Farael:
Der Tag hätte nicht besser beginnen können. Durch Faraels Geschick in der Verhandlung sowie der Bereitwilligkeit der Söldnergruppe haben sie einen gemeinsamen Nenner finden und auf eine für alle Seiten gute Lösung kommen können. Mehr kann man nicht wollen, zu mal für Farael ein neues Kapitel ansteht. Mit der Zusage der Söldner konnte sich schon bald einer seiner Träume erneut erfüllen und er der Kommandant einer eigenen Garnison von Söldner werden. Doch musste er auf dem Boden bleiben, letztendlich galt es, die Treue mit Vorsicht zu genießen und die ersten Fundamente zu legen. Ohne diese würden seine Pläne im Keim erstickt werden, ohne dass er eine Chance der Umsetzung gehabt haben könnte.
Dennoch hatte der erfolgreiche Start in den Tag einen spürbaren Einfluss auf ihn. Seit langem wieder sah er die Straßen Obenzas nicht vor Schmutz starren, sondern als eine Möglichkeit für seine persönlichen Ziele. Dinge die er hat lange zurückstellen müssen, da er keine Möglichkeit gehabt hatte oder aber seine Schuldgefühle die alten Erinnerungen hochkochen ließen. Mit aller Kraft wehrte Farael sich dagegen. Von diesen Gedanken wollte er sich den Tag nicht versauen lassen.
Seine ersten Gedanken galten jedoch nicht dem weiteren Planen und Taktieren. Stattdessen musste er wie ein normaler Bürger dieser Stadt wieder einkaufen. Lebensmittel besorgen, lagern und die Vorräte Zuhause aufstocken. Besonders von dem Tee, welchen er am Abend zuvor mit Ana genossen hatte, müsste er sich mehr besorgen. Im gleichen Moment erschien ihm die Norkara vor dem inneren Auge. Eine junge Frau. Bildhübsch. Viel Potential. Augenblicklich breitete sich eine Wärme in seinem Körper aus, die er nicht ganz zu begreifen vermochte. Sie hatte ihre Reize, die weit über eine Körperlichkeit hinaus gingen.
Sofort schlug er sich das Bild aus dem Kopf. Farael durfte nicht zu nachgiebig werden. Etwas in seinem Inneren riet zur Vorsicht, auch wenn ein anderer Teil sagte, dass er sie nicht vergraulen und besser annehmen sollte. Man konnte in diesen Zeiten niemanden trauen und doch verspürte er ihr gegenüber ein tiefgreifendes Interesse und Vertrauen. Es spiegelt sich nicht mit seinen Erfahrungen, dass er das bei einem Menschen in dieser gottverlassenen Stadt tun konnte.
Schnell widmete sich Farael den wesentlichen Dingen, die anstanden. Zu wenig Zeit hatte der Tag. Die Sonne hatte bereits ihren Höhepunkt erreicht und es ging auf den Nachmittag zu. Also verschlug es ihn auf den Marktplatz. Der Ort, an dem Händler ihre Waren zu überteuerten Preisen feilboten, Kinder die findigsten Taschendiebe waren und Halsabschneider einem das Geld abknöpften. Zu Faraels Glück wirkte er nicht wie jemand, mit dem man es sich verscherzen sollte. Das brachte ihm so einige respektvolle Blicke und kleinlaute Worte ein.
Mit einem vollen Korb bestehend aus Trockenfleisch, Teemischung, Milch und Honig, dazu noch ein Laib Brot, machte sich Farael auf den Weg nach Hause. Sein Spaziergang über den Markt und das ruhige Stöbern hatten ihn den gesamten Nachtmittag gekostet. Zudem hatte eine äußerst teure Flasche Wein, Cognac und noch einen Whiskey dazu. Lang hatte sich Farael diese Dinge nicht mehr gegönnt. Wenn, war es nur ein Glas, aber nie mehr. Allerdings hatte das auch sein Erspartes stark angegriffen und selbst wenn er noch Rücklagen hatte, er brauchte dringend wieder ein Einkommen.
Zuhause angekommen, fühlte Farael eine Leere, als er sein Haus betrat. Das Bett war noch immer zerwühlt und der Duft Anas hing in der Luft. In gewisser Hinsicht fehlte sie, auch wenn sie hier nicht wohnte oder regulär zu Gast war. Beim Einräumen der Lebensmittel fiel ihm auf, dass jemand in seiner Kommode gewühlt hatte. Sie war nicht richtig verschlossen, wobei er sich absolut sicher war, diese entsprechend geschlossen zu haben. Ein Blick hinein offenbarte auch sogleich, dass eines seiner Hemden fehlte. Kein großer Verlust und zugegeben eine doch etwas niedliche Geste von einer Frau, die gern die Zügel in der Hand hielt. Mit einem Grinsen verschloss Farael die Kommode schließlich ganz und widmete sich seinem Heim. Hier und dort Aufräumen, schmutzige Kleidung reinigen und ein Gebet für Ardemia. Mehr brauchte es nicht, da war es schon dunkel draußen und die Straßen Obenzas tauchten sich in das Licht der Straßenlaternen.
Jedoch war dies für Farael keinerlei Grund, drinnen zu versauern und den Abend daheim zu verbringen. Im Gegenteil. Die Suche nach angenehmer Gesellschaft oder vielleicht der wilden Nacht mit einer Frau, die ihres Schicksals noch gar nicht bewusst war, trieb ihn hinaus auf die Straßen. Um diese Zeit war das Gesocks der Unterwelt besonders aktiv. Diebe, Mörder, Vergewaltiger trieben zu diesen Zeiten ihr Unwesen. Keine schöne Zeit um herauszugehen, sofern man nicht zu ihnen gehörte. Doch Farael störte sich nicht daran. Im Gegenteil. Leute dieser Kategorie die er erblickte, wurden von ihm zurecht gestutzt, wenn es sein Eingreifen erforderte. Fast jeder in Obenza konnte sich auf vielschichtige Art und Weise verteidigen – aber ebenso Schaden zufügen.
Auf jeden Fall setzte Farael sein Ziel auf das Gasthaus „Alter Alfons“. Ein durchaus angenehmes Lokal, in welchen Mann jedem Bedürfnis frönen konnte, wenn es einem danach beliebte. Meist waren dort gute Musik und vorzügliches Essen an der Tagesordnung, mit welchen die Gäste stets bei Laune gehalten wurden. So auch Farael, der trotz des hohen Preises in dem Lokal gern ein und aus ging. Der Wirt kannte ihn mittlerweile gut und zahlte auch gut für frisches Fleisch oder Felle.
Plötzlich fielen Farael allerdings drei Männer auf, als er durch den Rotlichtbezirk lief, um zum Hafenviertel zu gelangen. Sie standen in einer Seitengasse, offensichtlich angetrunken. Sie reichten eine Flasche herum. Sie nahmen abwechselnd einen Schluck daraus, unterhielten sich lautstark und freuten sich über ihren Feierabend. Nichts Ungewöhnliches in diesem Bezirk und erst recht nicht in der Stadt. Doch die Männer sahen nicht gewöhnlich aus. Ihre Rüstungen waren schwarz wie die Nacht. Augenscheinlich aus Leder geformt. An ihren Seiten hingen beachtliche Langschwerter, die jedoch nicht wie gewöhnlich in Scheiden steckten, sondern nur über einen Riemen an ihren Gürtel befestigt waren. Sie spiegelten das Licht der Straße wieder.
Diese Aufmachung und Ausrüstung. Farael hatte sie schon einmal gesehen. Er war sich nicht ganz sicher. Bilder vor seinem inneren Auge tauchten auf. Der Außenposten nahe Shohiro. Seine Männer. Und dann die Angreifer. In schwarzen Rüstungen gehüllt. Stolz hatten sie gerufen: „Für die schwarze Kompanie!“ Nach diesem Ruf hatten sie seine Söldner wie Vieh abgeschlachtet. Faraels Soldaten in den Boden übermannt und in den Boden getreten. Es floss viel Blut. Schreie ertönten. Flammen verzehrten die Bauten.
„Hey du Wichser, was glotzt du so?!“, brüllte plötzlich einer der Männer zu Farael, der so aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie er diese Männer angestarrt hatte. Doch es hatte gereicht, um sich zu vergewissern. Söldner der schwarzen Kompanie. Jene Männer, die die Träume Faraels in einem Blutbad ertränkt hatten. Faraels Herz schlug plötzlich wild. „Scheiße, ich glaub' der ist taub. Zu viel gesoffen oder warum so mutig?“, ertönte es wieder. Die Söldner kamen näher.
Farael spannte sich an. Seine rechte Hand legte sich auf seinen Schwertknauf. Die Söldner taten es ihm gleich. Personen die du dich die Straßen torkelten, machten einen Bogen um die Szene. „Moment, ich kenne dich doch“, stellte einer der Söldner fest, kurz bevor sie vor Farael zum Stillstand kamen. In der Luft lag Hitze. Sie blickten ihn an. Ihr Frontmann riss die Augen auf. „Es ist der beschissene Anführer!“, brüllte er auf. Ein metallisches Reiben, gefolgt von einem Surren durch die Luft.
Blut spritzte Farael entgegen, als seine Klinge den Hals des Söldners vor sich durchtrennte. Die anderen Beiden schrien auf. Der Kopf ihres Kameraden flog davon, sein Körper sackte zusammen. Sie zogen ihre Schwerter. „Dafür wirst du bezahlen!“, schrie einer. Er nahm seine Kampfstellung ein. Der Andere tat es ihm gleich und darauf war Farael vorbereitet.
Er ließ seine Gegner nicht zu einem Schlag ansetzen. Mit einem Satz sprang er nach vorn. Sein Schwert von unten geführt, traf die Klinge auf das Stahl seines Gegners. Er drückte Faraels Waffe nach unten weg. Farael konterte mit einem Tritt aus einer halben Umdrehung. Der Söldner wankte zurück. Sein Kumpane holte aus und Farael sah es im letzten Moment, die Klinge traf jedoch ins Ziel. Farael spürte, wie eine Klinge den Stoff seiner Rüstung zerschnitt und durch sein Fleisch ging. Doch Schmerz war nicht zu spüren – nur Kälte und unsäglicher Hass.
Farael machte einen Satz nach hinten, entging dem darauffolgenden Angriff von vorn. Der Zweite wollte nachsetzen. Der Klinge entging er mit einem Seitenschritt. Schnell preschte Farael hervor, rammte dem Kontrahenten den Ellenbogen ins Gesicht. Sofort schrie er auf, doch hatte keine Chance zur Erholung. Farael drehte sich, schwang seine Klinge und durchschnitt die Wade des Mannes. Augenblicklich fiel er unter einem schmerzerfüllten Schrei nach hinten weg. Da kam der zweite Feind. Sein Schlag war ein hoher Schwung von rechts. Farael duckte sich und sprang aus der Hocke seinem gegenüber entgegen. Mit seiner Kraft riss er den Mann zu Boden. Er verpasste ihm eine Kopfnuss. Ein lautes Knacken ertönte. Der Mann schrie. Seine Nase war schief.
Farael rollte sich von dem armen Geschöpf herunter, das völlig benommen am Boden wimmerte. Zu spät bemerkte er die herannahende Klinge, die vom Anderen geführt wurde. Kalter Stahl drang über seiner Brust ein. Heißer Schmerz durchzuckte seinen Körper. Sein Gegenüber grinste siegessicher. Dann kam jedoch pures Entsetzen zum Vorschein, als Faraels unter lautem Aufschrei sich auf die Klinge zog und sein eigenes Schwert durch den Magen des Mannes trieb. Blutiges Röcheln ertönte. Der Mann spuckte Blut, keuchte und sackte zusammen. Sein Schwert noch immer in Faraels Schulter steckend.
