Söldnerschwein (Baxis NaNoWriMo 2024)


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    Selbstgeschriebener Song zur Einstimmung:


    Heart of the Tundra

    ©Baxeda


    Lyrics:

    Prolog


    Unwrain, ein Kaff im Nirgendwo, war nicht für sein schönes Wetter bekannt. Schneeregen peitschte in unsere Gesichter und bedeckte unsere Kapuzen und Wolljacken mit kaltem Matsch, so dass wir uns beeilten. Wenig später trat ich gemeinsam mit zwei Dutzend meiner Kameraden in die dunkle Holzhütte. Anderswo hätte man eine Kneipe wie diese wegen der völligen Abwesenheit von Hygiene geschlossen, aber in dieser Gegend war der «Heulende Hund» eine gute Adresse. Die Brandflecken auf den Holzdielen, die dreckigen Bleiglasfenster und der Kohlgestank aus der Küche verrieten, dass die Kneipe nicht zur gehobenen Gastronomie gehörte.


    Die wenigen Gäste blickten sich nach uns um. Sie verfolgten jede unserer Bewegungen, sei es wegen unseres martialischen Auftretens, wegen unseres Körpergeruchs oder aufgrund unserer schieren Menge. So viele Gäste auf einmal kannte man in Unwrain nicht, einem Ort, der so klein war, dass er eigentlich keinen eigenen Namen verdiente. Doch heute genoss die schäbige kleine Kneipe am Arsch der Welt die fragwürdige Ehre, von zwei Dutzend Söldnern verstopft zu werden, die sich um die wenigen Tische quetschten.


    «Mahlzeit», grüßte ich die fremden Gäste, während ich nach hinten zum Tresen ging und für alle die Bestellung aufgab. Das ging schneller, als wenn jeder einzeln wählte, da am Ende sowieso alle dasselbe tranken. Etwas anderes als Bier und Kohlsuppe stand nicht zur Auswahl, und natürlich entschieden sich alle für das Bier.


    Die beiden Schankmädchen waren sichtlich überfordert, der Wirt gereizt, doch am Ende standen die bestellten Biere auf den Tischplatten. Jeder von uns griff nach seinem Krug und alle Blicke richteten sich erwartungsvoll auf mich.


    Ich stand auf und hob mein Trinkgefäß, ließ den Blick betont feierlich über die Runde schweifen. Da ich unter Orks aufgewachsen war, bedeutete mir ein Jubiläum nichts. Das bloße Verstreichenlassen von Zeit war wenig ruhmvoll. Doch nachdem es mir den Ruf eines Geizhalses beschert hatte, weil ich das fünfjährige Jubiläum ohne Feier hatte ins Land ziehen lassen, versuchte ich mich zum zehnjährigen daran, es wieder gut zu machen, obwohl mein letzter Sold ausgeblieben war.


    «Auf zehn weitere Jahre mit euch, ihr elenden Drecksäcke.»


    «Auf zehn weitere Jahre!», brüllten die Söldner und dann tranken sie gierig.


    Ich nahm ebenfalls einen beherzten Schluck und stellte fest, dass das Bier heute krümelig schmeckte. Das war mir egal, ein Besseres gab es nicht und es würde seinen Zweck erfüllen. Mit einem Rülps pflanzte ich mich wieder auf meinen Hocker.


    Mauli und Cherax grinsten mich an, ich grinste zurück. Mauli war sichtlich älter geworden, seit wir uns vor zehn Jahren das erste Mal begegnet waren. Sie besaß nur noch die Hälfte ihrer Zähne und klagte über etliche Zipperlein, doch Cherax als Troll hatte lediglich ein paar Narben mehr als früher. Was mich betraf, musste ich momentan irgendwo zwischen fünfundzwanzig und dreißig sein und hatte damit noch etwas Zeit, bis das Alter sich bemerkbar machen würde.


    «Zehn Jahre, Serak», sagte Cherax bedeutungsschwer. «Wo ist nur die Zeit geblieben?»


    «Was dich betrifft - versoffen und verhurt», antwortete Mauli trocken. «Andere Leute haben derweil hart gearbeitet. Ich weiß sehr gut, wo all die Zeit geblieben ist. Ich spüre die Jahre in jedem Knochen.»


    «Kein Streit heute, ich verbiete das», stellte ich klar.


    «Mauli kann nicht anders», maulte Cherax. «Wenn die eines Tages unter der Erde liegt, muss man ihr Mundwerk extra totschlagen, damit es aufhört, sich über mich zu beschweren.»


    «Schnauze jetzt», sagte ich und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. «Heute wird gesoffen. Was ihr danach macht, ist eure Kanne Bier, aber jetzt wird gefeiert. Auf mich!» Ich hob den Krug.


    «Auf dich», stimmten Mauli und Cherax ein, wir tranken und damit herrschte vorerst wieder Tischfrieden.


    Während Mauli und Cherax sich mit den anderen am Tisch unterhielten, trank ich schweigend und versank in meinen Gedanken. Vielleicht lag es daran, dass ich, wie Mauli, nur mit einer kurzen Lebensspanne geschlagen war. Auch ich konnte die Zeit nicht einfach vergessen, jedes Jahr wog kostbar. Umso wichtiger war, dass ich mein Leben in guter Gesellschaft verbrachte.


