Beiträge von Maximilien Rivenet de Souvagne

    Die Vorladung


    Linhard von Hohenfelde kniete im Thronsaal Souvagnes vor Duc Maximilien Rivenet de Souvagne. Sein Blick war zu Boden gerichtet, während der Duc auf ihn herab starrte wie eine steinerne Statue. Ein Bote des Hofes hatte ihm die Nachricht überbracht, dass er sich unverzüglich am Hofe einzufinden hatte. Dies war keine Bitte, keine Audienz, es war eine Vorladung. Rief der Duc nach seinen Getreuen, hatten diese unverzüglich zu folgen. Nun hockte er seit einigen Minuten vor dem Thron des Großherzogs, ohne das dieser das Wort ergriff. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Duc nicht nur erbost war, sondern ihn schon hier seinen Unmut spüren ließ.


    "Uns erreichte die Nachtricht unseres geliebten Kindes, der Ducachessa Gregoire di Ledvico, Prince de Souvagne.

    Unser Kind hat sich von Euch losgesagt Marqis von Hohenfelde.

    Ihr habt unseren Schwiegersohn brüskiert Marquis.

    Durch Euer Verhalten habt Ihr dem Ansehen der Krone Ledwicks, sowie der Krone Souvagnes geschadet.


    Ihr wurdet mit offenen Armen in diesem Land empfangen.

    Ihr habt in unsere Familie eingeheiratet, Ihr nennt unseren Sohn Prince Ciel Felicien de Souvange Euren Freund.

    Adel verpflichtet, dies sollte Euch bewusst sein.


    Aufgrund Eures untragbaren Verhaltens, dass sich weder mit Eurem Stand oder Titel deckt, oder gar mit dem was wir zu dulden bereit sind, entadeln wir Euch hiermit mit sofortiger Wirkung. Die Entadelung betrifft ausschließlich Eure Person.


    An Eure Stelle tritt Euer Bruder Marquis Anwolf von Hohenfelde, der sich bis zum heutigen Tage durch redliches Verhalten ausgezeichnet hat. Es haben bereits ausreichend Personen durch Eure Handlungen gelitten. Wir verweisen Euch des Landes. Ihr habt 24 Stunden Zeit Souvagne zu verlassen", befahl der Duc eisern.


    Maximilien Rivenet de Souvagne reichte seinem Leibdiener die Entadelung, zwecks Aushändigung. Fabien verließ seinen Platz neben dem Thron, schritt auf Linhard zu und reichte ihm die Urkunde.


    "Er gereicht Euch nicht zur Ehre Fabien, es bedarf keiner persönlichen Aushändigung durch Eure Hand", sagte der Duc.


    Fabien ließ die Urkunde vor Linhard zu Boden fallen und nahm wieder seinen Platz neben dem Großherzog auf dem Thron ein.

    Linhard schloss für einige Sekunden die Augen, dann nahm er die Urkunde an sich. Er wusste nicht, ob er noch etwas sagen sollte oder durfte, also nickte er nur stumm.


    "Entfernt Euch".


    Linhard stand auf, verbeugte sich und verließ rückwärts den Thronsaal und einige Minuten später auf Auqila ebenso Souvagne.

    Neues Jahr


    Wie jeden Morgen weckte Fabien Maximilien, zog die Vorhänge beiseite und gab dem Duc de Souvagne einige Minuten Zeit um richtig wach zu werden. Max setzte sich auf und schaute aus dem Fenster. Viel gab es nicht zu sehen, das Wetter war grau in grau und das neue Jahr fühlte sich genauso an wie das alte. Der Duc beobachtete Fabien bei seiner morgendlichen Routine, bevor seine eigene begann. Nun im Grunde hatte er nichts zu tun, außer Fabien seines Amtes walten zu lassen.


    "Fabien?", sagte er leise und klopfte neben sich auf das Bett.

    "Maximilien, was kann ich für Dich tun?", fragte Fabien und setzte sich neben den Duc.


    "Gestern Nacht lag ich noch lange wach und habe über vieles nachgedacht. Auch in Bezug auf meine Familie, meine Frauen und meine Söhne. Weißt Du Fabien, trotz meiner Macht habe ich nur wenige Vertraute. Meine Söhne, einst Minette, Tekuro und Dich. Deshalb spreche ich mit Dir darüber, nun wie ich mit Dir im Grunde über alles rede. Dreux wird dieses Jahr 30 Jahre alt, ich werde 55 Jahre alt Fabien.


    Die Frage ist, wann ist die Zeit reif um den Thron zu überreichen? Früher hat sich die Frage nicht gestellt, man hat den Thron geerbt. Auf der anderen Seite ist Dreux bereits Duc, Archi-Duc. Sollte ich ihm dem Thron überreichen, muss die Thronfolge gesichert sein. Dreux ist weder verheiratet, verlobt, noch vergeben. Dafür muss ich in nächster Zeit eine Lösung finden, Dreux ist in dieser Sache völlig anders als seine Brüder. Was ich mich zudem frage ist, wer ist sein Vertrauter? Hat er Vertraute?", erklärte Maximilien Fabien seine Gedanken.

    "Darf ich offen sprechen?", erkundigte sich Lacomb, auch wenn er die Antwort bereits kannte. Trotz allem war es der Duc der neben ihm saß.


    "Selbstverständlich", antwortete Max.

    "Maximilien dass was Ihr in Euren Kreisen als Familien bezeichnet, sind im Grunde keine. Als Eheleute bleibt Ihr einander fremd. Ihr werdet verheiratet und jene Hochzeiten haben mehr mit Politik als mit allem anderen zu tun. Deshalb hast Du gefühlt auch keine Vertrauten. Deine Vertrauen sind Deine männlichen Verwandten. Dein Vater und Dein Bruder sind tot, ab dem Zeitpunkt war Dein einziger Vertrauter Dein Leibdiener Leon. Du lebst das gleiche Problem, dass Dein Vater gelebt hat. Du hast nicht aus Liebe geheiratet, Du hast aus politischen Gründen geheiratet und um die Krone zu erhalten.


    Ciel und Verrill haben sich ihre Ehepartner selbst ausgesucht, dass gleiche Recht solltest Du Dreux zugestehen. Gerade weil er eines Tages der Duc de Souvagne sein wird. Möchtest Du dass er so lebt wie Dein Vater oder Du? Wünscht Du ihm keine Ehe gleich mit wem, die oder den er liebt? Gerade weil er in den Dingen wesentlich unbeholfener als seine beiden Brüder ist? Für Dreux ist ein Feldzug kein Problem Max. Aber um jemanden zu werben, dass ist für ihn ein unüberwindbares Hindernis. Jedenfalls wenn er damit den üblichen Gepflogenheiten folgen muss.


    Und auch Ehepartner haben Bedürfnisse und Wünsche. Was glaubst Du hat Deine Mutter zu einer derart verbitterten Frau werden lassen? Sie hatte alles Maximilien, aber eines hatte sie nicht, jemanden der sie um ihrer selbst Willen geliebt und geachtet hat. Was nützt aller Reichtum der Welt, wenn kein Mensch für Dich eine Umarmung übrig hat? Wenn sie alle abweisend sind und bildlich gesprochen Dornen tragen? Glaubst Du nicht, dass diese Dornen sie gestochen und sogar erstochen haben? Sie haben ihr Herz durchbohrt und vergiftet. So hat sie den einzigen Ausweg gewählt, den sie noch sehen konnte. Ihn einer Welt voller Dornen, hat sie gelernt selbst welche zu tragen. Und ihre waren verdammt scharf.


