• Auf einen Kaffee



    Dave betrat am Nachmittag die Heilstube von Pavo. Der alte Goblin füllte gerade seine Bestände auf, als Dave ihm einen Kaffee hinstellte und es sich mit dem eigenen gemütlich machte.


    "Welch seltener Gast in meiner Heilstube, ich hoffe Dir geht es gut Davy? Danke für den Kaffee", freute sich Pavo und setzte sich neben seinen Kumpel.
    "Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen und ich vermisse Dich", gab Dave freundlich zurück.


    "Nun ich bin immer hier und für Dich da, Du warst stets beschäftigt. Oder hattest keine Zeit oder Lust, ich nehme es Dir nicht übel. Aber ganz solltest Du mich nicht vergessen, ich habe Dich auch vermisst. Sehr sogar", gestand der alte Goblin und nahm einen Schluck Kaffee.
    "Tut mir leid Pavo, früher haben wir jeden Abend unser Feierabendbier zusammengetrunken, oder einen Kaffee, man sollte alte Traditionen wahren und ich dachte ich fange heute direkt damit an. Zudem bin ich hier um Dir etwas zu sagen", erklärte Dave und trank ebenfalls einen Schluck.


    Pavo kniff sein verbliebenes, hellblaues Auge misstrauisch zusammen.


    "Was möchtest Du mir sagen Dave?", hakte der Goblin nach und musterte seinen Freund genau.
    "Du hattest mit allem Recht Pavo", sagte Dave schlicht.


    "Dankeschön. Und womit genau hatte ich Recht?", fragt Pavo etwas verdattert. Aber er kannte Daves Art, je wichtiger eine Information wurde, je weniger rückte er mit der Sprache raus.
    "Bezogen auf Varmikan, Du hattest völlig Recht was ihn betrifft. Und deshalb benötige ich Deinen Rat, was soll ich tun?", fragte Dave leise.


    "Die Frage ist was tut er? Und noch viel wichtiger ist, was fühlst Du für ihn Dave? Je nach Antwort muss ich Dir oder ihm helfen. Ihm natürlich auf andere Weise", grinste Pavo so unheimlich, dass sofort klar war, wie die Hilfe aussehen würde. Dave grinste zurück und schwieg eine Weile, während er Kaffee trank und nachdachte.


    "Du möchtest dass ich ihm helfe...", schlussfolgerte Pavo.
    "Nein", antwortete Dave und grübelte weiter.


    "Was möchtest Du dann? Was empfindest Du für ihn? Versuch es zu beschreiben", bat der Goblin.
    "Ich liebe und hasse ihn und genau das ist mein Problem. Manchmal, wenn er sich rührend kümmert, liebe ich ihn. Lässt er allerdings den Herrn raushängen, dann hasse ich ihn. Ich fühle mich bisweilen, als hätte ich Archibald geheiratet...", flüsterte Dave.


    Pavo hielt mitten in seinem Schluck Kaffee inne und starrte Dave an. Was diese Aussage bedeutete, war ihm mehr als bewusst. Der Goblin stellte die Tasse zurück auf die Untertasse und stellte beides beiseite. Er nahm auch Dave den Kaffee weg und setzte sich dann so nah vor seinen Kumpel wie es nur ging.


    "Was hat er getan Davy?", fragte Pavo kaum hörbar.
    "Er momentan nichts, aber ich traf jemanden in Shohiro. Wir beide redeten offen und da kam alles wieder hoch. Damals wo wir gemeinsam in den Puff gegangen sind, Varmikan, Puschel und ich. Und er tat das, was Archibald getan hätte, er hat mich an einen Ork verliehen. Du hast keine Vorstellung davon, wie sehr ich ihn in dem Moment wieder gehasst habe. Wäre er anwesend gewesen... nun er wäre nicht mit zurück nach Souvagne gereist. Ich weiß nicht, warum ich ihn geheiratet habe", gestand Dave.


