Wenn Kredithai und Spitzel sich treffen

  • Wenn Kredithai und Spitzel sich treffen



    Timothée Mauchelin
    Kaum in einer Stadt spürte man das Flair Naridiens so intensiv wie in Shohiro, eine der ältesten Städte des Landes und heute die Hauptstadt. Hier prallte die Moderne auf alte Bauten, die noch aus der Zeit stammten, als Naridien ein Großherzogtum Almaniens war. Es war eine bunte und saubere Stadt, in der es nur ein kleines Armenviertel gab, das von den Bütteln gut in Schach gehalten wurde. Kleinkriminelle hatten es hier schwer, doch bei den großen Haien sah es anders aus, doch waren deren Machenschaften für den Urlauber nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Shohiro war wohl eine der günstigsten Hauptstädte Asamuras. Man konnte hier gut und günstig wohnen und das Leben aus vollen Zügen genießen. Natürlich ging es auch anders - wer im historischen Stadtkern um den Markt wohnen wollte, sollte ein gut gefülltes Bankkonto besitzen. Für ein solches war Veyd von Eibenberg der richtige Ansprechpartner, mit dem Vendelin sich heute verabredet hatte. Sie hätten sich in einem Restaurant treffen können, doch Veyd war für seine Sparsamkeit bekannt und böse Zungen nannten ihn einen Geizkragen. So fand das Treffen im privaten Rahmen statt. Vendelin war es Recht, er wollte gern sehen, wie Veyd als Privatmann tickte. In seinem Geleit waren Vittorio, von dem er nun wusste, dass er Alejandro hieß, und Gideon de Gladu, der darauf achtgab, dass das Oberhaupt des Stählernen Lotos keine Dummheiten beging. Die Kutsche hielt und die drei Männer stiegen aus. Vor ihnen lag das Anwesen des Veyd von Eibenberg, eines der finanziell einflussreichsten Männer Naridiens und vielleicht auch darüber hinaus.


    Timothée Mauchelin
    (Was sehen sie?)


    Veyd von Eibenberg
    Die Kutsche hielt vor einer gewaltigen, steinernen Mauer. Schon vor dem Umzug nach Souvagne, schien Veyd Freude an dicken, schützenden Mauern gehabt zu haben und hatte sie immer noch. Das Tor wurde von Wachen geöffnet und Timothee, Vittorio und Gideon schauten in den Vorhof eines gewaltigen Anwesens. Zu rechter Hand das Gebäude daneben, kurzum die Bank war jene für die Veyd berühmt und vielleicht auch berüchtigt war. Das Wohnhaus selbst war in ganz ähnlicher Bauweise gehalten. Abweisend, majestätisch und einem Bollwerk gleich empfing es sie. Timothee hatte einen großen, gepflasterten Platz zu überqueren. Auf der linken Seite befanden sich die Stallungen und ein kleines Dienstbotengebäude. Der Vorplatz zum Anwesen war mit Bäumen geschmückt, Statuen und sogar einem Wasserbecken, wozu immer es dienen mochte. Die Tür des Hauses war massiv aus Metall und glich einem Tresor.
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    Vittorio Pollarotti
    »Den Wohnsitz eines Geizkragens habe ich mir ein wenig anders vorgestellt.« Amüsiert betrachtete der alte Krieger das monumentale Anwesen, das auch einem Marquis zur Ehre gereicht hätte, besonders wenn man bedachte, dass dies nur eine Zweigstelle war und nicht der Hauptwohnsitz der Familie. »Und was sagst du dazu, Gideon? Du bist auch von Stand, kann deine Hütte da mithalten?« Vittorio zog seine Stiefel aus, krempelte die Hosenbeine hoch und ging durch das Wasserbecken, um seine Füße zu kühlen. Er war nicht kälteempfindlich und in der Kutsche war es ihm zu warm geworden. Vendelin schritt mit gewohnt nichtssagendem Gesicht neben ihm her. Was er von dem Ganzen hielt, war nicht ersichtlich. Während Vendelin bereits klopfte, platschte Vittorio mit nassen Füßen die steinerne Treppe hinauf.


