Kapitel 13 - Die Flucht von Archibald

  • Unerwarteter Besuch in Rosa



    Nathan
    Eine Gestalt, die merkwürdig und vertraut zugleich anmutete, tapste barfuß durch den Palastgarten. Es handelte sich um einen jungen Herrn, der eine sehr markante Gewandung trug:
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    Über einem kurzen rosa Hemdchen mit Rüschen trug er einen ebenso rosa gefärbten Kimono. Dieser reichte kaum bis zur Mitte der Oberschenkel und das Hemdchen nur bis zur Hüfte. Da Nathan von diesen beiden Kleidungsstücken abgesehen nichts trug, presste er den Stoff mit den Händen im Gehen flach an die Hüfte. Mit nackten Füßen huschte er über den Schotterweg. Zwei neue Gardisten schauten ihm sehr verstört nach und überlegten, ob sie ihn des Geländes verweisen sollten, doch die Älteren waren den Anblick gewohnt und gaben ihren Kameraden eindringlich zu verstehen, diesen Mann besser in Ruhe zu lassen. So tippelte Nathan trotz seines Aufzugs unbehelligt in Richtung der Palasttreppe, als er zwischen den Büschen am Wegesrand seinen alten Freund Fabien auf einer Bank sitzen sah. Erst wollte Nathan einfach weitergehen, doch dann blieb er stehen und knetete den Saum seines Kleidchens. »Hallo Fabs.«


    Fabien Lacomb
    Fabien schaute sich erstaunt um, bei dem Ausruf. Nur wenige nannten ihn Fabs, genau genommen drei Personen und zwar seine Mutter, Maximilien und Nathan. Natty hier im Palastgarten, mit allem hätte er gerechnet, damit nicht. Und er trug eines seiner üblichen hellblauen Kleidungsstücke, die mit hellblau überhaupt nichts zu tun hatten. Fabien lächelte ihn freundlich an und machte eine einladende Geste. "Du hier? Hallo Natty, setz Dich doch zu mir. Für wen hast Du Dich denn dermaßen hübsch gemacht? Und was machst Du überhaupt hier? Ich hatte mich um Dich gesorgt und habe gehofft, dass Du in Deinem neuen Leben glücklich bist. Wie geht es Dir so? Ich hoffe gut. Einige Deiner Sachen sind noch bei mir, ich habe alles aufgehoben und in meiner Kiste verstaut. Ist Archibald gut zu Dir?", fragte Fabien und hielt Nathan die Zigaretten hin, damit er sich eine nehmen konnte.


    Nathan
    Zögerlich stellte Nathan sich mit seinem Gesäß in Richtung der Bank, strich das Kleidchen unter die Oberschenkel und nahm neben Fabien Platz. »Ich hab mich für Ciel schön gemacht, ich wollte ihn gern besuchen. Seh ich schön aus damit? Archibald kann gar nicht mehr gut zu mir sein, weil ihn jemand eingesperrt hat, im Gefängnis! Da ist er allein und weint.« Nathan senkte die Stimme. »Ich war eigentlich glücklich, aber manchmal macht mein Archi sehr unheimliche Dinge. Dabei ist er so lieb, so lieb, schau!« Er zeigte Fabien die kleine Damenhandtasche, die er um die Schultern trug. Darin lagen die geschnitzten Figürchen, teils aus dem Bestand von Prince Ciel, teils von Archibald geschnitzt. »Was ist denn noch bei mir? Ich schenk dir einfach alles, mein Fabs, ich brauch das ja nicht mehr. Und wie geht es dir?«


    Fabien Lacomb
    "Archibald macht immer unheimliche Dinge, da er ein gefährlicher Mann ist. Ebenso wie Robere, aber der ist es nicht mehr. Der ist höchstens auf andere Art gefährlich. Ich meinte Du hast Deinen kleinen Fabs noch bei mir gelassen und einige Kleidungsstücke oder? So genau weiß ich das nicht mehr, da ich nicht in die Kiste gucke. Das stimmt mich immer traurig. Hör zu Nathan, bevor wir nicht mehr dazu kommen. Ich wollte Dir sagen, dass ich Dich nie verletzten wollte. Du warst mir immer wichtig und ich habe Dich ehrlich geliebt und mich tatsächlich um Dich gesorgt. Du bist zu lieb für diese Welt um das Böse überhaupt erkennen zu können. Du weißt oft nicht, in welcher Gefahr Du schwebst. Aber vielleicht entgehst Du der Gefahr genau deshalb, weil Du sie selbst nicht wahrnimmst. Jedenfalls wollte ich Dir Danke für die schöne Zeit sagen. Und das ich Dir niemals wehtun wollte. Auch wollte ich Dich nicht anfahren und so anfauchen. Das habe ich getan, weil ich Angst um Dich hatte. Nun die habe ich immer noch, aber Du hast Deine Wahl getroffen und scheinst glücklich mit Archibald zu sein. Vielleicht bist Du für die Freiheit gemacht Natty, ich bin das nicht. Mir geht es gut, Danke der Nachfrage. Gestern hatte Max seit langem mal wieder Kopfschmerzen. Also habe ich ihm die Haare gewaschen, einen nassen Lappen auf die Stirn gedrückt und ihm beim Einschlafen den Kopf massiert. Zum Dank gab es heute Morgen Kuchen für mich. Dabei habe ich es gerne gemacht. Ciel möchtest Du besuchen? Ich glaube er wird sich freuen, Dich nach so langer Zeit munter und gesund wiederzusehen. Erzähl, wie ist es Dir so ergangen und was hast Du gemacht? Und wieso ist Archibald eingesperrt?", fragte Fabien neugierig.


    Nathan
    »Max ist ein glücklicher Mann«, seufzte Nathan. »Weil er so einen lieben Fabs hat. Leider braucht er einen Nathan so wenig wie du oder wie Ciel. Aber mein neuer Herr ist auch sehr gut zu mir, nur dass er mich manchmal in dunkle Ruinen einsperren muss und dann tagelang weg ist, macht mir Angst. Ansonsten hab ich gar nichts gemacht, außer, mich um meinen Archi zu kümmern, er braucht sehr viel Liebe und Zuwendung und die bekommt er natürlich, wann immer es ihm beliebt. Leider isst er manchmal ... Kinder ... auf.« Nathan schluckte tapfer den Kloß in seinem Hals herunter. »Ich war gern dein Natty, darum musst du dich gar nicht bedanken. Du hast mir ganz viel beigebracht, was mir nun hilft, weil du immer so klug bist. Meinen Minifabs habe ich mitgenommen, Fabs, er wollte nicht hierbleiben, auch wenn er kein so schönes Puppenbett mehr hat wie früher. Robere findest du nicht mehr gefährlich? Aber warum nicht? Wegen dem ... also wegen dem Glasdingsda ,den du dir bestellt hast?«


    Fabien Lacomb
    "Nein das ist wohl wahr, Max braucht keinen Nathan aber er hätte Dich gewollt und das ist doch mehr wert als gebraucht zu werden oder? Du warst immer willkommen und Du warst ihm ein Freund. Genau wie Gregoire, er hat Dich auch immer sehr gemocht und ich ebenso. Na so klug bin ich gar nicht Nathan, ich habe nur meine Erfahrungen gemacht. Und bevor Du selbst in den Dreck fällst, erzähle ich Dir von meinen, damit es Dir erspart bleibt. Das Du den Mini-Fabs bei Dir hast freut mich. So bin ich ja noch ein bisschen bei Dir. Archibald sperrt Dich ein? Sei vorsichtig und lass Dich nicht einsperren. Stell Dir vor er kommt nicht zurück, so wie jetzt. Was wäre, wenn er Dich eingesperrt hätte und Du wärst in so einer Ruine gefangen? Du könntest dort drinnen verdursten und verhungern. Also sei bitte vorsichtig. Mir würde es auch Angst machen, wenn er kleine Kinder auffrisst. Dem Glasdingsda? Du meinst den Dildo? Der gehört nicht mir, sondern Max. Max hat Tekuro also Robere mal im Rübenhof besucht und da mochten sie sich ziemlich. Danach kam Robere uns mal besuchen und war freundlich zu uns beiden. Und da er nun einige Zeit weg ist, ist das sozusagen der Ersatz von ihm. Natürlich aufs Wesentliche reduziert. Das Spielzeug gehört aber Max und nicht mir Natty", sagte Fabien leise und grinste.


