Buch 1 Hohenfelde - Kapitel 14 - Umzug nach Souvagne

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    Die Verabschiedung von dem Toten hatte viele Stunden in Anspruch genommen und sich sogar noch über den darauffolgenden Tag hingezogen. Die Trauergäste waren langsam erschöpft. Vor allem aber Linhard, der am schwersten unter dem Verlust litt. Liebevoll betrachtete Brandur seinen Jungen, der sich so viel Mühe mit allem gegeben hatte und noch immer gab. Er war so jung und die Bürde so groß. Die Verantwortung und Führung von drei Sippen lasteten auf seinen Schultern, während er noch mit dem Verlust seines Vaters zu kämpfen hatte. Er sah müde aus, körperlich und seelisch erschöpft.


    Brandurs Geist schwebte wieder zu ihm, als er ihn einsam sah.


    "Mein lieber Junge", sagte er sanft. "Ich danke dir dafür, wie du dich um meinen Leib gekümmert hast. Ich sehe die Sorgfalt, mit der du alles vorbereitet hast, die gebügelten Kleider, die geputzten Schuhe und das Blumenbett, wo jede einzelne Blüte für sich angeordnet wurde. Ich sehe die Liebe. Ich liebe dich auch, mein großer Kleiner.


    Es tut mir leid, dass ich so früh gehen müsste. Ich weiß, dass du mich noch länger an deiner Seite gebraucht hättest. Wenn du mich brauchst, werde ich für dich da sein, auch in lebloser Gestalt. Mit Osmund und Maghilia hast du zwei fähige und pietätvolle Nekromanten, die dir dabei behilflich sein werden, mich zurück in die Physis zu rufen. Wenn du meinst, den vorübergehenden Abschied noch ein weiteres Mal aushalten zu können, bitte ich dich darum, mich schlafen zu lassen. Es ist für einen Nekromanten, der zeit seines Lebens Macht über die Toten hatte, sehr demütigend, selbst beschworen zu werden. Drum bitte ich dich darum, mich bis zu meiner endgültigen Erweckung schlafen zu lassen, wenn es für dich tragbar ist. Dunwin gibt auf dich Acht, da ich es nicht mehr kann."


    Er umfasste Linhards Kopf mit seinen kalten blauen Geisterhänden und drückte ihm einen eisigen Kuss auf die Stirn.

  • Linhard schaute seinen Vater ganz genau an, er wollte sich jede noch so kleine Kleinigkeit einprägen. Lin wusste nicht, wie lange sie beide auf ein Wiedersehen warten musste und ebenso wenig wusste er wo es stattfinden würde.


    Es spielte auch keine Rolle, Versagen war unmöglich denn der Weg war nach beiden Seiten hin offen.


    "Es war das Mindeste was ich tun konnte Paps, ich habe zu danken. Es trifft Dich keine Schuld, dass Du gehen musstest. Wir alle tragen eine Kollektivschuld Paps, jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass es soweit kommen konnte und blieb.


    Aber Du hast wenigstens versucht etwas zu ändern. Du hast nicht nur geredet, Du hast gehandelt. Ob wir siegen werden, wird sich zeigen. Aber der Versuch ist in meinen Augen schon ehrbar genug.


    Sicher hätte ich Dich noch länger an meiner Seite gebraucht und sogar viel ehr, aber ich bin schon froh darum, dass ich Dich überhaupt 6 Monate an meiner Seite hatte. Wenn Du mich schon so fragst", grinste Lin zwar frech, aber mit eindeutig Wehmut in der Stimme.


    "Unsere gemeinsamen 6 Monate waren meine schönste und glücklichste Zeit, trotz aller Widrigkeiten und dafür bin ich Dir dankbar. Und auch für Dunwins Beistand bin ich dankbar. Wir werden unsere Sache in Deinem Namen gut machen Paps. Was ich ertragen kann spielt in dem Fall keine Rolle, es geht um Deine Totenruhe - es ist Deine... Bestattung.


    Unser Abschied ist nicht für immer, das verspreche ich Dir.
    Ich liebe Dich auch Paps",
    sagte Linhard leise und liebevoll.


    Er hielt gerührt still, als sein Vater ihn auf die Stirn küsste. Gemeinsam mit Brandurs Geist kehrte er zu Osmund zurück.


    "Er möchte nun schlafen", sagte Linhard schlicht.
    "Dann lasse ich ihn gehen - gehab Dich wohl Brandur", erklärte Osmund freundlich.
    "Bis bald Paps...", sagte Lin und formte lautlos mit den Lippen `Ich liebe Dich, vergiss das nicht´.


    Im gleichen Moment gab Osmund Brandurs Geist frei.

  • Davard von Hohenfelde

    Hat den Titel des Themas von „Umzug nach Souvagne“ zu „Buch 1 Hohenfelde - Kapitel 14 - Umzug nach Souvagne“ geändert.