Beiträge von Argh Urr

    Siebenundzwanzigster Eintrag


    Sobald sich die Dunkelheit der Nacht über unser Zielgebiet gelegt hat, machen wir uns bereit.

    Doch es ist erst Zeit aufzubrechen, wenn die Oppressor und das von dieser bald ausgeschleuste Beiboot ebenfalls nicht mehr von dem Zentralgestirn angeschienen werden. Man kann gar nicht genug betonen, wie viel Helligkeit ein Raumschiff reflektiert, gerade wenn man es von einer Position heraus beobachtet über die schon die finstre Decke der planetaren Ruheperiode gefallen ist.



    Natürlich begleite ich den Trupp, ich möchte unter den Ersten, wenn auch nicht der Erste sein, der Fuß aus diese unbekannte, so faszinierende Welt setzt. All diese alten Orte dort, sie haben etwas gemein mit den deutlich jüngeren Bauwerken um sie herum: Sie sind charakterlos, funktional und nüchtern. Nichts an ihnen ist ästhetisch, auch dann nicht, wenn man gänzlich fremdartige Maßstäbe anlegt. Nichts an ihnen deutet auf ihre Funktion sind. Es würde mich nicht wundern, wenn die Eingeborenen im Rahmen der stattfindenden Zurückentwicklung die größten Teile ihres alltäglichen Lebens wieder so organisiert haben, daß sie im Rahmen des jeweiligen individuellen Zuhauses stattfinden. Eine Schule beispielsweise muß gewisse Zahlen an Schülern aufnehmen können, derartige Gebäude würde man erkennen. Eine industrielle Fertigung von Gebrauchsgütern oder Nahrungsmitteln braucht ebensolchen Platz, von Farmen oder Feldern ganz zu schweigen.


    Ernähren sie sich lieber von den Früchten der wilden Natur rund um sie herum? Das würde ihre Population stark einschränken. Doch wir sehen hier auch nicht die Millionen an Wesen, wie man es beim Grade der Bebauung dieses Planeten erwarten würde. Doch... was es früher wirklich anders? Diese nüchternen Hallen, sie wurden damals für etwas verwendet. Doch wohnten ihre Nutzer in ebensolchen Bauwerken?


    Unser langsamer Abstieg durch die Atmosphäre wird die ganze Nacht dauern. Doch wir werden schnell genug sein, daß uns auch die allerersten Strahlen dieses neuen, so verheißungsvollen Morgens nicht an die Einheimischen verraten werden.


    Es gibt keinerlei Funkverkehr, natürlich keine aktivierten Positionslichter und ebenso keine direkten Lichtquellen. Wir haben uns gegen die Verdunkelung der Fenster in Form von Abkleben entschieden. Die könnte sich nämlich als ein großer taktischer Nachteil entpuppen, sollten wir in eine brenzlige Situation geraten.

    Ich wollte derartige Bedenken erst beiseite Wischen, denn wer sich ungesehen bewegt, was für eine Gefahr soll dem schon drohen?

    Doch die Erfassung aller auf dem Planeten befindlichen Schiffswracks ergab mehrere Raumer des Imperialen Scout Service, darunter auch ältere Baureihen...

    Sie waren also doch schon lange vor uns hier. Oder besser gesagt: Sie sind noch immer hier. Ihre Schiffe zählen zu jener Gruppe, von der man ausgehen darf, daß sie sich vermutlich ohne größere Reparaturen in einem betriebsfähigen Zustand befinden.

    Sechsundzwanzigster Eintrag


    Alle nötigen Reparaturen sind abgeschlossen. Jeder einzelne von uns, mich eingeschlossen, hat eine zwangsverordnete Ruhepause hinter sich.


    Ich habe beschlossen, die Eingeborenen zunächst nicht zu kontaktieren. Dies aus der Vermutung heraus, daß ihnen die alten Stätten heilig sind oder sie diese zumindest fürchten. Doch wir sind nicht so weit gekommen, wir haben nicht diese entbehrungsreiche Reise überstanden, nur um uns dann von den Befindlichkeiten weniger Primitiver den Zugang zu unserem Hauptgewinn verwehren zu lassen!

    So! Damit ist dies ausgesprochen.

    Nur, was jetzt?



    Dort unten werden zwar Hochtechnologien wie Anti-Grav genutzt, gleichzeitig übt man jedoch keinerlei Macht über den eigenen Flugraum aus. Weder was den in der eigenen Atmosphäre betrifft, noch hier im planetaren Orbit oder weiter draußen im Weltraum. Das deute ich als einen weiteren Hinweis, daß sie zwar noch hier und da die Annehmlichkeiten dieser Geräte nutzen können, doch beherrscht wird davon nichts mehr. Reparaturen sind wohl zu einem gewissen Teil von Handbüchern und dem Zufallserfolg abhängig. Alles präsentiert sich als klassisch als Abstieg in ein immer primitiveres Leben.


