Kapitel 9 - Grabeskälte

  • Robere Tekuro Chud-Moreau
    Arbogast machte ihn fertig. Ihre Gespräche wechselten minütlich zwischen freundschaftlichem Plaudern und Streit. Tekuro brauchte eine Pause und hielt sich in gebührendem Abstand zu den anderen dicht bei dem Geist seines Vaters. »Papa, ich hab mir was überlegt. Würdest du noch mal mit zum Herrenhaus kommen?«


    Kazrar
    Kazrar schaute von Teku zu Arbo und zurück. Die beiden redeten aneinander vorbei, da keiner die Wahrheit auf den Tisch packen wollte. Aber das war jetzt das geringste Problem. Sobald sich die Gemüter wieder abgekühlt hatten, konnten sie erneut miteinander reden und vielleicht sogar übereinander, hoffte Kazrar. Beide waren sich wichtig und so sollten sie sich nicht angehen, denn beide meinten es gut. »Natürlich werde ich Dich begleiten, aber ich weiß nicht ob ich so weit ohne den Ältesten reisen kann«, gestand er ehrlich.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro stand sofort auf und trat respektvoll vor die Gottheit in Gestalt eines Jugendlichen. »Ältester. Mein Vater und ich möchten noch einmal zum Herrenhaus zurückkehren. Könnt Ihr das ermöglichen? Oder wollt Ihr mitkommen? Ich ... muss noch mal dahin.«


    Ältester
    Der Älteste schlug die Augen auf und musterte Teku aus nachtschwarzen Augen, die leicht rot glühten. »Die Entfernung ist für eine menschliche Hülle zu groß Tekuro ohne Zahn, wir würden Deinen Vater verlieren. Da ich Dir versprach ihn in der Physis zu halten, werde ich Euch begleiten. In dieser Gestalt habe ich noch nicht meine volle Macht zurückerlangt, wie ich sie einst im alten Fleischtempel hatte. Wir wollen Deinen Vater nicht im Strom der Seelen verlieren, also werde ich an seiner Seite bleiben, auf das er weiter an Deiner Seite wandelt. Ins Herrenhaus zurück... nun ich könnte mich dort umschauen ob vielleicht noch etwas brauchbares vorhanden ist und mich von meinen Gefäßen verabschieden. Irgendwie hängt man doch an fleischlicher Materie, gerade wenn man sie knapp 300 Jahre bewohnte mein Jünger. Reisen wir ab. Archibald wird mit Nori und Arbogast zu diesem Anwesen vormarschieren, dass Nathan ihm offenbarte. Er soll es für uns in Beschlag nahmen. Ein unbewohnter Keller klingt als erste Unterkunft sehr gut«, sagte Dunwolf.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Danke, Ältester«, sprach Tekuro und verneigte sich. Zu seinem Vater sagte er: »Hast du gehört? Der Älteste begleitet uns sogar! Lasst uns gleich aufbrechen.« Er verabschiedete sich zuerst von Nori. »Pass auf dich auf«, sagte er freundlich und blickte kurz auf ihren Bauch.


    Nori
    »Ich werde auf mich und vor allem auf Arbo und Archi aufpassen und auf diesen bunten Herrn der scheinbar Paps zum Fressen gerne hat. Pass selbst auf Dich auf und komm mir nicht in dem Haus um, wir hatten noch einiges vor ohne Zahn - pada«, lachte Nori.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ich komm nicht um«, erwiderte Tekuro und stieß ihr mit der Faust gegen die Schulter. »Ich hab dir gesagt, was ich machen werde und das zieh ich durch.« Dann musterte er Arbo. »Tschüss.«


    Arbogast
    Tippte sich kurz wie zu einem militärischen Gruß vor die Stirn. »Adieu«, gab er zurück und lehnte sich wieder gegen die Wand um weiter zu schlafen.


    Kazrar
    Kazrar gesellte sich zu seinem Sohn und wartete, bis der Älteste soweit war. Der Älteste stand auf, klopfte sich die Robe sauber und warf einen Blick auf Arch, Arbo und Nori. »Archibald, Du wirst mit Nathan Garcia die neue Unterkunft in Beschlag nehmen. Sollte dort jemand wohnen, sieh zu dass er umzieht... in den Nexus. Wir werden bald zurückkehren und ich erwarte Euch in der neuen Burg. Von dort aus werden wir alles weitere planen. Gehen wir Teku«, sagte der Älteste.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro gab den Weg vor und hielt seinem Vater und dem Ältesten die Holztür des Bierkellers auf. Sie waren eine Weile unterwegs, doch schließlich erreichten sie erneut das Herrenhaus von Hohenfelde. Schwarz und finster stand es noch immer da und wartete, als sei es noch immer beseelt. Tekuro hielt sicherheitshalber seine Repetierarmbrust auf die Tür gerichtet, falls die Düsterlinge sie erneut angreifen würden.


    Ältester
    Der Älteste griff über die Armbrust und drückte sie nach unten. »Meine Düsterlinge werden uns nicht angreifen. Sie sind wahrhaftige Gläubige so wie Du. Sie gingen davon aus, dass Ihr das Haus und den Tempel geschändet habt. Meine Rückkehr wird sie eines Besseren belehren.... Jaaa.... mein steinerner Körper.... mein weltliches Gefäß... so lange... so urendliche lange hat es uns beherbergt und gespeist... mit der unendlichen Macht des Seelenflusses.... Heimweh nach einem Zustand... seltsam nicht wahr? Kommt meine Kinder...«, sagte der Älteste der im Grunde der Jüngste rein körperlich von ihnen war und gab den Weg vor.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro verstaute die Armbrust auf seinem Rücken und folgte dem Ältesten ins Innere. Das sanfte blaue Leuchten von Kazrar war die einzige Lichtquelle, nachdem sie den Eingangsbereich hinter sich gelassen hatten. »Ich möchte noch einmal hinab. Zum Körper meines Vaters.«


    Kazrar
    Kazrar musterte Tekuro erstaunt. »Was möchtest Du bei meinem Körper Teku? Es ist schon schmerzhaft ihn verloren zu haben, möchtest Du ihn bergen? Es wäre schön, wenn er nicht dort unten für immer im ewigen Eis liegen würde. Doch es hat auch eine seltsame symbolische Bedeutung, jeder aus unserer Familie starb in der Kälte und lag im Frost. Mein Vater, meine Mutter und sogar ich. Ist das nicht seltsam?«, sagte der Geist.


    Ältester
    »Es ist eine Metapher für eine Versinnbildlichung ein Vanitasbild. Ich werde Euch führen. Nun Ihr seid alle in der Kälte gefallen, aber Teku wurde in der Kälte neu geboren und Du wirst in der Kälte durch Deinen Sohn wiedergeboren werden, so prophezeihe ich es Euch«, sagte der Älteste und um seine menschliche Hülle schien auf einmal ein schwarzes Leuchten zu entstehen. Ein grauenvoller Schrei erklang aus seiner Kehle, ein Schrei so viel Schmerz und Hilflosigkeit in sich trug, dass es einem die Kehle zuschnürte und das Herz sich in der Brust verkrampfte. Sein Mund stand offen, der Schrei nicht enden wollend, so lief der Älteste voran.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro erschauerte bei den Worten seines Vaters und des Ältesten, die ihn an seine eigene Sterblichkeit erinnerte. Mit einem durchdringenden Schrei riss der Älteste ihn aus dem Grauen heraus. Tekuro schnaubte laut und einen Moment lang wurde sein Gesicht von einer Kondenswolke seines Atems umhüllt. Er schüttelte das Entsetzen ab. »Ich will mir deinen Körper noch mal anschauen. Ich war damals fertig. Außerdem ... dachte ich, dass du vielleicht noch mal kurz reinschweben könntest. Der ist zwar ohne Kopf und steifgefroren ... aber ich wollte gern deine Hand noch mal anfassen, wenn du darin bist.« Er folgte dem Ältesten weiter hinab.