    Das war nicht immer so gewesen. In den Bruthöhlen von Shakorz hatte ich das Leben eines Sklaven geführt, obwohl ich mir die Narben der Rotte verdient hatte. Irgendwann war es zu viel geworden, ich war in die Fremde geflohen, um mein Glück unter Menschen zu versuchen. Doch auch dort fand ich keinen Anschluss, ich war mit den komplexen Gesetzen der Freien Naridischen Republik überfordert und endete als Bettler und Dieb. Erst unter der Obhut des Raubritters Dolwin von Niederau, der das Leben eines Gesetzlosen führte, fand ich in der Ruine seiner Burg einen Ort, den ich Zuhause nennen konnte. Er lehrte mich lesen, schreiben, rechnen, kämpfen und ich zog mit glühendem Herzen für ihn in den Kampf. Doch nichts währt ewig und nichts Gutes währt überhaupt. Dolwin und seine Räuber wurden gehenkt, ihre Familien flohen in den Norden. Ich aber schloss mich einer Söldnerbande an.


    Garlyn Meqdarhan besaß nicht den Edelmut von Dolwin, er war ein skrupelloser, hinterlistiger Fuchs, und doch bot er mir eine neue Heimat. Bei den Eisenfalken war ich nicht Serak der Halbork, das erbärmliche Zwischenwesen, weder Ork noch Mensch, sondern hier war ich ein Krieger unter Kriegern. Wir teilten Suppe und Schnaps, wir schliefen unter einem Dach, wir lachten und weinten gemeinsam. Jede Mission, die wir unternahmen, schweißte uns fester zusammen. Ich war vor zehn Jahren noch ein junger Halbork auf Sinnsuche gewesen. Was ich am Ende gefunden hatte, waren Blut, Schmerz und einen verdammt guten Grund, weiterzumachen. Denn in dieser verfluchten Welt aus Dreck und Verrat, was könnte befriedigender sein, als den Göttern, die auf uns spuckten, mit einem höhnischen Lachen den Mittelfinger zu zeigen?


    Die zehn Jahre führten uns von einem Schlachtfeld zum nächsten Mein erstes großes Gefecht unter dem Eisenfalken fand damals in Blutstein statt – eine befestigte Siedlung voller Vogelfreier, die ihrem Namen alle Ehre machte, nachdem wir durchgezogen waren. Wir verloren die Hälfte unserer Männer, was für die Überlebenden den doppelten Sold bedeutete, und plünderten hemmungslos. Alles hat seine Vorteile.


    Am meisten aber blieb mir der verfluchte Auftrag im Nebelmoor im Gedächtnis, eine Sumpflandschaft so dicht und heimtückisch, dass selbst professionelle Fährtensucher darin verirrten. Ausgerechnet an diesem unwirtklichen Ort versteckte sich ein Trupp abtrünniger Soldaten, die wir auf Befehl eines naridischen Feldherrn aufreiben sollten. Doch nicht nur diese Mistkerle machten uns das Leben schwer, sondern auch das Sumpffieber, das in dieser verfluchten Brühe lauerte. Es schwächte die Abtrünnigen, so dass wir am Ende einen äußerst kläglichen, aber heiß ersehnten Sieg errangen. Für jeden Abtrünnigen, ob lebend oder tot, winkte uns ein dickes Kopfgeld. Doch auch von uns erwischte das Sumpffieber einige, und als fauliges Sahnehäubchen des Ganzen wurden wir auch noch um den Sold geprellt. Für all die Mühen, all die Toten, standen wir am Ende doch mit leeren Händen da.


    Das war der Grund, warum ich heute bloß einen Teil meiner Kameraden einladen konnte, aber besser als gar keine. Es gab kein Problem, das ich für unlösbar hielt, ich war auch im Kopf ganz ein Kämpfer geworden. Früher oder später würde es einen neuen Auftrag geben und neues Geld, bis dahin halfen Bier und Schnaps, die Flaute zu überstehen. Ja, auch Garlyn hatte mich vieles gelehrt.


    Die Krüge klimperten, Karten raschelten. Cherax versuchte sein Glück bei einem Schankmädchen und Mauli steckte sich eine Pfeife an. Die Ärmste ging – wie immer – leer aus, als die Pärchen sich für die heutige Nacht formierten. Das war gut für mich, denn so war sichergestellt, dass sie mir beim Trinken bis zum Schluss Gesellschaft leisten würde. Ich erzählte ihr einen Witz, bei dem Trolle äußerst schlecht wegkamen, sie lachte und wir stießen an.


    Alles in allem war ich mit meinem Leben zufrieden. Mit jedem Schwertstreich kämpfte ich nicht nur für bare Münze, sondern auch für die Genugtuung, dass jeder durch meine Hand fallen konnte, der mir dumm kam. Ich war nicht mehr der Jüngling, der herumgeschubst wurde, ich war ein ausgewachsener Krieger, dem man Respekt zollte. Ich war der Mann, der ich immer sein wollte.


    War ich glücklich?


    Die ehrliche Antwort lautet: Nein.


    Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, vermisste ich den orkischen Alltag in Shakorz, die allgegenwärtigen Glücksbringer, den unbeugsamen Stolz der Krieger, den Geruch feuchter Erde und vor allem meinen sensiblen Milchbruder Katax. Kein Bier, kein Wein, kein Schnaps konnte mich mein Heimweh vergessen lassen. Das war einer der Gründe, warum ich mehr trank, als gesund für mich war. Nicht jeder Schmerz konnte weggegrinst werden.

    Heart of the Tundra
  • Ein ernstes Wörtchen, oder zwei


    Da es mein Jubiläum war, trank ich mehr, als erlaubt war. Auf dem Rückweg war ich nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Bevor wir in Sichtweite der Torwache kamen, zog ich meinen Arm von Maulis Schultern. Man könnte meinen, dass die frische Luft mir gutgetan hätte, aber ich war immer noch so betrunken wie zu dem Zeitpunkt, als wir den Heulenden Hund verlassen hatten.


    «Den Rest laufisch alllleine», verkündete ich.


    «Fall nicht hin, der Weg ist voller Pfützen», sagte Mauli besorgt.


    «Isch bin Meister der Ballllance», lallte ich und breitete die Arme aus. Zielstrebig torkelte ich um die Pfützen herum, meine Stiefel wurden nicht nasser, als sie ohnehin schon waren, aber aus irgendeinem Grund wurden wir trotzdem von der Torwache aufgehalten.


    «Ihr sollt doch nicht so viel saufen, dass ihr besoffen seid», meckerte einer der beiden, der Rexar hieß, aber alle nannten ihn Rex.


    «Wo binnich besoffn?», fragte ich.


    Er wies von meinem Kopf bis hinab zu den Stiefeln. «Überall, von oben bis unten! Schau dich an! Du weißt, dass ich das melden muss.»


    «Ach, komm, Re ... Rex.»


    «Mag sein, dass andere ein Auge zudrücken, aber ich mach das nicht. Jetzt rein mit dir und auf direktem Weg ins Bett, bevor noch ein Unglück geschieht.»


    «Das sachst du nur, weillu nich eingeladen warst! Du bissein elener Sauhund!»


    «Und die Beleidigungen melde ich gleich mit. Rein jetzt», knurrte Rex und schob mich grob durchs Tor.


    Ich stolperte über meine Füße, stürzte und schlitterte auf Händen und Knien durch den kalten Schlamm.


    Mauli erbarmte sich, mir auf die Beine zu helfen. Unter Protest ließ sich mich von ihr in meine Barracke führen. Es war noch niemand in meiner Stube, so kam sie mit herein. Sie setzte mich auf mein Bett und zog mir die nasse Jacke, den feuchten Wollpullover und die Stiefel aus, so dass ich nur noch im Unterhemd war. Danach ergriff sie meine Finger. «Deine Hände sind eiskalt.»


    «Bedank dich bei Rex, der mich innen Schlllamm geschickt hat.»


    Sie zog mir mein Nachthemd über. Aus der dreckigen Hose schälte ich mich selbst, dann ließ ich mich ins Bett sinken und wickelte mich in die Woldecke. Mauli verschwand für einen Augenblick, um mit einer gusseisernen Wärmflasche zurückzukehren, die sie mir an die Füße legte. «Gute Nacht», sagte sie.


    «Nacht.»


    Dass Cherax und die anderen eintrudelten, bekam ich nicht mehr mit. Ich schlief wie ein Stein.


    Nach dem Weckruf fanden wir uns, wie immer, zum Appell ein, um die Tagesbefehle entgegenzunehmen. Der Drillplatz war ein trostloser Anblick an diesem späten Wintermorgen. Der Boden war aufgeweicht und matschig, jeder Schritt verursachte ein widerliches Schmatzen. Ein kalter Wind wehte über das Lager, schneidend und unerbittlich, und trug den Geruch von feuchter Erde und altem Holz mit sich. Die Zeltplanen flatterten unruhig, als würden sie gegen den nahenden Appell zu so früher Stunde protestieren. Rauch stieg träge in die Luft, er verströmte den würzigen Geruch von verbranntem Holz und dem Eintopf, den es einmal täglich gab. Was wir zum Frühstück oder Mittag aßen, war unsere Sache.


    Die Rüstungen und Waffen glänzten im trüben Morgenlicht. Die Söldner standen in lockeren Haufen zusammen, die meisten von ihnen fröstelnd und missmutig. Manche schlugen sich die Hände gegen die Oberarme, um die Kälte zu vertreiben.


    Garlyn Meqdarhan schien eine schlechte Nacht gehabt zu haben. Er sah bleich und aufgedunsen aus, aber ansonsten hielt er sich frisch, wenn ich seinen Alterungsprozess mit dem von Mauli verglich, die genau so alt war wie er. «Guten Morgen», röhrte er. Blick und Tonfall sagten, dass er für einige von uns gar nicht gut werden würde.


    «Guten Morgen, Kommandant», antworteten wir pflichtschuldig.


