Patrice Vertcuis
Unter der Führung von Palaisin Massimo bewegte sich Unitè B in Richtung Norden. Ihr Ziel war die Gewitterfeste der Duponts, um dort den Beißern aufzulauern. Patrice nahm jedoch einen anderen Weg. In einem günstigen Moment setzte er sich ab und ritt in einem Gewaltritt nach Süden. Niemand von seiner Einheit wusste, warum er auf einmal verschwunden war und wohin er unterwegs war. Sie würden ihn auch nicht mit einem Geistmagier finden. Er konnte seinerseits jedoch auch nicht auf magische Unterstützung zugreifen und musste sich ganz auf die Informationen von seinem Orden, aus der Bevölkerung und seinen eigenen Ermittlungen verlassen, als er die vermutete Reiseroute der Beißer ermittelte und in Goldfels auf sie wartete. Diese Stadt war mit großer Wahrscheinlichkeit eine ihrer Zwischenstationen und hier würden sie rasten. Er suchte sich das bekannteste Gasthaus aus, welches der zentralen Lage und der günstigen Preise wegen jedem Reisenden empfohlen wurde, nahm sich dort ein Zimmer und wartete. Jeden Tag horchte er sich in der Stadt um, verbrachte viel Zeit auf den Umschlagplätzen der Fuhrwerke und den Hauptstraßen. Abends saß er draußen vor dem Gasthaus an einem der Tische, von wo aus er einen guten Blick auf die eintreffenden Gäste hatte, so auch heute. Bei einer leckeren Brotzeit mit einer Zusammenstellung einheimischer Wurstspezialitäten und einem leichten Bier ließ er sich sein Abendbrot schmecken, während er aufmerksam das Geschehen beobachtete.
Archibald von Dornburg
Die Nacht war heraufgezogen und ebenso die restliche Gruppe der Beißer, was den Aufenthalt in Goldfels anbelangte. Sie erreichten den Marktplatz und Archibald blieb einen Moment lang stehen um die Szene zu überblicken. Die Nachtwächter gingen bereits ihre Runden, aber keiner würdigte sie eines Blickes. Wie auch? Sie standen noch in den Schatten, waren damit verschmolzen, so wie er von klein auf lebte. Nach einem erneuten Blick der einmal über den Marktplatz schwenkte, trat er aus den Schatten heraus wie ein Raubtier auf eine Lichtung. Nur war das Raubtier momentan satt und führte sein Rudel in einem fremden Gebiet zu ihrer zukünftigen Behausung. Goldfels, hier würde aller Wahrscheinlichkeit nach der Älteste aufschlagen, da es sich von der Route her anbot. Sie würden warten, so wie er stets gewartet hatte. Geduldig, lange, aber nicht ewig. Dann würde er seinen Weg fortsetzen, notfalls sogar allein. Arch überschaute seine Gruppe - Nori, Nathan und Nutzlos - also Arbogast. Er nickte minimal Richtung Gasthaus und ging vor, wohlwissend, dass ihm seine Leute folgen würden. Er setzte sich draußen an einen der freien Tische und deutete seinen Leuten an, sich zu setzen. Während die anderen in die Karte schaute, schaute er nach Robere und seinem Gott.
Nathan
Nathan schlich nicht. Er spazierte bestens gelaunt durch die Nacht und wann immer Archibald es zuließ, grabschte er nach dessen Hand oder nestelte an seiner Kleidung herum. So setzte er sich auch jetzt neben ihn auf die Sitzbank und schmuste ihn mit seiner Pobacke an. Er bestellte sich eines seiner Lieblingsgerichte, Riesengarnelen mit Zitrone und Petersilie, aber ohne Knoblauch. Dazu trank er einen Kirschsaft.
Archibald von Dornburg
Archibald legte einen Arm um Nathans Schulter und küsste ihn auf den Hals. »Wie lange benötigen wir von hier zu Fuß nach Cantillion? Auf dem schnellsten Weg und auf dem akutellsten Weg? Welche Reiserute wird dafür gewählt Nathan? Wir müssen uns mit unseren Leuten treffen und wir können nicht ewig warten. Ich werde dem Ältesten Botschaften hinterlassen, aber ich muss sichergehen, dass er auch den Weg nimmt, den wir nehmen. Was isst Du da für eine schräge Kombi sag mal«, lachte Arch leise und kraulte Nathan liebevoll den Nacken.
