Die Frequenz des Leides hallte durch das Reich der Finsternis.
Seit einer gefühlten Ewigkeit versuchte Palion nun schon, telepathischen Kontakt zu Kargon aufzunehmen. Wobei das mit der Ewigkeit gar nicht so unrealistisch war, immerhin war er unsterblich. Lange hatte er sich nach diesem Zustand gesehnt und jetzt, wo er ihn hatte, verfluchte er ihn. Die ewige Langeweile in seinem Gefängnis war schlimmer als die frühere Angst vor dem Tode. Seine einzige Beschäftigung war das Aussenden telepathischer Botschaften, die jedoch selten beantwortet wurden.
„Kargon“, wiederholte er zum etlichsten Male, während er im Vakuum trudelte. „Ich ersuche Euch um Freigang auf der Welt der Sterblichen! Nur mit einem winzigen Teil meiner Energie, so klein, Ihr werdet dessen Abwesenheit kaum merken. Mich dürstet so nach den Freuden meines früheren Lebens … ein kleiner Schluck Bier, ein Pfeifchen des schlechtesten Tabaks … lass mich nur für ein Stündchen da draußen wandeln!“
Er fügte gedanklich noch die nervtötenden Geräusche einer greinenden Katze hinzu, damit Kargon ihm endlich seine Aufmerksamkeit widmete. Das monotone Ticken einer Standuhr und das beständige Kreischen eines Schwertes auf einem Schleifstein waren wirkungslos geblieben. Die Dunkelheit, die ihn von allen Seiten umgab, so dass er nicht einmal seinen Astralkörper sehen konnte, schien schwärzer denn je, kalt und abweisend.
„Ich werde anschließend aufhören mit dem Gejammer und Euch in Ruhe lassen!“, fuhr er in seinem Geiste fort. „Nur ein winziger Spaziergang, das kann doch nicht schaden! Mit einem Bröckchen Energie so klein wie die Lebenskraft einer Eintagsfliege. Der Großteil meines Astralleibes mag hier bleiben in deinem Schattenreich und weiter darben. Der Freigang wird nicht mehr sein für mich als die Ahnung eines schönen Traumes und meine Strafe keineswegs weniger unerträglich machen. Es wäre nur ein Tröpfchen Sahne in einem Meer von Bitterkeit. Ich weiß, es wäre euch ein Leichtes, selbst ein Wimpernschlag würde anstrengender sein. Bitte gewährt mir diese Gnade, oh Mächtiger!“
Er verstärkte das Greinen und hoffte, dass der Unnachgiebige sich erweichen ließe so, wie er es jedes Mal hoffte seit er hier in der finsteren Leere eingekerkert war.