Von Blut, Sold und Liebe

  • Sodo machte sich sofort daran, das Geld nachzuzählen."Respekt verdient man sich, aber das muss ich dir nicht erklären. Aber hey, du hast Profis vor dir und keine Straßenschläger - wir wollen das Geld, du willst unsere Muskelkraft. Wir werden uns nicht miteinander streiten, wir sind schließlich im Geschäft, nicht wahr? Aufräumen ist für uns die leichteste Übung. Du hast hier dir die besten Männer vor dir, die Obenza zu bieten hat. Für vier Tage ackern sollten die 70 Kröten reichen. Was hast du dir danach vorgestellt? Und wie darf man dich anreden?"


    Als Farael ihnen Ana vorstellte, nickte Sodo ihr steif zu. Cherax hingegen ließ es sich nicht nehmen, sie mit einer formvollendeten Verbeugung zu begrüßen, die bei einem Troll einfach nur schräg wirkte. Gleichzeitig bekam er es irgendwie hin, scheinbar eine Blume aus dem Nichts zu zaubern und sie während der Bewegung vor die Füße zu werfen. "Cherax vom Stamm der Dornteufel", stellte er sich ungefragt bei ihr vor.


    "Schwerenöter", ergänzte Sodo für ihn, ohne sich selber vorzustellen. Sein Blick huschte über die Trümmerberge, während er überlegte, womit sie am besten anfangen sollten.

  • Ana hielt sich im Hintergrund und beobachtete ruhig. Diese Fähigkeit hatte sie in der Vergangenheit perfektioniert, denn häufig war es die einzige Waffe, die einer Frau in Obenzas rauem Pflaster blieb - mögliche Auswege zu kennen, Stärken und Schwächen der anderen Anwesenden zu suchen und potentielle Verbündete auszumachen. Außerdem gefiel es ihr, Faraels Verhalten zu studieren und abzuwägen, ob ihre Anwesenheit es beeinflusste.
    Erst als der Alb sie beim Namen nannte, trat sie nach vorne. Der, den Ana für eine Art Anführer hielt und der dem Aussehen nach wohl ein Mischling war, hielt sich mit Begrüßungsfloskeln eher zurück und so erwiderte sie sein Nicken ebenfalls nur knapp. Eigentlich war es ihr auch ganz egal, wer er war. Sollte das wichtig werden, würde sie es schon herausfinden. Umso blumiger fiel die Vorstellung des Trolls aus - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie entschied sich für die ehrlichste Reaktion und grinste. Abgesehen davon, dass es wirklich komisch aussah, hatte er etwas Einnehmendes an sich und so brauchte Ana nicht ihr schauspielerisches Potential abrufen, als sie scherzhaft knickste und die Blume aufhob. "Sehr erfreut! Und was für ein wilder Teufel. Ich bin Ana vom Möwenclan", ergänzte sie zwinkernd Faraels Vorstellung. "Für den Augenblick habe ich das Wasser gegen dieses Trümmermeer eingetauscht." Sie folgte Sodos Blick, dann hielt sie Farael die hohle Hand hin, um ebenfalls einen Lohn zu fordern. Zwar hatte sie vor es ihm zurück zu geben, doch ihr Gespür sagte ihr, dass es komisch wirkte, wenn sie als einzige nichts bekam. Und im Zweifelsfall konnte sie es auch ganz gut gebrauchen.

    Whisk(e)y ist flüssiges Sonnenlicht
    ~ George Bernard Shaw ~

  • Für den ersten Moment hatte Farael erwartet, Sodo würde sich an Ana versuchen. Doch zu seiner Überraschung war es Cherax, der sich mit einer umfänglichen Begrüßung an die Norkara schmiss. Einerseits lies es Farael schmunzeln, schließlich wirkte es albern und kaum ernst zu nehmen. Doch andererseits spürte er ein unruhiges Murmeln in seinem Bauch. Ihm gefiel nicht, was er sah und was der Troll dort versuchte. Was es war, dürfte offensichtlich sein. "Cherax, du solltest aufpassen. An dieser Frau verbrennt man sich leicht die Finger", witzelte Farael schließlich, auch wenn es vielleicht etwas aufgesetzt wirkte.


    Ehe Farael jedoch auf Sodos Fragen eingehen konnte, hielt Ana ihm ihre hohle Hand entgegen und schien Geld zu verlangen. Ob es jetzt zum Aufrechterhalten des Scheins war oder sie aber tatsächlich Geld von ihm verlangte, konnte Farael nicht richtig abschätzen. Doch er konnte ihr so oder so nichts Klimperndes in die Hand legen. Er hatte nicht mehr Geld mitgenommen, als er gebraucht hatte. Und das waren die Kosten für Heiler und die Söldner vor sich. Stattdessen legte seine Hand auf die ihre, drückte sie sanft und grinste dabei schelmisch. "Du wirst gierig Ana. Ich hatte dir vorhin erst deinen Anteil gegeben", zwinkerte er ihr zu und ließ darauf ihre Hand wieder los. Das die Entlohnung aus Unterkunft, Essen und Gesellschaft bestand, war als genaues Detail vorerst unwichtig. Zumindest für die anwesenden Söldner.


    Letzten Endes wandte sich Farael wieder Sodo zu, der sich den Trümmerhaufen des Söldnerlagers anschaute. Tatsächlich hatten sie viel Arbeit vor sich, doch sie war leicht zu bewältigen. Sie wollten schließlich keine feindliche Fetsung infiltrieren oder eine Schlacht gewinnen. Höchstens gegen einen Schutthaufen. "Natürlich sind wir im Geschäft. Hätte ich euch eure Fähigkeiten nicht angesehen, wäre dies wohl niemals zustande gekommen." Mit einem breiten Grinsen untermalte Farael seine Worte und deutete eine kleine Verbeugung an, die nur mehr dazu diente, Sodos Selbstbewusstsein zu füttern. Jemand der gut gefüttert wird, der wird auch zuträglicher.


    Bolgur währenddessen schritt schon durch die Ruinen und schaute sich um. Er schien nicht anfangen zu wollen, ohne den Befehl dafür zu bekommen. Jedoch wirkte es auf den ersten Blick, als ob er etwas suchte.


    "Jedenfalls habe ich keine Pläne, die jetzt zu diesem Zeitpunkt interessieren sollten. Wichtig ist, dass wir den Schutt wegräumen und alles was noch steht freiräumen. Zudem wäre es interessant zu wissen, was in den noch halbwegs intakten Gebäuden ist. Vielleicht etwas, was ich gebrauchen kann. Und was meine Anrede betrifft ... nunja, ich bin kein Kommandant mehr. Daher sollte mein Name reichen. Außerdem bist du meine Frage ausgewichen Sodo. Gibt es irgendwelche Hinweise, wieso der Brand ausgebrochen ist? Wenn es ein Anschlag war, Hinweise auf den Schuldigen? Ansonsten werde ich mich mal umschauen und versuchen herauszufinden, was passiert ist."

