Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 01 - Der Hexenmeister

  • Dunwin sah den beiden nach. Er konnte Brandurs Vorsicht nur zu gut verstehen, aber sein Bruder verstand nicht den immensen Vorteil, den ihn alleine Archibalds Anwesenheit verschaffen würde. Dunwin bedauerte aufrichtig, was er damals hatte Dave antun lassen. Er hatte begriffen, was er getan hatte, wobei er zugesehen oder weggeschaut hatte.


    Dave schwieg und das genoss Archibald. Ohne es zu wissen, hatte Dave seinem Foltermeister damit in die Hände gespielt. Im Gegensatz zu Ansgar, der bei jeder noch so kleinen Kleinigkeit gleich aus der Haut fuhr und herumbrüllte.


    Dunwin wusste, dass Ansgar weitaus weniger gefährlich war als Dave. Bellende Hunde bissen angeblich nicht. Und das traf auch oft auf Ansgar zu. Ein weiterer Vorteil war, dass er meist nicht heimlich agierte, sondern von seinen Launen mitgerissen wurde. Dave hatte keine Launen, jedenfalls keine sichtbaren. Und falls doch, hatte er sie gut vor ihnen verborgen.


    Die Worte von Dunwin an seinen jüngsten Sohn waren aufrichtig.


    Dennoch im Moment galt es, Ansgar und seine Planungen in die Knie zu zwingen. Und so wie er auf das Erscheinen seines Vaters reagiert hatte, würde er auch auf Archibald reagieren. Dunwin hoffte mit der Nervenwaffe Archibald Linhard zu schützen und Ansgar zum Kapitulieren zu bewegen. Brandur würde das hoffentlich verstehen, dass man ab und an gezwungen war seltsame Wege zu beschreiten um an sein Ziel zu kommen.


    Brandur selbst hatte ja einen seltsamen Weg gewählt, er war vom Dach gestürzt. Der Weg war zwar nicht sonderlich lang, aber er hatte ihn schnell hinter sich gebracht.


    Dunwin musste bei seinen düsteren Gedanken schmunzeln. Ab und an konnte er sich einige sarkastische Gedanken nicht verkneifen. Da es ihm nicht gelang, die Kaffeetasse umzustoßen und er ohne körperliche Hilfe nicht den Krückstock für Brandur besorgen konnte, machte sich Dunwin auf den Weg zu seinem alten Weggefährten.


    Genau am anderen Ende der Stadt stand das kleine nach außen hin etwas heruntergekommene Haus. Alles sah noch wie damals aus, was Dunwin einen seltsamen Stich versetzte. Er klopfte unnötigerweise und seine Hand glitt durch die Tür. Einen Moment später folgte sein Rest.


    Das scheinbar so armselige Haus war in Wahrheit eine getarnte Festung. Die oberen Räume waren so sporadisch und schlicht eingerichtet, dass jeder Dieb wohl hier noch einen Taler hinterlassen hätte, für die Umstände die er dem Besitzer gemacht hatte.


    Dunwin durchschritt als geisterhafte Präsenz die Räume und schaute sich um. Hier oben lebte Archibald nicht, sondern er lebte in den Kellerräumen. Durch die Geheimtür, verborgen hinter dem Kamin schlüpfte der Geist hinab in die erste Kellerebene. Ein Körper wäre an der Sicherheitsvorrichtung samt der versteckten stählernen Tür wie auch den Giftfallen tödlich gescheitert.


    Kaum im ersten Kellergeschoss angekommen war Dunwin schlagartig von altbekanntem Luxus umgeben. Seidene Tapete in blutroter Farbe schmückte die Wände. Kerzen erhellten die Räumlichkeiten und überall stand dieses seltsame mechanische Spielzeug das Archibald so liebte. Dazwischen Puppen die mit toten Augen in den Raum starrten oder uralte, abgegriffene Teddybären.


    Ein Museum der Kuriositäten für all jene, die niemals die zweite Kellerebene samt ihren Zellen gesehen hatten.


    Archi musste Zuhause sein, denn in dem Kamin prasselte ein gemütliches Feuer. Auf einem Beistelltisch standen rote Kerzen in einem besonderen Muster angeordnet und umrahmten mit Sand gezeichnete Symbole. Ein Totenschädel ruhte mittig auf dem Tisch von dem Dunwin wusste, dass es sich um einen echten Schädel handelte.


    Auf der anderen Seite auf einem ganz ähnlichen Beistelltisch stand eine geöffnete Flasche Wein und ein halbvolles Glas. Dunwin erinnerte sich gerade wehmütig daran, wie dieser schwere Rotwein schmeckte, als sich eine spindeldürre, knochenartige, kahlköpfige Gestalt aus einer dunklen Zimmerecke schälte und ihn mit glänzenden Augen fixierte.


    Ein seltsam geformtes Messer war in ihren verkrümmten Händen zu sehen. Einen winzigen Augenblick später, stieß das Wesen einen unartikulierten Schrei aus. Keine Sekunde später eilte aus dem Nebenraum eine Person herbei. Eigentlich fühlte Dunwin mehr die körperliche, lebende Präsenz nahen als dass er den Mann wirklich hörte.


