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Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro öffnete die Tür nur so weit, dass er gerade hindurchpasste, schlüpfte nach draußen und verschloss sie wieder. Am Ende fiel sonst noch ein Lichtstrahl auf Archibald und der Oberbeißer wurde ziemlich unwürdig gebrutzelt. In der Hand hielt Tekuro ein Lederetui mit seinem Rasierzeug, bei dem auch ein Handspiegel dabei war. Er suchte sich eines der Rinnsale, wo er sich niederhockte, um sein Äußeres in Ordnung zu bringen, das erste Mal seit der blutigen Verschönerung seines Gesichts. Er legte alles bereit und betrachtete sich, bevor er anfing, im Spiegel. Sein Gesicht sah bunt gefleckt aus wie nach einer Schlägerei, war aber kaum noch geschwollen.
Bellamy Bourgeois
Bellamy robbte in Guerillamanier lautlos an Robere heran. Hinter dem ehemaligen Kameraden kam er hoch. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ihn Robere im Spiegel, ehe sich der Arm von Bellamy wie eine Schraubzwinge um seinen Hals schloss. Die freie Hand des Leibwächters von Prince Ciel klatschte Robere vor die Kehle und drückte mit aller Gewalt zu. Schreien war unmöglich und sein Gesichtsfeld wurde zusehends schwarz.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro riss zu Tode erschrocken die Augen auf, als er Bellamys Gesicht plötzlich unmittelbar hinter sich im Spiegel erblickte. Entsetzt wollte er herumfahren. In dem Moment, als er den Spiegel fallen ließ und Bellamys eisblaue Augen aus seinem Sichtfeld verschwanden, drückte eine Hand seine Kehle zu. Er kannte hundert Befreiungsgriffe, aber wenn ihm die Halschlagadern zugedrückt wurden, nützten sie ihm nichts, da ihm die Zeit fehlte, sie anzuwenden. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann sackte er zusammen.
Bellamy Bourgeois
Bellamy lockerte seinen Griff, da er Robere nicht töten wollte, sondern er wollte ihn mitnehmen. Er musste einen Moment verschnaufen, da er immer noch nicht auf der Höhe seiner Kräfte war. Er schaute sichernd zurück zur Hütte, die Tür blieb verschlossen. Er suchte den Kollegen, der hier ausspähte, aber sah ihn von seiner Position aus nicht. Dafür starrte ein fremder Mann in einer braunen Lederrüstung zurück und legte kurz die Faust aufs Herz, ehe er wieder aus Bellamys Gesichtsfeld verschwand. Wer immer dieser Mann war, er gehörte zum engen Kreis all jener Orden, die dem Duc im Geheimen dienten, soviel wusste er als ehemaliger Palaisin, nur wem dieser Mann tatsächlich angehörte, dass wusste er nicht. Bellamy schaute Robere in sein zerschundenes Gesicht und strich ihm die Haare aus der Stirn. `Du Idiot, was haben sie Dir nur angetan? Zusammengeschlagen und Du bleibst immer noch in dieser Gruppe?´, knurrte Belly ihn lautlos gedanklich an. Dann schlang er Robere einen Arm unter die Achseln und zog ihn wie einen schlaffen Sack hinter sich her, während er aus dem Bereich der Jagdhütte kroch. Er kroch so weit, bis er eine geschützte Ecke mit Bäumen und Felsen erreicht hatte. Dort wartete er auf Boldi, damit sie Robere gemeinsam abtransportieren konnten. Eine Hand von Bellamy lag sichernd auf Roberes Kehle. Sollte er erwachen, wäre er gleich wieder weg.
Boldiszàr
Boldiszàr hatte Bellamy die ganze Zeit im Auge behalten, während Jerome vom Baum aus weiterhin die Hütte im Blick behielt. So konnte Bellamy sich auf den Zugriff konzentrieren und Robere abtransportieren. Der Zugriff verlief reibungslos und wenig später trafen Bellamy und Boldi sich mit ihrer Fracht an der geschützten Stelle, die sie sich vorher ausgekundschaftet hatten. Jerome blieb bei der Hütte. »Wie sieht der denn aus?«, fragte Boldiszàr. »Ach du Sch...!«
Bellamy Bourgeois
»Jetzt wissen wir auch, warum er bei ihnen geblieben ist. Sie müssen ihn gebrochen haben. Sie haben ihn gefügig gemacht. Du kennst das Gefangenensyndrom Boldi? Irgendwann schlägt der Überlebenwillen in Anpassung um. Man packtiert mit seinem Häscher, findet ihn auf einmal nett, versteht seine Motive, dass alles ist ein Schutz der Rübe, damit man nicht stirbt oder umgebracht wird. Nicht jeder leidet drunter, andere begehren bis zum Schluss auf, aber man kann niemanden verurteilen der darunter leidet. Schau ihn Dir nur an, total zerschlagen und verformt. Womit haben die ihn gearbeitet? Ich habe einen Mann in Lederrüstung gesehen, der die Hütte ebenfalls im Auge behielt. Er ist einer der Unsichtbaren, einer jener Personen die einer Vereinigung oder Orden angehören, die öffentlich nicht bekannt sind und die Krone schützen. Er kannte das Zeichen, aber ich kann Dir nicht sagen, wer ebenfalls hier ist und die Truppe mit uns hochnehmen wird. Frage Boldi, sollen wir nicht zum Angriff blasen? Der Vampir schläft, Robere ist in Sicherheit, drinnen sind nur noch Verräter und Opportunisten. Der Lich würde überrascht werden und wie gesagt Robere ist in Sicherheit um den ging es uns doch«, flüsterte Bellamy.
Boldiszàr
Boldiszàr mahlte mit den Zähnen. Man sah es daran, dass seine Kiefermuskeln arbeiteten. Er schob Roberes Lippen auseinander, um zu schauen, ob sie ihm die Zähne ausgeschlagen hatten. Ein Ächzen entrang sich seiner Brust. »Schau dir das an! Die haben seine Zähne ruiniert! Wenn wir zugreifen wollen, müssen wir ihn vorher erstmal fixieren, falls er wirklich unter dem Scheiß leidet. Oder jemand muss bei ihm bleiben und ihn sichern. Dass der Mann in der Lederrüstung hier ist, beruhigt mich ein wenig. Verstärkung können wir gebrauchen.«
Bellamy Bourgeois
Bellamy schaute in den Mund von Robere und musste zweimal hinschauen. »Das sieht grauenvoll aus! Meine Fresse der hat Zähne wie ein Hai. Oder ist er ein Vampir? Sowas in der Art, ein Ghul? Fühl mal ob er noch lebt«, sagte Bell verstört und fühlte selbst nach Roberes Puls. »Doch, er lebt. Den Göttern sei dank, dass wird für immer bleiben Boldi. Komm lass uns Robere erstmal zum Lager bringen. Massimo und die anderen sollen über den Zugriff entscheiden, wir bringen Robere zu seinem Sohn«, sagte Bell und schliff Robere erneut hinter sich her.