    «Wie viele von euch wissen, hatte ich gestern ein vielversprechendes Gespräch mit einem Auftraggeber. Ich darf euch gute Neuigkeiten verkünden: Uns wird in Zukunft der Schutz eines Abschnitts der Salzstraße anvertraut werden. Damit ihr alle auf demselben Stand seid, hier eine kurze Einführung. Die Salzstraße ist keine einzelne Straße, sondern ein gut ausgebautes Straßennetzwerk, das die großen Städte des Nordens miteinander verbindet. So wurde früher das kostbare Steinsalz von hier nach da gebracht, woher sie ihren Namen hat. Heute handelt man alles Mögliche über sie, doch ihren Namen hat sie behalten. Damals wie heute sind Wegelagerer ein ernstes Problem. In letzter Zeit werden auch Karawanen mit beträchtlichem Geleitschutz überfallen und ausgeraubt. Deswegen werden wir uns um dieses Problem kümmern. Fragen?»


    Rex meldete sich. «Ist bekannt, wer die Händler überfällt?»


    Garlyn nickte. «Orks.»


    Rex spuckte aus. «War ja klar.»


    Ich meldete mich und konnte nur mit Mühe warten, bis ich aufgerufen wurde. «Das muss irgendeine Drecksrotte sein. Nur wenige Rotten überfallen Menschen! Was Orks brauchen, organisieren sie sich selbst, und was sie sich nicht organisieren können, das brauchen sie auch nicht.»


    «Wie sieht es aus mit Gold? Geschmeide?», warf Rex ein. «Bei dem ganzen Schmuck, den ihr ständig tragt, macht ihr den almanischen Prinzessinnen Konkurrenz. Und soweit ich weiß, kann nur eine einzige Rotte Metalle schmelzen und verarbeiten.»


    Das konnte so nicht stehen bleiben. «Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun! Jedes Schmuckstück hat rituelle Bedeutung und ist entweder ein Fluchbrecher oder eine Trophäe. Irgendeine fremde Kette mit bunten Edelsteinen würde keinen Zweck erfüllen!»


    «Außer als Andenken an den erfolgreichen Überfall.»


    «Ruhe.» Garlyn deutete auf Rex. «Solchen Mist will ich kein weiteres Mal hören. Ob Orks ob Menschen, ob Trolle ob Alben, alle Völker sind gleich verdorben. Es gibt niemanden, der gut und reinen Herzens ist. Hier ist das egal! Hier sind wir alle Eisenfalken!»


    «Aber du musst zugeben, dass der Norden schon immer mit plündernden Orkbanden zu tun hat», murrte Rex.


    «Das sind meistens junge Krieger, die bloß ein bisschen Kampferfahrung und ihre ersten Trophäen sammeln wollen», warf ich ein.


    «Da bin ich ja beruhigt», ätzte Rex. «Unter diesen Umständen überlasse ich ihnen liebend gern meinen Skalp!»


    «Ich sagte Ruhe», donnerte Garlyn. «Rexar und Serak, ihr habt heute großen Putzdienst fürs unaufgeforderte Sprechen und für das Ignorieren des Befehls, zu schweigen. Was Serak betrifft, so darf er sich morgen früh außerdem noch die Strafe für seine Trunkenheit abholen kommen. Trupp eins macht sich jetzt fertig zum Garnisonsdienst laut Plan, Trupp zwei rüstet sich aus für einen Kontrollmarsch. Ausführung!»


    Während meine Kameraden sich für den Kontrollmarsch versammelten, trottete ich zurück in die Baracke, legte meine Rüstung und Bewaffnung ab, mit Ausnahme des Kampfmessers, das immer am Gürtel blieb, und holte mir das Putzzeug.

    Der kalte Wind biss uns ins Gesicht, als Rex und ich uns widerwillig durch den Matsch schleppten, beide mit Schaufeln, Eimern und Besen bewaffnet statt mit Schwertern und mit einer Menge ungesagter Worte.


    Wir begannen, den Schlamm beiseite zu schaben, damit die Pfützen abflossen, während Rex unaufhörlich vor sich hin fluchte. «Diese verdammte Kälte frisst einem die Knochen auf», murrte er, während er energisch mit seiner Schaufel über den Boden fuhr.


    Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Sein Ärger tat mir gut. «Vielleicht ist es das Beste, wenn du dich bewegst, Rex. Dann wird dir warm.» Er warf mir einen giftigen Blick zu, aber ich ignorierte ihn.


    Die Arbeit war zäh und undankbar. Unsere Stiefel schmatzten bei jedem Schritt, und der Schlamm klebte an manchen Stellen so hartnäckig, dass es eine Ewigkeit dauerte, ihn loszuwerden. Doch immerhin hörten wir auf zu steiten. Wir konnten unsere Wut auf die Arbeit richten, statt aufeinander.


    Die Latrinen waren unser nächstes Ziel. Der Gestank war überwältigend, und selbst durch die kalte Winterluft krochen die fauligen Dämpfe in unsere Nasen. Mit zusammengebissenen Zähnen machten wir uns an die Arbeit, säuberten die Sitzflächen der Plumpsklos und schütteten Kalk hinein, um die schlimmsten Gerüche abzutöten.


    Weiter ging es zu den Ställen, wo die wenigen Pferde lebten, die unsere Söldnergruppe besaß. Eins gehörte unserem Kommandanten, die anderen dienten den Kundschaftern und Meldereitern. Die Tiere hatten den Boden in eine schmierige, stinkende Masse aus Mist und Matsch verwandelt. Mit schweren Gabeln und Schaufeln bewaffnet, räumten wir den Dreck beiseite.


    Wir verteilten frisches Stroh, um den Stallboden einigermaßen trocken zu halten, und füllten die Tränken der Pferde auf.


