• Am ersten Tag des sechsten Mondes scheuchte der Geist Brandurs einige Diener herum, die den Fehler machten, gerade in der Küche ihren Dienst zu verrichten. Sie waren zunächst keineswegs der Meinung, die Befehle eines Toten umsetzen zu müssen, nur weil er der Schwiegervater eines der Prinzen war. Immerhin hatten die Wünsche der lebenden Herrschaften Priorität. Brandur von Hohenfelde fuhr also schwerere Spukgeschütze auf, heulte und polterte mit den Geschirrschränken, bis seine Wünsche endlich Gehör fanden. Verängstigt und missgestimmt befolgten die nichtswürdigen Domestiken seine Anweisungen. Der Geist stand daneben mit seinem geisterhaften Spatzierstock und überwachte ihre Handgriffe. Warum nicht gleich so? Er freute sich auf den Tag, da er endlich wieder physische Gestalt hatte und seinen Gehstock als Instrument der Züchtigung verwenden konnte.


    Schließlich war es soweit: Xavier fand eine ungesunde, aber köstliche Überraschung auf seinem Tisch:


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    Eis im Hochsommer herzustellen war auch in Souvagne keine Selbstverständlichkeit. Doch Brandur fand, dass seinem Sohn das leckere Himbeereis mehr als zustand.


    "Alles Gute zum Kindertag, mein lieber Junge", sagte der Geist. "Keks, Xavier, auch wenn es diesmal Eis ist."

  • Linhard schaute gerührt auf die Überraschung die ihm Brandur hatte zubereiten lassen. Er fragte sich, ob er überhaupt schon mal ein Eis gegessen hatte und konnte sich nicht daran erinnern. Falls er Appetit auf etwas Süßes hatte, aß er meist Kuchen oder Kekse. Jedenfalls seit dem er Brandurs Sohn war. Vorher waren seine Belohnungen entweder etwas Hochprozentiges oder eine besondere Rauchstange.


    Lin grinste Brandur an und probierte von dem Eis. Es schmeckte wie es aussah, köstlich!


    "Danke für die geniale Überraschung Paps. Ob Du es glaubst oder nicht, ich habe vorher noch nie Eis gegessen. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Ich weiß, dass es schwierig herzustellen oder zu beschaffen ist und es schmeckt einfach traumhaft. Damit hast Du mir echt eine absolute Freude gemacht Paps.
    Was war Grund, also Anlass für das Geschenk?",
    fragte Linhard gut gelaunt.

    "Das sieht absolut lecker aus",
    stimmte Gregoire zu und setzte sich neben Linhard.


    Linhard fütterte Verrill mit einem Löffel Eis, ehe er selbst weiter aß.


    "Paps unser Haus steht und ich habe Verrill einen eigenen Flügel herrichten lassen. Mit Gemächer, einer kleinen Heilstube, einer gesonderten Küche und mit einem besonders gesicherten, eigenen Zugangsbereich. Also einem Schleusenbereich vor seinem Flügel, damit ihm auch nichts passieren kann, wenn er dort lebt", grinste Lin, während Gregoire Linhard anstarrte.
    "Das klingt nach einem Gefängnis mit Küche und Heilstube... ich werde da sicher nicht einziehen", beharrte Verrill.


    Linhard legte Verrill einen Arm um die Schulter und küsste ihn.


    "Doch wirst Du und Du bekommst sogar einen Schlüssel zu Deinem Gefängnis. Die Räume sollen Dich schützen, falls mal etwas passiert. Brandur ist bewusst wovon ich spreche und ich möchte nicht, dass sie so eine Geschichte in unserer Familie wiederholt. Hast Du also einen sicheren Rückzugsort, kann es sich gar nicht wiederholen. Zudem ist es auch für später... Wir wollen ja auch mal jemandem ein Eis servieren", grinste Lin und aß weiter.

    "Kindertag durch und durch hm?",
    schmunzelte Verrill Brandur an.