    Gideon:
    "Die Frage ist, wenn das die Geizkragenvariante ist, wie würde der Mann leben im puren Luxus? Vermutlich würde die Hütte dann den souvagnischen Palast wie eine Bretterbude aussehen lassen. Nein ich wohne nicht annähernd so gediegen, aber ich bin ja auch nur ein Chevalier. Wir haben eine... also ich habe eine kleine Burg. Sie erfüllt ihren Zwecks und hat bis jetzt jedem Sturm standgehalten. Denen von der See aus wie auch jedem menschlichen. Klein, gemütlich und sicher könnte man sagen. Dem Kerl hier pinkelt keiner auf den Rasen. Was machst Du da im Wasser? Komm raus Vitto, der Boss kratzt schon an der Tür", grinste Gideon und bezog neben Timo Stellung.


    Diener:
    Ein Diener öffnete die Tür, empfing sie mit einer freundlichen Verbeugung und bat sie herein. "Wenn Sie mir bitte folgen würden, mein Herr erwartet Sie schon in der Amtsstube", sagte der Mann und lief sofort los, er war es scheinbar gewöhnt alles sofort zu erledigen. Der Mann ging raschen Schrittes führte sie einige Treppen hoch, pochte dann an einer Tür und öffnete diese nach einem knappen "JA" von Innen. "Mein Herr erwartet sie", sagte er höflich und öffnete die Tür.


    Timothée Mauchelin
    Der Diener tätigte die kunstvoll geschwungene Eisenklinke und trat ein. Die Tür schwang ohne jedes Quietschen auf und genau so angenehm leichtgängig fiel sie hinter den drei Gästen wieder ins Schloss. Vendelin nahm routiniert all diese Details wahr. Hinter seinem Schreibtisch saß sein Verwandter, Veyd von Eibenberg. Dafür, dass er einen so berüchtigten Ruf genoss, sah er ausgesprochen freundlich aus, mit einem ovalen Gesicht, weichen Zügen und sanft geschwungenen Brauen. Das dunkle Haar trug er halblang und offen, es reicht ihm nicht ganz bis zu den Schultern. Die harmlose Optik war natürlich von Vorteil in einem Beruf, wo einem allzu leicht Betrug unterstellt wurde und Vendelin sah genau so ungefährlich aus. Kaum konnte man sich dahingehend ärger täuschen als bei diesen beiden Personen. »Guten Tag«, grüßte Vendelin freundlich in akzentfreiem Rakshanisch.


    Veyd von Eibenberg
    Veyd schaute auf, legte seine Feder beiseite und lächelte seine Besucher an. Nicht ganz so professionell wie üblich, denn dies waren private Gäste. "Schön Euch zu treffen, willkommen in meinem bescheidenen Heim. Setzt Euch. Was genau führt Euch zu mir?", fragte Veyd und deutete ihnen an Platz zu nehmen. Er schaute sie einem nach den anderen an, sein Blick verweilte aber letztendlich auf Timothee, jenen Mann den er weder erspüren, abtasten noch magisch auslesen konnte.


    Timothée Mauchelin
    »Familienangelegenheiten sind es.« Timothèe setzte sich, gemeinsam mit Vittorio, der neben ihm Platz nahm. »Als Timothèe Mauchelin habe ich mich angemeldet, als Vendelin von Wigberg sitze ich nun vor Euch. Zu meiner Rechten sitzt mein Lebensgefährte Vittorio aus Ledwick, zu meiner Linken mein Kollege Gideon de Gladu aus Souvagne. Ich dachte, es ist an der Zeit, diesem Zweig der Familie einen Besuch abzustatten, nachdem wir unsere Leben bislang getrennt voneinander verbrachten. Zuvor klärt mich jedoch bitte darüber auf, wie Euer Ruf der Sparsamkeit mit der raumgreifenden Architektur Eures Anwesens in Einklang zu bringen sind, darüber zerbrechen wir drei uns den Kopf, seit wir hier sind.«


