Beiträge von Tazio Ferdinando di Ledvico

    LV80 - Dampfgetriebenes Motorboot

    Der LV80 ist ein Schiff, das unter anderem bei der Bekämpfung des Schmuggels eingesetzt wird. Als Relikt ist das Schiff im Besitz der Krone. Aktueller Kapitän ist Drustel Hexinger.


    Geschichte


    Seine Karkasse wurde erst kürzlich von einem Reliktjäger geborgen, der es an den Duca verkaufte. Im Verlauf von mehreren Jahren wurde es in einer geheimen Werft repariert. Immer wieder kam es wegen fehlender Bauteile zu Verzögerungen, was den erneuten Einsatz von Reliktjägern erforderlich machte.


    Aufbau


    Der Wellengang machte dem Schiff wenig aus. Der LV80 war schließlich für diese Arbeit konzipiert. Mit sieben Metern Länge handelte es sich um eines der kleinen, schnellen Motorboote, die von den Oltremarini offiziell für Pionierarbeiten verwendet, insbesondere zum Bau und Betrieb von Übersetzfahrzeugen und Kriegsbrücken. Inoffiziell war der LV80 auch für andere Dinge praktisch. Er wurde von zwei im Bootsboden liegenden Schaufelrädern angetrieben, die in der Mitte das Wasser ansaugten und seitlich mit scharfem Strahl wieder ausstießen. Aufgrund der stufenlos um 360 Grad drehbaren Austrittsöffnungen war er extrem manövrierfähig. Um die Leistung zu erhöhen und die Ausfallwahrscheinlichkeit zu senken, wurde das Motorboot von gleich zwei luftgekühlten Kraftstoffmotoren angetrieben. Die klobige Form strafte seine Geschwindigkeit Lügen. Selbst in sehr flachem Wasser schoss er schneller als die meisten zivilen Boote dahin.


    Beispiel für einen Einsatz gegen Schmuggler: Schwarzwasser

    "Anscheinend ist Euch ein Geniestreich geglückt, Alejandro Alballo. Sollte sich das als wahr erweisen, werdet Ihr den Platz erhalten, der Euch zusteht. Jedoch auch, wenn Ihr gelogen habt."


    Er hob die Dokumente ein wenig an.


    "Ihr schwimmt wie eine Ente an der Oberfläche. Ihr seid als Ledvigiano ein Seelöwe - ich habe eine tieferreichende Antwort erhofft. Einstweilen gewähre ich sowohl Vittorio Pollarotti als auch Vendelin von Wigberg Unterkunft im Palast. Ich wünsche nicht, dass Ihr Monleone verlasst, bevor die Sache nicht aufarbeitet wurde.


    Einstweilen werde ich mich mit Irving von Kaltenburg und dem Aufklärungskommando der Lagunari beraten. Ihr werdet Rückfragen erhalten und mit den von mir autorisierten Personen kooperieren. Ich erwarte eine lückenlose Aufklärung. Am Ende werdet ihr beide den Platz erhalten, der euch gebürt. Ihr dürft euch nun entfernen."

    Vorerst schwieg Tazio, doch er ließ die Unterlagen von einem Diener entgegennehmen. Was er dachte und fühlte, war für Außenstehende nicht zu sagen. Dass er sich nicht wohlfühlte in der Gegenwart eines Spions in seinem Thronsaal, mochte nachzuvollziehen sein. Das Angebot war indes verheißungsvoll.


    Schließlich sprach er: "Wir werden die Dinge prüfen."


    Sein Blick schweifte wenig freundlich über besagten Alejandro Alballo, der für diesen souvagnischen Spion gearbeitet hatte. "Berichtet mir über Eure Rolle in dem Ganzen, Alejandro Alballo." Er betrachtete den Mann mit dem silbernen Haar und den schwarzen Augen sehr genau.

    Tazio hatte dem Bericht des Spions zugehört und ihm bohrende Fragen gestellt. Er hatte ihn wieder fortgeschickt und sich mit seinen Beratern besprochen, weil ihm die Dinge so unglaublich erschienen, ehe er ein weiteres Mal den Mann aus Souvagne zu sich beorderte, der angeblich alles wusste.


    «Ihr erinnert Euch an den Almanischen Bruderkrieg. Als wir unsere Heimat verließen, hatte man uns gesagt, dass wir die heiligen Rechte verteidigen würden, die uns so viele almanische Bürger erkämpft hatten, die sich in der Fremde niedergelassen hatten, so viele Jahre unserer Anwesenheit, so viele Vorteile, die wir den Völkern, die unserer Hilfe und unserer Zivilisation bedurften, brachten.


    Wir konnten uns davon überzeugen, dass all dies wahr ist, und weil es wahr ist, haben wir nicht gezögert, die Blutsteuer zu zahlen, unsere Jugend und unsere Hoffnungen zu opfern. Wir bereuen nichts, aber während wir hier von dieser Gesinnung beseelt sind, erfahre ich von dir, dass es in Drakenstein Fraktionen gibt und Souvagne uns verraten hat. Dass Verschwörungen grassieren und dass viele Menschen in ihrer Unsicherheit und Verwirrung ein offenes Ohr für die schlimmsten Versuchungen haben und unser Handeln verunglimpfen.


    Ich kann kaum glauben, dass dies alles wahr ist, und doch haben die jüngsten Ereignisse gezeigt, wohin solch eine zersetzende Geisteshaltung führen kann.


    Bitte beruhige mich und sag mir, dass unsere eigenen Mitbürger uns verstehen und uns unterstützen, so wie wir selbst die Größe des Reiches schützen. Sollte es anders sein, sollten wir unsere gebleichten Knochen vergebens auf den Pfaden der Steppe zurückgelassen haben, dann sollen sie sich hüten vor dem Zorn der Armada!»

    Infrastruktur

    Ledwicks Wirtschaft stützte sich zu jener Zeit hauptsächlich auf den inländischen Handel von Naturalien. Da es aufgrund der Topografie kaum feste Straßen gab, fuhren anstelle von Ochsenkarren beladene Kähne durch das Land, die von kräftigen Männern gestakt wurden. Sie transportierten Knollen von Maniok und Topinambur als Grundnahrnungsmittel, bunt glasierte Töpferwaren, aus Hanf gewobene Stoffe für Kleider und Segel, Fischleder für Schuhe und das Umwickeln von Waffengriffen, Fische, Krebse und Muscheln zur Ergänzung des Speiseplans, Zypressenholz für den Schiffsbau. All diese Dinge mussten von einem Ort zum anderen geschafft werden. Damit die Versorgung stabil blieb, mussten die Wasserstraßen ausgebaut und regelmäßig gepflegt werden.


