Kapitel 03 - Neue Gewässer

  • Neue Gewässer



    Vano besuchte Pietro Bustozzi in seiner Kabine. Der Mönch des heilsamen Wortes hatte ihm bereits einmal geholfen. Und Vano erhoffte sich auch diesmal Hilfe von dem alten Mann.


    Silvano erzählte dem Mönch was vorgefallen war. Er berichtete von Boldis Beistand, von dem Urlaub mit Jendro der mehr eine Flucht vor sich selbst war und von seinen Ausrastern. Er berichtete sogar davon, wie er Bellamys Erklärung einfach geglaubt hatte und wie die Situation eskaliert war.


    Und wie die Situation vor einigen Tagen erneut geradezu explodiert war, als Boldiszar ihm die Freiheit und Jendro schenken wollte. Dabei wollte er alles, nur keine Freiheit.


    Pietro der alte Mönch hörte sich alles geduldig an. Er kannte Vano bereits sehr gut und er wusste, dass man ihn sich erst einmal Luft machen lassen musste, bevor es an die wirklichen Informationen ging. Bustozzi war geduldig und was das Weglaufen anging, hatte er seine eigenen Theorien.


    Er wartete und als Vano geendet hatte ergriff Pietro das Wort.


    "Du leidest unter Bindungsangst. Zunächst mag das einmal paradox klingen, da Du schließlich für Nähe kämpfst. Aber lässt Du sie auch zu?


    Wenn Du Deine Bindungsangst überwinden möchtest, musst Du Dein Problem von Nähe und Distanz in den Griff bekommen. Die Partnerschaft gerät dann in Gefahr Silvano, wenn das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz gestört ist und keiner der beiden bereit ist, auf den anderen zuzugehen. Es ist meist ein endloser Rattenschwanz von Klammern und Loslassen, oder Nähe einfordern und den anderen dann doch wegstoßen.


    Aber eines vorneweg, ein Partner der dieses Problem mit Dir aushält und um Dich kämpft, sagt Dir eines, er ist der richtige Partner an Deiner Seite. Du musst allerdings auch für ihn kämpfen. Und dazu gehört es, dass Du auf ihn zugehst.


    Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse was Nähe angeht. Und eines müsstest Du für Deinen Ehemann tun, Du müsstest herausfinden, was die Ursache für Dein Problem ist. Allerdings wissen wir beide, was Dein Problem ist - Du hast gelernt, dass Dir niemand wehtun kann, der nicht nah genug an Dich herankommt. Zeitgleich wünscht Du Dir, dass Boldi so nahe kommen darf. Dazu gleich mehr.


    Wir fangen ganz von vorne an. Am Anfang jeder Beziehung steht das Verlieben. Das Verliebtsein ist die Phase, in man erfüllt ist von lauter Schmetterlingen im Bauch. Man kann kaum an etwas Anderes denken, als zusammen zu sein.


    Du klammerst dermaßen an Boldi fest, dass heißt nur eines, Du versuchst diese Anfangsphase festzuhalten. So kommt es zu Enttäuschungen, denn Du lässt gar nicht zu, dass aus Verliebtheit eine echte Liebe erwächst.


    Die ersten Probleme tauchen immer im Alltag auf. Das lässt sich nicht vermeiden. Denn ein Paar besteht aus zwei Leuten. Und jeder von Euch hat unterschiedliche Erwartungen an den anderen und lebt seine Gefühle anders aus. Ja und jeder von Euch hat auch unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.


    Nun ist es gegenseitig an Euch dem anderen zu beweisen, dass Ihr ihm vertraut, auch etwas Freiraum gebt und dennoch fest zusammen haltet.


    Frage Dich selbst ehrlich, wie viel Freiraum nimmst Du Dir und wie viel Freiraum erlaubst Du Boldiszar?


    Du fährt allein in den Urlaub, das soll er hinnehmen. Du machst aber ein Affentheater, wenn er Dich für fünf Minuten alleine lässt. Eine gewaltige Schieflage und um es in Deiner Welt auszudrücken, Du bringst Euer Schiff damit zum kentern.


    Du bist doch gewillt eine Ehe mit Boldiszar zu führen. Warum ziehst Du Dich dann zurück, sobald es einmal ernst wird? Die Ursachen für Bindungsangst sind unterschiedlicher Natur und sie können sich sogar so äußern, dass man Stimmungsschwankungen und Überreaktionen unterliegt, sobald der Partner etwas mehr Nähe möchte. Du wirst ungemütlich, grantig, unterstellst ihm Dinge damit er auf Abstand bleibt und zeitgleich wünscht Du Dir nichts sehnlicher als seine Nähe.


    Du leidest unter Verlustangst und hast zeitgleich Angst gefühlsmäßig abhängig zu sein. Vano, es gehört einiges an Vertrauen und Offenheit dazu, jemanden anderen so nah an sich heran zu lassen. Nur so kann Boldi Dein Partner sein, den Du Dir wünscht.


    Soll Boldi Dir helfen, dann lass ihn hinter Deine Masken schauen. Das ist nicht einfach, denn die Wahrheit tut oft weh. Wurdest Du zurückgestoßen, wurdest Du verletzt? Du fürchtest Dich davor verletzt und im Stich gelassen zu werden. Das braucht Zeit und immer wieder einen kleinen ersten mutigen Schritt in die richtige Richtung von Dir.


    Sei offen und ehrlich zu ihm, Boldi hat ein ähnliches Leben geführt, er wird es verstehen.
    Solltest Du nicht ehrlich zu ihm sein, wird es später immer wieder zu den gleichen Problemen kommen, was keine Beziehung aushält.


    Der unentwegte Dialog ist keine Lösung für diesen Mann.


    Besprich die Dinge nicht zu oft oder eindringlich mit ihm. Man kann gefühlsmäßige Gegebenheiten und Emotionen auch zerreden Silvano. Gerade Männern wie Boldi fällt es nicht leicht, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen.


    Es ist vollkommen natürlich, über Gefühle und Ängste zunächst einmal mit einem engen Vertrauten zu sprechen. Hier kann man sich einen Rat holen, ohne das Gesicht zu verlieren.


    Rede stets offen mit Boldi, sobald Du vor etwas Angst hast, aber fange keine Grundsatzdiskussion über das Thema an. Ich habe vorhin Angst gehabt weil... dann benennst Du ihm den Grund und verhältst Dich weiterhin zugänglich. Denn es kann gut sein, dass er Dein Verhalten als persönliche Verletzung auffasst, wie den Urlaub.


    Niemand trägt Schuld an seinen Ängsten, von daher gibt es keinen Grund, sich dafür zu schämen Silvano.


    So etwas zu heilen dauert seine Zeit, aber das kannst Du nur gemeinsam mit Deinem Mann schaffen. Für Deinen Partner ist es wichtig, dass Du offen und ehrlich mit ihm über die Probleme sprichst. Dabei haben Schuldzuweisungen nichts verloren Vano.


    Erst wenn Du damit aufhörst, sieht er, Du möchtest Hilfe und suchst keinen Streit. Dann wird er auch auf Dich eingehen.


    Wichtig ist es, dass Du Dein persönliches Selbstwertgefühl steigerst und nicht von Boldis scheinbarer Stimmung abhängig machst und vor allem auf Schuldzuweisungen vollkommen zu verzichten. Weder Boldiszar noch Tekuro sind schuld an Deinem Heimaufenthalt, sie bieten Dir einen einmaligen Familienaufenthalt Silvano", erklärte Pietro.


    Silvano nickte dankbar für die heilsamen Worte und verließ Pietro mit einem ganz anderen Gefühl, dem Gefühl der aufkeimenden Hoffnung und der Gewissheit ab sofort in neuen Gewässern zu fahren.



    ****

  • Ehewehen



    Boldiszàr
    24 Stunden hatte es gedauert, ehe Tekuro bereit war, Tanuki seiner Familie vorzustellen. Er hatte die anderen endlich wieder ins Nest gelassen - mit Ausnahme von Kazrar, dessen Kajüte er von außen zugeschlossen hatte. Bellamy aber durfte gerade den neuen winzigen Beißer bewundern, der noch nicht einmal Zähne besaß, aber über dessen zukünftige Untaten sie jetzt bereits fachsimpelten. Das Baby indes lag in Noris Armen und Tekuro achtete aggressiv darauf, dass niemand ihm zu nahe kam oder es gar berührte. Nur schauen, war die Devise. Und wenn der Hunger sich meldete, wurden alle davongejagt, damit Nori in Ruhe stillen konnte. Boldiszàr nahm das Hin und Her gelassen. Das waren Tekuros Wehen, während er sich in seine Rolle als Vater einfand und würde sich irgendwann einpegeln. Gegen den Terror, den Silvano veranstaltete, fand Boldiszàr das Ganze harmlos. Er fläzte neben Bellamy und lauschte den Beißergesprächen, während er seine eigenen Wehen durchlebte - Ehewehen auf dem Weg von der ersten überschwänglichen Verliebtheit in ein stabiles Miteinander.


    Silvano de Mancini
    Silvano betrat das Nest und schaute sich neugierig um. Da er jedem Ärger aus dem Weg gehen wollte, schaute er sich den kleinen neuen Asamurabürger nur vom Weiten an und setzte sich neben seinen Mann. Zwar saß er nun etwas zu nah neben Bellamy für seinen Geschmack, aber das ließ sich nicht vermeiden. "Na alles gut bei Dir?", fragte er Boldi und küsste ihn liebevoll zur Begrüßung. "Ich war vorhin nochmal bei Pietro und habe mit ihm gesprochen. Er hat mir so einiges erklärt und ich hoffe es hilft", erklärte Vano und machte es sich gemütlich.


    Boldiszàr
    »Bei Pietro? Dem Mönch des heilsamen Ficks? Gut, dass du endlich mal wieder eine Sitzung hattest.« Boldiszàr grunzte zufrieden und erwiderte den Kuss. »Ich hatte eine Sitzung beim ehemaligen Palaisin des Ducs. Spaß beiseite. Was hat Pietro denn erklärt?«


    Silvano de Mancini
    "Er erklärte mir warum ich so ein Arschloch und Kotzbrocken bin und was ich dagegen tun kann. Ich soll zu Dir ehrlich sein. Denn Nähe wollen und jemanden gleichzeitig wegstoßen heißt, man bekommt nicht was man möchte. Zudem kannst Du mir nur helfen und auf mich eingehen, wenn ich ehrlich zu Dir bin. Das andere Affentheater würdest Du nur als persönliche Beleidigung oder als einen Angriff auffassen auch wenn es nicht so gemeint ist. Zudem sagte er mir, ich kann nicht Freiheiten einfordern und Dir keine gewähren. Ich fahre allein in Urlaub und zicke herum, wenn Du fünf Minuten weg bist. Und er sagte, dass weder Du noch Tekuro was dafür kannst, das ich den Heimaufenthalt hatte, dafür würdet Ihr mir einen Familienaufenthalt bieten. Sowas alles sagte er und ich habe drüber nachgedacht, es ist alles wahr was er sagt und ich war nicht immer ehrlich zu Dir. Ich hatte Angst Du gehst, sollte ich ehrlich sein. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Drum werde ich beherzigen was er mir erklärte und ich Dir versprochen habe. Und was sagte Bellamy zu Dir? Worum ging es überhaupt?", fragte Vano und kramte seinen Kautabak hervor, den er dann doch lieber wieder wegsteckte. "Sollte ich mir abgewöhnen", grinste er.


    Boldiszàr
    »Kautabak abgewöhnen? Hat das wieder irgendeine Bedeutung, von der ich nichts weiß? Bellamy hat mir einige gute Ratschläge gegeben. Unter anderem soll ich nicht immer so unterkühlt zu dir sein. Ich hätte dich einfach in den Arm nehmen sollen, vielleicht wäre es damit schon gut gewesen. Er hat mir aber auch den Rat gegeben, dir öffentlich die Kleider vom Leib zu reißen und vor aller Augen Jendros Tatto mit einem schwarzen Balken zu überstechen und mein eigenes quer über deinen süßen Hintern zu setzen.« Boldiszàr guckte unschuldig ob der Flunkerei. Daran, dass Bellamy ihm Tipps dafür gegeben hatte, wie man mit der Tordalk die Choucas versenken konnte, wollte er jetzt nicht denken. »Wobei hast du denn nicht die Wahrheit gesagt?«


    Silvano de Mancini
    "Ja hat eine Bedeutung, wir können uns weiterhin küssen und ich sollte mir den Mist abgewöhnen, weil er das Zahnfleisch kaputt machen kann. Außerdem habe ich mir auch das Rauchen abgewöhnt, ist ja wie Selbstbetrug oder. Ja mich einfach umarmen hätte geholfen und ich hätte genau das sagen sollen. Ab heute machen wir beide es besser Boldi. Einen schwarzen Balken werde ich mir nicht tätowieren lassen, aber etwas anderes schon, darüber können wir verhandeln. Eine Tätowierung auf dem Hintern? Gut wieso nicht, woran hast Du gedacht?", fragte Vano gut gelaunt und schmiegte sich an Boldi an.


    Boldiszàr
    »An die Aufschrift: Flossen weg, Jendro. Oder: Boldis Bumsbacken. So was in der Art. Irgendwas, das anzeigt, dass dieser Hintern mir gehört und jeder, der ihn sich ausleiht, wird unweigerlich daran erinnert.« Boldiszár rollte sich etwas mehr auf die Seite, schloss seinen Mann in die Arme und küsste ihn ein weiteres Mal. Was meinst du mit Selbstbetrug? Erkläre es mir. Und womit du geschwindelt hast bitte auch. Warum läufst du weg, wenn du eigentlich bei mir bleiben möchtest? Das erscheint mir nicht sehr klug.«


    Silvano de Mancini
    "Kannst Du Dir nicht einfach ein Motiv aussuchen? Damit wäre ich einverstanden. Zudem das Nicht-Anfassen-Tattoo benötige ich nicht mehr, kommt nicht mehr vor. Aber Du kannst Dir trotzdem zwei aussuchen, die ich mir für Dich stechen lassen. Selbstbetrug in Form von ich rauche nicht mehr und suche mir dann einen Tabak den ich dabei nur nicht verbrenne. Ich wollte ganz auf Tabak verzichten, dann habe ich mehr Hunger. Wobei ich geschwindelt habe? Bei fast jedem Angriff auf Tekuro und bei noch anderen Dingen. Meistens wenn wir uns gestritten haben, dann habe ich versucht es abzuwiegeln, oder zu verharmlosen aus Angst Du bist sonst noch wütender. Ich hätte auch einfach dazu stehen können Scheiße gebaut zu haben. Warum ich weglaufe? Weil ich in dem Moment einfach weg muss um Abstand zu gewinnen für einen klaren Kopf. Und zeitgleich würde ich alles dafür tun, dass Du bei mir bleibst. Also das ich Dich an meiner Seite habe. Logisch ist daran gar nichts. Weißt Du wie oft ich denke, meine Güte sag ihm einfach was los ist und nimm ihn fest in den Arm, dann drückt er Dich auch. Dann bin ich aber zu feige zuzugeben, ich habe gerade nur Scheiße gelabert, es tut mir leid. So ist es nämlich, genau was ich über Tekuro gesagt habe. Das war genauso ein Blödsinn den ich mir hätte verkneifen sollen. Zukünftig mache ich den Mund auf, gleich wie blöde ich dann dastehe oder was Du von mir denkst. Und ich versuche mir so einen Mist wie die Ausraster und Angriffe zu verkneifen. Weißt Du ich sage so etwas und denke zeitgleich halt doch endlich den Mund und geh zu ihm. Wo Du damals gesagt hast, sag Teku ins Gesicht dass er Dir nichts bedeutet. Da hätte ich die Wahrheit sagen sollen. Boldi ich hab das alles nur erzählt um Dich zu ärgern, weil ich so wütend auf Dich war. Das was ich über Teku sagte, meine ich gar nicht. Und warum war ich wütend? Wegen der kleinen Schwanzinfo, die nicht mal gestimmt hat. Das hätte ich Dich gleich fragen können. Boldi hast Du das mit dem Schwanz gesagt? Hättest Du nein gesagt und der ganze Streit wäre nicht entstanden. Aber ich hab das für bare Münze genommen und ich war total geschockt, wie ein Schlag ins Gesicht. Weil ich dachte deshalb lässt Du mich also nicht mehr ran. Nun ich hab von mich auf Dich geschlossen, er sagt es nicht, er verbrät mir einen. Ich möchte Dich nicht verlieren und ich möchte mich auch nicht mit Dir streiten. Ich möchte es schön mit Dir haben, drum war ich bei Pietro", antwortete Vano.


