Jozos Frosch-Jagd -- Obenza 202 n.d.A.

  • Jozos Frosch-Jagd -- Obenza 202 n.d.A.


    Es war später Nachmittag als Jozo seine Bude verließ. Obenza war im Grunde eine vertikale Stadt, die mit engen Gassen durchzogen war. Es gab Wohnungen, Geschäfte, auf größeren Plätzen gab es Ansiedlungen von Hütten. Es war das reinste Labyrinth und überall gab es besondere Zeichen, die auf irgendwas hinwiesen. Jo konnte sie lesen und orientierte sich daran.


    Er lebte schon lange genug auf der Straße, in der Dunkelheit und auch in Obenza um zu wissen, was die Gaunerzinken bedeuteten.


    Er bog in eine Nebenstraße. Die Straße war schmal und wirkte düster, selbst für die niederen Obenza-Verhältnisse und das bei Tageslicht. Die Fenster waren schmutzig, schwarzes Geschmiere bedeckte die Fassaden.


    Jozo hätte es nicht gewundert, wenn in diesem Moment jemand mit Schusswunden übersät und blutüberströmt aus einem der Hauseingänge getorkelt wäre. Gelassen schaute er sich um und schlackerte mit den Ohren. Der Gelbe fürchtete keine Gefahr - er war die Gefahr.


    Über dem Eingang einer Bruchbude hing ein schräges Schild. Dort stand in krakliger Schrift bei Shortys.


    Die Scheiben der beiden kleinen vorderen Fenster waren mit schwarzer Farbe ausgemalt. Die Tür war aus Holz und hatte keine Öffnung. Jozo blickte über die Schulter.


    Er wusste worum es den meisten Besuchern in dieser Kneipe ging. Sie waren auf Partnersuche. Er war auf der Suche nach einer Beute. Zudem schmeckte das Gemüsebrot in dem Laden.


    Der plötzliche Schwall von Kneipengeräuschen und der Essensgeruch, der Jo entgegenschlug, hauten ihn beinahe um. Geruch war sein Weltbild, er brauchte einige Sekunden um sich orientieren zu können.


    Bei Shorty war es dunkel, und es war rappelvoll.


    Die Wände säumten Sitzecken, und in der Mitte des Raumes standen verstreut Tische. Ein altmodischer Barde plärrte Musik.


    Das Publikum bei Shorty bestand hauptsächlich aus Männern, die wenigen Frauen sahen von der Statur nicht ungefährlicher aus. Die Männer trugen Arbeitskleidung oder Rüstung, schwere Schuhe und Bewaffnung als könnte jeder von ihnen im Alleingang einen Krieg gewinnen.


    Es waren alte und junge Kerle, die Gesichter gezeichnet vom Wetter, Rauchstangen, Drogen, Vereinigungen und Kämpfen.


    Jozo schlenderte einfach weiter. In einer Ecke fanden er einen gemütlichen Sitzplatz. Es war so dunkel, dass man Blutflecken und Kakerlaken nicht hätte erkennen können.


    Der Gelbe wirkte zufrieden, er saß mit dem Rücken zur Wand, seine schwarzen Klamotten ging nahtlos in die schwarzen Schatten hinter ihm über.


    Die Kellnerin trug ein weißes Shirt, damit man sie besser sah, vermutete Jozo.


    „Was darf es sein?“, fragte sie.
    „Gemüsebrot und Bier“, antwortete Jo und sie verschwand wieder.


    Jozo war langweilig. Und wer den gelben Goblin kannte, der wusste das dies einer der gefährlichsten Zustände war, in die Jo geraten konnte.


    Sein Blick schweifte durch die Taverne, in der es sich der Gelbe gemütlich gemacht hatte. Auf Vicarri hatte er im Moment keine Lust, er brauchte etwas Abwechslung.


    Zudem spürte er seinen Spiel- und Jagdtrieb. Den wollte Jozo nicht an Vic auslassen. Dafür war Vic zu wertvoll. Wer zerstörte schon freiwillig sein bestes Werkzeug? Niemand der bei klarem Verstand war.


    Sein Blick fiel auf einen schmächtigen Ork, der ebenfalls allein und scheinbar verängstigt in der Taverne saß. Kaum dass die Bedienung sein Essen und sein Bier gebracht hatte, schnappte sich Jo sein Zeug und setzte sich ungefragt zu dem Ork.


    Der dürre Ork trank einen Schluck Bier und musterte den gelben Goblin.


    "Hab ich Dich herbestellt?", fragte der Ork.
    Jozo roch Angst.


    Angst war eigentlich ein Wort dass man nur für lebensbedrohliche Situationen nutzen sollte - so gesehen, war dann Angst doch der angemessene Ausdruck für diesen Ork.


    „Nicht so unhöflich. Du gehst ein ziemliches Risiko ein, findest Du nicht? Wo ich der Einzige bin, der Dich vor dem Kerl am Tresen mit dem Schlangen-Tattoo auf der Stirn beschützen kann. Er scheint Dich zu mögen, er schaut ziemlich oft rüber. Wenn ich gehe wirst Du heute Nacht einen ziemlich wunden Hintern haben“, flüsterte Jozo grinsend.


    Der schmächtige Ork sah sich nach dem Mann mit der auf der Stirn eintätowierten Schlange um und schluckte.


    „Sieht doch ganz nett aus“, antwortete er seine Angst überspielend.
    `Jedenfalls für einen halb irren Menschen´, dachte sich Frosch.


    Jozo lachte, schüttelte nur den Kopf und küsste Frosch demonstrativ und fest auf den Mund.


    „Nur Spaß“, sagte der Gelbe und knuffte den Ork.
    Frosch starrte Jozo wie versteinert an und wusste nicht wie er reagieren sollte.


    "Was willst Du von mir?", fragte Frosch vorsichtig, als er seine Stimme wieder gefunden hatte.
    "Na rate mal...", säuselte Jozo lauernd.


    "Ich will hier nur in Frieden mein Bier trinken", maulte Frosch und es klang etwas kläglich.
    "Und genau da komme ich ins Spiel - ich ermögliche Dir das. Und noch viel mehr", grinste Jozo über beide Ohren.


    Irgendwie stellten sich Frosch die Nackenhaare auf bei diesem Grinsen. Es hatte nichts freundliches. Die dunklen Augen in die er starrte hatten etwas von einem Hai. Tote, schwarze Knopfaugen. Nervös nahm er noch einen Schluck Bier und stellte dann seinen Humpen ab.


    "Magst Du ein bisschen reden?", fragte der Ork um die Situation zu entspannen.
    "Reden?!?", fragte Jo im fast kindlichen Singsang und legte den Kopf schief.


    Der gelbe Goblin zog die Ohren nach hinten und seine Ohrenspitzen rollten sich leicht ein. Die Geste hätte niedlich ausgesehen, fand Frosch, wenn dem Goblin nicht irgendwie diese unterschwellige Bedrohung angehaftet hätte.


    Eine Fliege schwirrte an ihrem Tisch vorbei. Jozos Hand zuckte als schwarzer Schatten binnen eines Sekundenbruchteils hoch und fing das Tier aus der Luft ein. Frosch hatte nicht einmal mehr die Zeit aufzukreischen. Seine einzige Reaktion war ein Zusammenzucken, dass durch seinen ganzen Körper lief.


    "Fliegen... ich mag keine Fliegen", säuselte Jozo. Er riss der noch lebenden Fliege die Flügel aus und warf sie in Froschs Bierhumpen.
    "Seemannsbestattung", lachte Jozo und prostete Frosch dann mit seinem Bier zu.


    Frosch blinzelte in Zeitlupe und versuchte abzuschätzen wie weit es bis zum Ausgang dieser Spelunke war. Sein Blick wanderte zurück zu dem gelben Goblin. Er hatte die Reflexe von dem Kerl gesehen, er würde es niemals bis zur Tür schaffen. Was immer dieser Wahnsinnige von ihm wollte, am besten spielte er das Spielchen mit.


    "Ich mag auch keine Fliegen und jetzt hab ich eine im Bier", sagte Frosch zu Jo.
    "Nicht meine Schuld", flötete Jo.


    "Du hast sie doch da rein geworfen", hielt Frosch dagegen.
    "Hast Du dafür Beweise?", fragte Jozo mit Unschuldsblick Retour.


    Frosch starrte den Gelben wie vom Donner gerührt an. Er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der Kerl gerade die Fliege gefangen hatte und in seinem Bier ertränkt hatte! Was brauchte er da für Beweise?


    "Ich habe einen Augenzeugen, mich!", gab Frosch zurück.
    "Ja Du hast schöne Augen. Wie ist denn der Rest so von Dir gebaut? Gib mir mal ein Längenmaß", lachte Jozo.
    "Von was?", fragte Frosch total durch den Wind und versucht die Fliege aus seinem Humpen zu fischen.


    "Trink sie einfach mit. Ist reines Protein, gut für Dich. Gut für uns", lächelte Jozo freundlich und strich Frosch einmal über seine Haare.


    In dem Moment sprang Frosch auf und stürmte aus dem Laden. Es wurde ihm einfach zu viel. Dieser wahnsinnige Goblin hatte ihm den ganzen Abend ruiniert. Gehetzt drückte er sich in einen Winkel hinter der Spelunke und linste um die Ecke.


    "Ksss ksss, was siehst Du da? Was Interessantes?", flüsterte jemand genau hinter ihm. Die Stimme kam Frosch sehr vertraut vor...


    Frosch schluckte, bewegte sich dann aber keinen Millimeter mehr, als er die Klinge an seiner Kehle spürte.


    "Nuckeln und Buckeln Ork! Erst lutscht Du mir einen und dann darfst Du mir zu Diensten sein. Ich esse zeitig. Ausziehen", befahl Jo vergnügt.


    Zeitgleich packte er Frosch felsenfest im Genick, trat ihm die Beine weg und zwang den Ork so auf die Knie.