    Die Schlammflut während des Almanischen Bruderkrieges hatte viel Schaden angerichtet. Aus der Not heraus setzte man auf Autarkie und fand wenig Anlass, sich über den mühsamen Weg durch den Sumpf mit weiter entfernten Ortschaften in Verbindung zu setzen. Die Zerstörung der Wasserstraßen führte so zur Isolation abgelegener Gebiete, die sich nun autark zu versorgen begannen.


    Vereinzelt schien das zu separatistischen Tendenzen zu führen, beispielsweise in Sicomoro, das besonders stark von der Schlammflut betroffen war und seither sein eigenes Süppchen kocht.

    Ist mein Schwiegervater erkrankt? Oder steht er einer anderen Bedrohung gegenüber, gegen welche er sich machtlos wähnt? Bedarf Maximilian meiner Hilfe?“


    Tazio konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, aus dem ein so plötzlicher Wechsel vonstatten gehen sollte.


    "Ich bin ein Mann der leisen Töne. Mein Rat lautet, auf einen Paukenschlag beim Amtsantritt zu verzichten und einen weichen Übergang zu schaffen. Viele Dinge sind Selbstläufer. Nutze die ersten Wochen dazu, dich einzuleben und alles aus der neuen Perspektive kennenzulernen. Gehe die Dinge langsam an, gib den Reformen, die dir sicher unter den Nägeln brennen, ihre Zeit.


    Aber ein Geschenk für die Bürger kann sicher nicht schaden, um die Zweifler zu beruhigen, vielleicht ein neues Krankenhaus oder landwirtschaftliches Gerät für die abseits gelegenen Dorfgemeinschaften.


    Den Kindern geht es gut, du kannst sie im Anschluss gern besuchen. Es freut mich, dass dir Ledwick half, innerlich anzukommen."


    Interessiert musterte er Caldera." Wie kamt Ihr zu der Ehre?"





    Da es sich um den privaten Besuch eines Verwandten handelte, fand das Treffen nicht im Thronsaal, sondern im Malachitzimmer statt. Die Gegenwart des Caldera-Sprosses im Gefolge von Dreaux würde sicher noch erklärt werden.


    Einstweilen gab es mundgerechte Obststückchen und nach Orange duftende Tücher, um Finger und Mund zwischendurch zu säubern. Dazu wurde kühles Rosenwasser gereicht.


    "Nun, was verschafft mir die Freude deines Besuchs, Schwager?“

    Der weiße Seelöwe

    Siehe, das Dunkel kommt von unten und das Licht von oben.

    Das eine kommt aus von der Tiefsee und das andere vom Himmel.

    Licht und Dunkel treffen sich auf den Wellen.


    Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter der Ozean.

    Der Strand war seine Wiege, die See hat ihn genährt.

    Er ist der Erste, der Korallengekrönten, der Behüter der Schilfleute,

    quellklaren Geistes, Beleber der Lagune.


    Das Licht, das aus dem Dunkel kam und heimkehrte.

    Er ist der weiße Seelöwe und wir nennen ihn Leone Marino.

    Scheckwal

    Scheckwale sind mit maximal fünfzehn Meter Länge die größten Raubsäuger auf Asamura">Asamura. Ihre Gestalt mutet schlangengleich an mit einem sehr langen Schwanzteil. Flossen und auch Kopf wirken verhältnismäßig klein, was nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass sie einen Menschen im Ganzen verschlingen können. Sie ernähren sich von jeder Beute, die sie überwältigen können, hauptsächlich Fische, Kopffüßer, Meeressäuger und Robben. Anhand ihres braunen Fleckenmusters, das ihnen den Namen einbrachte, können die Tiere individuell unterschieden werden.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Bei den Männchen wachsen die Eckzähne des Oberkiefers nach innen und durchstoßen mit der Geschlechtsreife die Haut, so dass sich mit zunehmenden Alter der Eindruck ergibt, die Tiere trügen Hörner. Sie dienen dem gegenseitigen Imponieren, können aber auch als Waffen eingesetzt werden. Je nach Tier können sie mehr oder weniger gekrümmt sein. Auch gerade Formen kommen gelegentlich vor. Diese "Hörner" sind aufgrund des hohen Anspruchs an den Walfänger begehrte Trophäen, so dass hauptsächlich männliche Tiere der Jagd zum Opfer fallen.


    Jagd


    Scheckwale gelten in Ledwick als Frühlingsboten. Sie sind häufig vorkommende Tiere und werden daher bejagt, wann immer sich die Gelegenheit bietet, also von Frühling bis Herbst. Offizielle Saisoneröffnung ist das Harpunenfest im Frühling. Allerdings sind sie aufgrund ihrer Intelligenz, Kraft und Aggressivität eine schwierige Beute und nur für erfahrene Mannschaften mit guten Schiffen zu erlegen. Entgegen anderslautender Behauptungen begeben sie sich durchaus aktiv auf die Jagd auf Menschen und bringen gezielt kleine Boote zum Kentern.

    Das Harpunenfest

    Der Dhunische Ozean ist Lebensspender und, weniger bekannt, auch Herr des Wetters. Der Ozean beeinflusst die Temperaturen, die Jahreszeiten und damit auch die Wanderung von Fischen und Walen. Im Winter, wenn Eisschollen über die Wasseroberfläche treiben und die Wellen an den Ufern gefrieren, steigen viele Fische in tiefere und damit wärmere Schichten ab, wo sie überwintern. Somit sind sie für die Menschen nicht mehr zu erreichen. Für ein Volk, das sich zum wesentlichen Teil von Fischfang ernährt, ist das ein Ereignis, dem Bedrohlichkeit innewohnt. Was ist, wenn die Fische nicht mehr vom Meeresgrund zurückkehren?


    Doch nicht nur den Menschen fehlen sie als Nahrungsquelle, sondern auch den Scheckwalen, die sich räuberisch von Fischen nähren, und ihnen nicht in solche Tiefen folgen können. So wandern die imposanten Raubtiere in andere Gefilde. Im Frühling, wenn das Wasser an der Oberfläche wieder wärmer ist als das in der Tiefe, steigen die Fische erneut hinauf zum Licht. Mit den Fischen kehren im Frühling auch die Scheckwale nach Ledwick zurück.


