Das schwarze Herrenhaus von Hohenfelde 01 -- Das Herrenhaus & der Geist

  • Das schwarze Herrenhaus von Hohenfelde
    -Das Herrenhaus & der Geist-


    Linhard von Hohenfelde
    Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sich Brandur und Linhard wieder in dem alten Herrenhaus der Familie von Hohenfelde eingefunden. Linhard hatte die Führung übernommen, da er seinem Vater den eisigen Aufbewahrungsraum seiner Vorfahren zeigen wollte. Ein eisiges Grab in einem genauso eiskalten Haus. Ein Mausoleum von Triumph und Vergänglichkeit.


    Wer unten in den eisigen Hallen lag, hatte das Spiel um die Macht verloren. Wer oben residierte, hatte die Macht an sich gerissen. Aber in diesem Haus war nichts von Dauer. So wie die Wände sich permanent verschoben, so verschob sich auch das Machtgefüge innerhalb der Mauern.


    Wer heute noch oben auf dem Familienthron saß, konnte morgen schon in die eisige Gruft einziehen. Und das taten sie, einer nach dem anderen. Fast jede Generation seit dem die von Hohenfelde in Naridien lebten, lag hier unten.


    Außer jene, deren Körper bei ihrem Ableben vollständig zerstört worden waren. Linhard wusste nicht vorher das Eis kam, weshalb es dort unten dauerhaft Winter war. Wobei ein Winter hatte auch milde, sonnige Tage. Dort unten herrschte ewige Finsternis und Eiszeit. Eine bizarre Frostigkeit hatte sich in den Hallen festgesetzt, die sogar jede Grabeskälte zu übertreffen schien.


    Während sie schweigend Richtung der Eisigen Hallen wanderten, hatte sich Linhard eine der Laternen geschnappt und entzündet. Er wusste nicht warum, aber es war in diesen Gemäuern permanent dunkel. Selbst das geringe Licht, dass durch die Schießscharten artigen Fenster schien, wurde scheinbar durch irgendetwas im Inneren des Hauses absorbiert. So als konnte das Licht nicht bis zum Herzen des Hauses vordringen.


    "Es ist nicht mehr weit", flüsterte Linhard Brandur zu.


    Die Laterne hielt er weit vor sich, aber auch ihr Licht war nur einen Kegel, der sie gerade einzuschließen schien wie ein Schutzzauber. Außerhalb des Lichtscheins sah man Schatten tanzen, die noch schwärzer waren aus die Hauseigene Finsternis. Linhard vermutete dass es sich um die Düsterlinge handelte. Etwas anderes wollte er sich nicht vorstellen.


    Er schaute kurz über die Schulter nach Brandur, im matten Schein der Laterne sah das Gesicht seines Vater fahl aus, unheimlich. Warum man in den Gängen und Hallen dieses Hauses stets flüsterte, war ihm auch ein Rätsel.


    Aber niemand rannte hier, niemand schrie, niemand rief oder lachte... es sei denn es wurde Blut vergossen. Dann, wenn der Tod in dem Haus umging, dann erwachte es zum Leben...


    Linhard lief bei dem Gedanken ein Schauer über den Rücken. Er zog die Riegel von der schweren mit Frost beschlagenen Eisentür und stieß sie auf. Er benötigte vier Anläufe ehe sich die Tür öffnen ließ. Sein Atmen gefror zu weißen Wolken, als er Brandur in die Gruft führte.


    Mitten im Raum blieb er stehen und deutete auf eine dunkle Treppe. Wie ein gähnendes Maul klaffte das Loch in der Finsternis. Linhard lächelte Brandur aufmunternd an.


    "Die Stufen sind glatt, sei vorsichtig und halte Dich gut am Geländer fest", mahnte er seinen Vater und ging auf Katzenfüßchen vor. Brandur erkannte am hohlen Klang, dass es sich um eine Eisentreppe handeln musste. Lin führte ihn weiter in die Eingeweide des Hauses, einen Komplex dem Brandur bis dato nicht bekannt war. Wie auch? Diesen Komplex lernte man erst dann kennen, wenn man ihn die Füße voran bezog, oder seine Feinde hier niederbettete. Beides hatte der alte Nekromant niemals getan.


    Viel zu plötzlich blieb Linhard vor ihm stehen, so das Brandur gegen den Rücken seines Sohnes prallte.
    "Wir sind da...", flüsterte Lin.


    Vor Brandur breitete sich auf einer Ebene eine gewaltige Leichenhalle aus. Aufgebahrt nach Zeitalter und Todesfolge lagen sie hier. Seine Verwandten, seine Vorfahren. Häscher und Opfer im Tode waren sie alle gleich.



    Brandur von Hohenfelde
    »Die Ahnengalerie unserer Familie. Keine Gemälde, sondern die Ahnen leibhaftig. Die Künstler, die diese Galerie erschaffen haben, ruhen selbst in ihr. Nicht alle, aber die meisten.« Brandur ging langsam an den aufgebahrten Toten vorbei. »Alastair.« Seinen Vater beachtete er nicht. »Dunwin. Sieh nur, wie viele Dolchstöße ihn durchbohrten.« Brandur strich im Vorbeigehen über seinen kleinen Bruder, der gefroren in ewiger Ruhe lag. Dann kam ein leerer Platz. »Dieser Eisklotz hier ist jener, auf dem ich hätte liegen sollen. Dass er leer ist steht dafür, dass ich fiel, aber man meinen Körper nicht bergen konnte. Schau, da unten ist die Aufschrift. Name, Geburtsdatum und Todesdatum. Nie hat es jemand korrigiert, dass ich den Anschlag überlebt hatte.« Brandur ging weiter. »Und hier ... unser großer Bruder. Kunwolf.« Brandur blieb mit verschränkten Fingern vor seinem großen Bruder stehen und betrachtete ihn.


    (Was sieht er?)