    Veyd von Eibenberg
    Veyd musste bei der Beschreibung seines Anwesens schmunzeln. "Nun werter Verwandter, jede Sparsamkeit hat doch einen Grund nicht wahr? Mein Grund ist jener, dass ich mich und meine Familie absichere. Das Geld das ich verdiene, kann ich ja schlecht unter einer Parkbank horten. Demzufolge muss mein Haus sicher sein, ebenso wie meine Banken. Und ein klein wenig von dem was ich verdiene, möchte ich auch genießen. Wo ich sonst fast nur für meinen Beruf lebe", erklärte Veyd, lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Finger. Er taxierte Timothee eine Weile, ehe er erneut sprach. "Ein Wigberg in Tarnung... hochinteressant. Bevor Ihr mir verratet, was Ihr wollt, verratet mir Euren Schutz. So ganz unter Verwandten, ich spreche davon, dass Ihr magisch nicht zu erfassen seid. Weshalb?", fragte Veyd erstaunlich offen. Scheinbar passte es nicht in sein Weltbild, dass er etwas nicht analysieren konnte.


    Timothée Mauchelin
    »Ich bin seit meinem Tod ein Ghul, ich muss Menschenfleisch verzehren«, sprach Vendelin im Tonfall tiefen Bedauerns. »Aber alles hat seine Vor- und Nachteile.« Auch Vittorio setzte ein betretenes Gesicht auf.


    Veyd von Eibenberg
    Veyd zog eine Augenbraue hoch und rollte dann mit den Augen. "Ein Ghul? Ich bitte Euch, unsere Familie hat mehr Ghule gesehen und produziert als so manch andere. Was immer Ihr seid, ein Ghul jedenfalls nicht. Wobei das natürlich auch eine besondere Art von Sparsamkeit wäre. Und man würde ewig leben, hätte sich die Nahrungsbeschaffung und Kocherei gespart... ich schweife ab. Ihr seid kein Ghul und ein Vampir auch nicht, es ist Tag. Nun gut, verratet mir Eure Abschirmung nicht, die Wigbergs und ihre Geheimnisse. Wie kann ich Euch helfen?", fragte Veyd und schien zu grübeln. Das tat er wirklich, denn er vermutete das sein Gast irgendein wertvolles Artefakt bei sich trug, dem ein mächtiger Schutzzauber inne wohnte. Was man damit alles anstellen konnte, fragte sich Veyd, und was so ein Ding auf dem Schwarzmarkt bringen würde. Er lächelte freundlich.


    Timothée Mauchelin
    »Mir helfen? Mein lieber Veyd, ich komme wegen des neuesten Klatsches und Tratsches. Ich habe die letzten Jahre in Abgeschiedenheit gelebt, um mich vor den kleinlichen Streitereien unserer Verwandtschaft fernzuhalten. Neid, Missgunst und Niedertracht sind kein guter Nährboden, wenn man die Sippe als Ganzes betrachtet und nicht, wie die Hohenfeldes, auf das Recht eines Einzelnen pocht. Das ist absolut nicht meine Art, da bin ich ganz wie der Rest meiner Familie. Ich bin hier zum einen aus Neugier, um Euch kennenzulernen, aber vor allem möchte ich gern besprechen, ob wir nicht einander annähern könnten. Sprich: Ich habe einen vermehrungsunwilligen Sohn und suche für ihn eine Frau, die sein Herz erwärmt.«


