• Hoheitliche Sturheit


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien rieb sich über das Gesicht. Sein Sohn bereitete ihm auch dann noch den größten Ärger, wenn er sich meilenweit entfernt auf dem Meer befand. Wenigstens hatte Remy den Anstand gehabt, ihn vor Ciels Vorhaben zu warnen. Das machte die Sache natürlich nicht leichter, denn auch damit hatte ihm sein Sohn unbewusst die Armbrust auf die Brust gesetzt. Selten war er in einer derart ausweglosen Situation gewesen. Max konnte nur zwischen Pest und Cholera wählen. Entweder er gestand seinen Frauen, seine Seitensprünge mit Fabien und beendete damit selbst seine Beziehungen oder er wartete auf die Heimkehr seines Sohnes und Ciel würde dies für ihn übernehmen.


    Gleichgültig welche Wahl er traf, das Endergebnis war das gleiche.
    Seine Ehen hatten nur noch auf dem Papier Bestand.


    Der Mann war in Souvagne das unumstößliche Familienoberhaupt. Er führte die Familie und innerhalb seiner Familie war sein Wort Gesetz. Er konnte seinen Frauen Befehle erteilen, er konnte sich mehrere Ehefrauen oder Ehepartner nehmen, er konnte seine Ehefrauen sogar verstoßen. Aber eines konnte kein Mann dieser Welt, einer Frau befehlen ihn zu mögen oder gar zu lieben. Entweder ergab sich dies von allein, oder die Ehe war eine Zweckgemeinschaft, die bestenfalls von Respekt oder Freundschaft getragen wurde.


    Weshalb Ciel dermaßen Freude daran hatte, ihm das Leben schwer zu machen, wusste Maximilien nicht. Und so langsam hatte er auch keine Lust mehr dazu, dies ständig zu hinterfragen. Er war sicher nicht der beste Vater gewesen, aber er war zumindest einer. Er hatte seine Kinder stets gut behandelt, ihnen alles ermöglicht was sie sich wünschten und nie gegen sie die Hand erhoben. Er hatte sie stets beschützt, notfalls sogar mit seinem eigenen Leben und dem Schwert. Und er hatte Ciel vollumfänglich anerkannt.
    Er hatte seinen Söhnen all die Liebe gegeben, die er gerne von seinem Vater gehabt hätte.


    Aber das war scheinbar nicht genug.


    Leider war sein eigener Vater früh verstorben. Dafür hatte seine Mutter mit ihren beiden Liebhabern gesorgt. Die 17 Jahre die ihm Etienne ein Vater gewesen war, waren schöne Jahre gewesen. Die Familie der de Souvagnes hatte im Grunde keine Mütter. Jedenfalls nicht im üblichen Sinne. Der Duc hatte eine Hauptfrau und mehrere Nebenfrauen. Diese gebaren ihm seine Söhne und gemeinsam mit Ammen zog der Duc seine Kinder auf. Die Frauen, jedenfalls die Erstfrau also die Duchesse, war meist Mittel zum Zweck. Es galt die Blutlinie fortzuführen.


    Ciel unterstellte ihm etwas Ähnliches bezogen auf seine Mutter Minette, da er von dem Vergnügen mit Fabien erfahren hatte. Nun welcher Sohn hörte schon gerne, dass sein Vater das Bett mit anderen teilte. Allerdings galt Ciels Eifersucht seltsamerweise weder der Duchesse Nathalie, noch seiner Beifrau Josette. Maximilien hätte die Wut sogar nachvollziehen können, hätte sein Sohn nach seinen eigenen Maßstäben gelebt. Aber dies tat er nicht. Ciel hatte Olivie mit Nathan geteilt und nun teilte er Francois mit Ferrau. Das was ihm einmalig zur Last gelegt wurde, eine Liaison mit seinem Leibdiener hatte Ciel tatsächlich zweimal gelebt und lebte es immer noch aus.


    Nun der Umstand behob natürlich nicht sein Problem. Denn im Gegensatz zu Ciels Partnern wussten seine Ehefrauen nichts von den Intimitäten.


