Während der Pause des Gesprächs erreichte Felipe eine magische Eilbotschaft. Das Netzwerk der Geistmagier war nicht so gut ausgebaut wie das der Himmelsaugen in Souvagne, das hielt Felipe nicht für notwendig, ja, er erachtete es als gefährlich, ein so umfassendes Netz der magischen Kontrolle in seinem Land zu haben - vielleicht, weil er in seinem Leben selbst zu oft gelogen hatte. Der Großteil der amtlichen Korrespondenzen fand daher auf dem üblichen Weg per Brief statt. Wenn mittels Magie Kontakt aufgenommen wurde, dann handelte es sich um einen Notfall.
»Es ist eine Botschaft betreffs Eurer Tochter, Herr«, informierte ihn Diego. Sein Leibdiener war ein Geistmagier, so dass Felipe stets in Echtzeit über die wichtigsten Dinge im Bilde war, die in seinem Land vorgingen.
Felipes Gesicht verriet keine Regung, doch er war sofort in höchster Sorge, als er den Namen seines kleinen Täubchens vernahm. »Wir nehmen die Botschaft in Empfang«, antwortete Felipe. Diego stellte sich hinter seinen Herrn, der auf einem Stuhl saß, um ihm die Finger an die Schläfen zu legen. Das Gesicht des Großherzogs blieb ausdruckslos, als er die mentale Botschaft erhielt, doch sein Herzschlag beschleunigte sich. Das waren keine guten Neuigkeiten. Er gab sofort auf selbem Wege eine Antwort.
›Hiermit entheben wir, Großherzog Felipe von Ehveros, Ricarda von Ehveros Ihres Amtes. Unsere Tochter ist aufgrund Ihres kranken Zustandes körperlich wie geistig nicht in der Lage, die Regierungsgeschäfte zu führen. Die Amtsenthebung gilt mit sofortiger Wirkung. Ricarda von Ehveros ist unverzüglich von einer Delegation unserer Leibgarde ins Kloster Saint Helinox, einer Anstalt für Heil- und Kurzwecke, zuzuführen, wo sie in einer sicheren Umgebung gesunden mag. Die Regierungsgeschäfte übernehmen wir, Großherzog Felipe von Ehveros. Das ist alles.‹
Diego nahm die Hände wieder von den Schläfen seines Herrn. Er betrachtete den alten Mann voller Besorgnis, denn er hatte gespürt, wie sehr diesen die Botschaft traf, dass es seiner Tochter nicht gut ging.
»Wünscht Ihr eine Erfrischung, Herr?«, bot er an, doch Felipe winkte ab.
Die Dinge, die er sich wünschte, konnte kein Diener ihm bringen.