[Ledwick] Die Galeerenjahre

  • Anni di galee / Galeerenjahre
    - Jahr 0 - 150 nach der Asche -


    Diese Epoche waren ein berüchtigtes Kapitel in der Geschichte der Ledvigiani, das mit viel Grausamkeit einherging, aber es bezeichnet auch den Höhepunkt ihrer Macht auf hoher See. Während die Naridier diese Zeit als dunkles Kapitel der almanischen Geschichte bezeichnen, sprechen die Ledvigiani selbst vom alten Glanz. Die Galeerenjahre nahmen ihren Anfang im Jahr Null und fanden erst im Jahr 150 mit dem Verlust ihrer Flotte vor Sturmfels ein Ende.



    Historische Ursachen


    Im Jahr Null begruben massive Vulkanausbrüche Caltharnae unter einem schwarzen Leichentuch aus heißer Asche. Hunderttausende Flüchtlinge fuhren auf provisorischen Booten über den Dhunischen Ozean, um sich und ihre Familien zu retten. Viele kenterten und fanden in den Wellen ihr salziges Grab. Diese hilflosen Menschen waren für Sklavenfänger eine leichte Beute. Die Rabennorkara bedienten sich, doch auch Ledwicks Hände blieben nicht unbefleckt. Anstatt sich gegenseitig zu bekriegen, trieben die feindlichen Schiffe gemeinsam im Meer, ohne einander zu beachten und nahmen auf, was sie fassen konnten, dermaßen reichhaltig war die Auswahl. Es war ein regelrechtes Erntefest, die Schiffe konnten nicht so viele Sklaven fassen, wie sie zur allgemeinen Verfügung im Ozean paddelten, man brauchte sich nur zu bedienen und konnte es sich leisten, nur die besten Sklaven herauszulesen und den Rest achtlos zurückzulassen. Die Menge an zur Verfügung stehenden Arbeitskräften lud alle dazu ein, verschwenderisch mit dem Menschenmaterial umzugehen, nicht nur in Ledwick, doch dort besonders. So wurde von den Ledvigiani ein Schiffstyp weiterentwickelt, der gerudert wurde und den Wind nur noch unterstützend einzusetzen brauchte: Die Galeere.


    Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Im Dialekt der Ledvigiani wird dieser Schiffstyp Galera genannt, in der Mehrzahl Galere, was später der gängige Begriff des Hochasameischen wurde. Auf dem Kampfdeck, welches die Ruderer überdachte, hielten sich der Kapitän und die Offiziere auf, sowie die Soldaten der Entermannschaft. Anfangs noch von gut ausgebildeten Soldaten gerudert, wurden die Ruderbänke im geschlossenen Rumpf fortan mit Sklaven besetzt.



    Lebensbedingungen an Bord


    Die meiste Zeit hatten die Rudersklaven nichts zu tun, da zum Überbrücken langer Entfernungen die dreieckigen Segel verwendet wurden. Angenehm war ihr Leben dennoch nicht. Die Sklaven wurden auf den Ruderbänken für die Dauer der gesamten Fahrt festgekettet, was bedeuten konnte, dass sie über Monate nicht aufstehen durften. Sank das Schiff, starben sie mit ihm. Der Dreck, der sich unter den Ruderbänken ansammelte, raubte den Männern den Atem. Krankheiten grassierten an Bord und den Aufsehern unter Deck ging es kaum besser als den gepeinigten Seelen. Dass sie ihre Wut oft an den Sklaven ausließen, mag daher nicht verwundern. Noch bevor man die Schläge der Trommel hörte oder die Galeere sah, roch man bereits den Geruch des Todes, den sie verströmte. Wenn ein Sklave langsamer wurde, verhedderten sich die langen Ruder und die gesamte Fahrt geriet ins Stocken. Die Aufseher sorgten deshalb mit Peitschenhieben dafür, dass die benötigte Geschwindigkeit während eines Manövers eingehalten wurde. Wenn ein Sklave drohte, bewusstlos zu werden, bekam er ein Stück in Wein getauchtes Brot in den Mund gesteckt. Half auch das nicht, warf man ihn über Bord und besetzte seinen Platz mit einem neuen Sklaven.