  • Prolog - Firxas`Ankunft in Obenza


    Es war die Zeit, als Firxas sich wortlos von der Gemeinschaft getrennt hatte, die zwei Jahre lang sein Leben gewesen war. Kein Abschied, keine Tränen, er war einfach einen anderen Weg gegangen. Ihre Zukunft sollte nicht länger die seine sein. Ohne Urako hielt ihn nichts mehr in der kleinen Truppe.


    Von Rantamar aus schlug Firxas sich entgegen aller vernünftigen Überlegungen allein zu Fuß nach Obenza durch und durchquerte die Front zwischen Naridien und Kaisho. Es war kein freiwilliges Unterfangen und dem Umstand geschuldet, dass er keinerlei Geld bei sich trug oder sonst irgendetwas, um eine Überfahrt mit dem Schiff zu vergüten. Mit viel Geduld und noch mehr Glück hatte er einen Weg über Land gefunden, ohne das es ihn noch weitere Körperteile kostete. Einmal mehr wurde ihm das Fehlen seiner Flügel bewusst und in dieser Zeit fiel es ihn schwer, den Verlust einfach beiseite zu schieben und sich einzureden, dass andere Wesen auch hervorragend ohne Flügel auszukommen wussten. Zum Schlafen eingerollt unter Laub und Zweigen hatte er leise geheult und vor sich hin geflucht. Fußwund, hungrig und abgewrackt kam er schließlich nach vier Wochen Wanderung in Obenza an.


    Die Stadt wirkte aus der Ferne auf den Tiefling, der wenig mehr als die Sümpfe und die Kleinstädte des Südens gesehen hatte, wie ein Bollwerk des Wohlstands. Er hielt inne um sie zu betrachten. Etwas derart Großes, das von Hand erschaffen worden war, hatte er noch nie gesehen. Die mehrstöckigen Häuser ragten wie schroffe Felszinnen hinauf zum abendlichen Himmel, dahinter versank die Sonne, die Farben schwanden und ließen nur Schwarz und Grau zurück. Jedoch fehlten die großen Industrieschornsteine und Schmieden, denn Obenza war eine Handelsstadt und so gut wie nichts wurde hier selbst produziert. So war sie auch erstaunlich wohlriechend und auf den ersten Blick sehr sauber, ganz anders, als man ihm große Städte beschrieben hatte, in denen der Ruß regierte.


    Firxas setzte seinen Weg fort, er hielt sich an der Küste, welche die ganze Reise über seine Orientierungsliniegewesen war. Sein Ziel war der berühmte Hafen von Obenza, der weltgrößte Warenumschlagsplatz. Er hoffte, dass es dort Arbeit gäbe für einen kräftigen Mann und wenn es die nicht gab, fanden sich in den angrenzenden Vierteln sicher zwielichtige Gassen, in denen die Verlorenen ihr Schicksal in Alkohol ertränkten und Verständnis hatten für einen der ihren, ob Tiefling oder nicht und ihn einluden, wenn er ihnen ein wenig von seinem schweren Los erzählte. Auf diese Weise hatte er schon einige Male kostenlos etwas zu Essen oder zu Trinken organisieren können und manchmal sogar ein Lager zum Schlafen.


    Inzwischen war es endgültig Nacht geworden, als Firxas an der Kaimauer entlangging. Der Hafen war gut beleuchtet mit Öllaternen. So viel Licht bei Nacht hatte Firxas noch nie gesehen. Was für eine Verschwendung, aber offenbar konnte man es sich leisten. Seine eigenen Augen waren auf zusätzliche Lichtquellen nicht angewiesen, auch wenn seine Nachtsicht nicht mit derer von reinblütigen Dämonen oder Vampiren vergleichbar war, so reichte es doch, um sich gut zu orientieren. Es herrschte geschäftiges Treiben, geregelte Arbeitszeiten schien man hier nicht zu kennen. Die Gestalten, welche die Schiffe beluden oder von ihrer Last befreiten, waren eher Wesen des Tages, die um diese Nachtzeit normalerweise schliefen, vorangig Menschen oder Goblins. Ein paar hundert Kilometer nördlich brachten sie sich gegenseitig um, aber in Obenza schien der Krieg offenbar keine Rolle zu spielen. Firxas sah einstige Feinde, die sich gemütlich bei einem Pfeifchen miteinander unterhielten und Neuigkeiten von der Front zum Besten gaben. Derart aufgeschlossene Leute, eine solche Gelegenheit fand sich vielleicht so schnell nicht wieder. Wenn er hier keine Arbeit fand, dann nirgends. Mit einem brummeligen Gruß gesellte Firxas sich dazu und fragte nach Feuer, um einen Vorwand zu haben, ein Gespräch zu beginnen.


    So kam es, dass er Söldner Obenzas wurde, angeheuert zum Schutze vor Kaisho und Naridien, denn deren Oberhäupter waren nicht ganz einverstanden mit dem freien Status des reichen Stadtstaates und der entgangenen Steuern, die man so gut für den Krieg verwenden könnte. Auch nicht damit, dass ihre eigenen Leute gern hierher desertierten und im Gassendschungel für immer untertauchten, unerreichbar für das Militärgericht.


    Firxas durchlebte in Obenza vieles, auch die Verbrechen, die sich in den finsteren Gassen abspielten und erfuhr, dass auch hier Krieg herrschte - der Straßenkrieg der Banden, die für den Wohlstand der Stadt verantwortlich wahren, das organisierte Verbrechen, dass hier die offzielle Wirtschaftsform war, angeführt vom mächtigen Schmugglernetzwerk. Die Lage der Stadt genau auf der Stelle, wo die beiden Kontinente sich küssten, war dazu prädistiniert. Über Obenza war es möglich, Waren von Kaisho nach Naridien zu schmuggeln oder umgekehrt und so die Handelsblockaden der verfeindeten Nationen zu umgehen. Der "Zoll", den Obenza dafür verlangte, war freilich beachtlich.


    Firxas erlebte auch, wie schnell es ging, dass jemand sein Leben verlor, der die Regeln und ungeschriebenen Gesetze der Stadt nicht kannte, jener Stadt, die ihre Söhne und Töchter fraß, eine Metropole, die nach oben hin ihren Reichtum zur Schau trug auf herrlichen Dachgärten und geschwungenen Brücken, die von Haus zu Haus führten, während im Schatten der tiefen Häuserschluchten der Detritus der Unterwelt herrschte, die Kleinkriminellen und Handlanger, Diebe, Schmuggler und Auftragsmeuchler, Prostituierte und Drogenhändler, während die Oberhäupter sich auf den Dächern im Sonnenlicht räkelten oder Arm in Arm mit bezahlten Schönheiten im unsagbar teuren Dachbecken ihres turmartigen Palastes Cocktails tranken.


    Firxas hatte in dieser Zeit einen Sterbenden mit aufgeschlitzter Kehle im Arm gehalten, bis es vorbei war und einen Büttel gesehen, dessen Innereien um ihn herum auf dem Pflaster verteilt gewesen waren und der nur darum noch auf Tasmeron wandelte, weil zwei mitleidige Nekromanten ihn zu einem Ghul gemacht hatten. Obenza war trotz ihres Reichtums und der Schönheit ihrer Oberfläche im Herzen ein Ungeheuer. Und ein Name war dabei immer wieder gefallen: der Gelbe Goblin. Einer ihrer schärfsten Zähne.



    Froschjagd


    Es gab nur wenige Dinge, die der gleichmütige Firxas wirklich hasste. Eines davon war Urlaub, ganz zum Unverständnis seiner Kameraden. Er wusste nichts mit sich anzufangen, wenn er nicht arbeiten konnte, langweilte sich und wälzte düstere Gedanken. So nahm er einen kleinen Nebenjob an, als er mal wieder mit Urlaub gestraft wurde und verdingte sich als Türsteher eines schäbigen Lochs mit dem Namen bei Shortys.


    Von außen scheinbar nur ein Kellerloch, die Scheiben schwarz bemalt, die Tür ohne Scheiben. Wenn man nicht wusste, dass das Ding noch in Betrieb war, konnte man glauben, es würde hier nur noch dem Verfall überlassen. Doch dieser Eindruck täuschte, wie so vieles hier. Der Inhaber war ein zwergenwüchsiger Goblin, was Gelächter quasi vorherbestimmte, so dass der winzige Mann seinen eigenen Spitznamen kurzerhand zum Namen seiner Einrichtung gemacht hatte, um dem Spott zu trotzen. Firxas hatte kurz mit ihm gesprochen, als es um seinen kleinen Nebenverdienst hier ging, natürlich unter der Hand und unversteuert. Firxas war es gleich, er war kein Büttel und er war auch nur wenig neidisch auf jene, die diesen Job ausgerechnet in Obenza ausüben mussten.


    Stoisch trat er des Abends seinen Posten in Shortys an, stand mit verschränkten Armen neben der Tür und schaute finster in die Runde. Auf der anderen Seite des Eingangsbereichs stand ein anderer Tiefling namens Baxeda, das harmloseste Exemplar, dass ihm je begegnet war, doch mit seinen Hörnern und den schwarzen Flügeln machte er nicht minder Eindruck als er selbst. Tieflinge waren oft noch mehr gefürchtet als Orks, zum einen wegen ihres Äußeren aber auch, weil man nie wissen konnte, welche Magie sie beherrschten.


    Offensichtliche Waffen mussten bei den beiden Türstehern abgegeben werden, aber Dolche und Messer waren Alltag in Obenza und es war nur unter enormem Aufwand möglich, alle Gäste vollständig davon zu befreien, eine Prozedur, mit der man sich schnell die Kundschaft vergraulte, so dass Shorty davon absah. Von daher brauchten Firxas und Baxeda sich nicht die Mühe machen, jeden einzeln abzutasten, sondern ließen sich nur die Langwaffen und Schusswaffen aushändigen, um sie sicher zu verwahren und später wieder zurückzugeben.