    Mit herrischer Geste betrat Archibald den Raum und starrte das kahlköpfige, humanoide Wesen an. Sofort schoss es wie ein Blitz an seine Seite und hockte sich wie ein treuer Hund an die Seite seines Meisters. Die Klauen von Archibalds Hände griffen nach seinem Nacken, aber das Wesen fing sie ab, streichelte sie beschwichtigend und zeigte auf Dunwin.


    Unbeholfen stammelte es da.... da... das...
    Ehe es wieder zu seinem Geheul ansetzte.


    Archibald riss seine Hand los und verpasste dem hauchdünnen Wesen einen Schlag vor den Schädel, so dass es der Länge nach hinschlug. Die Narben an seinem Körper sprachen Bände darüber, wie oft es diese Tortur bereits erduldet hatte.


    Arch stockte für eine Sekunde und drehte sich dann in Zeitlupe zu der Stelle um, auf die sein Sklave vorher noch gezeigt hatte.


    Er blinzelte, warf einen verstohlenen Blick auf die geöffnete Weinflasche, dann auf den okkulten Tisch, bevor er Dunwin von oben bis unten musterte.


    Er zögerte, wie ein Raubtier dass auf die Lichtung treten musste.


    Dann jedoch fiel die Scheu von ihm ab und er ging einige Schritte auf Dunwin zu um ihn erneut zu mustern. Diesmal mit einem offenen, freundlichen und herzlichen Grinsen.


    "Du... hier... ich fass es nicht! Wie bei den Ältesten hast Du das hinbekommen?", freute sich Archibald.


    "Eine lange Geschichte Archi...
    Eine sehr lange Geschichte...
    Schön Dich zu sehen Bruder...
    Ich benötige Deine Hilfe...
    Folge mir...
    Unterwegs werde ich Dir alles erzählen...",
    grinste Dunwin zurück.


    "Wohin soll ich Dir folgen?", hakte Archibald nach.
    "Zum Rathaus...", antwortete Dun.
    "Zum Rathaus?!?", hakte Archi nach.


    "Richtig...
    Zum Rathaus...",
    bestätigte Dunwin.

  • Dunwin wartete gemeinsam mit Archibald auf Brandur und Linhard. Dun wusste um die Gefahr die von Arch ausgehen konnte, aber er kannte auch die andere Seite von ihm.


    Er war als Freund loyal, es gab kaum jemanden auf den sich Dunwin mehr hatte verlassen können als auf Archibald. Sie hatten alles geteilt, sogar ihr Schandtaten. Und einige Taten davon waren mit das Schlimmste, was man einer anderen Person antun konnte.


    Damals hatte er selbst dabei sadistische Freude empfunden. Herr über Leben und Tod einer Person zu sein verlieh ihm ein Gott gleiches Gefühl, während ihm sein Vater das Gefühl gab weniger als Dreck wert zu sein.


    Aber mit seinem Tod hatte Dunwin seine Fehler erkannt, nur Archibald schien weder zu sehen noch zu begreifen was er anderen antat. Und Dunwin wusste auch warum dies so war.


    Einerseits wollte Dun Archibald schützen, um der alten Zeiten und ihrer Freundschaft Willen. Auf der anderen Seite wusste Dunwin, wie jede Person die über etwas Verstand verfügte, dass Personen wie Archibald gerichtet gehörten oder zumindest für immer weggesperrt. Er war eine permanente Gefahr für die Gesellschaft und andere Personen.


    Er selbst hätte zu Lebzeiten ebenso dazugezählt. Dunwin wurde nicht weggesperrt, er wurde von seinen eigenen Söhnen gerichtet.


    Dunwin war noch nicht bereit auf Archibald zu verzichten. Er vermisste ihn als Kumpel und er hatte vor Archis Fähigkeiten an Lin weiterzugeben. Dazu musste Archibald leben. Sollte er allerdings Lin bedrohen, dann musste er sterben.


    Es hieß jeder hatte ein letztes gutes Viertel in sich und Dunwin hatte vor, wenigstens einen Rettungsversuch zu wagen was Arch anging. Das brachte weder die Toten zurück, noch machte es Archibalds Taten ungeschehen, aber es konnte neue verhindern.


    Dun musterte seinen alten Weggefährten, der neben ihm hockte, in unbekannte Fernen starrte und dabei gedankenverloren eine Rauchstange rauchte.


    „Du bist enttäuscht…“, eröffnete Dunwin das Gespräch.


    Archibalds Antwort bestand darin in Zeitlupe zu blinzeln, während er den Rauch mit einem Ächzen zwischen seinen scharfen Zähnen ausstieß. Die Geste, gepaart mit den Krallenbewährten Fingern die die Rauchstange hielten, ließen Arch für einen Augenblick wie einen Dämon wirken.


    Dunwin überlegte, ob dies nicht die Wahrheit über Arch war. Wie nannte ihn Dave?


    Das Monstrum…
    Die Bestie…


    „Du bist enttäuscht, da Du nicht verstehst Arch…
    Du siehst nicht… Du begreifst nicht…
    Aber ich sehe, verstehe und begreife was Du tust…
    Und was wir getan haben…
    Was Du als Schwäche verachtest, solltest Du Dir selbst aneignen…
    Ich sage Dir dies als Freund… um Dich zu retten…“,
    erklärte Dunwin.