    Am Ende des Tages, als Alvashek im Westen langsam hinter den schiefen Giebeln von Unwain versank und das Lager in ein düsteres Zwielicht tauchte, ertönte das Horn. Unsere Kameraden kehrten Heim. Wir schleppten wir uns müde und dreckverkrustet zurück zum Drillplatz. Der kalte Wind hatte nicht nachgelassen. Die Stiefel der heimkehrenden Kameraden schmatzten im Schlamm, doch im Gegensatz zu uns, die wir den Tag im Dreck und Gestank der Latrinen verbracht hatten, waren sie erschöpft, aber zufrieden. Ihre Gesichter waren gerötet von der Anstrengung und der Kälte, doch sie lächelten, weil es wieder Arbeit gab und damit Sold. Der Wirt des „Heulenden Hundes“ würde heute Abend einige Humpen mehr ausschenken müssen. Zudem schien die Arbeit nicht allzu schwer gewesen zu sein.


    «Wahrscheinlich schrecken wir sie durch unsere Gegenwart ab», meinte Cherax. «Orks belassen es meist bei Plünderungen, kleinen Scharmützeln und vermeiden große Gefechte. Da wird in Zukunft nicht viel passieren. Sie werden nach leichterer Beute Ausschau halten.»


    «Stimmt wohl», murrte ich. «Aber Garlyns roter Schopf wäre eine großartige Trophäe.»


    Cherax brach in schallendes Gelächter aus, die anderen stimmten ein. Anscheinend hielten sie das für einen Witz.


    Die Männer, die Garnisonsdienst gehabt hatten, trudelten aus den nun nicht mehr ganz so schlammigen Straßen des Söldnerlagers ein. Wenig später erschien unser Kommandant und die Gespräche verstummten. Er ließ den Blick über die glücklichen Söldner schweifen. Im krassen Gegensatz dazu standen Rex und ich am Rand des Trupps, schmutzig und mit dem widerlichen Gestank der Latrinen und des Stallmistes behaftet. Unsere Hände waren aufgesprungen von der Kälte und dem unnachgiebigen Schrubben, die Gesichter versteinert.


    «Seht euch die Helden des Tages an», rief er. «Damit ist die Schuld von Rex abgegolten. Du beteiligst dich morgen regulär beim Garnisonsdienst von Trupp zwei, während Trupp eins auf Kontrollmarsch geht.»


    «Jawohl, Kommandant», maulte er.


    «Wir werden künftig jeden Tag wechseln. Erst geht der eine Trupp auf Kontrollgang und der andere macht Garnisonsdienst, danach umgekehrt. Was Serak betrifft, so habe ich für ihn eine weitere Spezialaufgabe, um ihm den übermäßigen Durst für jetzt und alle Ewigkeit auszutreiben.»


    «Jawohl, Kommandant», sagte ich. Von der Kälte war meine Stimme rau.


    «Morgen früh kommst du nach dem Appell noch einmal zu mir, dann besprechen wir deine Pflichten. Wegtreten!»


    Damit zerstreute sich der nasse, durchgefrorene Haufen. Sehnsüchtig erinnerte ich mich an die heiße Badegrotte im Herzen der Bruthöhlen, wo man sich von der Kälte des Winters erholen konnte. Hier gab es so etwas nicht.


    «Was machst du heute Abend?», fragte Mauli. «Kommst du mit in den Heulenden Hund?»


    «Ich bin erledigt», murrte ich. «Ich will einfach nur schlafen.»


    «Rex kommt auch mit, obwohl er die gleiche Arbeit hatte.»


    «Ein Grund mehr, sich ins Bett zu verkriechen. Gute Nacht.»


    Während ich mit bettfertig machte, hörte ich, wie die Kameraden plaudernd und lachend aufbrachen. Das war kein gutes Gefühl, aber ich wusste nicht, welche Schikanen Garlyn sich für den morgigen Tag für mich überlegt hatte. Er konnte recht kreativ sein, und ich wollte danach noch aufrecht gehen können. Ich zog die Wolldecke bis zum Hals und presste meine Füße gegen den heißen Stein, den ich mit ins Bett genommen hatte, während die Stimmen meiner Kameraden sich entfernten. Ich schloss die Augen und wünschte mir Schnaps.

  • Kaltes Eisen


    Der Morgen war grau und frostig, als ich mich zur Schreibstube des Kommandanten begab. Ich klopfte an die schwere Holztür, und nach einem Moment ertönte von innen eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme.


    «Herein!»


    Die Schreibstube von Garlyn Meqdarhan war schlicht, aber funktional eingerichtet. Ein großer Holztisch dominierte den Raum, bedeckt mit Landkarten, Pergamentrollen und Federkielen. Ein tragbarer Eisenofen spendete gerade genug Wärme, um die Kälte in Schach zu halten. An den Wänden hingen zerfetzte und dreckige Banner, Kriegsbeute vergangener Schlachten, die sich in der aufsteigenden Wärme langsam bewegten.


    Der Kommandant saß hinter seinem Tisch, auf einem Stuhl, der mit einem Schaffell gepolstert war. Seine grünen Augen sahen mich durchdringend an. «Ich hoffe, du weißt, warum du hier bist.»


