Teebeutel - Kap. II - Ärger in Shizu

  • Während Arafis den Schlägen des wütenden Priesters auswich, der alles andere als tierlieb zu sein schien, hörte sie plötzlich die besänftigende Stimme Selan’s. Die Wölfin verstand seine Worte nicht, denn ihr Verfolger achtete keinen Augenblick darauf und verfolgte stur den angeblichen Köter, der den Tempel zu entweihen drohte.
    Als der Mann einen Moment stehen blieb, um nach Luft zu schnappen, erkannte die junge Albin in einiger Entfernung den Nekromanten stehen. Sofort machte sie kehrt und rannte winselnd zu dem Tiefling hinüber.


    Arafis verstand nicht, warum ein Tier keinen Tempel betreten durfte. Schliesslich waren Tiere, auch Hunde, freier von Sühne als mancher Mensch. So war ihr Unverständnis und ihre Trauer über die Arroganz des Priesters in ihren Augen zu lesen.


    Der feinfühlige Selan begriff sofort, dass das Tier ihn als Retter erwählt hatte und nahm sich dieser Aufgabe auch direkt an.
    Was Arafis jedoch nicht erwartet hatte war, plötzlich den Boden unter den Füssen zu verlieren und hochgehoben zu werden. Einen Moment zappelte sie etwas nervös, dann begriff sie jedoch, dass das nur kontraproduktiv war und der Nekromant ihr zu helfen versuchte. Also leckte sie ihm stattdessen dankbar über die Wange.


    "He Moment mal, das ist doch Urakos Anhänger stimmts? Bist du etwa sein neuer Hund, von dem ich gehört habe? Eigentlich siehst du mir ja eher wie ein Wolf aus mein bester. Ach nein, du warst ja eine sie, meinte Urako, Verzeihung bitte!"


    Och herrjeh, sogar Selan hatte bereits von Urako‘s Schosshund erfahren… Wie sollte sie da wieder rauskommen ohne sich zu erkennen zu geben?
    Doch das war momentan nicht ihr grösstes Problem, denn der Priester kam bereits mit dem Stab fuchtelnd und wütend schimpfend auf sie zu.
    Doch Selan schaffte es mit seiner überlegten und bedachten Art, den älteren Mann zum Schweigen zu bringen, so dass dieser schliesslich leise grummelnd davonzog.

    "Dem hätten wir‘s gezeigt, nicht wahr?",
    sprach Selan zu der Wölfin und setzte sie langsam wieder ab.
    Gleich schien er jedoch wieder in Sorge zu sein und bedeutete der geretteten Arafis, auf der Stelle zu verharren, dann hastete er auch schon geduckt davon.
    Doch Arafis, welche erst gerade wieder zu ihren beiden Tieflingen zurückgefunden hatte, wollte nicht einfach so hier rumstehen, erst Recht nicht, falls hier noch weitere giftige Priester rumirrten.


    Also folgte sie, ebenso geduckt, Selan ins Innere des Tempels. Überrascht blieb sie stehen und blickte sich erstaunt um. Das Gewölbe war riesig und beeindruckend. Arafis, welche sich nicht gerne in Gebäuden aufhielt, schaute sich sicherheitshalber nach möglichen Fluchtwegen um, doch ausser dem Tor, durch welches sie gerade geschritten war, schien es keinen weiteren Ausgang zu geben.


    Wo war Selan verschwunden?, vor lauter Staunen hatte die Wölfin ihn aus den Augen verloren.
    Plötzlich hörte sie eine laute Stimme durch den Raum hallen: "Dann schau mal nach wo hier deine Geräusche sind, viel Spaß du Idiot."
    Arafis spürte instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Schnell suchte sie Deckung im Schatten des Tempels, wo man sie nicht so gut erkennen konnte. Von dort beobachtete sie aufmerksam das weitere Geschehen.


    Plötzlich verbreitete sich ein unglaublicher Gestank in dem heiligen Tempel. Arafis schüttelte sich und winselte gequält auf. Das war pure Qual für ihre sensible Wolfsnase. Das musste wieder Selan’s Werk sein. Sie wurde von ihrem Leiden abgelenkt, als sie polternde Schritte vernahm und tatsächlich ein bekannter Dämon in ihrem Blickfeld auftauchte. Als sie die Gestalt erkannte, erinnerte sie sich wieder an das Geschehen auf dem Markplatz – Orobas !
    Wütend knurrte Arafis und musste sich beherrschen, nicht einfach auf den Tiefling loszustürmen.


    Kurz darauf roch die Wölfin jedoch etwas Neues, was sie zutiefst beunruhigte.
    Die junge Albin war wie erstarrt und versuchte den Ursprung zu erkennen. Im selben Augenblick zischte Urako’s Feuerspatz hervor und umschwirrte den wütenden Tiefling. Arafis blickte unruhig dem fliegenden Spatz hinterher, sie hasste Feuer, doch von dem Flattervogel schien keine Gefahr auszugehen, vor Allem, da Orobas ihn mit einer Wasserkugel in tausend Funken zerschlug. Beruhigt amtete Arafis auf.


    Doch da bahnte sich bereits die nächste Katastrophe an. Wie einen Schatten sah sie Urako an der Wand entlangschleichen. Kurz darauf hing wieder der verräterische Geruch von Rauch in der Luft. Arafis wurde unruhig und blickte sich ängstlich um. Dann sah sie, wie ein Vorhang nach dem anderen lichterloh brannte. Und sie erkannte, wie Urako den Tempel vorne zu in Flammen setzte. Sie hatte jedoch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Sie wollte nur noch weg!


    Orobas war bereits verschwunden und jetzt sah Arafis Urako und Selan. Sie blickten sich offensichtlich nach einem Fluchtweg um. Überall waren Flammen, die Hitze breitete sich aus und dunkle Rauchschwaden hüllten den Raum in schummriges Licht.
    Alles brannte, Vorhänge, Bänke, Teppiche. Die Waldalbin begann zu winseln und schliesslich zitterte sie am ganzen Körper.
    Plötzlich hörte sie ein Pfeifen – Urako.
    Arafis riss sich zusammen, nahm ihren ganzen Mut und hechtete geduckt den beiden Tieflingen hinterher.


    Ohne darauf zu achten, wo es hinführte, sprang sie Urako hinterher in ein dunkles Loch. Bloss weg von den Flammen, bloss weg von erstickenden Rauch, von der Hitze und dieser zerstörenden Kraft.
    Kaum hüllte sie die Kühle und Dunkelheit ein, sank sie am ganzen Leibe zitternd wie Espenlaub zu Boden.
    Auch Selan folgte ihnen durch den Geheimgang.
    Während Arafis so zusammengekauert am Boden lag und sich zu beruhigen versuchte, dachte sie über das gerade Geschehene nach. Die Tatsache, dass Urako Macht über Feuer hatte, verunsicherte sie zutiefst. Zum Glück wusste der Tiefling nicht, was für eine Angst die Flammen in ihr entfachen konnten.


    Langsam wurde sie ruhig und lauschte auf die Geräusche. Ein modriger Geruch umgab die drei Gefährten. In weiter Ferne meinte sie Stimmen zu vernehmen, doch die verwinkelten Gänge verschluckten die Worte.
    Jemand hatte die Falltür zugezogen, womöglich, damit der Rauch nicht auch nach unten dringen würde. Völlige Dunkelheit umgab sie, doch das störte die Wölfin nicht allzu sehr. Der Gang erinnerte sie an eine Höhle. Schliesslich stand sie auf und begann am Boden nach der Spur der Kampfmagier zu schnüffeln. Völlig vertieft folgte sie dem Geruch und entfernte sich Schritt für Schritt von dem Eingangsbereich hinein in die dunkle Schwärze.

  • Selan hielt sich stark hustend die Hand vor dem Mund, sein Brust schmerzte vor dem beissenden Rauch, den er noch vor wenigen Sekunden ein athmen musste. Seine Augen tränten und schmerzten, doch wurde es langsam besser und richtete sich langsam aus seiner gekrümmten Haltung wieder auf. Kurz schweiften seine Blicke umher, um sich zu orientieren, jedoch viel es sehr schwer, der Gang in dem sie sich befanden war nur spehrlich beleuchtet, hier und da waren fackeln angezündet worden. Ein Blick genügte um zu sehen, dass sie neu waren, somit also von Ibn Altsalat stammen mussten und dieser Gang wohl sonst nicht genutzt wurde, was man auch unscheinbar an den vielen Spinnweben bemerkte, die man immer wieder berührte und ins Gesicht bekam.
    Selan schritt vorsichtig die wenigen Stufen herauf, die sie gerade herunter gekommen waren und berührte sie kurz mit der Hand.


    "Mhhh, die Eisenfalltür ist kochend heiß, damit wäre wohl bewiesen, dass sich das Feuer verschlimmert hat, damit wäre dieser Weg als Ausgang für uns geschlossen Urako."


    Besorgt blickte Selan sich zu Urako und setzte sích auf ein der untersten Sufen. "Warum tuhst du so etwas? Wir wären doch auch anders aus der Situation gekommen, du hast Brandstifterei begangen! Du hast ein Gotteshaus angezündet, was denkst du wird man mit dir machen, wenn man dies heraus bekommt oder was wird Athronos höcst persönlich sagen, wenn er mit bekommt, dass du sein Haus zerstört hast?!"


    Selan stand auf, ging zu Urako herüber und umarmte ihn. "Urako, du bist mein Schüler und bin froh, dass es dir gut geht und uns nichts passiert ist. Aber deine unüberlegten Handlungen werden uns noch mal richtig in Schwierigkeiten bringen! Hör bitte in Zukunft besser einmal auf mich, einverstanden? Ich möchte ja auch nicht schon wieder einen Schüler verlieren.", flüsterte Selan schon fast mütterlich Urako zu.


    "Aber nun komm, wir haben noch etwas zu erledigen, wie wir uns entschuldigen und Wiedergutmachung leisten, überlegen wir uns später. Komm schon, die drei haben schon genug Vorsprung."


    Selan erschrag kurz, gerade als er los gehen wollte sties er mit seinem Bein sacht gegen etwas weiches. Sofort zuckte er zurück und schaute was war, denn er befürchtete schon das schlimmst. Haben die drei etwa einem Priester etwas angetahn und hier versteckt? Doch war der Schreck um sonst, "Na sag einmal, was machst du denn hier, kleine Wöflin. Schau mal wer uns gefolgt ist Urako, deine kleine Freundin, will uns wohl nicht allein lassen?", freute sich Selan und streichelte die Wölfin auf dem rücken.


    "Na kommt ihr beiden wir haben genug Zeit verloren."


    Durch die Freude, dass beide Freunden nichts passiert was beflügelt, schritt Selan vorran in den nur gerade Mannshohen, nur spärlich beleuchteten Gang.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Urako verschwand in dem finsteren Kellerloch. Instinktiv breitete er im Fall die Flügel aus, doch er fiel nicht weit. Seine Füße trafen auf kaltes Gestein und die Luft war angenehm kühl. Er atmete ein paar Mal tief durch, um den Rauch aus seinen Lungen zu bekommen. Da landete plötzlich die Hündin neben ihm. Sie krümmte sich zusammen. Das hatten auch die Straßenhunde getan, wenn er in Phintias alljährlich auf die Jagd nach ihnen gegangen war. Es bedeutete wohl so etwas wie Angst, falls Tiere dazu fähig waren.


    Urako schaute, ob Selan gerade fort sah – er war gerade mit der zugeschlagenen Falltür beschäftigt – und klopfte sie sachte. Das hatte er sich von Arafis abgeschaut, die ihren Hund auf diese Weise manchmal lobte. Das Fell war weich wie das Haar einer Frau, nicht so hart und borstig wie der Pelz von Straßenkötern.
    „Bist ein tapferes Mädchen“, flüsterte er. „Keine Angst, das Feuer kann dir hier unten nichts tun.“ Gleich darauf kam er sich dämlich vor. Das Tier verstand ihn ja doch nicht. Hoffentlich hatte Selan es nicht gehört, sonst machte er sich endgültig lächerlich. Doch sein Lehrer starrte noch immer auf den verschlossenen Ausgang.


    "Mhhh, die Eisenfalltür ist kochend heiß, damit wäre wohl bewiesen, dass sich das Feuer verschlimmert hat, damit wäre dieser Weg als Ausgang für uns geschlossen Urako."
    Urako spürte, wie sein Magen sich erneut zusammen zog bei der Vorstellung, meterdicken Stein über sich zu haben. Er musste würgen und erbrach sich, obwohl er gar nichts mehr im Magen hatte. Bis auf widerliche Säure kam nichts mehr heraus. Ihm wurde schwummrig und er musste sich an der Wand abstützen.

    "Warum tust du so etwas? Wir wären doch auch anders aus der Situation gekommen, du hast Brandstifterei begangen! Du hast ein Gotteshaus angezündet, was denkst du wird man mit dir machen, wenn man dies heraus bekommt oder was wird Athronos höchst persönlich sagen, wenn er mit bekommt, dass du sein Haus zerstört hast?!"


    „Danke, dass du dich so um mein Wohlbefinden sorgst“, krächzte Urako. „Mir ist hundeelend und alles, was dich interessiert, ist der kack Tempel.“


    Selan stand auf, ging zu Urako herüber und umarmte ihn. "Urako, du bist mein Schüler und bin froh, dass es dir gut geht und uns nichts passiert ist. Aber deine unüberlegten Handlungen werden uns noch mal richtig in Schwierigkeiten bringen! Hör bitte in Zukunft besser einmal auf mich, einverstanden? Ich möchte ja auch nicht schon wieder einen Schüler verlieren."


    „Schon gut, so war das nicht gemeint, kannst wieder garstig und abweisend zu mir sein, hörst du? Mein zermatschtes Gesicht hat dich ja auch nicht interessiert. Ach, ich vergaß, du musstest dich ja um denjenigen kümmern, der mir das angetan hat, musstest ihm Gürkchen auf seine Äuglein legen, während ich nicht mal einen Sitzplatz angeboten bekommen habe.“ Er sträubte sich und versuchte, so gut es ging zurück zu weichen. „Lass die Heuchelei, mir ist schon schlecht genug!“


    Endlich ließ Selan ihn wieder los.

    "Nun komm, wir haben noch etwas zu erledigen, wie wir uns entschuldigen und Wiedergutmachung leisten, überlegen wir uns später. Komm schon, die drei haben schon genug Vorsprung."


    "Entschldigen? Ich muss mich für gar nichts entschuldigen! Wenn die Idioten hier zu dämlich sind, ordentlich zu bauen und alles beim kleinsten Fünklein in Flammen aufgeht, ist das nicht mein Problem. Im Gegenteil, es geschieht ihnen ganz recht."


    Da bemerkte Urako, dass die Hündin begann herum zu schnüffeln. Rasch nahm sie eine Spur auf und folgte ihr den Gang entlang, die Nase dicht über dem steinernen Boden. Stolz kam in ihm auf und fegte seine schlechte Laune augenblicklich hinfort.


    „Schau mal, was sie macht! Wie toll ich sie erzogen habe! Hat die stinkende Fährte vom ollen Altsalat aufgenommen, die Töle. Meine Töle, meine eigene! Jetzt brauchen wir ihr nur noch zu folgen, um dem Leichenknutscher den Arsch auf zu reißen.“


    Und sie folgten ihr, Kilometer um Kilometer hinab in die Dunkelheit. Durch das Laufen kam Urakos Kreislauf wieder in Schwung und es ging ihm besser, je weiter sie kamen. Als Tiefling konnte er bei diesen Lichtverhältnissen auch ohne Fackel hervorragend sehen.


    Unbeirrt trabte die Hündin vorneweg, so dass die Tieflinge manchmal Mühe hatten, ihr zu folgen. Urako troff vor Schweiß. So viel, wie er in der letzten Zeit gelaufen war, war er in seinem ganzen Leben noch nicht gelaufen. Seine Flügel hingen kraftlos herab, sein Pferdeschwanz klebte klatschnass in seinem Genick. Immer wieder wischte er sich mit dem Unterarm über die Stirn, da ihm der Schweiß in die Augen lief.