Nathan
»Aber das schmeckt, Archi«, fand Nathan und pellte den riesigen Shrimp der Garnele aus seinem Panzer. Das Fleisch knackte saftig, als er davon abbiss. Vor lauter Genuss verdrehte Nathan die Augen. Er hielt Arbogast die nicht angeknabberte Seite von dem Shrimp vor den Mund. »Koste mal, das ist richtig gut!«
Arbogast
Arbogast nahm Nathan vorsichtig den Shrimp aus der Hand und steckte ihn sich in den Mund. Er kaute probeweise darauf herum. »Er schmeckt ziemlich matschig, aber der Geschmack ist nicht schlecht. Ich bleibe aber lieber bei meinem Essen«, sagte Arbo und aß schlichte Nudeln mit Soße. Die Shrimps sahen ihm verdächtig nach Insekten aus, rosa farbene Insekten, passend zu Nathan. Wie dieser kleine Wicht an seinen Vater gekommen war, wollte Arbo nicht in den Kopf. Vor allem, dass Arch ihn zu achten schien, aber seinen Sohn nicht. Was konnte dieser Nathan? Jemanden zu Tode sägen mit seinem Gesang? Arbo wollte es lieber nicht herausfinden. Er nahm einen großen Schluck von seinem Bier und musterte Pattrice am Nachbartisch. Der Mann sah aus, als könnte er wunderbar blasen.
Patrice Vertcuis
Patrice tat, als wäre er überrascht, als die kleine Gruppe ihn bemerkte. Er setzte sich samt seinem Essen und dem Bier zu ihnen an den Tisch. »Nathan, so eine Überraschung«, begrüßte er den Diener. Der blinzelte und versuchte, sich an ihn zu erinnern. »Patrice von der Leibgarde«, half er ihm auf die Sprünge und reichte Nathan eine Hand.
Nathan
Nathan nahm sie zaghaft in seine weichen Fingerchen und schüttelte sie vorsichtig. Dann ging dem Diener ein Licht auf. »Ach, du bist Patti«, rief Nathan erfreut. »Du bist ein Freund von Robby!« Alle Zweifel waren vom Tisch. Nathan stellte ihm alle Anwesenden mit ihren vollständigen Namen vor. »Das ist Chevalier Archibald von Dornburg, mein Freund. Und das sind seine Kinder Nori und Arbogast.«
Archibald von Dornburg
Archibald musterte Patti ausgiebig und verlor kein Wort darüber, dass Nathan ihn mit kompletten Namen vorgestellt hatte. Früher, in einem anderen Leben, wäre das vielleicht ein Problem gewesen. Aber heute nicht mehr. Er war kein Mensch mehr, er war weit darüber erhaben. Kasimir hatte ihn zu einem Vampir erhoben und er selbst hatte seinen Gott vor der Verbannung bewahrt. Dennoch waren die Masken der Feinde vielfältig und zahlreich. Als er jedoch hörte, dass dies ein Freund von Robere war, entspannte er sich etwas. Er überlegte, ob der gute Patti vielleicht auch sonderbare Essgewohnheiten hatte, wenn er mit Robere befreundet war. Man durfte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber eine kleine Kostprobe konnte nicht schaden. Neugierig schaute er auf Pattis Teller. »Hallo und willkommen in unserer Runde... Freund von Robere. Was gibt es denn bei Dir Gutes zu essen?«, fragte Arch freundlich und schmunzelte Pattrice an.
Patrice Vertcuis
»Das ist Sauerteigbrot, dazu gibt es Presssack, wo ich nicht genau weiß, was da alles drin ist, ich glaube, das sind hauptsächlich Innereien. In dem weißen Presssack scheint viel Fett drin zu sein und der rote schmeckt nach Blutwurst. Aber es schmeckt und so muss nichts weg.« Er pickte ein Stück Presssack zusammen mit einem Stück Brot auf die Gabel und steckte es sich in den Mund. Er schob den Teller etwas in die Mitte, zum Zeichen, dass gekostet werden durfte.
Archibald von Dornburg
Archibald nahm sich ein Stück von dem roten, der scheinbar Blutwurst war. In welcher Form er Blut zu sich nahm, war ihm gleich. Zur Not konnte auch Tierblut getrunken werden, dass hatte ihm Kasimir verraten. Aber ausprobiert hatte Archibald es bis dato nicht. Und Blutwurst war nichts weiter als geronnenes Blut mit Gewürzen, so hatten sie es im Zirkel hergestellt. Er ließ sich das Stück im Mund zergehen und schmeckte nach. Schwein, Blut vom Schwein und sehr lecker. Hunger auf Blut machte sich in seinen Eingeweiden breit und sein Magen knurrte vernehmlich. Er musste wohl doch bald auf Jagd gehen. »Ziemlich lecker die Blutwurst. Du bist also einer von Roberes Freunden. Robere ist auch einer unserer Freunde, privater Natur versteht sich. Wie steht ihr so zueinander?«, fragte Arch mit unschuldigem Blick. Das war also der besagte Pattrice mit Schmollmund und Knackarsch. Einen Schmollmund hatte der Gardist, daran bestand kein Zweifel, auf dem Hintern saß er gerade, so dass Arch die Beschreibung von Robere nicht überprüfen konnte. Wobei Robere für ihn Tekuro war. Robere war ein Name der unbedeutend war, denn er wurde nicht mit dem Herzen vergeben. Tekuro war nicht nur ein Name, er war eine Aussage, er war eine Liebeserklärung von einen Vater an seinen Sohn. Arch musterte kurz Arbo, ehe er wieder Patti in den Blick fasste. »Was ist Deine Aufgabe bei der Garde? Ihr seid doch ganz sicher ähnlich strukturiert wie ein Stab oder?«, fragte Arch und nahm sich noch ein Stück Blutwurst.