    Nathan
    Nathan zog die Brauen sehr weit nach oben, in der Mitte kräuselten sie sich. »Aber du hast gesagt, dass ich mich von Robere fernhalten muss! Ich musste es dir versprechen. Weil du ihn selber für dich und Max behalten wolltest, stimmt`s? Ich bin nämlich nicht so dumm, wie immer alle denken! In meinem Kopf hab ich mir das überlegt!« Er tippte an seine Schläfe. »Wenn ich nicht gebraucht werde, fühle ich mich nicht wohl, Fabs. Das ist dann so, als ob ich nutzlos bin. Du hast nicht gesagt, dass ich schön aussehe in dem Kleid, also ist es auch noch hässlich. Dabei wollte ich, dass Ciel sich freut.«


    Fabien Lacomb
    Fabien hob beschwichtigend die Hände. "Langsam Natty bitte. Manche Dinge ändern sich und lass es mich Dir bitte erklären. Robere war und ist immer noch gefährlich. Vielleicht gefährlicher als jemals zuvor. Und ich wollte ihn nicht für mich, denn er ist nicht mein Freund oder zeitweiliger Besucher, sondern der von Max. Also ich habe Dich vor ihm gewarnt, weil er Dir wehgetan hat Nathan. Und ich hatte Angst, dass er Dir noch schlimmer wehtun wird. Das er Dir noch ganz andere Dinge antun könnte. Robere hat mir nichts angetan, weil ich zu Max gehöre. Allein, keine Ahnung. Aber er und Max verstehen sich auf eine unerklärliche Art und sie scheinen sich zu mögen, was Zärtlichkeiten angeht. Er hat ihn sogar in seinen Gemächern besucht, da er Sehnsucht nach ihm hatte und Max hat ihn empfangen. Aus dem Spaß zu zweit, wurde dann Spaß zu dritt Natty. Aber mich kam Robere nicht besuchen, dass wollte ich Dir gesagt haben. Er mag Max und Max ihn. Darum auch dieses Trösterli in Roberes Abwesenheit. So kann er ihn ja immer noch spüren, wenn er Lust drauf hat. Was Du wegen dem Brauchen sagst, verstehe ich und ich fühle ganz ähnlich. Einfach mal nichts zu tun zu haben ist für eine Stunde oder so schön, aber danach macht man sich Sorgen und fühlt sich komisch. Sei mir nicht böse Nathan, ich habe Dich damals wirklich aus Sorge gewarnt und nicht, weil ich Dir was wegnehmen wollte. Das will ich doch gar nicht, ich habe immer gewollt das es Dir gut geht. Vor unserer Beziehung, währenddessen und jetzt auch noch Natty. Ich hab Dich doch immer noch lieb, auch wenn ich nicht verstehe warum Du den Palast verlassen musstest für diesen Unhold. Aber das ist Deine Wahl und wenn Du mit ihm glücklich bist, schön. Nur bitte pass auf Dich auf", bat Fabien. Er dachte einen Moment lang nach. "Weißt Du wen ich letztens im Thronsaal getroffen habe? Du glaubst es kaum Natty, meinen Vater. Weißt Du wer mein Vater ist? Gideon de Gladu, das hat mir Max erzählt. Meine Mutter hatte mir früher erzählt, dass mein Vater sie einfach sitzen gelassen hat. Und genau den Kerl dann vor dem Thron stehen zu sehen, war schon heftig. Am liebsten hätte ich ihn für meine Ma geohrfeigt. Aber leider darf man das nicht, auch wenn er es verdient hätte", sagte Fabien und hielt Nathan die Hand hin.


    Nathan
    Nathans zarte Hand legte sich in die starke, gepflegte Hand von Fabien. »Du bist ganz schön schwierig manchmal«, gab Nathan altklug von sich. »Aber ich hab dich trotzdem immer noch sehr lieb.« Nathan lehnte sich an Fabiens Schulter und schenkte ihm ein Küsschen. »Ich kann dir sagen, warum ich Archibald folgen musste. Weil er sonst niemanden hat, der ihn mag. Niemand kümmert sich um ihn, er ist völlig allein, sogar seine Eltern haben ihn verlassen. Er hat keine Familie mehr, niemanden! Es ist gar kein Wunder, dass er manchmal ein bisschen komisch ist. Und du hast deinen Papa jetzt kennengelernt? Gideon?« Nathan überlegte. Dann lächelte er plötzlich. »Ich weiß, wo Gideon wohnt, er wohnt bei Onkel Timo zu Hause!«


    Fabien Lacomb
    "Ich bin alles andere als schwierig Nathan, es hat sich einfach ergeben das Robere und ich im Bett gelandet sind. Von allein wäre das sicher nicht passiert, da ich ihn stets gefürchtet habe. Und wenn ich ehrlich bin, ich fürchte ihn immer noch, auch wenn es Spaß gemacht hat. Er ist ein Vampir, dass kommt noch dazu. Das heißt er ist noch gefährlicher als vorher. Aber er kann auch ziemlich heiß sein, das gebe ich zu und habe ich vorher nicht erwartet. Nun ich kannte ihn auch nur als Knochenbrecher und Schläger und nicht als Stecher. Kennengelernt ist etwas übertrieben, er wurde vor Max zitiert und musste sich dann zu einem Sachverhalt äußern. Und damit ich vorher Bescheid wusste, hat mir Max erklärt wer Gideon ist. Also wusste ich, dass der Kerl der dort vor dem Thron steht, mein Vater ist. Und ich war verdammt wütend, wütend für meine Mutter und für mich. Wer ist Onkel Timo?", fragte Fabien und zog Nathan liebevoll an sich um ihn in dem dünnen Hemdchen zu wärmen.


    Nathan
    Nathan schmiegte sich an Fabien. Seine kühle Haut wurde gewärmt an Fabiens warmem Körper. Schlagartig merkte Nathan, wie sehr Fabien ihm wirklich gefehlt hatte. »Ich hab dich vermisst, mein Fabs«, sagte Nathan ganz leise und eine Träne kullerte über seine Wange. »Onkel Timo ist doch der Freund von Archibald! Timo hat ihm die Kinder gebracht, das hat er getan, hat sich um Archibald gekümmert, aber so böse! Und dann sollte Archibalds Tochter mit Patrice Vertcuis von der Leibgarde schlafen. Du musst Onkel Timo kennen, er war hier auch im Palast, er hatte eine Anhörung! Der Papa von Patti Vertcuis ist das! Und bei ihm wohnt auch Gideon zu Hause, das weiß ich genau, weil ich das gesehen habe mit meinen eigenen Augen! Hat Robere dir weh getan? Oder war er wirklich immer ganz lieb zu deinem Poloch?«


    Fabien Lacomb
    "Na nicht weinen Nathan, es gibt keinen Grund für Tränen", flüsterte Fabien und küsste Nathan liebevoll. "Ich hab Dich auch ganz gewaltig vermisst Natty, ach man wie oft hätte ich Dich einfach nur gerne im Arm gehalten. Oder Dich zwischen mich und Max ins Bett gequetscht. Weißt Du noch unsere Pyjamaparty, wo wir gemeinsam gepennt haben und Du Dich an Max gedrückt hast. Ach das war schön und gemütlich war es zudem auch noch. Ich vermisse die Zeit Natty, irgendwie war alles rund. Ah ja ich weiß wer Timo ist, Du hast Recht. Stimmt wegen der Anhörung von Timo war Gideon da, aber ich hatte mich jetzt ehrlich gesagt nicht an den Namen von Timo erinnert. Dafür hatte ich mich zu sehr auf Gideon konzentriert und mir ihn ganz genau angeschaut. Trotz meiner Wut wollte ich wissen wie er aussieht. Da kann einem Timo ja leidtun dass er Gideon bei sich wohnen hat. Nein Robere hat mir nicht wehgetan, er war anständig zu mir und zu Max auch. Ich glaube er hat einiges dazugelernt, oder er hat einfach gewaltigen Respekt vor Max. Gut wer hat den nicht. Ein falscher Fick - Block", kicherte Fabien.


    Nathan
    »Du willst deinen Papa nicht besuchen?«, fragte Nathan und kuschelte sich noch fester an Fabien an. »Oh«, hauchte er dann, »falls Ciel keine Zeit hat, darf ich dann bei dir und Max zu Gast bleiben? Ich mach mich auch ganz klein, ihr merkt mich gar nicht, ich bin nur lieb und leise! Sonst nichts! Dass Robby lieb zu dir war, das tut mich beruhigen. Weil er das manchmal leider nicht ist, aber ich weiß nicht, warum. Zu Patti war er ganz am Anfang freundlich, plötzlich immer so böse und plötzlich ist er ganz, ganz lieb zu ihm? Ich hoffe, dass er es sich bei euch beiden nicht auch plötzlich anders überlegt. Und plötzlich wieder bös wird ...«


    Fabien Lacomb
    "Ehrlich gesagt würde ich den Mistkerl schon gerne einiges fragen, allen voran, warum er meine Mutter einfach verlassen hat. Aber will ich die Antwort wirklich hören? Wer weiß wie er über meine Mutter spricht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er über sie herzieht und sie nur als billiges was weiß ich abtut. Ich muss mir das mal in Ruhe überlegen Natty, drum kann ich Dir das noch gar nicht beantworten. Also vielleicht werde ich ihn mal besuchen, vielleicht auch nicht. Hör zu, warum bleibst Du heute Nacht nicht bei uns? Wir würden Dich gerne bemerken, ein bisschen plaudern, kuscheln, Kakao trinken und eine Waffel oder Kekse essen. Du musst hier keine Angst haben. Max hat Dir auf meinen Wunsch hin Absolution erteilt. Also Du bist hier willkommen, Archibald ist es nicht. Darum wurde er auch festgenommen. Du kannst morgen früh Ciel besuchen, was meinst Du?", fragte Fabien aufgekratzt.


