Jules verfolgte das Gespräch mit ausdruckslosem Gesicht. Er hatte selbst nichts anderes von Tarkan erwartet, als grundlegend erst einmal einen Frieden abzulehnen. Nicht da er das dies dem Mann als Rakshaner oder Wildem unterstellte, nein jeder hätte so reagiert. Wozu sollte man eine 180 Grad Wendung für andere vollziehen? Sie musste schon auch immense Vorteile für einen selbst bringen, sonst änderte sich kein Mensch - weder Rakshaner noch Almane.
Als das Gespräch auf Khawa zu sprechen kam, hatte Jules Mühe sein ausdrucksloses Gesicht beizubehalten. Selbst Gufo auf seiner Schulter, trat von einem Fuß auf den anderen, da er die innere Unruhe und Angst seines Herrn spürte. Seine großen, glühenden Augen fixierten Tarkan, während sich seine Krallen in Jules Umhang gruben.
Jules versuchte mit dem gleichen Blick die Entscheidung seines Duc vorauszusehen.
Aber welche Entscheidung?
Er war mit den Gedanken viel zu weit vorneweg. Tarkan hatte noch gar keine Forderung bezüglich Khawa gestellt. Aber genau darum ging es hier, darum ging es Jules. Was würde geschehen, wenn Tarkan die Herausgabe von Khawa verlangte?
Die Entscheidung des Duc konnte sich jeder an einem Finger abzählen. Für den Frieden einer gesamten Region, sogar für Frieden über die almanische Region hinaus zwischen allen Almanischen Völkern, den Tieflingen in der Hohen Mark, den Zwergen und eventuell sogar den Alben würde der Duc ohne zu zögern Khawa an Tarkan aushändigen.
An einem einzelnen Mann, einem ehemaligen Kriegsgefangenen, würden die Verhandlungen nicht scheitern.
Und er selbst?
Würde er an der Herausgabe von Khawa scheitern?
Jules ließ den Blick einmal durch den Raum schweifen und streite dabei für einen winzigen Moment den Blick von Khawa.
Was würde er tun, sollte Khawa nach Rakshanistan zurückkehren?
Würde er alles zurücklassen was er kannte, wofür er stets gekämpft und gelebt hatte?
Würde er Khawa in die Fremde folgen?
Und würde Khawa dies überhaupt wollen?
Würde es Khawa wollen und er würde ihm folgen, wäre dies eine Entscheidung für immer, den in meinem Feudalsystem gehörte jede Person einer höher gestellten Person. Letztendlich gehörten sie alle dem Duc. Und er war das persönliche Himmelsauge des Duc. Er stand persönlich im Dienst des Duc Maximilien Rivenet de Souvagne.
Würde er einfach seinen Posten verlassen und Khawa begleiten, wäre dies bestenfalls unerlaubtes Entfernen und würde eine schwere Rüge nach sich ziehen. Schlimmstenfalls würde der Duc es als Hochverrat werten und er würde auf dem Block landen.
Jules schüttelte kaum merklich den Kopf, nein - der Duc würde es als Untreue sehen.
Untreue seinem Herrn gegenüber wertete der Duc als Verrat.
Verrat endete auf dem Block.
Gerade hing Jules noch seinen Gedanken nach, da verließ die Familie des Ducs den Verhandlungssaal. Jules schaute Ciel und Khawa nicht hinterher, aber Gufos Blick folgte ihnen.
`Wir müssen uns treffen. Bitte es ist dringend´, übermittelte Jules Khawa mental.
Während die Staatsoberhäupter um sie herum über die Welt entschieden, fühlte sich Jules als stürzte seine eigene gerade ein.