    Kazrar
    Kazrar fühlte dass sich ihm als Geist trotz allem die Nackenhaare aufstellten bei diesem grauenvollen Schrei. Er schloss ganz dicht zu Tekuro auf und fragte sich was nur los war. »Ja ich werde in meinen Körper schlüpfen und Du kannst meine Hand halten Teku, ich möchte ihn noch einmal sehen, aber ich habe auch Angst davor«, gestand Kazrar.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ich hoffe, du musst dann nicht die ganzen Schmerzen noch mal spüren ... sonst kannst du vielleicht nur deine Hand reinlegen? Geht das? Scheiße, ich hab grad meinen Moralischen wegen dem dummen Saftsack. Der soll mich nicht noch mal zulabern. Der Älteste hat Hunger, kann das sein? Oder ruft der wen?«


    Ältester
    Mitten im Schrei, brach dieser plötzlich ab und die Wände verschoben sich so, wie der Älteste sie benötigte. Er führte sie zu einer, steinernen geheimen Treppe und sie gingen in absoluter Finternis die steilen Stufen hinab, nur Kaz erhellte den Weg. Es dauerte nicht lange, dann erleuchtete seine Gestalt die gefrorene Türe. »Grämt Euch nicht meine Jünger, dies war nur mein Gastgeber. Ich musste den Griff um dieses Gefäß etwas lockern, damit ich mich transzendent wieder mit meinem Haus verbinden konnte. Achtet nicht darauf«, sagte er fast liebevoll und öffnete die Tür mit einem harten Tritt. Krachend flog sie auf und er schlenderte voran in die eisige Leichenhalle. »Daheim........ hmmmmmmm«, sagte Dunwolf.


    Kazrar
    Kaz überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Ich denke dieser alte steifgefrorene Körper wird nichts mehr spüren Teku. Das einzige was ich spüren kann, ist Deine Liebe zu mir, sie wärmt sogar die Grabeskälte die meiner Seele innewohnt. Und ich spürte die Wiedersehensfreude von Archibald, auch wenn er kein Wort darüber verlor... er hat sich gefreut, der alte Scharfzahn. Ich werde Dir Deinen Wunsch auch dann erfüllen, wenn ich Schmerzen leide, ich möchte mich selbst noch einmal sehen. Und bitte, bitte präge Dir ein wie ich aussehe wir müssen einen ähnlichen Körper für mich finden, einen Arashi, einen Körper indem ich wieder heimisch werden kann, wenn der Älteste dieses Wunder für mich vollbringen möchte«, bat Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Anwolf soll hier mal nicht so rumschreien. Wir gehen zu meinem toten Vater. Da soll der Kerl sich benehmen.« Ohne zu zögern schritt Tekuro die Eisentreppe hinab. Seine Kampfstiefel polterten laut auf dem Gitterrost. Mit jedem Schritt wurde er schneller, bis er vor dem geforenen Körper stand, über den bis zu den Schultern das Leichentuch lag. In respektvoller Langsamkeit trat er ganz an ihn heran. An der Seite schaute unter dem Tuch noch die Hand heraus, die Tekuro so lange umklammert gehalten hatte, bis sie angetaut war, nun wieder vollkommen hart. »Hier ruhst du, Papa«, sagte er zärtlich und strich über das Tuch. »Ich werde dich ganz genau anschauen, wenn du erlaubst. Ich hab von deiner Wunde genascht, ich hoffe, das geht in Ordnung. So konnte ich was von dir mitnehmen.«


    Kazrar
    Kazrar nahm die Hand seines Sohnes und seine Augen hätten Tränen vergossen, wären sie dazu noch in der Lage gewesen. Aber so war seine Tränen trocken und ihm blutete das Herz. Er sah seine alten Hände, mit denen er so gerne seinen Sohn umarmt hätte. Kalt und steifgefroren lagen sie dort, völlig nutzlos. Aber dennoch war sein Sohn an seiner Seite. Er hatte ihn weder verabscheut noch gehasst, er hatte verstanden. Hatte so vieles nicht gewusst und dennoch hatte er einfach verstanden. Man sagte es so leicht, folge Deinem Herzen. Aber was sollte ein Vater tun, der sich das eigene Herz aus dem Leib gerissen hatte und es in Tausend Scherben zersprungen war, da er sein Kind weggeben musste? Welcher Scherbe sollte er folgen? Er hatte es nicht gewusst, er hatte nur gehofft und gebetet. Das war alles was ihm geblieben war, die Hoffnung. Und so schrieb er sich alles von der Seele, jede noch so kleine Begebenheit des Glücks, des Pechs, der Freude und der Wut immer in der bangen Hoffnung Tekuro möge diese Wort einst lesen und er möge wissen wer Tekuro ist. Das Archibald seinen Sohn gefunden und sich dessen angenommen hatte, sagte ihm weitaus mehr, als Archibald jemals mit Worten sagen würde. Aber sobald er einen neuen Körper hatte, würde er einfordern was ihm zustand. Seine Zähne und Archibalds Hintern. Grimmig musterte er seinen Sohn ehe er breit grinste. »Zähne«, sagte er gut gelaunt und deutete auf seinen Leichnam. »Es ist in Ordnung, es ist völlig in Ordnung, Du bist immer ein Teil von mir gewesen, nur so konnte ich einer von Dir werden mein kleiner Teku«.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro zog langsam das Tuch herunter und legte es zusammen und an das Kopfende. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete den schönen Körper seines Vaters, deutlich davon gezeichnet, wie die Schweine namens Ansgar und Davard ihn zugerichtet hatten.


    Kazrar
    Tekuro sieht einen Körper der von Stichwunden so verunstaltet ist, dass man die Wunden nicht zählen kann. Seine Meuchler hatten nach seinem Tod sogar so oft zugestochen, dass sich viele Schnitte überkreuzten und das Schnitt und Stichmuster Kreuze und Sterne bildete. Tekuro sah, dass man seinem Vater die Eier abgeschnitten hatte. Ein gerader, harter und brutaler Schnitt. Sie hatten ihn entmannt und den Schwanz der Länge nach in zwei Hälften geschnitten. Er sah aus wie ein zerstörtes Würstchen. Was die beiden für einen Hass auf diese Person gehabt hatten, wurde Tekuro überdeutlich, als er sah dass eine gewaltige, unheimlich dicke Salami seinem Vater wie ein überdimensionaler Dildo in das Rekum gerammt worden war. Für Sekunden wurde es dunkel in der Leichenhalle, ehe das Licht von Kazrar flackernd zurückkehrte.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro blieb äußerlich vorerst ruhig. Er nahm das zusammengelegte Leichentuch und legte es seinem toten Vater zwischen die Beine, um den Anblick zu verdecken. Er ging dabei nicht hektisch vor. Ganz bewusst bewegte er sich gemessen, auch wenn sein Herz raste. Er nahm sich anschließend Zeit, um den Rest des Leichnams langsam zu betrachten. Die Wunden ignorierte er, so gut es ging und konzentrierte sich auf Statur, Hautfarbe und Behaarung, um einen möglichst identischen Ersatz für Kazrar organisieren zu können.