    Nathan
    »Darf ich wirklich?«, fragte Nathan mit viel zu hoher Stimme. »Entschuldigung«, sagte er dann leise, »ich bin ein bisschen nervös. Weil ich hab dich doch vermisst. Absolution heißt, ich darf alles machen, oder? Ich mach aber gar nichts Böses, ich versuche, nur liebe Dinge zu tun. Ich glaube, wenn ich zu Archibald lieber gewesen wäre und nicht so oft genörgelt hätte, wäre er vielleicht ein ganz anderer Mann heute. Gideon hat gar nicht böse über irgendwen gesprochen, er war eigentlich ganz nett. Er hatte nur ein bisschen komische Sachen an, das hätte dir bestimmt nicht gefallen. Also ich hätte die ihm nicht rausgelegt, er hat einen dummen Diener.« Nathan überlegte, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Ach nein, er hat überhaupt gar keinen!«


    Fabien Lacomb
    "Natürlich darfst Du Nathan, sonst hätte ich es Dir doch nicht angeboten. Ich freue mich, dass Du das Angebot annehmen möchtest und Max wird sich auch freuen. Komm lass uns nach oben gehen. Du bekommt auch von mir Schlafklamotten rausgelegt, dann zerknautscht Du nicht Dein Hemd für Ciel. Es sei denn, Du möchtest es gerne anbehalten. Tja ob das Archibald wirklich geholfen hätte? Das kann ich Dir nicht sagen, manche Menschen ändert sowas. Aber manche Menschen bleiben immer wie sie sind Nathan, da kannst Du Dir noch so große Mühe geben. Das ist leider traurig aber wahr. Du wenn er keinen Leibdiener hat, ist es kein Wunder wenn er so rumläuft. Eindeutig am falschen Ende gespart sage ich da nur. Das er über niemanden gelästert hat, klingt ganz annehmbar", sagte Fabien und drückte den Rest seiner Rauchstange aus und warf sie in den passenden Behälter. Er zog Nathan auf die Füße und ging mit ihm gemeinsam zurück zu den großherzoglichen Gemächern. Fabien trat ein und zog Nathan mit sich. "Max ist bestimmt schon im Schlafzimmer, geh ruhig zu ihm, ich ziehe mich schnell um und komm dann nach. Oder warte, wie Du magst", grinste Fabien glücklich und schloss die Tür.


    Nathan
    Nathan war etwas traurig, weil er nicht zusehen durfte, wie Fabien sich umzog. Aber er fügte sich und tapste vorsichtig zu Maximiliens Schlafzimmer, wo er sacht klopfte. »Majestät«, sagte er leise. »Hier ist Nathan.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Natty? Komm rein ist offen", antwortete Maximilien gut gelaunt. Den ehemaligen Leibdiener von Ciel hatte er eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Gregoire hatte ein besonderes Verhältnis zu ihm, da ihn die Anwesenheit von Nathan gut getan hatte. Nat hatte ihm das erste Kleid spendiert, besser gesagt ihr das erste Kleid spendiert. Und auch Dreux war gut mit Nathan ausgekommen. Und er selbst ebenso, er mochte den kleinen lieben Kerl, auch wenn manche behaupteten er wäre der Barde des Abgrunds. Nathan war genau das Gegenteil, er war lieb und wollte einfach nur lieb gehabt werden. "Komm rein Natty und leg Dich dazu, dass heißt lass Dir von Fabien passende Sachen geben", sagte Max.


    Nathan
    »Ich bin schon passend angezogen«, sprach Nathan freundlich. »Das heißt, eigentlich passend für Ciel, er mochte immer, wenn ich solche Kleidchen angezogen hab. Ich hoffe, er mag das noch immer. Aber ich kann das die Nacht über auch hier anlassen, es ist ganz frisch. Weil, ich weiß nicht, ob Fabs ein Nachthemd für mich hat, andere Schlafanzüge mag ich nicht so gerne.« Nathan kroch zu Maximilien ins Bett und legte sich so zu ihm, dass Fabien auf Maximiliens anderer Seite Platz hätte. So wurde es für ihn und Maximilien kuschlig, was Nathan ein wenig aufgeregt machte. »Ich hatte meinen Fabs vermisst und meinen Ciel und noch viele andere. Weil Archibald ist immer allein und wenn er jagen geht, sperrt er mich weg und dann bin ich allein. Euch hab ich auch ein bisschen vermisst, ich hoffe, das darf ich sagen, aber nun hab ich es sowieso schon gesagt.« Er legte den Arm um Maximilien und kuschelte sich an ihn.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Selbstverständlich darfst Du das sagen Nathan und ich höre sehr gerne, dass Du mich vermisst hast. Ich habe Dich und Deine fröhliche, liebe Art auch vermisst. Ich sehe doch, dass Deine Sachen frisch und sauber sind, mach Dir darum keine Gedanken. Jeder trägt das, was für ihn nachts am bequemsten ist. Ich trage meistens eine Unterhose und ein Hemd, dass reicht. Dafür gibt es ja den Ofen. Na komm her", sagte Max freundlich und nahm Nathan fest in die Arme. "Fabien soll sich mal was beeilen", flüsterte er Nathan ins Ohr.


    Fabien Lacomb
    "Das macht der Fabien auch, ich höre was Du flüsterst", antwortete Fabien schmunzelnd und legte sich zu die beiden dazu. "Ihr habt es Euch schon schön gemütlich gemacht was?", fragte er liebevoll und breitete die Tagesdecke über sie alle aus. "Schön wieder so zusammen zu liegen. Dein Besuch freut mich sehr Natty. Schlaft schön Ihr beiden", sagte Fabien gerührt und gab zuerst Max und dann Nathan einen langen gute Nachtkuss.


    Nathan
    »Schlaft auch schön«, sprach Nathan, nachdem der lange Kuss vorbei war. Er beschloss, irgendwann in der Nacht, wenn er aufwachte, auf Fabiens Seite zu krabbeln und zu probieren, ob er ihn nicht vorsichtig wecken konnte. Da Maximilien wie ein Stein schlief, konnten sie vielleicht ein bisschen schmusen, ohne dass er es merkte. Aber jetzt musste erst einmal Maximilien von beiden Seiten liebgehabt werden. Nathan hatte das Gefühl, dass Maximilien das auch guttun würde. Er gab dem Duc ein Küsschen auf die Wange und schloss zufrieden die Augen.