    Wir werden bei unseren Untersuchungen einen anderen Ansatz wählen: Das heimliche Vordringen in diese großen Komplexe!

    Hierfür rüsten wir das Beiboot mit allen Anti-Grav-Modulen aus, die wir haben. Es soll im Schutz von Wolken oder der planetaren Dunkelheit - noch besser natürlich von beidem - durch die Atmosphäre hinab steigen. Es wird heimlich, still und leise an einem geeigneten Platz landen.

    Ein solches Manöver ist zwar ungewöhnlich, aber nicht unerprobt. Je mehr Module das kleine Schiff zur Verfügung hat, desto größere Lasten kann es transportieren, sollten wir denn etwas von dort unten mitnehmen wollen. Und desto flexibler können wir den Abstieg gestalten.

    Von allergrößter Wichtigkeit ist nämlich die Wahrung unserer Heimlichkeit. Auf keinen Fall will man von Primitiven überrascht werden, wenn man gerade dabei ist, ihre Heiligtümer zu schänden. Wobei uns nun wirklich allen klar ist, daß uralte Komplexe mit ihren Hallen absolut gar nichts heiliges an sich haben. Wir besudeln oder schänden hier gar nichts, abgesehen vielleicht von einem primitiven Intellekt.


    Vielleicht können wir dann später einen ganz regulären Erstkontakt durchführen. Freundlich und naiv. Vielleicht ist es möglich, Vorräte zu ertauschen, welche uns wiederum einen längeren Aufenthalt ermöglichen würden.


    Gerade kommt die Meldung, es gibt dort unten hier und da abgestellte Raumschiffe. Diese sind ein wildes Sammelsurium an Bauarten, viele davon sind uns gar nicht bekannt. Wir erfassen auch diese Daten bestmöglichst und werden sie der pe//MI\\zo-Kooperative zur Identifizierung vorlegen, sollten wir wieder einem ihrer Raumer begegnen.


    Doch aus einem Bauchgefühl heraus kommt der Glauben, daß diese Leute sich nicht hier her wagen.

    Guten Abend,


    ja, ich habe auch den Eindruck, daß "Diamanten unter Druck entstehen" oder man am Meisten zustande bekommt, wenn eben wenig Freizeit ist.


    Die Lyrics finde ich super. Vom poetischen Standpunkt her könnte man hier und da etwas feilen, sprich beispielsweise kürzen.
    Die Rock-Balade ist - wie das (Rock-)Musical eine Kunstform, zu der ich nie einen Zugang gefunden habe. Wahrscheinlich weil mir alles "zu glatt" vorkommt, in den Melodien zu gekünstelt, von den erzeugten Stimmungen her zu wenig dramatisch und grimmig.
    Also auf deinen Song trifft für meine Ohren all das auch zu - also ist er sicherlich gelungen :D

    Viele Grüße^^
    Sebastian

    Fünfundzwanzigster Eintrag


    Das Beiboot, welches den Gasplaneten untersuchen hat, ist wieder eingeschleust. Unser gute, alte Oppressor kreist in einem weiten Orbit um den zweiten Planeten.

    Im Moment laufen umfangreiche Systemüberprüfungen und Wartungsarbeiten an diesen beiden Raumschiffen.

    Das zweite Beiboot dagegen befindet sich noch immer auf dem Weg zu seinem Untersuchungsobjekt. Dieser ist bedeutend länger und so werden sich noch eine ganze Zeit lang warten müssen, bis sie an diesem Ort so tief im System angekommen sind.


    Der Planet dort unten - niemand wagt es, ihn zu benennen - beherbergt tatsächlich nicht nur Leben, er ist auch Heimat für intelligente Wesen. Seit der Spätphase unseres Anfluges konnten wir diese und ihr Leben relativ gut durch unser Teleskop beobachten. Sie wohnen bevorzugt in Schlauchsiedlungen, welche sich vor allem um die größten planetaren Bauwerke dort unten erstrecken. Man darf getrost davon ausgehen, daß letztere sehr viel älter sind als alles, was dort unten momentan als Wohnraum genutzt wird. In diesen alten, äußerst weitläufigen Anlagen haben wir nie Aktivität beobachtet, während es im Kontrast dazu in den Siedlungen vor Leben nur so wimmelt.

    Warum ist das so?