Dieser griff nun mit seiner Linken an dessen Klinge und zog es sich langsam heraus. Sein kompletter Körper verkrampfte. Farael presste die Zähne aufeinander und stöhnte. Für Farael verging eine gequälte Ewigkeit, ehe das Schwert seinen Körper verließ und klirrend zu Boden fiel. Hinter ihm wimmerte es. Sein Atem ging schwer, als er sich umdrehte. Der letzte Überlebende krümmte sich auf dem Boden, noch immer hielt er seine gebrochene Nase und wimmerte. Farael schritt auf ihn zu, seine Hand verkrampft um den Griff seines Schwertes. Der Blick des verwunderten ging nach oben, seine Augen voller Angst und Schmerz. „Bitte … bitte nicht ...“, wimmerte er. Doch so wie diese Männer keine Gnaden bei Faraels Söldner gekannt hatten, kannte Farael keine Gnade mit ihnen. Er nahm sein Schwert in beide Hände, hob es über den sich zu seinen Füßen krümmenden Körper und trieb es durch den Leib. Ein weiterer Schrei ertönte. Dann Stille.
Langsam taumelte Farael zurück, sein Körper erhitzt von dem Kampf und völlig erschöpft. Sein Rücken gelangte schließlich an eine Wand, an der er sich im nächsten Moment sinken ließ. Sein Schwert lehnte er gegen die Wand, ehe er an sich herunter blickte. Zwei klaffende Wunden zeichneten seinen Oberkörper. Eine Wunde die an seinem Bauch entlanglief, zum Glück nur oberflächlich. Dann ein klaffendes Loch in seiner Schulter. Der Großteil des Schadens wurde durch seine Rüstung verhindert, doch waren die Verletzungen mehr als bloße Kratzer.
Das Adrenalin des Kampfes ließ nach, worauf Schmerz seinen Körper durchzuckte. Mit der Linken presste er auf die Wunde in seiner Schulter, während die Rechte nach seinem Flachmann griff. Nach mehreren ungelenken Versuchte schaffte er es, den Flachmann aus seiner Tasche zu befreien. Kaum aufgeschraubt, nahm er einen tiefen Schluck des Schwarzgebrannten, der brennend seine Kehle hinunterkroch. Tief atmete Farael darauf durch, seine Hände zitterten, als er das metallene Gefäß über seine Bauchwunde hielt und schließlich darüber kippte. Sein kompletter Körper verkrampfte, er gab einen unterdrückten Schrei von sich. Einige Sekunden vergingen, dann entspannte er. Die Wunde pochte. Schließlich das Gleiche Spiel bei seiner Schulterwunde.
Als nächstes stellte Farael den Flachmann beiseite, nahm eine Bandage aus seiner Tasche und presste sie gegen seine Schulterwunde. Scharf sog er die Luft dabei ein, je fester er drückte. Farael lehnte seinen Kopf gegen die Wand hinter sich. Rache ist nicht süß. Rache ist ein unbändiger Durst, der umso durstiger macht, je mehr man sich ihm hingibt. Und doch sitzt er hier und hat diese Männer aus purem Hass getötet. Abgeschlachtet, wie sie es einst mit seinen Männern getan hatten.
Ana:
Ana torkelte durch den Rotlichtbezirk. Arbeit hatte sie zwar keine gefunden, dafür aber mittlerweile die ganze Flasche Rum vernichtet oder vielleicht verloren, jedenfalls war sie nicht länger in ihrem Besitz. Die bittere Erkenntnis, dass sie den tollen Verdienst von vorgestern komplett verprasst hatte, drang nur vage durch den dichten Nebel des Rausches in ihren Verstand vor und würde erst am nächsten Morgen in voller Gänze zuschlagen. So schnell schlug man nach einem Höhenflug wieder hart auf Obenzas schmutzigem Pflaster auf, dachte sie abwesend und stieß gegen eine Hauswand. Sie hatte gehofft im Alten Alfons spielen zu können, doch der Wirt hatte für den Abend bereits Programm und auch all die anderen Tavernen und Spelunken, die sie aufgesucht hatte, waren entweder schon versorgt oder wünschten keine musikalische Unterhaltung für ihr Publikum. Im letzten Gasthaus war sie schließlich einfach sitzen geblieben und hatte ein paar Bier gekippt, da sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte. "Geh zu Farael", hatte ein Teil von ihr mehrfach gedrängt, doch Ana wollte nicht, dass er sie so sah, wollte nicht wie eine Bedürftige um Hilfe bitten. Dann aber war ihr der Brief eingefallen und sie hatte ihn aus der Tasche gefummelt. Sie hatte den Wirt heran gewunken, doch der hatte nur heiser gelacht. "Ich kann doch nicht lesen, dummes Ding! Aber Erna kann es. ERNA!" Laut hatte er den Namen seiner Frau in Richtung Küche gebrüllt, die darauf hin den geröteten Kopf hinaus gestreckt hatte. "Was plerrst du denn so? Ich bin doch nicht taub!" Der Wirt Bruno hatte mit einem Seitenblick zu Ana verlegen gegrinst. Sie kannte die beiden schon länger und kam häufig hierher. "Kannst du Ana das hier vorlesen, Schatz?", sagte er leiser, wobei er das "Schatz" besonders betont und Erna daraufhin mit den Augen gerollt hatte. Sie hatte sich die Hände an der Schürze sauber gewischt und nach dem Pergament gegriffen. "Oh! So, so!" Sie hatte Ana verwegen zugezwinkert, die überhaupt nicht verstanden hatte, was los war. "Ein neuer Liebhaber, Kind?" "Wasss?", hatte sie gelallt. "Wasss scheht da?" Erna hatte vorgelesen und Anas Augen sich geweitet. "Oh", hatte sie nur gesagt und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass sie nicht eher an den Brief gedacht hatte. Anstelle sich wieder den Verstand wegzusaufen, hätte sie Farael irgendeine Freude bereiten und auf ihn warten können, denn offensichtlich war sie mehr als willkommen bei ihm. "Wer ist der Glückliche?", hatte Erna neugierig gefragt, doch Ana war schon von ihrem Barhocker gerutscht gewesen. "Annermal", hatte sie gemurmelt und war in die Kühle der Nacht gestolpert.
Nun war sie hier, noch immer ziellos. Die Straßen waren belebt und Ana wurde angerempelt und beschimpft, doch sie ging immer weiter und es war mehr Glück als Verstand, das keiner sie einfach entführte. So konnte sie auf keinen Fall zu Farael gehen. Sie stank nach Schnaps und fremdem Schweiß aus überfüllten Kneipen und sein Hemd war versaut von Bier und anderen Gesöffen. Vielleicht sollte sie es einfach machen wie der Typ ein Stück weiter vorne, sich an Ort und Stelle niederlassen und warten, bis der Rausch nachließ oder sie soweit ummantelte, dass sie einschlief. Die Passanten machten einen großen Bogen um ihn und wenn sie Glück hatte, würde das bei ihr ähnlich sein und es würde sie schon einmal niemand vergewaltigen. Als sie näher kam, bemerkte sie trotz ihres verklärten Blickes, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte. Der Mann war nicht alleine. Drei regungslose Körper lagen um ihn herum und er hatte den Kopf angestrengt nach hinten an die Wand gedrückt und fasste sich an die Schulter. Das schummrige Licht war gerade hell genug, dass Ana die Farbe der Flüssigkeit auf seinen Fingern deuten konnte. Rot. Ihre trüben Augen bewegten sich wieder zu seinem Gesicht. Verletzte und tote Männer gehörten in Obenzas Straßen fast schon zum Mobiliar, doch es war etwas anderes, dass ihr Herz plötzlich wild klopfen ließ - es war Erkennen. Abrupt blieb Ana stehen. Sie rieb sich die Augen, doch als sie wieder hinsah, hatte sich an dem Bild nichts geändert. Farael... Zögerlich ging sie weiter auf ihn zu, obwohl sie nicht den blassesten Schimmer hatte, was sie tun sollte.
Farael:
Mit geschlossenen Augen verharrte Farael an Ort und Stelle. Er musste unter allen Umständen ruhig bleiben und die Blutung stoppen. Der Schmerz der seinen Körper durchzog, war nur noch pochend und zu kontrollieren. Doch er musste dringend die Wunden richtig verbinden und sich ausruhen. Das ging schlecht, wenn er liegen bleib und die Stadtwache bald anrückte – oder Verstärkung der schwarzen Kompanie.
Plötzlich hörte Farael taumelnde Schritte, die auf ihn zukamen. Er öffnete seine Augen und blickte in ein bekanntes aber völlig verwahrlostes Gesicht. Ohne Probleme erkannte er Ana, welche offensichtlich mehr als besoffen war. „Was machst du hier Ana?“, sagte er, dabei musste er kurz aufstöhnen. Sie war völlig betrunken und stank selbst auf diese wenigen Meter die sie von ihm weg war fürchterlich nach Alkohol. Das Hemd welches sie trug, kam ihm sehr bekannt vor, mit der Ausnahme, dass es völlig verklebt und schmutzig schien. Zumindest wusste er, wo es abgeblieben war.
Farael griff nach seinem Flachmann und verstaute ihn wieder in seiner Tasche. Mit der Linken presste er weiter auf die tiefe Wunde, während er sich schließlich mit Hilfe seiner rechten Hand aufraffte. Sein Stand war etwas wacklig, dennoch konnte er sich oben halten. Er verstaute sein Schwert zurück in die Scheide und betrachtete die immer noch auf ihn zutaumelnde Ana. „Du bist völlig besoffen Ana. Was hast du getrieben?“ Im selben Moment wurde ihm die Ironie dieser Frage bewusst, so stand er doch selbst wie ein Schwein blutend vor Ana, das Ganze zwischen übel zugerichteten Leichen.
Ana:
Farael erkannte sie, bevor sie zu ihm aufgeschlossen hatte und mühevoll hievte er sich auf die Beine. "War was trinken", sagte Ana kleinlaut und nahm die Hände vor den Körper, um möglichst viel von dem dreckigen Hemd zu verdecken. Nun konnte sie das volle Ausmaß dessen erkennen, was sich hier abgespielt haben musste. Die drei Männer, die ihrer Rüstungen zufolge offensichtlich irgendeiner Organisation angehörten, lagen in den Lachen ihres eigenen Blutes und hatten alle mehr als eine Wunde an ihrem Körper. Hatte Farael ganz alleine gegen diese Typen gekämpft und vor allem: warum? Ana streckte eine Hand nach dem Alben aus, um ihn zu stützen, verlor dabei aber selbst das Gleichgewicht und musste sich an der Wand festhalten. "Schuldigung", sagte sie und ärgerte sich mehr denn je, dass sie so viel getrunken hatte. Zwar hatte der Schock ihren Geist schon ein wenig geklärt, doch noch immer saß der Alkohol schwer auf ihrer Zunge und in ihrem Blick. "Du bist verletzt", sagte sie unnötigerweise. "Wassis passiert? Ist es schlimm?" Erneut reckte sie eine Hand nach Farael. Unklar war allerdings wer hier wen stabilisieren musste.
Farael:
Da Farael es vorzog, lieber das Weite zu suchen bevor noch mehr Leute kamen, musste er handeln. Zumal wollte er Ana nicht in der Nähe der Leichen und des Geschehens wissen. Sie sollte nicht in diese Sachen hineingezogen werden. Das war allein die Last, die Farael zu tragen hatte. Das sie jedoch betrunken war, machte den Weg zu seinem sicheren Ort ungemein schwer. „Kein Grund dich zu entschuldigen. Wir sollten hier wegkommen“, erklärte er ihr ruhig und leise. Sie schien zumindest zurechnungsfähig zu sein und allein durch das Bild ein wenig geklärter, als noch vor dem Eintreten in die Gasse.