    Handelte er jetzt nicht, hatte ihn sein Sohn stets in der Hand. Und das dieser nicht gerade zimperlich mit ihm umging, hatte er schon mehrfach bewiesen. Allen voran seinerzeit mit seinen Selbstverstümmelungsfantasien gepaart mit einem kargen, keuschen Mönchsleben. Diese Ideen hatten sich ganz schnell verflüchtigt, als Ciel feststellte, dass ein armes Leben ohne Leibdiener und Kleidung stattfinden konnte.


    Ein Spruch den Max noch nie im Leben beherzigt hatte hieß, Angriff war die Beste Verteidigung.
    Heute würde er das erste Mal in seinem Leben nach diesem Grundsatz handeln.


    Er würde seinem Sohn und seinen Ehefrauen zuvorkommen.
    Er würde ihnen gestehen was vorgefallen war und er würde im Anschluss daran genau das tun, was von seinen Frauen zu erwarten war – er würde sich von ihnen lossagen.


    Maximilien fühlte sich wie ein Verräter.


    Erst vor kurzem hatte er sich mit Nathalie ausgesprochen. Max wollte nicht, dass seine Frau zu einem Abklatsch seiner verbitterten Mutter wurde. Dass sie kein Liebespaar waren, war ihnen beiden bewusst. Dennoch sprach nichts gegen ein freundschaftliches Verhältnis, indem sie gut miteinander umgingen. Und er hatte sich wirklich um genau jenes Verhältnis zu Nathalie bemüht. Minette hatte er aus einem anderen Grund geheiratet, er liebte diese Frau. Ebenso lag ihm Josette am Herzen, auch wenn er sich nicht auf die gleiche Weise liebte wie Minette.


    Am liebsten hätte Maximilien seine Ehefrauen zu sich zitiert und in seinen Privatgemächern empfangen. Fabien dabei wie üblich an seiner Seite. Aber jene Dinge die ihm im privaten Umfeld Sicherheit gaben, waren heute tabu. Seine Frauen würden das völlig falsch verstehen und dies zu Recht. Er musste sich auf unbekanntes Terrain wagen und etwas tun, was er sonst niemals tat – ein Geständnis ablegen und sich rechtfertigen.


    Maximilien hatte seine drei Ehefrauen in den Salon bitten lassen. Er schaute auf die Uhr, die drei mussten schon dort sein. Er selbst hatte nicht im Salon gewartet, denn dies war keine Audienz wo sie bei ihm vorstellig wurden.


    Mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen marschierte Maximilien zum Salon und betrat diesen. Wie erwartete saßen seine drei Frauen abwartend nebeneinander. Maximilien neigte leicht zum Gruß das Haupt und nahm gegenüber von seinen Frauen Platz.


    „Nathalie, Minette, Josette – ich habe Euch zu einer persönlichen Aussprache hierher gebeten. Diese Aussprache fällt mir nicht leicht. Ich habe Euch über einen Umstand aufzuklären, da dies ansonsten eine andere Person übernimmt.


    Hört Euch bitte kommentarlos an was ich zu sagen habe.
    Ich werde mit Euch nicht über das Gesagte diskutieren, sondern danach gehen.


    Meine Konsequenz aus der Angelegenheit ist, dass ich unsere Verbindung hiermit löse, das geht nicht gegen Euch, wie Ihr gleich feststellen werdet, ich greife Eurer Entscheidung vorneweg.


    Welche zusätzlichen Konsequenzen Ihr daraus zieht, überlasse ich Euch.


    Ihr könnt am Hofe bleiben, wenn Ihr dies wünscht.
    Ihr könnt auf eines unserer anderen Anwesen fortziehen, sollte dies Eure Wahl sein.
    Ihr könnt selbstverständlich auch eine rechtliche Annullierung unserer Ehe verlangen, in dem Fall würdet Ihr allerdings Euren Stand samt Titel und der damit verbundenen Privilegien verlieren.


