Beiträge von Urako

    Während sie flotten Schrittes durch den Palast eilten, erzählte Urako dem alten Heiler, was sich zugetragen hatte.
    "Mein Name ist Prinz Urako Lyridime von und zu Phintias", begann Urako mit seinem offiziellen Titel, auch wenn der dank seines Vaters praktisch wertlos für ihn war. Vielleicht konnte er wenigstens an dieser Stelle einmal nützlich sein. "Mitglied der Fantomes seiner Majestät. Es geht um meinen Freund Varmikan Hohenfelde-Eisseher - ebenfalls Mitglied dieser Einheit - einen herzensguten Mann und frischgebackenen Familienvater", sprach Urako verzweifelt. Irmina war zwar nicht Varmikans leibliche Tochter, aber alles, was irgendwie geeignet schien, einen abgebrühten alten Arzt, der schon alles gesehen hatte, davon zu überzeugen, dass hier höchste Eile geboten war, war dazu geeignet, ins Feld geführt zu werden.


    "Der getreue Varmikan hat mir magisch einen Hilferuf geschickt, ich konnte seine Wunden spüren und seinen Zustand. Er liegt im Sterben! Des weiteren bin ich sicher, dass sein Ehemann Davard von Hohenfelde einen Mordanschlag verübt hat. Varmikan ist ein Frostalb, aber er ist Souvagner und diente der Krone loyal bis zum heutigen Tag, er verdient jeden Schutz. Ich wollte seine Majestät gerade darüber informieren, dass ich Davard für Hohenfelde nicht mehr für vertrauenswürdig halte, weil er illegal eingereisten Fremdländern Unterschlupf gewährt, einer davon ein gesuchert Mörder, der andere ein zwielichtiger Söldner, aber ich kam nicht mehr dazu, weil mich der Hilferuf erreichte. Vermutlich hängen die beiden Ereignisse zusammen, Varmikan wusste zu viel und drohte damit, zu plaudern. Jemand muss Duc Maximilien vor diesem Hohenfelde warnen! Und wir müssen einen dieser Reitgeier nehmen, sonst kommen wir zu spät!"

    Urako, der eben noch Montys Schultern gepackt und auf ihn eingeredet hatte, ließ ihn unvermittelt los. Mit weit aufgerissenen Augen ging er ein paar Schritte rückwärts. Sein pickliges Gesicht hatte jede Farbe verloren. Auf einmal war ihm, als müsse er sterben, als wäre sein Körper zerstört worden und das Leben sickere aus seinen Adern. Doch es war nicht seine Qual, die er da spürte, es war die von Varmikan, der verzweifelt um Hilfe rief.


    "Flocke", sagte er voller Schmerz.


    Nicht er starb, sondern sein bester Freund. Die Verletzungen, die er in Varmikans Geist gespürt hatte, waren letal. Als Scharfrichter wusste er, wie ein Körper beschaffen war und wie man ihn effektiv zerstörte. Dieser Körper war zerstört. Mehr als seinem Bruder in den letzten Augenblicken seines Lebens beistehen, konnte Urako nicht. Nicht mit seinen bescheidenen Fähigkeiten! Die Erkenntnis bohrte sich in sein Herz und Montgomery sah in Urakos Gesicht tiefe Verzweiflung.


    "Das ist alles Mos Schuld", brüllte er den Gargoyle voller Verzweiflung an. "Er kreuzt auf, macht Dave schöne Augen und der nimmt das zum Anlass, den lieben treuen Varmikan verschwinden zu lassen! Platz für Mo hat er geschaffe, ich weiß, dass Dave das war! Heute ist ihr Hochzeitstag und Varmikan ruft mich vom Geisterhaus um Hilfe an. Das ist doch kein Zufall!"


    Dann fiel ihm plötzlich ein, dass es neben der klassischen Heilkunst noch die Kunst der Magie gab. Vitalismagie, im Volksmund auch Heilmagie genannt. Im Palast gab es die besten Heiler! Hier gab es jemanden, der das Unmögliche möglich machen konnte! Wenn nicht hier, wo dann?


    "Ich werde versuchen, Varmikan zu helfen. Entweder du begleitest mich und hilfst mir, Flockes Leben zu retten, oder kehre zurück zum Geisterhaus und behalte das Dreckschwein im Auge. Damit meine ich Dave von und zu Natternzunge! Alternativ setzt du mein Werk fort und informierst seine faule Majestät darüber, dass ein Waldalb sich illegal in Souvagne aufhält und die Fantomes ihm Schutz gewähren. Wenn ich daran denke, wie der Kerl mir vorgeheult hat, wie böse doch alle zu ihm waren ... zu Recht, will ich meinen! Sie waren noch zu gut zu ihm, Archibald samt Dunwin, Hiwi und Narbi und wie sie alle hießen. Nichts anderes hatte er verdient!"


    Urako eilte los und fragte sich durch den Palast, bis er Benitos Heilstube gefunden hatte. Dort hämmerte er wie besessen an die Tür.

