Ein Knoten bildete sich in Basarams Bauch. „Wie stark?“ fragte sie.
„Wir sind jetzt bei 236 Ikele, plötzlich rauf, aber jetzt stabil,“ antwortete er.
„Das ist was nochmal? Sechs? Sieben?“ fragte sie erneut, spürte wie die Anspannung zumindest etwas zurückging.
„Sieben.“
„Sieben was?“ warf Kohru ein. An einen der Stühle geklammert, sah sie die beiden anderen fragend an.
„Stärke sieben,“ erklärte Basaram, während Deedruas wieder zu Singen anfing. „Zu stark, um sicher in den Normalraum runterzukommen, aber nicht stark genug als dass es uns zerreißt.“
„Zumindest wenn wir uns nicht blöd anstellen,“ ergänzte Deedruas in einer kurzen Pause.
„Musstest du das jetzt sagen?“ rief Kohru.
„Und wir werden abdriften,“ sagte er nach einem weiteren Stück Gesang.
„Na ganz toll!“ Danach murmelte die Kriegerin zu sich selbst, „Warum bin ich nicht wieder…“ gefolgt von etwas unverständlichem. Einige Sekunden verstrichen, dann fragte sie, anscheinend wieder etwas ruhiger, „und was machen wir jetzt?“
„Ich bin dabei, uns gegen den Sturm zu stabi-“ ein weiterer Ruck ging durchs Schiff, „-lisieren. Bis er sich wieder legt. Danach müssen wir schauen wo es uns hingetrieben hat,“ krächtste Deedruas, bevor er in Husten ausbrach. Das Schiff wurde erneut erschüttert, was sich etwas legte als der Gesang wieder einsetzte.
„Ok, keine Fragen mehr,“ sagte Kohru mit leicht verkrampfter Stimme.
Ja, ihn nicht weiter abzulenken wäre gut, dachte sich auch Basaram. Aber ansonsten konnte sie nichts tun, während um sie herum der Sturm tobte. Jetzt durfte nur Deedruas Stimme nicht versagen, dann würde …
Sie spritzte auf.
„Huh, wo willst du hin?“ hörte sie Kohru noch hinter sich rufen, aber sie war schon aus dem Cockpit hinausgestürmt.
Dann sprang sie in die Luke mit der Leiter, herunter zur unteren Ebene, wo sie sich abfing und den Gang zum Frachtraum entlang rannte. Immer wieder ruckelte das Schiff, aber schon schwächer.
Noch einmal rief sie sich das Frachtmanifest ins Gedächtnis bevor sie an ihrem Ziel ankam, zog die Tür des ersten Containers der passenden Reihe auf, und schnappte sich eine der Boxen darin. Türkisenes Band, passte. Dann rannte sie zurück. Bei der Leiter angekommen, kehrte sie die Schwerkraft um, drehte sich in dem Fall nach oben, fing sich ab – und fluchte, als ihr ein Schmerz ins Bein fuhr.
Sie verlor die Kontrolle über das ausströmende Mana, die Schiffsgravitation kehrte in ihre normale Richtung zurück. Sie rollte sich auf dem Boden ab. Der Schmerz des halb umgeknickten Fußes ließ schon nach als sie ins Cockpit zurückkehrte.
„Hab hier was,“ keuchte sie und öffnete die Box. Für einen kurzen Moment dachte sie, das ging irgendwie leichter auf als normal, griff nach einer der Metallampullen – und stockte. Ihre Hand griff ins Leere. Zwei der vier Medizingefäße fehlten. „Was bei den Großen Geistern!“
Die anderen beiden sahen sie fragend an.
Sie reichte Deedruas eine der übrigen Ampullen während sie erklärte dass die anderen beiden gestohlen worden sein mussten. Der Navigator nahm einen Schluck, Verzog das Gesicht. „Goldrātāextrakt,“ erklärte Basaram.
„Hab ich gemerkt,“ sagte Deedruas mit einer Grimmasse. „Aber danke.“
„Vielleicht hat der ach so Erhabene ein bisschen was von der Ladung abgezweigt,“ kommentierte Kohru, während sich Deedruas wieder der Steuerung des Schiffes widmete. Noch bis weit in die Nacht hielten der Sturm und sein Gesang an, und auch die beiden anderen trauten sich nicht zu schlafen.