Während sie in die Stadt hinein ritten, machte Dave einen Zwischenstopp beim Krämer um mit Marcella ihre gewünschten wie auch benötigten Sachen zu kaufen. Die Hausschuhe konnten sie dort ebenso erwerben, wie die Seife.
Dave bezahlte für Marcella, denn sein eigenes Kind hätte er auch nicht bezahlen lassen. Zudem sollte Marcella nicht ihre ersten 50 Taler für Kleinigkeiten ausgeben müssen. Seife und Hausschuhe waren nichts, was man als Luxus bezeichnen konnte.
Höchstens die Wahl der Duftseife, aber Marcella war eine junge Frau und die dufteten gerne. Gut Männer taten das auch, aber nicht gerade nach Blumen oder Rosen. Nach Deko schaute Dave nicht mit Marcella, da war er ihr keine Hilfe. Das musste sie mit Varmikan oder Wolfi erledigen.
Nach dem Zwischenstopp beim Krämer setzten sie ihre Reise fort. Dave entschied sich um und ritt direkt Richtung Viehmarkt. Die guten Tiere würden nicht bis zum späten Nachmittag auf Käufer warten.
Sie konnten zum Mittag eine Taverne wählen, wo man draußen sitzen konnte und seine Tiere in Sicht hatte. Und Marcis Ziege würden sie dann einfach an Rulrot festbinden.
Als sie den Viehmarkt erreichten, stiegen sie von den Pferden ab und führten sie am Zügel um sich in Ruhe umsehen zu können. Dave musterte die Reitziegen, denen er vorher keine Beachtung geschenkt hatte. Er hatte nicht einmal gewusst, dass es solche Tiere gab. Sie sahen anders aus, als er sie sich vorgestellt hatte. Aber es waren schöne Tiere.
Marcella hatte sie schon treffend beschrieben, sie hatten etwas von einem Reh, einem Hirsch oder vielleicht auch einem Rentier. Jedenfalls machten sie einen robusten und trittsicheren Eindruck. Und es waren schöne Geschöpfe.
Während Marcella sich nach ihrer Reitziege umschaute und die Tiere bewunderte, stach Dave ein schwarzes Pferd ins Auge. Es war nicht tatsächlich ein Rappe, sondern es war anthrazitfarben. Seine Statur war erstklassig und scheinbar war es alles andere als umgänglich.
Es wirkte nicht nervös, obwohl es hin- und her tänzelte, sondern es wirkte wie ein Gefangener, der darauf wartete seine Ketten zu sprengen.
Von seiner ganzen Art her erinnerte ihn das Tier an Blakkur, sein erstes Pferd. Blakkur war ein nachtschwarzer Hengst gewesen, den kaum ein anderer anfassen konnte. Blakkur war eine wilde, mutige, ungebrochene Seele gewesen.
Gerade deshalb hatte Dave ihn so geliebt.
Der Hengst war kein seelenberaubter Sklave wie er selbst, sondern er war ein Freund.
Und dieses Pferd besaß ebenfalls eine solche Seele, es wartete nicht auf einen Herren, es wartete auf einen Kumpan. Dave wusste um seinen Faible für Pferde und Hunde. Selbst mit dem hässlichsten Pferd oder Hund konnte man ihm noch eine Freude machen. Wobei er jedem Tier noch eine ihm eigene, innewohnende Schönheit entdeckte.
Aber dieses Pferd war anders, er musste es haben.
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Angefangen von dem geraden Kopf, über die wohlgeformten Ganaschen, hin zu dem perfekt geformten leicht gewölbten Hals, weiter zum idealen Rücken. Wie für ein Vollblut üblich war es von trockenem, also gut bemuskelten Körperbau mit einer geringen Fettschicht. Volle Punktzahl was seine körperlichen Attribute anbelangte.
