Beiträge von Gregoire Verrill de Souvagne

    Die Rückkehr der Ducachessa


    Verrill kehrte in den Palast nach Monleone zurück. Der Heimweg war geprägt von einem frischen Wind, den sie begrüßte. Als ihr Prachtadler im Hof landete wurde sie von Vianello und einer Dienerschar empfangen. Die Ducachessa ließ sich von ihrem Prachtadler rutschen und streckte sich, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Nello reichte Verrill eine warme Decke und führte sie zurück in den Palast.


    "Eure Majestät, schön dass Ihr zurückgekehrt seid. Um Euer Tier wird sich sofort gekümmert. Delfio und Laurie sind wohlauf. Euer Mann jedoch benötigt Euren Beistand Majestät. Zur Zeit nimmt sich Irving seiner an und ich wage es nicht die beiden zu stören. Dennoch möchte ich Euch bitten, Euch um Tazio zu kümmern, sobald Tazio und Irving ihr Treffen beendet haben. Er liebt Euch von ganzem Herzen und er benötigt Euch mehr denn je. Wartet bitte ebenfalls ab, bis er in Eure Gemächer zurückkehrt", sagte Leonardo, während sie durch den Palast schritten.


    "Natürlich werde ich mich um Tazio kümmern Nello. Begleite mich in unsere Gemächer, ich werde für Tazio etwas Leckeres zaubern. Er soll auf allen Ebenen spüren, dass er geliebt wird. In meinen Armen soll es sein Herz erreichen. Sein Herz war ihm in letzter Zeit sehr schwer. Ich weiß um viele Bürden die er trägt, dabei ist er noch so jung. Er trägt die gleiche Last, die einst mein Vater tragen musste Nello. Wir beide sind stets an seiner Seite Nello, wir sind seine Anker in dieser Welt und ebenso ist es Irving.


    Irving ist ihm ein wahrer Freund. Was habe ich den Mann am Anfang falsch eingeschätzt. Dabei ging es mir stets darum, Tazio zu beschützen. Hätte ich statt auf Irving mal lieber auf Linhard geachtet und diesen so aus dem Haus gejagt, wie ich es mit Irving vorhatte. Genau das habe ich heute nachgeholt. Kurzum ich habe mich von Linhard scheiden lassen. Aurelien wird eine weitere Ausfertigung der Scheidung nach Souvagne bringen. Dazu soll sich dieser später bei mir einfinden, damit ich ihm die Ausfertigung aushändigen kann. Davon werde ich Tazio umgehend berichten, sobald er in unsere Gemächer zurückkehrt. Vorher jedoch habe ich noch etwas in unserer Küche zu erledigen für meinen Mann und Du wirst mir dabei helfen", antwortete Verrill und schlang sich die Decke um die Schultern. Sie würde Tazio beistehen, er war ihr Mann und daran würde niemand etwas ändern. Und mit niemand meinte sie niemand, weder Mann noch Ältester noch Gott.


    "Oh ich ahne was Ihr vorhabt, dass wird Tazio freuen", antwortete Vianello. Sie hatten die herrschaftlichen Gemächer erreicht und Nello hielt Verrill die Tür auf.


    Kaum in ihren Privatgemächern angekommen, legte Verrill die Decke ab und schaute Vianello in die Augen.


    "Wie ernst ist es? Nello ich benötige Deine Hilfe. Ich liebe Tazio von ganzem Herzen und dass soll er fühlen. Wie ich ihm selbst schon sagte, er gab stets alles für mich, ohne jemals etwas zu verlangen. Das gleiche versuche ich. Ich versuchte es, als ich Thabit in seinem Namen die Stirn bot. Ich habe Fehler gemacht Nello, ich habe die falschen Leute verdächtigt. Jede Nacht liegt mein Mann neben mir. Er muss auch denken, sie ist so nah und dennoch so fern. Dabei möchte ich ihm auf allen Ebenen nahe sein. Ihm zeigen, wie wichtig er mir ist und was er mir bedeutet.


    Tazio ist ein ganz besonderer, warmherziger, sanfter und liebevoller Mann. Er brachte Liebe und Glück in mein Leben. Er legte mir die Welt zu Füßen und schenkte mir sein Herz. Er gibt alles was er zu geben hat und alles was er sich wünscht, ist ein bisschen gemeinsame Zeit.


    Er führte mich, wenn ich den Weg nicht kannte und er hielt mich wenn ich strauchelte. Er war immer für mich da, gleich was sich uns in den Weg stellte. Gleich wie hoch die Klippen waren, die sich vor uns auftürmten, oder wie dunkel die Sturmwolken am Himmel waren. Aber habe ich ihn jemals wirklich seine Seele berührt? War ich für ihn da, wo er mich gebraucht hätte? Hielt ich seine Hand, wo er sie sich gewünscht hätte?


    Ich weiß es nicht, doch die Vorstellung das ich nicht für ihn da war als er mich brauchte, quält mich Nello. Denn genau das möchte ich sein, er soll wissen dass er mir alles anvertrauen kann. Gleich was es ist. Das er nichts sagen muss, dass er einfach nur in meinen Armen liegen kann und ich für ihn da bin. Manchmal ist braucht es tröstende Worte, manchmal braucht man stillen Beistand. Doch gleich was er benötigt, er bekommt es von mir", antwortete Verrill betrübt.


    "Sehr ernst. Bedenkt bitte eines Majestät, Tazio ist der Duca ihm gehört ganz Ledvico. Er ist der Regent so vieler Menschen, aber wen kennt er wirklich? Und wer kennt Tazio wirklich? Seine private Welt ist sehr klein. Sein engster Kreis dass seid Ihr, Irving und ich. Er ist jung und dennoch weiß er mehr als die meisten seines Alters. Ihr habt Recht mit dem wie Ihr Tazio beschreibt. Er ist ein kluger junger Mann. Aber hinter seinem Wissen steckt mehr. Er war bereits auf der anderen Seite Eure Majestät. Tazio sah Dinge, die sonst kein Sterblicher jemals sah. Er hat die Ewigkeit berührt und kehrte zu uns zurück.


    Was Tazio braucht ist jemanden der an ihn glaubt, damit er selbst an sich glauben kann.


    Ich spreche hier von Tazio, nicht von dem Duca. Wir drei tun dies, aber wer noch? Lasst sie uns suchen und finden Majestät. Was unser Tazio braucht ist ein Freundeskreis, eine fest verschworene Gemeinschaft mit der alles teilt. Von unendlicher Freude bis zum tiefsten Groll. Wir müssen Möglichkeiten suchen und schaffen, damit Tazio genau diesen Schatz findet. Andernfalls wird er vom Gewicht der Krone in die Knie gedrückt.


    Wie Ihr zu Recht sagtet, Euer Vater kennt diese Last. Tazio benötigt Freunde in seinem Alter und ebenso väterliche Freunde. Euer Vater und Tazio stehen sich nahe und dennoch ist der Duc de Souvagne zu weit entfernt. Es ist Tazio nicht möglich, ihn sofort um Rat zu fragen, falls er diesen benötigt. Wir müssen Ausschau halten nach Personen die mehr in Tazio sehen, als ihren Regenten. Wir benötigen Personen die den Mann sehen der die Krone trägt, anstatt die Krone", erklärte Vianello aufgewühlt.


    "Ganz genau Nello, wir werden Freunde für Tazio finden. Leute die es so ernst mit ihm meinen wie wir drei. Der erste Schritt ist immer schwer und wir werden ihm diesen Schritt erleichtern. Und nun bereiten wir ihm etwas Seelennahrung zu. Komm begleite mich in die Küche", bat Verrill und begab sich in die kleine Küche ihres Gemachs.


    Nach gut zwei Stunden war die kleine, süße Überraschung für Tazio fertig und wartete darauf von ihm verspeist zu werden.



    Tazios Überraschung:

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    ****

    Scheidung von Verrill und Linhard


    Linhard landete mit seinem Prachtadler in Puccitino, einem kleinen Ort in der Nähe von Rocca Calasico, genauer gesagt landete er unweit der Taberna Guerissello. Einen Moment später landete der Prachtadler von Verrill. Die Ducachessa von Ledwick gurtete sich ab und ließ sich gekonnt von dem mächtigen Vogel gleiten. Der Wind war frisch während der Reise und ihre Wangen fühlten sich kalt an.


    Linhard ging ohne Umschweife auf Verrill zu. Einen Schritt vor ihr blieb er stehen und betrachtete sie mit wehmütigem Lächeln.


    "Greg", grüßte er sie ruhig, was sie den Kopf schütteln ließ.

    "Lin, so hat mich eine Ewigkeit keiner mehr genannt", grüßte Verrill zurück und zog sich die Handschuhe von den Fingern.


    "Ich freue mich dass Du mit mir sprechen möchtest. Ich möchte ebenso mit Dir reden, komm rein", bat Lin, machte eine einladende Geste und gab den Weg vor.


    Verrill folgte ihm auf dem Fuße, zwar kannte sie Ledwick, aber jeden Ort kannte auch die Duccachessa nicht. Die Taberna war in einem warmen Braunton gehalten und wirkte warm und einladend. Sie überquerten den festgestampften Vorplatz und schritten die große Treppe empor, ehe sie die Taberna betraten. Warm war es in dem Haus, etwas das Verrill nach dem Flug zu schätzen wusste. Zwar gab es draußen einen wundervollen Garten, der keine Wünsche offen ließ, aber sie war froh drum, dass sie in der Taberna sprachen. Linhard führte sie an einen Tisch, der nahe bei dem Kamin stand, in dem ein Feuer prasselte.


    "Nimm Platz, hier ist es am wärmsten. Nochmals willkommen Verrill", sagte Linhard.


    Er bestellte zwei Getränke, die einen Augenblick später serviert wurden.

    "Wir müssen miteinander sprechen Linhard, Du weißt was Dir gleich sagen und Dir überreichen werde", erklärte Verrill ernst.


    "Das weiß ich, darf ich zuerst?", bat Lin und nahm einen Schluck.

    "Nur zu, ich höre", antwortete Verrill.


    " Es war ein langer Weg weist Du? Mein Weg war weit, bevor er mich überhaupt nach Souvagne und zu Dir führte. Mein Vater Ansgar hatte damals zwei Söhne und zwar Anwolf und mich. Die Geschichte meiner Familie reicht weit zurück Verrill, weiter als die meisten sich vorstellen können. Unsere Familiengeschichte ist geschrieben worden mit Blut. Ebenso war die Vergangenheit meines Vaters geschrieben worden und die seines Bruders Davard.


    Sie wollten es besser machen als ihr eigener Vater, aber wollen allein reicht nicht aus Verrill. Sie haben sich bemüht, aber mein Vater hat auf seine eigene Weise versagt. Er hat uns nie geschlagen oder misshandelt. Anwolf besitzt den Funken der Magie und war damit sein Ein- und Alles. Ich hingegen besitze den Funken nicht und damit war ich für ihn... nunja... behindert. Denn mir fehlte etwas Entscheidendes... Das habe ich zumindest geglaubt.