    Veyd von Eibenberg
    Veyd nickte erfreut. "Das klingt nach einem wunderbaren Geschäft, ich habe eine Tochter im passenden Alter. Ich denke wir beide können uns dahingehend einigen, dass die beiden zusammenfinden. Nun ein Eibenberg ist kein Hohenfelde, genauso wenig wie ein Wigberg einer ist. Dein Sohn wäre hier sicher und willkommen, ebenso wie meine Tochter bei Dir. Davon gehe ich jedenfalls aus. Bevor wir ins Detail gehen, Du verzichtest doch hoffentlich auf eine Mitgift oder? Traditionen sind schön und gut, aber nicht wenn sie unnötig die eigene Portokasse belasten. Was genau ist Deine Sparte? Nun die aufgeführten Charaktereigenschaften sind kein guter Nährboden, es sei denn man betrachtet sie als Ansporn. Dann allerdings wird man nie in Ruhe leben. Das wissen wir beide. Ein Hohenfelde stirbt nicht an Altersschwäche, sondern an den eigenen Verwandten. Bei Euch wie bei uns ist das anders, Verwandte haben wert, vor allem die lebenden Verwandten", sagte Veyd. "Ihr habt doch sicher schon gegessen oder? Ich möchte Euch nichts aufdrängen", sagte er höflich.


    Timothée Mauchelin
    »Wie eine glückliche Fügung es wollte, fuhren wir an einer Taverne vorbei, deren Angebot zu verlockend war, als dass wir hätten weiterfahren können, ohne einzukehren. Ich muss daher leider mitteilen, dass wir bis oben hin an Speis und Trank gesättigt sind.« Timothèe lächelte etwas breiter. Veyd war tatsächlich der Geizhals, als der man ihn beschrieben hatte. »An eine Hochzeit dachte ich nicht, bedenkt die Kosten für eine solche Feier! Ich dachte vielmehr an ein kleines Arrangement.«


    Veyd von Eibenberg
    "Sehr umsichtig, man soll sich nicht zu vollstopfen, davon wird man nur fett, faul und träge. Und so lassen sich keine Geschäfte machen. Und nicht nur das, man schmeißt unnötig den Heilern Geld in den Rachen, dafür das man Geld für zuviel Speis und Trank verschwendete. Eine doppelte Negativ-Rechnung. Du wirst mir immer sympathischer. Eine kleine Feier ist auch meines Erachtens völlig ausreichend. Wenn die Kinder feiern wollen, dann können sie das später selbst nachholen und Abends mal schön gepflegt auf eigene Kosten essen gehen. Wie alt ist Dein Sohn? Welchen Beruf übt er aus? Was verdient er im Jahr? Welchen Grundbesitz hat er?", fragte Veyd hochinteressiert. "Meine Tochter Fara Hallgard von Eibenberg ist 16 Jahre jung, eine erstklassige Wahl", erklärte er grinsend.


    Timothée Mauchelin
    »Weise Worte, die Kinder sollten sich früh von ihren Eltern finanziell abnabeln, damit sie lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Mein Sohn Moritz hat 26 Sommer und Winter gesehen. Er hat einige Zeit als Leibgardist am Hofe des Großherzogs von Souvagne gearbeitet, ist momentan allerdings aufgrund einer Verletzung krankgeschrieben. Wann und ob er wieder in den alten Beruf einsteigt, vermag ich nicht zu sagen. Über Grundbesitz verfügen wir über einigen: Das gesamte Lehen der Familie Wigberg in Souvagne. Hübsch ist mein Sohn obendrein, die Gardisten sind alle gut trainiert, aber er ist nicht von der grobschlächtigen Sorte.«


    Veyd von Eibenberg
    "Das hört sich alles wunderbar an. Bei der Leibgarde? Eine sehr gute Position, da hört man sicher so das eine oder andere was der gute Duc zum Besten gibt. Falls er mal eine gute Anlagequelle sucht, kann er unser Haus gerne empfehlen. Der Duc scheint da etwas eigen zu sein, was Staatsanleihen angeht. Nun ich hätte ihm gerne mit unserem Geld und danach mit unserem Wissen ausgeholfen. Aber er lehnte bedauerlicherweise ab. Was nicht ist, kann ja noch durch Deinen Sohn werden. Eine sehr gute Position. Wurde er im Dienst verletzt? Hat er schon einen Advokaten für den Schadenersatz? Das ist doch eine Berufsverletzung vermute ich", sagte Veyd mitfühlend.