    „Pause“, japste er. „Pause sage ich, blödes Viech!“
    Doch die Hündin lief und lief, bis sie in einer großen Halle angelangten.
    Urako verzog angewidert das Gesicht. Obwohl ihm vor Erschöpfung die Beine zitterten, blieb er stehen. Die Wände des Raums waren bedeckt von säuberlich gestapelten Gebeinen. Hunderte, wenn nicht gar tausende Tote mussten hier liegen.


    „Was zum Henker ist das“, murmelte er und musste ein wenig grinsen. „Hehe, zum Henker“, wiederholte er. „Hast du verstanden, Selan? Zum Henker! Hr hr hr!“


    „Großmeister, herrlicher Gebieter!“


    „Wer, ich?“


    „Wir haben nun genügend Probanden gefunden. Ich habe ihnen erzählt, die Familienmitglieder, mit denen sie noch einmal reden wollten, hätten mir mitgeteilt, sie seien von Handlangern der Allianz gemeuchelt worden. Nur die Blutrache könnte den Toten ihren Frieden bringen. Dreißig Probanden werden für uns gegen den Norden kämpfen.“


    Jetzt begriff Urako, dass man nicht mit ihm redete.
    Die Stimmen kamen aus einer verzierten Eisentür auf der anderen Seite des Saales.


    „Das ist gut“, tönte eine zweite Stimme. „Weniger gut ist das, was mir ein Vöglein über dich gezwitschert hat. Etwas ist schief gelaufen.“


    „Unmöglich! Ich habe auf alles geachtet. Die Preise waren so niedrig, dass niemand lästige Fragen stellt. Nicht alle haben sich ködern lassen, aber bei so einem preisgünstigen Angebot werden sie es wohl eher auf meine mangelnde Eignung als Nekromant schieben denn auf Betrug.“


    „Es geht nicht um die … Kundschaft. Firxas hat in deinem Zelt etwas gefunden, wurde mir zugetragen.“


    „Was sollte ...“


    „Zeig es ihm. Zeig ihm, wie nachlässig er war!“


    „Ja, Großmeister.“


    Ibn schnappte nach Luft. „Das kann nicht ...“


    „Offensichtlich doch! Jemand hat dir diesen Schädelspion untergejubelt! Was bedeutet, dass dieser Jemand von unserem Treffen heute weiß! Wir werden das Treffen mit den anderen trotzdem abhalten … mit einer kleinen Planänderung.“


    Urako konnte hören, wie Orobas und Firxas kicherten.
    Nur Ibn war offenbar ganz und gar nicht zum Lachen zumute.

  • Arafis hörte dem Geplapper der beiden Tieflinge schon lange nicht mehr zu, sie hatte Witterung aufgenommen und folgte dem Gang hinab in die Dunkelheit. Auch Urako’s Gekeuche und sein Rumgejapse interessierte sie nicht weiter, nur der Geruch in ihrer Nase war noch von Wichtigkeit – und so schnell wie möglich eine grosse Entfernung zwischen sich und das Feuer zu bringen!


    Auch wenn der reizende Gestank nach Rauch weniger wurde und die brennende Hitze im Tempel zurückgeblieben war, wollte Arafis weg vom Ort des Geschehens.
    Plötzlich blieb die Wölfin abrupt stehen, so dass einer ihrer Gefährten beinahe über sie gestolpert wäre.
    Wie gebannt blickte sie in die grosse Halle, welche sich vor ihnen in die Höhe wölbte. Sie schnüffelte etwas verwirrt in der Luft. Es roch abgestanden. Dann entdeckte sie die Gebeine, welche seltsame Gebilde formten. Angewidert verzog sie die Lefzen und eine komische Grimasse zeichnete sich einen Moment ganz untypisch auf dem Wolfsgesicht ab.
    Sie schüttelte sich, wie um das grausige Bild abzuschütteln, als sie Stimmen hörte.


    „Wir haben nun genügend Probanden gefunden. Ich habe ihnen erzählt, die Familienmitglieder, mit denen sie noch einmal reden wollten, hätten mir mitgeteilt, sie seien von Handlangern der Allianz gemeuchelt worden. Nur die Blutrache könnte den Toten ihren Frieden bringen. Dreißig Probanden werden für uns gegen den Norden kämpfen.“


    Arafis verstand nicht, worum es ging. Verwirrt blickte sie zu Selan und Urako hoch, welche gebannt lauschten. So verhielt sich die Wölfin ruhig und versuchte die Unterhaltung mit zu verfolgen.
    Irgendetwas schien eine der Stimmen zu verärgern.


    „Zeig es ihm. Zeig ihm, wie nachlässig er war!“, fauchte die Stimme wütend.
    „Das kann nicht ...“, versuchte sich der Beschuldigte zu verteidigen, und Angst schwang in seiner Stimme mit.
    „Offensichtlich doch! Jemand hat dir diesen Schädelspion untergejubelt! Was bedeutet, dass dieser Jemand von unserem Treffen heute weiß! Wir werden das Treffen mit den anderen trotzdem abhalten … mit einer kleinen Planänderung.“


    Während ihre Gefährten still waren und die anderen Tieflinge belauschten, hatte die junge Frau plötzlich das Bedürfnis, sich der Eisentür zu nähern. Auf leisen Pfoten schlich sie sich an dem Rand der Halle entlang. Neben ihr reihten sich die Gebeine hoch und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Als sie die Tür beinahe erreicht hatte, hörte sie neben sich plötzlich ein erschrecktes Aufquietschen und nahm eine schnelle Bewegung aus den Augenwinkeln war.
    Im nächsten Moment blickten sie zwei feurig rote, weit aufgerissene Augen an. Vor Schreck gab Arafis einen erschrockenen Laut von sich und sprang zurück. Dabei prallte sie gegen eines der Knochengebilde, welches laut knatterte und wankte, jedoch glücklicherweise stabil genug war.
    Das kleine Wesen nutzte unterdessen die Gelegenheit und die Wölfin erblickte gerade noch einen langen, haarlosen Rattenschwanz, der in die Dunkelheit davonhuschte.


    „Was war das? Los geht nachschauen! Bewegt euch!“, knurrte gleich darauf die befehlerische Stimme und im nächsten Augenblick wurde die Tür weit aufgerissen. Arafis blieb wie erstarrt stehen, als das Licht einer Fackel auf ihrem Körper schimmerte.
    „Na was haben wir denn da!“, lachte eine dämonische Stimme. Orobas kam mit drohenden Schritten auf die Wölfin zu.


    Arafis erkannte den Tiefling, als sie seine rauhe Stimme hörte und seine massige Gestalt auf sich zukommen sah. Sie fühlte sich hilflos und hoffte, dass Selan und Urako sich nicht blicken liessen, denn offensichtlich waren sie in der Minderzahl. Gleichzeitig wünschte sich die Waldalbe nichts sehnlicher, als die Augen zu öffnen und aus einem bösen Traum erwachen zu können.


    Ihre Augen waren starr auf Orobas gerichtet, so dass sie viel zu spät bemerkte, wie Firxas sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Als sie im nächsten Moment zwei kräftige, klauenbesetze Hände an ihrem Nacken spürte und sie von dem Gewicht des Tieflings zu Boden gedrückt wurde, war es bereits zu spät.
    Arafis versuchte sich zu befreien, doch Firxas hatte sie fest im Griff und schliesslich gab die junge Frau nach und blieb regungslos liegen, abwartend, was nun weiter geschehen würde. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals und sie war überzeugt, dass man es in der ganzen Halle hören müsste.


    „Hier, nimm den Strick, kannst dem Köter das Maul zuschnüren und die Beine, damit er nicht wegläuft. Das gibt n leckeres Abendessen! Scheint zwar nicht allzu viel Fleisch auf den Knochen zu haben, aber was soll‘s… Besser als diese matschige Gemüsebrühe! Und sobald wir das Schädelproblem von unsrem Altsalat gelöst haben, gönnen wir uns das Festmahl“, grinste Orobas und tätschelte sich zufrieden seinen Bauch.
    In seiner Vorfreude auf ein Abendessen schien er gar nicht zu überlegen, wie der Wolf hierhergekommen sein könnte. Doch ob die anderen Tieflinge auch so gedankenlos wären?

  • „Offensichtlich doch! Jemand hat dir diesen Schädelspion untergejubelt! Was bedeutet, dass dieser Jemand von unserem Treffen heute weiß! Wir werden das Treffen mit den anderen trotzdem abhalten … mit einer kleinen Planänderung.“


    Selan schluckte, als ihn einige Schweißperlen über die Stirn liefen. Die fremden Gestalten wussten also nun, dass er im Zelt Ibns einen Schädelspion versteckt hatte. Glücklicherweise wussten sie nicht wer es war, auch nicht das sie wirklich hier waren und wo sie versteckt waren, konnten sie nicht einmal erahnen. Was dieser Raum auch war, er schien ein Knotenpunkt zu sein, dutzende Gänge führten zu ihm und wieder von ihm hinweg.


    Nun war war Vorsicht angebracht, kein Laut durfte zu den Ohren jener, die sich in dieser riesigen Kuppel befanden vor dringen, waren sie doch gewarnt. Kurz huschte Selans Blick zu Urako hinüber, der zum Glück mit gedacht hatte. Kein Geräusch war von ihm zu hören, sowohl langsam waren alle seine Bewegungen. Er hatte instinktiv in diesem Moment richtig reagiert, was man jedoch nicht von sein Wölfin sagen konnte, denn diese schlich in diesem Moment aus dem sicheren Gang in die Kuppel und verschwand.


    "Psssttt, Wölfchen komm wieder her. Bitte!", flüsterte Selan der davon schleichenden Wolfsdame noch hinterher. Aber diese zuckte nicht einmal mit den Ohren. Gehört hatte sie ihn sicher, da war der Tiefling sich sicher, was aber nicht bedeutete, dass sie auf ihn hörte.


    Augenblicklich sah Selan zu Urako hinüber und ihre blicke kreuzen sich. Ernsthaft besorgt blickte Selan in die Augen seines Schülers, der ebenfalls für einen Moment sprachlos zu seien schien. "Versuch deine Wölfin bitte zurück zu rufen, sie wird uns noch verraten."


    Doch war es schon zu spät, in diesem Augenblick hörte er ein kurzes jaulen und schon gleich darauf, dass zusammenstürzen eines Knochenhaufens.


    „Was war das? Los geht nachschauen! Bewegt euch!“


    Instinktiv zuckte Selan mit dem Kopf zurück und presste sich gegen die Wand des Ganges, in dem er sich mit Urako befand. Sein Herz klopfte schnell, spürte er es doch schon bis zum Hals. Schweiß lief ihm über die Stirn und schon zum zweiten male heute Abend merkte er, dass er für solcherlei Abenteuer keine alt zu guten Nerven hatte. Am liebsten wäre er in dem kalten, modrig nassen Steinwand hinter sich versunken.


    Er hoffte nur alt zu sehr, dass man ihn und Urako nun nicht durch die Wölfin finden würde, denn ein Kampf wäre gegen diese Gestalten aussichtslos und auch der Rückweg ist durch den Brand verschlossen.


    „Na was haben wir denn da!“


    Selans Blut schien in diesem Moment zu Eis zu erstarren, als er diesen Satz hörte. Jeden Moment würde in seinen Gang einer der beiden Kerle eintreten können. Der Nekromant schloss kurz die Augen und ging jegliche Möglichkeit durch wie sie entkommen konnten, doch war der Tiefling das erste mal seit langer Zeit sehr ratlos. So ging ihm nur noch eines durch den Kopf. Hoffentlich bemerkte Urako nichts davon, war er doch sein Schüler. Ein Meister muss immer einen kühlen Kopf bewahren und selbst bei den bremsligsten Situationen noch einen Ausweg wissen, aber hatte dies hier mit einer normalen Ausbildung zu tun?


    „Hier, nimm den Strick, kannst dem Köter das Maul zuschnüren und die Beine, damit er nicht wegläuft. Das gibt n leckeres Abendessen! Scheint zwar nicht allzu viel Fleisch auf den Knochen zu haben, aber was soll‘s… Besser als diese matschige Gemüsebrühe! Und sobald wir das Schädelproblem von unsrem Altsalat gelöst haben, gönnen wir uns das Festmahl“


    Selans Augenlider schossen nach oben, sein Herzschlag wurde deutlich langsamer. Ein Moment der Ruhe kehrte in ihn ein. Sie wurden noch nicht entdeckt, dafür aber leider Urakos Wölfin.


    Im Moment wusste Selan jedoch nicht, wie sie die arme befreien sollten, doch war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, jener würde aber kommen. Abwarten heißt in diesem Moment die Devise, dann könnte auch Urakos Haustier gerettet werden.


    "Schaut doch mal Meister was wir gefunden haben, sieht der nicht lecker aus?"


    Angewidert, sah der in einer dunklen Kutte da stehende die beiden an. "Lecker? Wiederwertige Kreaturen, dass seit ihr! Wo hast du solches Gesindel aufgetrieben Ibn? Aber gleich und gleich gesellt sich gern oder Ibn?"


    "Werd nicht frech du, sonst....", hatte er noch nicht zu Ende gesagt, als ihm der Fremde mit der rechten Hand auf die Brust fasste. Nur einen Wimpernschlag später schleuderte ihn ein starker Windstoß gute acht Meter nach hinten, wo er auf dem harten Boden unsanft aufschlug.


    "Ibn, dass war das letzte mal! Ich sagte es dir schon einmal, erhebe nicht das Wort gegen mich oder du bereust es.", sprach der Fremde mit erregter Stimme und näherte sich den am Boden liegenden Ibn und umschritt ihn andächtig im Kreis.


    "Ibn, Ibn, Ibn, du denkst wohl immer noch, dass du ein ganz großer bist oder? Dabei dachte ich, diese Flausen hätten wir dir schon ausgetrieben?! Tja, tja... Als du damals in unseren Orden eingetreten bist und dies auch nur mit Hilfe eines guten Freundes im Rat, hatten wir dir gesagt, halte dich an die Rangordnung. Dabei müsstest du es doch so langsam wissen. Die 13 großen Priester des Palion Rates stehen an der Spitze, jeder dieser hat drei persönliche Diener, die ebenfalls auch Leibwächter und Boten für spezielle Aufträge sind, so wie ich es einer bin. Du hingegen bist nur einer der zehn untergebenen die jeder Diener wiederum hat. Also stehst du ganz unten auf der Stufe der Wichtigkeit. Du magst zwar stark sein, auch wichtig, auch ein guter Freunde von einem Priester, was aber nicht heißt, dass du nicht ersetzbar bist, verstehst du? So dass ich mich überhaupt herab lasse und hier her komme in dieses vor Ekel schäumende etwas.... Ibn, fühle dich geehrt. Hast du dies Verstanden?"


    Langsam stand Ibn wieder auf, schmerzvoll musste für ihn dieser Zauber und die Landung gewesen sein, drückte er doch immer noch die Hand auf seine Brust. Stück für Stück raffte er sich auf bis er wieder auf beiden Beinen stand, sein Gesicht gezeichnet vom Schmerz.


    "Mhhhh, ja oh großer Nocro...", sprach Ibn mit einem merklich ironischem Unterton.


    Sehr gut, vielleicht machst du ja doch noch Fortschritte. Aber nur vielleicht, jedoch.... das du jemanden hier her gelockt hast, ist wahrlich... Tja was ist das richtige Wort? Falsch? Unglücklich? Schwachsinnig? Vielleicht einfach nur dumm? Vielleicht bist du ja auch nur Unaufmerksam geworden oder bist du Müde vom Leben, soll ich dir da vielleicht etwas weiterhelfen? Ein Wort genügt, tu mir den Gefallen, bitte! Aber nun ja, ich werde mir noch eine passende Bestrafung für dich einfallen lassen. Alles was du erfahren solltest, werde ich erst einmal für mich behalten. Ich werde dir alles weitere auf dem Schiff erzählen, sobald wir auf hoher See sind.


