von der Seite den glücklichen Blick von Ciel. Natürlich machte der kleine Prince sich um seine Braut die selben Sorgen wie um seine Schwester, vermutlich sogar noch mehr, da es hier um die Entbindung seiner eigenen Kinder ging. »Was den jungen Mann mit der Scherbenseele betrifft, so habe ich mir im Vorfeld natürlich einige Gedanken gemacht. Die Lebensenergie eines Stumpfen kann nicht direkt beeinflusst werden, damit müssen wir und sie leben. Jedoch ist diese Energie beim Lebenden an Materie gebunden und zwar in besonders hohem Maße im Blut. Wie sonst stillen Vampire ihren Durst nach Leben? Wie gleichen sie aus, dass durch einen Riss in ihrer Seele ihr eigenes Sein unaufhaltsam entweicht? Indem sie die Lebensenergie ihrer Opfer mittels Blut aufnehmen. Spezielle Stoffe in ihrem untoten Organismus sind in der Lage, diese Energie für ihren Organismus nutzbar zu machen, was beim Lebenden nicht der Fall ist. Eines ihrer Verdauungsenzyme ist in der Lage, die energetischen Bestandteile vom Blut zu trennen. Kurzum - ich halte eine Bluttransfusion in Kombination mit der Gabe von vampirischen Verdauungssekreten für eine mögliche Lösung des Problems.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hörte Alex genau zu und dachte angestrengt nach. "Dazu müssten wir einen Vampir melken. Aber was genau benötigen wir von ihm? Aufgenommenes und verändertes Blut, oder sein eigenes Blut? Oder etwas aus seinem Magen? Woher bekommt man solche Enzyme? Wäre es damit möglich die Seelen dem Körper zu entnehmen? Jedenfalls drei? Einer sollte schon dort wohnen bleiben. Gern geschehen, ich denke nicht nur Ciel und ich freuen uns darüber, Fran sicher auch. Und Ferrau ganz gewiss", antwortete Max.
    Alexandre de la Grange
    »Womöglich ist es das als Vampirgift bekannte Sekret, welches sie bei Hunger in Massen aus ihren Zähnen absondern. Es ist kein Speichel, wenn hungrige Vampire sabbern, sondern das tropfende Gift. Ihre Fangzähne sind genau genommen Giftzähne, wie jene einer Schlange. Sie sind hohl und über eine Giftdrüse, die aus der mutierten Speicheldrüse am Ohr entstand, wird das Sekret abgesondert, welches das Opfer in eine Art Drogenrausch versetzt und somit völlig wehrlos macht. Das Abgeben des Sekrets hat für einen Vampir selbstbelohnenden und suchterzeugenden Charakter, ganz ähnlich eines Orgasmus, der bei entsprechender Sekretabgabe beziehungsweise Konzentration auch ausgelöst wird. Der Vampir selbst ist gegen die zersetzende Wirkung seines Gifts immun, da er bereits tot ist. Doch der Lebende, den er beist, stirbt auch bei geringem Blutverlust, da die Verankerung von Seele und Blut geschädigt wird. Dies ist, was man gemeinhin als Riss in der Seele bezeichnet. Nun ist der Körper eines Antimagiers zwar immun gegen das Vampirgift bei einem normalen Biss, doch wenn man ein alchemistisches Konzentrat herstellen würde, könnte dies die Seelen vielleicht zumindest auseinanderspalten. Da wir die Seele bei einem Stumpfen nicht von außen beeinflussen können, kam mir der Gedanke, das Blut mit dem abgetrennten Seelenteil in einen neuen Organismus einzuspeisen, so dass dieser von jener in Besitz genommen werden kann. Freilich ist das bislang nur Theorie.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien überlegte. "Eine Blutübertragung sozusagen. Wie ich von Benito weiß, wurde schon versucht bei hohem Blutverlust dies durch Spende also Injektion auszugleichen. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten. Einmal funktionierte es und die Person konnte gerettet werden, in anderen Fällen verstarb der Patient am Blut des Spenders, es ist geronnen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Möglicherweise ist Dir darüber mehr bekannt. Brandur was sagst Du zu einem alechemistischen Konzentrat?", hakte Max nach.


    Brandur von Hohenfelde
    »Wenn Benito dergleichen schon durchgeführt hatt, sollten wir ihn hinzuziehen«, meinte Brandur. »Einen Vampir zu melken, dürfte nicht das Problem sein. Euer Sohn verfügt ja über mehr als genügend Vampire, die als Spender herhalten können. Es wird dann eine interdisziplinäre Seelenoperation, ausgesprochen spannend. Sind Benito und der Probant vor Ort?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Benito ist zur Zeit in Ledwick, da er bei der Entbindung von Verrills und Linhards Baby geholfen hat, er hat vor Ort seinen Bruder unterstützt. Jules könnte magisch Kontakt zu ihm aufnehmen, ich möchte ihn ungern gerade jetzt von Verrills Seite abbeordern. Das gefällt mir nicht, der Kontakt kann auch über Distanz hergestellt werden. Benito ist zwar ein Mann mit zwei Gesichtern, aber was seine Heilfähigkeiten anbelangt macht ihm kaum einer etwas vor. Aus diesem Grund hat er auch seinen Kopf noch auf den Schultern, anstatt das er im Körbchen liegt. Was nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass er sich durch sein Fachwissen alles erlauben kann - dem ist nicht so. Er hat seine Taten zu revidieren. Und ich denke, Ciel hat ihm klar und deutlich gemacht, was sonst geschieht. Verrill ist auf ihn momentan angewiesen", warf Max ein.


    Alexandre de la Grange
    »Was Bluthexerei betrifft, bin wohl auch ich der geeignetere Ansprechpartner«, entgegnete Alexandre grantig. »Wir benötigen Benito nicht. Was Blut betrifft, gibt es nichts, das er weiß, was ich nicht besser wüsste. Selbstredend ist mir auch die Problematik der Verklumpung unterschiedlicher Blutgruppen bekannt. Die Lösung ist absolut trivial: Wir benötigen einen Spender mit der selben Blutgruppe wie Moritz von Wigberg.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hört Alexandre genauestens zu. "Erkläre das mit den Blutgruppen, wie finden wir heraus welche Moritz hat? Können nur gleiche Gruppen zusammengefügt werden? Richtet sich das nach der Familie, wie die Bezeichnung er ist von meinem Blut? Das wäre eigentlich logisch. Folglich müssten Dreux, Ciel, Verrill und Oli von meinem Blut sein. Wir könnten uns gegenseitig Blut spenden. Falls das in dieser Form korrekt ist. Wir benötigen also Vendelin als Spender?", hakte Max nach.