    Meine Folter war die Einsamkeit Verrill. Ich war da und dennoch war ich für ihn nicht existent. Ich war praktisch, aber mehr war ich auch nicht. Dann heiratete mein Onkel Dave und Brandur erschien auf der Hochzeit. Mein Vater war außer sich und es kam auf der Hochzeit wie es kommen musste.


    Brandur beschwor seinen Bruder Dunwin. Dunwin der Vater von Ansgar und Dave. Jener Mann der ihnen Dinge angetan hat, die ich unausgesprochen lasse, auch wenn ich heute im Bilde bin. Damals kam es, wie es kommen musste Verrill. Die Familie zerbrach, Brandur floh und ich schloss mich ihm und Dunwin an.


    Schau Dunwin hasste Ansgar und Dave, da sie Magier waren.

    Alastair, Dunwins Vater, hasste ihn, da er keiner war.

    Und Ansgar verurteilte mich eine Generation später dafür, ebenfalls kein Magier zu sein.


    Stets standen sich Magier und Nichtmagier gegenüber.

    Warum nur?


    Brandur und ich wollten einen neuen Weg einschlagen und wir haben es auch geschafft. Was Ansgar und Dave nicht verstanden haben war, dass es kein Angriff auf sie war. Es war ein Angriff auf einen alten Weg, der so nicht mehr bestehen bleiben durfte und zwar für uns alle. Hätten die beiden dafür gehen müssen, wäre es so gekommen. Aber es musste nicht sein und es kam auch nicht so.


    Ansgar und Brandur lieferten sich hier in Souvagne ein letztes Gefecht und genau dabei taten sie etwas, dass sie schon viel früher hätten tun sollen, sie reichten einander die Hände. Das war einer der schönsten Momente.


    Aber er war nicht von Dauer Verrill, denn Brandur mein Ziehvater starb kurze Zeit später an den Folgen des Kampfes.

    Viel ist geschehen Verrill. Ich bin nicht mehr der, der ich damals gewesen bin.


    So viele Kreise haben sich geschlossen.

    Anfang und Ende Verrill.


    Ich habe an Brandurs Seite gekämpft, er hat mich geliebt sowie ich ihn. Er ist gefallen für unsere Werte und ich habe ihn betrauert. Er war der erste Mensch der mir etwas bedeutete. Er war der erste Mensch, den ich von Herzen liebte und dann war er fort. Du hast ihn mir über Deinen Vater und Alexandre la Grange zurückgegeben. Aber so wie er einst in mein Leben trat habe ich ihn verloren.


    Und als Brandur erneut durch die Magie des Bluthexers in mein Leben trat verlor ich ihn durch meine unbedachten Handlungen. Ich hatte ihm noch einen Brief geschrieben, aber ich habe ihn verloren.


    Anfang und Ende, Verrill, der Kreis hat sich geschlossen und ich habe meinen Ziehvater verloren.


    Dann bist Du in mein Leben getreten und zwar als Gregoire. Ich kam nach Souvagne und Du hast mich zu Deinem Mann gewählt. Du warst der erste Mann, mit dem ich zusammen war und es war eine schöne Zeit. Wir haben uns geliebt und uns beigestanden. Von Dir habe ich genauso viel gelernt wie von Brandur, Du bist ein kluger Kopf Verrill. Aber Dir war die Welt da draußen genauso fremd wie mir.


    Dein Kerker war Deine Bibliothek in der Du Dich versteckt hast vor dem Grauen namens Benito.

    Mein Kerker war unser Herrenhaus.


    Wir beide wissen so vieles, was andere nicht wissen Verrill. Und auf der anderen Seite wussten wir vom tatsächlichen Leben so wenig. Unser Leben war schön und ich war gerne mit Dir zusammen. Du hast ganz schöne Krallen, das muss ich Dir lassen. Durch Dich habe ich Ciel kennengelernt und auch hier schloss sich ein Kreis.


    Auf der Höhe unseres Glücks hast Du unser Kind geboren.

    Aber es war nicht unser Kind Verrill, es war das Kind von Ciel und Dir.


    Der Mann der mir nahesteht wie ein Bruder, der Mann mit dem sogar ich das Bett geteilt habe, hat mir mein Kind genommen. Aber in Wahrheit hatte er das nicht Verrill, es war nie mein Kind.


    Anfang und Ende Verrill.


    Du hast Tazio kennengelernt und er ist Dir ein guter Ehemann. Er hat mich mit offenen Armen als Ehebruder willkommen geheißen. Aber ich war immer noch ein Kindskopf, ich war dumm und bin in einer Welt aufgewachsen, wo nichts eine Bedeutung hatte, am wenigsten ich Verrill.


    Schau bei allem was mir damals geschehen ist und was ich erlebt habe, war ich gerade einmal 18 Jahre alt. In Souvagne ist man mit 14 Jahren volljährig, aber vom Verstand her ist das niemand Verrill. Und ich war es noch lange nicht.


    Sicher habe ich meine Fehler gemacht und natürlich hätte ich auf Tazio und Brandur hören sollen.

    Aber welcher Jugendliche macht keine Fehler?


    Menschen machen Fehler und ich habe sehr viele gemacht. Die anderen vermutlich genauso. Es war Unrecht von mir, mich in anderen Betten herum zu treiben. Aber weißt Du, dass es in unserer Familie oft so gehalten wurde? Sie heirateten und hatten nebenbei ihre Geliebten. Sogar Brandur, sogar Alastair, sogar Kunwolf. Das macht es nicht besser, ich weiß.


    Vielleicht haben Ansgar und Irving Recht damit, dass ich nichts weiter als ein Idiot bin.


    Und wieder Anfang und Ende Verrill, Tazio nahm mich als Bruder auf und ich habe ihn durch meine unbedachte Handlung verloren.


    Einmal nur möchte ich etwas richtig machen. Ich weiß Du gehörst zu Tazio Verrill, Du gehörst an die Seite von Tazio und er ist ein guter, liebevoller und vor allem taffer Ehemann.

    Ich denke Du hast die Scheidungspapiere dabei, ansonsten hätte ich Euch darum gebeten. Ihr habt besseres verdient. Als ich Ledwick verlassen habe, war das ein seltsames Gefühl. Ich wusste, es war richtig, aber das hat es nicht leichter gemacht.


    Ich habe zu viele enttäuscht und Tazio ist kein Mann den man verprellen sollte. Er war mein Freund, er war mein Bruder und er war es freiwillig. Was er gab, gab er von Herzen. Er war der Bruder den ich bis dato nicht hatte, außer vielleicht Ciel. Sage ihm dass ich seine Freundschaft und Güte zu schätzen weiß, dass Ihr beiden immer einen Platz in meinem Herzen habt.


    Wir haben viel zusammen durchgestanden und das hat mein Leben verändert. Auch wenn wir uns nicht immer einig waren, waren wir Gefährten und haben uns stets den Rücken freigehalten. Was ich Euch sagen wollte war... Danke für alles.


    Und ich passe auf Euch auf. Wann immer Ihr meine Hilfe benötigt, oder in Schwierigkeiten seid, ich bin da.

    Aber Ihr beiden seid der Duca und die Ducachessa und Ihr gehört zusammen Verrill. Du hast einen guten Mann, es gibt keinen besseren.


    Wie sagte Dave einst? Ich bin zwar ein Arsch, aber niemand zwingt mich dazu ein Arsch zu bleiben. Du verstehst was ich meine", sagte Linhard freundlich.


    "Du hast das Wertvollste mit Füßen getreten Linhard. Tazio hat Dir mehr geschenkt, als Du begriffen hast. Und Du hast ihm damit mehr genommen, als Dir bewusst ist. Viele Freunde hat er nicht, aber Du warst einer von ihnen. Du warst für Tazio ein Vertrauter. Durch Deine Missachtung hast Du ihn ins Gesicht geschlagen.


    Wer wenn nicht Du hätte wissen müssen, wie einsam Tazio wirklich ist? Wie er sich fühlt? Er kann nicht einfach morgen kündigen und sagen, soll doch ein anderer den Job des Duca übernehmen. Sein Amt ist seine Bürde und seine Würde. Er ist jung und er ist allein.


    Er hat niemandem der ihm zur Seite steht, keinen Vater, keinen Beschützer auf dessen Rat er sich verlassen kann. Natürlich hat er mich und Vianello, aber ist dass das Gleiche? Ich weiß dass er mich von Herzen liebt und ich ihn ebenso. Aber ein Freund, dem man alles anvertrauen kann, ist etwas anderes.


    Tazio möchte vielleicht auch einmal Dinge besprechen, die er vielleicht nicht mit Nello oder mir besprechen möchte. Und ganz sicher möchte Tazio auch bei seinem Freund einfach mal Tazio sein, nicht der Duca, nicht Ledwick selbst. Einfach nur Tazio. Die Person die er wirklich ist.


    Er ist ein kluger Mann Linhard, er ist still und leise, aber das gibt Dir nicht das Recht so mit ihm umzugehen. Weder mit Tazio als Person, noch mit dem Duca. Als Freund warst Du ein Versager Linhard. Als Bruder warst Du grauenvoll zu ihm. Dass Du es einsiehst, ist ein Schritt in die richtige Richtung.


    Bedenke eines, wie wärst Du im Umkehrschluss mit Dir umgegangen?

    Was hättest Du getan, wäre Tazio so mit Dir als Freund, Bruder und Duca umgesprungen?

    Du kannst Dich glücklich schätzen Linhard, dass Tazio Tazio ist.


    Er kann keine Zuneigung mehr für Dich empfinden. Wie auch? Er gab alles wie Du sagtest, er gab es von Herzen und Dir fällt nichts anderes ein, als es ihm herauszureißen.


    Meinst Du er wollte Dir schaden? Linhard Du solltest die Augen öffnen, was Tazio getan hat.

    Er hat versucht Dich vor Deiner eigenen Dummheit zu schützen.

    Er wollte damit uns alle schützen. Dich, mich, sich selbst und unsere Kinder.


    Alles was er wollte war, dass es seiner Familie gut geht. Das was Du Deinem Vater ankreidest, er hätte Dich nicht gesehen, tat Tazio! Er sah Dich! Er versuchte Dich zu beschützen! Er versuchte seine Familie zu beschützen. Und Du? Nein Linhard, ich hoffe Deine Worte sind aufrichtig und Du hast es jetzt verstanden.


    Das freut mich für Dich, mach es in Deinem neuen Leben besser.

    In unserem hast Du keinen Platz mehr.


    Ich habe mich zudem selbst oft gefragt, ob ich schon damals tief in mir gespürt, dass Tazio und ich zusammengehören und es keinem dritten bedarf. Ich denke es war all die Zeit so. In dem Moment wo Tazio in mein Leben getreten ist, war es rund.


    Wir beide haben einander gewollt und das war eine ganz andere Ebene, als es jene zwischen mir und Dir er Fall gewesen wäre Linhard.Der Platz in meinem Herzen gehört ausschließlich Tazio und Delfio.


    Richtig ich werde nicht an der Ehe mit Dir festhalten. Ich habe mich von Dir getrennt und zwar durch eigene Hand.Tazio wurde von Dir genug gekränkt und gedemütigt Linhard, als dass er auch noch die Scheidung von Dir unterschreiben sollte. Ich habe Dich einst zum Mann genommen, Du hast Dich gegen unsere Familie gestellt.