    Sie bringen den Frühling mit sich, so heißt es. Sie bringen Sonne und Wärme, sie bringen Jagd und Leben. Nach dem langen, fischarmen Winter ist das fette Fleisch früher oft lebensrettend gewesen. Auch heute noch, da der Handel ganzjährig Nahrung bringt, wird die Ankunft der Scheckwale im Frühling als Volksfest zelebriert. Das Harpunenfest ist trotz des brachialen Namens und der blutigen Jagd ein Fest des Lebens und der Gemeinschaft. Die gemeinsame Waljagd mit einer verschworenen Gemeinschaft von Waljägern gilt als die Königsdisziplin der Harpunenjagd. Sie erfordert neben der geweihten Harpune auch hochwertige Schiffe, eine bestens ausgebildete Mannschaft und einen Funken Wahnsinn.


    Die ledwicker Waljagd ist jedoch nicht mit der kommerziellen naridischen Waljagd zu vergleichen, sondern ist ein religiöser Akt.


    Die traditionell gefertigte Harpune ist so lang wie ihr Besitzer. Sie ist mehr als eine Jagdwaffe, sie ist ein Kultgegenstand. Mit ihr in der Hand wird die Jagd zum Dienst an Alvashek. Der Jäger selbst verziert sie individuell, oft bunt, denn sie ist Teil von ihm. So sieht jede Harpune anders aus. Vom Speer unterscheiden sie sich am vorderen Ende durch Reihen von Widerhaken, mehrere hintereinander, die verhindern, dass die Beute von der Jagdwaffe rutscht.


    Das hintere Ende der Harpune wird mit einer langen Leine am Schiff befestigt, so dass die Harpune geworfen werden kann, ohne dass sie verloren geht. Bei einem Treffer geht der Kontakt zur Beute nicht mehr verloren. Für die Scheckwaljagd sind entsprechend wuchtige Schiffe erforderlich, die der Wal nicht kentern oder versenken kann. Aufgrund der schieren Gewalt dieser Tiere bleibt die Waljagd ein lebensgefährliches Unterfangen.

    Totenkult - Gedenken ohne Grab

    Bestattung


    Ledvigiani werden im Feuer und in der See bestattet. Das Feuer repräsentiert den Aufstieg des Geistes zu Alvashek, das Wasser die Heimkehr des Körpers auf den Grund der See.


    Auf einem Totenschiff wird ein Scheiterhaufen errichtet, welcher so gestaltet ist, dass das Schiff auch nach der Entzündung möglichst lange auf Fahrt bleibt. Der Leib des Toten soll möglichst vollständig verbrannt sein, wenn das Schiff mit ihm zum Meeresgrund sinkt. Das brennende Schiff wird bis zu seinem Sinken von den Klagenden Angehörigen in ihren eigenen Booten begleitet, was einige Stunden bis Tage dauern kann, wenn das Wetter die Verbrennung hemmt. Sie sorgen auch dafür, dass neues Brennmaterial nachgelegt wird. Bei Sturm, extremem Wellengang und Starkregen wird die Bestattung verschoben.



    Gedenkstätten


    Mit dem Tod des Familienoberhauptes schlussendlich wird auch dessen altgewordenes Schiff traditionell ausrangiert. Die Hinterbliebenen verwenden das Holz des Masts, der Ruderbänke und der Zwischenwände oft als nostalgisches Baumaterial für Möbel oder Skulpturen.


    Der Rumpf jedoch wird nach altem Brauch umgedreht. Bei kleinen Schiffen funktioniert man ihn zum Dach einer Hütte um. Bei großen Schiffen sägt man eine Tür hinein und der gesamte Rumpf bildet eine Unterkunft. Diese Schutzhütten werden nach altem Brauch als eine gemeinnützige Gabe an der Küste und auf den Inseln aufgestellt, versehen mit dem Namen des Toten. Es ist der letzte Gruß des Verstorbenen an die Lebenden.


    Symbolträchtig ist insbesondere die schützende und behütende Form, die das einstige Schlachtschiff des Toten nun einnimmt. Das Werkzeug des Todes wurde zu einem heiligen Ort der Stille. Den Schutzhütten kommt somit eine Doppelfunktion zu, sie bieten physischen und spirituellen Schutz. In diesen Hütten kehren die Angehörigen ein, wenn sie des Toten gedenken wollen, doch sie stehen auch für jeden Reisenden offen. Es ist Brauch, in den Schiffsrumpf Dankesworte und Grüße einzuritzen, dies wird nicht als Zerstörung betrachtet. Als Opfergabe für den Toten bringt man flatternde bunte Bänder, Tonglöckchen und Windspiele aus Muscheln, Treibholz und Federn darin an.



    Nichtadlige Familien


    Nichtadlige Familien haben meist nur kleine Segelboote und nicht die Mittel, sie bis zur See zu schaffen, um eine winzige Schutzhütte daraus zu errichten. So bauen sie stattdessen kleine Pavillions im Umfeld ihrer Wohnhäuser daraus oder Schutzdächer beispielsweise für Holzstapel. Auch hier spielt die behütende Form eine Rolle, jedoch in einer alltagspraktischen Form nahe der Familie.

    Verpflichtungen des Adels gegenüber der Armada

    Oberster Kommandant der Armada ist der Duca. Verpflichtungen gegenüber der Armada sind Verpflichtungen gegenüber der Krone. Jeder Lehnsherr ist verpflichtet, kontinuierlich eine bestimmte Anzahl von Schiffen für die Armada bereitzustellen und für deren Wartung aufzukommen. Dieser Kostenfaktor und Aufwand ist nicht zu unterschätzen und verschlingt einen Großteil der von den Marchesi mühsam erwirtschafteten Mittel.


    Die Cavalieri als niederster Adelsstand leiden oft besondere Not, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können. Mit der Geburt des ersten Sohnes muss jeder Lehnsherr, ob Marchese oder Cavaliere, mit dem Bau von dessen zukünftigem Kampfschiff beginnen, was aufgrund der Finanzierung und schwierigen Beschaffung mancher Materialien insgesamt einige Jahre dauert, sehr viel Fachwissen, etliche fleißige Hände und hochwertiges Material erfordert. Die Zeit teilt sich auch unter optimalen Lieferbedingungen mindestens auf eineinhalb Jahre Vorlaufzeit und anderthalb Jahre Bau. In der Realität dauert es oft fünf Jahre vom Entschluss bis zum fertigen Kampfschiff. Es darf in der Betrachtung beispielsweise die mehrjährige Vorbereitung des Holzes nicht vergessen werden, man kann keine frischen Stämme verwenden, und nicht immer sind ausreichend vorrätig. Zudem kommen nur hochwertigste Stämme infrage, sehr hohe und gerade Bäume, meist Zypressen aus dem Lehen Caldera.