    Boldiszàr
    »Danke, Vano«, brummte Boldiszàr glücklich. »Ich werde künftig im Hinterkopf behalten, dass du eigentlich nur liebgehabt werden möchtest. Bei Robby klappt es merkwürdigerweise auch. Er biestet alle weg, das könnte man als Angriff verstehen, dabei heißt es nur: Ich liebe mein Baby und bin gerade etwas durcheinander deswegen. Vermutlich heißt es auch, dass er Nori mehr mag, als er ausspricht, so wie er sie verteidigt. Aber er wird sie eines Tages wieder ziehen lassen müssen, das war Teil ihrer Vereinbarung. Bei ihm jedenfalls verstehe ich all die unausgesprochenen Worte. Ich werde lernen müssen, auch bei dir zu lesen, was du eigentlich meinst. Nimm meine Tattoovorschläge bitte nicht allzu wörtlich. Ich versuche nur, mich selbst ein wenig auf die Schippe zu nehmen, dann tut es nicht so weh. Eigentlich ist es ja eine harmlose kleine Sache. Behalte dein Tattoo und wenn du magst, stech dir noch ein Wildschwein mit blauen Augen zum eleganten Leone di Marino dazu. Mein Angebot mit Jendro war Ernst gemeint. Natürlich wollte ich auch wissen, wie du reagierst. Aber da du mir immer noch nicht verraten hast, was es wirklich ist, was dir fehlt und was er dir bieten kann, soll er bleiben.«


    Silvano de Mancini
    "Wir treffen uns in der Mitte, so wie Pietro es sagte, nur so funktioniert eine Ehe. Du versuchst zu Lesen und ich versuche Klartext zu sprechen, dass klappt glaub es mir. Zudem muss Du nicht nur mich lesen können. Du bist kein Mann der viel erzählt oder gerne über seine Gefühle redet. Das heißt aber nicht, dass Du keine hast oder ich sie herbei provozieren müsste. Das heißt nur, dass ich lernen muss Dich zu verstehen und Deine Gefühle zu erkennen. Du zeigst sie mir auf andere Art. Und wenn wir gut miteinander sind, zeigst Du sie mir sogar ziemlich süß. Du musst Dich nicht auf die Schüppe nehmen, der Urlaub war dreist von mir. Das Wildschwein wirst Du bekommen und ein Liebesschloss mit Schwalbe. Einer Liebesschwalbe, keiner Freizeitsschwalbe. In Ordnung, was Jendro mit bot war Liebe. Er hat gesagt das er mich liebt, dass hat mir nicht nur geschmeichelt, das hat mich auch gerührt und auch getroffen. Ich kam um ihn zu schaden und er sagt mir so etwas Nettes, was ich sehr selten im Leben hörte. Und er hat es nicht nur gesagt, sondern er hat mich auch so behandelt. Fast so wie Du", sagte Vano leise.


    Boldiszàr
    »Dass er dich liebt, habe ich mir schon gedacht. Er ist bei dir nicht nur auf einen schnellen Stich aus, er umbalzt dich, aber wie er das tut. Der alte Angeber. Er ist, wie immer, neidisch, weil ich etwas habe, das er gern hätte. Nun, an Interessenten mangelt es nicht, es ist nicht so, dass Jendro allein bleiben müsste. Aber wenn man dermaßen mäklig ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn keiner gut genug ist. Dass er so um dich wirbt, ist für dich von der Sache her ein Kompliment. Er hält dich für etwas Besonderes und ich würde ihm da nicht widersprechen. Du liebst ihn auch, nicht wahr?«


    Silvano de Mancini
    "Ja das tue ich ich liebe ihn, ebenso wie Davet. Aber ich liebe die beiden nicht so wie Dich und ich werde weder Jendro noch Davet heiraten. Würde Jendro morgen hier mit einem Kerl stehen und er wäre glücklich, wäre ich das für ihn auch. Absolut, ich würde es ihm von Herzen gönnen. Das habe ich ihm sogar einmal gesagt Boldi. Ich möchte ihn gerne als Freund behalten. Aber die Entscheidung liegt zuerst bei Dir als Ehemann und dann bei Jendro. Denn benimmt er sich weiter wie ein Konkurrent zu Dir, werde ich ihm die Freundschaft kündigen. Du bist mein Mann, ich liebe Dich über alles und Du liegst mir am Herzen. Und es wird Zeit, dass ich das nicht nur sage, sondern auch zeige", antwortete Silvano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr drückte Silvano noch fester an sich, küsste sein zugenähtes Auge und rieb seine zerstörte Wange an der Narbe. »Ich liebe dich auch, Vano. Und ja, ich liebe auch Davet, aber genau wie du liebe ich ihn anders. Schon irgendwo auch als Partner, aber es hat nicht die Tiefe der Liebe, die ich für dich empfinde. Hart ausgedrückt, er ist ersetzlich. Du bist das nicht. Bitte sprich mit Jendro. Er kann bleiben als Gast unserer Beziehung, besonders Tekuro schien es genossen zu haben, dass er da ist, seit sie sich ausgesöhnt haben. Aber die Rangkämpfe hat Jendro zu unterlassen. Hier gibt es nichts zu klären, er ist einen Rang weiter unten und Punkt. Wenn er das akzeptieren und umsetzen kann, habe ich auch nichts dagegen, wenn er dich verwöhnt oder du ihn. Ich habe allerdings was dagegen, wenn er versucht, mir meinen Platz streitig zu machen.«


    Silvano de Mancini
    "Das hast Du gut ausgedrückt, ich werde mit ihm reden und es ihm genau so erklären. Entweder er akzeptiert Dich oder er kann nicht bleiben. Akzeptiert er Dich und verhält sich dementsprechend ist er hier willkommen von uns allen aus. Was das verwöhnen angeht, dass lassen wir erstmal außen vor. Falls Du das später immer noch erlauben würdest, können wir darüber nochmal sprechen. Jetzt geht es nur um uns und unsere Ehe. Darum geht es hier und da hat keiner reinzufunken, weder Jendro, noch Davet, noch sonstwer. Du hast mich damals auch verteidigt und wolltest mich nicht teilen. Erinnere Dich an die Verlobung. Warum sollte ich es anders halten? Wir lieben uns, wir gehören zusammen. Daran besteht kein Zweifel. Was Du mir erlauben möchtest ist Deine Sache. Ebenso ist es meine Sache, was ich Dir erlauben werde. Aber vor dem Erlauben steht die Frage. Sollte es so kommen, werde ich um Erlaubnis fragen und Du ebenso. Dann gibt es keinen Streit und keine Vorhaltungen. Er wird Dir also niemals Deinen Platz streitig machen Boldi. Nie", sagte Vano liebevoll.


    Boldiszàr
    »Das gehört schon auch zu unserer Ehe dazu. Vano, ich sage dir jetzt auch ehrlich was. Zwei Dinge. Erstens, wir hatten bereits darüber gesprochen, wir haben bereits deswegen gestritten und ich musste lernen, zu akzeptieren, dass ich keine Macht über dich habe. Wenn es dich fortzieht, zu Jendro hin oder sonstwo, dann hält kein gegebenes Wort dich hier bei mir. Und mir ist es lieber, ich weiß, wo du dann bist und dass wir uns darüber einig sind, dass es in Ordnung ist, als mit dir über etwas zu streiten, dass ich nicht ändern kann. Wir alle haben in unserem Leben harte Lektionen gelernt. Meine war: Es gibt Dinge, die kannst du nicht ändern, nur ertragen. Darum wirke ich bei solchen Dingen manchmal stoisch und resigniert. Warten und ertragen, bis es vorbei ist. Das ist kein Desinteresse, Silvano. Es ist das Einsparen von Energie, das Vermeiden eines Kampfes, den ich bereits verloren habe, bevor er begann.«


    Silvano de Mancini
    "So wie Du es erklärst, hast Du Recht. Aber Du hast Macht über mich und ich möchte auch, dass dies so ist und bleibt. Die Lektion habe ich auch gelernt Boldi. Ebenso dass man nicht immer bekommt, was man sich wünscht, oder gerade das nicht. Und wenn man es versucht, dass man dann ganz gewaltig auf die Schnauze fällt, wenn man jemanden lieb hat und er einen nicht möchte. Aber weder ist Dein Kampf um unsere Ehe verloren, denn wir kämpfen ihn zu zweit. Noch wirst Du mich fallen lassen. Das hast Du mir so oft bewiesen, dass das schon in mein Hirn eintätowiert sein müsste. Trotzdem oder gerade deshalb, Danke dass Du mir das erklärst. Du wartest ab, Du hoffst und ich dachte Du hättest mich abgeschrieben. Dabei hast Du genau das Gegenteil getan, Du hast auf mich gewartet, anstatt mich wegzustoßen. Ich hätte zu Dir laufen sollen, anstatt von Dir weg. Weißt Du Davet hatte einen Vorteil, wir dienten auf dem gleichen Schiff, ich konnte nicht weg. Und wenn mich wieder der Rappel packt weg zu müssen, bist Du das Erste was ich einpacke. Geschworen", sagte Vano und küsste Boldi fest auf den Mund.


    Boldiszàr
    Boldiszàr schloss genüsslich die Augen. Als er sie wieder öffnete, lösten sich ihre Münder gerade. »Ja, ich habe auf dich gewartet. Was du liebst, das las frei. Kehrt es zu dir zurück, ist es dein. Tut es das nicht, ist es das nie gewesen. So lehrte es mich ein kluger Mann und wie sollte ich den Wind und den Ozean auch halten? Wobei ich einige Personen wüsste, die mir widersprechen würden, was diese Weisheit anbelangt. Sie würden sagen: Was du liebst, das halt fest. Läuft es fort, bring es zurück. Wenn dir das gelingt, ist es dein. Wenn nicht, musst du es noch länger jagen. Im Notfall zahle jeden Preis, nur sorg dafür, dass am Ende wieder alle dort sind, wo sie hingehören, im heimischen Nest. Das sind die Worte eines Souvagners, auch wenn er wie ein Arashi aussieht. Es scheint, als würde auch in anderen Adern nicht nur Souvagnerblut fließen.« Er legte sich der Länge nach hin, atmete langsam aus und entspannte sich nach all dem Stress. Er hielt seinen Mann weiterhin im Arm, der noch immer sein Mann war. Boldiszàr war nun wieder zuversichtlich, dass Silvano es auch in Zukunft bleiben würde. Gemeinsam beobachteten sie, wie die Sterne verblassten und als die Vampire sich mit Nori und Tanuki zurück in den Bugraum verzogen, lagen sie noch wach an Deck und genossen das Licht des heranbrechenden Tages.

  • Die Offenbarung der toten Agenten



    Es konnte noch nicht viel Zeit vergangen sein seit ihrer letzten Anrufung. Sie hatten die Ödnis der Trias noch nicht erreicht und wer einmal dort gewesen war und das unüberwindbare Ziehen des Nichts gespürt hatte, legte es auch nicht daran, ein weiteres Mal in die Graue Ebene zu geraten. Allerdings war man im Nexus leichte Beute für die seelenfressenden Schatten, deren Natur bislang unergründet war und, nur rudimentär weniger schlimm, für jeden noch so jämmerlichen Stümper, der sich Nekromant schimpfte. Das unangenehme Ziehen in seinen Eingeweiden zeigte, dass es einmal mehr an der Zeit war.
    »Mercer«, rief er die Seele seines besten Freundes an. »Man ruft nach mir! Ich kann nicht viel länger hierbleiben. Versuche, hier auf mich zu warten! Und wünsch mir glück, dass ich keinen Fleischgolem beleben muss.«
    Als wandelndes Salamimonster zu enden hätte ihm noch gefehlt. Damit gab er seinen letzten Widerstand auf. Der Nexus rauschte an ihm vorbei. Berzan wusste, was ihn erwartete, als er von dem Nekromanten zurück in die Physis gerissen wurde. Angenehm war es nicht, aber je weniger Widerstand er leistete, umso erträglicher war es. Hätte er den Prozess beschreiben müssen, hätte er es wie folgt formuliert:
    ›Der Nekro pfählt dich mit einem astralen Schürhaken, hakt ihn in deinen Frontallappen und dann wirst du durch dein eigenes Arschloch in eine andere Dimension gerissen.‹
    Jede mildere Beschreibung würde die Unannehmlichkeiten unzureichend wiedergeben. Und mit dieser Assoziation im Kopf verlor er den letzten Halt im Nexus und spürte wieder das vertraute Korsett der physischen Welt mit ihren starren Formen, festen Gesetzen und sabbernden Magiern. Schlecht gelaunt blickte Berzan sich nach dem Kerl um, der ihn diesmal zurück ins physische Dasein gezwungen hatte.
    Mercer Desnoyer
    Mercer wollte Berzan gerade antworten, als es ihm nicht besser erging. Er fühlte sich als hätte man ihn auf links gedreht, quasi einmal umgekrempelt und sein Inneres hing nun außen und umgekehrt. Mercer wehrte sich überhaupt nicht gegen den Ruf, denn dieser bedeutete nur eines - sie wurden gemeinsam gerufen. Demzufolge musste er das Zurückreißen einfach ertragen, um nicht von Berzan getrennt zu werden. Wie ein grau-blauer Strudel schoss der Nexus an ihm vorbei und lichtete sich zu der Welt, die man die Physis nannte. Der Nexus war schön, aber er hatte auch seine Schattenseiten und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Hungrige, seelenverschlingende Schatten, denen man besser aus dem Weg schwebte. Die Physis war ebenso schön, mit ihren ureigenen Gesetzmäßigkeiten und ihren eigenen Raubtieren. Mercer schaute sich zuerst nach Berzan um, als wer wieder Gestalt angenommen hatte und schwebte zu seiner besseren Hälfte herüber, ehe er ebenso grimmig in die Runde blickte. Der Magier war ihnen bekannt, ebenso die Zuschauer, ihre Kinder. "Grüße", sagte Mercer schlagartig umgänglich.


    Brandur von Hohenfelde
    Brandur von Hohenfelde betrachtete zufrieden die beiden makellosen Totengeister. Eine Doppelbeschwörung war anstrengend, aber abgesehen von seinen Kopfschmerzen und einer gewissen Gereiztheit war sie erfolgreich gewesen. Die Geister waren gut sichtbar in der Gestalt erschienen, die sie zu Lebzeiten getragen hatten: Mercer groß, langbeinig und mit einer Mähne blonder Haare versehen, Berzan gedrungen wie ein Bullenbeißer mit einem kurzen Hahnenkamm. Sie bedachten ihn nur kurz mit einem hasserfüllten Blick, dann richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Kinder und ihre zuvor noch verbissenen Gesichter wurden weich und voller Liebe. Es war ein simpler Trick, Totengeister mit Angehörigen zu ködern, um sie zur Kooperation zu zwingen, doch in diesem Fall waren es eben jene Angehörige, welche die Beschwörung gewünscht hatten.
    »Meine Herren«, sprach Brandur an die Totengeister gerichtet. »Ich bin Marquis Brandur von Hohenfelde und Ihr beschwörender Nekromant. Die Regeln sind Ihnen noch von der letzten Beschwörung bekannt und ich möchte insbesondere an das Gebot zur Höflichkeit erinnern. Diesmal habe ich auf das Anlegen zweier Bannzirkel verzichtet. Geben Sie mir keinen Anlass, an Ihrer Gutartigkeit zu zweifeln. Alsdann wünsche ich Ihnen viel Freude an der Konversation mit Ihren Hinterbliebenen. Ich ziehe mich zurück.«
    Mit einer leicht ironisch wirkenden Verneigung in Richtung von Prince Ciel, der auch mit in der Runde saß, verabschiedete Brandur sich und ließ die anderen mit den Geistern allein.


    Mercer Desnoyer
    Mercer hatte kein Interesse daran, sich mit dem Nekromanten zu streiten. Er war froh, dass er gemeinsam mit Berzan gerufen worden war. In Ungewissheit auszuharren, gleich wo, war nicht das was er gut ertragen konnte. Er nickte einmal knapp, als Zeichen das er verstanden hatte und kooperieren würde. Es gab keinen Anlass, sich gegen den Magier zu wenden. Das hatten sie beide schmerzlich erfahren müssen, als die Himmelsaugen sie aus dem Leben gepustet hatten. Die kleine Spitzfindigkeit in Richtung Ciel entging Mercer nicht. Was die beiden miteinander hatten, wusste er nicht, aber er merkte sich dieses kleine Detail, so wie er es auch zu Lebzeiten getan hätte. Seine Seele war schließlich noch die gleiche, nur sein äußerst attraktives Fleisch hatte er leider unter sehr unglücklichen Umständen verloren. "Nun denn wir sind hier, weil Ihr uns sehen wolltet. Möchtet Ihr einfach plaudern oder gibt es etwas Bestimmtes dass Ihr besprechen möchtet?", fragte er freundlich und setzte sich hin, was ein wenig unheimlich wirkte, denn er saß einfach in der Luft.


