Späte Rückkehr
Vittorio Pollarotti
Dem erschlagenden Prunk des Hofs schenkte Vittorio keinen zweiten Blick, als er die eine der beiden geschwungenen Treppen hinauf stapfte. Ihm fehlte der Sinn dafür, Kunstwerken etwas abzugewinnen, wenn sie keinen praktischen Nutzen erfüllten. Früher war das freilich anders gewesen, die Prioritäten verschoben sich, so war das Leben. Sein Gepäck lagerte in einem gemieteten Zimmer, er war frisch gewaschen und rasiert und trug saubere Kleidung, die sogar gebügelt war. Das hatte er selbst erledigt. Wie immer war der Wartesaal voll. Jeder durfte eine Audienz beim Duc von Souvagne beantragen und den meisten wurde sie auch früher oder später gewährt. Sogar ein Tiefling saß hier, was auch immer der von seiner Majestät wollte. Vittorio wurde recht zeitig vom Hofmarschall in den Thronsaal gebeten. Man kannte seinen Namen und vielleicht wunderte man sich darüber, ihn wieder zu hören. Vielleicht war er aber auch vergessen worden. Menschen kamen und gingen und nicht jeder, der gegangen war, kehrte zurück, wenngleich die Wahrscheinlichkeit dafür um einiges höher war, wenn es sich wie bei Vittorio um einen Ledvigiano handelte. Die Krücke hatte er heute aus Stolz nicht dabei. Er war nicht unbedingt auf sie angewiesen und sein Humpeln konnte sie auch nicht kaschieren. Wie es das Protokoll verlangte, verneigte er sich in respektvollem Abstand vor dem Thron und ging auf ein Knie. »Vostra Maestà«, grüßte er in breitem ledwicker Dialekt und wartete auf die Aufforderung, zu sprechen.
Maximilien Rivenet de Souvagne
Entgegen dem was Vittorio bis dato kannte, saßen ihm heute zwei Männer gegenüber. Der Duc in seinem üblichen Ornat und neben ihm sein Sohn der Archi-Duc. Vianello hatte ihm von der neuen Regierungsform berichtet, indem der Nachfolger bereits zu Lebzeiten angelernt wurde. Beide Männer schauten zwar mit unbewegter Miene, dennoch wohlwollend auf Vittorio herab. "Erhebt Euch Vittorio Pollarotti. Was führt Euch zu uns?", fragte der Duc.
Vittorio Pollarotti
Vittorio erhob sich und richtete sich auf. Trotz seiner 62 Jahre und seines harten Lebens hatte er eine aufrechte Körperhaltung und wirkte robust und abgesehen von seinem Gehumpel gut in Form. »Die Suche nach einem verschollenen Freund, Majestät. Timothèe Mauchelin ist nicht mehr in seinem Haus anzutreffen. Ich hatte mir erlaubt, einzutreten. Ein offener Koffer lag auf dem Sofa und überall zusammengelegte Kleidung, so als ob er abreisen wollte. Über allem war jedoch eine Staubschicht und in der Küche stand noch eine halbvolle Kanne Kaffee. Alles in allem machte sein Haus den Eindruck, als wäre er beim Packen unterbrochen worden und kurz außer Haus gegangen in der Absicht, gleich wiederzukehren. Es war abgeschlossen. Doch er kehrte nicht zurück. Das Ganze muss etwa drei Wochen her sein. Normaler Weise geht man mit so einem Anliegen zu den Bütteln, aber Ihr versteht, warum ich damit an Euch herantrete.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Wir verstehen vollumfänglich und loben Eure Um- sowie auch Weitsicht Vittorio. Fürwahr Timothee Mauchelin hatte nicht vor, dauerhaft seinem Heim fernzubleiben. Leider wurde er an der Rückkehr gehindert - durch seine Verhaftung. Monsieur Mauchelin sitzt zur Zeit in Untersuchungshaft. Bis zur Klärung seines Rechtsstatus, ob er schuldig oder unschuldig ist, wird er in Haft verbleiben", erklärte Maximilien und gab der Garde ein Zeichen. Einen Augenblick später verließen die Gardisten, sowie auch der Hofmarschall