    Ich teile mir mit Nang die Meinung, daß diese Eingeborenen - wobei man diesen Begriff mit Vorsicht verwenden muß - entweder keinen Zugang zu diesen Stätten hat oder sie derartig mit Bedeutung aufladen, daß sie sie von sich aus nicht mehr betreten wollen. Natürlich besteht die Möglichkeit, daß beides davon zutreffend ist. Doch sie suchen eben die Nähe von Orten, die sie nicht betreten dürfen. Sie führen ihr ganzes Leben in deren unmittelbarer Nachbarschaft, ja, sogar ihr Städtebau ist, wie schon gesagt, ganz auf diese Zwecke hin ausgerichtet.


    Unser Erscheinen dort unten ist sicherlich bemerkt worden - und sei es nur im Aufgehen eines neuen, sich vergleichsweise schnell bewegenden Gestirns. Wir beobachten, wie die Eingeborenen in der Bewältigung ihres Alltags eine ganze Reihe von Technologie benutzen. Darunter finden sich wohl auch Gerätschaften, welche die Schwerkraft aufzuheben vermögen. Dies darf man von den Straßen schließen, die keine Spuren von Befahrung aufweisen.


    Aus der Astronomie und von der Vielzahl an Instrumenten erhalten wir einen solchen Wust an Daten, daß uns allein eine ordentliche Sichtung kaum mehr möglich ist.


    Die Crew präsentiert sich mittlerweile als stark überarbeitet und chronisch übermüdet. Gleichzeitig wirkt sich dieser Gemütszustand positiv auf unsere überschaubaren Vorräte aus. Wem es so schlecht geht, dem ist nicht nach übermäßiger Nahrungsaufnahme.

    Und doch ist unsere Zeit her begrenzt.


    Die Untersuchung des Gasriesens hat zusammen mit ein paar Simulationen das Folgende ergeben: Dieser Planet, und damit wahrscheinlich auch alle seine Geschwister in den anderen beiden Systemen, sind unberührt. Die Mechanik der Gestirne ist nicht gestört und auch in tieferen Schichten der gewaltigen Atmosphäre wurden keine Stationen oder derartiges vorgefunden. Die Bahnen jeglicher Körper im System sind als bemerkenswert stabil zu betrachten.

    Vierundzwanzigster Eintrag


    Die Auswertung der schon jetzt gesammelten Daten ergibt Arbeit für den Rest eines Wissenschaftlerlebens. Ohne deren

    eingehende Analysen jedoch stellt es sich als kaum möglich heraus, auf tiefere Aspekte einzugehen oder bezogen gewisse Charakteristika gezielt nachzufassen. Uns bleibt es nur, weiterhin zu dokumentieren. Doch es mag sich auch eine gewisse intuitive Bewertung, ein Bauchgefühl, einstellen. Wagt man es, sich darauf einzulassen?


    Das System verfügt über zwei Gasriesen mit ausgedehnten Ringsystemen. Es würde wenig verwundern, wären das die Überreste von aufgeschlossenen Monden, deren Ressourcen von den Unbekannten ausgebeutet worden waren. Einen davon fliegt das erste Beiboot an. Es trifft bald dort ein.


    Dem Zentralgestirn am Nächsten liegt ein dichter Asteroidengürtel. Das sind die Reste des innersten Gesteinsplaneten.


    Es folgt eine verbrannte Wüstenwelt, die allerdings über eine Atmosphäre verfügt. Dorthin ist das andere Beiboot unterwegs.


    Der zweite Planet ist unser Ziel. Eine erdähnliche Welt, etwas schwerer, die Atmosphäre geringfügig dichter. Sie zeigt sich uns schon aus diesem Abstand als bebaut, doch ihre umfangreichen Landmassen präsentieren sich auch grün. Gesprenkelt sind diese mit zahlreichen kleineren Gewässern, doch man vermisst unweigerlich die großen Wasserkörper von Ozeanen. Ebenso sucht man die kräftigen Bänder von reißenden Strömen vergeblich.

    Dreiundzwanzigster Eintrag


    Wir haben den überraschend dünnen Elenor-Kokon passiert, trotzdem war die selbigen nach außen hin begrenzende gleichnamige Membran deutlich auszumachen gewesen. Es wäre allerdings anders dargestellt, hätten wir nicht ganz gezielt nach dem Phänomen gesucht, hätten wir nicht schon zuvor von dessen Existenz gewusst. Dann wären wir sicherlich recht unbedarft hindurch geflogen.


    Die andere Seite jedoch! Es dürfte kaum möglich sein, sie nicht zu bemerken. Sternenwinde präsentieren sich eigentlich so ungezügelt, so wechselhaft, so unvorhersehbar, daß frühere Generationen sie nur zu Recht mit dem Wetterprozessen verglichen, wie wir sie auf erdähnlichen Planeten vorfinden mögen.

    Doch hier? Darf man dieses gleichförmige, jedem Charakteristikum beraubte künstliche Konstrukt überhaupt noch Sternenwind nennen?