    Galeeren im Gefecht


    Diese Gnadenlosigkeit war für die Sklaven fatal, sorgte jedoch auch dafür, dass die Galeeren auf kurzen Strecken eine unwahrscheinlich hohe Geschwindigkeit entfalten konnten, völlig unabhängig von der Windrichtung. Ihre Ramm-Manöver waren für die gegnerischen Schiffe vernichtend. Zudem war es schwierig, ein so schnelles Schiff mit den Eisenkugeln der Bordskorpione zu treffen. Der flache Rumpf, der schon damals für die ledwicker Schiffe typisch war und der geringe Tiefgang sorgten dafür, dass sie sich auch in flachem Wasser fortbewegen konnten. Das alles machte die Galeere hervorragend geeignet für Manöver aus dem Hinterhalt.



    Das Ende der Galeerenjahre


    Hundertfünfzig Jahre lang machten die ledwicker Galeeren der naridischen Handelsflotte das Leben schwer. In der Seeschlacht von Sturmfels schließlich nutzten die Naridier ihre Kenntnis der eigenen Hoheitsgewässer, um die Flotte des Kaisho-Abkommens, die zum Großteil von den Ledvigiani gestellt wurde, in den Untergang zu locken. Sturmfels trägt seinen Namen nicht umsonst, zwei Mal im Jahr sind hier heftige Unwetter zu erwarten. Wenige Tage vor den Stürmen täuschten die Naridier einen Rückzug vor und ließen die feindlichen Schiffe bis in die Meerenge von Obenza vordringen. Als der Sturm losbrach, wurde er für die Ledvigiani zum Verhängnis. Die Kanalwirkung ließ die Strömung reißend werden, der Sturm brach die Segel und die Klippen die Ruder. Die Schiffe, die nicht kenterten, trieben nach abflauen des Sturms manövrierunfähig im Meer. Den Ledvigiani widerfuhr das gleiche Schicksal wie den Flüchtlingen vor hundertfünzig Jahren. Die Sklaven wurden befreit und die Ledvigiani selbst von den Naridiern versklavt. Die Kapitäne wurden als Trophäen behalten und im Rahmen der alljährlichen Siegesfeier zum allgemeinen Hohn dem Volk vorgeführt, um nach anderthalb Jahrhunderten der eigenen Demütigung das verhasste Ledwick zu erniedrigen. Einige leben noch heute.



    Folgen


    Nach der Seeschlacht von Sturmfels verlor das Kaisho-Abkommen die Oberhand auf See. Die Rabennorkara waren zwar nach wie vor ein lästiges Ärgernis, aber sie waren nur eine kleine Piratennation und konnten Naridien nicht nachhaltig schaden. Die Naridier ihrerseits konnten nach dem Sieg ihre Handelsflotten nahezu ungestört ausbauen, genau wie ihre Marine. Auf dem Dhunischen Ozean hatte ihnen für die kommenden Jahre niemand mehr ernsthaft etwas entgegenzusetzen.


    Nach dem Verlust ihrer Flotte und der Rudersklaven mussten die Ledvigiani fortan einen neuen Weg beschreiten, um ihre Marine funktionstüchtig zu halten. Die fatale Niederlage führte zur Entwicklung eines neuen Schiffstyps, der Dschunken, die ohne Sklaven auskamen und mit nur geringer Besatzung gefahren werden konnten. Bis heute sind Dschunken der vorherrschende Schiffstyp in Ledwick.

  • Baxeda

    Hat den Titel des Themas von „Die Galeerenjahre“ zu „[Ledwick] Die Galeerenjahre“ geändert.