Der Lichtnussbaum "Liuthir"
Die Verehrung des Lichtnussbaumes ist ein Echo der Vergangenheit, als die Götter noch die Gestalt von Bäumen annahmen und sich nicht in Gestalt von Menschen verehren ließen. Wenngleich die Wurzeln des Baumkults bis in die Vorzeit zurückreichen, ist die rituelle Verehrung des Lichtnussbaumes Liuthir (Uncari für "Leuchter") eine junge Erscheinung. Er wird nicht als einzelnes Exemplar verehrt, wie es bei anderen heiligen Bäumen Brauch ist, sondern als sakrales Kollektiv. Jeder Baum dieser Art, vom zarten Sämling bis zum morschen Greis, gilt als unantastbar. Nur geweihten Priestern ist es gestattet, vorsichtig die Früchte zu ernten oder Baumpflegemaßnahmen durchzuführen. Der Lichtnussbaum ist der einzige bekannte immergrüne Laubbaum, der Frost verträgt.
Riten
Der immergrüne Lichtnussbaum ist für Naridien ein Symbol für die Geschichte und die Identität des Landes, der Hoffnung in finsteren Zeiten und der Standhaftigkeit. In der dunklen Jahreszeit, wenn andere Bäume ihr Blätterkleid abwerfen, steht Liuthir unverändert in grüner Pracht, was ihn zum Symbol von Treue und Beständigkeit machte. Während militärischer Feste und Siegesfeiern werden die Blüten und/oder Blätter des Baumes zu Kränzen geflochten, welche von den siegreichen Soldaten auf ihren Helmen getragen werden.
Seinen Namen erhielt er, weil seine ölhaltigen Früchte zur Herstellung von Kerzen und Lampenöl verwendet werden. In der Nacht des Lichtfests - des großen Festes zum Jahreswechsel - wird der Baum vom einfachen Volk liebevoll mit Laternen geschmückt. Während ein jeder seine Laterne anbringt, flüstert er dem Baum seinen Wunsch für das kommende Jahr zu. Ein Priester gibt Acht, dass von der Laterne keine Gefahr für den Baum ausgeht, und auch die Brandwache steht in Bereitschaft.
Habitus
Die graue und glatte Rinde - dem Stamm einer Buche nicht unähnlich - erinnert an einen Eisenpanzer. Die Blätter, deren Form an einen Dreizack gemahnt, sind fest und ledrig und groß wie die Hand eines Mannes. Ihre Oberseite ist dunkelgrün und stark glänzend, die Unterseite hingegen schimmert aufgrund der Behaarung silbrig. Der Lichtnussbaum kommt vor allem in den Küstenregionen des Medianik vor. Er ist winterhart und gedeiht optimal auf sandigen, mageren Boden.
Der Lichtnussbaum in der naridischen Kultur
Der Lichtnussbaum ist für Naridien mehr als nur ein Baum. Er ist ein Teil von Naridien. So lange die Aufzeichnungen zurückreichen schmückt man die Zweige des Baumes zum alljährlichen Lichtfest mit Laternen. Der wird als heilig angesehen und in vielen religiösen Zeremonien verehrt. Damit ist er der einzige Baum in Naridien, der nicht gefällt werden darf. Zum Nationalsymbol wurde er, weil er eine wichtige Rolle in der Unabhängigkeitsbewegung spielte, als das Land sich vom Fürstentum Naridien zur Freien Naridischen Republik transformierte. In dieser Zeit kam es zu einem kurzen, aber blutigen Bürgerkrieg. Die naridischen Freiheitskämpfer nutzten das ölhaltige Fruchtfleisch der Lichtnüsse, um Fackeln und Lampen herzustellen, die ihnen Licht und Wärme in den dunklen Zeiten des Krieges gaben.Die gerösteten Kerne wurden auch als Nahrungsmittel verwendet, um den Hunger zu stillen. Die Blätter des Baumes dienten als Verband für die Wunden der Kämpfer.
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Lichtnussbaum ist auch ein wertvoller Rohstoff für die Wirtschaft von Naridien. Die Kerne sind reich an Ölen und können auch unbehandelt als Lichtquelle angezündet werden. Roh sind sie giftig, da sie Blausäure enthalten. Sie können starke Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen hervorrufen. Vor der Verwendung werden sie meistens geröstet, wodurch sie ihre Giftigkeit verlieren. Das Öl aus den Kernen wird als für Kerzen und Lampen, als Brennstoff, Schmiermittel, Seife, Farbe und Kosmetik verwendet. Die Blüten werden als Honigquelle, Gewürz und Parfüm genutzt. Das Holz hingegen ist leicht und nur wenig beständig, so dass es nicht als Bauholz taugt.
Heilmittel
In kleinen Mengen wird das rohe Fruchtfleisch als Abführmittel verwendet. Das Öl dient zur Behandlung von Hautkrankheiten.