    Alexandre de la Grange
    »Die Erforschung der Blutgruppen steht noch an ihren Anfängen. Sie werden vererbt, aber nicht zwangsläufig. Wenn Eltern unterschiedliche Blutgruppen haben, so kann das Kind nur eine von beiden erben. Selten erbt es auch eine Mischform davon. Welche Blutgruppe einer Person zu eigen ist, kann mittels alchemistischer Laboranalyse herausgefunden werden. Das geht ganz fix. Wenn Vendelin seinen Körper spendet, damit sein Sohn einziehen kann, ist Vendelin anschließend wahrscheinlich tot. Nicht, dass ich diesen Umstand bedauern würde.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute Alex zerknirscht an. "Also für solche Scherze ist jetzt nicht die rechte Zeit, vermutlich ist sie nie. Also jemand der Blut spendet stirbt daran? Dann kann ihm doch total gleich sein, ob es vorher gerinnt oder nicht, oder ob man ihn leerpumpt. Die Frage ist nur, stirbt der Empfänger dann auch? Das klingt nicht gerade nach Heilung, sondern Massenhinrichtung", grübelte Max und schaute seinen Sohn Ciel an in der Hoffnung er könnte Alex Erklärung übersetzen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Bekannt sind die Blutgruppen A, B, AB und 0. Sie unterscheiden sich durch die unterschiedliche Oberflächenstruktur der Blutkörperchen, was bei Vermischung zu lebensbedrohlicher Verklumpung führen kann. In Almanien ist beispielsweise die Blutgruppe A am häufigsten, in Arashima Blutgruppe B. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, welcher die Blutgruppen noch einmal in positiv und negativ unterteilt und ebenfalls eine Inkompatibilität auslösen kann. Sehr selten ist die Kombination AB, am seltenesten AB negativ und so wie es aussieht, ist dies die Blutgruppe, welche die Eigenschaft der Antimagie mit sich bringt. Bei einer Bluttransfusion sollte im Optimalfall gar niemand sterben, weder Spender noch Empfänger, doch wir reden hier ja davon, dass nicht nur ein wenig Blut, sondern gleich die ganze Seele den Körper wechseln soll. Das würde natürlich den Tod des Menschen bedeuten, in dessen Körper Patrice einziehen soll.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das ist korrekt, der Körperspender wird so ausgewählt, dass kein unschuldiger Souvagner Schaden nimmt. Wenn wir also das Blut und damit die einzelnen Seelen aus Moritz abnehmen, müssen wir einen Empfänger finden, der das Antimagier-Blut in sich aufnehmen kann ohne zu verklumpen. Also dessen Blut, nicht der Kerl", warf Max ein, was Dreux grinsen ließ.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel musste ebenfalls grinsen. »Dann müsste man also im Orden des Stählernen Lotos nach einem Spenderkörper suchen oder gleichwertigen Ersatz aus dem Ausland organisieren.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dieser Ersatz wurde schon organisiert, Du warst dabei Ciel Felicien de Souvagne. Tekuro hat eine ganze Wagenladung voller Spender mitgebracht. Darunter müssen wir die besten auswählen, also jene mit den passenden Blutgruppen. An was man alles so denken muss, aber gut, niemand hat behauptet dass es einfach werden würde. Wie verankern wir die Seele im neuen Körper, oder geschieht dies automatisch, nachdem das Blut in den Körper floss? Also vorher muss die alte Seele ja abgesaugt werden. Brandur, Dein Thema", sagte Max.


    Brandur von Hohenfelde
    »Im Falle von Aimeric ist die alte Seele erhalten geblieben, mein kleiner Bruder Dunwin hat diese einfach verdrängt, so dass sie zu einem energetischen Anhängsel verschrumpelt ist. Eine Absaugung ist daher nicht notwendig, aber möglich. Dafür bedarf es entweder des kollektiven Seelenbrands einer Horde Geistmagier oder einen Lich. Ich bin leider nicht qualifiziert, eine Seele aus einem lebenden Körper zu saugen, da ich nur ein einfacher Hexenmeister bin.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ja wie jemand verschrumpelt hat Osmund von Wigberg dem armen bedauernswerten Bellamy leibhaftig vorgeführt. Nicht dass er um die Unterrichtsstunde gebeten hätte. Geistmagier? Nun da wären die Himmelsaugen im Boot. Einen Lich haben wir nicht in Souvagne. Oder doch noch, ist Osmund noch in Souvagne oder diese tattrige alte vergessliche Schrulle von Hohenfelde, die älter als das Gebirge ist?", hakte Max nach.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich hoffe nicht«, warf Ciel ein. »Und wenn, dann will ich keinem von beiden eine solche Möglichkeit eröffnen, seine Magie in Souvagne einzusetzen. Wobei die beiden sicher hilfsbereit wären, immerhin ist es zum Nutzen ihrer Familie. Herrje, Moritz ist mit diesen Lichs verwandt! Dann doch lieber die Himmelsaugen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max dachte über Ciels Worte nach. "Brandur ist auch mit Moritz verwandt, aber das heißt nichts. Und dieser Ur-Lich der Dir die Haare geraubt hat. Gut den sollten wir eh nicht ans Werk lassen, das war kein Spaß. Er hätte Dich fast getötet und Du hast die Haare verloren. Du hattest so schöne Haare Ciel, das hat mich echt traurig gestimmt und ich habe Deinen Schmerz verstanden. Sobald wir ihn gestellt haben, wird er sterben. Wäre so langsam mal an der Zeit. Keine Ahnung wie lange man als Himmelsauge so einen Ur-Lich aufspüren muss, oder wie lange Ihr benötigt um einsatzbereit zu sein, aber Massimo ist vermutlich schon ausgewandert und Ansgar an Altersschwäche gestorben. Da wir Moritz zeitnah vor der Jahrtausendwende retten wollten, wäre es schön wenn das etwas schneller ginge Jules", erklärte Max freundlich, während Jules aussah als hätte er in eine Zitrone gebissen.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre nickte weise. Sein eigener Orden jedenfalls hatte sich keine zeitlichen Verzögerungen vorzuwerfen. »Von meiner Seite aus kann es sofort losgehen. Wo sind die Sklaven? Ich werde einen Bluthexer damit beauftragen, ihre Blutgruppen zu bestimmen.«