    Gegenwärtig sieht die feste Verpflichtung der Lehen wie folgt aus:



    1. Großkampfschiffe


    Jeder Marchese hat ein Großkampfschiff für die Armada aufzubieten, in der Praxis sind es jedoch zwei: Eines, das unter der Flagge des Lehnsherren zur See fährt und eines, das für dessen heranwachsenden Stammhalter im Hafen bereit liegt. Eines der beiden Großkampfschiffe befindet sich folglich auf Fahrt, das andere wird als Reserve im Heimathafen zurückbehalten, bis der Sohn alt genug ist, als Offizier an seinem eigenen Schiff ausgebildet zu werden oder für den Fall, dass das andere Schiff repariert wird oder ausfällt. Im Optimalfall sind für einige Jahre beide Schiffe aktiv, das Gesetz sieht jedoch nur ein aktives Großkampfschiff je Marchese-Lehen verpflichtend vor. Ein Großkampfschiff zu kommandieren ist mit enormem Ansehen verbunden. Die Mannschaft dafür wird zentral zugewiesen und entstammt nicht zwingend dem gleichen Lehen.


    Gegenwärtiger Bestand: 11 Großkampfschiffe


    6 sind im aktiven Dienst, es handelt sich dabei um fünf Marchese-Schiffe, eines ist das Schiff des Duca.

    5 befinden sich noch im Bau oder liegen zu Reparaturarbeiten in der Werft

    1 voll funktionsfähiges Schiff wird nach dem Tod seines Kommantanten als Reserve zurückgehalten



    2. Schlachtschiffe


    Jeder Cavaliere hat zwei Schlachtschiffe für die Armada aufzubieten, in der Praxis sind es jedoch zwei. Das Vorgehen entspricht hier jenem der Großkampfschiffe der Marchesi. Die Mannschaft dafür wird zentral zugewiesen. Ein Schiff befindet sich auf Fahrt, das andere wird als Reserve im zugewiesenen Heimathafen zurückgehalten. Traditionell wird anvisiert, das aktive Schlachtschiff vom erstgeborenen Sohn des Cavaliere kommandieren zu lassen. Ein Schlachtschiff zu kommandieren ist mit großem Ansehen verbunden.


    Gegenwärtiger Bestand: 39 Schlachtschiffe


    24 davon im aktiven Dienst

    12 befinden sich noch im Bau oder zu Reparaturarbeiten im Dock

    3 ältere Schiffe sind noch funktionsfähig und werden als Reserve zurückgehalten



    3. Variable Verpflichtungen


    Jedes Jahr wird zudem festgelegt, für welche weiteren Verpflichtungen die Lehen aufkommen müssen. Das kann weitere Schiffe, Männer, Wasserbüffel, Material oder finanzielle Zuwendungen für die Armada bedeuten. Alles in allem ist der wirtschaftliche Druck für die Lehen enorm, um die Armada auf ihrem hervorragenden Niveau zu halten und nicht jeder Lehnsherr ist immer darüber glücklich.

    • Schnellboote - Überwachung (Patrouillenboote)
    • Mannschaftstransportschiffe
    • Mehrzwecklandungsboote (siehe Oltremarini)

    Hilfsschiffe:

    • Versorgungsschiffe (Tender)
    • Schlepper
    • ...

    Celesti - Ledwicks ziviler magischer Geheimdienst

    Neben Agententätigkeiten, wie Spionage, sind auch sakrale Handlungen Teil ihrer täglichen Praxis. Als Geheimdienst verwalten die Celesti ebenso das Staatsarchiv. Sie sind spezialisierte Gelehrte, aber eine Kampfausbildung haben sie nicht genossen. Die zwielichtigen Oltremarini sind den Celesti eng verbunden und gelten oft als deren ausführender Arm. Die international rechtlich unklare Stellung der Oltremarini wird hierbei nicht nur ausgenutzt, sondern ist vermutlich sogar bewusst herbeigeführt.

    • Uniform: Im offiziellen Dienst sind Celesti reinweiß gekleidet mit goldenen Abzeichen. Schirmgottheit ist Alvashek.
    • Symbol: Ihr Symbol ist eine Sonne, deren untere Strahlen verlängert und zu herabstoßenden Speeren geformt sind.

    In ihren Methoden profitieren sie von der Vernetzung Ledwicks als Seehandelsnation. Dies ist vielleicht der Grund, warum die Celesti als einer der effektivsten Geheimdienste der Welt gelten. Die Celesti rechtfertigen ihre oft zweifelhaften Methoden damit, dass sie "Informationshändler" seien und Informationen, wie jede Ware auch, gekauft werden müsse. Der Preis bestimme die Nachfrage und eine besonders begehrte Ware hätte einen entsprechenden Preis. Der Preis ist jedoch nicht allein in Geld zu bemessen, denn oft wird mit dem Verlust von Moral und Menschlichkeit bezahlt.


    Kritik: massive Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder mittels verdeckter Operationen



    Rekrutierung


    In Ledwick gibt es nur einen sehr geringen Anteil an Magiern. Wird magische Begabung erkannt, verschwindet das Kind oder der Erwachsene aus seinem Lebensumfeld. Die angehenden Celesti werden vom Staat ausgebildet und gehen eine lebenslange Verpflichtung ein. Da sie gut verdienen, erfolgt dies in aller Regel freiwillig.


    Wilde Magier gibt es in Ledwick selten, manchmal werden sie Ruspanti und stehen dem Dienst als Celesti damit nicht mehr zur Verfügung. Niemand darf den Ruspanti Zwang antun, nicht einmal die Krone. Mitunter kommt es vor, dass ein Celesti sich dem Dienst entzieht, indem er dieses Tabu ausnutzt. Jedoch ist der Preis hoch, da er nicht nur seine Lebensgrundlage verliert, sondern auch seine Männlichkeit. Diesen Weg sind daher nur jene bereit zu beschreiten, die ihn tief in ihrem Inneren als den richtigen Weg spüren. Es ist daher unwahrscheinlich, dass ein ehemaliger Geheimnisträger der Celesti sich auf diese Weise lossagt.