  • Während der Troll mit der Dame herumscherzte, hatte Sodo ganz andere Dinge im Kopf. Er grinste Farael breit an.


    "Du willst also wissen, wie es zum Brand im Söldnerlager kam, ja? Mach dich auf ein Abenteuer gefasst, dass den Sturz des Chaosgottes anmuten lässt wie ein Wiegenlied. Alles begann vor vielen Jahren, in den Bruthöhlen von Shakorz. Dort wurde ich geboren und von Kindesbeinen an wussten alle, dass ich für Größeres bestimmt bin. Die Geschichte ist sehr lang und sehr spannend. Müßig zu erwähnen, dass ich eine entscheidende Rolle darin spiele. Sie führt durch Dunkelheit und sie führt ins Licht. Von den Roten Bergen aus wanderte ich hinab bis zu den feurigen Eingeweiden Tasmerons, stieg in den Dorkudran und flog über ..."


    "Sodo", murrte Cherax. "Der Typ ist nichtmal betrunken. Bitte die kurze Variante."


    "Die kurze Variante?", ereiferte Sodo sich. "Es gibt keinen kurzen Weg zur Wahrheit! Sie liegt hinter der Gläsernen Wüste, durch die ich einst reiste, auf der äußersten Insel im Bittermeer, im alten Leuchtturm von Khilar und zwar ganz oben, in der Asche des erloschenen Leuchtfeuers! Tausend Stufen führen hinauf und jede Einzelne ist rutschig vom Blut derer, die vor mir kamen! Und ganz am Ende der Geschichte" - Sodo legte bedeutungsschwer die Fingerspitzen aufeinander und schloss die Augen - "erwartet uns ein unscheinbarer kleiner Eisenofen in der Küche eines Söldnerlagers. Aber wenn ihr die Geschichte nicht hören wollt, kann ich auch nichts machen."


    Er zog seine Lederhandschuhe über und begann, die verkohlten Balken auseinander zu ziehen.


    "Langweiler, scheiß Troll", maulte er vor sich hin. Auch Cherax begann, sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen.

  • Ana verfolgte die Ausführungen des Mischlings einigermaßen amüsiert. Offenbar musste sie ihr Bild von Söldnern wirklich gründlich durchdenken. Anstelle der grobschlächtigen, saufenden und vor allem wenig intelligenten Rüpel war sie hier auf gepflegte Alben, charmante Trolle und eloquente Halborks gestoßen. Sie schmunzelte vergnügt und zählte auf Basis der Gerüchte, die über den Niedergang des Lagers in den Spelunken die Runde gemacht hatten, eins und eins zusammen. Ihr Blick flog zwischen Farael und den anderen hinterher, die scheinbar unbeteiligt oder als sei bereits alles besprochen zu werkeln begonnen hatten. "Wenn der Mischling nicht so mürrisch wäre, könnte man mit diesen Jungs bestimmt gut einen heben", dachte sie bei sich und ließ sich auf einem Trümmerstück nieder. Farael schien das Ganze nicht so lustig zu finden. Ana verschränkte die Hände hinter dem Kopf und beobachtete die Szene.

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    ~ George Bernard Shaw ~

  • Für den Anfang konnte sich Farael nicht entscheiden, ob das große Gerede des Halborks tatsächliches Ego, oder aber ein einfacher Spaß sein sollte. Diese Ungewissheit jagte ihm einen gewissen Schauer über den Rücken, da Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung in den Worten Sodos mitschwangen. Etwas, was Farael bereits mehrere Male aufgefallen war. Zum Glück war es nichts Neues, besonders bei Söldnern nicht, wenn diese große Töne spuckten und sich hervorhoben.


    Noch während Sodo von seiner 'Geschichte' erzählte, packte auch Farael mit an und begann die ersten Trümmer wegzuräumen. Angefangen mit kleinen Stücken, die sie auf einem Haufen sammelten und somit für mehr Platz sorgten. Nebenbei endeten die Worte des Halborks und hinterließen zumindest bei Farael ein fragendes Gesicht. Allerdings brauchte es nicht lang, dass er eins und eins zusammenzählen konnte. "Ich fasse kurz zusammen", begann er schließlich während seiner Arbeiten zu sagen. "Ein Halbork, der von weit her kommt und in einem Söldnerlager gelandet ist, obwohl er so einen ruhmreichen Weg hinter sich hat. Dieser betrank sich in seinem glorreichen Angesicht und fackelte das Lager in dem er wohnte ab, weil er mit einem Eisenofen kuscheln wollte? Jup, klingt sehr heroisch und beruhigt mich ungemein. Damit ist meine Frage auch beantwortet.“ Im selben Moment notierte sich Farael, Sodo weit weg von Alkohol zu halten, aber auch einige Brandschutzvorkehrungen zu treffen. Nur zur Sicherheit, verstand sich.


    Ganz nebenbei begann sich der Haufen an Schutt aufzutürmen und die ersten Flecken Erde aufzutauchen. Dabei erblickte Farael Ana, die untätig am Rande hockte und scheinbar nur die Situation beobachtete. Dabei hatte sie selbst ihre Hilfe angeboten. Farael hatte das Gefühl, dass man bei ihr manchmal nachhelfen musste. „Du, Ana“, säuselte Farael ganz gelassen. „Ich weiß, dass bequemes Herumsitzen manchmal echt entspannend ist, aber wenn du anpacken willst, gibt es hier genug Arbeit. Ist ja nicht so, dass ich dich nicht bezahlen würde, oder?“ Frech zwinkerte Farael Ana zu. Es war kein guter Anblick, wenn Farael ihr das einfach durchgehen ließ. Er hoffte, sie würde das verstehen und zugleich hatte sie auch ihre Hilfe angeboten. Also konnte ein wenig Necken nicht schaden.

  • "Das kann ich dir leider nicht sagen, Farael", sprach Sodo im Tonfall tiefsten Bedauerns, während er einen schweren Holzbalken herumtrug. "Das Ende einer Geschichte zu verraten, ohne die dazugehörige Geschichte zu erzählen, ist nicht die Art eines Jemanden, der mit dem Tod per Du ist. Das machen Prahler und Aufschneider. Das macht nicht Sodo Mio, der Mann, der dem Abgrund entstieg. Und mal ehrlich - du willst die Lady da nicht um eine wirklich gute Geschichte betrügen, indem du ihr das Ende vorneweg nimmst, oder?"


    Das Lager sah inzwischen schon ganz passabel aus. Sie alle hatten viel Kraft, waren es gewohnt zügig und effektiv zu arbeiten und kamen gut voran.