„Pass auf, wir müssen hier weg. Wir können beide nicht sonderlich gerade laufen, also müssen wir uns gegenseitig stützen.“ Damit nahm er auch schon ihre Hand und führte Ana langsam an seine rechte Seite. Er hatte keine andere Wahl, als sich eng an sie zu schmiegen. Mit seiner Rechten umfasste er ihre Taille, damit er sie stütze, während er ein Stück seines Körpergewichtes auf ihren Oberkörper auslastete. „Mach' dir um mich keine Sorgen. Ich komme klar. Eine Nacht Ruhe sollte das wieder gerade biegen. Und was hier passiert ist – vergesse es schnell wieder. Es zu wissen bringt dich nur in Schwierigkeiten.“ Mit diesen Worten marschierte Farael mit Ana bereits in die andere Richtung der Gasse. Es würde ein langer Weg werden.
Ana:
"Was", setzte Ana an, da zog Farael sie auch schon an sich. Wie ferngesteuert setzte sie einen Fuß vor den anderen und versuchte irgendwie zu verdauen, was gerade passierte. Ein paar Leichen zu sehen machte Ana nichts aus, immerhin hatte sie selbst in ihrer Zeit auf See schon einige Leben genommen und noch viel mehr Leute sterben sehen. Dass Farael verletzt war, sorgte sie schon eher, doch was sie wirklich wurmte war die Art und Weise wie er sprach. Das war mehr als eine zufällige Begegnung gewesen, mehr als ein Auftrag oder ein Überfall... Selbst in ihrem Zustand konnte sie das deutlich fühlen. Farael hatte irgendeine Verbindung zu diesen schwarzen Kerlen. Am liebsten hätte sie sich aus seinem Griff gewunden und ihn zur Rede gestellt, doch sie spürte die Dringlichkeit und wagte es nicht. Stattdessen versuchte sie durch pure Willenskraft den Rausch aus ihrem Körper zu verdrängen, doch noch immer waren ihre Schritte unstet und ihr Kopf schwirrte. "Deine Wunde muss versorgt werden", presste sie schließlich hervor, während sie das Gehen mit Faraels Gewicht auf der Schulter langsam anzustrengen begann, obwohl er sie fest umfasste. "Und tut mir leid wegen dem Hemd."
Farael:
Mit einem knappen Nicken bestätigte Farael Anas Sorge und auch ihre Aussagen. Um das Hemd kümmerte sich in diesem Moment gar nicht, es war wichtig, dass sie beide heil zurückkommen würden. Möglichst bevor er verblutete, auch wenn er fühlte, wie die Blutungen zumindest zurückgegangen waren. Farael gönnte Ana und sich mehrere Pausen, die sie in einer dunkleren Gasse verbrachten, damit niemand zu sehr auf ihren Zustand achten konnte. Allgemein schauten die Leute die in der Nacht unterwegs waren, eher doof drein, als die Beiden wirklich zu behelligen. Das war ihr Glück, letztendlich hätten sie ungewollte Fragen oder gar eine Störung ihres Weges nicht gut gebrauchen können. Es dauerte durch ihre gemeinsame Arbeit auch nicht mehr lang, dass sie an der Grenze zu den Slums ankamen und entsprechend Faraels Heim nicht mehr weit war. Völlig erschöpft öffnete Farael schließlich die Tür zu ihrer Rettung. Ana sah nicht viel besser aus, so hatte sie sein Gewicht die gesamte Zeit tragen müssen, er aber auch ihres. „Danke dir“, sagte er möglichst warm, auch wenn sein Zusammenzucken durch die Schmerzen immer wieder die Worte verzerrte. „Kannst du mir helfen? Ich brauche dich. Ich schaffe es nicht allein, die Wunden zu verbinden.“
Ana:
Den Rest des Weges schwieg Ana, obwohl ihr Fragen über Fragen auf den Lippen brannten. Eine gefühlte Ewigkeit taumelten sie gemeinsam weiter und irgendwann blickte Ana nur noch auf das Pflaster hinab und verlor jegliche Orientierung. Es überraschte sie umso mehr, als sie sich schließlich vor Faraels Haus wieder fanden. "Ja... ja natürlich", stammelte sie. Faraels biss vor Schmerzen die Zähne zusammen, als sie ihn gemeinsam aus seiner Rüstung und seinen Kleidern befreiten. Ana zog hörbar Luft ein, als endlich die letzte Schicht entfernt war und den Blick auf die Verletzungen frei gab. Vor allem die Wunde an der Schulter sah böse aus. "Farael", flüsterte Ana und sah ihm sorgenvoll in die Augen, legte ihre Hand auf seine heiße Wange. Einen Moment blieb sie so, unfähig sich zu regen. Von wegen, nach einer Nacht wäre das wieder in Ordnung! Das war eine bösartige Wunde! Ein Stöhnen Faraels rief sie zurück in die Realität und eilig sprang sie auf die Beine. "Wo hast du Verbandszeug?", fragte sie nervös und war dabei schon auf dem Weg nach außen, um Wasser zu holen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, rebellierte ihr Körper endgültig gegen die Kombination aus übermaßigem Alkoholkonsum, körperlicher Anstrengung und blutigen Bildern und sie übergab sich in den Hinterhof.
Farael:
Mit größtmöglicher Geduld und Schmerztoleranz ertrug Farael das Ablegen seiner Rüstung und Kleidung. Auch ihm wurde bewusst, dass diese Wunde nicht mal eben verheilen würde. Es musste ein Heiler darüber schauen, ob er es wollte oder nicht. Doch vorerst galt es, die Blutung vollständig zu stoppen und Ruhe zu finden. In diesem angeschlagenen Zustand konnte er nicht zu einem Heiler. Mindestens die Nacht musste vergehen, so dass er sich erholen konnte. Jedoch spürte Farael in der Anwesenheit Anas etwas gänzlich Anderes. Als sie ihre Hand auf seine Wange legte und er ihr in die Augen blickte, war es für einen Moment um ihn geschehen. Farael verlor sich in ihren braunen Augen, in denen Sorge und Zuneigung zugleich lag. In diesem Moment vergaß er, wie es um ihn stand oder in welcher Situation sie sich befanden. In diesen Blick von ihr zu schauen, über die Augen in die Tiefe ihrer Seele zu blicken, es machte jede Negativität wieder wett. Doch dieser Moment endetet schneller, als es sich Farael herbeigesehnt hätte. Ana stürmte kurz darauf heraus, aufgescheucht wie eine Biene und fragte nach dem Verbandszeug. Jedoch war sie im selben schon zur Tür hinaus, welche einen frischen Windzug in die Räumlichkeiten beförderte. Noch während die Tür offen stand, hörte Farael von draußen ein Würgen und schließlich ein schweres Keuchen. Es schien so, als wäre das eigene Blut nicht das Einzige, was Farael in den nächsten Tagen beseitigen musste. Während Ana sich draußen übergab und scheinbar Wasser holte, sammelte Farael Faden und Nadel zusammen, genau so wie frische Verbände. Das dürfte für den ersten Moment reichen.
Ana:
In der Hoffnung, Farael habe nichts gehört, trat Ana zurück in den Wohnraum, einen Eimer Wasser in der Hand. Sie fand einen Lappen und tauchte ihn in das kühle Nass, doch Farael winkte ab. Er hatte die Wunde bereits mit Schnaps ausgebrannt. Ana sah ein, dass dies vermutlich die beste Möglichkeit war, doch sie bestand darauf, wenigsten den Bereich um die Verletzung herum sauber zu machen und das verkrustete Blut wegzuwaschen. Vorsichtig und so geschickt ihr Zustand es erlaubte, führte sie den Lappen über Faraels muskulöse Brust, über das Schlüsselbein und die Schulter hinab auf den Oberarm. Sie versuchte dabei nicht zu bemerken, wie ebenmäßig und wohlgeformt sein Körper war, denn Gefühle dieser Art waren nun wirklich fehl am Platz. Als sie geendet hatte, hielt der Alb ihr Nadel und Faden hin und Ana klappte der Mund auf. "I-ich soll die Wunde nähen? Ich bin froh, dass ich dein Gesicht nicht länger zwei Mal sehe!", protestierte sie, doch Farael fasste ihre zitternden Hände und hielt sie fest. Dann sah er sie eindringlich an und sprach ihr Mut zu. Ana schluckte und griff zu. Sie setzte die Nadel an, doch wagte es nicht, einzustechen. Irgendwann vor einer Ewigkeit hatte sie einmal gelernt, Wunden zu nähen und zu verbinden, doch das war lange bevor sie geheiratet hatte. Was, wenn sie nun etwas falsch machte? Angestrengt versuchte sie sich an das zu erinnern, was ihre Mutter ihr gesagt hatte und schließlich bohrte sie das spitze Metall in Faraels Haut. Falls es ihn schmerzte, und das musste es gewiss, so zeigte er es nicht und mit zunehmender Sicherheit setzte Ana einen Stich nach dem nächsten und schloss die böse Verletzung notdürftig. Dann nahm sie das Verbandszeug entgegen. Um die Binden um seine breite Brust zu wickeln, musste Ana sich nahe an ihn heran beugen und spürte, wie ein Kribbeln durch ihren Körper ging. Erneut schalt sie sich für ihre unangebrachten Gefühle und versorgte stattdessen auch noch die zweite Wunde, die zum Glück nicht gar so schlimm war. "So", sagte sie schließlich mit dem Mut des Restrausches, "und nun sagst du mir, wer diese Typen waren."
Farael:
Sehnsüchtiger als er es sollte, erwartete Farael die Rückkehr Anas. Er gab es nicht gern zu, doch er war in diesem Moment auf ihre Hilfe angewiesen, egal wie gut er sich hätte selbst behandeln können. Drum bestand er auch darauf, dass sie die Sache durchzog und trotz ihrer Unsicherheiten die Wunden ausgiebig versorgte. Auch wenn er ihre Versuche seine Wunde penibel zu behandeln anfangs ausschlug, so ließ er sie letzten Ende doch gewähren. Wen er schon auf sie angewiesen war, sollte sie die Möglichkeit der Behandlung bestimmen. Schließlich reichte er ihr Nadel und Faden. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck sagte mehr, als tausend Worte. Ihre Bedenken amüsierten ihn sogar ein wenig. „Seien wir ehrlich, du würdest es genießen, mein Gesicht zwei Mal zu sehen“, stichelte er ein wenig, zwinkerte Ana schließlich aber zu. „Du schaffst das. Da steckte ein ganzes Schwert drin, da macht es die kleine Nadel auch nicht mehr. Versuche es, es kann nichts passieren.“ Tatsächlich war der Schmerz der Wunden durch die Versorgung Anas gemindert worden. Farael selbst hätte das Ganze wesentlich mehr Zeit gekostet und auch wenn er bedacht, wie oft er selbst mit der Nadel daneben gestochen hatte. Doch Ana schlug sich ausgezeichnet. Wenn auch sie manchmal die Nadel etwas zu grob einfuhr, riss Farael sich zusammen. Die kleinen Stiche die durch sein empfindliches Fleisch glitten waren schmerzhaft, aber erträglich. Letztlich leistete sie gute Arbeit bei Beiden Wunden, wobei sie ihm half, die Verbände um seinen Körper zu wickeln. Auf diese Art und Weise versorgt, hatte Farael nun deutlich mehr Bewegungsspielraum, aber auch Grund zur Entspannung. Ana hingegen roch mittlerweile nicht nur nach Alkohol, sondern auch nach Erbrochenem. „Komm her, setz dich. Lass mich erzählen“, begann Farael und lud Ana neben sich auf das Bett ein. „Eigentlich will ich dich nicht involvieren, aber du hast heute so viel für mich getan, dass du meinen Respekt und mein vertrauen verdienst. Ohne Bedingung und Aber.“ Damit erhob sich Farael vom Bett, noch etwas unsicher aber fest. Er holte ein frisches Hemd aus seiner Kommode, so wie die Decke von der Couch, die Ana dort hatte liegen lassen. Beides legte er ihr zur Seite. „Du kannst dich doch noch erinnern, wie ich dir erzählte, dass ich selbst einmal ein Kommandant war, oder? Oder zumindest von meinen Fehlern, die ich damals machte. Zumindest, dass ich welche gemacht hatte.“
Ana:
Spätestens als Farael ein frisches Hemd aus der Kommode holte, wurde Ana ihr eigener Zustand schlagartig und schmerzhaft bewusst. Das Hemd, das noch nicht einmal ihr eigenes war, war schmutzig und verklebt, ihre Haare waren durcheinander und ihr Atem mochte mittlerweile den Geruch von Obenzas Rinnstein angenommen haben. Hinzu kam, dass sie nun nüchtern genug war, um sich zu schämen. Umso dankbarer war sie, als Farael ihr das Hemd hinlegte, anstatt es sich selbst überzuziehen. Schüchtern griff sie die Decke und legte sie um ihre Schultern, sodass sie das Hemd wechseln konnte, ohne komplett nackt vor Farael zu sitzen. Sie vermutete zwar, dass er ohnehin höflich weggesehen hätte, doch sie fürchtete, es würde wie eine schlechte Anmache rüber kommen. In dem frischen Hemd fühlte sie sich schon viel besser, auch wenn sie sich nun zu gern noch die Zähne geputzt hätte. Außerdem nahm sie sich fest vor, das alte Hemd für Farael zu waschen. "Ja", bestätigte Ana, "das weiß ich noch." Was für ein Glück, dass sie bei diesem Gespräch nüchtern gewesen war. "Gehörten diese Männer zu deinen Leuten?"
