"Ich habe Toto beim Gondelsumpfrennen geschlagen und wurde dafür gehasst."
Nach Jahren des Exils macht Weltmeister im Gondelsumpfrennen Umberto Cantichi erstmals wieder von sich reden. Unser Reporter Anatoli Valla hat ihn in der Vergnügungsmeile der außer Betrieb geschalteten Ölbohrplattform SKALFAXA getroffen und konnte ihn zu einem Interview überzeugen.
Umberto Cantichi zuckt mit den sonnengebräunten Schultern. In seiner bunten, sommerlichen Kleidung und mit der übergroßen Sonnenbrille verströmt er Urlaubsflair. Mit dem Exil hat er sich arrangiert, doch ein bitterer Zug liegt um seinen Mund. "Ich wünschte, ich wäre nie gegen Tobia Tortora angetreten", sagt er und umschließt den türkisgrünen Drink mit den kräftigen Händen. "Das Rennen habe ich gewonnen, doch alles andere verloren. Toto ist für die Ledvigiani ein Halbgott. Und einen Halbgott sollte man nicht besiegen."
Der Weltmeistertitel des Internationalen Gondelsumpfrennens stand auf dem Spiel. Umberto gab alles.
"Als ich mich für die Teilnahme einschrieb, war ich ein Niemand. Keiner hätte damit gerechnet, dass ich so weit komme, am wenigsten ich selbst. Zweihundert Meter nach dem Bestienbogen schlug er mir das Paddel ins Gesicht. Er sagte: 'Du hast keine Chance, mich zu besiegen, weil ich dich umbringen werde.' Wir schenkten uns nichts. Das Rennen ging über alle zwölf Hindernisse und wir hatten fast durchgängig Sichtkontakt. Immer wieder holte er mich von meinem Brett, bis ich ihn an der Donnerdrift fast ertränkt hätte. Seit diesem Moment hustete er nur noch und konnte mich nicht mehr einholen. Doch mir ging es kaum besser und der Sieg war knapp. Nach der Preisverleihung rief ich meinen Mann an und sagte ihm, ich würde keine Luft mehr bekommen. Mir lief Blut aus dem Mund. Die Siegesfeier verbrachte ich auf der Intensivstation, wo man meine inneren Blutungen behandelte und die Platzwunden, die er mir mit dem Paddel zugefügt hatte, nähte. Es dauerte sechs Monate, bis ich mich von dem Rennen erholt hatte."
Doch es kam noch schlimmer: Tobia "Toto" Totora ist nach dieser Niederlage nie wieder angetreten. Für die Ledvigiani eine Katastrophe, die man Umberto Cantichi nie verziehen hat.
"Toto und ich sind grundverschiedene Menschen", erklärt Cantichi, während er an seinem Strohhalm saugt. "Es gab keine Aussöhnung. Er verlor und wurde für sein Lebenswerk zum Ritter geschlagen. Ich gewann und wurde aus dem Land gejagt."
Die Zustände beim Gondelsumpfrennen stehen seit jeher im Fadenkreuz der internationalen Kritik.