  • "Ich wollte erst die Geschichte hören", sagte Ana und erhob sich. "Aber wenn mein Kommandant befiehlt... ich kann auch beim Arbeiten zuhören." Beherzt packte sie ein großes Trümmerstück und musste feststellen, dass es zu schwer für sie war. Sie grinste verlegen und machte sich an kleineren Brocken zu schaffen. Bereits nach kurzer Zeit war sie außer Atem. Schweiß lief ihr den Rücken hinab und ihre Arme brannten. Es musste schon ewig her sein, dass sie sich körperlich betätigt hatte, doch sie wollte sich vor den anderen auch ungern die Blöße geben.
    "Und werde ich die gute Geschichte nun zu hören kriegen?", fragte sie nach einiger Zeit und sah Sodo an.

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    ~ George Bernard Shaw ~

  • An jenem Tag hatten die Augenbrauen Faraels keine Ruhe. Sodo schaffte es mit einer überschwänglichen Art doch auf eine gewisse Art und Weise witzig sein. Nicht, dass es Farael stören würde, letzten Endes waren sie nur zum Aufräumen an diesem Ort. Sie musste keine taktischen Entscheidungen treffen oder sich gemeinsam konzentrieren. Es sollte also in Ordnung sein. Zum Glück gab es noch Ana, die es schaffte auf das Gesicht Faraels ein Lächeln zu zaubern. Sei es, von ihren kläglichen Versuchen die großen Trümmer beiseite zu räumen, oder aber ihre freche Art, die sie nur umso liebenswerter machte.


    In diesem Sinne musste schließlich auch Farael nachgeben, als sie nach dem weiteren Verlauf der Geschichte fragte. "Na gut, jetzt will ich's aber auch hören. Hau raus Sodo. Erzähle uns den Rest deiner glorreichen Geschichte. Mich interessiert vor allem, wie du gottgleicher Mann in einem Söldnerlager wieder diesem hier landen konntes." Mit einem Grinsen, das höhnischer, zeitgleich aber nicht belustigter hätte sein können, widmete sich Farael seiner weiteren Arbeit. Jedoch nicht ohne darüber hinweg den Worten des Halborks zu lauschen.

  • Ana:
    Ob es an der Tätigkeit an sich lag oder an der überraschend guten Unterhaltung durch Sodos Geschichte, konnte Ana nicht sagen, doch die Zeit verstrich wie im Flug. Der Halbork erzählte und erzählte, hin und wieder mit kleinen Pausen und - da war Ana sich sicher - mit jeder Menge Ausschmückungen. Als er geendet hatte, hatte Ana das Gefühl eine kleine Reise unternommen zu haben und fühlte sich geneigt, ebenfalls eine Anekdote zum Besten zu geben. Sie wählte ein Erlebnis auf See, eine brenzliche Schlacht mit einem gut bewaffneten Handelsschiff, aus der sie nur haarscharf als Sieger hervorgegangen waren, dafür aber mit einer um so fetteren Beute. So kam es, dass nach und nach jeder ein bisschen erzählte und zur Kurzweiligkeit des Arbeitstages beitrug.
    Irgendwann, als alle längst verstummt waren, hielt Ana inne und streckte sich ausgiebig. Ein Knacken im Rücken verdeutlichte, wie nötig das gewesen war. Ihre Arme waren schwer wie Blei und sie war verschmutzt und nass geschwitzt, doch sie fühlte sich gut. Körperliche Anstrengung bot eine Entspannung für den Kopf, wie kaum etwas anderes. Beinahe hätte sie dies vergessen gehabt. Ihr Blick glitt zum Meer. Die Sonne war bereits auf den Weg Richtung Horizont. Zeit, um Schluss zu machen, dachte sie. Die anderen schienen ebenso zu empfinden, denn als sie ihren Kopf zurück drehte, war Farael gerade im Gespräch mit den Söldnern, die daraufhin von dannen zogen. Cherax verbeugte sich in ihre Richtung und sie winkte. Dann sah sie Farael auf sich zu schlendern. Sie hatten Einiges geleistet, auch wenn dadurch das Ausmaß der Katastrophe erst richtig zum Vorschein gekommen war. Es war kaum etwas Heiles vorzufinden gewesen. Das würde ein kompletter Neuanfang werden. "Vielleicht auch ein Neuanfang für dich?", dachte sie und sah den Alben an. "Zu früh." Sie durfte sich selbst keinen Druck machen. Ana wischte ihre Hände mehr schlecht als recht an ihren Hosen ab und zauberte sich ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht. "So, der Herr", flötete sie, "genug für heute? Das schreit doch nach einem Feierabendbier."


    Farael:
    Es war ein wunderbares Gefühl, sich auf diese Art und Weise anzustrengen und obendrein zu sehen, wie es Fortschritte gab. Zwar gab es im ehemaligen Söldnerlager noch viel zum aufräumen und sortieren, jedoch hielt genau das Farael nicht davon seinen Plan weiterhin zu verfolgen. Mittlerweile war er sich absolut sicher, dass er seine Pläne zum Wiederaufbau angehen wollte. Zwar wusste er nicht, mit welchen Mitteln oder welchen Arbeitskraft, doch war guter Dinge. Vielleicht war es aber auch nur das Gefühl nach getaner Arbeit, welches ihn so optimistisch in die Zukunft blicken ließ. Die Arbeit für diesen Tag war auf alle Fälle bereits erledigt. Damit schickte er auch die Söldnergruppe in den verdienten Abend und schlenderte Ana entgegen, die ihn bereits mit einem Lächeln begrüßte. „Mein Dame“, grüßte er grinsend zurück und zwinkerte ihr zu, ehe auch er sich einmal streckte. Dabei riefen die Schmerzen welche seinen Körper durchzogen sein Bewusstsein für seine Verletzungen wieder wach. Seine Glieder waren aber nur milde ausgelaugt und der Schmerz leicht stechend. Nichts, was gefährlich sein könnte. Schließlich mit den Gedanken wieder zurück bei Ana, hinterfragte er: „Nur ein Bier? Bist du dir sicher? So wie du gestern noch ausgesehen hast, bleibt es bei dir nie mehr als bei nur einem Bier.“ Breit grinsend überließ Farael Ana den Vortritt, wollte sich aber an ihrer Seite halten, sobald sie losgehen würde.


    Ana:
    Glockenhell lachte sie auf. "Da trinkt man einmal über den Durst..." Sie warf sich die Haare nach hinten und ging los. "Es kommt immer darauf an", fuhr sie fort. "Zu viel trinke ich nur, wenn ich verzweifelt bin oder mir langweilig ist. Manchmal, wenn es was zu Feiern gibt. Und in guter Gesellschaft. Mal sehen, ob davon heute etwas zutrifft." Sie schlenderten zurück in Richtung Eisenbrücke. Der Abendhimmel hatte wieder ein derart bezauberndes Kleid angelegt, dass Ana sich fragte, wie er es schaffte, sich selbst jeden Abend aufs Neue zu toppen. Ein lauer Wind wehte, doch er kam vom Meer, sodass er nicht Obenzas Gestank, sondern das salzige Aroma zu ihnen hinauf trug. "Was meinst du, sollen wir uns waschen und dann noch ein wenig ausgehen?"