    Ihr schafft Euch Euer eigenes Unglück und verdammt Euch selbst und andere dazu. Es gibt genug Adelige, da wird sich doch wohl jemand passendes finden. Und falls nicht, solange es ein Souvagner oder Ledwicker ist, wo ist das Problem? Dreux ist der Archi-Duc und er wird der Duc.


    Ja natürlich weiß ich, dass man mit der Hochzeit ein besonderes Verhältnis zu einem gewissen Adelshaus bezeugt. Sprich diese Adelshäuser, sind geehrt. Sie sind zusätzlich geadelt, ihr Blut wird dem der Krone hinzugefügt. Fragte sich jemals jemand von Euch, was ihr neben dem hinzufügen, den einzelnen Personen zufügt?


    Mir ist ebenso bekannt, dass der Duc ewig ist. Er ist ein Amt, er ist unsterblich. Der Mann der den Duc verkörpert, der ist es nicht. Der Duc ist über alles Weltliche erhaben. Der Mann der ihn verkörpert nicht. Hat es dieser Mann nicht verdient, glücklich zu sein? Und ebenso dessen Ehefrau oder Ehemann? Oder weitere Ehepartner, wenn man sie heiratet? Denk darüber einmal nach", antwortete Fabien freundlich und respektvoll.


    "Diese Form der Heiratspolitik hat es immer gegeben, es ist eine uralte Tradition", gab Maximilien zu bedenken.

    "Ich dachte Du wärst der Duc, also ändere es. Das heißt doch nicht, dass sich nicht zwei Adlige finden. Du nimmst niemanden etwas weg, Du fügst eine mögliche Option hinzu. Für Deinen Sohn und alle möglichen Ehekandidaten. Frage Dich doch selbst, fühlst Du Dich so wohl?", hielt Fabien dagegen.


    Maximilien verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach, dabei schaute er in Fernen die wohl nur er sehen konnte. Fabien legte ihm seine Decke um die Schultern und rutschte etwas näher auf, um Max zu wärmen.


    "Du hast Recht Fabs, er soll frei wählen dürfen. Ein Vater sollte seinem Sohn den besten Start ermöglichen, ob ins Leben, in eine Ehe oder in ein Amt", pflichtete Maximilien Fabien nachdenklich bei.

    "Oh mit mir hat das nichts zu tun Maximilien, ich bin nur derjenige der Dir zuhört und Dir Denkanstöße gibt. Du bist der Vater von Dreux und der Duc. Ich weiß, dass Du Deine Söhne liebst, Ciel genau wie Dreux und Dreux genau wie Verrill. Manchmal ist es schwer zu herauszufinden, was das Richtige für sie ist. Aber nur weil etwas eine alte Tradition ist, ist es noch lange nicht richtig. Das was richtig ist, entscheidet der Duc. Jedenfalls für Souvagne. Und wie gesagt, es ist eine weitere Option, wer möchte kann immer noch der Tradition folgen. Ebenso ist es nicht verboten Zuneigung und Tradition zu verbinden. Glaube mir, jemanden an der Seite zu haben der einen liebt, der einen beisteht, der sich interessiert und kümmert ist etwas ganz anderes als das was Alain mit Esme lebte.


    Soweit ich weiß, sind die Vertrauten von Dreux Ciel, Verrill und Du. Den Großteil macht er mit sich selbst aus und das ist nicht gut. Oft war es Ciel, der ihn wieder auf Spur gebracht hat. Er hält es so wie Du. Die beste Zeit ihm das Amt zu überreichen ist die, wo er es mit Freude und Stolz annehmen kann. Dass musst Du mit ihm klären Max. Du wurdest vor vollendete Tatsachen gestellt. Schenke Dreux den Luxus, das ebenso selbst wählen zu dürfen. Das was er kann, hat er oft genug unter Beweis gestellt, wie all Deine Söhne", sagte Fabien aufmunternd.


    "Danke Fabs", antwortete Maximilien.

    "Nicht dafür, Kaffee?", fragte Fabien schmunzelnd.

    "Gerne", schmunzelte Max zurück.



    ****

    Neujahrsansprache 207

    des

    Duc Maximilien Rivenet de Souvagne

    207 n.d.A.



    Geschätztes Volk von Souvagne, es ist Neujahrsabend.

    Nur noch wenige Stunden trennen uns vom neuen Jahr 207 nach der Asche.


    Das scheidende Jahr brachte Trauer über unsere Familie, die Krone sowie über das Land.

    So begab es sich am 24.03.206, dass unsere geliebte Frau Minette de Thibodeau zu Tode kam und zu Grabe getragen werden musste.


    Souvagne bedeutet erinnern.

    Zuweilen berührt einen ein Flügel der Erinnerung.

    Ein Brise vergangenen Tage.

    Ein Hauch einst glücklicher Augenblicke.


    In solchen Momenten halten wir inne und gedenken unseren Lieben, die von uns gegangen sind und uns einst ein Lächeln schenkten.


    Und so gedenken wir und erinnern uns.


    Unsere Trauer gilt unserer Frau,

    unsere Mitleid gilt allen voran unserem Sohn Ciel Felicien de Souvagne, der seine Mutter verlor.



    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.



    Auch in diesem Jahr wurde Souvagne von Feinden bedroht.

    Der naridische Terror erreichte Souvagne erneut, manche seiner Waffen mögen unsichtbar sein.

    Jedoch nicht für uns und unsere Getreuen.


    So deckte an Marquis Dijon de la Grange am 02.08.206 die Gefahr des Schwarzen Kreises der Verzweiflungsvirtuosen auf.

    In seinem Lehen hatte das zersetzendes Geschwür unter dem Deckmantel einer Autorenvereinigung getagt.

    Der Schwarze Kreis der Verzweiflungsvirtuosen, welcher junge Männer dazu anhielt, sich in Weltschmerz und Selbstmitleid zu ergehen und gegenseitig zu überflügeln.


    Ein naridisches Verlagshaus hatte diese Machwerke ins Asameische übersetzen lassen und nach Souvagne geschmuggelt, wo deren Lektüre besonders junge Menschen korrumpieren sollte.


    Nach eingehender Prüfung hat Marquis de la Grange diesen Literaturkreis der Zersetzung des souvagnischen Kampfgeistes und der Aufweichung des männlichen Ideals für schuldig befunden.

    Die Terrorzelle wurde gesprengt, die Verantwortlichen wurden auf dem Scheiterhaufen hingerichtet und aus den Überresten der Verräter samt ihrer Werke wurden fünf Barren gepresst.


    Aus folgendem Grund erklärten wir Kraft unseres Amtes jene fünf Barren für die

    "Fünf Reliquien der Rechtschaffenheit".


    Eine Reliquie wird stets im Palast de Souvagne verwahrt, eine im Hause de la Grange welches die Reliquien schuf. Die drei letzten Reliquien werden im Bluthexertempel verwahrt. Alexandre de la Grange gebührt die Ehre, für ihre Sicherheit zu Sorgen. Jene Reliquien sind stets verschlossen und gesichert zu verwahren.

    So wie unsere Rechtschaffenheit und unsere Prinzipien fest verschlossen hinter Mauern gesichert sind.


    Einmal im Jahr und zwar am 02.08. werden alle fünf Reliquien zusammengetragen um die Allmacht Souvagnes, der Krone, des Glaubens, der Rechtschaffenheit und der souvagnischen Werte und Prinzipien zu ehren und dies im Angesicht unserer in Feuer geläuterten Feinde.


    Für seine Tapferkeit, seine Loyalität und sein unerschrockenes Handeln sprechen wir Marquis Dijon de la Grange unseren besonderen Dank aus.