    Ungläubig blickte Ibn Nocro an, "Auf einem Schiff, wohin und warum?"


    "Es wird ein großes Treffen geben, mehr musst du im Moment nicht wissen. Kleiner Tip von mir, du solltest dir etwas warmes einpacken, wenn es nach Reikja geht. Wir treffen uns morgen Abend Punkt 17 Uhr, bei einem Schiff im Hafen. Geh einfach in die Bar "Zur betrunkenen Möwe" und frag den Wirt nach der "Eisernen Lanze im Drink", er wird dir weitere Anweisungen geben und wie du zu mir findest."


    Mit weit aufgerissenem Mund und Augen blickte Selan Nocro hinterher, als er ohne ein weiteres Wort zu verlieren in einem dunkel Gang hinter sich verschwand.


    Nur schrittweise zog Selan den Kopf langsam wieder in den Gang zurück und kauerte sich auf den Boden. Als hätte er ein Gespenst gesehen blickte er auf den Erdboden vor sich. Die rot gewordenen Augen zitterten in dem starken Farbgegensatz zu seiner weiß gewordenen Haut. Wie gelähmt lehnte er sich gegen die Wand und merkte dabei nicht, dass seit wenigen Minuten der kleine Rinnsal Wasser immer größer und tiefer wurde.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Urako musste hilflos zusehen, wie seine Hündin gefesselt wurde. Man schnürte ihr alle vier Beine zusammen und dann auch noch das Maul zu. Firxas schien dabei besonders viel Spaß zu haben denn er blödelte die ganze Zeit herum, während Orobas lachte wie ein Vollidiot. Wie passend, er sah ja auch genau so aus.


    Es fiel Urako schwer, ruhig zu bleiben. Sie vergingen sich an seiner Hündin, an seinem Eigentum! Dem, was ihm gehörte! Am liebsten würde er Firxas noch ein zweites Mal zerbeulen und Orobas den sorgfältig gescheitelten Skalp von der Rübe ziehen und seinem Kumpel die picklige Glatze. Natürlich, während sie am Leben und bei vollem Bewusstsein waren, fest gebunden auf einer …


    Jetzt trat auch noch die weißhaarige Eiterbeule von Altsalat in Erscheinung – und ein mysteriöser Mann in einer schwarzen Kutte, der höchst unheimlich aussah, aber eine lächerlich hohe Stimme hatte. Vielleicht war er ein Kastrat.


    Er und Ibn zankten sich wegen irgendeiner Rangfolge und dann folgte ein wahrer Wasserfall von Zahlen und Hierarchien, die Urako schon nach dem zweiten Nebensatz nicht mehr verstand.


    "Es wird ein großes Treffen geben, mehr musst du im Moment nicht wissen. Kleiner Tip von mir, du solltest dir etwas warmes einpacken, wenn es nach Reikja geht. Wir treffen uns morgen Abend Punkt 17 Uhr, bei einem Schiff im Hafen. Geh einfach in die Bar "Zur betrunkenen Möwe" und frag den Wirt nach der "Eisernen Lanze im Drink", er wird dir weitere Anweisungen geben und wie du zu mir findest."


    Der Kuttenmann, der von Ibn Nocro genannt worden war, machte kehrt, um erneut eins mit der Dunkelheit der Katakomben zu werden. Urako blickte fragend in Richtung seines Lehrers. Der kauerte da, hellgrün wie ein Kohlrabi und mit weit aufgerissenen Augen, die im Dunkel glühten. Er sah nicht aus, als ob er wüsste, was zu tun sei.


    „Stehenbleiben“, befahl Urako und trat aus dem Dunkel. Sein Fuß patschte dabei in ekelhaft warmes Wasser und ihm sträubten sich sofort die Nackenhaare. Das Wasser war doch vorhin noch nicht da gewesen...? Egal, er hatte wichtigeres zu tun als sich um ein Rinnsal von Pisse zu kümmern.


    Auf seinen barschen Befehl hin zuckte Firxas zusammen, der offenbar seine Stimme wieder erkannte. Der Kuttenmann vollführte augenblicklich eine Kehrtwendung. Vier Augenpaare starrten ihn an und plötzlich merkte er, dass er einen riesengroßen Fehler begangen hatte. Orobas hielt seine Hündin unter seine Achsel geklemmt und presste sie viel zu fest an sich. Urako sah sie für den Bruchteil einer Sekunde an, dann huschte sein Blick wieder zu Nocro.


    „Die Dreizehn schicken mich.“


    Die Augen der anderen schienen ihn in Flammen aufgehen lassen zu wollen, so sehr loderte der Hass in ihnen. Oder war das nur seine Aufregung? Sie starrten ihn an, als warteten sie darauf, dass er weiter sprach.


    „Die dreizehn Priester des Palionrates, verdammt, ihr wisst schon! Ich soll euch sagen, dass, äh, dass der Treffpunkt geändert wurde, weil es eine undichte Stelle gab. Aus Sicherheitsgründen trefft ihr euch nicht in der Betrunkenen Möwe, sondern im Wabbligen Walross. Das neue Kennwort lautet, äh, es lautet Scheißhurensohn.“


    „Quatsch, du bist kein Gesandter, du bist nur ein blöder Henker. Seit Jahren schon, schließlich haben wir von Anfang an für dich gearbeitet“, sagte Firxas und dann knackte er herausfordernd mit den Fäusten. „Du bist wohl scharf auf noch mehr Schläge, wie? Aber diesmal brauchst du nicht erwarten, dass ich mich mit meinen magischen Fähigkeiten zurückhalte. Hier ist niemand, der dein Gequieke hören wird, du Spanferkel.“


    Urako blieb vor Empörung die Luft weg.

    „Spanferkel, ja?!“


    Er war sonst nicht auf den Mund gefallen, aber dass sein ehemaliger Untergebener ihm jetzt Beleidigungen ins Gesicht schleuderte und nicht einmal den Hauch von Unsicherheit dabei zeigte, zerrte an der Fassade, die er gerade mühsam hochzog.


    Er räusperte sich und steckte die Hände in die Hosentaschen, damit man nicht sah, dass sie zitterten. Dort fand er den pinken Stachelstein, den Arafis ihm geschenkt hatte. Die feige Trulla machte es sich bestimmt gerade in Selans Entspannungssessel bequem und fraß seine Gemüsevorräte weg. Er schloss die Finger um den Stein, bis die Stacheln sich in seine Handflächen bohrten. Fast augenblicklich spürte er, wie sein Herzschlag ruhiger wurde.


    „Spanferkel, ach, du alter Scherzkeks!“ Er lachte gekünstelt und klopfte Firxas auf die Schulter wie einem guten Kumpel, was dieser höchst argwöhnisch zur Kenntnis nahm. Auch Orobas zog die Augenbrauen hoch und blickte fragend in Richtung von Ibn, der wiederum fragend in Richtung des Kastraten schaute. Und der schaute zu Urako, doch sein Gesicht blieb im Schatten der Kapuze verborgen. Urako beschloss, ihnen keine Zeit zum Nachdenken zu geben und redete einfach weiter, was ihm gerade einfiel.


    „Natürlich arbeite ich offiziell als Henker. Das ist natürlich meine Tarnung und irgendwie muss der Kult ja auch Geld ran kriegen. So schicke Kutten wie Herr …“ - er starrte den Kastraten an um zu schauen, ob er mit der Anrede überhaupt richtig lag, doch der rührte sich nicht - „... wie Herr Nocro eine trägt, müssen ja auch irgendwie bezahlt werden. Aber eigentlich ist es mir pupsegal ob ihr mir glaubt. Wenn nicht, dann ist das euer Problem, denn ihr seid es, die das Treffen dann verpassen.“


    Nocro kam näher und trat unverschämt dicht an Urako heran. Sein Gesicht war die grobholzige Visage eines waschechten Poraha. Urako musste sich das Lachen verkneifen, weil die Erscheinung und die Stimme so überhaupt nicht zueinander passten. Er hatte den Drang ihn auf seine wahrscheinlich fehlende Männlichkeit anzusprechen und ihn nach allen Regeln der Kunst mit allerlei Schmähungen zu überhäufen. Er mochte keine Porahas. Er mochte überhaupt keine anderen Völker außer Tieflinge und gewöhnlich hielt er damit auch nicht hinter dem Berg.


    Nocro - was sicher nur ein Tarnname war, denn so hieß kein Poraha – hatte ein Gesicht so hart, als sei es aus Stein gemeißelt. Es war sicher klüger, die Klappe zu halten, auch wenn er ohne seine Lakaien hier gewesen wäre.


    „Wenn du wirklich von den Dreizehn gesandt wurdest, dann hast du doch sicher auch das Amulett mit, das dich als Boten ausweist“, piepste er.


    „Das Amu... natürlich habe ich das Amulett dabei!“, sprach Urako im Brustton der Überzeugung und zog seinen Wutstein aus der Tasche. Er hielt ihn Nocro genau vor die grüne Nase. „Da, das haben sie mir persönlich gegeben. Und ich soll dir ausrichten, wenn du Probleme machst, dann fehlt dir bald noch ein Körperteil mehr.“


    Die Kampfmagier und Ibn schnappten geräuschvoll nach Luft. Volltreffer, genau ins Schwarze! Urako triumphierte innerlich. Für so was hatte er ein Talent. Zwar für sonst nichts anderes, aber immerhin. Nocros Augen verengten sich zu funkelnden Schlitzen und er trat noch näher an ihn heran, so dass Urako seinen Kopf ins Genick legen musste, um ihm weiterhin in die Augen sehen zu können.


    „Gut“, sagte Nocro unnatürlich ruhig. Und dann lächelte er. Urako lief ein Schauder über den Rücken. „Sehr gut sogar! Da du ja persönlich ausgewählt wurdest, uns diese Nachricht zu überbringen, ist dir ja ach bekannt, was dich nun erwartet.“


    „Ja. Nein. Doch. Also ich wusste es, aber ich bin leider sehr vergesslich.“


    Nocro kicherte glucksend wie eine Frau und legte den Arm um Urakos Schultern.
    Dann schob er ihn unerbittlich mit sich.


    „Komm. Du wirst uns auf der Reise begleiten. Du musst der senile Koch sein, den man mir versprach. Ich hatte dich zwar erst am Treffpunkt in der Hafenkneipe erwartet und nicht unbedingt einen Tiefling, aber das macht nichts, es müssen ja nicht alle Tieflinge so kulinarische Banausen sein wie die zwei hier. Es ist sehr aufmerksam von den Dreizehn, dich jetzt schon zu schicken. Wenn es etwas gibt, das ich liebe, dann ist es gutes Essen und senile Mitarbeiter! Die behalten die Details so gut für sich. Nicht wahr, Ibn?“


    Orobas und Firxas lachten lauthals. Ibn zog einen krummen Mund und schwieg. Die Kampfmagier flankierten Nocro, ein Fluchtversuch war aussichtslos. Jetzt breitete sich Furcht in dem Henkerlein aus. Er war auf einmal gar nicht mehr Vorlaut und bereute es, seine Haut für einen blöden Hund riskiert zu haben. Er warf einen Blick nach hinten über seine Schulter, wo Selan in der Dunkelheit hocken musste. Seine Augen waren voller Angst.

  • Die Wölfin liess alles wohl oder übel mit sich geschehen, bis sie schliesslich an den Beinen gefesselt und mit zugeschnürter Schnauze unsanft zu Boden gedrückt wurde.
    Was habe ich bloss wieder angestellt... Und wie komme ich aus dieser dummen Situation wieder raus?
    Mit ängstlich aufgerissenen Augen starrte sie die Männer an, welche vor ihr standen und untereinander diskutierten.


    "Es wird ein großes Treffen geben, mehr musst du im Moment nicht wissen. Kleiner Tip von mir, du solltest dir etwas Warmes einpacken, wenn es nach Reikja geht. Wir treffen uns morgen Abend Punkt 17 Uhr, bei einem Schiff im Hafen. Geh einfach in die Bar "Zur betrunkenen Möwe" und frag den Wirt nach der "Eisernen Lanze im Drink", er wird dir weitere Anweisungen geben und wie du zu mir findest."


    Reikja? Arafis verstand kein Wort, trotzdem waren ihre Ohren gespitzt.
    Einer der Männer wollte sich nun gerade abwenden, um in der Dunkelheit unterzutauchen, als die junge Albe Schritte hörte und gleich darauf eine bekannte Stimme: „Stehenbleiben!“


    Urako? War ja klar, dass der wieder nicht abwarten konnte, sondern sich in Gefahr begeben musste. Ihm musste doch klar sein, dass er und Selan in der Minderzahl waren und keine Chance gegen diese Bande hatten.
    Trotz ihrer aufblitzenden Wut war sie doch erleichtert, dass sich ihre beiden Gefährten offensichtlich nicht einfach aus dem Staub machten.


    Doch der hellhäutige Tiefling liess sich nicht beirren und begann irgendwelche Märchen aufzutischen, die sogar in Arafis’s Ohren nach Lügen mieften!
    Darauf sollten diese Bösewichte reinfallen?!


    Aber zu ihrem Erstaunen meisterte Urako die Situation mit Bravour und veräppelte die Kapuzenmänner auf wundersame Art und Weise.
    Doch Nocro, der wohl der Anführer war, liess sich nicht so leicht beirren, „Wenn du wirklich von den Dreizehn gesandt wurdest, dann hast du doch sicher auch das Amulett mit, das dich als Boten ausweist“, piepste er.


    Schon wurde die Wölfin wieder unruhig, was für ein Amulett sollte Urako aufweisen können?
    Doch zu ihrem grossen Erstaunen präsentierte er Nocro doch tatsächlich ihren pinken, stacheligen Stein, dem sie im ganz am Anfang ihrer Reise geschenkt hatte. Er hatte ihn tatsächlich bis heute aufbewahrt. Die Albin freute sich darüber, obwohl sie das gegenüber Urako bestimmt nicht zugegeben hätte.


    Urako schien den Poraha überzeugt zu haben, doch direkt darauf bahnte sich das nächste Problem an.
    „Komm. Du wirst uns auf der Reise begleiten. Du musst der senile Koch sein, den man mir versprach. Ich hatte dich zwar erst am Treffpunkt in der Hafenkneipe erwartet und nicht unbedingt einen Tiefling, aber das macht nichts, es müssen ja nicht alle Tieflinge so kulinarische Banausen sein wie die zwei hier. Es ist sehr aufmerksam von den Dreizehn, dich jetzt schon zu schicken. Wenn es etwas gibt, das ich liebe, dann ist es gutes Essen und senile Mitarbeiter! Die behalten die Details so gut für sich. Nicht wahr, Ibn?“


    Orobas und Firxas gröhlten los und Arafis lief ein Schauer über den Rücken.
    Im nächsten Moment spürte sie einen festen Griff, und wurde hochgehoben. Einer der Tieflinge hatte sie sich unter seinen Arm gesteckt und sein Körpergeruch kratzte sie unangenehm in ihrer empfindlichen Nase.
    Urako trottete hinter ihnen her, seine Selbstsicherheit von vorhin schien sich in Luft aufgelöst zu haben.


    Arafis wusste nicht, wie sie sich aus dieser Klemme befreien könnte.
    Während sie durch dunkle Gänge gingen, die nur von einigen Fackeln beleuchtet wurden, blickte sie immer wieder ängstlich zu Urako zurück. Doch dieser war wohl gerade mit seinem eigenen Schicksal allzu beschäftigt.


    Eine lange Zeit liefen sie nun schon, als die Truppe schliesslich stehen blieb. „Hier ist das Tor nach Draussen. Geht gestaffelt, es ist zu auffällig, wenn wir alle zusammen hinaustreten! Wir treffen uns im Walross“, erklang der Befehl des Anführers. So teilten sie sich auf. Orobas trat zusammen mit Nocro und Ibn hinaus, etwas später folgten Firxas mit Arafis unter dem Arm, sowie Urako.