    Linhard von Hohenfelde
    Brandur sah Kunwolf so,wie er einst fiel. In eine nachtschwarze Lederrüstung gehüllt, das lange Haar und das Gesicht teilweise von einer schweren Kapuze verborgen. Ein Gesichtsschutz schützte zudem sein Anlitz, aber es hatte ihm nichts genutzt. Eine rassiermesserscharfe Klinge hatte seinen Bauch aufgeschlitzt und ihm die Eingeweide aus dem Leib gerissen. Jeder von Hohenfelde kannte mehr Tötungsarten als Insekten die über Asamura wandelten. Und sie wussten welche davon die grausamsten, schmerzvollsten oder auch gnädigsten waren. Wer immer das getan hatte, hatte Kunwolf nicht einfach getötet, er hatte ihn abgeschlachtet und ausgeweidet. Dies war kein einfacher Mord, dies war wütende, blinde Raserei gewesen. Jenseits aller Vernunft.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard trat an die Seite von Brandur und legte ihm kurz die Hand auf den Arm, ehe er sich neben Kunwolf stellte und in die klaffene Bauchwunde starrte. Ein Hohenfelde schockierte so ein Anblick nicht. Der Blick Linhard war klar, rein, analytisch. Er fasste sogar in den Bauchraum und starrte Brandur an. "Leer", sagte er nur tonlos.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur zischte ärgerlich. »Man hätte ihn vollständig bestatten sollen. Das mal ein Stück fehlt, gut, aber man hätte ihn nach dem Ausweiden wieder befüllen sollen.« Brandur sagte ›man‹. Dass es sein kleiner Bruder Dunwin gewesen war, der Kunwolf derart zugerichtet hatte, blendete er vollkommen aus. »Eine Wiederbelebung auf Blutnekromantischem Wege scheidet damit aus. Der Körper ist zu stark beschädigt und vermutlich auch leergeblutet. Aber den Bluthexer aus der Familie haben wir ohnehin gerade nicht auf unserer Seite. Mach dich bereit, Xavier. Ich rufe nun deinen Großonkel zu uns.« Brandur zitterte vor Kälte. Es war eisiger hier unten als jeder natürliche Winter. Er griff in den Nexus wie eine astrale Hand, deren Finger sich durch die Zeiten wühlten wie durch trübes Wasser, bis er Kunwolfs Seele spürte, zugriff, und sie langsam zurück in die Physis zog.


    Linhard von Hohenfelde
    Es dauerte eine Weile und Brandur spürte aus dem Nexus so etwas wie eine Art Widerstand, gepaart mit absolutem Umglauben. Was er dort aus dem Nexus zog, schien verwirrt und wütend zu sein. Aber das waren fast alle Geister die man beschwor. Ähnlich wie bei Dunwin erschien zuerst ein kleines, hellblaues Licht. Es nahm an Strahlkraft zu, wurde zu einem Ball der einer kleinen hellblauen Sonne glich, ehe diese explodierte und die Gestalt eines hochgewachsenen, gerüstet und vermummten Mannes freigab.



    Kunwolf:
    "WER wagt es mich aus meinem Schlaf zu reißen? WER?", bellte der hellblaue Geist und verstörmte zusätzliche Kälte, dass ihnen die Zähne klapperten. Sein Blick fiel auf Brandur und blieb an seinem Bruder haften. "Verräter....", zischte er anklagend.


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    Brandur von Hohenfelde
    »Ich grüße dich, Kunwolf«, sprach Brandur höflich. »Ja, ich habe dich verraten, aber ich habe dafür bezahlt. Ich selbst wurde verraten von Dunwin. Meine Kinder sind tot, so wie meine Frau und meine Geliebte, so wie auch unser Vater. Auch ich starb an jenem Tage, so sagte man sich, zumindest konnte man die Existenz nach dieser Nacht kein Leben mehr nennen. Alastair ruht dort, neben Dunwins Leichnam.«


    Kunwolf:
    "Ich bin erfüllt von nie versiegender Trauer... Ihr habt bekommen was Ihr verdient. Wo glaubst Du ist meine Familie? Wo meine Frau, meine Geliebte und meine Kinder? Sie schlachteten sie vor meinen Augen ab und das geisteskranke Scheusal fraß unser Kleinstes! Deshalb und NUR DESHALB kam es zu spät um bei Dir zu fressen. Aber Du weißt was es tat nicht wahr? Du weißt wen es gefressen hat? Ich hätte Dich beschützt... aber Dunwin lachte mir ins Gesicht und sagte, dass Du unterwegs wärst um mich zu töten. Ihr beide, gegen mich... wie erbärmlich seid Ihr. Dafür dass Du tot bist siehst Du verdammt lebendig aus und Dein Sohn ebenfalls. Was hat es Dich gekostet, wenigstens ihn durchzubekommen? Was hast Du dem Alten dafür gegeben? Außer Deiner Seele?", zischte der Geist verletzt.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur schloss schmerzlich die Augen. »Ich weiß nicht, was die Bestie tat. Ich habe nie den Mut gefunden, danach zu fragen. Ich weiß nur, dass alle tot sind, außer mein Sohn, der neben mir steht.« Brandur musste kurz Pause machen. Sein Gesicht hatte wieder die hohenfeldsche Eismaske aufgesetzt, doch er konnte nicht verhindern, dass seine Augen feucht glänzten bei diesen Worten. »Ich bitte dich, deinen Ton zu mäßigen. Ich habe dich nicht gerufen, um unsere Fehde fortzuführen, sondern weil mein Sohn, der nun das Oberhaupt dieser Familie ist, dir etwas mitteilen möchte. Zu deiner Frage, was ich dafür zahlte, damit er überlebt: Wir schreiben das Jahr 203 nach der Asche. Rechne. Es ist nicht Gerwolf, der neben mir steht, obgleich er ihm so ähnlich sieht. Vielleicht kommst du von allein darauf.«