    Und um es mit den Worten Deiner Familie zu sagen, wendest Du Dich gegen die Familie, dann wendet sich die Familie gegen Dich. Tazio hat sich immer stets offen und völlig frei für mich entschieden. Ohne wenn und aber, ohne jede Beifrau. Und Du? Wie hast Du es uns gedankt? Du hast nichts mehr an unserer Seite und in unserem Land verloren Linhard.


    Und eines noch, in dieser Sache geht es nicht um Dich Linhard, es geht mir um Tazio, meinen Mann", antwortete Verrill offen und ehrlich.


    "Dies ist für Dich Linhard, mit dem Befehl Ledvico innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Finde ich Dich dann noch hier, weiß ich das Deine Worte hohle Phrasen waren. In dem Falle werde ich persönlich dafür Sorge tragen, dass Du auf die Insel der Aussätzigen umziehst", erklärte Verrill ernst.




    Ehescheidung

    der Ehe


    von


    Ducachessa Gregoire Verrill di Ledvico, Prince de Souvagne

    geboren am 04.02.180 n.d.A. in Beaufort, Souvagne


    und

    Prince Linhard Xavier de Souvagne, Marquis von Hohenfelde,

    geborener: Linhard von Hohenfelde

    geboren am 14.08.185 n.d.A. in Shohiro, Naridien


    ist vor Ihrer Majestät, Ducachessa Gregoire Verrill di Ledvico, Prince de Souvagne,

    die Ehe mit heutigem Datum für geschieden erklärt worden.


    Hiermit wird rechtswirksam von unserer Person festgestellt, dass auf Wunsch Ihrer Majestät

    die Ehe mit sofortiger Wirkung geschieden wird.


    Seine Hoheit Prince Linhard Xavier de Souvagne, Marquis von Hohenfelde,

    trägt nach der Ehesscheidung den Titel sowie Namen:

    Marquis Linhard Xavier von Hohenfelde.


    Der Betroffene Marquis Linhard Xavier von Hohenfelde ist laut der Entscheidung Ihrer Majestät frei, eine neue gültige Ehe einzugehen.



    Monleone, 29.01.207 n.d.A.

    Ducachessa Gregoire Verrill di Ledvico, Prince de Souvagne





    Linhard nahm die Urkunde an sich, öffnete sie und las sie durch.

    "Wie gesagt Danke für alles Ihr beiden", sagte Linhard schlicht und faltete die Urkunde wieder ordentlich zusammen und steckte sie ein.

    "Geh Linhard und erweise damit Tazio und dem Duca, den Respekt der ihm gebührt. Es sind 24 Stunden Linhard, denke daran. Eine Ausfertigung davon ist für Dich, eine weitere richtet sich an den Palais de Souvagne, Du gehörst dem Hause Souvagne nicht länger an", erwiderte Verrill ruhig aber ernsthaft.


    "Ein letztes Geschenk von Euch, dass ich in Ehren halten werde. Ich reise umgehend ab und verlasse Ledwick", sagte Linhard und legte die Taler auf den Tisch für die beiden Getränke.


    Gemeinsam traten beide nach draußen. Linhard schwang sich auf Aquila, das große Tier bereitete die Schwingen aus, verharrte aber noch einen Moment.


    "Ich wünsche Euch das Beste, gehabt Euch wohl", sagte Lin mit diesen Worten gab er Aquila das Zeichen für den Abflug.


    Aquila sprang in die Luft und schlug hart mit den Flügeln. Lin hob zum Abschiedsgruß die Hand. Verrill nickte knapp wartete, bis Linhard aus ihrem Blick verschwunden war. Dann schwang sie sich selbst in den Sattel ihres Prachtadlers und trat die Heimreise zu Tazio an.




    ****

    Megalo Balskeli - Meeresriesenwels


    Tierart: Megalo Balskeli - Meeresriesenwels

    Heimat: Dhunischer Ozean

    Lebensraum: Jungtiere = Küstengewässer, Adulttiere: Offene See Ledwicks

    Länge: 25 bis maximal 40 Meter

    Art: Megalo Balskeli, Meeresriesenwels

    Ordnung: Welsartige

    Familie: Balskeli



    ***



    Rechtlicher Status:

    Wie jeder Wels ist auch der Megalo Balskeli den Ledwickern heilig. Eine Bejagung ist strengstens verboten.



    ***



    Bei dem Megalo Balskeli handelt es sich um den größten bekannten Wels artigen Fisch, ja vermutlich den größten Fisch überhaupt auf Asamura. Die Haut des Megalo Balskeli ist schuppenlos, dafür an einigen Körperstellen extrem stark gepanzert. Je älter die Tiere werden, um so dicker und schwerer wird ihre Panzerung. Das Maul ist von Barteln umgeben, die als Geschmacks- und Tastorgane dienen.


    Die Jugend verbringt der Megalo Balskeli in den Küstennahen Gewässern Ledwicks. Mit zunehmenden Alter zieht es die erwachsenen Tiere jedoch hinaus auf die offene See.


    Der Megalo Balskeli ist ein Allesfresser, der sich auch vor der Aufnahme von Aas nicht scheut. Gerade die großen ausgewachsenen Exemplare sind oft an einem Hai oder Walkadaver zu finden. Wie die meisten Welse handelt es sich auch bei dem Megalo Balskeli um einen erstaunlich genügsamen Fisch für eine Größe. Der Magen-Darm-Trakt der Tiere, inklusive des Afters, ist stark dehnbar und erlaubt so die Aufnahme großer Nahrungsmengen. Über die Fortpflanzung des Riesenwelses in der Natur ist nur wenig bekannt.


    Jungtiere mit einer Länge von um die 50 Zentimetern wurden öfter in Küstennähe gefangen. Die Jungtiere lassen sich zwischen den Pflanzen- und Algenteppichen treiben, während der ersten Zeit betreibt das Männchen auch noch bei geschlüpften Jungen Brutpflege. Danach wandern die Jungen in die Küstengewässer ab. Das Wachstum der Jungtiere ist extrem schnell und verlangsamt sich im Adultalter zusehends.


    Die Tiere können ein Alter von über 100 Jahren erreichen.



    Megalo Balskeli

    Link:

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    Ortsliste - Ledwick


    Monleone

    - Palazzo Ducale

    - Leuchtturm Marino Meeresleuchten

    - Garatazzo Giardino, schwimmender Garten - bekannt für seine besonders aromatischen Tomaten

    - Galaretta Giardino, schwimmender Garten - bekannt für die breite Vielfalt an Frutto Dolce, der ledwicker Süßfrucht

    - Cirinotta Markt, schwimmender Markt - Dieser Markt ist bekannt für seine wundervollen Stoffe und Alltagswaren

    - Bianco Gono Markt, schwimmender Markt - Dieser Markt besticht durch sein regionales Angebot


    Der Palazzo Ducale

    In Monleone, der Perle des Dhunischen Ozeans, liegt auch der Palast, in welchem die Krone residiert. Erreichbar ist er über den Canale Grande, die einzige Wasserstraße der Stadt, die groß und tief genug ist, um auch durch große Schiffe befahren zu werden. Das imposante Bauwerk mit den steilen Wänden ist jedem Ledvigiano ein Begriff, auch wenn er es noch nie gesehen hat: Dies ist der Palazzo Ducale, der großherzogliche Palast. Folgen wir seiner Außenmauer nun nach Norden. Wie du siehst, ist der Weg überdacht, dies nennt man die Arkaden. Sie säumen den Palazzo zu allen Seiten, so dass man auch bei Regen geschützt von einem Eingang zum anderen gehen kann, welches für die Wachmannschaft und die Bediensteten von Vorteil ist. Im Prunkviertel gelegen ist der Palast umgeben von eindrucksvollen Gebäuden, wie der Biblioteca Nazionale oder dem Campanile, aber auch die Wohnhäuser wohlhabender Bürger sind in seiner Nachbarschaft zu finden.


    Die Arkaden

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    Wenn wir nähergehen, sehen wir, welche Höhe die Bögen tatsächlich haben.


    Die zwei roten Säulen

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    An der Platzseite des Palazzo sieht man im ersten Geschoss, das zwei benachbarte Säulen rot gefärbt sind. Zwischen ihnen werden die Todesurteile verkündet.


    Porta della Carta

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    Das "Tor des Papiers" ist der Durchgang zum Innenhof, dem Cortile. Man schloss mit dem Tor die Baulücke zwischen Tempel und Palast. Der Name rührt daher, dass Bittsteller hier ihre Gesuche in Schriftform abgeben konnten. Audienzen werden nur selten gewährt. Das Tor kann von einem massiven kassetierten Tor verschlossen werden. In den vier Nischen der Strebepfeiler stehen die vier Kardinaltugenden Tapferkeit (fortitudo), Mäßigkeit (temperantia), Klugheit (prudentia) und Liebe (caritas). Dies sind dei Herrschertugenden, welche Ledvico für sich in Anspruch nimmt, unsere vier Eckpfeiler.


    Innenhof mit zwei Brunnen und Park

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    Nur der vordere Teil des Palazzo ist vom Piazza aus zu sehen, der Großteil befindet sich hinter dem Prunktor. Normalerweise steht es offen. Darum kennst vielleicht auch du den Innenhof. Innenhof hörte sich sehr klein an, dabei hatte er das Ausmaß einen großen Platzes mit einer palmenbewachsenen Parkinsel in der Mitte. Ein Prunkbrunnen mit dem Abbild von irgendjemandem befand sich darin. Gesäumt ist der Innenhof, wie auch die Außenseite des Palazzo Ducale, von Arkaden, welche Schatten spendeten oder bei Regen ermöglichen, trockenen Fußes von einem Eingang zum Nächsten zu gehen.Er wird für Amtshandlungen, Versammlungen, Feste und Turniere genutzt, einmal im Jahr gibt es eine Büffelhatz, für die männliche Wasserbüffeln verwendet werden. Hier findet auch das Zeremoniell der Krönung des Duca statt. Unterhalb des Pflasters liegen zwei riesige Zisternen, die der Wasserversorgung von Palast und Bevölkerung dienen. Sie sind über zwei Brunnenbecken nutzbar und die Bevölkerung kann sich aus einem der beiden nach Belieben bedienen.


    Scala dei Giganti

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    Die Scala dei Giganti ist eine Treppe, die aus dem Innehof hinauf ins Obergeschoss führt. Sie hat ihren Namen von den beiden kolossalen Statuen. Die zwei Männer stellen die Personifikationen von Wasser und Krieg dar und weisen unmissverständlich auf unsere militärische Stärke hin. Sie ist ein bedeutender Ort für den Staatsakt der Inthronisation.


    Gefängnis - Piombi und Piozzi

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    Ein prominenter Bauteil des Palazzo ist das Gefängnis direkt unter dem bleibedeckten Dach, weshalb man die Zellen auch die sieben Bleikammern (piombi) nennt. Der Trakt ist durch einen Gang direkt mit dem Amtszimmer verbunden. Die Bleikammern sind ausschließlich für Verräter, Spione und politische Gefangene bestimmt. Da sie nur durch ein kleines Gitterfenster in der Tür belüftet werden, wird die Hitze im Sommer unerträglich.