    Helles Licht flutete der Wölfin entgegen, und mit einem leisen Winseln presste sie die Augen zusammen. „Ruhe Mistköter, bald wirst du im Kochtopf braten! Ich hoffe du weisst, wie man gutes Hundegulasch zubereitet, Henkerlein!“, lachte Firxas böse und trat dann mit grossen Schritten vorwärts.
    „Auf zum wabbligen Walross, ich brauch n kräftigen Met!“, brummte der Tiefling dann und verschwand mit Urako im Schlepptau in Richtung einer engen Gasse.

  • Die letzten Worte Necros verhallten in der unterirdischen Halle. Sanft legte er dabei seinen Arm um Urakos Hals, als sie langsam in den Katakomben verschwanden und dabei nicht bemerkten wie der Raum, den sie gerade verließen immer düsterer wurde. Ein eiskalter Lufthauch schlich langsam und beharrlich durch die Katakomben. Er brachte eine Stimmung mit sich, die jeden, den der Nebel berührte, die einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließen.


    Die Luft fühlte sich plötzlich, wie elektrisch aufgeladen an, ein kribbeln, ein unbeschreibliches Gefühl auf der Haut, welches für jeden der es merkte unnatürlich war, nicht von dieser Welt. Immer stärker und bedrohlicher wurde der eisige Wind, peitschend. Ein bedrohlicher dunkler Schatten kroch langsam über die alten modrigen und übel riechenden Wände der Katakomben. Immer stärker flatterten die wenigen Fackeln die die unterirdische Halle erleuchteten, bis sie fast ihre gesamte Leuchtkraft verloren und nur noch trüb daher leuchteten.


    Genau in diesem Moment begann ein Stück der Mauer, gleich neben dem Ausgang der Halle an optisch zu verschwimmen. Es sah aus, als würde die Wand leben, sie bewegte sich, wie stürmische Wellen am Meer, immer rythmischer wurden die Bewegungen, bis ein dunkler Wirbel von gut drei Meter Durchmesser entstand. Ein dunkles blaues Licht begann sich seinen Weg durch den Wirbel, der gerade entstand in die Halle zu bahnen. Dunkle Rauchschwaden krochen langsam und beachtlich aus dem Wirbel heraus und überfluteten schnell den Boden der Halle.


    Zwei helle Punkte mitten im Wirbel glänzten hervor und starrten beängstigend und unheimlich stur gerade aus. Urplötzlich schnellte eine dunkle Hand aus dem Wirbel, bedrohlich, faltig sah sie aus, mit fünf langen Fingern, die spitze Krallen an ihren Enden hatten.


    „Du!“, erschütterte plötzlich eine Stimme die Halle!


    Ein finsterer Kopf ragte aus dem Wirbel heraus und gleich drauf ein Oberkörper. Nur unwirklich erschienen die Umrisse dieses Wesens, begann doch diese dunkle Person, beinahe mit dem Nebel der aus der Öffnung kam eine Einheit zu bilden. Nur Ansatzweise war die Gestalt, um die ein dunkler Neben zu existieren schien zu erkennen. Zentimeter für Zentimeter verließ sie den dunklen unheimlichen Wirbel.


    „Du! Ich habe dich gesucht!“, sprach die bedrohliche dunkle Gestalt und zeigte mit dem Finger mitten in den Raum.


    „Du.... Wo bist du? Wo seit ihr Sterbliche?“


    Unsicher blickte die Person aus dem Wirbel heraus und sah sich um. Der Wirbel Schloss sich, als die Gestalt heraus getreten war. Nun Mitten in der Halle stand die finstere Gestalt mit langen Armen, die er kurz gebeugt vor dem Arm hielt. Ständig waren die langen und spitzen Finger in Bewegung, als würde es ein Instrument spielen. Beachtlich schwebte die Gestalt über den Boden, Beine hatte es keine. Ging doch sein Torso in diesen dunklen Nebel direkt über, der den gesamten Boden bedachte.


    Immer noch blickte die Person sich um. Suchend streiften die Blicke durch den schwach erleuchteten Raum.


    „Wo sind die denn alle hin? Verdammt noch eins, ich bin Gott Athronos, zollt mir Respekt und kriecht aus euren Rattenlöchern, ich befehle es euch!“, hallte es durch die Halle und die anschließenden Katakomben. Aber erschien, selbst darauf niemand.


    „Mhhh, war mein Auftritt wieder zu theatralisch und langatmig? Nein, der war eindeutig gelungen! Sogar sehr gelungen, wie es sich für den Gott der Unterwelt gehört.“, sprach die Gestalt und schlug mit der rechten Faust selbstsicher in die linke Handfläche.


    „Kurze, schwache Auftritte auf dem Niveau von Kargon... Nein, auf so etwas lasse ich mich nicht herab.“, begann der Gott selbst über sich zu philosophieren, schwebte im Raum Ziel los umher und stützte dabei dabei mit der rechten Hand sein Kinn.


    „Wo ist diese halbe Promenadenmischung nur hin? Das gibt es doch nicht! Hat denn keiner mehr Respekt vor Göttern? Da lässt man sich einmal ein paar hundert Jahre nur selten sehen und schon denkt jeder die Seelen putzen sich von allein oder!? Elendes Sterbliche!“


    Lachen war von fernen zu hören, es musste weit durch die Gänge geschallt sein, war es doch nur unscheinbar zu hören. „Du machst Scherze, Athronos Tempel abgefackelt, wirklich?!“, piepste eine hässliche kleine Stimme.


    „Was? Sind sie etwa einfach weiter gegangen, ohne mein Erscheinen ab zu warten und was kommt mir da zu Ohren?“


    Rot glühten die Augen im dunklen Nebel und Augenblicklich war der Spuk vorbei und die Gestalt war verschwunden.


    Anderer Orts:


    Helles Licht flutete den Kanalschacht, aus den Ibn, Urako, Firxas und Orobas gerade kletterten. Schnell presste die Wölfin die Augen zusammen, da das Licht der grellen Sonne, die an die gerade noch dunklen Gänge gewöhnten Augen schmerzten. Ein letzter Schritt und Ibn, Urako, Orobas und Firxas der die Wölfin im Schlepptau hatte standen mitten auf einer vom Regen ausgewaschenen Pflasterstraße.
    Ein leises Winseln entwich der Wölfin, beinahe unhörbar.


    „Ruhe Mistköter, bald wirst du im Kochtopf braten! Ich hoffe du weißt, wie man gutes Hundegulasch zubereitet, Henkerlein!“, lachte Firxas böse und trat dann mit großen Schritten vorwärts.


    „Auf zum wabbligen Walross, ich brauch n kräftigen Met!“, brummte der Tiefling dann und verschwand mit Urako im Schlepptau in Richtung einer engen Gasse.


    „Stehen bleiben!“, donnerte plötzlich eine Stimme, die von überall her zu kommen schien.


    Schlagartig zog der Himmel zu, dunkle Wolken sperrten beinahe jegliches Licht der Sonne aus. Mächtige blaue Blitze zuckten vom Himmel herab, steckten dabei hier und da Bäume in Brand.


    Urako, Orobas und Firxas, zuckten zusammen.


    Firxas lies vor Schreck die Wölfin fallen und schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Was ist, dass? Was passiert hier?“


    „Pfff, billige Zauberei, vermutlich von unserem Spion wie ich vermute.“, erwiderte Ibn trocken, ohne auch nur den Hauch von Angst zu zeigen, ganz und gar im Gegensatz zu Firxas und Orobas, die am ganzen Leib zitterten.


    „Billige Zauberei? Ich zeige dir gleich billige Zauberei, du kleiner unwichtiger sterblicher Nekromant!“, sprach es abermals. Dieses mal aus einer bestimmten Richtung. Schlagartig drehten sich alle um.


    Ibn, war noch der einzige der sich halbwegs beherrschen konnte, nur seine Augen wurden größer und seine Hände fingen an zu zittern. Orobas und Firxas hingegen erblickten mit groß aufgerissen Augen und Mund eine mächtige Gestalt, die weit über zwei Meter groß war und gerade immer größer wurde.


    Drei Meter, vier Meter, fünf Meter, die dunkle Gestalt, die von einem dunklen Nebel umhüllt war schien immer größer zu werden. Feuerrot leuchteten die Augen, reine Bösartigkeit und Wut war für jeden ersichtlich der es schaffte auch nur einen Augenblick in das unheimliche Gesicht zu schauen.


    Mehr als sieben Meter war die Gestalt nun groß, Orobas reckte den Kopf nach oben, ohne auf sein Gleichgewicht zu achten und viel dabei Rücklinks auf seinen Hintern und konnte sich dabei gerade noch einal mit den Händen abstützen, um nicht komplett auf der Straße zu liegen.


    „Das, dass ist mir zu viel, ich bin weg!“, brüllte er, schnellte auf und rannte einige Meter weg, bis ihn ein vom Himmel herab fahrender Blitz stoppte und er abermals auf den Hintern viel.


    „Hier geblieben, du unnützes Wesen, ihr habt Athronos wütend gemacht! Unwürdige! Erst wartet ihr nicht bis mein Erscheinen in der unterirdische Hallte beendet ist, dann entführt ihr diese Promenadenmischung mit der ich ein Wörtchen reden muss, dann höre ich was von einem zerstörten Tempel von mir und nun ist meine Macht billige Zauberei?“


    Athronos redete sich in rage, die Erde bebte bei jedem Wort.


    „Diese Wölfin!“, sprach der Gott und zeigte mit dem rechten langen Zeigefinger auf sie. „Du hast mich angebetet und ich sollte erscheinen, nun hier bin ich. Jedoch, warum bist du in dieser Gestalt? Sprich!“


    „Und du! Warst du es nicht der mich gerade einen billigen Zauberer nannte? Aber noch wichtiger, wer von euch, hat meinen Tempel zerstört? Wer ist der Frevler! “

  • War da gerade Urako zusammen mit Ibn, Orobas, Firxas und dieser ominösen Gestalt Necro verschwunden? Selan konnte es nicht glauen, was war hier los? Ein Kult der Palion aus seiner Gefangenschaft befreien will, ist schon schlimm genug, aber was sollte das von Urako?
    Selan grübelte, während um ihn herum unmerklich immer mehr das Wasser anstieg.


    War Urako wirklich nur ein abgesannter der 13 und hatte allses so eingefädelt, dass er hier her kam?
    Hatte er Selan die gesamte Zeit getäuscht? Oder war dies alles nur eine Finte von ihm, jedoch, nein..... Selan begann alles immer und immer wieder nach zu denken. So richtig wollte ihm keine Möglichkeit so richtig zu sagen. Verfolgte Urako vielleicht noch ganz andere Plände, eigene? Nutzte Urako Selan nur aus?


    Würde er sich selbst so in Gefahr bringen und Necro, sowohl den anderen ein Lügenmärchen aufbinden, um in Sicherheit zu kommen? Jedoch, warum ist er nicht in den Katakomben geblieben, keiner wusste, dass sie da waren. Keiner hatte sie bemerkt und waren doch schon am gehen. Zudem, wo sollte Urako sonst so etwas geheimes von Necro wissen, wenn nicht von den 13? Zudem hatte er ja auch den Beweis dabei.


    Genau, der Beweis! Hatte er ihn nicht von Arafis? Sollte Arafis auch zu den 13 gehören. Erzählte nicht Nercro etwas von untergebenen der 13, sollte Arafis auch dazu gehören?


    Selan liefen einige Tränen über seine dunkle gelbe Haut. Alles begann für ihn plötzlich einen Sinn zu ergeben. Sein Herz schmerzte und war kurz davor zu zerspringen. Gedanken und Bilder schossen ihm durch den Kopf. Gedanken über die schöne, wenn auch kurze Zeit, die sie mit einander hatten.
    Schwer war es dies zu ertragen, wenn Selan nun daran denken musste, dass beide ihn nur benutzt hatten. Jedoch warum? Warum gerade er?


    Der Nekromant war vollkommen verwirrt, hätte er doch nicht gedacht, von den beiden so betrogen zu werden.


    „Du! Ich habe dich gesucht!“


    Riss ihn plötzlich aus seiner Gedankenspirale wieder heraus und dachte er doch gerade man habe ihn entdeckt, als er merkte, dass alles um ihn herum dunkler geworden war. Ein kurzer Blick in die Kammer erschrack ihn zu tiefst. Eine unheimliche dunkle, in schwarzen Nebel gehüllte Gestalt stand plötzlich da. Schnell zog er den Kopf in sein Versteck zurück, wer war dies? Einer der 13?


    „Du.... Wo bist du? Wo seit ihr Sterbliche?“


    „Wo sind die denn alle hin? Verdammt noch eins, ich bin Gott Athronos, zollt mir Respekt und kriecht aus euren Rattenlöchern, ich befehle es euch!“


    >Athronos, dass kann nicht sein, was hat der Gott der Unterwelt und der Toten hier zusuchen.<, dachte sich Selan.


    Erst jetzt bemerkte er, dass das Wasser immer stärker anstieg und er schon eine weile vom Wasser umgeben war, im sitzen reichte es ihm schon bis zum Bauch, zudem schien es immer schneller an zu steigen. Langsam sah er noch einmal nach der Gottheit, sie schien wütend zu sein. Noch ein Grund mehr für Selan, sich besser nicht zu zeigen. Doch lange könnte er seine Anwesenheit nicht mehr verbergen, dass Wasser stieg und stieg.


    >Bitte, verschwindet Gott Athronos, sonst ertrinke ich.<, schoss dem Nekromanten durch den Kopf. Der Gott der Unterwelt, schien es aber nicht eilig zu haben und lobte sich selst und sein Erscheinen über alle Maßen, dass Selan schon etwas grinsen musste, wie eitel er doch war.


    „Was? Sind sie etwa einfach weiter gegangen, ohne mein Erscheinen ab zu warten und was kommt mir da zu Ohren?“


    >Ich habe es dir gesagt Urako, so eine Schande bleibt nicht unbeachtet, Gott Athronos wird dich strafen, so leid es mir tut. Aber hören wolltest du ja nie.<


    Selan schnaufte leise vor sich her. Saß der Schmerz immer noch sehr tief, machte er sich doch aber trotzdem Sorgen um Urako, war er doch in einem Teil seines Herzens immer noch sein Schüler und konnte sich mit den unumstößlichen Fakten und Tatsachen nicht abfinden.


    Und plötzlich war die Gottheit verschwunden. Selan athmete tief durch, nicht zu knapp, wie er sich dachte, stand ihm das Wasser doch mittlerweile im stehen schon bis knapp zur hüfte.


    "Ich muss hier schnellstens raus, doch wohin?", ängstlich blickte Selan sich um. Sieben Ausgänge hatte die Halle, doch welchen sollte er benutzen? Aus den Augenwinkeln bemerkte Selan, dass sich ein kleiner Teil des dunklen Nebels in einmem Tunneleingang samelte. Wusste er nicht warum, aber sagte ihm irgend etwas in seinem innersten, dass er in den Gang dieses Nebels gehen sollte.


    Schwer waren die Schritte für Selan. Jeder Schritt in dem kalten Wasser war anstrengender, als jegliche Bergstrecke. Zäh bewegten sich seine Beine und nur langsamen schrittes kam er vorran. Anfangs dachte er noch, die kälte, die ihn mittlerweile einholte spielte seinem Kopf schon streiche, aber schien es wirklich, dass der schwarze Nebel sich nicht verzog, sondern ihn durch die Katakomben führen würde.


    "Hoffentlich irre ich mich nicht mit diesem Nebel, in ein paar Minuten ist hier alles mit Wasser voll. Wohin führt er mich, macht er dies überhaupt oder bilde ich mir dies alles ein. Warum sollte mir auch der Nebel bzw. Athronos helfen, bin ich doch kein Anhänger von ihm."


    Wieder ging es einige dutzend Meter gerade es, einen Bogen nach links, nur um gleich wieder schräg nach rechts ab zu biegen. Dem Nekromanten pochte das Herz bis zum Hals, todesangst machte sich in ihm breit. Schweiß tropfte von der Stirn und jeder tropfen schien den Wasserspiegel nur noch mehr ansteigen zu lassen. Bis zum Hals stand Selan das Wasser und noch immer war kein Ausgang in Sicht.