    Jules de Mireault
    "Wir haben auf Ansgar von Hohenfelde gewartet. Er sollte die gebündete Macht kanalisieren und auf den Lich lenken. Das letzte mal wurde der Ur-Lich am Hafen gesichtet. Das war der Zeitpunkt, als alles aus dem Ruder lief. Die Beißer waren noch eine verfolgte Truppe. Sie sollten verhaftet werden, alle auch Patrice und Tekuro Chud. Ebenso Kazrar und Arbogast. Archibald sollte hingerichtet werden, Nathan wäre nur festzusetzen gewesen. Aber die Sachlage hat sich geändert. Die Beißer sind nun die persönliche Eingreiftruppe von Prince Ciel. Archibald ist mit Nathan verschwunden, der Ur-Lich ist untergetaucht und kein einzelner Magier kann gefahrlos nach ihm spüren ohne sein Leben zu riskieren. Das ist der Sachstand. Ansgar hat sich bezüglich der Kanalisierung nicht mehr gemeldet. Gut wir hätten ihn erinnern können, aber wir haben unter dem gleichen Problem gelitten wie der Palaisin Massimo de la Cantillion! Ihm waren auch nur die alten Befehle bekannt und als er dann mit ansehen musste, wie Prince Ciel lachend mit den Beißern auf seinem Prachtadler davon flog, was sollte er anders annehmen, als das er vom Ältesten besessen wäre? Vor fünf Minuten sollten die Beißer noch verhaftet werden, keine zwei Minuten später fliegt Prince Ciel mit ihnen lachend durch die Lüfte! Die Sache hat sich aufgeklärt, glücklicherweise. Der Comte war sogar bereit Prince Ciel zu läutern um seine unsterbliche Seele zu retten. Das mag hart klingen und das ist es auch, aber sind wir ehrlich, von ungefähr kam der Mann schließlich nicht auf die Idee. Wir können uns jederzeit mental vereinigen und gegen den Ältesten vorgehen, dazu müssen wir wissen wo er ist und wissen ob wir das überhaupt noch sollen Eure Majestät. Denn es ist nun möglich, dass er als Verwandter von Brandur, Linhard, Moritz und was weiß ich wem noch alles nachher noch benötigt wird, um Moritz zu retten. Da wäre es unpassend, wenn wir ihn vorher töten. Wobei er das wohl gewaltig schwierig wird. Also verzeiht, dass wir den Ur-Lich nicht zur Strecke gebracht haben, aber wir stehen in der Schwebe", sagte Jules und musterte Ciel grantig.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und warum schaust du mich nun so böse an?«, fragte Ciel. »Ich habe die Beißer zu meiner persönlichen Eingreiftruppe gemacht und nicht Dunwolf.«


    Jules de Mireault
    "Ciel ich bitte Dich, das habe ich gerade lang und breit erklärt. Du hättest wenigstens Massimo und mich darüber informieren können, was Du vorgehabt hast, mit den Beißern. Aber das hast Du nicht. Wir standen da wie die letzten Idioten. Das geht nicht gegen Dich, es geht darum, dass wir unsere Pflicht erfüllen wollen und auch einen Ruf zu verlieren haben. Und verlieren wir unseren Ruf, dann Du und die Krone auch. Die Handlanger der Krone sind unfähig, ergo ist die Krone schutzlos? Wie soll das denn aussehen, was für eine Außenwirkung hat das? Massimo hätte Dich mit seinem Leben verteidigt und Du fliegst wie der Party Prince mit den Feinden davon!", stöhnte Jules.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Es tut mir leid«, antwortete Ciel beschämt. »Ich hatte viel um die Ohren und bin wohl etwas durcheinandergekommen, was die Prioritäten betrifft. Unter anderem war ich frisch verliebt, frisch verheiratet und hatte erfahren, dass ich Vater werde. Ich benötige einen Sekretär. Um Alexandres Frage aufzugreifen, wo sind die ganzen Sklaven, die Tekuro und Bellamy gekauft haben?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schaute Jules an, aber es war kein reines Anschauen, es war ein Niederstarren. Er starrte Jules so lange an, bis dieser bewusst den Blick senkte. "Zu allererst, mein Sohn hat sich bei niemandem zu entschuldigen. Du verwechselst die Prioritäten, nicht Ciel. Deine Aufgabe wäre es gewesen, Deinen Princen im Zweifelsfall genau daran zu erinnern. Dass sich Prince Ciel nicht ausschließlich mit Dir beschäftigt Jules, mag für Dich kaum vorstellbar sein, entspricht aber den Tatsachen. Er hat weitaus mehr zu leisten und leistet es, als Du Dir vorstellen kannst. Ich denke, man könnte auch von Dir unbedarft behaupten, was leistet ein Magistral, er hat doch seinen Orden? Aber wir beide wissen, dass dem nicht so ist. Mein Sohn muss als Prince seine Entscheidungen weder begründen, noch publik machen. Ob und wann er sich erklärt, obliegt ihm und niemals Dir. Es gibt nur eine einzige Person, die etwas von Prince Ciel verlangen und einfordern kann - mich! Und gerade unter Berücksichtigung des Rufes der Himmelsaugen, sowie auch der Krone, gehe ich davon aus, dass Du Deiner Sorgfaltspflicht nachkommst Jules. Dazu gehört auch, für Deinen Herrn in dem Falle Prince Ciel mitzudenken. Was Ferrau schafft, sollte dem Magistral der Himmelsaugen nicht sonderlich schwer fallen. Andernfalls kannst Du sicher gerne bei ihm Unterricht nehmen im verantwortungsvollen Umgang mit den Herrschaften. Fällt Dir auf, dass etwas schief läuft, dann hast Du es zu beseitigen, oder Deinen Herrn darauf aufmerksam zu machen. Du darfst Dich bei meinem Sohn entschuldigen, wir sehen von einer Bestrafung ab, die Krone in Frage zu stellen", sagte Max freundlich und wandte sich an Ciel. "Sie sind zum Rübenhof gebracht worden, dort warten sie alle".