    Zusammen mit unseren Gemahlinnen Duchesse Nathalie de Souvagne, Josette Leroux, dem Archi-Duc Dreux Gifford de Souvagne, unseren Kindern, Enkelkindern und Schwiegersöhnen bedanken wir uns bei Ihnen allen für das nun endende erfolgreiche Jahr 206 nach der Asche.



    Wir wünschen allen Souvagnern und unserer Familie aus Ledwick, sowie unseren Freunden aus Alkena ein frohes Lichtfest & ein gesegnetes Neues Jahr 207!


    Ainuwar schütze die Souvagne, Ledwick und Alkena!



    Duc Maximilien Rivenet de Souvagne




    ****

    Fünf mal drei Informationshäppchen über Souvagne


    Drei Dinge, die man über Souvagner wissen sollte

    -Die Souvagner sind stolz auf ihre Mauern, vor allem jene die das Land umschließt.

    -Die Souvagner sind ethnisch betrachtet Almanen, Mischehen sind selten. Unter den seltenen Mischehen ist die häufigste jene mit Ledvigiani.

    -Die Souvagner gelten als stur und heimatverbunden. Ein Souvagner in der Fremde wird von Heimweh geplagt. Manche munkeln, Souvagner würden in der Ferne nur Urlaub machen, um sich selbst zu bestätigten, dass Ihr Land das schönste wäre.


    Drei Gruppierungen, von denen man gehört hat

    -Die Himmelsaugen - Kampfmagier/Geistmagier die im Konsenz ihres Ordens leben und Vögel als die Augen am Himmel führen

    -Die Bluthexer - fanatische Magier, die mit erhobenem Zeigefinger die Welt von allem Übel heilen (wollen)

    -Die Palastgarde - die gefürchtete Leibwache des Duc, die dem Palaisin des Duc selbst untersteht


    Drei Fettnäpfchen, in die ein Urlauber nicht treten sollte-Majestätsbeleidigung ist keine Bagatelle, sondern eine schwere Straftat und darum das oberste Tabu. Insbesondere für naridische Gäste, welche gewohnt sind, ihre Meinung freimütig kundzutun, kann dies zu Problemen führen.

    -In Souvagne wird großer Unmut stets mit einem Spucken untermalt. Spucken gilt in Souvagne als Kunst. Urlauber sollten es vermeiden, diesen Brauch zu kopieren, falls sie nicht selbst bespuckt werden wollen.

    -In Souvagne werden Mauern geradezu verehrt, gehegt und gepflegt. Man lehnt sich weder an Häuser-, Grundstücks-, Burgen- oder gar an die große Landesmauer. Dies kann zu großen Unmut der Einheimischen führen.


    Drei Orte, die eine Reise wert sind

    -Beaufort - Die Hauptstadt Souvagnes, Sitz des Palastes de Souvagne, Amts- und Regierungssitz

    -Souvagnischen Speere - Im Schollendreieck der Marquis-Schollen Hohenfelde, Veronneau und Morneau befinden sich die Souvagnischen Speere

    -Sub-Souvagne - Die zweite Ebene des Landes Souvagne in den Tiefen der Heimaterde.


    Drei Personen, deren Namen man überall kennt

    -Duc Scoville Pierpont de Souvagne - Der Gründervater der Nation und erster Duc in Souvagne.

    -Dicasso de Dupont - Weltberühmter Souvagnischer Künstler, der sich um Kopf und Kragen malte mit dem Bild "Der Gesichtskrüppel".

    -Saint Tristan Jean-Luc de Dueraux - Saint Tristan Jean-Luc de Dueraux, der Unbeugsame, Schutzheiliger und Patron der Souvagnischen Seefahrer, Schiffer, Fischer und Schiffbrüchigen kämpfte im Jahre 150 n.d.A. als Kapitän der Petrel vor Sturmfels gegen die Naridische Flotte. Er versenkte im Angesicht des siegenden, naridischen Feindes sein eigenes Schiff vor Sturmfels, damit es nicht in die Hände der Feinde fallen konnte.



    ****

    🍀🍀🍀 🍀🍀🍀 🥂🎂🥂 🍀🍀🍀 🍀🍀🍀


    Wir

    gratulieren unserem Sohn

    Prince Ciel Felicien de Souvagne

    herzlichst

    zu seinem Ehrentag!


    "Alles Gute zu Deinem Ehrentag Ciel, Dein Papa"


    Zur Feier des Tages ist jeder Souvagner an den

    Hof des Duc

    eingeladen,

    um mit Speis und Trank versorgt zu werden.


    🍀🍀🍀 🍀🍀🍀 🥂🎂🥂 🍀🍀🍀 🍀🍀🍀

    24.03.206 - Charbogen-Ergänzung:

    - Tod von Minette de Thibodeau


    Grau

    Link:

    Grau



    Grau

    Noch war die Sonne nicht aufgegangen, doch die Welt lag bereits im Zwielicht der Dämmerung. Allein stand Minette am Fenster und lauschte den Vögeln des Morgens. Kalt war die Luft, doch der Frost war heute Nacht ausgeblieben. Schwere Wolken zogen über Souvagne, die Frühlingsgewitter kündigten sich mit Stürmen an. Tausend winzige schwarze Silhouetten jagten mit dem Wind. Aus Evalon und von den Feuerinseln kehrten die Vögel zurück, denen Minette als Kind gern gefolgt wäre in wärmere, bessere Gefilde. Diese Träumereien hatte sie auch als erwachsene Frau verspürt.


    Ihr Haar war grau geworden an den Schläfen. Sie hatte darauf verzichtet, es färben zu lassen. Einen Anlass, sich jünger zu machen, als sie war, gab es nicht. Sie warb um niemanden und musste niemanden repräsentieren. Minette war seit jeher ein graues Mäuslein gewesen, still und unauffällig im Schatten anderer.


    Wenn es etwas gab, dass sie in ihrem Leben bewirkt hatte, so war es, dass sie einen gesunden Sohn zur Welt gebracht hatte. Der Sohn war erwachsen geworden. Ihr Mann hegte andere Interessen, als weitere Kinder zu zeugen. Genügend Frauen hatte er gehabt und genügend Söhne gezeugt sowie eine wundervolle Tochter. Minettes Pflichten waren erfüllt und seine auch.


    Was blieb war grauer Alltag.


    Minette war sich ihres Platzes bewusst. Für schmückendes Beiwerk taugte dessen charismatische Ehefrau besser. Minette, die graue Mätresse, konnte nicht mithalten. Sie verlor auch kein Wort darüber, dass ihr Mann die zarte Romanze mit ihrer Leibwächterin gestört hatte, ohne dass es einen anderen Grund dafür gab, als dass er sie nicht zulassen wollte. Die Nacht verbrachte er mit seiner Ehefrau oder seinem Leibdiener. Minette verbrachte ihre allein.


    Wie eine alte Frau verbrachte sie ihre Tage mit dem Spinnen und Weben von Garnen und Stoffen. Es war die Tätigkeit mit ihren Händen, die sie suchte, das gleichmäßige Surren des Spinnrades und des Weberschiffchens, das seine Bahnen zog. Am Ende hatte sie ein einziges Gewand daraus anfertigen lassen nach dem Vorbild der Tauben. Sie trug es heute, grau und weich, unscheinbar und wärmend.


    Die Tauben verließen sie im Winter nicht. Wie kalt es auch war, wie sehr Frost und Kälte wüteten, die Tauben blieben bei ihr. Sie besuchte sie täglich, fütterte und umsorgte sie, lächelte, wenn eine auf ihrer Hand oder Schulter saß. Minette liebte ihre Tauben.


    Was war Liebe?