    „Du scheinst nicht nur Dein Leben verloren zu haben Dunwin, sondern ebenso Deinen Verstand und auch Deine Erinnerungen... Bruder…
    Und scheinbar auch Deine Eier… aber deshalb bin ich hier… jemand muss ihn unterrichten… ihn auf lebensfähig schulen nicht wahr?
    Wie soll er Euer Rudel von Hyänen, Mördern, Betrügern, Opportunisten und Beutelschneidern regieren, falls er nicht in der Lage ist fünf Minuten allein auf einer Familienfeier zu überleben?
    Bei Euch ist jede Neujahrsfeier gefährlicher als eine Schlacht. Er ist gut, aber er ist weit davon entfernt an Perfektion zu kratzen. Es ist ein Mythos dass man mit Jugend und deren Schnelligkeit wett macht, was einem an Alter und Erfahrung fehlt.
    Denn fehlt jemandem die Erfahrung, endet das Leben in der Jugend… oder Kindheit…“,
    grinste Arch diabolisch und nahm noch einen Zug aus der Rauchstange.


    „Und genau dort liegt der Fehler Arch…
    Es darf dort nicht enden… dafür ist das Leben nicht geschaffen…
    Ich sah es ähnlich wie Du… aber ich erkannte auch den Fehler…


    Der Fehler liegt im Fleisch!


    Zur Bestie macht Dich Dein Körper… nicht Deine Seele…
    Deine fleischlichen Begierden… gesteuert durch Deinen Schwanz, Dein Kopf… Dein Hirn!


    Im Tod verlierst Du all dies…
    Und auf einmal siehst Du die Welt ohne körperliche Einschränkungen… Vorgaben… Gelüste… und Begierden…
    Du siehst die Welt rein und klar…


    Verstehst Du was ich Dir ich zu sagen versuche?
    Lust und Begierde soll eigentlich Leben schaffen, anstatt zu nehmen…
    Aber in Deinem Hirn läuft etwas falsch… extrem falsch Arch…
    Deshalb musst Du lernen Deine Begierden zu unterdrücken… für Dich… und andere…
    Ansonsten wird es Dich einholen…


    Ich kenne Dich… als Bestie… und als besten Freund…
    Versuch erstes zu vernichten… und lass zweites bestehen…
    Begehe nicht den Fehler und mache es umgekehrt Arch.
    Irgendwann bist Du auf der anderen Seite, wirst sehen und verstehen… und Du wirst Dich fragen… weshalb Du dies alles getan hast…“,
    sagte Dunwin.


    „Das frage ich mich bereits… zudem möchte ich meinen Kopf, mein Hirn, meinen Schwanz und meine Eier behalten… den Rest auch… wenn möglich…“, gab Arch zurück.
    „Dann lass Dir helfen…“, schlug Dunwin vor.


    „Ich frage mich warum ich Euch helfe!“, warf Archibald ein.
    „Du müsstest es nicht… aber Du tust es aus Freundschaft… vielleicht aus Pflichtgefühl… möchtest Du dort nicht anknüpfen und umkehren?“, fragte Dun.


    „Umkehren wohin? Das ist nicht möglich, ich lebe nicht gerne allein… in einem einsamen Haus. Ich benötige Zuwendung… das gebe ich gerne zu“, erklärte Archibald.
    „Zuwendung… nette Wortwahl… andere hätten Zuneigung gesagt… aber das ist von Deiner Zuwendung so weit entfernt wie der Mond von unserer Welt…“, sagte Dunwin.


    „Eure Welt… nicht meine…“, antwortete Arch schlicht.

  • Was in der Zwischenzeit geschah (Chat-rpg):


    << Brandurs Ärger
    << Bratwurst


    1


    Nachdem sie die Kinder aus Archibalds Haus befreit und in den Tempel des Bettelordens der Ardemia verbracht hatte, wo man sich ihrer annahm, kehrte die Familie, nun auch mit Archibald und dessen sogenanntem Sklaven, zum Rathaus zurück. Dort wurden Linhard und "Sklave" mit Bratwurst und Sahnekakao versorgt, ehe Brandur sich mit seinem Sohn ihn Spe ins Rathaus begab, sich Kopien aller Familienunterlagen anfertigen ließ, von denen dies möglich war, und die Adoption rechtskräftig besiegeln ließ. Insgesamt verbrachten sie auf diese Weise mehrere Stunden im Rathaus.


    Danach war Brandur sehr erschöpft, aber auch sehr glücklich. Seine sonst so kreideweißen Wangen hatten einen rosigen Schimmer angenommen. Er war Vater geworden, zum vierten mal und vollkommen unverhofft. Es war gar nicht so einfach für ihn, davon abzusehen, Linhard nun erneut mit irgendwelchen Lebensmitteln vollzustopfen, aber er kaufte ihm eine Packung gefüllte Lebkuchen für später. Auch für Sklave brachte er eine mit. Er verzichtete jedoch auf andere Zuneigungsbekundungen, da diese ihm noch immer Unwohlsein bescherten und er zudem nicht wollte, dass Archibald ihn rührselig sah. Darum riss er sich sehr zusammen. Wer ihn kannte, sah jedoch die Freude in seinen Augen.