den Thronsaal und die schwere Tür wurde hinter ihnen geschlossen. Vittorio war mit dem Duc, Archi-Duc, Fabien und Jules allein. "Eine geschlossene Audienz in Anbetracht der Brisanz unserer Angelegenheit. Mauchelin steht unter dem Verdacht des Hochverrats. Der Generalverdacht bezüglich des Ordens ist hinfällig, kurzum er wurde beiseite geschoben. Die Grundlage für seine Verhaftung sind Ermittlungen im Bereich der Agenten der Autarkie. Was seinerzeit geschah dürfte Euch bekannt sein Vittorio. Die Agenten fielen durch die Himmelsaugen, ihnen wurde Hochverrat zu Last gelegt. Letztendlich wurden die Agenten posthum freigesprochen und rehabilitiert, denn sie waren unschuldig. Schuldig machte sich die alte Duchesse. Sie war die wahre Hochverräterin und nutzte dazu zwei Männer in gehobener Position des Ordens der Himmelsaugen. Einer dieser Männer war ein Doppelagent. Die Agenten der Autarkie fielen, da ihre Ermittlung ergab, was die alte Duchesse plante - den Mord des Duc samt seiner Söhne. Da die Agenten starben, nahmen sie ihre Ermittlungen mit ins Grab. Duc Alain starb, samt seinem ältesten Sohn - wir überlebten. Vor einiger Zeit ergab sich aufgrund seltsamer Verstrickungen die Notwendigkeit einer erneuten Ermittlung in diese Richtung. Aufgedeckt wurde, dass es nicht nur die Agenten der Autarkie versus der alten Duchesse und ihrer Himmelsaugen geheißen hatte, sondern dass eine dritte Macht im Spiel und mit der Duchesse im Bunde war. Die dritte Macht - der Orden des stählernen Lotos. Treu und loyal der alten Duchesse ergeben. Laut Mauchelin war sie seinerzeit eine Visionärin. Nungut, wenn Königsmord eine Vision ist - dann war sie das wohl. Unsere Vision endete mit ihrer Enthauptung, da unsere Vision Landesfrieden heißt. Ihr seht also, erneut stellt sich die Frage - waren es Einzelpersonen die einen Orden verunglimpften, oder muss der ganze Orden ausgeräuchert werden? Wir kamen zu dem Entschluss, dass der Orden zu schonen sei. Genau wie einst die Himmelsaugen von einigen Verrätern missbraucht wurden, so sind unserer Einschätzung nach auch die Mitglieder des Lotos genauso betrogen worden, wie die Krone selbst. Habt Ihr Fragen hierzu?", hakte der Duc nach.
Vittorio Pollarotti
Vittorio musterte den Duc so gut das ging, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Zuerst muss ich dazu sagen, dass ich nicht mehr im Land war, als Timothèe seine Rolle als Ordensoberhaupt antrat. Ich kann also nicht aus erster Hand berichten, was er aus dem Orden machte. Sein Vorgänger war Janou Langeron. Und Janou war ein treuer Gefolgsmann der Duchesse, das ist korrekt. Sie hat den Orden ja auch gegründet. Er schwor ihr Treue, mit Kniefall, Küssen des Dolchs und all dem Brimborium. Jeder von uns tat das. Ihr fürchtet nun vermutlich, dass der Orden des Stählernen Lotos in den Mord an Eurem Vater und Eurem Bruder verstrickt war. Der Mord geschah im Jahr 170, vor 34 Jahren. Die meisten Lotos, die heutzutage im aktiven Dienst sind, waren damals noch nicht einmal geboren. Man kann sie also schwerlich des Hochverrats schuldig sprechen. Und Timothèe war gerade 14 geworden. Ja, ich habe eine Frage. Warum wurde er inhaftiert? Doch wohl nicht, weil der Orden Eurer Mutter diente?