    Kunwolf:
    "Ist Dir der Gedanke gekommen, dass ich mich so ärgere, weil ich Dich liebte? Dich und diesen Idioten Dunwin? Ich sage Dir was er tat Dunwins Scheusal fraß unser Jüngstens, bei lebendigem Leib auf... und das gleiche tat er mit Deinem Baby.... Schreie... Schreie... die eine menschliche Kehle nicht hervorbringen sollte. Sie zerrissen die Luft und ohne bei Deinem Kind zu sehen was er tat, spürte ich durch Mark und Bein was diese... abnorm verdrehte Kreatur ihm antat... er hatte es vorher dabei... wie einen Snack. Er hielt es am Bauch, seine Nägel bohrten sich in das weiche Fleisch von dem Kleinen. Es kreischte wie am Spieß, jeder Schrei hämmerten einem seine Schmerzen in den Schädel und ins Herz. Und dann... dann fing er an zu fressen... Das hatte er beabsichtig. Ich griff ihn an, völlig außer mir vor Wut, Trauer und Schmerz, aber nicht mit Magie sondern mit dem Schwert. Ein dummer und lächerlicher Versuch. Er weidete mich aus wie einen alten Fisch. Schmetterte Dein Jüngstes neben mich und riss mein Kind aus seinem Bett. Und während ich unfähig mich zu bewegen auf dem Boden lag, da er mir die Arm- und Beinsehnen durchtrennt hatte, während er mir die Gedärme aus dem Leib riss begann er zu Fressen... diesmal meines... ich starb mit den Todesschreien meines Kindes in den Ohren, während Dunwin sich Deine Großen holte.... mit so jemanden warst Du im Bunde Brandur.... verstehst Du es immer noch nicht?", fragte der Geist voller Schmerz und schwebte näher. Vor Brandur verharrte er und löste seinen Gesichtsschutz. Er schaute ihn einen Moment stumm ohne jeden Anklage an. "Verlasse diesen Ort und kehre nie wieder in diesen Abgrund zurück. Du lebst, dann lebe auch. Und laufe, solange Du noch laufen kannst Bruder... ich weiß nicht wer dies ist, 203... hm", sinnierte Kunwolf umgänglich.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur, der Hexenmeister von Trux, legte die Hand vor das Gesicht. Sein Weinen war vollkommen lautlos, sein Körper zuckte leicht. Doch die Qual, die er empfand bei diesen Worten, straften die milde Reaktion seiner Physis Lügen. Er war viele Minuten lang unfähig, sich zu bewegen. Dann griff er in seine Manteltasche, zog sein Stofftaschentuch hervor, tupfte sich die Augen trocken und putzte seine Nase. Er stand da, wie ein wahrer Hohenfelde: Groß, mit finsterem Blick, der den Abgrund spiegelte, der in seiner Seele klaffte, doch nie das wahre Ausmaß der Dunkelheit nach außen dringen ließ, die in ihm tobte. »Du hast die Worte gehört«, sagte er zu seinem Sohn. »Wir werden die Kinder besuchen. Ich nehme an, sie ruhen ebenfalls hier. Kunwolf, die Beschreibung wäre nicht nötig gewesen, aber du wolltest es dir vermutlich von der Seele reden. Ich habe dich auch sehr geliebt und du fehlst uns. Ja, ich weiß wen Dunwin an seiner Seite hatte und die Bestie lebt noch immer, als Einziger von unserer Generation starb sie niemals. Ich hingegen habe es sogar geschafft, zwei Mal zu fallen und doch stehe ich hier dank der harten und unermüdlichen Arbeit meines Sohnes. Xavier, möchtest du deinem Großonkel etwas mitteilen?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard hatte gehört was der Geist gesagt hatte. Er hatte jedes Wort vernommen, dass sein Großonkel voller Schmerz geradezu ausgespien hatte. Nicht voller Groll, sondern voller Leid. Oh ja, er hätte gerne etwas gesagt. Aber dieses Etwas wäre ein qualvolles, schuldbewusstes Kreischen gewesen. Aber nicht einmal das brachte er über die Lippen. Er fühlte sich gefrorener als jede dieser Leichen hier in dem Raum. Jedes Wort das Kunwolf sprach wie wie Eiswasser der Erkenntnis in seine Seele eingedrungen und hatte ihm die wahre Natur von Archibald vor Augen geführt. Das "Ding" das er kannte, das ihn freundlich anlächelte und Ratschläge erteilte, war nichts weiter als eine Maske hinter der sich das absolute Grauen verbarg. Und diese Widerwärtigkeit hatte er gebeten, seine Verrill zu beschützen. Schlagartig war ihm scheißegal von wem das Kind war, nur eines war noch wichtig, dass es Archibald nicht in die Finger bekam. Wie dumm und kleinlich er Ciel gegenüber gewesen war. Was er für grausam hielt, war nicht die Spur einer Grausamkeit. Es war geradezu lächerlich, was er als grausam empfand. DAS was er gehört hatte, war Grauen. Und dieses Grauen hatte der Geist vor ihm erlebt und war dabei gestorben. Und Brandur, sein Vater, er hatte es ebenfalls erlebt, hatte den Tod seiner Kinder erlebt, überlebt um zu leiden und letztendlich durch die Hand seines Bruders selbst zu fallen. Seite an Seite stand er dort, Dunwin und Archibald - nicht nur Brüder im Geiste, tatsächliche Brüder die ihre Brüder töteten. So wie es sich ihr Vater wünschte. Wenn er ein anderer Vater sein wollte, als dieser Alastair, dann durfte er das unschuldige Leben nicht für etwas verurteilen, wofür es am wenigsten konnte, nämlich seine Zeugung. Und war es nicht gleich? Er liebte Verrill, wie konnte er dann das Kind von ihr nicht lieben? Lin setzte an etwas zu Brandur zu sagen, aber auch hier versagte seine Stimme. Stattdessen nahm er ihn einfach fest in den Arm und drückte ihn lange stumm an sich. "Verzeih mir", krächzte er heiser, als er seine Stimme wiederfand. Er benötigte mehrere Minuten ehe er vor Kunwolf treten konnte. "Ich... ich bin der Sohn von Ansgar, der Enkel von Dunwin. Dein Bruder Brandur adoptierte mich, als mich mein Vater verstieß. Es ist eine lange Geschichte. Nur soviel, Brandur, Dunwin und ich kämpften Seite an Seite um dieses Haus und diese Dunkelheit hinter uns zu lassen. Wir haben ein neues Leben in Souvagne begonnen. Ein lichtes Leben, ohne den dunklen Pfad. Begleite uns. Ich habe nicht gewusst, das Archibald... dass er... Dunwin behielt ihn auch als Geist an seiner Seite. Und ich erbte ihn als ersten Stabler. Ich weiß was er meinem Vater und meinem Onkel Dave antat und dennoch teilte ich ihn in die Bestie und den Mann der freundlich zu mir ist. Du weißt nicht was und wer er wirklich ist, darf ich es ihm sagen oder sagst Du es ihm Brandur?", fragte Linhard.


