Beiträge von Farael Dornenwind

    Schuld


    Es war mittlerweile über zwei Wochen her, dass die Schwarze Kompanie das Lager der Raubvögel überfallen und komplett ausgelöscht hatte. Für manche waren zwei Wochen ein Sprung, ein Klacks im Zahn der Zeit. Sie tummelten sich durch die Straßen, blickten einander an und unterhielten sich. Sie alle taten und wirkten, als gäbe es kein Übel auf der Welt. Das ausgerechnet in der Stadt der Sünden. Obenza, regiert von Geld, Macht und Sex. Alle drei Dinge gingen Hand in Hand und niemand konnte dem Einhalt gebieten. Doch wessen Name ist verblieben, der sich dieser Dinge nicht bemächtigt hatte? Farael konnte keinen Einzigen nennen.
    Von all diesen Dingen hatte er alles eingebüßt. Mit dem Fall des Lagers war seine Macht ausgelöscht, sein Reichtum zerstört und der Wunsch nach Sex erloschen. Alles was von ihm nun übrig war, saß im Schluckspecht, während er sich den billigen Fusel hinter die Binde kippte. Um ihn herum tanzten die Menschen. Sie aßen, lachten und hatten Spaß untereinander. Doch Farael, er hatte keinen Drang dazu. Vor seinen Augen spielten sich die immer gleichen Bilder ab, die er in der Nacht vor zwei Wochen hatte sehen müssen. Weder Alkohol, noch Prostituierte schafften es, ihm diese Dinge aus dem Kopf zu treiben. Trotzdem trank er und hatte schlechten Sex. Eine seltsame Fügung, die ihn in eine merkwürdige Routine getrieben hatte. Vielleicht half es, sich dieser Dinge beizubehalten? Zumindest überlebte er, nicht wie der Rest seiner Kameraden.
    Bolgur war verschwunden. Einige Tage zuvor war er wie vom Erdboden verschluckt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Svenja und Jorlaf sind ihren schweren Verletzungen noch auf dem Weg nach Obenza erlegen. Zwei namenlose Gräber zieren nun einen Hügel in den Wäldern um Obenza. Dann war dort Gerald, ein stämmiger Kerl, der jedoch dem Alkohol erlegen war und sich im Suff einen Schnitzer erlaubt hatte. Wie er herausfinden musste, ziemte es sich nicht, mit der Frau eines Verbrecherbosses zu schlafen, besonders wenn dieser sehr nachtragend war. Ende vom Lied war ein Kopf, zu Unkenntlichkeit verstümmelt, der über einen Marktplatz rollte. Nichts Ungewöhnliches für Obenza, doch kein schöner Anblick für einen vertrauten Soldaten.
    Was nun mit Farael geschehen war? Dieser hatte seinen Kopf im Nacken und die Augen geschlossen. Dumpf drang die Musik des Gasthauses an seine Ohren, verlangte nach seiner Aufmerksamkeit und doch schenkte er ihr kein Gehör. Seine Sinne taumelten bereits, war es doch das vierte Glas Whiskey, welches den Blick nach vorn schwierig gestaltete. Dabei hatte er sich am Anfang so gut gehalten. Zu seinem Glück im Unglück konnte er sich mit den letzten, seidenen Faden seines Verstandes aufrechterhalten.
    Sein Atem ging schwer, als er sich mühselig auf der Bank aufrichtete. Mit einem beherzten Griff nach vorn, welchen er zuerst weniger elegant verfehlte, packte er das Glas vor sich. Die goldene Flüssigkeit darin schwappte etwas über den Rand, besudelte seinen Handschuh. Die Flecken kümmerten ihn herzlich wenig. Eher war er darauf bedacht, bei dem Versuch zu trinken, das Gesöff nicht neben sich zu kippen. Das er traf wurde ihm durch das Brennen bestätigt, welches seiner Kehle hinunterglitt. Es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Trotzdem noch widerlich. Der Abend sollte auf zwei Wege ausgehen: Entweder kotzte er sich die Seele aus dem Leib und schlief in seinem Erbrochenen ein oder er schaffte es in ein Bett, um sich dort auszunüchtern.
    Ob er noch eine Frau abschleppen sollte? Faraels Blick glitt durch den mit Leben gefüllten Raum. Hier waren Vertreter eines jeden Volkes. Seien es Elfen, Menschen, Zwerge oder gar ein paar Tieflinge. Allesamt zu einer großen, übelriechenden Masse verschmolzen. Sein Blick fiel auf die weiblichen Vertreter der Spezies, wobei von vornherein Tieflinge augenblicklich ausschieden. Keine Sache des Rassismus, sondern des persönlichen Geschmacks. Als er einer der Zwerginnen betrachtete, verzichtete er dort ebenso. Sie trug einen längeren Bart als er und machte ihn in punkto Männlichkeit Konkurrenz. Wenn man ihr nicht die weiblichen Züge hätte ansehen können, wäre sie glatt als Mann durchgegangen.
    An seinem Tisch vorbei schritten ein paar Frauen, allesamt Elfen, die sich angeregt miteinander unterhielten. Ihre Trachten verwoben sich in herrlichen Farben. Hohe Wangenknochen, weiche Gesichtszüge und lange Ohren. Dazu hochgewachsen und von schlanker Figur. Sie waren der feuchte Traum eines jeden Mannes, der einen Reiz für anständige Frauen hatte. Sollte er es mit einer von ihnen probieren? „Nein, keine Lust. Die anderen bereiten sicherlich nur Ärger“, brummelte Farael vor sich hin, ehe er den letzten Rest seines Whiskeys austrank.
    Weiter ließ er seinen Blick durch den Schankraum streifen, bis für ihn aus der Masse heraus ein schwarzer Haarschopf hervorstach. Eine Frau, gekleidet in Hose und Bluse, buhlte unbewusst um seine Aufmerksamkeit. Sie hatte mehrere Krüge Bier vor sich stehen, wirkte aber alles andere als beeindruckt. Die Männer, die es wagten, zu ihr zu gehen, wurden von ihr regelrecht zurechtgewiesen. Ihre braunen Augen konnten von einen auf den anderen Moment in Kälte umschlagen. Doch hatte sie einen Anbeter abgeschüttelt, erkannte Farael trotz seines wankenden Zustandes ein verschmitztes, gar schadenfrohes Grinsen. Der Typ Frau gefiel ihm und zu anderen Zeiten hätte er sicherlich auch sein Glück bei ihr versucht.
    Da wollte er sich gerade weiter im Raum umschauen, spürte Farael plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Ein schmaler Busen drängte sich in sein Sichtfeld, gefolgt von einem zarten Körper, der es sich auf seinem Schoß bequem machte. Völlig irritiert blickte er in das Gesicht einer der Elfen, die er zuvor an seinem Tisch hatte vorbeiziehen sehen. In ihren Augen spiegelte sich die Lust. Erst jetzt fiel Farael auf, wie sie ihn zuvor mit Blicken bedacht hatte. „Hallo du schönes Geschöpf“, zwitscherte eine melodische Stimme, die perfekt zu ihrem Aussehen passen wollte. „Was machst du denn so allein in der Ecke? Wie ist dein Name?“
    Instinktiv tastete Farael die Elfe mit seinen Blicken ab, doch verspürte keinerlei Lustgewinn. Unweigerlich fühlte er sich an Ciriels Versuchen erinnert. Eine Erinnerung, die ihm Bilder in den Sinn riefen, die er zu vergessen versucht hatte. „Ist das wichtig?“, entgegnete Farael frustriert. Da wollte er seinen Abend einmal nur mit Alkohol verbringen.
    Gekünstelt zog die Frau auf seinem Schoß eine Schnute, legte beide Arme um Faraels Schultern und näherte sich ihm. Eine äußerst unangenehme Geste, mit der im Moment schlichtweg nichts anzufangen wusste. Allerdings duldete er sie. Noch. Auch wenn sich seine Hände in diesem Moment verkrampften.
    „Komm schon, warum so störrisch? Ich tue dir doch nichts“, zwitscherte es ein weiteres Mal. Die Grundintention dieser Frau war bereits in ihrem Tonfall zu hören.
    „Mag sein, aber ich habe keine Lust berührt zu werden oder neue Bekanntschaften zu schließen. Also wenn du so freundlich wärst“, forderte Farael die Dame auf und hob dabei eine Hand in Richtung der Tür.
    Allerdings ließ die Elfe keineswegs locker. Im Gegenteil. Sie rutschte ein Stück seinen Schoß hinauf, näherte ihre Lippen den seinen und ließ eine Hand in Faraels Schritt fahren. Doch er spürte nichts. Selbst als sich ihre Lippen berührten und er den Kuss nicht erwiderte, ließ sie sich nicht abschrecken. Stattdessen rückte sie ein wenig auf und blickte ihn an, als ob er ihr zu Füßen liegen müsste. „Ich will doch nur ein wenig Entspannung, die ich gern mit dir teilen möchte. Wo ist das Problem?“
    „Mädchen, die Probleme liegen überall, du musst nur deinen sexgeilen Trieb unter Kontrolle bekommen, wenn du sie sehen willst“, dachte sich Farael. Was er jedoch sagte war rabiater, von Frust durchfressen: „Wenn ich sage, dass ich keinen Bock habe zu vögeln, dann wird auch nicht gevögelt.“ Wut kochte in Farael hoch, die Augen der Elfe weiteten sich und in diesem Moment war es um Farael geschehen. Ungeniert warf er sie von seinem Schoß. Ihr Leib knallte auf die Bank, doch das reichte nicht. Mit festem Griff umschloss Farael das Handgelenk der Elfe. Sie brachte vor Schreck keinen Ton heraus. Die ersten Blicke legten sich auf Farael.
    „Wenn ich sage Nein, dann heißt es Nein!“, brüllte er, seine Hand klammerte sich im eisernen Griff um den Arm der Elfe. Diese begann zu wimmern, doch sein Blick hatte nur Bilder aus dem Lager im Kopf. Tod, Gemetzel, Ciriel. Blut, welches in jeden Winkel tropfte und die Leichen seiner gefallenen Kameraden umrahmte. Eine unüberlegte Tat hatte all diese Bilder zurückgeführt. Zuerst der Anmachversuch Ciriels, dann der Beginn der Schlacht und der Untergang seines ganzen Stolzes. Sein Blick ist vom eigenen Blut umrahmt.
    Dann ein leises Knacken. Ein gedämpftes Schreien und Farael wurde zurück in die Realität geholt. Die Elfe zerrte an seinem Griff, ohne eine Chance diesen lösen zu können. Einige Gäste waren bereits aufgestanden. Sie hatten sich um Farael versammelt, trauten sich jedoch nicht einzugreifen. Sie kannten Farael. Sie wussten, wozu er im Stande war.
    Schlagartig ließ Farael den Arm der Frau los. Ihr Gesicht war von Tränen gezeichnet. Ihr Handgelenk schneeweiß und kurz darauf rot. „Tut mir leid … ich … du solltest besser verschwinden“, stammelte er hervor. Dies ließ sie sich kein zweites Mal sagen, umklammerte ihren Arm und rannte davon. Auch wenn Farael mit dem Rücken zum Schankraum stand, konnte er jeden einzelnen Blick in seinem Rücken spüren. Langsam senkte er sein Haupt. Farael spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. Für einen Augenblick verschloss er die Augen.
    Dann verschwammen die Töne um ihn herum. Sein Atem fokussierte sich, wurde wieder ruhiger. Schließlich auch sein Geist. Was war bloß aus ihm geworden? Er hatte sich binnen von zwei Wochen in einen Frauenschläger verwandelt. Alles wegen einer Scheiße, die ihm passiert war. Es war seine Schuld. Er hätte alle retten können. Wenn er doch nur achtsamer gewesen wäre. Sofort verkrampften seine Hände ein weiteres Mal.
    Mit Mühe rang er sich die Entspannung ab, die es brauchte, um sich beruhigen zu können. Sein Instinkt sagte ihm, dass die Blicke von ihm gewichen waren. „Krieg‘ dich unter Kontrolle“, dachte er zu sich selbst. Müde ließ er sich zurück auf die Bank sinken, griff ein weiteres Mal zum Glas und leerte den Rest in einem Zug. Es schüttelte ihn abermals. Das Zeug brannte.
    Darauf legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Niemand wagte es, sich ihm zu nähern. Ganz zu schweigen davon, dass niemand seine Stimme erhob. Wenn es eines war, dass in dieser Stadt für ihn spielte, war es sein Ruf als ehemalige Stadtwache und damit verbunden die Bekanntheit seiner Fähigkeiten. Offensichtlich gab es doch noch ein weiteres Element, was diese Stadt regierte: Angst.
    Drum konnte er sich darauf verlassen, dass man ihn unbehelligt ließ. Mehr wollte Farael auch nicht. Es war schwer für ihn genug, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Da brauchte er nicht noch mehr Störenfriede, die alte Erinnerungen in ihm hochkochen ließen und ihn zu dummen Dingen verleiteten. Nicht nur, dass ihn die Schuld dieser Nacht heimsuchte, nun fühlte er sich schmutzig, wenn er bedachte, wie er die Elfe behandelt hatte. Natürlich war es sein Recht sie wegzuschieben, wenn er sie nicht bei sich haben wollte, doch es war kein Grund ihr das Handgelenk zu brechen. Was war nur in ihn gefahren? Farael seufzte. Es war der Geruch der Schlachtbank, auf der er seine Kameraden hatte sterben sehen. Frage beantwortet, Fall geschlossen.
    Doch mit der Ruhe war es schnell wieder vorbei. In seinem Magen spürte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Gerade wollte Farael ein Auge heben, um sich umzuschauen, da ertönte eine vertraute Stimme: „So behandelt man aber keine Frauen.“ Woher kannte er diese Stimme? Eine eindeutig weibliche Stimme. Sie schien älter. Spielte ihm der Suff einen Streich?
    Schließlich entschloss er sich, seine Augen zu öffnen und aufzublicken, direkt in das Gesicht seiner eigenen Mutter. Ihre Falten hatten sich ein gutes Stück tiefer in die Stirn gegraben, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte. Wie lang war es her? Fünf Jahre? „Was machst du hier, Mutter?“, entgegnete Farael. Sein Blick rutschte augenblicklich auf ihre rechte Hand herunter, an der nur zu gut das Zeichen eines fehlgeschlagenen Diebstahles prangte. Bis heute fand er den Anblick ihres fehlenden, kleinen Fingers verstörend und weiterhin verstand er den Grund dahinter nicht, so hatte er bereits schlimmere Dinge gesehen.
    Ein müdes Lächeln umspielte die Lippen seiner Mutter, die es sich ungefragt neben ihm auf der Bank gemütlich machte. Doch ihr Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war, als sie die leeren Gläser vor Farael erblickte. Dabei achtete dieser exakt auf jeder ihrer Bewegungen. „Ich bin hier, weil ich mich um dich sorge. Ich …“, sie unterbrach für einen Moment, schien nach Worten zu ringen, “ich habe gehört was passiert ist und was du durchmachen musstest.“
    Sie wusste einen Scheißdreck. „Ach ja, woher willst du das wissen? Du bist ja nicht einmal dagewesen um mich diesen Weg beschreiten zu sehen.“ Unwillkürlich inspizierte Farael die Ausrüstung seiner Mutter. Eine schwarze Lederrüstung, mit eingearbeitetem Kapuzenmantel machten fast eindeutig, welchen zwielichtigen Geschäften sie nachging. „Stattdessen kraxelst du über Dächer, beklaust die Leute und lässt bettelarme Menschen zurück. Inklusive mir, weil du dich letzten Endes nie gekümmert hast. Eine sehr mitfühlende Mutter, wirklich. Ich bin wahrlich angetan.“
    „So einfach ist das nicht Farael und das weißt du. Dein Vater und ich haben alles dafür gegeben, dass du gut aufgehoben warst und den Weg beschreiten konntest, den du beschritten hast. Auch wenn es bedeutete, dass wir Risiken eingehen musstest. Aber darum geht es nicht. Es geht mehr darum, was im Lager passierte.“ Unweigerlich ballte Farael seine Hände zusammen. Doch bevor er seine Fingernägel in das Leder seine Handschuhe trieb, legten sich die Hände Gilnels auf die seinen. Die Berührung fühlte sich kalt und zugleich vertraut an. Sie beruhigte ihn auf eine seltsame Weise. „Ich kann ahnen, wie es dir ergehen muss. Doch du musst damit aufhören, bevor es zu spät ist. Andernfalls kommst du gar nicht mehr aus dem Loch heraus.“ Sie blickte offen auf die Gläser und es war eindeutig, was seine Mutter zu bezwecken versuchte.
    „Wenn du hier bist, um mich davor zu warnen, dann danke ich dir. Dann hast du deinen Auftrag entsprechend ausgeführt und kannst stolz von dannen ziehen. Herzlichen Glückwunsch. Noch etwas?“ Farael gab sich keine Mühe, seine Missgunst gegenüber seiner Mutter auszudrücken.
    Diese blickte ihn jedoch so eindringlich wie zuvor an. Ihre Lippen öffneten sich, als wolle sie etwas sagen. Jedoch folgten keine Worte, sondern ein Seufzen der Enttäuschung. „Ich habe Fehler gemacht, in Ordnung?“, resignierte Gilnel. Darauf fielen ihre Gesichtszüge.
    „Schön, dass du es einsiehst. Bin stets gern zu Diensten“, trat Farael nach, doch ohne sich einen Moment schlecht dafür zu fühlen. Im Gegenteil. Sie hatte ihn früher enttäuscht, jetzt zahlte er mit gleicher Münze.
    Langsam nahm Faraels Mutter ihre Hände zu sich, betrachtete ihre Handflächen darauf und blickte schließlich wieder nach oben, in den Schankraum herein. „Weißt du, dein Vater war auch einmal so“, begann sie zu erzählen. Farael konnte nur mit den Augen rollen, wenn sie mit den ‚Wir waren auch einmal so‘-Geschichten anfing. „Kurz bevor wir uns kennengelernt hatten, hatte ein Fehler in seiner Arbeit ihm alles genommen. Jegliche Besitztümer, seine Familie und schlussendlich seine Heimat. Er landete hier. Bei Ardemia, er war ein Spaßvogel, der all das Ganze wunderbar hinter einer Fassade aus Unterhaltung und Alkohol versteckte. Er saß jeden Abend in einer Taverne, goss sich ordentlich etwas hinter die Binde, mit Geld, welches er durch Trickbetrug eingenommen hatte. Genau wie du, jetzt, in diesem Moment. Mit der Ausnahme, dass er dabei zumindest Spaß hatte.“
    „Komm auf den Punkt, Mutter“, würgte Farael Gilnel mitten in ihrer Erzählung ab. Diese seufzte darauf.
    „Nun gut, wenn du es willst.“ Gilnel drehte sich zu Farael und blickte ihn aufrichtig an, ihre Hände reichten an dessen Wangen und berührten diese liebevoll. „Er hatte nie Probleme, sich über Wasser zu halten, dafür war er zu talentiert. Das Einzige womit er kämpfte, war die Schuld. Er gab sich für alles was geschehen war die Schuld und weißt du, was der Clou an der Sache ist?“ Farael schüttelte mit dem Kopf. „Er hatte diesen Fehler nie begangen, sondern sich stets richtig verhalten. Das wusste er, konnte es aber nie akzeptieren. Das musste er erst lernen. Du bist am selben Punkt, an dem er sich befunden hatte, Farael. Lerne, die Schuld von dir abzustreifen. Denn du und ich wissen, dass dich keinerlei Schuld trifft. Und selbst wenn du die Schuld nicht von dir abwerfen kannst, versuche es wiedergutzumachen. Sich in ein Gasthaus zu setzen und billigen Fusel in die Kehle zu schütten hilft dabei nicht. Wenn du eine Frau findest, die dich aufrichtig liebt, dann wird sie die dafür dankbar sein. Glaube mir. Vor allem wirst du dir selbst dankbar sein. Du bist ein wundervolles Wesen, lass dich nicht von deiner Schuld kontrollieren, sondern unternimm etwas dagegen.“
    Die Worte Gilnels wollten nicht ganz in den Verstand Faraels ankommen, doch irgendwo spürte er, dass er mit dem Trinken für diesen Abend besser aufhörte, bevor es zu spät war. „Ich … weiß nicht …“, stammelte er hervor, doch erhielt darauf nur ein warmes Lächeln seiner Mutter, die sich darauf erhob.
    „Du wirst deinen Weg finden Farael. Vertraue auf dich und auf Ardemias Führung. Sie wird dir eines Tages den Weg weisen, wenn du es nicht tust.“ Darauf machte Gilnel den ersten Schritt in Richtung des Ausganges. Plötzlich hielt sie inne und senkte den Kopf. Bevor sie ganz in der Menge und somit aus Faraels Wahrnehmung verschwand, sprach sie Worte, die viele Fragen hinterließen: „Ciriel lebt übrigens, doch ist es besser, wenn du dich ihr nicht näherst. Pass auf dich auf.“ Farael wollte sich erheben, sie fragen, was dies zu bedeuten hätte, aber es blieb keine Spur in der Menge von ihr übrig. Sie war gegangen wie sie gekommen war. Still.

    Ein sanftes Lachen drang aus Faraels Kehle, als Ana davon sprach, dass er keine Banditinnen aufreißen solle. "Als ob ich so etwas jemals tun würde", antwortete er ihr zwinkernd, ehe sie sich voneinander lösten und sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. "Keine Sorge, ich passe auf mich auf. Wir sehen uns dann später." Mit diesen Worten gingen sie auseinander. Während Ana in der Menschenmenge des Marktes verschwand, ahnte Farael schon, dass sie sich definitiv in Schwierigkeiten begeben würde. Seine Hoffnung beruhte auf ihre Fähigkeiten, mit deren Hilfe sie sich zumindest nicht, bei welcher Tat auch immer, erwischt werden sollte. Ob seine Hoffnung erfüllt werden oder Ana wie Faraels Mutter in ein Loch geschmissen werden würde, sollte er am Abend des Tages sehen. Doch zunächst galt es, seine eigenen Pläne zu verfolgen.


    Seine Füße führten Farael über die große Eisenbrücke, das Wahrzeichen Obenzas schlechthin. Mit einem Nicken grüßte er die Wachen, die an jedem Ende der Brücke die Bewohner im Blick behielt und jene aussortierte, die besser in den ärmeren Vierteln der Stadt bleiben sollten. Farael hatte sein Glück und den verdienten Respekt, so dass er nie behelligt wurde, wenn er die Brücke überquerte. Tatsächlich war es für ihn immer ein Genuss, über die riesige, stählerne Konstruktion zu wandern. Zu seiner Rechten konnten er morgens den Sonnenaufgang bewundern. Die sanfte Brise des Meeres wusch die schmutzigen Gerüche der Stadt hinfort und hinterließ das salzige Kribbeln in der Nase, welches jedem Seemann und jeder Seefrau in ihrem Alltag begleitete. Manchmal beneidete er diese Geister. Sie konnten die Welt sehen, über die Meere segeln und frei sein, wenn sie nicht gerade einer Armee angehörten oder auf Auftrag unterwegs waren. Sicherlich wäre er nur zu gern einmal mit Ana über die Meere gefahren, doch bot er mit großer Sicherheit keinen schönen Anblick, wenn er die gesamte Zeit das Deck vollkotzte.


    So in Gedanken versunken, hätte Farael fast gar nicht mitbekommen, wie er die Oberstadt betrat und die Brise des Meeres durch die Düfte der Gärten ersetzt wurde. Doch die Wogen der Blumen konnten nicht über die Korruption hinwegtäuschen, welche besonders in der Oberstadt vorherrschte. Die Reichen blieben reich, weil sie sich mit ihrem Geld jede Art des Schutzes kauften, die nur erdenklich war. Inklusive der Immunität vor einem Richter. Letzten Endes war aber auch Farael ein Werkzeug dieser Männer. Als Söldner war man meist nicht wählerisch und hinterfragte nicht viel, wenn die Summe stimmte. Etwas, was er schon lang versucht hatte abzulegen, doch der Bedarf des Geldes hatte stets dagegengesprochen. Jedes Mal, wenn er darüber nachdachte, bekam er schlechte Laune. Vieles wäre ohne Geld einfacher gewesen, doch war es der Gang der Dinge. Ein Fakt, an den sich Farael anpassen musste.


    Drum versuchte er sich so schnell wie möglich durch dieses Viertel zu bewegen. Wachen und Bewohner ließen ihn zugleich ziehen. Sein Gesicht war nicht ganz unbekannt und zugleich respektiert, auch wenn die Blicke, vor allem die der alten Kameraden, voller Misstrauen waren. Instinktiv legte Farael einer seiner Hände auf den Knauf seines Schwertes. Jeder sollte unmissverständlich wissen, dass er sich zu behaupten wusste und jede Provokation nicht ungesühnt bleiben sollte. Meistens zog diese Geste auch. Genau wie an diesem Tag, an dem er ein weiteres Mal unbehelligt die Oberstadt hinter sich lassen und schlussendlich auf das Stück Land zwischen dem Viertel der Reichen und dem Söldnerlager treten konnte.


    Die Atmosphäre wechselte erneut. Das leise Getuschel der selbsternannten Könige verstummte. Die Vögel waren deutlicher zu hören, während die Gerüche des Meeres und die der Wälder im Norden aufeinandertrafen. Eine herrliche Mischung, die dem Tag eine frische Abwechslung verlieh. Der Anblick von Obenza weg war wunderschön. Weite, unbebaute Landstriche. Dar einzige Makel prangte mitten auf einer schönen Fläche, auf der sicherlich einmal eine Weide gewesen war. Ein großer schwarzer Fleck, welcher das Söldnerlager darstellte, ruinierte das Gesamtbild. Doch gingen die Pläne Faraels auf, sollte dort wieder ein prächtiges Bollwerk der Söldner stehen. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg.


    Als Farael dem Lager näherkam, schien alles so belassen, wie er es mit den Söldnern Sodo, Bolgur und Cherax hinterlassen hatte. Ganz zu seiner Freude, schien sich niemand die Aufräumarbeiten zum Anlass genommen zu haben, seine Zelte dort aufzuschlagen. Farael hatte bereits befürchtet, Obdachlose oder Streuner von diesem Ort wegscheuchen zu müssen. Jedoch war ebenso nichts von den Söldnern zu sehen, mit denen er gemeinsam aufgeräumt hatte. Ungewöhnlich war es schon, da sie die Erlaubnis hatten, sich im Lager niederzulassen. Die Ruhe die Farael dadurch gewann, bot im Gegenzug auch eine Möglichkeit, sich ungestört die Dokumente anzusehen.


    Schnurstracks marschierte Farael auf das weitestgehend intakte Verwaltungsgebäude zu. Letzten Endes wollte er nicht mehr Zeit an diesem Ort verbringen, als es erst einmal nötig war. Rein, neue Dokumente sichten und mitnehmen, worauf er sich auf den Heimweg machen konnte. Ruhigen Schrittes betrat er den Verwaltungstrakt. Ein langer Gang erstreckte sich vor ihm, welcher von den Sonnenstrahlen erhellt wurde, die durch die Fenster zu seiner Rechten schimmerten. Im Schein des Lichtes erkannte er den Staub, der durch den Raum zu gleiten schien. Auch wenn der Verwaltungstrakt intakt war, sauber machen musste dennoch jemand. Irgendwann mal. Definitiv aber nicht Farael. Es ärgert ihn schon immer genug, wenn er sein haus auf Vordermann bringen musste. Ana würde sicherlich noch ihre grauen Haare mit ihm bekommen, wenn sie sich an ihn gewöhnte. Unweigerlich musste Farael auf diesen Gedanken grinsen. Sie sollten noch viel Spaß miteinander haben.


    Die Schritte Faraels hallten durch den Gang. Seine Stiefel ließen bei jedem Tritt nach vorn einen Knall ertönen der durch den gesamten Trakt zu hallen schien. Den Blick nach links gerichtet, suchte Farael die Tür des Archivs und wurde bald fündig. Als er jedoch die Hand auf die Klinke legte, überkam ihm plötzlich ein Kribbeln in seinem Bauch. Farael hielt inne. Sofort richtete er seinen Blick auf, blickte zu beiden Seiten in den Gang. Neben dem Tanz des Staubes war jedoch nichts zu sehen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Allerdings konnte das nicht sein. Auch wenn ihm sein Job gelehrt hatte, stets auf sein Bauchgefühl zu hören, schüttelte er mit dem Kopf und damit den Gedanken ab. Wer sollte schon an diesem Ort sein? Für Plünderer gab es an diesem Ort nichts mehr. Schließlich drückte er die Klinke herunter und trat in das Archiv ein.


    Aktenschrank für Aktenschrank reihten sich in den Raum hinein. Sie standen still und stramm, wie die Soldaten zu morgendlichen Appell. Als Farael zuletzt in diesem Raum gewesen war, hatte er gedanklich die Lage potentiell wichtiger Dokumente und Akten kategorisiert. Nichts war schlimmer, als sich ein weiteres Mal durch die Papierberge und das System zu arbeiten. So konnte Farael einfach auf die Reihe der Schränke zugehen, in dem die Objekte seiner Begierde waren, diese entnehmen und zum Schreibtisch bringen, der sich inmitten des Urwaldes aus Behältnisses versteckte. Auf diesem breitete er die Dokumente auf und sah hinein.


    Das erste und wichtigste Stück, welches er für die Mitnahme beiseitelegte, war die Besitzurkunde für das Söldnerlager. Oder besser, die Besitzurkunde für den Grund und Boden, auf dem das Lager stand. Beziehungsweise dessen Ruinen. Dann folgten Schriftstücke, die von der Kommunikation mit der Obrigkeit Obenzas zeugten. Nichts wäre unpraktischer, als eine korrupte Führung der Stadt, die sich in die Geschäfte des Lagers einmischte. Aus diesem Grund wollte Farael sichergehen und wissen, wie die Stadt mit dem Lager bisher umgegangen war. Nicht, weil er sich vor der Obrigkeit fürchtete, sondern weil er sie einschätzen wollte. Sei deinen Freunden nahe, deinen Feinden noch näher.


    Plötzlich riss ein Scharren Farael auf seinen Gedanken. Sein Kopf schießt nach oben und er dreht sich um. Mit der Hand auf dem Schwert blickt er durch den Raum. Die Neugier war der Katze Tod. Entgegen dieser Erkenntnis zog Farael sein Schwert ein Stück aus der Scheide und begann, nach rechts zu laufen. Er fixierte den Blick auf die Reihen an Schränken und deren Durchgänge. Gang für Gang lief er langsam ab, doch fand auf dieser Seite des Raumes nichts. Augenblicklich kehrte das Bauchgefühl zurück, welches Farael vor der Tür verspürt hatte. Trappeln auf Holz. Dann ein weiteres Scharren. Farael wirbelte herum.


    Gerade noch zog er sein Schwert und wirbelte herum, um seine Klinge zwischen sich und einem schwarzen Schatten zu bringen. Zwei Arme, die mit ihren Händen einen Dolch fest in der Hand hielten, schlugen gegen die flache Seite Faraels Schwertes. Die Spitze knapp vor der Nase Faraels. Instinktiv trat er den Angreifer von sich weg und verschaffte sich Raum. Dieser taumelte zurück, fing sich jedoch schnell und ging in eine niedrige Abwehrhaltung. Ohne Farael die Möglichkeit eines Gegenschlages zu lassen, preschte der Angreifer vor. Bevor Farael reagieren konnte, bohrte sich ein Ellenbogen in seine Magengrube. Eine Welle des Schmerzes ließ seinen Körper krampfen und Übelkeit überkam ihn. Doch sah er das Blitzen, welches nachziehen sollte. Farael riss sein Schwert nach oben. Dann traf Metall auf Metall. Ein Klirren erfüllte den Raum. Sofort spannte Farael seine Beine an, sprang dem Angreifer mit der Schulter entgegen und traf diesen gegen die Brust. Ein Keuchen entfuhr der Gestalt. Ein weiteres Mal taumelte sie zurück, doch brauchte sie offensichtlich länger, um sich zu erholen.


    Darauf erhaschte Farael einen Blick auf sein Gegenüber. Eine Gestalt, komplett in schwarzer Rüstung gehüllt. Ihr Kopf war durch eine Kapuze vor Blicken geschützt, der Mund und die Nase mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Das war die Person, die er vor seinem Fenster gesehen hatte! Sofort klingelte etwas in ihm: die schwarze Kompanie! Den Moment der Stunde, die der Angreifer zur Ruhe nutzen musste, nutzte Farael für einen Gegenschlag. Sein Schwert in beide Hände nehmend, stach Farael gerade nach vorn. Doch der Attentäter sprang zurück, entging knapp seinem Tod. Farael hatte ihn zurückgedrängt. Sein Schwert hob er mit beiden Händen rechts neben seinen Kopf und ließ die Spitze auf den Angreifer zeigen. Nun war er in Angriffsposition.


    Schließlich ging alles schnell. Farael täuschte einen weiteren Stich an. Die Gestalt wich zur Seite aus. Augenblicklich griff Farael mit der Linken in die Fehlschärfe seines Schwertes. Mit einem Satz nach vorn, schlug er dem Attentäter mit der Parierstange in den Halsbereich. Ein schriller Schrei erhellte den Raum. Die Gestalt verlor die Balance und landete mit dem Bauch voran auf dem Boden. Zeit zum Zögern gab es nicht. Farael setzte nach. Mit einem kraftvollen Stich von oben, durchbohrte er den Rücken des Angreifers. Ein weiterer Schrei ertönte. Dieser war eindeutig weiblich, hielt Farael jedoch nicht von der Vollführung seines Todesstoßes ab. Sofort wurde der Schrei unterbrochen, als Farael mit dem rechten Fuß in das Genick des Angreifers stammte. Ein entsetzliches Knacken ertönte. Dann war es still.


    Langsam trat Farael von der Leiche und entfernte die Klinge aus ihr. Mit dem Fuß drehte er sie auf den Rücken, während er sein Schwert verstaute. Sofort griff er zur Maskierung und zog sie vom Gesicht. Darunter kam ein durchaus hübsches Gesicht hervor. Eine Almanin, wie Farael vermutete. Ihre Augen weit aufgerissen, der Mund offenstehend. Sie hatte sich ihren Job sicherlich einfacher vorgestellt. Farael hingegen seufzte. Sorgfältig tastete er den Leichnam ab, fand bei ihr jedoch nichts, was auf ihre Identität oder Zugehörigkeit hinwies. Ihrer Rüstung nach zur urteilen, musste sie eine Attentäterin der schwarzen Legion sein. Doch es ergab keinerlei Sinn. Woher wussten sie, dass Farael an diesem Ort war. Für einen Moment kam ihm der Kampf in einer der Gassen Obenzas in den Sinn, doch dort hatte er keine Zeugen der schwarzen Kompanie übriggelassen. Farael beschloss, so schnell wie möglich das Lager für das Erste zu verlassen. Die Leiche warf er achtlos aus dem Fenster heraus. Um die konnte er sich später noch kümmern. Darauf sammelte er die Dokumente ein, die er hatte mitnehmen wollen und verließ auf kürzestem Wege das Lager. Noch immer war ihm das Geschehene ein Rätsel. Eine dunkle Ahnung in ihm sagte, dass es womöglich der Anfang von etwas Größerem war. Dieser Gedanke gefiel Farael nicht.


    Der Weg zurück zu seinem Haus, kam Farael wesentlich kürzer vor, als der Hinweg. Vermutlich lag es daran, dass er ein wenig gehetzt war. Immer wieder erwischte er sich dabei, sich misstrauisch umzusehen und seinen Gang zu beschleunigen, wenn er das Gefühl bekam, jemand sei hinter ihm. Allein dieser Angriff hatte ihm Angst eingejagt. Nicht einmal seinetwegen, schließlich war er wehrhaft, doch was sollte geschehen, wenn man etwas über Ana herausbekam? Zu diesem Zeitpunkt wusste Farael bereits, dass er sich niemals hätte verzeihen können, wenn dieser etwas zugestoßen wäre. Ganz zu schweigen von dem Kind, welches sie in ihrem Leib trug. Er musste vorsichtig sein und die Lage beobachten. Eigentlich war er nicht der Mann dafür, Fremden gegenüber misstrauisch zu sein, doch der Überfall hatte dieses Denken umgeworfen. Weder hatte er jemanden, den er in diesen Belangen zu Rate ziehen konnte, noch gab es Anhaltspunkte, woher die Attentäterin gekommen war. Obendrein musste er Ana aus der gesamten Sache heraushalten. So konnte er das Risiko minimieren, dass sie in eine Sache mit hereingezogen würde, welche sie in keiner Weise betraf. So leid es ihm auch tat, doch musste Farael voraussichtlich belügen, um sie zu schützen.


    Mittlerweile war es kurz nach der Mittagsstunde, als Farael zurück an seinem Haus eintraf. Wie vermutet, war Ana noch nicht zurückgekehrt. Offenbar war sie entweder noch auf der Suche nach einer Möglichkeit des Auftritts, oder sie verhandelte in diesem Moment ihre Gage. „Oh Ana, wenn du nur wüsstest“, flüsterte Farael vor sich her, als er an seine Geliebte dachte. Während sie sich einen Auftritt suchte, hatte Farael mit Auftragsmördern und seiner Vergangenheit zu tun, die ihn mehr als nur gedanklich einholte. Was sie dazu wohl sagen würde? Begeistert sollte sie wohl kaum sein, so viel stand fest. Auch wenn Farael sich vorgenommen hatte, ihr davon niemals zu erzählen. Zugleich fühlte es sich schlecht an, sie auf diese Art und Weise zu belügen. Allein der Gedanke brachte ihm Unwohlsein. War er es nicht, der ihr gepredigt hatte, dass sie sich einander anvertrauen können? Jeder hatte seine Geheimnisse. Im Falle von Ana war es nichts, was sie real bedrohte. Doch bei Faraels Geheimnissen?


    In diesen düsteren Gedanken zu verschwinden, sollte keinesfalls die Lösung bleiben. Auch wenn er wusste, dass der Moment kommen sollte, an dem er es ihr sagen musste, wollte er es in diesem Augenblick verdrängen. Beinahe aus Affekt griff er zu einer seiner Flaschen Whisky und nahm einen kräftigen Schluck. Eigentlich war der edle Tropfen zu schade, um sich damit zu besaufen, doch es erfüllte seinen Zweck. Erst als er die Flüssigkeit brennen die Kehle hinabgleiten spürte, gelang es ihm, sich der Gedanken zu entledigen. In den Vordergrund trat sein Hunger, aber auch die Arbeiten und das Training, welches er sich vorgenommen hatte.


    Zu allererst schälte sich Farael aus seiner Rüstung, legte die Waffen ab und sammelte die schmutzige Kleidung auf, die Ana und er im Haus hinterlassen hatten. In mühevoller Arbeit wusch er diese und hängte sie zum Trocknen auf. Darauf folgte sein Training, eine Kombination aus verschiedensten Leibesübungen, wie Liegestütze, Ausfallschritte und Klimmzüge badete seinen Körper in Schweiß. Als er sich selbst im Wasser der Zuber betrachtete, mit dem er sich waschen wollte, musste Farael grinsen. Zu gut wusste er, wie Ana es gefiel, wie er seinen Körper formte. Natürlich war es ein Nebeneffekt des Söldnerdaseins, aber wenn das ein netter Bonus war, konnte man diesen durchaus mitnehmen. Und da die Söldnerarbeit ein wenig schleifte, musste er sich auf andere Art und Weise fit halten. Obendrein wusch er sich penibel und rasierte sich frisch, nur um schließlich im Haus auf Dörrfleisch und altem Brot herumzukauen. Doch es reichte. Ganz nebenbei ging er die Unterlagen durch, die er aus dem Söldnerlager mitgenommen hatte. So merkte Farael gar nicht, wie der Tag sich dem Ende neigte und die Dämmerung einsetzt. Erst als Ana in das Haus zurückkehrte, sollte er aus seiner Konzentration gerissen werden.

    Farael:
    Dieses schelmische Grinsen sah Farael nicht zum ersten Mal bei Ana und er wollte es gewusst haben, was es bedeutet hatte. Zumindest war jedes Mal, nachdem Ana ihren Mundwinkel auf diese Art verzogen hatte, in ihrem Kopf ein Plan entstanden, der in aufregende Abenteuer geendet hatte. Doch was sie sagte und wie sie es sagte, regte die Lust in Farael ein weiteres Mal an. Doch der Tag hatte bereits begonnen und sie konnten nicht warten, bis er wieder bereit war. So hatte er zumindest einen weiteren Grund sich auf den Abend zu freuen, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, ob die Idee am Ende wirklich gut war. „Du weißt, ich nehme dich beim Wort. Wenn du heute Abend keine Peitsche oder Gerte zur Hand hast, würde ich sehr enttäuscht sein“, feixte Farael, ließ aber einen subtilen und ernsten Unterton mitschwingen. Einer der Momente, in denen ihm bewusstwurde, wie gern er mit Ana spielte. Sie tat es ebenso auf ihre Weise, drum nahm er sich das Recht heraus, es auch zu tun. Am Ende konnte sich Farael aber darauf verlassen, dass ihre gegenseitige Zuneigung immer eine Grundlage dieses Spiels war. Für einige Augenblicke verharrte er schließlich mit ihr in der selben Position. Farael ließ einer seiner Hände auf Anas Brust wandern, um dort ihren Herzschlag und ihren Atem zu spüren. Allein dieses Gefühl, Ana lebend und sich regend neben sich zu spüren, ließ seinen Mund sich zu einem Lächeln verformen. Leider mussten die schönsten Momente enden, sowie die schlimmsten Zeiten vorbeigingen. „Wir sollten aufstehen“, brachte Farael schließlich aus Überzeugung und Antwort auf Anas Frage zugleich hervor. Gefolgt waren seine Worte, mit einer Berührung seiner Lippen auf den ihren. Farael reckte Ana seine Zunge entgegen, lud sie zu einem verspielten Tanz ein und legte jede Zuneigung, die er für diese Frau empfand, in diesen Kuss hinein. Einige Momente vergingen und schließlich löste er sich wieder, innerlich den Wunsch, sie ein weiteres Mal zu küssen. Doch der Alltag rief. Farael konnte sich nicht zu sehr hingeben, schließlich hatte er noch Aufgaben zu erledigen. Zuletzt erhob sich Farael, stieg aus dem Bett und streckte sich zu seiner vollen Größe, ehe er sich seine Hose überzog. Während er auf den Weg zum Fenster ist, um die Vorhänge aufzuziehen, sprach er: „Soll ich dir eine Salbe auf deinen Hals tun? Das betäubt etwas und hilft, dass sich die Haut erholt. Hat Wunder bei deinem Biss gewirkt, der mir eine echt schicke Narbe einbrachte.“ Mit verschmitzten Lächeln, welches in ein warmes Lachen überschlug, schritt Farael bereits zu seiner Kommode, in der er die Salbe verwahrte.