Farael:
Sanft schüttelte Farael mit seinem Kopf, als Ana diese Frage stellte. Nebenbei setzte er einen tee auf, wie er ihn schon am Abend zuvor für Ana zubereitet hatte. „Im Gegenteil. Diese Männer waren dafür verantwortlich, dass meine Leute abgeschlachtet worden waren.“ Gedankenverloren starrte Farael in das Feuer, er dachte gar nicht daran Ana zu beobachten während sie sich umzog. Stattdessen machten sich die Bilder des vergangenen Kampfes vor seinem inneren Auge breit. Und auch alte Erinnerungen. „Sie gehörten einer Söldnergruppe an, die sich 'Schwarze Kompanie' nennt und damals mein Lager mit einer Übermacht niedergewalzt hatte.“ Er merkte, wie seine Stimme brüchig wurde, jedoch erzählte er weiter: „Ich wollte vorhin durch die Stadt gehen. Zum alten Alfons wenn du es kennst. Da fielen mir die beiden Typen auf. Ich erkannte sie. Sie erkannten mich. Ich hätte gehen sollen, sie nicht beachten.“ Farael richtete seinen Blick auf Ana, die noch immer auf dem Bett sah. „Als ich diese Söldner gesehen habe, da...“ Für einen Moment schloss Farael die Augen. Sein Herz klopfte wild. Niemandem hatte er das erzählt. „Da habe ich meine Männer gesehen. Oder besser ihre Leichen, ersoffen in ihrem eigenen Blut. Abgeschlachtet wie Vieh. Ich wurde sauer. Hass kam in mir auf.“ Der Tee über dem Feuer begann zu pfeifen. Farael nahm ihn vom Feuer und bereitet ihn mit Honig zu, ehe er ihn in zwei Becher goss und schließlich einen an Ana reichte. „Ich griff an“, sagte er nach einem Moment der Ruhe. „Hass und der Sinn nach Rache hatten mich übermannt. Doch wofür? Es war dumm.“ Nun ließ sich Farael neben Ana auf dem Bett nieder, er sackte in sich zusammen, wurde aber von seinen Schmerzen aufrecht gehalten. Vorsichtig nippte er an seinem heißen Tee.
Ana:
Stumm folgte Ana Faraels Worten. Diese Geschichte ging ihm wirklich nahe und er versuchte es auch nicht zu verbergen. Ana nickte kurz, um zu zeigen, dass die den Alfons kannte, dann hielt sie wieder den Atem an. Die Anspannung Faraels war greifbar und Ana wurde bewusst, was für ein großer Vertrauensbeweis es war, dass er dies mit ihr teilte. Dankbar nahm sie den Tee entgegen und hoffte, er würde den bitteren Geschmack aus ihrem Mund verbannen. Sie meinte zu verstehen was Farael beschäftigte. Natürlich trauerte er noch dem dem Tod seiner Leute nach und dem Verlust seines Lagers, doch vor allem machte ihm zu schaffen, dass er aus Rache gehandelt hatte und nun dachte, er sei nicht besser als sie. Ana schluckte und überlegte, was sie am besten sagen konnte, das nach Faraels Ansprache nicht lächerlich klang. Sie legte eine Hand auf seinen Rücken. "Es tut mir sehr leid um deine Männer Farael", begann sie. "Du musst dir keine Vorwürfe machen. Es ist doch nur menschlich", sie zögerte, "oder... albisch, was du empfunden hast, als du diese Männer sahst. Wenn sie eines verdient hatten, dann den Tod. Und wenn einer das Recht hatte, sie zu richten, dann du. Das macht dich trotzdem nicht zu einem der ihren; nicht, solange du ein warmes Herz hast und dir treu bleibst." Ana verstummte und hoffte, die richtigen Worte gefunden zu haben.
Farael:
Die Hand auf Faraels Rücken und die Nähe zu Ana machten es ihm möglich, besser zu entspannen und die kümmerlichen Gedanken zu verdauen. Ihre Worte waren dazu noch aufrichtig und ein ebenso ehrlicher Versuch in aufzumuntern. Natürlich nahmen sie ihm nicht den Schmerz den er verspürte oder die Reue, in diesen Kampf gegangen zu sein. Doch sie gaben ihm eine humanistische Denkweise, welche es einfacher machte. „Rache ist etwas, wonach man nie streben sollte. Verbrecher müssen bezahlen, doch nach Vergeltung zu suchen, macht einem selbst zum Verbrecher. Wenn man sich diesem Verlangen hingibt, nährt es das Bedürfnis, statt es wirklich zu stillen. Ich spüre, wie ich es bereue in diesen Kampf gegangen zu sein und doch sehe ich meine Tat, wie du sagtest, als gerechtfertigt.“ Er nahm einen entspannten Schluck seines Tees. „Rache ist wie Alkohol. Übertreibt es mit diesem Gefühl, bereut man es schnell. Doch sobald man wieder nüchtern ist, will man mehr. Das gute Gefühl welches es einem anfangs gibt, ist nichts weiter als eines Illusion, die den eigentlichen Schaden überdeckt.“ Farael erhob seinen Blick und blickte Ana an. Für ihn stand fest, dass er diese Informationen niemals an Ana hätte geben sollen. Die Männer der Schwarzen Kompanie würden alles dafür geben, Farael endgültig tot zu sehen. Und im Umkehrschluss damit auch jeden in seiner Nähe in den Tod reißen. „Danke, dass du mir geholfen hast Ana. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich es ohne dich zurückgeschafft hätte. Deine Fürsorge hat darüber entschieden, dass ich nun weiterleben darf. Doch ich muss ich dich aus Sorge zu seiner Person fragen: Warum warst du so betrunken und vor allem allein unterwegs?“
Ana:
"Es ist gut, dass du diese geteilten Gefühle hast", sagte Ana, dann erbleichte sie. Was Farael über Alkohol sagte... es stimmte. In genau diesem Pendel steckte sie schon seit Monaten fest, mal mehr mal weniger schlimm. Wollte er ihr damit gar einen Seitenhieb verpassen? Nein, seine nächsten Worte sprachen eine andere Sprache. Trotzdem nagte es an ihr. "Gerne doch. Das ist doch selbstverständlich, wo du mir so großzügig dein Heim angeboten hast." Bevor sie die weitere Frage beantwortete, hielt sie kurz inne. Was sollte sie sagen? Sollte sie antworten, dass sie eigentlich gar keinen Grund brauchte, sich zu betrinken? Sollte sie sagen, dass es einfach passierte? Und war es denn so? Gab es keinen Grund in ihr, der sie dazu verleitet hatte? "Ich habe keinen Ort zum spielen gefunden", begann sie, doch verstummte wieder. Das war eine lausige Begründung. "Es geschieht immer wieder", sagte sie dann. "dass ich zu viel trinke. Das ist ganz normal und nichts, dass dich zu sorgen braucht, wirklich. Ich komme damit zurecht. Und auch alleine bin ich häufig. Manchmal ist es besser für sich zu sein. Dann ist man selbst wenigstens der einzige, an dem man Schaden anrichtet." Die letzten bitteren Worte waren ihr einfach so heraus gerutscht und sie bereute es sofort.
Farael:
Ein spürbares Zögern ließ Ana vor ihrer Antwort halt machen. Hatte Farael einen wunden Punkt getroffen, den er lieber nicht getroffen hätte? Offensichtlich war er bei einer größeren Sachen, wenn es bei ihr um Alkohol geht. Jedoch wollte er sie nicht weiter verschrecken und bohren, was es damit auf sich hatte. Schließlich klangen ihre Antworten vage und kaum wirklich nach etwas Greifbarem. Stattdessen druckste sie herum, doch ihre letzten Worte weckten die Aufmerksamkeit Faraels – und nur noch mehr seine Sorge. Seine Stirn legte sich in Falten, als er Ana betrachtete. Ihm missfielen diese Worte extrem. Er konnte nicht einmal wirklich erklären warum, so war er meist von starken Trinkern und Leuten umgeben, die jeden Tag ihr Lebens auf's Spiel setzten. Doch bei Ana wollte er das nicht hören. Sanft aber bestimmt legte er seine Hand auf ihre Wange und drehte ihren Blick in den seinen. „Versprich mir Ana, dass du das nicht tust. Weder dich auf diese Art zu besaufen wenn niemand da ist, der auf dich Acht gibt, noch dir in irgend einer Weise selbst zu schaden. Das wäre das Letzte, was ich von dir sehen wollte. Bevor du aber denkst, dass ich enttäuscht sei, muss ich das gleich klar stellen. In dir steckt so viel Potential und … „ Farael hielt inne und plötzlich spürte er, wie Hitze in seinen Kopf stieg. „Ich … ähm ...“ Für einen Moment mied er den Blick, ehe er den Mut fasste wieder in Anas Augen zu schauen. „Ich mag dich zu sehr, als dass ich es zulassen könnte, dass dir etwas geschieht.“
Ana:
Dass Farael errötete, schmeichelte Ana und verunsicherte sie zugleich. Auch deshalb griff sie zunächst ein anderes Thema auf. "Ich fürchte, das kann ich nicht versprechen," sagte sie und nahm den Worten mit einem Lächeln die Härte, "es gibt da einen Moment, in dem ich entweder aufhöre zur trinken oder richtig in Fahrt komme. Wenn ich diese Grenze überschreite, schaltet sich meine Vernunft aus und überlässt den Rest sich selbst. Da gibt es nur eine Lösung: ich brauche zukünftig einen Aufpasser beim Trinken!" Sie grinste, sah dann aber wie ernst und eindringlich Farael ihr in die Augen blickte und schluckte. "Weißt du", setzte sie an, weil sie spürte, dass sie auf die lieben Worte des Alben reagieren musste, "es gibt nicht viele, die sich darum scheren und diejenigen, die es taten, sind nicht gut damit gefahren." Woher diese bitteren Worte kamen, konnte sie nicht sagen, vielleicht waren es die letzten Überbleibsel des Rausches, das übliche Paket von Selbstzweifeln und Melancholie, das folgte. "Wir kennen uns erst so kurz und... auch ich mag dich sehr gern, Farael. Und deshalb möchte ich nicht, dass du dich zu sehr um mich sorgst, bevor ich dich am Ende auch enttäusche."