    Was soll, was könnte es dann stattdessen sein?


    Aktuell vermessen wir, so gut es uns eben möglich ist, das Vorhandensein von Interstellarem Medium und Hintergrundstrahlung. Ersteres sollte per Definition innerhalb eines Sternensystems nur noch in Form von extrem hochenergetischen Teilchen vorliegen, letztere jedoch... es würde nach allem, was wir bis jetzt entdecken durften schon verwunden, sollte der Elenor-Kokon sie nicht zumindest beeinflußen.


    Bis jetzt ermittelt: Erstens: Alles, jedes einzelne Teilchen im Raum, schwingt mit einer Frequenz von 147 Herz. Zweitens: Es scheinen keine schnellen Teilchen vorhanden zu sein.

    Zweiundzwanzigster Eintrag


    Wie viele Wachperioden sind wir nun schon am Arbeiten? Oder müsste ich eher nach den Ruheperioden fragen, die wir ausgelassen haben?

    Wer soll jemals all die gesammelten Daten auswerten? Wer vermag es, all die sich ergebenden wissenschaftlichen Arbeiten zu schreiben?


    Genau aus diesem Grund wäre es nicht zu verantworten gewesen, Nang der Expedition zu verweisen. Genau aus diesem Grund sind die fünf Helfer, die Herzwang-Zwillinge und die drei Kolonisten, eine solche Unterstützung. Gar nicht erst zu reden von den immer bescheidenen, stets pflichtbewussten drei Amindii.


    Es war eine gute Entscheidung, Ar Arraza anzuweisen, uns vor der Trennung Rationen sanft anregender Medikamente auszugeben. Diese helfen uns jetzt sehr.

    Doch ich habe vor die nächste Wachperiode angeordnet, daß die Einnahme der selbigen auszusetzen ist. Jeder soll zumindest eine volle Ruheperiode Schlaf und damit erholte intellektuelle Fähigkeiten erhalten.

    Denn in einer der folgenden Perioden wird die Passage durch die äußeren Schichten des Kokons erfolgen. Auch hierfür wurde schon eine Bezeichnung gefunden: Elenor-Membran


    Mich beschleicht immer mehr das Gefühl, all dies hier wurde schon einmal besucht, vermessen und benannt. Doch publiziert, zugänglich gemacht hat man es eben nicht. Was passiert in einem solchen Falle mit den von uns vergebenen Namen? Auch aus mir spricht der Schlafmangel.

    Einundzwanzigster Eintrag


    Man weiß gar nicht, wohin man die Instrumente zuerst richten soll, so viele verschiedene Phänomene von Interesse gibt es. Während sich jene, welche zur Vermessung von Felder gleich welcher Art dienen, auf den baldigen Aufprall und die Durchquerung des Phänomens vorbereitet werden, welches Növer nach ihrer Mutter den `Elenor-Kokon` benannt hat, haben die Teleskope unserer drei Raumschiffe die Kanten dieses Kokon genau abgesucht.

    Stelle man sich die Konstellation in lediglich zwei Dimensionen vor, so sind die Grenzen des ebenfalls in einem gleichseitigen Dreieck realisierten Kokons an Ecken weit hinter den Sternen aufgehängt. Dort befindet sich jeweils eine Station von derartig gigantischen Ausmaßen, daß man sie von unserem Standpunkt aus gerade noch auszumachen versteht. Mit an Sicherheit geltender Wahrscheinlichkeit ist ihr Abstand zum jeweiligen Zentralgestirn, welchem sie zugeordnet wurden, identisch. Doch die dahin gehenden Meßwerte liegen erst später vor.


    Fügt man dem nun die dritte Dimension hinzu, so erhält man zwei aufeinander stehende Tetraeder. An deren Spitzen, also oben wie auch unten, finden sich ebenfalls derartig große Bauwerke. Auf den ersten Blick scheinen sie vom Charakter her identisch zu den anderen dreien.

    Verbindet man nun die Spitzen dieser beiden geometrischen Figuren, so schneidet die resultierende Gerade die zweidimensionale Fläche logischer Weise in ihrem Mittelpunkt. Es würde mich sehr wundern, sollte es an diesem Punkt nicht auch wieder eine Station geben, doch dort ist nichts. Wahrscheinlich aus dem einen Grund, da es sich bei diesem Bauwerk nicht um etwas handelt, daß eine solch gewaltige Funktion zu erfüllen hat, wie die fünf schon von uns beobachteten Stationen an den Außenkanten.


    Vom in Ungnade gefallenen Nang stammt die Idee, eine weitere Station im sogenannten Baryzentrum der Konstellation zu suchen also - im gemeinsamen Schwerzentrum all der Körper hier. Widerwillig gewährte ich Beobachtungszeit zur Überprüfung dieser fragwürdigen Hypothese und sie hat sich in der Tat bewahrheitet.