Patrice Vertcuis
»Bedien dich nur«, bot Patrice an. »Mir schmeckt der rote Presssack ohnehin nicht so gut. Robby ist mein Ausbilder, ich wurde ihm zugewiesen. Ob wir wirklich Freunde sind, wie Nathan sagt, weiß ich nicht, aber wir kommen gut miteinander aus und ich schätze Robby.« Nebenbei registrierte er, dass Archibald Robere bei seinem realen Namen nannte, den dieser verabscheute. Ihr Verhältnis war also vermutlich wenig emotional, sondern eher pragmatischer, vielleicht geschäftlicher Natur. »Und was hat euch hierher verschlagen?«, fragte er und naschte eine saure Gurke. Er nahm sie zwischen die Finger und lutschte die würzige Flüssigkeit herunter, ehe er abbiss und sie verzehrte. »Die Leibgarde ist unterteilt in vier Unitès, ich bin bei der B. Jede Unitè wird von einem Coutilier geführt und alle gemeinsam vom Palaisin. Ich habe momentan noch keine spezialisierte Aufgabe, nur den normalen Dienstalltag zu lernen.«
Archibald von Dornburg
»Mich hat schlichtweg mein Herr hierher geführt. Mein Herr war Dunwin von Hohenfelde und Linhard von Hohenfelde hat mich samt dem dazugehörigen Stab geerbt, wenn man so möchte. Ich bin der erste Mann in seinem Stab, am Hofe lernte ich Robere kennen. Was Linhard tatsächlich hierher verschlagen hat, sind Familienangelegenheiten, die mich ehrlich gesagt nicht im Geringsten interessieren. Befehle werden befolgt und nicht hinterfragt...«, schmunzelte Archibald und aß in aller Ruhe den roten Presssack auf. »Nun ich denke, wenn sich Robere die Mühe macht, Dich auszubilden, wird dort wesentlich mehr dahinter stecken als ein einfaches Dienstverhältnis. Man bildet jemanden aus, damit er flügge wird und auf eigenen Beinen stehen kann. Jemand, der einem gleichgültig ist, kann man nichts ausbilden. Man kann es versuchen, aber der Versuch wird scheitern und Du sieht nicht danach aus, als wäre irgendwas an Dir gescheitert Pattrice. Ganz im Gegenteil...«, säuselte Archibald, ehe er in die Finsternis starrte und dann sein zähnefletschendes Raubtiergrinsen grinste. Patti der den Anblick einer solchen Kauleiste nicht gewöhnt war, wurde dabei vermutlich ganz anders. Wie den meisten Personen, die das erste Mal einen Blick auf Archibalds Zähne erhaschten.
Patrice Vertcuis
Tatsächlich hörte Patrice auf, seine Gurke zu lutschen und starrte Archibald fassungslos auf den Mund. Ihm war bekannt, dass der Mann ein Vampir war und er fragte sich, ob dies ein Nebeneffekt der Verwandlung war. Um seine Nervosität zu überspielen, zerschnitt Patrice den zweiten Presssack in lauter Würfel. »Ähm ... also ich hoffe doch, dass er mich ein bisschen mag. Sonst wäre das ungünstig.« In dem Moment traten drei weitere Personen an den Tisch - und eine davon war Robere.