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Müssen wir Euch daran erinnern, dass man mit 14 Jahren volljährig ist? Jugend ist kein Leumund für Unschuld Vittorio. Wir haben allen Hinweisen zu folgen. Wir wissen, wer der Dritte im Bunde der Duchesse war. Jener Mann, der die Agenten der Autarkie von innen zu Fall brachte. Timothee war es nicht, soviel sei Euch versichert. Aber jene Person war ein Familienmitglied von ihm und genau hier liegt der Knackpunkt. Der Kasus Knacksus ist die tatsächliche Familie von Timothee. Es stellen sich somit mehrere Fragen. War die ganze Familie von Timothee stets der alten Duchesse treu ergeben? Sollte dem so sein, dienten sie nicht der Krone. Bezog sich diese Treue nicht nur auf die Familie von Timothee, sondern durch die Führung und Intrige seiner Familie auch auf den gesamten Orden? Dann diente auch der stählerne Lotos niemals der Krone. Sie dienten ausschließlich der Duchesse, sie kann in diesem Falle nicht als Krone gewertet werden, da sie deren Ermordung plante. Bezieht sich der Verrat ausschließlich auf Timos Familie ist zu überprüfen, wer von ihnen ein Verräter ist. Im schlimmsten Fall werden wir über das Familienoberhaupt alle verurteilen müssen. Bezieht sich der Verrat auf den gesamten Orden des stählernen Lotos ist zu überprüfen, welche Familien und deren Verzweigungen dem Verrat angehörten. Sollte dies nicht mehr aufzuschlüsseln sein, dann sind wir gezwungen zum Schutze und Erhalt der Krone, sowie des Souvagnischen Volkes eine Bereinigung zu befehlen. Was dies bedeutet ist Euch klar, Stand Null, jeder Lotos wird sterben zuzüglich seiner Blutsverwandten, so als hätte es diesen Personenkreis niemals gegeben. Sie wird im schlimmsten Falle das gleiche Schicksal ereilen, welches sie den Agenten der Autarkie aufgebürdet haben. Möchtet Ihr zur Klärung beitragen? Dann sprecht Vittorio", sagte Max in aller Ruhe. Die Informationen konnten auch für einen alten Veteranen wie Vittorio etwas viel sein, zumal er dem Orden angehörte und selbst betroffen war.
Vittorio Pollarotti
Vittorio erfüllte eine tiefe innere Ruhe bei diesem Satz. Es war, als würde der Frieden, für den er sein Leben lang mit Schwert, Dolch und Gift gekämpft hatte, auf einmal in verheißungsvoller Nähe sein. Vittorio fürchtete den Tod wie die meisten anderen auch, doch er wusste auch, wann man sein Eintreten nur noch akzeptieren konnte. Für diesen Fall hatte er vorgesorgt und das machte es ihm leicht, die Erkenntnis zuzulassen, dass seine Tage nun womöglich gezählt waren. »Ich möchte zur Klärung beitragen«, antwortete er gefasst. »Was möchtet Ihr wissen, Majestät?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Das freut uns sehr zu hören. Berichtet alles was Ihr wisst. Aber beantwortet vorher genau jene Fragen, die wir ermitteln müssen, falls Euch dies möglich ist. Zuerst - ist Timos Familie ausschließlich der alten Duchesse treu ergeben gewesen? Wir wissen welcher Familie er abstammt und das Wissensanhäufung ihre Währung ist. Nirgendwo sonst wie in der Machtzentrale erhält man Informationen. Danach folgen das Militär und ähnliche Einrichtung. Sie haben erstklassig gewählt, dennoch sind sie letztendlich aufgeflogen. Die zweiten Frage - der Orden wurde von der alten Duchesse gegründet, diente er ausschließlich ihr und ihren Machenschaften, oder diente er tatsächlich der Krone? Die Fragen möchten wir dergestalt beantwortet haben, was Eure Interna waren. Nicht die Propaganda die jeder Orden brav rezitiert, was waren Eure tatsächlichen Beweggründe und wem wart Ihr treu? Was war das Ziel Eures Ordens? Der Sturz der Krone und die Machtübernahme Souvagnes für die alte Duchesse als Visionärin? Oder waren dies die Worte eines enttäuschten Wigberg dem man auf die Finger klopfte?", fragte Max.
