Kapitel 2 - Ein Prachtadler für Tazio

  • Ein Prachtadler für Tazio



    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire begutachtete wie im Hof sein Prachtadler Rose´gesattelt wurde. Ein mächtiges und zeitgleich wunderschönes Tier. Ein rot-weiß-farbener, männlicher Prachtadler, dass erkannte man an der etwas anderen Kopfform und vor allem an dem stärkeren Haken am Schnabel. Der Schnabel der Weibchen war nicht so scharf gebogen, dafür waren sie etwas größer und schwerer als die Männchen. Verrill blieb vor dem Tier stehen und streichelte sein Brustgefieder. Das gewaltige Tier schloss die Augen und gab leise glucksende Geräusche von sich. Ein ganz ähnliches Tier wurde ebenfalls gesattelt. Dieser Prachtadler war fast schneeweiß bis auf einige rote Feder die sein Haupt wie eine Krone zierten. Greg streichelte auch dieses imposante Tier, aber im Gegensatz zu Rose´war dies nicht sein Adler. Er war das Geschenk für Tazio, den Duca von Ledwick. Linhard gesellte sich zu seinem Mann und legte Gregoire einen Arm um die Schulter und schaute zu beiden Tieren auf, ehe er Verrill auf den Mund küsste und in der Box von Aquila verschwand. Einen Moment später gesellte der junge Hohenfelde mit seinem grünen Drachenhuhn dazu. Er legte dem weißen Prachtadler eine lange Leine um, um das Tier von seinem Drachenhuhn aus führen zu können. Aquila beäugte die beiden anderen Vögel einen Moment misstrauisch, ehe sie die Flügel entfaltete und einen Schrei ausstieß. Lin schwang sich auf sein Drachenhuhn und warf Verrill einen Kuss zu. Greg grinste zu Linhard hoch. "Sie ist wie Du, erstmal das Revier abstecken, er hier den größten Schnabel hat", gibbelte Verrill. Lin antwortete nur mit einem Zwinkern und ließ Aquila nach draußen laufen den weißen Prachtadler im Schlepptau. Greg führte Rose´ebenfalls nach draußen und schwang sich auf sein Tier und sicherte sich. "Abflug Schatz", grinste Lin. Verrill schluckte, schaute von seinem Prachtadler zu Linhard hinüber der überhaupt keine Angst zu haben schien. Einen Prachtadler zu besitzen, war etwas anderes als einem Tier zu fliegen. Sobald sie in der Luft waren hing sein Leben von dem Geschöpf unter ihm ab und er würde binnen Minuten den Hof hinter sich gelassen haben. Greg schaute über die Schulter zurück zum Palast, den er noch gar nicht verlassen hatte, ehe er wieder Lin einen Blick zu warf. "Keine Angst vor der eigenen Courage Greg, ich weiß was Du drauf hast. Nur Du weißt es noch nicht. Du kannst Dich mit auf Aquila hocken und wir fliegen gemeinsam auf meinem Vogel, oder Du kneifst die Arschbacken zusammen und folgst mir mit Rose´. Du musst keine Angst haben, guck mal Zuhause kann Dir auch ein Buch aus der 3. Etage auf den Detz fallen und das wars", lachte Lin, was auch Greg losprusten ließ. "Bleib in meiner Nähe falls was ist Linny", bat Verrill und folgte Linhard nach draußen. "Ich pass auf Dich auf und zur Not retten wir Euch. Du vergisst unser Würmchen. Also hoch mit Dir!", befahl Lin breit grinsend. Verrill wusste nicht was ihr gerade mehr Angst machte, die Aussicht darauf den Hof zu verlassen oder das dämonisch breite Grinsen ihres Mannes. Sie atmete einmal durch und gab Rose den Befehl abzuheben. Der Prachtadler sprang in die Luft, schlug mit den gewaltigen Schwingen und hob ab. Linhard folgte Rose und Verrill umgehend mit Aquila und der Schneeflocke im Schlepptau. Kaum in der Luft brüllte Verrill ihre Freude heraus, was auch Lin mitgröhlen ließ. "Was habe ich Dir gesagt?", brüllte er gut gelaunt zu seiner Frau rüber und zog dicht zu ihr auf. Die drei Tiere flogen über Beaufort, Ruel, Wigberg, Hohenfelde, Eibenberg, Paquet, passierten die Grenzen und hielten direkt auf Monleone zu. Die Stadt lag an der Küste und es gab einiges für die beiden Souvagner zu sehen. Gut gelaunt flogen sie tiefer und landeten einige Stunden später in Ledwick, Monleone. Die Wappen des Brustgeschirrs wiesen sie als Mitglieder der Souvagnischen Krone aus. Linhard schnallte sich ab und rutschte von seinem Drachenhuhn. Danach half er Verrill von seinem Adler und wartete bis er wieder richtig stehen konnte. Gut gelaunt umarmte Greg Lin. "Siehst Du, alles ist gut gegangen", flüsterte er ihr ins Ohr. Verrill nickte stolz. Gemeinsam warteten sie neben ihren Tieren darauf empfangen zu werden.