Ältester
Ein Ainuwarpriester betrat den Marktplatz, in seinem Gefolge zwei Arashi. Auch wenn es nicht mehr der Körper war, der losgezogen war um sich an was auch immer zu laben, Arch erkannte ihn sofort. Und hätte er noch einen Beweis benötigt, stand dieser dabei Teku. Und noch wesentlich wichtiger, Kazrar stand dabei. Leibhaftig... mit einem eigenen neuen Leib. Archibald grüßte sie indem er sich eine Faust auf die Brust drückte, ein Zeichen absoluter Ergebenheit. Er war glücklich seine Gruppe wieder um sich zu haben - vollzählig. Der Älteste grüßte mit einem minimalen Schmunzeln, dass kaum die schmalen Lippen seines neuen Körpers kräuselte. Würdevoll schritt er zu dem Tisch wie ein König. Obwohl Pattrice gerade zu magieabweisend war, spürte er dennoch die seltsame Aufladung die in der Luft lag, die diesen gestohlenen Körper umwabberte und überlagerte. »Tekuros Mission war erfolgreich, sein Vater Kazrar ist umgezogen.... ebenso ich. Der Tempel wird prächtig werden meine Kinder...«, sagte der Älteste und musterte Pattrice.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Patti«, sagte Tekuro fassungslos. Er starrte den jungen Gardisten an, als wäre er nicht von dieser Welt. »Was bei den Eiern des Ältesten machst du hier?« Endlich fing sich Tekuro, begrüßte alle Anwesenden mit Handschlag und drängelte sich dann neben Patrice. Ihn wieder zu sehen, war angenehm, gleichzeitig war er beunruhigt. Patrice sollte nicht wissen, dass er hier war.
Kazrar
Kazrar ergriff die Hand von Patti und schüttelte sie kräftig. »Von Dir habe ich schon viel gehört, nur Gutes, sei unbesorgt. Ich bin der Vater von Robby, nach langer Suche haben wir uns endlich wiedergefunden. Und dies ist ein Dunwolf, ein Priester Ainwuars, der uns auf seinem Pilgerweg begleitet. Ein hilfsbereiter und liebevoller Mönch, ohne dessen Hilfe wir schon einige Male aufgeschmissen gewesen wären. Du bist weit weg von Deiner Garde Pattrice. Was verschlägt Dich hierher? Musst Du nicht vor Ort, sprich im Palast bleiben? Isst Du das noch?«, fragte Kazrar und fing an den weißen Sack in sich hineinzuschaufeln.
Patrice Vertcuis
»Sehr erfreut, Patrice mein Name.« Er verzog schmerzhaft das Gesicht, aber gab keinen Mucks von sich. »Ach ... ach ja? Ich wusste nicht dass Robby gut von mir reden würde. Ich habe Urlaub genommen. Robby ist schon eine Weile weg und da ich sein Azubi bin, war ich in Sorge. Er hatte sich nicht abgemeldet. Drum bin ich auf eigene Faust nach ihm suchen gegangen. Ich freue mich, das du wohlauf bist, Robby.« Er schob dessen Vater den Teller hin. »Bedien dich, ich bin satt.« Er stand auf und bot dem Priester seinen Sitzplatz an. »Setzt Euch doch, Hochwürden.«
Ältester
Mit würdevoller Miene ließ sich der Älteste auf dem angebotenen Stuhl nieder und aß ebenfalls einen Bissen von dem Presssack. »Ein außergewöhnlich fettiges Essen. Vertrag Ihr dies gut mein Sohn? Nun begleitet uns doch ein Stück, Robere wird Euch sicher vermisst haben. Ihr seid ein guter Kamerad, wenn Ihr Euch dermaßen um Euren Freund sorgt. Kommt, trinkt und speist mit uns, wandelt an unserer Seite und in unserer Mitte...«, bot der Älteste an. Das Angebot galt einerseits natürlich Pattrice selbst. Aber vielmehr war es ein Befehl an Arch und Robby, diesen Mann umzukrempeln und in einen Gläubigen zu verwandeln.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro glaubte, nicht recht zu hören. Patrice sollte sie begleiten? Das würde es kompliziert machen. Zum einen war er manchmal recht ungeschickt. Zum anderen würde das verhindern, dass er Arbogast angraben und sich zeitgleich zu Hause Patrice warmhalten konnte. Es sei denn ... sie planten ihn als Opfer? Tekuro wurde unruhig. »Patrice ist ein guter Freund«, erklärte er dem falschen Priester.
Ältester
»Oh jaaa.... das sehe ich... ein wahrer Freund und Kamerad. Selten sind sie geworden und rar gesät mein lieber Robere. Ein Freund der Dir nachreist aus Sorge, solltest Du stets in Deiner Mitte willkommen heißen. Heißen wir doch gemeinsam Pattrice willkommen«, sagte der Älteste. Er nahm Arbogasts Bierkrug und erhob ihn. Arbos entsetzen Blick ignorierte der Ur-Lich. »Auf Pattrice, einem wahren Freund und Kameraden. Willkommen in der Pilgergruppe der Ältesten«, sagte Dunwolf mit einem so freundlichen Lächeln, dass man es tatsächlich für echt halten konnte.
Patrice Vertcuis
Patrice war verblüfft. Dass die Infiltration der Gruppe derart reibungslos verlaufen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Er hob sein Bier ebenso, wobei er breit lächelte.