    Farael:
    „Einmal? Nach dem was du erzählt hast, glaube ich nicht, dass es nur einmal war. Und auch nicht immer ganz darauf ankommen muss.“ Faraels Grinsen wurde weitaus breiter. Dabei knuffte er seine Begleitung verspielt gegen die Schulter und legte sanft einen Arm um sie. Dabei betrachtete auch er das mehr. Die Wellen, wie sie gegen das Ufer schwemmten und die schaukelnden Schiffe, bei deren bloßem Anblick Farael bereits schlecht wurde. Tief sog er die Luft ein, die auf der Brücke befreit von jeglichem Gestank der Stadt war. Schließlich ließ er ihre Frage durch seinen Kopf gehen und überlegte. „Ich weiß nicht ganz. Waschen auf alle Fälle, ja. Ausgehen könnten wir auch machen. Doch willst du dich wirklich an so einem schönen Abend noch irgendwohin begeben, außer an einem Strand, von dem aus wir den Sonnenuntergang beobachten können?“


    Ana:
    "Es gibt keinen Augenblick in meinem Leben, den ich nicht gerne am Meer verbringe." Verträumt verfolgte sie dem Flug zweier Seevögel, dann schwang ihr Blick zu Farael. "Von daher, gerne. Vielleicht können wir uns unterwegs auch eine Kleinigkeit zum Essen besorgen." Erst, als sie dies ausgesprochen hatte, merkte Ana, dass sie tatsächlich hungrig war. Normalerweise aß sie nur dann, wenn ihr zufällig etwas in die Hände fiel oder sie versuchte, einen Rausch zu besänftigen. Wirklich hungrig war sie selten, allerdings steckte ihr auch selten ein arbeitsreicher Nachmittag wie dieser in den Knochen. "An welchen Strand hast du denn gedacht?"


    Farael:
    Siegessicher grinste Farael vor sich her, weil er offenbar schon wusste wie er Ana locken konnte. Und das war offensichtlich schon einmal der Besuch eines Strandes in der Abenddämmerung. Nicht, dass Farael das nicht mögen würde, aber erfreute sich ein wenig darüber, Ana ködern zu können. Er wusste nicht wieso, aber er fand den Gedanken äußerst unterhaltsam und verkniff sich mit Mühe ein Lachen. Stattdessen konzentrierte er sich lieber darauf, die Frage zu beantworten. „Wie schaut es aus mit dem Strand nahe des Leuchtturmes meines Vaters. Der ist kaum besucht, besonders zu dieser Zeit. Unterwegs können wir etwas essen. Im Wasser des Strandes können wir uns waschen und zeitgleich den Sonnenuntergang genießen.“ Wie gerufen hatten Farael und Ana die Brücke überquert und fanden sich auf einem kleinen Markt wieder. Einige der Händler packten bereits zusammen, während ein Bäcker noch seine Waren bis zum Schluss verkaufen wollte. Inklusive eines Rabattes, da die Ware sicherlich nicht mehr frisch war. Genießbar wirkte sie dennoch. Neben alten Leibern von Brot, lagen auch Brötchen und sogar einige Stücke an Kuchen. Eine köstliche Auslage zu einem verdammt guten Preis. Ohne zu zögern grüßte Farael den Bäcker und orderte sogleich drei Brötchen und ein Stück eines Schokoladenkuchens. Darauf blickte der Bäcker Ana an und erwartete wohl ihre Bestellung.


    Ana:
    Einen Moment lang starrte Ana den Mann einfach nur an. Seine Augen waren müde, doch warm und freundlich und auf einmal schämte sie sich für das Brötchen, das bereits hinten in ihrem Hosenbund steckte. "Ähm", sie schluckte und ließ den Blick über die Auswahl schweifen. "Wahrscheinlich muss er eh alles wegschmeißen oder an irgendwelches Vieh verfüttern", dachte sie, doch das schlechte Gewissen wollte nicht recht nachlassen. Was war nur los mit ihr? Verhielt sich so eine Piratin? Andererseits hatte Ana immer darauf geachtet, von wem sie stahl. Nicht jeder hatte es verdient. "Ich hätte gerne ein Stück des Kräuterfladens", sage sie schließlich und wies auf den Rest dessen, was einmal ein stolzes Rad gewesen war. "Ich habe kein Geld mehr", flüsterte sie Farael derweil zu. Es wurde Zeit, dass sie sich neues beschaffte.


    Farael:
    Künstlich übertrieben seufzte Farael und zählte ein paar mehr Münzen aus seinem sich leerenden Geldbeutel dazu. „Ihr kennt das sicherlich. Frauen. Die fressen einem wahrlich die Haare vom Kopf“, kommentierte Farael an den Bäcker gewandt, der schlicht nur breit grinste und offensichtlich ein Lachen unterdrückte. Das ein Brötchen von seinem Verkaufsstand weggekommen war, hatte er wohl nicht ganz mitbekommen. Aus diesem Grund legte Farael auch noch zwei Münzen drauf. „Ihr habt mir zu viel gegeben“, bekam Farael darauf zu hören, welcher jedoch bedacht mit dem Kopf schüttelte. „Keine Sorge, dass stimmt so, wie es ist.“ Mit dankbarem Nicken packte der Bäcker die erstandenen Waren ein und überreichte diese Farael und Ana. Darauf wollte Farael nur von dem Stand weg, bevor der Diebstahl noch bemerkt werden würde. Auch wenn Farael für das Brötchen bezahlt hatte, Diebstahl war dennoch nicht gern gesehen. „Ich sehe schon, wie du dich so ohne mich ernährt hast“, neckte Farael seine Begleitung und schlug bereits die ersten Schritte in Richtung des Strandes ein. „Ein ganz schön hinterlistiges Biest kannst du sein, ich sehe schon.“ Seine Stimme war ermahnend, doch zugleich konnte Farael nicht unterdrücken, dass er es witzig fand. Letzten Endes hatte er sich Ana angelacht und hätte wissen müssen, worauf er sich einlässt. Spätestens nach ihren ersten eigenen Worten zu ihrer Person. Doch es war so gut, wie es war. Zumindest für Farael.


    Ana:
    Eine merkwürdige Gefühlsmischung aus Erleichterung und Scham breitete sich in Ana aus und gleichzeitig war sie auch positiv überrascht davon, dass Farael ihr Tun bemerkt hatte. Sie hielt sich für eine äußerst geschickte Diebin, konnte Leuten, mit denen sie sich unterhielt, die Münzen aus der Tasche ziehen. "Danke", sagte sie leise zu Farael. "Ich habe zu spät gemerkt, dass er ein guter Kerl ist." Die folgenden Worte des Alben weckten den Drang in ihr, sich zu rechtfertigen. "Naja", begann sie. "Es ist nicht so, dass ich nie Geld habe. Immerhin spiele ich hin und wieder in Lokalen." Sie stoppte. Wieso rechtfertigte sie sich eigentlich? Das war sie doch, oder nicht? Eine Diebin. Und Obenza war kein Ort, an dem man sich für so etwas schämen musste. "Aber es liegt mir einfach im Blut zu nehmen, was andere so leichtfertig anbieten. Ich bin eine Norkara." Sie grinste Farael an. "Ein Glück jagst du gerade keine Banditen mehr. Ich fürchte, du müsstest mich sonst verhaften." Langsam gingen sie eine schmale Gasse entlang, die verhältnismäßig sauber war. Ein Betrunkener schlief an der Hauswand und aus einer Taverne drang gedämpft Musik. "Wir haben gar kein Bier gekauft", rief Ana plötzlich aus. "Wir" war dabei nicht ganz richtig... sie wusste nicht warum, doch irgendwie mochte sie das Gefühl nicht, dass Farael sie einlud. Bislang hatte sie das nie gestört.