    Die Entscheidung liegt bei Euch, wie Ihr die Trennung wünscht.
    Ich werde keine von Euch verstoßen, ebenso wenig werde ich eine Ehe aufheben lassen.
    Euch trifft keine Schuld, sie liegt rein bei mir, ferner ist dies eine reine private Angelegenheit und kein Staatsakt.


    Nun ich rede nicht länger drum herum.
    Ich habe Euch drei betrogen.


    Ich war mit meinem Leibdiener Fabien intim.
    Wir beide haben dreimal das Bett geteilt, kurzum wir hatten Sex.


    Das erste Mal in Ehveros, als wir in einer Taverne übernachteten.
    Das zweite Mal in Ehveros, in der Burg von Felipe in meinem Gästezimmer.
    Das dritte Mal hier Zuhause bei mir in meinem Gemach zu meinem Geburtstag.


    Das erste Mal in Ehveros hat sich nach einem Ausflug der zu einer Sauftour wurde schlichtweg so ergeben. Wir haben in der Taverne übernachtet und als ich am Morgen aufgewacht bin, lag er sehr nah hinter mir. Fabien war zärtlich zu mir und ich ging darauf ein und bot mich ihm an. Der Grund war Neugier und Lust, daran gibt es nichts zu beschönigen, es ging also von mir aus. Das zweite Mal in Ehveros in unserem Gästezimmer ging von Fabien aus und ich bin darauf eingegangen. Wir lagen im Bett haben uns über die Politik in Ehveros unterhalten und uns gegenseitig gewärmt. Dabei ist er mir näher gekommen und hat mir durch die Blume den Beischlaf angeboten. Ich habe das Angebot angenommen. Das dritte Mal in meinem privaten Quartier zu meinem Geburtstag ging von mir aus.


    Unsere Intimität war im gegenseitigem Einvernehmen und wir sind respektvoll und liebevoll miteinander umgegangen. Fabien hat mich nicht dazu erpresst und ich habe ihn nicht dazu genötigt. Ebenso hat er mich auch nicht zu diesem Geständnis veranlasst, sondern das war Ciel.


    Er hat darauf bestanden, dass ich Dich aufkläre Minette oder er hätte es an meiner Stelle getan, da er nicht wollte dass ich seine Mutter weiter belüge. Aus dem Grund habe ich Euch alle in Kenntnis gesetzt.


    Danke für die gemeinsamen Jahre, Euer Erscheinen und für Euer Ohr. Adieu“, sagte Maximilien, dem das Geständnis sichtlich schwer gefallen war.


    Der Duc stand auf, deutete eine knappe Verbeugung an und verließ ohne jeden weiteren Kommentar den Raum.


    Der Tag war für Max gelaufen, seinen Frauen erging es vermutlich nicht besser jetzt wo sie sich neu orientieren mussten. Falls eine von ihnen beschließen sollte, den Hof umgehend zu verlassen, wollte er ihr nicht im Wege stehen. Immerhin war dies anzunehmen. Vermutlich waren alle drei ausgezogen, sobald er zurückkehrte.


    Maximilien holte seine beiden Hunde Kuno und Juno aus seinem Gemach, ging in den Stall und ließ Alcanterra satteln. Er streichelte den schwarzen Hengst, schwang sich in den Sattel und ritt vom Hof. Er hatte kein festes Ziel, er würde sich einen einsamen Platz suchen um den Kopf freizubekommen. Irgendwo würde er schon für eine Nacht oder zwei unterkommen. Land und Platz hatte er genug, wenn er von allem so viel hätte wie vom Land.