    Schmutzige Tricks


    Die Celesti sind bekannt für ihre Kooperation mit der Halbwelt, die zum einen der Informationsgewinnung dienen, aber auch der außerstaatlichen Finanzierung ihrer Tätigkeiten. So kommt es, dass sie das Verbrechen mitunter sogar fördern, anstatt zu bekämpfen, um das Vertrauen der Halbwelt zu gewinnen und ihre Agenten einzuschleusen und dauerhaft zu etablieren.


    Man vermutet tiefreichende Verstrickungen mit dem Schmugglernetzwerk von Obenza. Es mag sein, dass es kein Zufall ist, dass dieser kleine, aber finanzkräftige Stadtstaat sich von Naridien abspalten konnte und seither praktisch gesetzesfreie Zone ist unter der Herrschaft von Syndikaten. Manch Gelehrter rechnet diese Vorgänge den Celesti zu, die davon zweifellos profitieren.


    Heiligt der Zweck die Mittel? Duca Ernesto Sirio di Ledvico sagte zu dieser moralischen Zwickmühle: "Ich weiß nicht, ob wir das schlechteste Geheimdienstsystem von Asamura haben oder das Beste."



    Enttarnung und Gefangennahme von Celesti


    Bei Verhaftungen von Celesti durch ausländische Mächte steht die ledwicker Krone unter enormem Druck, da sensible Informationen drohen, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Dass Ledwick in solchen Fällen meist versucht, die Celesti zu beseitigen, um sie für immer zum Schweigen zu bringen, machen sich gegnerische Kräfte gern zunutze. Sie versprechen den Celesti lebenslangen Schutz, wenn sie aussagen. Davon profitieren die Celesti gleich doppelt, denn zusätzlich fordern sie von der ledwicker Krone Schweigegeld.


    Der souvagnische Orden des Stählernen Lotos hat im globalen Vergleich bisher die meisten ledwicker Agenten enttarnt. Mitunter werden diese zu Doppelagenten, weitaus häufiger jedoch erfolgt eine Festnahme und Verschleppung nach Beaufort.

    Einige vom Stählernen Lotos enttarnte Celesti:

    • Macario di Sicomoro - in Beaufort verhört und hingerichtet
    • Janou Langeron - enttarnt, als Doppelagent im Dienst des Stählernen Lotos rekrutiert

    Agenten des Stählernen Lotos im Einsatz in Ledwick:


    Geschichte


    Nicht immer waren die Celesti auf den zivilen Sektor beschränkt. Unter dem Eindruck des umstrittenen Kaisho-Abkommens räumte Ernesto Sirio di Ledvico ihnen weitreichende Befugnisse ein. Während des almanischen Bruderkrieges waren die Celesti daher für sämtliche nachrichtendienstlichen und auch militärischen Operationen hinter den feindlichen Linien zuständig.


    Die desaströsen Ergebnisse dieser Unternehmung führten jedoch nach dem Krieg zu der Erkenntnis, dass für militärische Kommandooperationen wieder das Militär zuständig sein sollte. Der Sohn des gefallenen Duca entließ ihr altes Oberhaupt Sandro di Sicomoro und setzte Cavaliere Wolfango di Amelot an ihre Spitze.



    Aufgabenbereiche


    Schutz der Krone:

    • Zusammenarbeit mit lokalen Sicherheitskräften zum frühzeitigen Aufdecken von Verschwörungen
    • Verfolgung von Feinden des Leone Marino auch im Ausland
    • Zielgerichtete Festnahme oder Verschwindenlassen von Staatsfeinden


    Einflussnahme auf die Bevölkerung:

    • Beeinflussung der Kulturschaffenden
    • Beeinflussung der Medien im Sinne der Krone
    • Zielgerichtete Propaganda
    • Desinformation


    Informationsgewinnung:

    • Einsatz verdeckter Ermittler (Agenten) im In- und Ausland
    • Befragung von Leuten unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe
    • Unterhalt eines Geheimgefängnisses unterhalb des Militärgefängnisses von Fortezza
    • Programm zur Erforschung von Gehirnwäsche- bzw. Verhörmethoden


    Destabilisierung feindlicher Regierungen:

    • Operationen zur finanziellen, logistischen und propagandistischen Unterstützung des Kampfes
    • Aufbau und Unterhalt von paramilitärischen Einheiten und Rebellentruppen
    • Sturz fremder Machthaber, Staatsstreiche
    • Politisch motivierte Morde


    Finanzierung ihrer Operationen:

    • Internationaler Schmuggel / Kooperation mit Schmugglern
    • Drogenhandel: dient primär der finanziellen Unterstützung verbündeter paramilitärischer Gruppen. Drogengeld ist traditionell ein wesentlicher Bestandteil der verdeckten Operationen.
    • Geldwäsche: Das Geld wird von Banken gewaschen, die eigens dafür gegründet wurden. Das Personal besteht oft aus ehemaligen Celesti oder deren engstem Umkreis
    • Menschenhandel / Unterstützung des Menschenhandels

    Eidformel des Militärs

    Bei der Tiefe des Meeres und Alvasheks Licht,

    hört, wie ein Krieger heut zu Euch spricht!


    Mein Mantel der Würde - ein Kettengewand,

    das Licht liegt im Herzen, der Speer in der Hand.

    Ich schwöre, bezeugen soll eigenes Blut,

    dass treu ich stets diene in Ebbe und Flut.


    Wenn feindliche Schiffe von Westen her jagen,

    schwöre ich keinen Moment zu verzagen.
    Ich weiß, jeder Sieg wird mit Schmerzen bezahlt,
    bis dass Ledwicks Sonne noch einmal erstrahlt.

    Berühmte Persönlichkeiten aus dem Sektor Kultur

    Musiker

    • Ernesto Roncone - Barde, der für seine harmlosen, volkstümlichen Lieder bekannt ist, die ihn besonders bei Senioren beliebt machen.
    • Adriano Ferrantino - verkrüppelter Veteran, der bei nicht ganz legalen Aktionen der Oltremarini schwer verwundet wurde und nun als Barde einen notdürftigen Lebensunterhalt bestreitet. Für seine derben Stücke in den schäbigsten Kneipen bekannt, aber auch dafür, mit seinen Kriegerballaden Soldaten manchmal zum Weinen zu bringen. Seine Lieder werden in der Flotte gern gesungen.
    • "Malaugurio" - Musikgruppe aus dem transalmanischen Zeitalter


    Sportler

    • Tobia "Toto" Tortora - Weltmeister im Internationalen Gondelsumpfrennen, der von Umberto Cantichi geschlagen wurde und nie wieder antrat.