  • Die Gefangenen sind verschwunden



    Ciel hatte sich so für Alexandre gefreut. Von Caillou hatte er soeben erfahren, dass Alexandres Peinigerin, Derya zusammen mit ihrem Vater Archibald dingfest gemacht worden war. Doch nun, als Ciel die Kellertreppe hinabschritt, die zu den Verliesen führte, spürten seine magischen Sinne kein Lebenszeichen mehr hier unten. Weder das eines Sterblichen, noch das eines Untoten. Der Geruch des Todes quoll aus dem Schacht hinauf. Ciel sollte nicht hinabsteigen, er sollte jemanden schicken, doch er wollte mit eigenen Augen sehen, was geschehen war. Ein Erdrutsch vielleicht, der alle Insassen verschüttet hatte? Doch als er den Zellentrakt erreichte, standen die Türen offen. Die Gefangenen waren fort. Im Gang lag die bereits riechende Leiche eines Leibgardisten, ein Neuling aus Unitè D. Ciel schrak zurück, dann rannte er die Treppe hinauf. Es war noch sehr zeitig am Morgen, vor der üblichen Weckzeit, darum würde er seinen Vater vermutlich noch in dessen Gemächern antreffen. »Papa«, rief Ciel und hämmerte wie besessen gegen die Tür, während einer der wachhabenden Gardisten unauffällig die Faust zurückzog, mit der er gerade für den Prince hatte klopfen wollen, um dessen zarte Knöchel zu schonen.
    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Fabien öffnete Ciel die Tür und ließ ihn sofort ungehindert eintreten, denn der Prince würde nicht grundlos auf dem Flur nach seinem Vater rufen. Maximilien ging seinem Sohn entgegen und schaute ihn besorgt an. "Was ist los? So wie Du aussiehst, hast Du einen Geist gesehen. Komm rein und erzähl", bat Max und band sich die Haare zusammen, während Fabien hinter Ciel die Tür schloss.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Gerade war Caillou vom Stählernen Lotos bei mir. Er hat mich im Auftrag von Vendelin von Wigberg darüber informiert, dass Derya und Archibald im Verlies festgesetzt wurden. Da ich mich so für Alexandre gefreut habe, wollte ich soeben nach den Gefangenen sehen, sie vielleicht ein wenig ärgern. Aber der Zellentrakt ist leer, niemand ist mehr dort! Die Türen stehen offen und im Gang liegt ein toter Gardist, der Neuling von Unitè D, der den Platz von Edoardo Lombardi eingenommen hat!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max hörte seinem Sohn zu und glaubte kaum was er dort hörte. "Schätze ab, wie lange der Tote schon tot ist. Also könnten die Gefangenen noch im Palast sein? Welche Einheit der Garde hatte zum Fluchtzeitpunkt Dienst? Alle Gefangenen sind geflohen und ein Gardist wurde ermordet. Folglich können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, wer für den Tod des Mannes verantwortlich ist. Wir benötigen sofort die Liste, aller ehemals dort Inhaftierten. Die Geflohenen sind als Mörder zu werten und dementsprechend zu verfolgen. Wie verhält es sich mit Archibald und seiner Brut?", fragte Max besorgt.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Da der Tote Unitè D angehörte, wird diese Dienst gehabt haben. Die Leiche riecht schon, allerdings nicht sehr stark, ich denke, er liegt da höchstens drei Tage. Ich habe ihn aber nicht genau untersucht. Manche riechen ja bereits im Sterbebett nach Tod, er könnte genau so gut erst 24 Stunden da liegen. Ich denke aber nicht, dass die Geflohenen noch auf dem Palastgelände sind, es sei denn, sie sind strunzdämlich. Archibald und Derya waren nirgends zu sehen, niemand ist mehr dort unten!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Es hätte ebenso sein können, dass sie gerade erst geflohen sind Ciel. Trotzdem werde ich den Palast sichern lassen. Und gerade Archibald und Derya, wären nicht so strunzdumm, sondern so schlau sich genau hier zu verstecken bis die Suche beendet ist. Unite D hat damit sträflich seinen Dienst vernachlässigt", erklärte Max. "WACHEN!", rief Maximilien und die beiden Leibgardisten, die vorab noch vor der Tür gestanden haben, stürmten sofort in die Gemächer um nach einem vermeintlichen Feind Ausschau zu halten. "Die Gefangenen des Kerkertraktes sind geflohen. Scheinbar vor längerer Zeit. Leitet umgehend eine Suche nach den Gefangenen ein. Durchkämmt den Palast. Wer von den Gefangenen aufgegriffen wird, ist umgehend zu töten. Ein Gardist der Unite D wurde beim Ausbruch ermordet, folglich kennen wir mit diesen Unpersonen keine Gnade. Der Mörder Archibald von Dornburg und seine Tochter Derya sind ebenfalls geflohen. Der Palast ist nach beiden zu durchsuchen und zwar sofort mit allen zur Verfügung stehendem Personal. Bei Sichtung sind beide sofort zu töten. Die Gefahr die von beiden Personen ausgeht, muss nicht gesondert erwähnt werden. Ferner hat man uns umgehend eine Dienstliste jener Gardisten vorzulegen, die Dienst während der Flucht schoben. Da ein Kollege der Unite D fiel, hatte die Unite D Dienst. Wir erwarten binnen einer halben Stunde alle Angehörigen der Unite D im Hof. Ferner wünschen wir umgehend Magistral Jules de Mirault zu sehen und unseren Scharfrichter Dominique Dubois, beide einsatzbereit", befahl der Duc und die Gardisten eilten sofort aus den Gemächern. Max, Ciel und Fabien hörten wie sie draußen den Kollegen entsprechende Weisungen zubrüllten. Sekunden später hörte man durch den ganzen Palast die schweren Panzerstiefel rennen, während Alarm ausgelöst wurde. Damit war jedem im Palast klar, dass die Tore geschlossen wurden. Niemand kam mehr herein oder heraus, es sei denn er hatte eine persönliche Ausnahmegenehmigung des Duc. "Ein grauenvoller Morgen", murrte Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Und das vor dem Kaffee«, sagte Ciel bedauernd. »Fabien, bitte bring uns rasch zwei Kaffee, die müssen wir noch trinken in der verbleibenden halben Stunde, um einen klaren Kopf zu bekommen.« Ciel setzte sich auf einen Stuhl, der Schrecken saß ihm noch in den Gliedern. »Ob am Ende Vendelin selbst dahinter steckt? Ich hatte gehofft, wenn Archibald fällt, das Nathan endlich wieder frei von seinem Einfluss wäre und vielleicht zu uns zurückkehrt.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Fabien nickte und machte sich sofort daran für die beiden Herrschaften einen Kaffee zuzubereiten. Max deutete Ciel an ihm zu folgen und machte es sich im Wohnzimmer gemütlich. "Ja das wäre zu wünschen, ich glaube Nathan ist nicht bewusst, in welcher Gefahr er schwebt und wie gefährlich sein Begleiter tatsächlich ist. Auf der einen Seite ist es sogar löblich wie neutral er die Menschen betrachtet. Er geht immer nur von dem Guten aus, gleich wie bösartig eine Person auch sein mag. Das kann aber leider fatal enden und Archibald ist keine Person die Gnade verdient hätte. Ob Vendelin damit zu tun hat? Möglich, nur weil er nicht vor Ort ist, ist er nicht handlungsunfähig. Sollte er damit zu tun haben, war es sein letzter Streich. Dann wird ihm mehr geprellt als nur die Daumen. Er mag vielleicht davon ausgehen, dass der Krone nur der Block als Endmittel zur Verfügung steht, aber dem ist nicht so. Wir können in unserer unendlichen Weisheit jede weltliche Strafe verhängen, von Pfählen bis zum Vier-Teilen oder was uns passend zu einem solchen Hochverräter einfällt. Immerhin soll die Strafe das Vergehen wiederspiegeln, deshalb werden Brandstifter schließlich auch auf dem Scheiterhaufen verbrannt, damit sie selbst erleben, was sie anderen angetan haben. Soweit ich weiß, ist Derya schwanger. Ist das korrekt? Sie sollte sicherheitsverwahrt werden, bis zur Entbindung", sagte Max, während ihnen Fabien Kaffee und Frühstücksgebäck vor die Nase stellte.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Sicherheitsverwahrt? Dann war sie nicht in dem Trakt, in dem ich schauen war, hoffentlich ist sie noch vor Ort! Wenn ja, sollten wir keine Zeit verlieren. Wo hast du sie sicherheitsverwahren lassen? Wenn wirklich Vendelin hinter der Massenflucht steht, gehört er nackt in ein Fass voller Giftspinnen gesetzt, wie er selbst eine ist!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Spinnen in dem Ausmaß kann ich leider nicht bieten Ciel, aber Krebse haben wir ausreichend in der Azursee. An eine Hafensteele gebunden und gewartet, da erledigen sie das Handwerk. So sagt man es jedenfalls, ob es stimmt wissen wir nicht, könnten es aber dann ausprobieren. Die Sicherheitszellen sind in einem gesonderten Trakt unterhalb des Palastes. Nun die Kerkerzellen sollten auch nicht für jedermann zugänglich sein", grübelte Max und strich sich über sein unrasiertes Kinn. "Fabien eile zu Brandur und sag ihm, dass er sich sofort hier einfinden soll. Er soll den Toten im Kerker beschwören. Seine Aufgabe ist es, herauszufinden wer in den Kerker eingedrungen ist um die Gefangenen zu befreien. Ohne Hilfe von außen, ist eine Flucht nicht möglich. Zudem soll der Gardist uns schildern, was genau vorgefallen ist. Beeil Dich und komm schnellstmöglich zurück", befahl der Duc. Fabien verneigte sich knapp und machte sich sofort auf den Weg zu Brandur.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Aber dann so, dass der Kopf noch herausschaut. Ertrinken ist ein zu gnädiger Tod für einen Hochverräter, der dermaßen viel Schaden angerichtet hat. Die Sicherheitsbestimmungen der Verliese sollten erhöht werden, aber wir werden ja gleich sehen, wo die Sicherheitslücke zu finden ist.« Ciel griff nach einer der Kaffeetassen und schlürfte verstimmt, bis es klopfte. Das würde Brandur von Hohenfelde sein.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien schaute seinen Sohn an und lächelte freundlich. "Fabien ist scheinbar nicht dabei, öffne bitte die Tür und lass den guten Brandur eintreten Ciel. Sei ein braver Sohn", grinste Max und strich ihm über die Stoppeln. "Sie kommen tatsächlich wieder", freute sich Max.