    Als es Nacht wurde - wieder einmal - wartete Urako immer noch. Die beiden Gardisten hatten damit gedroht, ihn aus dem Palast zu entfernen, wenn er seine Lautstärke zu dieser späten Stunde nicht mäßigte. Knurrend wollte er sich wieder dem Wartesaal zuwenden, da stand auf einmal Montgomery vor ihm.


    "Monty", rief Urako teils erleichtert, teils triumphierend, teils völlig verzweifelt. "Es ist dieser elende Alb, der weder Anstand noch Ehre kennt und die Familie vergiftet! Und Dave, der ekelerregende Spanner, der nicht weiß, was sich gehört in einer Ehe und was nicht! Und Gasmi, der Treulose, der vor ihm auf allen vieren herumkroch, um den Boden zu wischen, den ich absichtlich beschmutzt habe, um Dave zu beleidigen!"


    Er packte den Gargoyle an den breiten Schultern und starrte ihn mit glasigen Augen an. "Brot? Was soll ich mit Brot! Sie! Sind! Alle! Vollkommen! Irre! Und die zwei kleinen Waschlappen da", er wies auf die Gardisten neben der Tür zum Thronsaal, die einen Kopf größer waren als er, "erwartet eine Dienstaufsichtsbeschwerde, wenn es die in Almanien gibt!"

    Urako stapfte wütend im Wartesaal auf und ab und unterhielt respektive nervte alle Wartenden mit seinen wütenden Schimpftiraden, die sich gegen alle Mitglieder des Geisterhauses richteten, mit Ausnahme von Irmina, die ein Baby war, Varmikan, den er für den einzigen Normalen außer sich selbst hielt und Montgomery, der bisher nur in seiner Rolle als fürsorglicher Gargoyle aufgetreten war. Jeder andere bekam sein Fett weg, besonders natürlich Morasa und Dave. Dann ging es gegen die beiden Gardisten, die rechts und links neben der Tür zum Thronsaal standen.


    "Was soll das eigentlich werden, ihr zwei Lackaffen", brüllte er. "Ich warte hier seit Wochen, ich betone, seit WOCHEN auf meine Audienz! Ich bin Prinz Urako Lyridime von und zu Alkena, ihr Kasper! Macht da drinnen Dampf, sonst raste ich hier aus!"

    Gasmi kam ewig nicht, Firxas versuchte nun, durch Rufen in die offene Tür auf sich aufmerksam zu machen. Seine Hilflosigkeit wurde genau so ignoriert wie Urakos Zorn. Das machte ihn noch wütender. Er stapfte wieder hinein und suchte seinen Mann. Der kroch vor Davard auf allen vieren herum und wischte. Natürlich, was auch sonst. Urako war der Letzte gewesen, der Mitglied bei den Geistern wurde, er war unbedeutend, vollkommen ersetzlich. Wenn er daran dachte, dass er für sie alle eine Grillecke gebaut hatte - zwei Grillecken inzwischen! - und Gasmi ein süßes Mützchen gekauft hatte, damit er nicht fror auf den gemeinsamen Flügen.


    "So sieht es also aus", sprach Urako finster. Etwas anderes fiel ihm nicht mehr ein zu solch einem unerhörten Verrat. Dave durfte ihn behandeln wie Dreck und Gasmi war auf dessen Seite. Wenn er daran dachte, dass er sogar mit Morasa hatte Frieden schließen wollen, um diese sogenannte Familie zu retten! Nur um Flocke war es schade, auf der anderen Seite, wo war er? Warum half er nicht? Vor Hass zitterten seine Fäuste. Er wandte sich ein letztes Mal an Morasa.


    "Du hast deinen Dolch und ich bin fort. Du hast was du wolltest, gleich zweifach. Du hast gewonnen und ich räume das Feld, viel Spaß an meinem Platz. Aber auch du bist nur ein Hinzugekommener und nichts als Undank und Verrat erwarten dich hier. Dave spricht gern von Familie, aber man sollte keine Worte benutzen, die man nicht einmal definieren kann. Auch du wirst eines Tages an dem selben Punkt stehen wie ich und dich an meine Worte erinnern. Dann aber ist es zu spät!"


    Urako drehte sich um, verließ das Geisterhaus und trat seinen Moorkübel um. Der künstliche Sumpf lief auf das Pflaster. Er spreizte die Flügel und startete durch. Bald war das Geisterhaus nur noch ein Punkt unter vielen in der Ferne.

    Die Provokation erfüllte ihren Zweck vortrefflich - Urako explodierte vor Hass. Dieser betraf allderdings nicht nur den unverschämten Eindringling.


    "Hast du genug gegafft, Dave?", schnauzte er. "Dass du auf dürre weinerliche Hackfressen mit scheißefarbenem Teint stehst, hast du ja von anfang an klar gemacht. Ich werde dir nicht länger im Weg stehen! Macht nur, werdet glücklich in dem Haus, was wir uns zusammen aufgebaut haben. Ich wünsche euch ein kurzes und beschissenes Leben, fahrt alle zum Abgrund, ihr elenden Wichser!"