    Für die anderen gibt es die neunzehn Piozzi ("die Brunnen") im Keller, die oft unter Wasser stehen.

    Weder die Piombi noch die Piozzi erreicht das Tageslicht. Da sie nur durch ein kleines Gitterfenster in der Tür belüftet werden, wird die Hitze im Sommer unerträglich. Wenn es sich um wohlhabende Gäste handelt, haben sie für ihre Möblierung und ihre Verpflegung selbst aufzukommen.


    Folterkammer für Verhöre

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    Geheimgang des Palasts

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    Wie jeder Palast verfügt auch dieser über zahlreiche Geheimgänge, der nur einem kleinen Kreis Eingeweihter bekannt ist.



    Leuchtturm - Marino Meeresleuchten

    Betreiber des Leuchtturms Marino Meeresleuchten:

    Marchese Mauro di Georgo

    Standort des Leuchtturms Marino Meeresleuchten:

    Großherzogtum Ledwick, vorgelagerter Felsen vor dem Hafen Monleone


    Der Leuchtturm Marino Meeresleuchten steht auf einem vorgelagerten Felsen vor dem Hafen Monleone. Der Leuchtturm besteht lediglich aus dem Turm, er hat entgegen neuerer Leuchttürme keinen Anbau. Die Personalräume und der kleine Wohnbereich befinden sich im Turm selbst. Das Leuchtfeuer Marino Meeresleuchten oder einfach der Marino ist eines der bedeutendsten Bauwerk des Großherzogtums Ledwick. Der Leucht- und Wohnturm ist eines der älteste Bauwerk der gesamten Küste, ja sogar Ledwicks. Ferner gilt der Leuchtturm Marino Meeresleuchten als ältester Leuchtturm Asamuras und steht unter besonderem Schutz für historische Bauten und Seezeichen. Der Turm war im Laufe der Jahrhunderte mehrfach Zufluchtsstätte bei Sturmfluten für einige in Küstennähe lebende Ledwicker.


    Aussehen:

    Link:

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    Als Leuchtturm wird ein Turm bezeichnet, der eine Befeuerung trägt. Als Befeuerung in der Seefahrt werden ortsfeste Lichtsignale zur Navigation in der Seefahrt bezeichnet. Die Befeuerung wird häufig auch als Leuchtfeuer bezeichnet. Ursprünglich verwendeten die Leuchtfeuer Holz, Reisig, Teer oder Kohle als Brennmaterialien, heute benutzt man Öl. Leuchttürme sind insbesondere nachts weithin sichtbare Schifffahrtszeichen und dienen der Positionsbestimmung. Sie dienen ebenso der Warnung vor Untiefen, sowie auch der Fahrwassermarkierung.


    Es ist unbekannt, wie die Geschichte der Leuchttürme begann. Eines ist sicher, bereits vor einigen Jahrhunderten herrschte reger Seehandel zwischen den alten Nationen. Somit muss es auch Leuchtfeuer gegeben haben, um bei Dunkelheit den Heimathafen zu finden. Noch vor den heutigen Nationen versuchte man in der Seefahrt, den Seefahrern den Weg in den Heimathafen heimzuleuchten. Hierzu wurden Fackeln und Strandfeuer genutzt um den Fischern nachts den Weg zu weisen. Bei kurzen Entfernungen reicht eine geringe Höhe aus. Als Feuerhöhe wird der Abstand bezeichnet, der zwischen Wasserspiegel und der Befeuerung liegt. Aus finanziellen Gründen ist es durchaus sinnvoll, den Leuchtturm auf einer Erhebung in der Nähe der Küste zu errichten. So kann die Turmhöhe bei gleicher Feuerhöhe niedriger ausfallen.


    In Extremfällen kann es jedoch zweckmäßiger sein, einen Leuchtturm an einer tiefer gelegenen Stelle zu errichten, wenn er dadurch in klareren Luftschichten steht. Die Reichweite der meisten Leuchtfeuer zwischen 5 und 20 Seemeilen. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. die geometrische oder geografische Sichtweite. Diese ist von der Erdkrümmung begrenzt und wird von den Höhenposition des Betrachters und des Leuchtfeuers sowie von geografischen Sichthindernissen beeinflusst.


    Hinzu kommt die Lichtstärke und die Farbe der Lichtquelle sowie deren Qualität. Zudem begrenzt das Wetter die Sichtbedingungen die Reichweite. Bei ungünstigen Wetterbedingungen ist die Lichtstärke durch Niederschläge, Schneefall oder Nebel geschmälert. Die Reichweite stellt einen Kompromiss zwischen dem technisch Möglichen und dem Aufwand für Errichtung dar. Wenn ein Leuchtfeuer gerade am nautischen Horizont also in der Kimm auftaucht oder verschwindet, kann seine Entfernung einfach berechnet werden, folglich auch der Standort des Schiffes bestimmt werden. Leuchttürme im engeren Sinn dienen zur dauerhaften Markierung eines Orts und senden, um identifizierbar zu sein, ein individuelles Lichtsignal aus, das von einem entfernten Punkt aus betrachtet aus einer rhythmischen Abfolge von Lichtblitzen besteht. In Ausnahmefällen können Leuchttürme auch zu Beleuchtungszwecken eingesetzt werden. Dabei werden Lichtquellen so hoch positioniert, dass ihr Licht auch in einiger Entfernung den Boden noch in ausreichend großem Winkel trifft, um menschliche Arbeit und Fortbewegung zu erleichtern.



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    Riva Verde

    - Hof des Marchesi di Verderame

    - Micelitempel

    - Tottone Giardino, schwimmender Garten - bekannt für die große Auswahl an Gemüsesorten und Blumen

    - Stello Giardino, schwimmender Garten - bekannt für die reiche Auswahl an Obst, Gemüse und dem ledwicker Wasserkürbis

    - Riva-Verde-Markt, schwimmender Markt

    - Sidobini Markt, schwimmender Markt

    - Sinterterrassen mit Thermalquellen


    Ein beliebtes Reiseziel für Ledvigiani und Gäste von anderen Landen ist die alte Hafenstadt Riva Verde. Urlauber von nah und fern loben die malerische Altstadt, in der es regionale ledwicker Spezialitäten und Handwerksprodukte zu erwerben gibt. Trotz seiner beachtlichen Größe ist es in Riva Verde eher ruhig und beschaulich, ohne den Trubel und die Kriminalität anderer Hafenstäfte. Da es sich hier um einen zivilen Küstenort handelt und weder Kriegsschiffe noch eine Kaserne das Auge kränken, finden altgediente Veteranen und jene, die vom Krieg müde sind, hier einen ruhigen Altersruhesitz, doch auch andere Menschen zieht es im Alter hierher. Im mineralreichen Wasser der Sinterterrassen finden schmerzende Knochen Linderung. Der in den Dhunik mündende Strand ist gesäumt von einem Palmenwald mit natürlichen Buchten, so dass man hier für sich sein kann. Sie gaben der Stadt ihren Namen, der grünes Ufer bedeutet. Für junge Leute ist der Ort jedoch mitunter ein wenig zu ruhig.


    Sehenswürdigkeiten

    Hof der Marchesi di Verderame

    Micelitempel

    Schwimmender Garten: "Tottone Giardino"

    Schwimmender Markt: Riva-Verde-Markt

    Sinterterrassen mit Thermalquelle



    Riva Verde Markt

    Der Riva Verde Markt ist der wohl bekannteste schwimmende Markt in ganz Ledwick. Die meisten Besucher, die einen schwimmenden Markt besuchen wollen, suchen Riva Verde auf. Riva Verde ist ein malerischer, verträumter Ort, geprägt von seiner Lage in einer Bucht und dem Flair eines Urlaubsortes. Eine verträumte alte Fischerstadt, die nicht nur zur Erholung einlädt, sondern auch dazu Land und Leute kennenzulernen. Der schwimmende Markt in Riva Verde ist oft überfüllt, vermittelt dennoch eine einzigartige Atmosphäre des alten ledwicker almanischen Charmes. Mit ein wenig Glück sieht man hier einen der vielen Wasserbewohner, während man sich mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen lässt. Früh am Morgen ist der Markt am interessantesten, da man dann die Hitze des Tages und den Andrang der Massen vermeidet. Die kleinen Händlerboote auf den Kanälen werden meist von Männer gesteuert, die Obst, Gemüse und andere frische Produkte wie Kräuter verkaufen. Schwimmende Garküchen bieten ledwicker Spezialitäten an, die direkt auf den Booten zubereitet werden. Es gibt auch jede Menge leckeres Essen entlang der Anlegestellen wie frisch zubereitete, gegrillte Meeresfrüchte, Fleisch oder schmackhafte Suppen. Auch findet man hier besondere Süßspeisen im Angebot mit außergewöhnlichen Zutaten. Auf dem Wasser, wie an Land werden Waren wie Kleidung oder auch Alltagsgegenstände angeboten. Viele Händlerstände befinden sich direkt am Wasser um die Waren direkt an die Kunden in den vorbeifahrenden Booten zu verkaufen. Auf den Kanälen zum Markt sieht man kleine Holzhäuser auf Stelzen, gewundene Wasserstraßen und die Menschen die am Fluss leben, kurzum das ursprüngliche Ledwick.



    Sidobini Markt

    Der Sidobini Markt ist der attraktivste aller schwimmenden Märkte in Ledwick. Die Bewohner Ledwicks lieben diesen Ort so sehr, dass es am Nachmittag nahezu unmöglich ist den Ort in Ruhe zu genießen. Der Sidobini Markt ist der zweit häufigste besuchte schwimmende Markt von Ledwick. Der Markt wird hauptsächlich von Ledvigiani besucht. Der Ort entwickelte sich zu einem solchen Anziehungspunkt, dass sich Imbissbuden und Geschäfte weit in die umliegenden Straßen erstrecken. Zahlreiche Gästestätten und Tavernen bieten für jeden Geldbeutel Übernachtungsmöglichkeiten am Wasser an. Die Hauptattraktion des Sidobini Markt ist das Essen. Besonders die Meeresfrüchte vom Grill, die auf vertäuten Holzbooten rund um die zentrale Anlegestelle zubereitet werden, ziehen mit ihrem unwiderstehlichen Geruch von mittags bis abends Kunden an. Das Essen wird direkt von den Booten an den Tisch gebracht. Wer nicht direkt am Wasser sitzen möchte, findet nicht weit entfernt wundervoll malerisch gelegene Fischrestaurants und Tavernen. Allseits beliebt ist ein Platz direkt an der zentralen Anlegestelle. Es gibt natürlich nicht nur Meeresfrüchte wie frischen Fisch, Garnelen, Muscheln und Tintenfische, sondern auch alle anderen Köstlichkeiten der ledwicker Küche wie Suppen, Nudeln, Fleischgerichte und Früchte.