    Farael:
    „Hör auf dich zu rechtfertigen Ana“, meinte Farael nur mittendrin. Mit einem warmen Blick und Lächeln bedachte er sie, wobei er ihr einmal nickend zusicherte. „Lass es dir einfach nicht zu Kopf steigen und pass auf von dem du stiehlst. Sonst endest du wie meine Mutter in einem Kerker, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt und du davon abhängig bist, wie viel deine Nächsten für dich ausgeben wollen, um dich lebend wiederzusehen. An diesem Punkt würde ich dich nicht sehen wollen – was nicht heißt, dass ich nicht für dich einstehen würde.“ Provokativ legte Farael seine Hand auf den Schopf Anas und wuselte wie bei einem Kind ihr Haar durcheinander. Irgendwie mochte er es, dies zu tun und nebenbei auf diese Art und Weise Ana zu ärgern. Mittlerweile waren nur noch Nuancen der Meeresbrise zu riechen. Erbrochenes und Alkohol lagen in der Luft. Ein Gestank der das Armenviertel ankündigte. Ganz zu schweigen von Müll und Fäkalien. Trotz des Gestankes hielt Farael inne, als Ana ankündigte, sie hätten kein Bier gekauft. Nach einer kurzen Sekunde des Überlegens zuckte Farael mit den Schultern. „Dann musst du mit mir als Rausch für den Abend vorlieb nehmen. Das tut mir natürlich fürchterlich leid.“ Tat es ihm nicht. Untermalt wurde dies von seinem breiten Grinsen. Doch hielt er inne und wollte darauf warten, was Ana antworten würde. Er wollte ihr nicht den Genuss verwehren. Jedoch würde die Sonne sicherlich zur Gänze untergegangen sein, wenn sie noch einmal zurück liefen.


    Ana:
    Ana schluckte. Mir nichts dir nichts hatte Farael ihr nun verraten, was mit seiner Mutter los war. Sein ganzes Verhalten deutete darauf hin, dass er dies wirklich ganz unwillkürlich getan hatte. War sie ihm schon derart vertraut geworden? Sie kommentierte es nicht, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte, vermerkte sich aber in Gedanken, das Thema vielleicht bei einer anderen Gelegenheit noch einmal zur Sprache zu bringen.

    Sie sahen sich an und einen kurzen Moment gelang es Ana, das ernste, leicht entsetzte Gesicht aufrecht zu halten. Dann prustete sie los und hob den Arm, der von Farael abgewandt hinter ihrem eigenen Körper verborgen gewesen war. "Tadaaa" Eine Flasche Rotwein kam zum Vorschein. Bei dem Stand am Marktrand und am Eingang dieser Gasse war es doch zu einfach gewesen zu zu packen. "Es ist zwar kein Bier, doch es wird seinen Zweck erfüllen."


    Farael:
    Misstrauisch verengte Farael die Augen zu Schlitzen und betrachtete die Weinflasche, welche Ana hervorgeholt hatte. Wie hatte er das Brötchen mitbekommen, aber die die Flasche Wein völlig übersehen? Offenbar rastete er ein, was seine investigativen Fähigkeiten betraf. Oder zumindest seine Auffassungsgabe. Vielleicht war es auch die Flasche Alkohol, die sein Verstand einfach nicht sehen wollte. Doch es war ihm recht. Der Wein schien edler Natur zu sein und zumindest ein angemessenes Getränk. „Hast du denn wenigstens gleich zwei Gläser mit geklaut?“, fragte Farael rhetorisch mit einem breiten Grinsen. Irgendwie hatte es etwas, mit einer Kleptomanin unterwegs zu sein. So ging einem das Abenteuer nie aus, aber auch die Lebensmittel nicht. „Doch erkläre mir mal, worin liegt denn der Zweck des Weines?“ Im selben Moment bewegten sie sich gemeinsam weiter vorwärts und kamen dem Strand allmählich näher. Zumindest dem Duft des Salzwasser nach zu urteilen.


    Ana:
    Ana tat so, als fischte sie etwas aus ihrem Haar und lachte dann. "Nein, wird werden aus der Flasche trinken müssen und was den Zweck betrifft... nun: was geht schon über ein bisschen Wein, wenn man der Sonne beim Eintauchen ins Meer zusieht und dabei auch noch an dessen Ufer sitzt?" Sie spürte die Zweifel, die Farael ob des Alkohols hatte. Oder vielleicht lag es auch an ihrer diebischen Ader. "Magst du nicht das warme Gefühl, dass er im Bauch verursacht? Immerhin werden wir gleich ins kalte Nass springen, da kann das doch nicht schaden." Sie lächelte, doch seine zurückhaltende Reaktion machte sie schon ein wenig nachdenklich. Ungern wollte sie über ihre Trinkgewohnheiten diskutieren. Ana war froh, als der Leuchtturm in Sicht kam und das Bad sie auf andere Gedanken bringen würde.


    Farael:
    Seinen Kopf schieflegend betrachtete Farael Ana. Dabei versuchte er, so ernst und nachdenklich zu erscheinen, wie es ihm möglich war. Die Unsicherheit Anas konnte er spüren und er machte sich einen Spaß daraus, diese zu schüren. Schließlich ließ er aber ein verschmitztes Grinsen über seine Lippen huschen. Ana hatte genug unter seinen Stänkereien gelitten. Mit einem schnellen Griff entriss Farael ihr die Flasche, blieb kurz stehen und entkorkte sie. Ohne, dass Ana die Möglichkeit zur Reaktion hatte, setzte er an und nahm einen tiefen Schluck des tatsächlich sehr köstlichen Weines. Nachdem er die Flasche absetzte, wischte er sich über den Mund und verbreiterte sein Grinsen zu einem herzhaften Lachen. „Ich muss sagen, dass du magische Finger zu haben scheinst. Mal ganz davon abgesehen, was du damit im Bett so anstellst, kannst du den richtig leckeren Wein unter Vielen klauen!“ Damit reichte er seiner Gefährtin die Flasche zurück. Natürlich ohne Korken und setzte den Weg fort, als ob nichts gewesen wäre. „Natürlich mag ich das Gefühl, was ein guter Wein oder ein guter Whiskey in meinen Bauch verursachen kann. Aber apropos kühles Nass. Dir ist klar, dass ich darauf verzichten werden muss, oder?“ Dabei deutete er auf seine Verletzungen, die sich immer bemerkbarer machten. Offenbar nahm das Schmerzmittel nun gänzlich ab.