    Urako war dermaßen auf Prass, dass er auf dem Weg in sein Zimmer alle Vasen herunterriss, auf die er bis vor einer Minute noch penibel achtgegeben hatte. Sein Weg war gesäumt von bunten Scherben, der vermutlich teuerste Scherbenhaufen aller Zeiten - sein Leben. Urako würde sich das nicht länger antun, er war nicht länger das Spielzeug dieses notgeilen Verräters. Er stopfte alles Hab und Gut, was er mitnehmen konnte und unterwegs benötigen würde, in seinen Rucksack.


    "Gasmi", schnauzte er. "Pack dein Ränzlein. Wir gehen." Auf seinem Weg nach unten ging er noch einmal an Dave vorbei. "Falls du es noch nicht bemerkt hast, du bist abartig fett, eine richtige Qualle, ich muss kotzen wenn ich dich sehe!" Damit steckte er sich den Finger in den Hals und kotzte ihm vor die Füße. Er drehte sich um, spuckte seinem Hassobjekt Morasa mit seiner von Erbrochenem verunreinigten Speichel ins Gesicht und ging nach draußen, um einen Abflug zu machen. Er hatte die Schnauze so was von voll, dass ihm alles egal war. Firxas stand noch immer da und läutete, in der Hoffnung, dass irgendwer ihn offiziell ins Haus bitten würde.


    "Aus dem Weg, Krüppel. Du bist eh schon immer zu fett zum fliegen gewesen, du solltest dankbar dafür sein, dass deine Flügel weggefault sind! Das Gleiche noch mal mit deinem Gesicht und dann kann man dich vielleicht sogar anschauen, ohne dass alle Spiegel bersten. GASMI!" Wütend brüllte Urako in Richtung Tür. Er wollte so schnell wie möglich weg hier.

    Urako schlug die Tür zu, um dem Marder zwischen Tür und Rahmen alle Knochen zu brechen. Im letzten Moment flutschte das Biest hindurch und war im Haus. Urako schnappte sich einen Reisigbesen und jagte dem Marder hinterher. Wie besessen schlug er damit nach dem kleinen Tier, um ihm die Wirbelsäule zu zertrümmern. Immer wieder knallte der Besen knapp neben Morasa auf den Boden. Eine bunte Vase kreiselte gefährlich auf einem Schränkchen, die Wandteller klimperten und mit lautem Ratsch riss Urako mit dem Besen eine Gardine vom Fenster.


    "Du kommst für das alles auf!", brüllte er und schlug besonders kraftvoll nach dem kleinen Pelztier. Wenn dieser Hieb traf, würde Morasa hinterher aussehen wie eine geplatzte Tomate.


    Firxas hingegen war ausgesperrt und klopfte frustriert an die zugeschlagene Tür.

    Urako wartete eine Weile, da er keine Lust hatte, zur Tür zu gehen. Da jedoch alle anderen das genau so sahen, erbarmte er sich schließlich. Mit einem demonstrativen Ächzen erhob er sich von seinem Arbeitsplatz in der Küche, wo er mit Gasmi zusammen Gemüse für den Eintopf schnippelte. Den Gemüsesaft an seinen Fingern schmierte er an seiner Schürze ab.


    "Das wird schon wieder die Post sein. Davy ist ein gefragter Mann. Neuerdings. Zum Glück kümmert er sich um den ganzen organisatorischen Scheiß."


    Er steckte Gasmi ein Stückchen rohes Hühnerfleisch aus einer Schüssel zu und bequemte sich mitsamt seiner schmuddeligen Kochschürze zur Tür. Als er sie öffnete, musste er die ungeliebten Visagen von Firxas und Morasa erblicken. Firxas trug seinen Düsterling auf dem Rücken, der neugierig in alle Richtungen schnüffelte. Urako blieb so in der Tür stehen, dass sie deutlich sahen, dass er nicht gedachte, sie hineinzubitten.


    "Was?", raunzte er. "Der Marquis von Hohenfelde ist außer Haus." Die Lüge ging ihm mühelos über die Lippen. Urako war sicher, dass die zwei nur wegen Davy hier vor ihm standen, sie hatten ansonsten keinen Grund. Wobei ... er kniff die Augen zusammen. Am Ende war Flocke der Grund. "Er hockt gemeinsam mit Varmikan für einige Wochen in La Grange beim ollen Clement rum."


    Er hoffte, dass Morasa und Firxas nun abdrehen und sich zu Fuß quer durch das ganze winterliche Souvagne quälen würden, nur um am äußersten Zipfel dann festzustellen, dass Davard und Varmikan dort weilten, wo sie gerade hergekommen waren.