    Ist es Möglich das diese Katakomben so wenig Ausgänge haben oder führt ihn der Nebel nur im Kreis? Ist das ein Scherz Athronos, will er Selan zu sich holen, aber warum so qualvoll, weil er ihn nicht anbetete?


    Immer hecktischer wurden Selans bewegungen, immer langsamer kam er vorran. Unter seinen Füßen gab etwas nach, er rutschte weg und war unter Wasser. Am liebsten hätte er vor Angst geschrien, doch riss er sich noch einmal zusammen und tauchte nach oben. Kaum hatte sein Kopf noch an der Oberfläche platz und der Nebel war verschwunden.


    Hecktisch blickte sich Selan um, wo war der Nebel? Sollte es das für Selan gewesen sein?


    Nein! Er wollte nicht aufgeben und versuchte noch zur nächsten Abbiegung zu kommen. Ein letzter Blick um die Ecke offenbarte den Nebel an einen leicht erhellten Ecke eines Ganges, bis das Wasser die Decke erreichte.


    Ein guter Schwimmer war Selan nicht, doch kämpfte er sich die wenigen Meter tauchend vorwärts. Konnte er in der Finsternis nur erahnen wohin er schwamm, aber war dies die letzte Chance die er hatte. Ein dumpfer Schmez durchfuhr ihn, als er mit dem Kopf gegen etwas prallte. Schnell griff er zu, es musste eine Leiter sein. Schnell griff er mit der anderen Hand zu und folgte ihr nach oben. Mit letzter Kraft durchstieß er die Wasseroberfläche und holte tief Luft. Erst in so einem Augenblick merkt man, wie wichtig und kostbar, dass ist was man nie beachtet, die kostbare Luft zum Athman, ging Selan in diesem Moment durch den Kopf.


    Wenige Meter weiter folgte er der alten rostigen Leiter nach oben, bis er an eine runde löchrige Metallplatte kam. Mit aller kraft stemmte sich Selan gegen sie, bis sie nach einigen Augenblicken nach gab und den Weg in die Freiheit frei gab.


    Selan kletterte aus dem Katakomben, die beinahe sein Grab geworden wären. Total durchgenässt viel Selan um auf den Rücken. Die ersten Sonnenstrahlen berührten sein Gesicht. Fast wie eine Streicheleinheit kam es ihm vor. Er schloss die Augen, konnte er es kaum fassen, dass er dies überlebt hatte.


    Ein mächtiger Blitzeinschlag nur wenige Meter neben ihnin einem Baum beendeten seine Träumereien. Der Nekromant öffnete die Augen und wo gerade noch die ersten Sonnenstrahlen des Tages waren, war nun ein stock finsterer Himmel, von denen sich blaue Blitze ihren Weg zur erde suchten.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • „Und du! Warst du es nicht der mich gerade einen billigen Zauberer nannte? Aber noch wichtiger, wer von euch, hat meinen Tempel zerstört? Wer ist der Frevler! “


    Urako stand da mit offenem Mund und starrte auf den baumhohen Schattenman.


    „Er war`s, er hat den Tempel angezündet, ich hab`s gesehen“, platzte er geistesgegenwärtig heraus und zeigte auf Firxas, mit dem er sowieso noch eine Rechnung offen hatte. Firxas widerum zeigte auf Orobas und machte dabei große unschuldige Augen, die ihm denkbar schlecht zu Gesichte standen. Orobas schüttelte so rasch er konnte seinen Kopf und zeigte auf Ibn. Und Ibn lachte.


    „Ihr solltet euch mal sehen, ein Haufen Waschweiber!“
    Er trat einen Schritt vor und stemmte beide Hände in die dürren Hüften.
    „Und wenn ich es gewesen bin, was dann? Hm?“
    Er streckte seine Hühnerbrust heraus.
    „Eine derart schlechte Illusionsmagie habe ich schon lange nicht gesehen. Der Kontrast zur Realumgebung ist viel zu schwach und die Frequenz der Schwingungen ist vollkommen unrealistisch. Das Machwerk eines Amateurs.“
    Er spuckte in den Schatten hinein.


    Die drei Tieflinge sahen sich an. Triumphierend registrierte Urako die hilfesuchenden Blicke der beiden Kampfmagier. Nocro hingegen betrachtete gebannt das Schauspiel, ohne sich um die Ratlosigkeit seiner Untergebenen zu kümmern.


    „Los, wir verziehen uns", übernahm Urako das Kommando. "Bewegt eure Ärsche, Altsalat schmeißt hier den Laden.“ Es tat gut, wieder einmal jemanden herum zu kommandieren. Sie machten sich eilig auf in Richtung des Wabbligen Walrosses, fort von der unheimlichen Erscheinung. Auch Nocro riss sich aus seiner Starre und rannte ihnen hinterher. Sie keuchten im Laufen, bei Nocro klang es wie eine stöhnende Frau, was das Henkerlein belustigte. „Ibn ist zwar ein Schussel", keuchte der Magiermeister, "aber manchmal bin ich froh, dass ich ihn habe. Er wird sich um den Scharlatan kümmert. Ich hoffe, in der Ersatzschänke, die du genannt hast, ist es auch so gemütlich wie in der Betrunkenen Möwe.“
    Urako grinste.
    „Noch viel gemütlicher.“


    Das Wabblige Walross war schon von weitem zu riechen. Im Gegensatz zu anderen Kneipen roch es hier nicht nach Tabakdunst, Bratenfleisch und Alkohol, sondern der Duft erinnerte an ungewaschene Füße und alte Abwaschlappen.
    „Käse“, sagte Orobas, während er das mit Kreide auf eine Tafel geschriebene Menü las. „Nichts als Käse! Käsesuppe, Käsehappen, Brot mit Käse, Käse mit Käse, sogar Käsebier!“


    Sein Kumpel Firxas blickte sich verunsichert um. Seine Glatze glänzte feucht, denn der große Kachelofen war mehr als großzügig angeheizt worden. „Ich war noch nie in einer Berggipfler-Kneipe“, sprach er mit gerunzelter Stirn. „Es ist hier so ordentlich und sauber, dass ich mich kaum traue zu furzen.“


    „Seht nur diese herrlichen Holzbänke“, quiekte Nocro entzückt. „Und die Tische, sogar mit Tischdecken! Da haben sich die Dreizehn endlich mal einen Treffpunkt überlegt, der meines Standes angemessen ist. Ich habe diese herunter gekommenen Säuferabsteigen ja so was von satt!“
    Zufrieden grinsend ließ er sich an einem Vierertisch nieder. „Die meisten glauben, ein Poraha müsse automatisch primitive Umgangsformen pflegen und sich mit den Hunden auf dem Erdboden sielen. Ich freue mich, dass man sich meine Beschwerden endlich zu Herzen genommen hat. Kommt, setzt euch doch!“


    Die Tieflinge nahmen auf den polierten Holzbänken Platz. Urako registrierte voller Genugtuung den sauberen Lehmfußboden und die sorgfältig in Falten gelegten Fenstervorhänge. Er war froh, dass ihm im richtigen Moment eingefallen war, dass sein Vater während seiner Amtszeit als Fürst gern hier gespeist hatte. Jetzt würde Urako sich auf Nocros Kosten den Wanst mit erlesenen Spezialitäten voll schlagen, bis er platzte!


    Eine dicke Zwergin mit roten Apfelbacken kam lächelnd zu ihnen herüber gewatschelt. Sie sprach eine Reihe von Empfehlungen aus, aber Urako wusste schon genau, was er wollte: das Leibgericht seines Vaters. Ein einziges Mal in seinem Leben wollte auch er speisen wie ein Fürst!
    „Ein Laib Dornhammer Edelherb mit Kastaniensplittern, dazu zehn Scheiben Wiesenländer, gefüllt mit Hundskäse. Zum Nachtisch gebackene Raschtar-Rolle im Honigmantel. Für meinen Hund ein großer Teller Pferdequark mit Elaner Riesenraspeln. Zum Nachspülen nehme ich einen großen Krug Takaresch.“
    Die Augen der Wirtin wurden immer größer und ihr Lächeln immer breiter, je mehr Urako aufzählte. Als Firxas einfach das Selbe haben wollte, wie er, schien es, als würde sie am liebsten einen Luftsprung machen. Wahrscheinlich war dies das teuerste Menü im ganzen Laden.


    Ein paar Kaufleute in feinen Gewändern blickten höchst irritiert in die Richtung der seltsamen, nach Kanalisation miefenden Gestalten. Dann schauten sie in Richtung der gepanzerten Zwerge, die als Türsteher arbeiteten, deren Anblick sie wieder zu beruhigen schien.


    Als die Käsespezialitäten geliefert wurde, fielen die Tieflinge darüber her wie Verhungernde. Urako schob die Köstlichkeiten mit zwei Gabeln gleichzeitig in seinen Mund und die beiden anderen aßen mit den bloßen Händen, bis sie von Nocro ermahnt wurden, sich gefälligst anständig zu benehmen. Der Meister pickte den Käse mit einer winzigen Gabel auf, die in seinen groben Fingern wirkte wie ein Zahnstocher.


    Als sie fertig gespeist hatten, tupfte er sich vornehm seinen breiten Mund mit den hervorstehenden Hauern ab.
    „Also dann, meine Lieben. Es ist Zeit, mit der Arbeit fort zu fahren. Orobas, wenn du so freundlich wärst!“
    Firxas rülpste feucht.
    „Ach was. Urako hat uns verarscht. Das hier ist nie und nimmer der Treffpunkt.“
    Nocro starrte ihn mit einer Mischung aus Empörung und Zorn an.
    „Warum sollte es nicht der Treffpunkt sein? Weil wir Rassen angehören, denen man einen Hang zum Primitiven nachsagt?"
    "Nun ja ..."
    "Urako hat uns das Amulett gezeigt. Es gibt für mich keinen Grund, an seiner Loyalität zu zweifeln. Orobas, bitte walte deines Amtes und informiere die Gastgeber über unser Ansinnen.“
    „Natürlich, Meister.“
    Orobas erhob sich und ging zum Tresen. Firxas ließ mörderisch einen fahren und Urako lachte schallend. "Mach nochmal!", rief er mit Tränen in den Augen.
    "Sag bitte."
    "Bittebittebitte!"


    Der Mann der Berggipflerin, ebenso beleibt wie diese, erschien mit einer Geschwindigkeit am Tresen, die man ihm niemals zugetraut hätte.
    „Was darf es sein, mein Herr?“
    Orobas zögerte. Hinter ihm furzte Firxas ein weiteres Mal und Urako heulte vor Lachen.
    „Scheißhurensohn“, sagte Orobas. Schlagartig verstummten alle Gespräche. Er wiederholte das Losungswort noch einmal lauter und deutlicher, da er glaubte, der Mann habe ihn vielleicht nicht richtig verstanden. „Scheißhurensohn.“

  • Wie zu einer Salzsäule erstarrt stand Arafis da und beobachtete das Geschehen um sie herum. Ein Gott? Athronos? Oder doch nur irgendwelche Zauberei? Vielleicht hatte sich ja auch Selan diesen Streich ausgedacht, um sie alle zu befreien. Doch Selan war nirgends zu sehen.
    Arafis duckte sich und suchte vorsichtshalber hinter den Tieflingen Schutz.
    Wer auch diese Gestalt war, welche Blitze vom Himmel regnen lassen konnte, sie war wütend.
    So beobachtete sie nur stillschweigend und möglichst unauffällig die Szene, welche sich bald um das Abbrennen des Tempels drehte.
    Die Wölfin konnte die Angst der Tieflinge förmlich wittern, bloss Ibn gab sich unbeeindruckt von dem Schauspiel und behauptete noch immer, dass alles nur eine Täuschung sei.
    Plötzlich übernahm Urako das Kommando: „Los wir verziehen uns!“
    Nur zu gern folgten die anderen ihm und so trabte auch Arafis hinter der kleinen Truppe her.
    Plötzlich stieg Arafis ein Geruch in die Nase, den sie noch nie gerochen hatte. Sie verzog das Gesicht und blieb irritiert stehen.
    Ihre Gefährten hingegen zögerten nicht, und betraten die Schenke, von welcher diese seltsame Duftnote auszugehen schien.
    Als die Tür aufging und der beissende Geruch in Arafis feine Wolfsnase eintrat, winselte sie kurz auf, und drehte sich von diesem Ort fort.
    Sie vermutete, dass die Truppe nicht so schnell wieder aufbrechen würde, so sehr hatten Urako’s Augen geleuchtet vor Freude und Wonne.


    Stattdessen dachte Arafis wieder an Selan. Wo war er bloss geblieben?
    Sie überlegte kurz, wo sie ihn das letzte Mal gesehen hatte…das musste in dem Tempel gewesen sein. Hoffentlich war ihm nichts geschehen!
    In Eile lief sie den Weg zurück zu dem Platz, wo sie von der schwarzen Gestalt aufgehalten worden waren. Sie war verschwunden, genauso wie auch Ibn sich in Luft aufgelöst zu haben schien.
    Suchend schnüffelte Arafis herum, bis sie meinte, einen vertrauten Geruch nach Tee und Gewürzen wahrzunehmen.
    Sie folgte ihrer Nase und wurde nicht enttäuscht. In einiger Entfernung sass Selan auf einer Holzkiste. Er schien verzweifelt und traurig zu sein, doch er lebte. Freudig wedelte Arafis mit ihrer Rute und lief auf Selan zu, um ihm freundlich übers Gesicht zu lecken.

  • „Ihr solltet euch mal sehen, ein Haufen Waschweiber!“
    Er trat einen Schritt vor und stemmte beide Hände in die dürren Hüften.


    „Und wenn ich es gewesen bin, was dann? Hm?“
    Er streckte seine Hühnerbrust heraus.


    „Eine derart schlechte Illusionsmagie habe ich schon lange nicht gesehen. Der Kontrast zur Realumgebung ist viel zu schwach und die Frequenz der Schwingungen ist vollkommen unrealistisch. Das Machwerk eines Amateurs.“
    Er spuckte in den Schatten hinein.


    „Was? Du wagst es? Hast du keinen Respekt vor Göttern? Vor mit Athronos?“


    „Pfft Götter? Hab doch gerade schon gesagt das dein Hokos Pokus eher Hokus ganz schwachus ist. Sieh dir mal allein deine Blitze an, die Treffen ja kaum mal einen Baum! Zu dumm für Flammeneffekte, nach einem Lichteffekt oder kannst du nicht zielen? Für wie Dumm hellst du uns? Stimmt`s Leute? Leute?? Leute??? He????“


    Schnell blickte sich Ibn um, jedoch vom Rest seiner Gruppe war nichts mehr übrig.


    „Feiglinge! Würmer! Mistmaden! Alben!“


    „Na, hast du nun Angst, nach dem deine Freunde weg sind?“, brummte Athronos schon etwas amüsiert vor sich her.


    „Ich? Nein? Warum? Bist ja immer noch da!? Ich werde jetzt auch gehen, mach`s gut und das nächste mal besser! Diese plumpe Zauberei kann ja keiner auf Dauer ertragen....“


    Dutzende blaue Blitze zuckten mit einem male vom Himmel herab und schlugen um Ibn herum in den Erdboden ein. Erde und Staub erzeugten eine Dicke Dreckwolke die vom Einschlagen der Blitze her rührte.


    „Hier geblieben, elender Sterblicher!“, grollte ein Furchterregender Stimme durch die Gassen und Wege der Stadt, als würde die Stimme von überall gleichzeitig her kommen.


    „Was denn nun noch, kannst du mich nicht in Ruhe lassen und zur Abwechslung mal jemanden anders belästigen? Wie ähmmm...“


    Ibn blickte sich schnell um und zeigte in die Richtung einer Seitengasse in der ein versoffener Penner lag und dem Schauspiel der beiden interessiert und gleichzeitig verstört zusah. „Wie wäre es mit dem besoffenen da?“


    „Ich bin *hix* nicht besoffen!“, lallte es aus der Gasse heraus.