    Soeben kehrte Firxas wieder zur Tür zurück, nachdem er eine Repetierarmbrust und einen Totschläger weggeschlossen hatte. Zu seinem Missfallen musste er feststellen, dass Baxeda in der Zeit seinen Posten verlassen hatte, so dass die Tür unbeaufsichtigt gewesen war. Firxas fluchte leise. Der Kerl ging am laufenden Band pinkeln, wahrscheinlich hatte er sich eine Blasenentzündung zugezogen. Er schaffte sich kurz einen Überblick, doch niemand Neues war hinzugekommen. Aber der kleine Ork aus der hinteren Ecke war fort. Dafür standen zwei Bierkrüge an seinem leeren Platz. Zwei? Das Kerlchen war mit einer Orkfrau gekommen, aber die vergnügte sich schon längst an einem anderen Tisch mit zwei stämmigen Orkmännern, während ihr Begleiter aus irgendeinem Grunde allein an dem Einzeltisch hatte sitzen müssen. Sein Bier war noch fast voll. Niemand ließ teures Bier stehen um nach Hause zu gehen, es wurde immer zumindest bis zur Hälfte ausgetrunken. Hinterzimmer waren für Gäste nicht zu erreichen, der schmächtige Ork musste also irgendwo draußen sein. Firxas hatte ihn die ganze Zeit im Auge behalten, nicht, weil er fürchtete, dass er Ärger machte, sondern im Gegenteil, weil einige andere Gestalten hier so aussahen, als ob sie üble Dinge mit dem ängstlich und unterwürfig anmutenden Kerlchen vorhatten. Daher trat Firxas vor die Tür, um sich nach ihm umzuschauen.
    Baxeda kam gerade vom Klo zurück.


    "Mann, wenn du das nächste Mal ne kranke Rohrleitung hast, dann bleib zu Hause", knurrte Firxas. "Man kann sich nicht auf dich verlassen, wenn du ständig verschwindest, kaum dass man mal einen Augenblick wegschaut. Die Tür war unbeaufsichtigt!"
    Baxeda grinste entschuldigend. "Ich brauch die Kohle. Ich kann nicht zu Hause bleiben."
    "Ja, verdammt, ich brauch sie auch! Darum will ich meinen Job hier ordentlich machen! Bleib jetzt hier stehen, bis ich wieder da bin und wenn du dir dabei einpisst. Ich muss kurz nach dem Rechten sehen."


    Firxas glaubte nicht, dass er irgendwas entdecken würde, doch seine Erwartung wurde enttäuscht. In der Sackgasse, die seitlich am Haus vorbeiführte und die nur zum Lagern von Gerümpel verwendet wurde, sah er den vermissten Ork. Er kniete vor einem Goblin, der gerade Anstalten machte, sein Teil aus der Hose zu holen und starrte ihm mit großen Augen auf den Schritt. Im ersten Augenblick wollte Firxas sich beruhigt abwenden, doch dann beschloss er, sich noch einen kurzen Blick zu gönnen. Er war kein Spanner, aber es war schon sehr, sehr lange her, dass er das letzte Mal einen erregten Mann gesehen hatte und noch länger, dass es gleich zwei waren. Ein wenig Nahrung für seine einsamen Fantasien, das war ja nicht verboten und die beiden legten es ja regelrecht darauf an, indem sie hier in der Öffentlichkeit turtelten.
    Dieser zweite, etwas längere Blick allerdings vertrieb sofort jeden lüsternen Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte den stehenden Mann noch nie gesehen und doch wusste er sofort, wer es war.


    Seine Hautfarbe war nicht nur blass, wie Firxas zunächst wegen des Schattens er Hauswand angenommen hatte, sondern gelb. Und jetzt sah Firxas auch das Blitzen der Klinge, die er dem Ork unauffällig an die Kehle hielt. Die Erinnerung an den Söldner mit der aufgeschlitzten Kehle fuhr durch seinen Kopf, der Mann hatte mit offener Hose dagelegen, es hatte sich also vermutlich eine ganz ähnliche Situation abgespielt wie diese hier. Firxas`Herzschlag beschleunigte sich auf ein Trommelgewitter. Der Söldner. Der ausgeweidete Dimzel. Ihr Mörder stand vor ihm, das Monster, dass Meere von Blut vergossen hatte, scheinbar ohne System, willkürlich, ein Wahnsinniger, ein Irrer, der sich den Bütteln entzog.


    Das Messer an der Kehle des kleinen Orks verhinderte, das Firxas sofort angriff und den Kerl mit bloßen Händen totschlug, auf ihn einprügelte, bis er nur noch ein zuckender Fleischklumpen war und ihm all das antat, was er verdiente.


    Stattdessen riss er sich unter Aufbietung all seiner Beherrschung zusammen, baute sich in voller Größe in der Gasse auf und knurrte: "Lass ihn gehen, Gelber." Er wirkte Aalglatt, einen völlig unterschätzten Anfängerzauber, den er auch Urako beigebracht hatte, auf das Messer. Die nach Urin stinkende Feuchtigkeit der Gasse kroch den Griff entlang hinauf, legte sich darum und machte das Messer glatt wie eine nasse Seife.

  • Jozo war gerade dabei sich zu entspannen, als ein Schatten, und zwar ein sehr großer Schatten, in die Seitengasse fiel.


    Zwar war es hier dunkel, aber er nahm den Unterschied trotzdem wahr. Als Geschöpf der Nacht, fielen ihm die unterschiedlichen Grau- und Schwarztöne sofort auf, auch wenn er sonst einen Dreck auf optische Wahrnehmung gab.


    "Lass ihn gehen, Gelber“, forderte ein Tiefling.


    Der Kerl war riesig und fett. Jozo musterte den Ork vor sich, ein Häufchen Elend gegen dieses Fresspaket. Jozo grinste zähnefletschend als er sich vorstellte wie es sich wohl anfühlen musste in diesem herrlichen grauen Wanst des Tieflings zu übernachten, während er ihn zeitgleich von innen heraus auffressen konnte.


    Jedenfalls teilweise. Die Beute würde für zig Wochen ausreichen und die schöne Pelle war auch nicht zu verachten.


    Jo sonnte sich gerade in seinen Vorstellungen, was er alles mit diesem Tiefling anstellten konnte, zu dessen Leb- und Todeszeiten, als dieser Kerl irgendwas mit seinem Messer anstellte dass es flutschig wie Schmierseife wurde.


    Die Waffe glitt Jozo aus den Fingern und wütend schaute er auf das am Boden liegende Messer.


    `Zwicky unzuverlässig? Das kann nicht sein, er ist immer zuverlässig!´, stutzte Jozo perplex. Er hob es allerdings nicht wieder auf, sondern starrte in Zeitlupe von seinem Messer zu dem Tiefling.


    `Magie?´, schoss es dem Gelben durch den Kopf.
    Beunruhigt schlackerte er mit den Ohren.


    Sein erster Reflex war, den Ork brutal zur Seite zu treten und den Tiefling anzugreifen. Aber Jozo zügelte sich, riss sich mit äußerster Mühe zusammen. Er ging zwar oft seinen Trieben nach, aber er war auch ein Raubtier.


    Raubtiere waren nicht dumm, sie wussten wann es angebracht war, vorsichtig vorzugehen. Und dieser Gegner war gefährlich. Und geil. Gefährlich und geil, war eine sehr erregende Kombination, fand Jozo.


    Wenn er es schaffte diesen Tiefling zu fällen, würde der in seiner Hitliste doppelt zählen. Der Gelbe starrte kurz in den Schritt von seinem Gegner und grinste zufrieden.


    Jozos Hand krallte sich in den Nacken des Orks, der anfing zu wimmern.
    Frosch hatte es die ganze Zeit gewusst, wer immer dieser Goblin war, er war eine Gefahr. Und nun hockte er hier im Dreck der Gasse und sein Ableben stand kurz bevor.


    So wie die Gefahr aus dem Nichts erschienen war, so erschien auch seine Rettung in Form eines riesigen Tieflings. Frosch hoffte inständig, dass der große Kerl den wahnsinnigen Goblin vertreiben konnte.


    Flehentlich schaute er den Tiefling an. Die beiden Männer kannten sich nicht, dass sah man ihnen an. Aber der Tiefling schien zu wissen, wer der Goblin war. Wer war dieser gelbe Verrückte?


    Der Tiefling legte eine bewundernswerte Ruhe und Beherrschung an den Tag. Frosch hoffte, dass der Goblin einlenken würde und ihn gehen ließ oder ihn der Tiefling befreien würde.


    Der gelbe Goblin schloss halb die dunklen Augen und witterte nach seinem Gegner. Die Geste hatte nichts mehr an sich, was man bei einem Goblin oder einem anderen Humanoiden vermuten würde.


    Frosch der direkt vor Jozo kniete, bekam in dem Moment hautnah mit, wie abnorm und andersgeartet der Gelbe handelte und reagierte. Dem schmächtigen Ork wurde noch mulmiger zumute, ihm wurde regelrecht kotzschlecht vor Angst.


    Jo warf ihm für einen Sekundenbruchteil einen stechenden Blick zu und riss den Kopf von Frosch in den Nacken.


    So appetitlich die Angst von dem Ork auch roch, er brauchte ein Geruchsbild von seinem Feind!


    Dieser verdammte Ork, sollte ihn jetzt nicht mit seiner Angst ablenken.


    Jozo roch Wut. Irritiert witterte er erneut – eindeutig wütend. Der Tiefling war nicht einfach nur wütend, er war am Rande seiner Beherrschung. Aber wieso? Gehörte der Ork etwa ihm? War das sein Eigentum? Nichts ließ darauf schließen.


    Der Gelbe leckte sich einmal über die Lippen um angestrengt nachzudenken. Was war hier los?


    „Wut? Verstehe ich nicht. Ist das Deiner?“, fragte der gelbe Goblin.


    „Niemand gibt mir Befehle Tiefling, es sei denn ich hab Lust drauf. Ihn gehen lassen? Hm… nein. Nein, das mache ich nicht. Ich werde meine Beute verteidigen, es sei denn – Du bietest mir was anderes an“, säuselte Jozo.