    Jules de Mireault
    Jules schaute betreten von Maximilien zu Prince Ciel. "Entschuldigt, es tut mir leid was ich sagte. Ich wollte Euch nicht kritisieren oder angreifen, dass versichere ich Euch. Ich wollte nur darlegen, weshalb wir noch nicht gehandelt haben und wie es für einige von uns ausgesehen hat. Dennoch hätte ich Euch nicht so angehen dürfen, oder Euch in Frage stellen dürfen. Verzeiht", sagte Jules leise.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel nickte. Ihm gefiel nicht, wenn gestritten wurde, besonders nicht, wenn es sich um Personen handelte, die ihm am Herzen lag. Er wusste, dass Jules manchmal nicht einfach war, aber er hatte ihm als Mentor jahrelang vertraut und tat es noch immer. Nur musste er selbst offenbar noch lernen, dass Jules inzwischen nicht mehr sein Mentor war. Er warf seinem Vater einen dankbaren Blick zu. »Wir sollten nicht streiten, sondern uns auf die Rettung von Moritz beziehungsweise Patrice und den anderen Seelenanteilen konzentrieren.


    Jules de Mireault
    Jules nickte zustimmend. "Ich möchte ebenfalls nicht mit Euch streiten, dass habe ich nicht gewollt. Das schwöre ich Euch. Ihr wisst wie wir zueianander stehen. Allerdings seid Ihr nicht mehr mein kleiner Ciel, sondern mein Herr und mittlerweile mehr als erwachsen. Es war nicht Recht, Euch so zu behandeln. Zum Thema, wir könnten die Seelen der jeweiligen Spender entfernen, aber wie halten wir den Körper dann am Leben? Das muss eine andere Macht bewerkstelligen. Ein Vitalismagier, oder Alex als Blutmagier? Wir entfernen die Seele, ein anderer hält den Körper am Leben und überträgt die Seele durch das abgenommene Blut. So müsste es funktionieren", sagte Jules.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »So funktioniert das, Alex ist dazu in der Lage, er kann Sterbende über sehr lange Zeit am Leben erhalten.« Jules spürte, wie ihm warm wurde, als Ciel ihn mit seiner Blutmagie anstupste. »Ich muss offenbar selbst manchmal daran erinnert werden, dass ich nicht mehr der kleine Ciel bin.«


    Jules de Mireault
    Jules stupste Ciel mental zurück, als Zeichen dass er ihn nach wie vor lieb hatte. "Das müssen wir wohl beide einsehen. Kinder werden erwachsen, auch wenn es nicht die eigenen sind", sagte Jules und fügte mental an, `auch wenn es sich manchmal so anfühlt, da wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen sind´. "Also dann halten wir fest, zuerst müssen die passenden Spender nach ihrer Blutgruppe ausgesucht werden. Das wird Alex vornehmen. Sobald sie ausgewählt wurden, werden drei Seelen aus Moritz entnommen. Wir werden die Körper der Spender von den Seelen reinigen. Alex wird die Körper der Spender am Leben erhalten und die Seelen in die neuen Körper geben. Die wird durch eine Blutübertragung geschehen. Korrekt?", fragte Jules in die Runde.