    Boldiszàr
    »Ja«, platzte Boldiszàr als Erster heraus. »Es geht um Silvano und mich. Unsere Ehe ist kompliziert und ich wollte gern wissen, ob ihr zwei die selben Probleme hattet? Und wenn ja, wie seid ihr sie wieder losgeworden? Ich will es kurz fassen, Vano ist kompliziert, lügt, beschimpft Leute, die er liebt, damit diese bei ihm bleiben, fährt andauernd in den Urlaub, verliebt sich in zich Leute und ist am Ende trotzdem traurig. Wir haben uns bereits einige Male ausgesprochen, er hat Besserung gelobt, aber ich möchte ehrlich sein: Ich trau dem Braten nicht.«


    Silvano de Mancini
    "Langsam, ganz langsam! Bis jetzt bin ich nur ein einziges Mal ohne Dich in den Urlaub gefahren. Ja es stimmt, ich habe gelogen damit die Leute die ich liebe bei mir bleiben. Aber ich liebe nicht zig Leute, sondern Du bist mein Ehemann. Das ich trotzdem traurig war, stimmt. Das war aber nicht Deine Schuld und ich habe das auch nie behauptet Boldi. Das Du dem Braten nicht traust, ist verständlich. Wir haben uns erst vor Kurzem ausgesprochen. Ich kann Dir nur versichern, dass ich es ernst meine. Den Beweis dafür muss ich noch liefern. Ich hätte zu dem Thema auch einige Fragen. Falls Ihr zusammen wart, wovon ich ausgehe, war Berzan auch ehr der schweigsame Typ und reserviert? Falls ja, wie seid Ihr damit umgegangen. Einer redet gerne, der andere schweigt lieber gemütlich. Wie bekommt man das unter einen Hut? Im Wechsel würde ich jetzt vermuten. Falls Ihr es unter einen Hut bekommen habt, wie genau? Dann möchte ich von Dir wissen Berzan, ob Du auch ständig Mercer all seine Freiheiten gelassen hast. Boldi sagt, er schenkt mir alle Freiheiten, weil er mich liebt. Denn wenn ich ihn zurückliebe, kehre ich auch zurück. Vielleicht möchte ich aber erst gar nicht fortgelassen werden, sondern dass er mich festhält? Zum Punkt Urlaub machen oder fort müssen, möchte ich von Euch wissen ob Mercer bei gefühlsmäßigen Problemen ebenfalls erstmal die Distanz gesucht hat um nachzudenken. Also wenn ich ein derartiges Problem habe, benötige ich Abstand um nachzudenken. Zeitgleich möchte ich am liebsten zurück in Boldis Arme und ärgere mich, dass er mich überhaupt gehen ließ. Klingt komisch ist es auch", warf Vano ein. Er dachte einen Moment lang nach. "Dann möchte ich wissen, ob Du Berzan auch ständig gedacht hast, Du wärst langweilig, nur weil Du keine hochtrabenden Hobbys hast. Boldi behauptet das, dabei hat er sogar ein Hobby, das er mir verheimlichte", grinste Vano.


    Boldiszàr
    »Du liebst außer mir auch Davet, Jendro, Robby, Patti, Conni und zich andere Leute!«, warf Boldiszàr ein. »Ich sage das nicht, weil ich streiten will, sondern weil ich möchte, dass wir in Zukunft besser miteinander klar kommen.«


    Silvano de Mancini
    "Ich möchte auch nicht mit Dir streiten. Patti, Teku liebe ich wie die Familie die sie sind und Conni würde ich zur Familie dazuzählen. Davet und Jendro sind etwas anderes, da gebe ich Dir Recht. Und Davet bedeutet Dir ebenso etwas, was völlig in Ordnung ist. Meine Mannschaft war früher meine einzige Familie Boldi, aber ich hatte nie etwas mit Conni, falls Du das wissen möchtest. Nach dem angeblichen Tod von Davet, hatte ich mit keiner Person Sex nur mit mir selbst bis zu dem Tag, wo wir uns kennenlernten. Und das ist garantiert keine Lüge", antwortete Vano liebevoll.


    Berzan Bovier
    »Gemach, gemach«, sprach Berzan grinsend. »Manches davon kommt mir bekannt vor, anderes nicht. Erstens würde ich gern mal wissen, wie ihr darauf kommt, dass Mercer und ich ein Paar waren. Ich kenne da zwei Frauen, die über diese Aussage sehr unglücklich wären. Offiziell war ich mit Mariette verheiratet und Mercer mit Genevre. In meinem Fall kam noch ein gewisser Pascal hinzu, dieser kleine Bandwurm, der uns das Leben gekostet hat, aber ich hab`s ihm mit meinem letzten Atemzug ordentlich gegeben. Ich hab ihn mitgenommen.« Einer der Anwesenden, ein junger Mann, den er das letzte Mal nicht in der Runde bemerkt hatte, guckte ihn ziemlich feindselig an. »Zack, genau durch das Herz der falschen Schlange«, fügte Berzan hinzu. »So war jedenfalls die Lage, zwei Familien, Papa und Mama mit ihrem Nachwuchs und auf Bovier-Seite noch ein Geliebter. Übermäßig schweigsam würde ich mich nicht nennen, aber Mariette war eine ruhige Frau, so, wie eine gute Frau es auch sein sollte. Sie kochte und hielt ansonsten die Klappe, wenn die Männer geredet haben. Boldi kommt im Gegensatz zu seinem Bruder mehr nach seiner Mutter als nach mir. Ich kann also nicht sagen, ob die Tipps, die wir alten Knochen haben, euch überhaupt etwas nützen. Bleibt kritisch.« Er schwebte etwas näher an Mercer heran. »Merci konnte tun und lassen, was er will. Allerdings war mir das nicht immer recht. Als er geheiratet hat, war ich richtig wütend, eingeschnappt und habe dann aus Trotz auch geheiratet. Sonderlich erwachsen war diese Reaktion nicht. Ich dachte, was er kann, kann ich auch. Soll er mal machen, ich werde mich nicht aufdrängen, soll er seine Zeit künftig mit Genevre verbringen, ich hab eine Alternative und bin nicht auf ihn angewiesen. Mercer jedoch wollte gar nicht, dass ich ihn sich selbst überlasse. Warum er Genevre geheiratet hat, muss er euch selbst sagen, ich habe keine Ahnung. Habe ihn nie gefragt und wollte es auch nicht wissen. Ich hatte vor der Antwort Angst, das kann ich jetzt als Toter sagen, zu Lebzeiten konnte ich das nicht. Als ich Mercer sich selbst überließ, ging alles den Bach runter in seinem Leben. Seine Arbeit stagnierte, weil seine Gedanken sich im Kreis drehten und er sich in winzigen Details verlor. Sein Schuldenberg wuchs auf ein Ausmaß, das nicht mehr beherrschbar war. Ich hoffe, Silvano hat die Schulden nun nicht geerbt.«


    Mercer Desnoyer
    "Zusammen waren wir schon, auf eine andere Art, als Ihr Euch das vorstellt. Wir haben uns immer geliebt, denn wir sind als Brüder aufgewachsen. Es war im Jahre 121 nach der Asche als Basile der Vater von Berzan den Piraten Sturmrufer einfing. Sturmrufer hieß Laurent und war mein Vater. Laurent wurde Pirat der Rache wegen, man hatte seine Frau und seine Töchter abgeschlachtet. Ich war der Einzige der den Rakshanerüberall überlebt hat. Jenen Mann den er damals um Hilfe bat, wiegelte ab und glaubte ihm nicht. Damals diente Laurent noch als Kapitän eines Handelsschiffes. Und so kam es wie es kommen musste, meine Mutter und meine Schwestern starben. Mein Vater schwor Rache. Basile, Berzans Vater, war seinerzeit Palaisin des Duc. Er hatte im Jahr 121 den Auftrag den Piraten Sturmrufer unschädlich zu machen. Das tat er auch, auf seine besondere Art und Weise. Er stellte ihn, er sackte ihn sogar ein, aber er hörte sich auch sein Schicksal an. Und so landete Laurent nicht auf dem Block, sondern er landete in der Familie von Basile. Basile hatte eine Ehefrau Ema und einen Sohn Berzan. Laurent und ich kamen hinzu und so lebten wir gemeinsam in Basiles kleinem Häuschen. Mein Vater hat für Berzans Paps seinen Beruf an den Nagel gehangen. Das Haus könnte heute sogar noch stehen, es steht auf der Scholle Mancini. Unsere Kindheit war ein schönes Leben, anders kann ich es nicht sagen. Wir hatten zwei Väter und eine Mutter, wir hatten ein Häuschen und wir hatten viele Haustiere. Wir hatten das Meer in der Nähe und das alltägliche Leben hat sich bei uns in der Wohnküche abgespielt, oder im Keller im Gemeinschaftsschlafzimmer. Deshalb sind wir uns so nahe. Es ist eine Mischung aus Bruder und mehr. Man konnte uns nicht trennen. Basile und Laurent hingegen waren ein Paar. Also Eure Großväter waren als Paar zusammen. Die Himmelsaugen werden sie genauso getötet haben, wie jeden anderen auch. Basile sah Berzan und Euch sehr ähnlich. Klein, dunkel, bullig. Laurent war ungefähr so groß wie ich und ich sah ihm ziemlich ähnlich. Woher das Weglaufen kommt, kann ich Euch beiden erklären, Laurent oder auch ich haben den gleichen Dreh. Allerdings lief ich nicht sonderlich weit weg und in solchen Gefühlsfällen war Berzan stets dabei. Ich lief zur Azursee wenn ich weinen musste. Laurent hockte sich an den Strand und starrte aufs Meer, als würde er dort die Lösung finden. Was stimmt, denn die Lösung ist das Meer und das Meer kann man nur mit Schiffen bereisen. Unser Ursprung liegt nicht in Souvagne, sondern unser Ursprung liegt in Ledwick. Vor sehr langer Zeit verließ Loretta Desnoyer Ledwick für einen Mann, genauer gesagt sogar einem Nekromanten. Beide verliebten sich ineinander und so musste sie fliehen. Man kann nicht einfach ohne die Erlaubnis des Duca Ledwick verlassen und hinziehen wohin man möchte. Aus dem Grund liefen beide fort und ließen sich in dem einzigen Land nieder, dass unter keinen Umständen jemals einen seiner Bürger ausliefern würde, gleich was er im Ausland getan hat - Souvagne. Und so gründete Loretta Desnoyer unsere Familie in Souvagne. Das Blut in ihren Adern sang stark und sie brauchte die See. Ohne die See konnte sie nicht leben. Loretta, ihr Mann und ihre Kinder sind unsere Urahnen. Es ist für ein Ledvico ganz normal das er irgendwann einen Rappel bekommt und die Ferne ihn ruft. Uns ruft in dem Fall die See. Das ist kein Problem, wenn man eh Kapitän ist und mit dem Schiff unterwegs, wie Laurent. Aber sobald man zu lange Zeit an Land ist, spüren wir den inneren Drang zum Meer zurückzukehren und zu wandern. Wellenwanderer oder Wasserwanderer sagte Paps dazu. Das ist der Grund, weshalb es Dich manchmal fortzieht. Festhalten kann Boldiszar nur, indem er Dich begleitet und Dich nicht alleine ziehen lässt. Das zu unserer Herkunft. Wie der Mann von Loretta hieß ist nicht überliefert, Laurent wusste nur dass er einer der Siedler gewesen ist. Also jene die später Naridien gründeten. Das zu unserer Herkunft. Zum Thema Schulden, ich konnte leider nie mit Geld umgehen und ich war immer der Meinung, dass man Geld ausgeben muss um welches zu verdienen. Nur sollte man mehr verdienen als man ausgibt Delancy, merk Dir das lieber bevor es zu spät ist. Und falls Du es nicht alleine hinbekommst, es gibt nichts, was man nicht lernen kann. Lerne von Deinem Mann oder von Santo. Zum Thema kompliziert, Berzan war nicht kompliziert und ich auch nicht. Und Ihr beiden seid das auch nicht, denn das was Euch gerade Probleme bereitet, ist richtig angewandt eine gewaltige Stärke. Eure Stärke und Euer Ass im Ärmel. Berzan war immer der direkte Typ, mit einfachen klaren Regeln. Ich war der Planer, der Stratege der alles im Blick behielt. Ich sah das Gesamtbild, er reduzierte es auf das was wir benötigten. Das ging Hand in Hand. Ihr dürft Euch nicht gegenseitig einschränken, ergänzt Euch. Was Du zu viel denkst Vano, muss Boldi kappen, damit Du Dich nicht dumm und dusselig denkst. Was Du nicht geplant bekommst, wo Dir die Übersicht fehlt Boldi, lass es Vano machen. Das ist sein Part. Und schon läuft es", antwortete Mercer.


    Boldiszàr
    »Vano ist ein Ledwicker?«, stöhnte Boldiszàr. »Das erklärt alles, er ist ein Fremdländer und die bringen andauernd alles durcheinander. Es beruhigt mich ein wenig, zu hören, dass ihr tatsächlich ganz ähnliche Probleme hattet und es bei euch trotzdem funktionierte. Aber ich kann Silvano nicht begleiten, wenn er einfach fortläuft. Und das hast du auch nicht nur einmal gemacht, Silvano, sondern mehrmals, unter anderem warst du auch nach Mancini zurückgekehrt, während ich treudoof im Rübenhof auf dich gewartet habe. Der gefürchtete Mercer Desnoyer war gegen dich ja ein zahmes, harmoniebedürftiges Lämmchen, der ist nur zur nächstbesten Küste gegangen und hat Berzan mitgenommen. Du hingegen reist so weit weg, wie es nur geht. Jetzt sehe ich noch schwärzer als vorher.« Boldiszàr rieb sich den Kopf. »Wann war das mit dieser fatalen Loretta und dem Nekro? Wie viele Generationen ist das her?«


    Mercer Desnoyer
    "Streng doch etwas die Rübe an Boldi, die Siedler erreichten im Jahre Null unsere Lande, ergo war es im Jahre Null. Was das Weglaufen anging, war ich in dem Fall wirklich harmlos. Wäre Berzan weggelaufen, wäre ich einfach mitgekommen. Das ist so ein blöder Spruch. Den sagte mein Vater schon immer zu Basile. Wenn Du mich jemals verlässt und wegläufst, komme ich einfach mit. So musst Du es auch halten. Nur muss Vano Dir vorher bescheid sagen. Ich habe Berzan bescheid gesagt und er hat allerdings auch gesehen, wenn es soweit war. Nun ob man uns noch als Ledvico werten kann? Vielleicht, selbst die Krone hat Ledvico-Blut in der Linie, wusstet Ihr das nicht? Ihr solltet einmal nach dem Häuschen schauen, Ihr würdet es mögen und uns würde gefallen, wenn es wieder mit Leben erfüllt wäre. Wenigstens ab und an. Vielleicht verbringt Ihr dort eine genauso schöne Zeit, wie wir es getan haben. Du kannst genauso gut beobachten Boldi, wie es Berzan kann. Du bist Gardist nicht wahr? Dein Vater war ein Agent, Dein Opa war Palaisin. Auch wenn Du keine Miene verziehst, Du kannst in anderen Lesen. Versuch es, es wird Dir gelingen. Ihr beide werdet genauso wie Basile und Laurent ein gutes Ehepaar, glaubt mir das. Alles von Wert muss man sich erkämpfen und Ihr beiden rauft Euch gerade zusammen. Schaut ein Beispiel, Boldi Du bist der Nahkämpfer was das Denken und Fühlen angeht, Vano ist der Distanzkämpfer. Du denkst direkt, er denkt um zig Ecken. Du sagst alles rundheraus, er sagt es durch die Blume. Für Euch müsst Ihr Euch etwas annähern. Und um nach außen hin eine Festung zu sein, müsst Ihr Euch ergänzen. Jeder hat seine Aufgabe, Punkt. Die Aufgaben verteilt der Nahkämpfer, der Direktdenker. Du bist doch genauso hart und taff wie Dein Vater oder Opa. Kein Grund zur Verzweifelung, denn gleich was für Probleme Ihr habt, Ihr liebt Euch. Denkt immer daran Ihr beiden. Denn genau das hat Euch zusammengebracht", antwortete Mercer innig.


    Boldiszàr
    Boldiszàr blickte Mercer an, während dieser sprach. Dann schwenkte sein Blick herum zu Silvano. »Da hörst du es. Sogar dein Vater sagt, dass du auf mich hören sollst. Das machst du in Zukunft und deinen freien Willen kannst du dir abschminken. Du hast deinen Adoptivvater in den Ruin gestürzt, wir lassen uns etwas einfallen, wie wir den armen Mann da wieder rausholen, der immer für dich da war. Und jetzt, wo wir verheiratet sind, werde ich unsere Finanzen verwalten. Frag einfach, wenn du was kaufen willst und wir reden dann darüber. Im Gegenzug begleite ich dich zu deinen komischen Urlaubswünschen. Wobei ich ganz ehrlich glaube, dass die Ledwicker das als Ausrede für ihre mangelnde Loyalität erfunden haben. Sie behaupten einfach, sie sind so und nichts könne sie ändern und weg sind sie. Jemand, der Verantwortung übernimmt, handelt anders. Das solltest du dir nicht abschauen. Und klar lieben wir uns!« Er wandte sich noch einmal an Mercer. »Hattest du außer Genevre und Berzan auch hier und da weitere Geliebte? Und wussten sie davon?«


    Mercer Desnoyer
    "Böse Frage Boldiszar, nein ich hatte keine Geliebten neben Geny. Ich hatte mit Berzan und Genevre alles was ich brauchte um glücklich zu sein. Dazu einen vollen Kleiderschrank und einen Schminktisch mit allem was das Herz begehrt. Und Schmuck, und Schuhe, und natürlich... ich schweife ab. Sicher soll er auf Dich hören, Santo scheint nicht gut zu sein, er ist so... blass", sagte Mercer und legte kokett den Kopf schief.