Boldiszàr
Boldiszàr nickte und rieb sich das Gesicht. »Ein Vampir, das hätte noch gefehlt ... aber das können uns die Magier sagen. Die Schweine da in der Hütte werden bluten. Wenn ich erfahren, wer von denen dafür zuständig ist, der wird nicht einmal mehr Trümmer im Maul behalten, das schwör ich!« Er half Bellamy, Robere zu transportieren, da der schwerer war als jeder von ihnen und obendrein immer noch seine Rüstung trug, die allerdings in katastrophalem Pflegezustand war, genau wie seine Kleidung. Nur seine Haare und sein Bart sahen halbwegs gepflegt aus. »Zu Hause schmeiß ich den erstmal in den Zuber. Willst du ihn wirklich zu seinem Sohn bringen oder erstmal zur Ruine? Sacha ist auf der Choucas, da müssen wir Robby noch ein gutes Stück schleppen.«
Bellamy Bourgeois
Bellamy schüttelte den Kopf. »Zu seinem Sohn, so wird er toben sich wehren, vielleicht sogar dafür kämpfen zu seinen Peinigern zurückzukehren. Oh nein, dass wird nicht geschehen Boldi. Nicht wenn wir es verhindern können. Er wird seinen Sohn sehen, er wird zur Besinnung kommen. Dein Mann ist vor Ort und seine Leute. Dort können wir ihn verwahren und dort muss es auch einen Arzt geben. Bei allem was Heilig ist, kann man Zähne heilen?«, fragte Bellamy. Sein Blick fiel erneut auf Robere. Der Mann hatte sein Eigengewicht und keiner aus der Gruppe hatte dermaßen eine Statur, dass er es geschafft hätte sich mit Robere anzulegen und zu messen. »Es muss der Vampir gewesen sein. Wer sonst könnte ihn so zurichten? Wer Boldi? Wir schieben dem Schwein seine Zähne in den Arsch«, knurrte Belly und er meinte es genau so.
Boldiszàr
»Zähne kann kein Heilmagier wieder herstellen. Auch keinen abgeschlagenen Arm oder so. Nichts, was einmal vom Körper getrennt wurde, wird wieder so aussehen, wie früher. Robby ist für den Rest seines Lebens entstellt! Der Vampir ist Schwertmeister, der wird es gewesen sein. Vielleicht war es aber auch der Arashi, über den wissen wir so gut wie nichts. Die beiden kommen in Frage. Egal wer von denen es war, das Schlitzauge oder der Blutsauger, er wird es mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt bekommen.« Sie mühten sich, Robere durch das unwegsame Gelände zu schleppen. »Mann, ich hab ihm gesagt, er soll abnehmen«, stöhnte Boldiszàr. Stück für Stück und mit vielen Pausen verfrachteten sie ihn zur Küste. Jedes Mal, wenn er begann, sich zu bewegen, schickte Bellamy ihn wieder in einen tiefen Schlaf. Boldiszàr war froh, dass er ihm diese Aufgabe abnahm. Und er war trotz allem froh, seinen Wahlbruder wieder lebendig zurückzuhaben, wenn auch arg lädiert. Er hoffte zumindest, dass er noch lebte und nicht wirklich zu einem Vampir oder Ghul geworden war. Nicht zuletzt war er dankbar, dass Bellamy ihm bei dieser Aufgabe half.
Bellamy Bourgeois
Bellamy kam so langsam selbst ins Schwitzen, Robere musste wirklich mal eine Diät einlegen. So fett hatte er ihn gar nicht in Erinnerung. Schlagartig ließ Bellamy Robere fallen und starrte seinem Bruder in die Augen. »MÄSTEN!!!! Darum ist er so fett, sie mästen sie! Man was sind wir dämlich! Das sind Menschenfresser! Warum sollten sie zum Preis von einem nicht das Fleisch von zweien auf dessen Rippen verfrachten? Boldi, sie haben ihn als Schlachtvieh gemästet und sicher ihre Rituale an ihm erprobt!«, stöhnte Bellamy, hob Robere wieder auf und wuchtete ihn gemeinsam mit seinem kleinen Bruder zum Hafen. »Welches ist das Schiff von Deinem Mann? Da stehen mehrere«, keuchte Bell.
Boldiszàr
»Das da draußen vor Anker liegt, die Brigg«, erwiderte Boldiszàr. »Gemästet? Bei Ainuwar ... erst Patti, nun Robby ... mir wird schlecht.« Er musste Robere kurz absetzen, um sich eine Rauchstange zu drehen. Sie fiel ihm aus der Hand und er musste wieder von vorn anfangen. Er zündete sie sich an, klemmte sie sich zwischen die Lippen und nahm Roberes Beine wieder auf. Rauchen konnte er auch ohne die Finger zu benutzen. Er war froh, als sie Robere auf den Steg verfrachtet hatten. Boldiszàr winkte, das Beiboot wurde heruntergelassen und wenig später war Sacha herangerudert. »Willkommen zurück«, grüßte er freundlich. »Soll ich beim Einladen helfen?« Boldiszàr stieß Bellamy beiläufig mit dem Ellbogen an. »Nicht nötig, Sacha. Bring uns erstmal an Deck.« Er stieg als erster zu ihm ins Beiboot und half seinem Bruder, Robere hinein zu wuchten.
Bellamy Bourgeois
Bellamy schaute Sacha an, er musterte ihn nicht nur, er taxierte ihn förmlich. Als er merkte dass er zu lange starrte, schaute er weg und räusperte sich. Der junge Mann sah Robere nicht nur ähnlich, er sah aus wie Robere in jung. So als hätte ein Magier ihn dupliziert, falls es sowas gab. Bellamy hoffte nicht. Er blinzelte Boldi zu als Zeichen, dass er es ganz genauso sah. Sacha war Roberes Kind. Falls nicht, musste Robere einen Bruder haben und er war eindeutig Onkel. »Ja pack mit an, Danke. Der Bursche ist ganz schön schwer, wir konnten ihn von einem Menschenfresserring retten. Habt Ihr einen Arzt? Also einen Heiler?«, fragte Bellamy freundlich. Er hoffte Sacha sagte etwas mehr, um seine Stimme einschätzen zu können.
Sacha Bonnet
»Ja klar, Francois Grimard, unseren Schiffsarzt.« Ihm war etwas unwohl dabei, dass Bellamy ihn so anstarrte. Er hatte ihn schon einmal kurz gesehen, aber damals war Bellamy ziemlich rasch von seinem Bruder in die Kombüse verfrachtet worden. »Sacha Bonnet«, stellte Sacha sich noch einmal vor, da er annahm, dass Bellamy versuchte, sich zu erinnern, woher er ihn kannte. »Wir hatten schon das Vergnügen. Ein Menschenfresserring? Hebt ihr den gerade aus? Was es nicht alles gibt.« Er schüttelte verständnislos den Kopf und grinste dabei vor sich hin, während er die drei Gäste zur Choucas ruderte.