    Ledwicker Kristall-Pilze, Sinterterrassen und Thermalquellen

    Ledwicker Kristall-Pilze, Sinterterrassen und Thermalquellen gehören einfach zusammen. Ohne das eine gäbe es das andere nicht. Bei den Ledwicker Kristall-Pilzen handelt es sich um kristalline Gebilde und nicht um Pilze. Der Name dieser besonders geformten Kristallgebilde leitet sich von ihrer Form her ab, denn die meisten haben große Ähnlichkeit mit einem Speisepilz aus dem allerdings Wasser fließt.


    Zusätzlich zur Form dieser kristallinen Gebilde, kommt noch die Besonderheit des Wassers. Einige Kristall-Pilze speien rotes Wasser. Kristall-Pilze entstehen durch besonders kalk- und mineralstoffreiches Wasser, dieses sammelt sich in Sinterterrassen. Während sich Kalk und Mineralien ansammeln, schleift gleichzeitig der Wind die Gebilde zu bizarren Formen. Kristall-Pilze können sich nur aus den kalk- und mineralstoffreichen Thermalquellen Ledwicks bilden. Heiße Quellen lassen warmes Wasser über die Terrassen gleiten. Das Wasser enthält überdurchschnittlich hohe Kalk- und Mineralienanteile, die am Quellaustritt sich in Form von Terrassen ablagern.


    Die Anordnung der Terrassen hängt sowohl von der Art der Ablagerungen und von der Wachstumsgeschwindigkeit der Mineralien als auch von der Fließrichtung und den Wasserturbulenzen ab. In den entstehenden flachen Becken siedeln sich Algen und Bakterien an. Je nach Temperatur des Wassers haben diese unterschiedliche Farben. Aufgrund der immer neuen Ablagerungen wechselt die Fließrichtung des Wassers und damit die Temperatur und so die Farben von Weiß bis Blau, Braun, Grün, Gelb, Orange oder Rot – der Terrassen von Jahr zu Jahr. So haben nicht nur die Kristall-Pilze eine besondere Farbe.


    Das Wasser fließt von den umliegenden mehr oder minder hohen Abhängen herunter, wird unterirdisch durch vulkanische Aktivitäten erwärmt und quillt, auch durch die Kristall-Pilze, wieder an die Oberfläche. Unten angelangt versickert das Wasser in der Sumpflandschaft. Die Besucher können sich nur auf Holzstegwegen durch die Terrassen zu den Kristall-Pilzen begeben, da der Boden im Ledwicker Sumpfgebiet nicht überall betretbar ist. Ferner möchte man in Ledwick weder die Thermalquellen, Sinterterrassen noch die Kristall-Pilze gefährden.


    Sinterterrassen

    Link:

    https://upload.wikimedia.org/w…_Terraces_-_Blomfield.jpg



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    Rocca Calascio

    - Olotazzi Markt, schwimmender Markt - Ein neu eröffneter Markt, auf dem auch fremdländische Güter angeboten werden



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    Arx Sirio



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    Sicomoro

    - Piantibaldi Giardino, schwimmender Garten - bekannt für Wassertabak und dem ledwicker Buntblatt (Gemüsepflanze)



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    Fortezza



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    Geheime Orte

    - Die Insel der Aussätzigen


    Die Insel der Aussätzigen

    Menschen, die mit einer als unheilbar geltenden Krankheit infiziert sind, werden auf der Insel der Aussätzigen abgesetzt, von wo aus es keine Rückkehr gibt. Auch wenn man allgemein von "Der Insel der Aussätzigen" spricht, gibt es davon mehrere. So werden die Aussätzigen nach Geschlechtern getrennt, um eine Vermehrung zu verhindern. Wo die Inseln liegen, ist geheim, um zu verhindern, dass versucht wird, Angehörige oder Freunde zu retten. Um Seuchen vorzubeugen, unterliegt Prostitution einem Verbot.


    "Möchtest du vielleicht einmal jemanden besuchen, der einmal zu viel in Obenza war? Wir haben eine Insel für Aussätzige. Wer von einer unheilbaren Seuche wie der Syphilis befallen ist, wird dort an Land gesetzt, zusammen mit einer Kiste mit dem nötigsten Hab und Gut. Die Aussätzigen können sich selbst mit Landwirtschaft versorgen, erhalten aber auch regelmäßige Lieferungen von Nahrung und Kleidung. Nur eines erhalten sie nicht - eine Fahrt zurück.


    Mit Syphilis und einigen anderen Geschlechtskrankheiten kann man sich sogar beim Küssen infizieren. Sicher haben wir hier auch Heilmagier. Aber ihre Zahl ist begrenzt und sie stehen dem gemeinen Volk nicht zur Verfügung, sondern sind dem Adel vorbehalten. Zudem ist es möglich, dass jemand seine Erkrankung aus Scham verschweigt und sie verbreitet, bis sie seuchenähnliche Ausmaße annimmt und dann sind unsere Heilmagier machtlos. Drum werden infizierte Personen, die nicht dem Adel angehören, ohne Wenn und Aber auf diese Insel verbracht, wo sie in Ruhe Unzucht treiben und sterben können. Sicher gibt es auch unverschuldete Infektionen durch einen untreuen Ehepartner, aber darauf kann im Interesse des gesamten Volkes keine Rücksicht genommen werden. Je nach Bedarf fährt circa einmal monatlich ein Schiff mit einem Beiboot voller Aussätziger im Schlepptau ab. Das kann man gerecht finden oder hart, aber wir sind vom Krieg gebeutelt und müssen Prioritäten setzen. Diese liegen nicht bei den Aussätzigen, sondern bei jenen, die das Land voranbringen."



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    01.07.205 - Charbogen-Ergänzung:

    - Geburt von Delfio Zibal di Ledvico, Tazios und Verrills Sohn, Kronpinz Ledwicks


    Der Thronfolger

    Link:

    Der Thronfolger - 01.07.205 n.d.A.



    Der Thronfolger - 01.07.205 n.d.A.


    Die nächtliche Stille wurde von einem unmenschlichen Schrei zerrissen. Tazio fuhr aus dem Bett hoch, denn Verrill neben ihm krümmte sich vor Schmerzen. Panik wollte in ihm aufsteigen, als er seiner Frau die Hand auf die Stirn legte, um sie zu beruhigen. Aber Verrill ließ sich nicht beruhigen, sondern wälzte sich unter Krämpfen im Ehebett hin und her. Sie biss die Zähne zusammen und war angespannt wie ein Bogen. Gerade als Tazio nach Vianello rufen wollte, war sein treuer Leibdiener auch schon an seiner Seite. Nello warf ein Blick auf das Geschehen und stürzte sofort aus dem großherzoglichen Gemach, noch bevor Tazio ein Wort verlieren konnte.


    Verrill warf sich herum und klammerte sich hilfesuchend an ihren Mann.

    "Hilf mir Taz...", flehte sie ihn an.


    Tazio hörte das draußen auf dem Gang gerannt wurde, sein Leibdiener riss die Tür auf und stürzte mit Dantoine hinein. Der Heiler warf einen Blick auf Verrill und nickte knapp.


    "Das Baby kommt", stellte er ruhig und sachlich fest, um allen die Panik in der Situation zu nehmen.

    Dan beugte sich über Verrill, untersuchte sie kurz und schaute dann Vianello an.


    "Heißes Wasser, Tücher und dann raus Ihr beiden", befahl er, während er Verrills Nachtwäsche aufschnitt.

    "Ich hab Angst", flüsterte Verrill erstickt und krallte sich in die Decke.

    "Ich weiß, aber wir beide haben das schon einmal hinbekommen und wir werden es wieder hinbekommen", erklärte Dan beruhigend.

    "Das haben wir", stimmte Verrill mit tapferem Lächeln zu und schaute ihren Mann an.


    "Ich liebe Dich Tazi", sagte sie mit belegter Stimme.

    "Ich liebe Dich auch", antwortete Tazio und seine eigene Stimme klang kaum besser als sie seiner Frau.


    Vianello rannte aus dem Zimmer und kam mit dem gewünschten wenige Augenblicke später wieder. Kaum hatte er alles hingestellt, fasste er Tazio bei den Schultern und führte ihn sanft aus dem Schlafgemach. Leise schloss Nello hinter sich die Tür. Dann hieß es warten. Der ganze Palast schien in Schweigen zu versinken, selbst die See war ungewöhnlich ruhig, so als lauschte die ganze Nation samt ihrem Element darauf was nun geschah.


    Die Schreie die aus dem Schlafgemach kamen zerrissen Tazio das Herz, er wusste wie schwer es für Verrills Körper war, diese Tortur durchzustehen, die schon eine normale Frau an den Rand der Verzweiflung brachte. Irgendwann war die Stille vollumfänglich. Stunden waren vergangen und nun stand die Stille wie ein Monument im Raum. Tazio und Nello blickten sich für bange Sekunden an.


    Ein Schrei zerriss die Lautlosigkeit, er kündete nicht von Schmerz, sondern von neuem Leben!


    Dan verließ das Schlafgemach und gab Tazio ein Zeichen einzutreten.

    "Euer Sohn wurde geboren. Mutter und Kind sind wohlauf", sagte er freundlich und führte ihn zum Bett.


    Selten hatte Tazio Verrill so schwach und dennoch so glücklich gesehen.

    "Dein Sohn Tazio", sagte sie liebevoll und streichelte das kleine zerknautschte Köpfchen, "er benötigt einen Namen".



    Tazio war sehr bleich und still, als er darauf warten musste, was geschah. Vianello hatte von den üblichen täglichen Aufgaben eines Leibdieners recht wenig Arbeit mit seinem Herrn, selbst wenn dieser an die Grenze seiner psychischen Belastbarkeit geriet. Tazio wartete schweigend ab, während ihm jeder Schrei durch Mark und Bein ging. Als er endlich in den Raum treten durfte, war er froh, dass Verrill glücklich aussah.


    Tazio lächelte und schaute sich das winzige Baby in ihren Armen ab. Sein Kind, der Thronerbe von Ledwick, der nächste Löwe der See. Er hob den Kleinen sehr vorsichtig in seine Arme, um zu zeigen, dass er ihn anerkannte.


    "Delfio Zibal di Ledvico", sprach er den Namen aus, den er gewählt hatte. "Delfio heißt sowohl Delfin als auch Bruder. Zibal ist einer der Sterne, die nahe des Südsterns Sirio liegen."


    Dann versagte Tazio die Stimme. Er setzte sich auf das Bett und Tränen tropften auf das Tuch, in das sein Sohn gewickelt waren, während er lautlos weinte. "Ich wünschte, mein Vater hätte dich noch kennenlernen können, kleiner Delfio. Er hätte dich geliebt. Nun schaut er von seinem Stern auf dich hinab." Da der Säugling unruhig wurde, legte er ihn zurück in Verrills Arme, wo er nach der Brust seiner Mutter grabschte, was ein gutes Zeichen war. "Wer ist die Amme?", fragte Tazio besorgt, der sich überhaupt keine Gedanken dazu gemacht hatte. "Und wie geht es dir überhaupt Liebling? Bist du gesund oder hast du Schmerzen?"