    Der gelbe Goblin lächelte so, wie er es gelernt hatte, um andere um den Finger zu wickeln. Zeitgleich aktivierte er Kigyo - sein magisches Armband, das Peitschenartefakt.


    Jozo schaute dem Tiefling in die Augen und lächelte so freundlich und liebenswürdig als könnte er kein Wässerchen trüben. Wer ihn nicht kannte, würde in die Falle tappen.


    Was Jozo aber nicht wusste war, dass sein Gegenüber Firxas mehr über ihn wusste, als dem Gelben lieb war.

  • Der flehende Blick des hilflosen Orks ging Firxas durch Mark und Bein. Er war nicht mit übermäßiger Sensibilität gesegnet, doch er war auch nicht immun. Der kleine Kerl würde sterben, wenn er jetzt einen Fehler machte, ein weiteres Opfer auf der Liste des Gelben, das der vermutlich abhakte und nie wieder daran dachte, gedanklich schon wieder bei der nächsten Jagd. Doch diesmal würde sie anders ausgehen, das schwor sich Firxas. Dieses Opfer würde er nicht kriegen - und auch keines je wieder danach!


    Als dem Gelben das manipulierte Messer aus der Hand flutschte, wollte der Ork sofort die Gelegenheit zur Flucht nutzen, doch die Klaue des Goblins hielt ihn unerbittlich fest und drückte ihn zurück in eine kniende Position. Der Ork winselte leise, ein Geräusch, dass Firxas bislang nie zuvor von einem seines Volkes gehört hatte. Der arme Kerl musste Todesangst haben, selbst ohne das Messer am Hals.


    Und der Gelbe lächelte derweil zuckersüß, fehlte nur noch der Augenaufschlag. Und er glotzte Firxas unverholen in den Schritt. In einer anderen Situation und ohne die grauenhafte Vorgeschichte wäre Firxas sicher schwach geworden. Gut sah er ja aus und war offensichtlich auch ein talentierter Schauspieler, denn er wirkte plötzlich ausgesprochen sympathisch. Wahrscheinlich war es genau dieses zuckersüße Lächeln gewesen, das den Tod von so vielen verursacht hatte, die in die Falle getappt waren.


    "Sonnentau", murmelte Firxas, der Name einer Sumpfpflanze aus seiner Heimat, Insekten fressend, die sie mit falschem Nektar lockte, in dem die verführten Opfer kleben blieben, um lebendig verdaut zu werden. Eine süße Verheißung, die denjengen tötete, der ihr folgte. Diese Pflanze würde er auf das Grab des Goblins pflanzen, nachdem er ihn erledigt hatte.


    Am Arm des Sonnentaus begann es zu glimmen. Irgendein magisches Artefakt. Firxas wirkte erneut Aalglatt, doch der Gegenstand blieb davon unbeeindruckt und fest am Arm des Gelben. Womöglich war die Magie darin sehr stark. Aalglatt war nur ein schwacher Zauber und leicht zu blocken, wenn man ihn rechtzeitig bemerkte oder die magische Kraft im Artefakt von einem fähigen Magier hineingebracht worden war.


    Nicht gut.


    Firxas hingegen war kein sonderlich begabter Magier und die beiden Anwendungen hatten ihn geistig angestrengt. Entweder, er verballerte nun sein letztes bisschen Konzentration für seinen stärksten Zauber, in der Hoffnung, es damit sofort zu beenden, oder er versuchte es zunächst anders.


    "Das ist nicht meiner, ich kenne den nicht", grollte Firxas. "Aber das ist scheißegal! Du wirst ihn gehen lassen! Verhandeln willst du um ihn? Gut. Ich biete dir einen schnellen, schmerzarmen Tod, wenn du jetzt keinen Ärger mehr machst. Zickst du weiter rum, werde ich dir das Grinsen durchs Arschloch prügeln. Wie hört sich das für dich an?" Er bewegte langsam die Finger mit den bärenartigen Klauen, so dass seine Muskeln sich von den Händen bis zu den Schultern hinauf bewegten.

  • Jozo war einen Moment irritiert, dass es jemand wagte ihn herauszufordern. Nur selten wagte ihn jemand persönlich, körperlich anzugreifen einmal abgesehen von den üblichen Attentaten und Mordanschlägen auf seine Person.


    Jo pellte etwas aus der Tasche und klatschte es sich dann ins Genick. Für einen winzigen Moment verschleierte sich sein Blick, ehe er den Tiefling wieder fixierte.


    Die drogenaufgepeitschten Sinne des gelben Goblins kreischten warnend auf, zeitgleich schaltete er innerlich auf Kampfbereitschaft, ohne sein bewusstes Zutun. Der Kopf des gelben Goblins zuckte binnen Sekunden zu dem Tiefling, dann zu Frosch und schließlich zurück zu dem Tiefling.


    Er starrte seinen Gegner an. Die Pupillen des Goblins waren riesig, so dass seine Augen fast schwarz wirkten. Jozo sah die Krallen des Tieflings wie in Zeitlupe sich öffnen und schließen, ebenfalls ein Effekt seines Drogenpflasters um entsprechend agieren zu können.


    Angst vor Verzögerungen musste er nicht haben. Sein Körper reagierte binnen Sekundenbruchteilen. Aber sein Gegner war ein Koloss im Vergleich zu ihm.


    Jozo musterte geradezu verzückt die Arme von Firxas. Äußerst bedrohlich, der Kerl musste über gewaltige Kräfte verfügen. Packen lassen sollte er sich von ihm nicht.


    Ausnahme mit beiden Händen in der Hüfte, wenn er diesem verdammten Miststück gestattete ihn zu bedienen. Aber dazu musste er ihm zeigen, wer hier das Sagen im Ring hatte. Eier in der Hose hatte der Tiefling, dass musste Jozo ihm lassen.
    Wortwörtlich und tatsächlich, wie ihm ein erneuter Blick bestätigte. Eine äußerst lohnende Beute....

    "Wie das für mich klingt? Nach jeder Menge Spaß!", grinste Jozo diabolisch.


    Jozo reckte die linke Faust in die Höhe. Um sein Handgelenk war ein dicker, dunkler Armreif geschwungen.


    Link:
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    Firxas sah ein leichtes Anspannen der Muskeln im Arm des gelben Goblins. Der "Armreif" reagierte sofort - im gleichen Moment explodierte scheinbar eine Peitsche aus dem Armreif und raste in die Höhe. Das Geräusch durchschnitt die Luft.


    Die Welle der Kontraktion lief durch den gesamten "Peitschen-Faden" bis hin zur dünnen Peitschenspitze und verstärkte dabei die Bewegung.


    Bei einer Neigung von nur wenigen Grad am Körper konnte er voll ausgestreckt einen Bogen von etwas über drei Metern mit dieser Waffe schlagen. Seinen Arm dann mit in die Länge eingerechnet. Mit voller Wucht zugeschlagen, erreichte die Peitsche eine Geschwindigkeit von mehreren hundert Stundenkilometern.


    Wurde ein Opfer davon getroffen, reichte die kinetische Energie aus, um Fleisch zu durchtrennen, Knochen bersten zu lassen oder bei leichtem Schlag Gliedmaßen zu betäuben. Eine wundervolle Fernwaffe, besonders um sich unliebsame Gäste vom Hals zu halten.


    Der dünne Draht rotierte wieder in den Armreif zurück und verschwand darin wie Tentakeln, während die Trümmerteile in seinem Weg einfach zerschnitten wurden.


    „Grausame Waffe nicht wahr? Du wolltest es so Tiefling. Ich mache aus Dir einen lebenden Torso und dann... ja Süßer, dann spielen wir beide miteinander um genau zu sein ich mit Deinem Pfahl", gluckste Jozo ekstatisch.


    Haargenau richtete Jo die Waffe erneut aus, diesmal auf den Tiefling. Ein dunkler Blitz zerschnitt die Luft. Im gleichen Augenblick trat Frosch nach Jozos Beinen und riss ihn damit von den Füßen.


    Einen winzigen Moment lang konnte Firxas sehen, wie sich die magische Peitschen-Garotte wieder wie ein Armband um Jozos Handgelenk wickelte.


    „Soll denn das?“, konnte Firxas den Gelben murmeln hören.


    Sofort schleuderte der gelbe Goblin erneut die Waffe, als zeitgleich ein Besoffener um die Ecke torkelte um zu pissen.


    Die Peitsche verwickelte sich ganz von selbst in komplizierte Muster um ihr Opfer. In der nächsten Sekunde rollte der Draht so heftig und schnell um das Opfer umher, dass der Betrunkene unterhalb seines Bauchnabels sauber zerlegt wurde. Wie ordentliche Gulaschwürfel klatschte sein ehemaliger Unterkörper zu Boden.


    "Hopsala. Eigentlich wollte ich Dich treffen, Specki", grinste Jozo und zielte sofort auf Frosch.


    Der Ork wurde kreidebleich, rollte über den Boden und entkam so dem Wirbelsturm des tödlichen Artefakts.


    „Ich bring Dich um… egal ob Du die Rumkugel gibst oder nicht Ork! Bleib wo Du bist, sonst war es dass“, zischte Jozo Frosch an. Seine mordgierige Stimme hatte jede Vernunft verloren.


    Jozos Augen bohrten sich in die von Firxas. Fast unschuldig blinzelte er ihn an.


    "Meine Waffen wollen scheinbar nicht so wie ich es will. Verhandeln wir. In Ordnung? Niemand muss hier verletzt werden. Ich suche nur etwas Nähe und Geborgenheit. Ich gebe auf. Preis - eine Nummer mit Dir. Dann kannst Du mit mir machen was Du willst", sagte Jozo freundlich und lächelte.


    Fast zeitgleich sprang der Gelbe auf, hetzte mit einer ekelhaften Wendigkeit auf den Tiefling zu und griff mit seinem zweiten Messer an.