Vittorio Pollarotti
»Timothèe war klug genug, mich nicht hinter seine letzte Persona schauen zu lassen. Ich kannte ihn als Velasco Macault und nahm an, dies war sein Innerstes. Jedoch habe ich mit Velasco nichts weiter zu tun gehabt, für mich war er Timothèe. Das ist etwas schwierig zu erklären, wenn man mit solchen Strukturen nicht vetraut ist, ähm ... das Schauspiel überlagert nicht nur die Wirklichkeit, sondern es ist unsere Realität. Wie ein Irrer, der in seiner Wahnwelt lebt, nur dass unsere bewusst konstruiert wurde, nach unseren Regeln. Ich kann daher weniger zur Klärung beitragen, als Ihr Euch erhofft. Dies wird den anderen Lotos nicht anders gegangen seien, sie folgten dem Spiel ohne dahinter zu blicken. Nein, ich glaube nicht, dass die Lotos die Krone stürzen wollten. Wäre dem so, dann hätte es gute Jahre gegeben, in denen es einen Versuch wert gewesen war. Aber wenn es jemanden gibt, außer Timothèe, der wirklich etwas weiß, dann ist es sein Sohn. Wigberg also. Wie ist sein Vorname?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Timos realer Name ist Vendelin von Wigberg und sein Sohn heißt Moritz. Allerdings hat Moritz ein großes Problem, er ist nicht nur eine Person oder Persona wie Ihr es bezeichnet. In Moritz Körper leben vier Personen. Einer unserer Heiler erläuterte es so, dass sich die Seele von Moritz geteilt habe. Stellt Euch eine Himbeere vor, eine Frucht, viele Körnchen. Diese Körnchen sind seine Persona. Einige dieser Körnchen haben sich gelöst und leben autark und dennoch gemeinsam mit ihm. Das Paradoxe an der ganzen Situation ist, sie wissen voneinander, kommunizieren miteinander und leben mit wie auch gegeneinander. Doch Moritz Leid versuchen wir auf anderem Wege zu lindern. Möglicherweise ist dies auch eine Krankheit, die Ausdruck seiner Lebensform war, eine Krankheit die er sich dadurch zuzog. Unsere Gnade ist ihm gewiss, er ist außen vor. Macht Euch um Moritz keine Sorgen. Kehren wir zum Ursprungsthema zurück, wir verstehen Euch besser als Ihr möglicherweise glaubt. Der Duc ist ewig, Maximilien ist es nicht. Ich denke die Erläuterung dürfte für Euch ausreichend sein, Ihr versteht was wir damit zum Ausdruck bringen wollen. Es klingt durchaus logisch, dass die anderen Lotosse nichts von diesen Umtrieben wussten. Und es mag bessere Möglichkeiten gegeben haben, benennt uns eine. Wir werden Eure Aussage auf den Wahrheitsgehalt hin prüfen lassen. Unterzieht Ihr Euch dieser Prüfung freiwillig?", hakt der Duc nach.
Vittorio Pollarotti
»Ja«, antwortete Vittorio. »Nur bitte, lasst an privaten Dingen unter Verschluss halten, was auch immer zum Vorschein kommen mag. Moritz ... der Name passt zu ihm. Ich habe den Kleinen lange nicht gesehen, wahrscheinlich ist er gar nicht mehr so klein, wie ich ihn in Erinnerung habe.« Er überlegte kurz. »27 müsste er jetzt sein. Dass er so krank wurde, bedaure ich. Und Vendelin ... Vendelin.« Er stellte sich Timothèes Gesicht unter diesem Namen vor. Ein weicher, freundlicher Klang. Vielleicht zu freundlich für den Mann, zu dem er gehörte. Vittorio kam nicht umhin, sich Vendelins Vater vorzustellen mit seinem kleinen Sohn im Arm und diesen Namen glücklich aussprechen. Nach Elternliebe klang dieser Name, der nie für Vittorios Ohren bestimmt gewesen war. Vittorio sah ein wenig auf. »Welche Möglichkeiten meint Ihr?« Dass auch der Duc letztlich eine Persona war, wurde Vittorio erst bewusst, als man ihn mit der Nase darauf stieß. Dabei war es so naheliegend. Maximilien darunter wurde vermutlich oft genug darunter erdrückt, denn im Gegensatz zu ihnen allen hatte er die Rolle nicht geschrieben, sondern fertig übergestülpt bekommen wie eine schwere, sperrige, unbequeme Rüstung die an allen Ecken drückte, weil sie für einen Vorgänger maßgeschneidert war. In diesem Moment spürte Vittorio Mitleid.