    Alexandre de la Grange
    "Das ist so weit korrekt, jemand darf zudem zuvor die Vampire melken." Er blickte seriös in die Runde.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max schaute genauso seriös zurück und nickte. "Dazu erkläre ich mich bereit, ich denke Tekuro wird freiwillig mitspielen. Immerhin hat er auch etwas davon", sagte Max tonlos und trank einen Schluck Kaffee um sein Schmunzeln zu verbergen.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre quollen die Augen zwischen den Lidern hervor. »Ihr persönlich? Am besten ist es, Ihr nehmt einen Bluthexer mit, der für Eure Sicherheit sorgt. Diese Vampire sind unberechenbar, zudem wird das Abzapfen des Zahngifts beim Vampir zu intensiven Reaktionen führen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Ich werde Deinem Rat Folge leisten Alex. Wo Dir schon die Augen aus dem Kopf fallen, möchte ich Dir gerne etwas sehr vertrauliches sagen. Möchtest Du es unter vier Augen hören? Ich finde es ist an der Zeit Dich darüber zu informieren, mir selbst liegt die Info noch nicht lange vor", erklärte Max.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre schwante Schlimmstes. Natürlich wusste er, dass sich Ciel für einige der Beißer interessierte und nun war es so weit - ein Vampir würde bei der Krone einheiraten. Alexandre rieb sich die Nasenwurzel. "Gehen wir kurz nach nebenan." Er erhob sich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien ging vor und führte Alex in sein Schlafgemach. Er deutete freundlich auf den Besuchertisch mit den Stühlen und nahm Platz. Max wartete bis sich Alex ebenfalls gesetzt hatte, ehe er ihn offen und freundlich anschaute. "Ich hoffe die Botschaft wird Dich erfreuen. Im Orden des stählernen Lotos dient ein Mann, der mir bei der Aufklärung bezüglich Vendelin von Wigberg und dessen Verstrickungen geholfen hat. Er war zugänglich, wenn er auch eine etwas schwierige Persönlichkeit hat. Dennoch oder gerade deshalb, war er ein ganz sympatischer Bursche. Wir haben uns gut verstanden und er hat mir so einiges zu denken gegeben. Er ist übrigens der Ehemann von Pascal, einer der Seelen die in Moritz gefangen sind. Jener Mann namens Caillou erbat für Pascal und Camille seinem Bruder Hilfe. Caillou und Camille Alexandre sind Deine leiblichen Söhne, es sind Zwillinge. Du hast zwei Kinder, zwei Jungs", sagte Max und ließ die Nachricht erst einmal wirken.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre wirkte tief getroffen bei der Botschaft. Er starrte Maximilien einen Moment einfach nur an, doch der Duc sah, dass seine Augen feucht waren. Dann stützte Alexandre sein Kinn in die Hand und sah weg, während seine Augen unruhig hin und her schauten. »Aber wie ... sie müssen vor ... meiner Zeit als Bluthexer entstanden sein. Wenn sie beim Stählernen Lotos dienen, muss die Information über Zweifel erhaben sein. Wer ist die Mutter? Ich möchte die beiden gern schnellstmöglich kennenlernen und natürlich werde ich sie anerkennen und in die Familie aufnehmen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max tat etwas, dass Alex bitter nötig hatte, er nahm den Mann in den Arm. "Es ist gut Alex, das muss Dir nicht peinlich sein. Das hier ist Dein Moment, für Dich mehr den je etwas besonderes. Es ist für viele das höchste Glück Vater zu werden. Als ich davon hörte, habe ich mich für Dich gefreut. Ich hoffe Deine Ankündigung machst Du auch noch wahr, nachdem Du erfahren hast, wer die Mutter der beiden ist. Denn Kinder können nichts für ihre Eltern. Und die beiden sind genauso ein Teil von Dir. Ihre Mutter ist Deine Peinigerin, Derya de Littneaux. Lerne sie kennen, Du wirst es nicht bereuen", sagte Max mitfühlend.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre erstarrte kurz, doch dann erwiderte er die Umarmung. Den Kampf gegen die Tränen hatte er verloren. »Sie sind von meinem Blut, gezeugt in einer seltsamen Mischung von Lust und Schmerz. Kaum ein anderes Kind kann behaupten, unter solch intensiven Gefühlen gezeugt worden zu sein. Ich freue mich auf die beiden und bin sicher, sie werden dem Namen la Grange alle Ehre machen, während der ihrer Mutter bald im Dunkel der Geschichte vergessen sein wird.« Der Erzhexer weinte und am heutigen Tage im Gegensatz zu seinen einsamen Stunden weinte er vor Glück.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien hielt Alex, nicht nur fest, sondern auch geborgen. "Ja das sind sie. Und sie sind der lebende Beweis dafür, dass letztendlich das Gute siegt, gleich zu welchem Preis. Diese Frau wollte Dir alles nehmen, aber das ließ Ainuwar nicht zu. Zwillinge Alex, eine einzige Chance und Du bekamst zwei Kinder. Am Ende hast Du sie besiegt. Es sind Deine Kinder, Dein Vermächtnis, Deine Familie. Empfange sie mit offenen Armen und halte sie fest. Du bist ihr Vater, beschütze und liebe sie. Was immer Du benötigst, ich stehe Dir bei. Wir beide werden holen nachher gemeinsam Deine Jungs nach Hause", flüsterte Max.

  • Späte Vaterfreuden



    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien wartete ab, bis sich Alexandre etwas gefangen hatte. Über späte Vaterfreuden freute sich so mancher Souvagner, wie unter anderem Massimo de la Cantillion. Dabei fiel Max ein, dass seine Frau Monique ihren Mann noch gar nicht davon in Kenntnis gesetzt hatte. Der Palaisin würde sich genauso freuen, wie Alex, wobei Alex Vaterschaft schon an ein Wunder grenzte. Derya die Menschenfresserin hatte ihm alles genommen, ihm die Männlichkeit geraubt und daran war Alex zerbrochen. Wie der Phoenix aus der Asche war er als Bluthexer wieder auferstanden, um sich fortan ganz seiner Berufung zu widmen. Dennoch gleich welche Fähigkeiten er besaß, über welche Macht er verfügte, wie tief sein Wissen auch reichte, etwas fehlte immer - eine eigene Familie. Aber selbst die tiefsten Schatten konnte das Licht einer einzelnen Kerze nicht auslöschen. Und so war wie durch ein Wunder Caillou in ihr Leben gestolpert, Alex Sohn. Nicht nur das, diese kleine Flamme der Hoffnung war nicht allein, er hatte einen Zwillingsbruder. Derya die Alex alles nehmen wollte, hatte ihm letztendlich doch Familie geschenkt. Er hatte dieses Monster besiegt, sie hatte ihn nicht auslöschen können, jedenfalls nicht ganz. Aber all das schöne Reden nützte nichts, es war Zeit das Alex seine Söhne nach Hause holte, dass er sie in die Arme schließen konnte, anstatt den Boten der Botschaft. Max klopfte Alex auf den Rücken, löste sich von ihm und zog den Bluthexer beim Aufstehen mit hoch. "Wir brechen sofort zum Rübenhof auf, dort wirst Du Deinen Sohn kennenlernen. Du hast lang genug gewartet Alex", sagte Max innig und zog ohne eine Antwort von dem Marquis abzuwarten diesen hinter sich her. "Dreux und Ciel, leitet bitte alles notwendige für die Seelenrettung von Moritz und seinen Mitbewohnern in die Wege. Alex und ich müssen sofort zum Rübenhof aufbrechen. Vor Ort werde ich mich gleich um das Vampirgift kümmern. Ich verlasse mich auf Euch beide, wir sind in einigen Stunden wieder da. Spätestens morgen früh", erklärte Max freundlich. Fabien schaute Max an, aber dieser schüttelte den Kopf. Der Duc verließ sein Gemach und begab sich umgehend zu den Ställen, Alexandre immer noch an der Hand.