    Urako erhob sich und begrüßte seinen Mann mit einem liebevollen Kuss, indem er ihm die Sahne von den Lippen leckte. »Schön, dass du alles dekoriert hast. Die Püppchen und Herzen kann man wunderbar für fiese Nadelzauber verwenden. Das zeig ich dir bei Gelegenheit mal. Aber jetzt muss ich mich erstmal um Tante Mag kümmern. Sei so gut und pass derweil auf, dass Dave die Mauer nicht schief zu Ende bringt, ich will sie ordentlich haben. Hase, Flocke, Marci, Dave, Anwolf.« Er tippte sich zum Abschied an die Schläfe. Dann bot erder alten Maghilia galant seinen Arm an.


    »Was dein Ossi braucht, ist ein Liebeszauber, dann wird das was. Wir können ja mal nach den Zutaten suchen. Vielleicht auch schicke Unterwäsche für dich, um dem Ganzen nachzuhelfen. Ich kann dich beraten.« Er grinste breit sein zahnloses Grinsen. Urako und die Greisin spazierten langsam in die Innenstadt, um zu schauen, was für Läden Irminabourg so zu bieten hatte.

    "Hast du dir jetzt gerade selbst die Haare abschgeschnitten?", fragte Urako baff. "Das sieht ... gewöhnungsbedürftig aus. Aber nicht schlecht. Sogar gut. Aber unordentlich, ich richte dir das dann mal. Moooment, Tantchen."


    Maghilia war zwar nicht seine Tante, aber da sie alle Tante Mag nannten, nannte er sie auch so. Urako verschwand kurz im Inneren des neuen Hauses und kam kurz darauf mit einem Tablett wieder, auf dem eine volle Kaffeekanne, Kekse zum Ditschen und ausreichend Becher standen, dazu kleine Löffel, Sahne und Zucker. Unterm Arm hatte er einen Klapptisch und wenn Gasmi tat, worum Urkako ihn gebeten hatte, würde er Klappstühle und Sitzkissen anbringen.


    Urako baute den Tisch auf, setzte sich auf ein Stück halbfertige Mauer, das schon ausgehärtet war, schenkte sich selbst was ein und begann Maghilias Fragen zu beantworten.


    "Den Ghul konnte ich leider nicht mit nach Souvagne nehmen. Die Teile sind hier verboten, drum hab ich ihn freigelassen. Ich denke, er kümmert sich. Wir können dann einkaufen gehen, sobald ich hier fertig bin, nicht, dass dir was passiert. Schöne junge Frauen laufen immer Gefahr, dass die einer wegschnappt. Aber ich pass auf dich auf. Klar kann ich Magie - Feuermagie. Du solltest mal meine Flammenpeitsche sehen. Pavo IST ein Goblin und er ist nicht fett, sondern genau richtig. Das Problem ist, dass du dürr bist wie ein Bündel Stöcke, für dich ist jeder fett, sogar Varmi. Du musst was essen, hier sind Kekse, bedien dich."


    Urako klopfte auf die Mauer neben sich. "Komm schon, Flocke, setz dich und nimm dir reichlich Sahne und Zucker." Urako befüllte ihm einen Becher voll mit Schlagsahne, goss einige Löffel Zucker darüber und ganz am schluss gab er ein Schlückchen Kaffee hinzu. "Hier, trink was. Gasmi sollte sich darum kümmern, dass unsere Bude wieder genau so gemütlich wird wie die alte, aber ich weiß gar nicht, wie weit der gekommen ist. Er ist dauernd weg, steckt wieder in irgendeiner Höhle drin, beziehungsweise das, was sich für ihn nach Höhle anfühlt, wie Spalten hinter Schränken und unter dem Sofa. Aber die Möbel stehen schon drin."


    Urako musterte Dave.


    "Wenn du schon mal ausnahmsweise praktisch angezogen bist, kannst du gleich mal weitermachen. Da steht der Mörtelkübel, dort liegt die Maurerkelle und die Steine sind in dem Schubkarren. Du kannst einfach dort fortsetzen, wo ich aufgehört habe. Mörtel drauf, Stein drauf, immer abwechselnd, dann wird das. Sieht echt gut aus deine neue Kluft." Während Dave schuften sollte, nutzte Urako die Gelegenheit, hinter dessen Rücken Varmikan einen Kuss zu stibitzen.


    "Das Baby ist niedlich. Aber für mich wäre das nichts. Mit dem kann man nichts machen, das liegt nur rum und guckt. Ich wüsste nicht, was ich den ganzen Tag damit soll."


    Er musterte Wolfi, der ein wenig schüchtern wirkte.


    "Was ist eigentlich mit dir, wie fühlt man sich so als kleiner Bruder des Sippenoberhaupts? Und wie geht es deinem Alten? Der wirkte ja ganz schön marode das letzte Mal."

    Das Baby wusste sich einzuschmeicheln. Urakos anfangs etwas skeptisches Gesicht verwandelte sich in ein begeistertes Grinsen.