    Ich nickte. «Ja, Kommandant. Es war ein Fehler, betrunken ins Lager zurückzukehren.»


    Meqdarhan neigte den Kopf leicht zur Seite. «Ein Fehler? Ich nenne das Disziplinlosigkeit! Fehler passieren jedem, auch mir, aber Disziplinlosigkeit passiert nicht einfach. Man entscheidet sich bewusst dafür. Deine Trunkenheit gefährdet uns alle. Wir befinden uns im Niemandsland, wir können jederzeit überfallen werden. Wie soll ich mich auf meine Männer verlassen, wenn sie sich nicht einmal selbst kontrollieren können?»


    «Es wird nicht wieder vorkommen, Kommandant», versprach ich, obwohl ich mir bewusst war, dass meine Worte hohl klangen.


    «Das wird es verdammt nochmal nicht!» Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Tintenfässer klirrten. «Deine Strafe wird es sein, in der Werkstatt zu helfen. Dort kannst du dich für alle nützlich machen, ohne andere zu gefährden. Du bist hier nicht mehr bei den Räubern! Fürs Erste bist du vom Einsatzgeschehen suspendiert. Vielleicht lernst du dadurch, wie man sich in einer militärischen Einheit zu benehmen hat.»


    Ich straffte meine Haltung noch weiter, um nicht vor Enttäuschung zusammenzusinken. «Ja, Kommandant. Darf ich eine Frage stellen?»


    «Spuck`s schon aus.»


    «Wann werde ich wieder Teil von Trupp zwei sein dürfen?»


    «Wenn Jurland mit dir zufrieden bist, prüfe ich - vielleicht - deine Reaktivierung. Bis dahin kann viel Zeit ins Land streichen. Stell dich auf eine sehr lange Zeit in der Werkstatt ein.»


    «Verstanden, Kommandant.»


    «Und Serak,» fügte er hinzu, «wenn ich dich noch einmal betrunken erwische, werden die Konsequenzen weitaus härter sein. Ist das klar?»


    «Klar wie Schnaps, Kommandant», antwortete ich.


    Meqdarhan musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, bevor er sagte: «Du kannst wegtreten.»


    Ich drehte mich um und verließ die Schreibstube. Mit jedem Schritt, den ich in Richtung Werkstatt ging, wurde ich wütender. Mein Kiefer war angespannt, und ich konnte das leise Knirschen meiner Zähne hören. Diese verdammte Strafe für ein bisschen Trunkenheit? Es war lächerlich. Ich hatte meine Pflicht getan, gekämpft wie ein Vieh, und dann gönnte ich mir ein paar Bier – so wie es jeder andere auch getan hätte. Aber nein, Meqdarhan musste ja unbedingt ein Exempel an mir statuieren.


    Meine Hände waren zu Fäusten geballt, die kalte Luft biss in meine Knöchel, als ich die Werkstatt schließlich erreichte. Das Holzgebäude war alt und trug die Narben von zahllosen Reparaturen. Ein robustes Schild über der Tür verkündete «Werkstatt». Für jene, die nicht lesen konnten, was fast alle waren, waren auch noch ein Schraubenzieher und ein Hammer dazu gemalt.


    Ich schnaubte. Der Kommandant wusste genau, wie er mich ärgern konnte. Dass er mich zum Dienst in der Werkstatt verdonnert hatte, fühlte sich wie eine persönliche Beleidigung an. «Von wegen Garlyn der Fuchs», grummelte ich leise. «Garlyn der räudige Hund müsste er heißen!»


    Meine Wut konnte ich kaum zurückhalten, doch ich wusste, dass ich keinen weiteren Ärger riskieren durfte. Beherzt öffnete ich die Tür und trat in die warme, nach Öl und Metall riechende Luft.


    Jurland, der Waffenmeister, war ein narbiger Veteran, der seit einem Treffer auf den Schädel nicht mehr in der Lage war, noch in den Kampf zu ziehen. Er humpelte und hielt den Kopf schief. «Na, der Held des Tages,» sagte er spöttisch. «Mach dich nützlich. Die Waffen und die Ausrüstungsteile reparieren sich nicht von allein.»


    «Schon verstanden. Was soll ich tun?»


    Er wies auf einen Tisch, der voller Rüstungsteile war. «Bei all diesen Teilen müssen die Lederriemen ersetzt werden. Bei der Gelegenheit kannst du auch die Ösen kontrollieren.»


    Knurrend machte ich mich an diese langweilige Arbeit, die mit eiskalten Fingern besonders wenig Spaß machte. Sie dauerte den gesamten Vormittag. Als ich fertig war, musste ich mit enervierender Präzision gebrauchte Nägel geradeklopfen, den Rost abschleifen und die restaurierten Nägel ölen. Am nächsten Tag ging es mit dem Schleifen von Waffen weiter. Das regelmäßige Schaben des Steins über das Metall war hypnotisch, beinahe einschläfernd. Jeder Strich des Wetzsteins erinnerte mich qualvoll daran, dass ich hier in der Werkstatt war, weil ich die Regeln gebrochen hatte. Jurland hatte in all der Zeit nichts zu erzählen. Wie denn auch? Er erlebte ja nichts mehr als diesen langweiligen Alltag. Ihm schien das allerdings nichts auszumachen. Er verbrachte die meiste Zeit mit Schmiedearbeiten.