Farael:
Augenblicklich schwand sowohl die Hitze aus seinem Kopf, als auch das Gefühl der Sorge. Fragend blickte Farael Ana an, dabei senkte er seine Hand und legte sie auf seinem Bein ab. „Ich kann dich verstehen, weißt du?“, antwortete er mit einem schiefen Grinsen. Er richtete seinen Blick auf das Feuer. „Kurz nachdem mein Lager ausradiert wurde, kehrte ich nach Obenza zurück. Die ersten Tage danach waren furchtbar. Alkohol hat mir geholfen. Über ein paar Tage hinweg gab es selten einen Moment, in dem ich nüchtern war. Der Fusel hat geholfen, die Scheiße in meinen Kopf zu betäuben. Doch zeitgleich entzog mir jeder Schluck meinen Verstand, machte mich dem Schmerz gefügig. Als ob er dich zwingt zu trinken, damit du dich selbst zerstörst. Als Strafe für das, was du getan, nicht getan oder verpasst hast. Das war eine beschissene Zeit.“ Farael blickte zu Ana hinauf. „Ich weiß bis heute nicht, wie viele Kinder ich durch diese Zeit in die Welt gesetzt haben könnte. Ich hoffe nicht, dass irgendwann eine Heerschar an Müttern vor meiner Tür steht und Geld verlangt. Zum Glück waren die meistens genau so besoffen wie ich.“ Ein für die Situation völlig unpassendes Lachen entglitt Faraels Kehle. Eine Zeit für die er sich schämte. „Alkohol kann Gift und Heilmittel zugleich sein. Doch wenn es überwiegt, sollte man sich selbst unter Kontrolle bringen – oder sich jemanden anvertrauen der einem dabei hilft. Mir half keiner. Ich habe gerade so die Kurve gekriegt. Dir diese Art der Hilfe zu verwehren, würde mir nie in den Sinn kommen.“ Farael atmete schwer, seine Schulter brannte. Genau wie die Schnittwunde an seinem Bauch. Er musste am nächsten Tag dringend zu einem Heiler. „Jedenfalls“, fing er sich wieder. „Du wirst mich nicht enttäuschen. Wenn ich mich täusche, dann würde ich mich selbst enttäuschen. Das, was hinter deinen Augen verborgen ist, deine Seele, sie kann mich nicht enttäuschen. Ich sah es in deinen Augen.“
Ana:
Erneut spürte Ana diesen merkwürdigen Stich, als Farael von seinem Zusammensein mit einer ganzen Reihe von Frauen berichtete. Unbewusst verschränkte sie die Arme vor dem Körper und hörte ihm still zu. "Ich war keine davon", dachte sie bei sich, "an dich könnte ich mich erinnern." Seine Worte waren so wahr wie unangenehm. Ana ertappte sich dabei, dass sie nicht hören wollte, was er sagte. Sie war nicht bereit, damit aufzuhören, das sagte sie sich immer wieder. Die Zeit war nicht gekommen. Vielleicht morgen, vielleicht nächste Woche. Waren das nicht immer ihre eigenen Worte? Momentan gab es nur diese eine Konstante in ihrem Leben. Sie konnte die unbarmherzige Wahrheit nicht ertragen, so gut es Farael auch meinte. Anas Blick lag ohne Fokus auf seiner Brust, während sie mit sich kämpfte. Erst, als der Alb stoppte und sie sein Atmen vernahm, klärte sich ihr Blick und sie löste die Arme aus der Verschränkung. Beinahe hätte sie vergessen, dass Farael schwer verwundet war, doch das Reden strengte ihn offensichtlich an und seine Körperhaltung war ein wenig krumm. Sie hätte ihm Ruhe gewähren sollen und war schon drauf und dran, dies vorzuschlagen. Doch die Neugierde siegte. Ana legte den Kopf leicht schief und sah Farael skeptisch an. "Was hast du dort gesehen?", flüsterte sie.
Farael:
„Was ich darin sah?“, stellte Farael als rhetorische Gegenfrage. Die Frage hatte ihn überrascht. Wenn er ehrlich war, hatte er gehofft sie würde diese Art von Frage nicht stellen. Abermals erwiderte Farael den Blick Anas und vergewisserte sich seiner Antwort. Nichts wäre peinlicher oder noch schlimmer, als etwas völlig Falsches zu sagen. Einige Sekunden vergingen, in denen er sich in den Augen der Norkara verlor. Ihr Blick war trotz der Skepsis tief und ihre Persönlichkeit brannte in ihren Pupillen. „Um ehrlich zu sein, kann ich kaum in Worte fassen, was ich darin sah oder in diesem Moment sehe“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Aber ich will es versuchen.“ Eine kurze Pause herrschte. Das Knistern des Raumes war zu hören, genau so wie das Atmen Anas. Aber auch sein eigener Atem. „Doch hinter dieser Fassade steckt mehr als nur eine Säuferin und Piratin. Jedes Mal wenn ich dir in die Augen blicke, erkenne ich die Tiefen deiner Person. Schemenhaft. Du schleppst auch dein Paket mit dir herum. Du verbirgst es. Sehr gut sogar.“ Vorsichtig erhob Farael seine linke Hand und strich mit ihr Ana ein paar wüste Haarsträhnen hinter das Ohr. „Du willst niemanden enttäuschen – erst recht nicht mich. Das bist nicht du. Zumindest bist du das nicht mehr. Das Feuer welches in deinen Augen brennt, spricht eine andere Sprache. Und erzählt die Geschichte eines Konfliktes.“
Ana:
Gespannt wartete Ana auf Faraels Antwort. Ihre Brust hob und senkte sich deutlich, denn Herzschlag und Atem waren unwillkürlich stärker geworden. Teils aus Erstaunen, teils aus Aufregung öffneten sich ihre Lippen ein Stück, als er sie berührte. In diesem Augenblick fühlte sie sich Farael sehr nahe und konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl, in dem Versuch, es ohne Zweifel und Furcht zu genießen. "Du beobachtest viel, nicht?", sagte sie leise. "Und du bist aufrichtig und überlegt. Tut mir leid für die unangenehme Frage. Du hast mit Bravour bestanden." Ein herzliches Lächeln spannte sich über ihr Gesicht. "Es gibt Dinge, die ich getan habe und die mich verfolgen. Und am meisten beunruhigt mich, dass ich nichts davon bereue. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich wieder genauso handeln, über dieselben Leichen gehen, nur um einer undefinierbaren Sehnsucht hinterher zu eilen, die ich nicht stillen kann. Deshalb habe ich dieses Paket fest verschnürt. Spuren davon finden sich nur in meinen Liedern." Geistesabwesend glitt ihr Blick zum Lautenkasten. "Und du hast Recht, ich möchte niemanden mehr enttäuschen. Das ist der Grund weswegen ich die Nähe zu anderen meide." Ana stoppte ihren Redeschwall, unsicher, ob sie bereits zu viel gesagt hatte. "Es ist auch gar nicht schlecht, solche Persönlichkeiten in sich zu tragen", wechselte sie ein wenig die Richtung. "Ohne die Piratin wäre ich schon längst nicht mehr am Leben. Die kann man gut gebrauchen." Sie zwinkerte und ihre Augen blitzten. "Und die Säuferin... nun ja. Sie sorgt dafür, dass das verdiente Geld auch wieder ausgegeben wird." Wieder verstummte Ana. Dann legte sie ein wenig schüchtern ihre Hand auf Faraels. "Soll ich dir sagen, was ich in deinen Augen sehe?"
Farael:
Ohne zur zögern erwiderte Farael das Lächeln Anas. „Es gibt nichts zu entschuldigen Ana. Du hast recht. In meinen Beruf muss ich aber auch beobachten können. Ansonsten würde ich nicht hier sitzen können. Mit dir. Und mir deine wohl gewählten Worte anhören.“ Innerlich war Farael zufrieden mit sich selbst und der Situation. Die Angst falsch zu liegen, verblasste augenblicklich. Ihm war es wichtig, das Ana ihn nicht für einen großen Idioten hielt. Augenblicklich schoss ihm bei den Gedanken Röte ins Gesicht, die als nächstes von Anas Frage nur noch weiter verstärkt wurde. Er spürte ihre Hand, wie sie sich vorsichtig an die Seine tastete. Doch er konnte es dabei nicht belassen. Ehe er auf die Frage Anas antwortete, umfasste er ihre Hand behutsam und verschränkte die Finger mit ihren. Die Nervosität der Situation schlug durch seinen Körper, als sein Herz schneller schlug und sein Atem unruhiger wurde. Diese einzigartige Nähe die er mit Ana teilte – die sie offensichtlich ablehnte – gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Ein Gefühl der Geborgenheit, welches er seit Langem nicht mehr kannte. Wärme, die seinen Körper durchflutete und jedes seiner Glieder zur Entspannung trieb. „Ich würde sehr gern hören, was du in meinen Augen siehst“, antwortete Farael sanft und blickte Ana aufrichtig in die Augen.
Ana:
Ana atmete noch einmal tief durch. Noch immer steckte ihr der Rausch in den Gliedern, auch wenn sie mittlerweile klar denken und sprechen konnte. Ihre Zunge war weiterhin gelockert und sie war wagemutig. "Ich erkenne in deinen Augen, dass du mir die Wahrheit sagst und dass du es ernst meinst und keine Masche abspielst. Du bist ein Lebemann und trägst das Herz auf der Zunge. Jetzt gerade genießt du meine Anwesenheit und könntest dabei beinahe vergessen, dass du zuvor in die Vergangenheit zurück geworfen wurdest, die dir ebenso zusetzt wie mir die meine." Etwas verlegen grinste Ana. Sie hatte Leuten schon öfter gesagt, was sie meinte, dass sie dachten, doch bei Farael war sie das erste Mal nervös gewesen. Dabei hatte sie es ja selbst vorgeschlagen. Ana hatte immer geglaubt, die meisten seien leicht zu durchschauen. Noch nie hatte sie falsch gelegen. Doch nun, in diesem Moment, den sie mit Farael teilte, seine Hand hielt und ihn aufmerksam musterte, wurde ihr schlagartig klar, dass alle anderen Gespräche dieser Art stets im Bett geendet hatten und ihr der jeweilige Gegenspieler vermutlich alles abgenickt hätte, um dies zu erreichen. Bei Farael war das anders. Es blieb Ana nichts, als zu hoffen, dass sie einigermaßen richtig lag.
Farael:
Das Rot war an diesem Abend Farael wohl förmlich ins Gesicht gemeißelt. Nicht anders hätte er sich erklären können, dass die Hitze um seinen Kopf stieg und er das Blut förmlich durch seinen Kopf zu rauschen schien. Sein kräftiger Herzschlag und sein nervöses Herumrutschen auf dem Bett machten es schließlich nicht besser. Ein Grinsen breitete sich auf Faraels Lippen aus. Für einen Moment schloss er die Augen, ehe er sanft nickte und Ana wieder anschaute. „Dabei dachte ich, ich wäre schwer zu durchschauen. Ein Mann der Mysterien, der sich in Geheimnisse einhüllen könnte. Doch offensichtlich habe ich mich geirrt. Du liegst richtig. Außer in einem Punkt.“ Herausfordernd blickte Farael Ana an und suchte nach der Panik oder der Scham, die durch diese vage Antwort entstehen könnte. Doch er wollte die Norkara nicht warten lassen. „Ich habe vergessen, dass ich in die Vergangenheit zurückgeworfen wurde. Dies habe ich dir zu verdanken.“ Seine letzten Worte waren kaum geflüstert. Nur ein Hauch, der zwischen ihnen verweilte. Darauf formte Farael das Grinsen zum einem warmen, gar zartem Lächeln. Herausfordernd suchten seine Augen den Blick Anas.