    Natürlich wusste Minette, dass ihre Gefühle bedeutungslos waren. Sie besaß einen Schrank voller Kleider, das beste Essen, Hofdamen. Sie hätte sich amüsieren können bei Speis, Trank und dem Tanz während der rauschenden Feste. Doch all dies war nicht geeignet, die tiefe Trauer und Einsamkeit aus ihrem Herzen zu vertreiben.


    Am 24 Tag des Wandelmonds im Jahr 206 nach der Asche stieg Minette mit den nackten Füßen auf das Fensterbrett. Sie hinterließ keinen Brief, denn Minette klagte nicht. Minette breitete die Arme aus. Mit Füßen so nackt und kalt wie die eines Vogels stieß sie sich ab. In ihrem grauen Kleid rauschte sie durch die Luft, der Wind riss an ihrem offenen Haar.


    Grau war der Himmel, kalt der Wind, als die Zugvögel von Süden heimkehrten. Die Tauben, die den Winter in Souvagne verbracht hatten, blieben in ihren Nestern. Der Tag barg nichts, was sie lockte.


    Graue Stoffbahnen wanden sich über dem reglosen Körper von Minette im Wind.



    Es dauerte nicht lange, da war ihr Sohn informiert. Ciel rannte nicht, noch eilte er - denn er wusste, es würde zu spät sein. Selbst wenn nicht, so hätte Minette darauf verzichten wollen, sich helfen zu lassen. Sie hatte den Tod gewählt und ihr diese Entscheidung zu entreißen, wäre ungerecht und ohne Sinn - es würde sie verwundet, verkrüppelt und voll Todessehnsucht zurücklassen. Ein Bluthexer vermochte körperliche Wunden zu heilen, doch nur bis zu einem gewissen Grad, denn nicht jeder von ihnen war ein Alexandre de la Grange, und seelische Wunden zu verschließen, war keinem von ihnen vergönnt.


    Als Ciel bei seiner Mutter ankam, war ihr Körper kalt und ihre Seele fort. Die Stille an diesem Ort war surreal. Die Bediensteten bewegten sich gemessen und niemand wagte zu schreien, auch wenn einige der Mädchen in der Ferne weinten. Minette war eine sanftmütige Frau gewesen mit einem Herz für die Armen und Schwachen des Landes. Ihre Wohltätigkeitsveranstaltungen waren keine Maskerade gewesen, sondern ihrem Herzen entsprungen.


    Nur sich selbst hatte sie nicht retten können. Ciel kniete nieder. Er legte eine Hand auf ihr Haar, sprach ein leises Gebet und erhob sich wieder. Er gab den Befehl, seine Mutter aufzubahren. Die Frage nach einem Medicus oder Magier verneinte er. Weder Alexandre de la Grange noch Benito würden heute Arbeit haben.


    Ciel suchte seinen Vater auf. Nicht wissend, ob dieser informiert war, trat er zu ihm.



    Ciel fand seinen Vater in der Amtsstube. Maximilien brütete über einem Wust aus Papieren und Lagezeichnungen.

    "Eure Hoheit", grüßte Fabien Prince Ciel und Maximilien schaute zu seinem Sohn auf.


    Max setzte an etwas zu sagen, aber so wie sich sein Sohn gewegte, wie er schaute, ja seine ganze Haltung verriet, dass etwas vorgefallen sein musste und zwar etwas schreckliches. Maximilien deutete auf den Stuhl neben sich, Ciel sollte sich neben ihn setzen. Der Schreibtisch würde sie beide nur unnötig in dieser Situation trennen.


    "Ciel setze Dich zu mir, was ist geschehen? Du schaust, als wäre eine Katastrophe über uns hereingebrochen. Komm her zu mir", bat Maximilien leise, während Fabien beiden Tee einschenkte. Viel konnte Fabien nicht tun, im Grunde gar nichts, aber einen Tee zur Beruhigung hatte er stets übrig. Manchmal war es auch nur die Geste die zählte, oder die warme Tasse die man bei einem traurigen Gespräch in Händen halten konnte. Eine Tasse die Wärme spendete, die der Welt sonst fehlte.



    Ciel nickte Fabien dankbar zu und setzte sich, doch nahm noch nichts von dem Tee. Er blickte seinem Vater in die Augen, atmete langsam durch, bevor er sprach.


    "Mutter ist nicht mehr. Sie lag heute Morgen im Blumenbeet vor ihrem Fenster. Ich habe darauf verzichtet, einen Medicus oder einen Magier zu rufen und angewiesen, sie aufzubahren."



    Maximilien schaute seinen Sohn durchdringend an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er benötigte einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Wann hatte er Minette zuletzt gesehen? Wann hatte er sich das letzte Mal wirklich mit ihr unterhalten? Gleich über welche Macht oder welchen Reichtum sie verfügten, im Grunde lebten sie hier nebeneinander her. Oft beschäftigt mit Aufgaben die scheinbar wichtig waren. Aber was war wichtiger als die eigene Familie?


    Max nahm die Tasse Tee die Fabien ihm hingestellt hatte und trank einen Schluck. Einen Augenblick schaute er in das Getränk, als könne er dort die Antworten finden, nach denen er suchte. Doch der Tee bot so wenig antworten, wie das Leben selbst. Maximilien stellte die Tasse beiseite und schaute seinem Sohn in die Augen.


    Wann begegneten sie sich als die Personen die sie wirklich waren? Als Ciel und Maximilien, als Vater und Sohn, anstatt als Titel? Max rutschte mit seinem Stuhl näher und betrachtete Ciel mit aller Zuneigung die er für ihn empfand. Sie hatten sich oft in den Haaren gehabt, sich oft gestritten und sie beide waren sturer als der härteste Stein, Ainuwar konnte es bezeugen. Sie waren sogar schon gegeneinander ins Feld gezogen. Aber Ciel hatte ihn nicht stürzen oder verletzen wollen, sondern er hatte seine Rettung im Sinn.


    "Warum?", fragte Maximilien seinen Sohn leise.


    Eine Frage von einem liebenden Vater an seinen Sohn, der eine Situation nicht zu begreifen schien. Vermutlich erging es Ciel ganz ähnlich.



    Ciel nahm die Geste ohne sichtbare Regung wahr. In ihm war etwas zu Eis gefroren mit dem Tod seiner Mutter. Ainuwar wusste, es war kein Unfall gewesen und Ciel wusste es auch - so wie Maximilien, denn sonst hätte er nicht nach dem Warum gefragt.


    "Meinst du die Antwort auf deine Frage, oder möchtest du von mir einen Rat, welche Variante wir dem Volk erzählen? Die Antwort auf ersteres musst du mir geben, denn ich weiß sie nicht."



    Maximilien schüttelte kurz den Kopf. Innerlich fühlte er sich wie versteinert, Minette war tot. Tot. Unwiderbringlich verloren. Die erste Frage die ihm durch den Kopf schoss war, wer hatte das getan? Aber war es überhaupt Mord gewesen? Ciel hätte anders reagiert, wäre vermutlich voller Wut und Zorn hereingestürmt und hätte ihm von möglichen Spuren und Beweisen berichtet. Jedenfalls war das Maximiliens Vermutung. Aber er war ebenso ruhig, gefasst oder besser gesagt geschockt wie sein Sohn.


    Vielleicht wusste er ebensowenig wie er sich verhalten sollte, denn seit einer gefühlten Ewigkeit wusste es Maximilien erneut nicht.

    Er hatte es nicht gewusst als er an den Gräbern seines Vaters und seines Bruders gestanden hatte.

    Und jetzt wusste er es ebensowenig.