    Ana:
    Die Decke ein wenig höher ziehend, drehte Ana sich auf die Seite, um Farael beobachten zu können. Vollkommen ungeniert ließ sie den Blick an ihm hinab und wieder hinauf gleiten. "Ach, du hast dafür extra eine Salbe im Haus?", entgegnete sie. "Für all die bissigen Stuten, die hier ein und ausgehen? Oder für die gebissenen?" Sie schwang sich aus dem Bett und reckte ihm den Hals hin. Tatsächlich brannten die Wunden stetig vor sich hin. "Da kann ich sehen, wie ich das bei meinem nächsten Auftritt versteckt kriege", dachte sie automatisch. Sie ließ sich von Farael verarzten und strich ihm dabei über den Bauch, da sie der Versuchung nicht widerstehen konnte.
    "Weißt du, ich fühle mich fit genug, um auch etwas Sinnvolles zu tun", sagte sie schließlich. "Ich könnte Besorgungen machen, falls du etwas brauchst und mich nach Arbeit für heute Abend umsehen." Ihr Unterleib hatte vollkommen Ruhe gegeben und Ana konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, den ganzen Tag herumzuliegen, während Farael arbeitete. Außerdem musste sie ja wohl irgendetwas beschaffen, dass einer Peitsche nahekam, sonst ging ihr dieser Hengst am Ende noch durch.


    Farael:
    Aus einem unbestimmten Grund wusste Farael, dass Ana sich verarzten lassen und zugleich ein paar freche Sprüche klopfen würde. Er hatte seine Kommode erreicht und die Salbe hervorgeholt, da stand Ana in ihrer vollen Pracht bereits vor ihm. Dabei machte Farael keinerlei Anstalten, den Anblick nicht offensichtlich zu genießen. Wenn sie das tat, wollte er es auch tun dürfen. Bei dem Gedanken schlich ihm ein Lächeln auf die Lippen. Vorsichtig neigte er Anas Kopf zur Seite, um die empfindliche Stelle offen zu legen und mit der Behandlung beginnen zu können. „Ach, weißt du“, begann er, während er sich die Stelle seines Bisses anschaute. „Noch niemand hatte es gewagt, mich so zu behandeln wie du es bisher getan hast. Fast alle haben einfach nur mit mir schlafen wollen, weil sie scharf auf was auch immer waren. Einige haben es versucht, mich zu zähmen, doch es war nicht mehr als billige Anmache.“ Farael stellte fest, dass sein Biss ihre Haut durchbrochen und Ana ungewollt hatte bluten lassen. „Du bist die Erste, die weiß, wie man es macht und das gefällt mir. Obendrein gehst du darauf ein, was ich mir wünsche. Das finde ich wirklich schön.“ Auf seinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. Währenddessen hatte er sich ein Tuch genommen und die Wunde sauber getupft. „Du bist einzigartig, wie ich dir bereits sagte. Und nun wirst du wohl immer eine Erinnerung von mir auf deiner Haut tragen. Entschuldige noch einmal.“ Der Biss war tiefer als angenommen und Farael war verwundert, dass Ana sich kaum darunter geregt oder gewehrt hatte. Der Blutfluss war jedoch schon versiegt, weshalb es reichte, wenn Farael die Salbe auf die Wunde auftrug. Unter den Berührungen Anas kam er nicht umher, seine Bauchmuskeln anzuspannen, ganz in dem Wissen, wie es ihr zu gefallen schien. „Das wird eine Narbe bleiben und ich kann nicht sagen, dass ich nicht stolz drauf bin“, gab Farael schließlich grinsend zu, als er einen Schritt von Ana wegtrat. Tatsächlich klopfte sein Herz etwas, als er daran dachte, Ana das zurückgegeben zu haben, was sie ihm einst gab. Auch wenn es wohl eine sehr ungewöhnliche Geste war, so hatte sie doch ihre ganz eigene Schönheit inne. Und wieder einmal musste Farael feststellen, dass Ana ihm den Kopf verdreht hatte.
    Schließlich schloss der das Gläschen mit der Salbe und packte das Tuch zu der schmutzigen Wäsche. Dabei lauschte er den Worten Anas, welche bereits den Tag durchzuplanen schien. „Momentan brauche ich nichts, aber wenn du ein paar Münzen für die Kasse beitragen magst, würde mich das sehr freuen“, erwiderte er lächelnd, während er frische Sachen für sich zusammensuchte. „Tatsächlich habe ich heute nicht all zu viel vor. Ich will nur kurz zum Lager, um noch einmal die Dokumente zu sichten. Danach bin ich wieder hier. Vermutlich ein wenig trainieren, damit ich nicht außer Form gerate.“ Nachdem Farael sich die frische Kleidung zurechtgelegt hatte, trat er ein weiteres Mal an Ana heran, blickte ihr direkt in die Augen. „Ich bin stolz auf dich, dass du wieder bist. Obendrein noch dankbar, dass du dich mir anvertraust, aber auch meine wohl ungewöhnlichen Wünsche ernst nimmst.“ Wie gern er Ana in diesem Moment geküsst hätte, doch er wollte sich zurückhalten. Schließlich wusste Farael, dass die Norkara ihren Freiraum manchmal brauchte. „Vielen Dank“, wiederholte er, ehe er ihr kurz über die Wange strich und sich schließlich anzukleiden begann.


    Ana:
    "Kann ich mir gar nicht vorstellen auf was sie da scharf hätten sein können..." Ana biss sich auf die Lippe und packte Faraels Hosenbund, zuckte dann aber zusammen, als seine Finger ihre Wunde berührten. "Stolz", fragte sie verwundert. "So markiert ihr Hengste also eure Stuten?" Sie musste lachen, da sie es ja nicht anders mit ihm gemacht hatte. "Aber ich muss sagen, es passt zu meinem wilden Piratenimage."
    Sie nahm sich vor, die Male zur Sicherheit trotzdem heimlich in Faraels Spiegel zu kontrollieren, wenn sich die Möglichkeit bot. Sollte sie darauf angesprochen werden, sei es aus Interesse oder wissendem Zuspruch, wollte sie wissen, wovon sie sprach.


    "In Ordnung. Arbeit bedeutet bei mir aber abends... außer meiner Musik habe ich nicht viel, wofür man mich bezahl. Zumindest nichts, das ich bereit bin zu geben." Den Tag über würde sie herumfragen und bis abends hoffentlich etwas gefunden haben. Auch Ana begann nun sich anzuziehen. Sie griff nach ihrer eigenen Kleidung, die Farael so ordentlich zusammengelegt hatte, dass sie schmunzeln musste. Was hatte der Anblick ihrer Sachen während ihrer Abwesenheit wohl in ihm bewirkt? Hatte es seine Hoffnung aufrechterhalten, sie könnte zurückkommen? Hatte es ihn geschmerzt? Immerhin hatte er ihr gestanden, dass er sie liebte. Die Wochen ohne sie mussten nicht einfach für ihn gewesen sein. Trotzdem trug er ihr nichts nach. Im Gegenteil: er hatte sie aufgenommen und sofort wieder für sie gesorgt, hatte liebevoll das Bett mit ihr geteilt und bedankte sich nun sogar bei ihr. Was für ein Mann... Auf einmal hatte Ana ein schlechtes Gewissen. "Nein", sagte sie. "Ich danke dir."

    Farael:

    Allmählich verschwand Faraels Körper immer mehr in seiner Rüstung und seine Waffen fanden ihren angestammten Platz an seiner Seite. Nichts zeugte von den Abenteuern, die er vor einer Stunde erlebt hatte, geschweige denn die Momente, welche er mit Ana geteilt hatte. Überraschend waren die Worte, die ihren Mund verließen. Etwas wie Dank hatte Farael nicht erwartet. Nicht, weil er Ana für jemanden hielt, der absolut undankbar war, sondern weil er in seinem Ermessen nichts tat, wofür sie ihm danken musste. War es vielleicht dieses Gefühl in seinem Bauch, dass er in ihrer Nähe verspürte? Jenes Gefühl, welches ihm jedes Mal den Kopf verdrehte, wenn er in Ana Augen blickte? Früher noch hatte er Männer mit einem Schmunzeln gestraft, die von ihren Frauen Sprache, von ihrer Liebe und ihren Kindern. Doch nun stand das perfekte Beispiel vor ihm, wie es sich tatsächlich anfühlte.
    Anfangs wollte er etwas sagen, um ihren Dank abzuwimmeln, ihr zu zeigen, was er dachte. Doch zeitgleich meldete sich sein Verstand. Denn das, was er in diesem Moment und den Abend zuvor getan hatte, war ein großes Risiko und obendrein noch eine naive Reaktion gewesen. Also verwarf er seinen Plan, ihren Dank abzulehnen. Im selben Augenblick zog ein belohnendes Kribbeln durch seinen Bauch, als ob sein Körper und sein Geist ihn dafür belohnten, nicht gegen jeden Instinkt zu handeln. „Ich habe es wirklich gern getan Ana. Doch wenn wir Zeit haben, möchte ich gern mehr von dir erfahren. Genau wissen, warum du bist, wer du bist. Natürlich will ich dich nicht zwingen, aber … aber ich wüsste gern, wer die Mutter meines Kindes genau ist. Stück für Stück, nicht alles auf einmal. Ist das in Ordnung für dich?“


    Ana:
    Mutter meines Kindes... wie das klang. Merkwürdig. Surreal. Und schön. Ana hing diesem Gedanken noch nach, wären Faraels Frage zwischen ihnen schwebte. "Hm?", machte sie in dem Augenblick, in dem das Gesagte in ihrem Bewusstsein ankam. "Wer ich bin? Aber das weißt du doch", winkte sie ab. "Eine versoffene, diebische Piratin, unstet wie das Meer aber geschickt an der Laute." Sie grinste schwach. Worauf wollte Farael hinaus? Sie erinnerte sich, wie freimütig er ihr von den Sorgen um seine Mutter und seine Familiensituation erzählt hatte. Auch von der schwarzen Kompanie hatte er etwas preisgegeben. Aber im Grunde kannten sie sich kaum. Das waren vermutlich keine guten Voraussetzungen für werdende Eltern. Was wird er wohl sagen, wenn er von deinen endlosen Bettgeschichten hört?, fragte sie sich selbst bitter. Oder von deiner gescheiterten Ehe? Dem Mann, der sterben musste, weil er sie geliebt hatte? Wollte Farael so etwas überhaupt wissen? Oder vermutete er eine aufregende und bewegte Geschichte, die sie als tapfere Heldin zu dem geformt hatte, was sie war? Ana schluckte. Etwas in ihr war der Meinung, Farael hatte ein Recht alles zu erfahren. Wenn du mir nicht vertraust, kann ich dir nicht vertrauen.... das hatte er ihr gesagt. Darunter fiel vermutlich auch, zu vertrauen, dass er sie auch dann noch mochte, wenn er alles über sie wusste. Aber ob sie das konnte, das wusste sie nicht.


    Farael:
    Lediglich ein Seufzen fuhr aus Faraels Kehle, als er die Antwort Anas hörte. Zwar fragte er sich, warum er etwas Anderes als eine solche Antwort erwartet hatte, doch räumte er sich auch das Recht ein, eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu bekommen. Selbst nach ihren Worten, die nur einen schwachen Witz darstellten, war Farael keineswegs beruhigt oder gar zufrieden. Farael konnte es Ana förmlich ansehen, wie es in ihre brodelte, ratterte und arbeitete. Sie dachte nach und nicht zu knapp. Für ihn war es offensichtlich, dass sie innere Dämonen mit sich herumtrug, die sie zu gern begraben wollte. Einerseits kränkte es ihn, dass sie ihm nicht offen und ehrlich die Dinge preisgab, die er wissen wollte. Andererseits hatte Farael Ana bereits so weit einschätzen können, dass einer ihrer Aussagen tatsächlich zutraf. „Unstet wie das Meer, das bist du tatsächlich“, dachte er sich, doch sprach er diesen Gedanken nicht aus. Letzten Endes konnte er nur darauf hoffen, dass sich das Meer beruhigen und seine Geheimnisse offenbaren würde, doch dieser Weg sollte ein langer sein, wie er in diesem Moment zu spüren bekam. Hatte sie Angst? Vielleicht konnte er ihr diese nehmen? Doch wovor hatte sie Angst? Dass er sie nicht mehr lieben könne, nachdem sie ihm alles preisgegeben hätte? Sein Plan, mehr aus ihre herauszubekommen, sollte schwieriger werden, als er gedacht hatte. „Ich nehme dich so, wie du jetzt bist. So mag und, vielleicht willst du es nicht hören, liebe ich dich. Erzähle mir, wer du wirklich bist, wenn du bereit dazu bist. Doch auf lange Sicht möchte ich es wissen. Nicht nur für unser gemeinsames Heil, sondern auch das unseres Kindes.“ Aus einem Reflex heraus trat Farael nach seinen Worten an Ana heran und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Es fühlte sich richtig an, auf diese Weise zu reagieren, auch wenn sein Inneres neugierig und fürchterlich ängstlich zugleich war. „Nichts kann schlimmer sein, als die Vorstellungen, die in meinem Kopf sein könnten. Vertraue mir“, betonte er sanft, ließ die Worte zwischen ihnen schweben.


    Ana:
    Irgendwie fand Ana es unfair, dass Farael das Kind erwähnte. Was sollte es dem Kleinen nutzen, wenn Anas Vergangenheit ausgegraben wurde? Recht schnell wurde der Ärger aber durch eigene Maßregelung verdrängt. Wenn sie ehrlich war, war das Einzige, das sie störte, ihr eigenes Wesen oder das, wozu es fähig war. Alles andere war Schein. Erst, wenn sie selbst alles zurücklassen konnte, konnte sie guten Gewissens behaupten, es sei kein Teil mehr von ihr. Faraels nächste Worte weckten ihre Neugierde. Obwohl ihr die Frage unangebracht schien, nachdem sie sich aus seiner herausgewunden hatte, waren die Worte schnell gesprochen. "Was stellst du dir denn vor?" Sie hatte das Gefühl, Farael hätte schon längst fortgemusst, um seine Aufgaben zu abzuarbeiten wie geplant, doch die Neugierde nagte an ihr.


    Farael:
    Etwas seltsam war es schon, dass Ana keineswegs auf seine gesagten Worte einging und obendrein noch eine äußerst komische Frage stellte. Wirklich wissen, was Farael davon hätte halten sollen, konnte er nicht. Doch ihre Augen wirkten wach, neugierig und so fokussierte sich Farael auf die Gedanken, um sie wachzurufen. Wenn auch ungern, was ihm sofort ein flaues Gefühl im Magen bescherte. „Nun, wer weiß wen du in deiner Vergangenheit ans Bein gepisst hast. Vielleicht sind ja hinter die Auftragsmörder her, die jederzeit nach deinem Leben trachten? Oder aber du verbirgst, dass du eigentlich eine Vampirin bist, wobei ich zugeben müsste, nicht viel über diese zu wissen. Oder jemand oder etwas aus deiner Vergangenheit, etwas, was nicht begreifbar ist, trachtet die nach deinem Wohlergehen. Was weiß ich. Das Schlimmste was passieren könnte, ist, dass dir etwas zustößt, ohne, dass ich dagegen etwas tun kann, verstehst du?“


    Ana:
    Ehe sie sich versah, musste Ana lachen. "Oh, entschuldige", fügte sie eilig an, wohlwissend wie unpassend es war. Die Mischung aus Überraschung, Erleichterung und Zuneigung hatte ihr aber nichts anderes übriggelassen. Farael... er dachte nur an ihr Wohlergehen, sorgte sich um sie, fürchtete sie würde verfolgt. Dabei war das einzige, das ihr auf den Fersen war, ihr eigener dunkler Schatten. Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihm tief in die Augen. "Wieso bist du so gut zu mir?", fragte sie leise, dann seufzte sie. "Nichts von deinen Befürchtungen ist der Fall. Eigentlich gibt es wirklich nichts Spektakuläres oder Besonderes in meiner Vergangenheit. Von Seeschlachten vielleicht einmal abgesehen. Ich werde dir davon erzählen, in Ordnung? Aber nicht im Stehen und zwischen Tür und Angel."


    Farael:
    Sofort wanderte Faraels Augenbraue ein gutes Stück nach oben, als Ana zu lachen begann. Zwar entschuldigte sie sich auf diese Geste hin, doch der Anblick war durchaus seltsam. Was gab es bei diesen Dingen zu lachen? Sein Misstrauen verpuffte jedoch schnell, als er die zarte Berührung ihrer Hände an seinen Wangen spürte. Von ihnen ging Wärme aus, die seinem Mund schließlich zu einem Lächeln werden ließ. Ihren tiefen Blick erwiderte er, dabei legte er einer seiner Hände auf ihre Taille, die andere auf einer der ihren. „Das ist in Ordnung. Ich wollte dir nur sagen, dass ich es möchte“, erklärte er sanft auf ihre Worte. Zwar sollte Farael in diesem Moment keinerlei Informationen über ihre Vergangenheit erfahren, doch es war für ihn ein großer Schritt, dass sie ihm diese zugestand. „Du bist mir wichtig“, hauchte er schließlich, als Antwort ihre Frage und Bekundung seiner Zuneigung zugleich. „Ich habe mich viel in den letzten vier Wochen um dich gesorgt.“ Für keinen einzigen Augenblick verfehlten sich ihre Blicke. Farael bekam das Gefühl, dass sich ihre Seelen trafen und miteinander austauschten, ohne auch nur ein einziges von sich zu geben. „Wenn du einen Auftrag zum Spielen hast, darf ich dir dann zuhören?“, wechselte er schließlich das Thema, ohne jedoch die Berührungen zu unterbrechen. „Ich werde nicht lang weg sein und du könntest mir einfach Bescheid geben, wo du spielst, indem du kurz nach Hause kommst.“


    Ana:
    Mit einem Lächeln zog Ana ihre Hände langsam zurück. Komischerweise verspürte sie ein nervöses Ziehen im Bauch, wenn sie daran dachte, vor Farael aufzutreten. "Ja... ja das kann ich machen", antwortete sie trotzdem. "Wenn ich etwas finde, vorausgesetzt... und wenn es eine anständige Taverne ist, in die ich einen Leckerbissen wie dich einladen kann, ohne Sorge zu haben, dass du entführt wirst." Ana zwinkerte die eigene Unsicherheit weg oder versuchte es zumindest. Sie wollte, dass Farael sie gut fand, dass er ihre Musik gut fand. Heute Abend würde sie sich besonders ins Zeug legen müssen. Hoffentlich würden die Schmerzen ausbleiben. Mit Krämpfen im Bauch sang es sich schlecht. "Du...", setzte sie an. "Hast du eventuell Kräuter oder ähnliches im Haus, das ich notfalls gegen die Schmerzen nehmen kann? Ich würde mir selbst etwas besorgen, aber noch habe ich kein Geld..." Ana spürte wie sie erröte. Auch das war ihr komischerweise unangenehm. "... und leider kann ich gerade nichts trinken. Das würde auch helfen." Wieder flüchtete sie sich in einen Scherz. Ana kam mit vielem zurecht, mit eigener Unsicherheit nicht. Vielleicht war das einer der Gründe, warum sie wenige so nahe an sich heranließ.


    Farael:
    Über die positive Antwort seitens Ana konnte sich Farael nur freuen. Zwar hatte er sie nur ein Mal singen hören und doch war er davon so begeistert gewesen, dass er es sich als ein wundervolles Erlebnis vorstellte, wenn sie vor einem ganzen Publikum auftrat. Natürlich hatte es etwas Persönlicheres, wenn sie nur vor ihm sang, doch sie sollte sich nicht verstecken. Schließlich merkte er auch, dass sie nervös wurde, als sie von der Lokalität und überhaupt von der Möglichkeit sprach. Langsam dämmerte es Farael, dass Ana meist mit lasziven oder scherzhaften Worten und Gesten ihre eigene Unsicherheit verbergen wollte. Zumindest dachte er es, wobei er es bereits mehrere Male hatte beobachten können. „Keine Sorge, ich habe mich schon in den ekelhaftesten Absteigen aufgehalten oder gar genächtigt. Obendrein kann ich sowohl auf mich, als auch auf die aufpassen“, erwiderte er darauf zwinkernd. Es fühlte sich ungewohnt befriedigend an, jemanden Schutz zu versprechen, ohne etwas dafür zu erwarten. Herzensgüte oder Liebe kannten Söldner bekanntermaßen nicht und auch auf Farael hatte das bis vor kurzem noch zugetroffen. Drum spürte er im nächsten Moment bereits einen Knoten in seinem Bauch, als Ana ihm von ihrer misslichen Lage berichtete und ihm um Kräuter bat. Sofort legte er eine Hand an sein Kinn und blickte sich in seinem Haus um. Hatte er nicht noch irgendwo Kräuter? Natürlich! Blind wie er war, hatte er beim überfliegen die Kräuter, welche über seinem Kamin hingen, komplett übersehen und sie auch vergessen. Von diesen rupfte er ein paar Blätter ab, wickelte sie zu einem kleinen Bündel und verschnürte dieses mit einer Schnur. „Die hat mir mal ein Heiler gegeben, um die Schmerzen von Kampfverletzungen zu linden. Das sollte auch für solche Schmerzen reichen. Denke ich.“ Behutsam legte Farael Ana das Bündel in die Hand. Selbstverständlich hatte er ihre Röte mitbekommen, weswegen er sich vor sie stellte und ein warmes Lächeln seine Lippen zieren ließ. Sanft sprach er wenige Worte, die, wie er hoffte, ihre Unsicherheit lindern sollten: „Vergiss nicht, dass mein Zuhause nun auch dein Zuhause ist. Mein Schicksal ist nun auch deins. Genau so, wie deines meines ist. Nimm dir, was auch immer du brauchst. Bitte mich darum, woran es dir mangelt. Ich schaue, dass ich es dir erfüllen kann.“ Diese Worte waren so aufrichtig, wie die Wärme seiner Seele, die durch seinen Körper strömte.


    Ana:
    Dankbar nahm Ana die Kräuter entgegen. Allein zu wissen, dass sie etwas tun konnte, würde sie sich besser fühlen lassen. Genau das - dass sie sich besser fühlte - musste auch Farael mit seinen folgenden Worten bezwecken. Er musste ihre Unsicherheit bemerkt haben. Also gab Ana sich alle Mühe, die Reaktion zu zeigen, die die Worte verdienten, obwohl alles in ihr sich sträubte. Sie versuchte es mit einem Lächeln, trat dann aber schnell an ihn heran und umarmte ihn, legte ihren Kopf auf seine Brust, dass er ihre verräterische Mimik nicht mehr sehen konnte. "Idiot, Idiot, Idiot!", schrie sich innerlich an, während sie seinem Oberkörper ein "Danke" zumurmelte. Er meint es wirklich ernst... Er liebt mich... Die Gedanken durchzogen ihren Kopf wie giftige Schlangen und wieder, obwohl sie sich vorgenommen hatte, sich nicht mehr davon beeindrucken zu lassen, fühlte sie sich davon erdrückt. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, Farael würde es nicht so oft aussprechen. Doch um so etwas konnte man jemanden wohl kaum bitten. Nachdem sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte, löste sich Ana von Farael. "Danke", sagte sie noch einmal. "Dann steht dem Auftritt ja nichts mehr im Wege. Wenn mich jemand will."


    Farael:
    Plötzlich, nach Faraels Worten, wirkte Ana alles andere als zufrieden oder glücklich. Eher benommen oder diffus waren die Ausdrücke, die er anfangs in ihrem Gesicht ablesen konnte. Umso mehr verwirrte es ihn, sie in diesem Moment zu beobachten, wo offensichtlich ganze Gefühlswelten aufeinanderprallten und nichts mit sich anzufangen wussten. Doch bevor Farael auch nur ansatzweise darüber nachdenken konnte, schlossen ihre Arme sich um seinen Körper, ihr Kopf legte sich auf seine Brust. Zuerst zögerlich und anschließend doch erwiderte er die Umarmung zärtlich, auch wenn sich diese äußerst seltsam anfühlte. Hatte er zu viel gesagt? Sein Kopf schwamm vor Gedanken. Am liebsten hätte er ihren Kopf geöffnet und hineingesehen. Es war einer der Momente wo er sich wünschte, ihre Gedanken hören zu können und zu erfahren, was in ihr vorging. Nun war Farael an der Reihe, verunsichert zu sein, auch wenn er der Meinung war, es besser zu verbergen als die Norkara es tat. Gerade noch rechtzeitig. Im nächsten Augenblick löste sie sich wieder von ihm worauf sie ihre Blicke tauschten. „Gern Ana. Wobei ich mir eben nicht vorstellen kann, wer dich nicht haben wollte, um ehrlich zu sein“, lachte er schließlich und knuffte seine Geliebte gegen die Schulter. Darauf wandte er sich der Tür zu und öffnete diese. Doch bevor er vorausging, hielt er in der Tür inne. Seine Miene fühlte sich gesetzt an. Ernst. Wieder richtete er seinen Blick auf Ana. „Wenn dir etwas zu viel ist, sag es mir. Ich bin kein Mann aus Zucker und die Dinge in dich hineinzufressen hilft uns beiden nicht weiter.“ Woher auch immer diese Worte kamen, doch ihn ließ die Vorstellung nicht los, dass er zu viel gesagt hatte. „Jetzt komm, wir haben einen langen Tag vor uns. Lass uns ein Stück zusammen gehen, bevor sich unsere Wege trennen.“ Mit ausgestreckter Hand blickte Farael Ana freundlich entgegen. Ganz zum Trotz seiner vorherigen Aussage.


    Ana:
    "Barden und Vaganten gibt es leider mehr als genug", seufzte sie und sah sich instinktiv nach ihrem Lautenkasten um, bis ihr einfiel, dass sie ihn bei Reela gelassen hatte; für den Fall, dass Farael sie nicht aufnehmen würde oder nicht zu Hause wäre. Bei seinen Worten sah sie auf. Er verstand es immer sie zu durchschauen. Eine Fähigkeit, die sich selbst so gerne zugesprochen hatte - selbst ein Mysterium zu bleiben und die anderen zu lesen wie ein Buch. Einen Unterschied gab es aber doch. Er meinte es ehrlich mit ihr, sie hatte derartige Situationen immer zu ihrem Vorteil genutzt. "Ich... es tut mir leid. Der Gedanke, mir ein Zuhause mit jemandem zu teilen und... es ist ungewohnt für mich. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit, mich damit anzufreunden." Ana war dankbar, dass Farael ihr so viel entgegenkam. Wie viel er wohl schon bei ihr gut hatte? Eine Menge... Sie nahm seine Hand und folgte ihm aus dem Haus. "In Ordnung. Gehen wir ein Stück." Anas Gedanken schwirrten zu einem Frühstück und sie merkte, wie ihr Magen knurrte. Jetzt eine Fleischpastete... oder ein Stück Honigbrot... vielleicht einfach beides durcheinander. Irgendwie traute sie sich aber nicht fragen, ob Farael auch etwas frühstücken wollte. Sie würde abwarten, was er vorhatte und sich notfalls eine Kleinigkeit stibitzen, nachdem sie sich getrennt hatten.


    Farael:
    Instinktiv verschränkten sich Faraels Finger mit Anas. Nachdem sie aus dem Haus getreten waren, schloss er hinter sich die Tür ab. Der Abstecher zum Söldnerlager sollte nicht lang dauern. Damit sollte Ana nicht vor verschlossener Tür stehen, wenn sie zurückkehrte. In diesem Moment fiel ihm ein, dass er, sofern das nötige Kleingeld vorhanden war, ein zweiten Schlüssel anfertigen ließ. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte kein Bedarf danach bestanden. Die Worte um ihre Entschuldigung kommentierte er nicht weiter. Er sah er ihr an, wie sehr sie mit sich zu kämpfen schien. Und auch wenn es schwer war, es anzusehen, so dachte er sich, dass es das Beste war. Wenn Anas harte Schale bröckelte und sich ihr wahrer Kern offenbarte, sollte sie sich von dem befreien können, was sie an Ängsten mit sich herumtrug. So glaubte es Farael. Auf sie einzureden wäre jedoch überaus dumm gewesen und hätte sie unnötig in die Ecke gedrängt. So schwieg er auch, mit ihr an seiner Seite, und schlenderte mit ihr in Richtung Söldnerlager. Doch kurz vor der großen Eisenbrücke hielt er mit ihr schließlich inne. Dabei ließ er ihre Hand los, trat direkt vor sie und blickte sie offen an. Seine Hände ließ er auf ihren Schultern ruhen. „Ich kenne keinen Barden und keinen Vaganten, der so schön und talentiert ist, wie du es bist. Du wirst mit großer Sicherheit Arbeit finden. Pass auf dich auf und gerate nicht in Schwierigkeiten.“ Aufmerksam blickte er in ihre Augen, während ein weiteres Mal an diesem Tage, ein Lächeln seine Lippen umspielte.


    Ana:
    Gedankenverloren ließ sich Ana von Farael führen. Die Nähe zum Markt zeigte sich schnell durch verschiedenste Gerüche, für Obenza erstaunlich gut. Nachdem die Kühle der Nacht die Luft zumindest ein wenig geklärt hatte, eroberten die Dämpfe der Garküchen und Backstuben für ein paar Stunden das Terrain. Das würde ihr nächstes Ziel sein. Ana überlegte gerade, ob sie noch weiter mit Farael gehen sollte, da hielt er an. "Warte es ab, du Schmeichler", entgegnete Ana wacker, "du hast bisher ja nur eine Kostprobe bekommen. Und ich und Schwierigkeiten...", sie lachte auf, "niemals! Ich werde zurück ins Haus kommen, wenn ich mehr weiß. Pass auch auf dich auf. Reiße keinen streunenden Banditinnen auf." Ana beugte sich vor und gab Farael einen Kuss auf die Wange. "Bis dann", flüsterte sie und wandte sich ab, um sich ein Frühstück zu erschleichen.

    Farael:
    Jedes Wort und jede Regung ließ das Bild eines Kindes vor Farael wahrer werden. Vor seinen Augen zeichnete sich ein Junge ab, der mit einem Holzschwert bewaffnet auf eine Puppe eindrischt, oder aber sich gegen ein paar Jungs, die unrechte Dinge getan haben, zur Wehr setzt. Anas Frage nach spitzen Ohren brachten Farael schließlich zum Lachen. Sofort wurde seine Version des Kindes mit Albenohren wie seinen ausgestattet. Es wirkte einerseits befremdlich, wenn er ein Kind so nahe an seinem Ebenbild erkannte, wobei der Gedanken dennoch etwas Schönes in sich trug. „Das wäre echt putzig, wenn dem so wäre“, erwiderte er schließlich auf ihre Aussage mit den Ohren. Doch Anas vorherigen Worte schlichen etwas Missstimmung in den Raum hinein. Diese Gedanken konnte Farael nicht stehen lassen. Auch wenn er ahnte und wusste, dass Ana Fehler gemacht hatte, so ging sie für seinen Geschmack zu hart ins Gericht mit sich selbst. „Du bist eine großartige Frau Ana. Egal, was du getan oder welche Vergangenheit du hast, du liegst bei mir, mit unserem Kind in deinem Leib. Du kannst also nicht zu viel falsch gemacht haben. Und auch nicht falsch sein.“
    Ihre Fragen und Sorgen konnte Farael dann aber doch nachvollziehen. Schließlich erging es ihm nicht anders. Die Fragen, welche aufgeworfen wurden, machten sich auch in Faraels Kopf breit. „Da bist du nicht allein“, gab er schließlich zu. „Dachtest du etwa, ich habe in meinem Leben an ein Kind gedacht? Denkst du, ich wäre ein guter Vater? Ich meine, ich plane ein Söldnerlager. Damit macht man sich sehr schnell Feinde.“ Oder man hat schon welche. „Ich weiß, dass es schwer ist, nicht darüber nachzudenken. Doch es ist, wie es ist. Und wir können nur das Beste draus machen, indem wir für uns, aber auch unser Kind sorgen.“
    Natürlich war es für Farael auch nicht einfach, die Gedanken abzuschütteln. Wann und wie hätte er auch damit rechnen sollen, dass eine Tages eine Frau vor seiner Tür stehen würde, die von ihm ein Kind erwartete. Entgegen jeder Vernunft hatte er sie aufgenommen und sich bereit erklärt, die Herausforderung anzunehmen. Doch hatte er Ana, die auf ihm lag und deren Wärme Zuversicht in seine Knochen strahlte. „Wir haben uns“, wiederholte Farael anschließend seinen Gedanken. Worte, die ihm Wärme und doch zugleich ein befremdliches Gefühl in die Fasern seines Körpers trieb. „Die Zeit wird zeigen, ob wir der Herausforderung gewachsen sind. Wenn es nicht so scheint, dann“, Farael zuckte mit den Schultern, „müssen wir uns eben mehr anstrengen. So einfach ist das.“
    Mit seiner Rechten fuhr Farael den Körper Anas hinauf zu ihrem Kopf, wo er ihr in das Haar griff und sanft durch dieses streichelte. Er konnte sich nicht selbst mit dieser Zuversicht anstecken. Doch, wie bei einer Schlacht, muss man den Versuch wagen und die Hoffnung aufrechterhalten, egal wie aussichtslos es manchmal erscheint. Nur dann hat man auch die Chance eines Sieges. „Jetzt komm mal ein Stück zu mir hoch, meine Schönheit. Ich möchte dich Küssen und deinen Kopf an meinem spüren.“


    Ana:
    Mit geschlossenen Augen folgte Ana Faraels Worten und lauschte dabei seinem Herzschlag. "... dann müssen wir uns eben mehr anstrengen". Ana stellte erstaunt fest, dass sie mit etwas anderem gerechnet hatte. Aufgeben... das war, was sie immer tat, ja, und das mochte bei erwachsenen Mitmenschen auch mehr schlecht als recht funktionieren, aber nicht in diesem Falle. Sie war für das Kind verantwortlich. Ana spürte, wie Beklemmung in ihr wuchs, wie immer, wenn sie sich fremdbestimmt fühlte. So mit sich ringend, brauchte sie einen Moment, bis sie Faraels Forderung wirklich wahrnahm. Widerwillig löste sie sich aus ihrer Position, in der ihre Schmerzen so schnell abgeklungen waren und in der sie den Kopf so angenehm auf Faraels Brust hatte betten können ohne ihre weiter wandernden Sorgen durch ihre Mimik preis zu geben. Sanft führte Farael ihren Mund auf seinen. Der Kuss war voller Zuneigung und Ana war wieder erstaunt darüber. Dort, wo zuvor noch Krämpfe ihr Unwesen getrieben hatten, breitete sich ein warmes Kribbeln aus, als ihre Zungen sich berührten und unwillkürlich seufzte Ana auf. Wenn die Welt doch nur aus dem körperlichen Empfinden bestehen könnte! Ohne Sorgen und Zweifel und Gedanken an den nächsten Tag. Liebevoll strich sie Farael über die Brust und seinen Arm. Auch sie würde sich anstrengen, das nahm sie sich fest vor. Sie zog ein Bein an und schmiegte sich, sofern das möglich war, noch mehr an Faraels Körper. Sie fühlte sich so gleich und doch so anders als noch vor ein paar Wochen. Ebenso fühlte sich Farael unter ihr so fremd und vertraut zugleich an. Alles war verschwommen und unwirklich, als träume sie. Und wer sagte, dass es kein Traum war?


    Farael:
    Die gesamte Zeit hatte Farael seinen Kopf nach unten gelehnt und das Haupt Anas betrachtet. Ihre geschlossenen Augen und der sanfte Rhythmus ihrer sich hebenden und senkenden Brust waren ein wunderschöner Anblick, den er immer wieder zu gern auskostete. Beinahe bedauerte er es, dass er Ana dazu aufgefordert hatte, sich von ihm zu lösen und nach oben aufzurücken. Doch als Farael ihre Wangen in die Hände nahm und ihre Lippen auf seine führte, verpuffte das Bedauern und wandelte sich in Wärme um, welche in seinen Bauch floss und sich von dort ausbreitete. Ihre Lippen schmeckten so zärtlich süß, als ob sie mit Honig überzogen waren und doch war nichts dort, was diesen Geschmack hätte verursachen können. Darüber nachzudenken brachte allerdings wenig. Stattdessen fokussierte er sich ganz auf Ana und ihren Körper. Zart strichen ihre Finger über seinen Körper und hinterließen kribbelnde Spuren der Zuneigung, aber auch der Leidenschaft. Herausfordernd streckte er ihr seine Zunge entgegen, lud sie zum Tanzen ein, wobei sie offensichtlich diese Einladung mehr als freudig annahm. Das Seufzen ließ in ihrem Kuss seine Lippen zu einem warmen Lächeln werden. Farael spürte, wie sie ihren Körper verschob, um den Kontakt zwischen zu intensivieren. Instinktiv schon Farael seine Hände hinab zu ihrer Taille, mit welchen sie ihren Körper sanft zurechtschob. Mit seiner Hilfe lag sie im nächsten Moment komplett auf seinem Körper. Sie schien das Bett nicht mehr zu berühren und vollständig auf ihm zu legen. Und es war ein wahrer Genuss für Farael. Augenblicke vergingen, in denen Anas Haare um ihrer Kuss einen wabernden Vorhang um sie bildeten. Schließlich beendeten sie ihren Kuss. Mit direktem Blick schaute Farael in die Augen Anas, worauf das Lächeln auf seinen Lippen erneut entflammte. Seine Linke verharrte auf ihrem unteren Rücken, presste Ana auf sanfte Weise seinem Körper entgegen, während seine Rechte zur ihrem Gesicht fuhr und ihre Wange zu streicheln begann. Der Blick der Liebenden, dachte er sich, als die Wärme zum Kribbeln wurde und ein neues Verlangen in ihm auslöste. Doch hielt er sich zurück. Es sollte allein Anas Entscheidung bleiben.


    Ana:
    Es tat gut, gehalten zu werden. Ana spürte Faraels Kraft, aber auch seine Zuneigung, nahm Geborgenheit ebenso wahr, wie Verlangen. In dieser simplen Geste las sie all dies und verzehrte sich danach. Sie kam sich viel leichter vor, nicht nur körperlich, sondern auch von der Last der Sorgen befreit. Ana lächelte Farael an und stemmte sich ein wenig nach oben, um ihn besser betrachten zu können, doch auch, damit ihr Becken sich ihm weiter entgegen drückte. Das weite Hemd hing bauchig nach unten und verdeckte die Kontur ihrer Brüste ganz und gar. Dann nahm Ana eine Hand nach oben und strich Farael eine Strähne aus der Stirn, fuhr die Wange hinab zum Hals und weiter, wieder zu seiner Brust. Ob es komisch wäre, nun mit ihm zu schlafen? Ihr Körper war bereit, da gab es keinen Zweifel. Aber war das richtig? Immerhin war sie schwanger... Während sie sich weiter mit einem Arm ein wenig aufstützte, war ihre andere Hand Faraels Seite hinab gewandert, bis dahin, wo die Bauchmuskeln sich über dem Beckenknochen formierten. Andererseits... das junge Leben in ihr war noch so frisch und klein und wie konnte etwas, das zu seiner Entstehung geführt hatte, falsch sein? Mit diesem Gedanken gab sie dem Drängen ihres Körpers nach und ließ sich wieder nach unten sinken. Ihre eine Hand noch an Faraels Hüfte, legte sie die andere nun an seine Wange und küsste ihn. Ihre fordernde Zunge ließ keinen Zweifel an ihrer Bereitschaft und für Bedenken, ob Farael ihr Verhalten befremdlich finden könnte, ließ sie keinen Platz.


    Farael:
    Aufmerksam achtete Farael auf jede kleine Geste und Regung in Anas Zügen. Sein Körper kribbelte und erklärte sich bereit, zu jedem Zeitpunkt mit ihr zu schlafen. Das Kribbeln wurde stärker und ein Funken der Lust wurde in ihm entzündet, als Ana ihr Becken noch stärker auf seinen Leib presste. Kurz biss er sich auf die Unterlippe. Trotz dessen, dass ihre weiblichen Konturen durch das Hemd versteckt waren, war der Anblick Anas eine Sensation und ein Lustgewinn höchster Güte. Er wusste, was in diesem Körper steckte und glaubte zu wissen, wer Ana war. Es gab nichts Falsches, mit ihr zu schlafen. Mit geschlossenen Augen genoss er ihre Berührungen und ihre Hand, welche seinen Körper zu erkunden begonnen hatte. Ana Forderungen waren eindeutig und wurden schließlich untermalt von ihrem erneuten herabsinken. Leise seufzte er in ihren gemeinsamen Kuss auf und die alten Erinnerungen erwachten in ihm zum Leben. Als ihre Zunge ein weiteres Mal seine zum Spielen aufforderte, sollte Ana haargenau spüren können, dass Farael sich ihr ergab. Seine Zunge tanzte mit ihr, überließ aber Ana die Führung. Allerdings war er es, der trotz des höchsten Genusses den Kuss unterbrach. Liebevoll und zugleich leidenschaftlich blickte er in die Augen Anas. „Ich habe dich vermisst … meine Reiterin“, hauchte er ihr zu, ließ allerdings keinen weiteren Kuss zu. Stattdessen flüsterte: „Setze dich bitte einmal kurz auf. Da ist ein Stück Stoff im Weg, aus dem ich dich gern befreien mag.“


    Ana:
    Wie durcheinander Anas gesamtes Empfinden gerade ging, machte sich in wiederholtem Erstaunen deutlich, als Farael bekundete, sie vermisst zu haben. Beinahe hatte sie schon wieder vergessen gehabt, dass sie davongelaufen war, dass sie einige Wochen fort gewesen war. Sie hatte Farael gar nicht gefragt, wie es ihm ergangen war... dafür würde wann anders Zeit sein. "Ich habe dich auch vermisst", antwortete sie und meinte es so. Dann setzte sie sich gefügig auf und ließ sich das Hemd über den Kopf ziehen. "Na sieh einer an...", grinste sie, "da habe ich doch zufällig schon wieder die Position der Reiterin eingenommen." Ein, zwei Mal deutete sie Bewegungen mit der Hüfte an und beugte sich dann wieder hinab, um Faraels Brust mit den Lippen zu erkunden. Ihrer Körper strahlten Hitze aus und es tat gut, seine Hände auf ihrer nackten Haut zu spüren.