    Brandur von Hohenfelde
    »Danke.« Brandur schritt an Ciel vorbei in das Gemach. »Majestät und Hoheit, Ihr wünscht zu so früher Stunde?«, fragte Brandur unter einer höflichen Verneigung. Im Gegensatz zu Maximilien und Ciel hatte er noch nicht geschlafen, da er eine nachtaktive Lebensweise bevorzugte, sondern gerade ein wenig gelesen, um sich auf die bevorstehende Tagruhe einzustellen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Es hat einen Vorfall gegeben Brandur. Genauer gesagt, sind aus dem Kerkertrakt die Gefangenen geflohen. Einzig und alleine was zurückblieb ist ein ermordeter Gardist der Unite D. Ohne Weiteres kommt man nicht in diesen Trakt. Wir sprechen privat, als Familie. Ich wünsche zu erfahren wer dort in den Trakt eingedrungen ist und die Gefangenen befreit hat, oder wie die Gefangenen sich befreien konnten. Ferner muss ich erfahren, wer den Gardisten ermordet hat. Archibald von Dornburg war dort inhaftiert, nun ist das Scheusal wieder frei. Ihm hat die Todesstrafe gewunken. Nun winkt sie allen, die dort eingesessen haben. Beschwöre den Geist des Gardisten und lass Dir erzählen, was sich zugetragen hat", antwortete Max und nickte Ciel dankbar zu.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur nickte. Für einen Hohenfelde war ein solches Ereignis weder überraschend noch sonderlich erschütternd, der Alltag im Herrenhaus hatte kaum anders ausgesehen. Er hatte den Toten nicht gekannt, doch in Anbetracht der Frische der Tat konnte er dessen Spur im Nexus auch von dem bequemen Sessel aus verfolgen, auf dem er nun Platz nahm. »Wir es dein Wunsch ist, Maximilien«, sprach er und ließ sich in leichte Trance fallen. »Auf das Anlegen zweier Bannkreise verzichte ich in Anbetracht der zu erwartenden Gutartigkeit und geringen Macht des Toten.« Geisterbeschwörung war ein Anfängerzauber der Nekromanten und so begann sich bald der Geist in ihrer Mitte zu materialisieren, ein blaues Leuchten, das zu einem Mann heranwuchs.


    Geister Gardist:
    Der Geist nahm in dem großherzoglichen Gemach Gestalt an. Er schaute sich um und schien recht verwirrt. Als er Maximilien und Ciel erblickte, verneigte sich der Geist respektvoll, so wie er es gewohnt war. Ihm selbst schien gar nicht bewusst zu sein, dass er ein Geist war. "Eure Majestät und Eure Hoheit", sagte er ergeben.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Guten Morgen, Monsieur. Ich hoffe, sie haben trotz der Unnanehmlichkeiten im Gang des Zellentraktes angenehm geruht. Ihr Leichnam wird zeitnah durch einen Priester versorgt. Wie ist überhaupt Ihr Name?«, verlangte Ciel zu wissen. »Und wie kamen Sie zu Tode?«


    Geister Gardist:
    "Herr ich... ", antwortete der Geist und stockte. Ein Zittern ging durch die leuchtende Gestalt, es dauerte einige Minuten, aber dann schien sich der Geist gefasst zu haben. "Mein Name ist Arnaud Vertefeuille und ich bin Leibgardist der Unite D. Euer ehemaliger Leibdiener war hier zugegen, er hat in einem der Gastgemächer übernachtet. Der junge Mann fragte nach seinem Gefährten Archibald von Dornburg und seinen eigenen Besitztümern. Dabei weinte er bitterlich. Seine Habseeligkeiten waren in seinem Nachttisch verwahrt worden. Zuerst hielt ich die vermissten Personen für reale Personen und nicht für Spielzeugsoldaten. Nathan Garcia bat darum, zu Archibald geführt zu werden. Ich kam seiner Bitte nach und führte ihn hinab in die kerkerlichen Katakomben. Vor der Tür von Dornburg blieben wir stehen. Niemand sonst war in dem Gang, als ich einen Stoß erhielt und gegen die Gitterzellentür geschleudert wurde. Der Insasse von Dornburg packte mich und saugte mir das Blut aus den Adern. Es kann nur Nathan Garcia gewesen sein, der mich in die Arme dieses Mörders stieß und so mein Mörder wurde", klagte der Geist.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel empfand tiefes Mitleid mit dem zitternden Geist und musste schlagartig daran denken, dass der Mann vielleicht Familie gehabt hatte, vielleicht Kinder, die nun vergeblich auf die Heimkehr ihres Vaters warteten. Eine weitere Mutter weinte um ihren gefallenen Sohn. Und Schuld daran war ... »Nathan«, rief Ciel aufgebracht. »Das ist doch nicht die Möglichkeit! Nathan! Nathan?« Er griff sich an den Kopf. »Er hat Sie ermordet, nachdem Sie ihm seine Spielzeugfiguren gegeben und ihn zu Archibalds Zelle geführt habt. Und was geschah dann? Waren Sie sofort tot oder konnten Sie sehen, was geschah?«


    Geister Gardist:
    "Ich starb langsam, da mich dieser Vampir aussaugte. Dann wurde ich fallen gelassen und spürte wie die Kälte nach mir griff. Nathan sagte, dass man die anderen nicht hier lassen könnte. Archibald befahl ihm, mir den Schlüssel abzunehmen. Daraufhin durchsuchte mich Nathan, drehte mich sogar um und ich könnte nichts mehr sehen. Er nahm mir den Schlüssel aus der Gesäßtasche ab und irgendwann hörte ich wie aus weiter Ferne das Schloss von der Zelle aufspringen. Dann die anderen Schlösser und sie Fußgetrappel. Sie liefen weg und ich lag dort... Ich weiß nur, dass dann alles schwarz wurde", erklärte Arnaud.
    Fabien:
    Fabien kehrte zurück und nahm direkt neben Maximilien Platz. "Entschuldige, dass ich erst jetzt zurückkehre, ich war unten im Hochsicherheitstrakt, Derya ist noch dort. Ich habe die Wachen um ihre Zelle verdoppeln lassen und jeden Zutritt in Deinem Namen verboten. Falls Archibald noch hier ist, kommt er an seine Tochter nicht heran", sagte Fabs und aß selbst ein Stück vom Frühstückskuchen.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel bedauerte zutiefst, was dem Gardisten widerfahren war. Er war für seinen Beruf schlichtweg viel zu freundlich gewesen, indem er Nathan, der seinen Partner angeblich vermisste, zu diesem führte, obwohl er im Verlies saß und kein Besuchsrecht bestand. Dafür, dass er gerade feststellte, dass er ermordet worden war, machte Arnaud Vertefeuille eine gute Figur und erstattete weitestgehend gefasst Bericht. Die Nachricht, dass wenigstens Derya noch vor Ort weilte, beruhigte Ciel. »Was wird mit Nathan nun geschehen?«, fragte Ciel. »Und wann wird Derya ihrem Henker vorgestellt, Alexandre weiß noch gar nichts von seinem Glück.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max brach sich eine Ecke von Fabiens Kuchenstück ab und dachte angestrengt nach. "Eigentlich hatte Nathan Absolution erhalten, aber in Anbetracht der Tatsache dass er seinem Partner derart nacheifert, muss ich genau darüber nachdenken, wie mit ihm zu verfahren ist. Ist er Täter, oder höriges Opfer? Als Täter lautet die Antwort Block für den Mord. Als Opfer war er nur Werkzeug und der Mord wird Archibald zugerechnet. Seine Hinrichtung wird demzufolge seiner weiteren Schandtat angepasst. Das Derya noch in ihrer Zelle sitzt, ist wirklich beruhigend. Du hast gut mitgedacht Fabs. Dreux hatte entschieden, dass Derya so lange am Leben bleibt, bis das Kind von ihr entbunden ist. Er gab Vendelin zudem sein Wort. Das Wort, dass man einem Hochverräter gab, ist nichtig. Allerdings ist es gleichgültig was Derya tat oder was Vendelin für Verbrechen beging, wenn wir über das ungeborene Kind urteilen. Es ist unschuldig und ist auch so zu behandeln. Das heißt, wir werden die Geburt des Kindes abwarten und Derya danach unverzüglich hinrichten lassen. Ob Vendelin Großvater wird, oder Derya folgt, wird sich zeigen müssen. Das Kind wird seinem Sohn Moritz übergeben. Vorschläge zu Nathan?", fragte Max in die Runde.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich muss gestehen, dass ich im Falle Nathans voreingenommen bin«, sprach Ciel leise. »Ich kann kein vernunftbasiertes Urteil fällen.« Die Vorstellung, dass sein ehemaliger Leibdiener gemeinsam mit Archibald auf dem Pfahl enden sollte, war nahezu unerträglich.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max nickte wohlwissend. "Brandur entlasse den Geist aus seiner Bindung, er soll seine Ruhe finden. Wir danken Dir für Deinen Dienst, Deine Treue und Loyalität, Ainuwar sei mit Dir Arnaud Vertefeuille", sagte Max bekümmert.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Adieu«, sprach Ciel traurig, als Brandur die Bindung löste und der Geist verblasste und verging, als wäre er blauer Nebel, der vom Wind verweht wurde. Er atmete tief durch, dann sah er fragend seinen Vater an.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max stand auf, marschierte zum Schlafzimmer und riss die Tür auf. "NATHAN GARCIA!", bellte er in einem scharfen Ton, den man selten bei Max hörte. "Auf die Beine mit Dir, Du hast uns einiges zu erklären, aber zügig!", befahl der Duc.