    "Die Frage war allumfassend gemeint. Warum hast Du auf einen Medicus oder einen Magier verzichtet? Warum lag Minette im Blumenbeet? Warum ist geschehen was geschehen ist? Was genau ist überhaupt geschehen? Erst wenn wir das wissen, wissen wir, was wir dem Volk erzählen werden.


    Ich würde Dir die Antwort geben Ciel, wenn ich die Antwort hätte. Aber ich habe keine Antworten, weder für Dich noch für mich. Alles was ich habe sind Fragen. Weißt Du genaueres was geschehen ist? Oder was vermutest Du? Weiß Dein Seelenverbündeter Rat?", fragte Maximilien und betrachtete Ciel so genau als wollte er sich jeden Millimeter von ihm einprägen.



    Ciel erwiderte den Blick seines Vaters. Die Augen des Prince waren gerötet vor Trauer, sonst zeigte er keine Regung.


    "Du meinst Alexandre? Ich habe ihn nicht zurate gezogen. Ich gehe davon aus, dass es weder ein Unfall war, noch ein Mord. Minette hat den Freitod gewählt und deswegen hielt ich es für Überflüssig, jemanden hinzuziehen. Sie hat nicht mit mir darüber gesprochen, sie sprach überhaupt nicht mehr mit irgendwem seit langer Zeit, kein Wort mehr als eben nötig, doch ich nehme an, dass es so war. Sie war still geworden, ihre Haare grau und ihre Kleider wurden auch immer grauer. Ich dachte, sie würde einfach alt werden, aber nun weiß ich, dass ich irrte."



    Max deutete Ciel an, dass er näher rutschen sollte.


    "Wir beide haben uns geirrt Ciel. Manchmal vergessen wir über unsere eigenen Bürden, dass es jene sind, die uns zur Seite stehen und durchs Leben begleiten, die die wahre und stille Bürde tragen. Außenstehende sehen nur unsere Titel und unsere Macht. Was damit verbunden ist, dass sehen sie nicht. Wir können uns nicht beklagen, dass es uns an etwas weltlichem mangeln würde. Aber wir leben nebeneinander her, jeder für sich. Jeder geht seiner Aufgabe nach. Gemeinsam und doch einsam. Wann waren wir zuletzt einfach nur Vater und Sohn? Wir setzen etwas aufs Spiel, dessen Verlust wir uns nicht leisten können.


    Falls Minette deshalb den Freitod wählte, ging sie sehr einsam. Gleich was andere behaupten mögen, ich habe Deine Mutter geliebt und ich liebe auch Dich. Gleich was jemals zwischen uns gewesen ist Ciel oder jemals sein wird, ich liebe Dich. Der Tag an dem ich Dir das nicht mehr sagen kann, kann viel zu schnell kommen. Doch genau dass sollst Du wissen und aus meinem Mund hören und nicht durch Dritte.


    Alexs Macht ist groß, gewaltig, aber wenn Minette durch eigene Hand ging, haben wir das Recht sie zurück rufen zu lassen? Was würden wir ihr damit antun, sie gegen ihren Willen an ein Leben zu ketten, das sie verlassen wollte? Das was ich ihr sagen wollte, hätte ich ihr zu Lebzeiten sagen müssen, so wie Dir, Dreux und auch Verrill.


    Bedenke bitte eines Ciel, eines Tages habt Ihr drei nur noch Euch. Versucht miteinander auszukommen, als Brüder, als Familie und nicht als Princen", bat Maximilien.


    "Hat Alexandre die Möglichkeit herauszufinden, was geschah? Oder hat Dunwolf die Fähigkeit dazu? Wir müssen auch davon ausgehen, dass es jemand wie ein Ableben aussehen lassen wollte oder wie ein Unfall", überlegte Max.



    "Alexandre hat diese Macht nicht und Dunwolf möchte ich nicht in dieser Angelegenheit um Hilfe ersuchen. Trotz allem ist er ein Nekromant und ich bin ein Bluthexer. Die Totenruhe meiner Mutter zu stören, kommt nicht infrage."


    Er klang etwas harscher als beabsichtigt. Vielleicht, weil er Angst hatte vor dem, was dann vielleicht zutage kommen würde, vielleicht auch nur aus Schmerz um den Verlust.


    "Meine Geschwister und ich sind in Freundschaft verbunden. Tazio hätte ich nicht in unserer Familie benötigt, nicht in dieser Form, aber ich habe auch keinen Anlass zu klagen, der über profane Eifersucht hinausgeht. Verrill ist bei ihm glücklich. Und Dreaux ist und bleibt mein Lieblingsbruder, wenngleich es auch um ihn sehr still geworden ist in letzter Zeit."


    Er ließ eine Pause, betrachtete seinen Tee, der goldbraun in der Tasse schwamm.


    "Ich liebe dich auch, Vater. Dass du Mutter geliebt hast, weiß jeder, sie sicher auch. Aber manchmal ist Liebe nicht genug."



    Maximilien stand auf, trat vor seinen Sohn und zog ihn auf die Beine. Dann umarmte er Ciel fest und lange und drückte ihn fest an sich. So verharrten sie einen Moment und Max küsste Ciel auf den Kopf.


    "Das hast Du traurig und treffsicher auf den Punkt gebracht, manchmal ist Liebe nicht genug Ciel. Lass uns ab heute dafür sorgen, dass sie es ist. Du hast keinen Grund eifersüchtig auf Tazio zu sein Ciel, Du hast Verrill so viel geschenkt wie kaum ein anderer. Tazio hat Verrill dass gegeben, was ihr sonst niemand geben konnte, nicht einmal Du. Du hast selbst eine wunderbare Frau an Deiner Seite und wundervolle Kinder. Sage Dreux das, was Du für ihn empfindest, es wird ihn freuen. Du kennst Deinen Bruder, er ist genau wie Du oder ich ein Sturkopf. Das liegt in der Familie. Ich habe den beiden genauso viel zu sagen, wie Du.


    Ich werde Minette in Ehren halten, indem ich ab heute die Familie vor alles andere stelle Ciel. Wir sind eine Familie und das Land. Es trägt unseren Namen, nicht umgekehrt. Du hast Recht, niemand soll ihre Ruhe stören, wir lassen sie in die Familiegruft bringen und dort aufbahren. Man soll Abschied von ihr nehmen dürfen, jeder der sie gern gehabt hat, wenn Du damit einverstanden bist.


    Was wünscht Du Dir für sie, auf ihrer letzten Reise? Was ich ihr wünsche, kann ich Minette leider nicht mit auf den Weg geben. Aber eines Tages auf der anderen Seite, werde ich es ihr sagen", antwortete Maximilien und hielt Ciel, so wie ein Papa sein Kind halten sollte.



    Ciel hielt seinen Vater fest und seine Augen brannten vor unterdrückter Trauer.


    "Ich würde mir wünschen, das Nathan für sie singt, wenn wir ihr die letzte Ehre erweisen. Sie hat seine Stimme geliebt und unseren Barden sehr gemocht. Leider weiß niemand, wo Nathan sich aufhält, seit wir ihn freiließen, doch irgendjemandem muss es gelingen, ihn bis dahin zu finden. Zumindest würde ich mich darüber freuen.


    Du kannst deine Familie nicht vor dein Land stellen - du bist das Land und seine Bewohner sind deine Kinder. Weder ich noch sonst jemand hat ein Anrecht auf dich. Es würde Souvagne zum Schaden gereichen.


    Und natürlich habe ich Grund, eifersüchtig auf Tazio zu sein. Er schenkt Verrill all die Dinge, die ich ihr niemals schenken könnte. Aber das soll unser Verhältnis nicht trüben, ich weiß, dass es gut so ist und alles andere eigensüchtig wäre. Eigensucht hat keinen Raum im Leben eines Bluthexers."