    Ana:
    Langsam aber sicher kehrte das breite Grinsen zurück auf Anas Gesicht und sie nahm dankend die Flasche entgegen, um selbst zu probieren. Nicht das dies normalerweise ein Kriterium für sie war, doch der Wein schmeckte tatsächlich vorzüglich, mehr wie eine edle Speise als ein Mittel zum Zweck. "Ein wenig wie Farael selbst", dachte sie. Als sie sich das Bett geteilt hatten, war er ebenfalls mehr gewesen als ein Körper, an dem man sich Befriedigung holte. "Das war Glück. Das mit der Flasche zumindest", schmunzelte sie. Dann: "Oh." Bei Faraels Vorschlag, sich am Strand zu waschen, hatte sie direkt an ausgelassenes Planschen gedacht und daran, ein Stück hinaus zu schwimmen und zu zu sehen, wie das Wasser um sie herum von der Sonne geküsst die Farbe von Honig annahm. An seine Wunden und die Wirkung von Salzwasser hatte sie nicht gedacht. "Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich trotzdem kurz hinein springe?" Sie musterte Farael und fragte sich, ob er schlimme Schmerzen hatte. "Ein Glück haben wir etwas Wein. Nichts hilft besser gegen körperliche und seelische Qualen", grinste sie, wenngleich sie es nicht für einen Scherz sondern die blanke Wahrheit hielt.


    Farael:
    Mittlerweile waren sie am Strand angekommen. Der Sand knirschte unter ihren Stiefeln, während vor ihnen die Wellen sanft gegen das Ufer schlugen. Die Sonne tauchte den Himmel in ein Rot und das Wasser reflektierte das Schauspiel in all seiner Pracht. Der Anblick war allein wunderschön. Für Farael brauchte es keinen Alkohol, um das zu genießen was er sah. Im selben Moment war er sich sicher, dass es Ana genau so erging. Wobei Alkohol für sie ein schwieriges Thema zu sein schien, so wie sie immer von dem Thema wegzukommen versuchte, zeitgleich aber sehr gern trank. „Aha, und ich bin kein glücklicher Fang, hmm?“, antwortete Farael neckisch auf Anas Erwiderung, wobei er ihr gegen die Schulter knuffte. Sie befanden sich wenige Schritte vom kühlen Nass entfernt und auch wenn Ana beschloss, ein Bad nehmen zu wollen und Farael passen musste, so nahm er sich dennoch eine Katzenwäsche vor. Dabei betrachtete er Ana und musste grinsen. „Alkohol ist nicht die Lösung für körperliche oder seelische Qual. Mehr gibt er einen Aufschub für das, was man verdrängen will. Das Einzige was am Ende wirklich hilft, sind entweder eine gute medizinische Behandlung oder das sich Stellen seiner eigenen Dämonen.“ Mit diesem kleinen Monolog wollte Farael nicht die Stimmung ruinieren, doch löste Anas Bemerkung etwas Sorge in ihm aus. Im nächsten Augenblick schob er dies beiseite und lächelte seine Begleitung an. „Also wenn du Baden gehst, erwarte ich von dir aber schon, dass du auch eine gute Szene machst“, feixte er schließlich, ehe er sich selbst zu entkleiden begann. „Zumindest den Schweiß und Schmutz abwaschen“, dachte er sich.


    Ana
    Die Hände am Bund des Hemdes hielt Ana inne. "So so." Verschmitzt zog sie einen Mundwinkel nach oben. Dann drehte sie sich um, sodass Farael nur ihren Rücken zu sehen bekam und striff sich das Hemd über den Kopf. Sie legte die Arme eng an ihren Körper und blickte über die Schulter nach hinten. Nebenbei befreite sie sich von den Stiefeln und legte den Gürtel ab. "Ein wenig Musik wäre nicht schlecht", fuhr sie fort und begann eine Melodie zu summen. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und schlängelte sich langsam in die Hocke. Unten angekommen öffnete sie ihre Knie und schob sich im Hohlkreuz wieder nach oben. Weiter singend schwang sie herum, die Brüste mit einer Hand bedeckt und stolzierte ein paar Schritte auf ihn zu, warf schließlich den Kopf in den Nacken, wieder nach vorne und kam langsam zum Stehen. "So etwa?", fragte sie und lächelte.


    Farael:
    Da wollte man sich einmal in Ruhe entkleiden um sich zu waschen, da bekam man für die eigenen Worte direkt die Quittung. In durchaus positiver Hinsicht. Farael hatte es gerade einmal geschafft, seinen Oberkörper zu befreien und die Waffen abzulegen, während Ana auf laszive Art mit ihren körperlichen Reizen spielte. Würde sie dabei nicht unglaublich attraktiv von Natur aus sein, hätte Farael sicherlich widerstehen können. Doch kam er nicht darum, in seinen Bewegungen inne zu halten und seiner Gefährtin bei der Show genüsslich zu beobachten. Dabei musterten seine Augen jede Stelle ihres Körper und in ihm kam der Mann durch, der sich herbeisehnte, dass sie die Hände nach unten nahm. Doch riss er sich zusammen und biss sich ungewollt auf die Unterlippe. „Ähm...“, stammelte er für den ersten Moment völlig unbeholfen hervor. „Ich denke, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Über das erste Erstaunen hinweg, regte sich Farael aus seiner Schockparalyse und wagte einen Schritt auf Ana zu. Dabei legte er seine rechte Hand auf ihre Hüfte, grinste verschmitzt und gab ihr schließlich lediglich einen sanften Kuss auf die Nasenspitzen. Natürlich auch mit ihr spielend, ehe er sich plötzlich künstlich kühl von ihr entfernte, dabei mit einem breiten Grinsen demonstrierte, dass er gern mit ihr spielte.


    Ana:
    Die erzielte Wirkung gefiel Ana. Sie hatte früher schon getanzt, doch das hatte sich ganz anders angefühlt. Es war das Erniedrigenste gewesen, das sie jemals erlebt hatte. Das Kleid war zu kurz gewesen und hatte oben ebenso zu viel offenbart wie unten. Die verrucht elegante Burlesq-Musik und die Bewgungen Anas langer Beine in den hochhackigen Stiefeln hatten Erotik versprüht, doch in den Gesichtern der Männer im Publikum hatte sich nur Gier und Wolllust gespiegelt. Die Gage hatte die Pein in keinster Weise aufgewogen und so hatte Ana nie wieder getanzt. Bis zu diesem Augenblick. Es war ihr ganz natürlich von der Hand gegangen. Es fühlte sich gut an und wenn auch in Faraels Augen Lust aufblitzte, so lag gleichzeitig eine liebevolle Wärme darin, die den Unterschied machte. Ana öffnete leicht den Mund, bereit auf Faraels Lippen die Begierde zu schmecken, die sie ihm attestierte und staunte nicht schlecht, als er sie mit einem kleinen Kuss auf die Nase abspeiste. Sie sah ihn grinsen und stemmte sich gespielt empört die Hand in die Hüfte. "Ah, das ist dem Herrn nicht genug?" Ana zog eine Augenbraue nach oben. Schnell trat sie an ihn heran und löste ihre Hand von ihren Blößen, die er nun ohnehin nicht mehr sehen konnte.