    Tänzer

    • Amias von Wolkenhaim - Ruspante, dessen leichtfüßige Sprünge und Saltos zu lokaler Berühmtheit geführt haben
    • Zino Zappala - Ruspante, Tanzlehrer am Hof des Duca


    Heiler

    • Vito Ceraso - Heilkundiger der Vorzeit, der das älteste überlieferte Werk der Medizin geschrieben hat
    • Baldassare Ventola - Priester des Ainuwar und Heilkundiger. Er begründete die Öltherapie, einen heilkundlichen Zweig, der auf Heilkuren mit speziell gemischten Heilölen basiert.


    Autoren

    • Bernardo Buccola - Bekannt für seine Piratenromane um Capitano Vespa, welche die reale historische Persönlichkeit, die für ihr Scheitern berühmt war, aufs Korn nimmt. Trotz der Kritik an der fehlenden Historizität verhalf er dem gescheiterten Capitano Vespa posthum zu Berühmtheit.
    • Halikan fo-Sharduk - schrieb den Bestseller "Mein schwimmender Garten", ein halb agrarökonomisches, halb philosophisches Werk über Anbaumethoden mittels schwimmender Gärten, das sich aufgrund des netten Tonfalls, seiner leichten Lesbarkeit und der bunten Illustrationen sowie des sympathischen Lächelns des Autors großer Beliebtheit erfreut. Kaum weniger beliebt ist der Nachfolgeband "Der faule Gärtner". Das Werk verspricht ein Gartensystem, welches nach dem Pflanzen der Setzlinge praktisch wartungsfrei auskommt.


    Maler

    • Franco Frisone - bemalte Windflöten und machte aus diesen Instrumenten des Windes sakrale Kunstwerke
    • Valentino Paglia - Erfinder der Blutmalerei, in welcher Blut Hauptbestandteil der Farbmischungen war

    Nach einer Stunde regte Tazio sich wieder. Er war eingeschlafen, wie es oft geschah, nachdem eine Vision ihn heimgesucht hatte. Irving und er erhoben sich zeitgleich. Tazio ließ sich in das abgelegte Ornat helfen. Die langsame Gangart verhinderte ein Straucheln, der weiße Fellmantel gab Volumen, obwohl der junge Duca mager geworden war. Die Maske verbarg die aufgebissene Lippe und die Bleiche seines Gesichts. Im Ornat wirkte er größer, aufrechter und stärker.


    In langsamen Schritten kehrte er zurück zu seinen Gemächern. Irving begleitete ihn und half ihm in der Garderobe aus dem Ornat. Anschließend schickte Tazio ihn damit durch einen geheimen Seitengang fort, um das Ornat sicher zu verwahren. Die einzelnen Elemente waren heilige Reliquien, vom Mantel aus weißem Seelöwenfell über die elfenbeingleiche Maske aus Walbein bis hin zur Krone aus der seltenen schwarzen Koralle von den Riffbänken der Feuerinseln. Und wie es ihnen gebührte, wurden sie in einem speziellen Altarschrank verwahrt und die Reinigung würde nicht nur weltlich, sondern auch spirituell erfolgen. Hier kam Irving ins Spiel, dessen Aufgabe dies war. Jedes Mal, wenn Tazio das Ornat anlegte, nahm er auch Irvings Segen an und den der Ruspanti, die ihm zurzeit folgten und deren sakrale Arbeit er anleitete.


    Obgleich Tazio nun schlafen sollte, konnte er es nicht, da weder Vianello noch Verrill zugegen waren. So ließ er sich in der mit einem dickem runden Teppich gepolsteren Sitzecke nieder, in der sie Kaffee zu trinken pflegten. Der Stil war südländisch gehalten mit einem flachen kreisförmigen Mosaiktisch und runden, recht festen Sitzkissen. Ein Baldachin, der in den Farben des Ozeans schimmerte, schirmte die Sitzgruppe vom Rest des Raumes ab und schuf Behaglichkeit. Man saß hier eng, weich und behütet. Hier saß Tazio ausschließlich mit seiner Familie. Offizielle Gäste wurden im großen oder kleinen Malachitsaal empfangen.


    Er klingelte nach der Amme und bat darum, ihm seinen kleinen Sohn Delfio zu bringen, um auf dem Teppich unter dem Baldachin ein wenig mit ihm zu spielen. Das Sitzkissen von Linhard war weggeräumt worden, fiel ihm auf.

    Salz im Gesicht

    "Wir beide haben stets offen miteinander gesprochen, Irving. Das ist nicht selbstverständlich und ich bin froh, dass wir beide das können. Unter all den Menschen habe ich viele zuverlässige Edle, welche die Lehen verwalten und die Schiffe als Capitanos über den Ozean lenken. Hofdamen, die freundlich grüßen, Diener, die mir jeden Wunsch von den Augen ablesen, wie meinen treuen Vianello. Ich habe auch eine Frau, die mich ebenso liebt, wie ich sie, und die mir einen wunderbaren Sohn schenkte. Ich sollte wahrlich ein glücklicher Mann sein, doch über mir schwebt tonnenschwer das Fallbeil der Götter.


    Für all diese Menschen bin ich Tazio, der aus dem Eis wieder auferstand und die Krieger heimführte, der das Land nach dem Almanischen Bruderkrieg wieder aufbaut. Mein Reich ist wie ein murmelnder Bach, dessen Wasserstand sich in der Hitze manchmal zurückzieht, doch er pläschert immerfort und bleibt nie stehen. Das Leben in Ledwick geht weiter, auch nach den Wirren des Almanischen Bruderkrieges.


    Doch unter all diesen Menschen habe ich nur einen, der nichts anderes ist als mein Freund. Der an mich keine Erwartungen stellt, bei dem ich nur Tazio sein kann, als wäre ich nie dazu bestimmt gewesen, diese schwarze Korallenkrone zu tragen."