Ana:
Beinahe hatte sie damit gerechnet, dass ihre Beobachtungen einen Fehler bargen. Trotzdem hielt Ana die Luft an. Was konnte es sein? Dass er ihre Anwesenheit genoß, war sie sich sicher. Zu ehrlich waren sein Ausdruck und seine Worte. Als er schließlich auflöste, konnte Ana nicht anders, als zu schüchtern zu lächeln. Es war die Sorte, die man versuchte zu verhindern, doch unweigerlich baute sich Spannung in den Lippen auf und zog sie auseinander, sodass man fürchtete, eine Grimasse zu ziehen, wenn man nicht nachgab. "Die wohl durchdachten Worte eines Frauenheldes", sagte sie grinsend. "Dabei habe ich mir heute solche Mühe gegeben, unattraktiv zu wirken." Noch immer hielt sie seine Hand. Die Berührung war mittlerweile kaum spürbar. Erst als sie die Finger ein wenig bewegte, nahm sie seine Wärme wieder wahr. "Wie geht es dir?", fragte sie schließlich.
Farael:
Natürlich spürte Farael die Bewegung in seiner Hand, die er instinktiv erwiderte. Dabei begann er sanft mit dem Daumen über die Hand Anas zu streicheln. Eine Bewegung die ihn beruhigte und ihm mehr von der Wärme, die er sich wünschte. Für einen Moment kam es ihn den Sinn, dieser unbändige Drang als Antwort auf Anas Frage ihre Lippen zu schmecken und ihr zu zeigen, wie es ihm ging. Dennoch unterdrückte er dies, zu falsch und zu früh war der Moment, oder? Doch verdrängte er die Frage schnell, Ana wartete auf eine Antwort. „Erst einmal vorweg: Würde ich der typische Frauenheld sein, lägest du bereits flach in meinem Bett und wir hätte einen ganz anderen Spaß. Ein bisschen Alkohol macht dich noch lang nicht unattraktiv.“ Provokativ streckte Farael die Zunge entgegen und zwinkerte ihr schließlich zu. „Jedenfalls geht es mir gut. Die beiden Kratzer sind nichts, worum man sich sorgen müsste.“ Natürlich waren die Wunden ernst zu nehmen und Farael wusste dies auch. Doch Ana sollte sich nicht mehr sorgen, als es nötig war. „Ich habe schon schlimmere Sachen erlitten. Dieses Mal hatte ich jedoch einen Schutzengel in Form einer betrunkenen Norkara, die über die Leichen von drei Söldner stolperte und mich schließlich fand. Apropos betrunken. Du wirkst nüchterner. Wie schaut es denn bei dir aus? Für morgen muss ich dir wohl zum Frühstück einen Tee und Kräuter gegen Kopfschmerzen besorgen.“
Ana:
Ana lachte hell auf. "Ich fürchte, da kann ich gar nichts entgegen setzen. Betrunken bin ich besonders leicht zu haben." Scheinbar hatte die lockerere Stimmung ihre draufgängerische Seite endgültig geweckt. Urplötzlich verspürte sie Lust, Farael ein wenig zu necken, auch wenn sie ihm keineswegs abnahm, dass die Verletzungen vernachlässigbar waren. "Du wirst es aber anschauen lassen, oder?", wand sie ein und musste dann erneut lachen. "Also das erklärt natürlich den Zustand der Welt! Wenn so alle Schutzengel aussehen..." Sie drückte Faraels Hand, um ihm zu zeigen, wie froh sie war, dass er wohl zumindest nicht in Lebensgefahr schwebte. "Oh, achso. Ich dachte schon, du möchtest mir etwas Neues zu trinken anbieten, um das zu verhindern. Allerdings muss ich sagen, die Einladung über Nacht zu bleiben, ist auch sehr verlockend." Ana erhob sich und löste den Handgriff, ohne zu wissen, was sie eigentlich vorhatte. "Ich... ich hole etwas Wasser. Brauchst du etwas?", fragte sie unbeholfen im Ton einer Ausrede.
Farael:
„So so, leicht zu haben“, merkte Farael an und erwiderte das Necken mit einem Grinsen, kommentierte aber nicht weiter. Zu schmutzig und direkt wäre es geworden, wenn er die Worte ausgesprochen hätte, die sich in seinem Kopf geformt hatten. Besonders bei der Aussicht darauf, wieder die Nacht mit Ana verbringen zu können. „Mach' dir keine Sorgen, ich lasse es anschauen“, beruhigte er sie schließlich. Offensichtlich war er nicht überzeugend genug gewesen, als das er hätte Ana davon bewegen können, dass alles in Ordnung sei. Schließlich schwang die Stimmung noch weiter zur Gelassenheit um und scheinbar hatte Ana den ein oder anderen Kommentar auf den Lippen. „Du, wenn es nach mir ginge, würde ich jede Nacht das Bett mit einer wunderschönen Frau wie dir teilen. Auch wenn das gerade schmierig klang und ich das nicht sagte, um dich herumzukriegen oder zu überreden.“ Schließlich erhob sich Ana vom Bett, ließ dabei Faraels Hand los, deren Wärme er sofort zu vermissen begann. Etwas verwirrt obgleich des seltsamen Tones ihrer Frage, schüttelte Farael sanft mit Kopf. „Nein danke, ich bin erst einmal versorgt. Du wirst mir doch nicht weglaufen, oder?“
Ana:
"Jetzt wo du es sagt", überlegte Ana und tat so, als würde sie losstürmen. "Solange das Raubtier angeschlagen ist, habe ich vielleicht eine Chance." Sie zwinkerte und ging wirklich Wasser holen, um nicht unnötigerweise aufgestanden zu sein. Tatsächlich tat die kalte Flüssigkeit ihr auch recht gut, belebte und reinigte sie. Zurück im Raum, setzte sich Ana dieses Mal direkt neben Farael. "Ist es denn nicht so, dass die schönen Frauen sich die Türklinke sozusagen in die Hand geben? Ich meinte so etwas herauszuhören."
Farael:
Zu gut verstand Farael die Andeutung Anas. Kurz dachte er darüber nach, aufzuspringen und ihr nachzusetzen, doch seine Verletzungen hätten dies nicht zugelassen. Stattdessen zwinkerte er zurück und wartete ab. Draußen hörte er die Wasserpumpe, wie sich Ana dort frisches Wasser abschöpfte und es hoffentlich genoss. Während dieser Zeit fühlte sich sein Wohnraum so leer an. Etwas, was ihm vorher nie aufgefallen war. Doch mit der Vorstellung, dass Ana öfter ein und aus gehen könnte, verstärkte sich dieses Gefühl wenn sie nicht zugegen war. Ein seltsames Gefühl. Zum Glück wurde es schnell vertrieben, als die Norkara zurückkehrte und es sich neben ihm gemütlich machte. „Höre ich da etwa Eifersucht aus deiner Stimme?“, feixte Farael, als Ana die Frage stellte. „Du magst recht haben, dass hier schon die ein oder andere schöne Frau hinein und wieder hinaus gegangen ist. Jedoch waren sie alle in keinster Weise einzigartig. Keinen von ihnen konnte ich in die Augen blicken und die einmaligen Dinge sehen, die ich in deinem Blick vernommen habe. Du bist nicht irgendeine schöne Frau Ana. Schreibe dir das direkt hinter die Ohren. Du säßest nicht hier, hätte ich das am letzten Abend nicht bemerkt.“
Ana:
"Möglicherweise", entgegnete Ana verschmitzt. "Piraten teilen nicht gern, wenn sie einen Schatz gefunden haben." Faraels Worte gingen runter wie Öl. Er mochte sie wirklich und sie wusste das. Und obwohl das und die Tatsache, dass sie ihn ebenfalls mochte, das war, was sie fürchtete, fühlte sie sich zusehends wohler mit der Vorstellung. Farael hatte es geschafft, sie zu beruhigen. Konnte er vielleicht eine neue Konstante in ihrem Leben werden? Ein Rückzugsort und eine schützende Hand, deren Anwesenheit man immer sicher sein konnte, wenn auch manchmal nur im Geiste? "Das heißt doch nicht, dass du dich gleich binden musst", dachte sie. "Geh es doch einfach locker an, dann brauchst du auch keine Angst haben." Ana wusste zu gut, was passierte, wenn man das Raubtier in ihr einsperrte und in Ketten legte. Es währte nicht lange und wenn es frei kam, dann war es nicht zu bändigen. Wenn man seine Stalltüre aber offen ließ und ihm einen Gefährten an die Seite gab, würde es sich möglicherweise zufrieden und friedlich zusammen rollen. Ana ließ den Kopf sachte auf Faraels unverletzte Schulter sinken. "Es ist schon seltsam, dass wir uns begegnet sind, oder? Wie wahrscheinlich ist das schon in so einer großen Stadt? Und dass es erst gestern war, kann ich kaum glauben..."
Farael:
Die schmeichelnden Worte Anas waren genug, um Farael ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und das Gefühl der Verbundenheit mit ihr zu stärken. Auch wenn er dies bewusst gar nicht wollte. Eine Bindung die aufgrund Anas Angst beiden schaden konnte. Und er selbst … er selbst war sich nicht ganz sicher, wie er mit diesem Gefühl umgehen sollte. Es wärmte Farael von innen und gab ihm Sicherheit. Doch zu welchem Preis? „Vielleicht hat es Ardemia so gewollt. Wer weiß, was es bringen wird? Offensichtlich nur Gutes.“ Ana durfte auf keinen Fall in diese Sache mit der schwarzen Kompanie hineingezogen werden. Oder generell in sein Handwerk. Farael hätte es sich niemals verzeihen können, wenn ihr aufgrund dessen etwas zustieß. Er lehnte seinen Kopf an Anas Schopf an. Dabei roch er noch immer den Alkohol, doch auch ihren ganz eigenen Duft. Ihr durfte auf keinen Fall etwas zustoßen. Plötzlich begann sein Herz schneller zu schlagen. Vor einigen Augenblicken hatte er über einen Kuss nachgedacht und jene Gedanken kehrten zurück. Scheiß auf Vernunft und Verstand. Farael hatte die Möglichkeit das Gefühl zu genießen. „Ich werde jetzt etwas machen. Du kannst dir aussuchen, ob du mich dafür schlagen möchtest oder nicht“, flüsterte er. Darauf hob er seinen Kopf an und nahm mit seiner Rechten behutsam Anas Kinn, ehe er seine Lippen zu die Ihren führte. Behutsam berührte er sie und schloss die Augen. So musste sich ein perfekter Moment anfühlen. Es steckten weder Lust noch Leidenschaft in dem Kuss. Mit der Ruhe des Moments zeigte er ihr seine Zuneigung auf besondere Art und Weise.
Ana:
Als Ana den Kopf abgelegt hatte, merkte sie erst, dass er noch immer dröhnte und kreiste. Es tat gut, das Gewicht einen Moment lang nicht selbst halten zu müssen. Von den Göttern hielt Ana nichts, Nyel war der einzige, dem sie huldigte und den sie respektierte. Irgendwie fand sie es aber schön, dass Farael der Mutter so verbunden war und ihre
Begegnung für gottgegeben hielt, deshalb sagte sie nichts. Viel Zeit wäre dazu sowieso nicht gewesen, denn kurz darauf verließen sie alle Worte. Ana küsste nicht oft. Ein Kuss hatte immer etwas Persönliches, etwas Liebevolles bei sich, ganz anders als das bloße Befriedigen ursprünglicher Triebe beim Sex. Nur wenn sie einen Liebhaber oder eine Liebhaberin wirklich mochte oder sich ihm oder ihr in dem Moment sehr nahe fühlte, ließ sie zu, sich auf diese Weise zu vereinen. Deshalb riss sie überrascht die Augen auf, als Farael seine schloss. Die Alarmglocken schrien in ihrem Bewusstsein, doch gleichzeitig breitete sich explosionsartig ein
elektrisierendes Kribbeln in ihrem Bauch aus und ihr Herz galoppierte. Ana beschloss, auf ihr Gefühl zu hören. War es nicht das ursprünglichste aller Empfindungen? Viel, viel älter, als der Verstand, viel weiser und unvoreingenommener? Langsam schloss sie die Augen und legte Farael eine Hand auf die Wange, um ihn ein wenig fester an sich heranzuziehen.