    "Gutzi-gutzi-guuuuuuh", brabbelte der Tiefling in albern hoher Stimme und wackelte ein wenig mit dem Finger, der von dem winzigen Fäustchen umklammert wurde. Als ihm bewusst wurde, dass das gerade ziemlich lächerlich war, ergänzte er grinsend an Dave gewandt: "Hast einen tollen Ableger gebildet. Der Ersatz, wenn wir mal abkratzen. Irgendwer muss Asamura ja plagen, hähä. Die Grillecke ist auch fast fertig, da kann sie bald ihr erstes Fleisch zu sich nehmen. Ich werde ihr alles beibringen, was ich weiß: wie man enthauptet, wie man Deliquenten schindet und mit ihr Angeln gehen. Sie hat es gut getroffen, hier in unserer Mitte geboren worden zu sein. Wo soll sie überhaupt schlafen? Und viel wichtiger: Wo schläft Eloise? Die Wäschekörbe sind für Gasmi reserviert, damit das klar ist."

    Urako lebte sich nach dem Umzug rasch in der Forteresse ein. Er war in seinem Leben oft genug umgezogen und es störte ihn nicht, den Wohnsintz zu wechseln. An den grauenhaften souvagnischen Dialekt um ihn herum würde er sich noch gewöhnen. Das Wichtigste zog schließlich mit ihm gemeinsam nach Souvagne: Gasmi, Dave und natürlich auch Flocke, der inzwischen aussah, als ob er zusammen mit Eloise schwanger geworden sei. Vielleicht war es das mangelnde Training, vielleicht Urakos häufige Grillabende, oder aber es täuschte auch und Urako wurde lediglich von Daves Einschätzung, dass Flocke ein Schwamm sei, angesteckt - nicht, dass ihn das in irgendeiner Form stören würde.


    Auch die anderen ehemaligen Geister waren mit von der Partie. Pavo hatte seine Heilstube eingerichtet zusammen mit Minaddar, den Urako inzwischen sogar nett fand, obwohl er ein Spitzohr war und somit unter Generalverdacht stand. Sogar der hatte sich als guter Kumpel erwiesen, der Urako bei kleineren Wehwehchen zur Seite stand und ihn nicht nur in vorbildlicher Weise bemitleidete, sondern ihm auch hilfreiche Tipps gab oder Medikamente zusammenmischte.


    Nur das gerade angefangene Moorbeet und die frisch fertig gestellte Grillecke fehlten Urako. So verwunderte es nicht, dass er, kaum das alles innen eingerichtet war, draußen das Pflaster mit einer Spitzhacke aufriss und anfing, eine neue Grillecke anzulegen. Für ein Moorbeet gab es hier keinen Platz, aber er hatte sich einen Moorkübel zurechtgemacht, der neben dem Eingang stand und mit fleischfressenden Pflanzen aufzuwarten wusste.


    Glücklich karrte Urako eine weitere Schubkarre voller Steine für den Grillplatz heran.

    Urako gefiel es überhaupt nicht, dass Linhard mit Dave in der Öffentlichkeit über dieses Thema sprach und dass Aimeric sich einmischte, gefiel ihm noch weniger. Aimeric hatte keine Ahnung, wovon er redete und obendrein kannte er Dave nicht, es stand ihm nicht zu, irgendwelche klugen Ratschläge zu geben. Er hätte pietätvoll schweigen müssen, was mischte er sich ein? Urako wusste sehr genau, was Dave widerfahren war, sein Freund hatte es ihm kraft seiner Fähigkeiten gezeigt. Urako ließ den Mund zu, während Aimeric sprach. Hätte er ihn aufgemacht, wäre dies ein Garant dafür gewesen, dass die Stimmung kippte. Aber nicht an diesem Tag, nicht heute, zu Linhards Verlobung und der Nobilitierung der Familie. Urako stellte sich jedoch so hin, dass seine Flügelspitze Daves Bein berührte und drückte sie sacht dagegen. Sollte Aimeric doch dummquatschen. Dunwin war tot und auch Archibald würde büßen. Als Dave sich bei ihm unterhakte, legte Urako ihm seinen Flügel um den Rücken.


    "Liebe Geste von Lin mit der Scholle", sagte er leise zu ihm, als sie so wieder hinausgingen. "Aber das Gequatsche von ihm und Aimeric kann man sich nicht anhören. Den beiden ging es eindeutig zu gut. Ich bekomme Kopfschmerzen von ihren Rechtfertigungsversuchen! Dunwin, Dunwin, Dunwin - wen interessiert das Seelenleben von dem Sack? Erwartet Aimeric Mitleid oder Verständnis? Der spinnt doch!


    Brandur war ein komischer Kauz aber in einem hatte er Recht: Diese Generation musste weichen, damit es aufhören konnte. Damit, dass er sich als krönenden Abschluss im Finale selbst beseitigte, hat er den Dunklen Weg mit einem Feuerwerk beendet. Die Generation ist tot, Brandur ist nicht mehr. Narbenfresse und Hiwi modern zusammen mit Dunwin, Alastair und ihren sonstigen Anhängseln im zeitlosen Abgrund. Der Letzte, der noch fehlt in der Reihe ihrer Gräber, ist Archibald.