    Timothée Mauchelin
    »Es ist eine seelische Verletzung. Aber mit einem Advokaten kommt man da vermutlich nicht weiter. Er hat die beste Behandlung bekommen, die man sich als Vater für sein Kind nur wünschen kann und ist auf dem Weg der Besserung, seit er einige Altlasten losgeworden ist. Würde Euch anstelle einer Hochzeit auch ein Arrangement zu Fortpflanzungszwecken recht sein? Ich fände das unkomplizierter, praktischer und preiswerter. Nicht zuletzt müsste der Spross nicht den Namen Wigberg tragen.«


    Veyd von Eibenberg
    "Dann verbleibt allerdings meine Tochter in meinem Hause und wäre als unverheiratete Frau mit einem Kind nicht mehr zu vermitteln. Das musst Du wissen. Wie hast Du Dir ihre Absicherung vorgestellt? Eine seelische Verletzung? Magischer Art?", hakte Veyd nach.


    Timothée Mauchelin
    »Hm, das Problem ließe sich durch eine Unterhaltszahlung lösen. Unter anderem Namen, versteht sich, so etwas sollte auf keinem Kontoaufzug nachzulesen sein. Eine kostengünstige Alternative wäre die Heirat deiner bereits geschwängerte, doch noch nicht gerundeten Tochter mit einem anderen Manne.«


    Veyd von Eibenberg
    "Zuerst hatte ich eine Vereinbarung mit Ansgar von Hohenfelde bezüglich seines Sohnes Linhard. Aber das hat sich leider zerschlagen. Eine Unterhaltszahlung für all ihre Kosten? Das wäre mir durchaus Recht. Oder hast Du einen bestimmten Mann im Sinn, der meine Tochter ehelichen soll?", fragte Veyd interessiert.


    Timothée Mauchelin
    Vendelin dachte nach. »Einen bestimmten nicht. Aber wenn, dann niemanden, der erkennt, dass er da einen Kuckuck großzieht. Es gibt Möglichkeiten, eine Frau mit einem Kinde zu beglücken, ohne dass sie dabei entjungfert wird. Einen bescheidenen, unauffälligen Mann, der glücklich und zufrieden mir deiner Tochter ist und sie und das Kind gut versorgt wäre mir am liebsten. Ein Hohenfelde scheidet also aus. Gut, dass deine Tochter nicht an Linhard geriet, das Kind wäre wohl nicht alt geworden und deine Tochter vermutlich auch nicht.«


    Veyd von Eibenberg
    "Nein, da sie angeheiratet wäre. Bei einer internen Familienreinigung töten sie alles und jeden, außer die eigene Brut und die eigene Frau. Schwestern lassen sie ebenfalls am Leben, aber ihre Brüder löschen sie aus. Die Selektion des Stärksten, ein altes Ritual, eine uralte Tradition, noch vor Naridien, noch vor der Handelsallianz, noch bevor sich unsere Familien zu einer Sippe vereinten. Ergo es singt in ihrem Blut schon eine Ewigkeit. Kennst Du so einen bescheidenen Mann?"


