So, nachdem ich einige Zeit an der Scifigeschichte einfach gehangen habe, ohne groß eine Idee wie ich die nächste Szene anfangen könnte, und dann noch Corona dazwischen kam, mache ich jetzt das was ich schon immer gemacht hab wenn ich nicht mehr weiter gewusst hab: zur anderen Geschichte wechseln. Die jetzt auch auf Deutsch, einmal komplett neu.
Fantasygeschichte, Deutsch, ertse Version
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Szene 1:
ZitatDie Kutsche kam zum Stehen, und Lydia hielt den Atem an. Versuchte angestrengt, zu lauschen. Stille. Keine Gespräche drangen von außen zu ihr hinein. Doch dann hörte sie Schritte, gefolgt vom Knarzen der Tür, und schließlich kratzte etwas gegen das Holz.
Der Sitz klappte nach oben, Licht fiel in das geheime Fach. Nach fast einem Tag in der völligen Dunkelheit brannte es in ihre Augen.
„Wir sind da,“ hörte sie den Kutscher sagen. „Es ist Zeit für die Übergabe.“
Lydia rührte sich nicht. Erst als einige Augenblicke verstrichen waren, sie wieder normal sehen konnte, setzte sie sich lngsam auf. Der Kutscher blickte ungeduldig auf sie herab.
„Ich hab nicht ewig Zeit, mach schon!“ forderte er auf.
Lydia versuchte aufzustehen, doch ihre Beine gaben nach. Der Kutscher packte ihren Arm und zog sie wieder hoch.
„Eh!“ entfuhr ihr. „Was…“
„Raus jetzt.“ Mit diesen Worten zerrte er sie durch die Tür, und sie konnte den Beutel mit dem, was sie mitgenommen hatte, gerade noch greifen. Vor ihr breitete sich Gras aus, soweit sie sehen konnte in allen Richtungen von dichtem Wald eingeschlossen. Am Rande der Lichtung stand eine weitere Kutsche, komplett ohne Wappen, und eine ganz in schwarz gekleidete Person, von der selbst das Gesicht verhüllt war, saß auf dem Trittbrett. Lydia gegenüber waren zwei weitere Leute, ein Mann und eine Frau, beide in ebenfalls schwarzen Uniformen ohne jegliche Abzeichen.
„Und?“ fragte der Mann.
„Hier ist sie. Damit ist mein Teil der Abmachung erfüllt.“
„Wo ist der Andere?“ fragte die Frau.
„Hä? Welcher Andere?“ fragte der Kutscher zurück. „Ich hab nur sie.“
„Wir haben den Transport von zwei Personen arrangiert,“ erklärte der andere Mann.
„Am Abholpunkt war nur sie. Wenn das jetzt irgendein Trick von euch ist mich weniger zu bezahlen…“
„Wi-Wir wurden getrennt,“ warf Lydia ein, während sie sich noch einmal nervös umsah. „Die Garde hat uns gefunden...“
„Hmm. Das ist schlecht,“ kommentierte die Frau. „Hervé, pass auf während ich das mit Fabius absprech.“
Der Mann nickte, während sie zur anderen Kutsche ging. Die Person dort stellte sich auf – sie überragte die Frau um gute zwei Köpfe, fiel Lydia auf. Und den Namen, Fabius, den hatte auch Jakob erwähnt, war das also sein Kontakt hier?
Der Kutscher neben ihr trat von einem Fuß auf den anderen. „Wie lange dauert das noch, ich muss weiter?“ fragte er nach einiger Zeit. Der schwarz gekleidete Mann, Hervé – jetzt wo sie genau hinsah, konnte Lydia an seiner Stoffkappe tatsächlich zugespitzte Abdrücke erkennen – zuckte nur mit den Schultern.
Weitere Minuten verstrichen. Die schwarz gekleidete Frau kam schließlich zurück zu ihnen und hielt dem Kutscher einen Umschlag hin. „Wir haben uns entschieden, den Auftrag als erfüllt anzusehen. Hier der übliche Schuldschein, wie mit Direktor Holzmann vereinbart.“
Der Kutscher nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn. Ein Blatt aus Schilfpapier kam hervor, das er inspizierte. „Fernhandelsgilde von Abu Ilm. Die vollen 5.000 Goldwaller. Siegel korrekt. Musterung korrekt,“ murmelte er vor sich hin. Dann steckte er mit einem Nicken den Schein samt Umschlag ein, sagte noch einmal „passt,“ stieg auf seine Kutsche und fuhr davon.
Kaum war diese, den einzigen Zugansweg entlang, zwischen den Bäumen verschwunden, kommentierte Hervé, „Nicht der Freundlichste, den der Holzmann uns je geschickt hat.“
„Heh. Ja, hast recht,“ sagte die Frau, dann schaute sie mit ernsterem Blick zu Lydia. „So, aber jetzt da das rum ist: Ist dir irgendwas auf der Fahrt passiert? Seid ihr gut rüber gekommen? Hat er dir was getan?“
Lydia stockte für einen Moment, bevor sie antwortete: „Ne-nein. Es war unbequem, aber ansonsten nichts.“ Noch einmal schaute sie sich zögerlich um, streckte sich dann.
„Gut. Und dass du und Jakob getrennt wurdet stimmt auch? Nicht einfach was das du erzählt hast solange er noch da war?“
„Wir wurden getrennt. Unterwegs. Davor. Und dann ist er nicht zurückgekommen. Ich weiß nicht ob sie ihn mitgenommen haben.“
Die Frau murmelte etwas vor sich hin, dann sagte sie: „Ok. Das heißt wir müssen umplanen. Ok, am besten bringen wir dich erstmal hier weg.“ Sie drehte sich halb um zur Kutsche, dann aber wieder zurück. „Ah, ach ja. Bevor ich es vergess. Ich bin Gabriela, das ist Hervé, und der da hinten ist Fabius.“
„Lydia,“ stellte sie sich vor, setzte einen Fuß nach vorne für die gewohnte Verbeugung – nahm ihn dann aber wieder zurück und nickte nur.
Die zweite Kutchfahrt, die nun folgte, war schon von Anfang an deutlich angenehmer. Lydia saß auf der gepolsterten Bank im inneren, Gabriela und Hervé ihr gegenüber, während Fabius draußen auf dem Kutschbock Platz genommen hatte.
Sie fuhren vor sich hin, erst nach einiger Zeit brach Gabriela das Schweigen: „So. Dass Jakob nicht dabei ist macht uns nen ganz schönen Strich durch die Rechnung. Wir müssen umplanen.“
Sie besprachen die Möglichkeiten, wie sie weiter verfahren würden, aber schon bald konnte LYdia ihre Augen nicht mehr offen halten.