    Archibald hatte inzwischen den Auftrag, seinen alten Freund Jesper aufzusuchen und dazu zu überreden, sie bei ihrer Reise zu begleiten. Brandur hatte Jesper als hervorragenden Kämpfer im Gedächtnis, fast so gut wie Archibald oder Dunwin, aber deutlich umgänglicher. Er glaubte, Jesper würde mit seiner lockeren Art einen guten Einfluss auf Archibalds gereizte Stimmung haben und ihn etwas beruhigen können. Auch wenn Brandur das niemals zugeben würde, aber die ständigen Diskussionen des aufsässigen Archibalds und die von ihm ausgehende Gefahr zerrten sehr an seinen schwindenden Kräften.


    Während Archibald unterwegs war, warteten die anderen dreieinhalb beim Wyvern auf dessen Rückkehr. Zuerst verfasste er einen Brief an Anwolf mit der Aufforderung zur Herausgabe seines Erbes, brachte ihn zum Postamt und dann gingen sie zum Wyvern. Brandur nutzte die Pause. Er stopfte sich ein Kissen unter den Kopf und schlief, an die Rippen gelehnt, im Sitzen ein. Im Schlaf lächelte er.

  • Linhard hatte sich mit Brandur gemeinsam in das Rathaus begeben, damit sie dort alles Rechtliche klären konnten. Die Hürden im Rathaus waren eine Schlacht für sich. Linhard war der Auffassung, der Job der dortigen Mitarbeiter war mehr Strafe als im Steinbruch arbeiten zu müssen. Jeder der Vater und Mutter erschlagen hatte, sollte statt ins Loch ins Rathaus geworfen werden.


    Ihr Martyrium dauerte zig Stunden und führte sie von einer Amtsstube in die nächste. Seltsamer weise hatten alle Mitarbeiter hier den gleichen, toten Gesichtsausdruck, so dass sich Lin fragte ob der Amtsleiter wohlmöglich ein Nekromant war.


    Dies war er leider nicht, sonst hätte Brandur vermutlich von Kollege zu Kollege mit dem Herrn schneller alles klären können. So rannten sie sich die Haken in diesem Irrenhaus ab, holten hier das eine dort das andere Formular. Ließen etwas bestätigen, dort die Bestätigung beglaubigen und wieder wo anders die beglaubigte Bestätigung beurkunden.


    Wie Dave, Wolfi und Veyd einen ganz ähnlichen Beruf mit Begeisterung ausüben konnten, entzog sich Linhard Verständnis. Er hätte vermutlich nicht mal bis zum Feierabend durchgehalten ohne den nächsten Bürger oder Kollegen zu erwürgen.


    Irgendwann, als Lin schon gar nicht mehr daran glaubte wieder Tageslicht zu sehen, es sei denn er hatte dafür das passende Formular in 5facher Ausfertigung ausgefüllt und beglaubigen lassen, war es doch endlich geschafft.


    Er war offiziell der Sohn Brandurs und sie durften die Behörde verlassen!
    Lin drückte Brandur kurz fest im Rathaus, bevor er mit seinem Vater nach draußen trat. Vor den anderen wollte er Brandur nicht in Verlegenheit bringen.


    "Dankeschön... für alles", flüsterte Lin ergriffen.


    Arch wurde mit einer Aufgabe losgeschickt und so machte sich die restliche Gruppe auf zum knöchernen Drachen. Brandur schlief gut gelaunt während des Wartens ein. Lin setzte sich neben ihn und hielt dösend Wache. Er war gespannt darauf wen Archibald anschleppte.


    Vermutlich einen Serienmörder in Frauenkleidern, eine bärtige Axt mordende Dame, einen Menschenfresser der allerdings nur Menschen aus der Region bevorzugte aufgrund des Umwelt- und Artenschutzes oder einen Vegetarier der Schrumpfköpfe aus Salatköpfen herstellte. Linhard war auf alles gefasst und irgendwie war er auch neugierig. Er warf glücklich einen Blick auf Brandur und grinste dann Dunwin an.


    "Beschreibe mal bitte diesen Jesper", bat Lin freundlich.

  • Brandur atmete tief durch, als sein jetzt offizieller Sohn ihn drückte. In der Familie, in die sie beide hineingeboren waren, war es keineswegs üblich, Zuneigung offen zu zeigen. Brandur konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn sein Vater oder seine Mutter je gedrückt hätte und wenn er es sich vorstellte, dass sie es taten, überkam ihn ein Gefühl des Widerwillens und von Abscheu. Er selbst hatte sich einige Male daran versucht, seine Kinder als Babys auf dem Arm zu halten, war aber von der überwältigenden Gefühlsflut überfordert gewesen und sie letztendlich ebenso kühl und distanziert aufgezogen, wie seine Eltern ihn.


    Dass er in seinem Alter noch einmal Vater werden würde, hätte er nicht erwartet und es auch nicht geplant gehabt. Linhard war aus seinem alten Leben heraus und in sein neues Leben als Brandurs Sohn hinein gepurzelt und nun war es amtlich.


    Er legte die Hand an Linhards Rücken und drückte ihn an sich. Warm und fest fühlte er sich an, sprühend vor Vitalität und Lebenshunger. Ganz so, wie es bei jungen leuten sein sollte. Es machte ihn wütend, daran zu denken, dass Ansgar dieses junge, starke Leben ausgelöscht sehen wollte. Brandur aber würde Linhard das Leben schenken, nach dem er hungerte! Und war nicht das die erste Aufgabe eines Vaters? Seinem Kind das Leben zunächst schenken und es dann, so lange er es vermochte, zu schützen? Brandur fehlten vor lauter Emotionen die Worte, eine Situation, die er nicht oft in seinem Leben erfahren hatte. Er musste sich mit seinem Stofftaschentuch die geröteten Augen abtupfen.


