Beiträge von Bjorgä

    Der Berggipfler Bjorgä hatte inzwischen alle Sachen gepackt und war gerade im Stall, wo seine beiden Kühe auf ihn warteten. „Kalinä und Lorätta“, rief der dicke Zwerg als er in den Stall tapste. Er stampfte mehrmals auf den Boden, um den Schnee von seinen Stiefeln wegzutreten. Danach wischte er sich über den Mantel und entfernte den Schnee von seiner Kleidung.
    Die Kühe lagen faul und müde auf dem Heuboden. Bjorgä nahm das Zaumzeug von einem Nagel herunter, wo sie hingen und legte es den beiden Kühen an. Kalinä und Lorätta waren alte Kühe. Es war gut, dass der Berggipfler einen Käufer auf dem Markt gefunden hatte, der an ihnen Interesse gefunden hatte. Der Name der alten Lady lautete Rosa, so hatte sie sich vorgestellt. Bjorgä konnte sich mit dem Verkauf das Futter für die Tiere leisten, worauf sie angewiesen waren. Auch Milch und Käse hatte man von ihm angefordert, welches er in Satteltaschen bei den Kühen befestigte. Insgesamt würden die Einkünfte aus diesem Geschäft für die Ausgaben des gesamten Winters ausreichen. Und so freute sich Bjorgä über diese kleine Reise.


    Zur Unterstützung begleitete ihn sein Sohn Kjätil. Gemeinsam sollten sie den steilen Pfad in das Tal gehen. Von dort aus, war es nicht mehr weit zur Villa Zitrogelb. Aber wer weiß, was unterwegs alles passieren konnte.
    Bjorgä schnaufte kurz durch und japste nach Luft. „Sjo eynä anstrengendä Sachä“, sagte er bloß. Als er die Tiere endlich gesattelt hatte, war er bereits schweißgebadet, ohne dass er überhaupt einen Meter losgegangen war.
    „Erstmal eynä Pausä“, sagte er sich. Nahm einen Schluck Milch und stopfte sich mit Käse voll. Kjätil kam wenige Augenblicke später hinein und schloss sich der kleinen Mahlzeit an. „Eynä gute Byär wäre jetzt das Richtige“, sagte er, als er sich auf den Heuboden pflanzen. Unglücklicherweise war ihnen diese Woche das Bier ausgegangen. Man erwartete zwar pünktlich ihre Lieferung. Doch ein Berggipfler ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Irgendwann sollten sie dann auch mal losgehen, dachte sich Bjorgä. Aber zuerst sollten sie die Pause genießen.

    Bjorgä wirkte leicht beleidigt, als der Herzog den Bierkrug nicht anrührte, den Bjorgä ihm mitgebracht hatte. Er schaute Wilhelm leicht enttäuscht an, welcher gegenwärtig aber in einem Gespräch mit einem anderen Gast vertieft war. Augenscheinlich ging es immer noch um das kleynä Mäschleyn, welches wohl den Namen Fee hatte. Bjorgä hörte kurz zu, schüttelte dann aber nur den Kopf.


    Er war müde und gestresst von dem ganzen Trubel. Soviel Stress hatte er schon lange nicht mehr gehabt! Eigentlich hatte er ja nur einen entspannten Feierabend verbringen wollen, doch seitdem dieser Wilhelm hier war, war es anstrengend geworden. Als Wilhelm ihn noch dazu aufforderte nach der "Fee" zu suchen, wurde Bjorgä ganz wirr im Kopf.


    "Das kleynä Mänschäleyn?", fragte Bjorgä.
    Er ging der Aufforderung nach. Schließlich wollte Bjorgä das endlich wieder Ruhe einkehrte. "Komm här, Wesäleyn!", rief er nach der Fee, wie nach einem Haustier. Der alte, fette Berggipfler bewegte sich langsam und gemächlich. Er schob einen Stuhl zur Seite, und schaute unter dem Tisch nach. Doch auch dort fand er die Fee nicht.


    "Iosif, I' brauchä Hilfä," brüllte der Bergwychtl in die Runde, als er sich wieder erhob und vom Tisch herauskrabbelte.
    "Für eynää altö Bergwychtlä is' do nit! I' brauchä eynä Päuslä!", murmelte Bjorgä überanstrengt. Mit den Worten setzte er sich wieder auf seinen Stuhl und trank erstmal einen kräftigen Schluck.


    Einige Schweißperlen kullerten über sein Gesicht, als er plötzlich von einer ganz anderen Ecke des Raumes eine bekannte Stimme hörte:
    "Ich gehöre niemanden!
    "Habt ihr Großen keinen Anstand und den Funken von Intelligenz? Eine Fee ist doch kein Haustier was man besitzen kann."


    "Do istä!", rief Bjorgä aufgebracht. Doch scheinbar wollte das kleynä Mänschäleyn eine Schlägerei verursachen, so zumindenst verstand der Zwerg die aufmüpfigen Worte der Fee. Natürlich entspannte sich die Lage nicht, sondern wurde dadurch noch zusätzlich angeheizt.


    Der eine Gast pirschte sich, wie eine Katze an seine Beute heran und versuchte die Fee in einem Glas erneut einzufangen. Doch diesmal gelang ihm es nicht. Sie war zu flink, und wann immer der unverschämte Gast ausholte, um sie mit dem Glas einzufangen, befand sie sich schon ganz wo anders, sodass er lautstark im Raum verkündete:
    "Bleib stehen! Zwerg ich gebe dir einen Teil der Beute, wenn du mir hilfst, sie wieder einzufangen!"