    Doch diese sechste Station muß einem etwas anderen Zwecke dienen, denn ihre Silhouette ist nicht deckungsgleich mit ihren Geschwistern.


    Stoffströme!

    So scheint es mir zumindest. All diese Einrichtungen regulieren, lenken und steuern scheinbar die Stoffströme ihrer Zentralgestirne.

    Meine Hypothese ist dahingehend, daß die mittige Station eine aufnehmende Rolle trägt - beispielsweise von überschüssigen Teilchenmengen, während die anderen fünf eher bestehende Partikel zurückhalten und den Raum nach außen hin abgrenzen.

    Der Ehrlichkeit halber muß ich jedoch gestehen, mir fällt schlichtweg nichts besseres dazu ein.

    Ich benenne die äußeren Stationen jeweils nach Növer, de Rough, Nang, Fel und Al Arraza.

    Die zentrale Station jedoch nach Herzwang, man denke dabei jedoch an unseren Gönner Helmut und nicht seinen beiden hier bei uns lernenden Verwandten.


    Schon jetzt haben wir historische Ergebnisse erzielt!

    Bald kann ich auch guten Gewissens die versiegelte Fracht öffnen...

    Zwanzigster Eintrag


    Wir sind nun schon einige Zeit aus dem Zwischenmedium ausgetreten.

    Fast sofort danach haben wir die beiden Beiboote aus geschleust und auf einen Kurs gebracht, der uns selbst in Form eines möglichst großen gleichschenkligen Dreiecks in das System hinein bringt.

    Schnell ist nämlich klar, daß wir trotz unserer enormen Distanz zum Zielstern eigentlich nur sehr knapp vor der Grenze dieses Systems ausgetreten sind. Diese besteht eigentlich aus dem Sternenwind des jeweiligen Zentralgestirns hier jedoch scheint dies anders zu sein. Doch es ist noch zu früh, darüber Vermutungen anzustellen.


    Ein großer Teil der Mechanik der auf uns wartenden Himmelskörper - zumindest der größeren - war uns schon durch im Vorfeld abgeleistete Vermessungsarbeiten bekannt. Durch unseren Austritt konnten wir dieses Bild lediglich vervollständigen.


    Jetzt jedoch beschleunigen wir noch einmal so stark wie möglich und zwar bis genau an dem Punkt, an welchem dem die Verzögerung spätest möglichst beginnen muß. Wenn wir über eines zur Genüge verfügen, dann ist dies Treibstoff.


    Auf jeden Fall jedoch darf ich mit Fug und Recht behaupten: Mir ist noch nie eine so aufgeregte Astronomin untergekommen.

    Neunzehnter Eintrag


    Man möge es Aberglaube nennen, doch mir fällt auch kein besserer Grund für meine Auswahl unseres Ziels ein. Die irrationale Hoffnung mit dem Anflug des bescheideneren der beiden möglichen Ziele etwas für den weiteren Erfolg unserer Expedition zu tun. In Flugrichtung linker Hand lag der große der drei so einheitlichen Sterne, rechter Hand einer der beiden kleineren. Meine Wahl war auf zweiteren gefallen.


    Ein Sprung ist niemals wie irgend ein anderer Sprung davor. Man überträgt zwar die Parsec zwischen den Sternen auf die Stärke eines Antriebs - Sprung-5 überwindet folgerichtig mit einem Sprung 5 Parsec - doch wer in Parsec denkt, der vergisst schnell all die kleineren Distanzen. Zum kleineren der beiden Sterne war es von uns aus etwas kürzer als zum größeren.

    Direkt an den Systemrand hätten wir aber in keinem Fall erreicht. Dafür wäre ein Sprung-6 nötig gewesen obwohl wir diesen dann nicht ganz hätten ausreizen müssen. Es hatte seine Gründe gehabt, warum wir die Formation Spur der Tränen erforschten, die dazwischen lagen.


    Uns blieben drei Möglichkeiten, endlich das Ziel unserer Reise zu erreichen:

    - Ein erneuter Zwischenstopp

    - Nach dem Sprungaustritt kurz vor dem Ziel einen erneuten Sprung durchzuführen. Doch alle Sprünge fesseln einen stets sieben Terra-Tage in dieses Zwischenmedium

    - Nach dem Sprungaustritt ein schnellstmöglicher Einflug ohne Sprung in das System


    Schon von Anfang an war die langsame, vorsichtige Annäherung an unser Zielgebiet vom Protokoll vorgesehen gewesen. Der spezielle Charakter, den das Dreigestirn astronomisch darstellte, umfasste nicht nur die drei die Formation bildenden Sterne. Wenn man es von hier aus betrachtete, wie es Növer, die Astronomin, schon die ganze Zeit über tat, offenbarte sich, daß auch von etwas... zwischen diesen Sternen... Strahlung ausging. Es machte sich ein weiteres Mal bezahlt, daß ich vor der FESAV auf das empfindliche, hochentwickelte Teleskop bestanden habe obwohl wir ja das Ziel aus nächster Nähe untersuchen würden.