    Brandur ließ nach seiner Vorgabe mit einer modernen Druckmaschine einen Brief drucken und gab ihn hernach beim Postamt ab:


    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Überreichung des Briefes durch den Boten >>


    Verärgert stellte Brandur fest, dass ihm vor lauter Aufgewühltheit in dem kurzen Schreiben gleich drei Rechtschreibfehler unterlaufen waren.


    "Jesper war einer von Dunwins engsten Freunden", erklärte Brandur auf Linhards Frage. "Ein fast ebenso hervorragender Schwertkämpfer wie Archibald. Um genau so gut zu werden, fehlte ihm vielleicht die boshafte Zielstrebigkeit, die Archibald, aber auch den von Hohenfeldes zu eigen ist. Er war etwas lockerer, entspannter. Das hat ihn allerdings nicht daran gehindert, an der Ermordung meiner Familie mitzuwirken. Ein jovialer, adretter Herr, der meiner Meinung nach bis dato einen guten Einfluss auf Dunwin und Archibald hatte, aber auch treu zu ihnen hielt und darob zum Mörder an meinem Fleisch und Blut wurde. Er war in der Lage, Dunwins Zorn zu mindern, den Sturm abzuschwächen, den mein Bruder gelegentlich entfesselte, und auch die Schwere von Archibalds ... Treiben zu mindern. Darum möchte ich ihn gern dabei haben. Mit Jesper konnte man immer angenehme Gespräche führen. Er war nicht unbedingt der Hellste, in Scharfsinn Archibald - und Dunwin sowieso - unterlegen, was die Gespräche mit ihm nicht unbedingt intellektuell wertvoll machte, aber er hatte ein gutes Gespür dafür, was in seinem Gegenüber vorging. Bis zur Nacht des Blutes war er eigentlich ... recht sympathisch und man zeigte sich gern mit ihm. "

  • Dunwin hörte der Erzählung seines Bruder zu und nickte beipflichtend.


    "Jesper war weder so getrieben wie Du noch wie ich Bruder...
    Er hatte ein anderes Leben...
    Er schloss sich mir aus völlig anderen Beweggründen an, als Arch...


    Man könnte sagen, er war der ruhende Pol in unserer Gruppe...
    Jesper war umgänglich und oft auch witzig....
    Dennoch war er ein guter Kämpfer...


    Niemand der nicht Hass, Verbitterung oder Verzweiflung in sich trägt, wird jemals so kämpfen können, wie jene die über die Klinge weinen und ihrer Verzweiflung Ausdruck verleihen Bruder...


    Genau wie ein Schwert und jede Münze hat auch jede Seele zwei Seiten...
    Deine, meine, Arch, jeder...
    Nur manche kann man retten, manche nicht und wiederrum andere bleiben wohl besser ungerettet... wie mir scheint...


    Jesper hingegen war niemand der an unseren Schandtaten teilnahm...
    Bis auf die Treue seinem Herrn, also mir gegenüber, pflegte er solche Dinge nicht zu vollbringen...


    Er misshandelte weder meine noch andere Kinder... er war ein Kämpfer, aber kein Schlächter... das ist der Unterschied... Brand hat jedenfalls Recht mit seiner Erläuterung Linhard...", antwortete Dunwin.

  • Archibald machte sich zähneknirschend auf den Weg Jesper abzuholen. Zuerst hatte Arch sich gefreut, als er seinen alten Kumpel und Weggefährten zurück gewonnen hatte. Aber die Freude über Dunwins Rückkehr aus dem Totenreich währte nicht lange.


    Scheinbar war ihm der Tod oder die Wiederauferstehung nicht gerade gut bekommen.


    Anstatt das sie dort anknüpften wo sie vor einer kleinen Ewigkeit aufgehört hatten und einfach den Rest ihres Lebens genossen, schien es sich Dunwin zur Aufgabe gemacht zu haben alles Erreichte zu revidieren und rückgängig zu machen. Dafür hätte er laut Archis Meinung nicht zurückkommen brauchen.


    Die Ältesten verfügten wirklich über einen göttlichen Humor!


    Dunwin war einst ein Spiegelbild seiner eigenen Seele gewesen. Was war das für ein Abziehbild seines einstigen Wahlbruders, dass nun von seinen Kindern schwafelte als würde er sie lieben, anstatt ihnen die Pest an den Hals zu wünschen?


    Missmutig stapfte Archibald gedankenverloren durch die Stadt. Das Geschwätz von Dunwin war das eine Problem, die Auflösung seiner Sammlung war ein ganz anderes. Was fiel diesem Korsett tragenden, glatzköpfigen Fettsack ein, seine Kinder zu rauben? Wie sollte er ohne seine kleinen Lieblinge leben? Nun er würde sich neue suchen müssen. Er würde sie noch besser verstecken müssen. Aber die Jagd musste warten.


    Und nun durfte er noch für diesen selbsternannten Gutmenschen, mitten am hellichten Tag Jesper für die Gruppe rekrutieren. Arch hatte von der Helligkeit Kopfschmerzen und seine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt.