    Kazrar
    Er sah einen durchtrainierten Arashikörper, Archibald hatte ihn nicht belogen. Rein von der Bemuskelung und dem Körperbau her, hätte Kaz sich längst die Zähne verdient haben müssen. Er war schlank, hatte ein breites Kreuz und eine schmale Hüfte. Er hatte kaum Körperbehaarung. Er hatte einen dunklen Hautton. Ein tiefes Braun, dass ein wenig ins Olivfarbene ging. Seine Hände waren stark und ausgeprägt, die Hände eines Schwert- und Faustkämpfers. Anhand der Hände sah Teku, wer ihn ausgebildet hatte. Die Finger von Arch sahen ganz ähnlich aus, man sah auch ihnen an, welche Kraft in ihnen wohnte. Er hatte Kazrar gut trainiert, er hatte sogar mehr getan, er hatte Kazrar voll austrainiert. Und Kaz musste ein fleißiger Schüler gewesen sein, denn sein Körper war nicht einfach nur trainiert, er war absolut definiert. Keinem Schönheitsideal unterworfen, sondern reiner, kämpferischer Effektivität, was seine Schönheit im Grunde erst richtig steigerte. Seine Fingernägel waren kurz und scharf, sie hatten nicht die Länge wie jene von Archibald. Sein Schritt musste einst dunkle Haare gehabt haben, denn Teku kannte die Schopfhaare seines Vaters. Aber nun war dort nicht mehr viel zu sehen, außer geronnenes Blut. Sogar seine Arme und Beine wiesen zahlreiche Stichverletzungen auf. Zu Lebzeiten musste er wirklich ein sehr schöner Mann gewesen sein und Teku wusste insgeheim, dass er vieles von seinem Vater geerbt hatte. Allen voran die Bemuskelung, dass schöne V und die gute Figur. Dennoch stand der Geist neben seinem eigenen Körper völlig fassungslos.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro prägte sich jeden Millimeter ein. Ungeachtet der schweren Wunden strich er seinem Vater über die Arme und über die Brust, ehe er schweigend verharrte, als würde er beten. Aber erbetete nicht, er unterdrückte das, was in ihm tobte, weil er sah, wie es Kazrar ging. Er sollte sehen, wie stark sein Sohn war, damit er sich nicht auch noch um ihn Sorgen machte. Er hatte genug mit dem Anblick seines Körpers zu tun. »Du warst ein sehr schöner Mann, Kaz«, sagte Tekuro. »Wir werden lange suchen müssen, um jemanden zu finden, der würdig ist. Ältester. Kannst du den Körper von meinem Vater kurz auftauen?«


    Ältester
    »Selbstverständlich, danach werde ich Euch für einige Zeit verlassen, ich muss hinab in den alten Tempel steigen, es gibt auch für mich noch einiges hier zu erledigen...«, sagte Dunwolf und gab die Leiche von Kazrar frei. Erneut klappte dabei sein Mund auf und der grauenvolle, nicht enden wollende Schrei erscholl von neuem. Auch diesmal endete er so abrupt wie er begonnen hatte. »Wir treffen uns vor dem Haus, bis später Jünger«, sagte der Älteste und schritt in die Finsternis davon die ihn nur zu bereitwillig zu verschlucken schien.


    Kazrar
    Kazrar schaute seinen Sohn an um nicht sich anschauen zu müssen. »Danke für das Kompliment. Ja, ich mochte mich auch. Ich habe meinen Körper geliebt und mit ihm geliebt. Nun und auch andere Dinge, aber dass... das ist Raserei... das war nicht nötig und wast steckt dort... ich kann nicht hingucken, was haben sie... ich meine... ich...«, sagte Kaz und schwieg flackernd.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Schau besser weg.« Tekuro legte das Tuch wieder beiseite und machte sich so vorsichtig, wie es möglich war, an dem nun weichen Körper zu schaffen. Von der Sache her war das unnötig, da die Zeit seiner Schmerzen vorbei war, aber alles in ihm forderte ihn dazu auf, ihn so zu behandeln, als würde er noch am Leben weilen. Eine Weile später hatte er die Salami entfernt und auf den Boden geworfen. Seine Finger waren blutverschmiert. Er legte seinen Vater so ordentlich hin, wie es ging. Dann holte er ein Tuch von irgendeinem anderen Toten, um ihn bestmöglich sauber zu tupfen. Er wickelte einen Streifen davon um das entzweigeteilte Fleisch. Wenn der Körper erneut gefor, würden die Hälften von allein zusammenbleiben. Der Rest des Tuches bedeckte den Unterkörper, als Tekuro die weiche Leiche fest umarmte. Sein Gesicht war verzogen von Qual und Liebe.


    Kazrar
    Kazrar beobachtete was sein Sohn dort tat und schaute stillschweigend mit unendlicher Dankbarkeit im Blick zu. Es gab keine Worte dafür was er empfand, Erleichterung, war nicht annähernd dass, was seine Gefühle ausdrückte. Er hatte die Schändung von ihm genommen, Kaz fühlte sich auf seltsame Art geheilt, obwohl jede Heilung für diesen Körper zu spät kam. Als Teku seine sterblichen Überreste umarmte, umarmte er als Geist seinen Sohn. Teku spürte wie die eisige Kälte durch seinen Körper sickerte, wie sie die Haut durchdrang, in sein Fleisch zog und sich bis auf die Knochen ausbreitete. Kaz schien ihn nicht wieder loslassen zu wollen oder zu können. »Danke«, war alles was er kaum hörbar hervorbrachte.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro antwortete nicht, aber der Geist von Kazrar spürte, was er empfand, als ein Stück von ihnen über die Haut des Lebenden eins wurde: ein nahezu unerträgliches Gemisch an innerer Qual, Hass auf die Mörder und Leichenschänder und unendlich viel Liebe zu diesem verstümmelten Körper. Tekuro legte sich dazu und zog die Arme des Körpers um sich. Mit geschlossenen Augen schien er zu schlafen. Bald begann er vor Kälte zu zittern und mit den Zähnen zu klappern. Das Blut des Toten bildete Kristalle und die Haut wurde fest.