Bellamy Bourgeois
Bellamy nickte dankbar für die Erinnerungsauffrischung. »Eine Frage, ist Euer Arzt ein Heiler oder auch Magier? Kann er auch Zähne heilen? Sie haben ihm übel mitgespielt Sacha, sehr übel und wir haben große Sorgen um ihn. Wir glauben sie haben auch seine Seele verstümmelt. Anders ist sein Verhalten nicht zu erklären. Er war einst ein guter zuverlässiger Mann, bis er Nathan der Natter in die Arme und somit dem Menschenfresser Ring in die Hände fiel. Ich glaube, das war alles von langer Hand geplant. Wir benötigen die Hilfe von Deinem Boss und von Eurem Arzt. Er benötigt sie ganz dringend. Schau Dir nur sein Gesicht an, eine zerschlagene Masse. Sie müssen ihn Tagelang gefoltert haben und dann haben sie seine Zähne verunstaltet. Jeder kennt das, Zähne, Ohren, Augen, so foltert man und sie haben alle Zähne genutzt. Ich könnte vor Wut kotzen«, knurrte Bell.
Sacha Bonnet
Sacha guckte sich den geschundenen Mann an. Er sah übel zugerichtet aus, aber andererseits hatte Sacha auch schon Schlimmeres gesehen. »Fran ist kein Magier. Aber das braucht er auch nicht zu sein, er leistet sehr gute Arbeit.« Sacha klinkte das Beiboot ein und sie wurden Stück für Stück über den Seilzug hinaufgezogen. »Schlimm, was Menschen sich so ausdenken. Zum Glück gibt es Leute wie euch, die dagegen vorgehen. Fran wird sein Bestes geben, er ist wirklich gut. Er kriegt euren Freund sicher wieder hin. Schwieriger wird`s, wenn er Alpträume und Zitteranfälle und so was bekommt, so was ist schwer zu behandeln.« Sie waren oben angelangt und Sacha half ihnen beim Aussteigen, da es doch von der Reling aus einige Meter weit hinab ging.»Ich hole den Kapitän und den Schiffsarzt.« Sacha machte sich sofort auf den Weg, kaum dass alle drei Gäste sicher an Deck waren.
Bellamy Bourgeois
Bellamy legte Robere vorsichtig auf dem Boden ab und schaute Boldi an. »Gleich bist Du wieder mit Deinem Mann vereint, freust Du Dich?«, fragte er mit einem Zwinkern und hockte sich neben Robere, während sie auf Vano und Fran warteten. Er hofft der Doc war wirklich so gut, wie Sacha verkündet hatte. Wobei er hatte schon Heiler gesehen, die mehr drauf hatten, als er ihnen je zugetraut hätte. Er war neugierig wie der Heiler aussah und was es für ein Mann war. Belly schaute zu Boldi auf und schmunzelte ihn aufmunternd an.
Silvano de Mancini
Silvano folgte Sacha zu den Gästen an Bord. Im Schlepptau hatte er den Schiffsarzt Fran der die drei über den Rand seiner Brillengläser hinweg anschaute. Vano ging als erstes auf Boldi zu und umarmte seinen Mann. »Willkommen an Bord Schatz, Bellamy. Ich sehe schon wer das ist... Dein R wie Robere... er sieht gewaltig verformt aus. Was ist passiert?«, fragte Vano und legte Boldi einen Arm um die Hüfte.
Fran
Beugte sich zu Robere herab und untersuchte den zerschundenen Mann genau. »Er hat Quetschungen und Prellungen. Irgendwer hat ihm die Zähne angeschärft. Man nennt diesen Schwachsinn »Zahnfeilritual«. Einige historische indigene Völker haben dies angeblich betrieben um sich in bestimmte Zustände zu versetzen. Meist wurde es gleichgesetzt mit Mannbarkeitsritualen. Frauenbarkeitsrituale gab es ebenfalls. Eigentlich dient es dazu zu zeigen, dass diese Person bereit ist Schmerzen zu ertragen um somit in der Lage ist sich zu vermehren. Um die Zähne zu feilen, werden sie nicht wirklich gefeilt, jedenfalls nicht bei den meisten Ritualen, sondern sie werden bewusst in Form abgebrochen. Das führt zu den Gesichtsprellungen. Man stelle sich vor, jemand hämmert einem sämtliche Zähne in Form. Jeder Zahn wird zwei bis viermal behandelt. Und wieviele Zähne hat er Mensch im Mund? Rund 32 - folglich sieht man aus, als wäre man vor eine Wand gelaufen... mehrfach. Das einzige was ihm jetzt zur Zeit hilft, ist Kühlung und Wundbehandlung«, erklärte Fran und gab einigen Matrosen das Zeichen Robere in seine Krankenstube zu bringen. »Ich kümmere mich um ihn«, erklärte er und folgte den Männern.
Boldiszàr
Boldiszàr nahm sich trotz des Stresses, den er zur Zeit hatte, die Zeit, um seinen Mann liebevoll zu begrüßen. Es war eine winzige Oase des Glücks in all dem Elend, das sie umgab. »Danke, Liebling. Ja, unser Robby ist das. Belly hat ihn betäubt, damit er keine Zicken macht, da es so wirkt, als wäre er freiwillig bei ihnen geblieben. Dieses Gefangenensyndrom wahrscheinlich, wo sie ihre Entführer plötzlich mögen. Die Menschenfresser haben ihn gemästet, ihn gefoltert und sein Gebiss verstümmelt.« Auf die Erklärung des Schiffsarztes hin musste Boldiszàr ein paar Mal durchatmen. »Mannbarkeitsritual, das passt zu ihm. Manchmal spinnt er. Ich hoffe, du kannst da was machen, Fran.« Besorgt beobachtete er, wie Robere weggeschleppt wurde, der sich ein wenig bewegte. »Belly wird übrigens Trauzeuge sein, Vano. Um mal was Positives zu sagen.«
Silvano de Mancini
Vano strich Boldi beruhigend über den Rücken. »Wenn ihn einer wieder hinbekommt, dann Fran. Die Zähne kann man wieder hinbekommen. Es gibt aus Bein oder Elfenbein künstliche Zähne die quasi auf zerstörte Zähne aufgeklebt werden, einfach also nicht medizinisch erklärt. Manche fertigen sogar einen kompletten Zahn aus Kiesel, so verrückt das klingt. Also sollte das Gesicht von Robere komplett abgeschwollen sein, könnte Fran ihm die Zähne wieder aufbauen. Er hat sie ja zum Glück noch im Mund und keine Trümmerlandschaft. Das geht, es kostet nur eine Stange Geld, nicht was Fran angeht, er ist unser Bordarzt, aber er muss die Materialien ebenfalls kaufen. Einige Bader bieten so einen Service genauso an wie diesen Zahnverschönerungsscheiß. Dann hätte er wieder ein normales Gebiss und müsste nicht ein Leben lang mit der Scheiße leben, die ihm diese Irren angetan haben«, erklärte Vano Boldi und Bellamy. »Zu unserer Hochzeit sage ich nur perfekt. Ich muss Dir nachher oder später etwas zeigen, wenn Du fünf Minuten Zeit hast. Freut mich das Belly unseren Trauzeugen gibt«.