    Farael:
    Als er diese wunderschönen Worte aus ihrem Mund hörte, lächelte Farael zufrieden über beide Ohren hinaus. Es war wohltuender Honig auf seinen in Vergessenheit geratenden Kummer, welcher von Moment zu Moment immer weiter verblasste. Das Vergessen wurde durch ihre darauffolgenden Worte befeuert. Genüsslich stellte er fest, dass in dieser altgedienten Position seine Erregung wuchs und darüber hinaus seine Erregung sich auf sein bestes Stück übertrug, welches Ana sicherlich durch seine Unterhose hatte spüren können. Ein weiteres Mal schaffte sie es, sich wundervoll in Szene zu setzen und der nun freie Anblick auf ihren nackten Oberkörper untermalte ihre Präsenz ungemein. „Die bist du und wirst du auch bleiben“, bestätigte Farael schließlich ihre Worte lasziv. Der Gedanke an seine Reiterin umschmeichelte seine Gedanken. Ein wohliges Seufzen entglitt seiner Kehle, während Anas Lippen seine Brust schließlich abtasteten. „Du wirst sehen, dass sich dein Hengst brav für dich aufgespart hat. Hoffentlich bist du bereit, die Zügel eng zu nehmen, nicht dass ich dir durchgehe“, feixte Farael mit breitem Grinsen, doch entglitt ihm kurz darauf erneut ein Seufzen, ein Zeugnis seiner Lust. Belohnend für ihr Tun, griff Farael unverblümt mit der Rechten zwischen Anas Beine, wobei er ihre Scham zu streicheln beginnt, selbstverständlich nicht, ohne ihrem Kitzler eine besondere Behandlung zukommen zu lassen. Dagegen strich seine Linke ganz unschuldig ihren Rücken entlang.


    Ana:
    Selbiges konnte Ana nicht von sich behaupten, höchstens in Bezug auf ihre Funktion als Reiterin. Diesen Gedanken behielt sie aber für sich. Er wurde ohnehin recht schnell von der Überraschung über Faraels forschen Beginn abgelöst. Ana sog Luft ein, als sie seine Hand zwischen ihren Beinen spürte. Offenbar hatte Farael selbst schon Begierde verspürt, jedoch auf ihre Gesinnung gewartet, anders konnte sie sich seine bestimmte Reaktion nicht erklären. Doch sie mochte es. Sie wollte sein Verlangen sehen und spüren und zwar mehr als durch die Beule in seiner Hose. Trotzdem war ihre Lust noch recht jung, sodass diese erste Berührung zwar angenehm war, jedoch nicht dasselbe Feuerwerk wie zuletzt in ihr entfachte. Vorsichtig zog sich Ana ein wenig zurück, um sich selbst Platz zur Entfaltung zu geben, aber nicht so weit, dass Farael sich zurückgestoßen fühlte. "Ich sehe schon... ganz schön stürmisch, vielleicht sollte ich die Zügel wirklich ein wenig enger fassen." Ana senkte ihren Mund wieder auf Faraels Oberkörper und rutschte schließlich langsam weiter nach unten. Sie liebkoste seinen Bauch und nahm die Hände an seine Hüften, ehe sie noch einmal nach oben in sein Gesicht blickte.


    Farael:
    Etwas verwirrt war Farael durchaus, als sich Ana Stück für Stück nach unten zurückzog und er mit seiner Hand schließlich nicht mehr an Anas Scham heranreichte. Trotz stellte sich bei ihm ein. Ana verwehrte ihm, dass er mit ihr spielen durfte, wie er Spaß hatte. Doch die Geste hatte zugleich ihre Aussage inne. Sie entzog ihm gekonnt seinen Versuch sie unter Kontrolle zu bringen und wirkte stattdessen etwas Gegenteiliges. Auch wenn es schließlich nur sein Bauch war, so befand sich Ana gefährlich nah an seinem besten Stück und ihre Küsse hatten sich diesem stark angenähert, auch wenn sie noch weit vom Ziel entfernt war. Ein Stöhnen keimte in ihm auf. Ohne eine Chance, dass er es aufhalten konnte, entglitt es seinem Mund. Ihre Hände an seiner Hüfte taten ihr Übriges. Die Wochen der Abstinenz machte sich bemerkbar. Schneller als ihm lieb war kochte seine Lust nach oben. Seine Linke Hand griff ins Laken und ballte sich zur Faust. „Ein paar Seile machen sich sicherlich gut“, entglitt ihm unbeabsichtigt und im Angesicht seiner Lust. Augenblicklich lief er rot an und blickte Ana mit einer Mischung aus Scham und Lust zugleich an. Spätestens jetzt wusste sie, dass sie die volle Kontrolle über ihn hatte. Ein unheimlicher und doch zugleich erregender Gedanke, der in einem Zucken seines besten Stückes mündete.


    Ana:
    Ana bekam die Bestätigung, die sie gesucht hatte. Genüsslich fuhr sie mit den Fingern den Rand von Faraels Unterhose entlang und strich dann über seine aufgestellte Männlichkeit. Sie biss sich auf die Unterlippe, während ihre Hand Farael erkundete, als sei es das erste Mal. Schließlich griff sie den Bund der Hose und zog sie nach unten, um Farael mit dessen Hilfe davon zu befreien. Mit den Lippen arbeitete sie sich seinen Oberschenkel entlang wieder nach oben und nahm ihn dann mit dem Mund in sich auf. Seine Lust war deutlich zu spüren. Ana nahm die Hand zur Hilfe, während sich zwischen ihren eigenen Beinen Hitze und Feuchtigkeit gleichermaßen verstärkten. Neben all der Lust spürte sie auch Zuneigung in sich wachsen. Farael war ein Vorzeigeobjekt eines Mannes und unzählige Frauen mussten davon träumen, sein Bett zu teilen, geschweige denn, seine Liebe zu gewinnen. Vielleicht konnte sie lernen, sie zu erwidern, dies zu zulassen. Mit der freien Hand fuhr Ana Faraels festen Bauch hinauf. Nun konnte sie seinen beschleunigten Atem nicht nur hören, sondern auch fühlen und merkte endgültig, dass nun auch sie bereit für mehr war.


    Farael:
    Überraschend war eine Untertreibung, die Farael den plötzlichen Handlungen Anas anerkennen konnte. Seine Männlichkeit begann bereits erfüllend zu zucken, noch während Ana über den Stoff seiner Unterhose strich. Mit qualvoller Mühe versuchte Farael sich zu entspannen. Es war nicht so leicht, wie er immer gedacht hatte. Die Abstinenz und die mehr als wohligen Berührungen Anas stellten seine Geduld auf eine harte Probe. Unweigerlich beschleunigte sich sein Atem, als Anas Mund um seine Männlichkeit glitt. Die Verwöhnung, die davon ausging, war unbeschreiblich, so machte sie es mit einer schieren Menge Zuneigungen, die er in jeder ihre Berührungen spüren konnte. Ein lautes, unkontrolliertes Stöhnen verließ seinen Mund. Demonstrativ schob er sein Becken nach oben, natürlich dabei auf Ana achtend, und gewährte Ana einen noch besseren Zugang. Automatisch schloss er seine Augen und zerging in der Lust, die ihm Ana bescherte.


    Ana:
    Faraels Reaktion gab Ana Selbstbewusstsein und steigerte ihre eigene Lust weiter. Sie verwöhnte Farael noch ein wenig und löste sich dann mit dem Mund von ihm. Ihm tief in die Augen sehend, zog sie sich nach oben und legte sich neben ihm ab. Kurz meinte sie, an seinem Hals die verblichenen Spuren eines Bisses zu erkennen und fragte sich, ob das wohl von ihr stammte. Sie legte ihre Hand um seinen Körper und zog an seiner Taille. "Ich würde gerne einmal sehen, wie du dich als Reiter gibst", hauchte sie, dabei stellte sie ihr hinteres Bein auf und drehte sich ein wenig auf den Rücken.


    Farael:
    Gerade in dem Moment, als Farael in der Lust zerging und auf seinen Höhepunkt zusteuerte, unterbrach Ana frecher Weise ihre genüssliche Behandlung. Dabei musste Farael tief durchatmen, dass ihm nicht einer durchging. Schließlich hatte sie ihn gerade an eine harte Grenze gebracht und hörte einfach auf. Doch als sich ihre Blicke trafen, entspannte sich Farael sofort. Wieso sollte er auf sie böse sein, wenn er nicht einmal diesen Augen widerstehen konnte? Mit warmen und etwas zittrigem Lächeln empfing er sie neben sich, doch sie ließ es nicht weiter anbrennen. Ihre Hand auf seiner Taille wirkte beinahe provokativ, ihre Worte darauf machten ihren Wunsch deutlich. „Wie du magst“, flüsterte er ihr zurück, hab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und folgte schließlich dem Zug an seiner Taille. Liebevoll geleitete er Ana mit seinem Körper auf den Rücken, indem er sich langsam über sie begab und seine Hände neben ihrem Kopf abstützte. Von oben herab schaute er in die Augen seiner Geliebten, ehe er seine Lippen auf ihre führte und einen Kuss begann, in der er seine gesamte Zuneigung legte. Vorsichtig ließ er seinen Körper auf den ihren sinken, wollte so viel ihrer Wärme spüren, bevor er zum eigentlichen Akt kam. Seine Erregung lag auf ihrem Bauch, pulsierte mit Lust, doch sein Herz nahm sich Zeit für die Gefühle.


    Ana:
    Mit Verlangen im Blick fixierte Ana Farael, als er sich über sie drehte. Sie empfing seinen Kuss mit leicht geöffneten Lippen und heißem Atem. Eine Hand schob sie in seinen Nacken, um ihn heran zu ziehen, die andere wanderte seinen Rücken hinab bis zu seinem Po. Ihr Unterleib zog sich mehr und mehr zusammen, ihre Scham pochte und ihr Atem wurde schwerer. Ana gefiel die scheinbar hilflose Position unter Farael. Ihre Lust manifestierte sich in dem Kuss, den sie mit offenem Visir fordernd gestaltete. Als sie sich voneinander lösten, verzehrte sich Ana bereits danach, Farael in sich zu spüren. Wohlig seufzte sie und stellte das freie Bein auf. Farael schien den Moment zu genießen. Während sie sich in ihr Verlangen hineinsteigerte, ließ er sie noch eine Weile schmoren. Ana gelang es, auch ihr zweites Bein unter Farael herauszuziehen. Sie schlang Arme und Beine um ihn, bog den Rücken ins Hohlkreuz und zog ihn zu sich heran. "Deine Stute ist willig", flüsterte sie ihm ins Ohr und knabberte daran.


    Farael:
    Mit jeder Sekunde ihres Kusses spürte Farael die Lust Anas, die ihr aus jeder Pore zu strömen schien. Ihre Zunge und Lippen drückten wilde Gier aus, mit den sie ihn zu verschlingen drohte. Er hingegen wollte sie einfach in ihren Gefühlen baden lassen, doch schon bald übermannte offensichtlich die Lust Ana. Ihre Arme schlangen sich um ihn, ihre Beine befreiten sich unter seinem Körper und fesselten ihn an sie. Faraels Erregung stieg ins Unermessliche und auch wenn er sich mit Mühe hatte zurücknehmen wollen, so war es nun um ihn geschehen. Die heißen Worte Anas klingelten in seinen Ohren, sie ließen gar ein lüsternes Grinsen entstehen, welche ihn mehr antrieb. Mehr Einladung brauchte er nicht. Farael zog seine Hüften ein Stück zurück, so dass seine Männlichkeit in die richtige Position geraten konnte. Als er schließlich an seiner Spitze die Feuchte spürte, dazu das einladende Knabbern an seinem Ohr, stieß er fest und doch zugleich liebevoll zum ersten Mal in sie hinein. Sofort entglitt ihm ein Stöhnen. Seinem besten Stück, von Ana umschlossen, wurde durch ihren sich zusammenziehenden Unterleib schon zu diesem Zeitpunkt einen wundervollen Genuss beschert. „Dann werde ich dich entsprechend aufzäumen, meine Schöne“, hauchte er ihr ins Ohr. Doch zugleich zeichnete sich ein freches Grinsen auf seinen Lippen ab. Farael hielt inne. Weder stieß er, noch machte er Anstalten damit zu beginnen. Stattdessen ließ er seine Lust in ihr pulsieren und sie weiter schmoren. Der Genuss mit Ana zu spielen überwiegte jedes Verlangen, sie animalisch zu nehmen. Was sprach dagegen, wenn er auch seinen Spaß hatte? Währenddessen begann er ihren Hals zu küssen und die zarte Haut Anas seine Zähne spüren zu lassen. Rote Male waren die Markierungen seiner Lust, welche sich auf dem Hals Anas abzuzeichnen begannen. Doch schließlich bewegte er seinen Mund neben ihr Ohr, worauf er leise hinein flüsterte: „Du warst brav, also lassen wir dich mal nicht länger warten.“ Augenblicklich begann Farael mit seinen noch sanften Stößen. Man musste ja schließlich klein anfangen. Innerlich grinste er. Farael wusste, was Ana eigentlich wollte.


    Ana:
    Lustvoll keuchte Ana auf und schob Farael ihr Becken so weit es ging entgegen. Unter seinen Liebkosungen bog sie den Rücken noch weiter durch und schloss die Augen in ekstatischer Erwartung. Doch Farael rührte sich nicht. Ana wand sich beinahe unter ihm, auf der Suche nach Kompensation für ihre angestaute Lust, während er einfach verharrte und sie zudem mit kleinen Bissen weiter reizte. „Dieser Mistkerl!“, dachte sie halb im Scherz und öffnete die Augen. "So kannst du vielleicht ein Pony reiten... für eine stolze Stute wie mich, musst du dich schon mehr anstrengen", hauchte sie, doch dem Scherz zum Trotz stand ihr der sehnliche Wunsch in die Augen geschrieben. Offenbar half es, denn Farael begann sich langsam in ihr zu bewegen... viel zu langsam. Anas Hände strichen über seinen Oberkörper, während sie versuchte ihn mit ihrem Becken zu einem schnelleren Rhythmus anzutreiben. Abermals griff sie ihn am Nacken und zog ihn in einen innigen Kuss. Als sie sich von ihm löste, war ihr Blick unmissverständlich. "Gib mir mehr."


    Farael:
    Der Kuss kam überraschend, doch er änderte nicht sofort etwas an Faraels Rhythmus. Im Gegenteil. Die Stöße blieben quälend langsam, seiner eigenen Erregung zum Trotz, doch das musste Ana nicht wissen. Desto mehr genieß er ihr Fordern und Winden unter sich. Sie zerfloss in ihrer Lust und dürstete nach mehr. Einem Zustand den Farael bei Ana interessant, wie auch lustvoll zu beobachten fand. Schließlich lösten sich ihre Lippen wieder und ihre Augen glitzerten ihm entgegen. In ihnen war der Wunsch deutlich. Ihre Worte untermalten ihr Bedürfnis. "Sollte ein Reiter nicht besser wissen, was für seine Stute gut ist?", fragte er lasziv, zog dabei einen seiner Mundwinkel nach oben. Provozierend lehnte er sich noch einmal nach unten, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, und liebkoste Anas Hals ein weiteres Mal. Doch dieses Mal biss er fester zu. Nicht stark genug, dass sie blutete, doch ausreichend um ihr einen sinnlichen Schmerz mitzugeben. Mit diesem Biss ließ er seine linke Hand an ihrer Seite herabwandern. Sie fuhr zu ihrer Hüfte, seinen Kopf löste er von Anas Hals und blickte ihr mit einem Lächeln entgegen. Seine Hand packte sie an der Hüfte, schob sie ein Stück weiter nach oben, ehe er die ersten, kräftigen Stöße ansetzte. Sofort erbebte sein gesamter Körper und ein tiefes Seufzen entließ ihn. Automatisch schloss er seine Augen, doch bäumte er sich über den Leib Anas auf. Das Gefühl, sie unter sich zu spüren, gab ihm einen unvergleichlichen Kick. Auch wenn er es genoss, dass sie die Reiterin war, so genoss er es gleichermaßen einmal selbst der Reiter zu sein. Schließlich etablierte er einen gleichmäßigen und festen Rhythmus. "Fest genug, damit meine Stute zufrieden ist?", hauchte er zwischen Stöhnen und Seufzen.


    Ana:
    "Nur wenn er sein Mädchen gut erzogen hat", entgegnete Ana, bevor sie unter seinem Biss leicht zusammenzuckte. Gerade als sie zu einem gespielten Tadel ansetzen wollte, fuhr aber Faraels Hand an ihr hinab und freudig erregt unterließ Ana ihren Kommentar. Die Berührung hinterließ elektrisierende Linien je näher er den empfindlichen Stellen an ihrem Becken kam. Sie stöhnte unter seinem Griff und den festeren Stößen auf und biss sich auf die Lippe. "Schon viel besser." Mit laszivem Blick strich sie sich selbst über die Brüste, drückte sie an sich heran. Wohlwollend sah sie, wie Faraels Muskeln arbeiteten, spürte seine Lust in sich, seine Hand an ihrer Hüfte und die Stöße zwischen ihren Beinen und sie wusste nicht, was davon ihr am meisten gefiel. Anas Atem ging schwer und immer wieder stöhnte sie dazwischen auf. Sie hatte sogar schon überlegt, eine Hand nach unten zu schieben und sich selbst zu streicheln, doch sie fürchtete, wenn die angestaute Lust sich entlud, wäre alles viel zu schnell vorbei. So sehr hatte sie sich in Faraels Beisein noch nicht gehen lassen, dachte sie, obwohl sie jede einzelne Vereinigung mit ihm sehr genossen hatte. "Wenn ich es mir recht überlege, schaffe ich aber glaube ich noch ein wenig mehr", keuchte sie schließlich und grinste ihren Reiter verwegen an.


    Farael:
    Zufriedenheit stieg in Farael auf, als er die verwöhnenden Worte Anas vernahm, zugleich begleitet von ihrem schweren Atem, ganz zu schweigen von ihrem Stöhnen. Als Motivation dienten diese Gesten, damit er seinen Rhythmus weiter verfestigte. Ein klein wenig mehr Kraft steckte in jedem Stoß, als zuvor noch und Farael spürte, wie manches Mal sein Becken sich zusammenzuziehen drohte. Aufgrund dessen entschleunigte er seinen Ritt, ging es für einen Moment langsamer an, damit die Lust in ihm etwas abkühlte und er nicht zu schnell zu seinem Höhepunkt gelangte. Noch immer stand Anas Orgasmus vorrangig zu seinem, sie konnte schließlich mehrmals – er nur einmal. Drum ergötzte er sich auch an dem Anblick, welchen Ana führ ihn darbot. Ihre Hände, wie sie über den Körper zogen. Seine Augen folgten diesen ganz von allein. Es war für das Abkühlen seiner Lust nicht förderlich, doch ihrem Verlangen nach mehr wollte er nachgeben. Aus diesem Grund stieß er abrupt schneller und fester als noch zuvor zu. Welle für Welle, die durch Anas Unterleib zog, konnte er um sein bestes Stück spüren. „Wie mein schönes Mädchen wünscht“, sagte er noch unter Seufzen, während er seine Kraft und das Tempo steigerte. Farael beugte sich tiefer, drückte seinen Oberkörper auf Ana, spürte die Hitze, die von ihr ausging. „Gib mir Zeit für deine Erziehung“, hauchte er, voller Ekstase, die durch seinen gesamten Körper floss. „Vergiss nur nicht den Hengst, der vielleicht auch gezähmt werden will“, fügte er noch unter einem Stöhnen an, ehe er sein Tempo noch einmal erhöhte. Abermals biss er in den empfindlichen Hals Anas.


    Ana:
    Ana keuchte laut auf. Für Worte war kaum mehr Platz zwischen ihren Atemzügen. Sie packte Farael am Rücken und drückte ihm die Fingerspitzen hinein. Er gab ihr was sie wünschte und er tat es gut. Gleichzeitig hatte Ana das Gefühl, dass Farael sich noch etwas zurücknahm, um das Spiel möglichst lange aufrecht zu erhalten. Das gefiel ihr ebenfalls, wenn es sie auch reizte, zu testen, wie lange er es schaffen würde. Ein schmerzhafter Biss mahnte sie vorbeugend nicht zu frech zu sein. "Ein gefügiger Hengst, der gezähmt werden will... klingt verlockend", presste sie hervor, "auch wenn ich mich an diese Rolle gewöhnen könnte." Sanft strich sie Farael über den Rücken und den Po und gemeinsam verlangsamten sie das Tempo, bis sie zur Ruhe kamen. "Dann sollte ich wohl damit beginnen." Ana führte ihren Mund zu Faraels, aber kurz bevor sie sich berührten, hielt sie inne. Sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust und schlang wieder ein Bein um ihn, um ihn umzudrehen. Natürlich war Faraels Bereitschaft von Nöten, doch er ließ es geschehen. "Da wären wir", sagte Ana und blickte auf den nun unter sich liegenden Farael hinab. "Ich habe gehört, ein wilder Hengst braucht Züchtigung." Bei den letzten Worten begann sie ihre Hüfte zu bewegen. Nun hatte sie die Kontrolle über ihre eigene Lust. Seufzend Ana nahm die Hände nach oben und griff sich selbst in das Haar. Ihre Augen fixierten Faraels, während sie ihren eigenen Ritt anstimmte.


    Farael:
    „Oh, verdammt“, stieß Farael unter einem Stöhnen aus, als er die Kraft Anas Beine um seinen Körper spürte und sie in einem gekonnten Zug auf den Rücken drehte. Schlagartig hatte sich das Blatt gewendet und Farael konnte nicht einmal sagen, dass er es nicht mochte. Ihre Berührungen zuvor hatten es angekündigt, beinahe hatte er damit geahnt, doch nicht gedacht, dass sie es durchziehen wollte. Dieser plötzliche Rollentausch törnte ihn ebenso an, wie die Worte, die aus Anas Mund kamen. Es war niemals ein Fehler gewesen, sie zum Sprechen zu animieren. Ihre Lippen, die sich so verführerisch seinen genähert hatten. Sie konnte manchmal ein wahres Biest sein und genau das war einer der Dinge, die Farael an Ana so sehr schätzte. Schließlich fand er sich auf seinem Rücken wieder. Zu einem wunderschönen Geschöpf hinaufblickend, welches sich holte, was es wollte. Doch Farael musste zugeben, dass es nicht in seinem Sinne war. Doch zuerst genoss er den Ritt, auch wenn er jede Konzentration dafür aufbringen musste, sich nicht in dieser Position komplett gehen und Ana die Überhand zu lassen. Unter Stöhnen räkelte er sich gespielt unter dem Anblick. Ihre Feuchte, die sein bestes Stück umschloss, massierte ihn in Richtung seines Höhepunktes. Doch nicht mit ihm. „Wilde Hengste holen sich, was sie wollen“, hauchte er noch, ehe er ein schelmisches Grinsen aufsetzte. Plötzlich schnellte er nach oben, legte eine Hand hinter Anas Kopf und die andere auf ihre Brust. Er schob sie, auch wenn er kurz auf ihr herausrutschte, auf den Rücken. Als sie sicher lag, nahm er beide Hände neben ihren Kopf und drang erneut mit einem festen Stoß in die hinein. „Du musst dich schon mehr anstrengen, um mich zu zähmen“, grinste er unter seinem Keuchen. Darauf begann er einen leidenschaftlichen Kuss mit ihr, den er nach einem kurzen Augenblick immer weiter nach unten verlagerte. Seine Lippen fanden schließlich den Weg zur ihrer Brust. Sanft küsste er sie, umspielte schließlich mit der Zunge ihre Brustwarze, während er einen festen und sich stetig beschleunigenden Rhythmus ansetzte.


    Ana:
    Eben hatte sich Ana noch auf einen ersten Höhepunkt zubewegt, da fand sie sich wieder auf dem Rücken wieder. Ihre Überraschung verwandelte sich recht schnell in ein anrüchiges Lächeln. Oh, sie mochte es, wenn sich ein Mann nahm, was ihm im Sinn stand. Genauso schnell wie es gekommen war, verwandelte sich das Lächeln aber direkt in ein tiefes Stöhnen, als Farael sie wieder in Beschlag nahm. "Oh, ich weiß nicht, ob ich diesen...", ein lustvolles Keuchen unterbrach ihre Worte, "diesen Hengst überhaupt zähmen möchte." Leidenschaftlich erwiderte sie den Kuss, genoss danach die Lippen an ihrem Hals und seufzte voller Genuss auf, als er ihre Brust erreichte. "Mh... nein. Ich glaube dieser Hengst muss so bleiben wie er ist." Ana strich Farael durch das Haar und dann über seine Schulter hinweg nach unten. Seine festen Stöße taten ihren Zweck, das letzte bisschen wollte sie selbst beitragen. Ihre Hand glitt ihren eigenen Bauch hinab und zu ihrem Kitzler. "Bitte hör nicht auf", stöhnte sie und streichelte sich dabei erst sanft und langsam, dann mit stärkerem Druck. Ana seufzte lauter. Ihr Höhepunkt war nur noch einen Herzschlag entfernt.


    Farael:
    Die Worte, die aus Anas Mund strömten, nahm Farael kaum noch mehr wahr. Sein komplettes Sein zerging in seiner Lust, geführt von Anas Stimme, ihrem Stöhnen und schließlich auch ihren Handlungen. Etwas in seinem Kopf sagte, dass er auf ihre Worte hätte antworten müssen, doch er schob es beiseite. Stattdessen steigerte sich sein Genuss ins Unermessliche. Ebenso wurden seine Stöße kürzer und härter, sein Stöhnen lauter. Unmissverständlich machte er klar, dass er kurz vor seinem Höhepunkt stand. Ihre Hand fuhr seinen Rücken herab. Die Zeit schien langsam zu vergehen. In diesem Moment spürte Farael, wie all seine Muskeln dem Höhepunkt entgegenarbeiteten. Er streckte sich lang, sein Kopf lag über ihren. Mit einem letzten, kraftvollen Stoß versank er in Ana und stöhnte seinen Höhepunkt hinaus. Aus Affekt biss er Ana ein weiteres Mal in den Hals, der mittlerweile gespickt von Malen gewesen sein musste. Dabei umschlangen seine Arme ihren Körper und er presste sie so fest wie nur möglich an sich heran.


    Ana:
    Farael kam ihr zuvor. Sein Höhepunkt trieb ihre Lust nun endgültig in schwindelerregende Höhen, doch unterband er auch ihre eigenen Bemühungen. Da war zum einen der Biss an der mittlerweile schon recht schmerzempfindlichen Stelle und zum anderen die Tatsache, dass Farael sich eng an sie schmiegte, um den Nachwehen seines Orgasmus nachzuspüren. Ana genoss den Moment mit ihm. Sie zog ihre Hand rechtzeitig hervor und umarmte ihn liebevoll. Ihr Unterleib pochte weiterhin und zwischen ihren Körpern war eine schweißtreibende Hitze entstanden. Sanft strich Ana Farael durch das Haar, küsste ihn auf den Hals. "Ein bissiger Hengst bist du", flüsterte sie. "Allerdings auch ein sehr begehrenswerter." Sie fuhr keck die Zungenspitze aus und fuhr ihm damit über den Hals. Ihr eigener Appetit war noch nicht gestillt, doch sie gönnte ihm den Moment. Mehr noch: sie genoss die Nähe, die zwischen ihnen bestand und die alle ihre Zweifel für eine Weile vergessen machte.


    Farael:
    Sanft schmiegte sich Farael in die Umarmung Anas. Eine ungewöhnliche Wärme breitete sich in seinem Bauch aus. Tiefe Zufriedenheit durchströmte seinen Körper. Doch etwas nagte in seinem Hinterkopf. Zwar hatte er seinen eigenen Höhepunkt erlebt, doch spürte er, wie Anas Orgasmus ausgeblieben war. Doch bevor er sich bemühte, entspannte sich Farael in den liebevollen Berührungen Anas, wobei er sich langsam aus ihr zurückzog. Der Moment wirkte surreal, beinahe so, als ob sie bereits ein langes Leben als Paar verbracht hätten. Dieser Gedanke war unheimlich und doch unglaublich wärmend. „Du bist auch eine Schönheit. Egal ob meine Reiterin oder Stute“, hauchte er ihr zurück und löste sich schließlich von ihrem Hals, um ihr direkt in die Augen zu blicken. Für einen Augenblick beugte er sich zu ihr herunter und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen, er ihr wieder in die Augen blickte. „Tut mir leid wegen der Bisse, ich konnte einfach nicht widerstehen“, erklärte er schließlich, als er sich langsam löste. Langsam rollte sich Farael von Ana herunter, legte sich eng an sie und doch auf ihre Seite. Dabei schlang er seinen rechten Arm unter ihrem Nacken hindurch, hielt sie fest, während er mit der Linken über ihren Bauch streichelte. „Du bist nicht gekommen“, meldeten sich schnell seine Gewissensbisse zurück. „Ich möchte, dass du mich beim nächsten Mal zähmst. Wir können uns ja abwechseln.“ Frech zwinkerte er Ana zu, dann griff seine linke Hand ihre Rechte. „Jetzt führe mich bitte, ich lass dich nicht einschlafen, ohne dass du gekommen bist.“ Dabei führte er Anas Hand mit seiner zu ihrer Scham. Seine Hand drehte er in ihren Griff, worauf er sie auf ihre Scham legte und langsam zu reiben begann. Dabei vergrub er sich in ihren Hals, doch statt zu beißen, küsste er sie liebevoll und spielte auch mit seiner Zunge an der empfindlichen Haut.


    Ana:
    Da würden in der Tat ein paar Spuren bleiben, dachte sie, aber lächelte nur. "Ich habe schon Schlimmeres durchgestanden." Sie betrachtete ihn, als er sich von ihr löste. Was für ein Körper... "Ach", entgegnete sie, "so entfesselt gefällst du mir auch ganz gut." Sie folgte seiner Hand und nahm seine Finger mit einem wohligen Stöhnen auf. Ihre Lust pulsierte ungebändigt zwischen ihren Beinen. "Nicht so fest", flüsterte sie und führte ihn ganz sanft an die richtige Stelle. Ganz voll selbst begann ihr Becken sich dagegen zu bewegen. "Oh, Farael." Ana löste ihre Hand von seiner. Sie wollte, dass er es war, der sie letztlich ans Ziel brachte. Von Zeit zu Zeit gingen Zuckungen durch ihre Oberschenkelmuskeln. Ihre Augen hatte sie geschlossen, den Mund leicht geöffnet. Ihre gesamte Konzentration lag bei den elektrisierenden Wellen, die sich in immer kürzeren Abständen von Faraels Berührung ausgehend durch ihren Unterleib zogen. "Ja", seufzte sie. "Ich komme gleich." Ihrer früheren Anweisung zum Trotz presste sie sich mit ihrem Becken nun fest auf Faraels Hand. Ana keuchte laut auf, warf den Kopf in den Nacken und Zuckungen durchfuhren ihren Körper. Der Höhepunkt zog sich lange durch ihren ganzen Körper. Dann kam sie zur Ruhe, schloss die Beine ein wenig und Farael zog sich vorsichtig zurück. "Wow, das war..." Doch was genau es war, kam nicht mehr über Anas Lippen.


    Farael:
    Genussvoll schloss Farael die Augen und ließ sich zu Beginn von den Bewegungen Anas leiten. Ihm war es wichtig, dass sie auch ihren Teil des Kuchens bekam. So machte er sanfte Bewegungen, als sie ihn dazu aufforderte. Seine Finger arbeiteten mit einem Feingefühl, welches er sonst kaum für sich kannte. Wie sich ihr Körper sofort dagegen stemmte, war für ihn Belohnung und zugleich Motivation weiter zu machen. Farael vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, schloss die Augen und achtete auf ihren Herzschlag, der sich zunehmend beschleunigte. Die Muskeln um seine Hand herum zuckten in immer kürzeren Abständen. Nach einiger Zeit bekam Farael erst mit, dass Ana seine Hand bereits losgelassen und er sie von ganz allein verwöhnte. Umso mehr freute er sich, dass er sie in die Richtung ihres Höhepunktes treiben konnte. Sanft lächelte er, als sich die Vorboten Anas Orgasmuses ankündigten und sie schließlich mit einem Seufzen unter seiner Hand kam. Sanft ließ er seine Bewegungen mit den Wellen ihrer Ekstase abklingen. Trotz seines eigenen Höhepunktes spürte er noch immer die Lust zwischen ihnen, die sich jetzt aber auch in geistige Befriedigung zu verfliegen schien. Erst, nachdem jede Bewegung der Entspannung gewichen war, zog er sich mit seinen Fingern zurück und ließ seine Hand auf ihrem Bauch ruhen. Liebevoll zog er dort mit seiner Handfläche seine Kreise. Vorsichtig rückte er seinen Kopf zu neben ihr Ohr auf. Seine Linke unterbrach kurz das Streicheln, zog die Decke über beide Leiber und um dann wieder sanft ihre Kreise über ihren Bauch zu ziehen. „Was war es?“, hauchte er mit einem Grinsen auf seinen Lippen, ehe er liebevoll an ihrem Ohrläppchen knabberte.


    Ana:
    Ana unterband das Schwelgen in ihrem Empfinden. "Ganz ok", sagte sie, schaffte es aber nicht lange genug ernst zu schauen, um nur den Hauch eine Chance zu haben, für voll genommen zu werden. "Nein... es war einfach wunderbar." Sie drehte sich zu Farael und zog sich dicht an ihn heran. Ihre Lippen fanden den Weg auf seine. "Es war wirklich etwas Besonderes... so einen heißen Ritt hatte ich schon lange nicht mehr", fügte sie dann an. "Ich glaube, ich könnte sogar schon wieder, aber..." Ana tat so, als spähte sie unter die Decke. "Das ist wohl der Nachteil bei euch Männern." Sie lachte und schmiegte sich erneut an ihn heran. Dann legte sie ihren Kopf ab und betrachtete ihn einfach. Wenn das nicht perfekt war, was dann?


    Farael:
    Sofort durchschaute Farael den vergeblichen Scherz Anas, wofür sie am Anfang nur einen ernsten Blick zugeworfen bekam. Doch bevor er um ihre Auflösung lächeln und schließlich lachen konnte, schmeckte er Anas Lippen und nahm diese genussvoll an, als sie einen liebevollen Kuss austauschten. „Es ist schön, dass ich meine Stute zufrieden stellen konnte“, antwortete er schließlich, als sie ihren Kuss lösten. „Doch leider muss ich mich ein bisschen ausruhen. Wenn du brav bist … „ Künstlich ließ er eine Pause überlegte und untermalte sein Denken mit einem langgezogenen „Hmmm“. Mit seinen Armen zog Farael Ana weiter zu sich heran und kostete die volle Nähe zu ihr aus. Seine Stirn legte er an ihre, wobei er die Augen schloss. „Ich mache dir einen Vorschlag“, flüsterte er leise. „Wenn du mir heute Abend zeigst, wie gut du deinen Hengst zähmen kannst, verspreche ich dir, dass dich dein Reiter später gut erziehen und das heute nur mit einem Vorspiel vergleichbar sein wird. Haben wir eine Abmachung?“ Provokativ küsste Farael Ana auf die Nase.


    Ana:
    "Oh..." Ana zog einen Mundwinkel nach oben. "Oh... wenn das nur ein Vorspiel war, bin ich sowas von bereit für den Hauptgang! Ich bin dabei. Vielleicht werde mit heute direkt noch eine Peitsche besorgen, um diesen störrischen Kerl hier in den Griff zu kriegen." Spielerisch boxte sie ihm gegen die Brust. Dann seufzte sie. "Ach, so könnte ich jeden Tag beginnen... Meinst du es lohnt noch, etwas zu schlafen, oder sollen wir direkt aufstehen?" Eigentlich, wenn sie so darüber nachdachte, hätte sie am liebsten den ganzen Tag in dieser Position im Bett verbracht. Die Schmerzen waren weg, sie war vollauf befriedigt und ihre Sorgen hatten für den Augenblick Ruhe gegeben. Farael hatte aber bestimmt zu tun. Und generell war es natürlich keine Lösung, sich zu verkriechen und vor den Ecken und Kanten des Lebens zu verstecken. Ana schloss die Augen und versuchte sich die Wärme und den Duft von Faraels nacktem Körper einzuprägen. Eine Erinnerung wie diese konnte in Phasen größten Zweifels vielleicht Wunder wirken.

    Ana:
    Träge sah Ana in Faraels Gesicht. Sie hatte sich gefragt, wie sich das Wiedersehen anfühlen würde, ob sie von Freude erfüllt wäre oder am liebsten auf dem Absatz kehrt machen würde, weil die alte Panik wieder in ihr hochkochte. Nichts davon war der Fall. Sie war müde, mehr nicht. "Hallo", flüsterte sie und lächelte matt. "Ich habe geklopft, aber du warst nicht zu Hause." Eine schwachsinnige Anmerkung, doch Ana hatte den Drang ihr Herumlungern zu rechtfertigen. In Faraels Augen las sie Sorge und noch mehr... sie war nicht ganz sicher. Auf jeden Fall hatte er getrunken, sie roch es deutlich in seinem Atem, auch wenn seine Haltung nicht die eines Berauschten war. Ana ließ zu, dass Farael ihr half, auf die Beine zu kommen. Da standen sie nun und musterten sich. Es war nur wenige Wochen her, dass Ana dieses Haus verlassen hatte, doch es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Andererseits schien es ihr, als kenne sie Farael schon viel länger, sodass sich diese Verzerrung gewissermaßen aufhob. "Wie geht es dir?", fragte sie schließlich, um etwas zu sagen. Sie fühlte sich nicht bereit direkt mit dem Grund ihres Erscheinens herauszurücken.


    Farael:
    Die Überraschung war ganz seinerseits. Für Farael blieb es unbegreiflich, Ana vor seinem Haus wiederzusehen und schließlich auch noch in dem Zustand, in dem sie zu diesem Zeitpunkt war. Augenblicklich spürte er, wie er zurückzufallen drohte. Wie sich Sorge um sie in seinen Geist schlich. Die Flamme, welche sie vor einem Monat geschürt hatte, begehrte in ihm auf und wollte ihm jede Vernunft berauben. Doch zugleich wusste er, was es bedeutet hätte, sich diesen Mustern hinzugeben. Stattdessen kämpfte er dagegen an. Ihre Worte schienen belanglos. Sie dienten offenbar dazu, die unangenehme Ruhe zwischen ihnen zu füllen, obwohl die Worte an sich nicht wirklich etwas zur Annehmlichkeit beitrugen. Im Gegenteil. Sie wirkten künstlich. Deswegen schüttelte Farael als Antwort nur mit dem Kopf. Mit steinerner Miene griff er nach ihrer Hand. Sie fühlte sich so eiskalte wie ihre Wange an. Was hatte sie bloß getrieben? Und warum sah sie so fertig aus? Fragen, denen Farael auf den Grund gehen wollte. Erst wenn er die Wahrheit kannte, wollte er entscheiden, was weiter geschieht. Doch vorerst konnte er nicht anders, als die Norkara an der Hand in sein Haus zu führen und sie zu seinem Sessel zu geleiten, damit sie es sich bequem machen konnte. Nebenbei entfachte er ein wärmendes Feuer im Kamin, setzte Tee auf und reichte Ana eine Decke. Dabei sprach er nicht. Gab keinen Laut von sich. Und auch wenn Ana etwas sagte, so antwortete er nicht. Noch wollte er nicht. Zuerst wollte er, dass die Ruhe zwischen ihnen einkehrt. Als schließlich der Tee fertig war, füllte er diesen in zwei Tassen ab, süßte ihn mit Honig und reichte eine Portion des Getränkes Ana. Darauf setzte er sich ihr gegenüber und durchbrach die Stille, die er die letzten Minuten rigoros aufrechterhalten hatte: „Du siehst echt beschissen aus Ana, weißt du das?“ Mit seinem Blick tastete er ihren Körper ab, ihre Gesichtszüge, untersuchte sie auf Verletzungen. Doch zugleich wärmte der dennoch kränkliche Anblick sein Herz. „Du siehst so beschissen aus und bist dennoch die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Wie machst du das?“, entfuhr es ihm. Dabei war es ihm egal, ob die Worte unüberlegt waren oder nicht.


    Ana:
    Betreten folgte Ana Farael ins Haus. Vermutlich war es sein gutes Recht ihr nicht zu antworten. Ebenso schnell und grundlos wie sie verschwunden war, war sie nun wiederaufgetaucht. Ana stellte ein wenig überrascht fest, dass ihr dieser Gedanke erst jetzt kam. Vielleicht besser so... andernfalls wäre sie möglicherweise gar nicht gekommen. "Danke", flüsterte sie, nahm die Decke entgegen und hüllte sich augenblicklich darin ein. Wärme... "Es ist ganz schön kalt heute." Die Worte verpufften in der Luft wie der Dampf, der von dem erhitzten Wasser aufstieg. War Farael zornig? Ana war unsicher. Er wirkte angespannt, doch er hatte sie mit hineingenommen und er kochte ihr Tee, den sie dankend annahm. Mit geschlossenen Augen atmete sie den Duft des heißen Getränks ein und genoss die Wärme der Tasse an ihren Händen. "Hm?", horchte sie auf und sah, wie Farael sie musterte. Bei seinen nächsten Worten zog sich ihr Innerstes zusammen. In diesem Moment erwachten all die Gefühle zum Leben. Die warme Zuneigung, die sie mit ihm geteilt hatte ebenso wie die Qual der letzten Wochen und all das gepaart mit furchtbaren Schuldgefühlen. Tränen schossen ihr in die Augen und eilig sah sie weg. Ihr Blick fiel auf die Kommode und da erblickte sie ihre Kleidung, offenbar gewaschen und ordentlich zusammengelegt. Das war zu viel für Ana. "Es tut mir so leid", presste sie noch hervor, dann konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten.