    Minette de Thibodeau
    Nachdem Maximilien seine Lossagung verkündet hatte und mit erhobener Nase aus dem Salon marschiert war, blieben seine drei Frauen mit entsetzten Gesichtern auf ihren Stühlen sitzen. Während Nathalie in nachdenkliches Schweigen verfiel, wie es der Duchesse geziemte, plapperte Josi entsetzt drauf los. Minette jedoch erhob sich, raffte ihr Kleid und folgte ihrem Mann auf dem Fuße. Sie sah ihn gerade um die Ecke biegen und musste rennen, da er so zügig einherschritt. Mit ihren unbequemen Schuhen brachte sie nur ein Trippeln zustande und bald war er ganz aus ihrer Sicht verschwunden. Minette keuchte. Sie hatte die vierzig schon hinter sich gelassen und war körperliche Anstrengungen nicht gewohnt. Sie konnte sich aber denken, wohin Maximilien unterwegs war, denn er trug Reitstiefel.
    »Herrin«, rief Thekla, die sie einholte. Die Zofe mit der Hakennase war sehr viel sportlicher als ihre Herrin. Sie hob deren Rock, weit genug, als dass Minette nicht auf den Saum trat, aber nicht so weit, dass man ihre Unterbekleidung sehen würde. Auf der Palasttreppe blieb Minette keuchend stehen. Maximilien ritt davon, gefolgt von zwei seiner Hunde. Minette war zum Weinen zumute. In ihrem Mann erkannte sie ihren gemeinsamen Sohn wieder, der kaum weniger heftig reagierte, wenn er aufgewühlt war. Da sie ihren Sohn kannte, wusste sie auch das Verhalten ihres Mannes zu deuten - er war keineswegs in eiskaltem Zorn gegangen, wie er es ihnen vorgespielt hatte. Was ihn forttrieb, war die blanke Verzweiflung.
    »Thekla, mein Pferd! Ich reite allein.«
    Minette zog sich ihre Schuhe aus, damit sie schneller war und tapste auf weichen Sohlen die Palasttreppe hinunter. Thekla eilte derweil zum Stall und kehrte bald darauf mit der Grauschimmelstute zurück, die Minette so liebte. Nuage war ein ruhiges und freundliches Tier, dass sich über den Ausritt freute. Hastig ließ Minette sich auf ihren Rücken helfen und folgte im Damensitz ihrem Mann. Thekla blieb mit gestresstem Gesichtsausdruck zurück und ihre Stirn schlug eine Reihe von Falten.
    Minette trieb Nuage schneller an als sonst, um Maximilien einzuholen. Endlich sah sie seinen Rücken und darunter das Hinterteil des schwarzen Rosses mit dem weißen Schweif, der gemächlich hin und her schwang.
    »Max«, rief Minette und ihre Stimme versagte. Sie hüstelte und rief ein weiteres Mal piepsig: »Max!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien zügelte Alcanterra und schaute sich über die Schulter um - Minette. Am liebsten hätte er sie scharf zu Recht gewiesen, was ihr einfiel ihm zu folgen, aber wenn er ehrlich war, freute er sich darüber. Und er sah auch keinen Grund, sie anzugiften. Immerhin hatte er seine Frauen betrogen und sie nicht im Trio ihn. Er wendete sein Pferd und ritt ihr langsam entgegen. "Min", antwortete Max, als sein Pferd neben ihrem zum Stehen kam. Er musterte seine Frau mit einer Mischung aus Verzweiflung, Wut und sehr viel Trotz.


    Minette de Thibodeau
    Minette blieb entspannt. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass Maximilien bockte. Nach so vielen Jahren Ehe kannte sie seine Launen. Wie heftig der Sturm auch toben mochte - bisher war er über Minette stets hinweggefegt, ohne ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Weder hatte er die Hand erhoben, noch sie beschimpft, wie er das auch sehr gut konnte, noch seine weltliche Macht als Waffe gegen sie eingesetzt. Und dass er ihr entgegen ritt, war ein gutes Zeichen, auch wenn sein schönes Antlitz gerade einem schroffen Felsen glich. Minette trieb ihre Stute so dicht neben die Flanke von Alcanterra, dass ihr nackter Fuß das heiße Fell berührte. Dann umarmte sie Maximilien fest.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nahm sie fest in die Arme und drückte sein Gesicht in ihre Haare. "Das ist unfair", flüsterte er liebevoll und küsste sie auf den Hals. "Meine Wut richtet sich nicht gegen Euch, sondern gegen Ciel und vor allem mich. Du kennst mich besser als mir lieb ist. Wie oft habe ich das schon gesagt? Aber das was ich da vorhin, also vor einigen Minuten gesagt habe stimmt", flüsterte er ihr ins Ohr.