Boldiszàr
»Kommt drauf an, was es ist. Wenn es was Wichtiges und Schönes ist, dann vielleicht später, damit ich es ordentlich würdigen kann. Mir geht`s grad nicht so. Wäre schade drum. Den Zahnersatz wird Robby sich hoffentlich leisten können, er hat eigentlich sparsam gelebt. Ich hätte ihn lieber in einem anderen Zustand hergebracht.« Er blickte kurz in Richtung Sacha. Dann griff er Silvanos Hand und zerrte ihn an sich heran, um ihn fest zu umarmen. »Ich bin so froh, wenn wir den ganzen Mist hinter uns gebracht haben. Ich kann heut nicht hier bleiben, die Beißer haben ihr Ziel fast erreicht. Wir werden bald zuschlagen.«
Silvano de Mancini
Vano strich mit beiden Händen Boldi durch die Haare und umarmte ihn im Nacken. »Klartext Schatz, Sachstand, was ist los? Welche Hilfe benötigst Du? Ich habe 8 Offiziere, 1 Arzt und 142 Mann unter Kommando, welche Hilfe benötigst Du? Glaub mir, meine Leute können an Land wie auf See kämpfen. Wen habt Ihr vor Ort? Du kannst die Überraschung jederzeit anschauen. Ich bin auch froh sobald alles hinter uns liegt. Sekunde«, sagte Vano freundlich und wandte sich etwas ab. »Blauen Peter niederholen!«, bellte Vano seiner Mannschaft zu. »Blauer Peter wird niedergeholt«, antwortete der 1. Offizier in einer Lautstärke als stand er nahe bei ihnen und einer der Matrosen setzte den Befehl sofort in die Tat um. »Wir bleiben, bis die Sache ausgestanden ist. Als Reserve, oder auf Abruf Boldi«, sagte Vano freundlich während sich Bellamy keuchend die Ohren rieb.
Boldiszàr
»Nein, Vano. Das ist ein magisches Problem und ich habe gesehen, wozu dieser Lich fähig ist! Ich will dich dort nicht haben. Das soll keine Herabwürdigung von dir und deiner Mannschaft sein, ich weiß, was du kannst. Aber gegen Magie sind wir beide machtlos. Das müssen unsere Magier klären und wir sind mit dem Palaisin und Unitè B vor Ort, um die nichtmagischen Handlanger des Lichs, diese Menschenfresser, zu ergreifen. Wenn möglich lebend, aber sollte das nicht möglich sein, steht der Tötungsbefehl. Mir persönlich war es das Wichtigste, Robby da rauszuholen. Das haben wir dank Belly nun geschafft. Den Rest kriegen wir auch noch hin und ich freu mich auf deine Überraschung. Sobald alles überstanden ist, schau ich sie mir an. Sei so gut und behalte Robby hier, bis der Kampf vorbei ist, damit er keinen Blödsinn anstellt.« Aus irgendeiner Kajüte war ein mörderisches Wutgeschrei zu vernehmen. Boldiszàr zog die Brauen hoch. »Ich glaube, er ist munter. Belly? Willst du erstmal allein mit ihm sprechen?«
Silvano de Mancini
»Naja eigentlich weißt Du nur, was ich nicht kann - Magie wirken«, lachte Vano. »Den Rest muss ich ja noch unter Beweis stellen, nicht wahr? Ich weiß warum Du mich nicht dabei haben möchtest, aus dem selben Grund warum ich Dich bei einem Gefecht lieber in der Kajüte als auf dem Deck hätte. Wir warten hier trotz allem. Falls Ihr uns benötigt, sind wir da. Falls nicht, haben wir etwas länger im Hafen gelegen, was auch nicht sonderlich schlimm ist. Wir werden Robere hier behalten«, antwortete Vano. Nach dem Geschrei schaute er grimmig Richtung Heilerkabine. »Nun vermutlich werden wir ihn fixiert, sediert und kastriert hier behalten... Spaß«, grinste Vano, gab Robere frei und machte sich auf den Weg zu Fran.
Bellamy Bourgeois
Bellamy packte Boldi und zog ihn hinter Vano her. »Robere ist mehr als wach, ich hoffe er bekommt sich wieder ein. Wir müssen mit ihm sprechen und ich muss ihm klar machen, dass er hier in Sicherheit ist. Dass er sich fügen muss. Dein Mann hat Recht, wir sollten ihm die Zähne wieder richten lassen. Das sieht sowas von grausam aus. Er wird damit noch mehr abrutschen, noch mehr ins Abseits geraten Boldi, komm«, sagte Bellamy. Gemeinsam mit Silvano betraten sie die Heilerstube. Robere war ein einem Sicherheitsstuhl vollfixiert, während Fran ihn behandelt hatte. Roberes Gesicht war dick mit Kühlsalbe eingestrichen und die Schwellung war bereits merklich zurückgegangen, da so das Blut und die Gewebeflüssigkeit wieder zirkulieren und abfließen konnte.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro war an einem völlig fremden Ort erwacht. Ein Fremder betatschte sein Gesicht und hörte auch nicht damit auf, als er ihn anbrüllte und anspuckte. Tekuro versuchte sogar, mit seinen spitzen Zähnen nach den widerlichen Fingern zu schnappen. Dass er fixiert war, machte ihm Panik, sein Herz raste und er atmete heftig, während jeder einzelne Muskel sich spannte und die Fixierung auf Schwachstellen überprüfte. Die Tür öffnete sich. Boldiszàr und Bellamy betraten den Raum. »Ihr!«, keuchte er erleichtert. »Macht mich los.«
Bellamy Bourgeois