  • Firxas war als Sölder einiges gewohnt, aber als der Gelbe den Betrunkenen mit seinem Artefakt derart zerteilte, wurde ihm einen Moment schwummrig. Zu seinem Glück ging der Goblin im nächsten Moment nicht auf ihn los, sondern auf den Ork, denn andernfalls hätte er ihn in diesem Augenblick der Schwäche voll erwischt. Der Ork rollte sich behände zur Seite, offenbar konnte er also wenigstens gut ausweichen und abhauen. Nun ja, als Kümmerling war das in einer Rotte vermutlich lebensnotwendig.


    Der Gelbe lächelte ihn wieder freundlich an und machte ihm ein eindeutiges Angebot im Tausch gegen das Leben des Orks. Für einen Moment war Firxas versucht, darauf einzusteigen, um diese Situation hier zu beenden und den Goblin an sich ranzulassen, damit er ihm in einer Sekunde der Unaufmerksamkeit das Genick brechen konnte. Als der Goblin aber unmittelbar nach dem Satz auf ihn losging wie eine Furie, ohne seine Antwort auch nur abzuwarten, wurde Firxas bewusst, dass er soeben fast in die Falle getappt wäre. Das Gewand war ein anderes - Sex zum Friedenstiften und um ihn in seine Nähe zu bringen statt Sex aus Lust - doch die Falle wäre die selbe gewesen. Am Ende läuft es wohl immer auf den Tod hinaus, wenn dieser Kerl einen dazu brachte, seine Nähe zu suchen. Sonnentau. Es wäre Firxas gewesen, der am Ende reglos am Boden gelegen hätte. Aber mit seiner sprunghaften Launenhaftigkeit hatte der Goblin sich den Erfolg seines Plans selbst verdorben.


    Wegen seiner Verblüffung reagierte Firxas etwas zu spät. Mit diesem Angriff hatte er nicht gerechnet. Es war ihm nicht mehr möglich, auszuweichen oder davonzurennen, der Einschlag war unvermeidlich. Fragte sich nur, wie viel von ihm getroffen wurde und wie verheerend.


    Firxas war sich nicht ganz sicher, in welcher Hand das Artefakt gewesen war, ob das die selbe war, die nun das Messer hielt, es war vorhin alles zu schnell gegangen. Er müsste beide Arme zu packen kriegen, um auf Nummer sicher zu gehen, doch der Erfolg war fraglich bei so einem schnellen Gegner. So konzentrierte Firxas sich darauf, den Arm abzufangen, an dem er das Armband erahnte. Mit dieser Waffe durfte er sich auf keinen Fall treffen lassen, dann lieber ein Messer im Leib! Das bot wenigstens eine gewisse Aussicht, zu überleben bei seiner Statur. Gut 20 cm Speck wollten erstmal durchdrungen sein, die meisten Messer waren kürzer, um sie gut verbergen zu können, so dass zumindest Firxas`Organe gut geschützt waren gegen derlei Attacken.

  • Der gelbe Goblin hechtete auf den Tiefling zu. Der große Koloss war zu perplex und zu langsam um jetzt noch ausweichen zu können. Grausamer weise war Jozo wie die meisten Psychopathen nicht nur ein gekonnter Schauspieler und Lügner, er war auch noch wendig und wieselflink.


    Ganz so, als wollte irgendeine Wesenheit den Rest der Bevölkerung mit den Fähigkeiten des Gelben verhöhnen.


    Jozo sprang den Tiefling an um ihn niederzureißen und über seine Kehle herzufallen.


    Er hätte genauso gut einen Baum anspringen können, dass Ergebnis wäre das gleiche gewesen. Firxas erzitterte zwar unter der Wucht des Aufpralls, aber das war auch schon die einzige Reaktion des Tieflings. Er stand wie ein Fels in der Brandung, das Fliegengewicht von Jo konnte seinem nichts anhaben.


    Die Ohren des Gelben ruckten erstaunt nach unten. Sofort schwang sich Jo auf den Rücken von Firxas, umschlang dessen Hals mit einem Arm und hing sich mit seinem ganzen Gewicht an den Tiefling.


    Auf die Art versuchte er den Tiefling zu strangulieren und durch Atemnot auf den Boden zu ringen.


    Geistesgegenwärtig spannte Firxas einfach seinen gewaltigen Stiernacken an, ein Nacken der diese Bezeichnung wirklich verdiente, ließ sich mit dem Oberkörper nach vorne fallen und pflückte den gelben Goblin von seinem Rücken.


    Kaum vom Rücken des Tieflings gerissen, versuchte Jo sich in dessen Griff zu drehen um ihm das Messer in den Leib zu rammen. Nicht um ihn zu töten oder ihn zu verletzten, sondern einfach um sich damit an ihm zu verankern. Ganz ähnlich wie ein Bergsteiger eine Steighilfe benutzte, so nutze Jozo sonst zwei Messer, wenn er ein großes Opfer erkletterte.


    Er hatte die Rechnung ohne Firxas gemacht.


    Kaum hatte der Tiefling den Goblin im Griff und dieser dass Messer gezückt, trat er so fest er konnte zu. Sein Stiefel traf. Firxas Bestätigung war, dass Jozo vor Wut und Schmerz aufbrüllte und er einen Moment zum Verschnaufen bekam.


    Jo starrte den Tiefling stinksauer an, starrte an sich herunter und steckte erstmal wieder seinen Schwanz in die Hose.


    Dass ihm die Nudel aus der Buxe hing, hatte er im Eifer des Gefechts völlig vergessen!


    "Hättest auch mal was sagen können! Dankeschön. Wobei, Du stehst drauf was?", grinste Jozo über beide Ohren.


    Firxas machte sich kampfbereit und fixierte nun seinerseits Jo, nur wo er seinen Angreifer getroffen hatte, konnte er nicht ausmachen, da Jozo ihm sofort erneut huckepack ins Kreuz sprang.


    Super! Mit so einer bekloppten Aktion hatte nicht mal Firxas gerechnet. Der Angriff hatte eben schon nicht funktioniert, wieso versuchte es der Goblin erneut?


    Verzweifelt versuchte der Tiefling diese goblinische Wanze abzuschütteln, aber im gleichen Moment bekam er wieder einen Arm um den Hals geschlungen. Diesmal spürte er die Klinge und er wusste, was der Gelbe vorhatte!


    Wütend ergriff er den Arm von Jozo und warf seinen Angreifer über die Schulter. Allerdings ließ Jozo ihn nicht los, sondern riss Firxas bewusst mit zu Boden!


    Die Falle hatte funktioniert, Jo hatte Firxas Eigengewicht gegen ihn ausgenutzt. Er war stolz auf sich, bis zu dem Moment wo der Tiefling auf ihn stürzte. Um sich tretend und schlagend konnte er sich so gerade noch vor den gewaltigen Pranken des Tieflings in Sicherheit bringen.


    Mit einer Kraft die so ein kleiner Körper gar nicht besitzen durfte, riss er Firxas am Boden herum und hockte sich auf ihn. Jo presste ihm das Messer an die Kehle und zeitgleich seine dunklen Lippen auf den grauen Mund.


    Das Brüllen das Firxas ausstieß, war in Jozos Ohren ohrenbetäubend.


    Der Tiefling packte Jo unter dem Kinn und drückte seinen Unterkiefer nach oben. Weder wollte er von dem Irren mit Zunge geküsst werden, noch wollte er sich ins Gesicht beißen lassen. Bei dem Gegner musste Firxas mit allem rechnen.


    Jozo wehrte sich und versuchte seinen Mund zu befreien. Zeitgleich spendierte ihm Firxas eine schallende, doppelte Ohrfeige. Vor- und Rückhand bekam Jo in die Fresse gedroschen.


    Der Goblin taumelte stöhnend zurück und leckte sich das Blut von den aufgeplatzten Lippen.


    Sekunden später taumelte Jozo nicht mehr, sondern wurde vom Fuß des Tieflings durch die Luft katapultiert. Der gelbe Goblin landete auf dem Rücken und zog eine Furche durch den Abfall der Gosse die mindestens einen Meter lang war.


    „Hast Du Spaß? Gib auf!“, fauchte der riesige Tiefling ihn an, der die Hautstruktur eines alten Ledersofas besaß. Um seine Meinung zu unterstreichen, schlug er mit einer Faust in seine flache Hand.


    Jo war mit einem Satz wieder auf den Beinen. Im Moment spürte er kaum Schmerzen, aber das was er durch den Drogennebel gespürt hatte, reichte aus um ihm eindeutig Respekt beizubringen. Wie er sich fühlen würde, wenn die Süße der Drogen verklang, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.


    „Leck mich am Arsch!“, fauchte Jozo stinksauer.


    Erneut griff der Goblin an. Er sprintete zum dritten Mal auf den Tiefling zu, sprang und ließ sich sofort aus dem Sprung zu Boden fallen. Als er auf den Knien aufschlug, grabschte er Firxas mit einer Hand in die Weichteile und packte knallhart zu.


    Dem Tiefling wurde schlecht vor Schmerz und schwarz vor Augen.


    „Du bist meins! Was nun Großmaul? Wundervolles Paket“, lachte Jo gehässig und schnupperte an Firxas. Er spürte wie ihn der Geruch des Tieflings und dessen Gemächt in seinen Krallen wieder heiß werden ließ.


    „Bist ein würdiger Gegner. Ja ja ja. Friedlich und freundlich zu mir? Dann überlebst Du das hier…“, säuselte Jozo und leckte dem Tiefling einmal über den Hals.

  • Ihm war kotzübel. Wenn er das hier überleben sollte, würde er sich für seinen Job einen Sackschutz organisieren, so viel stand fest. Dass er das erste Mal in seinem Leben ein Lob für sein Paket erhielt, während Urako immer nur von "dem Kleinen" gesprochen hatte, obwohl er sich selbst keineswegs zu wenig bestückt fand, machte die Situation irgendwie auch nicht besser. Während ihm vor Schmerz fast die Sinne schwanden, zog der Gelbe ihm die Zunge über den Hals und bat ihm ein weiteres Mal Frieden gegen Sex an. Noch einmal würde Firxas garantiert nicht in die Falle gehen, aber er musste sich sehr schnell etwas anderes überlegen, wie er hier raus kam, ohne dass es ihn die Eier kostete. Wo zum Henker war gerade das Messer?! Hatte der Goblin das irgendwo hingesteckt oder verloren?