    Farael:
    Ein leises Seufzen entglitt Faraels Kehle. Innerlich zog sich alles zusammen, als er Ana weinen sah. Sie wirkte nicht wie eine Frau, die einfach weglief. Zumindest nicht in diesem Moment. Jeder Blick, den er in ihre Augen erhaschen konnte, war gefüllt mit Schuld und Reue. Jede ihrer Bewegungen wirkte unsicher und doch saß sie vor ihm. Trotz ihrer Tränen voller Stärke. Sie war wieder zurück und wer weiß, was sie durch gemacht oder sich dabei gedacht hatte. Dennoch konnte er sie nicht einfach mit offenen Armen empfangen und so tun, als ob nie etwas gewesen wäre. Jeden seiner Instinkte kämpfte er nieder. Farael durfte nicht einfach aufstehen und sie trösten. Ana wusste ganz offensichtlich, welchen Fehler sie begangen hatte und dennoch war sie ihm eine Erklärung schuldig. „Beruhige dich. Ich bin nicht hier, um über dich zu urteilen“, meinte Farael schließlich ruhig, jedoch eindringlich. Er wollte nicht, dass Ana dachte, sie würde in einem Verhör sitzen. Noch weniger sollte sie sich unwohl fühlen. Zwischen Härte und Liebe entstand ein Konflikt, den Farael kaum begreifen konnte. Sollte er ihr nicht doch einfach helfen und ihr verzeihen? Oder wäre es besser, sie für sich allein zu lassen, damit sie begreifen konnte, was sie angestellt hatte? Nebenbei nahm er einen Schluck seines Tees, wobei er für einen Moment die Augen schloss und sich zurücklehnte. Was sollte er nur tun? Seicht schüttelte er mit dem Kopf. Er war ein absoluter Idiot. „Wenn du willst, komm her zu mir. Und bring die Decke mit“, sprach er schließlich in einem ernsten Ton, doch den Hauch des Liebevollen konnte er nicht verbergen. Sachte stellte Farael seinen Tee auf den Tisch ab, setzte sich gerade auf und blickte Ana ruhig an. Dabei hielt er seine Arme offen. Entgegen seiner ersten Gedanken sollte Ana darin Zuflucht finden, auch wenn sie ihm weiterhin Rechenschaft schuldig war.

    Ana:

    Das Auf und Ab der Gefühle, das sie die letzten Wochen schon begleitet hatte und das, wie sie nun wusste, in der Schwangerschaft begründet lag, leistete auch nun wieder volle Arbeit. Niemals hätte Ana sonst vor jemandem geweint, nicht auf diese Weise. Doch sie konnte nichts dagegen tun, saß regungslos da, ihren Emotionen erlegen. Eine entsetzlich lange Zeit passierte nichts. Ana fühlte sich allein und bloßgestellt, brachte aber auch kein weiteres Wort über die Lippen und schaffte es nicht, auf Farael zuzugehen, der recht reserviert wirkte. Dann brach er denn Bann. Ana sah auf, erkannte Wärme in seinem Blick, doch auch, dass er mit sich rang. Langsam stand sie auf und ging wie ein kleines Kind mit der Decke in der einen, der Tasse in der anderen Hand auf ihn zu. Sie ließ sich in seine Umarmung sinken, legte den Kopf auf seiner Schulter ab und hoffte inständig, die Tränen würden versiegen. Schließlich fühlte sie sich gesetzt genug, um zu sprechen. "Ich hätte niemals weglaufen sollen... wenn ich gewusst hätte...", sie brach ab und schluckte schwer. "Tut mir leid", wiederholte sie, "ich habe Panik gekriegt... ich..." Die Worte verließen sie und sie besann sich ganz auf die Wärme, die Faraels Körper ausstrahlte und auf den festen Halt, den er bot.

    Farael:

    Als sich Ana erhob, spürte Farael, wie sein Herz für einen kurzen Augenblick aussetzte. Hatte er es wirklich gewollt oder sprach nur das tiefe Gefühl, welches er für Ana empfand? Verdammt, er hatte sich ihretwegen vor einer Stunde noch betrunken und nun hatte er sie wieder in seine Arme eingeladen. Ein weiteres Mal wurde er belehrt, dass Ana die erste Frau in seinem Leben war, die ihn zugleich verletzen und bezaubern konnte. Nicht einmal die schönste Liebschaft konnte es mit der Zuneigung aufnehmen, die er mit Ana teilte. Dieses Gefühl wurde nur noch weiter verstärkt, als er ihren zarten Körper auf seinem Schoß spürte. Wie sie ihren Leib an seinen presste, ihren Kopf an seiner Schulter versankt und sich scheinbar in seiner Umarmung entspannte, gar beruhigte – in dieser Handlung lag der Zauber inne, mit dem sie ihn belegt hatte. Behutsam zog er sie so weiter zu sich. Ein unbändiger Wunsch in ihm keimte auf, ihren kalten Körper zu wärmen, die Sorgen aus ihrem Kopf zu vertreiben. So legte er seine Arme um sie, griff die Decke die mitgebracht hatte, um sie schließlich über sie und sich zu ziehen. Nur ihre Köpfe ragten aus dem warmen Geflecht heraus. Ana Tee nahm Farael ihr ab, um ihn auf den Tisch zu stellen. Stattdessen wollte er sie so nah bei sich wissen, wie es überhaupt nur möglich war. Ihre Atmung und Herzschlag spüren. Er wollte, dass sie lebte. So lehnte er seinen Kopf gegen ihren. Sanft wog er sie in seiner Umarmung. Auch wenn sein Gesicht weder ein Lächeln noch Freude ausstrahlte, beruhigte ihn allein der Gedanke, dass Ana nun wieder sicher war. „Wir alle machen Fehler. Manchmal wiederholen wir sie. Wichtig ist, dass du dich beruhigst und entspannst. Doch ich möchte, dass du mir ehrlich und aufrichtig erzählst, was passiert ist. Wenn du mir nicht vertraust, kann ich dir nicht vertrauen.“


    Ana:
    Es tat gut. Die Wärme, die Nähe, der Halt, es tat einfach gut. Warum konnte es das nicht immer? Oder eher: Warum konnte sie nicht zulassen, dass es das immer tat? Ana wusste aber auch, dass sie diesem Moment nicht anhaften konnten. Erklärungen mussten her. "Ich bin davongelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes", setzte sie mühsam an. "Bindungen jagen mir Angst ein, darüber haben wir ja schon gesprochen. Es sind alte Muster, denen ich zu entfliehen versuche und gerade dadurch immer und immer wieder hinein gerate..." Sie pausierte einen Moment und legte sich die Worte zurecht. "Also habe ich getan, was ich immer tue - ich habe mich in den Exzess gestürzt, um nicht mehr nachdenken zu müssen, um nicht länger vergangene Entscheidungen abzuwägen. Aber diese Mal ging es nicht. Ich kam nicht los von den Grübeleien und außerdem... ging es mir nicht gut. Ich war krank." Ana wusste nicht, warum sie nicht direkt mit der Sprache rausrückte, doch wann immer sie die Worte aussprechen wollte, war es, als wüchse ihr ein riesiger Kloß im Hals und ließ es nicht zu. "Eine Wirtin half mir und schließlich kam ich bei einer... Bekannten unter." Wieder hielt sie inne. Nun war es an der Zeit zu erklären, warum sie zurückgekommen war. Allerdings... wie mochte das auf Farael wirken? Sie kam nur zurück, weil sie ein Kind von ihm erwartete und es nicht alleine großziehen konnte? War das der einzige Grund? Nein... oder doch? Die Gedanken begannen wieder wild zu kreisen und schnürten Ana die Luft ab, sodass sie nicht weitersprechen konnte.


    Farael:
    Etwas stimmte nicht. Farael spürte es. Es versteckte sich mehr in ihren Worten, als sie zugeben wollte und doch konnte er es nicht genau herauskristallisieren, was es war. Letzten Endes wollte er Ana nicht zu einer Antwort zwingen, jedoch wollte er nicht auf seine Forderung verzichten. Dennoch wäre es mehr als schlecht gewesen, wäre er mit der Tür ins Haus gefallen. Einfach nur zu verlangen, so war es ihm bewusst, wäre der sichere Weg für den Keil zwischen ihnen gewesen. Stattdessen hörte er geduldig ihren Worten zu. Dabei wog er Ana weiterhin, streichelte sanft mit seiner Hand durch ihr Haar und gab ihr jede Möglichkeit, um sich zu fangen. Ihre Beschreibungen der vier Wochen wiegelte die Sorge Faraels trotzdem auf. Sie sprach von Exzessen, von Krankheit und einer Bekannten. Farael wusste, dass sie auch auf Frauen stand. Ob sie ihn betrogen hatte? Als ihm dieser Gedanke gekommen war, zog sich abermals alles in ihm zusammen. Trotz dessen, dass dem Gedanken jede Logik fehlte. Wie sollte sie ihn betrügen, wenn sie kaum als ein Paar hätten bezeichnet werden können. Darauf wollte er sich nicht stürzen. Seine Eifersucht war unfair und obendrein unangebracht. Damit wollte er sie nicht konfrontieren. Also schluckte er dieses Gefühl herunter und konzentrierte sich auf die anderen Aspekte. „Du warst krank?“, hakte er nach. „Ich meine, du siehst noch immer kränklich aus. Geht es dir denn besser?“


    Ana:
    Und nun? Was sollte sie sagen? Es war ein Teufelskreis. Zum einen konnte Ana es nicht aussprechen, hatte sogar schon überlegt, es einfach nicht zu tun, zum anderen merkte sie, wie es mit jeder Minute, die verstrich merkwürdiger werden würde, wenn es herauskäme und das würde es bestimmt früher oder später. Sofern sie nicht für immer die Stadt verließ, fügte sie halb im Scherz in Gedanken hinzu. "Mir geht es ein wenig besser. Es hilft, die Ursache zu kennen." Ana löste sich ein wenig, damit sie Farael in die Augen sehen konnte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und das Blut dröhnte ihr in den Ohren. Sie begann sogar zu schwitzen, so aufgeregt war sie. "Farael", begann sie, hielt aber noch einmal furchtsam inne. Gleichzeitig spürte sie, dass dies der richtige Augenblick war. Wenn sie es jetzt nicht sagte, würde sie den Mut nicht wiederfinden. "Ich bekomme ein Kind von dir." Tatsächlich war es das erste Mal, dass sie die Worte auf diese Weise aussprach. Auch vor Reela und vor sich selbst hatte sie es nie so ausgedrückt. Auf einmal breitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Bauch aus. Sie trug ein junges Leben in sich! War das nicht ein Wunder? Ein überraschtes Lachen entfuhr ihr und sie nahm die Hand vor den Mund. Es war das allererste Mal, dass sie Freude darüber empfand.


    Farael:
    Zu aller erst beruhigte sich Faraels Sorge, als er hörte, dass es Ana besser ging und sie auch die Ursache für die Krankheit kannte. Umso besser konnte man diese behandeln und nach ihrer Aussage musste sie das getan haben. Deshalb war er auch froh. Schließlich lag sie ihm doch am Herzen. Auch wenn er es am Anfang am liebsten weggeschoben hätte. So schnell wie die Erleichterung gekommen war, wich sie plötzliches Unbehagen. Ana setzte sich plötzlich auf, blickte Farael direkt in die Augen und der Blick war ernster, als er es bei ihr jemals gesehen hatte. Sie wirkte trotz des Ernster, der in ihren Zügen ruhte, äußerst nervös. Ihr ganzer Körper schien zu zittern und auch ihre Atmung hatte sich beschleunigt. Was kam jetzt? Sie sprach seinen Namen aus. Die Zeit stand still. Irgendeine Hiobsbotschaft stand bevor. Die Sekunden vergingen in quälender Ewigkeit. Die Nerven Faraels wurden bis aufs Zerreißen gespannt. Dann sagte Ana einen Satz, der das komplette Leben Faraels auf den Kopf stellen sollte. Augenblicklich entglitten ihm alle Gesichtszüge. „Ähm … ich …“, stammelte er hervor. Sein Kopf war plötzlich eine gähnende Leere, in der diese Nachricht widerhallte. Farael ahnte, dass dies nicht der Grund gewesen sein konnte, dass sie geflohen war. Die Leere wurde schließlich von einer Flut unterschiedlichster Gedanken heimgesucht. Doch eines blieb gewiss: Er hielt Ana weiterhin so liebevoll, wie er sie in seiner Umarmung empfangen hatte. „Das ist … ähm …“ Irritiert schüttelte Farael mit dem Kopf. Ein Kind? Von ihm? Wie konnte das denn passieren?! Doch schnell kamen ihm die Erinnerungen ihrer letzten gemeinsamen Nacht zurück. Behutsam zog er einer seiner Hände zurück. Die Freude die Ana gerade eben ausgedrückt hatte, fühlte sich seltsam zusammen. Fast wie von allein glitt seine Hand hinab, zum Saum ihres Oberteils, ehe sie sich einen Weg zu Anas Bauch bahnte. Dort ließ er schließlich seine Handfläche ruhen. Darunter spürte er ihren mittlerweile warmen Körper. „Ich … ähm … ich will nicht undankbar klingen, oder … oder dir nicht glauben. Doch … bist du dir ganz sicher, dass ich der Vater bin?“ Innerlich wusste er es. Er spürte es. Es konnte nicht anders sein. Ihre gemeinsame Vereinigung war so voller Zuneigung und Hingabe gewesen, dass dabei ein Kind entstehen musste. Ardemia hatte es sicherlich gewollt.


    Ana:
    Erst als sie Faraels verdatterten Gesichtsausdruck und sein Wringen um Worte sah, wurde Ana bewusst, wie ungeheuerlich diese Nachricht eigentlich war. Sie ließ ihm die Zeit, die er brauchte, war selbst recht dankbar für den Moment, sich zu sammeln. Immerhin war es nicht selbstverständlich, dass sie diese Neuigkeit überhaupt überbringen konnte oder hätte sie das kleine Leben nicht erst tags zuvor beinahe ausgelöscht? Das durfte er nicht erfahren. Was würde er von ihr halten? Faraels Geste riss sie aus ihren Gedanken und sie schmunzelte. Dann stellte er die unvermeidliche Frage und das Lächeln verblasste. Ana war hin und hergerissen. Sie war verletzt, dass er im Prinzip davon ausging, dass sie andere Männer gehabt hatte, im selben Augenblick war sie beschämt und wütend auf sich selbst, dass sie so denken konnte, wo er doch mehr als Recht hatte, das zu hinterfragen. Auch ärgerte sich, dass ihr das Entsetzen wohl ins Gesicht geschrieben stand, wo sie doch hätte positive Zuversicht ausstrahlen sollen. "Ich bin mir sicher", sagte sie trotzdem, konnte damit aber nicht alle Zweifel aus seinem Gesicht wischen. Er wusste es. Er wusste, dass sie ihn gewissermaßen betrogen hatte. Ana flehte, er möge ihr glauben, dass es sein Spross war, der in ihr wuchs.


    Farael:
    Die Stille hing über sie, während Farael auf seine Antwort wartete. Selbstverständlich war seine Frage ungeheuerlich, er wusste es und konnte die Auswirkung seiner Worte an ihrem schwindenden Lächeln erkennen. Letzten Endes wollte er nur Gewissheit. Doch ob er sich allein auf ihre Worte verlassen konnte? Wieder drang sich die Angst, aber auch die Zweifel auf. Noch immer wollte er sie nicht verletzen. Farael wollte nur die Wahrheit erfahren. Es war sein gutes Recht. Wer wollte schon ein Kind großziehen, welches nicht von ihm stammt? Bei seiner Geschichte konnte so ziemlich jede hübsche Frau vor seiner Tür stehen und behaupten, dass er mit ihr ein Kind gezeugt hätte. Und auch wenn Ana eine unsichere Frau ist, die weglief und ihn zurückließ, konnte er ihr das nicht zutrauen. Ihre nächsten Worte, die seine Frage positiv beantwortete, untermalten seine Gedanken gekonnt. Ana konnte nicht lügen. Ihr aufrichtiger Blick, trotz ihrer Schwäche, stärkte seine Gedanken zu ihr. Wenn er sich vorstellte, wie er kurz zuvor noch über sie gedacht hatte, wirkte der Moment nahezu unwirklich. Seine Hände behielt er dennoch an ihrem Körper. Mit der Rechten begann er nun, zart ihren Bauch zu streicheln, während die Linke sie sanft zu ihm zog. Genau in einen liebevollen Kuss hinein, der nicht lang währte, doch als Antwort auf ihre Erwiderung reichen sollte. Trotzdem explodierte sein Herz, als sich ihre Lippen trafen. Es fühlte sich so richtig an, auch wenn Ana ihm so viele Schmerzen und den Kummer bereitet hatte. Ihre zarten Lippen waren Entschädigung und Belohnung zugleich. Auch wenn er noch nichts mit der Situation anzufangen wusste, so wollte er sich zumindest einen Anteil einfordern. Und dies war Ana selbst. Als sie sich schließlich voneinander lösten, war der steinerne Gesichtsausdruck Faraels zu einem warmen Lächeln geworden. „Ich möchte, dass du hierbleibst. Bei mir. In Sicherheit. Mit unserem Kind“, sagte er sanft, aber bestimmend. „Auch wenn ich es nicht fassen kann, welches Wunder soeben durch meine Tür gekommen ist, und ich bei Weitem dafür nicht bereit bin, muss ich dennoch die Verantwortung dafür übernehmen. Du auch.“ Farael biss sich auf seine Unterlippe. Sollte er es ihr sagen? Vermutlich hatte sie es zu diesem Zeitpunkt schon geahnt. „Auch wenn wir uns nur ein paar Tage kennen. Also, tatsächlich ein paar Tage. So muss ich…“ Augenblicklich spürte Farael, wie die Hitze in seinen Kopf schoss. „Ich liebe dich Ana. Du bist einzigartig.“ Kurz schüttelte er den Kopf. „Das … das muss jetzt nicht heißen, dass du es erwidern musst! Einfach nur … dass du es weißt. Bleibe hier. Bei mir. Und wenn es nicht für mich ist, dann für unser Kind.“ Plötzlich wich er mit seinem Blick aus. Abermals stotterte er etwas hervor: „Ich … ich meine … du bist die Erste, für die ich sowas empfinde. Naja, jetzt wanderst du mit unserem Spross in dir durch meine Tür. Das ist einfach unglaublich. Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie schön du eigentlich bist?“ Ein unsicheres Lachen ertönte aus Faraels Mund, wobei er schließlich unschuldig mit den Schultern zuckte und lächelte.


    Ana:
    Farael ging nicht weiter darauf ein und Ana fielen mehrere Steine vom Herzen. Verdiente sie eine derart gute Behandlung überhaupt? Sei es drum... das war momentan nicht wichtig. Noch immer lag Faraels Hand auf ihrem Bauch. Sie versuchte sich vorzustellen, was wohl in ihm vorging. Noch war äußerlich nichts zu erkennen, doch allein die Vorstellung, dass sich unter seiner Hand etwas regte, war nicht von dieser Welt. Irgendwo verbargen sich all die Zweifel, doch im Hier und Jetzt konnte Ana sich entspannen und sich über Faraels Reaktion freuen. Auch als er ihr seine Gefühle gestand, warf sie das nicht aus der Bahn. Sie nickte sanft und lächelte. "Das werde ich, wenn du mich erneut in deinem Heim willkommen heißen möchtest. Und was den Rest betrifft... ich mag dich wirklich gerne, mehr kann und möchte ich jetzt nicht sagen." Stattdessen strich sie ihm über die Wange und küsste ihn wieder. Vor Jahren hatte sie sich geschworen, die Wörter "ich liebe dich" nie wieder in den Mund zu nehmen. Dass Farael es nicht einforderte, rechnete sie ihm hoch an. Um ihm trotzdem etwas zurückzugeben, versuchte sie ihre Zuneigung in den Kuss zu packen. Sie wollte ihn nicht kränken und ihm auch nicht weh tun, falls sie das durch ihr Verschwinden nicht schon hatte. Langsam löste sie sich von ihm. "Ich weiß, das hört ihr Männer nicht gern", schmunzelte sie, "aber du bist ganz schön goldig." Sie wuselte ihm durch das Haar, wie er es immer so gerne bei ihr getan hatte.


    Farael:
    Mit dem größten Genuss ließ sich Farael in den Kuss ziehen, wobei er augenblicklich die Lider schloss. In jeder einzelnen Bewegung spürte er die Zuneigung Anas, welche er zu keinem Moment anzweifelte. Zwar waren ihre ausweichenden Worte auf sein Geständnis schwierig zu begreifen, schließlich hatte er diese Worte das erste Mal in seinem Leben zu einer Frau gesagt. Doch ahnte er, wieso sie es nicht erwidern konnte oder wollte.


    Also genoss Farael in vollen Zügen die Zuneigung des Kusses, in Verbindung mit ihrer liebevollen Leidenschaft. Selbst als sie sich wieder voneinander lösten, schmeckte er weiterhin ihre Lippen und die elektrisierende Wirkung dieser Geste verblieb auf seinen eigenen. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass er Ana nicht böse gesinnt war. Vor allem, weil sie nun seinen Spross in ihrem Bauch trug. Ein Fakt, der für Farael noch immer schwer zu begreifen oder gar zu verstehen war. Innerlich sagte er sich vorher, dass der wahre Schock und die damit verbundene Flut an Sorgen noch einsetzen sollte. Momentan lebte er aber im Augenblick. Für ihn war das alles, was tatsächlich zählte.


    Drum brachte der Kommentar Anas ihn auch zum Lachen, zumal sie ihm mit ihrer Geste seine früheren Vergehen zurückzahlte. „Ach, aus dem richtigen Mund gesprochen, kann man auch mal eine Ausnahme machen“, grinste er sie frech an, worauf er zwinkerte. Seine Hände nahm er nun schlichtweg auf ihre Hüften. Dabei konnte er seinen Blick nicht von dem ihren fernhalten. Trotz ihrer gemeinsamen Zweisamkeit und der Freude über das Wiedersehen, sah er Ana die Erschöpfung der letzten Tage, sowie ihren geschwächten Zustand an. Auch er wurde allmählich müde. Dennoch wollte er wach bleiben. In einer Ecke seines Raumes waren einige gerettete Dokumente aus dem Söldnerlager, die er durchgehen wollte.


    „Du siehst wirklich fertig aus, weißt du das?“, fragte er ein weiteres Mal, auch wenn er keine Antwort darauf erwartete. Prüfend tastete Farael das Gesicht Anas mit seinen Augen ab. Behutsam hob er seine Rechte, wischte einige Haarsträhnen, welche ihr ins Gesicht hingen, beiseite, worauf er ihre Wange streichelte. „Wie wäre es, wenn du dich ein wenig ausruhst. Du kannst es dir im Bett schon einmal gemütlich machen, ich habe noch ein wenig zu tun. Falls du etwas Frisches davor anziehen magst, liegen deine sauberen Sachen auf der Kommode“, sein Blick richtete sich auf ihren Oberkörper, „oder in der Kommode sind ein paar meiner sauberen Hemden.“ Den letzten Teil seiner Aussage quittierte er mit einem breiten Grinsen. Ana konnte offenbar mit allem bei ihm durchkommen und je länger sie in seiner Nähe war, desto bewusster wurde ihm das.


    Ana:
    "Danke für das Kompliment", feixte Ana, obwohl er natürlich Recht hatte und ihr jede Sehne, jeder Muskel schmerzte. Die Erschöpfung hatte aber auch etwas Gutes: sie betäubte den Strudel ihrer Gedanken. Die Ereignisse der letzten Tage und Stunden waren noch lange nicht aufgearbeitet, das wusste sie. Ein wenig kam es ihr vor wie die Ruhe vor dem Sturm. Irgendwann musste doch der Schock einsetzen, dass sie beinahe ein frühes Leben genommen hätte, die Zweifel, ob es richtig gewesen war, zu Farael zu gehen, vielleicht auch schlechtes Gewissen... Ob Farael der Fels in der Brandung sein könnte, wenn es so weit war? Sie verlangte unausgesprochen so viel von ihm... Mehr als ein dankbares Lächeln brachte sie bei dieser Erkenntnis und seinem Angebot der frischen Kleidung trotzdem nicht zustande. "Tut mir leid wegen diesem...", sagte sie und deutete auf das verdreckte Hemd. "Ich kann es morgen waschen." Sie zog es sich über den Kopf. Für Scham war es nun wirklich zu spät. Mit entblößtem Oberkörper ging sie zur Kommode und strich über die akurat eingeräumten Hemden, suchte sich eines aus und zog es über. Dann entledigte sie sich ihrer Hose und begab sich zum Bett.


    Farael:
    Mehr als ein Abwinken war das schmutzige Hemd für Farael nicht wert. Letzten Endes war es nur Schmutz, den man herauswaschen konnte, womit die Sache auch erledigt war. Ihm kam der Gedanke, dass es viel schöner war, dass sie das Hemd überhaupt anbehalten hatte. Doch mit diesem, für ihn kitschigem, Gedanken, wollte er sich erst einmal zurückhalten. Ana hatte eine klare Linie gezogen und einen klaren Standpunkt bezogen. Zudem war sie erschöpft, was Farael selbstverständlich sehen und spüren konnte. Vor ein paar Minuten hatte er noch Angst gehabt, dass sie ihm erfrieren würde, so kalt wie sich ihre Haut angefühlt hatte.


    Was ihm wiederum mehr überraschte, war das Entblößen Anas noch auf seinem Schoß. Sie machte sich offenbar keine Gedanken mehr darum. Entgegen jeder seiner Erwartungen kroch aber keine Lust in ihm hoch. Im Gegenteil. Sein Bauch füllte sich vielleicht mit Wärme, aber war es doch mehr das erneute Vertrauen, welches Ana Farael entgegenbrachte. Er nahm seine Hände von ihr und ließ sie sich erheben. Sein Blick folgte ihr, schon rein aus dem Verlangen zu wissen, welches Hemd sie greifen wollte. Wobei die Antwort auf diese Frage ihm ein Grinsen auf die Lippen zauberte.


    Während sich Ana umkleidete, erhob sich auch Farael, wobei er sein Schwert und die Rüstung ablegte. Diese Dinge verstaute an ihre angestammten Plätze, wobei sich Ana zeitgleich unter der Decke verkroch. Behutsam setzte er sich auf die Bettkante und schaute mit einem warmen Lächeln auf sie herab. Mit seiner Rechten griff er einer ihre Hände. "Ruhe dich aus und schlafe gut. Ich würde mich dann nachher zu dir legen. Ist das in Ordnung?" Sanft ließ er seinen Daumen über ihren Handrücken streicheln, während er seine Worte sprach. Ihm war klar, dass er Ana viele Freiheiten geben und sie dennoch an sich binden musste, damit so ein Debakel nicht noch einmal passierte.


    Ana:
    Wie gut tat es in einem bequemen Bett zu liegen! Hätte Ana an Götter geglaubt, hätte sie ihnen dafür gedankt. Die Decke umschmiegte ihre nackten Beine und ihr Kopf sank angenehm in das Kissen. Ausruhen war wirklich dringend nötig.
    "Wenn du Platz findest... ich mache gern den Seestern." Um ihre Worte zu unterstreichen, streckte Ana alle viere von sich und grinste. Tatsächlich hatte sich schon der ein oder andere Bettgenosse über ihren Platzbedarf beschwert. Farael nicht, fiel ihr in diesem Moment auf und als sei es eine Neuigkeit, war sie erstaunt festzustellen, dass sie hier schon mehr als einmal geschlafen hatte. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie ließ den Blick durch den kleinen Raum schweifen. Könnte sie sich hier zu Hause fühlen? Warum eigentlich nicht? Es war ein schönes Haus und Farael war ordentlich und sauber und er kümmerte sich liebevoll um sie. Warum fiel es ihr so unfassbar schwer, die Sache einfach locker anzugehen? Sie seufzte. Farael saß noch immer bei ihr. "Musst du noch viel machen?", fragte sie ihn schon etwas schläfrig. Sie hatte gar nicht nachgefragt, wie es um Faraels Arbeit stand. Vielleicht hatte er einen neuen Auftrag oder es war mit dem Söldnerlager bergauf gegangen. Auch dieser Gedanke versetzte ihr einen Stich. Sie hatte versprochen zu helfen und war nach dem ersten Arbeitstag schon verschwunden. Zeit zu schlafen, dachte sie. Schlafen und die Gedanken endgültig ausschalten.


    Farael:
    Wieder einmal brachte Ana Farael zum Grinsen, als sie sich selbst als Seestern bezeichnete. Dabei dachte er für einen kurzen Moment darüber nach, ob dies tatsächlich der Wahrheit entsprach. Wirklich mitbekommen hatte er es nicht, aber als er darüber nachdachte merkte er, wie breit sie sich für diesen schlanken Körper gern machte. Wenn er es genau bedachte, würde sie locker in die kleinsten Ritzen passen. Der innere Anführer in ihm meinte anschließend, dass sie mit der richtigen Ausbildung sicherlich eine gute Spionin wäre. Doch diese Art von Gedanken vertrieb er schnell wieder aus seinem Kopf. Niemals hätte Farael zugelassen, dass sich Ana in diesem Augenblick in Gefahr begab. Sie musste schließlich für zwei Leben sorgen, nicht nur für sich selbst.
    Statt sich also weiter mit diesem Gedanken zu beschäftigen, zupfte Farael die Decke über Ana zurecht, ehe er ihr in die Augen blickte. „Nur ein paar alte Dokumente durchgehen, die noch von der alten Verwaltung des Söldnerlagers stammen. Nichts Besonders und sollte auch nicht zu viel Zeit beanspruchen“, erzählte er lächelnd, doch Ana war in diesem Moment bereits weggenickt. Ihre Brust hob und senkte sich in einem langsamen Rhythmus. Farael konnte ihr förmlich ansehen, wie sie immer tiefer in ihren Schlaf entglitt. Dabei wollte er sie auch nicht weiter stören, weshalb er sich vorsichtig von dem Bett erhob, eine Ledertasche neben der Kommode griff und mit dieser zum Tisch nahe dem brennenden Kamin ging. Leise zog er sich den Stuhl zurecht, wie er ihn braucht, ehe die Tasche auf dem Tisch entleerte. Zum Vorschein kamen zahlreiche Dokumente, die von den Flammen unversehrt geblieben waren und das Interesse Faraels erweckt hatten.
    Anfangs sortierte er sie nach seiner groben Einschätzung, in welche Kategorie sie gehörten. Finanzen, Pläne, Berichte von und über Söldner. Aber auch ein Register freier Söldner, die sich in Obenza aufhielten und sich ohne Festanstellung regelmäßig an Aufträgen bediente. Das wohl interessanteste Stück der gesamten Sammlung. Fraglich blieb darauf nur, ob er diese Söldner finden konnte. Einige von ihnen waren sicherlich gewillt, an einem wachsenden Lager teilzuhaben – inklusive der Beute.


    So vergingen Minuten wie im Fluge. Hin und wieder wagte Farael einen Blick auf Ana, die sich bewegte, mal etwas im Schlaf murmelte und auch die komplette Fläche des Bettes auf eine Art ausnutzte, die selbst Farael noch nie gesehen hatte. „Ja, ein Seestern, in der Tat“, murmelte er vor sich, ohne dass er das breite Grinsen hatte weglassen können.
    Seine eigenen Augen wurden mittlerweile trüge und die Konzentration ließ nach. Es war spät und bei einem Blick aus dem Fenster verriet der Stand des Mondes, dass es Mitternacht war. Ein herzhaftes Gähnen entfuhr Farael, während er sich aufrichtete und streckte. Seine Glieder waren vom krummen Sitzen steif geworden. Er brauchte dringend einen besseren Stuhl, vielleicht gar einen Schreibtisch. Bei dieser Idee blickte er auf und tastete mit seinem Blick sein Haus ab. Viel Platz für eine solche Anschaffung war nicht, geschweige denn das Geld um sich diese leisten zu können. Gerade noch fiel sein Blick auf einem tatsächlich geräumigen Platz unter dem Fenster, welches auf die Straße gerichtet war.


    Plötzlich erkannte er durch das Glas ein paar Augen, die unter einer dunklen Kapuze hervorblitzten!


    Die Person schien zu erkennen, dass Farael sie gesehen hatte. Ruckartig zog sie sich vom Fenster weg und verschwand nach rechts. Darauf konnte Farael nur einen Instinkt reagieren lassen. Auch wenn er nicht lautlos war, so bemühte er sich, so leise wie möglich zu seinem Schwert zu hasten, darauf zur Tür und diese mit einem Ruck aufzuziehen. Noch in der selben Bewegung zog er sein Schwert. Hastige Schritten hallten in der Entfernung von den Wänden ab. An einer der weiter entfernten Häuser erspähte Farael einen Umhang, der im Wind um eine Ecke verschwand. Kurz darauf erstarben die Schritte. Farael wusste, dass es keinen Sinn ergeben hätte, diese Person zu verfolgen. Der Vorsprung war viel zu groß. Auch wenn ihm die Situation gar nicht gefiel, hatte er keine andere Wahl gehabt. Stattdessen sammelte er seine in der Hast weggeworfene Schwertscheide wieder ein, verstaute sein Schwert darin und ging schließlich zurück ins Haus. Hinter sich schloss und verriegelte er die Tür.
    Kaum hatte Farael sein Schwert an den angestammten Platz gestellt, verwunderte es ihn umso mehr, dass Ana bei dem Tumult nicht wachgeworden war. Noch immer lag sie da, vor sich hin murmelnd und in Seelenruhe, als ob nie etwas passiert wäre. Doch zugleich stieg ein kalter Schauer in Faraels Rücken. Eine solche Begegnung konnte er ganz und gar nicht gebrauchen. Doch vorerst konnte er nicht daran ändern. Dennoch nahm er sich am nächsten Tag vor, die Nachbarn zu fragen. Vielleicht hatte jemand von diesen etwas gesehen.


    Doch nun galt es, sich der Müdigkeit hinzugeben, die ihn zuvor gepackte hatte. Allerdings nicht ohne zuvor die Vorhänge zuzuziehen und noch einmal die Tür zu überprüfen. Nachdem dieser geringe Schutz stand, konnte sich Farael immerhin beruhigen. Erst in diesem Moment merkte er, wie schnell sein Herz schlug und es einen langsameren Rhythmus anstrebte. Farael atmete noch einmal tief durch. Sicherlich nur ein Spinner, der gern in die Fenster fremder Leute glotzte.
    Nach einigen Momenten der Ruhe, begann Farael sich bis auf die Unterhose zu entkleiden. Mit Anas Leib an seiner Seite wurde es erfahrungsgemäß sehr warm im Bett. Fein säuberlich legte er seine Kleidung zusammen und stellte sich schließlich vor das Bett. Ana hatte zu keinem Moment übertrieben. Sie lag quer, mit ausgestreckten Gliedmaßen. Beinahe als ob sie nicht wollte, dass Farael ihr Gesellschaft leisten sollte. Doch natürlich wusste er, dass Ana seine Gesellschaft wollte. Also schob er sie sanft und liebevoll zugleich etwas zusammen, stieg über sie hinweg und krabbelte zu ihr unter die Decke. Aus Gewohnheit schmiegte er sich direkt an ihrem Rücken, spürte die Wärme Anas Leib an seinem gesamten Körper. Mit seinem Armen umschlang er sie, worauf sie im Schlaf nach seinen Armen griff und sie nach ihrer Bequemlichkeit zurecht zog.


    Mit diesem Bild und der Wärme, die Farael spürte, schlief er mit einem Lächeln auf den Lippen ein…


    Ana:
    Bauchschmerzen weckten Ana. Sie rollte sich so eng zusammen, wie sie konnte, doch es half nichts. An schlafen war nicht mehr zu denken. Sie öffnete die Augen einen Spalt breit. Es war noch nicht richtig hell. Sachte hob sie Faraels Arm an und drehte sich zu ihm um. Die Wunden seiner Verletzung waren gut verheilt, doch noch immer sichtbar. Sie erinnerten Ana daran, dass er ein gefährliches Leben führte, auch wenn er gerade vollkommen friedlich da lag. Ein neuer, stärkerer Schub schnürte ihren Leib zusammen und nahm ihr die Luft zum Atmen. Ana stöhnte auf und schlüpfte vorsichtig aus der Decke. Zwar wusste sie nicht, was sie tun sollte, um die Schmerzen zu lindern, doch liegen bleiben konnte sie nicht mehr. Mit auf den Leib gepressten Armen ging sie kreuz und quer durch den kleinen Raum und versuchte ruhig zu atmen. Es gelang ihr nicht. Stattdessen versuchte sie sich abzulenken, indem sie Faraels Aufzeichnungen betrachtete, was aufgrund ihrer fehlenden Lesekenntnisse allerdings ein schwacher Versuch war. Schließlich gab sie auf und ließ sich an der Wand hinunterrutschen, zog die Beine so fest es ging zu sich heran und wiegte sich hin und her. "Du tust mir weh", flüsterte sie ihrem Bauch zu. "Ein kleiner Kämpfer, hm?" Wie als Antwort, lähmte sie der nächste Krampf. Ein Jammern entfuhr ihr. Während sie noch überlegte, ob sie Farael wecken sollte, um ihn nach schmerzlindernden Kräutern zu fragen, begann der Alb von selbst sich zu regen.

    Farael:

    Die dunkle Gestalt, diese unheimlichen Augen, sie verfolgten Farael in seine Träume. Immer wieder sah er sie vor seinem Fenster, wie sie ihn anblickten und jedes Mal, wenn er sich regte, verschwanden sie, um nicht gefangen zu werden. Doch kaum gönnte er sich die Ruhe, kamen sie wieder und suchten ihn wieder heim. Dieses Spiel ging Minuten lang, zog sich schließlich zu Stunden, in dem sie ihm im Schlaf quälten.


    Doch ein Wimmern war die Rettung aus Faraels Albträumen, jedoch auch ein weiterer Grund zur Sorge. Er spürte Ana nicht mehr neben sich, ihre Wärme fehlte und nur der Rest ihrer Körperwärme, welche noch am Laken haftete, zeugte von ihrer Anwesenheit. Dann wieder ein Jammern und Farael schlug sofort die Augen auf. Das Licht im Raum blendete ihn, doch seine Augen gewöhnten sich schnell an das Licht. Doch der Anblick, der ihm beschert wurde, gab ihm nur weiteren Grund zur Besorgnis.
    Ana hockte zusammengekrümmt an der Wand, hielt sich den Bauch und ihren Gesichtszügen nach, schien sie entsetzliche Schmerzen zu haben. Augenblicklich erhob sich Farael aus dem Bett und eilte zu Ana herüber. „Was ist los?“, fragte er hastig, verschlafen und doch besorgt zugleich. Ihre Miene und wie sie sich den Bauch hielt gaben jedoch Antwort genug. „Nicht reden. Komm her.“ Ohne auf eine Reaktion ihrerseits zu warten, schlang er je einen Arm unter ihren Kniekehlen, aber auch um ihre Schultern. Sie hatte keine äußerliche Verletzung, nichts was darauf hindeutete. Zwar hatten Faraels Zeit als Söldner ihn so einiges gelehrt, wie man Schmerzen ertrug und Wunden notdürftig behandelte, doch ein Arzt war er nicht. Sicher war er sich aber allemal, dass der Boden kein geeigneter Ort war, um die Schmerzen auszuhalten. „Warum weckst du mich denn nicht?“, brummelte er hervor, während er die Norkara anhob und zum Bett bugsierte.
    „Ich bin kein Arzt“, stellte er unnötigerweise fest, was jedoch auch eine Rechtfertigung für einen eventuellen Fehler sein sollte. Dennoch versuchte er, wie jemand zu handeln, der wusste was er tat. Hoffentlich lag er mit seinem Wissen nicht ganz daneben. „Du musst dich entspannen. Du darfst nicht so stark verkrampfen.“ Vorsichtig, aber dennoch bestimmend löste er ihren kalten Griff und schob sie auf den Rücken. Dabei wieder mit sanften Druck an, dass sie sich lang machen und mit jeder Möglichkeit, entgegen jedes Krampfes entspannen sollte. „Ganz ruhig. Verkrampfe dich nicht zusätzlich, Reiterin.“
    Eilig schritt er von dannen und holte die Reste des Tees, die sie am Abend stehen gelassen hatten. Er war vielleicht kalt und schmeckte nicht mehr so gut, seine entspannende Wirkung trug, so hoffte Farael, dennoch zur Schmerzlinderung bei. Ehe er ihr den Tee gab, legte Farael ihre Arme auf seine Schulter, ihre Hände sollten diese greifen können. „Krall dich fest, so stark wie du kannst und willst. Nebenbei versuche zu trinken, hier.“ Behutsam hob er ihren Kopf und hob die Tasse mit dem Tee an ihre Lippen.


    Ana:
    Ana ließ zu, dass Farael sie hochhob und zum Bett brachte, sie ließ zu - wenn auch wiederwillig, dass er ihre Arme löste und sie lang ausstreckte und versuchte seinem Rat Folge zu leisten. Im ersten Moment war die ausgestreckte Lage schlimm, doch schnell merkte Ana, dass sie nun viel besser gegen den Schmerz atmen konnte. Dankbar nahm sie einen Schluck Tee. Es tat gut, die Kraft von Faraels Armen zu spüren. Sie trank erneut und merkte erleichtert, dass die Krämpfe nachließen. "Danke", flüsterte sie. "Ich hoffe, dem Baby geht es gut. Ich weiß nicht, ob das normal ist", sprach sie schließlich eine Sorge aus, derer sie sich bis dato gar nicht richtig bewusst gewesen war. Vorsichtig stellte sie die leere Tasse Tee ab und anstelle sich in seine Arme zu krallen, legte sie ihm die Hände auf den Rücken und drückte ihn zu sich heran. Eben war ihr noch heiß gewesen, nun fröstelte sie und die Wärme von Faraels Körper schien ihr gerade recht. "Darf ich mich ein wenig auf dich legen?", fragte sie kleinlaut, weil es ihr unangenehm war. Gleichzeitig war sie sich aber sicher, dass die ausgestreckte Haltung in Verbindung mit Faraels Wärme und etwas sanftem Druck, die Krämpfe entgültig würden beseitigen können. Farael folgte ihrer Bitte und seufzend schmiegte Ana ihre Wange an seine Brust. Ihre Hände schob sie unter seinen Rücken und zog sich an ihn heran. Entspannung macht sich breit und sie schloss eine Weile die Augen.
    "Bist du noch lange wach gewesen?", fragte sie schließlich. Farael hatte trotz seiner Alarmbereitschaft müde auf sie gewirkt.