    Alexandre de la Grange
    Alexandres Finger schlossen sich fest um die von Maximilien als sie sich dem Rübenhof näherten. Er war sonst niemand, der körperliche Nähe suchte, doch gerade eben war es ihm ganz Recht, dass der Mann, der ihm die frohe Botschaft überbracht hatte, auch Halt gab. Für Alexandre war der Weg zu seinen Söhnen bewegender als für manch anderen, denn er hatte nach der Nacht mit Derya keine Möglichkeit mehr, Kinder in die Welt zu setzen. Umso wertvoller war die Botschaft, dass diese letzte Nacht, die er auf eine solche Weise hatte verbringen können, gleich zweifach im Kinderglück geendet hatte. Mehr noch, es waren Söhne und damit der Fortbestand der Familie de la Grange um eine weitere Generation gesichert. Nicht nur Alexandre, auch seine Familie würde die beiden mit offenen Armen willkommen heißen. Wie sie wohl aussahen? Wie sie im Wesen waren? Mit freudigem, aber auch mulmigem Gefühl näherte Alexandre sich mit dem Duc dem Rübenhof. Ein Teil von ihm fürchtete, über seine Söhne in das Antlitz seiner Peinigerin blicken zu müssen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien blieb vor der Tür stehen und drückte Alex Hand besonders fest. Er schaute ihn aufmunternd an und wartete, bis Alex Gesicht wieder etwas mehr Farbe hatte. "Unnötig zu erläutern, dass wir da sind. Höre mir gut zu Alex. Da drinnen geht es gleich um alles. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Damit meine ich weder Deine Gewänder, noch Dein bewusst seltsames Parfüm. Ich meine Dein Verhalten. Da drinnen bist Du weder der Marquis und schon gar nicht der Bluthexer. Hinter dieser Türschwelle bist Du Vater! Der Papa von zwei erwachsenen Söhnen, die Du noch nie gesehen hast. Stell Dir vor, wie sehr Du sie liebst, nämlich genauso wie Du sie lieben möchtest. Und so Alex, wirst Du auf Deine Kinder zugehen. Als hättest Du sie eine Ewigkeit vermisst, jede Minute gezählt und freust Dich sie endlich in die Arme schließen zu können. Und genau das wirst Du tun. Und jetzt machen wir gemeinsam den Schritt in Dein neues Leben. Auf geht es", sagte Max. Diesmal klopfte er sogar, trat aber unmittelbar danach ein und zog Alex hinter sich her. "Grüße. Caillou? Wo steckst Du?", fragte Maximilien unumwunden.


    Caillou Langeron
    »Anwesend«, krähte es vom Esstisch aus. Dort saß mit den Füßen auf der Tischplatte und kippelnd Caillou, der gerade seinen Bruder zu Besuch da hatte. Beide ließen sich den legendären Gemüsereis mit Fleischbeilage schmecken, den Tekuro seinen Gästen gern servierte. Natürlich schmeckten sowohl Caillou als auch Camille den Scherz heraus, den er sich mit ihnen erlaubte, doch keinen von beiden störte es, dass man ihnen hier Menschenfleisch servierte. »Huhu Max und Gast«, rief er und winkte. Er musste sehr laut brüllen, da der Rübenhof vor Sklaven schier aus allen Nähten platzte. Mitten darin musste sich irgendwo ein sehr glücklicher Tekuro befinden.


    Camille Langeron
    Camille saß ganz ähnlich wie sein Bruder dort. Den Reis hatte er schon genüsslich verputzt, nun hielt er eine dampfende Teetasse in der Hand und trank genüsslich. Camille fühlte sich in dem Gedränge nicht unwohl. Es waren so viele Leute, dass sie in der Masse untergingen... wenn Caillou nicht gerade alle durch Winken auf sich aufmerksam machte. Camille verkniff sich ein breites Grinsen. In der Nähe seines Bruders fühlte er sich wohl, intakt. Er schaute zu den beiden Neuankömmlingen und nahm die Füße vom Tisch, als er den Duc erkannte. Sein Bruder wieder! Da Caillou schon so zwanglos gegrüßt hatte, winkte er den beiden ebenfalls freundlich zu.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien ging gemeinsam mit Alex den beiden jungen Männern entgegen. "Hier ist jemand, der Euch beide unbedingt kennenlernen möchte. Alex", sagte Max und schob ihn ein Stück nach vorne. Das war Alex Moment.


    Alexandre de la Grange
    Alexandre schloss kurz die Hand etwas fester um Maximiliens im Angesicht der Menge an Sklaven, welche die Beißer hier herangeschleppt hatten. Unwillkürlich spürte er eine Anomalie. »AB negativ«, sagte er leise und wies im Vorbeigehen in die Richtung eines Mannes, den er jedoch keines Blickes würdigte. Sein Blick war auf die beiden Burschen gerichtet, die es sich am Esstisch sichtlich gemütlich gemacht hatten. Beide wirkten ausgesprochen gut gelaunt. »Marquis Alexandre de la Grange«, stellte er sich vor und konnte sich nicht entscheiden, welchen von beiden er zuerst anschauen und begrüßen sollte. Kein Zweifel, er sah es in ihren Gesichtern. Die beiden waren von seinem Blut. »Ich habe soeben erfahren, dass ich euer Vater bin.« Ängstlich blieb er stehen. »Eure Mutter ist Derya de Littnaux und wir hatten eine gemeinsame Nacht verbracht, danach jedoch keinen Kontakt mehr. Offensichtlich sind dabei Zwillinge entstanden.« Sein Blick huschte zwischen ihnen hin und her. »Ich bin hier, um euch beide im Kreis der Familie willkommen zu heißen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max erwiderte den Händedruck. Bei der kurzen Info AB negativ schüttelte Max kaum merklich den Kopf. "Nicht jetzt Alex", flüsterte er zurück und schob ihn noch ein Stückchen näher auf die beiden wartenden Burschen zu. "Nur das zählt, bis später", sagte Max und drückte ihm die Schulter, als er ihn mit seinen Jungs alleine ließ.