    Die Tage in der Werkstatt schlichen dahin wie eine Schnecke auf einem Salzfeld, und genau so fühlte ich mich auch. Manchmal, während ich diese banalen Aufgaben erledigte, schweiften meine Gedanken ab. Ich stellte mir vor, wie ich in einem heftigen Kampf auf Leben und Tod stand, Blut und Schreie um mich herum, während mir das Blut schier in den Adern kochte. Ich erinnerte mich an meine Siege, an das großartige Gefühl, besser gewesen zu sein als der Gegner.


    Und jetzt?


    Die stumpfe Klinge spiegelte mein gelangweiltes Gesicht wider. Wieder und wieder zog ich den Wetzstein über das Metall.


    «Beweg dich ein bisschen schneller, Serak», rief Jurland zwischen zwei Hieben mit dem Schmiedehammer. Um ihn her flogen Funken, der Rauch erinnerte mich an einen Grillabend und mein Magen knurrte.


    Ich biss mir auf die Zunge und versuchte, mich auf die ermüdende Arbeit zu konzentrieren. Diese simplen Tätigkeiten waren nicht geeignet, mein Gehirn bei Laune zu halten. Mein Zorn auf den Kommandanten wuchs mit jeder Minute, die ich hier verbrachte, gefesselt an diese sinnlosen Aufgaben, doch eigentlich müsste ich nur auf mich selbst wütend sein. Ich kannte die Regeln ja. Als ich schließlich zu den Bolzen überging, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass diese Strafe ein Ende nehmen würde. Die Werkstatt war für mich zu einem Kerker geworden, in dem ich mithilfe von Langeweile langsam zu Tode gefoltert wurde.


    Ich brütete in trostlosen Gedanken, als die Tür plötzlich aufschwang und kalte Luft hereinströmte. Ich hob den Kopf und sah Rex hereinkommen, seine blauen Augen funkelten vor unverhohlenem Vergnügen. Er war ein Naridier in seinen besten Jahren. Das raspelkurze, dunkelbraune Haar wurde an den Schläfen schon etwas grau und die ersten Falten zeigten sich, der Bauch war nicht mehr so flach wie vor zehn Jahren, doch das änderte nichts an seinem - wie ich zähneknirschend zugeben musste - attraktivem Erscheinungsbild.


    Er schlenderte langsam durch den Raum, als würde er sich umsehen. «Na, Serak,» begann er mit einem süffisanten Grinsen, «wie läuft’s so in der Werkstatt? Schon viele Schwerter geschärft?»


    Ich knurrte leise und konzentrierte mich wieder auf die Klinge vor mir, den Wetzstein fest in der Hand. «Was willst du, Rex?» Die Frage war unnötig. Wir wussten beide, dass er nur hier war, um mich leiden zu sehen.


    Er zuckte mit den Schultern und tat, als würde er die verschiedenen Gerätschaften in den Regalen begutachten. «Ach, nichts Besonderes. Wollte nur mal sehen, wie unser großer Krieger sich so schlägt.»


    Ich versuchte, meine Wut zu unterdrücken. «Ich mache meine Arbeit, und ich mache sie gewissenhaft.»


    Rex lehnte sich mit dem Hintern lässig gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. «Jeder bekommt, was er verdient. Ich musste das melden, sonst hätte ich mir selbst Ärger eingebrockt. Das verstehst du doch, oder?»


    «Genieß es, solange du kannst, Rex. Irgendwann wirst du auch mal dran sein.»


    Er lachte und schüttelte den Kopf. «Vielleicht. Aber bis dahin werde ich jede Minute davon genießen, dich hier schuften zu sehen.»


    Nun mischte sich Jurland ein. «Garlyn war so freundlich, mir den Gehilfen an die Seite zu stellen, um den ich ihn gebeten hatte. Ich bin mit Seraks Arbeit sehr zufrieden, ich habe ihm Arbeiten anvertraut, die ich allein nicht mehr schaffe. Dass deine Rüstung so gut sitzt und dir nicht der Schwertgurt von deinem dicken Hintern fällt, verdankst du allein ihm, denn deine Ausrüstung ist wieder mal in einem unmöglichen Pflegezustand hier eingetroffen. Falls du nur hier bist, um dich über Serak lustig zu machen, kannst du gleich wieder verschwinden!»


    Ich sah ihn überrascht und voller Dankbarkeit an. So viel Kameradschaftsgeist hatte ich ihm nicht zugetraut. Fast tat es mir leid, dass ich die Arbeit so sehr hasste.


    Rex errötete vor Zorn, doch seine Stimme blieb ruhig. «Ich bin eigentlich aus einem anderen Grund hier. Eigentlich wollte ich mit dir sprechen und nicht mit deinem Gehilfen.»


    «Schön, hier bin ich. Worum geht es?»


    «Du hast einige interessante Gerätschaften dort im Regal, die in einer gewöhnlichen Werkstatt wie dieser nicht unbedingt üblich sind.»


    Rex näherte sich einem Regal und griff nach einer Flasche, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Darin schwammen verschiedene kleine Fläschchen, gefüllt mit farbenfrohen Substanzen. Jede trieb auf einer anderen Höhe. «Das hier zum Beispiel. Was ist das?»