    Farael:

    Mit Freude beobachtete Farael, wie die Schmerzen Anas nachließen und sie selbst auch immer entspannter wirkte. Ihre Worte, ihr Dank, erfüllte sein Herz mit Wärme. Das Bedürfnis sie zu pflegen wuchs immer weiter in ihm heran. Fühlte man sich so als Vater? Dieses Gefühl, dass man sich zu der Mutter des eigenen Kindes so stark hingezogen fühlte und wortwörtlich alles für sie tun würde? Auch wenn er diese Frage nicht beantworten konnte, so wusste Farael, dass er selbst auf diese Weise empfand. „Hey, ich bin für dich da“, erwiderte er auf ihren Dank, auch wenn ihre nächsten Worte ein unsicheres Kribbeln in seinem Bauch auslöste. Genau wie sie, wusste er nicht, ob diese Schmerzen normal waren. Oder ob mit dem Kind alles in Ordnung war. Seine Sorge ebbte nicht ab. Farael war sich sicher, dass er Ana zu einem Heiler bringen musste. Zumindest um sicher zu gehen.
    Schließlich spürte er Ana Arme auf seinem Rücken, worauf er sich bereitwillig zu ihr ziehen ließ. Sanft legte er sich auf sie ab, ihr kompletter Körper war schweißnass und eiskalt. Die Schmerzen und Krämpfe mussten extrem gewesen sein. Drum haderte er nicht, als Ana ihn bat, sich auf ihn legen zu dürfen. Mit einem Nicken beantwortete er ihr Frage, legte sich auf den Rücken neben sie, worauf er ihr schlanken Körper auf seinem spürte. Zeitgleich fühlte er jede einzelne Bewegung Ana, er ahnte ihren Herzschlag und empfand ihre Atmung als wertvolles Geschenk.
    Liebevoll gab Farael Ana einen Kuss auf ihr Haupt, ehe er die Decke griff und über sich und Ana zog. Darauf legte er seine Arme um sie und zog sie noch näher und fester an sich, als sie eh schon auf ihm lag. Ihre Frage jedoch kam überraschend. Farael schluckte. Sollte er Ana von seiner Begegnung erzählen? Seine Entscheidung stand allerdings schnell fest. „Nein, ich war nicht mehr lang wach“, log er, einzig und allein für ihren Schutz. Sie zu beunruhigen brachte gar nichts.
    Um von diesem Thema abzulenken, welches in seiner Hoffnung mit der Notlüge abgespeist war, fokussierte er sich ganz auf das Gefühl zu Ana. Wie sie auf ihm lag und wie er sie spüren konnte. „Ich weiß, du hörst es von mir vielleicht zu oft, aber du bist wunderschön. Beinahe bin ich mir sicher, dass unser Kind eines der schönsten Geschöpfe sein wird, das Asamura je gesehen hat.“

    Ana:

    Wenn er nicht mehr lange wach war, dann hat er zumindest nicht gut geschlafen, dachte Ana und fragte sich, ob sie sich vielleicht wirklich zu breit gemacht hatte. Um etwas in der Art zu erwidern, fühlte sie sich aber zu träge und beließ es deshalb dabei.
    Seine Worte ließen Ana schmunzeln. Ja - wie würde es wohl aussehen? Immer, wenn sie darüber nachgedacht hatte, und das war inmitten der Zweifel der letzten Wochen nicht oft gewesen, hatte sie sich schlicht eine Miniversion von Farael vorgestellt. "Hoffentlich kommt es eher nach dir, zumindest von seinem Charakter her", sagte sie leise und fügte dann, als sie merkte, wie verbittert das klingen musste, sanfter hinzu: "Meinst du, es wird spitze Öhrchen haben?" Der Gedanke ließ sie abermals lächeln. Alles würde ganz klein sein, die Hände und Füße, Nase, Mund und Ohren... Und würde es eher ein Junge werden oder ein Mädchen? Irgendwie rechnete Ana mit einem Buben, doch das lag vermutlich daran, dass sie das Kleine mit Farael in Verbindung brachte. "Ach, ich weiß nicht, ob ich eine gute Mutter sein werde... Ich habe nie gedacht, dass ich jemals ein Kind haben werde." Wobei das nicht ganz stimmte. In der Anfangszeit ihrer Ehe hatte sie selbstverständlich darüber nachgedacht, immerhin gehörte es dazu. Allerdings gehörten auch andere Dinge dazu. Treue zum Beispiel. Ana kniff die Augen zusammen, um die Schatten der Vergangenheit zu verjagen. Hoffentlich würde sie es irgendwann schaffen, sie hinter sich zu lassen.

    Die Gliedmaßen fühlten sich schwer an, als Farael allmählich sein Bewusstsein wiedererlangte. Sein Schlaf war lang nicht so erholsam, wie er diesen nach der letzten Nacht gebraucht hätte. Er fuhr sich mit der Rechten über die Stirn, schließlich ein paar Centimeter herab, an der er mit Zeigefinger und Daumen seinen Nasenrücken massierte. Offensichtlich hatte er sich doch überanstrengt. Die Verletzungen brannten, die Muskeln streikten und auch die Müdigkeit konnte er nicht wie sonst einfach abschütteln.


    „Guten Morgen“, grüßte er schließlich in den Raum herein. Neben sich spürte er keinerlei Gewicht. Vermutlich war Ana bereits aufgestanden und saß am Tisch. Doch es war viel zu ruhig in seinem Haus. Langsam öffnete Farael seine Augen und hob den Kopf an. Wo ist sie hin? Im gesamten Raum war nichts von der Schönheit zu sehen, mit der zuvor noch das Bett geteilt und sich letzten Abend – gestritten hatte. So sehr hatte er sich gewünscht, es nach seinem Schlaf einfach zu vergessen. Zumindest hatte es für eine kurze Zeit funktioniert.


    Doch jetzt lag er da und ließ seinen Kopf wieder in das Kissen sinken. Sein Blick gen Decke gerichtet, überschlug er noch einmal die Geschehnisse vom vorherigen Abend. Konnte man dies wirklich einen Streit nennen? Sicherlich war dies kein Grund, einfach zu verschwinden oder ihn allein zu lassen. Zumindest nicht, ohne ihm Bescheid zu geben.


    Müheselig richtet sich Farael auf und setzte die Füße auf den Boden. Von ihren Sachen war keine Spur zu sehen. Vielleicht war sie doch einkaufen gegangen? Augenblicklich schüttelte er mit seinem Kopf. Sie hatte kein Geld, wie sollte sie einkaufen gehen? Eine Ahnung kroch durch seinen Kopf. Augenblicklich bildete sich ein Knoten in seinem Bauch. Jedoch konnte er sich bei einer Sache sicher sein: Sie würde niemals ohne ihre Laute gehen. Das Instrument bedeutete ihr zu viel. Das war sein Anhaltspunkt. Dieser würde Gewissheit schaffen.


    Tief in sich spürte er Angst aufkeimen, Unsicherheit. Wollte er es wirklich wissen? Hin- und hergerissen zwischen Wissen und bewusster Unwissenheit waren seine Füße bereits von allein zur Kommode gelaufen. Der Durst nach Gewissheit ließ seine Hand zum untersten Fach seiner Kommode vorschnellen und diese öffnen.


    In diesem Moment wünschte er sich, er hätte diese verdammte Schublade niemals geöffnet.


    Ihr Lautenkasten war verschwunden. Ebenso ihre Kleidung und jede einzelne Habseligkeit von ihr. Inklusive Faraels Hemd. Sie konnte nicht einfach gegangen sein. Ohne ein Wort. Ohne ihn zu wecken. Ohne sich zu verabschieden. Das konnte nicht sein. Farael konnte sich nicht so sehr in einem Menschen irren. Erst recht nicht Gefühle für diesen Menschen entwickeln, wenn er nicht vertrauenswürdig war.


    Damit war sich Farael auch sicher, dass Ana im Laufe des Tages zurückkehren würde und ihm davon berichten sollte, was sie getrieben hatte. Sicher grinste Farael, als er seine Vermutung als richtig ansah. Ana zog es immer wieder zum Meer. Ihrer wahren Heimat. Sie hatte offensichtlich nur genug von der stickigen Luft der Stadt und hatte sich eine Brise des Salzwassers holen wollen. Vor seinen Augen zeichnete sich das Bild der jungen Norkara ab, die am Strand von Obenza mit ihrer Laute den Tag begrüßte.


    Also wartete Farael auf seine Freundin. Den neuen Tag nutzte er, um sein Haus auf Vordermann zu bringen. Es war lang überfällig gewesen, dass er sich dem Chaos in seinen eigenen vier Wänden widmete. Auch an seiner Waschstelle, dort wo Zuber, Waschbrett und Wäscheleine waren, brauchte es Pflege. Dort fand er auch die schmutzigen Sachen Anas, die er im selben Zug ebenso wusch und aufhing.


    Als sie jedoch zum Mittag noch immer nicht erschienen war und Farael selbst die Zeit ausging, um auf sie zu warten, schrieb er ihr kurzerhand einen Zettel.


    Zitat

    A.
    Ich bin auf der Arbeit, mich mit den anderen treffen und weiter an dem Projekt arbeiten.
    F.


    Diesen Zettel klemmte Farael an seiner Tür, schloss diese ab und machte sich auf den Weg zum alten Söldnerlager. Wie immer um die Mittagszeit waren die Straßen voll und die Bewohner gingen ihren Geschäften nach. Von seinem Haus aus war es ein weiter Weg bis zum Söldnerlager, einen Umstand, den er in Zukunft zu ändern gedachte. Doch stimmte zu dem Zeitpunkt weder die Kasse, noch die Möglichkeit etwas daran zu ändern. Dabei gingen seine Überlegungen in jene Richtung, schon Aufträge anzunehmen und zu verteilen, um die ersten Gewinne und somit Investitionsmöglichkeiten zu erzeugen. Doch ohne feste Unterkunft, hätte er Sodo, Cherax und Bolgur einen ungeheuerlichen Anteil zahlen müssen, damit sie sich selbst versorgen konnten. Da wäre nichts übriggeblieben. Also schob er diese Gedanken beiseite.


    Kaum war er bei dem alten Söldnerlager eingetroffen, traf er sich wie üblich mit den drei Söldnern. Sie fuhren ihre gemeinsame Arbeit fort, unterhielten sich, lernten sich besser kennen und schafften obendrein ein gutes Stück der Arbeit. Doch von Ana blieb keine Spur. Langsam kroch Farael das Gefühl der Sorge die Kehle hinauf. Seine Gedanken kreisten die meiste Zeit um sie und ihren Verbleib. War sie wirklich einfach gegangen? Schon wieder diese Frage in seinem Kopf, die er nicht beantworten wollte. Vehement redete er sich ein, dass sie wiederkommen würde. Dabei war er sich ganz sicher.


    Entgegen jeder seiner Erwartung und Hoffnung, bekam Farael Anas wunderschönes Gesicht an diesem Tag nicht mehr zu sehen. Am Abend versuchte er sein Glück in einigen, nahegelegenen Schenken, doch konnte er sie auch dort nicht finden. Geschlagen begab er sich am selben Abend nach Hause, nur um den Zettel vorzufinden, wie er ihn hinterlassen hatte. Sie war nicht einmal zurückgekehrt. Das wollte und konnte Farael nicht akzeptieren. Das aufkeimende Gefühl, von ihr verlassen worden zu sein, war absurd. Diese Frau hatte sich vor ein paar Tagen in sein Leben begeben. Doch er fühlte diese unheimliche Leere, wenn sie nicht in der Nähe war. Das durfte nicht wahr sein!


    Doch es wurde wahr. Und gestaltete seine Zeit, nach der Ana spurlos verschwunden blieb. Die erste Woche verging langsam, beinahe quälend. Weiterhin wollte sich Farael nicht mit den Gedanken abfinden, dass Ana einfach gegangen war, weil sie eine einfache Bettgeschichte dargestellt hatte. Es musste einfach wesentlich mehr dahinterstecken, als es schien. Entgegen der Situation glaubte er fest daran, dass ihr etwas zugestoßen sein musste. Häufig fand sich Farael nach der Arbeit im Söldnerlager auf den Straßen Obenzas wieder, um nach ihr Ausschau zu halten. Nebenbei musste er noch Geld mit kleineren Aufträgen verdienen, damit er nicht aus seinem Haus flog oder kein Essen mehr hatte.


    Ana blieb derweilen verschwunden. Sporadisch erhielt Farael die Information von Wirten und trunkenen Männern, dass seine verschwundene Geliebte in einer Taverne gesichtet wurde. Doch sie schien ein Händchen dafür zu haben, ihm aus den Weg zu gehen. Immer mehr wandelte sich seine verzweifelte Hoffnung in bittere Wahrheit. Nach der dritten Woche nach Anas Verschwinden gab er schließlich seine Suche ganz auf. Widerwillig hatte er akzeptieren müssen, dass Ana nicht gefunden werden wollte und eine Meisterin darin war, in der Stadt unterzugehen. Der Gedanke, dass sie sich mit anderen Männern oder Frauen traf, um mit diesen das Bett zu teilen, ließ Farael keine Ruhe.


    Aufgewühlt verbrachte er die Nächte in seinem Bett. Er schreckte hoch, wenn er jemanden vor seiner Haustür hörte, der nicht wie ein betrunkener Kerl wirkte. Noch immer lag Anas gewaschene Kleidung auf seiner Kommode. Fein säuberlich zusammengelegt und darauf wartend, dass sich ihre Besitzerin endlich meldete. Doch sie kam nicht und so war die Kleidung Anas dazu verdammt, ein Erinnerungsstück zu sein. Eine Erinnerung die in Verbindung mit seinen Gefühlen, aber auch mit ihren gemeinsamen Nächten zu tun hatte. Auch wenn diese schmerzten, so schaffte er es nicht loszulassen und die Kleidung wegzuwerfen. Etwas hinderte ihn daran. Dabei bemerkte Farael, wie er Ana nicht loslassen konnte. Sie verblieb in seinem Kopf, in seinen Gedanken. Doch ihr Fehlen machte dieses Bild zu einer grausamen Tortur, die er ertragen musste. Er fühlte sich wie ein Schuljunge, der sich in ein Mädchen verknallt hatte. Er war so naiv. Dennoch zerriss es sein Herz.


    Schnell schlug die Trauer in Bitterkeit um. Farael konnte das Geschehene nicht akzeptieren. Genau so wenig, wie er den Schmerz ertrug, den er durch das Verschwinden Anas und ihrem Verhalten erdulden musste. Seine Einnahmen durch kleinere Aufträge wurden deutlich geschmälert, als Alkohol das Schmerzmittel für seinen Kummer wurde. Das Gefühl der Trunkenheit betäubte seine Sinne, besonders zum Abend, als der Schmerz am stärksten wurde.


    So kam es, als er eines Abends, vier Wochen nach ihrem verschwunden nach Hause torkelte. Der Geruch von billigem Schnaps und Bier haftete ihm an, verfolgte ihn wie ein Schatten. Seine Hände zitterten etwas, die Welt drehte sich leicht und dennoch war er nicht betrunken. Diesen Zustand konnte er sich nicht leisten. Auch wenn mittlerweile seine Wunden verheilt waren, er kein Geld hatte, was ihm gestohlen werden konnte, und es niemanden gab, auf den er achten musste. Dennoch war es seine Vernunft, die verhinderte, dass er sich allein abschoss und somit sein Leben ruinierte.


    Die Nacht war kühl. Auf den Straßen waren die Laternen entzündet worden und die Menschenmassen hatten sich zu zwielichtigen Gestalten und Betrunkenen ausgedünnt. Obenza verwandelte sich nachts zu einer Stadt, in der allein das Wandern mit dem Tod enden konnte. Doch dieser Zustand war Farael egal. Was hatte er noch groß zu verlieren? Seine erste große Liebe war einfach geflüchtet. Obendrein war er pleite und musste sich darüber sorgen, wie er seine Miete, zudem noch Sodo bezahlen sollte.


    Da kümmerte es ihn auch nicht mehr, dass eine Gestalt vor seinem Haus herumlungerte. Eine Frau. Vermutlich Ana, ihren Gesichtszügen nach. Doch was sollte es schon? Sie war doch eh nicht da und würde nicht wiederkommen. Also warum sollte er sie schon groß beachten? Eher griff er seinen Schlüssel in seiner Tasche und schloss die Tür auf.


    Bis er schlagartig nüchtern wurde. Faraels Blick schoss mit klarem Blick hinunter auf dem Boden neben seiner Tür, neben der Ana saß. Ihre Gesichtszüge waren blass, beinahe kränklich. Hatte sie abgenommen? Ihre Wangenknochen waren deutlicher zu erkennen. Ihre gesamte Gestalt schien schmaler. Dann noch diese ungepflegten Haare. Sie war ein Schatten ihrer Selbst. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er das kränkliche Bündel vor sich, welches ebenso baff seinen Blick erwiderte. Zögerlich streckte Farael seine Hand nach ihr aus, berührte ihre Wange, die sich eiskalt unter seiner Berührung anfühlte. „Ana?“, fragte er ungläubig. Für ihn schien es völlig fern von jeder Realität, jene Frau vor sich sitzen zu haben, durch welche er die letzten Wochen durch die Hölle gegangen war.

    Der Fall der Raubvögel


    Zwei Jahre vor den Ereignissen im RPG „Von Blut, Sold und Liebe“...


    Der herrliche Duft des Whiskeys durchströmte die Luft des Büros, deren Wände Farael viel zu oft gesehen hatte. Und länger, als ihm lieb war. Umso schöner war es, sich einmal innerhalb dieses Raumes entspannen zu können. Sonst saß er nur den Großteil des Tages an dem vermaledeiten Tisch, beantwortete irgendwelche Briefe und segnete Bedarf für das Lager ab. Wenn man ihm gesagt hätte, das der Job des Kommandanten zum Großteil aus solchen Arbeiten bestehen würde, hätte er sofort abgelehnt. Aber so saß er in diesem Raum Tag für Tag fest, statt mit seinen Männern zu trainieren. Oder zu saufen.


    „Hey! Du bist schon wieder in Gedanken versunken“, ertönte schließlich eine helle Stimme, gefolgt von einem Kichern. Farael blickte auf und sah auf der anderen Seite des Schreibtisches Ciriel, eine junge Lichtalbin. Sie klebte ihm schon seit ein paar Monaten an den Fersen. Als sie in die Kompanie gekommen war, wurde sie geprüft und als eine ausgezeichnete Bogenschützin eingestuft. Doch hatte sie darauf bestanden, ausschließlich mit Farael zu trainieren. Etwas, was ihn anfangs misstrauisch werden ließ, doch gewährte er ihr den Wunsch, um sie persönlich in Augenschein zu nehmen. Das sie sich bewiesen hatte, zeigte sich allein in ihrer Anwesenheit in seinem Büro. Ganz zu schweigen von dem edlen Whiskey den Farael mit Ciriel teilte.


    Farael begann zu grinsen, als er sein Glas hob und der jungen Frau zuprostete, die erwiderte und einen Schluck des Getränkes nahm. „Entschuldige, ich hatte Arbeit im Kopf. Das ist tatsächlich das erste Mal seit langem, dass ich mal ein wenig Ruhe finde. Kommst du mit den Männern zurecht, die ich dir zugewiesen habe?“ Ciriel hatte sich zur besten Bogenschützin der Kompanie gemausert und Farael hatte keine andere Wahl, als ihr die Kontrolle über die Fernkämpfer zu geben.


    Sie winkte bei seiner Frage spielerisch ab und lachte dabei. „Die Nasen? Zwar kotzt es sie an, dass sie den Befehlen einer Frau folgen müssen, aber sie behandeln mich trotzdem gut. Nicht, dass sie eine Wahl hätten. Jetzt entspanne dich aber mal gefälligst, schließlich hast du mal frei. Hast du keine Idee was du mit der Freizeit anstellst?“


    „Du meinst außer jemanden einzustellen, der sich um den Papierkram kümmert? Nein, nicht wirklich. Eigentlich wollte ich schon lange einmal wieder nach Obenza. Meine Eltern besuchen. Ich frage mich, wie es ihnen gerade ergeht“, merkte Farael an und musste schließlich auch an seine Eltern denken. Allem voran seine Mutter, die sich immer häufiger in Schwierigkeiten zu begeben wusste. Farael konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er Geld abzweigen musste, um Lösegeld für sie zu bezahlen. „Aber ich denke das muss halt mal eine Weile warten. Ich werde hier wohl erst einmal nicht wegkommen.“


    Mit einem lasziven Lächeln auf den Lippen stellte Ciriel ihr Glas auf den Schreibtisch und erhob sich. Mit fragenden Blick betrachtete Farael ihr Tun, als sie um den Schreibtisch ging und sich vor ihn stellte. „Sollten wir dann nicht schauen, dass die Zeit ein wenig angenehmer wird?“, fragte sie, als sie sich zu Farael hinunterbeugen wollte. Dieser legte ihr jedoch die flache Hand auf's Brustbein und hielt sie ein Stück von sich fern.


    „Was denkst du, was das werden soll?“, fragte Farael ohne jede Regung in seiner Miene.


    Augenblicklich erstarrte Ciriel, die sich scheinbar ertappt fühlte. Doch sie fing sich schnell wieder und antwortet spitzzüngig: „Nunja, ich weiß doch wie du dich am besten entspannen kannst.“ Das konnte Farael nicht einmal verneinen. Ciriel war ihm nicht nur persönlich näher gekommen, sondern auch bereits mehrere Male auf eine recht besondere Art und Weise. Hin und wieder schliefen sie miteinander, jedoch ging es fast immer von Farael aus. Auf keinen Fall sollte Ciriel diese Art von Macht über ihn haben.


    „Das muss aber nicht heißen, dass ich immer und überall Lust drauf habe.“ Farael konnte beinahe detailgenau erkennen, wie die Lust aus Ciriels Augen verschwand und stattdessen Röte der Scham in ihre Wangen stieg. Sofort richtete sie sich auf und trat einen Schritt zurück. Auch wenn sie eine sehr attraktive Albin und er ihr nicht abgeneigt war, beließ er ihr Verhältnis auf eine gewisse Distanz. Zwar waren sie aneinander interessiert – aber meist nur des Sexes Willen. Zumindest für Farael war es nicht mehr, als eine sinnliche und lockere Beziehung. Manchmal meinte er, in ihren Augen zu sehen, wie sie sich nach mehr sehnte. Doch dem konnte er keinesfalls nachkommen. Manchmal hatte es bedeutet, sie zurückweisen zu müssen.


    „Tut mir leid“, hauchte sie, während sie auf dem Absatz kehrt machte und den Raum mit eiligen Schritten verließ. Farael seufzte hingegen und trank sein Glas Whiskey mit einem Schluck. Vermutlich hätte er es ihr schonender beibringen sollen. Sie würde es aber sicher verstehen und wieder zur Vernunft kommen. Letzten Endes tat sie das immer. Auch wenn sie ein paar Tage geknickt war.


    Doch darüber wollte sich Farael nicht den Kopf zerbrechen. Es gab viele andere Dinge, um die er sich zu kümmern hatte und eine junge Frau die mehr als nur Sex und nette Gespräche von ihm wollte, gehörte definitiv nicht dazu.


    Mit ruhigen Schritten verließ Farael sein Büro. Seine Gedanken kreisten noch für einen Moment um Ciriel, auch wenn er mit sich kämpfte eben das nicht zu tun. Schlimm genug waren schon die Probleme im Lager selbst, dann schlug er sich auch noch mit einer jungen Frau herum, die sich ihn verguckt hatte.


    Plötzlich ertönte das Horn des Lagers und seine Gedanken wurden abrupt unterbrochen. Überrumpelt wollte sich Farael in Bewegung setzen, da hörte er ein Zischen. Wie aus dem Nichts wurde er zurückgeschleudert, als ein Geschoss das Dach des Verwaltungsgebäudes durchschlug und vor ihm den Boden zertrümmerte. Erschrocken ging Farael zu Boden. Seine Ohren klingelten. die Welt um ihn drehte sich. Angestrengt versuchte er sich zu orientieren. Schmerzen im Hinterkopf. Lag er auf dem Boden?


    Erst als er sein Körpergefühl zurückerlangte, spürte Farael das Holz unter sich. Mit Mühe schüttelte er sich den Schock aus den Kopf und erlangte die Kontrolle über seine Sinne zurück. Ferne Kampfgeräusche drangen an sein Gehör. Schreie, durchtränkt mit aufeinandertreffendem Metall. „Was bei Ardemia passiert hier?“ Mit Mühe erhob sich Farael vom Boden und richtete sich auf. Für einen Augenblick musste er sich an der Wand abstützen, ehe er sein Gleichgewicht schließlich zurückerlangte.


    Hastig zog Farael sein Schwert, spurtete an dem Loch vorbei, direkt in Richtung Ausgang. Der beißende Geruch von Feuer drang in seine Nase, als er zur Tür in den Hof gelangte. Wer zur Hölle griff sie an? Mit Schwung öffnete er die Tür und trat hinaus. Seine Augen erblickten sein Lager, in welchem wie aus dem Nichts eine blutrünstige Schlacht entbrannt war. Das Tor stand offen. Männer in pechschwarzen Rüstungen kämpften gegen seine Soldaten. Auf den Mauern waren seine Bogenschützen, auseinandergetrieben durch Chaos und heranstürmende Angreifer. Schon im nächsten Moment kam einer von den Angreifern auf ihn losgestürmt.


    Knapp entging Farael der Klinge des Zweihandschwertkämpfers, der im nächsten Moment den Ellenbogen Faraels zur spüren bekam. Damit war er aus dem Gleichgewicht gebracht. Für Farael ein leichtes Opfer, dessen Magen sogleich von Faraels Klinge durchbohrt wurde. Blut hustend ging der Widersacher zu Boden. Einer der unbedeutenden Frontkämpfer. Doch eben jene setzten seiner Kompanie zu. Sie waren mindestens zwei zu ein unterlegen! Wie sind sie überhaupt hineingekommen?!


    Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Faraels Söldner waren unorganisiert im Chaos zerstoben und der Übermacht des Feindes ausgesetzt. Wenn er nicht sofort Ordnung hinein brachte, hatten sie gar keine Chance. Jedoch schien die Situation aussichtslos. Der Kampf war so überraschend vom Zaun gebrochen worden. Mit schnelle Schritten eilte er den nahegelegene Männern zur Hilfe. Vor ihm zwei Einhandschwertkämpfer mit Schild. Sie bedrängte einen einzelnen Mann, mit nicht mehr bewaffnet als einem Kurzschwert. Sie rechneten nicht mit einem Angriff von der Seite und es war ein leichtes, dem Ersten in die Flanke zu fallen und dessen Kopf von seinen Schultern zu trennen. Völlig perplex drehte sich sein Kamerad zu ihm um, jedoch ohne seine Deckung nach vorn fallen zu lassen. Für Faraels Söldner gab es kein Durchkommen. Sein Schlag wurde durch das Schild abgewehrt, doch zu seinem Glück konnte sich sein Gegner nur auf einen Feind konzentrieren. So stach Farael von der Seite zu, erledigte den Feind und ermöglichte seinem Kameraden einen Moment der Pause.


    „Was zur Hölle ist passiert?!“, brüllte Farael seinem Söldner zu, der schwer keuchend vor ihm stand.


    „Keine Ahnung. Irgendjemand hat das Tor geöffnet, dann flog ein verschissener Stein über die Palisade und dann das Horn“, antwortete dieser. Die Information war zumindest ein Anfang.


    „Helfe so vielen wie möglich! Sammelt und formiert euch! Los!“ Sofort rannte der Söldner los, um den Befehl umzusetzen. Sein Weg war jedoch kurz, als ein Pfeil seinen Rücken durchbohrte und er zu Boden fiel. Farael drehte auf der Stelle um und blickte auf die Palisade. Feindliche Bogenschützen hatten sich Zugang verschafft und beschossen seine Söldner. Von den Schützen seiner Kompanie war nichts mehr zu sehen. Die meisten lagen tot am Boden. Faraels Reihen waren deutlich ausgedünnt worden. Zumindest was die Fernkämpfer betraf. Seine Männer im Hof hielten sich wacker, wenn auch gegen eine Übermacht, die von Moment zu Moment größer wurde.


    Plötzlich wieder ein Zischen in der Luft. Faraels Blick richtete sich nach oben. Mehrere brennende Geschosse flogen in hohem Bogen auf das Lager zu. Sie wirkten nicht gezielt. Sie sollten einfach nur so viel Kollateralschaden wie möglich verursachen! Diese verdammten Schweine! Diese Schlacht konnte nicht gewonnen werden. Dessen war sich Farael spätestens sicher, als mehrere Geschosse Männer und Gebäude gleichermaßen zermalmten. Das durfte nicht wahr sein. Wer sind diese Hurensöhne?


    Farael blickte auf die Mauer. Die Bogenschützen pickten sich gezielt wehrlose Männer heraus. Dem musste Farael Einhalt gebieten. Doch zuerst musste er den Befehl geben, der ihn am meisten schmerzte. Er eilte zu einem Podest im Hof. Es war bereits mit Leichen gespickt und das Ausmaß der Schlacht wurde immer klarer, je länger sie andauerte. Mit Mühe kletterte er auf das Podest. Ein plötzlicher Schmerz ließ ihn nach vorn fallen, direkt mit dem Gesicht auf einer der Leichen. Pochende Hitze breitete sich von seinem unteren Rücken aus, die mit jedem Schlag sich einem immensen Schmerz näherte. Doch er konnte jetzt nicht aufgeben. Seine Männern kämpften bis zum Tod und das musste er verhindern!


    Unter den Schmerzen richtete sich Farael wieder auf und schnellte vor zu der Glocke, die auf dem Podest war. Seine Hand führ um das Seil an der Glocke. Drei Mal kräftig zog er daran, worauf drei Mal hintereinander ein schriller Glockenklang ertönte. Der Befehl zum Rückzug und zum Evakuieren. Faraels Blick glitt über den Hof. Viel zum Evakuieren hatte er nicht mehr. In binnen kürzester Zeit waren seine Männer dezimiert worden und vom Feind drangen immer mehr durch das offen stehende Tor. Es war nur eine Frage der Zeit. Jedoch konnten sich seine Söldner nicht zurückziehen, wenn sie unter dem Feuer der Bogenschützen standen. Es blieb ihm keine Wahl.


    Eilig spurtete er los, seine Füßen trugen ihn so schnell wie möglich über den Innenhof. Vorbei an seinen Soldaten die sich zurückziehen wollten. Vorbei an Leichen, Blut und Gestank von brennendem Fleisch. Nahezu jedes Gebäude im Lager stand nun in Flammen. Vor Faraels Augen brannte alles nieder, was er sich mit seiner Kompanie aufgebaut hatte. Und auch wenn es viel zu spät war, so wollte Farael das Bestmögliche tun, um den Rest seiner Männer zu retten und ihren Rückzug zu decken. Zum Glück hatte er für den Fall der Fälle einen Fluchttunnel über die Baracken hinaus in die Wälder anlegen lassen. Das war ihre einzige Chance.


    Nebenbei wich Farael Pfeilen aus und den Hieben, die von der Seite kommen wollten. Sein Herz schlug wild. Den Augenblick nahm er quälend langsam wahr, obwohl es nur wenige Sekunden waren. Schließlich erreichte er die Treppen auf die Palisade. Nur Wenige hatten sich offenbar auf ihn konzentriert. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, die fliehenden Söldner zu töten. Was ihre Unachtsamkeit war, stellte Faraels Glück dar.


    Denn kaum war er auf der Palisade angekommen, verschwamm seine Wahrnehmung. Etwas geschah mit ihm. Hass, Zorn und Trauer übermannten Farael. Sie legten sich wie ein Schleier auf seine Sinne und die Erinnerungen wurden undeutlich. Er spürte, wie er sich bewegte. Wie Schreie um ihn herum ertönten und Befehle gebrüllt worden. Das Einzige was er sah war rot. Er dachte nicht. Er fühlte nicht. Farael handelte.


    Im nächsten Moment wachte er daraus auf. Sein Atem ging schnell. Sein Körper schmerzte. Seine Rüstung war blutdurchtränkt, während mehrere Pfeile aus seinem Leib ragten. Zahlreiche Schnittwunden zierten seinen Körper. Und doch fühlte er sich stärker denn je. Er stand auf der Palisade, sein Schwert zitterte, während sein gesamter Körper erbebte. Dann drehte er sich um und blickte hinter sich.


    Sein Pfad war gepflastert von entstellten und abgeschlachteten Körpern. Den Schrecken in ihren Gesichtern gemeißelt, waren es sicher mehr als ein paar dutzend Männer. Farael blickte auf sich hinab. Der Großteil des Blutes war nicht sein Eigenes.


    Faraels Gedanken wurden jäh beendet, als er weitere Männer des Feindes auf die Mauer strömen sah. Sie formierten sich und wollten ihn einengen. Sein Blick ging nach unten in den Hof, in dem kaum noch einer seiner Männer stand. Die letzten zogen sich in diesem Moment in die Baracken zurück. Die Aufmerksamkeit jedes feindlichen Soldaten galt nun Farael. Mit dem Blut was an Körper und Schwert klebte, konnte man es ihnen nicht einmal verübeln.


    Mit ihren Belangen konnte er sich nicht befassen – geschweige denn gegen sie kämpfen. Faraels Blick schaute auf die Baracken. Dann auf den Hof vor sich. Nur wenige Sekunden, dann waren sie bei ihm. Die einzige Chance ein Fahnenmast, an dem die Flagge der Raubvögel hing. Faraels einzige Chance zu entkommen. Ohne weiter nachzudenken sprang er mit Kraft in Richtung der stählernen Rettung.


    Noch im Flug hörte er wüstes Schimpfen und Fluchen. Hinter ihm flogen Wurfmesser, ein paar Pfeile obendrein. Dann der dumpfe Schlag gegen die Fahnenstange. Sofort schossen seine Hände nach vorn, umklammerten die Stange. Mit schwindender Kraft hielt sich Farael fest. Jedes Abrutschen wäre tödlich gewesen. Doch er schaffte es.


    Gegen jeden Drang seines Körpers bewusstlos zu werden, behauptete sich Farael tapfer. Ihm war jedoch klar, dass jede verschwendete Sekunde sein Todesurteil sein würde.


    Fersengeld zu geben, war Faraels nächste Handlung. Zwischen Leben und Tod standen nicht mehr als 150 Meter. Mit einem unmenschlichen Schrei preschte Farael nach vorn. Jeglichen Schmerz musste er abschütteln! Er konnte nicht aufgeben! Die Rufe und Stiefelschritte hinter ihm wurden leiser. Sein Blick geriet in einen Tunnel. Dessen Ende war die offene Tür. Das einzige Licht in diesem Schlund, aus dessen Wände einige Hände gierig nach ihm greifen wollten und es doch nicht schafften.


    Nur noch wenige Meter! Bald geschafft! Er würde überleben! Plötzlich ein Luftzug. Ein verhängnisvolles Schimmern. Das Blatt einer Axt das auf seine Beine geschwungen wurde. Mit einem schnellen Satz entging er dem Verlust seiner Beine. Doch die Landung hatte er nicht eingeplant. Kaum hatte er den Axtkämpfer an sich vorbeiziehen sehen, küsste sein Körper den Boden. Jeder Pfeil, der in ihm steckte, brach ab und riss die Wunden weiter auf. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und für einen Moment sah er schwarz vor Augen. Hinter ihm ein tiefes und bedrohliches Lachen.


    Wieder ein Luftzug. Die Sinne kehrten zu Farael zurück. Der Boden unter ihm wurde erschüttert von der riesigen Axt, der er mit einer Rolle auf den Rücken nur knapp entgangen war. Darauf erblickte er den Hünen eines Kämpfers. Die Rüstung pechschwarz, an ihm herab hing ein schwarzer Umhang. Wüsste Farael es nicht besser, hätte er diese Gestalt als den Tod höchstpersönlich bezeichnet. Dessen höhnisches Grinsen in seinem kantigen Gesicht. Zahlreiche Narben verzierten seine Züge obendrein. Mit jedem Augenblick den Farael ihn sah, kroch die Angst in ihm hoch.


    Aus Panik griff er in den Dreck neben sich und schleuderte eine gute Ladung davon in das Gesicht des Glatzkopfes. Dieser taumelte kurz zurück. Farael hatte sich einmal mehr eine Chance erkauft. Vermutlich seine Letzte, wenn er nicht sofort aufstand.


    Genau diesem Instinkt kam er sofort nach. Eilig sprang er auf seine Beine und tat die letzten Schritte in die Baracke. Der letzte Blick den er nach draußen warf, zeigte ihm das wutentbrannte Gesicht des Kämpfers. „Kleine Made!“, brüllte der Kahlkopf. Hinter ihm versammelten sich seine Verbündeten. Farael hingegen bedachte den kommenden Tod mit seinem charmantesten Lächeln, ehe er die Tür zuschlug und mit dem Riegel verbarrikadierte.


    Dumpf hörte Farael von draußen die Schreie und Rufe der feindlichen Soldaten. Dann schwere Stiefel auf der Holztreppe vor den Baracken. Vorsichtig trat Farael einige Schritte von der Tür zurück. Zu seinem Glück hatte er diesen Instinkt gehabt. Im nächsten Momente wurde das Holz der Tür in Zwei geteilt. Das Schimmern der Axtschneide hatte die Tür durchbrochen. Dann zog sie sich zurück. Nur um erneut die Tür zu durchschlagen. „Du willst echt nicht aufgeben, was?“, rief Farael nach draußen. Von dort hörte er ein Grunzen, ehe die Axt ein drittes Mal die Tür durchschlug. Beinahe wäre sie aus den Angeln gehoben worden. Beste Zeit um endgültig zu fliehen.


    Vorbei an Betten, Truhen und Gerümpel durchquerte Farael die Baracken in die hinteren Teile. Auf dem Weg fanden sich Leichen von einen Soldaten, aber auch einige der Schwarzen. Am hinteren Teil angekommen, hörte Farael die Tür hinter sich aufbrechen. Ein Blick über die Schulter zeigte, wie sich die riesige Gestalt durch den Türrahmen kämpfte. Somit galt es, keine Zeit zu verlieren.


    Schnell verließ Farael den Raum durch die hintere Tür. „Farael?“, ertönte eine unsichere Stimme, kaum als er den Raum betreten und den Riegel davor geschoben hatte. Vor ihm stand Bolgur, neben einem kläglichen Haufen Söldner. Einige von ihnen waren verletzt. Teilweise schwer. „Du hast überlebt? Wir dachten, du hättest es nicht geschafft“, erklärte der Norkara mit bröckelnder Stimme.


    Farael versuchte die Situation zu erfassen. Wie es der Notfallplan vorgesehen hatte, hatten die Überlebenden den Fluchttunnel bereits geöffnet und jeden Wertgegenstand aus der Waffenkammer zusammengetragen. „Keine Zeit zum Reden. Schnappt euch die Verletzten und dann weg hier. Wir sprengen den Tunnel hinter uns.“ Sofort nickten alle auf den Befehl hin, nahmen sich Verletzte und Wertgegenstände gleichermaßen. Hinter ihnen hackte jene Axt in die Tür, die Farael bereits kennenlernen durfte.


    Dank der Routine und des Trainings seiner Männer waren sie schnell in dem Tunnel verschwunden. Farael hatte ihn weit graben lassen, weswegen sie sich auf einen kleinen Fußmarsch vorbereiten mussten. Der Ausgang lag mitten in den Wäldern zwischen Shohiro und Obenza. Doch ehe sie weiterziehen konnten, nahmen Bolgur und Farael zwei Paneelen von den Tunnelwänden, welche am Eingang lagen. Der Rest zog bereits weiter. Hinter den Holzplatten verbargen sich Aussparungen, in denen zwei Fässer standen. Spezielle Anfertigungen von Bomben mit Zeitzünder, extra von Goblins entwerfen und bauen lassen.


    Kurzerhand entzündeten sie zwei Fackeln, die an den Wandhalterungen angebracht waren. Am oberen Absatz der Treppe konnte Farael das Splittern der Tür vernehmen. Umso schneller agierten Bolgur und Farael, entfernten die Schutzkappe der Lunten und steckten diese an. Das bedrohliche Zischen ertönte. Oben sprang die Tür aus den Angeln. Nun hieß es laufen!


    Es brauchte nur wenige Sekunden, um in sichere Entfernung zu kommen. Ein letztes Mal drehte sich Farael um und erblickte einen gewaltigen Schatten, der sich zwischen den Fässern zu befinden schien. Er hielt inne und bewegte sich nicht. Offenbar erkannte der Hüne die Lage und drehte augenblicklich um. Kaum waren seine Füße aus Faraels Blickfeld verschwunden, explodierten die Fässer mit gewaltiger Wucht. Der gesamte Tunnel bebte und warf die Söldnertruppe zu Boden. Hinter ihnen grollte die Erde. Die Stützen brachen zusammen. Erde begrub den Tunneleingang, während ihnen eine Welle aus Staub und Erdfetzen entgegenschlug.


    Das Klingeln in Faraels Ohren bestätigen den Erfolg des Planes. Es blieben keine Zweifel daran, dass sie ihrem Feind die Verfolgung unmöglich gemacht hatten. Mühevoll rappelten sich die Söldner wieder auf. Staub hatte sich in Faraels Lunge abgesetzt. Unter schmerzhaften Husten beförderte sein Körper diesen heraus. Die Söldner schauten sich gegenseitig an, nickten einstimmig und setzten ihren Weg fort.


    Minuten vergingen, ehe das Gehör Faraels zurückkehrte. Offenbar war dies auch der Fall für die restlichen Überlebenden, welche sich mit trockener und bedrückter Stimme unterhielten. Farael hingegen blieb schweigsam. Der Schock und das Adrenalin verebbten aus seinem Körper. Dabei wurde ihm immer mehr bewusst, wie schwer verletzt er war. Schmerzen durchzuckten seinen Körper, doch versuchte er sie gut wie möglich niederzukämpfen. Auf ihrem Weg ließ er seine größten Wunde von Bolgur verbinden. Es sollte den Weg zum Heiler nicht ersparen, aber zumindest verblutete er auf diese Weise nicht.


    „Wie viele von uns haben überlebt?“, durchbrach Farael schließlich die Stille zwischen Bolgur und sich. Der Norkara hingegen schien zu zögern, ehe er antwortete. Das Erste, was Farael von ihm zu hören bekam, war ein leises Seufzen.


    „Elf von uns. Dich und mich eingeschlossen. Sascha, Viktor, Anna, Paulus, äh, Franziskus, Sebille, Rafael, Isabell und Georg. Naja, und wir beide“, war die trockene Erwiderung Bolgurs. Für einen Moment meinte Farael ein leichtes Schluchzen zu hören.


    „Was ist mit Ciriel?“


    Bolgur schüttelte mit dem Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich habe sie seit Beginn des Angriffs nicht gesehen. Niemand hat das. Tut mir leid Farael.“


    „Ist schon in Ordnung.“ Und dennoch hinterließ der Gedanke Unwohlsein bei Farael. Gezwungenermaßen musste er an seine Begegnung mit ihr zurückdenken, bevor der Angriff stattgefunden hatte. Auch wenn er ein lockeres Verhältnis mit ihr hatte, riss ihr Verschwinden eine Trauer in ihm auf, mit der er nicht gerechnet hatte. Doch mit ihr auch das Bewusstsein, was eigentlich passiert war. Was dieser Tag für seine Kompanie bedeutete. Für ihn selbst. Er war nicht mehr länger Kommandant seiner eigenen Kompanie. Von dieser war nicht mehr als der klägliche Rest von elf Leuten übrig geblieben.