    Doch Bjorgä hatte jetzt genug. Er wollte wirklich nur seine Ruhe und dieses ganze Affentheater ging ihm langsam wirklich auf die Nerven!
    Endlich kam auch der kräftige Iosif, ehemaliger Söldner und inzwischen Tavernenbesitzer des Ochsenknechts. Er hatte lange auf sich warten lassen, doch waren solche Streitereien in solch einer Spelunke durchaus nicht unüblich. Inzwischen nahm die Atmosphäre aber immer unangenehmer und der Wirt spürte, dass eine Schlägerei in der Luft lag. Als ehemaliger Söldner hatte Iosif nämlich schon viele Schlägereien gehabt, und seine Intuition und Erfahrung in der Hinsicht täuschte ihn nie. Also entschied er sich einzuschreiten und die Situation vernünftig zu klären.


    Kurz nahm Iosif Bjorgä, seinen einzigen Mitarbeiter, zur Seite und beriet sich mit ihm. Bjorgä nickte lediglich als Antwort. Was die Beiden berieten, war für die anderen Gäste nicht hörbar. Jedenfalls gingen beide plötzlich auf den Gast los, welcher die Fee hatte einfangen wollen.
    "Heh, Iosif. Das war doch nur ein Versehen. Ein Missverständnis, ich schwöre!," sagte der Gast unterwürfig. Die Statur und der Körperbau des Wirtes waren durchaus eindrucksvoll. Niemand wollte sich freiwillig mit dem Wirt anlegen. Daher war es kein Wunder, dass der Gast so reagierte.
    "Ich gebe dir, 50% vom Gewinn!", meinte der Gast. Doch Iosif ließ sich nicht überzeugen. Er schlug dem Gast sofort ins Gesicht. Mit einem einzigen Schlag fiel dieser auf den Boden und war bewusstlos.
    "Feynä," erwiderte Bjorgä stumpf, woraufhin die Beiden den Gast packten und auf die Straße warfen.


    "Du hast absofort Hausverbot!", kündigte Iosif an und schloss die Eingangspforte mit viel Schwung, sodass es laut krachte.
    "Und jetzt saufä wyr!", gluckste der Bergwychtl freundlich. Er begab sich in die Mitte des Raumes und begann ein Lied zu grölen.

    Bjorgä hörte dem Herzog aufmerksam zu und nickte ihm gelegentlich als Antwort zu. "Härr Zog Läopold?", schnappte Bjorgä die Frage von Wilhelm auf. Er konnte mit dem Namen nichts anfangen zuckte unwissend mit den Schultern.
    "Näääää," brummte der Bergwychtl.


    Kurz fiel Bjorgä Wilhelm darauf ins Wort und wollte das Gespräch auf ein Thema lenken, wo Bjorgä mitreden konnte: "Kännstä dä Wyrtä Lirndd?"
    "Ei feynä Bengäl! Mein Schwiegäsohn! Und dö Byär is dö bestä in ganzä Heymstätt!"


    Für Bjorgä war der Wirt Lirndd inzwischen schon sowas, wie eine Persönlichkeit geworden und er war immer wieder erstaunt, dass niemand diesen bedeutenden Berggipfler kannte. Im Donnerbrettfahren gewann er schon das 10. Mal in Folge. Den Preis für die größte Rübe und den schönsten Kohl ging auch zum x-ten Mal an ihn. Bjorgä bewunderte seinen Schwiegerson. Für die Bergwychtl war Lirndd inzwischen schon sowas, wie ein Held geworden. Lirndd lebte aber wie fast alle Berggipfler weit von Oberhain entfernt, im Wychtlgebirge, im Schutze der Waldalben. Und so war es also nicht verwunderlich, dass Wilhelm ihn nicht kennen konnte.


    Doch Herzog Wilhelm von Hovenhain war viel zu sehr vertieft in seiner Schilderung über die omniösen Machenschaften von Leopold von Ghena. Als die Speisen aufgetischt wurden, wurde der Koch jedoch kurz missmutig. Hatte Iosif ihn doch glatt nicht gefragt, ob er den Braten verwenden durfte, den Bjorgä für den morgigen Tag vorbereitet hatte. Dieser Braten war noch nicht fertig!


    "Schmörrn!", brummte er kurz mürrisch in sein Bierglas. Doch es war fast nicht möglich, Bjorgä in eine schlechte Stimmung zu versetzen oder ihn aus der Ruhe zu bringen. So fing er kurz darauf wieder an zu lächeln, und bediente sich an der Käseplatte.


    "Zumindest das Bier ist schon einmal sehr gut, sagt kleiner Mann, was führt euch, einen Bergwychtl in dies entlegene Gegend, noch dazu so fern der Heimat?", fragte ihn der Herzog.


    "Sjo, dö is eynä langä Geschichtä. Im vordrittä Jahrä nun starbä meynä Weyb Fjändina. Ward a eynä schönä Sommertagä, als i' na Hausä kam...," erzählte er die Geschichte. Doch er konnte sie nicht beenden, da wieder Tumult am Tisch entstand.


    Irgendein Gast schnappte sich die kleine Fee und beanspruchte sie für sich.
    Bjorgä beobachtete dies zunächst nur. Als der Herzog sich beschwerte, zuckte Bjorgä nur mit den Schultern. Vielleicht war das so ein Brauch, dass man den "kleynä Mänschä" einfangen musste, wie eine Ratte in der Käsefabrik?


    Sjovätt hat noch nie viel von Konfliktbewältigung verstanden. Er erhob sich stattdessen von seinem Platz und holte nochmal Bier für die Runde. Denn Bjorgäs Krug war schon leer und der Herzog hatte noch viel zu wenig getrunken! "Do Byär musstä trinkä!", sagte er im leicht vorwurfsvollen, kumpelhaften Tonfall zum Herzog und klatschte mit der Geste den Krug auf den Tisch. Etwas Bier schwappte dabei über und tropfte auf den Boden.


    Lustigerweise hatte Bjorgä auch an die Fee gedacht und ihr einen riesigen Krug voll mit Bier mitgebracht.