    Kunwolf:
    Kun musterte Lin kopfschüttelnd. "Es gibt nur den einen Babybeißer, nur den einen Kinderfresser. Es gibt keine freundliche Person hinter einer grausamen Maske, er ist die Bestie. Und Bestien sind nur zu anderen Bestien freundlich. Zu Dunwin, oder zu Dir... in der Hoffnung Dich nach seinem Vorbild zu formen. Du sollst Opa werden, jener der nun mit ihm in die Schlacht zieht, bereit für neue, vielleicht noch schlimmere Schandtaten. Er hätte Dich auf Spur gebracht und das wird er, wenn Du ihn nicht los wirst. Und möchtest Du ihn los werden.... dann Junge... dann wirst Du ihn ohne seine Heuchelei-Maske sehen. Für den Tag, solltest Du üben bis zum Umfallen, oder Du fällst um weil er Dich abschlachtet. Ein gut gemeinter Rat. Was ist er Brandur?", fragte Kun ernst.


    Brandur von Hohenfelde
    »Archibald ist in biologischer Hinsicht unser Halbbruder. Er ist ein weiterer Sohn Alastairs, den er mit einer Geliebten zeugte. Er nannte ihn liebevoll Erchan. Wir erfuhren davon, wer Archibald wirklich ist. als ich Alastair beschwor. Ich habe ihm gesagt, dass Erchan tot ist. Es war zur Hälfte gelogen, da er inzwischen untot ist, ein Vampir, aber was nicht ist, soll noch werden. Wichtig war, dass Alastair litt und das tat er. Er litt wie ein Hund und stürzte wie ein Komet zurück in den Nexus, es war kaum möglich, ihn erneut hervorzuzerren, so als ob in diesem Moment seine Seele gestorben sei. Was uns drei anbelangt, dich, Dunwin und mich, vergoss er keine Träne. Ja, nicht einmal Dunwin betrauerte er, sondern war nur zornig über dessen Tod. Ich will nicht, dass er oder Sonstjemand davon erfährt, wer Archibald wirklich ist, denn ich sehe ihn nicht als unseren Bruder an. Ganz besonders soll Dunwin nicht davon erfahren. Dunwin habe ich, so wie dich, zurück in die Physis gerufen. Er war mir als Geist lange ein treuer Begleiter und inzwischen nennt er einen neuen Körper sein Eigen. Aimeric de la Cantillion. Dies ist seine neue Identität.«


    Kunwolf:
    Kun machte ein nachdenkliches Gesicht. Er schwebte zu seinem Körper hinüber und setzte sich darauf. Alles andere kam ihm irgendwie zu fremd vor und seine gefrorene Leiche war immer noch ein Teil von ihm. "Ich hatte nie vor Dich oder ihn zu töten, ich habe stets nach einem Fluchtweg gesucht. Letztendlich blieb ich für immer hier. Wie sagte Dun einst? Damals zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort? Die Familie holt einen immer ein... immer. Du wirst wenn Du klug bist, Deinen Sohn nicht anschauen, ich kann Dich nur warnen. Ich stürzte in einen Abgrund aus Wahnsinn, Leid und Schmerz. Du wirst es ihm ansehen, Du würdest es meinem Sohn ansehen... ich würde ihn gerne noch einmal sehen, aber nicht so. Nicht auf diese Art. Fand er ein Begreifen? Vieles ist klarer in dieser Form, wenn man erstmal seinen Schmerz beiseite geschoben hat. Schmerz, Wut, meine beiden prägenden Gefühle. Ihr habt es nie verstanden, worauf ich wütend war, auf wen und auf was. Ich sage es Dir, auf den Umstand, dass wir keine Wahl hatten. Das alles festgeschrieben war und zwar von Alastair. Gleichgültig was wir taten, wir steuerten auf den Abgrund zu und letztendlich verschlang er uns. Wer tötete ihn? Ich sehe ihn dort liegen, übersäht mit Dolchstichen, deren Anzahl man kaum zählen kann. Sein Anblick erfüllt mich mit Genugtuung, wäre ich noch am Leben, wären wir nun frei... Souvagne? Deine Frau stammte von dort Brandur. Wie ist es dort? Das Archibald Alastairs Sohn ist, erklärt seine permanente Anwesenheit. Untot, ein Vampir, nichts passt besser zu ihm. Er muss sich hervorragend fühlen. Er liebte doch dieses okkulte Zeug, das Dun ihm sonst schenkte. Ich hoffe er schmort bald im Abgrund. Du hast Dunwin beschworen und Alastair. Sollte mir die Reihenfolge etwas sagen?", schmunzelte Kunwolf.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard schüttelte den Kopf. "Brandur kam mit mir hierher, da er Dich sehr vermisst. Und ich sollte meine Lektion von den Toten lernen, was geschieht, wenn sich die Familie gegen sich selbst wendet. Das habe ich begriffen. Ich erwarte ein Baby. Also nicht persönlich, meine Frau. Und ich hatte mich mit meinem Schwager gestritten. Für nichts und wieder nichts, ich habe mich wie der letzte Arsch verhalten. Und ich bat ausgerechnet Archibald auf meine Frau aufzupassen", stöhnte Lin.


    Kunwolf:
    Kuni musterte Lin kurz mit schräg gelegten Kopf und schnalzte mit der Zunge. "Keiner zwingt Dich ein Arsch zu bleiben oder?", lachte er leise.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich werde sie nicht anschauen. Aber Xavier wird es. Damit er nie wieder vergisst. So etwas darf sich nicht wiederholen. Dunwin wurde gerichtet von seinen eigenen Söhnen. Jener, der ihn so zurichtete, war Ansgar. Ich weiß gar nicht, ob du ihn noch kennengelernt hast. Und nein. Alastair fand kein Begreifen. Er ist, wer er immer war. Der Abgrund.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard starrte Brandur an. "Ich soll was, die angefressenen Babys anschauen?", fragte er und man sah etwas in seinen Augen, dass man selten bei einem Hohenfelde sah - Angst. "Dave hat Dunwin abgestochen und Ansgar hat Alastair getötet. Er war ganz schwarz als Geist Kun, wir wissen nicht warum. Weißt Du es? Ich glaube Du kennst Ans und Dave gar nicht mehr oder?", fragte er leise.