    Vor dem Sprungeintritt haben wir also so viel Fahrt aufgenommen wie nur irgend möglich. Entsprechend schnell traten wir in das Zwischenmedium ein, entsprechend schnell werden wir es wieder verlassen.

    Dann bemühen wir uns um weitere, höchstmögliche Beschleunigung um die große, verbliebene Distanz so schnell wie möglich zu überbrücken. Spätestens dann gilt es die ersten konkreten Missionsziele für jedes unserer drei Raumschiffe festzulegen, jeweils auf Kurs zu kommen und entsprechende Bremsmanöver durchzuführen.

    Gut, daß die verstärkte Personaldecke eine derartige Auftrennung nun guten Gewissens zulässt.


    Növer´s Beobachtungen lassen vermuten, daß diese drei Sterne nicht nur eine Konstellation sondern eine... harmonische Einheit untereinander bilden. Sie emittieren alle ein bestimmtes Heliumspektrum, welches auch der zwischen ihnen und sie umfassende Raum aussendet. Er wird also aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem noch in unbekannter Weise angeregten Medium angefüllt sein.

    Achtzehnter Eintrag


    Während dem Sprung in unser Zielgebiet präsentieren mir de Rough und Nang ihre Ergebnisse:

    Demnach haben die Fremden uns in den ersten beiden Nachrichten Willkommen geheißen und zu sich an die Station für das Auffüllen unserer Tanks sowie zu Wartungsarbeiten eingeladen.

    Die zweite Nachricht unterschied sich von der anderen dadurch, daß ihr eine Schablone beilag, mit welcher man sie leichter hatte entschlüsseln können.

    In der dritten Nachricht bitten sie uns dezidiert, die Station anzufliegen. Man hätte anhand der sich ausgeliehenen Technologie und mit dem Wissen von de Rough die nötigen Ersatzteile hergestellt und würde sich darüber freuen, uns helfen zu können.

    Es war in etwa an diesem Punkt, an welchem sich Nang ein weiteres Mal als Lügner entlarvte, denn „ihm rutschte heraus“, diese Inhalte wären nichts Neues, er wisse um sie.

    Dieses Mal gab ihn de Rough, was er verdiente und ich sah mit Anstand in eine andere Ecke...

    Wieder waren dutzende und aberdutzende Wachperioden an Arbeitszeit verschwendet worden!


    Noch dazu hätte ich sicherlich bei unserem letzten Aufenthalt in Tombstone eine andere Entscheidung hinsichtlich unseres nächsten Reiseziels gefällt, als direkt unsere Mission fortzusetzen.

    Nun verfügen wir über kein Schiff mehr, um einen ordentlichen Erstkontakt herstellen zu können. Dafür wäre ein Aufenthalt in einer Werft nötig gewesen.


    Man hüte sich übrigens vor einer all zu erzürnten de Rough!

    Siebzehnter Eintrag


    Wieder verbringen wir eine bemerkenswert lange Zeitspanne nicht mit unserer Mission. Doch die Höhlen sind nur all zu reizvoll. Wir trieben sie voran, wo es uns nur möglich war. Jetzt, im Nachhinein, hätten wir dabei deutlich gezielter vorgehen können. Ebenso hätte uns auffallen müssen, daß die Kolonisten in dem Maße ihr eigenes Engagement heruntergefahren haben, in welchem wir das unsrige mit immer mehr Eifer entfachten.


    Das Resultat präsentiert sich in einer ganzen Reihe schöner Aussichtspunkte, die zu langen Betrachtungen und zum Verweilen in dieser fremdartigen, alten Kultur einladen, doch Fundstätten wurde keine einzige erschlossen.

    Am Ende dieser Bemühungen - offensichtlich hatte der Vorsteher der Kolonie alles gewissenhaft geplant - präsentierte man uns eine Reihe von Funden, die man wohl zu einem früheren Zeitpunkt gemacht hat.

    Darunter finden sich Alltagsgegenstände wie:


    Metallenes Besteck und Kleider, Schmuck und Gefertigtes aus Glas, Teile von Zeichnungen auf Tierhäuten und Schrift, viel, viel Schrift.