    "Ich schon, ein altes Verhaltensmuster, dass Dir Deine Peiniger antrainiert haben. Er hat es unbewusst oder vielleicht sogar bewusst benutzt. Du gehörst ihm und ich hatte Dir ganz zum Anfang Eurer Beziehung etwas dazu gesagt, ich habe Dir gesagt, dass er Dir nicht gut tut. Das er mies mit Dir umgeht. Du wolltest es nicht hören. In Deinen Worten Davy, Du hast den schneeweißen Archibald verteidigt. Allerdings weiß ich auch woher das rührt, die meisten Opfer dieser Art verteidigen ihre Peiniger, denn der Peiniger obsiegt scheinbar immer. Da können sie sich nicht auf die andere Seite stellen. Das würde den eigenen Untergang oder maßlose Qualen bedeuten. Wer war die andere Person mit der Du geredet hast? Er oder sie?", fragte Pavo.
    "Er ist ein Verwandter, ein Sippenverwandter. Er hat jemanden aus der Familie gesucht und so ist er über mich gestolpert. Ich bot ihm eine Übernachtungsmöglichkeit an und wir kamen ins Gespräch. Unter anderem auch über Varmikan", antwortete Dave ehrlich.


    "Es kann durchaus sein, das Dich Varmikan sogar liebt, aber nicht wie man eine andere Person liebt Dave. Er liebt Dich als seinen Besitz. Das habe ich versucht Dir zu erklären, aber Du warst taub für jede Warnung. Und um Dich nicht als Freund zu verlieren, habe ich den Alben akzeptiert.


    Zudem kam noch unser blöder Streit dazwischen. Mein Spruch mit "das ist mein Haus" hätte nicht sein müssen. Aber in einem Streit gibt manchmal ein Wort das andere und es tat mir wirklich leid. Du weißt wie ich zu Dir stehe und was Du mir bedeutest. Ich wollte Dich nicht rausschmeißen und ich wollte Dir garantiert nicht die Freundschaft kündigen. Du bist mein Kleiner, auch wenn Du mich zig Köpfe überragst. Was hast Du mit Varmikan vor und wie stehst Du zu diesem Verwandten? Du denkst doch nicht grundlos über die beiden nach", warf Pavo ein.
    "Meinen Verwandten mochte ich auf Anhieb und zwar sehr....
    Ich denke Du würdest ihn auch mögen, er ist Teilzeit-Priester des Ainuwar.


    Was ich mit Varmikan machen soll, weiß ich nicht. Es gibt zwei Möglichkeiten, ich rede mit ihm offen und ehrlich, oder er wird ein entfernter Verwandter. Ich tendiere zu Möglichkeit zwei, da er wusste was er tat. Varmikan kannte dort meine Vergangenheit nicht, aber er verhielt sich genauso wie Archibald und alle anderen. Er ist einer von ihnen, er hat zwar nichts mit Archibald zu tun, aber er ist genauso eine Bestie. Ich habe auch an Irmina zu denken Pavo", sagte Dave und musterte seinen alten Freund.


    "Es kann ebenso sein, dass er keine Bestie ist, sondern ein Aufschneider. Er wollte Dir beweisen, was für ein harter, taffer Kerl er ist und wie offen er mit allem umgeht. Bei Frostalben ist das vielleicht üblich, aber unter Almanen wohl kaum. Unter Goblins jedenfalls nicht. Die haben auch gar keine Zeit für so einen verrückten Schwachsinn. Du solltest seine Beweggründe herausfinden Davy. War er nur dumm, überlege Dir ob Du ihn auf die richtige Spur bekommst. Ist er eine Bestie, helfen wir ihm beim Umzug", bot Pavo an, reichte Dave seinen Kaffee zurück und nahm sich selbst wieder seine Tasse, "ein Gespräch auf einen Kaffee".


    "Auf einen Kaffee... oder zwei", schmunzelte Dave kalt.