    Kunwolf:
    "Tue was Dein Vater Dir sagt Xavier... so heißt Du doch. Doch ich kannte sie, natürlich kannte ich sie. Aber Dich kannte ich nicht mehr. Mir ist nur die Generation nach mir bekannt. Die Kinder meiner Brüder, nicht die Enkel. Leider... Schau sie Dir an, damit Du begreifst was Du dort an Deiner Seite wandeln hast. Und dann frage Dich, ob Du das möchtest. Mit aller Konsequenz, die diese Kreatur mit sich bringt. Warst Du mal in ihrem Heim oder in ihrem Quartier? Hast Du mal ihre Speisekammer gesehen? Ihre Speisekammer lebte, atmete, fehlte... Du bist ein Hohenfelde Junge, aber Du bist jung und ziemlich naiv... Niemand überlebt als so etwas so lang, wenn er nicht bereit ist andere über die Klinge springen zu lassen. Wenn Du für ihn überflüssig wirst, dann bist Du tot. Du bist in seinen Augen alt, aber noch jung genug um Dich zu fressen. Und Deine Frau, wird ihm nichts entgegensetzen können. Werd ihn los, schnellstmöglich. Es reicht dass Dunwin dem Kerl die Stange hielt und der gesamte wahnsinnige Stab von Dunwin ihn geradezu anbetete. Ich verstand es nie und verstehe es bis heute nicht, was dieser Mann hat, dass ihn alle lieben. Einziger mit Verstand war Chirag", antwortete Kun.


    Brandur von Hohenfelde
    »Richtig, Xavier. Sieh dir die toten Kinder an. Damit du es wirklich begreifst. Das letzte Verstehen wird sich einstellen, wenn du dein eigenes Kind in den Armen hältst. Zur Reihenfolge der Beschwörungen, Kun ... ich muss gestehen, dass mich das schlechte Gewissen plagte. Mehr als plagte, in all der Zeit meines Exils, als ich verdient in der Nachtburg schmorte, allein, so unmenschlich einsam, wie ein Mensch nur sein kann. Ich hatte den Tod von allen verschuldet mit meinem Plan, den Tod meiner Familie, deiner Familie, deinen Tod. Es ist müßig, um Vergebung zu bitten. Es gibt keine. Aber ich möchte dich eines fragen: Möchtest du in der Physis bleiben und es mit uns gemeinsam noch einmal versuchen?«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte knapp und in Zeitlupe. Und genauso trat er an die kleinen Babys heran. Er starrte zuerst auf Brandur Baby Ragnvald, dabei zwang er sich genau hinzusehen und nicht den Blick abzuwenden. Es kostete ihn alle Kraft, dass kleine Würmchen so zu sehen. Dann ging er hinüber zu Kunwolfs Jüngstem. Er wusste nicht einmal den Namen des Babys, er wusste nichts. Es sah genauso schlimm zugerichtet aus. Als hätte sich ein riesiger Piranha an ihnen zu schaffen gemacht. In den winzigen Gesichtern war der Schock und der Schmerz so deutlich zu lesen, als gebot er über Geistmagie und las deren Erinnerungen aus. Linhard strich ihnen über die kleinen, kahlen und gefrorenen Köpfe. So durfte sein Kleines nicht enden. Er fühlte Mitleid mit den Würmchen, aber mehr noch verspürte er abgrundtiefen Hass und grenzenlose Wut auf Archibald. Er kehrte zu Kunwolf und Brandur zurück. "Ich verstehe nun... ich.. möchte gerne wissen wie Dein Sohn hieß", bat Linhard leise.


    Kunwolf:
    "Sein Name war Sonnwin, da er gerne lachte...", antwortete Kunwolf. Er schaute Brandur an. "Vergebung für was? Für Deine Dummheit? Du hast Dir den falschen Bündnispartner ausgesucht, aber Du hast meine Familie nicht getötet. Du warst ein Verräter Brand, aber kein Mörder... Du hast es scheinbar wieder gut gemacht und davon würde ich mich gerne selbst überzeugen... ich bleibe, wenn ich kann:Und stimmt das was Du sagst, dann bin ich bereit Dir Deinen Verrat zu vergeben Bruder", sagte Kun.


    Brandur von Hohenfelde
    »Sonnwin«, wiederholte Brandur für sich und dann lächelte er. »Ein schöner Name. Ganz anders als jene, die von Dunkelheit und Zerstörung kümmern. Wie viele ›Wölfe‹ gibt es namentlich in unserer Familie. Eine kleine Sonne, das wäre schön gewesen. Würdest du mir vergeben, würde mir das viel bedeuten. Ich selbst, werde mir nie vergeben können. Aber ich kämpfe gemeinsam mit meinem Sohn dafür, eine bessere Zukunft für die Familie zu schaffen. Bran-Dun-Lin ... so lautet der neue Wahlspruch. Es gibt kein Dun-Haur-Mar mehr.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard nickte zustimmend. "Wir haben dem alten Weg abgeschworen, überzeuge Dich selbst. Obwohl es manchmal schwer fällt, dem neuen Weg treu zu bleiben. Man verfällt leicht in alte Muster. Es gibt viele Wölfe in unserer Familie. Einer ist sogar im Wappen und mein Bruder Anwolf ist auch einer. Wobei ein richtiger Wolf ist er nicht, ehr ein Kredithai und eigentlich ganz nett", grinste Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Ich hoffe, du bist mit deinem neuen Namen zufrieden«, schmunzelte Brandur, auch wenn es wegen der Situation ein sehr schmerzliches und kaum wahrnehmbares Schmunzeln war. »Möge er dem Neuen Weg Rechnung tragen.«


    Kunwolf:
    "Ja es gibt viele "Wölfe" und viele "Wins" in unserer Familie, dass war scheinbar schon immer so. Xavier ist ein außergewöhnlicher und schöner Name. Noch niemand hieß vorher so. Wie hieß er denn bevor er Xavier hieß?", fragte Kun.