    Noch einmal verweist man uns auf die Theorie, daß die eigentliche Sensation in der Abwesenheit jeglicher Werkstätten, Fabriken oder dergleichen liegt. Diese Leute hier hätten andere Methoden für die Herstellung all dieser Dinge angewandt.

    Ich verstärke die Crew um drei in der Raumfahrt erfahrene Kolonisten, die Hilfsarbeiten übernehmen werden.

    Wenig besänftigt lasse ich die Expedition fortsetzen!

    Sechzehnter Eintrag


    Ich stehe in einer dieser Höhlen, welche die Kolonisten von Tombstone Prime durch die Gletscher treiben, seit dem wir damals die Idee gehabt haben, die archäologischen Städten hier auf diesem Wege zugänglich zu machen.


    Durch gewisse Kniffe und Tricks mit Polituren, Wärme und dem raffinierten Einsatz von Lichtquellen lässt sich erahnen, in was wir hier stehen, denn auf diesem Wege werden große Strecken des Eises transparent:

    Dies hier war einst ein zentraler Platz.

    Er ist von hohen Mauern umgeben, die keine offensichtlich verteidigende Funktion hatten, denn sie sind schlicht aber dennoch schmuckvoll ausgeführt.

    Innerhalb des mit großen Bodenplatten ausgelegten Hofes finden sich vier Pyramiden, deren Grundriß jeweils auf einem Rechteck basiert, welches nicht quadratisch ist. Sie sind allesamt parallel zueinander und in die gleiche Richtung orientiert. Auf ihren sichtbaren Seiten - sie präsentieren sich glatt - werden sie nur von wenigen Symbolen geziert. Diese können wir nicht vollständig erkennen, jedoch gleicht keines einem anderen.

    Die Pyramiden tragen keine Spitzen, also auch kein Pyramidion, sondern einen Turm. Er scheint vergleichsweise klein zu sein. Vielleicht ist dies eine Vorrichtung, um etwas darin anzubringen, beispielsweise eine Laterne.


    Bemerkenswert finden die Kolonisten die vollständige Abwesenheit von jeglichen Werkzeugen an allen Orten, die sie bis jetzt auf diese Weise untersucht haben.

    Ich jedoch sehe keinen Grund für einen guten Handwerker nach getaner Arbeit das Werkzeug einfach hinter zu werfen.

    Fünfzehnter Eintrag


    Die ESP Oppressor präsentiert sich wieder funktionsfähig, doch sollten wir von einem all zu tiefen Abstieg in Regionen absehen, die großen Druck auf das Schiff ausüben können. Für das Aufnehmen von Treibstoff müssen wir nicht tief in einen Gasriesen hinab steigen, doch ob wir auch dies riskieren wollen?


    Ich stehe vor der schweren Entscheidung für den Aufenthalt in einem Raumdock noch weiter zurück zu fliegen oder aber doch das Zielgebiet zu besuchen.


    Unsere Vorräte an Nahrung sind hinreichend. Das Wasser wurde zum größten Teil auf Tombstone Prime mit solchem gewonnen aus Gletschereis ausgetauscht.


    Mir ist es gelungen, Nang „zu knacken“. Er bestand darauf, de Rough zum folgenden Gespräch hinzuzuziehen. Im folgenden erzählte er uns all die Dinge, die ihn bedrückten.

    Demzufolge haben die Bewohner dieses Gasriesens zunächst Kontakt zu ihm gesucht, doch er hat sich ihnen aus einer Furcht heraus verweigert. Dies hat auf einem der übersinnlichen Wegen stattgefunden, so hat es niemand sonst bemerkt.

    Danach sendeten sie zwei Funksprüche in uns unbekannten Zeichen, die Nang, der gerade Dienst tat, zwar für sich selbst kopierte, für uns jedoch aus allen Systemen tilgte.

    Erst zu einem Zeitpunkt danach haben die Wesen Kontakt zu de Rough gesucht, von der sie offensichtlich wussten, daß sie an einem essentiellen Problem arbeitete, aus welchem eine Gefahr für unser Schiff entstehen konnte.

    Leider ging dieser erneute Erstkontakt ebenso schief wie all die Versuche davor.

    Wiederum danach entwendeten die Wesen einen großen Teil unserer Technologie aus dem Hangar der Beiboote.

    Ein dritter Funkspruch traf wesentlich später eintraf und wiederum fing Nang ihn ab, kopierte und löschte ihn.


    Ich muß gestehen, spätestens an dieser Stelle wurde ich fast übermannt von dem Wunsch, Rie de Rough, die körperlich leidtragende dieser ganzen Chose, würde Nang endlich die physische Abreibung verpassen, die ein primitiver Teil in mir für diese Feigheit und den Verrat gerechtfertigt hielt.