    Bjorgä Sjovätt
    Kurzinfo


    Name: Bjorgä "Sjovätt"
    Volk: Bergwychtl/Berggipfler
    Fraktion: Freie Völker
    Alter: 79 Jahre
    Größe: 1,32 m
    Statur: Dick
    Beruf: Koch, ehemaliger Viehzüchter und Käsemacher
    Herkunft: Wychtlgebirge
    Derzeitiger Wohnort: Oberhain in der Taverne „Zum Ochsenknecht“
    Familienstand: Verwitwet
    Sprachen: Asameisch (im Bergwychtl Dialekt) – eine andere Sprache beherrscht er nicht und wird er auch nie lernen.


    Glauben:
    Bjorgä glaubt weder an Götter, noch an Magie, oder andere übernatürliche Dinge. Das übersteigt sein Vorstellungsvermögen.



    Familie:

      - Vater: Svärre, Viehzüchter und Käsemacher(110 Jahre)
      - Schwiegervater: Tolf, Werkzeugschmied († Verstorben mit 123 Jahren)
      - Ehefrau: Fjändinä, Hausfrau († Verstorben mit 76 Jahren)
      - Kinder:

        - 1. Sohn: Kjätil, Käsemacher (41 Jahre), 1 Kind
        - 2. Sohn: Jörn, Ackerbauer (35 Jahre), 1 Kind
        - 1. Tochter: Ämilie, Hausfrau (45 Jahre), 2 Kinder
        - 2. Tochter: Solvejg, Ehefrau des Wirts Lirndd (32 Jahre), 1 Kind
        - 3. Tochter: Iv, Hausfrau (30 Jahre)



    Freunde:
    - Svän, Bergwychtl, Bierbrauer und Schnapsbrenner
    - Lirndd, Bergwychtl, Wirt von Heymstätt
    - Iosif Jewgenjewitsch, Naridischer Almane, Besitzer der Taverne "Zum Ochsenknecht"



    Aussehen


    Sjovätt macht seinem Namen alle Ehre. Er ist sogar für einen Berggipfler besonders dick. Sein Gesicht ist rundlich: Auffällig sind die relativ große, dickliche Nase und die kleinen Ohren.
    Zudem hat der Bergwychtl eine Größe von 1.38 m, sehr viel Bartwuchs, dafür aber kaum mehr Haare auf dem Kopf. Nach außen hin wirkt er oft gelassen und gemütlich.


    An Kleidung trägt er Lederhosen, sowie Lederschürzen aus Rindleder. Unter der Lederbekleidung trägt er einfache Stoffkleidung aus Wolle zum Wärmeschutz. Meist hat er auch eine Kopfbedeckung, er bevorzugt dabei die Lederhaube oder den Filzhut.



    Charakter und Mentalität


    Bjorgä ist ein gemütlicher und offenherziger Bergwychtl. Er führt ein ziemliches simples Leben und ist schnell zufrieden zu stellen. Ihm reicht es aus, wenn er ein gutes Bier, eine kräftige Mahlzeit und ein warmes, gemütliches Plätzchem hat. Dann ist die Welt für ihn in Ordnung. Er erwartet nicht vom Leben und ist deswegen äußerst genügsam. Auch denkt er nicht viel über sich und seine Umwelt nach, sondern nimmt das Leben einfach wie es ist, ohne es zu hinterfragen.


    Bjorgä strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Der Bergwychtl hat eigentlich immer gute Laune und es gelingt Anderen nur sehr selten ihn aus der Ruhe zu bringen. Man wird nie hören, dass sich Bjorgä über etwas beklagt, er wütend oder traurig wird. Er geht grundsätzlich sehr herzlich mit seinen Umfeld um. Nie meint er etwas Böse oder möchte Leuten Schaden zufügen. Höchstens am Morgen ist er etwas schlechter gelaunt und leicht mürrisch.
    Seine gute Laune steckt häufig sein Umfeld mit an. Überdies ist er gegenüber seinen Freunden sehr treu und wird von ihnen geschätzt.


    Bjorgä liebt das Kochen und Backen. Das ist seine große Leidenschaft im Leben, die er sein halbes Leben nicht so stark ausüben konnte, wie er wollte. Denn als Käsemacher musste er sich auch um die Kühe und die Käseproduktion kümmern und konnte nicht 24 Stunden am Tag am Herd stehen. Dennoch muss betont werden, dass auch die Arbeit mit den Kühen Bjorgä viel Spaß gemacht hat. Seitdem seine Frau Fjändinä jedoch tot ist, erwuchs in ihm nochmal der jugendliche Eifer und Bjorgä wurde neugierg mehr über fremdländische Küche zu erfahren.
    Im Allgemeinen isst Bjorgä fast gar kein Fleisch.
    Als er noch Viehzüchter und Käsemacher war, schlachtete er auch stets nur die alten und kranken Kühe, da er es nicht über's Herz bringen konnte, ein gesundes Tier zu schlachten. Es ist zudem seiner Meinung nach eine Verschwendung, da gesunde Kühe auch weiterhin Milch geben.


    Auch ist Bjorgä immer ehrlich. Er versteht den Sinn dahinter nicht zu lügen oder andere Leute bewusst zu täuschen. Er sieht das Ganze aus seinem sehr starren, begrenzen Winkel. Daher neigt Bjorgä dazu naiv zu sein und den Leuten alles zu glauben.


    Bjorgäs eingeschränktes Weltbild und seine Sichtweise beeinflusst sein Handeln sehr stark. Aufgrund seiner geringen Bildung kann er bei vielen "Mäsche Dingä" nicht mitreden. Vieles übersteigt seiner Vorstellungskraft und seinem Verstand. Meist schaltet er bei Dingen, die er nicht versteht, dann auf Durchzug und widmet sich wieder einfacheren Sachen zu.