    Boldiszàr
    Erschrocken fuhr Boldiszàr herum. Er hatte gar nicht gemerkt, dass Silvanos Adoptiveltern ebenfalls der Beschwörung bewohnten. »Es sei denn, Santo hat 2 Millionen locker. Dann ist er nicht ruiniert. Ich weiß ja nicht, was so ein Chevalierlehen für einen Jahresumsatz bringt.«


    Silvano de Mancini
    Silvano starrte zur Decke, ehe er Santo anschaute. "Ich zahle es Dir zurück, jeden einzelnen Taler Santo. Versprochen. Ich verpfände Dir als Sicherheit mein eigenes Lehen, meine Insel. Das kommt drauf an, womit Du Dein Geld machst. Aber Du musst einen Großteil auch wieder investierten, um alles am Laufen zu halten. Unsere Wurzeln erklären einiges Mercer. Weißt Du woher Loretta stammte? Wir lagen mit unserem Hausboot vor Monleone und selbstamerweise wollte ich immer in Ledwick meinen Lebensabend mit Boldi im Hausboot verbringen. Das möchte ich immer noch. Du hoffentlich auch Knubbel. Abgemacht, ich füge mich. Als ich entmündigt war und Du die Finanzen alleine geklärt hast, hatten wir auch keine Probleme. Und wir werden auch keine bekommen, denk an unsere Läden. Das muss doch einfach was werden. Verantwortung habe ich immer übernommen Boldi, für jeden auf meinem Schiff und sogar für die Gäste. Deshalb kamen sie ja an Bord um beschützt zu werden. Und ich habe es gerne getan, vor allem für Dich. Und weil ich mir wünschte, dass Teku seine Familie retten kann. Wir wissen wie wertvoll eine Familie ist. Deshalb habe ich es getan", erklärte Vano und streichelte Boldi durch die Haare. "Wie steht es mit Dir Berzan? Irgendwelche Angewohnheiten, vor denen Du mich warnen solltest?", fragte Vano schmunzelnd.


    Boldiszàr
    »Natürlich will ich noch. Was die Verantwortung angeht, lässt du eines außer Acht: Die Verantwortung für dich selbst, für dein eigenes Leben und deine Handlungen. Alle anderen sind Schuld, du findest immer eine Begründung. Es ist an der Zeit, auch Verantwortung für deine Handlungen zu übernehmen, die guten wie die unbedachten. Zeit, erwachsen zu werden, Vano.« Boldiszàr drückte seinem komplizierten Mann einen Kuss auf seine Wangennarbe.


    Berzan Bovier
    »Warnenswerte Angewohnheiten.« Berzan ging kurz in sich. »Ja. Boldiszàr und Bellamy sind Männer ohne Furcht, die das Schwert führen wie einen Teil ihres Körpers. Doch unter dem Antlitz des Kriegers schlummert ein Herz, das sich danach sehnt, geliebt zu werden. Das vergisst man vielleicht manchmal, wenn so ein Bullterrier von einem Mann vor einem steht. Beide meine Söhne sind empfindsame Menschen. Es benötigt nicht viel, sie zu verletzen, auch wenn sie das nicht zeigen. Drum fang im Streit nicht gleich mit den größten Geschützen an, die sind nicht nötig. Eine liebende Hand, und sei sie noch so zart, kann diese Männer führen. Auch in ihren Untergang.«


    Silvano de Mancini
    "Stimmt, Du hast absolut Recht Boldi. Verantwortung für sich selbst bedeutet auch für die eigene Gesundheit. Daran müssen wir beide auch denken. Du genau wie ich. Besser essen, weniger trinken und nicht mehr rauchen. Ich will ja noch lange was von Dir haben. Das Schminken habe ich für Dich aufgegeben Boldi", antwortete Silvano seinem Mann und erwiderte liebevoll den Kuss. Vano hörte Berzan zu und konnte den Worten seines Schwiegervaters nur beipflichten. "Ja, absolut Berzan. Nur weil Boldi keine Gefühle zeigt, heißt das ja nicht, dass er keine hat. Wahre, warme und liebevolle Worte die ich mir zu Herzen nehmen werde. Eine liebende Hand soll er haben, sogar zwei. Ich würde ihn niemals in den Untergang führen, notfalls würde ich ihn sogar aus dem Abgrund retten. Ich weiß dass Boldi unendlich geduldig mit mir gewesen ist. Er hat mir immer beigestanden. Er hat sogar dann noch zu mir gestanden, als ich mich selbst aufgegeben habe. Wäre er kein Leibgardist, wäre er trotzdem meiner. Und ich weiß ebenso, dass er zur Not bis zum letzten Atemzug kämpft. Aber nicht nur mit dem Schwert, für mich kämpfte er sogar mit Worten und die sind wirklich nicht seine Waffen. Und dennoch hat er für mich gesiegt. Er ist mein Ein- und Alles und er bedeutet mir alles. Er ist mein Mann und er ist mein Held. Er hat mich öfter gerettet, als er vermutlich weiß. Manchmal weil er für mich kämpfte, für mich einstand, manchmal weil er unbewusst das Richtige sagte und manchmal weil er einfach da war und so ist wie er ist. Ich würde alles für ihn geben, ich liebe ihn", antwortete Silvano.


    Boldiszàr
    Boldiszàr war sehr gerührt von den einfühlsamen Worten, die Silvano für ihn fand. Er zog seinen Mann an sich und küsste ihn so leidenschaftlich wie am ersten Tag, als er den Kartentisch durch die Kajüte geworfen hatte, da dieser zwischen Silvano und ihm gestanden hatte. Auch sein Vater hatte seine Worte sorgsam gewählt. Boldiszàr entging nicht die mitschwingende Warnung, denn Berzan war sein weiches Herz zum Verhängnis geworden. Boldiszàr fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass sein Sohn einen Tag vorher mit dem Enkel seines Todbringers geküsst hatte. Auch hatte Boldiszàr heute erstmals Informationen über seinen Großvater Basile vernommen und über dessen Bruder und Mann, dem Piraten Laurent Sturmrufer. Viele Informationen, die setzen mussten, ehe er sich daran machen konnte, sie gedanklich aufzuarbeiten. Vermutlich waren auch Laurent und Basile den Schwertern der Himmelsaugen zum Opfer gefallen. Boldiszàr erhob sich.
    »Entschuldigt uns, wir benötigen eine kurze Pause und gehen einen Schluck trinken. Wir setzen das Gespräch später fort.«
    Er reichte Silvano mit einem schiefen Lächeln die Hand, zog ihn auf die Beine und führte ihn in die Kombüse. Dort hatte er eine kleine Überraschung vorbereiten lassen, die zufällig genau zum Thema des heutigen Tages passte: Eine ledwicker Spezialität, einen Cocktail mit Rum, Limetten und Rohrzucker, der in einer halben Kokosnuss serviert wurde. Manchmal drehte das Schicksal seltsame Schleifen, im Großen wie im Kleinen.

  • Tekus Teehaus


    Silvano de Mancini
    Silvano saß gemeinsam mit Boldi in der Kombüse und ließ sich den vorbereiteten Drink schmecken. Manches hatte ein Eigenleben, sein Wunsch im Alter nach Ledwick zu ziehen bekam schlagartig eine andere Bedeutung. Ebenso die Tatsache, dass er sich dort sehr wohl gefühlt hatte. Dazu hatte nicht nur Jendro beigetragen, sondern auch das Land an sich. Boldi hatte ihnen eine ledwicker Spezialität als Überraschung zubereiten lassen. Als hätte er es geahnt, möglicherweise hatte er an ihr Hausboot und ihren Ruhesitz gedacht. Vano fand die Geste unheimlich süß und ganz ähnlich schmeckte das Getränk. Silvano schmiegte sich glücklich an seinen Mann, während er sich das Getränk schmecken ließ. Boldi sah aus, als hätte er über einiges nachzudenken und da wollte Vano nicht dazwischenplappern und ihn nerven. Also widmete er sich seinem Getränk und unterstützte Boldi wortlos einfach indem er für ihn da war. Wenn er Boldi helfen wollte, musste er es auf Boldis Art tun, dass hatte er begriffen. Er küsste seinen Mann, holte von vorne einige Stücke Frühstückskuchen und stellte den Teller in die Mitte, ehe er wieder seinen Platz einnahm und sich selbst ein Stück Kuchen gönnte. Vano strich Boldiszar über seinen gewaltigen Stiernacken und schaute sich um. Die Tordalk wurde langsam sein Zuhause, das gefiel ihm.


    Tekuro Chud
    Tekuro kam hinein und sah aus wie der Tod auf Latschen. Das lag nicht nur daran, dass er tatsächlich untot war, sondern an dem Stress, den er sich selber machte. Als er Boldiszàr und Silvano ebenfalls in der Kombüse antraf, freute er sich, ging um den Tisch herum und nahm neben Silvano platz. Er griff ihm in sein spärliches Haar und leckte ihm zärtlich über die Lippen. Dann plauzte er sich mit Kopf, Brust und Armen auf den Tisch. »Kraul mich«, bat er. Boldiszàr griff derweil nach einem kleinen Kuchen und stopfte ihn sich im Ganzen in den Mund. Tekuro zog den Teller am Rand etwas mehr zu Silvano.


    Silvano de Mancini
    "Na komm her", sagte Vano gut gelaunt und kraulte Tekuro den Rücken. "Du siehst fertig aus, vielleicht habe ich da etwas das Dich aufmuntert. Weißt Du was ein Teehaus ist oder ein Soba? Beides werde ich auf unserer Insel Mancini errichten lassen, direkt neben meinem kleinen Laden und der Taverne. Ich dachte für all jene, die gerne mal etwas exotisches sehen und erleben möchten, aber die nicht in die Ferne fahren wollen. Ein Teehaus ist wie der Name schon sagt, ein Haus in dem Tee serviert wird, nach alter Arashi-Tradition. Und so wird es auch aufgebaut. Ein Soba Restaurant ist ein Haus, in dem besondere Nudeln serviert werden. Ebenfalls nach alter Arashi-Tradition. Sobanudeln werden aus Buchweizenmehl hergestellt und gehören neben Fisch und Tempura zur traditionellen Arashi-Küche. Sie werden in einer heißen Brühe serviert, oder abgekühlt in einem Bambuskorb mit separater Soße. Einige Restaurants sind auf Soba-Gerichte spezialisiert. Und so ein Restaurant möchte ich neben dem Teehaus stehen haben. Sobanudeln gehören zum Alltag in Arahsima. Abgekühlte Nudeln mit Algen schmecken ebenfalls sehr gut. Die Brühe der Nudeln ist stark und intensiv, sie wärmt gut durch. Es ist also ein deftiges, alltagtaugliches Essen und trotzdem exotisch. Das Teehaus wird Teku-Teehaus heißen. Vielleicht schaust Du ja mal vorbei", sagte Vano und kraulte Tekuro fester, während er sich noch ein Stück Kuchen nahm.


    Tekuro Chud
    Tekuro schnurrte leise und legte eine Hand unter dem Tisch auf Silvanos Knie. Er liebte es, gestreichelt oder gekrault zu werden, davon konnte er nicht genug bekommen. Besonders gefiel es ihm von Leuten, die ihm nahe standen. »Du baust ein Teehaus in Arashi-Tradition und widmest es mir? Das ist echt lieb. Danke. Auf unserer Reise werden wir sicher originale Teehäuser sehen, da kannst du dich inspirieren lassen für die Architektur und alles. Aber das hat bestimmt wieder noch eine andere Bedeutung, von der ich nichts weiß. Verrätst du sie mir?«


    Silvano de Mancini
    Vano schenkte Teku ein Grinsen und aß noch ein Stück Kuchen. Immerhin waren aller guten Dinge drei und sie saßen auch zu dritt hier. "Ja hat es, die Bedeutung ist schlicht und einfach und heißt ich habe Dich lieb. So hast Du einen Ort der Dir gehört. Etwas wo Du immer Zuhause bist und wo Du jederzeit hinkommen kannst. Eine Anlaufstelle die sogar Deinen Namen trägt. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, irgendwo bewusst hinzugehen und es als Heimat zu bezeichnen. Aber wenn es Deinen Namen trägt, ist es mit Dir verbunden und Du fühlst Dich dort gleich anders. Schau meine Eltern dachten immer, warum ich nicht den letzten Schritt auf sie zugehe. Sie können es nicht verstehen, da sie nie in so einer Situation waren. Das ist schön für sie, aber wurde für mich zum doppelten Problem. Wenn Du einen Streuner aufnimmst, verpflege ihn und lass ihn kommen wann er möchte. Irgendwann kommt er auf Dich zu. Ob Kater, Hund oder Mensch. Sie waren immer lieb zu mir, trotzdem spürte ich ihre Erwartung, ihre Hoffnung. Aber das war nicht mein Zuhause und ich konnte ihnen nicht geben, was sie sich wünschten. Ich hätte es ihnen gerne gegeben, ich wäre gerne den letzten Schritt gegangen, aber ich konnte es nicht. Manchmal habe ich sie angeschaut und mich gefragt, warum sie mich nicht einfach mal umarmen. Und haben sie es getan, dann war ich stocksteif und fürchtete mich. Davor das es eh nur eine Lüge ist, dass es bald vorbei sein würde und vielen anderen Dingen. Ich wusste nicht woher ich kam und warum ich im Heim war. Aber das musste doch einen Grund haben nicht wahr? Ich denke genau das Nichtwissen, hat es mir noch schwerer gemacht. Wer oder was war ich? Alles war fremd, ich selbst war mir fremd, sie waren fremd und da sollte ich auf sie zugehen können? Ein bisschen viel verlangt oder? Ein Beispiel. Nachts hockte ich mich gerne in die Küche und schaute dann hinaus aufs Meer. Frag nicht wieso, ich dachte immer von dort kommt die Antwort und dann wird alles gut. Also saß ich im Dunkeln nachts in der Küche und schaute auf die schwarze See. Irgendwann standen da nachts Kekse. Ich habe nie einen genommen. Niemand hatte mir bis dato gesagt sie wären für mich, also habe ich sie nicht angerührt. Das waren so Dinge, die Leala traurig gemacht haben. Mich allerdings auch, weil ich die Geste nicht begriffen habe. Seitdem ich weiß wer ich bin, gehe ich anders mit ihnen um. Als ich mit Pietro über Boldi geredet habe, habe ich mir gedacht, das soll nicht nur für Boldi gelten, sondern für jeden den ich mag, meine Eltern, Dich, die Beißer, Du verstehst? Drum das Teehaus mit Deinem Namen. In dem Restaurant kann man auch übernachten. Eine Inspiration wäre doch was, ein richtiges Orignal sozusagen. Wichtig sind mir die Feuerstellen in der Mitte. Die Wärme bringt alle zusammen", erklärte Vano und streichelte Teku den Nacken.


    Tekuro Chud
    Tekuro richtete sich auf. Da Boldiszàr mit Essen beschäftigt war und nicht so dreinblickte, als würde es ihn stören, dass die beiden ein wenig schmusten, zog Tekuro Silvano rittlings auf seinen Schoß, so dass sie sich ansehen konnten, um ihm nahe zu sein. Er küsste und streichelte ihn. »Ich hab dich auch lieb, Vano. Du kannst so unsagbar süß sein. Ich freue mich über das Geschenk und Kazrar würde sich auch freuen, wenn er nicht eingesperrt wäre. Deine Gedanken kenne ich, die nie ausgesprochene Frage, warum man im Heim war. War man ein böses Kind gewesen? Es musste doch einen Grund haben, warum sie einen dort abgegeben haben. Ich dachte immer, ich war irgendwie eklig und hässlich als Kind, ungezogen - nicht liebenswert. Jetzt sehe ich meinen kleinen Tanuki und frage mich, wie ungezogen ein Baby denn schon sein kann, dass man es abgibt? Wenn Tanuki weint, dann weil er etwas möchte. Er kann doch noch nicht reden, wie soll er es anders mitteilen! Warum Kazrar mich abgab, weiß ich nun - er liebte mich zu sehr, auf eine ungesunde Weise. Aber warum auch meine Mutter? Was habe ich ihr je getan, dass sie mich, als ich so winzig war, so weich und rosa, einfach auf Gedeih und Verderb an wildfremde Menschen gab? Im Winter ... stellte sie mich einfach vor die Tür da. Ich konnte nicht laufen, der Gedanke an meine Hilflosigkeit macht mich so wütend. Alles ... macht mich wütend. Besonders jetzt, wo ich selbst Vater eines kleinen Kindes bin. Leala kann solche Gedankengänge nicht begreifen oder Santo. Ihre Sorgen sind lächerlich, für sie aber lebenswichtig. Wie soll man da auf einen Nenner kommen? Was juckt es Leala, dass du die Kekse nicht gegessen hast, wenn sie weiß, du bist bei ihr in Sicherheit?«


    Silvano de Mancini
    Vano streichelte Boldi, als Teku ihn auf seinen Schoß zog, damit Boldi wusste wie es zu verstehen war. Sie suchten Nähe, keinen Sex. Vano erwiderte den Kuss von Tekuro sanft und liebevoll und kraulte ihm stattdessen nun die Brustmuskeln. "Was ein Baby getan haben kann? Gar nichts Teku, es kann doch noch nichts. Es ist einfach da und lebt die Urbedürfnisse eines Menschen, Liebe, Nahrung, Schlaf, Fürsorge. Mehr braucht es nicht, mehr möchte es nicht. Und es kann nur schreien. Wer das nicht weiß, weiß gar nichts. Du hast nie über Deine Mutter gesprochen, wer war sie überhaupt? Hast Du Informationen über sie? Ein ungesundes Verhältnis, Du meinst Kazrar würde Tanuki angehen? Dann lass ihn eingesperrt und lass ihn nicht an den Kleinen heran, wir wollen nicht dass ihm ein Unglück geschieht. Du weißt wie hilflos Du warst, wenn Du Dir vorstellst, Tanuki liegt dort in der Kälte. Wie viel Zeit hat er? Wo liegt er? Manche Menschen sind nicht nur bösartig, sie sind dabei auch noch unsäglich dumm. Falls sie Dich schon abgeben musste, hätte sie Dich direkt im Heim abgeben sollen oder in einem Tempel. So hat es den Anschein, als hätte sie gehofft, dass man Dich nicht findet und Du erfrierst. So klingt es jedenfalls für mich. Richtig Leala muss es nicht jucken ob ich die Kekse nehme. Aber für sie waren die Kekse etwas Liebes, hier nimm ich hab Dich lieb. Das ich in Sicherheit bei ihr bin, ist für sie selbstverständlich. Darüber denkt sie nicht nach. Sie kennt es glücklicherweise nicht anders. Ohne es mir zu sagen, hätte ich nie etwas aus der Küche genommen. Für einen gestohlenen Keks zurück ins Heim? So habe ich gedacht. Und sie dachte, warum mag er nichts von mir annehmen, das lieb gemeint war. Weil ich genau das nicht wusste. Wie ich so vieles nicht wusste. Hätte sie gesagt, die Kekse auf dem Teller sind für Dich, hätte ich mich darüber gefreut. Jedenfalls kurz, bis ich mich gefragt hätte, wieso sie mir die scheinbar grundlos schenkt. Warum ist sie grundlos nett? Und warum frage ich mich dauernd so einen Blödsinn, anstatt mich einfach zu freuen, dass sie nett ist? Weil man eine Antwort sucht. Die anderen müssen ja auch was gehabt haben, etwas das sie auszusetzen hatten, sonst wäre ich ja nicht im Heim gewesen. Und sie mag mich einfach so? Wer soll das glauben? So waren meine Gedanken. Heute weiß ich warum ich dort war, aus dem gleichen Grund wie Boldi. Heute würde ich die Kekse essen und ihr am Morgen sagen wie sie geschmeckt haben. Wie viele sagen das Nicht-Wissen ein Segen sein kann, das kann ich nicht unterschreiben. Wenn Dir Deine ganze Vergangenheit fehlt, hast Du auch keine Zukunft. Du musst gut auf Tanuki aufpassen Teku, Du weißt woher Du gekommen bist und was da draußen alles so lauert. Wie sagt Davet immer? Sei der Papa, den Du Dir gewünscht hättest", antwortete Vano und küsste Teku auf den Mund.