    Kazrar
    Kazrar ließ seinen Sohn behutsam los und legte sich auf seinem eigenen Körper ab. Er versank aber nicht in diesen, sondern blieb oben auf liegen. »Tekuro, kleiner Wanderer, Du wanderst in die falsche Richtung mein Sohn. Du darfst nicht zurückgehen. Sagte der Älteste nicht, es ist eine Metapher? Schau auch hier gefriert es, wir müssen von hier fort. Du musst zurück zu den Lebenden, da gehörst Du hin. Ich habe alles dafür gegeben, dass es so kam und ich werde alles dafür geben, dass es so bleibt. Sogar meine letzte Essenz, wenn es Dich rettet Teku. Nur verabschiede Dich jetzt von diesem Leib, wie ich es einst musste. Und dann schaue in die richtige Richtung, schaue nach vorne, gemeinsam mit mir. Damit wir beide zurück kehren können in die Wärme, ins Leben. Ohne Dich bin ich dazu verdammt zu vergehen wie eine Wolke im Wind. Ich kann mich nicht lange halten. Aber selbst wenn unsere Reise missglücken sollte, ich möchte Dir eines sagen. Ich bin zutiefst dankbar dass ich Dich noch einmal sehen durfte. Das ich erfahren durfte, dass Du lebst, dass Du es geschafft hast, trotz allem. Oder gerade deshalb? Teku ich bin glücklich und sehr stolz auf Dich. Und ich liebe Dich von ganzem Herzen, auch wenn es nicht mehr schlägt«, sagte Kaz leise.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Ich liebe dich auch, Papa. Mach dir um mich keine Sorgen.« Tekuro setzte sich langsam und zitternd auf, schlug die Beine über den Rand und erhob sich. Er hatte blaue Lippen und war kreideweiß. Er legte den Leichnam wieder ordentlich hin, wobei er ihm die Finger über der Brust verschränkte. »Du hast Recht. Die Kälte holt mich noch früh genug zu dir. Aber eigentlich will ich dich wieder ins Leben holen, bevor wir irgendwann zusammen auf die andere Seite gehen. Ich kann hier nicht bleiben. Und Nori wartet auch.« Mit einem letzten Blick zog er das Tuch über den Körper, der seinem Vater 28 Jahre lang gute Dienste geleistet hatte. Sie würden einen Neuen finden, der Älteste hatte ihnen diese zweite Chance gegeben und Tekuro gedachte, sie bestmöglich zu nutzen. »Ich erspare dir, Arkan zu suchen. Der sieht wahrscheinlich nicht besser aus und der Älteste ist weg. Steifgefroren kann ich nix für ihn tun.« Sehr viel langsamer, als er in den Keller gestiegen war, mühte er sich wieder hinauf. Als er durch den Eingang ins Freie trat, erschien ihm das Licht der Sonne viel zu hell und zu heiß. Er setzte sich in einiger Entfernung vom Herrenhaus in das verwilderte gelbe Gras und wartete auf den Ältesten, damit sie zurück zu Archibald und den anderen kehren konnten.


    Kazrar
    Kazrar folgte seinem Sohn und verstand nur zu gut, warum er ihm den Anblick von Arkan ersparen wollte. Er würde es nicht ertragen, seinen Freund so zu sehen. Sich selbst so zu sehen, war hart genug, aber die verstümmelte Leiche von jemanden, den man liebend in den Armen gehalten hatte? Jemanden den man geküsst hatte? Er konnte allein die Vorstellung davon schon kaum ertragen, der Anblick wäre grauenvoll gewesen. Er folgte seinem Sohn und setzte sich neben ihn ins Gras. Kaz schaute in Fernen, die nur er sehen konnte und fühlte sich so schwach wie selten zuvor. Aber auch gereinigt auf unerklärliche Art und Weise. Er rutschte zu Tekuro auf und schaute ihn an. »Du warst das Letzte woran ich dachte, nicht er. Obwohl ich ihn liebte, warst mein letzter Gedanke Du bevor er mir die Kehle völlig durchschnitt und es dunkel wurde. Er war dort schon sicher lange tot. Er war ein guter Kerl, verrückt, überdreht, manchmal zu wild und etwas verpeilt, aber er konnte auch eine Seele von einem Mensch sein und er war mein Freund. Danke dass wir ihn nicht angeschaut haben«, sagte Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Erst holen wir dich zurück und dann ihn«, versprach Tekuro. »Der Älteste will ein Opfer dafür, dass er dich wieder leben lässt. Ansgar wird es sein, den er bekommt von mir. Und für Arkan werden wir uns Davard schmecken lassen - nachdem wir mit den beiden das gemacht haben, was sie mit euch anstellten. Lebend.« Er stand auf. »Dann sind wir alle beieinander. Du, Arkan, Archi, ihr die drei Väter. Nori, Arbo und ich, wir sind eure Kinder. Und bald wird es Enkel geben. Sie haben gedacht, sie können euch vernichten und uns mit euch. Aber sie werden es sein ... die diese Welt verlassen.«


    Kazrar
    Kazrar schaute zurück zum Haus. »Das hier war lange Zeit mein Leben und nun sind wir so weit fort von allem. Es ist als hätte es das alles nie gegeben. Ich fühle mich nah und so fern zu gleich. Nichts kann ich berühren, es ist als schaue ich nur alte Bilder an und erinnere mich. Aber so langsam glaube ich... ich bin die Erinnerung. Ich weiß nicht ob es je so sein wird, oder ob es nur ein Traum ist Teku. Ein schöner Traum, ein Traum jenseits dessen, was ich für möglich hielt. Ich klinge schon fast wie meine Beute... Aber mancher Schmerz lässt einen weich werden, er lässt einen auftauen«, sagte Kaz mit nicht zu deutendem Ton.


    Ältester
    Ein anderer Ton erklang dafür. Wieder dieses grauenvolle Kreischen und der Älteste stürmte an ihnen vorbei als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Der Leibhaftige war es nicht, sondern eine Rotte wilder, geifernder Düsterlinge die versuchten ihn mit den Zähnen und Klauen zu erwischen, aber der Älteste rannte was seine jungen Beine hergaben.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Nah, Papa, du bist nicht weich. Das da drin macht einen fertig. Aber wir haben alles getan, was ging. Wir holen dich zurück, wir holen Arkan zurück! Wir leben das Leben, dass die Schweine uns genommen haben. Als Familie.« Er zog seine Armbrust vom Rücken und ballerte auf die Düsterlinge. Nicht in wilder Raserei, diesmal zog er keine Salve durch die kleinen Dämonen, sondern zog den Abzug für jeden Bolzen einzeln. Er schoss mit einem absolut klaren Kopf und jeder Schuss war ein Treffer.


    Ältester
    Der Älteste warf sich um die Ecke und verschwand außer Sichtweite in Sicherheit, während die Düsterlinge im Hof von Tekuro so präzise wie von einem Chiraugen niedergestreckt wurden. Einer nach dem anderen hauchte keuchend und knurrend sein Leben aus. Es dauerte einen winzigen Augenblick, dann würde die Tür des Herrenhauses dermaßen aufgeschleudert, dass eine der Doppeltüren aus den Angeln flog und die andere schräg hängen blieb. »Wo ist mein verfluchtes Gefäß?«, kreischte der Älteste ohrenbetäubend und nahm schweben die Verfolgung auf.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Fluchend rannte Tekuro dem Jungen hinterher. Er war hervorragend in Form, wenn auch von der Kälte noch steif in den Gliedern, aber er war schnell. Er hoffte, dass er den Giftzwerg erblicken würde - denn dann war es fast sicher, dass er ihn auch fing, sofern der nicht einen extrem guten Trainingszustand oder überraschende Tricks auf Lager hatte.


    Ältester
    Kreischend stoben die Passanten auf der Straße auseinander wie ein wildgewordener Hühnerhaufen. Finger deuteten auf Robere und die Leute rannten um ihn herum, als stünde er in einem Sturm aus Menschen. Sie wuselten hier und dort, jeder versuchte an ihm vorbei zu kommen und alles schrie zeitgleich durcheinander. Aber Teku stellte fest, dass nicht er der Grund dieser Massenpanik war, sondern rechts neben ihm glühte sein Vater blau und links neben ihn pulsierte der Älteste mit leeren Augenhöhlen und wehendem Haar in schwarz-rot. Damit war die Panik erklärt, aber nicht beseitigt. Von Anwolf fehlte jede Spur.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Scheiße«, brüllte Tekuro außer sich und stieß die Passanten, die es nicht rechtzeitig schafften, ihm auszuweichen, beiseite, wie ein Bulle, der durch eine Menschenmasse rast. Bald schon musste er feststellen, dass Anwolf nicht mehr zu sehen war. Mit glasigen Augen blickte er sich um. Er blieb stehen. »Ältester ... wollt Ihr einen von denen hier nehmen? Die Auswahl ist gut. Und Papa ... vielleicht siehst du auch einen, den du erstmal benutzen kannst. Scheiße. Scheiße!«, brüllte er wütend.