    "Neben alle dem Ciel sind wir aber auch Privatpersonen und wenn ich das Land bin und die Bewohner meine Kinder, was bin ich für ein Vater, wenn ich meine eigenen Kinder nicht vorrangig sehe? Jemanden als selbstverständlich hinzunehmen, weil ich ihn liebe, weil er bei mir lebt, weil er am Hofe zugegen ist, dieser Fehler wird mir nie wieder unterlaufen. Du bist mein Kind, ob ich der Duc bin oder ein Niemand wäre. Es wird Souvagne nicht schaden, wenn man seine Kinder achtet und auch offen für jeden im Herzen trägt.


    Eines Tages seid Ihr Souvagne und auch Ihr sollt dies an Eure Kinder weitergeben. Man darf über die Krone nicht das wichtigste vergessen. Oder meinst Du ich hätte Dich als Dein Duc verteidigt, als Parcival Dich angriff? Da war ich niemand anderes als ein sehr wütender Vater, dessen Sohn bedroht wurde. Ich weiß wie Du zu ihm gestanden hast, ich weiß Dich dies geschmerzt hat. Aber er ließ mir keine Wahl, auch wenn ich ihm bis vor diesem Zug gerne eine andere Wahl eingeräumt hätte. Sein wirklicher, fataler Frevel war nicht meiner Mutter derart zu dienen, sondern Dein Leben zu bedrohen. Das hat ihn seines gekostet.


    Ciel Du bist und bleibst so stur wie eh und je, oder sollte ich sagen, wie ich? Verrill bedeutet Dir unheimlich viel nicht wahr? Du hast sie befreit und das wird sie Dir niemals vergessen. Unter uns beiden, sei ruhig eifersüchtig. Das heißt schließlich, dass Du sie liebst und ihr das Beste wünscht. Ich verrate Dich nicht.


    Eigensucht hat weder Platz bei einem Bluthexer, noch in der Liebe. Du bist anständig Ciel, manchal derart dass Du Dir selbst im Weg stehst. Im Grunde hätte ich es auch damals besser wissen müssen. Du bist gekommen um mich zu retten, gleich warum. Wir sprechen den ganzen Tag, aber wir reden zu wenig. Vor allem mit jenen die uns am Herzen liegen.


    So halten wir es, Nathan wird für Minette singen. Wir werden Nathan finden, ich werde die besten Männer dafür abordnen, damit nach Nathan gesucht wird. Hast Du etwas Persönliches von Nathan?", fragte Maximilien und streichelte Ciel beruhigend über den Rücken.


    "Eure Majestät... Maximilien, falls Ihr etwas benötigt für die Suche, ich habe noch einige private und persönliche Dinge von Nathan. Einige seiner Spielzeuge hat er mir überlassen. Diese würde ich selbstverständlich zur Suche zur Verfügung stellen. Zuletzt war Nathan mit Archibald von Dornburg unterwegs. Dieser könnte bei der Aufklärung helfen. Allerdings sollte jemand kämpferischeres als ich mit dieser Person Kontakt aufnehmen", warf Fabien hilfreich ein.



    "Danke, Fabien. Ich habe noch Holzspielzeug, das Nathan gehört. Er hat Holzritter gesammelt und eine Burg samt kleinem Hofstaat gehört auch dazu."


    Als Ciel wieder saß, griff er nun nach dem Tee. Noch immer rannen keine Tränen sein Gesicht hinab, so wenig wie bei seinem Vater, obgleich beide in tiefer Trauer waren.

    "Parcival hätte mich nicht getötet, Papa. Es war ein Bluff. Er hatte so wenig weiterleben wollen, wie Minette und vielleicht tat er es nicht nur aus gebrochenem Herzen, sondern auch, weil er nicht mehr konnte. Er war mir wie ein Großvater und vielleicht war ich für ihn wie ein Enkel - und sein Auftrag lautete: Verrat.


    Was Verrill betrifft, natürlich liebe ich sie und ich habe unschöne Gedanken, wenn ich sehe, wie Tazio ihre Hand fasst oder sie mit einem Blick voller Liebe bedacht."



    Maximilien setzte sich ebenfalls wieder, sie saßen nah beieinander und waren sich so nah wie seit langem nicht mehr. Wenn Minette eines erreicht hatte, dann dass. Und trotz dem Schmerz, war Max ihr für diese letzte Gabe dankbar. Sie hatte immer gegeben, sogar noch über die Tod hinaus.


    "Sein Bluff ist aufgegangen Ciel, Du bist selbst Vater und weißt was es heißt Deine Kinder zu lieben. Vermutlich hast Du Recht, er hat mit dem Verrat nicht weiterleben können. Denn wie Ihr beiden vorher zueinander gestanden habt, war klar ersichtlich. Umso schwerer wog der vermeintliche Angriff.


    Jeder von Euch überreicht bitte etwas Persönliches von Nathan. Lieber haben wir etwas zu viel, als etwas zu wenig. Wir werden die Fantome auf Nathan ansetzen und zwar mit dem klaren Auftrag, Nathan zu finden und sicher wie auch wohlbehalten nach Souvagne zu bringen. Gleich was es kostet. Jules soll sich ebenfalls der Sache annehmen und mit ihnen zusammenarbeiten. Je mehr Geistmagier involviert sind, umso besser und sicherer für Nathan.


    Ich glaube Ciel, so hart und heftig sich diese Liebeserklärung auch anhört, sie ist auch ein gewaltiges Kompliment für Verrill. Ich werde sie kontaktieren und hierher einladen. Ihr beide müsst miteinander sprechen. In aller Ruhe, in aller Liebe und Freundschaft", erklärte Maximilien.


    Fabien nickte zustimmend und hätte Ciel gerne tröstend gedrückt, aber dafür war jetzt nicht der passende Zeitpunkt.




    ****

    Die Finger des Duc schlossen sich wie eine Schraubzwinge um die Schatulle, als er die Aufzählung der Veräter hörte. Punkt 2 - Dupont, bei Ainuwar, er hatte es gewusst. Gab es keinen schwarzen Fleck auf Asamura, wo kein Dupont bis zum Hals drin steckte? Der Duc schloss für einen Moment die Augen, ehe er wieder den Marquis ansah.


    "Ihr habt in unserem Namen und unter dem Zeichen der Krone gehandelt Marquis, wir werden Euch Eure Taten vergelten. Wer erwarb die drei anderen Barren? Beschafft die versteigerten Barren und händigt sie uns aus. Bedenkt, über Umwege in die falschen Hände gelangend, könnten die sterblichen Überreste dieser Verräter zu Märtyrern hochstilisiert werden. Ein Umstand den wir weder akzeptieren noch dulden werden.


    Aus folgendem Grund erkären wir Kraft unseres Amtes jene fünf Barren für die "Fünf Reliquien der Rechtschaffenheit".

    Eine Reliquie wird stets im Palast de Souvagne verwahrt, eine im Hause de la Grange welches die Reliquien schuf. Die drei letzten Reliquien werden im Bluthexertempel verwahrt. Eurem Sohn gebührt die Ehre, für ihre Sicherheit zu Sorgen Marquis.


    Jene Reliquien sind stets verschlossen und gesichert zu verwahren. So wie unsere Rechtschaffenheit und unsere Prinzipien fest verschlossen hinter Mauern gesichert sind.


    Einmal im Jahr und zwar am 02.08. werden alle fünf Reliqien zusammengetragen um die Allmacht Souvagnes, der Krone, des Glaubens, der Rechtschaffenheit und der souvagnischen Werte und Prinzipien zu ehren und dies im Angesicht unserer in Feuer geläuterten Feinde", verkündete der Duc mit steinerner fast grimmiger Miene.