    Tekuro Chud
    Tekuro schloss die Augen und genoss die Berührung von Silvanos warmen Lippen. Er spielte ein wenig mit seiner Zunge. Es war, wie Silvano auch Boldiszàr mitgeteilt hatte, hier ging es nicht um Sex, sondern darum, einander zu spüren und sich nahe zu sein. »Meine Mutter ... über sie rede ich kaum. Das ist ein sehr wunder Punkt. Unter dem Panzer, drum. Aber für dich erzähle ich von ihr. Sie war eine souvagnische Sklavin und gehörte meinem Vater. Ich müsste ihn nach ihrem Namen fragen, er sagte ihn nie und ich wollte ihn nicht wissen. Vermutlich sah sie entweder todschick aus, was Repräsentatives halt zum Angeben, oder wie der schielende Johann in weiblich. Da er sie nicht liebte, sondern nur als Spielzeug verwendet hat, muss sie eher gut ausgesehen haben. Mein Vater steht auf so Püppis oder tut zumindest immer so. Drum war sie wahrscheinlich eine. Als sie mich zur Welt gebracht hatte, schenkte er ihr die Freiheit. Mehr als das, er schenkte ihr sehr viel Geld, damit sie mich gut versorgen kann. Und wenn ich alt genug gewesen wäre, hätte sie mich zu Kazrar nach Hause in den Zirkel schicken sollen. Der Tag kam nie, sie stellte mich ... in so einer kleinen Kiste ... vor der Tür vom Waisenhaus Saint Aumery ab.«


    Silvano de Mancini
    "Wenn wir den Namen wüssten, könnten wir sie suchen. Oder ich könnte es zumindest, falls Du Dir das wünscht. Ist Dir je in den Sinn gekommen, dass sie Dich vielleicht genauso wenig behalten konnte wie Kazrar? Er hatte Angst Beute in Dir zu sehen, obwohl er Dich liebt. Wer weiß, welche Angst sie hatte? Kazrar zu sehen in ihrem Baby? Sowas müssten wir Davet fragen, in sochen Dingen ist ein ziemlich kluger Kopf und er geht mit solchen Informationen behutsam um. Er war einer der wenigen der wusste, dass ich adoptiert war. Manchmal glaube ich, er hat Santo und Leala das gesagt, was ich nicht sagen konnte. Sozusagen wie als Botschafter. Ich an Deiner Stelle würde wissen wollen wer sie ist, wie sie aussieht. Nun ich glaube kaum, dass sie ein schielender Johann war. Und welches Geld sollte aufwiegen, was Kaz getan hat Teku? Sei einmal ehrlich und überlege was mit Patrice geschah. Stell Dir vor er wäre eine Frau und Du schickst ihn fort. Welche Summe ist angebracht, für das was er erlebte? Es mag viel Geld gewesen sein, aber Geld kann keine Wunden heilen. Sicher bist Du auch das Kind dieser Frau und das wusste sie so gut wie Du. Aber bevor sie Dich nicht lieben konnte und Dir etwas aus dem Grund antat, gab sie Dich weg. Ganz ähnlich wie Kaz. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten kommt es mir so vor, als hoffte sie dass Du es nicht schaffst. Warum sollte eine Mutter das hoffen? Hatte sie gedacht, Du wirst ein zweiter Kaz? Sah sie ihn in Dir? Das ist ganz schwere Kost Teku und jede Antwort ist irgendwie falsch. Denn man kann nur falsch reagieren. Ich weiß Du siehst es anders, aber ich finde Sex und Gewalt haben nichts miteinander zu tun. Du wurdest in Gewalt gezeugt Teku, nicht in Liebe. Dein Vater liebt Dich, er hat sich vielleicht immer ein Kind gewünscht, aber er hat dieser Frau damit etwas sehr Tiefes geraubt und Dir unbewusst damit auch. Noch lange bevor Du geboren wurdest, bei Deiner Zeugung Tekuro. Deshalb hast Du Dir eine Frau gewählt, die Dein Kind freiwillig empfängt. Du hast Dir keine Sklavin genommen. Bewusst oder unterbewusst, Du hast die richtige Entscheidung getroffen für Deinen Sohn", flüsterte Vano und drückte seine Stirn gegen die von Teku.


    Tekuro Chud
    »Vano, ich ... ich verstehe nun, was Kazrar getan hat. Und was ich mit Patti machte. Aber du musst auch mich verstehen. Jemanden so ausgeliefert zu besitzen, seine Eier und sein Leben in den eigenen Händen zu wissen ... das ist ein Gefühl, das man kaum beschreiben kann. Er ist dann wirklich, wahrhaftig und vollständig meine. Er kann nicht fort, er kann nicht Nein sagen, er gehört mir mit Haut und Haar. Ich kann tun und lassen, was mir beliebt. Er hat keine Wahl. Das ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man am richtigen Ende der Leine ist. Hätte ich das nicht auf diese Weise getan ... Patrice hat mir andauernd gezeigt, wie schön er ist. Sein Bett war neben meinem und als ich ihn betrachtete, drehte er sich nicht weg, zog nicht die Decke hoch, sondern ließ mich schauen. Manchmal durfte ich auch sein Poloch ansehen. Ich wollte ihn so gerne. Spüren. Aber der Gedanke, dass er mich nur verarscht haben könnte oder, noch peinlicher, dass ich etwas völlig missverstand, war schmerzhaft. Er hätte auch einfach Nein sagen können und ich hätte dagestanden wie der letzte Idiot und obendrein hätte er etwas von mir erfahren, dass mich angreifbar macht. Schwach. Aber so, wie ich es dann mit ihm tat, ging von ihm keine Gefahr mehr für mich aus. Und wie lieb er als Sklave war«, schmachtete Tekuro. »Was Nori betrifft, so wollte ich, dass Tanuki ein Jäger wird. Sieh, wenn die Mutter Beute ist und nach ihr kommt anstatt nach mir, dann ist das fatal! Aber so ist es ganz gleich und ich würde sagen, er ist eine gute Mischung geworden. Nori ist eine gute Mutter, sie stillt ihn immer, macht ihn sauber und ist ganz sanft zu ihm. Manchmal darf der Kleine auf meiner Brust schlafen, er ist so winzig, Vano, so winzig! Meine eigene Mutter, ich will wissen, wer sie ist, um sie töten zu können. Drum ja, bitte hilf mir, sie zu suchen.«


    Silvano de Mancini
    "Du kannst die Frau nicht töten Tekuro, denn gleich was immer sie auch sonst tat, sie schenkte Dir das Leben. So mies ihre Handlung war, sie tötete Dich nicht. Ja sie überließ Dich Deinem Schicksal. Aber sie hätte das Schicksal auch selbst in die Hand nehmen können und anstatt die Nabelschnur auch Deine Kehle durchschneiden und Dich verscharren. All das tat sie nicht Tekuro. Drum denke gut über sie nach und sieh die Frau mit eigenen Augen, nicht mit Kazrars. Es ist nur wichtig, was Du für sie empfindest. Wut, Hass, Verachtung, all das wäre verständlich. Aber auch der Dank für eine winzige Chance wäre verständlich Teku. Du kannst diese Frau nicht verdammen, ohne auch Kaz verdammen zu müssen. Denn was man einer Frau damit antut, ein Kind von einem Peiniger gebären zu müssen, dürfte auch Kazrar wissen. Es war ihm gleich. Die Frau war ihm gleich. Aber wie kann ihm die Frau gleich sein, die seinen Sohn gebar? Soll das so sein? Ist da nicht schon ein Knackpunkt? Er gab Dich fort, damit Du eine Chance hast aufzuwachsen. Sie gab Dich fort, damit Du eine Chance hast aufzuwachsen. Wo ist denn der Unterschied? Ist es das Geld, das sie bekam? Du weißt Du, ich glaube sie wird nicht einen Taler davon verbraucht haben, da es Blutgeld ist. Ich kann es mir nicht vorstellen. Wäre sie so eine Frau, hätte sie das Geld genommen und Dich entsorgt. So hätte sie alle Taler für sich alleine gehabt, ginge es ihr darum. Drum denke in aller Ruhe und Neutralität über diese Frau nach. Ob sie wirklich so anders handelte als Kazrar, oder ob Du nur seine Sicht auf sie anwendest. Ich verstehe was Du mit der Allmacht über Patrice meinst. Sein Leben lag in Deiner Hand, beruflich lagen die Leben meiner Mannschaft in meiner Hand. Das hatte natürlich keine sexuelle Komponente. Bei Dir ging es genau darum. Ja hättest Du Dich offenbart, hättest Du die Panzerung herunter genommen. Mir ist das bewusst und ich weiß was Du gelernt hast. Es war ein langer Weg Tekuro, renn nicht wieder zurück. Du bist oben auf dem Berg angekommen, lass das dunkle Tal, einfach ein Tal sein. Hier oben ist die Luft doch wesentlich besser und es ist wärmer, freundlicher und heller", schmunzelte Vano.


    Tekuro Chud
    Tekuro senkte den Blick. »Auch ... mein Papa. Trägt eine gewisse Schuld. Ja. Ich habe ihm gesagt, wie viel lieber ich im Zirkel bei ihm geblieben wäre, ganz gleich, was er mir angetan hätte. Stattdessen liebte er zwei andere Jungs. Aber wenn ich ihm Vorwürfe mache, breche ich ihm das Herz, denn Vorwürfe macht er sich selbst schon genug. Kazrar macht mir im Moment große Angst. Das, worauf ich sonst stolz bin ... dass er so gnadenlos sein kann ... sehe ich nun mit den Augen eines Vaters, der seinen Sohn vor ihm schützen will. Ich habe Kazrar nicht ohne Grund eingesperrt. Nicht, weil ich nicht glaube, dass Belly, Patrice, Nori und ich gemeinsam nicht Tanuki vor ihm beschützen können. Sondern weil ich nicht will, dass je der Moment kommt, da ich mich gegen den Mann stellen muss, dessen väterliche Liebe ich mir all die Jahre mehr gewünscht habe als alles andere. Dass er mir vorliest, mir etwas beibringt, mich tröstet und mir ein Lied zum Einschlafen singt. Vielleicht wünschte er sich das Gleiche, aber fürchtete seine dunkle Seite, wenn sich sein kleiner Sohn an ihn schmiegt. Ich bete zu, Ältesten, Silvano, dass er und ich uns nie als Feinde gegenüberstehen. Du weißt, wozu wir beide fähig sind. Doch von dem Blut abgesehen, das unweigerlich fließt, wenn zwei Jäger dermaßen aneinandergeraten, würden wir uns gegenseitig die Herzen herausreißen und vielleicht unsere Familie, die wir uns immer wünschten, entzweispalten. Ja, Vano, der Weg bis zum Hier und Jetzt war lang und er war steinig, gesäumt von Dornenbüschen und führte über Bäche von Blut. Ich sehe all die Details noch deutlich vor mir, wenn ich von hier oben im Licht zurück in die Schatten des Tals blicke, aus dem wir alle gekommen sind. Das werde ich nicht aufgeben, Vano, ich werde es schützen, mit allem was ich habe und allem, was ich bin.«
    Er zog Silvano fest an sich heran und schloss schützend die Arme um seinen Rücken, um ihn lange Zeit einfach nur schweigend zu halten.

  • Während der Fahrt



    Tekuro Chud
    Lange waren sie unterwegs. Sie ließen sich Zeit, denn niemand hatte Eile. Diese Fahrt war die Hochzeitsreise von Silvano und Boldiszàr und wer Boldiszàr kannte, wusste, dass er die Dinge gern ruhig angehen ließ. Andere sagten, er wäre gern faul. Momentan stimmte das, er hatte sich einen Liegestuhl gekrallt, um die Abendsonne zu genießen und war darüber eingeschlafen. Nun schienen der Mond und die Sterne auf seinen Sonnenbrand. Tekuro hatte seinen wenige Wochen alten Sohn aus dem Tragetuch geholt und ihn seiner Mutter zurückgebeben. Er gab darauf auch, dass Tanuki auch ja die Brust in den Mund nahm und gierig trank. Nori und der Kleine wurden zärtlich liebkost und ihnen eine gute Nacht gewünscht. Tagsüber hatte Tekuro im Bugraum auf seinen Sohn aufgepasst und sich um ihn gekümmert, von den Mahlzeiten abgesehen. Nachts aber war die Zeit der Jäger und er reichte ihn an die Mutter zurück. Tekuro selbst brauchte so gut wie keinen Schlaf mehr. An Deck fand er Boldiszàr verbrannt und schnarchend in seinem Liegestuhl. »Hey, Vano«, rief Tekuro, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Lautstärke. Boldi würde nicht aufwachen. »Dein Mann ist verkohlt.«


    Silvano de Mancini
    Vano begrüßte Tekuro mit einem breiten Grinsen. "Sonnenbaden ist halt doch was anderes als im Meer baden, aber jeder wie er mag. Wer bin ich meinen Mann in Frage zu stellen? Er muss wissen was für ihn gut ist. Du weißt ja, sobald ich mich sorge und etwas tun möchte wird er unruhig. Meist endet es in einer Katastrophe die Du verschuldest hast Teku. Wie geht es Dir so und dem Kleinen? Du hast ihn mir nicht einmal gezeigt. Also bei Deinem Vater verstehe ich die Sorge aber bei mir? Ich wäre wohl der Letzte der dem Wurm was tut. Und wie fühlt es sich an als Vater? Immer noch die gleiche Weltsicht? Man sagt, es würde sich alles ändern. Ganz so verändert siehst Du nicht aus", schmunzelte Vano und stopfte sich einen Batzen Kautabak in den Mundwinkel, bevor er sich auf die Reeling hockte und die Beine ins Bodenlose baumeln ließ. "Nachts ist die See immer besonders schön. Heute ist sie glatt und ruhig. Lust auf eine Runde Schwimmen?", fragte er hoffnungsvoll.


    Tekuro Chud
    »Mein Sohn hat alles verändert. Ich lebe nicht mehr in der selben Welt wie zuvor, Vano. Mein Leben ist in Abschnitte unterteilt, die sich stark voneinander unterscheiden. Meine kurze Zeit als Säugling in den Armen von Kazrar und Arkan. Meine Kindheit im Heim mit Boldi, der Rest meiner Kindheit ohne ihn. Meine Jugend mit Maxi auf der Gewitterfeste, meine Jugend ohne ihn im Straflager. Meine Zeit als Soldat, von aller Welt und Ainuwar verlassen. Und meine Zeit als Leibgardist des Duc, gemeinsam mit Boldi. Meine Zeit, als Patti zu uns versetzt wurde und mein Hunger erwachte. Meine Zeit als Sohn von Kazrar Chud, der mir meinen wahren Namen zurückgab. Meine Zeit als Vampir. Meine Zeit als Mann von Patti und Belly. Und nun ... meine Zeit als Vater von Tanuki. Ich weiß nicht, warum mein Leben so brutal in Stücke geschnitten ist, Vano, warum es kein gleichmäßiger Fluss sein kann wie bei anderen Leuten. Jedes Mal ist es wie ein Axthieb des Schicksals. die Welt ist nicht mehr die selbe, mein Vater, nachdem ich mich so sehr verzehrt habe, ist auf einmal ein Feind, den ich in seiner Kajüte eingeschlossen habe, deren Schlüssel ich versteckt habe. Jeder scheint auf einmal ein Feind von Tanuki zu sein. Niemand darf ran, außer Nori, Belly und Patti. Ich bin noch nicht so weit.« Er blickte gemeinsam mit Silvano hinaus aufs Meer. »Warm sind die Nächte hier. Lass uns eine Runde baden.« Er machte es sich einfach und verwandelte sich in eine Fledermaus. Seine Kleider fielen in sich zusammen. Er wühlte sich aus dem Kragen, flog hinunter und unmittelbar vor der Wasseroberfläche verwandelte er sich zurück. Mit einem Platschen landete er in den warmen Fluten.


