Beiträge von Segira

    Ein Kampf dieses Ausmaßes war genau nach Segiras Geschmack. Ein tapferer Krieger, der sich ehrenvoll verhielt und ihre Hilfe brauchte… Eine ausweglose Situation… Ein übermächtiger Feind ... Ein Kampf, der viel Blut und Action versprach!


    Segira hatte in einer Häuserspalte die Auseinandersetzung beobachtet. Es war nicht so, dass sie so herzlos war und kein Mitleid mit dem jungen Arashi hatte. Seine Verwundung trug er aber mit Stolz. Würdevoll erledigte er einen Frostalb. Jetzt wo er in die Ecke gedrängt wurde, schien sein Schicksal beendet. Doch dann richtete er sich erneut auf, konnte die beiden Männer niedertreten und den nächstliegenden Alb mit einem Sprung nach oben in der Kehle treffen.


    Segira war stets dort, wo ein Kampf spannend war und auch für sie eine Herausforderung darstellte. Von ihrer Position aus, wo sie stand, entsandte sie ihren Geist in die Lüfte, kurz nachdem der Arashi an ihr vorbeilief und nach der Verstärkung rief. Dieser Arashi und auch die Frostalben konnte sie gar nicht sehen, da sie einen astralen Schirm um sich herumgebildet hatte. Nur wenn man wusste, dass sie dort war, konnte man sie sehen. Aber da man es nicht wusste, ging der Blick automatisch an ihr vorbei, denn nur ein konzentrierter Blick vermochte es den astralen Schirm zu durchbrechen. Ein Blick aus der seitlichen Peripherie des Auges reichte dafür nicht.
    Der Blick in die Lüfte gab der Göttin die Informationen, die sie brauchte. Eine Truppe mit 30 Mann, aus Frostalben und Arashi bestehend samt ihren Oberfeldwebel, waren auf dem Weg nach hier. Verfluchte Schwächlinge! Segira spuckte aus Abscheu aus.


    So etwas Unehrenhaftes hatte sie bei Frostalben noch nie gesehen. Dieser Pimpf musste wohl ein wichtiger Arashi sein und für die Rebellion der gelben Blüte eine tragende Rolle spielen. Wie wichtig, das konnte nur Ainuwar beantworten. Es ging Segira hier aber nicht um die Unterstützung ihres Lieblingsvolkes. Nein, die Arashi hatten sich durch eigene Dummheit in diese Situation gebracht. Kein Gott sollte einen derart politischen Einfluss auf die Sterbliche ausüben. Anders als Dal, Infiniatus oder Rakshor verachtete die Göttin des Krieges derlei Eingreifen.
    Die Völker Asamuras können nur durch Lektionen zur Ehre erzogen werden. Und nicht durch politisches Winkeladvokatenspiel, wie Dal es machte.


    Diese Frostalben verhielten sich unehrenhaft. Es war an der Zeit ihnen beizubringen, welchen Namen sie im Kampf da immer huldigten. Denn die Frostalben beteten auch zu Segira. Im Moment verrieten sie aber alle Ideale, die die Göttin vertrat. Es wurde Zeit für eine Lektion.
    Mit diesen Gedanken trat die Göttin aus ihrem Astralschirm. Sie kam nur wenige Sekunden später in das Blickfeld des jungen Arashi, als dieser bereits auf dem Boden lag und mit der Bewusstseinslosigkeit kämpfte.


    „Ihr habt Unehre über eure Familien gebracht. Ihr werdet euren Kindern noch lange von diesem Tag berichten, an dem euch beibgeracht wurde, was Ehre heißt“, sprach Segira voller Stolz und Würde. Sie hatte die Gestalt eines alten Arashi Lehrmeisters angenommen. Es war keine lebende Person, sondern rein nach ihrem Vorstellungsempfinden nachempfunden. Auf einem Stock gestützt, schritt sie gebrechlich auf die Frostalben zu. Das weiße Haar des Arashi Lehrmeisters war zu einem Zopf zusammengebunden. Sie hatte einen Spitzbart, und alte knochige Gesichtszüge, die von einem langen Leben berichteten. Unter dem Gewand (Kimono) hatte sie ein Katana, und ein Wakizashi verborgen. Es war eine ganz einfache Kampfausrüstung. Zusätzlich zur kargen Kampfausstattung hatte Segira ihre Fähigkeiten auf ein absolutes Minium zurückgeschraubt, nämlich auf die tatsächliche Fähigkeiten, wie ein alter Mann in dem Alter noch kämpfen konnte. Sie wollte es heute auch für sich besonders spannend machen.