    Gregoire Prachtadler - Rose´:
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    Tazios Prachtadler - Schneeflocke:
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    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Man hatte in Ledwick die Neuankömmlinge bereits an der nördlichen Grenze bemerkt und die Information mentalmagisch weitergegeben. Es gab in Ledwick zwar keinen Orden der Himmelsaugen, aber Geistmagier kannte man auch hier und sie erfüllten ganz ähnliche Aufgaben. Man wusste also, dass Mitglieder der souvagnischen Krone anreisten und hatte Weisung, sie durchreisen zu lassen und die Information über den jeweiligen Aufenthaltsort weiterzugeben. Man konnte sich denken, dass sie auf dem Weg nach Monleone waren und bereitete dort alles vor. Als die Reiter auf den großen Vögeln landeten, kamen viele Ledvigian neugierig herbei. So etwas hatte man hier noch nicht gesehen. Eine Delegation aus dem Palast, begleitet von Gardisten, näherte sich den souvagnischen Gästen. Die Gardisten trugen eine schwarze Rüstung mit den weißen Symbolen ihres Landes, der Sonne und des Leone di Marino. Zwischen diesen finsteren, schwer gerüsteten Gestalten leuchteten die weißen und türkisen Gewänder des Ducas. Hinter seiner weißen Maske sah man nur seiner Augen, darüber ragte in einer bizarren Form die schwarze Korallenkrone. Der Duca neigte leicht das Haupt, als er Prince Gregoire als einen der beiden Gäste erkannte, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen. »Eure Hoheit Prince Gregoire Verrill de Souvagne«, sprach er zum Gruße. »Wir freuen uns, Euch so rasch wiederzusehen.« Er wandte sich dessen Begleiter zu, den er nicht kannte. Anhand des Wappens de Souvagne war jedoch ersichtlich, dass diese Person Rang und Namen hatte. »Hoheit, auch Euch ein Gruß unbekannter Weise. Meine Identität dürfte Euch bekannt sein. Aber wie ist Euer werter Name?« Tazio betrachtete den Mann, der im Gegensatz zu den anderen ihm bekannten Souvagnes dunkles Haar hatte und fast schwarze Augen.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    Gregoire trat vor den Duca und verneigte sich. Dabei legte er die rechte Hand auf das Herz und ballte sie dann zur Faust. Linhard tat es seinem Mann einige Augenblicke später gleich. "Eure Majestät Duca di Ledvicco, wir danken Euch für Eure freundlichen Worte und die ehrenvolle Begrüßung. Darf ich Euch meinen Ehemann Prince Linhard Xavier de Souvagne, Marquise von Hohenfelde vorstellen?", sagte Verrill ergeben und Linhard verneigte sich ein Stück tiefer, so wie es das Protokoll verlangte. "Ehrerbietigste Grüße Eure Majestät", erklärte Linhard respektvoll. Die außergewöhnliche Kleidung gefiel ihm, die Ledwicker trugen ganz offiziell Masken, das musste enorm entspannend für die Gesichtsmuskulatur sein. Und eine solche Krone wie sie der Duca trug, hatte Linhard auch noch nie gesehen. Zuhause hatte er Brandur viel zu erzählen. Sein Paps war sicher genauso neugierig wie er. "Wir sind angereist um Euch aus Souvagne ein Geschenk persönlich zu überreichen. Mein Ehemann bestand darauf, Euch schnellstmöglich eines der wundervollen Geschöpfe überreichen zu können", erklärte Linhard. "Genauso ist es Eure Majestät. Wenn Ihr die Güte hättet Euch unser Geschenk anzuschauen? Dies ist ein weißer Prachtadler. Er hat nur einige rote Federn auf dem Kopf, wie eine Krone. Er stammt aus bestem Hause, ist zahm wie auch kämpferisch, hat eine sehr gute Ausdauer und hört auf den Namen Schneeflocke. Die Haus de Souvagne möchte als Krone Souvagnes Euch dieses Geschenk unterbreiten als Zeichen unserer Freundschaft und unseres Wohlwollens", sagte Verrill freundlich und deutete auf den gewaltigen Vogel.