Farael:
Der Moment wurde festgehalten in einem gemeißelten Stück Erinnerung. Das Gefühl, welches Farael durchflutete, war kaum vergleichbar mit Wärme oder Hitze. Es durchzog jede Faser seines Körper, die sich entspannten und zugleich dem liebevollen Kuss hingaben, welchen er mit Ana austauschte. Die Gedanken in Faraels Kopf rasten umher. Sie begannen zwischen gut und böse abzuwägen, doch war das wirklich notwendig? Sein Herz schlug wild und Kribbeln durchzog seine Adern. Normalerweise verspürte er das nicht, wenn er mit jemanden einen Kuss austauschte. War Ana etwa zu nah gekommen? Doch das alles spielte keine Rolle. Willentlich ließ er sich weiter von ihr heranziehen, seine Augen geschlossen und allein auf die Empfindung seiner Lippen konzentriert. Der Atem Anas, der Farael entgegenschlug. Am liebsten wäre er auf Dauer in diesem Moment gefangen geblieben. Dieses unbeschreibliche Gefühl, welches Angst und alte Erinnerungen von Misstrauen hervorrief, aber ebenso beruhigend und liebend war. Dieser Augenblick musste jedoch enden. Farael löste seine Lippen und öffnete die Augen. Erst jetzt spürte er, wie heiß sein Kopf war. Warum fühlte er sich wie ein verdammter Schuljunge? Sein Blick suchte den von Ana, ehe sich ein warmes Lächeln aus seine Lippen legte. Er schwieg und wartete auf eine Antwort Anas. Ob er zu weit gegangen war.
Ana:
Viele Gefühle hatte Ana nach dem Kuss erwartet. Verlangen. Begierde. Möglicherweise aber auch ganz anders, Verlegenheit, Unsicherheit, gar ein wenig Scham. Nichts davon hätte sie so erstaunt, wie das, das warm in ihrem Innern verblieb, als sie sich voneinander lösten. Es waren die weichen Kissen der Geborgenheit, in die sich Geist und Körper gleichermaßen sinken ließen und die keinen Platz für Zweifel ließen, alle Gedanken vetrieben und sie voll und ganz umfingen. Sie erwiderte Faraels Lächeln und es war das wirklichste Lächeln, das sie seit langem Zustande gebracht hatte. Tief aus ihrer Seele strahlte es, dankbar für den Moment, den er ihr gerade bereitet hatte. Ana meinte leichte Verunsicherung durch Faraels Augen blitzen zu sehen und fühlte, dass eine Reaktion von ihr erwartet wurde, die über das stumme Lächeln hinaus ging. "Das war unerwartet", sagte sie etwas heiser und räusperte sich unbeholfen, ehe sie weiter sprach. "Und mutig. Es hätte gut sein können, dass ich dir die Lippe rasiere." In einer fließenden Bewegung fischte sie einen der Dolche aus dem Gürtel, ließ ihn um die Hand kreisen und richtete ihn spielerisch auf Faraels Gesicht. "Aber ich mochte es." Der lockeren Art, die sie aufgesetzt hatte, zum Trotz, spürte Ana, wie sie errötete. "Sehr."
Farael:
Es war, als ob tausende von Steinen von Faraels Herzen fielen. Zuerst hatte er gedacht, zu weit gegangen zu sein und Ana in diesem Moment zu vertreiben, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Stattdessen erntete er das wärmste Lächeln, welches er seit seiner Mutter bei einer Frau hatte sehen können. Für einen Moment glaubte er, Ardemia persönlich würde ihm zulächeln. Ein seltsames Gefühl, welches jedoch die Wärme gut erklären konnte, die Farael in diesen Moment durchströmte. Und auch wenn Ana es mit ihren Neckereien aufzulockern versuchte, so veränderte sich bei Farael nicht mehr, als das er sich immer sicherer wurde. Zugleich aber auch ängstlicher. Jeden Schritt den er unternahm, barg ein Risiko. Ana es jedoch spüren zu lassen, wollte Farael so gut es geht verhindern. Stattdessen grinste er ihr entgegen und streichelte behutsam ihre Wange, obgleich sie gerade mit einem Dolch vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Mit charmanten Lächeln und hochgezogener Augenbraue erwiderte er schließlich: „Seien wir ehrlich. Als ob du dieses schicke Gesicht verunstalten könntest.“ Er küsste sie nochmals. Zwar kürzer, aber mindestens genau so liebevoll wie auch zuvor. „Deine Lippen schmecken gut“, merkte er schließlich noch mit einem verschmitzten Grinsen an, ehe er sich ganz von Ana löste. Stattdessen erhob er sich noch einmal einen Moment und streckte sich vorsichtig. Dabei machte sich das schmerzhafte Ziehen in seiner Schulter bemerkbar, welches ihn kurz zusammenzucken ließ. „Möchtest du auch noch eine Tasse Tee?“, fragte er, während er die beiden Becher nahm und seinen mit dem heißen Trunk füllte.
Ana:
"An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht", dachte Ana. Laut sagte sie: "Wäre auch schade drum", und setzte zu einem erneuten Lächeln an, das von einem kurzen Kuss unterbunden wurde. Misstrauisch, ob der Kommentar ernst gemeint war oder ironisch auf ihren Alkoholkonsum anspielte, sah Ana Farael an und kam zu keiner Lösung. "Sehr gern", antwortete sie stattdessen. Tatsächlich war sie sehr durstig, kein Wunder... Während sie langsam von dem heißen Tee schlürfte, beobachtete sie den Alben weiterhin und versuchte zu verstehen, was all das zu bedeuten hatte. Sie kannte ihn gerade einmal einen Tag lang und schon hatten sie sich geküsst. Hinzu kam, dass, obwohl sie ihn höchst ansprechend fand und gestern ohne Weiteres mit ihm ins Bett gegangen wäre, die Berührung ihrer Lippen kein wildes Verlangen in ihr ausgelöst hatte, sondern diese seltsame Art von Geborgenheit. All dies einzuordnen fiel Ana sehr schwer und sie versuchte sich weiter auf das zu besinnen, was sie sich zuvor schon vorgenommen hatte. Sie musste es einfach geschehen lassen, ganz ohne Zwang und Bedenken. Plötzlich fiel ihr Faraels Brief wieder ein. "Ich wollte mich noch bedanken, für den Brief", sagte sie und ließ außen vor, dass sie ihn nicht selber hatte lesen können. "Wie lief es denn heute morgen? Konntest du etwas erreichen, bevor...", sie zeigte auf seine Verletzung. "Bevor du angegriffen wurdest?"
Farael:
Mit Anas Antwort füllte Farael auch ihren Becher und reichte ihr diesen. Die gesamte Zeit spürte er ihren Blick auf sich. Auch als er ihren Blick erwiderte, wich sie nicht aus und schien über etwas nachzudenken. Beobachtete sie ihn etwa? Schätzte sie ihn ein? Mit Sicherheit konnte Farael dies nicht beantworten, doch es störte ihn auch nicht weiter. Vielleicht sah sie sich nicht ganz satt an ihm, was er mit einem inneren Grinsen als äußerst angenehmen Gedanken aufgriff. Schließlich machte er es sich neben ihr wieder gemütlich und hörte ihre Frage, lauschte ihrem Dank. „Ich kann dich schlecht allein lassen, ohne dir ein Wort zu sagen, oder? Ich hoffe, dass du alles gefunden hast, was du brauchtest. Offensichtlich gehören meine Klamotten dazu“, neckte er Ana und streckte ihr die Zunge heraus. Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernster. Die Frage, ob er am Tage etwas erreicht habe, zielte doch auf etwas Größeres ab. „Ich bin noch nicht ganz sicher“, antwortete er. „Zwar habe ich Söldner des Lagers gefunden und mit ihnen auch ein Angebot ausgehandelt. Jedoch kann ich die Typen noch nicht richtig einschätzen.“ Plötzlich schoss Farael in die Höhe und fasste sich an die Stirn. „Mist, ich wollte morgen Mittag mich mit ihnen treffen und ihnen bei der Arbeit helfen. Großartig, das wird jetzt wohl nichts mehr. Dennoch muss ich da morgen hin, um ihnen wenigstens ihre Bezahlung zu geben.“ Die Worte richtete Farael eher an sich selbst, als wirklich an Ana. Doch die Ernüchterung brachte schließlich mehr Entspannung. Was sollte er schon dagegen tun? Tod würden ihm seine Pläne auch nichts mehr bringen. „Jedenfalls sieht es bisher ganz solide aus, aber was daraus wird, steht vollkommen in den Sternen. Was hast du eigentlich getrieben? Außer zu saufen.“
Ana:
Ein verschüchtertes Kichern entfuhr Ana. Das geliehene Hemd hatte sie beinahe wieder vergessen. Ob sie ihm sagen sollte, dass sie es nach dem Duschen über den nackten Körper gezogen hatte? Eilig verwarf sie den Gedanken. Hatte sie nicht beschlossen, dass Farael mehr war, als jemand, den man billig verführte? "Hauptsache, du hast Zeit, deine Verletzung anschauen zu lassen", mahnte Ana. Farael ging es nicht so gut, wie er vorgab, das meinte sie ganz deutlich in seinen Bewegungen zu sehen. "Ach", setzte Ana an. "Erst habe ich etwas gegessen. Und dann habe ich eigentlich wirklich nur nach Arbeit gesucht. Nur deshalb bin ich überhaupt in eine Taverne gegangen und dann noch eine und dann noch eine. Ich dachte, ich könnte wieder irgendwo auftreten, doch es gab einfach nichts für mich. Tja und dann hat eines zum anderen geführt." Sie grinste verlegen. Den Rum zum Frühstück ließ sie wissentlich aus. Irgendwie war es ihr auf einmal peinlich, dass sie am hellichten Tag alleine getrunken hatte. "Weißt du", sprach sie eine plötzliche Eingebung aus, "ich könnte dich morgen begleiten und ebenfalls ein bisschen helfen. Vermutlich wird es sowieso eher Aufräumarbeiten geben? Ich meine, als Dankeschön, dass ich die Nächte hier verbringen darf. Was meinst du?"
Farael:
„Von Arbeit ins plötzliche Vergnügen. So so. Ein Arbeitstier bist du also nicht“, antwortete Farael breit grinsend. Doch sein Grinsen verschwand im selben Moment, als sie die Frage stellte, ob sie zum Aufräumen mitkommen könne. Mehr als gewollt, stimmte Farael diese Frage Anas nachdenklich. Er wusste nicht zur Gänze warum, doch aus irgend einem Grund hatte er ein wenig Angst Ana in der Nähe von Söldner zu sehen, besonders wenn er sie nicht einschätzen konnte. Nicht das er Ana nicht zutrauen würde, auf sich selbst aufzupassen, doch ausgebildete Söldner, die obendrein bewaffnet sind, können schnell gefährlich werden. „Nunja...“, begann er, kratzte sich dabei im Nacken. „Prinzipiell habe ich nichts dagegen. Doch weiß ich nicht ganz, ob ich dich mit diesen Männern zusammen arbeiten lassen sollte. Versteh' mich nicht falsch. Ich will einfach nur nicht … ähm … das die irgendwas Dummes anstellen. Wenn du aber darauf bestehst, wer bin ich, der dich daran hindert? Ist ja nicht gerade so, als würdest du mir gar nichts zurückgeben.“ Farael zuckte mit den Schultern, wobei sich dabei seine Verletzung mal wieder bemerkbar machte.