    Minette de Thibodeau
    »Pschhhhhht«, machte Minette leise und hielt Maximilien erst einmal eine Weile im Arm, damit er sich beruhigte. Als sie das Gefühl hatte, dass er nicht gleich wieder die Nase in die Luft recken und davonreiten würde, gab sie ihn frei. »Sei deinem Sohn nicht böse. Er meinte es nur gut. Wenn Menschen sich belügen oder anderweitig Unrecht tun, schmerzt ihn das und er möchte es beheben. Was bedeutet,dass du dich von uns lossagst? Sind wir nun getrennt?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien strich seiner Frau mit einer Hand liebevoll durch die Haare und brachte sie wieder in Ordnung. "Nein Min, natürlich nicht. Genauer gesagt, nicht wenn Ihr das nicht wollt. Mal von vorne. Das was ich Euch gestand stimmt und ich habe es gestanden, da Ciel genau das von mir verlangte. Damit gestehe ich Dir meine Feigheit, ist ja auch so. Ich wollte es Dir nicht sagen, da ich Dich nicht verlieren wollte. Ebensowenig wollte ich Fabien verlieren. Hätte ich es nicht gestanden, wäre ich erpressbar. Ciel hätte das ausnutzen können, Ihr ebenso. Also habe ich die selbsterfüllende Prophezeihung erfüllt. Ehe er mich an die Wand nagelt oder Du, Nat oder Josy, habe ich die Katze aus dem Sack gelassen um nicht mehr erpressbar zu sein. Ich möchte nicht das Ihr geht. Ich möchte nicht das DU gehst. Aber ich habe den Mist gebaut und ob Du bleibst, liegt bei Dir nicht bei mir. Und falls Du es durch Ciel schon wusstest, ich habe keine Affäre, wir haben einige Male miteinander Sex gehabt, aber wir haben keine Beziehung. Was immer wir haben, ich kann genausowenig auf Dich verzichten wie auf ihn", gestand Max.


    Minette de Thibodeau
    »Warum solltest du auf Fabien verzichten müssen?«, fragte Minette verwirrt. »Er ist doch ein lieber und anständiger Mann. Ich bin froh, wenn ihr euch so gut versteht.« Sie streichelte Maximiliens Gesicht mit der Rückseite ihrer Finger. »Wie sollte Ciel diese Information denn ausnutzen? Er ist manchmal temperamentvoll, aber er ist ein guter Sohn.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien musterte seine Frau verwirrt. "Ja aber das habe ich Dir doch gerade erklärt Min. Indem er es ist Dir sagt und Du Dich dann trennst. Damit das nicht passiert, würde ich wohl einlenken, was immer er fordert. Um den zu entgehen, Flucht nach vorne samt Geständnis. Ja Fabien ist ein anständiger Kerl, meistens jedenfalls, nicht immer. Aber ich ja auch nicht. Ich würde sagen es tut mir leid, aber dass kann ich Dir nicht sagen Min. Denn es tut mir nicht leid. So bescheiden sich das für Dich anhören mag, er war gut zu mir, wir hatten Spaß und in Ehveros ging es beim zweiten Mal gar nicht mal um den Sex, sondern um die Nähe. Wir hätten dort gemeinsam wohnen sollen. Oder ehrlicherweise hätten wir überhaupt nicht nach Ehveros reisen sollen. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint Min. Zu behaupten wir hätten dort nichts erreicht, wäre gelogen. Siehe Alkena, die Hohe Mark und so weiter. Aber das eine ist der Duc und das andere war Max. Und Max hat sich nunmal einen Tag in einer Taverne die Kante gegeben und einen Abend drauf nochmal gefeiert. Sag was dazu, von mir aus ranz mich an, aber rede", bat er umgänglich.