    "So viel Rosa-Rotes Dünnschiss-Gelabere wie in den letzten Stunden habe ich lange nicht mehr gehört. Wenn er nur so einen Rotz von sich gibt, sollte er die Schnauze halten und auf seinem weißen Einhorn zurück in seine pupurnen Wälder reiten - Dunwin der Heilige, pah!", murrte er leise vor sich hin.


    Ohne es zu merken, war er vor Jespers Tür angekommen. Arch blinzelte in Zeitlupe. Er wurde alt, früher hätte er sich nicht dermaßen von seinem Ärger mitreißen lassen. Er rief sich selbst zur Achtsamkeit auf. Nur sein lebenslanges Misstrauen und seine Aufmerksamkeit hatten ihn bis zum heutigen Tag am Leben gehalten.


    Dunwin und seine Konsorte war es nicht wert für sie ins Gras zu beißen. Früher einmal wäre er für ihn freiwillig in den Tod gegangen. Aber nun? Was war von Dunwin überhaupt noch übrig? Außer irgendetwas Leuchtendes, dass dessen Form hatte. Nun vielleicht war noch nicht alles verloren. Grundlos hatte ihn diese blasse Erscheinung nicht zu sich gerufen.


    Er sollte Linhard alles beibringen was er wusste. Vermutlich was Kampfkunst anging.


    Aber es konnte nicht schaden aus dem Kätzchen einen Tiger zu formen, wo die beiden alten fetten Kater schon vor Jahren das Fell samt den Krallen verloren hatten. Brüllen war bei ihnen nicht mehr drin, nicht mal ein Fauchen. Das was Dunwin von sich gab, ging bestenfalls noch als Maunzen durch.


    Nun er hing schon wieder viel zu lange seinen Gedanken nach. Wütend hämmerte er gegen die Tür und betete still zu seinen ureigenen Göttern, dass Jesper nicht Zuhause war.


    Sie schienen es in letzter Zeit wirklich nicht gut mit ihm zu meinen, denn keine Minute später stand Jesper in der Tür und grinste freudestrahlend auf Archibald herab. Ehe von Dornburg etwas sagen konnte, drückte ihn Jesper an sich und zog ihn ins Haus.


    Eine halbe Stunde später machten sich beide auf den Weg zurück zur Gruppe. Archibald blieb vor Brandur stehen und deutete mit dem freundlichsten Lächeln zu dem er im Stande war auf Jesper. Dabei entblößte er komplett seine messerscharfe Kauleiste.


    "Wie von Euch gewünscht Freiherr von Hohenfelde, habe ich Jesper für Eure Gruppe rekrutiert. Er wird sich Euch und Eurem wertvollen Anliegen anschließen. Und so wie er meiner Person bekannt ist, wird er seine Aufgabe gewissenhaft und zu Eurer vollsten Zufriedenheit erledigen. Es hat mich außerordentlich gefreut Euch zu Diensten sein zu dürfen", säuselte Archibald und ließ mit den Worten Jesper vor Brandur stehen.


    Jesper schmunzelte Brandur freundlich an.


    "Ärgern Sie sich nicht, Arch meint das nicht so. Der Gute ist etwas überspannt, die Helligkeit zerrt an seinen Nerven. Er ist ehr, nun sagen wir mal ein Freund der Finsternis. Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte Jesper höflich.

  • Brandur ignorierte Archibalds beißenden Zynismus. Er erkannte Jesper im ersten Moment nicht wieder und starrte ihn eine zeitlang an, ehe er sein unhöfliches Verhalten bemerkte und rasch ein für hohenfeldsche Verhältnisse freundliches Gesicht aufsetzte. Der gute Mann hatte sein Gewicht mindestens verdoppelt. Brandur unterdrückte den Drang, ihm mit dem Gestock prüfend in den Bauch zu pieksen. Nach anfänglicher Skepsis fand Brandur jedoch, dass Jespers Gewicht dem Zweck, den er erfüllen sollte, entgegen kam. Es würde ihn gemütlich und langsam machen, er würde Ruhe ausstrahlen und keine zusätzliche Gefahr als der Schwertmeister mehr darstellen, der er einst gewesen war. Ja, so gefiel er Brandur.


    "Schön, dass Sie es sich einrichten konnten, Jesper", sagte Brandur freundlich. "Ich bitte Sie nur darum, uns Gesellschaft zu leisten auf unserer Reise nach Daijian. Freie Kost und Logis inklusive, versteht sich. Dunwin, Archibald und Sie haben sich lange nicht gesehen und sicher viel zu erzählen. Darum würden wir uns freuen, Sie dabei zu haben."

  • Jesper bemerkte sehr wohl den prüfenden Blick. Viele die ihn einst aus früherer Zeit kannten, bedachten ihn damit. Oder sogar mit weitaus mehr, wie Archibald. Aber vermutlich verstanden sie nur die Hälfte von dem, was das Leben tatsächlich für einen bereithielt, oder sie waren schlichtweg neidisch darauf sich selbst endlich mal etwas Ruhe zu gönnen.