    Wie ein Hammer traf ihn das ganze Ausmaß der Schlacht. Unangenehmes Schweigen setzte sich in die Gruppe, nachdem die Geschehnisse jedem richtig ins Bewusstsein kamen. Ein paar von ihnen brachen in stille Tränen aus. Sie hatten in binnen weniger Minuten alles verloren, was sie sich aufgebaut hatten. Trotz jeder Vorbereitung und jedes Kampfgeistes. Auf diesem Wege kamen sie bald am Ende des Tunnels an, traten hinaus in das Mondlicht, welches sich durch die Blätter der Bäume über ihnen brach.


    Am Horizont, selbst durch den Wald hindurch, erblickten sie das lodernde Feuer, welches ihre einstige Heimat verzehrte. Eine gewaltige Rauchsäule zog sich in den Himmel und trug die Seelen ihrer gefallenen Kameraden in den Himmel. Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Überlebenden. Die Raubvögel sind vom Antlitz Asamuras getilgt worden.


    Am Ende dieser Nacht kämpften sich die Verletzten nach Obenza. Dort ließen sie sich behandeln, verkauften die geretteten Wertsachen und teilten das Geld auf. Darauf gingen sie getrennte Wege, deren Ursprung sie jedoch alle verband. Nicht selten fand man einen von ihnen betrunken in den Tavernen vor. Die Nachwirkungen des Vorfalls überlebten letzten Endes nur Farael und Bolgur. Der Rest starb wegen des Alkohols, weil er sich der Kriminalität verschrieben hatte oder auf der Suche nach Halt im obenzischen Söldnerlager meldete. Jene, die den Halt im Söldnerdasein gesucht hatten, starben noch in ihren ersten Einsätzen. Die einzige Ausnahme blieb Bolgur, der sich behaupten konnte. Farael hingegen verschwand in der Bevölkerung Obenzas.

    An jenem Tag hatten die Augenbrauen Faraels keine Ruhe. Sodo schaffte es mit einer überschwänglichen Art doch auf eine gewisse Art und Weise witzig sein. Nicht, dass es Farael stören würde, letzten Endes waren sie nur zum Aufräumen an diesem Ort. Sie musste keine taktischen Entscheidungen treffen oder sich gemeinsam konzentrieren. Es sollte also in Ordnung sein. Zum Glück gab es noch Ana, die es schaffte auf das Gesicht Faraels ein Lächeln zu zaubern. Sei es, von ihren kläglichen Versuchen die großen Trümmer beiseite zu räumen, oder aber ihre freche Art, die sie nur umso liebenswerter machte.


    In diesem Sinne musste schließlich auch Farael nachgeben, als sie nach dem weiteren Verlauf der Geschichte fragte. "Na gut, jetzt will ich's aber auch hören. Hau raus Sodo. Erzähle uns den Rest deiner glorreichen Geschichte. Mich interessiert vor allem, wie du gottgleicher Mann in einem Söldnerlager wieder diesem hier landen konntes." Mit einem Grinsen, das höhnischer, zeitgleich aber nicht belustigter hätte sein können, widmete sich Farael seiner weiteren Arbeit. Jedoch nicht ohne darüber hinweg den Worten des Halborks zu lauschen.

    Für den Anfang konnte sich Farael nicht entscheiden, ob das große Gerede des Halborks tatsächliches Ego, oder aber ein einfacher Spaß sein sollte. Diese Ungewissheit jagte ihm einen gewissen Schauer über den Rücken, da Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung in den Worten Sodos mitschwangen. Etwas, was Farael bereits mehrere Male aufgefallen war. Zum Glück war es nichts Neues, besonders bei Söldnern nicht, wenn diese große Töne spuckten und sich hervorhoben.


    Noch während Sodo von seiner 'Geschichte' erzählte, packte auch Farael mit an und begann die ersten Trümmer wegzuräumen. Angefangen mit kleinen Stücken, die sie auf einem Haufen sammelten und somit für mehr Platz sorgten. Nebenbei endeten die Worte des Halborks und hinterließen zumindest bei Farael ein fragendes Gesicht. Allerdings brauchte es nicht lang, dass er eins und eins zusammenzählen konnte. "Ich fasse kurz zusammen", begann er schließlich während seiner Arbeiten zu sagen. "Ein Halbork, der von weit her kommt und in einem Söldnerlager gelandet ist, obwohl er so einen ruhmreichen Weg hinter sich hat. Dieser betrank sich in seinem glorreichen Angesicht und fackelte das Lager in dem er wohnte ab, weil er mit einem Eisenofen kuscheln wollte? Jup, klingt sehr heroisch und beruhigt mich ungemein. Damit ist meine Frage auch beantwortet.“ Im selben Moment notierte sich Farael, Sodo weit weg von Alkohol zu halten, aber auch einige Brandschutzvorkehrungen zu treffen. Nur zur Sicherheit, verstand sich.


    Ganz nebenbei begann sich der Haufen an Schutt aufzutürmen und die ersten Flecken Erde aufzutauchen. Dabei erblickte Farael Ana, die untätig am Rande hockte und scheinbar nur die Situation beobachtete. Dabei hatte sie selbst ihre Hilfe angeboten. Farael hatte das Gefühl, dass man bei ihr manchmal nachhelfen musste. „Du, Ana“, säuselte Farael ganz gelassen. „Ich weiß, dass bequemes Herumsitzen manchmal echt entspannend ist, aber wenn du anpacken willst, gibt es hier genug Arbeit. Ist ja nicht so, dass ich dich nicht bezahlen würde, oder?“ Frech zwinkerte Farael Ana zu. Es war kein guter Anblick, wenn Farael ihr das einfach durchgehen ließ. Er hoffte, sie würde das verstehen und zugleich hatte sie auch ihre Hilfe angeboten. Also konnte ein wenig Necken nicht schaden.

    Für den ersten Moment hatte Farael erwartet, Sodo würde sich an Ana versuchen. Doch zu seiner Überraschung war es Cherax, der sich mit einer umfänglichen Begrüßung an die Norkara schmiss. Einerseits lies es Farael schmunzeln, schließlich wirkte es albern und kaum ernst zu nehmen. Doch andererseits spürte er ein unruhiges Murmeln in seinem Bauch. Ihm gefiel nicht, was er sah und was der Troll dort versuchte. Was es war, dürfte offensichtlich sein. "Cherax, du solltest aufpassen. An dieser Frau verbrennt man sich leicht die Finger", witzelte Farael schließlich, auch wenn es vielleicht etwas aufgesetzt wirkte.


    Ehe Farael jedoch auf Sodos Fragen eingehen konnte, hielt Ana ihm ihre hohle Hand entgegen und schien Geld zu verlangen. Ob es jetzt zum Aufrechterhalten des Scheins war oder sie aber tatsächlich Geld von ihm verlangte, konnte Farael nicht richtig abschätzen. Doch er konnte ihr so oder so nichts Klimperndes in die Hand legen. Er hatte nicht mehr Geld mitgenommen, als er gebraucht hatte. Und das waren die Kosten für Heiler und die Söldner vor sich. Stattdessen legte seine Hand auf die ihre, drückte sie sanft und grinste dabei schelmisch. "Du wirst gierig Ana. Ich hatte dir vorhin erst deinen Anteil gegeben", zwinkerte er ihr zu und ließ darauf ihre Hand wieder los. Das die Entlohnung aus Unterkunft, Essen und Gesellschaft bestand, war als genaues Detail vorerst unwichtig. Zumindest für die anwesenden Söldner.


    Letzten Endes wandte sich Farael wieder Sodo zu, der sich den Trümmerhaufen des Söldnerlagers anschaute. Tatsächlich hatten sie viel Arbeit vor sich, doch sie war leicht zu bewältigen. Sie wollten schließlich keine feindliche Fetsung infiltrieren oder eine Schlacht gewinnen. Höchstens gegen einen Schutthaufen. "Natürlich sind wir im Geschäft. Hätte ich euch eure Fähigkeiten nicht angesehen, wäre dies wohl niemals zustande gekommen." Mit einem breiten Grinsen untermalte Farael seine Worte und deutete eine kleine Verbeugung an, die nur mehr dazu diente, Sodos Selbstbewusstsein zu füttern. Jemand der gut gefüttert wird, der wird auch zuträglicher.


    Bolgur währenddessen schritt schon durch die Ruinen und schaute sich um. Er schien nicht anfangen zu wollen, ohne den Befehl dafür zu bekommen. Jedoch wirkte es auf den ersten Blick, als ob er etwas suchte.


    "Jedenfalls habe ich keine Pläne, die jetzt zu diesem Zeitpunkt interessieren sollten. Wichtig ist, dass wir den Schutt wegräumen und alles was noch steht freiräumen. Zudem wäre es interessant zu wissen, was in den noch halbwegs intakten Gebäuden ist. Vielleicht etwas, was ich gebrauchen kann. Und was meine Anrede betrifft ... nunja, ich bin kein Kommandant mehr. Daher sollte mein Name reichen. Außerdem bist du meine Frage ausgewichen Sodo. Gibt es irgendwelche Hinweise, wieso der Brand ausgebrochen ist? Wenn es ein Anschlag war, Hinweise auf den Schuldigen? Ansonsten werde ich mich mal umschauen und versuchen herauszufinden, was passiert ist."

    Mit argwöhnischen Blicken betrachtete Farael sowohl Sodo als auch Cherax, wie sie in Reihe fielen und die ihnen antrainierte Disziplin sprechen ließen. Ihren anfänglichen Eindruck einer undisziplinierten Art machten sie somit wieder wett, auch wenn es in diesem Moment ein wenig zu viel des Guten war. Vermutlich war Bolgur der Auslöser dafür gewesen, als er Farael Kommandant nannte. Letzten Endes war das Farael nicht - noch nicht. Ob es sich ändern würde, sollte sich bald zeigen. Seine Vision war klar und Ana hatte diese in ihm wacher gerufen, als sie zuvor schon war.


    Ohne ein anfängliches Wort zog Farael zwei Stoffbeutel hervor, welche auffällig klimperten und warf diese den anderen Söldnern zu. Sicherlich freuten sie sich über diese kleine Finanzspritze, da es Söldner zur aktuellen Zeit in Obenza nicht leicht hatten, sofern sie nicht in die Verbrechersyndikate der Stadt mit hineingezogen werden wollten.


    "Geht doch. War es so schwer?", fragte Farael rethorisch und erwartete keine Antwort auf diese Frage. Stattdessen beschaute er sich die stramme und militärische Haltung der beiden Söldner, während Bolgur neben ihnen zwar in Reih und Glied stand, dabei sogar recht diszpliniert wirkte, aber durchaus eine entspannte Körperhaltung aufwies. "Jetzt zieht euch den Stock aus'm Arsch und nehmt eure Hand runter. Entspannt euch. Wir sind Söldner, nicht das Militär. Ich möchte nur das ihr euch merkt, dass ihr die Hand die euch bezahlt respektiert, denn ich respektiere euch für eure Fähigkeiten und Arbeitskraft. So lang ihr euren Job erledigt, werdet ihr bezahlt. So lang ihr mich respektiert, respektiere ich euch. Dann können wir uns Dinge wie militärischen Drill sparen, sofern es gerade nicht ums Training oder einen Apell geht."


    Für einen Moment besah sich Farael den Trümmerhaufen, in dem sie standen. Es war wirklich kaum etwas vom Feuer verschont geblieben. Wenn man aus diesem Ort etwas machen wollte, musste man sehr viel Arbeit, Zeit und Geld hineinstecken. "Okay, damit wäre das geklärt. Wozu ich euch brauche, ist ganz simpel. Ich möchte hier aufräumen. Die letzten verschütteten Wertsachen bergen und den Platz räumen. Es geht erst einmal nur um das generelle Aufräumen, nicht um's Entsorgen. Das sollte uns vier bis fünf Tage beschäftigen. Je nachdem, wie gut wir vorankommen. Ana", Farael deutete auf die Norkara hinter sich,"wird uns bei dem Aufräumen helfen. Alles was ihr noch an Wertsachen findet, sammeln wir auf einen Haufen und entscheiden dann, was wir damit tun. Wen ich dabei erwische, der sich irgendwas einfach so einsteckt, bekommt die zweite Hälfte seines Soldes nicht."


    "Bevor wir allerdings anfangen, habe ich noch eine Frage.", merkte Farael an und betrachtete alle Anwesenden. "Wisst ihr etwas darüber, wie das hier passiert ist?" Dass das Söldnerlager einfach so abgefackelt worden war, konnte sich Farael nicht vorstellen. Entweder muss ein verheerender Unfall passiert sein, oder aber jemand hat das Lager sabotiert. Beides waren Möglichkeiten, die in und um Obenza nicht auszuschließen waren.

    Noch bevor Ana und Farael bei den Söldnern ankamen, beschloss Farael zwei der Tränke zu nehmen. Einerseits um die Schmerzen der Verletzung zu unterdrücken, aber auch seine Energie für den Tag aufrecht erhalten zu können. Wer wollte schon einen verletzten und schwachen Anführer sehen? Doch während er trank, blickte ihn Ana vorwurfsvoll an. Ihr schien es nicht zu gefallen, wie er handelte. Für einen Moment meinte er, in ihrem Blick Sorge zu erkennen. Mit einem warmen Lächeln und Nicken versuchte Farael, seine Begleitung zu beruhigen. Auch wenn es nicht so aussah, nahm er sich vor, sich zu schonen. Zumindest so weit, wie es sich verstecken ließ.


    Als sie schließlich näher kamen, erkannte Farael die drei Gestalten, die sich auf den Trümmern ein Lagerfeuer gebaut hatten und darauf offenbar Fisch braten wollten. Zuerst dachte sich Farael, dass er nicht richtig sah und tat es vorerst als Beschäftigung ab, um auf seine Ankunft zu warten. Doch dann riss Sodo sein Maul auf und daraus entfleuchten respektlose Worte, die das Bild festigten. Na ganz große Klasse. Scheinen doch nicht so fähig zu sein, wie ich erwartet habe. Oder einfach nur dumm. Oder faul. Vielleicht auch alle drei Dinge.


    Jedoch entschied sich Farael vorerst ruhig zu verhalten und die Truppe, allem voran Sodo, nicht sofort zurechtzustutzen. Mit ruhiger aber ernster Stimme erwiderte er schließlich: "Mittagspause also, ja? Nun gut. Bolgur, du weißt wie es läuft." Augenblicklich erhob sich Bolgur und stellte sich vor Farael auf.


    "Ja, Kommandant!", antwortete dieser in einem gehorsamen Ton. Worauf er direkt die erste Hälfte des Soldes von Farael erhielt. Bolgur wusste noch, wie es laufen konnte und laufen würde. Einerseits konnte man die Disziplin unter Farael zeigen und würde entsprechend entlohnt. Oder aber man verhielt sich wie ein Arsch und bekam die Quittung dafür. Sodo und Cherax hatten die Wahl. Für Farael standen die Konsequenzen bereits fest, wenn sie nicht folgten und sich an ihre Abmachung hielten. Zudem noch respektlos ihm gegenüber waren.


    Für den Moment ließ Farael Ana außen vor und beachtete sie nicht. Zugleich tat es ihm ein wenig leid, doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt sie mit einzubeziehen.

    Die Eintausendunderste


    Mit einem lautem Knallen flog die Tür zu Faraels kleinem Haus auf, während er selbst mit einer Frau in den Innenraum stolperte. Ihre Körper miteinander verschlungen, die Küsse heiß und voller Lust vor den anstehenden Momenten. Sie atmeten schwer und schon in diesem Moment durchflutete Farael ein pures Gefühl des Wollens. Kaum fiel die Tür wieder ins Schloss, griff er der blonden Frau unter die Bluse, um ihre diese nach oben hinweg vom Leib zu ziehen.


    Sie selbst ließ´ihre Hände über seinen Oberkörper fahren und schien ihn mit sanften Druck zu erkunden. Er jedoch war nicht auf Sinnlichkeit aus. Forsch unterbrach er den Kuss, um die Schankmaid von ihrem Oberteil zu befreien. Sie trug nichts darunter, weshalb er sofort einen Blick auf ihren vollen Busen werfen konnte. Jetzt spürte er, obgleich seiner vorherigen schon, wie es in seiner Hose in diesem Moment erst recht eng wurde.


    Ohne zu zögern ging er wieder in einen aggressiven Kuss über. Dabei schob er die Frau, deren Name er nicht einmal kannte, langsam in Richtung Bett. Sie hingegen versuchte in der Bewegung seinen Wams zu lösen. Faraels geballte Lust konzentrierte sich in seinen Handlungen. Er gab der jungen Frau keinerlei Zeit, auch nur einen Schritt selbst zu wagen. Er drückte sie fordern immer weiter Richtung Bett. Ihr gelang es offenbar nicht, seine Rüstung zu öffnen. Das machte aber nichts.


    Spielerisch schubste Farael die junge Frau, die darauf stolperte und mit dem Po auf das Bett fiel. Dabei kicherte sie auch noch, versuchte aber offensichtlich damit nur ihre eigene Erregung zu kaschieren. Sie wollte wirklich noch brav wirken. So wie sie jedoch mit nacktem Oberkörper vor ihm saß, gab es nichts Unschuldiges mehr.


    Mit nur wenigen Handgriffen löste Farael die Rüstung von seinem Oberkörper. Die Magd schien es währenddessen zu genießen, wie er sich entkleidete. Ohne ein Wort zu sagen, schien sie ihn zu beobachten. Farael war sich indes sicher, dass sie sicherlich bereits auf ihrer Lippe herumkaute. Schon kurz darauf spürte er die Leichtigkeit, welche er nur ohne seine Rüstung verspüren konnte. Dabei setzte er ein verschmitztes Grinsen auf, warf die Rüstung achtlos zu Boden gefolgt von seinem Hemd.


    Mit schnellem Schritt näherte er sich der Maid, gab ihr einen weiteren lustvollen Kuss. Dabei zog er fordernd an ihrem Rock, den sie sich ohne weitere Herabziehen ließ. Was Farael sah, törnte ihn an. Eine schlanke Frau, deren Brüste die Hand ausfüllten aber nicht übermäßig wirkten. So mochte er sie am liebsten. Schon ging er wieder in die vollen, küsste die Frau, während sie mit ihren Händen seine Muskeln befühlte. Selbstverständlich spannte Farael diese an und ließ diese für sich arbeiten.


    Nebenher befreite sich Farael aus seiner Hose, warf auch diese achtlos zu Boden. Sein Kopf dachte nicht mehr. Zudem fühlte er weder Zuneigung noch Leidenschaft. Getrieben von Lust bediente er sich an der jungen Frau, die ihm offensichtlich diesen Gefallen nur zu gern erwiderte.


    Ohne langes Vorgeplänkel drückte Farael die junge Frau auf sein Bett, ihre Füße noch auf dem Boden davor. Ihre Lippen trafen sich erneut. Faraels Puls raste. Sein Verlangen wuchs stetig. Sein bestes Stück stand bereit. Ohne zu zögern stieß er zu und dran in die junge Frau hinein. Diese stöhnte in ihren gemeinsamen Kuss auf. Beinahe sofort hob die die Beine und schlang sie um die Hüften Faraels.


    Dieser hingegen machte kurzen Prozess. Seine Stöße waren schnell und kühl, allein seiner Lust bestimmt. Die Frau unter ihm stöhnte auch, doch schien nicht annähernd so viel Befriedigung davon zu tragen, wie er es tat. In Farael rauschte es. Er ließ seine festen Stöße den Körper der jungen Frau erbeben. Diese krallte sich in seinen Rücken, zog ihn an sich. Nichts, wogegen er sich wehren wollte. Im Gegenteil. Er ließ es einfach geschehen.


    Die Zeit Faraels Höhepunktes rollte schnell heran. Ohne Rücksicht auf die Maid stieß er immer fester, stöhnte dabei auf. Sie unter ihm genau so. Schließlich seine Hüftbewegungen schneller. Das Blut in seinen Ohren rauschte. Seine Lenden zogen sich zusammen. Er unterbrach den Kuss und presste sich an den Körper der jungen Frau. Im nächsten Moment ereilte ihn sein Orgasmus.


    Kaum befriedigt ergoss sich Farael in ihr. Seine Hüftbewegungen ließen nach und kamen zum Stillstand. Er hatte ihr keinerlei Platz gelassen, damit sie ihren Höhepunkt erleben konnte. Im Gegenteil. Er war gekommen, das musste reichen. Augenblicklich wand er aus der Umklammerung der Frau und zog sich aus ihr zurück. Sie schaute ihn völlig perplex an, er zuckte mit den Schultern.


    „Schnapp' dir seine Sachen und hau ab“, erklärte er nüchtern, dabei säuberte er mit einem Tuch seine Männlichkeit.


    Die Maid, welche noch immer in entblößter Stellung dalag, schaute ihn völlig ungläubig an. „Was? Wie abhauen?“ Ihre Stimme schwang mit Entsetzen und Enttäuschung zugleich.


    „Wir sind fertig. Du kannst gehen.“ Mittlerweile nahm sich Farael seine Hose und zog sie sich an.


    „Wie fertig? Willst du mich verarschen? Was ist denn mit einer romantischen Nacht? Gemeinsame Wärme? Liebe?“ Musste es immer so schwer mit den Frauen werden? Farael seufzte, schlenderte zu der Bluse der jungen Frau und warf sie ihr zu.


    „Hör Mal. Auf so was habe ich keinen Bock. Also verzieh dich. Wir sind hier fertig.“ Farael hatte keinerlei Lust, sich mit der Maid herumzuschlagen. Sie hätte nicht früh genug abhauen können. Letztendlich war sie nur eine von Vielen. Nichts Besonderes. Gut für einen einzelnen Fick, aber mehr auch nicht.


    „Aber du hast mir versprochen, dass wir die Nacht gemeinsam verbringen! Du hast gesagt, was du dir alles mit mir vorstellen könntest!“ Erstaunlich, dass die leichtgläubigen Mädels immer noch auf solche Dinge hereinfielen.


    „Stell' dich nicht so an. Hast du daran wirklich geglaubt?“, fragte er spöttisch und lachte. Ihre Gesichtszüge wandelten sich von Unglauben in Wut. Sie stand auf, ihre Füße stampften auf den Boden und sie kam direkt auf ihn zu. Im nächsten Moment sah Farael eine flache Hand auf sein Gesicht zufliegen.


    Die er mit seiner Rechten ohne Probleme abfing. Mit einer flüssigen Bewegung verdrehte er ihr den Arm auf den Rücken und stieß sie nach vorn weg, so dass sie mit dem Gesicht voran zu Boden fiel. „Jetzt verpiss' dich, ehe ich dich herausschmeiße. Hast sowieso schon genug Scheiße damit gebaut, mich schlagen zu wollen.“


    „Du verdammtes, selbstsüchtiges Arschloch! Lügner! Heuchler! Sollen dich die Götter dafür holen!“, fluchte sie, während sie ihre Sachen zusammensammelte und eifrig überwarf. Dabei belegte sie Farael mit Flüchen und wüsten Beschimpfungen. Dieser stand ganz entspannt an der Tür und hatte diese bereits geöffnet. Jeder der draußen vorbeilief, hörte es mit. Einige Männer warfen Farael ein schmutziges Grinsen zu.


    Laut gackernd stürmte die Magd schließlich davon, ehe Farael die Tür hinter ihr schloss. Endlich Ruhe. Und zumindest ein wenig Befriedigung. Immerhin besser als Nichts. Die Frauen in Obenza waren sowieso alle gleich.

    Farael:
    Der Tag hätte nicht besser beginnen können. Durch Faraels Geschick in der Verhandlung sowie der Bereitwilligkeit der Söldnergruppe haben sie einen gemeinsamen Nenner finden und auf eine für alle Seiten gute Lösung kommen können. Mehr kann man nicht wollen, zu mal für Farael ein neues Kapitel ansteht. Mit der Zusage der Söldner konnte sich schon bald einer seiner Träume erneut erfüllen und er der Kommandant einer eigenen Garnison von Söldner werden. Doch musste er auf dem Boden bleiben, letztendlich galt es, die Treue mit Vorsicht zu genießen und die ersten Fundamente zu legen. Ohne diese würden seine Pläne im Keim erstickt werden, ohne dass er eine Chance der Umsetzung gehabt haben könnte.


    Dennoch hatte der erfolgreiche Start in den Tag einen spürbaren Einfluss auf ihn. Seit langem wieder sah er die Straßen Obenzas nicht vor Schmutz starren, sondern als eine Möglichkeit für seine persönlichen Ziele. Dinge die er hat lange zurückstellen müssen, da er keine Möglichkeit gehabt hatte oder aber seine Schuldgefühle die alten Erinnerungen hochkochen ließen. Mit aller Kraft wehrte Farael sich dagegen. Von diesen Gedanken wollte er sich den Tag nicht versauen lassen.


    Seine ersten Gedanken galten jedoch nicht dem weiteren Planen und Taktieren. Stattdessen musste er wie ein normaler Bürger dieser Stadt wieder einkaufen. Lebensmittel besorgen, lagern und die Vorräte Zuhause aufstocken. Besonders von dem Tee, welchen er am Abend zuvor mit Ana genossen hatte, müsste er sich mehr besorgen. Im gleichen Moment erschien ihm die Norkara vor dem inneren Auge. Eine junge Frau. Bildhübsch. Viel Potential. Augenblicklich breitete sich eine Wärme in seinem Körper aus, die er nicht ganz zu begreifen vermochte. Sie hatte ihre Reize, die weit über eine Körperlichkeit hinaus gingen.


    Sofort schlug er sich das Bild aus dem Kopf. Farael durfte nicht zu nachgiebig werden. Etwas in seinem Inneren riet zur Vorsicht, auch wenn ein anderer Teil sagte, dass er sie nicht vergraulen und besser annehmen sollte. Man konnte in diesen Zeiten niemanden trauen und doch verspürte er ihr gegenüber ein tiefgreifendes Interesse und Vertrauen. Es spiegelt sich nicht mit seinen Erfahrungen, dass er das bei einem Menschen in dieser gottverlassenen Stadt tun konnte.


    Schnell widmete sich Farael den wesentlichen Dingen, die anstanden. Zu wenig Zeit hatte der Tag. Die Sonne hatte bereits ihren Höhepunkt erreicht und es ging auf den Nachmittag zu. Also verschlug es ihn auf den Marktplatz. Der Ort, an dem Händler ihre Waren zu überteuerten Preisen feilboten, Kinder die findigsten Taschendiebe waren und Halsabschneider einem das Geld abknöpften. Zu Faraels Glück wirkte er nicht wie jemand, mit dem man es sich verscherzen sollte. Das brachte ihm so einige respektvolle Blicke und kleinlaute Worte ein.


    Mit einem vollen Korb bestehend aus Trockenfleisch, Teemischung, Milch und Honig, dazu noch ein Laib Brot, machte sich Farael auf den Weg nach Hause. Sein Spaziergang über den Markt und das ruhige Stöbern hatten ihn den gesamten Nachtmittag gekostet. Zudem hatte eine äußerst teure Flasche Wein, Cognac und noch einen Whiskey dazu. Lang hatte sich Farael diese Dinge nicht mehr gegönnt. Wenn, war es nur ein Glas, aber nie mehr. Allerdings hatte das auch sein Erspartes stark angegriffen und selbst wenn er noch Rücklagen hatte, er brauchte dringend wieder ein Einkommen.


    Zuhause angekommen, fühlte Farael eine Leere, als er sein Haus betrat. Das Bett war noch immer zerwühlt und der Duft Anas hing in der Luft. In gewisser Hinsicht fehlte sie, auch wenn sie hier nicht wohnte oder regulär zu Gast war. Beim Einräumen der Lebensmittel fiel ihm auf, dass jemand in seiner Kommode gewühlt hatte. Sie war nicht richtig verschlossen, wobei er sich absolut sicher war, diese entsprechend geschlossen zu haben. Ein Blick hinein offenbarte auch sogleich, dass eines seiner Hemden fehlte. Kein großer Verlust und zugegeben eine doch etwas niedliche Geste von einer Frau, die gern die Zügel in der Hand hielt. Mit einem Grinsen verschloss Farael die Kommode schließlich ganz und widmete sich seinem Heim. Hier und dort Aufräumen, schmutzige Kleidung reinigen und ein Gebet für Ardemia. Mehr brauchte es nicht, da war es schon dunkel draußen und die Straßen Obenzas tauchten sich in das Licht der Straßenlaternen.


    Jedoch war dies für Farael keinerlei Grund, drinnen zu versauern und den Abend daheim zu verbringen. Im Gegenteil. Die Suche nach angenehmer Gesellschaft oder vielleicht der wilden Nacht mit einer Frau, die ihres Schicksals noch gar nicht bewusst war, trieb ihn hinaus auf die Straßen. Um diese Zeit war das Gesocks der Unterwelt besonders aktiv. Diebe, Mörder, Vergewaltiger trieben zu diesen Zeiten ihr Unwesen. Keine schöne Zeit um herauszugehen, sofern man nicht zu ihnen gehörte. Doch Farael störte sich nicht daran. Im Gegenteil. Leute dieser Kategorie die er erblickte, wurden von ihm zurecht gestutzt, wenn es sein Eingreifen erforderte. Fast jeder in Obenza konnte sich auf vielschichtige Art und Weise verteidigen – aber ebenso Schaden zufügen.


    Auf jeden Fall setzte Farael sein Ziel auf das Gasthaus „Alter Alfons“. Ein durchaus angenehmes Lokal, in welchen Mann jedem Bedürfnis frönen konnte, wenn es einem danach beliebte. Meist waren dort gute Musik und vorzügliches Essen an der Tagesordnung, mit welchen die Gäste stets bei Laune gehalten wurden. So auch Farael, der trotz des hohen Preises in dem Lokal gern ein und aus ging. Der Wirt kannte ihn mittlerweile gut und zahlte auch gut für frisches Fleisch oder Felle.


    Plötzlich fielen Farael allerdings drei Männer auf, als er durch den Rotlichtbezirk lief, um zum Hafenviertel zu gelangen. Sie standen in einer Seitengasse, offensichtlich angetrunken. Sie reichten eine Flasche herum. Sie nahmen abwechselnd einen Schluck daraus, unterhielten sich lautstark und freuten sich über ihren Feierabend. Nichts Ungewöhnliches in diesem Bezirk und erst recht nicht in der Stadt. Doch die Männer sahen nicht gewöhnlich aus. Ihre Rüstungen waren schwarz wie die Nacht. Augenscheinlich aus Leder geformt. An ihren Seiten hingen beachtliche Langschwerter, die jedoch nicht wie gewöhnlich in Scheiden steckten, sondern nur über einen Riemen an ihren Gürtel befestigt waren. Sie spiegelten das Licht der Straße wieder.


    Diese Aufmachung und Ausrüstung. Farael hatte sie schon einmal gesehen. Er war sich nicht ganz sicher. Bilder vor seinem inneren Auge tauchten auf. Der Außenposten nahe Shohiro. Seine Männer. Und dann die Angreifer. In schwarzen Rüstungen gehüllt. Stolz hatten sie gerufen: „Für die schwarze Kompanie!“ Nach diesem Ruf hatten sie seine Söldner wie Vieh abgeschlachtet. Faraels Soldaten in den Boden übermannt und in den Boden getreten. Es floss viel Blut. Schreie ertönten. Flammen verzehrten die Bauten.


    „Hey du Wichser, was glotzt du so?!“, brüllte plötzlich einer der Männer zu Farael, der so aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie er diese Männer angestarrt hatte. Doch es hatte gereicht, um sich zu vergewissern. Söldner der schwarzen Kompanie. Jene Männer, die die Träume Faraels in einem Blutbad ertränkt hatten. Faraels Herz schlug plötzlich wild. „Scheiße, ich glaub' der ist taub. Zu viel gesoffen oder warum so mutig?“, ertönte es wieder. Die Söldner kamen näher.


    Farael spannte sich an. Seine rechte Hand legte sich auf seinen Schwertknauf. Die Söldner taten es ihm gleich. Personen die du dich die Straßen torkelten, machten einen Bogen um die Szene. „Moment, ich kenne dich doch“, stellte einer der Söldner fest, kurz bevor sie vor Farael zum Stillstand kamen. In der Luft lag Hitze. Sie blickten ihn an. Ihr Frontmann riss die Augen auf. „Es ist der beschissene Anführer!“, brüllte er auf. Ein metallisches Reiben, gefolgt von einem Surren durch die Luft.


    Blut spritzte Farael entgegen, als seine Klinge den Hals des Söldners vor sich durchtrennte. Die anderen Beiden schrien auf. Der Kopf ihres Kameraden flog davon, sein Körper sackte zusammen. Sie zogen ihre Schwerter. „Dafür wirst du bezahlen!“, schrie einer. Er nahm seine Kampfstellung ein. Der Andere tat es ihm gleich und darauf war Farael vorbereitet.


    Er ließ seine Gegner nicht zu einem Schlag ansetzen. Mit einem Satz sprang er nach vorn. Sein Schwert von unten geführt, traf die Klinge auf das Stahl seines Gegners. Er drückte Faraels Waffe nach unten weg. Farael konterte mit einem Tritt aus einer halben Umdrehung. Der Söldner wankte zurück. Sein Kumpane holte aus und Farael sah es im letzten Moment, die Klinge traf jedoch ins Ziel. Farael spürte, wie eine Klinge den Stoff seiner Rüstung zerschnitt und durch sein Fleisch ging. Doch Schmerz war nicht zu spüren – nur Kälte und unsäglicher Hass.


    Farael machte einen Satz nach hinten, entging dem darauffolgenden Angriff von vorn. Der Zweite wollte nachsetzen. Der Klinge entging er mit einem Seitenschritt. Schnell preschte Farael hervor, rammte dem Kontrahenten den Ellenbogen ins Gesicht. Sofort schrie er auf, doch hatte keine Chance zur Erholung. Farael drehte sich, schwang seine Klinge und durchschnitt die Wade des Mannes. Augenblicklich fiel er unter einem schmerzerfüllten Schrei nach hinten weg. Da kam der zweite Feind. Sein Schlag war ein hoher Schwung von rechts. Farael duckte sich und sprang aus der Hocke seinem gegenüber entgegen. Mit seiner Kraft riss er den Mann zu Boden. Er verpasste ihm eine Kopfnuss. Ein lautes Knacken ertönte. Der Mann schrie. Seine Nase war schief.


    Farael rollte sich von dem armen Geschöpf herunter, das völlig benommen am Boden wimmerte. Zu spät bemerkte er die herannahende Klinge, die vom Anderen geführt wurde. Kalter Stahl drang über seiner Brust ein. Heißer Schmerz durchzuckte seinen Körper. Sein Gegenüber grinste siegessicher. Dann kam jedoch pures Entsetzen zum Vorschein, als Faraels unter lautem Aufschrei sich auf die Klinge zog und sein eigenes Schwert durch den Magen des Mannes trieb. Blutiges Röcheln ertönte. Der Mann spuckte Blut, keuchte und sackte zusammen. Sein Schwert noch immer in Faraels Schulter steckend.


    Dieser griff nun mit seiner Linken an dessen Klinge und zog es sich langsam heraus. Sein kompletter Körper verkrampfte. Farael presste die Zähne aufeinander und stöhnte. Für Farael verging eine gequälte Ewigkeit, ehe das Schwert seinen Körper verließ und klirrend zu Boden fiel. Hinter ihm wimmerte es. Sein Atem ging schwer, als er sich umdrehte. Der letzte Überlebende krümmte sich auf dem Boden, noch immer hielt er seine gebrochene Nase und wimmerte. Farael schritt auf ihn zu, seine Hand verkrampft um den Griff seines Schwertes. Der Blick des verwunderten ging nach oben, seine Augen voller Angst und Schmerz. „Bitte … bitte nicht ...“, wimmerte er. Doch so wie diese Männer keine Gnaden bei Faraels Söldner gekannt hatten, kannte Farael keine Gnade mit ihnen. Er nahm sein Schwert in beide Hände, hob es über den sich zu seinen Füßen krümmenden Körper und trieb es durch den Leib. Ein weiterer Schrei ertönte. Dann Stille.


    Langsam taumelte Farael zurück, sein Körper erhitzt von dem Kampf und völlig erschöpft. Sein Rücken gelangte schließlich an eine Wand, an der er sich im nächsten Moment sinken ließ. Sein Schwert lehnte er gegen die Wand, ehe er an sich herunter blickte. Zwei klaffende Wunden zeichneten seinen Oberkörper. Eine Wunde die an seinem Bauch entlanglief, zum Glück nur oberflächlich. Dann ein klaffendes Loch in seiner Schulter. Der Großteil des Schadens wurde durch seine Rüstung verhindert, doch waren die Verletzungen mehr als bloße Kratzer.


    Das Adrenalin des Kampfes ließ nach, worauf Schmerz seinen Körper durchzuckte. Mit der Linken presste er auf die Wunde in seiner Schulter, während die Rechte nach seinem Flachmann griff. Nach mehreren ungelenken Versuchte schaffte er es, den Flachmann aus seiner Tasche zu befreien. Kaum aufgeschraubt, nahm er einen tiefen Schluck des Schwarzgebrannten, der brennend seine Kehle hinunterkroch. Tief atmete Farael darauf durch, seine Hände zitterten, als er das metallene Gefäß über seine Bauchwunde hielt und schließlich darüber kippte. Sein kompletter Körper verkrampfte, er gab einen unterdrückten Schrei von sich. Einige Sekunden vergingen, dann entspannte er. Die Wunde pochte. Schließlich das Gleiche Spiel bei seiner Schulterwunde.


    Als nächstes stellte Farael den Flachmann beiseite, nahm eine Bandage aus seiner Tasche und presste sie gegen seine Schulterwunde. Scharf sog er die Luft dabei ein, je fester er drückte. Farael lehnte seinen Kopf gegen die Wand hinter sich. Rache ist nicht süß. Rache ist ein unbändiger Durst, der umso durstiger macht, je mehr man sich ihm hingibt. Und doch sitzt er hier und hat diese Männer aus purem Hass getötet. Abgeschlachtet, wie sie es einst mit seinen Männern getan hatten.


    Ana:
    Ana torkelte durch den Rotlichtbezirk. Arbeit hatte sie zwar keine gefunden, dafür aber mittlerweile die ganze Flasche Rum vernichtet oder vielleicht verloren, jedenfalls war sie nicht länger in ihrem Besitz. Die bittere Erkenntnis, dass sie den tollen Verdienst von vorgestern komplett verprasst hatte, drang nur vage durch den dichten Nebel des Rausches in ihren Verstand vor und würde erst am nächsten Morgen in voller Gänze zuschlagen. So schnell schlug man nach einem Höhenflug wieder hart auf Obenzas schmutzigem Pflaster auf, dachte sie abwesend und stieß gegen eine Hauswand. Sie hatte gehofft im Alten Alfons spielen zu können, doch der Wirt hatte für den Abend bereits Programm und auch all die anderen Tavernen und Spelunken, die sie aufgesucht hatte, waren entweder schon versorgt oder wünschten keine musikalische Unterhaltung für ihr Publikum. Im letzten Gasthaus war sie schließlich einfach sitzen geblieben und hatte ein paar Bier gekippt, da sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte. "Geh zu Farael", hatte ein Teil von ihr mehrfach gedrängt, doch Ana wollte nicht, dass er sie so sah, wollte nicht wie eine Bedürftige um Hilfe bitten. Dann aber war ihr der Brief eingefallen und sie hatte ihn aus der Tasche gefummelt. Sie hatte den Wirt heran gewunken, doch der hatte nur heiser gelacht. "Ich kann doch nicht lesen, dummes Ding! Aber Erna kann es. ERNA!" Laut hatte er den Namen seiner Frau in Richtung Küche gebrüllt, die darauf hin den geröteten Kopf hinaus gestreckt hatte. "Was plerrst du denn so? Ich bin doch nicht taub!" Der Wirt Bruno hatte mit einem Seitenblick zu Ana verlegen gegrinst. Sie kannte die beiden schon länger und kam häufig hierher. "Kannst du Ana das hier vorlesen, Schatz?", sagte er leiser, wobei er das "Schatz" besonders betont und Erna daraufhin mit den Augen gerollt hatte. Sie hatte sich die Hände an der Schürze sauber gewischt und nach dem Pergament gegriffen. "Oh! So, so!" Sie hatte Ana verwegen zugezwinkert, die überhaupt nicht verstanden hatte, was los war. "Ein neuer Liebhaber, Kind?" "Wasss?", hatte sie gelallt. "Wasss scheht da?" Erna hatte vorgelesen und Anas Augen sich geweitet. "Oh", hatte sie nur gesagt und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass sie nicht eher an den Brief gedacht hatte. Anstelle sich wieder den Verstand wegzusaufen, hätte sie Farael irgendeine Freude bereiten und auf ihn warten können, denn offensichtlich war sie mehr als willkommen bei ihm. "Wer ist der Glückliche?", hatte Erna neugierig gefragt, doch Ana war schon von ihrem Barhocker gerutscht gewesen. "Annermal", hatte sie gemurmelt und war in die Kühle der Nacht gestolpert.


    Nun war sie hier, noch immer ziellos. Die Straßen waren belebt und Ana wurde angerempelt und beschimpft, doch sie ging immer weiter und es war mehr Glück als Verstand, das keiner sie einfach entführte. So konnte sie auf keinen Fall zu Farael gehen. Sie stank nach Schnaps und fremdem Schweiß aus überfüllten Kneipen und sein Hemd war versaut von Bier und anderen Gesöffen. Vielleicht sollte sie es einfach machen wie der Typ ein Stück weiter vorne, sich an Ort und Stelle niederlassen und warten, bis der Rausch nachließ oder sie soweit ummantelte, dass sie einschlief. Die Passanten machten einen großen Bogen um ihn und wenn sie Glück hatte, würde das bei ihr ähnlich sein und es würde sie schon einmal niemand vergewaltigen. Als sie näher kam, bemerkte sie trotz ihres verklärten Blickes, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte. Der Mann war nicht alleine. Drei regungslose Körper lagen um ihn herum und er hatte den Kopf angestrengt nach hinten an die Wand gedrückt und fasste sich an die Schulter. Das schummrige Licht war gerade hell genug, dass Ana die Farbe der Flüssigkeit auf seinen Fingern deuten konnte. Rot. Ihre trüben Augen bewegten sich wieder zu seinem Gesicht. Verletzte und tote Männer gehörten in Obenzas Straßen fast schon zum Mobiliar, doch es war etwas anderes, dass ihr Herz plötzlich wild klopfen ließ - es war Erkennen. Abrupt blieb Ana stehen. Sie rieb sich die Augen, doch als sie wieder hinsah, hatte sich an dem Bild nichts geändert. Farael... Zögerlich ging sie weiter auf ihn zu, obwohl sie nicht den blassesten Schimmer hatte, was sie tun sollte.