    Nicht desto trotz ist Bjorgä dennoch recht gesprächig, wenn es um einfache Themen geht, bei denen er mitreden kann. Bei einem guten Saufgelage ist er immer dabei. Auch kennt Bjorgä viele lustige Geschichten und Witzen. In Heymstätt war er bekannt als guter Geschichtenerzähler. Für viele außenstehende Völker sind die Geschichten der Bergwychtl allerdings zu eintönig.


    Seitdem Bjorgä in Oberhain ist, hat er viele Erfahrungen mit fremdländischen Kulturen gemacht und ist aufgrund dessen recht tolerant geworden. Diese Toleranz basiert aber nicht darauf, nicht auf einer Begeisterung und Weltoffenheit, sondern eher auf dem Gedanken der Gleichgültigkeit.
    Es ist Bjorgä gleichgültig geworden, ob er einen "grünä Mänschä" (Goblin), einen "großä Mänschä" (Ork), einen "Flügelmänschä" (Gargoyle) oder einen "kleynä Mänschä" (Fee) bedient. Er hat gelernt, dass andere Kulturen generell nichts Gefährliches sind. Er muss diese auch nicht für gut befinden, oder sich ändern und anpassen, sondern kann bei seiner gewohnten Kultur bleiben. In dieser Erfahrung ist er vielen Berggipflern voraus.


    Zuletzt erwähnt werden muss, dass Bjorgä sich häufig sehr rüpelhaft benimmt und er keine gute Manieren hat. Dies liegt nicht daran, dass Bjorgä es absichtlich Böse meint, sondern liegt an der Tatsache, dass es in einer bäuerlichen Kultur üblich ist, dass der Umgangston eher rau und ungalant ist. Es kommt beispielsweise häufig vor, dass er am Tisch rülpst, laut rumgähnt, oder anderen Leuten ins Wort fällt.



    Stärken und Schwächen


      + Hervorragende Koch- und Backkenntnisse
      + Kann hervorragenden Käse herstellen
      + Guter Geschichtenerzähler
      + Kennt viele Trinksprüche und ist recht gesprächig
      + Gute Kenntnisse über Tiere und Pflanzen
      + Kann guten Schnaps brennen und gutes Bier brauen
      + Viel Erfahrung in der Viehzucht und über das Leben auf dem Land
      + Melken und Kühe abrichten
      + Passable handwerkliche Fähigkeiten
      + Tierfreund
      + Familienmensch
      + Hat inzwischen gelernt mit fremden Völkern umzugehen
      + Äußerst trinkfest


      - Körperlich nicht belastbar
      - Keine Ausdauer, unglaublich schneller außer Puste und am Schwitzen
      - Keine Bildung
      - Häufig schlechte, bäuerliche Manieren (z.B. rülpsen, laut sein, saufen, schlechte Witze machen)
      - Eingeschränktes Weltbild und Sichtweise
      - selektive Wahrnehmung
      - keine Vorstellungskraft und kein Verständnis für den Glauben an eine Religion
      - kann mit Münzgeld nichts anfangen und versteht den Sinn dahinter nicht. Er bevorzugt den Tauschhandel, wobei er jedoch häufig über's Ohr gehauen wird
      - kann komplexe Zusammenhänge nur schwer begreifen
      - Sein Gesang gleicht er einem unmelodischen Gegröle
      - Schlecht im Donnerbrettfahren



    Ausrüstung


    Kleidung:

      :punkt: 3x Lederhose / 3 x Lederschürze
      :punkt: 5x Stoffunterbekleidung
      :punkt: 1x Filzhut
      :punkt: 1x Lederhaube
      :punkt: 1x Lederstiefel
      :punkt: 1x Poncho


    Bei seiner Kuh Belina: (in Reisetaschen verstaut)

      :punkt: Kerzen und Halter
      :punkt: 2 warme Decken
      :punkt: Feldflasche
      :punkt: 2 Milchkannen
      :punkt: Selbstgebrannter Schnaps
      :punkt: Schneidebrett, scharfe Messer, Löffel, Zinnbecher
      :punkt: Eimer, Töpfe und Pfannen
      :punkt: Sieb
      :punkt: Seil
      :punkt: Paar Zügel
      :punkt: Gewürze
      :punkt: Proviant (insbesondere Käse und Brot)
      :punkt: Schaufel
      :punkt: Nähzeug
      :punkt: Angelschnur und ein Stück Draht
      :punkt: Holzfälleraxt, Handsäge
      :punkt: Feuerstein und Zunder
      :punkt: Kleines Stück Seife



    Lebenslauf


    Kindheit (0 - 8 Jahre)


    Schon früh neigte Bjorgä dazu viel zu viel zu essen. Wesentlich mehr, als seine Brüdern und Schwestern. Seine Geschwister nannten ihn daher “Sjovätt”, da er schon damals sehr dick war. Der Bergywchtl baute ein großes Interesse für das Essen auf. Als kleines Kind war er eigentlich permanent nur in der Küche und schaute seiner Mutter beim Kochen und Backen zu. Dort wo er helfen konnte, half er immer aus.


    Seinen ersten Schluck Bier trank der Bergwychtl mit 8 Jahren. Das ist ebenfalls nichts Außergewöhnliches. Bergywchtl fangen schon früh damit an Bier zu trinken. Mit seinen Eltern, seinen Freunden und Geschwistern ging Bjorgä an Festtagen gerne einen heben...und da fast jede Woche irgendeine Feier ist, kommt das gar nicht so selten vor!



    Jugend (8 - 16 Jahre)


    Als Bjorgä älter wurde musste Bjorgä dann immer häufiger im Kuhstall aushelfen und sich um die Kühe kümmern. Mit 10 Jahren fand sein Vater, dass Bjorgä alt genug war, um in die Kunst des Käsemachens eingewiesen zu werden. Bjorgäs Vater brachte ihm alles Wissenswerte über Viehzucht, Käseherstellung, Melken und Kühe bei. Bei seiner Mutter hingegen konnte Bjorgä seine Koch - und Backkenntnisse erforschen und lernte von ihr das Bierbrauen und Schnapsbrennen.