    Firxas legte ihm die Hand auf den Hinterkopf, zog ihn an sich und küsste ihn, als würde er auf das Angebot eingehen. Als wolle er ihn zärtlich liebkosen, strich er ihm mit der Hand den Hals hinab, zog beiläufig das Pflaster ab und klebte es sich selber ins Genick. Ein Blitz fuhr durch seinen Schädel, dann mehrere Kleine. Die Wirkung war vermutlich inzwischen nicht mehr so stark, wie sie am Anfang gewesen war, doch das war wahrscheinlich auch der Grund, warum es Firxas, der Drogen nicht gewohnt war, nicht sofort aus den Latschen haute. Dieses Pflaster hatte der Goblin sich unmittelbar vor dem Kampf auf den Hals geklatscht, womöglich war es die Ursache für seinen furiengleichen Zustand, der Firxas mehr an einen wütenden Düsterling als einen Goblin erinnerte. Die Pupillen des Tieflings weiteten sich, bis seine Augen bis auf einen winzigen braunen Saum komplett schwarz aussahen. Er lächelte verzerrt. Er hatte keine Ahnung, was das war, aber es fühlte sich gut an!


    Vergnügt schleuderte er den Goblin von sich und in einen Haufen Kisten, die in Zeitlupe zersplitterten und als hölzerne Fledermäuse in alle Richtungen davonflatterten. Der Kopf des Gelben leuchtete in dem Stapel wie eine Lampe. Alles schien verlangsamt und jeder optische Eindruck übertrieben stark. Firxas spürte zeitgleich keinerlei Angst oder Schmerzen mehr, dafür unwahrscheinlich gute Laune, regelrechte Euphorie. Die Klaue des Goblins, den er plötzlich ausgesprochen gutaussehend fand, hing zu seiner Verblüffung immer noch an seinen Eiern fest. So weit weg, wie er geglaubt hatte, hatte er den Kerl offenbar gar nicht geworfen. Tatsächlich hatte er ihn lediglich von sich gestoßen, anstatt ihn im hohen Bogen durch die Luft zu schleudern, wie er angenommen hatte. Im Moment tat der brutale Griff nicht mehr weh, aber morgen würden seine Dinger vermutlich blau sein, sofern sie sich überhaupt noch an seinem Leib befanden. Firxas packte die Finger und bog sie auf. Nicht zu fassen, die Klauen hatten sich sogar durch seine Hose gebohrt und ihm lauter blutige Löcher in seine Haut gestanzt! Firxas setzte sich unter Ausnutzung seines vollen Gewichts mit seinem dicken Hintern auf den viel kleineren Goblin, um ihn fest zu fixieren und ihn dann zu erwürgen. Der aber war dermaßen wendig, dass er nach einigem hektischen Zappeln unter ihm wegglibberte wie ein glitschiger Fisch, noch bevor der Tiefling zupacken konnte. Weg war er. Firxas überlegte, ob er Aalglatt auf ihn angewendet hatte, aber er konnte sich nicht erinnern. Plötzlich war der Goblin verschwunden. Wie ein Trottel saß Firxas allein vor sich hinstarrend auf dem Holzhaufen.


    "Vorsicht!", kreischte hinter ihm der Ork, der offenbar noch nicht abgehauen war. Firxas fuhr herum und sprang zeitgleich mit einem großen Schwung seines Schweifs auf die Beine. Er war erstaunt über seine eigene Wendigkeit, offenbar auch eine Wirkung der Droge. Normalerweise hatte er eher die Eleganz und Geschwindigkeit eines Nashornbullen.


    "Was ist das überhaupt für Zeug auf dem Pflaster?", fragte er und fuchtelte mit einer Pranke unwirsch vor seinem Gesicht herum, um die grell leuchtenden Insekten zu verjagen. Vor seinen Augen glühten die Motten im nur schwach glimmenden Licht der Öllaterne, als wären sie Funken eines prasselnden Lagerfeuers. Wegen seiner naturgegebenen Nachtsicht war selbst schwaches Licht in diesem Zustand viel zu hell für ihn.

  • Für einen Augenblick legte der Tiefling dem Goblin eine Hand auf den Hinterkopf und küsste ihn. Gut gelaunt ließ Jozo den Hünen gewähren und küsste ihn innig mit. Der Kuss war gut und schmeckte nach mehr.


    Die Pranke des Hünen wanderte seinen Hals zärtlich hinab und dann ging alles plötzlich ganz schnell.


    Der Tiefling zog ihm das Pflaster ab und klebte es sich selbst auf die Haut. Aber dass bekam Jozo nur noch am Rande seines schwindenden Bewusstseins mit!


    Als der Tiefling dem gelben Goblin das Pflaster vom Hals abzog, gab dieser ein infernalisches Kreischen von sich, dass Firxas einen Schauer über den ganzen Körper jagte. Der Goblin kreischte, als hätte der Tiefling ihn lebend gehäutet.


    Alles was Jo in dem Moment fühlte, waren grauenvolle Schmerzen und einen schlagartigen Entzug, da die Wirkung des Pflasters nicht wie üblich ausklingen konnte. Jozo fühlte sich als hätte ihm jemand glühende Metallstäbe ins Hirn gehämmert.


    Der Tiefling stieß ihn in einer lässigen Geste von sich. Jo krachte in einen Haufen Kisten und konnte seinen Sturz nicht abfangen. Er schlug knallhart aufs Kreuz auf und war einen Moment von den Schmerzen paralysiert. Aber das Gemächt hatte er von dem Tiefling nicht losgelassen!


    Wie ein Bully hatte er sich in seine Beute "festgebissen" und verstärkte seinen fiesen Griff noch. Wenigstens etwas Rache für den Diebstahl, schoss es Jo durch seinen vor Schmerz pochenden Schädel.


    Der Hüne packte seine Hand und bog ihm die Finger auf!
    Das durfte doch alles nicht wahr sein!


    Doch es war wahr und dann setzte sich der Koloss auch noch auf ihn!


    Unter anderen Umständen hätte er daran vielleicht sogar Spaß gehabt, aber jetzt bekam Jozo Panik, etwas dass er sehr selten fühlte.


    Der Tiefling begrub ihn mit seinem Riesenhintern unter sich wie ein Fleischberg. Dem gelben Goblin wurde sämtliche Luft aus der Lunge gequetscht. Ohne das Adrenalin, dass seine Blutbahnen geflutet hatte, wäre er sicher sofort ohnmächtig geworden.


    Jo trat wie besessen um sich. Für eine Sekunde ließ der Druck etwas nach, denn der auf ihm sitzende Tiefling versuchte, ihn packen zu können. Diese kurze Chance nutze Jozo dazu, sich nach rechts wegzurollen und sich von dem Körper zu befreien. Jetzt musste der Gelbe schnell so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem Tiefling bringen.


    Seine Sinneswahrnehmungen hatte er nicht mehr unter Kontrolle. Mal sah er scharf, mal unscharf und dass im Sekundentakt. Jetzt war es der gelbe Goblin, dem speiübel war.


    Vor Wut und Schmerz schlug er sich die Fäuste mit brutaler Gewalt vor die Schläfen, in der irrsinnigen Hoffnung, dies würde seine Sicht klären. Die Hoffnung bestätigte sich nicht. Jozo taumelte ein Stück zurück und brüllte wütend wie schmerzerfüllt auf.


    "Scheiß drauf", keuchte Jo voller Schmerzen und schloss einfach die Augen.
    Er würde eben komplett nach Gehör kämpfen.


    Jozo warf sich vorwärts und stolperte in seiner Raserei über die eigenen Füße. Er schlug der Länge nach hin. Der gelbe Goblin machte eine Bauchlandung.
    Der kleine Ork musterte ängstlich die Szene.


    Der gelbe Goblin lag dort wie ein gestrandeter, weißer Hai. Jo fletschte die Zähne, die Geste war passend zu den Gedanken des Orks. Der Goblin hob den Kopf und riss das Maul auf, so als wollte er sogar noch mit Zähnen und Klauen kämpfen, falls nötig.


    Wie durch Watte hörte Jozo, wie sein Feind sich näherte. In wenigen Sekunden musste das Riesenvieh von einem Tiefling bei ihm sein. Und er konnte nichts mehr tun.


    `Freiquatschen!´, schoss es Jo durch seinen schmerzenden Schädel.


    Der gelbe Goblin rappelte sich wieder auf und nahm erneut Kampfhaltung an. Entgegen Firxas Vermutung griff der Goblin aber nicht an, sondern wich zurück.


    „Was willst Du von mir? Wieso tust Du mir weh?“, fragte Jozo anklagend.
    Firxas war für einen winzigen Moment fassungslos.
    Der Ork starrte ebenso verdattert.

    „Warum ich Dir weh tue? Wer hat denn versucht hier wen umzubringen?“,
    fragte der Tiefling.
    Der gelbe Goblin setzte eine schmollende Miene auf.

    "Du mich! Du elender Dieb! Was das ist? Man nennt es Alpha-Adrenalin, eine der teuersten Kampfdrogen und Du hast es geklaut. Mein Pflaster gestohlen!“,
    klagte Jozo Firxas kreischend an und aktivierte sein Armband.


    Erneut wich der gelbe Goblin vorsichtig einen Schritt zurück. Mit der freien Hand tastete er nach der Häuserwand. Jozo wollte sich nur noch verziehen. Auf Dinge wie Ruhm oder Ehre legte der Goblin keinen Wert.


    Das Gesicht des Tieflings hatte sich in seine Erinnerung gebrannt. Aber was noch viel wichtiger war, sein Geruch hatte sich in sein Gehirn regelrecht eingegraben. Er würde ihn unter allen Tieflingen der Welt wiedererkennen.