    Camille Langeron
    Milli starrte den Mann einen Moment lang an, ehe er in Zeitlupe aufstand und auf Alex zuging. "Unser Vater", flüsterte er, während er so nah vor Alex trat, das er dessen Körperwärme spürte und dessen grauenvolles Parfüm roch. Nun Caillou roch nach einer Sauftour schlimmer und über Geschmack ließ sich steiten. Sogar bei Duftwässerchen. Camille musterte den Mann, bis jetzt hatte er nur Caillou gehabt. Jedenfalls war sein Bruder die feste Konstante in seinem Leben, das woran sich alles maß oder brach. Und nun stand hier sein Vater. Camille wusste nicht was er sagen sollte. Derya kannte jeder Souvagner dem Namen nach, die Menschenfresserin. Gejagt, gestellt, fast gerichtet und dann in letzter Sekunde befreit. Aber was scherte ihn diese Frau? Sie hatte sich auch nicht um sie beide geschert. Hier stand nun der Mann vor ihnen, der ihr letztes Opfer gewesen war. Der einzige Überlebende und er war ihr Vater. Camilles Blick suchte den von Caillou. Er schaute zurück und schaute Alex in die Augen, er war genauso nervös wie Camille selbst. "Hallo Papa", sagte Camille schlicht, aber in den Worten lag eine Hoffnung die Alex die Kehle zuschnürte. Milli wartete einen Moment, dann schob er jede Scheu beiseite und umarmte seinen Vater zur Begrüßung. "Paps", sagte er glücklich.


    Caillou Langeron
    Caillou starrte den Hexer an, der auf sie zugeschoben und dann einfach stehengelassen wurde, musterte ihn von Kopf bis Fuß, besonders aber sein Gesicht. Oh ja, die Ähnlichkeit war nicht zu verkennen. Er war hochgewachsen wie sie beide und trug eine zerschlissene scharlachrote Robe, die intensiv nach Patschuli roch, muffig, an Kompost erinnernd. Die Angst im Antlitz des Mannes war nicht zu übersehen, doch er wich auch nicht zurück. Caillou erwiderte den Blick seines Bruders mit einem unwahrscheinlich breiten Grinsen, das seine gelben Zähne entblößte. Zeitgleich mit Milli trat er an Alexandre heran und umarmte ihn fest. »Paps«, wiederholte er und knutschte ihn auf die Wange. »Milli, das ist unser Papa!« Er lachte glücklich, wechselte die Haltung seines Arms und umarmte seinen Bruder gleich mit. In all den Lügen und Intrigen, die ihr Leben bestimmt hatten, gab es nun eine weitere Konstante, die ihnen niemand mehr nehmen konnte.


    Camille Langeron
    Camille ahmte seinen Bruder nach und umarmte ebenfalls seinen Vater und seinen Bruder. "Was ist mit dem Orden Calli? Paps? Werden wir den Orden hinter uns lassen und Dir folgen? Du weißt vielleicht nicht wie unser Leben verlief, aber so etwas wie Marksteine gibt es kaum. Wir beide sind unsere Marker Paps, Calli und ich - Milli in Kürze. Nun bist Du auch ein Marker. Aller guten Dinge sind drei und wir sind drei Marksteine", freute sich Milli und boxte Calli.


    Alexandre de la Grange
    »Meine Jungs«, sprach Alexandre leise und zutiefst gerührt ob der freudigen Reaktion. Seine Angst verflog, als seine beiden Söhne ihn umarmten. Er spürte das Leben in ihren Körpern mit allen Sinnen, ihre warmen Körper, die schlagenden Herzen, ihren Atem, wie sie sich bewegten. Er strich ihnen durch ihr störrisches Haar oder vielleicht hatten sie es auch absichtlich so frisiert. Camille blond, Caillou rothaarig, ansonsten sahen sie sich zum Verwechseln ähnlich. Er drückte sie und küsste jeden von ihnen auf den Scheitel, drückte sie erneut an sich. »Mir ist es gleich, ob ihr weiter für den Orden arbeiten wollt oder was auch immer ihr tut, Hauptsache, wir haben uns nun. Es gibt viel zu erzählen, was ihr alles erlebt habt, wie ihr aufgewachsen seid und wie es euch erging. Ich werde euch mit der Familie bekannt machen. Caillou ist schon verheiratet, wurde mir gesagt. Wie sieht es mit dir aus, Camille?«


    Camille Langeron
    "Ich bin noch zu haben, also unverheiratet. Einer muss ja einen kühlen Kopf bewahren, wenn der andere gleich Feuer und Flamme ist. Ich würde es bevorzugen den Orden zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Jenseits der Orden und der doppelten Einsamkeit Paps. Ja wir haben uns viel zu erzählen, mehr als Du glaubst. Bei dem Namen unserer Mutter, wusste ich sofort wer Du bist. Also wer Du sein musst oder nur sein kannst. Caillou ist was ganz besonderes, ich sage nur soviel, sollte sie wieder auftauchen, macht er ihr Feuer unter dem Arsch. Wo wohnst Du überhaupt Paps?", fragte Milli.


    Alexandre de la Grange
    »Ich wohne ebenfalls in einem Orden ... in einem Quartier hier im Palast. Das ist allerdings sehr heruntergekommen, dort kann ich euch nicht hinlassen. Ich muss dringend umräumen und alles in Ordnung bringen. Ich bin sicher, für euch findet sich ein Plätzchen hier im Palast, wenn ihr bleiben möchtet. Ihr seid hier sehr willkommen. Meine Schwester, eure Tante Stella weilt zur Zeit auch hier. Eure Mutter kennt ihr also auch. Ob sie sich noch einmal hier zeigt, ist fraglich. Sie wird mit dem Befehl der Krone gesucht und gejagt.«


    Caillou Langeron
    »Milli hat sich gedrückt vor den ehelichen Verpflichtungen, wollte er damit sagen«, antwortete Caillou grinsend. »Manche behaupten ja, gut Ding will Weile haben. Das sehe ich zwar nicht so, warum warten, wenn man auch alles sofort haben kann, aber bei Milli dauert manches eben etwas länger. Macht nichts! Für jeden noch so zerbeulten und zerdepperten Topf gibt es einen Deckel, ich hab ja auch mein Deckelchen gefunden.«


    Camille Langeron
    "Keine Angst, wir kennen sie nicht persönlich und ich glaube sie legt auch keinen wert auf uns, sonst wären wir heute nicht wo wir sind Paps. Wenn Du Hilfe brauchst, sag bescheid. Eigentlich ist Calli ehr dafür bekannt Unordnung zu schaffen und Unruhe zu stiften, aber wir helfen Dir trotzdem beim Aufräumen. Unsere Tante, das klingt alles so viel auf einmal. Bis vor einigen Minuten hatten Calli und ich nur uns. Jetzt haben wir sogar eine Tante. Wir bleiben bei Dir Paps, versprochen. Calli sag ihm das. Ja ich denke ich finde auch noch meinen Deckel. Aber vielleicht bin ich auch eine Pfanne, die haben keine. Glaub ich zumindest. Ich schlage vor, wir bitten um ein gemeinsames Quartier Paps. Wir haben uns so viel zu erzählen, da sollten wir die Zeit nutzen und wir müssen uns auch als Personen richtig kennenlernen. Du uns und wir Dich. Du arbeitest direkt mit dem Duc zusammen, dass ist eine große Ehre. Vielleicht spendiert er uns ein Gemeinschaftsquartier?", schlug Milli vor.