    Minette de Thibodeau
    »Was möchtest du denn hören?«, fragte Minette freundlich. »Wie kommst du denn darauf, dass ich dich verlasse? Jetzt übertreibst du aber wirklich.« Sie lachte leise. »Würdest du mich denn verlassen, wenn ich mit Thekla kuscheln würde? Ich kenne Fabien und ich schätze ihn sehr. Ich bin weder ihm noch dir böse, falls du das fürchtest. Verrate mir, welche Forderung unser Sohn deiner Meinung nach stellen würde? Du bist ja völlig durch den Wind. Meinst du, er möchte dir etwas Böses?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Solange Du es nicht mit Nat kuschelst, sind wir d'accord Min. Nein dafür würde ich Dich nicht verlassen, vielleicht würde es mich interessieren zuzugucken oder mitzuspielen. Aber verlassen würde ich Dich dafür nicht. Erstens weil ich Dich liebe, zweitens weil wir uns eh kaum sehen. Leider. Was sollte diese Ausgeburt des Abgrunds sonst vor haben? Nur weil ihm die Haare ausgefallen sind, muss er das nicht bei mir provozieren. Notfalls, dass schwöre ich Dir, würde ich mir die teuerste Perrücke aller Zeiten fertigen lassen nur damit er sieht wo der Frosch die Locken hat. Von mir aus, aus Goldfäden. Keine Ahnung was den ständig beißt, dass er mich immer angreift. Und ich dachte Verrill wäre schwierig. Der ist dagegen völlig harmlos, er greift nur Fremde an", murrte Max.


    Minette de Thibodeau
    »Oh, Max!«, tadelte Minette milde, die sehr an ihrem einzigen Kind hing. »Bitte redet nicht so übereinander in der Familie. Ciel sieht so aus, weil er fast gestorben wäre. Er ist noch immer krank, drum bin ich froh, dass er nun endlich einmal Urlaub macht und die frische Seeluft genießt. Ciel hat es sicher nur wieder gut gemeint, ich bin sicher, dass er dir nichts Böses wollte. Er wollte nicht, dass dieses Geheimnis zwischen uns steht. Nun tut es das nicht mehr und es ist alles wieder gut.« Sie küsste ihren Mann liebevoll.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien erwiderte liebevoll den Kuss. "Einerseits hast Du ja Recht, aber andererseits hat er sich nicht in unsere Beziehung zu mischen. Ich weiß weshalb er so aussieht und ich weiß, dass ich mit meiner Behauptung ziemlich ungerecht bin. Aber ich bin stinksauer auf ihn, da darf ich auch mal ungerecht werden. Wo wir von ungerecht sprechen, dieses hirnlose Himmelsauge das Patrice einfangen sollte, kann sich warm anziehen. Mit seiner Unfähigkeit hat er den Hof und den ganzen Staatsapparat wie auch den Orden bloßgestellt. Ich denke mir eine passende Strafe für den Versager aus. Das nur am Rande - Memo an mich sozusagen. Ehrlich, ich kann mich nur ärgern. Ich sollte mir auch einen Stab halten wie Linhard. Wenn mir was nicht passt - Schema F. Ciel wird in seinem Urlaub irgendwem anders das Leben zum Abgrund machen. Ich hoffe er wird seekrank", grinste Max. "Dann sperrt er seinen frechen Schnabel nur zum Kotzen auf. Er hat geheiratet wusstest Du das? Heimlich still und leise, damit wir nicht eingeladen werden müssen. Auf hoher See hat er seinen Mann geheiratet", sagte Max und musste seinen triumphierenden Blick niederkämpfen.