Bellamy musterte Robere streng. »Einen Scheiß werden wir Robere. Was ist mit Dir los, was ist geschehen? Sei froh dass wir Dich retten konnten!«, sagte Bell ernst, während Fran eine Spritze aufzog, den Arm von Robere desinfizierte und sie ihm verabreichte. Robere spürte wie er ruhiger wurde, wie sich sein Herz beruhigte, es langsamer schlug die Wut verrauchte. Er war in Sicherheit, streiten war sinnlos, schreien war sinnlos, niemand wollte ihm hier etwas Böses. Sogar der grimmige Blick von Bellamy hatte plötzlich etwas tröstliches. Sogar seine Muskeln entspannten sich und die Verkrampfung verschwand. Bellamy trat näher heran und musterte Robere. Behutsam strich er ihm über den Kopf. »Wir bekommen Dich wieder hin. Wir haben sogar eine Möglichkeit gefunden, Deine Zähne wieder herstellen zu lassen. Hör mir genau zu Robere, Du kannst los lassen! Du bist in Sicherheit, hörst Du mich? In Sicherheit. Sie werden Dich nie wieder misshandeln, mästen, schlagen oder was sie auch immer mit Dir getan haben. Wir beschützen Dich und sie werden dafür bezahlen. Ich weiß, das verstehst Du jetzt alles nicht. Vielleicht wirst Du sogar Deine Peiniger weiter verteidigen. Aber sobald Du wieder gesund bist, Deine Seele geheilt ist, wirst Du begreifen was sie Dir angetan haben. Wir sind für Dich da Bruder«, sagte Bell und drückte Roberes Schulter.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Einen Moment schaffte Tekuro es noch, sich darüber zu ärgern, dass seine Wut nachließ und versuchte, sie so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, aber die Wirkung des Mittels war nicht durch bloße Willensanstrengung aufzuheben. Sein Denkvermögen wurde dadurch zum Glück nicht beeinträchtigt und ein angenehmer Nebeneffekt war, dass auch die Schmerzen in seinem Mund nachließen und schließlich ganz verschwanden. »Ich hör dich, Belly. Aber ihr versteht das falsch. Sie waren gut zu mir, ich wollte diese Zähne haben. Einer von ihnen ist mein Vater! Mein Vater, versteht ihr? Und die Frau erwartet mein Kind. Ich wollte sie nur in Sicherheit bringen und dann zurück zum Palast kommen. War nicht richtig, unerlaubt Urlaub zu nehmen, ich weiß. Aber das war ein Notfall. Kein Grund, mich zu fesseln. Woher wisst ihr überhaupt, dass ich hier bin?«
Bellamy Bourgeois
»Weil wir Dich gerettet und hierher gebracht haben. Die Frau? Wer ist davon Dein Vater? Doch wohl nicht dieser Vampir? Gut zu Dir waren sie nicht Robere, das redest Du Dir ein, weil Du daran glauben möchtest. Schau Dich doch an. Du siehst aus wie eine Kreuzung zwischen Ghul und Vampir. Sie haben Dich zu einem von ihnen gemacht, ist es das was Du willst oder wofür Du einstehst? Du bist Gardist Robere, Du verteidigst Menschen. Ich weiß, dass wir beide schon Scheiße gebaut haben, dass wir vielleicht nicht immer die Besten waren. Und dass wir oft unsere Berufung aus den Augen verloren haben, weil wir auch mal genau dafür hart zu packen müssen. Aber wir tun dies doch für unsere Leute, unser Land unsere Krone. Und nicht gegen sie. Und Du Robere, Du bist gefallen wegen Nathan. Und auf einmal ist es Nathans Truppe, die es gut mit Dir meint? Hast Du vergessen weshalb Du öffentlich mit einem Holzdildo gefickt wurdest, bis Du kaum noch stehen konntest? Also ich habe das nicht vergessen. Und Du solltest wissen wer Dir das eingebrockt hat. Das war doch Nathan! Zuerst schmeißt er sich Dir an den Hals, dann versagst Du bei der Nummer, spritzt zu schnell ab und Nathan beschwert sich darüber beim Duc. Natürlich hat er nicht gesagt, Robere kam zu schnell, ich bin enttäuscht. Nein er hat Dich ganz anders beschuldigt. Und nun ist dieser Nathan Dein Freund? Robere, wen willst Du verarschen? Soll ich es Dir sagen? DICH. Du verarscht Dich und redest Dir etwas ein, redest Dir Dein Leid schön. Aber wir begreifen was dahinter steckt, wir wissen, warum Du so einen Unsinn redest. Wir lassen Dich trotz allem nicht fallen und wir messen dem Unsinn keinen Wert bei. Vampire sind Tote, die können keine Kinder zeugen. Nathan ist weder Dein Vater noch Dein Freund. Diese Frau ist genauso eine Bestie wie ihr Vater und sie wird genauso wie ihr Vater sterben, dafür sorge ich. Dann bist Du diese Fessel los. Ich hoffe inständig, dass wir von denen keinen gefangen nehmen müssen, damit Du heilen kannst Robere. Du bist hier, Dich wollten wir leben da heraus holen. Das haben wir geschafft. Der Rest geht drauf, geht es nach mir!«, sagte Bellamy eisern.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Das Mittel zwang Tekuro, ruhig zu bleiben, sonst wäre er nun vor Wut explodiert. »Nathan ist die Nutte von Archibald«, sagte er ruhig. »Ich hab mit dem nichts zu schaffen. Den falschen Fuffziger könnt ihr gern killen, wenn ihr euch mit Ciel und Max anlegen wollt. Mein Vater ist der mit den langen schwarzen Haaren! Ihr habt uns doch beobachtet, nicht wahr? Dann wisst ihr, wer er ist. Du brauchst mir meinen Job nicht zu erklären, Bellamy. Ich bin Leibgardist und ich bleibe Leibgardist, so lange meine Knochen mitmachen. Meine neuen Zähne hindern mich nicht an der Arbeit, oder? Ich wollte zu euch zurückkehren! In unserer Truppe gibt es nur eine Frau und die ist von mir schwanger. Wenn ihr sie tötet, erwartet euch der Block! Und der Kleine, Arbogast, hat niemandem was getan, der ist so was von harmlos! Archibald trinkt nur Instantblut und der Priester ist ein harmloser Wandermönch! Wieso jagt ihr uns, was soll der Mist? Bevor ich abgereist bin, habe ich dir gesagt, dass ich Urlaub mache, Bellamy! Hast du das vergessen? Du solltest es Boldi ausrichten! Und Patti wollt ihr auch töten, weil er mir gefolgt ist, ja?«
Bellamy Bourgeois