    Da auf dem Land immer wieder Reperaturen und handwerkliche Kleinarbeiten erledigt werden müssen, brachte ihm sein Vater auch ein paar handwerkliche Tricks und Grundfähigkeiten bei, die er kannte. Bjorgä lernte unter Anderem: das Nähen und Schneidern, das Reparieren von Bruchstellen bei Holzmöbeln, das Holzfällen und die Nachbearbeitung des Holzes. Mit einem gelernten Handwerker ist Bjorgä natürlich nicht zu vergleichen. Er kann nur einfache Arbeiten erledigen. Und nur eben jene Tätigkeiten, die für das Landleben relevant waren.



    Hochzeit (16 Jahre)


    Als Bjorgä 16 Jahre alt wurde, suchte ihm sein Vater ganz traditionsgemäß ein Mädchen während der Nacht der Nächte aus. Nach altem Brauch müssen die 16 jährigen Bergwychtl an diesem Tag mehrere Aufgaben erledigen, damit die Väter der Töchter sehen können, ob die Anwärter für ihre Töchter würdig sind. Stimmen die Väter der Töchter, dem Gesuch des Vaters der Söhne zu, darf sich das zukünftige Ehepaar am blauen Tag das erste Mal unterhalten. Beide jedoch mit verbundenen Augen.


    Erst beim Tag des Viehs (2 Wochen danach) dürfen sich Beide auch das erste Mal sehen. Bis zur Heiratsnacht (rund 2 Monate später) muss die Hochzeit vollzogen sein. In der Heiratsnacht wird traditionell erwartet, dass das zukünftige Paar auch den Geschlechtsakt vollführt.


    Bei Bjorgä klappte alles nach Plan. Er lernte die 1 Jahr ältere Fjändina kennen und sie heirateten dann wenig später.



    Leben als Familienvater (17 - 76 Jahre)


    Es dauerte nicht lange, und Fjändinä gebar schon ihr erstes Kind. Fjändinä und Bjorgä nannten ihr erstes Kind: Ämilie, es war ein Mädchen. Nach 4 Jahren kam dann das nächste Kind, diesmal ein Junge. Sie nannten ihn Kjätil. Als ihre beiden Erstgeborenen Ämilie und Kjätil schließlich 10 Jahre jung, und 6 Jahre alt wurden, gebar Fjändinä noch ein drittes Kind. Sie tauften ihn Jörn. Drei Jahre später kam dann die zweite Tochter Solvejg zur Welt und einige Zeit darauf dann Iv, das fünfte und letzte Kind.


    Während seines ganzen Lebens besuchte Bjorgä nie eine Schule. Was daran liegt, dass es bei den Bergwychtlern kein Schulsystem gibt. Er kann daher weder rechnen, noch lesen und schreiben. Auch hat er aufgrund seiner schlechten Bildung ein sehr eingeschränktes Weltbild. Er hat keine Vorstellungskraft und kein Verständnis für den Glauben. Zuletzt kann Bjorgä komplexe Zusammenhänge nur schwer begreifen. Mit Münzgeld kann er auch nichts anfangen. Bjorgä ist die abstrakte Münzwährung zu kompliziert, weswegen er immer den Tauschhandel vollzieht. Der Tauschhandel ist für Bjorgä meist ein großes Verlustgeschäft, da er regelmäßig über's Ohr gehauen wird.



    Gegenwärtige Situation (76 Jahre - Ende offen)


    Als Bjorgäs Ehefrau im jungen Alter von 76 Jahren verstarb, entschied sich Bjorgä ein Jahr später seine Sachen zu packen, um seiner wahren Leidenschaft endlich nachgehen zu können: Dem Kochen. Seine Kinder waren nämlich schon längst erwachsen und Bjorgä hatte keine Verpflichtungen mehr, die ihn an seinem Hof banden. Also entschied er sich den Großteil seines Besitzes an seinen erstgeborenen Sohn Kjätil zu vererben.


    Anfangs wollte Bjorgä Sjovätt eigentlich nur einen kurzen Ausflug in die Stadt Oberhain machen, um dort bisschen mehr über almanische Kochkunst zu erfahren.
    Schnell stellte er aber fest, dass fremdländische Küche sehr anregend und ihm unglaublich viel Spaß machte. Um über die Runden zu kommen, stellte sich Bjorgä in der Taverne "Zum Ochsenknecht" als Koch vor. Trotz anfänglicher Skepsis war der Inhaber Iosif Jewgenjewitsch sofort nach dem Probeessen von Bjorgäs Kochkunst begeistert. Er entließ darauf den damaligen Koch Gunter Spichbrecher und stellte Bjorgä ein. Als Bezahlung machte Bjorgä mit Iosif aus, dass er eigenes Schlafzimmer in der oberen Etage bekommt, einmal die Woche ein Bad, und soviel Bier und Essen wie Bjorgä will.


    Anfangs noch hatte Bjorgä sehr große Probleme mit den vielen fremden Dingen und Völkern auszukommen. Inzwischen ist er aber dahingehend ein wenig abgestumpfter und ihm ist es gleichgültig geworden. Mit dem Gedanken der Gleichgültigkeit, dass es letzlich egal ist, ob der Kunde grün, blau oder gestreift ist, hat Bjorgä seinen eigenen Weg gefunden mit Fremden umzugehen.

    Das kleynä Mänschleyn, wie Bjorgä sie nannte, war weniger erfreut dadrüber, wie Bjorgä sie behandelte. Scheinbar mochte sie auch keinen Käse, was den dicken Bergwychtl etwas missmutig werden ließ.
    Je stinkiger der Käse war, desto besser schmeckte er, hatte er einst festgestellt. Und dieser leckere Hartkäse, den er ihr angeboten hatte, stank bestialisch und war nach Bjorgäs Gechmacksempfinden einfach nur genial!