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio neigte auch Linhard gegenüber leicht das Haupt. Dann trat Tazio mit gehörigem Respekt an den großen Vogel heran. Er beobachtete, wie das Tier reagierte, ehe er langsam, wie er es bei einem Pferd tun würde, die Hand ausstreckte und das Federkleid berührte. Der Prachtadler reagierte interessiert, machte aber keinen bedrohlichen Eindruck. Dennoch musste allein der gewaltigen Größe und des Schnabels und der Krallen Willen dem Tier Respekt gezollt werden. »Es ist ein anmutiges und edles Tier. Vielen Dank. Werdet Ihr uns darin unterweisen, wie man es reitet, füttert und pflegt?« Begeistert streichelte er das weiße Gefieder.


    Gregoire Verrill de Souvagne
    "Nein Eure Majestät, diese Ehre Euch in jenen Dingen zu unterrichten gebührt meinem Ehemann Linhard. Mein Ehemann ist stolzer Besitzer der ersten großen Zuchtvolieren für Drachenhühner, Prachtadler und andere Großvögel Souvagnes. Der Handel mit lebenden wie toten Tieren wie auch die Zucht unterliegen strengen Regularien. Die widerrechtliche Veräußerung wird in unserem Land mit dem Tode geahndet. Nur der Krone ist es erlaubt, darüber zu entscheiden Majestät. Ihr seht, wie wichtig uns diese Geschöpfe sind, was wir Euch damit überreichen und Euch zu sagen pflegen. Wir hoffen dass Euch dieser Prachtadler genauso treu zur Seite stehen wird, wie wir es selbst beabsichtigen. Sobald Ihr es wünscht, wird Euch mein Mann darin unterweisen wie man diese Tiere sicher reitet, er wird Euch die Kommandos beibringen und selbstverständlich auch über die Hege und Pflege von Schneeflocke aufklären", sagte Verrill freundlich.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Schneeflocke«, wiederholte Tazio den Namen sanft, woraufhin der Prachtadler ihn mit einem Auge ansah. »Einen Prachtadler zu besitzen, ist demnach eine große Ehre und auch Freude. Wir freuen uns darüber und wissen die Geste zu würdigen. Wenn Ihr es wünscht, begleitet uns doch in den Palast. Für Speis und Trank wurde gesorgt. Die Reise war lang. Wie lang? Wie lange benötigt man auf dem Rücken eines Prachtadlers von Beaufort nach Monleone?« Er betrachtete Linahrd. Der Mann sah kräftig aus, vermutlich verbrachte er viel Zeit mit der Ausbildung dieser Tiere. »Wie lange wünscht Ihr zu bleiben? Danach richtet sich, wann wir den Umgang mit Schneeflocke erlernen könnten. Falls wir in Souvagne dereinst wieder zu Gast sein sollten, würdet Ihr uns die Voliere einmal zeigen?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Wir nehmen Eure Einladung sehr gerne an Eure Majestät. Wir bleiben so lange, bis Ihr sicher im Sattel von Schneeflocke reiten könnt. Die Sicherheit ist das Erste was Ihr erlernen werdet, dazu gehört Euch richtig anzugurten. Es ist eine außerordentliche Ehre mit so einem Tier bedacht zu werden und uns ist es eine Ehre Euch eines der Tiere überreichen zu dürfen. Selbstverständlich dürft Ihr die Voliere besichtigen. Diese steht auf meiner Heimatscholle Hohenfelde. Es