    Als die drei verbliebenden Frostalben ihre Stimme vernahmen, drehten sie sich um, und ließen den Arashi am Boden in Ruhe. Man sah wie die Frostalben schweiglos ihre Blicke kreuzten. Sie brauchten nicht vieler Worte, doch ihre Blicke verrieten Verachtung und Überheblichkeit.
    Zu dritt kamen sie auf Segira zu und umkreisten die Göttin, wie ein Jäger seine Beute. Ehe überhaupt etwas passierte holte Segira mit einem Ausfallschritt bereits zum Kampf aus und es gelang ihr mit der Spitze des Katanas den Frostalben direkt gegenüber von ihr am Handrücken zu treffen, der daraufhin aus Reflex seine Waffe fallen ließ und entwaffnet war. Die Reaktionen der beiden Frostalben ließen nicht auf sich warten. Nur durch seitliches Drehen zu den beiden Gegnern hin konnte sie mit ihrer Klinge direkt beide Schwerthiebe der Frostalben abblocken. Nun stand sie aber mit dem Rücken direkt zum Frostalben, den sie zu Beginn entwaffnet hatte. Natürlich wusste das Segira. Sie dachte nicht lange nach und hatte sofort eine Idee. Dank der Enge der Gasse konnte sie in einem galanten Sprung gegen die Wand springen. Von dort aus landete sie direkt auf den Frostalben, der inzwischen seine Waffe wieder gefunden hatte…aber nun auch die Spitze von Segiras Waffe in seiner Brust stecken hatte.


    Da ein Herausziehen der Waffe aus dem leblosen Körper des Frostalben zu lange dauern würde, musste sich die Kriegsgöttin zur Seite, über seine Leiche hinweg, abrollen und den kommenden Schwertschlag des Frostalben mit ihrem Wakizashi abblocken. Sie bemerkte aber, dass sie bereits außer Puste war und dieser Körper bereits jetzt weniger hergab, als sie gewohnt war.
    Aber das genau gefiel ihr und voller Stolz verkündete sie die erste Lektion, die sie den Frostalben heute mitgeben wollte:
    „Vermeide es gegen Gegner zu kämpfen, die dir unterlegen sind. Suche dir stets einen gleichstarken Gegner, der die gleichen Chancen zu gewinnen hat.“
    Die Frostalben schwiegen weiterhin, denn es waren keinerlei Worte notwendig in dieser Situation. Ein zu hektisches Vorgehen des zweiten Frostalben, während sich Segira gerade nach hinten bewegte, bewirkte dass Segira seinen Schlag abwehren konnte und seinen Hieb umlenken konnte, sodass sein Schwertarm zum Boden hin zeigte. Wenig später erreichte das Wakizashi von Segira seine Kehle und schlitzte diese auf.
    „Willst du nicht weglaufen und wieder nach Unterstützung suchen? Oder schaffst du es alleine, wie jeder Krieger kämpfen sollte?“, fragte Segira den letzten Krieger vorwurfsvoll.
    „Maul halten, Arashi Abschaum. Malgorion hat uns als höchste Rasse auserkoren.“, antwortete er bloß.


    Der Gegner war aber zu weit weg, sodass Segira die Klinge des letzten Frostalbs aufheben konnte, und nun wieder eine funktionsfähige Waffe hatte. Das Eisschwert war zwar nicht ihre Lieblingsklinge, doch die Göttin beherrschte den Umgang mit jeder Waffe.
    „Kannst du kämpfen?“, rief sie Sasuke zu, als sie mit dem Eisschwert bewaffnet nach hinten schritt. Sie unterhielt sich mit Sasuke, während der Frostalb auf sie einschlug. Ohne Probleme konnte sie dessen nächsten Kampfschritt voraussehen. Ihre viele geschlagenen Schlachten und gefallenen Gegner hatte ihr inzwischen eine Intuition gegeben, gegnerische Züge voraussehen zu können.


    Und es passierte genau, wie sie gedacht hatte. Der Schlag ging in Richtung ihres Kopfes. Segira duckte sich bereits unter ihm hinweg, während der Gegner diesen Angriff vollzog. Sie stand plötzlich neben ihm, schaute ihn emotionslos an und sagte eiskalt: „Grüß deine toten Freunde von mir. Du hast unehrenhaft gekämpft. Du wirst es bald verstehen.“
    Mit diesen Worten durchbohrte sie sein Herz.
    Dem Arashi auf dem Boden half sie auf und stützte ihn so gut wie möglich ab. „Wir müssen uns beeilen. Ich zählte 30 weitere Frostalben auf dem Weg nach hier. Sie dürften gleich hier sein. Es sei denn du willst kämpfen...ehrlich gesagt hätte ich auch nichts dagegen“, sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ein Lächeln wie es ungewöhnlich war für Segira - die Eiserne. Heute war ein guter Tag!