    Caillou Langeron
    »Pfannen haben auch Deckel, brauchst es gar nicht erst zu versuchen, du kommst nicht drumherum. Sogar für Woks gibt es einen Deckel und für Kasserollen.« Caillou wuschelte seinen Bruder und rubbelte die Schultern von seinem Vater. »Milli hat Recht, wir helfen dir beim Ordnung schaffen, wenn dir so viel daran liegt. Ich persönlich finde ja, dass Chaos eine sehr viel persönlichere Note hat. Ein Gemeinschaftsquartier können wir gern beziehen, aber ich benötige eine Ecke mit einem Bett für mich und meinen Mann, man lebt schließlich nicht von Moos allein. Zeig uns den Weg, Paps.« Er knackte mit den Knöcheln, als würden sie sich zu einer Prügelei aufmachen.
    Camille Langeron
    "Du siehst Paps, er ist wie er ist. Aber er hat Recht und vielleicht bin ich sogar eine Kasserolle. Den Deckel suche ich immer noch. Abwarten, er wird schon auftauchen. Ja brechen wir auf und erledigen wir das Chaos. Ich denke Paps wird nichts gegen Deinen Mann haben, Pascal ist sein Ehemann. Ein ganz netter Kerl, aber er hat auch so sein Päckchen mit Calli zu tragen. Was ist mit Dir? Hast Du trotz der Verletzung jemanden? Wenn Du die Frage erlaubst", sagte Camille sanft und drückte beide fester an sich.


    Alexandre de la Grange
    Nicht nur für Camille war es viel, auch Alexandre war überrumpelt. Bis gestern noch war er der Erzhexer des Blutes gewesen, der in selbstauferlegtem Exil in einer nach Verwesung riechenden Gruft unterhalb des Palasts mehr vegetierte als lebte. Heute war er auf einmal der Vater von zwei erwachsenen Söhnen, obendrein war er der Schwiegervater des Mannes, den der Duc mittels Bluthexerei retten wollte. Moritz von Wigberg beziehungsweise einer von dessen Seelenanteilen war mit Caillou verheiratet. Umso sorgfältiger musste bei der magischen Operation vorgegangen werden. »Ich habe niemanden an meiner Seite, Camille. Natürlich darfst du fragen. Prince Ciel hatte Interesse bekundet, aber ich verspüre keine Lust, einer von vielen zu sein. Darum belassen wir es bei einer Freundschaft und einem gelegentlichen gemeinsamem Tanz. Ich werde den Duc sogleich nach einem geeigneten Quartier fragen, aber vorher muss ich noch ganz kurz etwas erledigen.« Er schaute nach Bellamy und winkte diesen zu sich heran.


    Camille Langeron
    "Das verstehe ich, Du möchtest jemanden für Dich allein. Aber nun hast Du uns und wir passen auf einander auf. So haben es Calli und ich immer gehalten und so machen wir es auch mit Dir Paps", sagte Milli und wartete ab, was sein Vater von dem Ex-Palaisin wohl wollte.


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy war erstaunt als der Marquis den Rübenhof betrat und nun wollte er scheinbar auch was von ihm. Belly gesellte sich zu Alex und grüßte ihn freundlich. "Wie kann ich Euch helfen? Seltener Besuch, ich hätte ja einiges erwartet, aber Euch hier? Schau einer an. Also was ist los?", fragte er freundlich.


    Alexandre de la Grange
    »Ich bin gekommen, um meine beiden Söhne in der Familie zu begrüßen. Und für dich habe ich eine Aufgabe. Dieser Mann da.« Alexandre wies auf den Sklaven, den er als Antimagier identifiziert hatte. »Ihn benötigen wir für die anvisierte Seelenoperation an meinem Schwiegersohn. Sorgt dafür, dass ihm nichts geschieht oder er abhandenkommt. Er sollte nicht hungern müssen und ausreichend zu trinken erhalten.«


    Bellamy Bourgeois
    Bellamy zog fragend eine Augenbraue hoch, nickte dann aber zustimmend. "Ihr könnt Euch auf mich verlassen. Herzlichen Glückwunsch zur Familienzusammenführung. Was gibt es Schöneres? Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, als ich gesagt bekam, wer Boldi wirklich ist. Passt gut auf Eure Söhne auf, ich werde dafür sorgen das Euer Spender sicher verwahrt wird. Das heißt, die Hilfe wird funktionieren, Patrice, Pascal, Moritz und Louis werden getrennt. Ich hätte es kaum für möglich gehalten, aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Teku wird sich freuen, was sag ich er wird begeistert sein. Bis später", sagte Belly und knuffte Alex freundschaftlich, ehe er sich sofort um den besagten Spender kümmerte.


    Alexandre de la Grange
    »Richtig, die Operation wird versucht werden und wir gehen davon aus, dass sie erfolgreich verlaufen wird. Danke, Bellamy. Es gibt nach wie vor kaum einen besseren Schutz für eine Person als deine Gegenwart. Meine Söhne werden hoffentlich nie in der Situation sein, dass ich auf sie aufpassen muss, doch wenn es so kommen sollte, werde ich natürlich für sie da sein.« Er verabschiedete sich mit einem für seine Verhältnisse sehr freundlichen Blick bei Bellamy. »Kommt, Kinder. Suchen wir uns ein Quartier.« Er hielt seinen Söhnen die Tür auf, damit sie hinaustreten konnten in ein gemeinsames Leben als Familie.