    Brandur von Hohenfelde
    »Linhard. Auch ein guter und schöner Name, der den Löwen trägt. Aber er selbst mochte diesen Namen nicht, zudem bekam er ihn von seinem leiblichen Vater. Ich als sein Adoptivvater nannte ihn Xavier. Dies war mein Hochzeitsgeschenk, da ich als Geist keine materiellen Geschenke überreichen konnte. Xavier bedeutet ›neues Haus‹ und ist der Name der ältesten almanischen Burg. Sie steht noch heute. Dieser ehrwürdige alte Name, der für Schutz und Wärme steht, erschien mir passend für meinen Jungen.«


    Kunwolf:
    Kuni nickte zustimmend. "Eine gute Wahl und eine sehr schön, wie auch tiefe Bedeutung. Wobei Linhard für mich ebenfalls sehr gut klingt. Du hast Dunwin einen neuen Körper geschenkt und wer Dir? Und vor allem, wer hat Dich vorher aus Deinem Körper gerissen? Nun ich möchte Euch ja nicht drängen, aber vielleicht sollten wir diese Unterhaltung in sicheren Gefielden führen. Vor allem wenn Xaviers Frau ungeschützt allein Zuhause mit Archibald ist. Sobald er weiß, in welchen Umständen sie ist, könnte er auf sehr dumme Gedanken kommen. Ich habe ihn nie in der Nähe meiner Familie geduldet. Dies änderte sich nur einmal und zwar in meinen letzten Atemzügen und das waren auch ihre letzten. Also wir sollten gehen", sagte Kun eindringlich.


    Linhard von Hohenfelde
    "Es war eines der schönsten Geschenke die ich jemals erhalten habe Paps. Wir müssen zurück und zu Ciel, um etwas zu bereinigen. Vorher muss ich noch einmal auf den Dachboden um etwas zu holen. Ein Holzpferd", erklärte Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    »Das wird Davard sehr freuen«, sagte Brandur. »Ja, hol es zurück. Es soll dort nicht verstauben. Zu deinen Fragen Kunwolf«, sprach Brandur, während er an den Toten vorbei zur Eisentreppe schritt, »ich nahm mir selbst das Leben. Ich starb im Gefecht mit Ansgar und nutzte meine letzten Lebenszüge, um Dunwin in seinen neuen Körper zu bannen. Als ich starb, war ich ein alter, verkrüppelter Mann. Doch ich wurde Xavier sei dank durch eine geheime Magieform verjüngt wiedererweckt.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard führte Brandur und Kunwolf wieder nach oben, zurück in den belebten Bereich des Herrenhauses. Als beide die eiserne Tür passiert hatten, verriegelte Linhard sie wieder und zwar so, wie er sie vorgefunden hatte. Er drückte Brandur die Laterne in die Hand und schnappte sich eine neue die er entzündete. "Wir treffen uns draußen bei Aquilla, ich beeile mich", sagte er leise und verschwand in der Dunkelheit.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur wartete bei dem großen Geschöpf. Er ließ dem Geist freie Hand darin, wo er herumzuschweben gedachte.


    Kunwolf:
    Kuni folgte den beiden mit etwas Verzögerung, da er zuerst Angst hatte seinen Körper zu verlassen. Diese Angst war irrational, denn er saß als Geist auf ihm, er ließ ihn nicht als lebende Hülle zurück. Fast zaghaft schwebte er hinter Brandur und Xavier hinterher. Oben angekommen, verabschiedete sich der junge Mann auf Zeit, da er noch ein Spielzeug holen wollte. Kunwolf schwieg und folgte Brandur nach draußen. "Was ist das für ein Spielzeug?", hakte er neugierig nach und schaute sich außerhalb des Herrenhauses um. Sein Blick wanderte zurück zu dem schwarzen, gewaltigen Kasten dessen dunkles Gemäuer sich wie gierige Finger gen Himmel reckten. Dann fiel sein Blick auf den seltsamsten und größten Vogel den er je sah. "Was ist das?", lachte Kun.


    Brandur von Hohenfelde
    »Schön, dich lachen zu hören«, sagte Brandur mit belegter Stimme. »Das Pferdchen gehörte Davard. Er spielte damit, wenn er sich vor Archibald versteckte. Es bedeutet ihm sehr viel und es hat eine starke Symbolkraft. Der Vogel ist ein Cockatrice, ein Drachenhuhn, ein Zuchtprojekt des Duc de Souvagne. Kun ... ich bin froh, dass du uns begleiten möchtest. Wenn du einen Körper sehen solltest, der dir zusagt und es im Rahmen des Möglichen liegt, diesen sich unbemerkt anzueignen - zögere nicht, mir diesen Wunsch mitzuteilen.«


    Kunwolf:
    Kunwolf drehte sich zu Brandur um. "Ich hoffe nur, dass Davard nicht mit etwas gespielt hat, oder ihm Trost schenkte was von seinem Peiniger stammt. Du weißt dass er Spielzeug sammelte? Am liebsten dass, seiner Opfer. Das erzählte mir einmal Dunwin um mich zu provozieren. Du meist das große Federvieh ist ein Huhn? Na davon möchte ich ein Omlett sehen", grinste Kuni, ehe er schlagartig ernst wurde. "Ich hätte gerne meinen Körper wieder", sagte er bekümmert.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard kam nach einigen Minuten angerannt und hielt ein Holzpferd in die Höhe. Dabei sah er nun selbst aus wie ein Geist. Weiß-Grau voller Staub war er, so dass nicht nur seine Kleidung, sondern auch seine Haut wie gepudert aussah.


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    Linhard von Hohenfelde
    "Hier ist es, sieht doch ganz gut aus oder? Vielleicht ein bisschen abgegriffen, aber das wird ihn nicht stören", grinste Lin. "Wir können aufbrechen, wenn Ihr wollt", schlug er vor und schwang sich auf Aquilla. Er befestigte sich mit den Gurten und verstaute das Holzpferd sicher.