    Silvano de Mancini
    Vano hörte Tekuro zu und konnte ihm nur zustimmen. Manche Leben waren zerhackt wie Beutetiere oder zertrümmert wie Ruinen. Seines sah nicht besser aus. Er folgte Tekuro mit dem Blick, wie dieser sich in eine Fledermaus verwandelte und über dem Meer wieder ein Mann wurde um in die Fluten zu plumpsen. Vano stellte sich auf die Reeling und zog sich dabei aus. Das Gleichgewicht zu halten war für ihn kein Problem. Er hatte gefühlt sein ganzes Leben auf einem Schiff verbracht und konnte fast jede Bewegung von ihm ausgleichen. An Land hingegen fühlte er sich wie ein tumber Trampel, der sich so schwerfällig bewegte wie ein alter in die Jahre gekommener Ochse. Er warf seine Kleidung auf das Deck, ehe er von der Reeling aus ins Meer sprang und zu Tekuro herüber schwamm. Vano schaute zu dem Mond auf, der neben der Tordalk, Choucas und der Aquila die einzige Lichtquelle war. Vano rollte sich auf den Rücken und ließ sich so treiben. "Warum das Leben von Dir in solchen Abschnitten gespalten ist? Ich denke, dass ist es von jedem, dem man alles nahm. Bei uns ist es kein ewiger Fluß dessen Strömung uns durch das Leben trägt, bei uns ist es mehr Ebbe und Flut. Aber auch die Tide hat ihre eigene Regelmäßigkeit. Man könnte ehr sagen, es ist unterteilt in Unwetterperioden. Ich weiß es nicht Tekuro. Manchmal denke ich, wenn man einmal Schaden genommen hat, ist es nicht mehr zu reparieren. Stell Dir vor ein Haus hat einen großen Riss. Das sind wir. Mit der Zeit und mit den Jahren, werden es mehr Risse. Es mag einer vorbei kommen, der sie etwas kittet, aber sie sind immer noch da. Und sie Narben bilden sie neue Verästelungen bei der kleinsten Erschütterung. Ein Haus mit Risse, wird trotz bester Renovierung nie wieder ein Neubau, es bleibt was es ist. Bestenfalls. Schlimmstenfalls ist es irgendwann eine baufällige Ruine wie ich. Das mit Deinem Sohn hast Du schön gesagt. Dein Vater war nie eine Gefahr für Dich, für Deinen kleinen Sohn ist er das. Und ich glaube es gibt kaum etwas, dass ihn mehr schmerzt als das Teku. Santo hatte auch wegen einem Erben gefragt und Boldi damit ganz verrückt gemacht. Früher als ich noch jung war, habe ich mir immer vorgestellt, dass ich irgendwann einen Sohn hätte. Keinen eigenen, sondern jemanden aus dem Heim. Einen Bub, den keine Sau haben wollte. Den hätte ich genommen. So ein kleines bisschen die Chance weitergeben, die man mir gab. Wobei ich eine ganze Zeit, viel zu lange Zeit undankbar war. Nicht aus Bosheit, sondern weil ich es nicht annehmen konnte. Ich hatte immer Angst, sobald ich mich freue ist es vorbei. Kennst Du das Gefühl? Du musst nicht soweit sein, es ist Dein Sohn Teku. Du entscheidest wer ihn sieht und wer nicht. Ich hätte mich nur drüber gefreut. Aber das ist mein Problem und nicht Deines", grinste Vano. "Mein Vater das Scheusal hätte ich auch gerne eingesperrt, aber er macht mir sogar noch als Geist Ärger. Erzählt hier rum, ich wäre Ledwicker. Super, warum nicht gleich Naridier?", murrte Vano, musste dann aber lachen.


    Tekuro Chud
    Tekuro betrachtete Silvanos dürren Körper, während er da im Mondschein im schwarzen Wasser trieb. Prüfend griff er ihm ins Fleisch. »Hast bisschen zugelegt. Aber das muss mehr werden, da hat Boldi recht. Ein Infekt und du magerst uns ab bis auf die Knochen. Dann beiß ich dich, um dich zu retten, ganz gleich, was irgendwer sagt. Was regst du dich eigentlich über den alten Mercer auf? Ändert seine Aussage was an deiner Abstammung? Du hast Fischblut in den Adern. Ob er das ausspricht oder nicht. Aber weil ich der Teku bin, kann ich dir sagen, warum du wütend auf ihn bist. Nicht wegen deinen Vorfahren. Sondern weil er tot ist. Du bist wütend, dass er es nicht geschafft hat, dass er nicht mehr hier ist. Und suchst darum überall Gründe, um ihn zu hassen.«


    Silvano de Mancini
    Vano drehte sich im Wasser auf den Bauch und ließ sich kurz untergehen. Er tauchte ganz nah neben Tekuro wieder auf und schaute ihm genau ins Gesicht und zuckte mit den Schultern. "Absolut richtig. Und weil er gestorben ist, mussten wir auch sterben. Ich weiß, dass das eine unfaire Sicht ist. Er hat seinen Job gemacht, wie hätte er meine Mutter retten sollen? Das wäre so, als würde mir jemand vorhalten Leala nicht gerettet zu haben, während ich auf See war. Aber trotzdem fühle ich mich von ihm verraten. Worum? Um alles, um meine Familie, um meine Mutter, meine Freunde, Boldi und seine Familie und ja sogar um ihn selbst. Und ich suche in jedem Wort etwas, dass ihn als Schuldigen entlarvt, dabei haben wir es sogar in unserer Erinnerung gesehen, dass sie alles waren aber nicht schuldig. Gut schuldig im Sinne der Anklage korrupt zu sein vielleicht oder einen Kleiderladen aufmachen zu wollen und zu blöde mit Geld umzugehen. Aber dafür gibt es ja Kredite. Ich hätte mir gewünscht, er hätte einmal gesagt es täte ihm leid um meine Mutter oder um mich. Aber scheinbar kratzt ihn das nicht. Vielleicht ist es dass. Aber er kann nicht wissen, was ich gerne hören würde, wenn ich es ihm nicht sage. Und ich werde es nicht sagen. Ergo, bleibt es wie es ist. Ich war schon öfter abgemagert bis auf die Knochen. Da sind mir sogar die Haare und die Nägel ausgefallen. Sogar ein paar Zähne. Und alles nur wegen Davet, dem ich am Ende auch scheißegal war. Soviel zum Thema Ruine was? Fischblut? Möglich, jedenfalls hatte ich mit Fischen weitaus weniger Probleme wie mit Menschen. Sogar mit Haien komme ich aus, genau wie mit dem großen da, der genau auf uns zuhält", sagte Vano lächelnd.


    Tekuro Chud
    »Du bist einer, echt. Ich hätt alles dafür gegeben, meinen Vater zu sehen, ich hab ihn so dermaßen vermisst. Und du schmollst dafür, dass er starb. Ist dir schon mal eingefallen, dass er selbst vielleicht auch gern noch leben würde? Und dreh dich nicht mit Absicht um, wenn ich gaffen will, das nehme ich persönlich.« Er drehte Silvano kurzerhand auf den Rücken. Den Hai hielt er für einen Scherz und achtete nicht aufs Meer. »Bist du auch auf Patti sauer, weil sein Opa Mercer und Berzan verriet?«


    Silvano de Mancini
    Teku spürte wie ihn etwas wie ein stumpfes Schwert das Kreuz entlangfuhr und dann verschwunden war. Vano küsste Tekuro sanft auf den Mund und schüttelte den Kopf. "Nein, daran habe ich nie gedacht. Du hast Recht, vor allem als er uns sagte wie er starb. Und er hat es uns gezeigt, wie er danach aussah. Mit einem Menschen hatte das nicht mehr viel gemeinsam. Aber ich habe auch nicht behauptet, dass meine Sicht fair ist Tekuro. Sie ist uralt, sie ist einfach eine Verletzung. Sie ist der Ausdruck von alle haben mich alleine gelassen und ich wäre am liebsten ins Wasser gegangen. Aber dass ist Unsinn. Ich denke oft so eine Scheiße und mache es dann doch nicht. Manchmal mache ich allerdings genau die Scheiße die ich denke und das endet nie gut. Drum besser über Gedanken eine Nacht schlafen als gleich handeln. Es war nicht böse gemeint ich wollte zu Dir aufschließen. Auf Patti? Nein warum sollte ich auf Patti sauer sein? Er ist einfach nur ein armes, ausgenutztes Würstchen und er hat nicht verdient was geschah. Er wohl am allerwenigsten, denn er ist ein anständiger Kerl. Ich bin das nicht, ich bin ein Arschloch das gerne Probleme löst indem er andere an die Bruderschaft verfüttert. Aber so sind Haie eben. Gleich wieviel Zähne sie noch im Maul haben nicht wahr? Du bist ja nicht anders Skorpion", grinste Vano und streichelte Tekuro über den Schwanz. "War nicht böse gemeint. Du würdest mich beißen? Dazu hast Du kein Anrecht Teku, das entscheidet wenn nur Boldi und er lehnte ab. Und wir sind nicht für die Ewigkeit gemacht, denke ich. Stell Dir vor, welche Probleme wir in 100 Jahren hätten. Boldi mit den Knochen und ich mit meinen. Auch nicht viel besser. So ist das Leben nicht Teku, wir können es uns leider nicht aussuchen. Wir können nur nehmen was uns vor die Füße gespült wird. Alles andere musst Du Dir erkämpfen, aber ein Biss wird daran nichts ändern. So sehr ich Dich auch liebe, nein", sagte Vano innig.


    Tekuro Chud
    Reflexartig wurde Tekuro zur Fledermaus und schoss wie eine kleine schwarze Kugel aus dem Wasser. Er landete nass auf Silvanos Brust. »Da war was! Ist das wirklich ein Hai? Scheiße, Vano, wir müssen ins Schiff! Wie kommen wir die Wand wieder rauf? BOLDI du fauler Hund, lass das verdammte Beiboot runter!«


    Silvano de Mancini
    Vano streichelte Tekuro mit einem Finger. "Ja ein Kreissägenmaul war das. Er zog nur vorbei, er ist auf Wanderschaft. Du musst keine Angst vor ihm haben. Nun man könnte, muss aber nicht. Die Wand kommen wir über die Stufen wieder hoch, oder wir klettern die Schießscharten entlang. Du machst es gerade was kompliziert und Du wirst ungemütlich Teku. Ich habe Dir gerade gesagt, dass da ein Hai auf uns zukommt. Wer sich nicht wie ein Opfer verhält ist keines. Ich bin keines, ich war nie eines, ich gehöre mehr hierher als an Land. Also was soll der Scheiß jetzt? Er ist weg, er kommt auch nicht zurück er folgt den Schwärmen. Ich hoffe wir sehen irgendwann einen Walhai, dass ist mein Lieblingstier, ein Weltenwanderer der Meere. Wusstest Du, dass Walhai die Lebewesen mit der dicksten Haut sind? Bis 15 cm dicke Haut. Man ich wünsche ich hätte so eine Haut. Friedliche, wunderschöne Giganten, vielleicht sehen wir mal Mahlzahn. Mal sehen, dann zeige ich ihn Dir, wenn Du Dich nicht wieder einscheißt. Sonst nicht", kicherte Vano.


    Tekuro Chud
    Tekuro wurde wieder groß, saß dadurch rittlings auf Silvano und versenkte ihn kurz. »Ich hasse Fische. Man kann die Mistviecher nicht einschätzen. Sie gehören in die Pfanne. Wenn du dich irrst und er zurückkehrt, bist du tot, nicht ich. Du sagst, Patti ist ein armes Würstchen. Und ich sag auch was: Mercer war auch eins. Das mein ich nicht bös. Aber der Geist trug die selbe Unsicherheit in sich, wie du. Er war der Anführer der Agenten der Autarkie, er hatte einen Putsch gegen die Krone geführt, doch er war nie Herr über sich selbst. Da hat er Anleitung gebraucht, wie du. Hatte er sie?«


    Silvano de Mancini
    Vano strich Tekuro mit beiden Händen durch die nassen Haare. "Er kehrt nicht zurück, keine Angst. Tja... ja, da hast Du wohl Recht. Ich denke jeder noch so starke Mann kommt einmal an den Punkt wo er sich wünscht alle Verantwortung abzugeben und jemand sagt ihm was er tun soll. Verrät ihm die Lösung oder serviert sie ihm auf dem Silbertablett. Jeder hat mal einen schwachen Moment und jeder braucht ihn auch einmal. Aber wenn Du kein starker Mann bist, aber ständig stark sein musst, hast Du ein Problem. Ein Anführer der es von Natur aus ist, ist soverän ihm macht das nichts aus. Für jeden anderen ist die gleiche Position purer Stress. Mercer war eine Mischung zwischen beiden, wie ich vermute ich. Wir können die Führung übernehmen, aber wir benötigen auch einen Rückhalt. Jemand der einem sagt, dass was Du tust ist richtig. Ich hatte ihn einst in Davet und habe ihn nun in Davet und Boldi und manchmal auch in Dir. Mercer hatte Berzan, aber eines Tages wollte Berzan genau jener Halt nicht mehr sein. Und wenn man eine Stütze wegnimmt, nun jeder weiß was dann geschieht. Bleiben wir bei dem Haus, erst Schieflage, dann Einsturz. Er hatte die Unterstützung einst, aber sie wurde ihm entzogen, so würde ich es beschreiben. Als man mir meine Stütze entzog, als man mir Davet raubte, war ich auch blind vor Zorn. Ich hätte die Farisin getötet, alle, für diesen Frevel. Nun habe ich ja am Ende auch. Und das gleiche würde ich wieder tun, sollte man mir Boldi wegnehmen. Gleich wer oder was, ich würde ihn verfolgen bis ans Ende der Welt, bis hinab zur Schwarzen See des Abgrund, bis zum Meer des Vergessens und zurück. Es wäre mir gleich, ich würde ihn zur Strecke bringen. Aber das ist ein anderes Thema und Du hältst darüber den Mund. Du würdest ebenso handeln für jene die Du liebst. Denn was ist schlimmer, als wenn man sie Dir raubt? Berzan hat sich selbst geraubt, klingt verrückt was? Ist aber so, er hat Mercer quasi die Freundschaft gekündigt. So kam es mir vor. Du hast eine gute und weise Sicht auf die Dinge Teku. Nur ein bisschen viel Angst vor Fischen", grinste Vano.


    Tekuro Chud
    »Weil Fische fremd sind. Sie haben nicht mal Mimik, vermutlich weil sie keine Gefühle haben, sie sind Fressmaschinen aus Fleisch. Und du magst sie. Gut, außer mir mögen vermutlich die wenigsten Skorpione, weil sie plötzlich in ihren Schuhen sind und stechen oder im Picknickkorb. Bei der Strafkompanie waren wir nahe der zentralrakshanischen Steppe, da hat es gewimmelt. Und eines Tages hatte ich mich dort eingegraben wie einer von ihnen, mich selber lebendig begraben, weil ich nicht mehr wollte. Das war, als ich erfahren habe, was mit den Duponts geschehen war ... mit meinem Maxi. Scheiße, wie ich ihn in letzter Zeit vermisse, als ob ich keine anderen Sorgen hätte. An diesem Tag jedenfalls wollte ich Erde werden. Mein Ausbilder hat mich gerettet, der fiese Meqdarhan, indem er mich dermaßen beschimpft und rund gemacht hat, das geht gar nicht. Aber heute weiß ich, dass er es gut meinte. Er wollte mich wecken, mich da rausholen und er schaffte es. Da hatte ich mein altes Ich begraben und mich als Schwarzer Skorpion aus meinem Grab erhoben.« Er schwamm näher an Silvano heran, um ihn zu streifen beim Schwimmen. »Berzan tat das Gleiche wie Boldi. Er schmollte. Und sorgte damit dafür, dass all der Schmerz, der verborgen geschlummert hat, sich in seiner zerstörerischen Kraft entlud. Also ist Berzan Schuld an allem und nicht Pattis Vorfahre.«


    Silvano de Mancini
    Vano streichelte Tekuro liebevoll über die Flanke. "Man kann auch ohne Mimik über die Körpersprache viel ausdrücken. Und nur weil man etwas nicht zeigt, heißt es nicht, es ist nicht da. Sonst hätten wir beide auch keine Gefühle oder? Ganz ehrlich und neutral betrachtet, sind doch nur drei Leute schuld und war die alte Duchesse und ihre beiden Mitverschwörer. Berzan und Mercer waren Opfer der Umstände und wir waren jene in der zweiten Reihe, die es mit weggerissen hat. Das waren ja nicht nur die beiden, es waren alle Agenten samt deren Kinder. Das dürfen wir nicht vergessen. Es gibt mehr als nur Boldi, Belly und mich. Auch wenn man das im eigenen Leid sehr schnell vergisst. Aber wir sind nicht allein, waren es nie. Deshalb verstehe ich auch Ciel in manchen Entscheidungen nicht. Sicher er mag Parcival, aber denkt er auch an die Menschen die jener Parcival auf dem Gewissen hat? Hat er mit den Eltern, Kindern, Partnern und allen Hinterbliebenen geredet? Parcival mag einem leid tun, als Mann der einer verlorenen Liebe hinterher lief. Aber er war nicht nur das, er war auch ein skrupelloser Mörder, der für diese Frau und seine eigene Gier auf diese Liebe alles und jeden über die Klinge springen ließ - sogar Greise und Kinder. DASS darf man auch nicht vergessen. Weder Berzan, noch Mercer sind schuld. Weder Boldi noch ich, noch ein anderes Kind, noch ein anderer Agent. Es ist leicht seinen eigenen Unmut auf den Vater abzuwälzen, der sich nicht mehr verteidigen kann, aber der auch nichts dafür konnte. Ich war in der Sache ungerecht, ich wollte einfach um mich schlagen um das dumme Gefühl loszuwerden, jetzt noch weniger als nichts zu sein. Was bin ich wirklich Teku? Was? Ich bin kein Adliger. Demnach wäre ich kein Marine-Kapitän. Ich bin nicht der Sohn von Mancini, was bin ich? Jetzt nicht mal mehr Souvagner? Keine Ahnung, ob das überhaupt eine Bedeutung hat, oder ob ich das wieder zu theatralisch sehe. Hintergrund ist, kein Souvagner mag Fremdländer. Mag Boldi Fremdländer? Wie sieht er mich nun? Vermutlich denkt er, das habe ich mir immer gedacht, mit dem Kerl stimmt doch was nicht. Und so langsam wird unsere Hochzeitsreise die Paddeltour in den Taudis. Wenn noch wer beschworen wird, bin ich nicht mal mehr ein Mensch, warte nur ab", stöhnte Vano.