    „Doch bist du, besoffen wie ein Schwein und dein Geruch, nein dein Gestank belästigt mich sogar in 15 m Entfernung!“


    „Was bildest du dir ein, ich stinke nicht und besoffen bin ich auch nicht, ich sitze hier nur so herum!“


    „Natürlich stinkst du und gesoffen hast du auch, was ist das da in deiner linken Hand, mhhh?“, reagierte Ibn nun lauthals auf den alten Mann.


    „Das ist, ähmmm....“, schnell versteckte der alte die Flasche hinter seinem Rücken, „ich hab gar keine Flasche, hast vielleicht du zu viel getrunken, dass du schon Dinge siehst die nicht da sind?“, lachte der alte aus ganzem Herzen und klopfte sich dabei mit der rechten Hand auf sein rechtes Knie.


    „Du....“


    „Gebt endlich Ruhe, beide!“, wurde Ibn unhöflich von einem sichtlich erzürnten Gott unterbrochen.


    „Du gibst jetzt Ruhe!“, sprach Ibn und hob seine rechte Hand Richtung Athronos, nur einen Liedschlag später schoss ein Feuerball von rund 20 cm in Richtung Athronos Kopf und verpuffte an ihm.


    Mit weit aufgerissenem Mund stand Ibn da und sah was gerade geschehen war. „Das Trugbild.... müsste doch eigentlich zerstört sein oder zumindest flackern. Warum ist es noch da, dass verstehe ich nicht? Bist du etwa doch?“, stotterte Ibn vor sich her.


    Ibn zitterte am ganzen Körper, Schweiß lief ihm vom Kopf. Blankes Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wieder, pure Angst, vor dem was nun kommen würde. Spürte er schon auf seiner blass gewordenen Haut, den leichten Atem des Todes.


    „Ibn Altsalat! Dein Ende ist mit dieser Frechheit gekommen, deine Seele Kehre in mein Reich ein!“, waren die letzten Worte die Ibn hörte, bevor Athronos seinen linken Arm in den Himmel streckte und darauf sofort nach unten schlug.


    Das nächste was der alte Mann sah, war ein Blitz unglaublicher Größe, der Richtung Erdboden schoss. Ein ohrenbetäubender Knall hallte dabei durch die Stadt. Vor Schmerzen krümmte sich der Alte. Das immense Licht des Blitzes schmerzte in den Augen und der anschließende Knall brachten seine Ohren beinahe zum bersten, doch dann war alles ruhig.


    Es dauerte einige Minuten, bis der Alte halbwegs wieder bei sich war. Voller Staub war seine Kutte, die ganze Luft roch verbrannt und war von Dreck durchzogen. So das die Hand vor Augen kaum zu erblicken war.
    Trotzdem versuchte der Alte etwas zu erkennen und bemühte seine Augen. Er kniff die Augen zusammen, um das weiter Schauspiel mit verfolgen zu können. Doch als der Staub sich lichtete, war der dunkle Himmel verschwunden, auch die merkwüdige Gestalt war nichts mehr zu erblicken.


    Plötzlich zuckte der alte zusammen, denn traute er kaum was seine Augen ihn offenbarten, als er das zehn Meter Durchmesser große und drei Meter tiefe Loch sah, wo noch gerade der Kerl mit der großen Klappe stand, was nur knapp vor seinen Zehenspitzen anfing.

  • Immer noch kam Selan alles nur wie ein dumpfer, surealistischer Traum vor. Konnte es wirklich sein, dass Urako und Arafis, Selan betrogen hatten? War er nur eine Marionette in ihren Fingern gewesen?


    Die Gedanken Selan`s drehten sich nur so umher, während er das Schauspiel am Himmel beobachtete. Etwas unheimliches ging von ihm aus, war es doch kein normales Unwetter was hier wütete. Die innerhalb von Sekunden einbrechende Dunkelheit, die Orkanböen, die blauen Blitze. All dies lies nur darauf schließen, dass hier etwas mächtiges am wirken war.


    >Ob das die Strafe Athronos ist, an der Person von der er geredet hatte oder ist es wegen seinem Tempel? Was hatte er denn vorhin noch gesagt, er redete sehr verworren, was war es denn noch, Selan denk nach.... Ach, es ist zum verrückt werden, keinen klaren Gedanken kann man mehr fassen.<, seufzte Selan vor sich her, als ihm ein starker Windstoß plötzlich mehrere Leinenhosen ins Gesicht schleuderte.


    "Heeee, sie da lassen sie meine Wäsche in Ruhe, elender Schuft, Räuber!", krakelte nur einen Augenblick später eine ältere Stimme.


    Vorsichtig schob er je ein Hosenbein nach links und rechts um wieder etwas sehen zu können. Keine zehn Meter entfernt erblickte er eine ältere Frau, welche sichtlich wütend mit einem alten Krückstock näher kam.


    "Das ist ein Missverständnis gute Frau, ich habe ihre Wäsche nicht gestohlen. Der Wind hat mir ihre Sachen in die Arme geweht."


    Schnell hatte er die drei Hosen unter den bösartigen Augen, der Alten vom Kopf geholt und sogar noch zusammen gelegt.


    Selan überreichte die Wäsche mit dem schönsten Lächeln, was er in seiner jetzigen Lage aufbringen konnte, "Bitte sehr, gute Frau, ihre Wäsche." Doch war der Dank nicht der den er erwartet hatte, ein nettes Wort. Nein, in Windeseile erwischte ihn der hölzerne Krückstock am Oberarm. Ein Brennen durchzog seinen ganzen Arm. Wer hätte gedacht, dass eine so alte Frau, noch dermaßen zuschlagen kann, ging ihm durch den Kopf, reagierte darauf aber nicht.


    Augenblicke später hörte und sah er sie noch wild gestikulieren davon stolzieren. Unaussprechliche Ausdrücke kamen über ihre Lippen, vom Verfall der Jugend, fehlen jeglichen Anstandes und noch weit aus mehr.


    "Unfreundliche alte Dame!", brummte Selan vor sich her.


    Schnell drehte sich die alte noch einmal um und erhob den Krückstock, "Das hab ich gehört!"


    Bevor es weitere Prügel gibt, verschwand Selan in der nächsten Seitengasse. Ohne Ziel irrte er mit dem Kopf nach unten gebeugt in der kleinen Stadt umher. Wie lange es war konnte er nicht sagen, Minuten, Stunden, wie viele Stunden? Beim besten willen, Selan hatte im laufen das Zeitgefühl verloren. Nur dass die Wolken sich verzogen hatten und die Sonne hell am Himmel stand, bemerkte er erst jetzt, drum musste es bald Mittag sein. Als er sich an den Rand eines Brunnens niederließ, bemerkte er endlich, dass ihm Urakos Haustier gefolgt war. So wie es schien, hatte sie die ganze Zeit ein Auge auf ihn geworfen und ihn begleitet. Selan musste schmunzeln und etwas wärme machte sich wieder in seinem Herzen breit, von so einer netten Geste.


    "Na du? Gar nicht bei deinem Herrchen? Willst mich wohl ein wenig aufmuntern wie du aussiehst oder? Oh Hilfe, was ist mit mir nur los? Habe ich denn nur noch Fragen übrig?"


    Selan musste schmunzeln und etwas über sich selbst lachen. "Das war ja auch wieder eine Frage. Bei allem was mir teuer ist, was mach ich nur? Urako geht nun seinen Weg wie ich denke und Arafis scheint ihm zu folgen.", Selan atmete tief aus. Andächtig sah er die Wölfin dabei an. Immer weiter bohrten sich ihre Blicke in die Augen des Tieflings, als wollten sie mitten in seine Seele blicken. Etwas magisches hatte dieser Augenblick für Selan, aber war er auch etwas beruhigend für ihn.


    "Weißt du, was mein alter Meister einmal zu mir gesagt hatte?", erzählte er der Wölfin mit einem kleinen lächeln, "man sollte die Vergangenheit ruhen lassen, besonders wenn sie schmerzlich ist. Genau daran werde ich mich jetzt halten, dass Leben ist zu kurz um sich im Schmerz des vergangenen zu Suhlen. Warte kurz hier, einverstanden?"


    Schnell verschwand der Nekromant in einem kleinen Laden nur unweit seiner Sitzgelegenheit entfernt. Es dauerte nicht lang und Selan kam mit einem großen Stück Fleisch zu der kleinen Wölfin zurück.


    "Hier für dich, als kleine Belohnung für die Aufmunterung. Wenn du willst kannst du mich begleiten, ansonsten würde ich dir raten, schnell dein Herrchen zu suchen, nicht das er ohne dich abreißt.", sprach Selan und schlenderte langsam zum Markt zurück.


    Es dauerte einige Stunden bis Ralogg und Selan alles wieder in den Waagen geräumt hatten und der Karren abfahrbereit war. Schwerlich konnte Ralogg glauben was ihm Selan während der letzten Stunden und einiger großen Tasse Johanniskraut Tee erzählte. Immer und immer wieder gingen beide die Punkte durch, doch am Ende stellte selbst Ralogg fest, dass Selan recht hatte. Die guten Freunde, auch wenn es nur wenige Tage waren, hatten beide betrogen und ausgenutzt.


    "Schwer zu fassen Selan! War das denn alles nur gespielt, die ganze Freundlichkeit. Stell dir vor was Urako und ich uns für Witze erzählten, auch solche die eigentlich nicht weiter erzählt werden sollten. Würde ich noch Leben würde ich jetzt knall rot werden! Kannst du dir das vorstellen? Weißt du wie ober peinlich manche Sachen dabei sind? Selan!!!!!!!", begann Ralogg zu schreien, doch dieser erhob nur langsam etwas seinen Kopf und nahm noch einen Schluck Tee.


    "Mhhhh, dir setzt das wohl noch mehr zu als mir oder? Erinnert dich wohl an deinen letzten Lehrling, den hattest du ja auch verloren oder?"


    Trübe, wässrige Augen blickten Ralogg an, ein Nicken, war die einzige Antwort die Ralogg erhielt.


    "Was machst du denn eigentlich nun Selan, wie geht es nun weiter nach Urako, Arafis und diesem Palo- Dings- Da- Orden?"


    Selan schnaufte tief durch und verließ seine lümmelnde Haltung wieder und setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl. Selans Blick wurde Besorgnis erregend, düsterer als sonst, härter.


    "Ich werde sie aufhalten!"


    "Bist du verrückt???", entgegnete ihm Ralogg sofort total erschrocken.


    "Nein, wenn ich es wäre, würde ich nichts unternehmen. Ralogg, dieser Orden ist gefährlich, sehr gefährlich! Verstehst du das nicht? Dagegen muss etwas unternommen werden."


    "Gefährlich, genau das ist das richtige Wort! Ein Grund mehr uns so weit wie möglich von diesen Schwarzkutten zu entfernen!"


    "Falsch! Sie sind eine Gefahr für alles hier in Lodranion, egal ob Norden oder Süden! Drum müssen wir sie aufhalten!"


    "Warum wir? Geh doch zu den Königen, die werden dir helfen. Du musst ihnen nur sagen, was passiert ist.", sprach Ralogg und nickte dabei besserwisserisch.


    "Was erzählen? Das ich in einem stinkigen Abwasserkanal mitten in der Nacht ein paar dunkel gekleidete Herren belauscht habe, die Planen den Gott des Chaos Palion wieder auf er stehen zu lassen. Welche Beweise soll ich vor legen? Wenn es gut kommt, halten sie mich nur für verrückt, mit mehr Glück, sperren sie mich ein."


    "Vergiss nicht den zu hoch redenden, den du weißt schon.“, grinste Ralogg mehr als schelmisch, „Schlechter Scherz oder? Dir ist das wirklich ernst oder? Nun gut, ich habe immer zu dir gestanden, auch wenn es verrückt war. Zudem habe ich mit Urako noch eine Rechnung offen! Was ist dein Plan?"


    "Der Orden will sich in einiger Zeit auf den Reikjah Inseln treffen. Wo genau weiß ich nicht, drum werden wir sofort abreißen und im hohen Norden die Nachforschungen fortsetzen. Vorher müssen wir jedoch noch den Wagen los werden, den können wir für diese Reise nicht mit nehmen."


    "Was, der bleibt hier?"


    "Wir nehmen nur das nötigste mit, zudem Vestia, mehr geht leider nicht."


    "Und wenn ich dir an Land folge, was hällst du davon?"


    "Durch die Grenze? Mitten durch das Kriegsgebiet? Als Skelett, mit einem riesigen Wagen?", sprach Selan während er seinen Kopf schüttelte.


    "Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht. Einverstanden!"


    Selan nickte, "komm hilf mir bitte packen", sprach Selan und verschwand in seinem Wagen.


    Die Sonne begann langsam rot zu werden als Ralogg Selan seine knöchrige Hand entgegenstreckte.


    "Los Freund, der Wagen ist sicher beim Bürgermeister der Stadt unter gebracht. Wollen wir?"


    "Hat dich auch ein stolzes Sümmchen gekostet.", scherzte Ralogg hinter vorgehaltener Hand, "aber ja los gehts, ab zum Hafen in die Wellen der Meere, ich freue mich schon drauf, wenn ich ehrlich bin!"


    "Du kommst aber in die Satteltasche von Vestia."


    "In die Satteltasche, warum das denn?"


    "Denk mal nach, welches Schiff nimmt ein sprechendes Skelett mit? Ich hebe deinen Zauber auf und beschwöre dich später wieder, einverstanden?"


    "Habe ich denn eine Wahl? Aber hast du schon ein Schiff im Blick, welches wir nehmen?"


    „Der Bürgermeister hat mir eines empfohlen, es legt noch heute Nacht ab.“


    „Und wie heißt es?“


    „Es heißt [Wellenbrecherin die VII]...“


    „Die siebte?“


    Mit einem mehr als ungutem Gefühl wurde Ralogg wieder zu einem lebhaften Haufen Knochen und in die Satteltasche Vestias verpackt. Die Dunkelheit nahte, als Selan durch die leeren Gassen in Richtung Hafen lief.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Eine unangenehme Stille lag im Wabbligen Walross, eine Stille, die fast greifbar war. Orobas starrte erwartungsvoll den korpulenten Berggipfler an, der starrte zurück ohne ein Zeichen des Erkennens. Wie auch? Urako hatte das Losungswort vorhin spontan erfunden. Gebannt starrte der Henker in Richtung des Tresens. Es war immer noch leise, die Gäste trauten sich kaum, sich zu bewegen. Jemand hustete, ein Stuhl knarzte.


    Orobas` Augen zuckten unruhig hin und her.
    „Entschuldigung“, murmelte er schließlich kaum hörbar. „Ich habe sie mit jemandem verwechselt.“
    Das Auge des Berggipflers zuckte.
    „Ich bitte sie höflichst, ihr wertes Sitzfleisch aus meiner Gaststätte zu bewegen und nie mehr wieder zu kommen“, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Das macht sieben Silberlinge und fünfundvierzig Kupferstücken.“
    „Wie viel?“ Orobas fielen fast die Augen aus dem Kopf.


    Urako lachte ihn gedanklich aus. Er war gespannt, was die Berggipfler mit Gästen anstellen würden, die zahlungsunfähig waren. Vieleicht würden sie ihn ja zu Käseraspeln zermahlen und als Beilage auf den Salat streuen. Der Henker steckte sich genüsslich die Gabel mit einem großen Stück Dornhammer Edelherb in den Mund.
    Orobas drehte sich mit blassem Gesicht zu Nocro um und blickte ihn hilfesuchend an. Der Meister kaute herunter, tupfte sich den Mund sauber und ging zum Tresen. Mit gedämpfter Stimme redete er auf den Wirt ein, der sich jedoch stur stellte.