    Brandur von Hohenfelde
    »Nun, das ginge ... wenn du denn als Ghul dein Dasein fristen möchtest«, sprach Brandur. »Von wem das Pferdchen stammte, ist mir nicht bekannt. Aber selbst wenn es von einem weiteren seiner Opfer war, muss es nicht entsorgt werden. Es ist ein Andenken an ein Kind, das dieses Pferdchen liebte.« Brandur klopfte seinem Jungen den Staub ab, als er hinter ihm saß.


    Linhard von Hohenfelde
    Lin machte sich direkt daran, auch seinen Vater zu sichern und schaute dann skeptisch auf Kunwolf. "Wie sichert man einen Geist?", fragte er lachend. Er musterte erneut das Pferd und schüttelte langsam den Kopf. "Ich denke nicht das es von Arch ist. Dave hat doch erzählt, er hatte es draußen gefunden. Wäre es von Arch, hätte er es ihm stehlen müssen. Und das hätte er nicht getan", sagte Lin.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur lehnte sich eng an seinen Jungen. Diesen leben zu spüren, war wichtig, nach der erneuten Begegnung mit dem Tod. Er hatte nicht gewagt, nach seinen anderen Kindern zu sehen oder nach seinen Frauen. "Wie sieht es aus, Kun? Letzte Gelegenheit, ein Ghul zu werden."


    Kunwolf:
    Kuni schüttelte den Kopf. "Dann müsste ich Menschen fressen, und DAS werde ich ganz sicher nicht. Dann bleibe ich lieber ein Geist. Bis auf weiteres. Jemanden der einen bedroht oder stört zu töten ist das eine, aber jemanden zu fressen.... das ist widernatürlich und verwerflich", erklärte Kunwolf entschieden und hockte wollte sich auf Aquilla hocken. Das Drachenhuhn musterte ihn argwöhnisch und wich zurück. Linhard benötigte einige Augenblicke um sie zu beruhigen. Kunwolf nahm neben Brandur Platz. Dem gewaltigen Vogel schien die Anwesenheit eines Geistes nicht geheuer zu sein. "Einen lebenden atmenden Körper ginge nicht?", fragte Kunwolf, während Linhard Aquilla starten ließ. Das große Drachenhuhn flog zurück Richtung Souvagne mit kräftigen Flügelschlägen.


    Brandur von Hohenfelde
    »Doch, das ginge. Darum sagte ich ja: Wenn dir einer gefällt, benenn ihn mir. Mir fällt gerade eine weitere Lösung ein. Dich als Ghul und du isst nur so lange Tote, bis du dich vollständig regeneriert hast. Danach könnte man dich auf selbe Weise wiedererwecken, wie mich und du hättest deine alte Gestalt. Jedoch muss man den Duc Höchstselbst davon überzeugen. Schwierig. Aber nicht unmöglich, wie man sieht.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte Brandur und blinzelte. "Ich hoffe ich bekomme das wieder hin. Anwolf hatte doch Interesse das zu lernen oder? Oder täusche ich mich da? Hat er sich beworben oder nicht? Einer aus unserer Familie muss das tun. Eines von Veyds Kindern? Wir müssen diese Macht auch in unserer Familie haben", mahnte Linhard.


    Kunwolf:
    "Wiederbelebt ohne Innereien, da dürfte ich nicht lange lebendig bleiben", erinnerte Kun traurig. "Ich suche mir einen neuen Körper der mir ähnelt. Und falls es eine Möglichkeit gibt, dann ziehe ich in meinen alten um. Immerhin bin das ich", gab er zu bedenken. "Wobei ich mich sicher auch an einen neuen Körper gewöhnen könnte... doch... möglicherweise".


    Brandur von Hohenfelde
    »Ja, eindeutig! Wir brauchen diese Kunst. Hätte ich nur eher davon gewusst, Xavier! Kunwolf, du hast völlig recht. Nicht einmal ein Ghul überlebt ohne Innereien, er verhungert schlichtweg. Drum funktioniert dieser Umweg nicht. Als hätte das Scheusal es geahnt. Er wollte dich um jeden Preis tot halten und duldete dich nicht einmal als Untoten.«


    Kunwolf:
    "Er wollte mich um jeden Preis tot sehen, er hat mich gehasst! Sobald ich Dunwin etwas Normalität eingetrichtert hatte, hat er ihn "gerettet und kurriert" wie er es nannte. Er hielt mich für einen Verseuchten, so nannte er jeden Magier. Einschließlich seines Vaters. Das hätte Alastair sich mal auf der Zunge zergehen lassen sollen. Aber scheinbar war es selbst dazu zu verblendet. Werde ich Magie beherrschen, sobald ich einen Körper habe?", fragte Kun.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard dachte über die Worte von Kunwolf nach. Das hatte Archibald auch zu ihm gesagt, ihm den Weg weisen, ihn kurriern, ihn erwachsen bekommen. Und da er das noch nicht war, nannte er in Lin Larve. "LiLa...", keuchte Lin, beugte sich weit über den Hals von Aquilla und kotzte sich das Frühstück aus dem Hals. Unten hörte man eine Frau fluchen, aber Lin konnte es nicht ändern.


    Brandur von Hohenfelde
    "Magische Fähigkeiten ruhen im Körper, nicht im Geist. Man sieht es daran, dass du als Gespenst jeglicher Magie beraubt bist. Ob du die Kunst beherrschen wirst, ist also im Wesentlichen davon abhängig, welchen Körper du wählst."


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard wischte sich den Mund ab. "Verzeihung, ich dachte an die Bedeutung von LiLa, so nennt er mich. Larve, weil ich nicht ausgereift bin, nicht erwachsen. Und er wollte mich erwachsen bekommen und mit seiner Tochter verpaaren, damit wir ein Kind zeugen, dass ein Nix aus ihm und uns ist, ein Dornburg-Hohenfelde-Mix. Ein Fleischfresser mit Killerinstinkt. Was wäre ein Mix aus ihm und Wolfram? Ein psychpathischer Veganer? Mir war kurz übel, als ich an die Babys dachte, warum man Babybeißer sagt habe ich gesehen. Was sagt er mal? Babybeißer, es klingt so niedlich, dabei bedeutet es.... Sekunde", sagte Lin und übergab sich noch einmal geräuschvoll weit über Aquilla gelehnt, "...dabei heißt es Menschenfresser".