Bellamy trat an Robere heran und strich ihm beruhigend über den Kopf, was bei Bellamys Pranke schon ehr schmerzhaft war, vor allem da sie in einem Panzerhandschuh steckte. »Robere«, raunte Bellamy und bei seiner Reibeisenstimme, klang es ziemlich seltsam wenn er sanft sprach, »Du redest Dir etwas ein. Der Schwarzhaarige ist ein Arashi. Woher sollst Du nun einen Arashivater haben. Patrice lebt? Er ist bei Euch? Er lebt noch? Robere Du weißt, dass diese Gruppe nicht harmlos ist, es sind Menschenfresser und Du Robere, hast auf ihrem Speiseplan gestanden. Wenn die Frau schwanger ist, wird sie nur inhaftiert. Nathan ist mit Archibald zusammen... mit dem Rädelsführer. Nun ich mag dieses Wort nicht sonderlich, aber hier stimmt es. Sei unbesorgt, wenn dieses Monstrum Dir die Sahne aus dem Sack gesaugt hat, wird sie nicht damit durchkommen. Dein Kind wird leben«, versicherte Bellamy.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ihr könnt sie nicht einfach alle töten«, keuchte Tekuro. »Es muss eine Anhörung geben! Der Mann IST mein Vater, ich schwöre es, ich habe Beweise! Eine ganze Truhe voll! Er ist ein naridischer Arashi und meine Mutter lief ihm mit mir davon, nur um zu merken, dass sie allein nicht über die Runden kommt und mich in ein Heim zu stopfen. Natürlich lebt Patti, wieso sollte er nicht leben? Es geht ihm gut, er ist quietschlebendig und mopsfidel. Niemand von diesen Leuten hat irgendwem in Souvagne irgendetwas getan! Keine Ahnung, wie ihr darauf kommt! Und ich stand auch nicht auf ihrem Speiseplan, sonst hätte ich wohl kaum das Kind zeugen dürfen, oder?«
Bellamy Bourgeois
»Doch Robere, dass hättest Du tun dürfen, damit ihre kranke Vereinigung weiter besteht. Sie haben Dir den Verstand und den Samen geraubt. Und auf einmal bist Du Naridier? Und Arashi? Robere, mach einmal ganz langsam und höre Dir selbst zu. Du und Arashi und Naridier? Was bist Du gleich noch? Rakshaner und Troll? Robere sie haben Dich zerstört, ich weiß im Moment würdest Du lügen, betrügen, beißen, kratzen und sogar morden nur um zu Deinen Sklaventreibern zurückkehren zu dürfen. Aber wenn wir Dich jetzt gehen lassen, rennst Du in Deinen Untergang. Ich weiß was Dich erwartet, Du kannst nicht mehr sehen woher Du gekommen bist. Du hast den Blick auf die Realität verloren. Aber wo Du im Moment nicht sehen kannst Robere, da sehen wir für Dich. Ehrensache unter Gardisten, auch wenn es Dir jetzt wie Hohn erscheinen mag. In einem Jahr, wenn es Dir besser geht, wenn Du das alles hinter Dir gelassen hast, wirst Du froh sein, dass wir Dich lebend retten konnten. Patti retten wir auch«, sagte Bellamy aufmunternd.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Wer steckt hinter dem Ganzen?«, fragte Tekuro verzweifelt. »Ich will mit dem Oberbefehlshaber sprechen! Ich habe Beweise für das alles, macht mich los! Sie sind in meinem Quartier, im Palast, da sind die Tagebücher meines Vaters und seine Habseligkeiten! Bücher, die man anfassen kann, das ist wohl kaum Einbildung. Und schau mich an, sieht man mir nicht an, dass in meinen Adern auch Arashiblut fließt?«
Bellamy Bourgeois
»Nein Robere, dass sieht man nicht und Du hast auch keine Goblinohren. Bücher Robere, seit wann interessierst Du Dich für Bücher mein Freund? Gleich was Du sagst, wie sehr Du bettelst, drohst, heulst oder schreist, wir dürfen Dich nicht losbinden. Und wir werden Dich auch nicht befreien um Deiner selbst Willen. Du kannst es nicht verstehen, noch nicht. Aber wir tun dies hier alles für Dich Robere. Boldi hast Du bei ihm Bücher gesehen?«, fragte Belly.
Boldiszàr
Boldiszàr musste sich sehr zusammennehmen. Es geschah nicht oft, dass man Robere in solch einem erbarmungswürdigen Zustand sah. Robere sah ihn flehend an. »Ich war ... in seinem Zimmer«, sprach Boldiszàr. »Als er so lange fortblieb. Da war ein Haufen Sachen, die neu waren. Ein schöner Wandteppich, Bücher in einer unlesbaren Schrift, bunte Klamotten und noch ein paar andere Dinge. Das sah schon nach Arashizeugs aus. Belly, wenn das stimmt, müssen wir den Plan ändern. Wir können nicht jemanden töten, der vielleicht sein Vater ist!«
Bellamy Bourgeois
Bellamy schüttelte langsam den Kopf. »Damit werden sie ihn geködert haben. Wer weiß, was sie ihm erzählt haben und nun schwirrt das in seinem Kopf herum. Wo soll denn bitte hier ein Arashi hergekommen sein Boldi? Jeder der anders ist, fällt hier sofort auf. Khawa, such ihn mal, jeder wird sagen - ach Khawa! Ja der Rakshaner, genau der! Ebenso hätte jeder einen Arashi erkannt und gekannt. Wo war denn der Mann? Und wieso hat er erst jetzt das Zeug? Ich glaube sie haben unseren Robere bewusst auf die Nadel gezogen mit etwas, dass er sich so sehr wünscht wie Du, Vano oder ich- Eltern, ein Zuhause, ein Nest. Sie wussten wo sie ihn treffen können und genau da haben sie angesetzt, da haben sie zugestochen. Der Skorpion wurde gepfählt«, sagte Bellamy traurig.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Furchtbar witzig«, fauchte Tekuro. »Meine Mutter war eine Sklavin in Naridien, die Ficksklavin meines Vaters! Zufrieden? Aber im Gegensatz zu euch habe ich wenigstens einen Vater und bald habe ich auch einen Sohn! Wenn ihr einem von ihnen ein Haar krümmt ...« Er schloss die Augen und verkniff sich, es auszusprechen. »Macht mich los«, bat er ruhig.