    Tazios Worte klangen bitter. Er saugte an seiner blutigen Unterlippe, während er an die Decke blickte. Er und Irving lagen auf großen Kissen in dem blauen Raum, in dem sowohl der Boden als auch die Wände durchgängig mit Matratzen gepolstert waren. Tazio hatte einen weiteren göttlichen Zustand hinter sich gebracht, doch wusste nichts mehr davon, was die Unsterblichen ihm mitgeteilt hatten. Wie immer hatte Irving die Prophezeiung für ihn schriftlich festgehalten, doch Tazio schämte sich nur noch dafür, was er brabbelte, wenn er die Kontrolle über seinen Verstand verlor. Die Zeilen ergaben für ihn selten Sinn und die Priester hatten stets lange damit zu tun, den wirren Worten eine bombastische Bedeutung zu entlocken. Ihm tat jeder Muskel und jedes Gelenk weh, da er sich wie ein Bogen nach hinten gekrümmt hatte. Wie ein C hatte er dagelegen, das Gesicht verzerrt. Die Anfälle kamen häufiger in letzter Zeit.


    Irving reichte ihm einen warmen Tee mit Honig, den Tazio gierig austrank, dann stellte er das Glas wieder auf dem Tablett ab, das neben ihnen auf dem Boden stand. "Was genau liegt dir auf dem Herzen?", erkundigte Irving sich. "Sprich, wenn du reden möchtest. Momentan kreist du wie ein Sandjäger um den Fisch. Ich höre dir zu."


    Tazio schüttelte traurig den Kopf, ohne damit Nein zu sagen. Es war eine Geste der Resignation. "Es ist kein angenehmes Thema. Ich ärgere mich über Linhard, der mich öffentlich demütigte, nachdem ich ihm die Hand reichte. Als hätte ich es in meinem Alter nicht schwer genug, mir Autorität zu verschaffen. Die Menschen haben meinen Vater trotz seiner zahllosen Fehler geliebt. Nun, da er nicht mehr ist, verehren sie ihn als den Stern des Südens, der den Schiffen den Weg über die See weist. Wir haben zu ihm aufgeblickt und tun es auch noch immer, sehen des Nachts hinauf zum Firmament, wo er gütig auf uns herab scheint. Ich hoffe, der große Feldherr hat endlich Frieden gefunden.


    Wer aber bin ich? Kaum mehr als ein Knabe mit einem blassen Gesicht, der einen zu schweren Mantel trägt und eine Krone, die kaum auf sein Haupt passt. Ich weiß, wie sie über mich reden und dass dieser Staat nur funktioniert dank einiger Getreuen, die meinem Vater zuliebe dafür Sorge tragen, dass man mir Gehör schenkt. Wie sicher wäre ich ohne Ambrigio di Caldera? Ohne Mauro di Georgo? Die Admiräle kochen ihr eigenes Süppchen und offen gestanden bin ich froh darüber, wie selbstständig sie ihrer Arbeit nachkommen, aber habe ich sie unter Kontrolle? Sie sind doppelt so alt wie ich und wenn sie mit mir sprechen, dann höflich, aber ich spüre, dass sie mich nicht als obersten Befehlshaber des Heeres wahrnehmen. Um das zu erkennen, brauchst du nur einen Blick nach Ehveros werfen, wo die Oltremarini sich austoben."


    "Und dann kommt obendrein auch noch Linhard von Hohenfelde und verhöhnt dich vor den Augen der Öffentlichkeit."


    "Ja!" Tazios Gesicht war bleich vor Zorn, auch wenn er seine Stimme nicht erhob. Er war niemand, der schrie. "Ich habe ihn in meiner Ehe geduldet aus Rücksicht auf Verrill. Er spuckte mir ins Gesicht und verstieß offen gegen das Gesetz, nahm sich eine Frau als Hure nach der anderen. Er gefährdete die Gesundheit meiner Familie und besudelte ihr Ansehen, von dem Ansehen der geschändeten Familien ganz zu schweigen. All das waren ehrbare Leute gewesen, bis Linhard kam.


    Als ich ihn zur Rechenschaft zog und ihm die Hand reichte, log er mir ins Gesicht, spielte Reue vor. Er reiste zurück nach Souvagne und fuhr dort mit seinen Umtrieben fort, gründete eine Familie neben der meinen, ohne auch nur Rücksprache zu halten. Wie sehr kann man einen Duca noch verhöhnen?


    Ich weiß nicht, was ich mit ihm tun soll, Irving. Ich weiß nicht, was ich überhaupt noch tun soll. Ich dachte, er und ich könnten Freunde sein. Aber scheinbar habe ich alles falsch gemacht. Jeder kleine fremdländische Adlige lacht über mich. Sie amüsieren sich, warten darauf, wann ich das nächste mal versage. Delfio wird diesen Thron niemals bekommen, sie werden vorher putschen und ihn und seine Mutter ersäufen. Ich bin zu jung für dieses Amt."


    Ein kurzer Krampf durchlief Tazio, doch er durchlitt keinen neuen Anfall. Wortlos zog Irving ihn in seine Arme und hielt ihn. Trost gab es nicht und er schwieg.

    Djehmenreh, die Windflöten

    Nicht nur an einer Stelle, sondern die gesamte Küstenlinie Ledwicks entlang ragen, vereinzelt oder in Gruppen, turmhohe Steinsäulen aus dem Wasser, die mit ihrer löchrigen Oberfläche an überdimensionale Flöten erinnern. Einige Exemplare wirken modern und wurden bunt bemalt, einige sind mit Reliefen versehen. Auf Nachfrage erfährt man, dass diese Säulen von den Ruspanti stammen. Viele Säulen seien sehr alt.


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    Doch solche Erklärungen sind nur an windstillen Tagen notwendig, denn wenn der Seewind durch Ledwick streift, offenbart sich, dass diese Säulen nicht nur wie Flöten aussehen, sondern tatsächlich vom Wind zum Klingen gebracht werden. Kilometerweit wird das melancholische Klingen vom Wind über das Meer getragen. Die Größe der Löcher ist so bemessen, dass ein harmonisches Konzert entsteht, gleich einem Chor aus jenseitigen Gefilden. Manchen machen diese Geräusche Angst.


    Djemenreh, die Windflöten, singen Tag und Nacht zu Ehren von Alvashek, denn die Ruspanti sind wenige und ihr Gesang ist von größter ritueller Wichtigkeit. Sie erklären, dass die Windflöten jeden segnen, der ihre Klänge vernimmt. Auch wenn kein Ruspante mehr singen kann, wird man über Djemenreh dennoch ihren Segen empfangen.


    Die holen, löchrigen Steinsäulen, die in Modulbauweise errichtet werden, findet man in Ledwick oft in Hafennähe und auf öffentlichen Plätzen.