    Nathan
    Nathan sprang aus dem Bett, zog sich in Sekundenschnelle den rosa Kimono über das rosa Hemdchen, zurrte eine Schleife vor dem Bauch und war im nächsten Augenblick in der Wohnstube. »Hallo Ciel«, rief er, dann verneigte er sich erschrocken vor Maximilien. »Herr!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du hast den Gardisten Arnaud Vertefeuille der Unite D laut seiner Aussage ermordet, indem Du ihn an die Gitterstäbe der Zellentür gestoßen hast, so dass Archibald von Dornburg ihn aussaugen konnte. Zudem hast Du Dich daran beteiligt, dass der gesamte Zellentrakt fliehen konnte. Wir erwarten eine Erklärung und zwar die Wahrheit Nathan. Wo ist Archibald jetzt?", fragte Max und schaute Nathan genau in die Augen.


    Nathan
    Nathan fing an zu zittern, die Wiedersehensfreude wich schlagartig aus seinem Gesicht. Hilflos blickte er in Richtung von Fabien, dann zu Ciel, doch wie sollten die beiden ihm helfen, wenn der Duc Höchstselbst ihm zürnte? » ... ha-ni-ni-ni ...«, stotterte er und vor lauter Angst gab er zwei Minuten lang nur sinnlose Tonfolgen von sich, ehe es ihm gelang, einen halbwegs verständlichen Satz zu formulieren. » ... weil, sie waren eingesperrt und traurig!« Er wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab, weil er kein Taschentuch einstecken hatte. »Ich wollte das nicht! Archibald ist ganz weit weg!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max trat einen Schritt auf Nathan zu und starrte ihn an. "Nathan Du kannst uns antworten, oder Du kannst Jules antworten und den Rest Deiner Gedanken zusammenklauben, also wo ist Archibald von Dornburg? Entweder er bekommt seine Strafe oder Du kassierst sie für ihn. Sicher waren sie eingesperrt und traurig, jeder Kriminelle wird traurig, wenn er erwischt wurde. Sie heulen, klagen und jammern, aber um sich selbst. Auf einmal entdecken sie ihre Reue. Hätten sie auch Reue empfunden, wären sie nicht erwischt worden? Nein. Also ich frage Dich nur noch ein einziges mal, wo ist Archibald?", fragte Max streng.

  • Im Angesicht des Duc de Souvagne



    Nathan
    Nathan schlug sich beide Hände auf den Mund und schüttelte den Kopf. Die Zeit schien stillzustehen und selbst die Nachtigall vor dem Fenster hörte auf zu singen. Seine grünen Augen waren weit aufgerissen und glänzten nass. Archibald war sein Herr und Nathan war sein Leibdiener. Er würde nicht ein einziges Wort sagen. Mehr noch, sie waren ein Liebespaar und eigentlich hatten sie bald heiraten wollen. Als Nathan an seine Holzritter denken musste, die in ihrem Beutel lagen und mit denen nie wieder jemand spielen würde, kullerten ihm die Tränen über die Wangen. Aber Archibald war wichtiger. Ganz egal, was sie mit ihm anstellen würde, Nathan würde kein einziges Wort sagen, das seinen Herrn und Verlobten in Gefahr brachte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien starrte Nathan an und schüttelte langsam den Kopf. "Sicher dass Du nichts sagen möchtest? Damit missachtest Du einen direkten Befehl des Duc. Ferner schützt Du einen Massenmörder und wir werden Dein Schweigen nicht akzeptieren Nathan. Das dürfte Dir bewusst sein, bis vor wenigen Minuten, gingen wir noch von Deiner Unschuld aus. Als der ermorderte Gardist erklärte, was vorgefallen war, waren wir gewillt davon auszugehen, dass Du diesem Monster von Dornburg hörig bist. Dies wäre die einmalige Gelegenheit sich von ihm zu befreien. Aber gleich was wir persönlich für Dich empfinden mögen Nathan, wir werden die Information bekommen die wir verlangen. Es liegt an Dir, ob Du einfach antwortest, oder ob Domi die Frage auf seine Art stellt, bis er die Antwort hat. Natürlich könnte auch Jules an die Antwort gelangen, aber für eine so direkte Befehlsverweigerung finde ich solltest Du vorher in den Genuss von Domis Arbeitskünsten kommen. Da bist Du sicher mit uns einer Meinung, zumal Du es gewesen warst, der Palaisin Bellamy und Gardist Robere auf den Richtplatz schickte. Nun wirst Du selbst diesen Platz kennenlernen Nathan, wenn Du nicht antwortest", sagte Maximilien ruhig.


    Nathan
    Nathan kniff die Augen ganz fest zusammen, damit er nicht das Gesicht von Maximilien sehen musste, dass auf einmal so ganz anders war, als er es kannte. Der Duc kam ihm auf einmal ungeheuer bösartig und kaltherzig vor. Archibald hatte ihn nie so angesehen, sein Blick war immer voller Liebe gewesen, nie hatte er auch nur ein strenges Wort an Nathan gerichtet. Sollte so Nathans dank aussehen, dass er ihn auslieferte? »Was wollt Ihr mit Archibald machen?«, fragte er und schniefte.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Maximilien spürte wie die Wut in ihm hochkochte. Für dieses menschenfressende Ungeheuer war ein guter Mann gestorben, der nichts weiter verbrochen hatte, außer in seinem Dienst zu freundlich gewesen zu sein. Und nicht einmal das konnte man dem Gardisten Arnaud Vertefeuille vorhalten, denn Nathan galt als unbescholtener Bürger. Mehr noch, die meisten kannten ihn als ehemaligen Leibdiener seines Sohnes. Wer hatte denn vor wenigen Minuten Fabien davon abgehalten einfach in den Hochsicherheitstrakt zu spazieren und nach dem Rechten zu sehen? Sich anzuschauen, dass Derya noch in der Zelle saß? Nun einen winzigen Unterschied gab es, Fabien war sein Leibdiener und durfte in seinem Namen handeln und sprechen. Nathan hatte nicht mehr in Ciels Namen zu sprechen. Aber welcher Gardist oder Diener fragte danach? Sie sahen sein Milchgesicht mit Popelbremse und zeitgleich dachten sie an Ciel. Und schon durfte Nathan passieren. Was hatte Bellamy immer gesagt? Nathan wäre eine der gefährlichsten Personen, da ihn jeder für so gefährlich hält wie eine Topfpflanze. Niemand nimmt ihn wahr, bis es zu spät war. Er selbst hatte Bellamy gesagt, dass nichts an der These des Terror-Barden dran war. Aber was war Wahrheit, was Fiktion und was war Wut und Tatsache? Maximilien erinnerte sich an Leons weise Worte - ein wahrhaft großer Mann wird weder einen Wurm zertreten, noch vor einem anderen Regenten kriechen. Nathan Gewalt anzudrohen, war nichts anderes als einen Wurm zu zertreten. Es war keine Kunst in seiner Position jemanden in Todesangst zu versetzen. Wenn er es drauf anlegte, konnte er jeden seiner Untertanen in Todesangst versetzen. Glücklicherweise sogar die meisten Feinde, nicht umsonst waren sie bis an die Zähne bewaffnet und derart hochgerüstet, als hätten sie vor dem Taudis selbst den Krieg zu erklären. Aber sie wollten niemandem den Krieg erklären, sie starrten vor Waffen zur Abschreckung. Wer sie bedrohte konnte sich nicht einmal ausmalen, welche Katastrophe er damit für sich entfesseln würde. Nathan hingegen war kein Feind, er war ein Landsmann und er war wie Leon sagen würde, nur ein Wurm. Aber eines hatte Max auch gelernt, nämlich das was sein Vater früher auf Leons Annekdoten antwortete - um einen fetten Fisch zu angeln, musst man einen Wurm auf den Haken spießen. Beides stimmte, um an Archibald heranzukommen musste er vielleicht Nathan opfern. Aber leichtfertig wollte er diese Seele auch nicht opfern, denn dann hätte dieser Vampir eine weitere Kerbe in der Klinge. Zudem ließ sich Max nicht gerne zu einer Handlung zwingen. Er nickte knapp. "Du möchtest also schweigen?", fragte Max eine ganze Spur umgängliche, auch sein Blick verlor die Härte, die eben noch in seinen Augen gelegen hatte.


