Die Abgrundfahrt der Choucas - Standalone

  • Die Abgrundfahrt der Choucas



    Der Himmel war schwarz, nur gelegentliche Blitze erhellten die raue See. Der Sturm tobte mit einer Kraft wie sie Boldi niemals für möglich gehalten hatte. Wellen so hoch wie Tempeltürme schlugen über dem Schiff zusammen, als Silvano selbst das Steuerrad übernahm.


    Die Choucas neigte sich gefährlich zur Seite und zog schräg den nächsten Wellenkamm herauf. Schlagartig richtete sie sich dort wieder auf und es kam Ruhe in das Schiff, als Vano es gekonnt über Kronen gleiten ließ.


    Die Takelage knarrte bedrohlich im Sturm, aber die Segel waren fest vertäut um dem Sturm nicht zusätzliche Angriffsfläche zu bieten.


    Ein Grollen und alle Köpfe an Deck fuhren herum. Boldi folgte dem Blick und starrte auf eine Wasserwand.


    "Sichern!", brüllte Silvano und schaffte es auf wundersame Weise den Sturm zu übertönen.


    Jeder der sich bis jetzt nicht gesichert hatte kam der Aufforderung des Kapitäns sofort nach. Boldi schaute sich ab was Vano tat und sicherte sich ebenfalls an der Reling.


    Keinen Augenblick zu spät, denn nun begann die Choucas zu steigen. Der Bug des Schiffes hob sich und alles was nicht vertäut gewesen war stürzte Richtung Heck. Ein Matrose ging kreischend über Bord, Mancini würdigte ihn keines Blickes, denn der Mann war bei dem Seegang bereits tot.


    Er hielt das Steuer der Choucas fest in der Hand, die sich nun fast senkrecht auf dem Wassergebirge erhoben hatte. Die Gischt ließ Boldi fast blind werden. Noch weiter stieg das Schiff in die Höhe, so als wollte der Vogel der die Gallionsfigur bildete Richtung Himmel davon fliegen.


    Urplötzlich ein Knarzen und Stöhnen, während Vano wie in einem Gebet ständig wiederholte "Stürze, stürze, stürze..."


    "Bei den Göttern das ist grauenvoll. Was murmelst Du da?", fragte Boldi total verwirrt.
    "Das Geräusch, der Rumpf, er darf nicht brechen...", antwortete Mancini besorgt und deutete nach vorne.


    In dem Moment kam das Schiff für Sekunden vollständig zum stehen.


    "Jetzt wird es grauenvoll", knurrte Vano.


    Er klammerte sich fest und machte sich so klein er konnte. Boldi folgte sofort seinem Beispiel. Die Nase der Choucas neigte sich nach unten, immer weiter fast 90 Grad! Einen Wimpernschlag später stürzte das Schiff 30 Meter in die Tiefe, hinab ins Wellental.


    Die Choucas tauchte unter, Wasser umwirbelte sie alle, bevor sie wieder an die Oberfläche schoss und sich so verbissen wieder aufrichtete wie ihr Kapitän.