    Verrill versuchte sich etwas aufzusetzen, aber Dan drückte sie sanft zurück ins Bett. Vorsichtig nahm sie den kleinen Delfio in die Arme und wischte Tazio behutsam und liebevoll die Tränen fort.


    "Wo auch immer Dein Vater nun ist Tazio, er schaut zu und er wird über seinen kleinen Enkel wachen. Die Amme? Ich habe mir keine Gedanken darum gemacht.Wir könnten die Amme von Laurie für Delfio wählen Schatz. Mir geht es gut, aber ich habe auch Schmerzen. Der kleine Mann hat gekämpft, ich glaube er wollte noch etwas in mir bleiben, als er gemerkt hat, jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Wir müssen auch meinen Vater, meinen Brüdern und ebenso Linhard bescheid geben. Du musst gut auf Delfio achten Tazi, er ist so klein und ich fühle mich so hilflos mit ihm. Ich kann ihm nichts geben, obwohl ich angeblich vollkommen bin. Ist das nicht lächerlich?", fragte Verrill betrübt.


    "Daran ist nichts lächerlich Eure Majestät, Ihr habt ihm das Leben geschenkt. Für die Milch finden wir eine Lösung, ich werde mich um eine Amme kümmern. Ihr habt einen sehr schönen Namen für Euren Sohn ausgesucht", sagte Dan und reichte Tazio ein Taschentuch.


    "Tazio leg Dich zu mir und nimm uns in den Arm. Möchtest Du Delfio hier behalten, oder soll er in ein eigenes Zimmer mit seiner Amme ziehen? Ich hätte ihn gerne hier, das beruhigt mich. Ich möchte ihn sehen, auch wenn er schläft. Bist Du damit einverstanden?", fragte Verrill und klopfte neben sich aufs Bett.


    Dan verließ leise das Zimmer und gab den beiden Zeit für sich, gleichzeitig wollte er sich direkt um die Amme kümmern. Draußen vor der Tür wartete immer noch Vianello. Der Leibdiener grüßte den Heiler mit einem erleichterten Lächeln, ehe er klopfte und den Kopf zur Tür hineinsteckte.


    "Darf ich eintreten? Benötigt Ihr etwas?", fragte er fürsorglich.



    "Danke, Dantoine. Du hast sehr gute Arbeit geleistet, Ledvico verdankt dir das Leben seiner Ducachessa und seines Thronerben."


    Natürlich würde der Mann entsprechend belohnt werden, doch darüber wollte Tazio sich gerade keine Gedanken machen. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Vianello ihm nicht gefolgt war.


    "Komm rein", bat er, während er sich zu Verrill legte.


    "Delfio soll bei uns schlafen und eine eigene Amme erhalten, besser noch zwei. Laurie benötigt seine Amme noch, Kinder sollten so lange wie nur möglich gestillt werden", erklärte Tazio seiner Gemahlin. "Beim Hochadel von Ledvico üblicherweise bis zum vierzehnten Lebensjahr, also bis zum Eintritt ins Erwachsenenalter. Später natürlich nicht mehr direkt aus der Brust, sondern die Milch wird in eine Schüssel gegeben. Die Amme wird dabei ungefähr alle zwei Jahre gewechselt, damit die Milchqualität nicht abnimmt. Mein Großvater, Rocco Salvatore di Ledvico, hat sich sein Leben lang von nichts anderes als Muttermilch direkt aus der Ammenbrust ernährt, da er einen Giftanschlag fürchtete. Vielleicht lag es daran, dass mein Vater Milchprodukte verabscheute und sie erbrach."



    Verrill wartete einen Moment und zog Tazio dann ganz nah zu sich heran.


    "Du könntest Dan einbürgern, so dass er ein Ledvico wäre. Er wurde mir als Hofstaat mitgegeben, aber ich würde mich freuen, wenn er ganz uns verschrieben wäre. Er hat mir mehrfach das Leben gerettet und ich vertraue ihm absolut. Ich frage mich, wie zwei Brüder derart verschieden sein können. Kann man unterschiedlicher sein als Dantoine und Benito? Wusstest Du, dass Dantoine vorher bei Linhards Vater gearbeitet hat? Er war der Heiler ihrer Familie und Linhards Vater fand Dan wohl schräg. Keine Ahnung was an dessen Verhalten schräg sein soll, meist ist er umgänglich und freundlich.


    Bei Deiner Beschreibung stelle ich mir eine Armee aus Ammen-Eutern vor. Das Muttermilch gesund ist, dass weiß ich. Deshalb macht es mich traurig, dass ich Delfio nichts geben kann. Er muss mit anderer Milch Vorlieb nehmen. Alles andere bekommt er von mir. Sicher dass Dein Großvater nur aus Sicherheitsgründe gerne an der Brust hing?", fragte Verrill verschmitzt und küsste ihren Mann zärtlich.


    Vianello betrat das Gemach und blieb gerührt vor dem Bett stehen.

    "Wie heißt der Kleine? Ich muss seine Hoheit doch standesgemäß begrüßen", erklärte Nello und schaute sich den kleinen zerknautschten Prinzen an.


    "Wie klein er ist, es ist immer wieder erstaunlich. Darf ich ihn einmal halten?", bat Nello glücklich.



    "Dan einzubürgern ist eine gute Idee! Das hätte schon längst geschehen sollen, wie bei Aurelien."


    Tazio gab Vianello seinen Sohn in die Arme. Es gab niemanden, dem er mehr vertraute als diesem Mann.

    "Delfio Zibal", stellte er das Kind vor. Die Bedeutung würde Vianello zu entschlüsseln wissen. "Nello, ich bin Papa", sagte er glücklich und umarmte Vianello samt dem Kind, wobei er sehr vorsichtig war.


    Dann musste Tazio leise lachen. Verrill war zu köstlich.


    "Es ist schon möglich, dass Großvater auch Freude an seiner Diät hatte, was erklären würde, warum Sirio so allergisch darauf reagierte. Aber du musst auch bedenken, wessen Sohn Rocco Salvatore war. Der Sohn von Vigil Ambrosio di Ledvico, dem Schlächter, dem Bastard. Dass er da seine Eigenheiten hatte, liegt auf der Hand."



    Vianello nahm den kleinen Deflio wie eine heilige Reliquie entgegen und nahm ihn ganz vorsichtig in die Arme. Er schaute sich das Baby ganz genau an und schenkte Tazio ein strahlendes Lächeln. Er war stolz auf Tazio, sein kleiner Taz war nun ein Mann. Mehr noch er war Vater und das nicht nur von Delfio, sondern von der ganzen Nation. Nello bettete das Baby auf einen Arm und nahm Tazio in den anderen.


    "Du wirst es gut machen, Du wirst es besser machen. Einst vor langer Zeit hatte ich Dich auch einmal so im Arm. Und nun halte ich Deinen Sohn. Ich kann Dir nicht sagen, wie glücklich ich bin. Ich fühle mich wie ein frischgebackener Großvater. Du solltest Irving und Thabit Deinen Sohn zeigen Tazio, denn das war das Geschenk dass die beiden uns allen und Ledwick machten. Dort oben im tödlichen Eis, als er Dir wieder Leben einhauchte", sagte Nello voller Zuneigung und legte Delfio zurück in Tazios Arme und küsste Taz auf die Stirn.



    Tazio wurde von so viel Glück erfüllt, als würde mitten in dem Schneesturm, den er einst hatte durchstehen müssen, die Wolkendecke aufreißen und milder Frühling hereinbrechen, der alles Eis taute. Er erwiderte den Kuss auf Vianellos Wange. Dieser Mann war sein Vater gewesen, als Sirio von ihm gegangen war und er hatte die Rolle besser erfüllt als jeder andere, von einem echten Vater abgesehen, es gekonnt hätte. Wie viel Tazio für seinen Leibdiener empfand, würde dieser bald erfahren.


    "Danke für alles, Nello ... ohne dich wären wir heute alle nicht hier. Bitte bereite uns in einigen Tagen, wenn ein freier Abend ist, ein gemeinsames Essen im kleinen Malachitzimmer zu." Das Kleine war das mit dem dunkleren Holz, welches eine gemütliche, private Atmosphäre schuf, während das Große für offizielle Anlässe verwendet wurde. "Ich möchte dir ein Geschenk machen. Vorerst organisiere bitte eine geeignete Amme."


    Das bedeutete höchste charakterliche Eignung, eine gute Abstammung, eine hervorragende Ernährung und einen Überschuss an Milch, damit der Thronfolger keinesfalls hungern musste und die Schmerzen in den übervollen Brüsten die Amme dazu anhielt, ihn eher zu oft als zu wenig anzulegen. Zusätzlich würde die Versorgung des Kleinen streng überwacht werden, genau wie die Ernährung der Amme. Tazio trug sein Kind wieder zu Verrill und legte es zurück in ihre Arme.


    "Ich werde Irving und Thabit rufen", sagte er und schloss die Augen.



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    Verrill lehnte sich zurück und betrachtete Tazio voller Liebe.


    "Das weiß ich Tazio und einst habe ich Linhard geliebt. Aber es war keine Liebe wie sie zwischen uns beiden geherrscht hat. Ich habe als Gregoire Linhard einen Antrag gemacht und als Gregoire hat er mich geheiratet. Wir waren Gefährten und Liebende, er war ein Stück Freiheit und er war mein Beschützer. Er stammt aus einer dunklen Familie und brachte dennoch Licht in meine Welt. Er kann wie gesagt ein guter Mann sein und ist es sogar oft. Aber er ist nicht mein Mann.


    Ich weiß, dass Du keine Zuneigung mehr für ihn empfindest. Das ist völlig in Ordnung. Du hast alles gegeben was Du konntest, mehr kann keiner von Dir verlangen. Überhaupt kann niemand etwas von Dir verlangen. Bezüglich Deiner Angst Tazio, es gab keinen Grund dazu. Vor und erst Recht nicht nach der Geburt von Laurie am 01.04.204 hat es keinen Kontakt zwischen mir und Linhard gegeben. Er hat verstanden, dass wir beide ein Kind zeugen werden. Dass Du einen Thronfolger benötigst und sicher sein musst, dass dies auch Dein Kind ist.


    Aber war es nur dass? Habe ich mich deshalb zurückgezogen? Oder habe ich schon damals tief in mir gespürt, dass wir beide zusammengehören und es keinem dritten bedarf? Ich denke es war all die Zeit so Tazio. In dem Moment wo Du in mein Leben getreten bist, war es rund. Wir beide haben uns geliebt. Wir beide haben einander gewollt und das war eine ganz andere Ebene, als es jene zwischen mir und Linhard je gewesen ist. Wir beide das war von Anfang an etwas anderes.


    Einst und das sollst Du ruhig wissen, habe ich auch meinen Bruder Ciel von ganzem Herzen geliebt. Und als Linhard mein Mann war, war Ciel ebenso in meinem Herzen. Heute habe ich beide noch gern, aber der Platz in meinem Herzen gehört Dir und Delfio. Also warum sollte ich an der Ehe mit Linhard festhalten? Wir gehören zusammen Tazi und er soll sich frei wen anderes suchen. Du hast Dich immer stets offen und völlig frei für mich entschieden. Ohne wenn und aber, ohne jede Beifrau. Was hat Linhard dann an meiner Seite zu suchen?