    Ich bin sicher, Brandur hatte seinen Tod mit geplant, da er das Ende der Dunklen Zeit sehr gewissenhaft anstrebte und sich sogar selbst mit einbezog, aber konnte es nicht mehr selbst umsetzen. Das ist nun deine Aufgabe, Davy, dein Beitrag für den Neuen Weg, dein Geschenk an die Zukunft. Und ich werde dir dabei helfen. Soll sonst noch wer abkratzen von Dunwins altem Stab? Chirag zum Beispiel? Hat noch wer Hand an dich gelegt von denen oder waren es nur die Bestie mit ihrem Hiwi und dem Fratzenkopf?"

    Hasserfüllt betrachtete Urako den widerlichen kleinen Mann, den Dave ihm gezeigt hatte. Wie der schon guckte, wie er sich bewegte, alles an ihm erweckte Urakos Ekel. Urako gab sich keine Mühe, seine schlechte Laune ihm gegenüber zu verbergen, der Kerl durfte ruhig wissen, was er von ihm hielt.


    `Das ist er also. Im erste Moment dachte ich, dieser Chirag da wäre dein Peiniger gewesen, der guckt so komisch. Aber der Dornburg sieht mal echt richtig zum Kotzen aus. Deine Beschreibung macht nicht gerade Mut. Ich bin kein Kämpfer, Davy, im Gegensatz zu euch bin ich kein Meuchler, sondern nur ein einfacher Scharfrichter. Mich dem im Nahkampf zu stellen, so wie du den beschreibst, ist keine gute Idee. Wir müssen das anders klären. Ihn vom Greifen zu schmeißen, ist eine gute Idee. Schwupps, weg ist er. Und den knutschenden Fettsack schmeißen wir gleich hinterher, sonst macht der Ärger, wenn wir seinem kleinen Scheißerchen den Abflug in Richtung Boden spendieren.'


    Laut plauderte er:


    "Ich freu mich das Wölfchen, dich und auch den kleinen Lin wiederzusehen. Seit dem Frühstück damals, wo wir uns alle in eure Küche gequetscht haben, mag ich das Kerlchen. Ich werde ihm mal wieder eine Bemme schmieren, das hatte ihn damals gefreut. Er sieht anders aus. Erwachsener. Du stehst ihm doch bei, oder?"


    Argwönisch betrachtete Urako den Lichtalben, der sich in Linhards Nähe herumdrückte. Den würde er im Auge behalten.

    Wie versprochen schlug bald darauf Urako in der Nachtburg auf. Er war durchgeschwitzt und keuchte und stank wie ein ganzer Ziegenstall. Die Stimmung in der Nachtburg war gedrückt, doch hier und da unterhielt man sich. Es war nicht ganz so düster, wie er es sich vorgestellt hatte, von einer einzigen Person abgesehen, die völlig allein an einer Mauer saß und hin und wieder an einem Glas Weißwein trank. Urako kannte den Mann nicht und nach dessen Miene zu urteilen, nachdem Urako in sein Blickfeld kam, hatte keiner von beiden Lust, den anderen näher kennenzulernen. Keiner von beiden rang sich dazu durch, als erstes zu grüßen, also ging Urako schnurstracks an ihm vorbei.


    Als erstes ging er zu Linhard und drückte dessen Hand. "Mein Beileid, Junge. Ich umarm dich besser nicht, ich bin gerade eklig, aber fühl dich von Herzen gedrückt. Ich hatte leider nie den Genuss eines Vaters."


    Dann ging er weiter zu Dave. Er nahm dessen Hand, drückte sie an seine Wange und küsste sie. "Hier bin ich. Hab alles dabei." Er klopfte an seinen Rucksack, worin sich das Richtbeil befand, nur für den Fall, dass es in einer sauberen Hinrichtung enden würde. "Du musst mir dann bei passender Gelegenheit mal alle hier vorstellen, ich kenne nur einen Teil der Anwesenden." Er versuchte, zu erraten, welcher von den ihm unbekannten Anwesenden Archibald sein würde und tippte auf den komischen Kerl mit dem Weißwein.

    Urako schob gerade eine Schubkarre voll frischem Torf über den Hof, als Davard ihn mental kontaktierte. Er stellte die Schubkarre ab, mit der er zu seinem angehenden Moorbeet unterwegs war, und wartete, was der Magier ihm sagen wollte. Das Thema war ernst, todernst.


    'Ich werde mich sofort auf den Weg machen. Er wird keinen Unfall erleiden, ich bringe ihn eigenhändig um. Ich ziehe mich nur noch um und sage Bescheid, danach mache ich mich umgehend auf den Weg. Wo die Nachtburg steht, hast du mir ja schon erklärt, ich denke, ich werde sie finden. Halt so lange durch und mach keinen Mist. Ich bin in zwei Tagen da, wenn der Wind mitspielt. Sonst sind es drei bis fünf. Pada, Davy. Wenn was ist, kannst du mich jederzeit mental kontaktieren.'