Ana:
"Hey! Das war Schwerstarbeit", entgegnete Ana schnell, während Farael noch über ihre Frage grübelte. Sie konnte nicht anders, als sich insgeheim darüber zu freuen, dass der Gedanke, sie mitzunehmen, ihm Unbehagen bereitete. "Ich werde mir auch etwas anziehen zum Arbeiten", grinste sie keck. "Und ich habe die hier." Erst jetzt steckte sie den Dolch wieder zu seinem Pendant in den Gürtel. Dann stand sie auf und ging auf Farael zu. "Wenn dort keine Frauen erwünscht sind, verstehe ich das natürlich. Aber nachdem du nicht arbeiten kannst, wäre ein weiteres Paar Hände vielleicht ganz hilfreich? Und du kannst den Kerlen ja sagen, ich gehöre zu dir." Woher das nun wieder gekommen war, wusste sie nicht, als sie ihn gewichtig ansah und ihre Hand sich urplötzlich an seiner Hüfte befand. Schnell zog sie sie zurück, etwas beschämt.
Farael:
Mit ihrer kecken und doch zugleich selbstsicheren Art hatte Ana etwas an sich, was Farael überzeugen konnte. Selbst wenn er sich Sorgen machte, vermittelte sie nicht den Eindruck, dass seine Sorgen berechtigt waren. Natürlich waren sie es in gewisser Weise schon, doch Ana sollte ihre Chance bekommen. Als sie sich schließlich erhob und tatsächlich sehr bedeutende Worte zu ihm sprach, wurde Farael völlig überrumpelt. Ob sie die Tiefe und Bedeutung ihrer Worte richtig verstand? Jedoch war es nichts, was er nicht hätte verhindern sollen. Im Gegenteil. Sie schien es zu genießen und ein Blick in ihre Augen verriet ihm die Wichtigkeit, dessen, was sie gesagt hatte. Bevor Farael jedoch zu einer Antwort kam, näherte sie sich ihm. Sein Blick blieb fixiert auf ihre Augen, in denen er Mut zu erkennen glaubte. Dann Wärme an seiner Hüfte. Schließlich erkannte er Röte in ihrem Gesicht. Scham? Nein, das war nicht richtig. „Ich habe dir gestern Abend etwas gesagt Ana“, erwiderte er sanft, als er sich aus seiner Überraschung befreit hatte. „Habe weder Angst, noch schäme dich für das, wonach du dich sehnst.“ Völlig entspannt saß Farael dort, sein Körper locker und aufrichtig. Genau das Gleiche, was er mit seinem Blick auszudrücken versuchte.
Ana:
Dies ist nur ein Teil von mir, wollte Ana sagen. Und er ist gefährlich. Doch sie blieb still. Sie hatten das Thema bereits durch. Im selben Augenblick wurde ihr bewusst, warum sie sich schämte und warum diese Situationen ihr Unbehagen bereiteten. Farael schien sich nach nichts davon zu sehnen und das war Ana nicht gewohnt. Normalerweise war sie diejenige, die gesetzt und ausbalanciert war und beliebig mit dem Begehren ihres Gegenübers spielen konnte. Und wie sie das genoss! Der Gedanke, dass nun Farael auf dieser überlegenen Position saß und es ebenso genoss, dass er sie recht schnell herum kriegen könnte, beschämte sie und verärgerte sie sogar ein wenig. Wieso kam es auch immer wieder in ihr hoch? Wo sie nach dem Kuss doch vollkommen Herrin ihrer Selbst gewesen war? "Sehnst du dich denn nach nichts?" Nach einigem Abwägen stellte sie die ketzerische Frage.
Farael:
Für nur einen Moment meinte Farael einen inneren Kampf zu erblicken. Ana schien hin- und hergerissen. Sie zögerte. Die Entscheidung blieb aus. Stattdessen kam eine Frage, mit der selbst Farael nie im Leben gerechnet hätte. „Ähm...“, stammelte er, völlig von der Frage überfahren. Es vergingen einige Sekunden der unangenehmen Stille. Doch wollte Farael das nicht so stehen und erst recht nicht die Frage unbeantwortet lassen. Mit aller Ruhe erhob er sich und stellte sich vor Ana. Etwas schwankte er, sein Zustand war nicht der Beste. Doch das war ihm in diesem Moment egal. „Natürlich tue ich das. Ana, du bist eine wunderschöne und attraktive Frau. Obendrein hast du in deinem Kopf viel mehr Sinn und Bedeutung, als das restliche Weibsvolk dieser Stadt. Ich würde nicht zögern, mit dir zu schlafen. Deine Lippen zu schmecken und deine Haut an meiner zu spüren. Doch weiß ich auch, dass wir mehr als das sind. Viel mehr als pure Lust. Uns verbindet viel mehr. Auch wenn ich die Lust nicht abstreiten könnte, dich an mich zu ziehen. Mir ist jedoch eines wichtig: Das Wissen darum, dass ich mit dir schlafen würde, nicht weil ich einfach nur Lust auf deinen Körper habe – sondern auch deinen Geist spüren möchte. Ich will nicht aus purer Lust handeln – sondern aus Leidenschaft und Zuneigung.“ Woher diese Worte kamen, konnte sich selbst Farael nicht erklären.
Ana:
Nervös wartete Ana. Dabei wagte sie erst einmal nicht mehr, Farael anzublicken, aus Angst, sie könnte Wut über die indiskrete Frage in seinem Ausdruck entdecken.
Erst als er sich vor sie stellte, nahm sie den Kopf hoch und sah ihm ins Gesicht. Ruhig ließ sie ihn aussprechen und sog jedes Wort in sich auf. Was er sagte, weckte erneut ambivalente Gefühle in ihr. Doch hatte sie nicht genau so etwas hören wollen? Langsam stand auch sie auf, dass sie ihm besser in die Augen sehen konnte. Sie wollte ihn Vieles fragen. Ob er das jeder Frau erzählte, wie er das nach so kurzer Zeit wissen konnte und warum er verdammt noch mal immer genau wusste, was er sagen musste, um sie weichzukochen. Doch sie sprach nichts davon aus. Kannte sie die Antwort auf diese Fragen nicht sowieso alle schon? Stattdessen hob sie zögerlich eine Hand und berührte mit den Fingerspitzen die unverletzte Seite seines harten Bauchs. "Schade, dass du verletzt bist", hauchte sie. "Sonst hätten wir testen können, wie es sich anfühlt auf diese Weise zu lieben."
Farael:
Das ruhige Schlagen Faraels Herzens wandelte sich in ein unsicheres Galoppieren. Für ihn sind die Dinge wie Misstrauen und Angst in diesem Moment vergessen. Mehr noch, wurden sie ersetzt durch ein warmes Gefühl, welches durch seine Adern strömte und darauf brannte, mit Ana geteilt zu werden. Als Herausforderung und Einladung zugleich verstand Farael Anas Berührung und Worte. „Wir werden noch genug Zeit dafür haben. Wenn der Moment kommt, kannst du mir ja einmal zeigen, wie du es schaffst als Reiterin ein Pferd zu zähmen“, erwiderte Farael zwinkernd. Doch dann entschied er sich, dass die Situation keiner weiteren Worte mehr Bedarf. Behutsam schmiegte Farael seinen Körper an Ana. Sein rechter Arm fasste sie bestimmt, aber liebevoll an der Hüfte. Mit der Linken fasste er ihre Wange und streichelte sie. Er gab sich voll in diese zärtliche Umarmung hin, auch wenn er Ana den nächsten Schritt überlassen wollte.
Ana:
Verwegen grinste Ana, als Farael ihre gemeinsame Metapher des letzten Abends wieder aufnahm. Hitze stieg in ihr hoch und sie ließ sich gerne in die Umarmung sinken, obwohl sie Sorge hatte, sie könnte Farael ausversehen an einer verletzten Stelle berühren. Er fühlte sich einfach gut an. Er war ein Stück größer als sie, jedoch nicht zu sehr, sodass sie seine Lippen erreichen konnte ohne sich zu sehr strecken zu müssen. Noch verharrte sie aber mit etwas Abstand und sah ihm in die freundlichen Augen. Ganz deutlich spürte sie die Hand an der Hüfte und ihr Unterleib zog sich automatisch zusammen. Ihre eigene Hand lag noch immer auf seinem Oberkörper und sie tastete sich mit den Finger ein Stück über seine Muskeln. Immer wieder fiel ihr Blick hinab auf seinen Mund und schließlich überbrückte sie das letzte Stück, küsste ihn und griff dabei mit der zweiten Hand in seinen Nacken.
Farael:
Ohne zu zögern oder auch nur einen Moment der Reue ließ sich Farael in den Kuss fallen und zeigte Ana, wie sehr er diesen genoss. Für diesen Augenblick schienen sie beide zu einem zu verschmelzen. Weder Lust noch Begierde spielten eine Rolle. Viel mehr das tiefe Gefühl der Zuneigung machte es möglich, dass Farael den Kuss mit geschlossenen Augen genießen konnte. Man könnte meinen, er wäre nichts Besonderes, so hatten sie ihren ersten Kuss bereits ausgetauscht. Doch die Lippen der Norkara zu spüren und auch zu schmecken, stellte ein wahrlich schönes Gefühl dar. Nichts sehnlicher wünschte sich Farael, als das dieser Moment niemals enden würde. Auch sein Körper schmiegte sich mit seiner angeschlagenen Kraft an Anas Leib, um die Nähe zu ihr zu spüren und absolut zu genießen.
Ana:
Alle Sinne schärften sich aufs Äußerste und waren gleichwohl besonders empfindlich. Ana nahm Faraels heißen Atem wahr, spürte den warmen Druck seiner Lippen auf den ihren und seiner Hände auf ihrer Hüfte. Sie spürte seinen Bauch an ihren Brüsten und die kräftigen Muskelstränge seines unteren Rückens unter ihrer Hand. Unter seiner Berührung knisterte ihre Haut und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ana gab sich ganz diesem Gefühl hin und kostete gierig von Farael. Warm drang die Wärme seiner Haut durch das Hemd, das sie trug und sie umfasste ihn mit beiden Armen, schob die Hände nach oben auf seine Schulterblätter und drückte ihn sanft an sich heran, um noch tiefer einzutauchen.
Farael:
die Welt um Farael verdunkelte sich immer mehr und der einzige Lichtschein war nur seinen Gefühlen des Momentes gewidmet. Die Hingabe, mit der er Anas Lippen kostete, oder aber das enorme Vertrauen, welches er ihr in diesem Moment schenkte. Er spürte jeder ihrer Berührungen mit größter Intensität, wie ihre Hände seinen Rücken hinauf wanderten und sich schließlich auf seinen Schultern ablegten. Dann der Druck, der ihn noch näher an sie heranzog. Es war, als ob es die Welt nicht mehr gäbe. Oder die Welt nur noch aus ihrem Kuss bestünde. Normalerweise hätte er sie bereits genommen und zum Bett geleitet, doch das war anders. Und würde es auch bleiben. Ana war anders. Und hatte eine Behandlung einer Königin würdig verdient. Die Hitze ihres Körpers strahlte auf ihn hinaus und fütterte das warme Kriseln in seinem Bauch. Nichts und niemand hätte ihm diesen Moment nehmen können. Selbst als sie langsam den Kuss lösten, spürte Farael Anas Lippen auf den Seinen, als ob sie noch immer den Geschmack ihres Vertrauensbeweises austauschten. Vorsichtig legte Farael seinen Kopf auf Anas ab, wärmte und umfasste sie, als ob sie der größte Schatz wäre, den er jemals beschützen müsste.