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Es bleibt alles unter Verschluss, nur Ihr werdet informiert, da Ihr Betroffener seid, auf mehreren Ebenen und da Ihr freiwillig zur Klärung beitragt. Welche Möglichkeiten für Euch logischer gewesen wäre, gegen die Krone vorzugehen. Wäre der Orden des Lotos vollumfänglich des Verrates schuldig, wann hätte er Eurer Meinung nach zugeschlagen? Zur Beruhigung, dies ist eine hypothetische Frage. Wir werden Euch danach nicht unterstellen, bereits Pläne geschmiedet zu haben und Euch dessen belangen. Wir fragten, wir erwarten eine Antwort. Also wann hätte es Eurer Meinung nach bei einem verräterischen Orden zu einre Handlung kommen müssen? Wann hätte er zugeschlagen? Zu Moritz, jede Person die ihm innewohnt, ist auf die eine oder andere Art hilfebedürftig und seltsamerweise anständig. Das sollte zu denken geben, uns gab es zu denken", sagte Max freundlich.
Vittorio Pollarotti
»Gut wäre das Jahr 168 gewesen, als sich alle Augen auf die Agenten der Autarkie richteten. Wer denkt unter solch einem Druck an eine weitere Macht, welche der wahre Feind sein könnte, wo doch gerade die vermeintlichen Intrigen der Agenten ans Licht gekommen sind? In den Jahren 196 und 197 zur Hungersnot hattet Ihr sicher auch andere Sorgen. Im Prinzip immer dann, wenn ein vermeintlicher anderer Feind gerade besonders im Fokus des Interesses lag.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Ein äußerst guter Einwand Vittorio. Dieser lässt den Rückschluss zu, wer bedient sich gerade Vendelins um seine wahren Interessen zu verstecken? Ein Familien- oder sogar ein Sippenangehöriger? Seine Familie wie auch seine Sippe ist alt, groß, mächtig und unbestreitbar grausam. Wärt Ihr bereit mit Vendelin zu sprechen um eine Klärung herbeizuführen? Wir hegen kein Interesse oder gar Wohlgefallen daran, Souvagner hinzurichten. Auch wenn dieser Souvagner einen naridischen Einschlag hat. Sei es drum, einst waren Naridier ebenfalls Almanen und er ist einer. Wäre er ein Alb, viele uns die Verurteilung leichter, aber niemand versprach das irgendetwas leicht laufen würde. Unser Volk ist dabei zu wachsen, aber es gibt ausreichend almanische Völker, denen dieses Glück nicht beschieden ist. Jeder Kopf der rollen muss, ist ein Kopf zuviel. Allerdings gilt auch Gemeinwohl über Eigenwohl. Zum Wohle und Schutze aller, wird ein Kopf rollen der alle gefährdet. Aber noch ist die Waagschale im Gleichgewicht, sie schlägt zu keiner Seite aus", sagte der Duc.
Vittorio Pollarotti
»Ich würde mit ihm sprechen, Majestät. Jetzt gleich? Vendelin ist ... ein Mensch, der zu harten Schritten und scharfen Schnitten bereit ist, wenn er sie für notwendig hält. Vielleicht gibt es keine andere Macht als seinen persönlichen Ehrgeiz.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
Maximilien lehnte sich zurück und schaute Vittorio durchdringend an. "Dies passt zu einer Warnung, die mir eine andere Person zukommen ließ. Es würde auch erklären, weshalb Vendelin heute den Orden leitet. Ihr solltet ihn davon überzeugen was auf dem Spiel steht, nicht nur für ihn, sondern für seine gesamte Familie, wie auch für den Orden. Seine Aussagen werden überprüft, notfalls mit medikamentöser Hilfe. Ihr schuldet uns noch eine Antwort, bezüglich der Überprüfung Eurer Worte", erinnerte Max.
