Die Halbwüste Sundhi war gepudert von einer dünnen Graupelschicht. Die Wintersonne zeigte sich heute nicht. Der Wind trug ein paar vereinzelte Schneeflocken mit sich. Im Grau des Tages bildete die besondere Beflaggung des Sonnensteins heute besonders üppig ausfallende bunte Farbtupfer. Neben dem roten Hahn flatterte auch der weiße Adler des Thronerben hundertfach an den Zinnen der Sandsteinmauern. Der Lehnsherr hatte sich nicht Lumpen lassen.
Dijon de la Grange war nicht dafür bekannt, seine Gäste zu langweilen. So hatte er ein Programm für den heutigen Besuch erstellt, bei dem Prince Dreaux sich die dürren Beine würde vertreten können, während er Einblicke in die aktuellen Projekte La Granges erhielt. Freilich war alles optional, wenn der Prince stundenlang bei Tisch konversieren wollte, würde es so geschehen, doch das Angebot, mit Dijon etwas Anschauungsunterricht zum östlichsten Lehen Souvagnes zu erhalten, stand.
Während der Marquis die Vorbereitungen inspizierte und auf das Eintreffen des noblen Gasts wartete, musste sein Sklave Arkady wie ein Schatten hinter ihm laufen. Der naridische General Klingenberg durfte bei Dijon seinen Lebensabend auf jede ihm nur gefällige Weise genießen. Freilich übertrat Dijon dabei nicht das souvagnische Gesetz. Was das der anderen Länder betraf, erwartete er in lauernder Freude deren Herausforderung, sollten sie Klage erheben gegen das, was er dem alten Beißer zum Essen und Spielen vorsetzte. Diskret, freilich. Der Sonnenstein war nach außen hin ein würdevolles Anwesen und Dijon legte großen Wert auf seine Reputation.
Schwierig war die zeitgleiche Anwesenheit des Marquis Davard von Hohenfelde und Dijon wusste, dass den General Klingenberg nur das Gastrecht schützte. Er hatte sie beide in entgegengesetzten Flügeln untergebracht. Auch Davard mangelte es an nichts und es gab keinen Wunsch, den Dijon ihm verwehrt hätte. Als Gastgeber präsentierte er sich stets großzügig und geizte nie.
Dijons liebster Dauergast Erwin jedoch hatte eine Aufgabe bekommen, da er dazu neigte, sinnlos herumzustromern und das Personal zu stören. Es stand außer Frage, ihn dem Prince als seinen Gespielen vorzustellen, Erwin war ein naridischer Prolet, ein Krimineller. Und doch sollte er seinen Anteil an diesem Besuch leisten dürfen.
Dijon trat auf den Hof seiner Burg und blickte in den grauen Himmel.