    Wiä kann mo keynä Käs' mögä?", fragte er sich nachdenklich. Er schien richtig drüber nachzugrübeln, so als ob er eine schwierige Rechenaufgabe lösen musste. Denn für einen Bergwychtl war es nicht sonderlich leicht, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Bjorgä runzelte vor lauter Anstrengung nur die Stirn.


    Der Gedanke keinen Käse zu mögen, war für ihn sehr befremdlich, war Sjovätt doch vor dem Tod seiner geliebten Frau ein Käsmacher gewesen. Vermutlich wäre ein normaler Mensch aufgebracht oder etwas verärgert in solch einer Situation geworden. Doch einen echten Bergwychtl, wie Bjorgä einer war, konnte nichts aus der Ruhe bringen.


    Er hörte der Fee zu, die sich als Nyneve vorstellte und lächelte ihr als Reaktion zu.
    "I heyßä Bjorgä," stellte sich der Bergwychtl vor. Er rülpste laut, wodurch Käsegestank aus seinem Mund herausgepustet wurde.
    "Bin do Koch hyär,"
    "Schweynshaxä, Ommentaler Braten, gorgorischer Eintopf, Korgox-Eier. I' hob schon alles gegässä!". Er haute sich dabei auf den Bauch und grinste breit.
    "Und du? Wär bistä?", fragte er recht anstandslos den Herzog.


    Er nahm einen kräftigen Schluck Bier aus seinem Krug und schlug dann dem Herzog voller Freude und Euphorie brüderlich auf die Schulter.
    "I' glob, wyr wärdä gutä Freundä!"

    Bjorgä saß derweil noch auf dem Boden und schaute verdutzt, sowie leicht dümmlich durch die Gegend. Etwas erschöpft durch die körperliche Ertüchtigung musste er einen Moment zu Atem kommen.


    Er keuchte auf, als er versuchte von alleine aufzustehen. Er schaffe es nicht alleine! Nach drei weiteren Versuchen, war der Bergwychtl völlig außer Puste und musste erneut pausieren.
    "I' schoffs nüt!", jammerte der Dicke leicht verzweifelt. Er schaute Hilfe suchend durch die Gegend.


    Zum Glück war der Herzog ein aufmerksamer Mann und gab alsbald Anweisungen, den dicken Zwerg vom Boden aufzuhelfen. Auch beschwerte sich Wilhelm und forderte nach dem Besitzer der Taverne, welcher gegenwärtig aber andersweitig beschäftigt war und sich um die Abrechnung von Kunden kümmerte, die gerade gehen wollten.


    Nur mit gemeinsamen Kräften schafften es Luipold und ein weiterer Mann, den der Herzog für ein Kupferling zudem auch noch bezahlen musste, den Bergwychtl vom Boden hochziehen. Nach dieser anstrengenden Prozedur ließ sich Bjorgä auf den nächstbesten Stuhl neben den Herzog nieder. Er bedankte sich beim Herzog und wurde darauf plötzlich unerwartet laut.


    "Verfluchtä!", maulte der Bergwychtl, wobei er mit der Faust auf den Tisch haute. "Is dat' strässich heytä wiedä!"


    Erst jetzt bemerkte Bjorgä die Fee, auf dem Tisch, die er durch die Erschütterung seines Schlages regelrecht in die Höhe katapultiert hatte, wodurch sie sich nun in Höhe seiner Augen befand und der Bergwychtl dadurch erschrak:
    "Eynä winzgä Mänschä!", schrie er aufgebracht.
    Er war völlig aus dem Häuschen und fasste sich aufgrund der Fassungslosigkeit an den Kopf.
    "Bist eynä winzgä Mänschä," wiederholte Bjorgä und stupste die kleine Fee an. "Is' do mäglich?", fragte Bjorgä den Herzog.


    Er hörte dem Herzog zu und versuchte darauf spielerisch die kleine Fee mit seinen Händen einzufangen. Was ihm nach einiger Zeit auch gelang.
    Wie ein kleines Kind, freute er sich darüber und meinte stolz: "Is nu meynä!"
    Er streichelte sie und griff in seine Brusttasche, um sie wie ein Haustier mit Käse zu füttern.

    "Direkt dort vorne, ist unser bester Tisch", zeigte Iosif den beiden Gästen den Weg zum Tisch, welcher sich direkt neben dem Kamin befand.


    Während Wilhelm und Luipold Platz nahmen, kümmerte sich Iosif um die Bestellung und suchte sich einen Krug aus der Theke heraus. Normalerweise waren seine Gäste nicht so zimperlich, weswegen Iosif die Krüge meist nur oberflächlich wusch.
    Er wechselte das Abwaschwasser nur einmal am Tag, jeden Morgen, direkt nach seinem Frühstück. Denn der nächste Brunnen war ein paar Häuser weit entfernt und der lange Weg zurück war mit einem gefüllten Wasserkrug nicht gerade leicht.


    Iosif putzte den Krug auch diesmal nicht besser, sondern nahm ihn direkt aus dem Regal raus, so wie er drin abgestellt worden war. Schnell zapfte er das selbstgebrauchte, köstliche Bier des Bergwychtls aus dem Fass. Darauf ging er dann mit schnellen Schritten zurück zum Gast und brachte ihm die Speisekarte und den randvoll gefüllten Krug.
    Ein reinlicher Mensch würde aber die Fettflecken und den den oberflächlichen Dreck am Krug erkennen können. Für Iosifs Verhältnisse sah der Krug aber recht sauber aus.