Einzig und allein einen Abzug in der B-Note würde jeder dem Verhalten des Pferdes zuschreiben. Ein Umstand der Dave nicht störte, im Gegenteil dies hatte ihn erst auf das Tier aufmerksam gemacht. Andere nicht minder perfekte Vollblüter standen ebenfalls zum Verkauf bereit und alle davon waren auf den ersten Blick wesentlich umgänglicher als "sein Pferd".
Allerdings durfte Dave nicht offen zeigen wie gut ihm das Pferd gefiel. Der Händler würde sonst den Preis in die Höhe treiben. Dave stellte sich ganz dicht neben Varmikan und nickte kaum merklich in die Richtung des Pferdes.
`Schau Dir das silberne Pferd an, der anthrazit-farbene Hengst. Ich muss ihn haben Varmi, ich werde das Tier kaufen. Wir müssen gleich verhandeln wie die Kesselflicker, oder soll ich Wolfi verhandeln lassen? Er hat es besser drauf als ich´, übermittelte Dave gut gelaunt.
Varmikan musterte das Pferd. Der Frostalb lehnte sich an seinen Mann an und schaute zu Dave auf.
`Sternchen, dass Pferd wirkt sehr nervös und angriffslustig. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache, kauf es Dir bitte nicht. Du hast doch Rulrot und Nachtmahr. Beide sind erstklassige Tiere und sehr zuverlässig. Ich weiß, dass Du auf Pferde stehst, kauf Dir so viele schöne Pferde wie Du möchtest Davy, aber bitte nicht das Pferd. Such Dir ein anderes aus. Ich schenke es Dir. Falls es sehr teuer ist und ich es mir nicht leisten kann, gebe ich Dir was an Talern dazu. Abgemacht?´, fragte Varmikan besorgt.
`Er ist nicht aggressiv, nicht wirklich. Er ist unglücklich und er ist wunderschön. Er erinnert mich an Blakkur, darum möchte ich ihn kaufen. Komm schon, vertrau mir Klingenöhrchen´, bat Dave.
`Dir vertraue ich, dem Pferd nicht. Und mich erinnert es auch an Blakkur. Nicht an Dein Pferd selbst, aber an den Unfall. Pass auf - von mir aus, solange Du vorsichtig bist. Solltest Du mit dem Tier nicht klarkommen, dann wirst Du es nicht reiten. Kapiert Schatz? Sonst sorge ich dafür, dann kommt es weg. Notfalls passe ich auch gegen Deinen Willen auf Dich auf´, übermittelte Varmi liebevoll.
`Den Unfall habe ich verschuldet, nicht mein Pferd Varmi. Und ich nehme mir Deine Sorge zu Herzen. Ich bin vorsichtig und passe auf, versprochen. Nun falls Du mir ein Pferd schenken möchtest, nur zu. Dazu sage ich garantiert nicht nein. Rulrot und Nachtmahr sind meine Lieblinge, aber ich liebe jedes meiner Pferde, genauso wie meine Hunde und mein Huhn. Wobei Fedor von allen Tieren einen Sonderstatus genießt, das gebe ich zu. Er ist mein Ein- und Alles´, schmunzelte Dave.
`Das weiß ich. Gut Du möchtest das Pferd und Du versprichst gehorsam zu sein, dann gebe ich Dir was an Taler dabei. Lass Wolfi verhandeln Sternchen´, antwortete Varmikan.
`Dank Dir Schatz´, freute sich Dave ohne dass man es seinem Gesicht ansah.
`Dank mir später richtig... ganz ohne Worte, aber mit viel Zunge´, hielt Varmikan dagegen.
`Wird gemacht´, stimmte Dave zu.
Der Magier schnappte sich Wolfi und ging mit seinem Neffen gemeinsam zu dem Händler damit dieser um das Pferd feilschte. Es dauerte eine ganze Weile, die Varmikan fast wie eine Ewigkeit erschien, aber dann hatten Wolfi und Dave das Pferd gekauft. Dave führte es behutsam aber bestimmt am Frühstrick zur Gruppe und musterte Marci.
"Such Dir Deine Reitziege aus. Wolfi verhandelt für Dich", schmunzelte Dave.