    "Sie brauchen Ihren Blick nicht hinter einer Maske verbergen. Mir ist bewusst wie ich aussehe. Aber das Aussehen einer Person ist zweitrangig. Ich bin alt und ich bin mit meinem Leben endlich glücklich. Was nützt es sich tagein und tagaus abzuquälen, in ständiger Kampfbereitschaft zu sein und sich permanent zu maßregeln und das in meinem Alter?


    Ich sehe da keinen Sinn mehr hinter. Meine Zeit als Kämpfer sind vorbei. Was soll ich da wem vormachen und für wen sollte ich meinen Speck abtrainieren? Ich habe ihn mir redlich mit köstlichem Essen verdient. Und davon habe ich jeden Bissen genossen.


    Wie viel isst Ihr Bruder oder wie viel isst Archibald? Und was davon würden die beiden wirklich als wohlschmeckend oder sogar äußerst delikat bezeichnen? Aus welchen Gründen sollte man sich in meinem Alter über solchen Unsinn wie die Figur noch Gedanken machen? Diese Gedanken stehen anderen gut zu Gesicht.


    Mir steht Zufriedenheit und Glück gut zu Gesicht. Und dies ist auch keine Rechtfertigung, sondern eine Erklärung. Aus dem einfachen Grund, sie waren höflich, also haben Sie auch eine Antwort auf ihre nonverbale Frage verdient.


    Zu ihrem Anliegen sage ich gerne ja. Ich begleite Sie, auch wenn ich vermutlich keine weitere Funktion ausüben kann, als die eines Gesellschafters und Beraters. Und ich könnte ab und an ihren Bruder wie dessen besten Freund ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen.


    Vermutlich wissen Sie es selbst bereits, dass was die beiden knurrend von sich geben, ist nicht die Hälfte dessen, was sie bedrückt oder so biestig werden ließ. Aber auf der anderen Seite sollten Sie ebenso bedenken, dass die beiden eine andere, sehr dunkle Seite haben, die sie bereits einmal eingeholt hat.


    Überlegen Sie sich also bitte gut, ob Sie mit den beiden diese Reise antreten möchten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Ich werde Sie nicht verteidigen können, so leid es mir tut", erklärte Jesper freundlich.

  • "Das haben Sie falsch verstanden, ich bin positiv überrascht", erwiderte Brandur und meinte es vollkommen Ernst. "Sie haben völlig Recht. Ab eine bestimmten Alter sollte man sein Leben einfach nur genießen dürfen. Man sieht Ihnen die Zufriedenheit mit Ihrem Leben an und so soll es doch letztendlich sein.


    Wir Hohenfeldes genießen es im Alter, alle familiären Angelegenheiten geregelt zu haben, was in meinem Falle noch nicht zutreffend ist. Diesen Missstand zu beheben ist meine letzte Aufgabe. Mein werter Bruder und sein Freund Archibald werden mir dabei helfen. Mit Dunwin habe ich mich in den letzten Tagen ausgesöhnt und Archibald, nun ja, wird sich hoffentlich lang genug zusammenreißen, damit wir die Mission zu einem erfolgreichen Ende bringen können. Sie, Jesper, als Gesellschafter und Berater mitzunehmen war mein Gedanke. Wir haben ja in Linhard und Archibald bereits zwei hervorragende Schwertmeister. Sie sind ein angenehmer Mensch und werden dem Sozialgefüge gut tun.


    Linhard, hier hast du ein paar Taler. Hol dem freundlichen Herrn ein Steak vom Grillstand für unterwegs und für dich und Sklave auch etwas, entweder am Grillstand oder da drüben beim Bäcker. Und etwas zu trinken für jeden, achte aber darauf, dass die Flaschen mit Bügelverschluss sind, damit wir sie wieder verschließen können."


    Brandur schob Jesper an der Schulter zum Wyvern und die anderen folgten. Nur Sklave schien die gedrückte Enge in dem knöchernen Rumpf nicht zu behagen. Vielleicht erinnerten die Rippen ihn an Gitterstäbe. Der Rumpf war nur für zwei Personen und deren Gepäck ausgelegt und sie mussten sich zu fünft zusammenquetschen und auf dem Gepäck sitzen. Jesper als Alterspräsident und Neuzugang erhielt den bequemsten Platz. Archibald musste mit dem kantigen Büchersack als Sitzunterlage Vorlieb nehmen, den Brandur ihm so zurechtschob, dass möglichst viele Ecken nach oben zeigten. Sklave kroch irgendwo zwischen ihnen allen rum und wirkte unruhig. Brandur gab ihm einen Pfefferkuchen, damit er etwas zu tun hatte und sich beruhigte.


    Kurze Zeit später trug Dunwin sie sicher über den Luftweg nach Daijian.


    Gespräch während des Fluges >>

  • Archibald schwieg zu dem dezenten Hinweis von Brandur, dass er sich hoffentlich zusammenreißen würde. Das tat er bereits schon die ganze Zeit. Immerhin war es nicht seine Idee gewesen am hellichten Tag durch die Gegend zu Laufen und die familiäre Welt zu retten.


    Das ließ sich ebenso gut abends oder nachts bewerkstelligen. Aber den Einwand verkniff sich Arch, da er nur zu weiteren unnötigen Diskussionen geführt hätte, in denen sich die Abreise weiter verschieben würde.