    Bjorgä saß derweil immer noch am Tisch mit drei anderen Gestalten, zwei Menschen aus der Handelsallianz und ein gebürtiger Almane, führten eine angeregte Diskussion, von der Bjorgä aber nichts verstand. "Steuern", "des Königs Sold", "des Einen Gewinn ist des Anderen Verlust", waren ein paar Begriffe, die der Bergwychtl aufschnappte. Doch er verstand nichts von alldem und zuckte nur mit den Schultern, als man ihn nach seiner Meinung fragte. Mänschäley, dachte sich der Wychtl.
    Obwohl Bjorgä zunächst versuchte zuzuhören, wurden ihm wegen der seltsamen Diskussion, ganz schummrig und müde.


    Bjorgä Sjovätt gähnte, als er plötzlich aus den Augenwinkeln etwas fliegen sah.
    Eynä Mottä!, stellte der Bergwychtl einsiblig fest.
    Er folgte dem Wesen und zog seinen Schuh aus, um das nervige Insekt zu erschlagen. Wenn der Zwerg eine Sache auf seinem alten Bauernhof gelernt hatte, dann war es, dass Motten, Mücken und Fliegen absolut nervige Viecher waren, die man töten sollte. Mit dem Schuh in der Hand lief er auf den Herzog zu, verfehlte die Fee aber dabei. Stattdessen hörte man den lauten Schlag, als der Schuh auf den Boden aufkam.


    Träge blickte Bjorgä auf seinen Schuh und meinte bloß mit leicht dümmlichen Tonfall, aber mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen: "Danöbä!"

    Die Tür öffnete sich. Ein etwas älterer Herr trat ein und kündigte die Ankunft eines Gastes an, der sich wohl Herzog Wilhelm von Hovenhain nannte.


    Bjorgä schaute gleichgültig von seinem Bierkrug auf. Was ein Herzog war, wusste er nicht...verrücktä Mänschä, dachte er sich nur. Daher schenkte er dem Gesagten keine Bedeutung und widmete sich lieber wieder seinem Bier zu.


    Tavernenbesitzer und ehemaliger Söldner Iosif Jewgenjewitsch hingegen wurde bei der Ansprache sofort hellhörig, verließ augenblicklich die Theke und ging mit schnellen Schritten zur Eingangstür. Ein zahlungskräftiger Gast war seitdem Bjorgä hier Koch war, zwar nicht unbedingt selten, doch einen Herzog hatte Iosif noch nie bedient. Um ehrlich zu sein, hatte Iosif noch nie einen Herzog aus der Nähe gesehen.
    Als Söldner hatte er zwar oft im Namen eines Adligen gearbeitet. Seine Auftraggeber hatte er aber meistens nicht zu Gesicht bekommen, sondern meist nur mit deren Untergebenen verhandelt. Wie auch immer! Heißen wir den Herrn Willkommen!, dachte der groß-gebaute Almane sich.


    "Eure Hoheit, der hochwürdige Herzog von Hovenhain ist wahrlich willkommen in unserer Schenke," Iosif machte eine einladende Geste und lächelte. Iosif war ein unglaublich hässlicher Mann. Mit einer gewaltigen Knollennase, Augen die zu weit auseinander standen und unproportionierten Wangen war sein Anblick sogar unangenehm, selbst wenn er lächelte. Seine enorme Größe, seine muskulöse Statur und seine direkte und selbstsichere Körpersprache ließen ihn aber stets selbstbewusst auftreten. Deswegen hinterließ er bei fast allen Menschen, seiner Hässlichkeit zum Trotz, einen positiven Eindruck. In seinem Verhalten war er zwar ein ruhiger Gastwirt, dafür aber sehr höflich. Nur Bjorgäs übermäßige Bequemlichkeit ging Iosif auf den Geist, doch ändern konnte der Tavernenbesitzer daran nichts. Das wusste er.
    Aufgrund seiner Söldnervergangenheit neigte Iosif zudem zu Wutausbrüchen und einer tiefverwurzelten Rachsucht, die er aber im Zaum halten konnte, wenn er keinen Alkohol trank.


    Nach einer kurzen Pause, die Iosif dem Herzog gewährte um sich vorzustellen und sich kurz zu orientieren, fuhr der Almane fort.
    "Wir führen eine Vielzahl von Getränken. Empfehlenswert ist unser Hausbier, frisch gezapft an der Theke zu gutem Preis. Auch einen vernünftigen Grog bieten wir an. Unser Koch ist wahrlich ein Künstler und versteht sich selbst auf die Braukunst. Probieren Sie von seinem Pfirsichschnaps. Dezent-fruchtig. Leicht süß und vorzüglich im Nachgang," erzählte Iosif Jewgenjewitsch.


    "Falls Hunger besteht, bieten wir auch unterschiedlichste Speisen an."
    Iosif überreichte ihm die Speisekarte.
    "Selbstgemacht Hausmannskost vom Feinsten von unserem Zwergenkoch. Bekannt in der ganzen Stadt!", Iosif zeigte kurz auf Bjorgä, welcher weiterhin gleichgültig in sein Bierkrug starrte. Iosif versuchte ihm mit einen Blick einen Zeichen zu geben, in die Küche zu gehen. Doch Bjorgä verstand diese Geste nicht so recht, sondern ging stattdessen zur Theke und schenkte sich noch ein Bier nach.


    Mit frisch gezapftem Bier ging der Koch zurück zum Tisch. Rülpste auf dem Weg und begann dann etwas Käse aus seiner Brusttasche zu futtern. Iosif schüttelte innerlich den Kopf. Kann er sich nicht einmal benehmen?
    Bjorgä wusste augenscheinlich nicht, dass der Gast jemand Wichtiges war.
    Wie kann man nur so dumm sein und nicht wissen, was ein Herzog ist?, fragte sich Iosif.


    Die Fee bemerkte niemand, wie auch, so ein kleines Wesen war gerade mal so groß wie Iosifs Fingernagel.

