Hauptstadt Al’haram – Jahr 202 n d.A.
Die frühe Morgensonne schien unbarmherzig auf die Wüstenlandschaft nieder und vertrieb die bittere Kälte der Nacht. Auf den Plantagen und Feldern des Dschadir waren die Sklaven schon seit einer Stunde wieder am Werk. Wohingegen der gehobene Adel erst jetzt langsam aus ihrem Schlaf erwachte und sich das tägliche Morgenritual am Palast über sich ergehen ließ. Der Adel hatte hier ein schönes Leben. Durch die strenge Militärherrschaft des Sultans waren die Sklaven gefügige Besitztümer der Efendis. Ein Sklave war wie eine Ware. Aufgrund ihrer Verderblichkeit waren Sklaven aber nur begrenzt lagerfähig und verursachten laufende Kosten. Gewiss gab es eine bessere Investition, als das Geld in einen Sklaven zu stecken...andererseits brauchte man bloß eine Frau und schon vervierfachte sich das Einkommen innerhalb eines Jahres. Die Bedürfnisse des Menschen galten gleichsam auch für Sklaven. Und so war der Sexualakt ein Vorgehen, der von den Efendis stark unterstützt wurde.
Sal'jil war an diesem Morgen bereits früh unterwegs. Er war ohne seinen üblichen Diener in Gefolgschaft. Der Tamjid kehrte von einer nächtlichen Soiree in sein Zuhause zurück. Er hatte bei einer Feier in einem örtlichen Freudenhaus teilgenommen und war nach dem Geschlechtsverkehr mit einer Frau dort in der Nacht eingeschlafen. Jetzt früh am Morgen stahl der Hofmagier sich zurück in den Palast. Er sehnte sich nach einem Bad und einem kräftigen Kaffee. Die Nacht war lang gewesen und die Feier anstrengend. Auch ein paar andere der politisch Wichtigen waren bei dieser Feier anwesend gewesen. Der Sultan selbst aber nicht.
"Name und Titel?!", schrie ihm der Kommandant der Wache von der Mauer hinunter, als Sal’jil das Haupttor zum Palast erreichte.
„Ich bin Sal’jil ibn Al Sahif. Ich bin der Hofmagier und ein enger Freund des Sultans“.
„Der Name ist bekannt,“ rief ihm der Hauptmann Joref entgegen. Er war ein älterer Herr hatte den militärischen Rang des Hauptmanns nun schon seit etwa 10 Jahre inne.
„Untersucht ihn“, sprach Joref seine Untergebenen rein routinemäßig zu seinen Wachen.
Sal’jil kannte schon das Prozedere und legte seinen Säbel und den Geldbeutel bereits zur Seite.
Die Wachen taten das, was ihnen befohlen wurden und betasteten den Hofmagier am ganzen Körper. Sie fanden aber nichts. Ein Routinecheck im Geldbeutel ergab auch keine gefährlichen Gegenstände.
„Den Säbel gebt ihr bitte wieder hier ab. Ihr kennt die Regeln. Die Waffe könnt Ihr beim Verlassen des Palasts wieder in der Waffenkammer abholen“, sprach der Kommandant zu ihm.
„Ist mir bekannt, Hauptmann“, antwortete Sal’jil etwas genervt. Er betonte das Wort Hauptmann, so als ob es eine Beleidigung wäre.
Eitel fixierte Sal’jil seine Gewänder und klopfte sich den Staub von den Klamotten.
Ein paar Meter weiter wurde er bereits von einem Empfangsdiener namens Deniz begrüßt, der ihn über die aktuellsten Neuigkeiten des Hauses informierte. „Frühstück gibts in wenigen Minuten, mein Herr“, sprach der Empfangsdiener. „Ich wünsche ein Bad und schickt mir einen Bader hinauf. Mein Rücken ist etwas verspannt und ich benötige eine Massage“, sagte er ihm.
Den Diener würdigte Sal’jil keines Blickes, sondern sprach von oben auf ihn herab. Seine 1.90m Körpergröße trugen im Übrigen dazu bei, dass er besonders arrogant und erhaben wirkte.
„Und ich wünsche einen Kaffee!“, schrie er Deniz hinterher, als er wieder auf seinen Posten zurückkehrte.
„Einen Kaffee..einen Kaffee“, stotterte dieser nur. „Ja, mein Herr. Wie der Herr wünscht!“, sagte er bloß und kümmerte sich sofort darum, dass die Wünsche Sal’jilfs schnellstmöglich erfüllt wurden. "Welche Menge er wünscht?", fragte sich Deniz bloß in eine Art Selbstgespräch. Die Frage schien ihm aber zu dämlich zu sein und er schüttelte hektisch im Kopf- "Besser nicht fragen, nur kluge Fragen stellen...", rezitierte der Diener die Verhaltensregeln der Dienerschaft.