    Je schneller sie abreisten, je schneller waren sie vor Ort und konnten sich der Aufgabe widmen. Wie diese allerdings aussah, davon hatte noch keiner gesprochen. Gut, großartig anders als zu alten Zeiten würde die Aufgabe nicht gestaltet sein. Es galt vermutlich irgendwen umzulegen, der Brandur, Dunwin und Linhard im Weg stand.


    Der Wyvern, den sie als Reisegefährt nutzten, war ziemlich interessant. Natürlich beanspruchte Jesper den meisten Platz, wie Archibald missmutig zur Kenntnis nahm. Das er auf den Büchern sitzen musste, machte ihm nicht annähernd soviel aus, wie es Brandur vermutlich beabsichtigt hatte.


    Der unbequeme Sitz lenkte Arch von der Helligkeit und seinem Hunger ab. Sklave kroch unruhig zwischen ihnen allen herum und wusste nicht wo er sich hinhocken sollte. Archibald schnappte ihn kurzerhand im Genick und pflanzte ihn neben sich.


    "Bleib", befahl er dem kahlköpfigen, dürren Wesen knapp.


    Sklave hockte sich neben seinen Meister und rollte sich ganz klein zusammen, während er seinen Pfefferkuchen mümmelte. Arch brach sich davon ein Stück ab, aß es auf und machte es sich so gut es ging bequem. Er zog sich die Kaputze seines Mantels tief ins Gesicht und döste.

  • Linhard kaufte wie ihm aufgetragen wurde ein Steak am Grillstand für Jesper und für sich und Sklave kaufte er ein Frikadellenbrötchen. Für jeden aus der Gruppe kaufte er zwei wiederverschließbare Getränkeflasche.Während Brandur noch mit Jepser sprach, aß Lin bereits sein Brötchen auf und versorgte Sklave und Jesper mit ihren Mahlzeiten.


    Als sie endlich wieder im knöchernen Drachen saßen, machte es sich Linhard ebenfalls gemütlich. Er beobachtete kurz Sklave und Archibald, die auf eine grauenvolle Weise ein eingespieltes Team waren. Lin verteilte die Getränke und machte es sich dann ebenfalls gemütlich.


    Während des Fluges genoss Lin wie zuvor die Landschaft unter sich und ließ sich sein Getränk schmecken. Es war durch die vielen Passagiere zwar sehr eng, aber es war trotzdem besser, als wenn sie die Reise zu Fuß hätten antreten müssen.


    Linhard freute sich auf den Besuch bei Wolfram. Zudem mussten sie den Mann noch vor seinem momentanen Besucher Kasimir beschützen, nicht das der Vampir seinen Gastgeber anfiel und aussaugte. Lin hoffte, dass Kasimir eine gute Selbstberrschung hatte.


    Er schaute kurz rückversichernd nach Brandur, aber ob sich sein neuer Vater sorgte oder nicht, konnte er nicht an dessem Gesicht ablesen. Lin machte es sich neben Brandur gemütlich.

  • Dunwin war froh darum, dass mit der Adoption alles so gut geklappt hatte. Zwar sahen Brandur und Linhard erschöpft aus, nachdem sie das Gebäude verlassen hatten, aber beide sahen auch so glücklich aus wie er sie nie zuvor gesehen hatte.


    Nun da der erste offizielle Schritt gemacht und die erste Hürde überwunden war, konnten sie sich allem weiteren widmen. Archibald holte nach dem obligatorischen Schlagabtausch mit Brandur Jesper ab.


    Dunwin hätte seinen alten Freund und Weggefährten kaum wieder erkannt, so sehr war er aus dem Leim gegangen. Nun gut, er selbst hatte sich auch verändert und zwar hatte er seinen Körper verloren und schwebte nun als leuchtende Gestalt durch die Gegend.


    Was allerdings überhaupt kein Nachteil war, denn was sollte ihn in dieser Gestalt und in diesem Zustand noch ängstigen?


    Zudem hatte er einen ganz anderen Blickwinkel auf die Welt. Einiges schien neu, anderes blieb vertraut und wiederum andere Dinge schienen sich nie zu ändern. Als alle bereit waren und sich in den knöchernen Drachen gequetscht hatten, ergriff Dunwin wieder von dieser Gestalt Besitz und brach Richtung Daijan auf.


    Dunwin flog von Shohiro aus Richtung Obenza, weiter die Küste entlang nach Dijan und bog dann in westliche Richtung zum Gebirge hin ab. Es dauerte einige Stunden, aber dann hatte die bunte Truppe Wolframs Anwesen erreicht.


    Dun musste einige male kreisen um das kleine, abeschottete Tal innerhalb des Gebirges zu finden. Nach ein wenig Suche entdeckte er den kleinen Talkessel und ging vorsichtig runter. Als sich die knöchernen Krallen des Wyvern in den Boden bohrten, hatte die Gruppe einige Stunden beengte Reise in den Knochen.


    Dunwin verließ seinen knöchernen Körper und nahm außerhalb des Wyvern wieder seine bekannte Gestalt an. Neugierig schaute sich der Geist um.


    "Das kleine Tal ist wirklich außergewöhnlich Bruder...", freute sich Dunwin.

  • Davard von Hohenfelde

    Hat den Titel des Themas von „Der Hexenmeister“ zu „Buch 1 Hohenfelde -- Kaptitel 01 - Der Hexenmeister“ geändert.