    Tekuro Chud
    »Ich weiß, was du bist, aber das willst du ja nicht hören: Du bist Tekuros Sklave. Das kann dir niemand nehmen. Das wirst du immer sein. Und ganz gleich, ob du meinst, es mir verbieten zu können, der Tag wird kommen, da wir beide uns auf den Weg in die Ewigkeit machen. Nicht jetzt, wo du vorgewarnt und aufmerksam bist, auch nicht morgen oder in einem Jahr. Aber irgendwann wird es so weit sein. Du entkommst mir nicht. Niemand tut das, denn du bist mein.« Er küsste Silvano leidenschaftlich.


    Silvano de Mancini
    Vano küsste Tekuro fest und innig mit und genauso drückte sich der Landhai an den schwarzen Skorpion. Er sagte es zwar nicht, aber diese Antwort sagte Teku alles - JA.

  • Nachhaken



    Tekuro Chud
    Im tintenschwarzen Wasser des nächtlichen Dhunik trieben zwei eng umschlungene Körper. An der Oberfläche war es warm, doch ihre Füße berührten bereits die Kälte der kilometertiefen See unter ihnen. Was da unten alles an Tieren hauste, wusste der Älteste allein. Und Silvano, der selber ein Wesen des Wassers zu sein schien, genau wie Tekuros missratener ältester Sohn Mako. Silvano und Mako, sie waren ihm mitunter so fremd wie das ganze nasse Element. Genau so ungreifbar, genau so unberechenbar und manchmal genau so kalt. »Vano«, schnurrte Tekuro und drückte ihn am Nacken an seinen Hals. In diesem Moment gehörte er ihm, er hatte gestanden, was er tief im Inneren spürte und was Tekuro schon immer gewusst hatte. Er war sein Sklave, mit Haut und Haar. Auch mit ganzem Herzen? Tekuro würde es herausfinden. »Du hast vorhin gesagt: So sehr ich dich liebe. Wie sehr ist das? Und als was? Als der Bruder deines Mannes? Als der Herr und Meister, den du brauchst? Sag es mir.«


    Silvano de Mancini
    Vano schmiegte sich an Tekuro und musterte ihn. "Als Boldi liebe ich Dich. Du bist ein Teil von ihm, untrennbar und dennoch separat. Das siehst Du manchmal nicht. Und dann wiederum ist es Dir völlig bewusst. Genau wie mir, mal sehe ich es, mal nicht, mal will ich es nicht sehen. Aber gleich wer es von uns beiden leugnet, wir verletzen damit Boldi und uns selbst. Du kannst nicht ohne Boldi leben, gleich was Du behauptest. Wo Du ihn verloren hast, hast Du nur noch existiert. Und Boldi würde gar nicht mehr leben, gäbe es Dich nicht. Ihr seid eine untrennbare Einheit. Ich liebe Boldizar mehr als ich mich selbst liebe, ich würde alles für ihn geben. Und das sage ich nicht nur so dahin. Auch wenn man anderes glauben mag, wenn ich mich so seltsam verhalte. Aber selbst das tat ich um wieder zu ihm zu finden, auch wenn das für Euch unverständlich ist oder niemand glaubt. Und ich liebe Dich für Dich selbst Teku. Weißt Du Boldi ließ mich gehen, damit ich zurückkehren kann. Ich verstehe das, er hat mich nicht aufgegeben oder abgeschrieben, wie ich befürchtete. Er hat auf mich gewartet. So ist er, er harrt aus, er wartet ab. Wie nannte er es? Er kämpft keinen Kampf, den er schon verloren hat. Er hatte den Kampf nicht verloren und mich auch nicht. Ich wollte nur überlegen, wie wir uns wieder näher kommen, also ging ich um etwas Distanz reinzubringen und frei zu überlegen. Und als ich ging, hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als das er mich festgehalten hätte. Das er mir gesagt hätte, Du gehst nicht. Gleich wie, notfalls auch gebrüllt. Weißt Du er meint das auf einen warten total lieb, aber manchmal tut das gewaltig weh zu hören. Man möchte einfach festgehalten werden, um zu spüren ich brauch Dich, geh nicht. Oder geh und nimm mich mit. Das war unser Missverständnis. Du tust das was ich brauche, Du hältst mich fest, notfalls gegen meinen Willen und sogar mit Gewalt. Wo wir uns einmal gestritten hatten, hast Du mir die goldene Brücke gebaut indem Du mich einfach gedrückt hast. Weißt Du die unendliche Weite, ist für manche beängstigend. Für manche wiederum ist Enge angsteinflößend. Die unendliche Weite des Meeres ist mein Zuhause, nichts was meinen Blick einengt oder mein Gefühl. Kein Fixpunkt, Unendlichkeit. In einer Partnerschaft brauche ich das Gegenteil, da brauche ich es so eng, dass ich den anderen spüre. Denn auf der Unendlichkeit der See meines Lebens ist Boldi mein Fixpunkt. Aber das begreift er einfach nicht. Du hast es begriffen, als ich Dir den Kompass schenkte. Er fand seine Nautische Uhr einfach nur schön glaube ich. Na sei es drum. In einer Partnerschaft muss man den anderen nehmen wie er ist, macht er mit mir schließlich auch. Und wenn er das nicht weiß oder nicht kann, muss ich eben für uns beide kleben. Du klebst klasse", grinste Vano und küsste Tekuro liebevoll.


    Tekuro Chud
    Tekuro küsste ihn nicht minder voller Zuneigung. Dabei hielt er ihn ganz fest, so dass er keinen Zentimeter ausweichen konnte. Nass und tropfend blickten sie sich anschließend an. »Ich denke, Boldi weiß das. Und er weiß auch, wie ich fühle, weil er alles über mich weiß. Den Kompass habe ich noch immer und ich werde ihn verwahren. Und Boldi seinen auch, selbst dann, wenn er die Geste nicht versteht. Er ist von dir und darum wird er ihn als heilig erachten. Ja, Boldi und ich sind mehr als nur Brüder und mehr als das, was manche in uns reininterpretieren. Dafür, was wir sind, ist noch kein Wort erfunden worden. Du hast vollkommen recht. Ich kann nicht ohne ihn glücklich sein. Und ohne ihn leben erst, seit ich meine Familie an meiner Seite habe. Aber als diese noch fehlte ... da war ich tot. Ich hab hier und da versucht, eine Art Ersatz zu finden, nachdem er mir weggenommen worden war. Aber ihnen allen ... war ich zu aufdringlich. Ich hab sie erdrückt und noch mehr, ich wollte sie ganz einverleiben und für immer zu einem Teil von mir machen. Boldi war der Einzige, der das ganz gelassen ertrug. Er sagte einfach Nö, wenn es ihm zu eng wurde. Alle anderen ... haben irgendwann Schiss gekriegt. Oder wollten es einfach nicht. Wie Maxi, ich hab damit alles ruiniert und fast mein eigenes Grab damit geschaufelt. Du aber, Vano. Du bist einer, der das nicht erduldet, nicht erträgt. Sondern der es braucht. So wie mein Belly, so wie mein Patti. Ihr seid gleich, was das anbelangt, oder sehr ähnlich. Ich gebe es dir. Alles, Vano. Alles.«


    Silvano de Mancini
    "Alles und noch etwas mehr Tekuro, ich sage nur fettigen Reis, nicht wahr? Die Spielwiese hat ihre eigene Bedeutung. Deine Spielwiese in Arashi-Stil gehalten. Aber Dein kleines Stückchen Arashi ist in Boldis großem Zuhause. Du bist darin eingebettet. Genauso hast Du einen festen Platz auf unseren Inseln. Die Taverne und das Teehaus. Was ich Dir gebe, kommt von Herzen Teku. Sogar manchmal der Zorn, der sich meist gegen mich selbst richtet. Du bekommst es dann ab, weil Du die Wahrheit siehst. Das hast Du sehr gut beschrieben, andere bekommen Schiss, Boldi sagt nö. Ich? Nun ich rutsche noch ein Stück näher heran, wenn Du Dich festklammerst. Am Anfang hatte ich Angst vor Dir, genau aus dem Grund. Was wenn ich nicht mehr von Dir loskomme? Aber ich muss von Dir gar nicht loskommen, Du bleibst ja da und verlässt uns nicht", flüsterte Vano und streichelte Tekuro zärtlich über seine kalte Haut. "Eine eigene Familie Tekuro ist dass, was jedem von uns fehlte. Boldi gönnt Dir Dein Glück genauso wie ich. Wir müssen ihn nachher mit Quark einreiben, damit er keine Schmerzen leidet. Hilf mir dabei ja?", bat Vano und küsste Teku mit Zunge.


    Tekuro Chud
    »Du bist ... lieb«, freute Tekuro sich, ehe sein Mund von einer sich windenden Zunge zum Schweigen gebracht wurde. Lange währte dieser Kuss. Mit dem Wissen, was sie füreinander fühlten, schmeckte er besonders gut. Auch wenn Tekuro es noch nicht ausgesprochen hatte. Warum eigentlich nicht? Es fiel ihm leicht, wortreich zu erklären, wie wichtig ihm jemand war. Aber es auf den Punkt zu bringen, nicht um den heißen Brei herumzureden, das magische L-Wort auszusprechen - davor hatte er noch immer Hemmungen. Nur bei Bellamy waren ihm diese Worte überraschend leicht von den Lippen gegangen. Er löste ihre Münder und blickte Silvano scheu an. Vielleicht wirkte es abweisend, aber das war es nicht. Es war Angst. Wovor? Vor den selben Dingen, die auch Silvano fürchtete, wenn man die Hosen herunterließ. Wenn man den Panzer des schwarzen Skorpions öffnete und den Menschen darunter sah. »Ich liebe dich. Auch. Und die Spielwiese, sie ist so wunderbar. Sie ist Arashima, wie ich es mir vorstelle und sie ist der Ort, wo wir alle einander begegnen. Boldi hat sich dort sogar mit Jendro ausgesöhnt, nach so vielen Jahren. Er wurde in unserer Mitte willkommengeheißen. Es ist fast schon ein Ritualraum. Wobei ich nicht weiß, ob der Älteste. Diese Art von Gebet auch schätzt. Von mir sollst du nicht mehr wegkommen, Vano, ich halt dich fest, das hab ich dir doch hundertfach versprochen und angedroht. Ich lass dich nicht gehen.«


    Silvano de Mancini
    Vano umschlang Tekuro so fest, dass er von ihm gewärmt wurde. "Dankeschön, dass bedeutet mir sehr viel. Extrem viel Teku. Ein Ritualraum? Ich hätte es als Familiennest bezeichnet. Boldi und Jendro haben sich versöhnt, ich hoffe Jendro meint es ehrlich ohne Boldi verletzten zu wollen. Das würde mich freuen. Was soll der Älteste gegen diese Form von Gebeten haben? Wenn es ihm nicht passt, muss er nicht zuschauen. Ich weiß, dass Du mich nicht gehen lässt, Du würdest mich zurückschleifen und dafür Danke ich Dir. Manchmal sehe ich Dinge nicht und segele blind. Ich verlasse mich dann auf meine Erinnerungen, oder jemanden der für mich sieht, jemanden wie Dich. Wobei Du lange Zeit genauso wenig gesehen hast wie ich, bis Patti in Dein Leben trat und es gehörig auf den Kopf stellte. Unser Weg war gewaltig weit, nicht wahr? Aber wenn wir zusammenhalten kommen wir überall hin. Vielleicht nicht immer bequem, aber im Herzen geborgen. Auf Arashima bin ich genauso gespannt wie Du. Kazrar hat es mit soviel Herzblut beschrieben, dass ich mich frage, ob wir von dort nicht etwas für uns selbst mitbringen sollten. Etwas das uns was bedeutet, was wir benutzt haben oder immer noch nutzen. Etwas das wir in unsere Taverne stellen können und wenn wir es anschauen sagen... weißt Du noch damals? So etwas Teku, einen Seelenschmeichler", erklärte Vano glücklich.


    Tekuro Chud
    »Ein Ritualraum für uns, Vano. Für die Familie. Wo wir für die Gemeinschaft beten und unsere Rituale sind das Kuscheln und all das. Verstehst du? Darum fragte ich mich, ob der Älteste das auch mögen würde, wo er doch eigentlich Schmerz und Leid braucht, um sich zu nähren. Schadet es ihm dann, ist das wie Gift? Zum Glück ist er an Land, irgendwo. Glaub ich. Wenn alles gut kommt, ist er noch immer im Keller vom Rübenhof eingesperrt. Etti sollte ihn füttern. Wenn er es nicht macht, reiß ich ihm die Eier ab. Du, Vano, du findest immer so schöne Worte. Genau wie Kazrar. Wie Malerei mit der Stimme sind sie. Wortmalerei. Der Seelenschmeichler, das ist ein schönes Wort, ich erinnere mich, aber nur dunkel. Was war unser Seelenschmeichler? Für die Taverne, hm, wäre Boldis ganze Rüstungssammlung denkbar als Deko. Er versteckt sie und sie verstaubt. Gut, er staubt sie ab, aber trotzdem. Ist dir aufgefallen, dass ich auch einen Glücksbringer mitgenommen habe? An Deck. Da steht die Bank aus dem Palastgarten. Damit Etti sich nicht mehr die Eier dran verkühlt.« Tekuro grinste.


    Silvano de Mancini
    Vano musste über Tekus Glücksbringer lachen, ein Lachen das über die dunkle See klang und dadurch irgendwie unwirklich wirkte. "Du bist so gut zu Etti. Aber wie ich mitbekommen habe, benötigt er die Bank auch nicht mehr. Die Sammlung von Boldi in unserer Taverne würde mir gefallen. Er behauptete immer kein Hobby zu haben, aber das ist ein Hobby. Und die Sammlung bedeutet ihm was. Als Deko und Glücksbringer für uns wäre sie doch wunderbar. Falls er sie uns zur Verfügung stellt. Danke für die lieben Worte. Ich reiche da sicher nicht an Deinen Vater heran, aber er denkt vermutlich wie ich in Bildern und so beschreibt er was er sieht. So mache ich das jedenfalls. Tja dann wir der Älteste eben geschwächt, während die Familie gestärkt wird. Da muss er durch, dass schafft er schon. Wobei er zu seinen Anhängern doch auch stets freundlich war. Das könnte man doch auch als Nähe werten, meiner Meinung nach. Härte verlangt er doch nur gegenüber seinen Feinden. Ein Seelenschmeichler ist etwas, dass der Seele gut tut. Ich habe in meiner kleinen Einzelkajüte einen faustgroßen Stein liegen. Er war einer der ersten Balaststeine der Choucas. Also von ganz unten aus dem Rumpf. Als sie mal erneuert wurden, habe ich ihn behalten. Und ich war froh dass ich ihn hatte, als man mir mein Schiff wegnahm. Er war mein Seelenschmeichler, mein Tröster. Es gibt auch Handschmeichler, dass sind kleine runde, glatte Steine, die sich in Deine Hand schmiegen. Sie sollten beruhigen und Glück bringen. Das sind oft Feuersteine, durch ihre besondere Form. Falls ich einen finde, schenke ich ihn Dir. Unser Seelenschmeichler? Deiner war die Tasse für Patti vermute ich. Sie bedeutet Dir so viel und Du wolltest sie nicht verschenken. Du musst sie ihm aber schenken, dafür ist sie da. Mein Geschenk hast Du ja auch erhalten und ich hoffe es schmeichelt auch Deiner Seele. Zur Not führt der Kompass Dich immer wieder Heim. Er funktioniert, ist also kein bloßes Schmuckstück. Sowas würde ich nicht verschenken. Andersherum ja, es funktioniert und sieht gut aus. Ohne Funktion ist es nutzlos. Wir müssen uns mehr um Boldi, Davet, Patti und auch um Jendro kümmern. Den Ritualraum hast Du sehr gut beschrieben, Familienritual gefällt mir. Ein Ort wo man jede Maske ablegen kann, gleich was darunter zum Vorschein kommt. Wir benötigen ein Bettchen oder eine Wiege für Tanuki", schlug Vano vor.