    Nathan
    Nathan nickte mehrmals hintereinander. »Er ist mein Herr und er war immer, in jeder einzelnen Sekunde, lieb zu mir! Er hat nie geschimpft, nie ein strenges Wort gesagt, obwohl ich manchmal so unartig bin. Und Archibald hat doch niemanden sonst! Alle haben ihn immer im Stich gelassen, sogar seine Eltern und seine alten Diener und Sklaven. Ich hab ihm versprochen, dass er sich auf mich verlassen kann und das tut ihm gut, er ist schon gar nicht mehr so gefährlich wie früher, er hat versprochen keine Kinder mehr zu essen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das sind ja großartige Informationen. Nun wenn Du ihm vielleicht noch weiter die Hand hältst und er sich an eine strenge Alben-Diät hält, wird er vermutlich nur noch dreimal die Woche unschuldige Opfer zerfleischen. Oder was meinst Du? Nun mit Sarkasmus kommen wir hier nicht weiter. Ist Dir völlig gleich, wie seine Opfer sterben? Interessiert Dich das so wenig? Ist für Dich nur maßgeblich, das er zu Dir gut ist und was er anderen antut spielt für Dich keine Rolle?", hakte Max nach.


    Nathan
    Nathan schüttelte den Kopf. »Es ist mir nicht egal, ich hab geweint. Aber er ist nicht böse geboren, die Menschen haben ihn so gemacht. Er ist oft einsam und dann wieder ist ihm alles zu viel und er lässt mich an einem sicheren Ort, um für sich sein zu können. Dann kehrt er zurück und muss mich schnell in beide Arme schließen. Wenn man von Anfang an gut zu ihm gewesen wäre, dann müsste er nun nicht so sein, wie er ist. Er leidet große Qualen, auch wenn er oft grinst und seltsame Scherze macht. Aber in seinem Herzen sieht es ganz anders aus. Er versteht, wie wichtig mir meine Spielsachen sind und weil meinem Chevalier Laurenz das Beinchen abgebrochen ist, hat er ihm ein Pferd geschnitzt. Tut so was jemand, der böse ist? Er hätte die Strafe nicht verdient, wie auch immer sie aussehen mag, sondern all die Menschen, die ihn gequält haben. Denn eigentlich sind sie Schuld an jeder schlimmen Tat, die er begangen hat.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Das ist durchaus möglich, die wenigsten Personen werden als Monster geboren, Monster werden gemacht. Entweder von ihren Mitmenschen, oder durch gewisse Umstände. Allerdings gibt es auch Personen, denen jegliches Gefühl für andere fehlt. Und diese Personen sind geborene Monster. Eines wohnt in Obenza und sein Ruf eilte ihm sogar bis nach Souvagne voraus - Jozo. Diese Kreatur ist bekannt wie ein bunter Hund. Und sollte er keine düstere Legende sein, sondern tatsächlich existieren, würde er hier sofort auffallen, er ist ein Goblin und zwar ein gelber Goblin. Laut Information nennt er sich selbst "der gelbe Goblin", aber ich werde so ein Untier nicht bei einem Namen nennen, den er selbst wie eine Königswürde trägt. Möglicherweise ist Dein Archibald eine zerbrochene Seele. Aber hier hat man ebenfalls zu unterscheiden Nathan. Denn Archibald hatte genau wie jeder andere Mensch irgndwann einmal die Wahl. Er stand an einer Weggabelung wo er sich entscheiden konnte. Entweder er gibt all das Leid weiter, was er erlebt hat. Oder es endet bei ihm und er sorgt dafür das kein anderer leiden muss. Archibald entschied sich bewusst dafür, die Welt an seinem Schmerz teilhaben zu lassen, indem er andere leiden lässt. Mehr noch, indem er sie bestialisch ermordet und Archibald ist keine gruslige gute Nachtgeschichte von gelben Goblin aus Obenza, sondern dieses Monster ist real. Eine Frage an Dich Nathan, würden sich Jozo und Archibald durch Deine Eingeweide fressen, würdest Du Archibald verzeihen? Würdest Du es als weniger schlimm empfinden? Wir denken nicht, dem Opfer ist es letztendlich gleich, warum es von so einer Person angegriffen oder gar getötet wurde. Niemand möchte auf so eine Weise sterben. Die Gründe für die Tat sind irrelevant, relevant ist die Tat selbst. Denn Archibald wird von niemandem dazu gezwungen. Oder ist da ein Geistmagier im Hintergrund der ihn zwingt? Wohl kaum. Also beantworte unsere Frage, möchtest Du von einer zerbrochenen Seele gefressen werden?", hakte Max nach.


    Nathan
    »Majestät, verzeiht bitte, wenn ich wage ungezogen zu sein, aber Ihr irrt Euch. Archibald hat nicht die Wahl. Er ist ganz anders, wenn er so böses tut, dann kann ich ihn auch nicht mehr ansprechen, er hört mich dann gar nicht. Er hat mir sogar verboten, ihn dann zu berühren, weil er sagt, dass er mich dann nicht mehr erkennt. Wie soll er Nein sagen zu dem Bösen in ihm, wenn er nicht mehr er selbst ist? Ich schwöre Euch, er ist nicht so, er will nur lieben und liebgehabt werden und dieses ... andere, dafür kann er nichts!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Dich zu fragen, ob Du gerne gefährlich lebst ist überflüssig oder? Zuerst ein Mord oder Beihilfe zum Mord, dann Ungehorsam gegenüber dem Duc, nun Widerworte gegenüber dem Duc, spar Dir den tätlichen Angriff Nathan wir warnen Dich im Guten. Allerdings denke ich in diesem Fall an die alten Worte meines ersten Leibdieners Leon - nur ein Gott und ein Narr bedürfen keiner Beratung. Wir überhören dieses "Ihr irrt Euch". Nun wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte, hatte Archibald wirklich niemals eine Wahl, sondern der Mann ist krank. Kurzum er ist geisteskrank. Danke für den Hinweis, aber Dir ist bewusst was dies bedeutet? Wäre er ein bösartiger Mensch, dann könnte man auf ihn einwirken. Man könnte mit ihm über seine Probleme reden. Und er könnte es begreifen, er könnte sein Fehlverhalten einsehen und sein Verhalten ändern. Aber da er krank ist, kann man weder mit ihm reden, noch ist er dazu in der Lage ein Einsehen zu haben. Es gibt nur zwei Möglichkeiten um die Allgemeinheit vor solchen Kranken zu schützen, Sicherungsverwahrung oder den Block. Eine Heilung gibt es für ihn nicht, wir können ihn schlecht in den Tempel des heilsamen Wortes schicken. Jedes Wort wäre vergeblich. Ciel Deine Meinung dazu", bat Max.