    Ältester
    Der Älteste schwebte näher und Teku spürte eine ganz andere Kälte, eine Kälte die ihn zu verschlingen drohte, so etwas wie ein Grinsen rutschte über das Gesicht der uralten Kreatur. Die scheinbar leeren Augenhöhlen war gar nicht so leer, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte, absolute Finsternis wabberte in ihnen und Tekuro spürte wie er schwächer wurde, wie er in die Knie gehen musste, als hätte der Älteste ein Loch in seinen Körper geschlagen. »Du hast auf meine Jünger geschossen!«, donnerte der uralte Lich. »Wieso hast Du auf meine Jünger geschossen!?! WAS habe ich Dir gesagt? Du wagst es meinen Befehl in Frage zu stellen? Wie konntest Du das Deinem Gott antun? Weißt Du wieviele Flaschen übrig sind um mich in dieser gottverdammten Sphäre zu halten? Ich warne Dich Tekuro ohne Zahn, Du besorgst mir sofort ein neues magisches Gefäß oder ich werde etwas anderes verzehren und zwar Deinen Vater und Dich! Wir haben unser Wort gehalten und Du fällst mir dermaßen in den Rücken! Wir haben den Tod für Dich besiegt, wir haben unsere Energie... unsere begrenzte fleischliche Energie für Dich gebündelt.... waren wir nicht großzügig? Waren wir nicht gnädig? Waren wir nicht Gott genug für Dich? Und Du Tekuro tötest Deine Glaubensbrüder und lässt meinen Körper entkommen! Was ist los mit Dir? Bist Du ein Ungläubiger geworden? Verrate es mir, dann hebe ich unsere Vereinbarung auf und schicke Deinen Vater fort und zwar sofort!«, donnerte der Älteste mit einer Stimme nicht von dieser Welt. Die Straße hatte sich mittlerweile völlig geleert. Keine Menschenseele war mehr zu sehen, sogar die Tiere waren verstummt, angesichts der gewaltigen, unnatürlichen, magischen Bedrohung die in der Luft lag. Alles schien den Atem anzuhalten, sogar die Steine.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro wurde binnen Sekunden so schwach, dass er sich an einer Hauswand hinabrutschen ließ, bis er auf dem Boden saß. »Ihr könnt ... erstmal mich haben«, bot er mit schwacher Stimme an. »Damit Ihr nicht vergeht. Trinkt. Ihr seid Gott. Es tut mir leid. Behaltet Kazrar hier ... nehmt alles von mir, was Ihr braucht. Wir können in einem Tempel schauen nach Magiern ... oder in einer Akademie.«


    Kazrar
    Kazrar fiel vor dem Ältesten auf die Knie. »Nehmt alles von mir, ich bin schon tot, zehrt mich auf... aber ich flehe Euch an, lasst meinen Sohn leben. Er ist alles was ich habe, alles was ich je hatte. Mein Leben ist bedeutungslos Ältester, denn es ist längst vorbei. Ich bin nicht mal ein Schatten, ohne Eure Macht wäre ich nicht hier. Sie war geliehen, ein Geschenk Eurerseits, nehmt es zurück und verschont mein Kind, ich bitte Euch«, flehte Kazrar inständig.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Mir geht es gut«, schnaufte Tekuro und stemmte sich wieder auf die Beine. »Ich suche ... ich werde suchen.« Er bewegte sich an der Wand entlang auf der Suche nach einer Hauptstraße, die ihn zum Marktplatz führen würde, wo in der Nähe oft auch ein Tempel stand.


    Ältester
    Mit brennenden Augen starrte der uralte Lich wie ein Rachegott auf die beiden Seelen vor ihm herab. Er schien einen Moment wirklich zu überlegen, sich Kazrar einzuverleiben, aber dann wurden seine grauenvollen Gesichtszüge überraschend milde. Seine schwarzen Haare peitschten nicht länger im imaginären Wind, sondern umwogten ihn wie eine ruhige See, mit sanftem Wellengang. »Sterbliche.... meine Anhänger sind wenige und ich bin nicht ohne Gnade... ich vergebe Euch dieses eine mal... berücksichtigend, dass Ihr Kinder seid im Vergleich zu mir. Ihr seid ein Wimpernschlag in meiner immerwährenden Geschichte. ABER ihr werdet Wiedergutmachung leisten. Ihr werdet mir sofort ein neues Gefäß besorgen und zwar jetzt! Ihr habt keine Vorstellung davon, was es mich kosten würde mich aus der Tranzendenz zurückzureißen. Die Anker... nun was soll ich es erklären... Ihr versteht diese Vorgänge nicht... ein Tempel... zügig... Und Du Tekuro ohne Zahn, wirst mich so lange beherrbergen. Aber zweifele nie wieder an meinem Wort oder an meiner Gnade!«, sagte der Älteste ernst und schwebte ganz nah vor Teku. »Öffne Dich«, befahl er.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro blieb stehen und schaute den Ältesten dankbar an. »Sagt mir, wie ich mich öffnen soll. Ihr könnt mich haben.«


    Ältester
    Der Älteste zog fragend eine nachtschwarze Augenbraue hoch und trotz dem erst der Situation sah die Geste bei so einem Geschöpf tatsächlich witzig aus. »Öffne Deinen Mund so weit Du kannst und heiße mich willkommen, so wie es Anwolf tat«, lachte der Älteste leise kopfschüttelnd.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro gehorchte. Er öffnete seinen Mund, als würde er gähnen und dabei die Zähne zeigen.