    Wenn ich Dich liebe, gehört es dazu, dass ich auch Deine Gefühle achte.


    In solchen Dingen mag ich nicht die Schnellste sein, vielleicht überlege ich zu oft und zu lange, aber ich überlege und ich bin zu diesem Entschluss gekommen. Du und ich und unser Kind und vielleicht eines Tages unsere Kinder Tazi. Denn wenn so ein großes Wesen wie Thabit für seinen Mann alles zurücksteckt und sich zurückzieht, wer wäre ich dann es ihm nicht gleich zu tun?


    Ich lasse jemanden los um Dich vollständig in meine Arme schließen zu können.

    Es geht bei der Entscheidung nicht um Linhard, es geht um Dich und uns", antwortete Verrill offen und ehrlich.

    Verrills Frage


    Verrill hatte am Morgen am Fenster ihres gemeinsamen Gemachs gestanden. Ihr Blick war auf die See gerichtet. Ebbe und Flut, die Gezeiten, die Tide, das Spiel der Wellen die unaufhörlich an den Strand brandeten. Das was sie heute sah, hatten andere Augen bereits vor Jahren und Jahrhunderten erblickt. Das Meer war ewiglich und dennoch barg es jeden Tag Neuerungen. Die See war ihre Heimat geworden und sie selbst wurde als Ducachessa von Ledvico als See bezeichnet. Vor fast einem Jahr war ihr gemeinsamer Sohn Delfio geboren worden. Tazio und ihr Kind, der Kronprince von Ledwick.


    Lange Zeit in ihrem Leben hatte Verrill geglaubt, dass sie die Welt nur versteckt hinter Buchdeckeln bereisen konnte. Ihre Welt beschränkte sich auf den Hof von Souvagne und ihr Thronsaal war die Bibliothek gewesen. Dort hatte sie als Gregoire gelebt oder besser gesagt sich vor der Welt und allen voran von Benito dem Heiler versteckt. Ciel war es gewesen, der ihr Leid erkannte und sich ihrer angenommen hatte.


    Als Gregoire hatte sie Linhard geheiratet, aber er hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben. Er konnte ein guter Mann sein, aber zwischen Tazio und ihr war kein Platz für einen dritten Mann. Weder für Linhard, noch für Ciel. Tazio hatte Linhard die Hand gereicht, er hatte es versucht so wie er vieles in seiner stoischen, ruhigen und gutmütigen Art versuchte. Auch in ihm wohnte die Seele der See. Ruhig war die Seele Tazios, blau wie der Himmel und tief wie der Abgrund. Aber wehe dem, der das Meer herausforderte. Eben noch in glatten Wogen vor sich hintreibend, konnte der Ozean die mächtigsten Stürme entfesseln denen Mann und Maus schutzlos ausgeliefert waren. Gütig und gnadenlos dass waren die Seiten der See und das waren auch die Seiten die Tazio innewohnten.


    Nicht nur ihm, denn auch ihr wohnen zwei Seiten inne und sie hatte einst einem der mächtigsten Geschöpfe der Meere die Stirn geboten. Niemals zuvor hatte sie derartige Angst gehabt. Nicht um sich selbst, nein, sondern um ihren Mann Tazio. Nur deshalb stand sie auf den Zinnen ihres Palastes, eine Geisel in der Hand und forderte das Schicksal samt einem Ältesten heraus um jenen Mann zu schützen den sie aus tiefstem Herzen liebte.


    Dem Herausgeforderten erging es ähnlich, auch er liebte wie die bodenlose See und zwar jenen Mann den sie in ihrer Gewalt gehabt hatte. Und so standen sie beide dort und kämpften für jene Männer die sie liebten. Am Ende hatte der Älteste nachgegeben und dadurch hatten sie beide gewonnen und zwar ihre Liebsten zurück und sie selbst eine große Erkenntnis.


    Manchmal musste man bereit sein zurückzuweichen, einen Schritt zurück zu machen, denn oft machte man damit einen Schritt auf andere zu. Verrill hatte verstanden und sie hatte begriffen wie innig die Liebe zu Irving sein musste, wenn Thabit alles bereit war aufzugeben. Ihr erging es nicht anders. Sie hatte auf den Zinnen gestanden und mit dem letzten Atemzug ihren Mann verteidigt.


    Heute wusste sie, dass dies nicht nötig war. Das Irving nicht das war, was sie befürchtet hatte. Denn auch dies stand fest, manchmal machte Liebe blind und sie war blind vor Sorge gewesen.


    Verrill hatte in Tazio und Ledwick ein Zuhause und eine Heimat gefunden. Sie gehört zu ihm und diesem Land. Nichts und niemand sonst hatte ein Anrecht auf sie. Das hieß auch, dass sie die alten Bande trennen musste. Sie band ihre Haare zusammen, die ihr mittlerweile weit über den Rücken reichten und betrat die Amtsstube von Tazio. Mit einem freundlichen Lächeln setzte sie sich ihrem Mann gegenüber.


    "Guten Morgen mein Seestern. Heute benötigt die See ihren Seelöwen. Tazio Du bist mein Mann. Der Mann den ich liebe, Du bist mein Zuhause, der Vater unseres Sohnes und Du hast mir die Welt zu Füßen gelegt. Du hast mir gezeigt, dass ich als Verrill leben kann und Du mich genauso so liebst. Gleich wie ich mich kleide oder gebe, für Dich bin ich immer Deine bessere Hälfte und das mit meinen beiden Seiten. Für andere ist in unserer Ehe kein Platz Taz. Es gibt nur Dich und mich, den Seelöwen und seine See. Ich wünsche mir die Scheidung von Linhard. Er ist im Grunde seines Herzens ein guter Mann, aber er ist nicht mein Mann. Das bist ausschließlich Du. Würdest Du mir dabei bitte helfen?", bat Verrill, beugte sich über den Tisch und küsste Tazio zärtlich auf den Mund.

    Verrill beobachtete gerührt, wie liebevoll sich Tazio um ihren Sohn kümmerte. Sie selbst zog sich auch aus, schmiegte sich an ihren Mann und schaute hinaus aufs Meer.


    "Ja es geht mir langsam besser, Danke der Nachfrage Taz. Dan kümmert sich gut um mich, er ist ein umsichtiger Mann. Wir sollten ihn am Hof behalten, er ist ein guter Heiler. Nello hat sich wirklich alle Mühe gegeben, er hat die Strandmuschel mit so viel Liebe gebaut und eingerichtet. Du bedeutest ihm sehr viel, weißt Du das? So wie er Dich behandelt, bist Du sein Sohn. Du kannst es nicht abstreiten und warum solltest Du auch? Er ist ein guter Kerl, der sich ständig um Dich sorgt und Dich sehr gerne umsorgt", antwortete Verrill und küsste Tazi zärtlich.


    Sie nahm ihn ganz fest in die Arme und nickte Richtung Meer.


    "Wollen wir hier übernachten und nachher ein bisschen schwimmen gehen? Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich das erste mal in Monleone war und vom Palast aus auf das Meer geschaut habe. Hier war alles so anders Tazi, hier war alles so sauber, rein und frei. Sogar die Luft und der Blick. Wie weit man hier schauen kann. Ich habe das Land direkt geliebt und Dich weit bevor ich Ledwick liebte. Du bist in mein Reich gespült worden. Tausende Bücher und doch habe ich nie etwas davon real erlebt.


    Es ist etwas anderes vom Meer zu lesen, anstatt der Brandung zuzuhören, das Salz in der Luft zu schmecken und die kühle Luft zu genießen. Früher habe ich nicht verstanden, wovon die Seefahrer sprachen, heute verstehe ich was sie meinen. Manche benötigen einen Fixpunkt um sich auch in der Ferne sicher zu fühlen. Aber die See, sie ist endlos. Sie bietet keine Ecken, Kanten, keinen Halt. Sie bietet dafür Freiheit und die Ewigkeit. Und sie bietet Dich", sagte Verrill und kämmte mit den Fingern ihre Haare zusammen, die sie seit einiger Zeit wachsen ließ.

    Verrill wartete einen Moment und zog Tazio dann ganz nah zu sich heran.


    "Du könntest Dan einbürgern, so dass er ein Ledvico wäre. Er wurde mir als Hofstaat mitgegeben, aber ich würde mich freuen, wenn er ganz uns verschrieben wäre. Er hat mir mehrfach das Leben gerettet und ich vertraue ihm absolut. Ich frage mich, wie zwei Brüder derart verschieden sein können. Kann man unterschiedlicher sein als Dantoine und Benito? Wusstest Du, dass Dantoine vorher bei Linhards Vater gearbeitet hat? Er war der Heiler ihrer Familie und Linhards Vater fand Dan wohl schräg. Keine Ahnung was an dessen Verhalten schräg sein soll, meist ist er umgänglich und freundlich.


    Bei Deiner Beschreibung stelle ich mir eine Armee aus Ammen-Eutern vor. Das Muttermilch gesund ist, dass weiß ich. Deshalb macht es mich traurig, dass ich Delfio nichts geben kann. Er muss mit anderer Milch Vorlieb nehmen. Alles andere bekommt er von mir. Sicher dass Dein Großvater nur aus Sicherheitsgründe gerne an der Brust hing?", fragte Verrill verschmitzt und küsste ihren Mann zärtlich.


    Vianello betrat das Gemach und blieb gerührt vor dem Bett stehen.

    "Wie heißt der Kleine? Ich muss seine Hoheit doch standesgemäß begrüßen", erklärte Nello und schaute sich den kleinen zerknautschten Prinzen an.


    "Wie klein er ist, es ist immer wieder erstaunlich. Darf ich ihn einmal halten?", bat Nello glücklich.

    Verrill versuchte sich etwas aufzusetzen, aber Dan drückte sie sanft zurück ins Bett. Vorsichtig nahm sie den kleinen Delfio in die Arme und wischte Tazio behutsam und liebevoll die Tränen fort.


    "Wo auch immer Dein Vater nun ist Tazio, er schaut zu und er wird über seinen kleinen Enkel wachen. Die Amme? Ich habe mir keine Gedanken darum gemacht.Wir könnten die Amme von Laurie für Delfio wählen Schatz. Mir geht es gut, aber ich habe auch Schmerzen. Der kleine Mann hat gekämpft, ich glaube er wollte noch etwas in mir bleiben, als er gemerkt hat, jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Wir müssen auch meinen Vater, meinen Brüdern und ebenso Linhard bescheid geben. Du musst gut auf Delfio achten Tazi, er ist so klein und ich fühle mich so hilflos mit ihm. Ich kann ihm nichts geben, obwohl ich angeblich vollkommen bin. Ist das nicht lächerlich?", fragte Verrill betrübt.


    "Daran ist nichts lächerlich Eure Majestät, Ihr habt ihm das Leben geschenkt. Für die Milch finden wir eine Lösung, ich werde mich um eine Amme kümmern. Ihr habt einen sehr schönen Namen für Euren Sohn ausgesucht", sagte Dan und reichte Tazio ein Taschentuch.