    Ciel Felicien de Souvagne
    Ciel blickte all die Zeit über neutral, zumindest versuchte er es. Aber seinem Vater konnte er nichts vormachen: Ciel würde am liebsten einfach den Raum verlassen, da das Problem, mit dem sie sich hier zu befassen hatte, ihn tief berührte. »Ehrlich gesagt frage ich mich momentan vor allem, ob Nathan nicht in eine solche Einrichtung gehört. Ist er überhaupt schuldfähig oder trifft zu, was man hinter vorgehaltener Hand munkelt, dass er geistig auf dem Niveau eines Kleinkindes ist? Dann würde auch ein Tempel keine Heilung bringen. Wie dann zu verfahren ist, weiß ich nicht. Gab es schon einen solchen Fall vor dem Gesetz? Oder ist dies ein Präzedenzfall?«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Du meinst ob es Zurückgebliebene gibt? Natürlich gibt es solche Personen Ciel. Aber das ist nichts Verwerfliches oder etwas wofür die Person bestraft gehört. Diese Personen sind meist von gutartigem Charakter, bedürfen aber der besonderen Obhut durch ihre Verwandten. Eben wie das besagte vierjährige Kind, nur bleibt die Person für immer auf diesem geistigen Stand. Hätte nun so eine minderbemittelte Person selbst einen Mord begangen, ist ihr Leumund dafür haftbar. Sprich wäre Nathan in der Obhut seines Vaters, würde ihn die Schuld an Nathans Morde treffen. Hier ist die Fragestellung anders. Archibald hat sich Nathan zu eigen gemacht. Wieviel Einfluss hat er auf Nathan ausgeübt, dass Nathan ihm dermaßen dient? Oder anders gefragt, wieviel Einfluss ist überhaupt notwendig, um Nathan zu so einer Tat zu missbrauchen? Nathan war in diesem Falle das Werkzeug, was Archibalds Taten noch schlimmer wiegen lässt. Denn dieser Mann wählte bewusst Nathan um ihn derart zu missbrauchen. Gleich ob er geisteskrank ist. Oft haben solche kranken Personen gerade ein Gespür für Schwache und Manipulierbare. Und sie verfügen über ihre eigene Logik und Gerissenheit, die Krankheit schließt das scheinbar nicht aus, sie fördert so etwas. Demzufolge gehört Archibald zum Schutz der Bevölkerung auf den Block und Nathan gehört in Verwahrung, bis geklärt ist, wer ihn in seine Obhut nimmt. Alleine auf sich gestellt, scheint er in die falschen Hände zu geraten. Er bedarf der Führung und zwar einer sehr genauen und strengen Führung", antwortete Max seinem Sohn.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Offiziell ist Nathan doch meinem Bruder Dreaux unterstellt? Aber man kann Dreaux nicht haftbar machen für die Verbrechen von Archibald, so etwas würde er nie dulden! Hätte er davon gewusst, was Nathan hinter seinem Rücken tut, hätte er ihn nicht ziehen lassen. Ließ er ihn überhaupt ziehen? Hat er je danach gefragt, wo Nathan geblieben ist? Nathans Vater ist kaum intelligenter als sein Sohn. Er ist ein argloser und freundlicher Kerl, aber es ist fraglich, ob er in der Lage ist, seine Vormundschaft zu übernehmen.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Die Rechte über Leibeigene haben deren Herrn und nicht deren Eltern. All Deine Leibeigenen unterstehen Dir Ciel. Du denkst gerade in falschen Bahnen, Du denkst in Adelsbahnen. Beispiel ich könnte Fabien verkaufen, Fabiens Mutter könnte Fabien nicht verkaufen. Nichts für ungut Fabs", schmunzelte Max, als Zeichen dass er Fabien niemals verkaufen würde. "Dreux hat Nathan nicht gehen lassen, sondern Nathan ist mit Archibald durchgebrannt. Deshalb war Nathan ebenfalls zur Fahndung ausgeschrieben. Ein Leibeigener darf sich nur mit Erlaubnis seines Herrn ungefragt entfernen. Er darf weder unerlaubt heiraten, noch auf eine fremde Scholle ziehen. Würde der Leibeigene Bauer von Melville de la Cantillion einfach auf die Scholle der Neufville ziehen, gäbe es gewaltigen Ärger. Er hat seinen Herrn nicht ungefragt zu verlassen und Neufville würde ihn zu seinen Herrn zurückschleifen lassen. Deshalb hatte Toni von mir die Erlaubnis bekommen aus Souvagne wegziehen zu dürfen, alles andere wäre Untreue und Verrat. Aufgrund Fabiens Bitte und Deiner wie auch Dreux Zuneigung zu Nathan habe ich ihm für seine Flucht Absolution erteilt und ihm die Freiheit geschenkt. Das heißt, er wird dafür nicht belangt. Das er das aus seiner Freiheit macht, zeigt uns eines, manche sind für die Freiheit nicht geschaffen. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung ist es nicht. Müssen sie auch nicht, sie legen ihr Leben vertrauenvoll in die Hände ihrer Herrn und diese in ihre Herrn und all jene letztendlich ihre aller Leben in meine Hände. So ist die Hierarchie Ciel. Nathan hat wie ein Naridier gelebt und ihm ist das Gleiche widerfahren wie dem Land Naridien, er ist um es salopp zu sagen, auf die Schnauze gefallen. Die Erkenntnis löst aber nicht unser Problem, dass wir einen streunenden Mörder im Land haben. Neben dem Ur-Lich und den beiden anderen. Wir benötigen die Information, denn wie heißt es so schön? Treue und Loyalität, gegen Schutz und Schirm. Wir sind dazu verpflichtet unsere Untertanen zu beschützen und zu beschirmen, gerade vor solchen Personen. Jeder rechtschaffene Untertan hat unseren Schutz zu genießen, wie wir seine Treue und Loyalität genießen. Es gibt überhaupt keine Veranlassung, unschuldige Menschen für einen derart kranken Geist zu opfern, gleichgültig von wem dieser selbst Opfer wurde. Maßgeblich ist, was er anrichten kann und wird, nicht weshalb er so wurde. Darüber benötigen wir kein Urteil. Wichtig ist, er ist ein Mörder. Er wird weiter töten, da er als Vampir töten muss. Er ist krank, also weder belehrbar noch heilbar. Zudem ist er kein Souvagner, sondern ein Fremdländer, damit hat er jede Gnade die ihm als Landsmann zugestanden hätte verwirkt. Wir handeln zum Schutz und Erhalt des souvagnischen Volkes, was schert uns ein geisteskranker Naridier und seine Krankengeschichte? Wir haben dafür zu sorgen, dass sie hier endet. Nathan hingegen muss in eine Einrichtung verbracht werden, in der er von seiner Sucht auf diesen Charakter Archibald loskommt. Du verstehst diese Sucht besser als jeder andere Ciel", sagte Max. Fabien schaute wortlos von Max zu Ciel während er in winzigen Krümmeln sein Stück Kuchen aß. Das ihm Nathan unendlich leid tat, sah man ihm deutlich an.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Ich stimme vollumfänglich zu. Als Naridier wird Archibald die volle Härte des souvagnischen Gesetzes erfahren. Ich erinnere noch einmal an die Macht, welche Alexandre über Vampire hat. Du hast sie noch nicht erlebt, Vater, doch du wirst sie erleben, wenn er Archibald in seine Reichweite bekommt. In welche Einrichtung wird Nathan verbracht? Archibald wird ihn suchen«, stellte Ciel fest und ließ für eine Sekunde eine seiner Brauen nach oben hüpfen.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Wir werden Archibald über Jules suchen lassen und über den Orden. Jules soll Nathan auslesen. Zur Heilung wird Nathan in den Orden des heilsamen Wortes mit entsprechender Sicherheitsverwahrung. Jenem Orden der auch Silvano de Mancini geholfen hat. Hätte Boldiszar nicht die Vormundschaft übernommen, wäre Mancini dort ebenfalls in Sicherheitsverwahrung gekommen. Die Mönche sind darauf bedacht, ihren Patienten zu helfen. Sie gehören zu den Orden, in denen auch Ehen geschlossen werden, also ein Alltagsleben außerhalb der Askese stattfindet. Genau wie die Himmelsaugen, sie leben auch nicht keusch und nur im Glauben. Die Mönche des heilsamen Wortes, lassen nicht nur den Patienten sprechen, sondern geben auch heilsame Wort - also Ratschläge von sich. Sie haben eine breit gefächerte Sicht auf die Dinge. Ich war mit Leon selbst einige Male dort als junger Mann, da ich nicht wusste wie ich mit meiner Trauer umgehen sollte. Sie haben sich meiner Sorgen angenommen und konnten mir teilweise helfen. Jedenfalls konnten sie meine Sicht auf das Ganze etwas klären. Den Verlust konnten sie nicht heilen, das konnte niemand. Bestenfalls ein Nekromant, aber was hätte ich davon gehabt, meinen Bruder oder Vater beschwören zu lassen um sie einige Minuten später erneut zu verlieren? Nichts. Gar nichts. Aber ich bin hier nicht das Thema, Nathan und der Orden ist es. In dem Orden wird Nathan gut aufgehoben sein und sobald er geheilt ist, wird er entlassen. Ab dato untersteht er wieder Dir Ciel", sagte Max freundlich.


    Ciel Felicien de Souvagne
    »Hast du gehört, Nathan?«, sprach Ciel und unterdrückte nur mühsam seine Aufgewühltheit. »Du erhältst, was niemand sonst erhielt und was du eigentlich auch gar nicht verdienst: Eine dritte Chance. Wenn du sie nutzt, wirst du hinterher wieder unter meiner Obhut leben. Ich bitte dich als dein ehemaliger Herr und als dein Spielgefährte aus Kindertagen und Freund: Lass dir helfen!«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Fabien: "Du hast es gehört Nathan, ich bitte Dich ebenso lass Dir helfen. Wir alle haben es doch immer gut mit Dir gemeint Natty", sagte Fabien leise und schaute Ciel und Max dankbar an.


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    "Es liegt an Dir Nathan, mach Dir selbst nicht das Leben unnötig schwer. Fabien Jules soll umgehend hier erscheinen. Solange Jules noch nicht hier ist Nathan, hast Du die Chance es selbst zu gestehen. Das werten wir positiv, also denke gut nach. Fabien jetzt", sagte Max und legte seinem Leibdiener kurz die Hand auf die Schulter. Fabien nickte und eilte sofort los um Jules zu holen. Er hoffte, dass Nathan sich besinnen und sprechen würde.


    Nathan
    »Max, ich kann das nicht tun«, sprach Nathan leise. »Ich kann Archibald nicht verraten! Ich mein das nicht böse, ich hab Fabs und Ciel und dich sehr lieb. Archibald und ich werden heiraten. Ich werde sein Mann.«


    Maximilien Rivenet de Souvagne
    Max streichelte Nathan über den Kopf. "Ich verstehe das Nathan, Du kannst und möchtest ihn nicht verraten. Jules wird Dich auslesen, somit bist Du frei von jeder Schuld. Du hast Archibald dann nicht verraten, Jules hat sich die Information gezogen. Ich weiß dass Du das nicht böse meinst, wir auch nicht Nathan. Wir meinen es gut mit allen Souvagnern und dazu zählst auch Du", gab Max zurück.