    Ältester
    Der uralte Lich schwebte näher und Tekuro spürte wie sich Lippen so hart und rau wie Sandpapier auf seine pressten. Zuerst war es nur ein unangenehmes Gefühl, schroff, rau, rissig, widernatürlich, aber dann saugten sich diese eisigen Lippen an seinen fest. Unterdruck bildete sich in seinem Rachen, so dass er kaum noch atmen konnte. Etwas rann wie flüssiges Eis seine Kehle hinab und als Tekuro seine Augen auf den Ältesten fallen ließ, sah er wie sich dieser von unten nach oben auflöste... wobei das stimmte nicht. seine Gestalt sog sich in sich selbst hinein, krempelte sich auf links, so dass seine Nebelbeine, sein Unterleib, sein Bauch und sein Brustkorb in ihn hinein und durch seine eigenen Lippen in Tekuros Körper flossen. Je mehr sich in Tekuro vom Ältesten niederließ, je grausamer, reißender, schneidender und brennender wurden die Schmerzen in seinem Körper. Seine Kehle stand im Gefrierbrand, während sich sein Kopf so anfühlte, als stünde er in Flammen. Sein Magen fühlte sich an wie flüssige Säure. Mit einem letzten eisigen Hauch verschwanden die schwarzen Haare in Tekuros Mund und glitten seine Kehle hinab. Der Schmerz war dermaßen groß, dass er dafür keinen Ausdruck fand. Er fühlte wie falsch dieser Zustand war. Das es keine Berrechtigung, kein Recht darauf gab, dass zwei Seelen sich einen Körper auf diese Art teilen durften. Und er fühlte, dass er nur noch als Hausherr geduldet war, weil diese fremde, uralte Seele es duldete. Er spürte ihre Macht, schwarz und finster schien sie jeden seiner Gedanken wie ein Pilzgeflecht zu umwuchern, nebenartige Schwärze breitete sich in seinen Gedanken aus, als sich die Seele von Dunwolf häuslich in seinem Körper niederließ und es sich gemütlich machte. `Trage uns zum Tempel schnell. Wie Du uns weitergibst hat Dir unser Jünger Archibald gezeigt, nun zeige Du Dich würdig und halte Stand´, befahl der Älteste Tekuro mental.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro brauchte einen Augenblick, ehe er sich wieder von den abnormen Schmerzen erholt hatte. Das unangenehme Gefühl blieb, ein heftiger Druck auf seine Seele, als hätte er zu wenig Platz in seinem eigenen Körper. Seine Lippen waren noch immer eisig und würden es bleiben - er und der Älteste waren dort besonders fest miteinander verbunden. Das Gefühl der Schwäche war gewichen und obwohl ihm nicht gut war, fühlte er sich stark. Er blickte sich nach seinem Vater um und grinste ihn an. »Hat nicht wehgetan«, log er. Dann beeilte er sich, durch die Stadt zu gehen. Vermutlich wäre es am einfachsten gewesen, Kazrar zu bitten, etwas Abstand zu halten, damit die Menschen nicht vor ihnen flohen, aber er dachte ja gar nicht daran. Er packte sich den Erstbesten, den er zu fassen bekam, presste ihn am Hals gegen die Wand und ließ sich von ihm den Weg zum Tempel beschreiben. »Trink«, sagte er zum Ältesten, während er den Kerl anstarrte.


    Kazrar
    Kazrar lief neben seinem Sohn her und schaute ihn etwas ungläubig an. Es hatte nicht gerade so ausgesehen, als wäre die Prodzedur nicht schmerzhaft. Es war ein grauenvolles Schauspiel, dass sich vor seinen Augen abgespielt hatte. Wie ein Wurm der in sich selbst hineinkroch, durch sich hindurch kroch und seine eigene Substanz per Mund zu Mundfütterung in seinen Sohn sickern ließ. Der schlimmste Anblick waren jedoch die Haare wie sie in dem Schlund seines Kindes verschwanden. Kaz konnte es nicht benennen, aber eine tiefe Urangst hatte von ihm Besitz ergriffen was Tekuro anging. Niemand legte sich mit Archibald an, dass wusste er. Aber Kaz wusste auch eines, er würde sich sogar mit einem Gott persönlich anlegen, wenn dieser seinem Sohn schadete. Grimmig schaute er zu, was Tekuro dort tat, während der Mann in den Klauen seines Sohnes binnen Sekunden vor seinen Augen zu altern schien. Kazrar starrte Tekuro an und wusste nicht, was er davon halten sollte. Er spürte eine seltsame Macht, wie ein Sturm der ihn davontragen wollte, doch dann war dort eine unsichtbare Mauer, die ihn abblockte. Er wurde nicht in dieses Etwas gezogen, dass er nicht einmal sah. Dem Mann der ihnen gerade noch den Weg beschrieben hatte, erging es anders. Er hatte nicht soviel Glück. Als Tekuro ihn losließ war aus dem einst jungen Mann ein uralter Greis geworden, der sich nur noch mit Mühe und Not am Leben erhielt.


    Ältester
    »Zum Tempel!«, befahl der Älteste gestärkt mit Tekuros Lippen und gab per Drängung den Weg vor. Tekuro spürte die Ungeduld wie seine eigene, der Älteste benötigte dringend einen neuen Fleischtempel, sonst würde es ihn innerlich zerreißen. Nun nicht seinen Körper, aber seine Seele hatte dem Besatzer nichts entgegenzusetzen. Dabei spürte Tekuro dass sich dieser bewusst friedfertig verhielt um ihm nicht zu schaden. Was also musste Wolfi empfunden haben? Der Schrei bekam schlagartig eine andere Bedeutung. »Tempel!«, drängte der Älteste.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro trat erschrocken zurück. Er starrte das gealterte Gesicht an, die Falten. Und fühlte, wie der Lich in ihm noch stärker geworden war. Er spürte dessen enorme Macht und wie sie an seiner eigenen Seele riss. Tekuro war zäh und durch eine harte Schule gegangen. Er würde alles tun, was getan werden muss. Sein Gesicht nahm den üblichen harten Ausdruck an und er blickte zu seinem Vater herüber. »Das tue ich für dich«, sprach er mit einer sanften Stimme, die nicht zu seiner Mimik passte. »Und wenn zehntausend auf die Weise draufgehen.« Er würdigte den zerstörten Mann keines Blickes mehr und marschierte zu dem Tempel, in dem gerade eine Andacht stattfand. Mit beiden Händen stieß er die Tür auf und stand im Lichtschein. Seine Gestalt warf einen riesigen schwarzen Schatten in den Saal. Als er durch den Mittelgang schritt, schien der Schatten noch zu wachsen. Er hielt zügig auf den Altar zu, wo ein Ainuwarpriester eine Messe hielt und gerade über mathematische Verhältnisse in der Natur sprach. »Magier?«, fragte er beim Marschieren und die Frage richtete sich sowohl an den Priester als auch an den Ältesten.


    Ältester
    `Ein wundervolles Gefäß, übertrage mich. Küss ihn, so dass ich umziehen kann. Damit ist Dir und Deinem Vater Dein Versagen im Hof vergeben´, erklärte der Älteste von Seele zu Seele. Tekuro spürte wie sich die Macht in ihm sammelte, wie sie anfing vor Ungeduld zu brodeln. Einer Raubkatze gleich, die bereit war für den Sprung auf ihre Beute.


    Kazrar
    Kazrar starrte seinen Sohn an, ja das tat Tekuro alles für ihn. Was er alles erdulden musste wegen ihm und nun auch noch für ihn. Er war ein lausiger Vater, er war wirklich nur ein erbärmlicher Feigling der zu nichts in der Lage war, als ständig davonzulaufen und sich neue Ausreden auszudenken, warum er nicht allein sein durfte. Oh es war so einfach, weil er nicht allein sein konnte. Dafür hatte er Ansgar und Davard leiden lassen, dafür hatte er Archibald angelogen. Frei nach dem Motto - sei schlau, stell Dich dumm. So war er an seinen Zähnen vorbeigeschrabbt, hatte sich niemals sie Zähne verdient. Hatte nie genug Biss gezeigt um sich den Status eines Jägers zu verdienen. Und nun musste sich sein Sohn für ihn durchbeißen, weil er es nicht mal als Toter schaffte, genug Mumm aufzubringen. Er fühlte sich erbärmlich. Flehentlich schaute er Tekuro an, die Angst in seinen Augen sprach Bände. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Tekuro von ihm angeekelt abwandte. Dessen war er sich sicher, Kazrar hatte so große Angst wie niemals zuvor im Leben.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro, war bereit, nach dem Priester in der schwarzen Kapuzenrobe zu greifen - doch er hielt mitten in der Bewegung inne. Seine Finger waren ausgestreckt nach der Kehle des Priesters, doch sie berührten ihn nicht. Er spürte den Blick Kazrars auf sich ruhen, senkte die Hand und drehte sich zu ihm herum. Um sie herum schrien die Gäste, stolperten übereinander, als sie zum Ausgang stürmten. Für Tekuro hatte nichts davon eine Bedeutung, als er Angst und Trauer in den Augen seines Vaters erkannte. »Papa?«, fragte er in höchstem Maße besorgt.