    "Tazio leg Dich zu mir und nimm uns in den Arm. Möchtest Du Delfio hier behalten, oder soll er in ein eigenes Zimmer mit seiner Amme ziehen? Ich hätte ihn gerne hier, das beruhigt mich. Ich möchte ihn sehen, auch wenn er schläft. Bist Du damit einverstanden?", fragte Verrill und klopfte neben sich aufs Bett.


    Dan verließ leise das Zimmer und gab den beiden Zeit für sich, gleichzeitig wollte er sich direkt um die Amme kümmern. Draußen vor der Tür wartete immer noch Vianello. Der Leibdiener grüßte den Heiler mit einem erleichterten Lächeln, ehe er klopfte und den Kopf zur Tür hineinsteckte.


    "Darf ich eintreten? Benötigt Ihr etwas?", fragte er fürsorglich.


    Der Thronfolger - 01.07.205 n.d.A.



    Die nächtliche Stille wurde von einem unmenschlichen Schrei zerrissen. Tazio fuhr aus dem Bett hoch, denn Verrill neben ihm krümmte sich vor Schmerzen. Panik wollte in ihm aufsteigen, als er seiner Frau die Hand auf die Stirn legte, um sie zu beruhigen. Aber Verrill ließ sich nicht beruhigen, sondern wälzte sich unter Krämpfen im Ehebett hin und her. Sie biss die Zähne zusammen und war angespannt wie ein Bogen. Gerade als Tazio nach Vianello rufen wollte, war sein treuer Leibdiener auch schon an seiner Seite. Nello warf ein Blick auf das Geschehen und stürzte sofort aus dem großherzoglichen Gemach, noch bevor Tazio ein Wort verlieren konnte.


    Verrill warf sich herum und klammerte sich hilfesuchend an ihren Mann.

    "Hilf mir Taz...", flehte sie ihn an.


    Tazio hörte das draußen auf dem Gang gerannt wurde, sein Leibdiener riss die Tür auf und stürzte mit Dantoine hinein. Der Heiler warf einen Blick auf Verrill und nickte knapp.


    "Das Baby kommt", stellte er ruhig und sachlich fest, um allen die Panik in der Situation zu nehmen.

    Dan beugte sich über Verrill, untersuchte sie kurz und schaute dann Vianello an.


    "Heißes Wasser, Tücher und dann raus Ihr beiden", befahl er, während er Verrills Nachtwäsche aufschnitt.

    "Ich hab Angst", flüsterte Verrill erstickt und krallte sich in die Decke.

    "Ich weiß, aber wir beide haben das schon einmal hinbekommen und wir werden es wieder hinbekommen", erklärte Dan beruhigend.

    "Das haben wir", stimmte Verrill mit tapferem Lächeln zu und schaute ihren Mann an.


    "Ich liebe Dich Tazi", sagte sie mit belegter Stimme.

    "Ich liebe Dich auch", antwortete Tazio und seine eigene Stimme klang kaum besser als sie seiner Frau.


    Vianello rannte aus dem Zimmer und kam mit dem gewünschten wenige Augenblicke später wieder. Kaum hatte er alles hingestellt, fasste er Tazio bei den Schultern und führte ihn sanft aus dem Schlafgemach. Leise schloss Nello hinter sich die Tür. Dann hieß es warten. Der ganze Palast schien in Schweigen zu versinken, selbst die See war ungewöhnlich ruhig, so als lauschte die ganze Nation samt ihrem Element darauf was nun geschah.


    Die Schreie die aus dem Schlafgemach kamen zerrissen Tazio das Herz, er wusste wie schwer es für Verrills Körper war, diese Tortur durchzustehen, die schon eine normale Frau an den Rand der Verzweiflung brachte. Irgendwann war die Stille vollumfänglich. Stunden waren vergangen und nun stand die Stille wie ein Monument im Raum. Tazio und Nello blickten sich für bange Sekunden an.


    Ein Schrei zerriss die Lautlosigkeit, er kündete nicht von Schmerz, sondern von neuem Leben!


    Dan verließ das Schlafgemach und gab Tazio ein Zeichen einzutreten.

    "Euer Sohn wurde geboren. Mutter und Kind sind wohlauf", sagte er freundlich und führte ihn zum Bett.


    Selten hatte Tazio Verrill so schwach und dennoch so glücklich gesehen.

    "Dein Sohn Tazio", sagte sie liebevoll und streichelte das kleine zerknautschte Köpfchen, "er benötigt einen Namen".

    "Dieser elende Wurm wird weder über Evalon regieren noch über Ehveros! Das werde ich mit meinen eigenen Händen verhindern. Schau ihn Dir nur an, diese Gestalt. Du hast völlig Recht, aber er sieht es nicht. Er sieht nicht ein wie er manipuliert wurde. Sein Hass auf Horatio hat ihn verblendet und so führte er den Feind Souvagnes nach Souvagne. Er behauptet er wolle unser Land retten und gibt es dem Untergang preis.


    Ciel war schon immer nichts weiter als ein verlogener Schaumschläger. Er predigt Wasser und trinkt Wein, dass ist Ciel der Namenlose. Sie sollen alle in ihrem eigenen Abgrund vermodern", antwortete Verrill und nahm den dargebotenen Arm von Tazio an.


    "Linhard hat uns ebenso verraten, Du musst entsprechend reagieren Tazio. Lass uns gehen und Vater soll den Notfallplan aktivieren, dann hat Ciel was er wollte", sagte Verrill und schaute Ciel verächtlich an.

    "Das war eine rethorische Frage und kein Angebot, warum sollte ich einem Verräter wie Dir etwas anbieten oder die Hand reichen? Alles was ich wünsche ist Dein Tod, sonst nichts. Vater wünscht sogar den Tod unseres Kindes. Grausam nicht wahr? Aber wie Du eben sagtest, es gibt Opfer die gebracht werden müssen. Wenn das der Preis ist, das Ledwick und Souvagne nicht in einen Krieg abrutschen, den Du verursacht hast, muss es wohl so sein.


    Dunwolf richtet nichts in Naridien an Du kurzsichtiger Tölpel, er schadet Souvagne. Immerhin ist er hier unter dem Palast, bedroht unseren Schutzpatron und bringt die Sicherheit eines ganzen Landes zu Fall. Wie er das geschafft hat? Mit einem kleinen verblendeten Princen, der gerne Held spielt und doch nur ein Bastard ist", antwortete Verrill ungerührt.

    Verrill musterte Ciel genauso kalt wie Maximilien es getan hatte.


    "Souvagne steht für Souvagner über allem, was schert es Dich? Falls Du so vollkommen bist wie Du behauptest, warum öffnest Du das Siegel nicht selbst, als perfekter Mensch der Du scheinbar bist? Was weißt Du über Horatio? Nichts! Was weißt Du über Dunwolf? Genausowenig. Aber Du hast in Deiner selbstherrlichen Art beschlossen das Horatio schlecht ist und Dunwolf gut. Ich frage mich wer den Orden der Menschenfresser gründete, ebenso den Abgrund des Herrenhauses. Horatio? Wohl kaum, dass war Dein Dunwolf.


    Wovon ernährt sich denn Dunwolf? Ist er so heilig, dass er wie Du nur von Luft und Liebe lebt? Zudem wenn es Dir nicht um jeden Einzelnen geht, dann geht es Dir auch nicht um das ganze Volk. Dir geht es schlichtweg um Dich, damit Du Dich profilieren kannst und mit erhobenen Zeigefinger auf andere herabschaust. Nur darum geht es Dir.


    Nebenbei ein Land in den Krieg zu stürzen oder zig, dass ist Dir gleichgültig. Deine Mutter soll mit dem Wissen sterben, dass Du sie für unwert befunden hast. Du weißt es gibt kein Weg mehr zurück. Es ist Dir gleich das Du geächtet bist? Wirklich? Warum bist Du dann geflohen? Wenn ich das Siegel öffne und Du tun kannst, was Du wolltest, gehst Du dann nach oben und stellst Dich dem Urteil von Vater? Ich denke nicht", antwortete Verrill.

    `Sicher Horatio der Gründer der Nekromatie wird doch nichts gegen Tote oder Untote haben oder?

    Aber die Kastration lässt Du sein...

    Der Akt ist mehr als nur ein Akt der Lust... Vermehrung... Bestrafung...

    Es ist ein Verbund... mit dem man sogar Magie besiegeln und... formen kann...

    Falls Dich der andere Schlüsselmeister über den Schaufen schießt... ich bin bei Dir´, lachte Dunwolf mental.


    "Warum sollte Lomeo Gernot denn den Hort des Lichten verlassen? Sie hat nichts zu fürchten, sie trägt keine Finsternis in sich. Du kannst es einfach haben oder kompliziert. Überlege Dir was Du willst. Oder soll ich das Siegel für Dich öffnen? Du bist so einfältig, dumm und borniert, dass Du nicht mal die Bedeutung des Siegels erkennst. Aber was erwartet man auch schon von einem, der ständig seine Meinung wechselt? Was ich einst an Dir liebenswürdig fand, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es geht nicht nur mir so, auch Vater und alle anderen verfluchen Deinen Namen. Deine Mutter ebenso, denn sie stirbt, weil Du sie mit in den Tod gerissen hast.


    Du wolltest Souvagne retten? Du?

    Ist das die Rettung die Du wolltest?


    Deine Mutter tot, Du ein Verräter und des Landes verwiesen, die Orden der Bluthexer und Himmelsaugen geächtet. Damit das Land möglichen Angriffen preisgegeben. Krieg in Almanien, dass wolltest Du und den wird es Dank Dir auch geben", antwortete Verrill.

    Verrill schmunzelte Ciel freundlich an und neigte leicht den Kopf.


    "Ich bin eine de Souvagne und eine di Ledvico, aber Du Ciel bist ein namenloser, hochverräterischer Bastard der mit dem abgrundartigen Dunwolf im Bunde steht. Du willst die Nekromantie vernichten? Du bist doch selbst ein Nekromant und trägst den Herren der Leichenfledderer in Deinem Körper.


    Wer dies ist? Meine Schwester", antwortete Verrill leichthin.


    "Und nun pack Deine Sachen und verschwinde, Du bist weiter gekommen als Du durftest und selbstgefälliger Sex-Mönch", befahl sie.

    "Grüße", sagte der andere Horatio-Schlüsselmeister und deutete mit einer Armbrust auf Ciel.

    Justinian berührte das Siegel, strich fest darüber und roch dann an seiner Hand.


    "Wie vermutet, Messing, es hält also nicht nur etwas draußen, sondern auch etwas dort drinnen. Was logisch ist, je nachdem was dort in Verwahrung liegt", sagte der Schlüsselmeister.


    Eine Person schritt durch das Tor, die Ciel ziemlich bekannt vorkam. Statt einem Schürhaken trug sie ein Schwert in der Hand. Der brennende Blick von Verrill ruhte auf Ciel und schien sich in seine Seele zu bohren. An ihrer Seite stand eine weitere Person, von der Ciel nicht sagen konnte, ob diese männlich oder weiblich war.


    "Hier ist Schluss", sagte Gregoire unmissverständlich.