Bellamy Bourgeois
»Daran ist überhaupt nichts witzig Robere und auch Deine Bissigkeiten und Gemeinheiten helfen Dir hier nicht weiter. Es ist Der Feind der aus Dir spricht. Ja Du hast einen Vater und wir wissen nun was mit unserem Vater geschah. Boldiszar und ich sind Brüder. Unser Vater starb in Ausübung seines Amtes. Nein wir haben keinen Vater mehr Robere, dass ist wohl wahr. Schuld daran ist einzig und allein Parcival die Sackratte und er hätte weit mehr verdient als er bekam. Er kassierte einen gnadenvollen schnellen Tod, den Tod eines Ehrenmannes der er ganz gewiss nicht wahr. Du weißt nicht was Du im Moment redest Robere. Ja ich würde Dir einen Vater gönnen, von ganzem Herzen sogar. Nichts was ich lieber zurück hätte, einfach um einmal mit ihm zu reden, oder in seine Augen zu schauen und festzustellen dass sie so blau sind wie die von Boldi und mir. Um mich selbst wieder zu erkennen, woher ich kam. Aber von mir gibt es kein wohin ich gehe. Weder von mir, noch von Boldi. Parcival hat es geschafft, dass mit unserem Vater bei uns unsere Linie stirbt. Er wollte uns vernichten und er hat es geschafft. Nicht sofort, aber die alte Filzlaus spielte auf Zeit und das Spiel spielte er gut Robere. Er wird letztendlich also genau das erreichen, was er immer wollte - uns von Asamuras Angesicht fegen. Das er das persönlich nicht mehr miterlebt, macht die Sache weder besser noch schlimmer. Er hat trotzdem sein Ziel erreicht. Er war erfolgreich, trotz dass man ihn aufgehalten hat. Also erzähl mir nicht, Du hast einen Vater. Wäre dem so - schön für Dich. Rede mit ihm, sprich mit ihm, genieße ihn, wie ich mich an Boldi klammere. Denn er ist alles was ich jemals an einem Zuhause haben werde. Aber Robere, rede Dir nichts ein. Sich so etwas einzureden ist ein Bad im Treibsand, je mehr Du strampelst, je tiefer wirst Du sinken. Und wir halten Dich gerade an Deinen fettigen Haaren fest, damit Du nicht im Sand absäufst. Folglich nein, Du bist kein Arashi. Nein Du hast keinen Vater. Nein Du bist kein Naridier. Nein Du hattest keine Sklaven Mutter. Du bist Souvagner, warum sollte denn ein Naridischer oder Arashi Junge hier in Souvagne im Heim sitzen? Das ist doch unsinnig. Du bist auch kein Zwerg, der hier ins Heim gegeben wurde. Ich weiß wie weh das tut, völlig heimatlos und wurzellos zu sein Robere. Aber die einzige Chance die Du hast, ist nicht, Dir künstlich eine alte Wurzel zu suchen, sondern Dich ins Licht zu stellen und neue Wurzeln auszutreiben. Such Dir wen, gründe eine Familie, schaffe Dir Kinder an, alles legitim. Schaffe Dir die Familie, die Du gern gehabt hättest. Das wünsche ich Dir. Aber bitte schaffe Dir keinen unsichtbaren Papa, wie unsichtbare Freunde und so weiter. Das endet sehr ungesund in einem Hemd, wo man die Ärmel auf dem Rücken verschnürt Robere«, warnte Belly.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Weil sie Souvagnern war, hörst du mir überhaupt zu?«, schnauzte Robere. »Sie wurde da illegal in Naridien gefangen gehalten und durchgenudelt. Ich bin dabei entstanden. Mein Vater ließ sie laufen, gab ihr sogar eine Stange Geld mit, aber sie gab mich trotzdem im Heim ab.« In Tekuros Kopf arbeitete es. Er fragte sich, ob an Bellamys Worten womöglich etwas dran war. Dass man ihn veralberte. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist eine lange und komplizierte Geschichte, aber sie ist wahr. Aber ihr wollt sie nicht hören. Gut, dann erzähle ich sie euch nicht. Und du brauchst mich nicht versuchen zu verarschen, Belly! Du bist nicht Boldis Bruder, bloß weil ihr euch zufällig ähnlich seht. Ich bin sein Wahlbruder und war es von anfang an! Du willst mich bloß fertig machen. Schön, ist dir gelungen, ich bin fertig, ich bin am Boden! Und jetzt mach mich los! Parcival ermordet, ich glaube es hackt. Und da drohst du mir mit einem Sanatorium? Wer ist euer Oberbefehlshaber, Massimo?!«
Bellamy Bourgeois
Bellamy zog sich einen Stuhl heran und hockte sich neben Robere. »Ich habe nicht vor Dich zu verarschen, wozu auch? Es ist wahr. Sagen Dir die Agenten der Autarkie etwas? Einer ihrer mächtigsten Männer, war Boldiszars und mein Vater. Es fing vor langer Zeit damit an Robere, dass sich die alte Duchesse von ihrem Ehemann Duc Alain de Souvagne lossagen wollte. Sie und Parcival hatten ein Verhältnis. Und um ihren Mann den sie nicht liebte loszuwerden, wollte sie ihn verunglücken lassen. Die Agenten der Autarkie kamen dem auf die Spur und wollten den Duc retten. Aber Parcival, damals schon so verschlagen wie heute, brachte die Agenten in Misskredit. Die Himmelsaugen unterstellten ihnen durch Parcivals Intrige Verrat. Und so starben sie Robere. Jeder Agent der Autarkie fiel durch die Himmelsaugen. Die Himmelsaugen wurden von Parcival genauso benutzt und manipuliert, wie er selbst von der alten Duchesse. Aber dies sollte er erst Jahrzehnte später erfahren. Auslöser für die Offenbarung war Boldiszar. Chevalier Silvano Giovanni Mancini kam an den großherzoglichen Hof. Er und Boldi verliebten sich und er bat um die Freilassung von Boldi. Er wollte ihn erwerben. Ab dato geriet der uralte Plan von Parcival ins Wanken, denn nun war der Duc im Zugzwang. Vano und Boldi - beides Söhne der damaligen angeblichen Rädelsführer des Verrates. Berzan Bovier - Boldis Vater und Mercer Desnoyer - Silvanos Vater waren die Anführer des Aufstandes der Agenten. Und nun schlossen sich ausgerechnet die beiden Söhne zusammen. Der Duc war gezwungen den Umstand aufklären zu lassen, warum schlossen sich die beiden zusammen? Zufall? Liebe? Verrat? Rache? Letztendlich haben wir es Prince Ciel zu verdanken, dass Licht in die Dunkelheit kam. Es kam heraus, dass die Agenten wie bereits gesagt zu Anfang gar keinen Verrat planten, sondern die Rettung des Duc. Aber in die Enge getrieben und allem beraubt was sie hatten, kämpften sie genau dafür, was man ihnen unterstellt hatte. Es blieb ihnen keine andere Wahl. Mercer - der Anführer fiel indem ihn die Himmelsaugen als Waffe gegen seine eigenen Leute benutzten. Unser Vater Berzan verhandelte - er bat um das Leben der Kinder der Agenten. Dieser Bitte wurde entsprochen. Wir wurden am Leben gelassen, aber bereinigt. Unsere Erinnerungen wurden gelöscht. Aber manche blieben wohl doch haften, als Gefühle Robere. Ciel konfrontierte Parcival mit den Anschuldigungen. Der alte Mann gab es zu. Er hatte sogar vor mich nach einem Lichangriff sterben zu lassen, damit sein Verrat nicht auffliegt. Allerdings gestand er Ciel dann doch alles ein und griff den Prince an. Letztendlich wurde er vom Duc höchstpersönlich erschlagen - geköpft. Da Prince Ciel so etwas nicht einfach auf sich beruhen lässt, bat er Jules darum, mit uns zurück in unsere Vergangenheit zu reisen. Uns unsere alten vergessenen Erinnerungen zu zeigen. Wir sahen die Erinnerungen von Silvano, wie seine Mutter von Parcival getötet wurde. Wir sahen wie unsere Mutter von Paricval getötet wurde. Und wir sahen noch einiges andere, wie unsere Familien befreundet waren, dass sich Boldi und Vano gar nicht kennenlernten, sondern wiederfanden. Es hätte alles so anders laufen können Robere. Und meinst Du bei all dem würde ich Dir nicht einen Vater wünschen? Doch Robere, wenn an Deiner Geschichte nur ein Fünkchen Wahrheit wäre, ich würde es Dir doch gönnen. Du und ich, wir sind uns ähnlicher als uns lieb ist. Beides Panzerträger die so fest mit dem Panzer verwachsen sind, dass sie ihr Innenleben fast vergessen haben. Aber auch in unserem Inneren gibt es einen weichen Kern, der einfach einmal in den Arm genommen und lieb gehabt werden möchte. Vielleicht gerade von einem verständnisvollen Vater, wo das alles gar nicht albern, sondern herzlich ist. Oh ja ich verstehe Dich Robere. Besser als Du glaubst. Und genau deshalb beschütze ich Dich vor diesen Betrügern. Parcival ist so tot wie man nur sein kann Robere. Ihm wurde der Kopf abgeschlagen und ihm wurden die Knochen aus dem Arschloch gezogen als Strafe. Und ich weiß, dass Du am Boden zerstört bist. Aber das ist nicht unser Werk. Wir halten Dich fest und wir richten Dich wieder auf. Gemeinsam Robere. Du bist einer von uns, warst es immer und wirst es bleiben. Halte durch Bruder«, sagte Belly freundlich.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Tekuro dachte, er hörte nicht richtig und jetzt begann er wirklich an seiner Wahrnehmung zu zweifeln. Gerade eben hörte es sich tatsächlich so an, als hätte Boldiszàr eine Affäre mit irgendwem, schlimmer noch, eine Liebesaffäre und obendrein mit einem Typen. Er würde warten müssen, bis die Drogen nachließen. »Ihr seid also Brüder. Ihr wisst, wer eure Eltern waren. Und Parcival war ein Verbrecher und ist tot. Schön für uns alle. Wenn wir wirklich auf der selben Seite stehen, macht ihr mich jetzt los.«
Bellamy Bourgeois
Bellamy schmunzelte und schüttelte langsam den Kopf. »Boldi tue unserem Robby den Gefallen und beweise ihm, dass Vano Dein Partner ist. Damit er glaubt was er hört, da er es sieht. Ich werde persönlich in Deinen Sachen nachschauen Robere ob Du die Wahrheit sagst. Es geht mir nicht darum, Dir zu schaden, oder Dir was zu unterstellen. Ich will nur eines - Deinen Arsch und Dein Leben retten. Kapiert? Boldi walte Deines Amtes«, bat Belly grinsend.