    Kazrar
    Kaz schwebte verzweifelt näher. »Bitte hasse mich nicht, bitte Teku... ich bin schwach... ich weiß... ich werde es wieder gut machen. Bald, sehr bald. Ich habe nie den Mut irgendetwas allein durchzustehen, denn ich kann nicht allein sein... ich bürde Dir alles auf. Ein Leben, ein einsames Leben! Und ich selbst kann keine Minute allein ertragen. Und nun kämpfst Du meinen Kampf, Du mein Kind, ist es nicht Aufgabe des Vaters seinen Sohn ein Leben zu ermöglichen? Ich versage, jeder einzelne Schritt ist ein Versagen Tekuro... selbst als Mensch habe ich versagt... schau mich doch nur an! Ein verlogener Hasenfuß, ich habe die Zähne wirklich nicht verdient, da ich sie innerlich ablehnte. Die Zähne bedeuten sich durchs Leben beißen, notfalls allein. Ich habe nicht mal genug Biss um es zuzugeben vor meinem Meister. Ich hatte nicht mal genug Biss um ihm zu sagen, warum ich bei ihm bleiben wollte. Und ich hatte nicht mal genug Biss Dich vor mir zu beschützen. Der schwächliche Kazrar ist kein Mythos, er ist war. Ich bin ein Wurm, der einen Sohn wie Dich gar nicht verdient hat. Und ich jammere Dir hier die Ohren voll, voller Selbstmitleid und Angst Dich zu verlieren. Aber wie es Dir geht... das habe ich nicht gefragt. Gib ihn weiter Tekuro und verzeih mir meine Angst, ich hatte nichts und alles was ich wollte war Dich... », stöhnte der Geist flackernd.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Wie könnte ich dich hassen, du bist mein Vater! Ich hab mir nichts sehnlicher gewünscht, als dich kennenzulernen und zu erleben, wie du mich als Sohn willkommenheißt. Dass wir uns umarmen und nie wieder auseinandergehen. Dass alles nur ein dummes Missverständnis war, wie ich ins Waisenhaus kam. Gleichzeitig war ich sicher, dass es nur der dumme Wunschtraum eines überflüssigen Kindes war. Dass du hier bist, wenn auch als Geist ... es bedeutet mir alles. Ich würde für dich beide Monde vom Himmel schießen und die Stürme anrufen, dass sie die Sonne verfinstern und Asamura für immer in Finsternis hüllen, ich würde die Sturmfluten beschwören und ohne zu zögern das Land leerfegen lassen, wenn dich das nur bei mir hält! Papa, ich kann so wenig allein sein wie du. Meine Gefühle sind völlig unwichtig. Wichtig bist du. Und du wirst es Archibald sagen, wenn du bereit bist und wir wieder bei ihm sind.« Tekuro marschierte ohne zu zögern an den Priester heran, griff in die schwarze Kapuze und riss ihn an der Kehle an sich heran. Brutal drückte er ihm die Lippen auf den Mund. Er küsste ihn hart und intensiver, als es hätte sein müssen.


    Kazrar
    »Du weißt nicht, was mir diese Worte bedeuten... Du hast keine Vorstellung davon Tekuro kleiner Wanderer... in unserer Welt zählt nur Härte, Unnachgiebigkeit, Entschlossenheit... aber das war ich nicht. Das war ich bewusst nicht um bei ihm bleiben zu dürfen. Du verstehst mich, Du bist mir näher als ich es je für möglich hielt.... Deine Härte ist eine Maske Tekuro und ich Danke den Ältesten dafür, dass Du nur eine Maske trägst. Meine Maske heißt Unfähigkeit... denn fähig, ja fähig war ich. Du hättest mich mit Arkan kämpfen sehen sollen mein Sohn. Du wärst stolz gewesen.... aber ich durfte es nicht zeigen... Dir werde ich alles beibringen, ich schwöre es Dir und wir beide werden für immer zusammenbleiben. Gleichgültig was noch kommt... ich schwöre es!«, sagte Kaz vehement und der Geist hatte schlagartig eine ganz andere Ausstrahlung. Sogar sein blau war tief und satt.


    Ältester
    Tekuro spürte wie ihm speiübel wurde. Die geballte Macht die sich in seinem Körper wie ein tosender Sturm zusammengebraut hatte, verließ ihn nun wie ein Würgen. Wieder dieses seltsame Gefühl von unten herauf. Nun aber hinaus, je mehr der Älteste ihn verließ um so leichter wurde ihm ums Herz. Seine Gedanken klärten sich, Licht und Luft hielt wieder Einzug in seine Seele und in seinen Körper. Als letztes verließen seinen Rachen die schwarzen Haare. Rau und flusig fühlte sich sein Hals noch einen Moment an und Tekuro musste sich wirklich übergeben. Dabei sah nun er wie der lange Haarschopf im Rachen des Priesters verschwand, während dessen Schreck- und Schmerzgeweitete Augen geradezu überquollen. Die Adern in den Augen platzten, Tränen aus Blut liefem ihm die Wangen entlang herab als sich die Augen nachtschwarz einfärbten. Ungelenkte, groteske Bewegungen führte der Priester aus, so als wollte der Älteste ein Kleidungsstück geraderücken. Die starrenden Augen blinzelten, dann kehrte Ruhe in den Körper ein. »Ahhhhhh.... jaaaaaaaaaaaa..... so ist es.... besser...«, gurrte der Älteste.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Keuchend richtete Tekuro sich wieder auf und putzte seinen Mund ab. Er überprüfte mit einem Blick, ob der Älteste seinen Platz gefunden hatte und an den schwarzen Augen erkannte er, dass er einen neuen Tempel sein Eigen nannte.
    Die Worte seines Vaters rührten tief an Tekuro. Er schwieg und ließ sie auf sich wirken. Er selbst hatte ebenso noch nie jemandem gesagt, dass er ihn brauchte. Er war sicher, dass Boldiszàr wusste, wie sehr sie einander brauchten, aber sie sprachen nicht darüber. Sie zeigten es, indem sie füreinander einstanden. Sein Vater war der erste Mensch, dem er seine Zuneigung verbal beichtete. »Papa, ich freu mich so drauf, von dir zu lernen! Wir zwei reißen Asamura aus seinen Angeln! Ich bin stolz auf dich, unsagbar stolz. Wir beide sind Skorpione, nur dass du deine Scheren absichtlich stumpf gehalten hast. Sie werden scharf sein. Du siehst noch schöner aus ... ganz dunkelblau. Und sieh, der Älteste ist wieder unter uns in einem neuen Fleischtempel.« Tekuro verneigte sich vor dem Wesen, dass ihm Kazrar beschert hatte. »Was ist Euer nächstes Begehr?«


    Kazrar
    »Ich möchte Dir gerne die Heimat zeigen, dass ist mir so wichtig, damit Du Deine Wurzeln kennst Tekuro. Kein Baum kann einem Sturm standhalten ohne Wurzeln. Schöne Blüten sind Beiwerk, Blätter nützen Dir auch nichts, Du brauchst starke, feste Wurzeln mein Sohn und diese möchte ich Dir schenken. Und ich werde mir meine eigenen Wurzeln zurückholen. Dabei können ruhig ein paar weiße Köpfe rollen«, grollte Kazrar.