würde mich sehr freuen Euch die Voliere und die Tiere zeigen zu dürfen. Wir haben jetzt knapp fünf Stunden benötigt von Beaufort nach Monleone. Ein Prachtadler Eure Majestät ist ein ausdauernder und kräftiger Flieger. Ein Drachenhuhn wie meine Aquila ist etwas schneller, aber sie ermüdet auch schneller. Manchmal ist liegt die Sicherheit in der Ausdauer, nicht in der Geschwindigkeit. Falls Ihr es also wünscht, werden wir Euch einige Tage mit unserer Anwesenheit erfreuen. Wir, sprich wir beide persönlich, wie auch der Rest der großherzoglichen Familie allen voran der Duc hofft Euch sehr bald wieder in Souvagne begrüßen zu dürfen. Prince Gregoire wollte Euch zu späterer Stunde darüber informieren, aber wo wir gerade so angenehm miteinander reden, greife ich vorweg. Der Duc wünscht mit Euch ein Bündnis und möchte aufgrund dessen mit Euch in Verhandlung treten. Ihr habt einen äußerst angenehmen Eindruck bei Hofe hinterlassen Eure Majestät. Neben diesem Tier erwartet Euch zudem noch ein Oo wie wir sie nennen. Ein Oo ist ein Orage-Oiseau, auch Gewittervogel genannt. Dabei handelt es sich um einen großen, flugunfähigen Laufvogel der schnell und wendiger als ein Pferd ist Majestät. Eines dieser Geschöpfe wurde auch für Euch reserviert als Zeichen unserer Wertschätzung. Damit es zur Prunk- oder Paradezwecken tauglich ist, erhaltet Ihr einen goldenen Oo", erklärte Lin grinsend.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    »Erfreut uns nur recht lang mit Eurer Anwesenheit. Lange genug haben wir nur übermüdete und erfrierende Soldaten gesehen. Dass es noch ein Leben fernab der Front gibt, das noch nicht vom Krieg zerfressen wurde, erschien uns wie ein ferner Traum. Gesunde, freundliche Gesichter zu sehen, tut gut nach dieser Zeit, besonders wenn sie zu so angenehmem Besuch gehören. Über den Orage-Oiseau freuen wir uns und das Gold in seinem Gefieder wird sich prächtig machen.« Tazio streichelte die nackte Haut des Prachtadlers unterhalb vom Auge. Er trug Handschuhe, fühlte aber hindurch, wie warm, trocken und runzelig sie war. »Wegen des möglichen Bündnisses sollten wir nicht hier draußen vor dem Palast sprechen. Begleitet uns doch hinein. Wünscht Ihr eine Erfrischung oder seid ihr hungrig genug, dass wir uns gleich zusammensetzen wollen?«


    Linhard von Hohenfelde
    "Über etwas zu Essen würden wir uns sehr freuen. Und bitte gebt den Vögeln Fleisch, es sind Fleischfresser und etwas Wasser. Beides benötigen sie dringend. Wir sprechen gerne mit Euch über das angedachte Bündnis, alles Vertiefende könnt Ihr mit dem Duc ausarbeiten Eure Majestät. Sollen wir Euch einfach folgen?", fragte Lin.


    Tazio Ferdinando di Ledvicco
    Tazio winkte einen Dienstboten heran und trug ihm auf, das Gewünschte zu organisieren, ehe er sich wieder an seinen Besuch wandte. »Wir verfügen in Monleone über keine Ställe. Sie machen keinen Sinn in einer Lagunenstadt. Die Tiere werden einstweilen in einem überdachten Trockendock untergebracht. Dort haben sie Platz und sind nicht der Witterung ausgesetzt. Sie werden reichlich gefüttert werden. Kommt mit in den Palast hinein, dann setzen wir uns zusammen, reden, speisen und erfreuen einander gegenseitig an guter Gesellschaft.« Tazio geb den Weg vor und begleitet von der Leibgarde schritt das Trüppchen ins innere des Palasts von Monleone.