    Er schob den Karren an eine Stelle, wo er nicht störte und betrachtete wütend sein halbes Moorbeet. Anstatt gemütlich weiter daran arbeiten zu können, musste er Dave vor seinem einstigen Peiniger beschützen. Es wurde Zeit, dass dieser Widerling von Dornburg das Antlitz von Asamura ein für alle Mal verließ. Urako packte einen Rucksack, zog sich dick an und verabschiedete sich liebevoll von Gasmi.


    "Davy braucht mich. Archibald quält ihn wieder. Bitte sei mir nicht böse, ich muss sofort los. Ich nehme das Herzchen mit, das du mir gestrickt hast und du hast die rosa Kuschelsocke. Du musst derweil auf Varmi aufpassen, ja? Du weißt ja, wie er manchmal ist." Er küsste seinen Düsterling und strich ihm zärtlich über die schwarzen Ohren. "Ich bring dir ein Andenken mit, vielleicht den Schrumpfkopf vom Arschloch oder einen Tabakbeutel, den ich aus seinem Sack gemacht habe. Irgendwas Schönes, über das du dich freust, als kleine Entschädigung, dass du auf meine Anwesenheit verzichten musst." Er grinste, küsste ihn noch einmal und verabschiedete sich von Varmikan.


    "Flocke, du hast es gehört. Ich muss Davy von dieser Pest in Menschengestalt befreien. Du hast hier derweil die Verantwortung, du bist jetzt hier der Mann im Haus, so lange ich weg bin. Wenn Gasmi weg ist, liegt er in irgendeinem Wäschekorb, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, aber pass mir auf, dass er nicht wieder die Krötendekoration wegfrisst." Er küsste auch den Frostalben und vergrub dabei die Hände in dessen dichtem weißen Haar. "Ich versuche, so schnell wie möglich zurück zu sein, mit Davy im Schlepptau. War ja klar, dass es nur Ärger gibt, wenn er allein aus dem Haus geht. Ohne uns ist der so was von aufgeschmissen, aber er versucht es immer wieder. Den Hintern sollte man ihm versohlen. Sag Aino und den anderen Bescheid und sie sollen sich nicht aufregen, dass ich meine Werkzeuge draußen liegen gelassen habe, aber ich hab`s eilig. Bis später, ihr zwei."


    Urako breitete die Flügel aus und machte sich auf den Flug zur Nachtburg.

    "Ich erledige das", sagte Urako. "Wozu hat man einen Scharfrichter vor Ort. Irgendeinen Zweck muss ich ja in der Gilde erfüllen, und wenn es nur die fachgerechte Entsorgung infizierter Leichname ist. Aber ich gehe nicht allein. Gasmi kommt mit, aber ich will noch einen dabeihaben. Wir sollten mindestens zu dritt sein, wenn dieser Archibald wirklich so gefährlich ist, wie Davy sagt. Wer meldet sich freiwillig? Ihr müsst nicht hinsehen, nur die Umgebung im Auge behalten."


    Urako holte sein Richtbeil und ging anschließend in Tsounais Zimmer, wo der Tote rücklings in seinem Bett lag, um den Leichnam abzuholen. Der Rakshaner war tatsächlich weiß geworden. Sein Gesicht sah friedlich aus, mehr noch, glücklich. Seine Augen waren geschlossen, er wirkte, als lächelte er im Schlaf. Sein Hals wies eine große Bisswunde auf. Wie ein normaler Vampirbiss wirkte das nicht. Vermutlich war das doch dieser Archibald gewesen. Das Zimmer war mit allerlei rakshanischen Neckereien eingerichtet, allem voran natürlich verschiedenen Mokkatöpfen, Kaffeekannen und Gewürzdosen, die auf den halbhohen Schränken standen. Mehrere benutzte Kaffeetassen standen noch herum, die meisten nicht ganz ausgetrunken. Das ganze Zimmer zeigte, wer hier gewohnt hatte und das dieser Jemand mitten aus seinem Leben gerissen worden war. So etwas gehörte zu ihrem gefährlichen Leben als Auftragsmörder dazu. Er verdrängte das Gefühl vollständig und funktionierte, wie er es jahrelang getan hatte. Er buckelte sich den Toten auf den Rücken und brachte ihn in den Keller. Dort legte er ihn in eingerollter Position, mit der Vorderseite nach unten, nieder. Er bettete Tsounais Kopf bis zu den Schultern auf einen großen Holzklotz. Das war die einzige Unterlage, bei der er sich nicht die Schneide seines Richtbeils verderben würde und den Fußboden wollte er schließlich auch nicht zerhacken. Er hätte den Kopf zwar auch auf dem Seziertisch Stück für Stück mit dem Messer abtrennen können, doch da er Tsounai kannte, wollte er es nicht so genau sehen müssen, was er da tat und es schnell hinter sich bringen.