    Wenn die Zeit reif wäre, würde er ihm auflauern und sich auf seine ganz spezielle Art und Weise bei diesem Hünen bedanken.


    Er würde sich Tage- wenn nicht sogar Wochenlang mit ihm vergnügen, ehe er ihn Scheibchenweise verspeiste.


    Ein weiterer, unsicherer Schritt nach hinten, während er auf jedes Geräusch seines Feindes achtete.


    Jozo hoffte, dass er noch genug Puste für einen Sprint hatte.

  • Firxas starrte auf den Goblin herab, der sich an eine Hauswand drückte. Trotz seiner noch immer unzweifelhaft vorhandenen Kampfbereitschaft war er jetzt panisch. Wahrscheinlich nicht weniger gefährlich, vielleicht sogar noch mehr als zuvor.


    Normaler Weise war Firxas niemand, der außerhalb von Kriegshandlungen besiegte Gegner länger als nötig traktierte. Als Söldner war es seine Aufgabe, zu töten, damit der Feind nicht mit Verstärkung im Schlepptau wiederkam oder Informationen verbreitete. Das war seine Pflicht und das tat er. Doch Firxas hatte noch nie jemanden während einer harmlosen Kneipenschlägerei mehr als nötig verletzt. Wenn einer aufgab, dann war es in Ordnung, er schüttelte ihn noch einmal und sagte irgendwas Eindrückliches, was ihm gerade einfiel, damit der Kerl Räson annahm und hatte keine Probleme damit, beim nächsten Zusammentreffen ein Bier mit ihm zu trinken und über die Geschichte zu blödeln - auch nicht, wenn er der Besiegte gewesen war.


    Aber das hier war nichts von beidem. Weder war es eine harmlose Schlägerei noch war es berufliche Pflicht. Was er hier vor sich hatte, war ein eiskalter Mörder und wahrscheinlich auch Vergewaltiger. Er hatte Firxas`Söldnerkameraden umgebracht, einen, den er gemocht und mit dem er eine Beziehung ins Auge gefasst hatte, obwohl er noch nichteinmal seinen Namen kannte. Was bedeuten schon Namen? Das hier war ein Monster, ein Killer, jemand, der aus Spaß an der Freude tötete und quälte. Er musste ihn unschädlich machen wie ein Ungeziefer.


    Firxas`Ohren zuckten einen Moment nach hinten, wo der Pimpf von einem Ork plötzlich aufkreischte. Firxas riskierte einen Blick und sah, wie er zusammenbrach. Er konnte aus der Distanz nicht einschätzen, ob er verletzt war und dringend Hilfe brauchte oder nur eine Panikattacke durchmachte. Firxas beschloss sich aber, auf Nummer sicher zu gehen. Diesen Kerl würde der Sonnentau nicht auch noch bekommen!


    "Zisch ab", grollte Firxas, der wusste, dass der Goblin die Gelegenheit nicht ungenutzt würde verstreichen lassen. "Wenn wir uns wieder begegnen, töte ich dich." Rückwärts bewegte er sich zu dem Ork und brachte Distanz zwischen sich und seinen Gegner. Das Drogenpflaster warf er in den feuchten Dreck und drehte den Fuß darauf, in der Hoffnung, es so unwirksam zu machen, falls es nochmal jemand aufheben und benutzen wollte.


    Er packte Frosch an der Nackenschwarte wie ein Kätzchen und zog ihn auf die Füße. War er nun verletzt oder nicht? Firxas hatte keine Ahnung und wollte ihn auch nicht untersuchen, so lange der Gelbe hier herumspukte. Der Ork heulte und zitterte wie Espenlaub. Kein Wunder, dass er nicht in einer Rotte unterwegs war. Was sollten ein Volk von Kriegern mit so einem Lappen anfangen?

  • Der Ork kreischte auf, eigentlich Musik in Jozos Ohren, aber diesmal strapazierte es seine angespannten Nerven. Der gelbe Goblin fletschte schmerzerfüllt die Zähne und für einen Sekundenbruchteil, war er geneigt, anzugreifen.


    Aber nur für einen winzigen Moment, da ihm schlagartig bewusst wurde, warum ihm das Kreischen des Orks keine Freude machte, sondern Schmerzen bereitete.


    "Zisch ab", grummelte der Tiefling.
    "Wenn wir uns wieder begegnen, töte ich Dich", stellte der Hüne klar.


    Jozo musterte den gewaltigen Tiefling, jedenfalls versuchte er es auch wenn er kaum noch scharf sah.


    Der Bursche gewährte ihm freien Abzug? Jo war fassungslos und witterte nach dem Hünen. Kein Gestank nach Lüge. Wut, Groll, aber keine Lüge. Der gelbe Goblin war verstört, über das irrationale Verhalten des Tieflings.


    Jo musterte mit gierigem Blick das Pflaster, dass der Tiefling sich abzog und in den Dreck trat. Am liebsten hätte er danach gegriffen, aber er wagte sich nicht in seinem Zustand erneut in die Nähe des Tieflings.


    In aller letzter Not mit den letzten Kraftreserven würde er Kigyo einsetzen, hatte er beschlossen, nicht wissend, wie der Kampf dann für ihn selbst ausgehen würde. Aber scheinbar brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er würde es nicht darauf ankommen lassen müssen.


    Nur warum?
    Warum tat der Tiefling das?
    Warum gewährte er ihm freien Abzug?


    Der gelbe Golbin zuckte gedanklich mit den Schultern. Warum sollte man sein Glück hinterfragen? Es war eine der seltsamen Handlungen, die er eh nie begreifen würde, ihm aber schon oft genug den Arsch gerettet hatten.


    Jozo machte einen weiteren Schritt zurück, blieb aber noch einmal stehen.
    Jo wandte sich dem Tiefling zu und schnupperte noch einmal nach ihm.


    Der Gelbe kannte zwar keinen Dank und kein Mitgefühl, aber er kannte Respekt und den zollte er dem Tiefling. Der Kerl hatte nicht nur eisern gekämpft, er hatte standgehalten und gesiegt. Sogar durch Arglist. Und nun ließ ihn der Kerl auch noch ziehen. Klare Angelegenheit, er musste den Tiefling eines Tages stellen und fällen.


    "Wenn wir uns das nächste Mal sehen Tiefling solltest Du in gleicher Form sein.
    Möge der Bessere von uns beiden gewinnen. Heute warst Du das Tiefling. Meinen Respekt.


    Egal wann und wo wir uns wiedersehen, ich werde Dich fällen und vögeln, aber ich werde Dich nicht töten. Nein... nein wirklich nicht. Du hast Dir meinen Respekt ehrlich verdient Dicker. Wenige haben es je, Du hast es.


    Pass schön auf Dich auf, wäre doch schade um Dein Paket", antwortete Jozo freundlich.


    Der gelbe Goblin drehte sich um und ging langsam davon. Dabei tastete er sich weiter mit einer Hand an der Wand lang.


    Als er in der Dunkelheit der Gosse verschwunden war, schloss er die Augen und lehnte sich einen Moment gegen die Wand, um zu verschnaufen. Geschafft strich er sich mit dem Handrücken über die Stirn, als er ein leises Knacken hörte. Alarmiert zuckten die Ohren von Jozo nach hinten.


    "Jozo", sagte eine alte, aber durchaus vertraute Stimme.
    Jozo drehte sich in Zeitlupe zu dem Sprecher um.


    "Papa", grüßte Jo.
    "Es endet hier Jozo. Du hast lange genug Dein Unwesen getrieben. Ich hab Dich in die Welt gesetzt, ich schicke Dich zurück. Woher Du auch immer gekommen bist", zischte Arun.


    Jozo legte den Kopf schief und starrte seinen Vater an. Im Halbdunkeln erkannte er so gerade die Armbrust die der alte Goblin auf ihn gerichtet hatte. Er roch sie mehr, als dass er sie sah. Die Pflegestoffe, die Schmierfette, das Metall.


    "Ich verstehe Deine Wut und Deinen Groll. Ich weiß es ist nicht zu entschuldigen was ich Dir angetan habe...", sagte Jozo und hob die Hände.


    "Mir? Du hast Hunderte Personen auf dem Gewissen! Männer, Frauen, Kinder, Greise, Babys! Goblins, Menschen, Zwerge, Alben, es gibt nichts und niemanden vor dem Du halt machen würdest! Was immer Du bist Jozo, Du bist kein Goblin. Aber Du bist mein Kind und ich habe die Verantwortung für Dich! Ich trage die Schuld, die Du tragen müsstest! Aber heute ist Zahltag. Heute bekommst Du die Rechnung für Deine Taten präsentiert", fauchte Arun und schmiss Jozo eine Rolle vor die Füße.


    "Lies das!", befahl der alte Goblin schneidend.


    Jozo bückte sich und ließ dabei den alten Goblin aus den Augen. Sein Vater wartete ab und beobachtete nervös wie Jozo die Schriftrolle an sich nahm. Warum Jozo ihm dermaßen vertraute, dass er ihn aus den Augen ließ, wusste Arun nicht.


    Wer Jo kannte wusste, dass es kein Vertrauen war. Er roch seinen Vater, er hörte seinen Vater. Er musste ihn nicht sehen. Er "sah" ihn auf seine ureigene Art.


    "Vorlesen!", befahl Arun.


    "Wenn Du drauf bestehst. Na dann schaun wir mal...
    Haru Shafki, Goblin, männlich, Bote, 34 Jahre - ertränkt
    Tuva Mioari, Mensch, weiblich, Verkäuferin, 22 Jahre, Kehle aufgeschlitzt
    Katinka Weilori, Mensch, weiblich, Seniorin, 86 Jahre, ausgeweidet
    Jezek Cantorius, Tiefling, männlich, 4 Jahre, in die Regentonne gestopft
    ... oh Papa bitte",
    flehte Jozo.


    `Echt das ist doch albern! Sowas aufzuschreiben, sowas von kleinlich! Der hat doch einen Tick, einen Kontrollzwang oder sowas. Gar nicht gesund´, dachte Jozo verärgert.


