Das Konzil der Ersten Asche
- Die Causa Khilar -
Vorspiel
Auf Khilar sagte man: "Faucht dir der Sturm entgegen, so hisse die Segel und reite ihn."
Das kleine Haus Khilar war während der frühen Vorzeit an die raue, windgepeitschte Nordküste von Caltharnae abgedrängt worden. Dort versuchten sie, mehr schlecht als recht über die Runden zu kommen. Auf den salzigen Böden war Ackerbau nicht möglich. Die See ernährte die Khilani und so überlebten sie, auch wenn die Küste keine Bodenschätze bot und sie lange ohne Bedeutung für die Geschichte blieben.
Die erste Erwähnung in den Chroniken spricht von ihnen als findige Handwerker, als fähige Schiffbauer, eine damals verachtete Kunst. Die mächtigsten Häuser thronten im Herzen des Festlands auf den Bergen und nur die Niederen mussten in den Ebenen an der nach Tang stinkenden, kargen Küste hausen. Wie hatten sie sich dabei verschätzt, Khilars Kunst mit Verachtung zu strafen. Die Schiffe waren es, welche einen steilen Aufstieg Khilars ermöglichten, bis sie schließlich für wenige Jahre das mächtigste und gefürchtetste Haus von Caltharnae wurden.
Zivilisation ist die Fähigkeit, aus der Not eine Tugend zu machen. Man sagt, dass die Khilani die ersten waren, welche hochseetaugliche Schiffe bauten, die nicht an die Küste gebunden waren, mit denen sie den offenen Ozean zu kreuzen vermochten, was ihnen erstaunliche Fänge in überquellenden Netzen bescherte. Vor allem aber konnten sie Handelsrouten schneller folgen und mehr Ladung transportieren als jemand auf dem Landweg.
Die Schiffe, anfänglich nur ein Notbehelf zum Überleben, bildeten die Basis ihres Wohlstands und Wachstums. Die Burgen Khilars säumten bald als lange Kette die Nordküste von Caltharnae. Was als Fischereiwirtschaft begonnen hatte, mündete in eine prächtige Handelsflotte, sie exportierten die Schätze der See, transportierten Waren von hier nach da, ohne sie selbst produzieren zu müssen, und behielten die Gewinne für sich, um andere Dinge zu kaufen.
Doch als der Ascheregen Caltharnae zusehend in eine graue Wüste verwandelte, als die Pflanzen auf den Feldern starben, die Herden verhungerten und als Nahrung und sauberes Wasser unbezahlbare Luxusgüter wurden, änderten auch die Fischschwärme ihre Wanderwege. Die Khilani, die lange geglaubt hatten, dank ihrer Fischerei das aufziehende Unglück überleben zu können, bekamen zu spüren, dass auch sie nicht vor dem Untergang gefeit waren. Sie litten bald den gleichen Hunger wie die anderen Häuser.
Die Katastrophe brachte sie dazu, ihre Schiffe einem neuen Zweck zuzuführen ...