    „Ich weiß von keiner Vereinbarung, von keiner Vorauszahlung und auch keinen 13!“, dröhnte er durch die Stille, woraufhin Nocro und Orobas sich erschrocken duckten und mehrmals hintereinander „Pscht!“ machten.
    Firxas blickte Urako misstrauisch von der Seite an, der ungerührt weiter aß.
    „Du hast uns in eine Falle gelockt“, knurrte er leise.
    „Quatsch nicht blöde“, sagte Urako unwirsch. „Der Gnom da oder was auch immer das ist weiß bestens Bescheid. Der will bloß doppelt abkassieren, erst vom Kult und jetzt noch mal von Nocro, darum stellt er sich dumm.“
    Er nahm ein Röllchen gefüllter Käsescheibe in die Finger und stopfte es Firxas in den Mund. „Da, friss und halt die Schnauze. Es ist alles in Ordnung.“


    Wenigstens ein was Gutes hatte seine Arbeit – Urako war in der Lage, in den nervenaufreibendsten Situationen völlig ruhig zu bleiben, so lange es ihm nicht selber ans Leder ging. Weder sein Puls noch seine Atmung beschleunigten sich.


    Schließlich kehrte Orobas an den Tisch zurück, er war aschfahl und glänzte feucht. Nocro sprach noch immer mit dem Wirt. Die bewaffneten Zwerge am Eingang sahen sich vielsagend an und traten langsamen, schweren Schrittes in den Schankraum, wo sie sich neben der Tür nach draußen postierten.


    „Du siehst aus, als ob dir schlecht wäre“, fand Urako. „Willst du deinen Käse nicht mehr?“
    Orobas antwortete nicht. Stattdessen starrte er sehnsüchtig zu seinem Zauberstab, der zusammen mit dem von Firxas an der Garderobe neben dem Eingang lehnte. Offenbar hatte er Angst vor den paar übergewichtigen Kartoffeln, die der Wirt als Wachleute eingestellt hatte.
    Urako speiste.


    Firxas hingegen ließ sich nicht länger beruhigen und begann mit Orobas zu tuscheln, wobei er dem Henker feindselige Blicke zuwarf. Die Stimmen von Nocro und dem Wirt wurden immer lauter.
    „Entweder ihr zahlt die fünfzig Silberlinge, oder ich lasse die Stadtwache rufen!“
    „Was? Wieso jetzt auf einmal fünfzig? Gerade waren es noch sieben und ein paar Kupferlinge!“
    „Das war nur die Rechnung von eurem unhöflichen Begleiter. Mir ist es letzten Endes egal, wer dafür aufkommt, aber keiner von euch verlässt diese Gaststätte, bevor die gesamte Summe beglichen ist!“
    „Das ist Wucher!“
    „Das ist Qualitätskäse!“
    Der Streit schaukelte sich hoch.


    Urako leckte seinen Teller ab.
    Er beugte sich unter den Tisch um zu sehen, ob seine Hündin schon aufgefressen hatte, doch sie war nicht da. Die Schüssel erstrahlte unangetastet in ihrer köstlichen Pracht. Der Henker runzelte die Stirn. War sein Hund überhaupt mit in die Gaststätte gekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern, zu sehr war er mit der Auswahl der Spezialitäten beschäftigt gewesen. Er konnte sie nirgends im Schankraum entdecken. Auf jeden Fall war das Essen zu gut, um es schlecht werden zu lassen.


    Er hob die Schüssel auf den Tisch, doch nach dem ersten Bissen stellte er fest, dass ihm Pferdequark nicht schmeckte. Außerdem spannte sich ihm schon der Wanst, nachdem er seine Portion, die halbe von Orobas und noch etwas von Firxas` verputzt hatte. Er konnte nur noch nach hinten gelehnt dasitzen, so dass seine Axt sich ihm unangenehm in die Wirbelsäule bohrte. Er rülpste und etwas von dem Quark kam zusammen mit einem säuerlichen Geschmack wieder nach oben. Der Pferdequark bereitete ihm Übelkeit, entweder weil er ihn nicht vertrug oder weil es einfach zu viel gewesen war.


    Er packte den Krug Takaresch, um den unangenehmen Geschmack herunter zu spülen und goss das schäumende Bier in einem Zug hinunter – zumindest hatte er das vorgehabt. Nach wenigen Schlucken kam ihm der Quark entgegen, der eine ganze Kompanie von Käse anführte, die sich geräuschvoll auf den Tisch ergoss. Das ganze schöne Fürstenmenü quoll aus dem Rachen und der Nase des Henkers.


    „Ihr habt mich vergiftet“, ächzte er gurgelnd.
    Dann griff er sich an den Hals und stürzte polternd zu Boden, wo er in der gelben, krümeligen Lache liegen blieb. Einen Moment lang starrte der ganze Raum auf ihn. Er blieb zusammengekrümmt liegen und rührte sich nicht.
    „Oh, oh! Die Meldung wird den Daimyo nicht erfreuen“, tadelte Nocro mit seiner hohen Stimme und klang dabei wie eine schimpfende Mutti. „Und Bisher hatten die Berggipfler den Ruf einer vorzüglichen Küche.“
    „Ja, das Loch der Umsätze in den nächsten Wochen könnt ihr hoffentlich mit einem ducken Sparstrumpf auffüllen“, setzte Firxas nach.
    „Umsätze?“, flüsterte Orobas dümmlich.
    „Einnahmen! Pinkepinke! Dein Kopf ist so löchrig wie ein Laib Dornhammer Edelherb!“, zischte Firxas zurück. „Und genau so ekelerregend! Kein Wunder, dass Urako tot umgefallen ist!“
    „Was, tot? Ich dachte, der ist ohnmächtig!“ Orobas schien aufrichtig erschüttert.
    „Quatsch, natürlich ist er tot“, erklärte Firxas mit Nachdruck und Nocro stieg sofort darauf ein: „Gestorben wegen minderwertiger Milchprodukte aus der hauseigenen Käserei. Ich höre schon die Herolde rufen: Extrablatt! Shogunat Heinan vergiftet amtlichen Würdenträger aus Phintias!“
    „Am... amtlichen Würdenträger?“, stammelte der Wirt.
    „Der Sohn des Fürsten“, posaunte Firxas. „Höchstpersönlich! Wenn auch des ehemaligen. Ein ganz hohes Tier.“
    „Oh weh, die politischen Folgen wage ich mir gar nicht auszumalen!“, sinnierte Nocro voller Tragik.


    Einen Moment herrschte Stille. Urako hätte gern das Gesicht des Berggipflers gesehen, doch er wagte nicht, die Augen zu öffnen. Er hörte, dass der kleine Mann beim Atmen ängstlich schnaufte. „Die Rechnung geht auf`s Haus“, sprach er mit zittriger Stimme. „Und vielleicht hilft diese Flasche erlesener Schwarzländer Blutwein ja dabei, die schrecklichen Ereignisse für immer zu vergessen. Auch den übrigen Gästen wird nach einem Kelch davon leichter ums Herz werden und niemand braucht sich mehr Gedanken über die tragischen Ereignisse zu machen oder jemanden anderes damit belasten. Ich werde mich um alles kümmern. Habt nun keine Bedenken, meine Gaststätte zu verlassen, ich kümmere mich um alles.“


    Zufrieden nahmen Nocro und die beiden Kampfmagier ihre Habe von der Garderobe und verließen den Raum. Urako war zutiefst empört. Sie ließen ihn einfach hier liegen - ihn, den Sohn des Fürsten! Dafür hatten die Berggipfler für seinen vermeintlichen Leichnam Verwendung. Kräftige Hände packten seine Fußknöchel, ein paar weitere griffen ihm unter die Arme. Er hatte den Impuls, die Augen auf zu schlagen und Buh! zu sagen, doch er hielt dies für weniger klug. Immerhin war er nicht so dumm wie Orobas. Man hob ihn ein Stück an und schleifte ihn über die Holzdielen, einen Gang entlang und ins Hinterhaus. Niemand machte sich die Mühe, dabei seine kostbaren Flügel oder seinen Schweif anzuheben, stattdessen trampelten schwere Schuhe mit harter Sohle noch darauf herum. Urako versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und so tot wie nur möglich zu erscheinen.

    „Wir gehen durch den Hinterausgang, gleich zum Abdecker“
    , kommandierte der eine Berggipfler. „Der lässt sicher ein hübsches Sümmchen springen. Im Norden zahlen sie ein Vermögen für Tieflingsschädel, die sind dort so selten wie bei uns die Gnome. Wenn der Abdecker den richtigen Zwischenhändler findet, hat er für die nächsten Wochen ausgesorgt. Und wir auch.“


    Es knirschte, als Urakos Schwanzspitze unter einen Stiefel geriet. Mit einem markerschütternden Schrei bäumte er sich auf, die beiden Berggipfler kreischten genau so laut wie er und ließen ihn vor Schreck fallen. Der Henker rappelte sich mit zusammengebissenen Zähnen auf die Füße. Es fühlte sich an, als hätte gerade ein Blitz in sein Körperende eingeschlagen, der Schmerz pulsierte seine gesamte Wirbelsäule entlang. Mit verzerrtem Gesicht stieß er die kleinen Männer beiseite und schlich gekrümmt zu dem offenen Fenster.
    „Auf Nimmerwiedersehen, ihr abgebrochenen Käsestumpen!“


    Er liebte es, Leute wegen ihrer geringeren Körpergröße zu hänseln, denn allzu oft kam er ja leider nicht in diesen Genuss. Er stieg so würdevoll wie ein vollgekotzter Tiefling nur sein konnte aus dem Fenster, schlug die Läden hinter sich zu und machte sich auf den Weg zum Hafen, wo er hoffentlich seine Gefährten treffen würde – nicht Nocro oder Orobas oder Firxas, sondern auf Selan und seine Hündin hoffte er. Immerhin hatte er keine Lust, schon wieder arbeitslos da zu stehen.


    Der Hafen war leicht zu lokalisieren für die empfindsame Nase des Tieflings. Der Tang- und Fischgeruch wies ihm den Weg. Und zumindest ein Teil des Trupps war auch rasch gefunden. Die Kultisten befanden sich am äußersten Ende eines langen, klapprigen Steges, an dem ein noch viel klapprigeres Schiff vor Anker lag. Nur Ibn Altsalat fehlte.


    Ein Mann, dessen Kleidung wie ein Mittelding aus Kapitän und Pirat wirkte, stand lässig an die Bordwand gelehnt davor, die Arme vor der Brust verschränkt und sagte gar nichts. Nocro hingegen gestikulierte schon wieder, wobei die weiten Ärmel seines Gewandes im Wind flatterten, so dass seine muskulösen, braun behaarten Unterarme zum Vorschein kamen, sie so gar nicht zu seinem hysterischen Gequieke passten. Orobas stand eifrig nickend daneben, während Firxas resigniert auf einem Poller saß und ein trauriges Gesicht zog.


    „Tag ihr Flaschen, euer amtlicher Würdenträger ist wieder auferstanden!“, rief Urako von weitem und ging auf das Trüppchen zu.

  • Arafis trotte neben Selan her bis zum Lager, dort warteten bereits Fricai schwanzwedelnd und Ralogg mit seinen Knochen klappernd auf die Gefährten.
    "Schwer zu fassen Selan! War das denn alles nur gespielt, die ganze Freundlichkeit. Stell dir vor was Urako und ich uns für Witze erzählten, auch solche die eigentlich nicht weiter erzählt werden sollten. Würde ich noch Leben würde ich jetzt knall rot werden! Kannst du dir das vorstellen? Weißt du wie ober peinlich manche Sachen dabei sind? Selan!!!!!!!"


    Nachdem die beiden noch lange Zeit diskutiert und Selan nicht von seinem Plan abzubringen war, entschieden sie sich schliesslich, was zu tun sei und machten sich zum Aufbruch bereit.
    Mit einem mehr als ungutem Gefühl wurde Ralogg wieder zu einem lebhaften Haufen Knochen und in die Satteltasche Vestias verpackt. Die Dunkelheit nahte, als Selan durch die leeren Gassen in Richtung Hafen lief.


    Arafis dachte nicht daran, zu Urko zurückzukehren, der miefige Gestank, der ihre sensible Nase angegriffen hatte, reichte ihr vollkommen als Abschreckung aus. Urako würde bestimmt nachkommen, und sonst würde sie erstmals bei Selan bleiben. Sie war noch nie auf einem Schiff gereist und konnte sich nur schwer vorstellen, wie so ein grosses Ding über die Wellen tanzen sollte. Da sie jedoch Wasser ganz gerne mochte, war sie eher aufgeregt und neugierig auf die bevorstehende Reise also nervös oder gar ängstlich. Bald hörte sie das sanfte Rauschen des Wassers und konnte deutlich den salzigen Geruch aus einer Mischung von Fisch, Algen und See wahrnehmen. Noch nie hatte sie das Meer gesehen und so sog sie den Anblick des Hafens gierig in sich ein. Sie blieb beeindruckt stehen, denn trotz der aufkommenden Dunkelheit konnte sie die Weite erahnen, welche sich vor ihnen ins Endlose erstreckte.
    Selan blickte sich suchend um, er wollte ja ein passendes und sicheres Schiff empfohlen bekommen haben. Fricai wurde mittlerweile unruhig und auch Vilya, die brav und wie selbstverständlich mitgetrottet war, welche von ihrer ehemaligen Besitzerin, einer Sonnenelfe eher Wüstenregionen gewohnt war, warf unruhig den Kopf zurück.
    Überall erleuchteten Fackeln und Laternen den Kai und man sah kleinere und grössere Ruderboote und Segelschiffe im Hafen hin und herschaukeln. Irgendwoher drang Musik aus einer Schenke und lautes Grölen und Lachen war zu hören. Eine Truppe Trunkbolde torkelten gefährlich nah am Wasser entlang mit ihren Metkrügen in der Hand und prosteten einander laut zu.
    Als sie eine Zeit lang gegangen waren, schien Selan fündig geworden zu sein. In einiger Entfernung war ein robustes Schiff vor Anker angelegt, das den Namen „Wellenbrecherin VII“ trug. Eine Holzrampe führte an Deck, wo einige Männer herumwuselten, Kisten und Fässer verluden, die Holzplanken fegten oder damit beschäftigt waren, das Schiff klar für die Fahrt zu machen. Ein grosser braungebrannter, bärtiger Seemann stand breitbeinig etwas erhöht und kommandierte die tüchtigen Männer herum. Sein Blick wirkte entschlossen und grimmig, doch als er die Neuankömmlinge sah, erhellte sich seine Miene etwas und er begrüsste Selan freundlich: „Ahoi Reisender, wohin des Weges? Willst du auch an der Überfahrt teilnehmen?“
    Arafis blieb vorsichtshalber hinter Selan stehen und beobachtete das Treiben staunend. Wie in einem Bienenstock und doch schien alles gut durch koordiniert zu sein. Jeder schien zu wissen, was zu tun war.

  • „Ahoi Reisender, wohin des Weges? Willst du auch an der Überfahrt teilnehmen?“, wurde Selan freundlich von einem großen braungebrannten, vollbärtigen Seeman begrüßt.


    "Guten Abend. Sind sie der Kapitain dieses Schiffes? Ich habe in Erfahrung bringen können, dass sie heute Abend auslaufen wollen in Richtung der Reikjah Inseln, ist das korrekt?"


    Stolzen schrittes kam der Seemann auf Selan zu und gab ihm die Hand. "Ja der bin ich, du hast richtig gehört und hast es auch gerade noch so geschafft, wir machen gerade die Leinen los, drum muss es leider etwas schnell gehen, wir müssen die Flut abpassen. Wenn du mit willst, ist das kein Problem, wie ich sehe mit Hund und Pferd? Das wären dann für euch 3 zusammen ein Silberling und 70 Kupferlinge. Du und dein Hund können gern eine Kajüte haben, das Pferd kann im Laderaum fest gebunden werden, da stehen auch schon drei andere, ist also in bester Gesellschaft.
    Ach ja, für weitere 70 Kupferlinge, bist du gern zum essen die Fahrt über eingeladen. Ich mein nur, du siehst nicht so aus, als Hättest du viel Essen dabei."