    "Entsendet einen Trupp zur Scholle der Duponts und bringt dessen Familienoberhaupt zu uns. Jener Mann hat sich zu erklären", befahl Maximilien.


    Max fragte sich insgeheim, ob es eine Familie gab die jemals öfter verbannt und geächtet worden war, als die Duponts.

    Ernster als den Duc in diesem Moment, hatte man wohl noch nie eine Person schauen sehen. Das Nicken des Großherzogs war knapp, einmalig, wie das eines Raubvogels.


    "Erstattet uns bezüglich dieser terroristischen Vereinigung des Schwarzen Kreises der Verzweiflungsvirtuosen Bericht Marquis. Uns schwant bezüglich des Namens bereits Schlechtes, wer sich ebenfalls diesem destruktiven Gedankengut verschrieben haben könnte. Aber wir greifen nicht vorweg, berichtet. Fünf Barren, fünf Köpfe, wer waren jene Verräter?


    Naridien, einstiges Großherzogtum, es ist bedauerlich mit ansehen zu müssen wie eine gesamte Nation dem Verfall preisgegeben wird, durch den Wahnsinn eines einzigen Mannes. Ein Volk dass sich nicht mehr mit seinem Land identifiziert, wird genau jenes Land zu Grunde richten. Nicht wissend, was sie nährt, ihnen Heim und Herd liefert und die verkommene Obrigkeit wird ihr Übriges dazu beitragen. Es verwundert uns keinesfalls, dass solches krankes Gedankengut in einem derartigen Umfeld aufkommt und gedeiht.


    In Souvagne hat solches Unbill keinen Platz, Ihr habt die Saat der Gräul herausgerissen, bevor sie keimte. Euch gebührt der Dank Souvagnes Marquis. Ihr habt Eurem Haus Ehre erwiesen und tragt Euren Ruf zu Recht", erklärte der Duc. Mehr Lob konnte es kaum von einem Duc geben.

    Für einige Sekunden kräuselte ein Lächeln die Lippen des Duc. Ein Lächeln dass etwas Unheimliches hatte, in diesem alabasterbleichem Gesicht.


    "Der Orden hört alles, sieht alles und weiß alles wie jener Eures Sohnes", schmunzelte der Duc, ehe sein Gesicht wieder die üblichen steinernen Züge annahm.


    "Der Orden hört mit Marquis. Ein Kleidod gefertigt zu Ehren unserer Prinzipien, es findet unseren Gefallen. Von welcher Form des Terrors sprecht Ihr? Erläutert seine Herkunft und Bedeutung vollständig Marquis", forderte der Duc den Marquis auf.

    Der Duc saß auf seinem Thron mit unbewegter Miene und im Ornat, ganz das höchste Amt Souvagnes repräsentierend. Man hätte ihn für eine Statue halten können, aber all dies gehörte zum Protokoll. Der Duc war ewiglich so hieß es, die Männer die jenes Amt verkörperten waren es nicht. Das Ornat versinnbildlichte, dass der Duc selbst über weltlichen Entscheidungen stand, denn er persönlich berührte mit seinen Händen nichts - er trug sogar Handschuhe.


    Der mächtigste Mann Souvagnes betrachtete den Gast, der mit langbeinigen Schritten den Thronsaal durchquerte. Marquis de la Grange, eines der ältesten Adelshäuser Souvagnes, wenn nicht das ältestes Haus neben Souvagne selbst. Alt und von unvergleichlicher Treue, wie man den roten Hahn zu beschreiben pflegte.


    Dass der Duc allerdings nicht nur die Krone war, sondern auch die Privatperson dahinter zeigte sich heute. Das Gesicht wandelte sich von einer steinerne Miene in eine absolut wohlwollende, als Dijon die Hand auf sein Herz legte und sich tief verneigte.


    "Wir grüßen Euch Marquis de la Grange, Ihr dürft", antwortete Maximilien und gab Fabien ein kaum merkliches Zeichen.


    Der Leibdiener des Duc trat vor und nahm die Schatulle an sich. Er schaute sie sich kurz an und reichte sie dann mit gesenktem Haupt und beiden Händen dem Duc. Maximilien ergriff das Geschenk und öffnete es. Die Schatulle war schön verziert, mit einem Hahn nur der Inhalt schien nicht zur Verpackung zu passen. Es war ein gepresstes Stück Kohle, das gegen den Abrieb mit transparentem Lack versiegelt worden war. Maximilien entnahm den Inhalt und drehte ihn in den behandschuhten Fingern und betrachtete das Stück Kohle von allen Seiten. Er legte es sorgfältig zurück und verschloss die Schachtel. Sein Blick fiel erneut auf den Marquis.


    "Was hat es mit dem Geschenk auf sich Marquis de la Grange? Was möchtet Ihr uns damit sagen?", fragte der Duc freundlich.

    Maximilien setzte sich ebenfalls wieder, sie saßen nah beieinander und waren sich so nah wie seit langem nicht mehr. Wenn Minette eines erreicht hatte, dann dass. Und trotz dem Schmerz, war Max ihr für diese letzte Gabe dankbar. Sie hatte immer gegeben, sogar noch über die Tod hinaus.


    "Sein Bluff ist aufgegangen Ciel, Du bist selbst Vater und weißt was es heißt Deine Kinder zu lieben. Vermutlich hast Du Recht, er hat mit dem Verrat nicht weiterleben können. Denn wie Ihr beiden vorher zueinander gestanden habt, war klar ersichtlich. Umso schwerer wog der vermeintliche Angriff.


    Jeder von Euch überreicht bitte etwas Persönliches von Nathan. Lieber haben wir etwas zu viel, als etwas zu wenig. Wir werden die Fantome auf Nathan ansetzen und zwar mit dem klaren Auftrag, Nathan zu finden und sicher wie auch wohlbehalten nach Souvagne zu bringen. Gleich was es kostet. Jules soll sich ebenfalls der Sache annehmen und mit ihnen zusammenarbeiten. Je mehr Geistmagier involviert sind, umso besser und sicherer für Nathan.


    Ich glaube Ciel, so hart und heftig sich diese Liebeserklärung auch anhört, sie ist auch ein gewaltiges Kompliment für Verrill. Ich werde sie kontaktieren und hierher einladen. Ihr beide müsst miteinander sprechen. In aller Ruhe, in aller Liebe und Freundschaft", erklärte Maximilien.


    Fabien nickte zustimmend und hätte Ciel gerne tröstend gedrückt, aber dafür war jetzt nicht der passende Zeitpunkt.

    "Neben alle dem Ciel sind wir aber auch Privatpersonen und wenn ich das Land bin und die Bewohner meine Kinder, was bin ich für ein Vater, wenn ich meine eigenen Kinder nicht vorrangig sehe? Jemanden als selbstverständlich hinzunehmen, weil ich ihn liebe, weil er bei mir lebt, weil er am Hofe zugegen ist, dieser Fehler wird mir nie wieder unterlaufen. Du bist mein Kind, ob ich der Duc bin oder ein Niemand wäre. Es wird Souvagne nicht schaden, wenn man seine Kinder achtet und auch offen für jeden im Herzen trägt.


    Eines Tages seid Ihr Souvagne und auch Ihr sollt dies an Eure Kinder weitergeben. Man darf über die Krone nicht das wichtigste vergessen. Oder meinst Du ich hätte Dich als Dein Duc verteidigt, als Parcival Dich angriff? Da war ich niemand anderes als ein sehr wütender Vater, dessen Sohn bedroht wurde. Ich weiß wie Du zu ihm gestanden hast, ich weiß Dich dies geschmerzt hat. Aber er ließ mir keine Wahl, auch wenn ich ihm bis vor diesem Zug gerne eine andere Wahl eingeräumt hätte. Sein wirklicher, fataler Frevel war nicht meiner Mutter derart zu dienen, sondern Dein Leben zu bedrohen. Das hat ihn seines gekostet.