    Timothée Mauchelin
    »Ich kenne sehr viele Männer, aber ich müsste mir ein Bild von deiner Tochter machen, um zu sehen, zu welchem sie gut passt. Ich bin trotz allem wigbergschem Sinnen und Trachten kein Unmensch und möchte, dass sie und das Kind in guten Händen sind.« Vendelin drehte die Augen in Gideons Richtung, ohne den Kopf zu ihm zu wenden, in der Hoffnung, Veyd würde verstehen, dass er nicht wollte, dass dieser Mann den Ort erfuhr, an dem der zukünftige Spross verborgen sei. »Was trieb Euch dazu, deine Tochter einem Hohenfelde zu versprechen? Ein guter Preis?«


    Veyd von Eibenberg
    Veyd blinzelte für Sekunden minimal, so dass Timo wusste, er hatte ihn verstanden. Leider konnte er ihm keine mentale Botschaft schicken. "Das und Linhard erschien mir in der Familie stets unterfordert und unbeachtet. Stille Wasser sind tief, ich ging davon aus, dass er eines Tages ein reißender Strom werden würde. Kurzum dass er die Familie an sich reißen und übernehmen würde. Das hat er getan, anders als ich es erwartet habe und entgegen meiner vorherigen Auffassung, macht er seinen Job sogar sehr gut. Er hat uns alle einen Marquistitel verschafft, er selbst hat in den höchsten Rang eingeheiratet, was möchte man mehr?", fragte Veyd.


    Timothée Mauchelin
    »Hm, dann ist es bedauerlich, wobei, wurde die Verlobung denn schriftlich annulliert? Sonst ist sie nach wie vor gültig. Der Gedankengang gefällt mir. Ich dachte oft ganz ähnlich, wenngleich ich mich mit der zweiten Reihe begnüge. Ich denke, dort ist es sicherer und wenn die alte Spitze wegbricht, rutsche ich nicht nach, sondern gehe einen Schritt zurück. So hielt ich es stets.«


    Veyd von Eibenberg
    "Das ist auch sicherer, aber ich versprach mir davon etwas mehr. Nun es hat sich nicht ergeben. Sollte ich darauf bestehen, hätte ich vermutlich eine Blutfehde mit Brandur von Hohenfelde am Hals. Er hat Linhard adoptiert und ist sehr eigen was seinen Sohn angeht. Von daher, auch ich kenne meine Grenzen Timo, ich werde sie nicht überschreiten, Du verstehst warum. Kosten. Es würde mich das Leben kosten und meine Verwandten erst. Soll Linhard als Teil der Krone glücklich werden, dabei fällt für uns genug ab, man beißt doch nicht die Hand die einen füttert", erinnerte Veyd.


    Timothée Mauchelin
    »Nur ein Narr würde das tun. Wie geht es eigentlich Ansgar von Hohenfelde, Linhards Vater? Mir kam zu Ohren, er wäre krank und würde sich von der Familie abgewandt im Exil befinden. Besteht Hoffnung auf Genesung?«


    Veyd von Eibenberg
    "Soweit ich weiß, ist er schon genesen. Brandur hat ihn fast tödlich verwundet in einem Zweikampf, das Herz durchbohrt oder ähnliches. Er lebte so gerade noch und er konnte sich erholen, wie man mir zutrug. Ja er lebt im Exil, die Cantillions haben ihn aufgenommen und auch für ihn gesprochen, so dass er noch vor uns Souvagner wurde. Interessant oder?", grinste Veyd.


    Timothée Mauchelin
    »Ja, das ist durchaus interessant«, grinste Vendelin zurück. »Zeigt es doch, wie verbunden Cantillion und Hohenfelde aufgrund der Hochzeit des Brandur mit Magdalena noch immer sind. Hinzu kommt, dass Massimo de la Cantillion der Palaisin des Duc ist, welcher widerum Schwiegervater des Linhard ist und so schließt sich der Kreis. Weiß Ansgar, dass das Lehen, das seine Majestät ihm überließ verflucht ist? Es lag seit 190 nach der Asche ohne Lehnsherren brach. Da kam ein unwissender Naridier, der um Asyl bat, wohl ganz passend.«


    Veyd von Eibenberg
    "Nein woher sollte er das wissen? Es sagt ihm doch keiner", lachte Veyd sich kugelig.