    Ältester
    Der Priester leckte sich über die Lippen und schaute sich im Tempel um. »Schauen wir doch mal ob wir die eine oder andere Seele finden«, lachte er finster und machte sich auf die Suche nach etwas »Essbarem«.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Wir reisen zu zweit nach Arashima, sobald Ansgar tot ist und der Älteste seinen Blutzoll erhalten hat. Dort suchst du dir einen Körper aus, der zu dir passt. Wenn du einen gefunden hast, bitten wir den Ältesten, dich darin zu verankern und den alten Besitzer rauszuschmeißen. Wir nehmen uns in die Arme und sind nie wieder getrennt, nie wieder. Anschließend ist Arkan an der Reihe. Ich hol ihn für dich zurück, du musst dir darum keine Gedanken machen. Du kannst dein neues Leben einfach genießen. Überleg dir nur, ob du Archibald vorher sagen willst, was es zu sagen gibt oder dann erst. Sag mal ... hätte Arkan mich gemocht? Der wäre ja mein zweiter Vater, wenn ihr ein Paar wart. Mutter war nur eine Leihmutter. Also wäre ... er meine ... eigentliche Mutter?«


    Kazrar
    »Wie soll ich Ansgar als Geist bestrafen Tekuro Chud? Wie? Wir benötigen den Körper vorher, sonst kann ich Ansgar nicht in den Arsch treten! Das geht doch nicht, ich trete durch und er... Scheiße der Kerl ist ein Nekromant!«, stöhnte Kazrar. »Arkan war mein Partner, mein Geliebter, mein Mann Tekuro. Er wäre Dein Vater und Deine Mutter in einem gewesen. Und er hätte sich auch um Dich gekümmert, aber er verließ mich nicht. Ob er Dich gemocht hätte? Er hat Dich geliebt! Hätte... frage so etwas nicht mein Sohn, er hielt Dich in den Armen, er küsste Deine Stirn, er wünschte Dir alles Gute, er... sagte Du hast meine Nase... klein und spitz... vermutlich wirst Du sie auch in alle Dinge stecken die Dich nichts angehen... Seine Worte Tekuro... Ich werde nicht zu Archibald zurückkehren ohne einen Körper der handeln kann. Sonst müssen wir hier in dem Arashibezirk suchen. Wie soll ich als Leuchtkugel kämpfen?«, sagte Kaz mürrisch.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Du meinst, er hätte mich aufgezogen ... aber nicht um den Preis, dich dafür zurückzulassen? Scheiße, ich lieb den schon jetzt. Wir wären so eine klasse Familie. Stattdessen kehre ich zurück und ... alle sind tot. Aber nicht mehr lange. Du hast recht. Wir müssen aufhören. Wir suchen gleich hier vor Ort einen Körper für dich. Der Älteste ist ein Gott. Wenn wir später einen besseren Leib für dich finden in Arashima, dann wird er dir helfen, zu wechseln. Dann werden wir Ansgar mehr als nur in den Arsch treten.«


    Kazrar
    Kazrar grinste böse. »Oh ich denke Ansgar wird sich noch sehr gut erinnern, was man sonst noch so mit seinem Arsch machen kann...«, grinste der Geist diabolisch. »Lies es nach Tekuro, ich schrieb es als meine Gefühle noch frisch waren. Du wirst ihn in den Büchern kennenlernen und Dir Dein eigenes Bild von Arkan machen«, sagte Kaz. »Und ja, Du würdest ihn ganz bestimmt lieben, er liebte Dich von dem ersten Moment an wo er Dich auf dem Arm hielt. Denn Du warst mein Sohn, der Mini-Kaz mit der viel zu spitzen Nase...«, lachte Kazrar wehmütig.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Dir gebührt die Rache. Wenn du erlaubst, mag ich der Sau danach ebenfalls meine Meinung zeigen. Er wird bekommen, was er meinte, deinem Leichnam antun zu dürfen, bei vollem Bewusstsein. Jedes Detail davon. Die Bücher von dir, sie sind in Sicherheit, in meinem Quartier im Palast. Erzählst du mir heut Abend von Arkan und dir, wenn ich mich hinlege? Von eurer besten Zeit. Ich hab heut so viel Schlechtes gesehen. Ich möchte einschlafen mit deiner Stimme in den Ohren.«


    Kazrar
    Kaz schaute Tekuro glücklich an. »Sehr gerne, es freut mich, dass Du Dich auch für Arkan interessierst. Ich werde Dir gerne von ihm erzählen, denn ich erinnere mich gerne an ihn zurück. Du sollst mit meiner Stimme und meinen Erinnerungen einschlafen Tekuro. Du solltest Ansgar nicht gleich töten, Du solltest ihm den Skorpion zeigen, so wie ich es tun werde und zwar mit intaktem Stachel und nicht mit gespaltenem. Oh und erinnere mich daran ihm eine Salami zu kaufen!«, knirschte er mit seinen Geisterzähnen.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    »Er kriegt mehr als nur den Stachel. Er kriegt zwei und alles, was er dir sonst noch gab, nur umgekehrt. Dich verstümmelte er, nachdem er dir den Kopf abgeschnitten hatte - für ihn wird dies erst das Letzte sein, was er erlebt. Dein Sohn musste sehen, was er mit deinem Leichnam getan hatte. Er selbst wird zusehen dürfen, wie ich das selbe mit seinem lebenden Sohn tun werde, ehe er selbst an der Reihe ist, sollten wir den Kleinen noch mal kriegen. Ansgar bekommt alles zurück, was er uns antat.« Tekuro merkte, dass er geil wurde bei der Vorstellung. Er grinste genüsslich. »Lass uns mal schauen, ob der Älteste uns was übrig gelassen hat.«


    Kazrar
    Kaz musterte seinen Sohn. »Wenn wir seinen Sohn nicht bekommen, dann bekommen wir seinen kleinen Bruder, der ist zudem nicht annähernd so wehrhaft wie Ansgar, dass kann ich Dir versichern. Er schreit nicht einmal, er war absolut gehorsam. Aber vielleicht bekommen wir auch beide, denn war der Kleine nicht bei seinem Onkel?«, grübelte Kazrar. »Nun warum solle Ansgar nicht so nett sein und uns alle auf einen Besuch empfangen? Einem nach den anderen? Das dürfte für ihn doch kein Problem sein. Er ist uns noch etwas schuldig«, sagte Kaz und nickte zustimmend. »Wer weiß wo der Älteste geblieben ist. Der kleine Hosenscheißer hat uns ganz schön verarscht. Also der Junge, nicht der Älteste«, lachte Kaz.


    Robere Tekuro Chud-Moreau
    Tekuro grunzte. Es war nicht herauszuhören, was dieses Geräusch ausdrücken sollte. »Wenn es nach mir geht, büßen sie alle, einer nach dem anderen. Je mehr, desto schlimmer für Ansgar, desto besser für uns.« Er starrte ins Dunkel, wo der Älteste in den Tiefen des hinteren Tempelgewölbes verschwunden war. »Komm, wir sehen mal nach dem Rechten. Hab dich lieb, Papa.«


    Kazrar
    Der Geist ließ seinen Sohn vorgehen und strich ihm über die Schulter. »Ich Dich auch mein Kleiner. Lass uns den Ältesten holen und auf Körperfang gehen«, grinste er gut gelaunt. »Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll, es klingt alles so unwirklich. Aber das ich hier bin ist schon unwirklich genug«, sagte Kaz glücklich.

    "Not all those who wander are lost."
    J.R.R. Tolkien