    Farael:
    Mit geschlossenen Augen verharrte Farael an Ort und Stelle. Er musste unter allen Umständen ruhig bleiben und die Blutung stoppen. Der Schmerz der seinen Körper durchzog, war nur noch pochend und zu kontrollieren. Doch er musste dringend die Wunden richtig verbinden und sich ausruhen. Das ging schlecht, wenn er liegen bleib und die Stadtwache bald anrückte – oder Verstärkung der schwarzen Kompanie.


    Plötzlich hörte Farael taumelnde Schritte, die auf ihn zukamen. Er öffnete seine Augen und blickte in ein bekanntes aber völlig verwahrlostes Gesicht. Ohne Probleme erkannte er Ana, welche offensichtlich mehr als besoffen war. „Was machst du hier Ana?“, sagte er, dabei musste er kurz aufstöhnen. Sie war völlig betrunken und stank selbst auf diese wenigen Meter die sie von ihm weg war fürchterlich nach Alkohol. Das Hemd welches sie trug, kam ihm sehr bekannt vor, mit der Ausnahme, dass es völlig verklebt und schmutzig schien. Zumindest wusste er, wo es abgeblieben war.


    Farael griff nach seinem Flachmann und verstaute ihn wieder in seiner Tasche. Mit der Linken presste er weiter auf die tiefe Wunde, während er sich schließlich mit Hilfe seiner rechten Hand aufraffte. Sein Stand war etwas wacklig, dennoch konnte er sich oben halten. Er verstaute sein Schwert zurück in die Scheide und betrachtete die immer noch auf ihn zutaumelnde Ana. „Du bist völlig besoffen Ana. Was hast du getrieben?“ Im selben Moment wurde ihm die Ironie dieser Frage bewusst, so stand er doch selbst wie ein Schwein blutend vor Ana, das Ganze zwischen übel zugerichteten Leichen.


    Ana:
    Farael erkannte sie, bevor sie zu ihm aufgeschlossen hatte und mühevoll hievte er sich auf die Beine. "War was trinken", sagte Ana kleinlaut und nahm die Hände vor den Körper, um möglichst viel von dem dreckigen Hemd zu verdecken. Nun konnte sie das volle Ausmaß dessen erkennen, was sich hier abgespielt haben musste. Die drei Männer, die ihrer Rüstungen zufolge offensichtlich irgendeiner Organisation angehörten, lagen in den Lachen ihres eigenen Blutes und hatten alle mehr als eine Wunde an ihrem Körper. Hatte Farael ganz alleine gegen diese Typen gekämpft und vor allem: warum? Ana streckte eine Hand nach dem Alben aus, um ihn zu stützen, verlor dabei aber selbst das Gleichgewicht und musste sich an der Wand festhalten. "Schuldigung", sagte sie und ärgerte sich mehr denn je, dass sie so viel getrunken hatte. Zwar hatte der Schock ihren Geist schon ein wenig geklärt, doch noch immer saß der Alkohol schwer auf ihrer Zunge und in ihrem Blick. "Du bist verletzt", sagte sie unnötigerweise. "Wassis passiert? Ist es schlimm?" Erneut reckte sie eine Hand nach Farael. Unklar war allerdings wer hier wen stabilisieren musste.


    Farael:
    Da Farael es vorzog, lieber das Weite zu suchen bevor noch mehr Leute kamen, musste er handeln. Zumal wollte er Ana nicht in der Nähe der Leichen und des Geschehens wissen. Sie sollte nicht in diese Sachen hineingezogen werden. Das war allein die Last, die Farael zu tragen hatte. Das sie jedoch betrunken war, machte den Weg zu seinem sicheren Ort ungemein schwer. „Kein Grund dich zu entschuldigen. Wir sollten hier wegkommen“, erklärte er ihr ruhig und leise. Sie schien zumindest zurechnungsfähig zu sein und allein durch das Bild ein wenig geklärter, als noch vor dem Eintreten in die Gasse.


    „Pass auf, wir müssen hier weg. Wir können beide nicht sonderlich gerade laufen, also müssen wir uns gegenseitig stützen.“ Damit nahm er auch schon ihre Hand und führte Ana langsam an seine rechte Seite. Er hatte keine andere Wahl, als sich eng an sie zu schmiegen. Mit seiner Rechten umfasste er ihre Taille, damit er sie stütze, während er ein Stück seines Körpergewichtes auf ihren Oberkörper auslastete. „Mach' dir um mich keine Sorgen. Ich komme klar. Eine Nacht Ruhe sollte das wieder gerade biegen. Und was hier passiert ist – vergesse es schnell wieder. Es zu wissen bringt dich nur in Schwierigkeiten.“ Mit diesen Worten marschierte Farael mit Ana bereits in die andere Richtung der Gasse. Es würde ein langer Weg werden.


    Ana:
    "Was", setzte Ana an, da zog Farael sie auch schon an sich. Wie ferngesteuert setzte sie einen Fuß vor den anderen und versuchte irgendwie zu verdauen, was gerade passierte. Ein paar Leichen zu sehen machte Ana nichts aus, immerhin hatte sie selbst in ihrer Zeit auf See schon einige Leben genommen und noch viel mehr Leute sterben sehen. Dass Farael verletzt war, sorgte sie schon eher, doch was sie wirklich wurmte war die Art und Weise wie er sprach. Das war mehr als eine zufällige Begegnung gewesen, mehr als ein Auftrag oder ein Überfall... Selbst in ihrem Zustand konnte sie das deutlich fühlen. Farael hatte irgendeine Verbindung zu diesen schwarzen Kerlen. Am liebsten hätte sie sich aus seinem Griff gewunden und ihn zur Rede gestellt, doch sie spürte die Dringlichkeit und wagte es nicht. Stattdessen versuchte sie durch pure Willenskraft den Rausch aus ihrem Körper zu verdrängen, doch noch immer waren ihre Schritte unstet und ihr Kopf schwirrte. "Deine Wunde muss versorgt werden", presste sie schließlich hervor, während sie das Gehen mit Faraels Gewicht auf der Schulter langsam anzustrengen begann, obwohl er sie fest umfasste. "Und tut mir leid wegen dem Hemd."


    Farael:
    Mit einem knappen Nicken bestätigte Farael Anas Sorge und auch ihre Aussagen. Um das Hemd kümmerte sich in diesem Moment gar nicht, es war wichtig, dass sie beide heil zurückkommen würden. Möglichst bevor er verblutete, auch wenn er fühlte, wie die Blutungen zumindest zurückgegangen waren. Farael gönnte Ana und sich mehrere Pausen, die sie in einer dunkleren Gasse verbrachten, damit niemand zu sehr auf ihren Zustand achten konnte. Allgemein schauten die Leute die in der Nacht unterwegs waren, eher doof drein, als die Beiden wirklich zu behelligen. Das war ihr Glück, letztendlich hätten sie ungewollte Fragen oder gar eine Störung ihres Weges nicht gut gebrauchen können. Es dauerte durch ihre gemeinsame Arbeit auch nicht mehr lang, dass sie an der Grenze zu den Slums ankamen und entsprechend Faraels Heim nicht mehr weit war. Völlig erschöpft öffnete Farael schließlich die Tür zu ihrer Rettung. Ana sah nicht viel besser aus, so hatte sie sein Gewicht die gesamte Zeit tragen müssen, er aber auch ihres. „Danke dir“, sagte er möglichst warm, auch wenn sein Zusammenzucken durch die Schmerzen immer wieder die Worte verzerrte. „Kannst du mir helfen? Ich brauche dich. Ich schaffe es nicht allein, die Wunden zu verbinden.“


    Ana:
    Den Rest des Weges schwieg Ana, obwohl ihr Fragen über Fragen auf den Lippen brannten. Eine gefühlte Ewigkeit taumelten sie gemeinsam weiter und irgendwann blickte Ana nur noch auf das Pflaster hinab und verlor jegliche Orientierung. Es überraschte sie umso mehr, als sie sich schließlich vor Faraels Haus wieder fanden. "Ja... ja natürlich", stammelte sie. Faraels biss vor Schmerzen die Zähne zusammen, als sie ihn gemeinsam aus seiner Rüstung und seinen Kleidern befreiten. Ana zog hörbar Luft ein, als endlich die letzte Schicht entfernt war und den Blick auf die Verletzungen frei gab. Vor allem die Wunde an der Schulter sah böse aus. "Farael", flüsterte Ana und sah ihm sorgenvoll in die Augen, legte ihre Hand auf seine heiße Wange. Einen Moment blieb sie so, unfähig sich zu regen. Von wegen, nach einer Nacht wäre das wieder in Ordnung! Das war eine bösartige Wunde! Ein Stöhnen Faraels rief sie zurück in die Realität und eilig sprang sie auf die Beine. "Wo hast du Verbandszeug?", fragte sie nervös und war dabei schon auf dem Weg nach außen, um Wasser zu holen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, rebellierte ihr Körper endgültig gegen die Kombination aus übermaßigem Alkoholkonsum, körperlicher Anstrengung und blutigen Bildern und sie übergab sich in den Hinterhof.


    Farael:
    Mit größtmöglicher Geduld und Schmerztoleranz ertrug Farael das Ablegen seiner Rüstung und Kleidung. Auch ihm wurde bewusst, dass diese Wunde nicht mal eben verheilen würde. Es musste ein Heiler darüber schauen, ob er es wollte oder nicht. Doch vorerst galt es, die Blutung vollständig zu stoppen und Ruhe zu finden. In diesem angeschlagenen Zustand konnte er nicht zu einem Heiler. Mindestens die Nacht musste vergehen, so dass er sich erholen konnte. Jedoch spürte Farael in der Anwesenheit Anas etwas gänzlich Anderes. Als sie ihre Hand auf seine Wange legte und er ihr in die Augen blickte, war es für einen Moment um ihn geschehen. Farael verlor sich in ihren braunen Augen, in denen Sorge und Zuneigung zugleich lag. In diesem Moment vergaß er, wie es um ihn stand oder in welcher Situation sie sich befanden. In diesen Blick von ihr zu schauen, über die Augen in die Tiefe ihrer Seele zu blicken, es machte jede Negativität wieder wett. Doch dieser Moment endetet schneller, als es sich Farael herbeigesehnt hätte. Ana stürmte kurz darauf heraus, aufgescheucht wie eine Biene und fragte nach dem Verbandszeug. Jedoch war sie im selben schon zur Tür hinaus, welche einen frischen Windzug in die Räumlichkeiten beförderte. Noch während die Tür offen stand, hörte Farael von draußen ein Würgen und schließlich ein schweres Keuchen. Es schien so, als wäre das eigene Blut nicht das Einzige, was Farael in den nächsten Tagen beseitigen musste. Während Ana sich draußen übergab und scheinbar Wasser holte, sammelte Farael Faden und Nadel zusammen, genau so wie frische Verbände. Das dürfte für den ersten Moment reichen.


    Ana:
    In der Hoffnung, Farael habe nichts gehört, trat Ana zurück in den Wohnraum, einen Eimer Wasser in der Hand. Sie fand einen Lappen und tauchte ihn in das kühle Nass, doch Farael winkte ab. Er hatte die Wunde bereits mit Schnaps ausgebrannt. Ana sah ein, dass dies vermutlich die beste Möglichkeit war, doch sie bestand darauf, wenigsten den Bereich um die Verletzung herum sauber zu machen und das verkrustete Blut wegzuwaschen. Vorsichtig und so geschickt ihr Zustand es erlaubte, führte sie den Lappen über Faraels muskulöse Brust, über das Schlüsselbein und die Schulter hinab auf den Oberarm. Sie versuchte dabei nicht zu bemerken, wie ebenmäßig und wohlgeformt sein Körper war, denn Gefühle dieser Art waren nun wirklich fehl am Platz. Als sie geendet hatte, hielt der Alb ihr Nadel und Faden hin und Ana klappte der Mund auf. "I-ich soll die Wunde nähen? Ich bin froh, dass ich dein Gesicht nicht länger zwei Mal sehe!", protestierte sie, doch Farael fasste ihre zitternden Hände und hielt sie fest. Dann sah er sie eindringlich an und sprach ihr Mut zu. Ana schluckte und griff zu. Sie setzte die Nadel an, doch wagte es nicht, einzustechen. Irgendwann vor einer Ewigkeit hatte sie einmal gelernt, Wunden zu nähen und zu verbinden, doch das war lange bevor sie geheiratet hatte. Was, wenn sie nun etwas falsch machte? Angestrengt versuchte sie sich an das zu erinnern, was ihre Mutter ihr gesagt hatte und schließlich bohrte sie das spitze Metall in Faraels Haut. Falls es ihn schmerzte, und das musste es gewiss, so zeigte er es nicht und mit zunehmender Sicherheit setzte Ana einen Stich nach dem nächsten und schloss die böse Verletzung notdürftig. Dann nahm sie das Verbandszeug entgegen. Um die Binden um seine breite Brust zu wickeln, musste Ana sich nahe an ihn heran beugen und spürte, wie ein Kribbeln durch ihren Körper ging. Erneut schalt sie sich für ihre unangebrachten Gefühle und versorgte stattdessen auch noch die zweite Wunde, die zum Glück nicht gar so schlimm war. "So", sagte sie schließlich mit dem Mut des Restrausches, "und nun sagst du mir, wer diese Typen waren."


    Farael:
    Sehnsüchtiger als er es sollte, erwartete Farael die Rückkehr Anas. Er gab es nicht gern zu, doch er war in diesem Moment auf ihre Hilfe angewiesen, egal wie gut er sich hätte selbst behandeln können. Drum bestand er auch darauf, dass sie die Sache durchzog und trotz ihrer Unsicherheiten die Wunden ausgiebig versorgte. Auch wenn er ihre Versuche seine Wunde penibel zu behandeln anfangs ausschlug, so ließ er sie letzten Ende doch gewähren. Wen er schon auf sie angewiesen war, sollte sie die Möglichkeit der Behandlung bestimmen. Schließlich reichte er ihr Nadel und Faden. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck sagte mehr, als tausend Worte. Ihre Bedenken amüsierten ihn sogar ein wenig. „Seien wir ehrlich, du würdest es genießen, mein Gesicht zwei Mal zu sehen“, stichelte er ein wenig, zwinkerte Ana schließlich aber zu. „Du schaffst das. Da steckte ein ganzes Schwert drin, da macht es die kleine Nadel auch nicht mehr. Versuche es, es kann nichts passieren.“ Tatsächlich war der Schmerz der Wunden durch die Versorgung Anas gemindert worden. Farael selbst hätte das Ganze wesentlich mehr Zeit gekostet und auch wenn er bedacht, wie oft er selbst mit der Nadel daneben gestochen hatte. Doch Ana schlug sich ausgezeichnet. Wenn auch sie manchmal die Nadel etwas zu grob einfuhr, riss Farael sich zusammen. Die kleinen Stiche die durch sein empfindliches Fleisch glitten waren schmerzhaft, aber erträglich. Letztlich leistete sie gute Arbeit bei Beiden Wunden, wobei sie ihm half, die Verbände um seinen Körper zu wickeln. Auf diese Art und Weise versorgt, hatte Farael nun deutlich mehr Bewegungsspielraum, aber auch Grund zur Entspannung. Ana hingegen roch mittlerweile nicht nur nach Alkohol, sondern auch nach Erbrochenem. „Komm her, setz dich. Lass mich erzählen“, begann Farael und lud Ana neben sich auf das Bett ein. „Eigentlich will ich dich nicht involvieren, aber du hast heute so viel für mich getan, dass du meinen Respekt und mein vertrauen verdienst. Ohne Bedingung und Aber.“ Damit erhob sich Farael vom Bett, noch etwas unsicher aber fest. Er holte ein frisches Hemd aus seiner Kommode, so wie die Decke von der Couch, die Ana dort hatte liegen lassen. Beides legte er ihr zur Seite. „Du kannst dich doch noch erinnern, wie ich dir erzählte, dass ich selbst einmal ein Kommandant war, oder? Oder zumindest von meinen Fehlern, die ich damals machte. Zumindest, dass ich welche gemacht hatte.“


    Ana:
    Spätestens als Farael ein frisches Hemd aus der Kommode holte, wurde Ana ihr eigener Zustand schlagartig und schmerzhaft bewusst. Das Hemd, das noch nicht einmal ihr eigenes war, war schmutzig und verklebt, ihre Haare waren durcheinander und ihr Atem mochte mittlerweile den Geruch von Obenzas Rinnstein angenommen haben. Hinzu kam, dass sie nun nüchtern genug war, um sich zu schämen. Umso dankbarer war sie, als Farael ihr das Hemd hinlegte, anstatt es sich selbst überzuziehen. Schüchtern griff sie die Decke und legte sie um ihre Schultern, sodass sie das Hemd wechseln konnte, ohne komplett nackt vor Farael zu sitzen. Sie vermutete zwar, dass er ohnehin höflich weggesehen hätte, doch sie fürchtete, es würde wie eine schlechte Anmache rüber kommen. In dem frischen Hemd fühlte sie sich schon viel besser, auch wenn sie sich nun zu gern noch die Zähne geputzt hätte. Außerdem nahm sie sich fest vor, das alte Hemd für Farael zu waschen. "Ja", bestätigte Ana, "das weiß ich noch." Was für ein Glück, dass sie bei diesem Gespräch nüchtern gewesen war. "Gehörten diese Männer zu deinen Leuten?"


    Farael:
    Sanft schüttelte Farael mit seinem Kopf, als Ana diese Frage stellte. Nebenbei setzte er einen tee auf, wie er ihn schon am Abend zuvor für Ana zubereitet hatte. „Im Gegenteil. Diese Männer waren dafür verantwortlich, dass meine Leute abgeschlachtet worden waren.“ Gedankenverloren starrte Farael in das Feuer, er dachte gar nicht daran Ana zu beobachten während sie sich umzog. Stattdessen machten sich die Bilder des vergangenen Kampfes vor seinem inneren Auge breit. Und auch alte Erinnerungen. „Sie gehörten einer Söldnergruppe an, die sich 'Schwarze Kompanie' nennt und damals mein Lager mit einer Übermacht niedergewalzt hatte.“ Er merkte, wie seine Stimme brüchig wurde, jedoch erzählte er weiter: „Ich wollte vorhin durch die Stadt gehen. Zum alten Alfons wenn du es kennst. Da fielen mir die beiden Typen auf. Ich erkannte sie. Sie erkannten mich. Ich hätte gehen sollen, sie nicht beachten.“ Farael richtete seinen Blick auf Ana, die noch immer auf dem Bett sah. „Als ich diese Söldner gesehen habe, da...“ Für einen Moment schloss Farael die Augen. Sein Herz klopfte wild. Niemandem hatte er das erzählt. „Da habe ich meine Männer gesehen. Oder besser ihre Leichen, ersoffen in ihrem eigenen Blut. Abgeschlachtet wie Vieh. Ich wurde sauer. Hass kam in mir auf.“ Der Tee über dem Feuer begann zu pfeifen. Farael nahm ihn vom Feuer und bereitet ihn mit Honig zu, ehe er ihn in zwei Becher goss und schließlich einen an Ana reichte. „Ich griff an“, sagte er nach einem Moment der Ruhe. „Hass und der Sinn nach Rache hatten mich übermannt. Doch wofür? Es war dumm.“ Nun ließ sich Farael neben Ana auf dem Bett nieder, er sackte in sich zusammen, wurde aber von seinen Schmerzen aufrecht gehalten. Vorsichtig nippte er an seinem heißen Tee.


    Ana:
    Stumm folgte Ana Faraels Worten. Diese Geschichte ging ihm wirklich nahe und er versuchte es auch nicht zu verbergen. Ana nickte kurz, um zu zeigen, dass die den Alfons kannte, dann hielt sie wieder den Atem an. Die Anspannung Faraels war greifbar und Ana wurde bewusst, was für ein großer Vertrauensbeweis es war, dass er dies mit ihr teilte. Dankbar nahm sie den Tee entgegen und hoffte, er würde den bitteren Geschmack aus ihrem Mund verbannen. Sie meinte zu verstehen was Farael beschäftigte. Natürlich trauerte er noch dem dem Tod seiner Leute nach und dem Verlust seines Lagers, doch vor allem machte ihm zu schaffen, dass er aus Rache gehandelt hatte und nun dachte, er sei nicht besser als sie. Ana schluckte und überlegte, was sie am besten sagen konnte, das nach Faraels Ansprache nicht lächerlich klang. Sie legte eine Hand auf seinen Rücken. "Es tut mir sehr leid um deine Männer Farael", begann sie. "Du musst dir keine Vorwürfe machen. Es ist doch nur menschlich", sie zögerte, "oder... albisch, was du empfunden hast, als du diese Männer sahst. Wenn sie eines verdient hatten, dann den Tod. Und wenn einer das Recht hatte, sie zu richten, dann du. Das macht dich trotzdem nicht zu einem der ihren; nicht, solange du ein warmes Herz hast und dir treu bleibst." Ana verstummte und hoffte, die richtigen Worte gefunden zu haben.


    Farael:
    Die Hand auf Faraels Rücken und die Nähe zu Ana machten es ihm möglich, besser zu entspannen und die kümmerlichen Gedanken zu verdauen. Ihre Worte waren dazu noch aufrichtig und ein ebenso ehrlicher Versuch in aufzumuntern. Natürlich nahmen sie ihm nicht den Schmerz den er verspürte oder die Reue, in diesen Kampf gegangen zu sein. Doch sie gaben ihm eine humanistische Denkweise, welche es einfacher machte. „Rache ist etwas, wonach man nie streben sollte. Verbrecher müssen bezahlen, doch nach Vergeltung zu suchen, macht einem selbst zum Verbrecher. Wenn man sich diesem Verlangen hingibt, nährt es das Bedürfnis, statt es wirklich zu stillen. Ich spüre, wie ich es bereue in diesen Kampf gegangen zu sein und doch sehe ich meine Tat, wie du sagtest, als gerechtfertigt.“ Er nahm einen entspannten Schluck seines Tees. „Rache ist wie Alkohol. Übertreibt es mit diesem Gefühl, bereut man es schnell. Doch sobald man wieder nüchtern ist, will man mehr. Das gute Gefühl welches es einem anfangs gibt, ist nichts weiter als eines Illusion, die den eigentlichen Schaden überdeckt.“ Farael erhob seinen Blick und blickte Ana an. Für ihn stand fest, dass er diese Informationen niemals an Ana hätte geben sollen. Die Männer der Schwarzen Kompanie würden alles dafür geben, Farael endgültig tot zu sehen. Und im Umkehrschluss damit auch jeden in seiner Nähe in den Tod reißen. „Danke, dass du mir geholfen hast Ana. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich es ohne dich zurückgeschafft hätte. Deine Fürsorge hat darüber entschieden, dass ich nun weiterleben darf. Doch ich muss ich dich aus Sorge zu seiner Person fragen: Warum warst du so betrunken und vor allem allein unterwegs?“


    Ana:
    "Es ist gut, dass du diese geteilten Gefühle hast", sagte Ana, dann erbleichte sie. Was Farael über Alkohol sagte... es stimmte. In genau diesem Pendel steckte sie schon seit Monaten fest, mal mehr mal weniger schlimm. Wollte er ihr damit gar einen Seitenhieb verpassen? Nein, seine nächsten Worte sprachen eine andere Sprache. Trotzdem nagte es an ihr. "Gerne doch. Das ist doch selbstverständlich, wo du mir so großzügig dein Heim angeboten hast." Bevor sie die weitere Frage beantwortete, hielt sie kurz inne. Was sollte sie sagen? Sollte sie antworten, dass sie eigentlich gar keinen Grund brauchte, sich zu betrinken? Sollte sie sagen, dass es einfach passierte? Und war es denn so? Gab es keinen Grund in ihr, der sie dazu verleitet hatte? "Ich habe keinen Ort zum spielen gefunden", begann sie, doch verstummte wieder. Das war eine lausige Begründung. "Es geschieht immer wieder", sagte sie dann. "dass ich zu viel trinke. Das ist ganz normal und nichts, dass dich zu sorgen braucht, wirklich. Ich komme damit zurecht. Und auch alleine bin ich häufig. Manchmal ist es besser für sich zu sein. Dann ist man selbst wenigstens der einzige, an dem man Schaden anrichtet." Die letzten bitteren Worte waren ihr einfach so heraus gerutscht und sie bereute es sofort.


    Farael:
    Ein spürbares Zögern ließ Ana vor ihrer Antwort halt machen. Hatte Farael einen wunden Punkt getroffen, den er lieber nicht getroffen hätte? Offensichtlich war er bei einer größeren Sachen, wenn es bei ihr um Alkohol geht. Jedoch wollte er sie nicht weiter verschrecken und bohren, was es damit auf sich hatte. Schließlich klangen ihre Antworten vage und kaum wirklich nach etwas Greifbarem. Stattdessen druckste sie herum, doch ihre letzten Worte weckten die Aufmerksamkeit Faraels – und nur noch mehr seine Sorge. Seine Stirn legte sich in Falten, als er Ana betrachtete. Ihm missfielen diese Worte extrem. Er konnte nicht einmal wirklich erklären warum, so war er meist von starken Trinkern und Leuten umgeben, die jeden Tag ihr Lebens auf's Spiel setzten. Doch bei Ana wollte er das nicht hören. Sanft aber bestimmt legte er seine Hand auf ihre Wange und drehte ihren Blick in den seinen. „Versprich mir Ana, dass du das nicht tust. Weder dich auf diese Art zu besaufen wenn niemand da ist, der auf dich Acht gibt, noch dir in irgend einer Weise selbst zu schaden. Das wäre das Letzte, was ich von dir sehen wollte. Bevor du aber denkst, dass ich enttäuscht sei, muss ich das gleich klar stellen. In dir steckt so viel Potential und … „ Farael hielt inne und plötzlich spürte er, wie Hitze in seinen Kopf stieg. „Ich … ähm ...“ Für einen Moment mied er den Blick, ehe er den Mut fasste wieder in Anas Augen zu schauen. „Ich mag dich zu sehr, als dass ich es zulassen könnte, dass dir etwas geschieht.“


    Ana:
    Dass Farael errötete, schmeichelte Ana und verunsicherte sie zugleich. Auch deshalb griff sie zunächst ein anderes Thema auf. "Ich fürchte, das kann ich nicht versprechen," sagte sie und nahm den Worten mit einem Lächeln die Härte, "es gibt da einen Moment, in dem ich entweder aufhöre zur trinken oder richtig in Fahrt komme. Wenn ich diese Grenze überschreite, schaltet sich meine Vernunft aus und überlässt den Rest sich selbst. Da gibt es nur eine Lösung: ich brauche zukünftig einen Aufpasser beim Trinken!" Sie grinste, sah dann aber wie ernst und eindringlich Farael ihr in die Augen blickte und schluckte. "Weißt du", setzte sie an, weil sie spürte, dass sie auf die lieben Worte des Alben reagieren musste, "es gibt nicht viele, die sich darum scheren und diejenigen, die es taten, sind nicht gut damit gefahren." Woher diese bitteren Worte kamen, konnte sie nicht sagen, vielleicht waren es die letzten Überbleibsel des Rausches, das übliche Paket von Selbstzweifeln und Melancholie, das folgte. "Wir kennen uns erst so kurz und... auch ich mag dich sehr gern, Farael. Und deshalb möchte ich nicht, dass du dich zu sehr um mich sorgst, bevor ich dich am Ende auch enttäusche."


    Farael:
    Augenblicklich schwand sowohl die Hitze aus seinem Kopf, als auch das Gefühl der Sorge. Fragend blickte Farael Ana an, dabei senkte er seine Hand und legte sie auf seinem Bein ab. „Ich kann dich verstehen, weißt du?“, antwortete er mit einem schiefen Grinsen. Er richtete seinen Blick auf das Feuer. „Kurz nachdem mein Lager ausradiert wurde, kehrte ich nach Obenza zurück. Die ersten Tage danach waren furchtbar. Alkohol hat mir geholfen. Über ein paar Tage hinweg gab es selten einen Moment, in dem ich nüchtern war. Der Fusel hat geholfen, die Scheiße in meinen Kopf zu betäuben. Doch zeitgleich entzog mir jeder Schluck meinen Verstand, machte mich dem Schmerz gefügig. Als ob er dich zwingt zu trinken, damit du dich selbst zerstörst. Als Strafe für das, was du getan, nicht getan oder verpasst hast. Das war eine beschissene Zeit.“ Farael blickte zu Ana hinauf. „Ich weiß bis heute nicht, wie viele Kinder ich durch diese Zeit in die Welt gesetzt haben könnte. Ich hoffe nicht, dass irgendwann eine Heerschar an Müttern vor meiner Tür steht und Geld verlangt. Zum Glück waren die meistens genau so besoffen wie ich.“ Ein für die Situation völlig unpassendes Lachen entglitt Faraels Kehle. Eine Zeit für die er sich schämte. „Alkohol kann Gift und Heilmittel zugleich sein. Doch wenn es überwiegt, sollte man sich selbst unter Kontrolle bringen – oder sich jemanden anvertrauen der einem dabei hilft. Mir half keiner. Ich habe gerade so die Kurve gekriegt. Dir diese Art der Hilfe zu verwehren, würde mir nie in den Sinn kommen.“ Farael atmete schwer, seine Schulter brannte. Genau wie die Schnittwunde an seinem Bauch. Er musste am nächsten Tag dringend zu einem Heiler. „Jedenfalls“, fing er sich wieder. „Du wirst mich nicht enttäuschen. Wenn ich mich täusche, dann würde ich mich selbst enttäuschen. Das, was hinter deinen Augen verborgen ist, deine Seele, sie kann mich nicht enttäuschen. Ich sah es in deinen Augen.“


    Ana:
    Erneut spürte Ana diesen merkwürdigen Stich, als Farael von seinem Zusammensein mit einer ganzen Reihe von Frauen berichtete. Unbewusst verschränkte sie die Arme vor dem Körper und hörte ihm still zu. "Ich war keine davon", dachte sie bei sich, "an dich könnte ich mich erinnern." Seine Worte waren so wahr wie unangenehm. Ana ertappte sich dabei, dass sie nicht hören wollte, was er sagte. Sie war nicht bereit, damit aufzuhören, das sagte sie sich immer wieder. Die Zeit war nicht gekommen. Vielleicht morgen, vielleicht nächste Woche. Waren das nicht immer ihre eigenen Worte? Momentan gab es nur diese eine Konstante in ihrem Leben. Sie konnte die unbarmherzige Wahrheit nicht ertragen, so gut es Farael auch meinte. Anas Blick lag ohne Fokus auf seiner Brust, während sie mit sich kämpfte. Erst, als der Alb stoppte und sie sein Atmen vernahm, klärte sich ihr Blick und sie löste die Arme aus der Verschränkung. Beinahe hätte sie vergessen, dass Farael schwer verwundet war, doch das Reden strengte ihn offensichtlich an und seine Körperhaltung war ein wenig krumm. Sie hätte ihm Ruhe gewähren sollen und war schon drauf und dran, dies vorzuschlagen. Doch die Neugierde siegte. Ana legte den Kopf leicht schief und sah Farael skeptisch an. "Was hast du dort gesehen?", flüsterte sie.



    Farael:
    „Was ich darin sah?“, stellte Farael als rhetorische Gegenfrage. Die Frage hatte ihn überrascht. Wenn er ehrlich war, hatte er gehofft sie würde diese Art von Frage nicht stellen. Abermals erwiderte Farael den Blick Anas und vergewisserte sich seiner Antwort. Nichts wäre peinlicher oder noch schlimmer, als etwas völlig Falsches zu sagen. Einige Sekunden vergingen, in denen er sich in den Augen der Norkara verlor. Ihr Blick war trotz der Skepsis tief und ihre Persönlichkeit brannte in ihren Pupillen. „Um ehrlich zu sein, kann ich kaum in Worte fassen, was ich darin sah oder in diesem Moment sehe“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Aber ich will es versuchen.“ Eine kurze Pause herrschte. Das Knistern des Raumes war zu hören, genau so wie das Atmen Anas. Aber auch sein eigener Atem. „Doch hinter dieser Fassade steckt mehr als nur eine Säuferin und Piratin. Jedes Mal wenn ich dir in die Augen blicke, erkenne ich die Tiefen deiner Person. Schemenhaft. Du schleppst auch dein Paket mit dir herum. Du verbirgst es. Sehr gut sogar.“ Vorsichtig erhob Farael seine linke Hand und strich mit ihr Ana ein paar wüste Haarsträhnen hinter das Ohr. „Du willst niemanden enttäuschen – erst recht nicht mich. Das bist nicht du. Zumindest bist du das nicht mehr. Das Feuer welches in deinen Augen brennt, spricht eine andere Sprache. Und erzählt die Geschichte eines Konfliktes.“


    Ana:
    Gespannt wartete Ana auf Faraels Antwort. Ihre Brust hob und senkte sich deutlich, denn Herzschlag und Atem waren unwillkürlich stärker geworden. Teils aus Erstaunen, teils aus Aufregung öffneten sich ihre Lippen ein Stück, als er sie berührte. In diesem Augenblick fühlte sie sich Farael sehr nahe und konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl, in dem Versuch, es ohne Zweifel und Furcht zu genießen. "Du beobachtest viel, nicht?", sagte sie leise. "Und du bist aufrichtig und überlegt. Tut mir leid für die unangenehme Frage. Du hast mit Bravour bestanden." Ein herzliches Lächeln spannte sich über ihr Gesicht. "Es gibt Dinge, die ich getan habe und die mich verfolgen. Und am meisten beunruhigt mich, dass ich nichts davon bereue. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich wieder genauso handeln, über dieselben Leichen gehen, nur um einer undefinierbaren Sehnsucht hinterher zu eilen, die ich nicht stillen kann. Deshalb habe ich dieses Paket fest verschnürt. Spuren davon finden sich nur in meinen Liedern." Geistesabwesend glitt ihr Blick zum Lautenkasten. "Und du hast Recht, ich möchte niemanden mehr enttäuschen. Das ist der Grund weswegen ich die Nähe zu anderen meide." Ana stoppte ihren Redeschwall, unsicher, ob sie bereits zu viel gesagt hatte. "Es ist auch gar nicht schlecht, solche Persönlichkeiten in sich zu tragen", wechselte sie ein wenig die Richtung. "Ohne die Piratin wäre ich schon längst nicht mehr am Leben. Die kann man gut gebrauchen." Sie zwinkerte und ihre Augen blitzten. "Und die Säuferin... nun ja. Sie sorgt dafür, dass das verdiente Geld auch wieder ausgegeben wird." Wieder verstummte Ana. Dann legte sie ein wenig schüchtern ihre Hand auf Faraels. "Soll ich dir sagen, was ich in deinen Augen sehe?"


    Farael:
    Ohne zur zögern erwiderte Farael das Lächeln Anas. „Es gibt nichts zu entschuldigen Ana. Du hast recht. In meinen Beruf muss ich aber auch beobachten können. Ansonsten würde ich nicht hier sitzen können. Mit dir. Und mir deine wohl gewählten Worte anhören.“ Innerlich war Farael zufrieden mit sich selbst und der Situation. Die Angst falsch zu liegen, verblasste augenblicklich. Ihm war es wichtig, das Ana ihn nicht für einen großen Idioten hielt. Augenblicklich schoss ihm bei den Gedanken Röte ins Gesicht, die als nächstes von Anas Frage nur noch weiter verstärkt wurde. Er spürte ihre Hand, wie sie sich vorsichtig an die Seine tastete. Doch er konnte es dabei nicht belassen. Ehe er auf die Frage Anas antwortete, umfasste er ihre Hand behutsam und verschränkte die Finger mit ihren. Die Nervosität der Situation schlug durch seinen Körper, als sein Herz schneller schlug und sein Atem unruhiger wurde. Diese einzigartige Nähe die er mit Ana teilte – die sie offensichtlich ablehnte – gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Ein Gefühl der Geborgenheit, welches er seit Langem nicht mehr kannte. Wärme, die seinen Körper durchflutete und jedes seiner Glieder zur Entspannung trieb. „Ich würde sehr gern hören, was du in meinen Augen siehst“, antwortete Farael sanft und blickte Ana aufrichtig in die Augen.


    Ana:
    Ana atmete noch einmal tief durch. Noch immer steckte ihr der Rausch in den Gliedern, auch wenn sie mittlerweile klar denken und sprechen konnte. Ihre Zunge war weiterhin gelockert und sie war wagemutig. "Ich erkenne in deinen Augen, dass du mir die Wahrheit sagst und dass du es ernst meinst und keine Masche abspielst. Du bist ein Lebemann und trägst das Herz auf der Zunge. Jetzt gerade genießt du meine Anwesenheit und könntest dabei beinahe vergessen, dass du zuvor in die Vergangenheit zurück geworfen wurdest, die dir ebenso zusetzt wie mir die meine." Etwas verlegen grinste Ana. Sie hatte Leuten schon öfter gesagt, was sie meinte, dass sie dachten, doch bei Farael war sie das erste Mal nervös gewesen. Dabei hatte sie es ja selbst vorgeschlagen. Ana hatte immer geglaubt, die meisten seien leicht zu durchschauen. Noch nie hatte sie falsch gelegen. Doch nun, in diesem Moment, den sie mit Farael teilte, seine Hand hielt und ihn aufmerksam musterte, wurde ihr schlagartig klar, dass alle anderen Gespräche dieser Art stets im Bett geendet hatten und ihr der jeweilige Gegenspieler vermutlich alles abgenickt hätte, um dies zu erreichen. Bei Farael war das anders. Es blieb Ana nichts, als zu hoffen, dass sie einigermaßen richtig lag.


    Farael:
    Das Rot war an diesem Abend Farael wohl förmlich ins Gesicht gemeißelt. Nicht anders hätte er sich erklären können, dass die Hitze um seinen Kopf stieg und er das Blut förmlich durch seinen Kopf zu rauschen schien. Sein kräftiger Herzschlag und sein nervöses Herumrutschen auf dem Bett machten es schließlich nicht besser. Ein Grinsen breitete sich auf Faraels Lippen aus. Für einen Moment schloss er die Augen, ehe er sanft nickte und Ana wieder anschaute. „Dabei dachte ich, ich wäre schwer zu durchschauen. Ein Mann der Mysterien, der sich in Geheimnisse einhüllen könnte. Doch offensichtlich habe ich mich geirrt. Du liegst richtig. Außer in einem Punkt.“ Herausfordernd blickte Farael Ana an und suchte nach der Panik oder der Scham, die durch diese vage Antwort entstehen könnte. Doch er wollte die Norkara nicht warten lassen. „Ich habe vergessen, dass ich in die Vergangenheit zurückgeworfen wurde. Dies habe ich dir zu verdanken.“ Seine letzten Worte waren kaum geflüstert. Nur ein Hauch, der zwischen ihnen verweilte. Darauf formte Farael das Grinsen zum einem warmen, gar zartem Lächeln. Herausfordernd suchten seine Augen den Blick Anas.


    Ana:
    Beinahe hatte sie damit gerechnet, dass ihre Beobachtungen einen Fehler bargen. Trotzdem hielt Ana die Luft an. Was konnte es sein? Dass er ihre Anwesenheit genoß, war sie sich sicher. Zu ehrlich waren sein Ausdruck und seine Worte. Als er schließlich auflöste, konnte Ana nicht anders, als zu schüchtern zu lächeln. Es war die Sorte, die man versuchte zu verhindern, doch unweigerlich baute sich Spannung in den Lippen auf und zog sie auseinander, sodass man fürchtete, eine Grimasse zu ziehen, wenn man nicht nachgab. "Die wohl durchdachten Worte eines Frauenheldes", sagte sie grinsend. "Dabei habe ich mir heute solche Mühe gegeben, unattraktiv zu wirken." Noch immer hielt sie seine Hand. Die Berührung war mittlerweile kaum spürbar. Erst als sie die Finger ein wenig bewegte, nahm sie seine Wärme wieder wahr. "Wie geht es dir?", fragte sie schließlich.


    Farael:
    Natürlich spürte Farael die Bewegung in seiner Hand, die er instinktiv erwiderte. Dabei begann er sanft mit dem Daumen über die Hand Anas zu streicheln. Eine Bewegung die ihn beruhigte und ihm mehr von der Wärme, die er sich wünschte. Für einen Moment kam es ihn den Sinn, dieser unbändige Drang als Antwort auf Anas Frage ihre Lippen zu schmecken und ihr zu zeigen, wie es ihm ging. Dennoch unterdrückte er dies, zu falsch und zu früh war der Moment, oder? Doch verdrängte er die Frage schnell, Ana wartete auf eine Antwort. „Erst einmal vorweg: Würde ich der typische Frauenheld sein, lägest du bereits flach in meinem Bett und wir hätte einen ganz anderen Spaß. Ein bisschen Alkohol macht dich noch lang nicht unattraktiv.“ Provokativ streckte Farael die Zunge entgegen und zwinkerte ihr schließlich zu. „Jedenfalls geht es mir gut. Die beiden Kratzer sind nichts, worum man sich sorgen müsste.“ Natürlich waren die Wunden ernst zu nehmen und Farael wusste dies auch. Doch Ana sollte sich nicht mehr sorgen, als es nötig war. „Ich habe schon schlimmere Sachen erlitten. Dieses Mal hatte ich jedoch einen Schutzengel in Form einer betrunkenen Norkara, die über die Leichen von drei Söldner stolperte und mich schließlich fand. Apropos betrunken. Du wirkst nüchterner. Wie schaut es denn bei dir aus? Für morgen muss ich dir wohl zum Frühstück einen Tee und Kräuter gegen Kopfschmerzen besorgen.“


    Ana:
    Ana lachte hell auf. "Ich fürchte, da kann ich gar nichts entgegen setzen. Betrunken bin ich besonders leicht zu haben." Scheinbar hatte die lockerere Stimmung ihre draufgängerische Seite endgültig geweckt. Urplötzlich verspürte sie Lust, Farael ein wenig zu necken, auch wenn sie ihm keineswegs abnahm, dass die Verletzungen vernachlässigbar waren. "Du wirst es aber anschauen lassen, oder?", wand sie ein und musste dann erneut lachen. "Also das erklärt natürlich den Zustand der Welt! Wenn so alle Schutzengel aussehen..." Sie drückte Faraels Hand, um ihm zu zeigen, wie froh sie war, dass er wohl zumindest nicht in Lebensgefahr schwebte. "Oh, achso. Ich dachte schon, du möchtest mir etwas Neues zu trinken anbieten, um das zu verhindern. Allerdings muss ich sagen, die Einladung über Nacht zu bleiben, ist auch sehr verlockend." Ana erhob sich und löste den Handgriff, ohne zu wissen, was sie eigentlich vorhatte. "Ich... ich hole etwas Wasser. Brauchst du etwas?", fragte sie unbeholfen im Ton einer Ausrede.