    Handliche, von Ruspanti gesegnete Djemenreh von der Größe einer Seegurke hängen oft neben dem Eingang eines Hauses, um die Bewohner zu schützen. Manchmal klimpern zusätzlich Klangspiele daran, deren Tonspektrum auf das der Windflöte abgestimmt ist.


    Djemenreh dürfen nicht verkauft werden, man muss sie verschenken, sonst erlischt der Zauber und sie werden bloßer Tand.

    Die Galerie der Geächteten

    Die Galerie dieser Statuen ist Mahnung an alle. Hier werden Statuen jener zur Schau gestellt, über welche die Bann-Acht verhängt worden ist. Sie verloren ihre Rechtsfähigkeit und jedermann konnte – und sollte – sie ohne Strafe töten. Ihr Vermögen fiel an den Lehnsherren. Die Strafe erstreckte sich oft auch über ihre Nachfahren. Ihre Gräber, sofern es welche gab, blieben ungekennzeichnet. Manchmal überließ man die Gebeine auch den Vögeln, die davon fraßen und sie zerstreuten.



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    Mercer Desnoyer

    *119 in Mancini, †168 in Beaufort, Souvagne

    Mercer Desnoyer war das Oberhaupt der Agenten der Autarkie. Er galt als einer der beiden Rädelsführer, die 168 in Souvagne einen Putsch versuchten. Er fiel im Kampf um den Thron. Mercer galt als brillanter Kopf, hatte jedoch Probleme, seine Finanzen beisammen zuhalten, da er gern in Luxus schwelgte. Sein Sohn wuchs im Waisenhaus unter dem Namen Silvano de Mancini auf.




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    Berzan Bovier

    *119 in Mancini, †168 in Beaufort, Souvagne

    Berzan Bovier war das stellvertretende Oberhaupt der Agenten der Autarkie. Er entstammt einer Familie, die viele Palaisins hervorgebracht hat. Er galt als bodenständig und pragmatisch, weniger brillant als sein Vorgesetzer, aber jener, der dafür sorgte, dass die brillanten Pläne auch funktionierten. Er fiel gemeinsam mit den übrigen Agenten der Autarkie. Seine Söhne wuchsen im Waisenhaus unter den Namen Bellamy Bourgeois und Boldiszàr Boucher auf.




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    Baqua Alballo

    *26.1.354 in Riva Verde, †20.1.407 in Monleone, Ledwick

    Baqua Alballo ist einer der bekanntesten Offiziere der Ledvigiani, der im Dampfzeitalter von sich Reden machte. Er gilt, wie jede hier in Stein gemeißelte Person, als Hochverräter.







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    Meo Muzio de Mancini

    *350 in Riva Verde, †unbekannt

    Meo Muzio de Mancini gilt als die rechte Hand von Baqua Alballo. Manche behaupten auch, er sei der tatsächliche Kopf des Hochverrats gewesen. In jedem Fall wurde auch über ihn die Acht verhängt.

    Impressionen von Ledwick

    Ledwick ist ein nur dünn besiedeltes Land. Allein in der Hauptstadt Monleone lebt die Hälfte der Einwohner. Die Regierungssitze der Lehnsherren auf ihren Ländereien sind im Gegensatz zu denen anderer Länder nur Kleinstädte. Monleone ist die einzige Stadt, die von der Größe her im internationalen Vergleich mithalten kann. Die Fixierung auf das Meer wird durch den sumpfigen Landteil begünstigt, der kaum zur Bewirtschaftung taugt, so dass alle Zivilisation sich an der Küste des Ozeans drängt.



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    Auf einem Schiff erst fühlen die Ledvigiani sich frei, was in Anbetracht der nassen Wildnis des Landteils nicht verwundert, da man nur mit dem Schiff gut vorankommt. Da keine normalen Straßen gebaut werden können, hat man die vorhandenen Kanäle ausgebaut und, wo nötig, vertieft, so dass ein rascher und effektiver Waren- und Personentransport mit Booten, Flößen und Gondeln möglich ist. Große Schiffe sind wertvoll und dem Adel vorbehalten.




    sumpfzypressen.jpgAls Lehen ohne Anschluss zum Meer ist Caldera besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Die Fischerei muss sich auf Süßwasserfische beschränken. Jedoch hat Lucca di Caldera aus der Not eine Tugend gemacht und nutzt den Landteil zum gewerblichen Anbau der Sumpfzypresse. Das rötliche Holz dieser Bäume ist für den Schiffbau besonders geeignet, weshalb Ledwick in großem Umfang darauf angewiesen ist.




    fortezza.jpgDie Seefestung Fortezza ist der Kriegshafen von Ledwick. Unterhalb davon, in den Fels geschlagen, liegt das gefürchtete Militärgefängnis, in dem auch manch Staatsfeind schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist. Die Klippen machen die Anfahrt fremder Schiffe nahezu unmöglich, da ausschließlich Dschunken mit geringem Tiefgang hier fahren können. Auch ist eine gute Kenntnis des Gewässers und hohes nautisches Geschick notwendig, um sich das Schiff nicht an den Korallenbänken aufzureißen.




    blutnebel.jpgManchmal kriecht Nebel über das Land, der vom Schein der Dämmerung rot leuchtet. Dieses Wetterphänomen ist als Blutnebel bekannt. Die Ledvigiani sind, was den Blutnebel betrifft, höchst abergläubisch. Zum großen Ärger ihrer Verbündeten setzten sie einst mitten während eines Seegefechts pünktlich zum späten Nachmittag die Segel und zogen eilig davon, da sich für den Sonnenuntergang ein Blutnebel ankündigte. Besonders spektakuläre Blutnebel treten im Herbst bei Riva Verde auf.




    felsenkloster.jpgIn Rocca Calascio liegt ein altes Felsenkloster, in dem die ledwicker Bruderschaft des Ainuwar ihren Sitz hat. Da der Sonnenkult in Ledwick Staatsreligion ist, gilt die Bruderschaft als religiöse Minderheit. Neben den üblichen Tätigkeiten eines geistigen Lebens ist Rocca Calascio als Ort der Bildung bekannt, der diverse Studien für Gelehrte anbietet sowie ein bezahlpflichtiges Mentorenprogramm. Viele Adelssöhne verbringen einige Zeit ihrer Ausbildung hier. Gäste und Urlauber sind willkommen, sollten sich jedoch mit Respekt in jenen in den Fels geschlagenen Hallen bewegen.