    Kunwolf:
    Kun bekam sich nicht mehr ein vor Lachen, vor allem als die Frau unter ihnen zu schimpfen anfing. Das war Situationskomik pur für den ehemaligen Magier. Aber der Grund für Linhards Kotz-Orgie stimmte ihn wieder traurig. "Sei froh dass Du eine Larve geblieben bist", mahnte er und wandte sich an Brandur. "Dann benötige ich einen Körper der Geistmagie beherrscht. Beherrscht Aimeric Geistmagie? Dann schmeißen wir Dunwin raus und ich ziehe dort ein!", sagte Kun grimmig.


    Brandur von Hohenfelde
    »Dunwin ist unser Bruder, unser Freund und unser Verbündeter«, sagte Brandur. »Ich weiß, das ist schwierig, nachzuvollziehen nach all der Zeit. Aber wir finden schon jemanden.«


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard streichelte Auqilla. "Denk mal genau nach Kunwolf. Also versuch zu ergründen warum Du wie gehandelt hast. Dunwin hat uns erklärt, dass er als Geist vieles anders sah und dass er keinen Hass mehr in sich spürte. Dass er ohne das Fleisch, also seinen Körper anders über seine Taten dachte. Er bereute es wirklich und er versucht einen Teil wieder gut zu machen. Also bitte, sag Dave und Ansgar nicht, wer Aimeric ist. Es sei denn er bedroht sie. Ansonten gib ihm seine Chance etwas wieder gut zu machen und wenn es nur ein einziger netter Gedanke ist, den Dave oder Ansgar mal über Aimeric denken, oder eine Erinnerung die ihnen bleibt. Das ist sein Wunsch. Und er war sogar einmal weiter als ich fällt mir gerade ein. Dunwin sagte mir vor dem Rathaus, als ich mit ihm kurz alleine war, Archibald ist nützlich - aber sobald Du ein eigenes Kind erwartest... töte ihn. Das sagte Dunwin und er hat auch versucht sich mit Dave auszusprechen. Vergeben kann es keine geben, aber er wollte ihm sagen, dass er seine Kinder lieben soll. Und falls Dave dass nicht kann, soll er auf Kinder verzichten. Er war ein anderer ohne seinen Körper und vor allem ohne Alastair. Brandur kann Dir das bestätigen. Also wie ist es mit Dir?", fragte Linhard.


    Linhard von Hohenfelde
    Kunwolf: Kun überlegte einen Moment und horchte tief in sich hinein. "Mich selbst in Frage zu stellen, soweit war ich noch nicht Junge. Aber... ja Du hast Recht. Etwas ist anders, etwas fehlt mir, diese permanente Wut... sie ist nicht mehr da. Sie verschlang in meinen Gedanken alles. Fast alles bis auf den Gedanken irgendwann frei zu sein. Zuerst mit meinen beiden Brüdern zu fliehen, später dann mit meiner Familie. Ich war eigentlich immer wütend, egal auf wen oder was. Ich sah mein Leben durch einen roten Schleier. Aber was sich sonst noch geändert hat, darüber müsste ich länger nachdenken oder besser gesagt einmal in mich hineinhorchen und über all die Dinge nachdenken, die mir früher wichtig und richtig erschienen. Dann kann ich Dir antworten. Aber man denkt als freier Geist frei. Freigeist kommt wohl nicht von ungefähr", schmunzelte Kun und lehnte sich an Brandur an.


    Brandur von Hohenfelde
    "Gute Worte, Großer ... denk über alles nach. Auch Dunwin ist nun ein anderer. Sprich mit ihm und wir werden auch sprechen. Archibald muss gehen,Xavier, ob du nun mit Ciel verstritten bist oder nicht. Um ihn geht es nicht, sondern um die Sicherheit deines Kindes, um es nun dieses ist oder das nächste." Brandur spürte die eisige Kälte des Geistes an seinem Rücken und genoss sie. Sie war, wie die Kälte von Dunwin, als dieser als Geist wandelte, keine beißende Kälte, sondern eine, die merkwürdig wohltat, ähnlich einem kalten Windhauch an einem heißen Sommertag. Brandur verschlief den Rest des Fluges.


    Linhard von Hohenfelde
    Linhard musterte die beiden Brüder über seine Schulter. Was die beiden nach all dem erlittenen Leid geschafft hatten, musste er doch auch mit Wolfi schaffen können. Sie mochten sich, sie liebten sich, sie standen sich ab und an bei. Und jeder versuchte mit dem anderen klar zu kommen. Leider immer ausgerechnet dann, wenn der andere auf Krawall gebürstet war. Aber sie hatten einen guten Anfang gemacht und den musste er unbedingt vertiefen. Er hatte nur den einen Bruder und Blut war dicker als Wasser. Und Wolfi hatte Recht gehabt, er selbst konnte doch nichts für Ansgars Bevorzugung. Wäre er der Bevorzugte gewesen, hätte er auch nicht abgelehnt. So ehrlich musste er sein. Und Wolfi hatte sich oft um ihn bemüht. Ähnlich wie Kunwolf war er damals einfach zu wütend gewesen, da einen Unterschied zu erkennen, er hatte einfach blind um sich geschlagen. Aber bei dem Familientreffen hatte er Wolfi angeboten, sich zu versöhnen. Beide wollten es und dann sollten sie es auch hinbekommen. Er überlegte wie er Wolfi mal eine Freude machen konnte, damit er es auch real in Händen hielt. Aquilla landete einige Stunden später im Hof des Palastes. Linhard tippte Brandur an, damit dieser aufwachte. "Wir sind zurück und müssen noch etwas klären. Kunwolf sollte besser solange bei Aquilla warten", sagte Lin und befreite sie von den Sicherheitsgurten. Er ließ sich von seinem Drachenhuhn rutschen und half Brandur beim Absteigen. Danach führte er Aquilla in ihre Box. Kunwolf machte es sich neben dem großen Vogel bequem. "Ich warte hier", verkündete er während Linhard sich bei Brandur unterhakte. "Hoffentlich geht das gut", stöhnte Lin und wanderte Richtung Ciels Gemächer.