    Tekuro Chud
    »Dann lass uns zu ihnen zurückkehren. Sie brauchen uns doch. Du weißt, sie kommen nicht klar ohne uns.« Tekuro grinste, doch dann wurde sein Blick wieder ernst. »Tanuki bekommt kein eigenes Bett, wo er schutzlos allein liegt. Der Gedanke ist unerträglich! Seine Wiege sind unsere Arme, sein Bett unsere Brust, wo er unseren Herzschlag hört und unsere Wärme spürt. Meine nicht mehr, aber die seiner Mutter und von seinem Patti. Die Tasse ... das wird so peinlich. Ich glaub, dann scheiß ich mir wirklich ein. Weißt du, die Gedanken mit den Seelenschmeichlern sind wundervoll, ich glaube, die Bank ist auch einer, nur etwas sperrig. Unsere Glücksbank, dort haben wir so oft geraucht. Meine erste Begegnung mit Belly ... sie fand dort statt. Ich war neu im Palast und saß da, um zu quarzen. Da setzte er sich neben mich, wünschte guten Abend und wir hatten ein Gespräch. Er war bisschen überrascht, weil über seinen Kopf hinweg einfach mal irgendein dahergelaufener Soldat in seine Leibgarde gequetscht wurde. Jedenfalls bedeutet die Bank mir was. Etti wird sich einen anderen Ort suchen müssen, wo er sich verkühlen kann, damit er verarztet wird.«


    Silvano de Mancini
    "Du beherrschst das mit den Worten genauso gut wie Dein Vater, da mach Dir keine Sorgen. Eine Wiege hätte keiner besser beschreiben können. Ich meinte ein Bettchen für den Ritualraum, dass er eingemummelt schlafen kann. Aber Du hast Recht, liebende Arme sind das schönste Bett. Die Tasse wird ihm gefallen und ihm zeigen, wie sehr Du ihn liebst. Ich mag solche Dinge, Geschenke mit Symbolen, sie sagen was mir selbst verdammt schwerfällt und ich hoffe der andere weiß es. Nicht immer, aber das ist dann nicht schlimm. Die Freude zählt vor allem. Die Bank ist Dein Seelenschmeichler, sie hat eine ganz besondere Bedeutung für Dich. Früher hatte ich ein Haarband, das war mein Seelenschmeichler von Davet. Er hatte es mir einfach so gekauft und es mir sehr viel bedeutet. Lealas Seelenschmeichler ist eine kleine Figur, die ich aus Muscheln gebastelt habe. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das Figürchen aufgehoben hat, aber das hat sie. Das rührt mich und es freut mich, dass Du die Bank hier an Bord gebracht hast. Sie wird uns Glück bringen. Ist hat viel Gutes in sich, wie man so sagt. Etti kann seine Klöten zur Not in den Wind halten, wobei er seinen persönlichen Leibarzt doch nichts mehr vormachen braucht", grinste Vano. Er schlang einen Arm um Tekuro und schwamm mit ihm im Schlepptau zurück zur Tordalk. Er starrte hoch zu der gewaltigen Mauer aus Holz die vor ihnen aufragte. Das Schiff war wesentlich größer und somit auch höher als die Choucas. "Flieg ich klettere, Du hast es einfacher kleiner Pelzball. Wobei sowas sollte ich nicht sagen, sonst denke ich an Pelzbälle", lachte Vano leise und machte sich an den Aufstieg.


    Tekuro Chud
    »Ja, die sind pelzig und das bleiben sie. Weil ich das so mag«, antwortete Tekuro grinsend. »Ich war als Minirobby so froh über die Haare. Weil ich endlich erwachsen sein wollte. Als Kind ist man so verdammt hilflos und ich hab es geliebt, wie die Schwärze von mir Besitz ergriffen hat und als Flaum über meinen Körper kroch, bis ein ganzer Pelz daraus geworden war. Ich war kein Junge mehr, ich war ein Mann und ich werde alles dafür tun, auch in Zukunft so auszusehen. Ich frag mich, ob Belly die Glücksbank bemerkt hat. Vielleicht erinnert er sich gar nicht mehr an das erste Gespräch, es ist so lange her. Seelenschmeichler besitzt du viele, mein Vano. Sie tun dir gut. Ich werde dir auch einen schenken, wenn ich einen gefunden habe, den ich für geeignet halte.« Tekuro schien sich in Nichts aufzulösen und wenige Augenblicke später flitzte eine Fledermaus durch die Nacht. Sie umschwirrte Silvano und sagte ihm die Tritte und Griffe vor. Nicht, dass er es benötigen würde.


    Silvano de Mancini
    Vano musste innehalten, weil er kichern musste. "Oh man Teku, ich habe nichts gegen Deinen Pelz, das war als Kompliment gemeint. Dunkler Pelz ist was schönes, sieht man. Ja als Kind ist man wehrlos, man ist den Erwachsenen schutzlos ausgeliefert und ihr hattet keinen, der Euch beschützt hat. Mich hat Santo beschützt, überlege mal, er hat sich für mich mit den Himmelsaugen angelegt. Ich sage es immer wieder, er verdient eine andere Behandlung. Das sollte ich ihm mal sagen. Einen Seelenschmeichler für mich? Da bin ich gespannt was Du aussuchst", freute sich Silvano und kletterte dank Tekuros Hilfe ziemlich schnell nach oben und über die Reeling. Vor Boldi blieb er stehen und berührte seinen Mann sanft am Arm. "Knubbel steh ganz vorsichtig auf, wir müssen Dich einreiben. Teku hol bitte Quark aus der Kombüse", bat Vano freundlich.


    Boldiszàr
    Boldiszàr war sofort wach. Zwar bevorzugte er die gemütlichere Tour, doch sofort munter zu sein, wenn etwas ihn weckte, hatte er zeitig gelernt. In diesem Fall wurde er belohnt mit dem Anblick seines nackten, nass glänzenden Mannes. Er grinste mit der gesunden Seite. »Na, warst du planschen? Ohne mich? Verstehe, hier ist keine Sandbank.« Von der Seite schob Tekuro eine Schüssel voll Quark ins Blickfeld. »Wie aufmerksam.« Boldiszàr griff mit Zeigefinger und Mittelfinger hinein wie mit einem Löffel und begann zu essen. »Ihr zwei seit super, so könnt ihr mich jeden Abend wecken.«


    Silvano de Mancini
    "Was beim Abgrund, wenn man eine Sekunde nicht auf Dich aufpasst. BOLDI!", stöhnte Vano und riss ihm die Schüssel aus der Hand. "Meine Güte, Knubbel schau nur Du bist verbrüht. Du bist in der Sonne eingeschlafen und ich werde Dich mit Quark einreiben, damit es die Hitze aus Deinem Körper zieht. Du kannst gleich was Leckeres essen, Sahne von mir aus", kicherte Vano und fing an Boldi von Kopf bis zu Fuß einzuschmieren. An manchen Stellen war er besonders gründlich.


    Boldiszàr
    »Der gute Quark«, stöhnte Boldiszàr. Zur Strafe schmierte Tekuro ihm eine Hand voll durch die Haare und klatschte ihm dann eine Portion auf den Mund. Die naschte Boldiszàr mit der Zunge weg, während sein Mann sehr viel liebevoller mit seinem Sonnenbrand umging. Tekuro formte ihm merkwürdige Zipfelfrisuren mit den schmutzigen Haaren, Silvano verwöhnte ihn. »Das nächste Mal muss Davet Robbys Part übernehmen.« Dafür schmierte Tekuro ihm zwei weiße Würste auf die Brauen. »Vano, hilf mir!«


    Silvano de Mancini
    Vano schaute Boldi unschuldig an und leckte sich die Finger sauber. "Mache ich doch schon die ganze Zeit Schatz", schmunzelte er und küsste Boldi ganz sanft und liebevoll. "Teku hat seinen Spaß, lass ihn doch. Wir waren planschen und wir haben uns wunderbar verstanden. Auch wenn er Angst vor Fischen hat. Wir haben eine tolle Idee, also wir dachten wir verwenden Deine Sammlung als besondere Deko für unsere Taverne. Einverstanden?", fragte Mancini seinen Mann und schmierte ihm auch die Eier großzügig mit Quark ein. "Keine Angst, ich reinige Dich nachher...", säuselte er mit gierigem Blick.


    Boldiszàr
    »Da kann man ja nicht Nein sagen.« Boldiszàr machte die Beine breit und es sich gemütlich. »Da unten hab ich mich besonders verbrannt. Scheiß Sonne.« Er nahm sich vor, öfters auf dem Sonnendeck einzunicken. »Meine Sammlung sollte dort sein, wo ich sie oft sehe. Wenn wir in der Taverne sind, ist dort ein guter Ort, sie kann aber auch deine Kapitänskajüte zieren. Oder wir verteilen die Stücken, manches hier, das andere dort.«


    Silvano de Mancini
    Vano schmierte, massierte und streichelte Boldi zeitgleich. "Das mit dem Verteilen ist eine sehr gute Idee. Wenn wir an Land sind, sind wir doch in unserer Taverne oder nicht? Schiff und Hafen vor der Nase, unser Laden, unsere Arbeit. Teku gleich nebenan. Das wird gemütlich Boldi und wir sind ganz nah zusammen. Wir müssen jemanden für unseren Laden einstellen und für die Taverne, wenn wir nicht da sind. Es sei denn Leala übernimmt den Laden für uns. Tekus Taverne und der Rebstock haben auch Zimmer zum Übernachten. Da könnten wir selbst auch wohnen und schlafen. Was meinst Du?", hakte Vano nach und schmiegte sich nackt wie er war an seinen Mann.


    Boldiszàr
    »Für die Taverne könnten wir Leala den fauligen Piet an die Seite stellen. Dann hat Robby endlich einen Grund, ihn von seinem Schiff zu holen. Piet arbeitet bei den Silberbärten als Matrose. Robby meint, der Kerl würde tagein tagaus nur in der untersten Etage des Schiffsraums leben, nie die Sonne sehen oder Frischluft bekommen und darum würde ihm alles abfaulen. Das lässt ihn irgendwie nicht los, davon redet er dauernd.« Boldiszàr fummelte unter Silvano mit dem Quark herum und als alles schön glitschig war, zog er Silvano auf seinen Schoss und drang in ihn ein. Dann fiel ihm auf, dass die Armlehnen des Liegestuhls störten. Er brach sie kurzerhand ab und warf sie weg, damit Silvano Beinfreiheit bekam. Tekuro tat, als würde er seine Hände abschlecken, während er sich in eine gute Zuschauerposition brachte. Gleichzeitig äugte er aber in die Ferne. Er vermisste seinen Mann. »Geh zu Belly«, brummte Boldiszàr freundlich. »Tanuki ist bei Nori, nutzt die Zeit.« Tekuro miepste kaum hörbar. Dann packte er Silvano bei den Wangen und knutschte ihn tief mit der Zunge. Erst danach zog er von dannen.


    Silvano de Mancini
    "Dann machen wir das so. Wer weiß warum Piet immer nur unter Deck arbeitet, dass kann ich nicht beantworten, aber ehe er dort versauert und an Rheuma eingeht, stellen wir den Burschen ein", stimmte Silvano zu und ließ sich genüsslich auf Boldis Schoß ziehen. Immerhin hatte er Boldi ja versprochen ihm die Hitze aus dem Körper zu ziehen und er hielt Wort. Vano hielt sich an Boldis Nacken fest, während dieser in ihn eindrang. Ganz langsam ließ er sich auf dessen Schaft herab bis er fest auf ihm saß. Für den optimalen Komfort brach Boldi kurzerhand die Lehnen ab, was Vano grinsen ließ. Teku wusste nicht ob er bleiben und zuschauen oder ob er gehen sollte. Er entschied sich für Letzteres, nicht aber ohne sich gebührend zu verabschieden. Vano leckte sich über die Lippen und gab den Kuss an Boldiszar weiter. Er umschlang dessen Hals mit beiden Händen und fing ganz langsam an ihn zu reiten, während er ihn küsste. "Du bist eindeutig zu heiß", raunte er ihm ins Ohr.


    Boldiszàr
    Der Kuss schmeckte nach Silvano, nach Salzwasser, Quark, Nikotin und Vampirspeichel. »So heiß, dass nicht mal der Quark hilft. Piet muss vorher nur untersucht werden, nicht dass der ein Aussätziger in Quarantäne ist und uns am Ende die Kundschaft wegfault.« Genüsslich kam Boldiszàr seinem Mann von unten entgegen. Tief und langsam, so wie er es liebte und bald war Silvano genau so quarkverschmiert wie Boldiszàr. Der hörte auf zu reden und umarmte ihn fester. Sein Atem veränderte sich, Silvano spürte, wie er in ihm auf Maximalgröße schwoll und dann wurde es heiß in seinem Darm. Boldiszàr machte ohne Unterbrechung weiter, so lange er noch konnte.


    Silvano de Mancini
    Vano umklammerte Boldi, was bei dessen breitem Kreuz gar nicht so einfach war. Er krallte ihm die Finger in die Schultern und kaute auf der Unterlippe, während es ihm sein Mann hart, heftig und heiß besorgte. Was so ein ausgiebiges Sonnenbad doch für einen geilen Nebeneffekt haben konnte. Vielleicht machte es auch der Quark. Vano beschloss Boldi öfter einzureiben und mit Quark zu füttern. Als es seinem Mann kam, räkelt er sich vor Lust nach hinten. Er fühlte wie sich Boldi heiß in ihm ergoss, während es ihm selbst kam. So eingesaut wie sie schon waren, machte das optisch keinen Unterschied mehr. Vano packte Boldis Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn fest und atemlos, ehe er sich an ihn presste. "Ich liebe Dich", flüsterte er glücklich an Boldis breiter Brust.


    Boldiszàr
    »Ich liebe dich auch«, schnaufte Boldiszàr. Silvano wirkte müde, er selbst aber hatte einige Stunden geschlafen und war munter. Er erhob sich, wobei er Silvano festhielt. In dem Moment, wo er sich nach vorn neigte und das Gewicht verlagerte, gab der Liegestuhl sein Todesächzen von sich und ein Riss durchzog das Holz des Gestells. »Na prima. Stühle hassen mich.« Samt Silvano richtete er sich auf und buckelte ihn zur Spielwiese. »Erst leckst du mich sauber, wie versprochen. Dann darfst du schlafen.«


    Jendro Girad
    Jendro, der dort saß und etwas bastelte, ließ sein Werk sinken. »Soll ich helfen, Vano? Dann geht es schneller.«


    Silvano de Mancini
    "Das machst Du doch absichtlich, Du hast ihm die Arme ausgerissen, das war der Todesstoß. Also, ich meine, vergiss es", lachte Vano und küsste seinen Mann erneut. "Wenn Boldi zustimmt, darfst Du gerne helfen. Ich halte mein Versprechen", antwortete er liebevoll und schmiss den kaputten Stuhl über Bord. "Schiffsmentalität - alles was nicht an Bord gebraucht wird, geht über Bord. So einfach ist das", grinste er von einem Ohr zum anderen.


    Boldiszàr
    »Stattgegeben«, grunzte Boldiszàr zufrieden und machte es sich auf einer Decke bequem, um nicht den Teppich der Liegewiese zu verschmutzen. Er schloss die Augen, während zwei fleißige Zungen ihm Quark und Vanos Sahne von der wunden Haut leckten. Im Hintergrund hörte er das Klatschen des Liegestuhls, der auf der Wasseroberfläche aufschlug.


    Silvano de Mancini
    Vano leckte Boldi zuerst über das Gesicht, ehe er sich daran machte, ihm die Juwelen zu säubern und zwar ganz langsam und bedächtig, damit er auch lange etwas davon hatte. Er verpasst Jendro einen Schubs mit dem Körper, so dass dieser auch seinen Anteil Quark ab bekam und eingesaut wurde.


    Boldiszàr
    »Ihr wollt euch bloß gegenseitig ablecken«, kommentierte Boldiszàr, aber anhand seines Grinsens sahen sie, dass er das nicht übel nahm. Er für seinen Teil merkte langsam die heftigen Schmerzen, die ihm der Sonnenbrand eingebracht hatte. Er kraulte Silvanos und Jendros Kopf, während die sich Mühe gaben, jede Stelle seiner Haut und jede Falte vom Quark zu reinigen, den Silvano und Tekuro auf ihm verteilt hatten. Als er sauber war, machte Jendro sich daran, auch Silvano mit der Zunge zu putzen. Boldiszàr grunzte belustigt und machte es sich bei Patrice bequem, der allein im Nest herumlag. Tekuro und Bellamy waren genau so verschwunden wie Davet.


    Silvano de Mancini
    Vano streichelte Jendro zärtlich, ehe er Boldi behutsam in die Decke hüllte. "Schlaf schön und kurriere Dich aus. Über Nacht reibe ich Dich nochmal ein, dass hilft wirklich. Und so geil der Spaß auch ist, pass bitte besser auf. Du kannst einen Hitzschlag bekommen. Ich werde Dir ein Segel als Sonnenschutz aufspannen lassen. Nacht mein Großer", sagte Vano und küsste Boldi. Gemeinsam mit Jendro bezog er neben seinem Mann Stellung, in einem Arm Boldi und im anderen Jendro. "Schlaft schön", schob er noch und beide bekamen einen Quarkkuss.