Tagebuch der Kinder von Hohenfelde

  • Tagebuch der Kinder von Hohenfelde


    Anekdoten einer Kindheit im Herrenhaus, die gar nicht immer so düster war, wie es nach außen den Anschein hatte - dafür haben die Kinder gesorgt.



    1



    Giftkochen 1.0


    Mitten in der Nacht sind aus dem Kinderzimmer seltsame Geräusche zu hören. Hohenfelde Senior geht nachschauen und findet die Kinder an ihrer Spielzeugküche vor.


    Papa (streng): »Kinder, was macht ihr hier?!«
    Kind: »Pssst. Wir kochen Gift. Für den Jason.«


    Das Gift besteht aus:


    Kaffeesatz
    vertrocknete Orchideenblüten (von Mamas Pflanzen aufgesammelt)
    Frisches Orchideenlaub (von Mamas Pflanzen abgerissen)
    Puller

  • Der verlorene Lachen


    Das Portrait eines Hohenfelde-Sprösslings soll gemalt werden.


    Maler: »Nun lächel doch mal.«
    Kind (sehr ernst): »Ich weiß nicht, was Lächeln ist.«


    Der Maler macht allerlei Faxen, doch nichts hilft. Dem Sprössling zucken nicht einmal die Mundwinkel. Nachdem der Maler die Sitzung frustriert abbricht, rennt der Sprössling lachend davon.

  • Sehnsucht nach Dunkelheit


    Während der Abenddämmerung soll ein Laternenumzug stattfinden.


    Papa: »Kinder, zündet doch eure Laternen an.«
    Kind 1: »Nein, es ist uns zu hell. Komm, wir lassen unsere Laternen jetzt aus.«
    Kind 2: »Ja, genau!«


    Die Hohenfeldekinder führten aus Protest gegen die zu helle Dämmerung den gesamten Laternenumzug mit finsteren Laternen durch.

  • Giftkochen 2.0


    Kind: »Hoffentlich ist heute der Jason auf dem Spielplatz.«
    Papa: »Komisch, vor vier Wochen wolltet ihr ihn noch vergiften.«
    Kind: »Dafür haben wir keine Zeit.«
    Papa: »Wieso?«
    Kind: »Wir kochen jetzt Gift für die Mathilda.«

  • Die hohe Kunst des Kindererziehens


    Die Kinder der von Hohenfeldes spielen Trampolin auf dem Ehebett der Eltern.


    Papa: "Was macht ihr hier?"
    Kinder: "Wir springen im Bett."
    Papa: "Was hab ich euch zum Springen in unserem Bett gesagt?"
    Kinder: "Nicht im Bett springen!"
    Papa: "Und wo ist hierbei das Problem?"
    Kinder: "Beim Kuchen backen!" *hüpfen weiter*

  • Der Fleischsack


    Familie von Hohenfelde sitzt beim Abendbrot.


    Kind 2: *piekst den Papa mit der Gabel*
    Papa: "Wenn du mich weiter stichst, habe ich da bald ein Loch und alle Knochen fallen raus. Dann bin ich nur noch ein Fleischsack."
    Kind 1: "Dein Fleisch ist eklig, wenn es nicht gebraten ist."

  • Erpressung


    Papa: "Wenn ihr jetzt schön euer Zimmer aufräumt, dürft ihr danach noch mal raus spielen gehen."
    Kind: "Erst sollen wir alleine hier spielen und jetzt auch noch allein aufräumen! Wir lassen uns nicht erpressen!"
    Papa: "Das sollte eine Belohnung sein..."

  • Misslungene Bestechung


    Es war der Tag, an dem die Tochter mit Papas Rasierpinsel ein Gemälde auf die Schreibtischplatte zauberte und ein komplettes Glas Nougatcreme mit dem Löffel verzehrte, während sie Piratenlieder sang.


    Papa (erschöpft): "Wenn du jetzt lieb ins Bett gehst und schläfst, bekommst du morgen früh zwei Frühstückseier."
    Tochter: "Ich ess nur zwei Eier, wenn du dich auch ins Bett legst."

  • Lesen lernen


    Kind: "Dieses bescheuerte Lesen!"
    Papa: "Komm schon. Das eine Wort schaffst du."
    Kind: "Dann reiß ich mir eben die Augen raus!"


    Danach beobachtete Papa Hohenfelde zwei Minuten lang resigniert, wie der wütende Spross mit wutverzerrtem Gesicht seine Augenlider langzog. Erst danach war eine Fortsetzung der Übungsstunde möglich - mit überraschend guten Ergebnissen.

  • Feind des Lichtfests


    Das Kind kommt nach Hause, schmeißt seinen Ranzen in die Ecke und grollt. Auch das heißersehnte Puzzle, was der Humus Express endlich brachte, vermochte die Laune nicht zu heben.


    Papa: "Junge, warum hast du heute so schlechte Laune?"


    Kind: "In der Magierakademie haben sie uns gezwungen, uns in der Turnhalle zu versammeln und mit allen Kindern und Lehrern zusammen Lichtfestlieder zu singen. In der Zeit hätten wir eigentlich Mathe gehabt, ich wollte Mathe machen. Der ganze Tag ist im Arsch!"

  • Die Schnee-"Mann"-Königin


    Die Kinder sitzen in der Küche und zeichnen. Kind 1 hat ein Bild mit einem Schneemannvater und einem ganz kleinen Schneemann geschaffen und überlegt laut, womit es sonst noch sein Werk füllen könnte.


    Kind 1: "Das hier ist der Schneemannkönig und das ist sein Kind. Jetzt zeichne ich noch die Schneemannkönigin."


    Der Stift richtet sich auf die freie Stelle des Papiers, verharrt jedoch in der Luft. Es folgt eine Pause, in welcher ein interessantes Mienenspiel des Nachdenkens beim Kind zu beobachten ist.


    Kind 1 (triumphierend): "Der Schneemannkönig legt Eier!"


    Glücklich über seinen Einfall, zeichnet Kind 1 einen riesigen Korb voller Schneemanneier an die Stelle, an welcher die Königin hätte stehen sollen.

  • Aufräumen ist Krieg


    Die Wohnung ist ein Schlachtfeld. Die Kinder von Hohenfelde sollen aufräumen, während die Mama in der Küche Ordnung macht. Die Kinder ziehen von dannen, um ihrer Aufgabe schlecht gelaunt nachzukommen. Es entbrennt schon nach wenigen Minuten eine Prügelei darüber, wer nun was verwüstet hat und es darum aufräumen muss. Kind 1 wird mit Tritten malträtiert, Kind 2 bekommt ein Knie ins Gesicht. Nach der Auflösung der Prügelei versammeln sich Kinder und Mama Hohenfelde am Tisch, um über den Vorfall zu sprechen.


    Mama: "So. Jeder erzählt jetzt nacheinander, was passiert ist, ich will es von beiden hören. Niemand unterbricht den anderen. Du fängst an."


    Kind 1 erzählt, wie es sich seiner Meinung nach zugetragen hat. Als Kind 2 seine Version erzählen soll, behauptet es, die Ereignisse vergessen zu haben und dreht sich weg.


    Mama: "Was hätte man denn, anstatt sich zu prügeln, noch machen können?"

    Kind 1: "Man muss sich prügeln. Sonst wird man verprügelt."

    Mama: "Aber angenommen, die Prügelei wäre noch gar nicht ausgebrochen."

    Kind 1: "Prügeln."

    Mama: "Hätte man nicht auch miteinander reden können?"

    Kind 1: "Beim Krieg wird nicht geredet."


    Fazit: Aufräumen ist Krieg.