    Farael:
    „So so, leicht zu haben“, merkte Farael an und erwiderte das Necken mit einem Grinsen, kommentierte aber nicht weiter. Zu schmutzig und direkt wäre es geworden, wenn er die Worte ausgesprochen hätte, die sich in seinem Kopf geformt hatten. Besonders bei der Aussicht darauf, wieder die Nacht mit Ana verbringen zu können. „Mach' dir keine Sorgen, ich lasse es anschauen“, beruhigte er sie schließlich. Offensichtlich war er nicht überzeugend genug gewesen, als das er hätte Ana davon bewegen können, dass alles in Ordnung sei. Schließlich schwang die Stimmung noch weiter zur Gelassenheit um und scheinbar hatte Ana den ein oder anderen Kommentar auf den Lippen. „Du, wenn es nach mir ginge, würde ich jede Nacht das Bett mit einer wunderschönen Frau wie dir teilen. Auch wenn das gerade schmierig klang und ich das nicht sagte, um dich herumzukriegen oder zu überreden.“ Schließlich erhob sich Ana vom Bett, ließ dabei Faraels Hand los, deren Wärme er sofort zu vermissen begann. Etwas verwirrt obgleich des seltsamen Tones ihrer Frage, schüttelte Farael sanft mit Kopf. „Nein danke, ich bin erst einmal versorgt. Du wirst mir doch nicht weglaufen, oder?“


    Ana:
    "Jetzt wo du es sagt", überlegte Ana und tat so, als würde sie losstürmen. "Solange das Raubtier angeschlagen ist, habe ich vielleicht eine Chance." Sie zwinkerte und ging wirklich Wasser holen, um nicht unnötigerweise aufgestanden zu sein. Tatsächlich tat die kalte Flüssigkeit ihr auch recht gut, belebte und reinigte sie. Zurück im Raum, setzte sich Ana dieses Mal direkt neben Farael. "Ist es denn nicht so, dass die schönen Frauen sich die Türklinke sozusagen in die Hand geben? Ich meinte so etwas herauszuhören."


    Farael:
    Zu gut verstand Farael die Andeutung Anas. Kurz dachte er darüber nach, aufzuspringen und ihr nachzusetzen, doch seine Verletzungen hätten dies nicht zugelassen. Stattdessen zwinkerte er zurück und wartete ab. Draußen hörte er die Wasserpumpe, wie sich Ana dort frisches Wasser abschöpfte und es hoffentlich genoss. Während dieser Zeit fühlte sich sein Wohnraum so leer an. Etwas, was ihm vorher nie aufgefallen war. Doch mit der Vorstellung, dass Ana öfter ein und aus gehen könnte, verstärkte sich dieses Gefühl wenn sie nicht zugegen war. Ein seltsames Gefühl. Zum Glück wurde es schnell vertrieben, als die Norkara zurückkehrte und es sich neben ihm gemütlich machte. „Höre ich da etwa Eifersucht aus deiner Stimme?“, feixte Farael, als Ana die Frage stellte. „Du magst recht haben, dass hier schon die ein oder andere schöne Frau hinein und wieder hinaus gegangen ist. Jedoch waren sie alle in keinster Weise einzigartig. Keinen von ihnen konnte ich in die Augen blicken und die einmaligen Dinge sehen, die ich in deinem Blick vernommen habe. Du bist nicht irgendeine schöne Frau Ana. Schreibe dir das direkt hinter die Ohren. Du säßest nicht hier, hätte ich das am letzten Abend nicht bemerkt.“


    Ana:
    "Möglicherweise", entgegnete Ana verschmitzt. "Piraten teilen nicht gern, wenn sie einen Schatz gefunden haben." Faraels Worte gingen runter wie Öl. Er mochte sie wirklich und sie wusste das. Und obwohl das und die Tatsache, dass sie ihn ebenfalls mochte, das war, was sie fürchtete, fühlte sie sich zusehends wohler mit der Vorstellung. Farael hatte es geschafft, sie zu beruhigen. Konnte er vielleicht eine neue Konstante in ihrem Leben werden? Ein Rückzugsort und eine schützende Hand, deren Anwesenheit man immer sicher sein konnte, wenn auch manchmal nur im Geiste? "Das heißt doch nicht, dass du dich gleich binden musst", dachte sie. "Geh es doch einfach locker an, dann brauchst du auch keine Angst haben." Ana wusste zu gut, was passierte, wenn man das Raubtier in ihr einsperrte und in Ketten legte. Es währte nicht lange und wenn es frei kam, dann war es nicht zu bändigen. Wenn man seine Stalltüre aber offen ließ und ihm einen Gefährten an die Seite gab, würde es sich möglicherweise zufrieden und friedlich zusammen rollen. Ana ließ den Kopf sachte auf Faraels unverletzte Schulter sinken. "Es ist schon seltsam, dass wir uns begegnet sind, oder? Wie wahrscheinlich ist das schon in so einer großen Stadt? Und dass es erst gestern war, kann ich kaum glauben..."


    Farael:
    Die schmeichelnden Worte Anas waren genug, um Farael ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und das Gefühl der Verbundenheit mit ihr zu stärken. Auch wenn er dies bewusst gar nicht wollte. Eine Bindung die aufgrund Anas Angst beiden schaden konnte. Und er selbst … er selbst war sich nicht ganz sicher, wie er mit diesem Gefühl umgehen sollte. Es wärmte Farael von innen und gab ihm Sicherheit. Doch zu welchem Preis? „Vielleicht hat es Ardemia so gewollt. Wer weiß, was es bringen wird? Offensichtlich nur Gutes.“ Ana durfte auf keinen Fall in diese Sache mit der schwarzen Kompanie hineingezogen werden. Oder generell in sein Handwerk. Farael hätte es sich niemals verzeihen können, wenn ihr aufgrund dessen etwas zustieß. Er lehnte seinen Kopf an Anas Schopf an. Dabei roch er noch immer den Alkohol, doch auch ihren ganz eigenen Duft. Ihr durfte auf keinen Fall etwas zustoßen. Plötzlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Vor einigen Augenblicken hatte er über einen Kuss nachgedacht und jene Gedanken kehrten zurück. Scheiß auf Vernunft und Verstand. Farael hatte die Möglichkeit das Gefühl zu genießen. „Ich werde jetzt etwas machen. Du kannst dir aussuchen, ob du mich dafür schlagen möchtest oder nicht“, flüsterte er. Darauf hob er seinen Kopf an und nahm mit seiner Rechten behutsam Anas Kinn, ehe er seine Lippen zu die Ihren führte. Behutsam berührte er sie und schloss die Augen. So musste sich ein perfekter Moment anfühlen. Es steckten weder Lust noch Leidenschaft in dem Kuss. Mit der Ruhe des Moments zeigte er ihr seine Zuneigung auf besondere Art und Weise.


    Ana:
    Als Ana den Kopf abgelegt hatte, merkte sie erst, dass er noch immer dröhnte und kreiste. Es tat gut, das Gewicht einen Moment lang nicht selbst halten zu müssen. Von den Göttern hielt Ana nichts, Nyel war der einzige, dem sie huldigte und den sie respektierte. Irgendwie fand sie es aber schön, dass Farael der Mutter so verbunden war und ihre
    Begegnung für gottgegeben hielt, deshalb sagte sie nichts. Viel Zeit wäre dazu sowieso nicht gewesen, denn kurz darauf verließen sie alle Worte. Ana küsste nicht oft. Ein Kuss hatte immer etwas Persönliches, etwas Liebevolles bei sich, ganz anders als das bloße Befriedigen ursprünglicher Triebe beim Sex. Nur wenn sie einen Liebhaber oder eine Liebhaberin wirklich mochte oder sich ihm oder ihr in dem Moment sehr nahe fühlte, ließ sie zu, sich auf diese Weise zu vereinen. Deshalb riss sie überrascht die Augen auf, als Farael seine schloss. Die Alarmglocken schrien in ihrem Bewusstsein, doch gleichzeitig breitete sich explosionsartig ein
    elektrisierendes Kribbeln in ihrem Bauch aus und ihr Herz galoppierte. Ana beschloss, auf ihr Gefühl zu hören. War es nicht das ursprünglichste aller Empfindungen? Viel, viel älter, als der Verstand, viel weiser und unvoreingenommener? Langsam schloss sie die Augen und legte Farael eine Hand auf die Wange, um ihn ein wenig fester an sich heranzuziehen.


    Farael:
    Der Moment wurde festgehalten in einem gemeißelten Stück Erinnerung. Das Gefühl, welches Farael durchflutete, war kaum vergleichbar mit Wärme oder Hitze. Es durchzog jede Faser seines Körper, die sich entspannten und zugleich dem liebevollen Kuss hingaben, welchen er mit Ana austauschte. Die Gedanken in Faraels Kopf rasten umher. Sie begannen zwischen gut und böse abzuwägen, doch war das wirklich notwendig? Sein Herz schlug wild und Kribbeln durchzog seine Adern. Normalerweise verspürte er das nicht, wenn er mit jemanden einen Kuss austauschte. War Ana etwa zu nah gekommen? Doch das alles spielte keine Rolle. Willentlich ließ er sich weiter von ihr heranziehen, seine Augen geschlossen und allein auf die Empfindung seiner Lippen konzentriert. Der Atem Anas, der Farael entgegenschlug. Am liebsten wäre er auf Dauer in diesem Moment gefangen geblieben. Dieses unbeschreibliche Gefühl, welches Angst und alte Erinnerungen von Misstrauen hervorrief, aber ebenso beruhigend und liebend war. Dieser Augenblick musste jedoch enden. Farael löste seine Lippen und öffnete die Augen. Erst jetzt spürte er, wie heiß sein Kopf war. Warum fühlte er sich wie ein verdammter Schuljunge? Sein Blick suchte den von Ana, ehe sich ein warmes Lächeln aus seine Lippen legte. Er schwieg und wartete auf eine Antwort Anas. Ob er zu weit gegangen war.


    Ana:
    Viele Gefühle hatte Ana nach dem Kuss erwartet. Verlangen. Begierde. Möglicherweise aber auch ganz anders, Verlegenheit, Unsicherheit, gar ein wenig Scham. Nichts davon hätte sie so erstaunt, wie das, das warm in ihrem Innern verblieb, als sie sich voneinander lösten. Es waren die weichen Kissen der Geborgenheit, in die sich Geist und Körper gleichermaßen sinken ließen und die keinen Platz für Zweifel ließen, alle Gedanken vetrieben und sie voll und ganz umfingen. Sie erwiderte Faraels Lächeln und es war das wirklichste Lächeln, das sie seit langem Zustande gebracht hatte. Tief aus ihrer Seele strahlte es, dankbar für den Moment, den er ihr gerade bereitet hatte. Ana meinte leichte Verunsicherung durch Faraels Augen blitzen zu sehen und fühlte, dass eine Reaktion von ihr erwartet wurde, die über das stumme Lächeln hinaus ging. "Das war unerwartet", sagte sie etwas heiser und räusperte sich unbeholfen, ehe sie weiter sprach. "Und mutig. Es hätte gut sein können, dass ich dir die Lippe rasiere." In einer fließenden Bewegung fischte sie einen der Dolche aus dem Gürtel, ließ ihn um die Hand kreisen und richtete ihn spielerisch auf Faraels Gesicht. "Aber ich mochte es." Der lockeren Art, die sie aufgesetzt hatte, zum Trotz, spürte Ana, wie sie errötete. "Sehr."


    Farael:
    Es war, als ob tausende von Steinen von Faraels Herzen fielen. Zuerst hatte er gedacht, zu weit gegangen zu sein und Ana in diesem Moment zu vertreiben, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Stattdessen erntete er das wärmste Lächeln, welches er seit seiner Mutter bei einer Frau hatte sehen können. Für einen Moment glaubte er, Ardemia persönlich würde ihm zulächeln. Ein seltsames Gefühl, welches jedoch die Wärme gut erklären konnte, die Farael in diesen Moment durchströmte. Und auch wenn Ana es mit ihren Neckereien aufzulockern versuchte, so veränderte sich bei Farael nicht mehr, als das er sich immer sicherer wurde. Zugleich aber auch ängstlicher. Jeden Schritt den er unternahm, barg ein Risiko. Ana es jedoch spüren zu lassen, wollte Farael so gut es geht verhindern. Stattdessen grinste er ihr entgegen und streichelte behutsam ihre Wange, obgleich sie gerade mit einem Dolch vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Mit charmanten Lächeln und hochgezogener Augenbraue erwiderte er schließlich: „Seien wir ehrlich. Als ob du dieses schicke Gesicht verunstalten könntest.“ Er küsste sie nochmals. Zwar kürzer, aber mindestens genau so liebevoll wie auch zuvor. „Deine Lippen schmecken gut“, merkte er schließlich noch mit einem verschmitzten Grinsen an, ehe er sich ganz von Ana löste. Stattdessen erhob er sich noch einmal einen Moment und streckte sich vorsichtig. Dabei machte sich das schmerzhafte Ziehen in seiner Schulter bemerkbar, welches ihn kurz zusammenzucken ließ. „Möchtest du auch noch eine Tasse Tee?“, fragte er, während er die beiden Becher nahm und seinen mit dem heißen Trunk füllte.


    Ana:
    "An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht", dachte Ana. Laut sagte sie: "Wäre auch schade drum", und setzte zu einem erneuten Lächeln an, das von einem kurzen Kuss unterbunden wurde. Misstrauisch, ob der Kommentar ernst gemeint war oder ironisch auf ihren Alkoholkonsum anspielte, sah Ana Farael an und kam zu keiner Lösung. "Sehr gern", antwortete sie stattdessen. Tatsächlich war sie sehr durstig, kein Wunder... Während sie langsam von dem heißen Tee schlürfte, beobachtete sie den Alben weiterhin und versuchte zu verstehen, was all das zu bedeuten hatte. Sie kannte ihn gerade einmal einen Tag lang und schon hatten sie sich geküsst. Hinzu kam, dass, obwohl sie ihn höchst ansprechend fand und gestern ohne Weiteres mit ihm ins Bett gegangen wäre, die Berührung ihrer Lippen kein wildes Verlangen in ihr ausgelöst hatte, sondern diese seltsame Art von Geborgenheit. All dies einzuordnen fiel Ana sehr schwer und sie versuchte sich weiter auf das zu besinnen, was sie sich zuvor schon vorgenommen hatte. Sie musste es einfach geschehen lassen, ganz ohne Zwang und Bedenken. Plötzlich fiel ihr Faraels Brief wieder ein. "Ich wollte mich noch bedanken, für den Brief", sagte sie und ließ außen vor, dass sie ihn nicht selber hatte lesen können. "Wie lief es denn heute morgen? Konntest du etwas erreichen, bevor...", sie zeigte auf seine Verletzung. "Bevor du angegriffen wurdest?"


    Farael:
    Mit Anas Antwort füllte Farael auch ihren Becher und reichte ihr diesen. Die gesamte Zeit spürte er ihren Blick auf sich. Auch als er ihren Blick erwiderte, wich sie nicht aus und schien über etwas nachzudenken. Beobachtete sie ihn etwa? Schätzte sie ihn ein? Mit Sicherheit konnte Farael dies nicht beantworten, doch es störte ihn auch nicht weiter. Vielleicht sah sie sich nicht ganz satt an ihm, was er mit einem inneren Grinsen als äußerst angenehmen Gedanken aufgriff. Schließlich machte er es sich neben ihr wieder gemütlich und hörte ihre Frage, lauschte ihrem Dank. „Ich kann dich schlecht allein lassen, ohne dir ein Wort zu sagen, oder? Ich hoffe, dass du alles gefunden hast, was du brauchtest. Offensichtlich gehören meine Klamotten dazu“, neckte er Ana und streckte ihr die Zunge heraus. Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernster. Die Frage, ob er am Tage etwas erreicht habe, zielte doch auf etwas Größeres ab. „Ich bin noch nicht ganz sicher“, antwortete er. „Zwar habe ich Söldner des Lagers gefunden und mit ihnen auch ein Angebot ausgehandelt. Jedoch kann ich die Typen noch nicht richtig einschätzen.“ Plötzlich schoss Farael in die Höhe und fasste sich an die Stirn. „Mist, ich wollte morgen Mittag mich mit ihnen treffen und ihnen bei der Arbeit helfen. Großartig, das wird jetzt wohl nichts mehr. Dennoch muss ich da morgen hin, um ihnen wenigstens ihre Bezahlung zu geben.“ Die Worte richtete Farael eher an sich selbst, als wirklich an Ana. Doch die Ernüchterung brachte schließlich mehr Entspannung. Was sollte er schon dagegen tun? Tod würden ihm seine Pläne auch nichts mehr bringen. „Jedenfalls sieht es bisher ganz solide aus, aber was daraus wird, steht vollkommen in den Sternen. Was hast du eigentlich getrieben? Außer zu saufen.“


    Ana:
    Ein verschüchtertes Kichern entfuhr Ana. Das geliehene Hemd hatte sie beinahe wieder vergessen. Ob sie ihm sagen sollte, dass sie es nach dem Duschen über den nackten Körper gezogen hatte? Eilig verwarf sie den Gedanken. Hatte sie nicht beschlossen, dass Farael mehr war, als jemand, den man billig verführte? "Hauptsache, du hast Zeit, deine Verletzung anschauen zu lassen", mahnte Ana. Farael ging es nicht so gut, wie er vorgab, das meinte sie ganz deutlich in seinen Bewegungen zu sehen. "Ach", setzte Ana an. "Erst habe ich etwas gegessen. Und dann habe ich eigentlich wirklich nur nach Arbeit gesucht. Nur deshalb bin ich überhaupt in eine Taverne gegangen und dann noch eine und dann noch eine. Ich dachte, ich könnte wieder irgendwo auftreten, doch es gab einfach nichts für mich. Tja und dann hat eines zum anderen geführt." Sie grinste verlegen. Den Rum zum Frühstück ließ sie wissentlich aus. Irgendwie war es ihr auf einmal peinlich, dass sie am hellichten Tag alleine getrunken hatte. "Weißt du", sprach sie eine plötzliche Eingebung aus, "ich könnte dich morgen begleiten und ebenfalls ein bisschen helfen. Vermutlich wird es sowieso eher Aufräumarbeiten geben? Ich meine, als Dankeschön, dass ich die Nächte hier verbringen darf. Was meinst du?"


    Farael:
    „Von Arbeit ins plötzliche Vergnügen. So so. Ein Arbeitstier bist du also nicht“, antwortete Farael breit grinsend. Doch sein Grinsen verschwand im selben Moment, als sie die Frage stellte, ob sie zum Aufräumen mitkommen könne. Mehr als gewollt, stimmte Farael diese Frage Anas nachdenklich. Er wusste nicht zur Gänze warum, doch aus irgend einem Grund hatte er ein wenig Angst Ana in der Nähe von Söldner zu sehen, besonders wenn er sie nicht einschätzen konnte. Nicht das er Ana nicht zutrauen würde, auf sich selbst aufzupassen, doch ausgebildete Söldner, die obendrein bewaffnet sind, können schnell gefährlich werden. „Nunja...“, begann er, kratzte sich dabei im Nacken. „Prinzipiell habe ich nichts dagegen. Doch weiß ich nicht ganz, ob ich dich mit diesen Männern zusammen arbeiten lassen sollte. Versteh' mich nicht falsch. Ich will einfach nur nicht … ähm … das die irgendwas Dummes anstellen. Wenn du aber darauf bestehst, wer bin ich, der dich daran hindert? Ist ja nicht gerade so, als würdest du mir gar nichts zurückgeben.“ Farael zuckte mit den Schultern, wobei sich dabei seine Verletzung mal wieder bemerkbar machte.


    Ana:
    "Hey! Das war Schwerstarbeit", entgegnete Ana schnell, während Farael noch über ihre Frage grübelte. Sie konnte nicht anders, als sich insgeheim darüber zu freuen, dass der Gedanke, sie mitzunehmen, ihm Unbehagen bereitete. "Ich werde mir auch etwas anziehen zum Arbeiten", grinste sie keck. "Und ich habe die hier." Erst jetzt steckte sie den Dolch wieder zu seinem Pendant in den Gürtel. Dann stand sie auf und ging auf Farael zu. "Wenn dort keine Frauen erwünscht sind, verstehe ich das natürlich. Aber nachdem du nicht arbeiten kannst, wäre ein weiteres Paar Hände vielleicht ganz hilfreich? Und du kannst den Kerlen ja sagen, ich gehöre zu dir." Woher das nun wieder gekommen war, wusste sie nicht, als sie ihn gewichtig ansah und ihre Hand sich urplötzlich an seiner Hüfte befand. Schnell zog sie sie zurück, etwas beschämt.


    Farael:
    Mit ihrer kecken und doch zugleich selbstsicheren Art hatte Ana etwas an sich, was Farael überzeugen konnte. Selbst wenn er sich Sorgen machte, vermittelte sie nicht den Eindruck, dass seine Sorgen berechtigt waren. Natürlich waren sie es in gewisser Weise schon, doch Ana sollte ihre Chance bekommen. Als sie sich schließlich erhob und tatsächlich sehr bedeutende Worte zu ihm sprach, wurde Farael völlig überrumpelt. Ob sie die Tiefe und Bedeutung ihrer Worte richtig verstand? Jedoch war es nichts, was er nicht hätte verhindern sollen. Im Gegenteil. Sie schien es zu genießen und ein Blick in ihre Augen verriet ihm die Wichtigkeit, dessen, was sie gesagt hatte. Bevor Farael jedoch zu einer Antwort kam, näherte sie sich ihm. Sein Blick blieb fixiert auf ihre Augen, in denen er Mut zu erkennen glaubte. Dann Wärme an seiner Hüfte. Schließlich erkannte er Röte in ihrem Gesicht. Scham? Nein, das war nicht richtig. „Ich habe dir gestern Abend etwas gesagt Ana“, erwiderte er sanft, als er sich aus seiner Überraschung befreit hatte. „Habe weder Angst, noch schäme dich für das, wonach du dich sehnst.“ Völlig entspannt saß Farael dort, sein Körper locker und aufrichtig. Genau das Gleiche, was er mit seinem Blick auszudrücken versuchte.


    Ana:
    Dies ist nur ein Teil von mir, wollte Ana sagen. Und er ist gefährlich. Doch sie blieb still. Sie hatten das Thema bereits durch. Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, warum sie sich schämte und warum diese Situationen ihr Unbehagen bereiteten. Farael schien sich nach nichts davon zu sehnen und das war Ana nicht gewohnt. Normalerweise war sie diejenige, die gesetzt und ausbalanciert war und beliebig mit dem Begehren ihres Gegenübers spielen konnte. Und wie sie das genoss! Der Gedanke, dass nun Farael auf dieser überlegenen Position saß und es ebenso genoss, dass er sie recht schnell herum kriegen könnte, beschämte sie und verärgerte sie sogar ein wenig. Wieso kam es auch immer wieder in ihr hoch? Wo sie nach dem Kuss doch vollkommen Herrin ihrer Selbst gewesen war? "Sehnst du dich denn nach nichts?" Nach einigem Abwägen stellte sie die ketzerische Frage.


    Farael:
    Für nur einen Moment meinte Farael einen inneren Kampf zu erblicken. Ana schien hin- und hergerissen. Sie zögerte. Die Entscheidung blieb aus. Stattdessen kam eine Frage, mit der selbst Farael nie im Leben gerechnet hätte. „Ähm...“, stammelte er, völlig von der Frage überfahren. Es vergingen einige Sekunden der unangenehmen Stille. Doch wollte Farael das nicht so stehen und erst recht nicht die Frage unbeantwortet lassen. Mit aller Ruhe erhob er sich und stellte sich vor Ana. Etwas schwankte er, sein Zustand war nicht der Beste. Doch das war ihm in diesem Moment egal. „Natürlich tue ich das. Ana, du bist eine wunderschöne und attraktive Frau. Obendrein hast du in deinem Kopf viel mehr Sinn und Bedeutung, als das restliche Weibsvolk dieser Stadt. Ich würde nicht zögern, mit dir zu schlafen. Deine Lippen zu schmecken und deine Haut an meiner zu spüren. Doch weiß ich auch, dass wir mehr als das sind. Viel mehr als pure Lust. Uns verbindet viel mehr. Auch wenn ich die Lust nicht abstreiten könnte, dich an mich zu ziehen. Mir ist jedoch eines wichtig: Das Wissen darum, dass ich mit dir schlafen würde, nicht weil ich einfach nur Lust auf deinen Körper habe – sondern auch deinen Geist spüren möchte. Ich will nicht aus purer Lust handeln – sondern aus Leidenschaft und Zuneigung.“ Woher diese Worte kamen, konnte sich selbst Farael nicht erklären.


    Ana:
    Nervös wartete Ana. Dabei wagte sie erst einmal nicht mehr, Farael anzublicken, aus Angst, sie könnte Wut über die indiskrete Frage in seinem Ausdruck entdecken.
    Erst als er sich vor sie stellte, nahm sie den Kopf hoch und sah ihm ins Gesicht. Ruhig ließ sie ihn aussprechen und sog jedes Wort in sich auf. Was er sagte, weckte erneut ambivalente Gefühle in ihr. Doch hatte sie nicht genau so etwas hören wollen? Langsam stand auch sie auf, dass sie ihm besser in die Augen sehen konnte. Sie wollte ihn Vieles fragen. Ob er das jeder Frau erzählte, wie er das nach so kurzer Zeit wissen konnte und warum er verdammt noch mal immer genau wusste, was er sagen musste, um sie weichzukochen. Doch sie sprach nichts davon aus. Kannte sie die Antwort auf diese Fragen nicht sowieso alle schon? Stattdessen hob sie zögerlich eine Hand und berührte mit den Fingerspitzen die unverletzte Seite seines harten Bauchs. "Schade, dass du verletzt bist", hauchte sie. "Sonst hätten wir testen können, wie es sich anfühlt auf diese Weise zu lieben."


    Farael:
    Das ruhige Schlagen Faraels Herzens wandelte sich in ein unsicheres Galoppieren. Für ihn sind die Dinge wie Misstrauen und Angst in diesem Moment vergessen. Mehr noch, wurden sie ersetzt durch ein warmes Gefühl, welches durch seine Adern strömte und darauf brannte, mit Ana geteilt zu werden. Als Herausforderung und Einladung zugleich verstand Farael Anas Berührung und Worte. „Wir werden noch genug Zeit dafür haben. Wenn der Moment kommt, kannst du mir ja einmal zeigen, wie du es schaffst als Reiterin ein Pferd zu zähmen“, erwiderte Farael zwinkernd. Doch dann entschied er sich, dass die Situation keiner weiteren Worte mehr Bedarf. Behutsam schmiegte Farael seinen Körper an Ana. Sein rechter Arm fasste sie bestimmt, aber liebevoll an der Hüfte. Mit der Linken fasste er ihre Wange und streichelte sie. Er gab sich voll in diese zärtliche Umarmung hin, auch wenn er Ana den nächsten Schritt überlassen wollte.


    Ana:
    Verwegen grinste Ana, als Farael ihre gemeinsame Metapher des letzten Abends wieder aufnahm. Hitze stieg in ihr hoch und sie ließ sich gerne in die Umarmung sinken, obwohl sie Sorge hatte, sie könnte Farael ausversehen an einer verletzten Stelle berühren. Er fühlte sich einfach gut an. Er war ein Stück größer als sie, jedoch nicht zu sehr, sodass sie seine Lippen erreichen konnte ohne sich zu sehr strecken zu müssen. Noch verharrte sie aber mit etwas Abstand und sah ihm in die freundlichen Augen. Ganz deutlich spürte sie die Hand an der Hüfte und ihr Unterleib zog sich automatisch zusammen. Ihre eigene Hand lag noch immer auf seinem Oberkörper und sie tastete sich mit den Finger ein Stück über seine Muskeln. Immer wieder fiel ihr Blick hinab auf seinen Mund und schließlich überbrückte sie das letzte Stück, küsste ihn und griff dabei mit der zweiten Hand in seinen Nacken.


    Farael:
    Ohne zu zögern oder auch nur einen Moment der Reue ließ sich Farael in den Kuss fallen und zeigte Ana, wie sehr er diesen genoss. Für diesen Augenblick schienen sie beide zu einem zu verschmelzen. Weder Lust noch Begierde spielten eine Rolle. Viel mehr das tiefe Gefühl der Zuneigung machte es möglich, dass Farael den Kuss mit geschlossenen Augen genießen konnte. Man könnte meinen, er wäre nichts Besonderes, so hatten sie ihren ersten Kuss bereits ausgetauscht. Doch die Lippen der Norkara zu spüren und auch zu schmecken, stellte ein wahrlich schönes Gefühl dar. Nichts sehnlicher wünschte sich Farael, als das dieser Moment niemals enden würde. Auch sein Körper schmiegte sich mit seiner angeschlagenen Kraft an Anas Leib, um die Nähe zu ihr zu spüren und absolut zu genießen.


    Ana:
    Alle Sinne schärften sich aufs Äußerste und waren gleichwohl besonders empfindlich. Ana nahm Faraels heißen Atem wahr, spürte den warmen Druck seiner Lippen auf den ihren und seiner Hände auf ihrer Hüfte. Sie spürte seinen Bauch an ihren Brüsten und die kräftigen Muskelstränge seines unteren Rückens unter ihrer Hand. Unter seiner Berührung knisterte ihre Haut und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ana gab sich ganz diesem Gefühl hin und kostete gierig von Farael. Warm drang die Wärme seiner Haut durch das Hemd, das sie trug und sie umfasste ihn mit beiden Armen, schob die Hände nach oben auf seine Schulterblätter und drückte ihn sanft an sich heran, um noch tiefer einzutauchen.


    Farael:
    die Welt um Farael verdunkelte sich immer mehr und der einzige Lichtschein war nur seinen Gefühlen des Momentes gewidmet. Die Hingabe, mit der er Anas Lippen kostete, oder aber das enorme Vertrauen, welches er ihr in diesem Moment schenkte. Er spürte jeder ihrer Berührungen mit größter Intensität, wie ihre Hände seinen Rücken hinauf wanderten und sich schließlich auf seinen Schultern ablegten. Dann der Druck, der ihn noch näher an sie heranzog. Es war, als ob es die Welt nicht mehr gäbe. Oder die Welt nur noch aus ihrem Kuss bestünde. Normalerweise hätte er sie bereits genommen und zum Bett geleitet, doch das war anders. Und würde es auch bleiben. Ana war anders. Und hatte eine Behandlung einer Königin würdig verdient. Die Hitze ihres Körpers strahlte auf ihn hinaus und fütterte das warme Kriseln in seinem Bauch. Nichts und niemand hätte ihm diesen Moment nehmen können. Selbst als sie langsam den Kuss lösten, spürte Farael Anas Lippen auf den Seinen, als ob sie noch immer den Geschmack ihres Vertrauensbeweises austauschten. Vorsichtig legte Farael seinen Kopf auf Anas ab, wärmte und umfasste sie, als ob sie der größte Schatz wäre, den er jemals beschützen müsste.

    Ein wenig störte sich Farael an der Selbstgefälligkeit des Halborks. Offensichtlich war dieser von sich sehr überzeugt und war mehr als stolz darauf, wenn ihn jemand hervorhob. Überheblichkeit war der erste Schritt in Übermut. Natürlich sah Farael in dem Mann einen durchaus fähigen Söldner, doch seine Übermaß an Selbstvertrauen konnte ihm schnell ins Kreuz fallen.


    Doch vorerst beließ Farael es dabei und grinste zusichernd, als ob jedem Wort zustimmen würde. Um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen, erwiderte er: „Von dir muss man nicht hören. Man sieht dir dein Geschick an. Drum bin ich auch froh, auf euch drei gestoßen zu sein.“ Bolgur blickte auf und schien sich ein Lächeln abzuringen, während Sodo wohl gerade im Narzissmus baden musste.


    „Gut, wir sehen uns morgen. Bleibt heil. Verletzt nützt ihr mir nichts“, erklärte er und nickte den Männern zum Abschied zu. Noch aus dem Augenwinkel erkannte Farael, wie Bolgur wieder in sein Glas starrte. Etwas schien ihm ganz und gar nicht zu schmecken. Oder abzustoßen. Farael konnte es nicht einordnen. Doch vermutlich hatte er schlichtweg mit seiner Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Ohne sich einen weiteren Gedanken dazu zu machen, steuerte er an den Gästen und der Bedienung der Kneipe vorbei. Dabei fing er sich den ein oder anderen Blick von Männern ein, die wohl mehr als nur eine Art des Kennenlernens mit Farael bevorzugen würden. Zum Glück stand er im nächsten Moment bereits vor der Tür und schnappte die frische Luft. Zumindest so frisch, wie es in Obenza möglich war.

    Abwechselnd schaute Farael zwischen den drei Söldnern hin und her. Er suchte nach einem Funken der Missgunst oder gar der Ablehnung nach den zustimmenden Worten. Doch nichts davon war zu erblicken und in den Gesichtern der Anwesenden zeichnete sich stumme Zustimmung ab. Damit war die Verhandlung entsprechend abgeschlossen. Zugegeben, Farael hätte nicht gedacht diese Söldner für solch eine geringe Summe zu bekommen. Im Normalfall, hätte er ein größeres Budget und eine feste Schar an Söldner, wären die drei mit einem wesentlich höheren Sold herausgegangen. Allerdings mussten sie das nicht unbedingt wissen. Im Gegenteil.


    Stattdessen lächelte Farael so aufrichtig wie nur möglich und nickte dem Halbork zu. „Du bist ein wirklich zäher Verhandlungspartner, da gebe ich dir Recht. Mein Glück, dass ich dich an einem guten Tag erwischt habe.“ Damit erhob sich Farael von seinem Stuhl und streckte sich. „Es geht morgen Mittag los. Wir treffen uns am Söldnerlager. Da bekommt ihr die erste Hälfte eurer Bezahlung. Ob ihr gefundene Wertsachen die ihr aus den Trümmern zieht selbst nehmt oder mir zur Verfügung stellt, ist euch überlassen. Schätzt einfach nur ab, was euch lieber ist. Investition in die Zukunft oder kurzweiliges Vergnügen.“ Die Sache mit dem Stiefelküssen überhörte Farael bewusst. Darauf einzugehen, hätte den kompletten Handel gefährdet.


    Farael bedachte die Truppe schließlich noch mit einem fragenden Blick: „Habt ihr noch irgendwelche Fragen? Ansonsten sehen wir uns morgen.“

    Auf die Antwort des Söldners vor sich, lehnte sich Farael ganz entspannt in seinen Stuhl zurück. Offensichtlich wussten sie, was sie wert waren und wie sie verhandelten. Das musste ihnen Farael lassen und er repsektierte das auch. Was es aber nicht leichter für seine geschundene Brieftasche machte.


    Einen Moment lang ließ er die Stille zwischen ihnen und sich wirken. Er dachte über einen Kompromiss nach. Einen Gegenvorschlag, der ihn nicht in den Ruin treiben und dennoch die Unterstützung dieser Söldner sichern würde. Eigentlich war es vorgesehen, dass sie seine Bezahlung abarbeiten. Nicht, dass er ihnen etwas zahlte, damit sie arbeiteten. Doch Farael wollte nicht so engstirnig sein. Die Männer vor ihn hatten Potential und die Chance verdient. Nach reiflicher Überlegung antwortete er: "Wie ich merke bist du jemand, der gern feilscht und entsprechend seinen eigenen Wert kennt. Doch darfst du eines nicht vergessen: Wir reden nicht von einem Auftrag mit Gefahrenzulage. Ihr werdet nicht kämpfen. Ihr werdet nicht töten. Das Einzige was getan werden muss, ist es aufzuräumen und euch ein neues Zuhause zu beschaffen.


    Mit einer Geste orderte Farael je ein Glas Birnenschnaps für jeden am Tisch, den er natürlich entsprechend bezahlte. "Ich mache mal einen Gegenvorschlag", fuhr er schließlich fort. Wir können gern bei den siebzig Talern pro Kopf bleiben. Davon kauft ihr euch aber selbst Unterkunft und Verpflegung. Im Gegenzug erhaltet ihr die eine Hälfte im Vorraus, die Andere nach getaner Arbeit. Vergesst nicht, dass wir gemeinsam den Grundstein für etwas Neues legen können. Ein neues Zuhause und eine neue Arbeit für euch.

    Mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete Farael den Troll und Wortführer der kleinen Truppe. Er schien ihn misszuverstehen. Offen gestanden hat sich Farael wohl zu flach und zurückhaltend ausgerdrückt. Etwas, was er sofort zu beheben gedachte. "Nein, nein. Ich drückte mich falsch aus. Der Auftrag kam von eurem Lager bevor es abgefackelt wurde. Ich hab diesen Auftrag erledigt und will das Geld dafür sehen. Mir ist's egal von wem es stammt, Hauptsache ich werde dafür entlohnt. Mit ein paar schlecht ausgebildeten Banditen komme ich auch allein klar."


    Das Murren und Meckern des anderen Söldners musste Farael mit einem Grinsen quittieren. Die Zeit mit dem er mit der Gruppe sich unterhalten hatte, meckerte er nur über die kleinsten Dinge herum. Das er dachte, Farael wolle sie angraben, ist eine unterhaltsame Sache und für einen Moment überlegte Farael, ob er das nicht wirklich tun sollte. Schnell verwarf er den Gedanken wieder. So würde das Gespräch zu unseriös wirken und besonders bei der Verhandlung kontraproduktiv sein.


    Just in diesem Moment kam Farael ein anderer Gedanke. Das Gespräch mit Ana kam ihm wieder in den Sinn. Ihre Frage, was seine Ziele für die Welt wären. Seine Antwort war das Gründen eines erfolgreichen Söldnerlagers. Ein neuer Versuch, zudem die Wiedergutmachung für seine alten Fehler. "Obwohl, ich hätte noch eine andere Idee. Ihr seid Profis sagt ihr? Dann kennt ihr euch sicher im Geschäft aus und offensichtlich seid ihr auch knapp bei Kasse. Eure Schwerter als Bezahlung zu nehmen wäre Verschwendung", erklärte Farael und beugte sich ein Stück vor. Dabei wanderte eine weitere Portion des Schnapses in seine Kehle. "Ihr seid sicherlich an Arbeit interessiert und vielleicht kann man sich einigen. Das Söldnerlager nahe Shohiro gibt es nicht mehr. Schon lang nicht." Bulgor nickte, der Blick im Glas versenkt. "Ihr arbeitet die Schulden ab, müsst nichts bezahlen. Im Gegenzug will ich alles über das abgefackelte Söldnerlager wissen. Und wie es gelaufen ist. So wie ob es die Möglichkeit gibt, es wieder aufzubauen. Wenn ja, brauche ich Männer um dort aufzuräumen."

    Natürlich nahm Farael die Hände von seiner Waffe und setzte sich auf dem von ihm dargebotenen Stuhl. Bedacht und mit hoher Achtsamkeit zugleich schaute er die Gruppe an, konzentrierte sich darauf Gebahren und Mimik seiner Gegenüber genau zu beobachten. Es würde eine Verhandlung anstehen, mit großer Sicherheit. Und wie es schien, waren die Jungs vor ihm nicht der übliche Geist eines rauen Söldners, den man sonst in den untersten Rängen fand. Im Gegenteil. Farael war überrascht - positiv.


    Nun etwas entspannter lehnte sich Farael in seinen Stuhl zurück. "Okay. Offensichtlich seid ihr nicht die Art von Söldner, die es auf die harte Tour braucht. Ist schon einmal ein Anfang", sprach er schließlich seine Gedanken aus. Behutsam reichte er dem Troll den Auftrag für das Töten von ein paar Banditen und die versprochene Belohnung von 200 Handelstalern. Gleichzeitig musterte er den Norkara, der mit am Tisch saß und die gesamte Zeit Farael anschaute. "Ist irgendwas?", fragte Farael ruppig, jedoch nicht feindselig.


    Nach einem kurzen Zögern schüttelte er den Kopf, sog dann aber Luft ein und sprach: "Du bist doch Farael Dornenwind, oder? Also DER Farael Dornenwind. Du hast doch den Außenposten nahe Shohiro angeführt. Klar, ich kenne dich! Ich habe unter dir gedient!" Na toll. Entweder ein Bewunderer oder jemand der Farael die Schuld für das Ganze geben wollte.


    "Ja, mag sein. Lang' her. Ich meinte dein Gesicht irgendwo schon einmal gesehen zu haben, jetzt weiß ich auch woher. Hast du ein Problem damit?", entgegnete Farael trocken.


    "Nein! Gar nich'! Ich dachte nur du wärst, naja, tot. Hab' gehört, dass du möglichst einigen Kameraden das Leben gerettet haben sollst." Offensichtlich haben sich Faraels "Heldentaten" unter den Überlebenden herumgesprochen. Die Wahrheit war wesentlich ernüchternder und die Zahl der Toten so immens, dass die Stimmen der Lebenden mit Leichtigkeit verstummten.


    Sachte schüttelte Farael mit dem Kopf und blickte Bolgur entgegen. "Dafür bin ich nicht hier. Um über alte Zeiten zu reden. Oder über das was passiert ist. Sondern deswegen." Eindringlich tippte Farael auf den Zettel, genauer auf die versprochene Summe. Der Norkara hingegen schaute betreten ins Glas. Sein Großes Vorbild war vermutlich doch nicht so toll. Sei's drum.


    "Also, wo waren wir?", orientierte sich Farael erneut und goss sich dabei ein Glas der Weißweinschorle hinter die Binde. "Ach ja. Also, ich sitze. Und bin ganz Ohr. Und nur um das klar zu stellen. Ich habe die gesamte Stadt auf den Kopf gestellt, um Leute wie euch zu finden. Nicht weil ich Spaß an der Kneipe hier habe." Farael gruselte es bei dem Gedanken, hier von einem Mann angemacht zu werden.