Boldiszàr
Boldiszàr schüttelte langsam den Kopf. »Nicht jetzt, Belly. Wozu Öl ins Feuer gießen. Robby, ich binde dich jetzt los. Benimm dich. Wir haben gerade einen riesen Haufen Probleme und verdammt wenig Zeit.« Er machte sich daran, die Fixierung zu lösen.
Bellamy Bourgeois
Bellamy packte Boldi und hielt ihn fest. »Bist Du wahnsinnig? Was willst Du damit erreichen?«, fragte Bellamy aufgewühlt.
Silvano de Mancini
Silvano schaute sich das Schauspiel an und wusste nicht, was er davon halten sollte. »Entscheidet Euch. Wenn er jetzt losgebunden wird, wird er möglicherweise zu seinen Peinigern zurückkehren. Falls er hierbleiben soll, muss er sicher untergebracht werden. Also was habt Ihr mit ihm vor?«, hakte Vano nach.
Boldiszàr
»Was willst du erreichen, Belly, als ihn weiter in die Ecke zu drängen? Wenn du wirklich erfahren willst, was in den Köpfen dieser Beißer vorgeht, kannst du nicht alles, was er sagt, als Irrsinn abstempeln. Er glaubt an den Kram und ich habe selbst die Habseligkeiten gesehen. Mag sein, dass sie ihn belogen haben, aber deswegen ist er nicht irre. Du behandelst ihn wie einen Verrückten und Kriminellen! Noch bin ich Coutilier von Unitè B und Robby ist, wie du selbst sagtest, einer von uns!«
Silvano de Mancini
»Möglicherweise ist es ein Mix aus beidem. Am einfachsten wäre es doch, den Vater dazu zu holen. Ist das nicht dieser begleitende Arashi? Er hat sich doch hier überhaupt nichts zu schulden kommen lassen, außer dass er mit der falschen Reisegruppe unterwegs war. Warum wird er nicht befragt?«, hielt Vano dagegen und gab Fran ein Zeichen, Robere zu befreien.
Fran
Der Schiffsarzt schnallte Robere ab und musterte ihn besorgt. »Es wäre besser und auch gesünder, Du würdest bei uns bleiben. Allein wegen möglicher Komplikationen. Gleich was man Dir glaubt oder nicht, mir geht es rein um Dein körperliches Wohl«, sagte der Arzt.
Robere Tekuro Chud-Moreau
»Ja, der Arashi ist mein Vater! Und die Frau ist die Mutter meines ungeborenen Kindes.« Er setzte sich auf. Seine Bewegungen fühlten sich langsam und schwerfällig an, die Rüstung wog Tonnen. »Ich brauch keine Ruhe, mir geht es gut. Die anderen haben genau so wenig etwas getan wie mein Vater. Patti sowieso nicht und der Typ mit den braunen Haaren ist so harmlos, der frisst nur Nudeln, weil er keinem Tier was zu leide tun kann. Ihr macht einen riesengroßen Fehler!«
Silvano de Mancini
Vano schaute Boldiszar an und musterte Robere. »In Ordnung, Dein Vater und der andere Kerl außen vor, ebenso die Frau. Letztendlich galt doch der Hinrichtungsbefehl nur für den Vampir und den Lich. Alle anderen sollten soweit mir bekannt ist nur verhaftet werden. Und gleich was die anderen sagen, der Befehl des Duc hat Bestandskraft. Entspann Dich, leg Dich hin, Deinen Leuten wird nichts geschehen«, sagte Silvano. Er knuffte Boldi. »Hilf ihm aus der Rüstung«, bat Vano.
Bellamy Bourgeois
Bellamy nickte zustimmend. »So ist es, zur Tötung sind nur der Lich und der Vampir ausgeschrieben. Alle anderen zur Verhaftung. Sie werden angehört, ausgelesen und dann verurteilt oder freigesprochen. Sie haben Dich also nicht gefoltert... gut, ich nehme es so hin Robere. Ich bete dass Du die Wahrheit sagst. Ich habe einfach Angst und Sorge um Dich. Komm wir helfen Dir aus der Rüstung«, sagte Bellamy aufmunternd.
Robere Tekuro Chud-Moreau
Boldiszàr und Bellamy machten sich daran, ihn aus der schwarzen Rüstung zu schälen. Tekuro ließ sich helfen. Er bemerkte Boldiszàrs Blick, als die Rüstung auf dem Boden lag. Die Kleidung von Tekuro war unwahrscheinlich dreckig und steinhart von verkrustetem Blut. Boldiszàr sagte nichts dazu, wofür er ihm dankbar war. »Ich entspanne mich, sobald mein Vater hier ist«, erklärte Tekuro. »Gib mir eine Rauchstange.« Wortlos hielt ihm Boldiszàr ein Päckchen Kautabak hin, aus dem Tekuro sich bediente. Dann hielt Boldiszàr es auch den anderen hin, ehe er sich selbst bediente. Er bat Silvano und Bellamy mit einem Blick, ihn zu begleiten, als Tekuro hinaus ging und sich kauend an die Reling stellte. Er stellte sich daneben und sie schwiegen.