    Oberhain. Ein Spelunke nicht unweit des Hafens, in einem ärmlichen Viertel der Stadt.


    Der faulige Gestank von Fisch stieg Bjorgä in die Nase. Der Berggipfler hasste Fisch. Schlimm genug, dass er als Koch hatte lernen müssen, wie man Fisch zubereitet und kocht. Doch diesen Geruch jeden Tag ertragen zu müssen, war für den Dicken nicht gerade angenehm. Ein echter Bergwychtl ließ sich von diesen Gedanken, aber nicht die Laune vermiesen. So zog der Dicke fröhlich summend seinen Handkarren hinter sich her, mit Einkäufen, die er so eben bei verschiedenen Marktständen erstanden hatte: 2 kg Fisch, frische Zwiebeln, Eier, mehrere Flaschen Milch, nen Sack Möhren und Kartoffeln, 5 Pfund Kohl, eingelegtes Obst, einen Zentner Linsen, sowie Brot, Käse und Speck für alle Fälle.


    Sein Chef, Iosif Jewgenjewitsch ein Almane aus der kalten Stadt Nebreszko im Süden von Ghena, wartete bestimmt schon auf ihn. Aber Bjorgä war keine Person, die sich von irgendwem stressen ließ. Seine genügsame und träge Art, war eines seiner hervorstechensten Eigenschaften. Und so war es kein Wunder, dass Bjorgä nach etwa 30 m Halt machte und sich eine Pause gönnte.
    "Oh mej, is dat' strässich heytä wiedä!", murmelte der Berggipfler mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Den Schweiß tropfte er sich mit den Ärmeln seiner Wolljacke ab, die er gerade trug.
    "Erstmo a Päusche", sagte sich der Wychtl, setzte den Handkarren ab und griff in seine Jackentasche, wo er wie immer Käse drin versteckt hatte. Schmatzend saß er dort mehr als 10 Minuten am Wegesrand, erfreute sich am Geschmack des leckeren Käses, den er gerade gekauft hatte und spülte alles mit der frischen Milch herunter. Nur langsam sammelte er sich wieder, ging 50m weiter den Berg hoch und ruhte dort wieder für 2-3 Minuten. Als er endlich oben angekommen war, war der Käse in seiner Jackentasche fast schon leer. Zum Glück hatte der Dicke, aber immer etwas Käse für den Notfall versteckt, sodass er sich keine Sorgen machen musste.


    Angestrengt von der körperlichen Ertüchtigung öffnete Bjorgä die Hintertür "Zum Ochsenbrecht", des Gasthauses, wo Bjorgä seit über einem Jahr lebte und arbeitete und brachte die Waren hinein.
    Iosif saß dort geduldig auf einem alten Stuhl, spielte mit seinen Messern und wartete offensichtlich auf Bjorgä. Sein Chef war ein ehemaliger Söldner, welcher schon für die verschiedensten Auftraggeber gearbeitet hatte. Im Allgemeinen war er ein ruhiger Geselle. Wenn aber mal austickte, wurde er zum Tier und war nicht aufzuhalten. Mit seiner Körpergröße von 188 cm überragte er viele Leute. Zudem kam ihm seine kräftige und muskulöse Gestalt zu Gute, weshalb sich selten Leute mit ihm anlegten.


    "Scheiße," sagte er bloß drohend, deutete auf die Uhr und verließ dann wieder den Raum. Denn die Gäste warteten und riefen schon nach einem neuen Bier. Für eine Maßregelung hatte Iosif jetzt keine Zeit.


    Der Deal war: Iosif kümmerte sich um das Geschäftliche. Bjorgä machte das Essen und stellte gelegentlich auch eigenen Schnaps her. Denn Iosif war ein miserabler Koch und als Wirt war es seine Pflicht, auch Speisen anzubieten, um seine Gäste zu halten. Seitdem Bjorgä nämlich bei Iosif arbeitete, war der Umsatz des ehemaligen Söldners rasant in die Höhe gegangen, da die "leckeren Speisen" in ganz Oberhain bekannt geworden waren. Auch Bjorgäs Schnaps erfreute sich großer Beliebtheit, wenn es mal welchen gab, und so konnte Iosif nicht mehr auf den bequemen Berggipfler verzichten.


    Immer noch leicht schwitzend von der körperlichen Ertüchtigung ging Bjorgä in die Küche und bereite alles für das Abendessen vor. Kurz gönnte er sich einen kurzen Schluck aus seinem Bierkrug und fing dann an ein vorzügliches Menü vorzubereiten: Zunächst bereitete er eine Würzpanade aus Knoblauch, Thymian, Basilikum, Salz, getrockneten Tomaten, geriebener Zitronenschale und frisch gepresstem Zitronensaft eine duftende Würzmischung her. Strich die Fische mit dieser Würzmischung ein, schnitt ihn auf und füllte diesen mit saftigen Fenchelknollen, leicht angebratenen Kartoffeln, sowie frischen Zwiebeln. Zum Schluss noch ein paar gekochte Linsen drüber und fertig war das Mahl.


    Zufrieden mit seinem Ergebnis servierte er 6 Gerichte für insgesamt 12 Personen und gab den weniger zahlungskräftigen Gästen etwas von der Tomatensuppe ab, die er schon am Morgen vorbereitet hatte. Als Bjorgä kurz hinter der Theke verschwand, um seinen Schweiß von der Stirn abzuwischen, kam der etwas gestresste Iosif zu ihm und meinte: "Ich weiß nicht wie, aber du schaffst es immer, dass ich nicht lange auf dich böse sein kann...," murmelte er. Bjorgä nickte ihm zufrieden zu, nahm sich ein Bier und setzte sich zu einigen Gästen hinzu, die gerade kräftig in Bjorgäs Mahlzeit vertieft waren.
    "Gutä Hungä", sagte der Bergwychtl bloß und trank sein Bier.