    Farael:
    Mit wie viel Eleganz und zeitgleich Frechheit Ana vorging, war für Farael ein absoluter Genuss. Nicht nur, dass sie der feuchte Traum eines jeden Mannes war, sondern Farael auch die Ehre hatte sie genauer kennenlernen zu dürfen. Hinter diesem Körper steckte seine Seele, mehr als ein Leib der benutzt werden sollte. So genoss es Farael umso mehr, sich ihr annähern zu dürfen. Zwar mit Lust, aber auch mit der Sicherheit, dass sie füreinander Zuneigung empfanden, die über das Körperliche hinausging. Zu gut erinnerte er sich an das letzte Mal zurück, an dem sie gemeinsam genächtigt hatten. Umso besser gefiel es ihm, sie an seiner Seite zu wissen, auch wenn sie sich noch nicht lang kannten. Wo in diesem Moment Lust und pures Verlangen vorgeherrscht hätten, fühlte er in seinem Bauch die Wärme, die Anas Lächeln in ihm auszulösen vermochte. Ihr gemeinsames Spiel um die Macht in ihren Handlungen tat ihr Übriges. So schritt das freche Stück nah an ihn heran, presste ihre Brust an seinen Oberkörper und ließ ihn somit keinen Blick genießen. Doch statt sich zu beschweren, legte er die Hand auf ihre Wange und gab ihr einen liebevollen, aber zärtlichen Kuss. Der Geschmack, der auf ihren Lippen lag und sichtlich die seinen erwartet hatte, ermöglichten einen tiefen Austausch von Zuneigung. Einige Augenblicke vergingen, eher er sich wieder löste und seine Stirn an die ihre legte. „Wenn ich nicht verletzt wäre, würde ich dir hier zeigen dass es ein guter Anfang war.“ Er hielt seine Augen geschlossen und flüsterte die Worte, die nur für Ana bestimmt waren. Ihre Wärme und Intensität waren einzig für sie vorbehalten. „Wenn du noch ein wenig durchhältst und Lust hast, darfst du nachher bei uns Zuhause gern deinen Platz der Reiterin behaupten.“ Farael wusste, mit welchem Feuer er spielte und innerlich freute er sich darauf, Ana ebenso zu verführen wie sie es mit ihm tat.


    Ana:
    Genüsslich kostete Ana von Farael. Sie war wirklich gemein, dass sie ihm ständig kleine Köstlichkeiten vor die Nase hielt, die er sich wegen seiner Beeinträchtigung nicht schnappen konnte. Wenn es nicht so verdammt verlockend gewesen wäre... "Bei uns Zuhause?", wiederholte sie und auch wenn nicht dieselbe Furcht mit schwang, die sie bei dem Wort "wir" noch tags zuvor empfunden hatte, so nagte es doch ein wenig an ihr. "Habe ich heute so gute Arbeit geleistet, dass ich mir schon einen Teil des Hauses verdient habe?" Sie versuchte ihre Worte durch einen Scherz abzumildern, um die Atmosphäre, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, nicht zu zerstören. "Und was meine Ausdauer betrifft... da brauchst du dir keine Sorgen zu machen." Langsam entfernte sie sich rückwärts von ihm, ohne ihre Arme erneut als Sichtschutz nach oben zu nehmen. Sie öffnete ihre Hose, striff sie nach unten und stieg hinaus. "Aber erst werde ich eine Runde schwimmen, ich möchte ja noch ein wenig einen kühlen Kopf bewahren." Ana grinste breit, machte auf dem Absatz kehrt und flitzte in Richtung Meer.


    Farael:
    Natürlich konnte Farael dem Anblick nicht widerstehen, als sich Ana von ihm löste und ihm den vollen Umfang ihres Körper präsentierte. Dabei schlich ihm ein eher schmutziges Lächeln auf die Lippen. „Naja, ganz einfach. Dadurch dass du aktuell kein richtiges Zuhause hattest und bei mir deine Nächte verbringst, denke ich mein kleines Hüttchen auch dein Zuhause zu nennen. Du kannst ja nicht sagen, dass du dich nicht wohlfühlst“, erwiderte er schmunzelnd, genau wissens das diese Worte seltsam klingen mussten. Selbst für Farael war das Gefühl, sein Heim mit jemanden zu teilen etwas befremdlich und ungewohnt. Doch Ana verbrachte mit ihm die Nächte, verstaute ihre Sachen in seinen Schränken und trug sogar seine Kleidung. Wenn sie sich nicht zuhause fühlte, dann wusste er auch nicht weiter. Schließlich beobachtete er sie, wie sie in das kühle Nass verschwand. „Kühle dich aber nicht zu sehr ab. Sonst wird es langweilig“, lachte Farael. Währenddessen trat er an das Ufer, dessen Wellen seine Schuhe benässten. Vorsichtig ging er in die Hocke und begann, sich mit seinen Händen Wasser zu schöpfen. Spätestens als er es über seinen Körper goss, dabei penibel achtend nicht seine frischen Wunde zu benetzen, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Das Wasser war eiskalt! Völlig erstaunt bei dieser Feststellung blickte er zu Ana, die fröhlich-munter vor sich her schwamm und die salzige See genoss. „Hehe, kleine Meerjungfrau“, grinste Farael.


    Ana:
    Ana watete einige Meter ins Wasser und tauchte dann in eine brechende Welle ein. Sie spürte die Kraft der Strömung und ließ sich die Sinne freiwaschen. Eine Gänsehaut zierte ihre Haut, aber es war erträglich und Ana mochte die Frische, die zurückblieb. Am Horizont versank die Sonne bereits und das Licht war exakt so, wie sie es sich ausgemalt hatte. Vom Ufer hörte sie Farael rufen und winkte ihm. Die letzten Sonnenstrahlen ließen seine nackte Haut leuchten. Noch einmal tauchte sie ab und begann dann wieder Richtung Land zu schwimmen, ließ sich von den Wellen tragen, die darauf zu rollten. Ana strich sich die Haare zurück und ging die letzten Meter auf Farael zu. Die Kälte spannte ihr die Haut eng um den Leib und sie fühlte sich lebendig und erfrischt. "Ah, das tat gut", seufzte sie und ging an Farael vorbei, nicht ohne ihm über die Brust zu streichen. Am Strand wrang sie ihre Haare aus und machte sich daran, zurück in die Klamotten zu schlüpfen, bevor die Erfrischung in Frösteln umschwang.