    "Lies weiter Jozo! Lies!!!", entschied Arun wütend.
    Jozo rollte die Schriftrolle vorsichtig zusammen und hielt sie in der Hand.


    "Ich habe gerade versucht Dir zu erklären, dass mir das alles katastrophal leid tut. Gerade eben erst habe ich versucht einen Ork vor einem wahnsinnigen Tiefling zu retten. Es ist mir leider nicht gelungen. Und warum? Um Sühne zu tun. Um meine Schuld abzutragen.


    Ich weiß dass gibt Dir Kari nicht zurück, oder Mama, oder all die anderen. Aber ich kann meine Taten nicht ungeschehen machen. Wenn Du mich tötest Papa, tötest Du Deinen eigenen Sohn und zwar den, den Du gerne gehabt hättest.


    Weißt Du ich war eine Bestie, aber ich bin keine geblieben. Gib uns beiden eine Chance, ich bitte Dich. Bitte Papa, bitte. Bitte töte mich nicht", flehte Jozo flüsternd.


    "Jozo... Ein einziger Versuch Jo, einer! Du kommst freiwillig mit und lässt Dich im Tempel wegsperren. Für uns, für Deine Familie, zur Wiedergutmachung, für all Deine Opfer. Das akzeptiere ich, nichts anderes", warnte Arun.


    "Abgemacht. Papa... ich schwöre Dir, ich bin nicht mehr die Person, die ich früher mal war", erklärte Jo hilflos, kaute auf der Unterlippe und hielt Arun die Schriftrolle hin.


    Der alte Goblin trat vorsichtig auf seinen Sohn zu und griff nach Schriftrolle in Jozos Hand.


    Im selben Moment explodierte das Armband um Jozos Handgelenk. Die Peitsche wickelte sich fest um den Körper von Arun und schnürte damit die Armbrust am Körper des alten Goblins fest.


    Der Draht der Peitsche und raste in jede Richtung, rund um Arun. Der Draht setzte seine Kraft Schock artig frei. Binnen einen Bruchteils einer Sekunde war Arun geschält wie altes Obst.


    Panik ergriff den alten Goblin, denn die Peitsche verwickelte sich ganz von selbst in komplizierte Muster weiter und fester um seinen Körper. Der grüne Goblin wurde Kreide bleich.


    "...bin nicht mehr dieselbe Person wie früher.
    Nicht mehr die wie vor fünf Minuten!


    Da war ich ziemlich aus der Puste, weißte?
    Aber jetzt... alles tutti...",
    lachte Jozo gut gelaunt.


    In der nächsten Sekunde rotierte der Draht so heftig und schnell das Arun unterhalb des Halses sauber zerlegt wurde. Sein Körper wurde buchstäblich zerfetzt und spritzte in alle Richtungen davon. Bis auf den Kopf explodierte Arun in einem Blutregen winziger Fleisch-Partikel.


    Schwarzes, zähflüssiges Blut, tropfte von der Peitsche, während sie sich fast liebevoll wieder um den Arm von Jozo schlang.


    Jozo stellte den Kopf von Arun auf und stopfte ihm die Liste tief in den Rachen.
    Der Tiefling würde die Botschaft verstehen. Vielleicht hatte er ja Spaß an der Liste.


    Der gelbe Goblin schleppte sich geschafft und fertig Richtung Heimat. Dennoch umspielte ein Lächeln seine dunklen Lippen.


    Alles was er am Tatort zurück ließ war der abgetrennte Kopf von Arun, Gewebefetzen und eine blutige Botschaft an der Häuserwand. Geschrieben mit dem Blute seines eigenen Vaters, die dem Tiefling galt.


    In großen Lettern stand dort -


    "Danke Dicker".

  • Firxas hatte in seinem Leben wenige Komplimente erhalten. Er war zu durchschnittlich, als dass ein Lob angemessen wäre. So vermutete er auch, dass die Worte des Gelben nur den Zweck erfüllten, irgendwelche positiven Gefühle in Firxas zu wecken und seinen Kampfgeist und seine Entschlossenheit zu schwächen. Bei einem weniger gefährlichen Gegner hätte es vielleicht funktioniert und Firxas wäre etwas lockerer geworden, eben bei dem, was er sonst aus Tavernen und deren Umfeld so gewohnt war. Doch er konnte das Bild des verendenden Söldners in seinen Armen nicht vergessen. Der kleine Kerl da war ein Biest, auch wenn er charmant tun konnte. Ein Skorpion, eine Giftspinne. Klein, aber absolut tödlich. Firxas beobachtete, wie er sich mühsam an der Wand entlangtastete und sich davonschleppte.


    Erleichtert atmete Firxas aus. Er war fort. Jetzt konnte er sich um den Ork kümmern, aber nicht hier draußen. Irgendwo, wo es sicherer war. Wenn er noch seine Flügel hätte, dann ... er würgte den Gedanken ab. Die hatte er nicht mehr und würde sie auch niemals wieder haben. Er wuchtete sich den winselnden Kerl über die Schulter wie einen Sack. Er wog ja nicht viel. Da er noch immer heulte, war sein Kreislauf stabil, er also nicht in unmittelbarer Lebensgefahr, er würde die grobe Behandlung wegstecken. Firxas stapfte mit ihm davon. Nicht in Richtung Taverne. Mochte Baxeda bleiben, wo der Pfeffer wuchs. An den selben Ort zurückzukehren, war zu gefährlich und für seinen Gegner vorhersehbar. Er würde erstmal zum Hafen gehen, dort gab es ein Lagerhaus mit einem Dachboden, der von außen zugänglich war, wenn man wusste, wie.


    Doch nach einigen Minuten des zügigen Marschierens, wobei ihm die geschundenen Eier schmerzhaft gegen die Oberschenkel schlugen, hielt er inne. Seine Nüstern weiteten sich. Blut, sehr viel Blut. Konnte es sein, dass ... nein, er wurde paranoid. Und trotzdem ... er musste nachschauen. Sicherheitshalber nahm er den Ork mit. Mitten im Gehen hielt Firxas inne. Seine Schultern sanken hinab.


    Ein Goblinkopf inmitten von etwas, das aussah wie Gulasch, das aus einem nicht ausgebluteten Tier zubereitet worden war. Der Mann war regelrecht geschnetzelt worden. An der Wand darüber stand riesengroß und nicht zu überlesen: Danke, Dicker. Womit auch der Absender klar war.


    "Bleib hier stehen und dreh dich nicht um", sagte Firxas und stellte den Ork an eine Hauswand. "Sieh auf die Ziegel."
    "Was riecht hier so?", fragte der mit zittriger Stimme.
    "Ich sagte, sieh die Wand an!" schnauzte Firxas und endlich gehorchte das Kerlchen. Es hätte ihm noch gefehlt, dass der jetzt eine zweite Panikattacke bekam.


    Firxas starrte hilflos auf den Fleischhaufen und den Kopf. Er wusste nicht, was er jetzt überhaupt machen sollte. Das Werk eines Wahnsinnigen. DES Wahnsinnigen. Er holte sich eine herumstehende Sperrholzkiste und schaufelte das Fleisch mit beiden Händen hinein, ohne, dass er wirklich wusste, warum. Eine Art Bedürfnis, wieder Ordnung herzustellen? Der lächerliche Versuch, nachträglich die Kontrolle über die Situation wieder herzustellen? Wiedergutmachung für den Toten, dessen Tod er sich selbt zuschrieb, obwohl er genau genommen gar nichts dafür konnte? Die Drogen wirkten noch nach, er spürte keinerlei Angst bei diesem schauerlichen Anblick, aber eine Mordswut. Am Ende legte er den Kopf des Toten auf die rote, nasse Masse. Doch was war das in seinem Mund? Da steckte irgendwas.


    Mit zwei Fingern zog er einen beschrieben Zettel aus dem Rachen des Toten. Da war eine Liste von Namen, das Alter der Person, die Volkszugehörigkeit - und die Todesart. Auch der Name des Täters stand dort: Jozo.


    Firxas zerknüllte das Papier vor Wut in seiner Faust, bis es hart wie ein Stück Holz war. Wut auf den Mörder, aber vor allem Wut auf sich selbst, dass er so dämlich gewesen war, ihn laufen zu lassen, um dem Ork zu helfen. Und Wut auf den Ork, der sich nicht verkrümelt hatte, als es am besten für ihn gewesen wäre und ihn so aufgehalten hatte. Niemanden hatte Firxas gerettet. Der Ork lebte, doch um welchen Preis? Ein Toter mehr, dafür, dass er lebte. Er hatte rein gar nichts erreicht. Nur das Opfer war ein anderes gewesen.


    "Schau her."
    Als der Ork sich umdrehte, knallte Firxas ihm die Faust in die Fresse, so dass er eine Pirouette drehte, mit der Stirn an die Wand schlug und niedersank. Firxas stopfte die blutverschmierte und zerknüllte Liste in seine Hosentasche, wuchtete sich den benommenen Knilch wieder über die Schulter und setzte seinen Weg fort. Um die Überreste des armen Goblins mussten sich die Nachtwächter kümmern. Firxas`Aufgabe waren die Lebenden. Nach langem Fußmarsch roch er den Hafen, das schmutzige Hafenwasser. Er setzte den Ork am Pier ab und stieg hinein, um das Blut abzuwaschen.


    "Ich, äh ...", setzte der Ork an.
    "Halt einfach die Fresse", entgegnete Firxas schroff. Er wollte nichts hören, kein Danke, gar nichts. Er legte sich auf den Rücken, ließ sich treiben und starrte den Nachthimmel an. Lange. Die Wellen glucksten an den Mauern, irgendwo in der Ferne brüllten sich zwei Besoffene an. Die Wirkung des Pflasters ließ immer weiter nach und er wurde müde. Zusammen mit dem Ork kletterte er schließlich in den Dachboden, wo sie erschöpft jeder für sich in ein altes Segeltuch gehüllt einschliefen.


    Jozo verfolgte Firxas sogar in dessen Träumen.