    Urako legte Tsounai mit gestrecktem Hals hin. "Tut mir leid, Kumpel", sagte er laut. "Aber das muss jetzt sein. Kann vielleicht ein bisschen zwicken."


    Urako holte aus, das Beil raste hinab, es gab einen dumpfen Schlag und Tsounais Kopf rollte ein Stück zur Seite, während der Körper zurückrutschte. Zwischen den beiden Halsenden klaffte ein Spalt, aus dem kein Blut floss. Urako bettete, ohne richtig hinzusehen, beide Teile von Tsounai in einen der für die Aufbewahrung von Körpern vorgesehenen Schieber. Auch Rineldas Leichenteile holte er, räumte sie in einem eigenen Schieber dazu und reinigte den Fleck, auf dem sie draußen gelegen hatte, von Blut und Organfetzen. Dann musste er sich sofort waschen gehen.


    Er warf seine komplette Kleidung in den brennenden Ofen und wusch sich anschließend in mehreren Stufen. Erst draußen im Fluss, um das Gröbste wegzuspülen. Dann unter der Dusche, lange und mit Unmengen von Seife. Er holte sich als drittes von Pavo Desinfektionsmittel und alchemistisches Reinigungsfluid für hartnäckige Verkrustungen. Er rubbelte und rieb sich damit sauber, erst mit den Händen, dann mit einem Schwamm, den er ebenfalls in den Ofen warf und schlussendlich sogar mit Sandpapier. Zuletzt legte er sich, krebsrot und wundgescheuert, in eine hochprozentige Salzlauge. Es brannte so sehr dass er fast heulte, doch er wusch sich alles, auch die wunden Stellen, die Stressekzeme und die Augen. Dann ging er sich noch einmal unter klarem fließenden Wasser abspülen. Blut verfärbte das von ihm abfließende Wasser.


    "Alles erledigt. Tsounai und Rinelda warten im Keller auf ihre Bestattung. Ich brauch neue Klamotten", erklärte er. "Möglichst dunkle. Oh und Gasmi, hol mal bitte den Anhänger, den du mir gebastelt hast."

    "Ich bin ein Tiefling", mischte Urako sich ein. "Ein Dämonenbastard. Irgendwelche Vorfahren aus der Unterwelt haben uns verursacht. Man weiß aber kaum was über sie. Nur, dass sie sehr machtvoll waren und man sagt, sie seien die personifizierte Magie." Er hatte noch nie einen erwachten Gargoyle gesehen. "Aber warum bewachst du Dave? Der wird erstens schon bewacht, wie du siehst, und zweitens kannst du doch gleich das ganze Haus bewachen. So ein Wächter ist echt mal klasse. Was isst du überhaupt? Kieselsteine?"

    "Was?!", brüllte Urako und stürzte los. Vielleicht war noch irgendwas zu machen! Er rannte hinter das Haus, wo er Rinelda fand. Sie war kreideweiß, der Hals regelrecht zerfleischt. Urako sah auf den ersten Blick, dass hier nichts mehr zu machen war. Eine unbändige Wut überkam ihn, als er sie untersuchte. "Zu wenig Blut für diese Wunde", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Hier müsste eine riesen Lache sein. Das ist ein jämmerliches Pfützchen. Sie ist regelrecht blutleer." Er stand auf und spürte eine Mischung aus unbändigem Zorn und Verzweiflung. Irgendjemand machte sich an seiner Familie zu schaffen! An den einzigen Leuten, die ihm je wirklich wichtig gewesen waren! Das musste mit den Verhandlungen zum Familienfrieden zusammenhängen! Da war er sich sicher, es passte zeitlich genau zusammen und es wussten nicht viele, wer hier in den unscheinabren Häuslein wohnte.


    Er musste sich umdrehen, er konnte nicht anders, er musste Gasmi packen und an sich drücken, spüren, dass er noch lebte. Gasmi spürte Urakos rasenden Puls, während der versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren. "Du bleibst ganz dicht bei mir", bestimmte er. "Und damit meine ich dicht! Ich will dich spüren! Es sei denn, es geht nicht anders, aber dann bleibst du in Sicht- und Hörweite! Du gehst nicht allein irgendwohin! Nie wieder! Nicht mal aufs Klo!" Dann rief er zu allen: "Wir müssen zusammenbleiben! Wir wissen nicht, ob das Schwein noch in der Nähe ist!"


    Fast flehend blickte er in Richtung Aino. Sie hatte letztendlich das letzte Wort in dieser Sache. Er hoffte, sie würde nicht empfehlen, sich zum Suchen aufzuteilen. Er presste Gasmi noch fester an sich. Er blickte hinüber zu Davy und Flocke. Er begann zu zittern. Wer immer der Mörder war, er würde sie nicht bekommen. Eher würde er sich selbst in Stücke reißen lassen.