    Überrascht war Selan von so viel Freundlichkeit, ist doch eigentlich das Klischee, des rauhen Seebären so, dass er immer schlecht gelaunt ist, herum brüllt und kein Benehmen hat. Dieser alte Seebär scheint aber anders zu sein, ein gutes benehmen.


    "In Ordnung, dass ist ein angemessener Preis."


    Kurz wühlte Selan im Bautel von Vestia herum und holte das verlangte Geld heraus.


    "Hier wäre das Geld, ein Silberstück, 140 Kupferlinge und noch einmal 20 Kupferlinge extra, für den netten Empfang, ich denke ich werde mich auf der Reise hier sehr wohl fühlen.", sprach Selan freundlich lächelnd.


    "Vielen Dank der Herr, ich weiß die Geste zu schätzen. Mat!", rief er und eiligst kam ein junger Bursche von noch mal 20 Jahren heran.


    "Bring bitte den Gast, sein hab und gut in eine freie Kajüte, anschließend bringst du sein Pferd in den Laderaum, bindest es fest und gibst im Wasser und etwa zu essen."


    "Ai Ai, Herr Kapitain!", war sofort zu hören und wenige Minuten später saß Selan bereits in seiner Kajüte. Spärlich war sie eingerichtet. Ein kleines Bette, eine abschließbare Truhe, ein kleiner Tisch mit einer Schüssel und eine Kanne voll Wasser. Eine Stunde blieb Selan noch wach, verstaute sein Hab und Gut in der Thruhe, schloss sie ab und steckte seinen Schlüssel in die Tasche. Bei Kerzenschein, wollte Selan noch gern etwas lesen, jedoch übermannte ihn der Schlaf und schlief erschöpft von den Anstrengungen der letzten Tage ein.


    Die nächsten Tage sollten ruhig werden, man erreichte Shiamahara, die letzte Stadt am großen See von Shizu, bis es durch eine Meerenge in das Östliche Meer ging. Einige Seemänner waren noch einmal an Land gegangen, Vorräte auffüllen, der Zwischenstop sollte nur ein paar Stunden dauern. Zu kurz um noch einen Abstecher in die Stadt zumachen, empfand Selan, obwohl er große Lust hatte Shiamahara zu besuchen. Es soll eine bezaubernde Stadt sein, voller wundervoller Architektur, sowie beeindruckenden Gärten, aber leider.... die Zeit. So nutzt Selan die Stunden und Tage der Ruhe um sich wieder einmal mehr seinen Büchern über Magie zu zu wenden. Ganz geheuer war dies einigen Passagieren und Besatzungsmitgliedern nicht, jedoch sagte niemand etwas dagegen.
    Auch nutzte er gern die Chance die Matrosen bei der Arbeit zu beobachten. Er hätte nie gedacht, dass auf einem Schiff dermaßen viele Leute arbeiten, welch Arbeit dahinter steckt ein Segel zu reffen, das Deck auf fordermann zu bringen. Gern blauschte er mit dem Kapitain, der nicht abgeneigt war seine Geschichten zu erzählen und zu erklären wie das Schiff und die Mannschaft funktioniert. Man erkannte sehr schnell, dass er bei diesem Thema sehr aufblühte, Seefahrt war seine Leidenschaft.


    Nach weitren zwei Tagen durchquerte man die Enge Meerenge, dass große Östliche Meer lag mitten in der Nacht direkt vorraus. Selan war beeindruckt, ein großer See mit seiner Weite war nichts im Vergleich zum echten Meer, die Ferne, die endlose weite. Abenteuer lag in der Luft, es war etwas besonderes mit einem Schiff über das Meer zu fahren. Wenn auch etwas gefährlich, wie sich Selan selbst eingestehen musste, so weit ab von der Küste, den Naturgewalten ausgeliefert.


    Einige Stunden später wurde Selan durch einen höllen Lärm munter. Eiligst eilte er die schwankende Treppe nach oben und öffnete die Tür an Deck. Ein grauenvolles Szenario eröffnete sich seinen verschlafenen Augen. Dunkle Wolken am Himmel so weit das Auge reicht, Blitze zuckten über den Himmel, Meter hohe Wellen die über das Deck glitten.


    Überall war gebrüll zu hören, alle Besatzungsmitglieder waren an Deck, holten die Segal ein, befestigten Seile an den Masten. Ein unbeschreibliches Schauspiel, jeder wuste was er zu tun hatte, der Kaptain stand wie ein Fels in der Brandung am Ruder, versuchte jede Welle so gut es ging aus zu weichen. Immer wieder spühlten Wellen Matrosen fast von Bord.


    Selan wurde himmel Angst, so ein Wetter hatte er noch nie erlebt. Die Schiffsbalken knarzten überall, so rannte er zurück in seine Kajüte und verstaute seine Sachen wieder in den Taschen, er hatte die befürchtung, dass dies kein gewöhnllicher Sturm war und die Sache noch schlimmer werden sollte.

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text

  • Der zwielichtige Kapitän führte sie zu einem unbeobachteten Zeitpunkt an Bord des Schiffes. Sie bekamen eine geheime Kajüte ganz unten im Schiffsrumpf, wo sie über eine Luke mit Lebensmitteln und Wasser versorgt wurden sowie der Nachttopf ausgewechselt wurde. Die folgenden Tage verbrachten sie damit, sich bei Schnaps und Kartenspiel zu vergnügen. Von den Geschehnissen an Deck bekamen sie nichts weiter mit als das dumpfe Gepolter von Schritten und unverständliches Stimmengewirr.


    Urako verbrachte einige der besten Tage seines Lebens, denn er war von früh bis spät sternhagelvoll. Er lernte ein paar neue Trinkspiele und Saufsprüche, neue Lieder, Raufereien mit Firxas … es war wundervoll!


    Nur, dass er zwischendurch den Koch spielen sollte, behagte ihm wenig. Zwar beschränkte sich diese Tätigkeit momentan darauf, die herunter gelassenen Lebensmittel zusammen zu mischen und zu erhitzen, aber bereits das störte ihn, vor allem wegen der Undankbarkeit der beiden Kampfmagier, die sich nicht nur über ihn lustig machten, sondern das Essen auch regelmäßig mit diversen Körperausscheidungen verglichen, was den Henker empörte. Wenigstens Nocro schmeckte es, er war begeistert und lobte die Speisen in den höchsten Tönen (und das im doppelten Sinne).


    Trotz der unliebsamen Pflicht gefiel es Urako bei seinen neuen Freunden so gut, dass er beschloss, dem Kult tatsächlich beizutreten. Wie viel lustiger war es, sich mit Orobas und Firxas beim Saufen zu vergnügen als mit Selan friedlich Tee zu nippen! Ja, er würde Kultist des Palion werden und endlich würde man ihn anständig bezahlen und seine beträchtlichen Fähigkeiten würdigen!


    Die Zeit verging. Eines Tages schwankte das Schiff stärker als sonst, die Planken ächzten und knarrten und die Möbel rutschten hin und her. Die vier wussten bald nicht mehr, wo sie sich aufhalten sollten, da ständig ein Tisch oder Stuhl sie traf und torkelten bald nur noch von Wand zu Wand. Notgedrungen klopfte Nocro das geheime Signal und man ließ sie an Deck. Der Himmel war schwarz und mit dicken Wolken verhangen, es blitzte und die Wellen türmten sich hoch wie Häuser.


    Überrascht stellte Urako fest, dass auch Selan mit an Bord war – Zufall oder Schicksal?


    „Tagchen, altes Haus!“, krähte der Henker, während er kreuz und quer über das schwankende Deck torkelte und sich von Mast zu Mast hangelte, bis er Selan erreichte. „Lange nicht gesehen! Was hat dich denn hier her verschlagen?“

  • Arafis verbrachte die Tage auf dem Schiff damit, sich zwischen einigen Fässern zu verkriechen und den Kopf zwischen die Pfoten zu stecken. Ihr war es hundeelend und das Schwanken unter ihren Füssen machte ihr zu schaffen. Fricai schien es besser zu verkraften, doch ihr treuer Gefährte wich ihr nicht von der Seite. Ab und an brachte ihr jemand etwas Futter herbei und wenn die See etwas ruhiger war, wagte sie sich auch manchmal hervor, um sehnsuchtsvoll den Horizont nach einem Stück Land abzusuchen. Doch alles herum war blau. Der Himmel über ihnen, sowie das Meer unter ihnen. Arafis liebte Wasser, doch in dieser Nussschale den Gezeiten ausgeliefert zu sein, machte ihr Angst. Ihr Blick huschte ängstlich herum, bis sie irgendwann jeweils in einen unruhigen Schlaf verfiel, der beim kleinsten Geräusch unterbrochen wurde.


    Arafis fühlte sich krank, sie fühlte sich schwach. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, als festen Boden unter den Füssen zu haben. Sie konnte nicht verstehen, wie Selan und vor Allem die Matrosen das aushielten, welche ohne Bedenken sogar weit über ihren Köpfen in den Segeln und Masten herumturnten.


    Als die Elfe dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden, schien sich plötzlich ein Sturm anzubahnen. Das Schiff schwankte mehr als sonst, und die Wellen begannen bereits über die Reling zu schwappen. Arafis konnte das Salzwasser riechen und schmecken. Das Schiff knarrte und kämpfte gegen die wilder werdende See an. Die Matrosen waren konzentriert und gingen ihren Aufgaben nach. Kisten und Fässer wurden festgebunden.
    Die Wölfin blickte unruhig in den Himmel, wo sich Wolken türmten und in einiger Entfernung Blitze die Dunkelheit erhellten. Kurz darauf war ein lautes Donnern zu hören. Fricai drückte sich an Arafis, welche sich unter eine Treppe verkrochen hatte. Etwas über ihr stand der Kapitän und kommandierte seine Männer mit barscher Stimme herum. Sein Anblick, wie er wie ein Fels in der Brandung dem Sturme trotzte machte ihr Mut. Alles würde gut werden.


    Während ihr Blick aufmerksam über das Schiff glitt, hörte sie plötzlich eine allzu bekannte Stimme.
    „Tagchen, altes Haus!“, krähte der Henker, während er kreuz und quer über das schwankende Deck torkelte und sich von Mast zu Mast hangelte, bis er Selan erreichte. „Lange nicht gesehen! Was hat dich denn hier her verschlagen?“
    Die Wölfin starrte verblüfft zu Urako hinüber, der tatsächlich etwas wankend auf Selan zuging. Der schien ebenso perplex zu sein wie Arafis und starrte den Henker nur sprachlos an.
    „FESTHALTEEEEN!“, schrie im selben Moment der Kapitän, dann krachte eine Welle schräg auf das Schiff. Arafis jaulte auf, als ein Schwall kaltes Salzwasser sie erwischte und sie es in Maul und Augen bekam. Sie und Fricai wurden an die Wand in ihrem Rücken gedrückt. Es folgten noch einige Wellen, doch diesmal war sie besser darauf vorbereitet, und schloss geistesgegenwärtig die Augen.


    Nun begann auch noch der Regen auf das Schiff herabzupeitschen. Der Wind liess die Regentropfen wie scharfe Klingen auf die Körper prasseln und das Donnern wurde immer bedrohlicher. Der Sturm schien nun seinen Höhepunkt erreicht zu haben und ohne Erbarmen schien er mit der kleinen Nussschale zu spielen.


    Arafis zitterte am ganzen Körper. Sie wünschte sich, niemals auf dieses verfluchte Holzding gestiegen zu sein, doch es war zu spät.
    Im nächsten Augenblick jedoch riss ein ohrenbetäubendes Krachen sie aus ihren Gedanken. Das Schiff schien zu zittern unter ihren Füssen und plötzlich waren laute Schreie zu hören. Im ersten Moment verstand die Elfe nicht, was sie riefen, denn sie war zu sehr mit ihrer eigenen Angst beschäftigt. Dann erkannte sie jedoch die Bedeutung der Rufe, und sie jagten ihr einen Schauer durch den Körper.
    „FEUER!“
    Offensichtlich hatte ein Blitz sein Ziel getroffen und mitten in das Boot eingeschlagen. Rote Flammen erhellten die Nacht trotz des Regens und der Wellen. Feuer – Arafis war in einem Alptraum gefangen.
    Der Sturm reichte ja schon vollkommen aus, um sie in ein zitterndes Nervenbündel zu verwandeln, doch jetzt gesellte sich auch noch eine Furcht hinzu, welche sich ins Unendliche zu steigern schien.


    Wie erstarrt beobachtete sie, wie die Matrosen gegen Sturm und Feuer ankämpften. Urako und Selan konnte sie nicht mehr sehen und auch sonst sah sie alles nur noch verschwommen. Das Salz und der Rauch brannten in ihren Augen und in ihrer empfindlichen Nase.
    Das Deck schwankte noch immer heftig, und als eine weitere Welle das leidende Schiff traf, ging ein seltsames Geräusch daraus hervor. Es klang wie ein schmerzvolles Stöhnen, wie von einem Tier, das sich seinem Tod hingab.


    Arafis schauerte, dann begriff sie, dass sich der Boden zu ihren Füssen begann, zur Seite zu neigen.
    „Wir sinken!“, schoss es der Wölfin durch den Kopf. Sie würde sterben. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Hier, irgendwo mitten im Nirgendwo würde sie das Leben verlassen. Eine seltsame Ruhe überkam die Elfe, bevor die Schreie sie wieder aus ihren Gedanken rissen.


    Immer weiter senkte sich das Schiff und plötzlich erkannte Arafis, dass sie hier weg mussten. Auf wackeligen Pfoten kämpfte sie sich in die Gegenrichtung, in welche die Schwerkraft sie zu ziehen versuchte. Fricai folgte ihr auf dem Fuss und so kämpften sie sich halb kriechend an den oberen Teil des Schiffes, der schon ziemlich steil aus dem Wasser ragte.
    Arafis sah Männer, welche ins Wasser sprangen, ob freiwillig oder nicht, konnte sich nicht genau erkennen. Einige tauchten wieder auf, kämpften gegen die Wellen an, andere würden wohl für immer im Meer verschwunden bleiben.


    Aus einem Instinkt heraus wusste die Elfe jedoch, dass sie ebenfalls ins Wasser springen sollte. Sie ahnte, dass das Schiff sie ansonsten mit in die Tiefe ziehen würde.
    Also nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, nahm leicht Anlauf und stiess sich kräftig ab. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass Fricai ihr folgte, ehe sie das kühle Wasser umschloss und ihr der heftige Aufprall die Luft aus den Lungen drückte.


    Einen Moment war sie wie erstarrt, dann kamen ihre Instinkte zum Vorschein und sie begann zu schwimmen und sich an die Oberfläche zu kämpfen. Sie nahm nichts anderes mehr wahr ausser die Wassermassen, welche sie erdrücken wollten.
    Als sie schliesslich wieder die salzige Luft an ihrer Nase spürte, war sie schon ziemlich erschöpft. Ihre Beine fühlten sich an wie aus Blei, doch sie paddelte unbeirrt weiter – es war ihre einzige Chance zu überleben.
    Immer wieder meinte sie Tiere und Menschen in den Fluten zu erkennen, doch sie war sich nicht sicher, ob es nur Einbildung war.


    Plötzlich stiess sie mit einem Holzbalken zusammen, der von den Schiffstrümmern wohl übriggeblieben war. Mit letzter Kraft kämpfte sie sich halbwegs auf ihren Rettungsanker. Ihr Atem ging schwer und kurz bevor es ihr schwarz vor Augen wurde, meinte sie, neben dem salzigen Geruch auch noch etwas Neues, Verheissungsvolles wahrzunehmen. Land? Dann verschwand die Welt in Finsternis.

  • ╔════════════════════════════════════════════════════════╗
    Hier spielt der dritte Teil der Reise:
    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.
    ╚════════════════════════════════════════════════════════╝

    Nur ein Tag mit Tee, ist ein lebenswerter Tag. (von Selan Todaric)


    Wenn sie mit dir streiten wollen, biete Tee an. Wenn das nicht hilft, schlag sie tot! (von Selan Todaric)


    Kleine Legende:
    "Text" -> Gesprochener Text /\ >Text< -> Gedachter Text