    Ciel Du bist und bleibst so stur wie eh und je, oder sollte ich sagen, wie ich? Verrill bedeutet Dir unheimlich viel nicht wahr? Du hast sie befreit und das wird sie Dir niemals vergessen. Unter uns beiden, sei ruhig eifersüchtig. Das heißt schließlich, dass Du sie liebst und ihr das Beste wünscht. Ich verrate Dich nicht.


    Eigensucht hat weder Platz bei einem Bluthexer, noch in der Liebe. Du bist anständig Ciel, manchal derart dass Du Dir selbst im Weg stehst. Im Grunde hätte ich es auch damals besser wissen müssen. Du bist gekommen um mich zu retten, gleich warum. Wir sprechen den ganzen Tag, aber wir reden zu wenig. Vor allem mit jenen die uns am Herzen liegen.


    So halten wir es, Nathan wird für Minette singen. Wir werden Nathan finden, ich werde die besten Männer dafür abordnen, damit nach Nathan gesucht wird. Hast Du etwas Persönliches von Nathan?", fragte Maximilien und streichelte Ciel beruhigend über den Rücken.


    "Eure Majestät... Maximilien, falls Ihr etwas benötigt für die Suche, ich habe noch einige private und persönliche Dinge von Nathan. Einige seiner Spielzeuge hat er mir überlassen. Diese würde ich selbstverständlich zur Suche zur Verfügung stellen. Zuletzt war Nathan mit Archibald von Dornburg unterwegs. Dieser könnte bei der Aufklärung helfen. Allerdings sollte jemand kämpferischeres als ich mit dieser Person Kontakt aufnehmen", warf Fabien hilfreich ein.

    Maximilien stand auf, trat vor seinen Sohn und zog ihn auf die Beine. Dann umarmte er Ciel fest und lange und drückte ihn fest an sich. So verharrten sie einen Moment und Max küsste Ciel auf den Kopf.


    "Das hast Du traurig und treffsicher auf den Punkt gebracht, manchmal ist Liebe nicht genug Ciel. Lass uns ab heute dafür sorgen, dass sie es ist. Du hast keinen Grund eifersüchtig auf Tazio zu sein Ciel, Du hast Verrill so viel geschenkt wie kaum ein anderer. Tazio hat Verrill dass gegeben, was ihr sonst niemand geben konnte, nicht einmal Du. Du hast selbst eine wunderbare Frau an Deiner Seite und wundervolle Kinder. Sage Dreux das, was Du für ihn empfindest, es wird ihn freuen. Du kennst Deinen Bruder, er ist genau wie Du oder ich ein Sturkopf. Das liegt in der Familie. Ich habe den beiden genauso viel zu sagen, wie Du.


    Ich werde Minette in Ehren halten, indem ich ab heute die Familie vor alles andere stelle Ciel. Wir sind eine Familie und das Land. Es trägt unseren Namen, nicht umgekehrt. Du hast Recht, niemand soll ihre Ruhe stören, wir lassen sie in die Familiegruft bringen und dort aufbahren. Man soll Abschied von ihr nehmen dürfen, jeder der sie gern gehabt hat, wenn Du damit einverstanden bist.


    Was wünscht Du Dir für sie, auf ihrer letzten Reise? Was ich ihr wünsche, kann ich Minette leider nicht mit auf den Weg geben. Aber eines Tages auf der anderen Seite, werde ich es ihr sagen", antwortete Maximilien und hielt Ciel, so wie ein Papa sein Kind halten sollte.

    Max deutete Ciel an, dass er näher rutschen sollte.


    "Wir beide haben uns geirrt Ciel. Manchmal vergessen wir über unsere eigenen Bürden, dass es jene sind, die uns zur Seite stehen und durchs Leben begleiten, die die wahre und stille Bürde tragen. Außenstehende sehen nur unsere Titel und unsere Macht. Was damit verbunden ist, dass sehen sie nicht. Wir können uns nicht beklagen, dass es uns an etwas weltlichem mangeln würde. Aber wir leben nebeneinander her, jeder für sich. Jeder geht seiner Aufgabe nach. Gemeinsam und doch einsam. Wann waren wir zuletzt einfach nur Vater und Sohn? Wir setzen etwas aufs Spiel, dessen Verlust wir uns nicht leisten können.


    Falls Minette deshalb den Freitod wählte, ging sie sehr einsam. Gleich was andere behaupten mögen, ich habe Deine Mutter geliebt und ich liebe auch Dich. Gleich was jemals zwischen uns gewesen ist Ciel oder jemals sein wird, ich liebe Dich. Der Tag an dem ich Dir das nicht mehr sagen kann, kann viel zu schnell kommen. Doch genau dass sollst Du wissen und aus meinem Mund hören und nicht durch Dritte.


    Alexs Macht ist groß, gewaltig, aber wenn Minette durch eigene Hand ging, haben wir das Recht sie zurück rufen zu lassen? Was würden wir ihr damit antun, sie gegen ihren Willen an ein Leben zu ketten, das sie verlassen wollte? Das was ich ihr sagen wollte, hätte ich ihr zu Lebzeiten sagen müssen, so wie Dir, Dreux und auch Verrill.


    Bedenke bitte eines Ciel, eines Tages habt Ihr drei nur noch Euch. Versucht miteinander auszukommen, als Brüder, als Familie und nicht als Princen", bat Maximilien.


    "Hat Alexandre die Möglichkeit herauszufinden, was geschah? Oder hat Dunwolf die Fähigkeit dazu? Wir müssen auch davon ausgehen, dass es jemand wie ein Ableben aussehen lassen wollte oder wie ein Unfall", überlegte Max.

    Maximilien schüttelte kurz den Kopf. Innerlich fühlte er sich wie versteinert, Minette war tot. Tot. Unwiderbringlich verloren. Die erste Frage die ihm durch den Kopf schoss war, wer hatte das getan? Aber war es überhaupt Mord gewesen? Ciel hätte anders reagiert, wäre vermutlich voller Wut und Zorn hereingestürmt und hätte ihm von möglichen Spuren und Beweisen berichtet. Jedenfalls war das Maximiliens Vermutung. Aber er war ebenso ruhig, gefasst oder besser gesagt geschockt wie sein Sohn.


    Vielleicht wusste er ebensowenig wie er sich verhalten sollte, denn seit einer gefühlten Ewigkeit wusste es Maximilien erneut nicht.

    Er hatte es nicht gewusst als er an den Gräbern seines Vaters und seines Bruders gestanden hatte.

    Und jetzt wusste er es ebensowenig.


    "Die Frage war allumfassend gemeint. Warum hast Du auf einen Medicus oder einen Magier verzichtet? Warum lag Minette im Blumenbeet? Warum ist geschehen was geschehen ist? Was genau ist überhaupt geschehen? Erst wenn wir das wissen, wissen wir, was wir dem Volk erzählen werden.


    Ich würde Dir die Antwort geben Ciel, wenn ich die Antwort hätte. Aber ich habe keine Antworten, weder für Dich noch für mich. Alles was ich habe sind Fragen. Weißt Du genaueres was geschehen ist? Oder was vermutest Du? Weiß Dein Seelenverbündeter Rat?", fragte Maximilien und betrachtete Ciel so genau als wollte er sich jeden Millimeter von ihm einprägen.