Regen in einer Welt aus Feuer - Gedanken eines Leibdieners

  • Regen in einer Welt aus Feuer - Gedanken eines Leibdieners


    Gemessen an anderen Ledvico bin ich alt. Über 200 Jahre diene ich meinem Duca und meinem Land. Das Gesicht des Duca wandelte sich ebenso wie das Gesicht des Landes. Aber nicht nur meine Majestät veränderte sich oder mein Land, nein die ganze Welt tat dies. Und immer wieder taucht eine Frage aus den tiefen des Bewusstseins auf, die da lautet wie finde ich das Glück?


    Findet man das Glück an einem Strand in Form eines angespülten Sandtalers? In Form einen Kleeblattes auf den Sumpfwiesen? Oder als Zirbelnuss in den trockenen Bereichen unserer schönen Heimat? Nein. Wahres Glück wohnt in uns allen. Oft hat man mich gefragt, wie ich es schaffe glücklich zu leben. Glück kennen wir alle.

    Jeder von uns war schon einmal glücklich, aber niemand kann dieses Gefühl dauerhaft aufrecht erhalten.


    Frage ich mein Gegenüber danach, wie oft er glücklich war am heutigen Tage, muss dieser lange überlegen. Hätte ich ihn als kleines Kind gefragt, so hätte er mir eher sagen können, wann er unglücklich war.


    Als Kind musste man also unglücklich gemacht werden.

    Als Erwachsener glücklich.


    Alles was die Weltbevölkerung im Leben getan hat, dient nur einem Ziel, das Glück zu finden. Gleichgültig ob dies die Familie, die Karriere, die persönlichen Ziele betrifft, am Ende erhofft sich jeder sein eigenes Stück vom Glück. All dass was auf Asamura von den Bewohnern getan wurde, wurde getan um Glück zu finden.


    Aber meine Gedanken sind tiefer, so wie der Dhuniko. In den letzten 200 Jahren wurde zu viel auf unserer Welt verändert. Mit Wissen, Technik, Magie und purem Willen wurde unsere Welt in nie dagewesener Weise geformt und verändert. Wir verfügen über Technologien, Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten die sich kein Almane je hätte vorstellen können.


    Doch schauen wir über das große Wasser. Dinge die sich vor gut zwei Jahrhunderten nicht einmal der Adel leisten konnte, besitzt heute fast jeder Mann. Von der eigenen Kutsche bis hin zum großen Licht, jedermann kann diese Dinge heutzutage besitzen. Die meisten haben es beständig warm in ihren eigenen Wohnungen, aber sind sie glücklicher als ihre Vorfahren?


    Heute leben jene Almanen auf dieser wunderbaren Welt, die es am komfortabelsten hat. Wir haben es am bequemsten. Aber macht uns das glücklicher? Körperlich sind wir jene, die es am bequemsten haben. Aber sind wir auch jene, die die meiste Freude empfinden? Nein. Der Plan der anderen Nationen ging also nicht auf. Technischer Fortschritt und Wissenschaft haben sehr viel Bequemlichkeit in die Leben alle gebracht, aber Glück nicht. Dinge die man sich vor gut einem Jahrhundert nicht einmal hätte vorstellen können, sind heute Realität.


    Doch wurde die Welt friedlicher und freudiger?

    Leider nein.


    Und all die Errungenschaften, auf die Naridien auf der anderen Seite des großen Wassers so stolz ist, vielen nicht vom Himmel. Jedes andere Lebewesen auf unserer Welt musste dafür einen ungeheueren Preis bezahlen. Pflanzen, Tiere und Almanen mussten den Preis dieses technischen Fortschritts bezahlen. Und sie wurden dadurch nicht einmal glücklich.


    Bildlich gesprochen verbrennen sie unsere Welt und hinterlassen nichts als Asche für Bequemlichkeiten die sie nicht einmal glücklich machen.

    Wird es nicht Zeit, dass jene die unsere Welt verbrennen, sich wenigstens einmal ansehen, was sie anrichten?

    Das sie begreifen, was Naridiens Preis für ihr Glück ist?


    Ledvico wird der Regen sein, in ihrer Welt aus Feuer.



    ****