    Doch zu unser aller Überraschung blieb sie ruhig. Durch diese Ausführungen kamen scheinbar Erinnerungen zurück. Leider sprach sie über diese nicht.


    Es stand außer Frage, Nang umgehend an die Wiederherstellung der Nachrichten sowie deren Analyse zu setzen. Vielleicht sind die Zeichensätze umfangreich genug, damit wir eine Sprache entschlüsseln können. Vielleicht lässt sich von den so erhalten Proben schon auf eine Bedeutung schließen.

    Sollte dem nicht so sein, so hege ich die begründete Hoffnung, de Rough kann uns weiterhelfen.

    Ich habe sie umgehend von den finalen Arbeiten abgezogen,

    damit sie Nang unterstützt oder besser ihm auf die Finger schaut.


    Ahd Nang, Schriftgelehrter und wie er es nennt `Magisch Begabter`, ist in seiner zweiteren Rolle unersetzbar. Die erste hätte ich selbst zur Not übernehmen können.


    Ich rechne es ihm trotz allem hoch an, daß er sich uns nun doch offenbart hat. Sein Fehler hat ihn sehr geschmerzt.


    Nur immer her damit :)


    Tanken auf einem Gasplaneten

    Es handelt sich um ein Standardverfahren, weswegen Sir Morton nur am Rande erwähnt, daß es passiert ist.
    Ein klarer Nachteil dieses Tagebuch-Formats.


    Ich habe jetzt die Antwort aus dem Traveller - Canon nicht im Kopf, also schreibe ich mal, wie es machen würde:
    1. Suche nach einem Sturm, der groß genug ist und über möglichst wenig Wirbel verfügt.
    2. Synchronisation der Raumschiffsgeschwindigkeit mit diesem Sturm.

    3. Eintauchen in den Sturm. Nun befindet sich das Schiff in einer dichten Atmosphäre. Draußen ist es praktisch windstill.
    4. Sammelapparatur ausfahren und aktivieren.

    5. Sammeln während das Schiff gerade aus mit dem Sturm dahin fliegt.

    Was mir noch aufgefallen ist:
    Ich bin begrifflich unscharf... Planeten wie Neptun und Uranus sind Eisriesen. Sie bestehen zu großen Teilen aus Wasser, Ammoniak und Methan. Um daraus wiederum Wasserstoff gewinnen zu können, braucht es eine Reinigungsanlage / kleine Raffinerie und die haben sie nicht.


    Astronomische Beobachtungen


    Auch heutzutage reichen schon ein paar weiter auseinanderliegender Punkte um Bahnen zuverlässig bestimmen zu können. Ich bin da selbst immer wieder überrascht. Aber es ist schon so, daß ich solche Berechnungen noch nie selbst durchgeführt habe. Nur das kleine Etwas an Schulzeug.


    Zusammenbruch eines Mannschaftsmitglieds

    Da ist eine gewisse Wut / Enttäuschung darüber, daß sie vor ihrem Zusammenbruch nicht ordentlich Meldung abgegeben hat. Und dieser Umstand dann wieder die Mission in Gefahr bringt.



    Viele Grüße^^
    Sebastian

    Vierzehnter Eintrag


    Wir befinden uns in Tombstone. Der Sprung verlief problemlos. Tombstone empfängt uns sowohl mit Überraschung wie auch offenen Armen. Wir werden sehen, ob sich diese freundschaftlichen Bande auf eine Weise nutzen lassen, die unsere knappe Barschaft schont.


    Kurz nach dem Eintritt in den Sprung ist de Rough geweckt worden und Stück für Stück in den aktiven Dienst zurück gekehrt. Man darf mit Fug und Recht sagen: Sie war über unsere Reparaturen nicht erfreut, „doch zumindest habt ihr nicht noch mehr beschädigt“.


    Noch während wir uns mit den Beibooten in einen Orbit um Tombstone Prime schleppen, trifft ein kleiner Raumer im System ein. Ein Händler, der sich scheinbar ganz schutzlos hinaus wagt in dieses Niemandsland. So naiv waren noch nicht einmal wir, die wir dennoch fast das Opfer von Piraten geworden wären.


    De Rough gelingt ist, einen gewissen Teil der Baugruppen, die wir nicht selber herstellen können, von diesem Händler zu erwerben. Ihr hierbei freie Hand zu lassen, stellt eine wunderbare Gelegenheit dar, den gerechten Zorn zu kanalisieren und damit hoffentlich zu lindern mit welchen sie uns überzieht.


    Nang stürzt sich in die Arbeiten mit den Funden hier und unserer Datenbank. Zunächst erscheint sie fruchtlos. Je länger er keine Ergebnisse erzielt, desto mehr verstärkt er seine Bemühungen. Es muß ein schlechtes Gewissen sein, welches er besänftigen will.