    Farael:
    Auch wenn das Wasser eiskalt war, so fühlte es sich für Farael erfrischend an. Dennoch in die Wellen zu steigen, bei dieser Wassertemperatur, würden ihn nicht einmal im Traum einfallen. Zum seinem Glück hatte er seine Verletzungen als Ausrede dafür, etwas kälteempfindlich zu sein. Er mochte es nicht, die Außentemperatur anhand eines seiner Körperteile messen zu können. Dabei schauderte es ihm allein bei dem Gedanken. Eine Katzenwäsche am Meer reichte. Oder zumindest ein Bad, wenn die Sonne über der Stadt brannte. Wie dem mystischen Wesen gleich, entstieg einige Minuten später Ana aus dem Wasser. Ihre Haut schien durch das Bad jünger, gar straffer und es ergänzte ihren bereits sehr ansprechenden Körper. Fest nahm er sich in diesem Augenblick vor, mit ihr erneut an diese Stelle zu ergehen. Dann, wann er genesen war, verstand sich. „Dir hat es gut getan, mir tut es jetzt gut“, erwiderte er grinsend, während sie an ihm vorbeizog. Ob sie das mit Absicht machte? Sich so zu präsentieren, dass er nicht anders konnte als ihre weiblichen Vorzüge zu genießen? Vielleicht lag es auch in ihrer Natur. Doch Farael wusste, dass sie weit über ihrer Natur handelte. Sonst würde sie nicht bei ihn sein. Oder?


    Diese Gedanken eifrig aus dem Kopf schüttelnd, begann auch Farael sich anzukleiden. Die Nässe auf seiner Haut fühlte sich mit der trockenen Kleidung etwas seltsam an, doch nichts woran er sich stören würde. Darauf gesellte er sich zu Ana, welche er mit einem sanften Lächeln bedachte. „Wie sieht es aus? Auf nach Hause?“, fragte er seine Freundin und bot ihr seinen Arm an, damit sie sich einhaken konnte. Ganz wie ein Gentleman.


    Ana:
    Nach der Kälte des Wassers kam es Ana, nachdem ihre Haut einigermaßen trocken war, umso wärmer vor. Sie seufzte wohlig. Eigentlich war ihr Leben hier doch gar nicht so schlecht. Ihr Blick flog zu der Weinflasche, die leider schon leer war. Dann war Farael bei ihr und grinsend ergriff sie seinen Arm. "In Ordnung. Nach Hause", sagte sie vielsagend. Trotz der Erfrischung flackerte noch das kleine Flämmchen in ihr, dass bei ihrer spontanen Tanzeinlage aufgelodert war. Sie spürte die elektrisierende Spannung zwischen ihnen. Kurz keimten Zweifel auf, dass sie nun schon die dritte Nacht in Folge bei dem selben Mann verbringen würde und vielleicht in eine Sache hinein geriet, für die sie nicht bereit war. Sie wurden aber recht schnell von Vorfreude besiegt und wann immer sich ihre Blicke kreuzten, sich hier und da auf die Unterlippe gebissen wurde, wuchs die Hitze in Anas Körper ein kleines bisschen nach oben.


    Farael:
    Erfreut, dass Ana sein Angebot angenommen hatten, spazierten sie los. Farael ließ sich bewusst die Zeit, damit auch in ihm die Vorfreude wachsen konnte, wenn sie Zuhause ankamen. Es war nicht so, dass Farael sich darauf verließ oder es gar einfordern würde. Doch jedes Mal wenn sich ihre Blicke trafen, erkannte er in Anas Augen ihre Leidenschaft. Aber auch die Zuneigung und die Freude darüber, dass sie bei ihm war. Zumindest ging er davon aus. Sonst wäre sie wohl kaum neben ihm, in seinem Arm und würde mit ihm entspannt die Straße hinunter spazieren. Sie sprachen untereinander nur mit ihren Körpern und hüllten sich in ein angenehmes Schweigen. Doch die Blicke, welche sie sich zuwarfen, genau wie die kleinen Gesten welche den anderen nur etwas ärgerten, oder aber anstachelten. Letzten Endes brach Farael das Schweigen. „Du bist seit langem die erste Frau, mit der ich auf diese Art Gesellschaft teilen kann“, gab er zu. Im nächsten Moment errötend, gar nichts von seiner harten Schale als Söldner blicken lassend, flüsterte er ihr sanft ins Ohr: „Und das kann wirklich niemand von sich behaupten. Ich mag dich Ana.“ Daneben flossen noch ein paar süße Nichtigkeiten in ihrer gegenseitigen Ohren, die die gemeinsame Gesellschaft nur angenehmer machten. Andere würden es für kitschig halten. Viel zu unmännlich und als Mann nicht tragbar. Zumindest die meisten Söldner gingen von einem Bild aus, dass sie als unnahbaren und harten Hund darstellen musste. Doch manchmal genügte auch ein liebevoller Umgang mit einer Frau. Es machte es nicht für Farael angenehmer. Sicherlich für Ana ebenfalls. Auch wenn Farael manches Mal unsicher dessen war. Letzten Endes wollte er diese Frau nicht bedrängen. Schon bald erreichten sie das kleine Hause, dessen Wärme sie zum Rasten einlud.


    Ana:
    Unterwegs verblasste die brennende Vorfreude in ihrem Innern langsam und Ana begann ihr momentanes Dasein im Vergleich mit dem vor ein paar Wochen abzuwägen. Es war noch ein gutes Stück Weg und die Geräuschkulisse der ersten Taverne, die sie passierten, brachte sie ins Nachdenken. Kaum eine halbe Woche vorher wäre sie eine der Stimmen in dem stickigen Dunkel gewesen, auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht oder nach den sanften Kissen des Rausches, meistens wahrscheinlich nach beidem. Nun brauchte sie das nicht mehr, denn sie hatte einen Rückzugsort gefunden. Sie hatte Sicherheit gewonnen. Oder aber Abhängigkeit. Die Zweifel waren wieder da. Ana versuchte sich nichts anmerken zu lassen und war froh, dass sie schwiegen. Worte waren schonungslos, ließen kaum Raum zur Interpretation. Hätte sie nicht einfach glücklich sein können? Als Farael ihr schließlich etwas zuflüsterte, streubte sich ein Teil von ihr und wäre am liebsten davon gelaufen, doch sie riss sich zusammen und antwortete lächelnd. Immerhin war es nicht gelogen, sie fühlte sich ja wirklich wohl in seiner Nähe und war ihm dankbar, dass er sie aufnahm. Davon, dass er sie auch körperlich ansprach ganz zu schweigen. Tief in ihrem Innern regten sich jedoch ihre Alarmglocken. "Das geht zu schnell", sagten sie, noch leise aber eindringlich. Und so war Ana, als sie das kleine Haus erreichten, geteilter Gefühle. Es fühlte sich wie ein sicherer Zuschlupf und ein Gefängnis zugleich an.

    Whisk(e)y ist flüssiges Sonnenlicht
    ~ George Bernard Shaw ~