    Minette de Thibodeau
    »Wenn du streiten möchtest, musst du das mit jemand anderem tun«, erwiderte Minette. »Komm, wir reiten nach Hause. Ich habe keine Schuhe und keinen Mantel, mir ist etwas frisch. Lass die Himmelsaugen doch einfach nach Patrice suchen«, schlug Minette vor. »Ihre Greifvögel sollten ihn aufspüren. Ich habe Patrice auf dem Flur warten sehen, er wirkte sehr erschöpft. Weit kann er nicht gekommen sein. Was möchtest du mit dem Himmelsauge machen?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Hast Recht Süße, ich möchte mich nicht mit Dir streiten. Ich bin wütend auf unseren Sohn. Und auf mich, da ich mich selbst in die Situation gebracht habe. Frieden Min, reiten wir nach Hause. Vermutlich hast Du sogar Recht, dass er mit seiner Art nur Gutes tun wollte. Nur kommt das nicht immer so rüber. Ich habe leider keinen Mantel bei, sonst hätte ich Dir meinen überlassen. Keine Ahnung was ich mit dem Himmelsauge anstellen werde, aber eine Strafe hat er sich redlich verdient. Das heute zu entscheiden, wäre allerdings unfair dem Mann gegenüber, denn heute sieht die Strafe garantiert anders aus, also morgen. Patrice sollte inhaftiert werden, da er krank ist. Ich wollte ihn in einen geschlossenen Tempel einweisen lassen, damit man ihm hilft", erklärte Max, während er gemeinsam mit Minette zurück Richtung Palast ritt.


    Minette de Thibodeau
    »Pastrice sah auch sehr geschafft aus«, sagte Minette bedauernd. »Hoffentlich erholt er sich wieder, er hat stets seine Arbeit gemacht und ist nie unangenehm aufgefallen.« Minettes Füße fühlten sich an wie Eisklötze. Aber das war es ihr wert gewesen. Sie war froh, dass Maximilien einsichtig war und nicht weiter streiten wollte. Insgeheim freute sie sich, dass Ciel wieder unter der Haube war. Sie wendete ihr Pferd und ließ es auf die andere Seite von Maximilien gehen, damit sie wieder nah beieinander waren. Langsam ritten sie nebeneinander zurück zum Palast.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schaute seine Frau an und zuckte mit den Schultern. Er war froh, dass sie ihm hinterher geritten war. "Danke dass Du mir gefolgt bist Min. Jemand hat mir den Vorschlag gemacht, dass wir nicht allein leben müssten. Sprich wenn wir nicht wollten. Was hältst Du von dem Thema, dass wir zusammenziehen? Auf Probe wollte ich es einmal mit einer WG aus verschiedenen Leuten versuchen. Aber es spricht auch nichts dagegen, dass wir beide es versuchen. So richtig meine ich. Wir würden nicht nur unter einem Dach zusammenleben, so wie jetzt. Nun immerhin hat unser Dach 8 Kilometer zu bieten. Aber ich meine in einer gemeinsamen Wohnung. Wir könnten trotzdem jeder ein Zimmer haben oder einen Bereich, der nur der unsere ist. Falls man sich mal zurückziehen möchte. Das war die Grundüberlegung. Wozu ist man verheiratet und wozu bin ich Duc, wenn ich nicht mal mit der Frau zusammenleben darf, die ich liebe? Da nützt im Grunde alle Macht der Welt nichts, wenn man trotzdem einsam ist. Überleg es Dir einfach Min", bot Max an.


    Minette de Thibodeau
    Minette griff zu ihm hinüber und umschloss seine Hand mit ihren zarten Fingern. »Die Idee hört sich wundervoll an! Wir könnten auch unsere Gemächer direkt nebeneinander legen lassen mit einem gemeinsamen Wohn- und einem gemeinsamen Schlafzimmer. Dahinter hat aber jeder seine eigene Küche, sein eigenes Badezimmer und so weiter. Dann könnten wir beide unserem gewohnten Ablauf folgen, hätten aber mehr voneinander. Vorher solltest du es aber mit der WG auf Probe versuchen.« Minette blinzelte ihm zu. Da er von ›verschiedenen Leuten‹ gesprochen hatte, ging sie davon aus, dass er sich auf den Spaß freute, den man in einer lustigen Gesellschaft genießen konnte und sie war der Meinung, dass Maximilien ein wenig Erholung genau so nötig hatte wie sein Sohn. Sie ließ seine Hand wieder los, da dies beim Reiten unbequem war, strahlte aber über das ganze Gesicht, als sie zusammen wieder nach Hause ritten.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Abgemacht, so machen wir es", stimmte Maximilien seiner Frau zu. So wütend wie er weggeritten war, so glücklich ritt er gemeinsam mit ihr Heim.