Vittorio Pollarotti
»Ich sagte bereits, ja, ich bin zu einer Überprüfung bereit. Wenn möglich ohne bleibende Schäden. Einen Lotos muss man sehr hart foltern, wenn man sichergehen will, dass er tatsächlich die Wahrheit sagt. Ich werde mein Bestes geben, um ihn zu überzeugen. Wovor hat man Euch gewarnt?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Sehr schön, dass erfreut uns. Man warnte uns davor, dass es sehr suspekt erscheint, dass ausgerechnet der Vater von Caillou den Feuertode zum Opfer fiel. Vendelin war seinerzeit nach dem Tode seines Vaters im Amte noch zu jung um einen Orden zu leiten. Nun als die Zeit reif war und er das entsprechende Alter hatte, starb wie durch Zauberhand zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt das alte Oberhaupt. Und wie durch ein Wunder ging er in Flammen auf, sein Sohn ist ein Pryromane. Passt dies nicht wunderbar zusammen? Vielleicht ein bisschen zu gut um wahr zu sein?", gab Max zu bedenken.
Vittorio Pollarotti
Vittorio lächelte ein wenig schief. »Und zufällig auch das Jahr meines Verschwindens von der Oberfläche. Eine merkwürdige Häufung von Zufällen, in der Tat. Dann wisst Ihr also von Caillous persönlichem Schwachpunkt. Und dennoch lebt Caillou noch?«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Er lebt und erfreut sich bester Gesundheit", schmunzelte der Duc. "Nun vielleicht war Euer Verschwinden, das Auslösen einer frustierten Kettenreaktion. Auch ein Mann wie Vendelin verspürt Einsamkeit, jeder Almane kann sie verspüren Vittorio. Manche Personen weinen heimlich, ganz ohne Tränen. Manche weinen dergestalt, indem sie andere Bluten lassen. Magistral de Mireault wird Euch zu Vendelin begleiten, auf absolute Diskretion müssen wir Euch nicht hinweisen", erläuterte der Duc.
Vittorio Pollarotti
Vittorio blinzelte langsam und hoffte, dass sein Abtauchen nicht tatsächlich Auslöser einer derart gewaltigen Kettenreaktion gewesen war, die womöglich ihr Finale in Timothèes Enthauptung finden würde und im schlimmsten Fall derer des gesamten Ordens. Er nickte steif. »Wie Ihr befielt, Majestät.«
Maximilien Rivenet de Souvagne
"Sollte es tatsächlich Euer Verschwinden gewesen sein Vittorio, ist die Familie und der Orden außen vor. Denkt nach, dann war es die Handlung eines einzelnen Mannes. Nur die wahre Treue des Ordens damals wie heute wäre zu klären", antwortete der Duc auf den Gesichtsausdruck von Vittorio hin.
Vittorio Pollarotti
»Ich gebe mein Bestes, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sollte Vendelin sterben müssen und ich am Leben bleiben, werde ich mich seines Sohnes annehmen.«
Jules de Mireault
Jules gesellte sich zu Vittorio im Rückwärtsgang und verneigte sich vor dem Duc. "Wir werden umgehend aufbrechen Eure Majestät. Hoffen wir das Beste für die Betroffenen. Vittorio folgt mir, ich führe Euch unverzüglich zu Vendelin", erklärte Jules und schaute Vittorio an. Selbst Gufo auf seiner Schulter schien Vitto einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Bis jetzt lief alle gut, mache Dir nichts durch einen unüberlegten Fluchtversuch oder sonstigen Unsinn kaputt. Der Duc nickte wohlwollend und zustimmend zu Vittos Ankündigung. "Geht und erstattet danach unverzüglich Bericht", befahl der Duc. Jules verneigte sich erneut und geleitete Vittorio zur Zelle von Vendelin von Wigberg.