    «Das ist ein Gasanalysator, ein Gerät, um die Zusammensetzung der Atemluft zu messen. Ich benutze ihn, da ich hier mit offenem Feuer arbeite. Der meiste Rauch entweicht durch die Esse, doch je nach Wetter kann die Luft schwer werden. Dann drückt der Wind den Rauch zurück in die Esse. Bevor das giftige Gas eine tödliche Konzentration erreicht, sehe ich es am Gasanalysator.»


    «So, du weißt also, was das ist. Woher hast du den Gasanalysator?»


    Jurland lächelte verschwörerisch. «Ich habe meine Quellen. Und du bist ziemlich neugierig, finde ich.»


    «Aus gutem Grund!» Rex gestikulierte aufgebracht. «Normalerweise nutzen Reliktjäger so was, wenn sie tief unten in versunkenen Tempeln und Katakomben nach Beute suchen. Bekanntlich sind Reliktjäger nicht eben nette Leute! Sie sind Grabräuber, Hehler, Schmuggler und meistens auch Mörder.»


    Jurland wirkte erstaunt. «Ich habe den Gasanalysator tatsächlich von einem Reliktjäger erworben. Einem erfolglosen Reliktjäger, der verletzt war und dringend Geld für einen Heiler benötigte. Darum habe ich einige seiner Ausrüstungsgegenstände für einen Spottpreis erhalten.»


    «Damit hast du wahrscheinlich seine Heilung finanziert, und jetzt treibt der weiter hier in der Gegend sein Unwesen», regte Rex sich auf. «Wann hast du das gekauft, wo und wie hieß der Kerl? Beschreibe ihn, damit wir ihn töten können, wenn er uns auf einem Kontrollmarsch begegnet.»


    «Jetzt reicht es aber», brummte Jurland. «Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, und ich unterstütze auch keine Selbstjustiz. Raus jetzt, du hältst uns von der Arbeit ab.» Er wies mit dem Schmiedehammer zur Tür.


    Rex sah aus, als wolle er noch etwas sagen, verkniff es sich dann aber und verschwand.


    Gerade wollte ich in meiner Arbeit fortfahren, da erklang draußen das Signalhorn. «Trupp zwei ist zurück», brüllte jemand aus der Ferne. «Sie sind verletzt!»


    Mir fiel der Schleifstein aus der Hand und ich sprang auf. Mit der ledernen Arbeitsschürze um den Körper rannte ich durch das Lager in Richtung Tor. Kalter Schneematsch spritzte an mir hoch. Mir war egal, was Jurland oder Garlyn oder sonst wer davon hielt, ich musste sehen, wie es Mauli und Cherax und meinen anderen Kameraden ging!

  • Zwischen Feuer und Schatten


    Ihre Gestalten wirkten gebrochen, die Rüstungen beschädigt und die Gesichter gezeichnet von Schmerz und Erschöpfung. Pukka, der sonst immer vorneweg marschierte, hinkte mühsam hinterher, auf die Schulter eines Kameraden gestützt, der Blick völlig leer. Neben ihm taumelte Raule, der eine abgebrochene Lanze als Krücke benutzte, um nicht umzufallen. Der Wind zerrte an ihren nassen Umhängen, die in der Kälte flatterten.


    «Was ist passiert?», fragte ich schockiert.


    Mauli und Cherax schienen nicht schwer verletzt zu sein, doch auch ihnen ging es offensichtlich nicht gut. Wie die meisten starrten sie ins Leere und gingen, wie die anderen, wortlos an mir vorbei. Diese traurigen Gestalten waren erfahrene Kämpfer, die meisten dienten schon viele Jahre unter dem Banner des Eisenfalken. Sie waren gut bewaffnet und zahlreich. So etwas hätte ihnen bei einem einfachen Kontrollmarsch nicht widerfahren dürfen. Und doch kamen sie nun in diesem Zustand zurück, zerschlagen und gedemütigt.


    Doreq, ein Unteroffizier, sah mich mit blutunterlaufenem Blick an. Mein entsetztes Gesicht schien ihn zu erreichen und er gab mir eine Antwort. «Sie haben uns aufgelauert und aus dem Hinterhalt angegriffen. Es ging verdammt schnell, und wir haben Glück, dass wir überhaupt noch hier sind.»


    Dann ging auch er an mir vorbei, der Rest der verletzten Kolonne zog an mir vorüber. Während sie an mir vorbeimarschierten, sank mein Herz immer tiefer. Wie hatte das passieren können? Ich folgte ihnen ins Lager, unfähig, meine Gedanken zu ordnen. Die Fragen wirbelten durch meinen Kopf wie die Schneeflocken, die um uns herumtanzten. Wer könnte eine solche List eingefädelt haben? Und wie sollte es mit den Eisenfalken weitergehen, wenn uns schon die erste Begegnung mit diesem Feind uns derart geschwächt hatte? Jede Antwort schien nur neue Ängste hervorzurufen. Aber eine Sache war klar – wir mussten die Wahrheit herausfinden, damit das kein zweites Mal passierte.


    Die Schwerverletzten wurden ins Lazarett gebracht, begleitet von Stoßgebeten für ihre Genesung. Die Übrigen stellten sich auf dem Drillplatz auf, bereit, Kommandant Meqdarhan Rede und Antwort zu stehen. Ein scharfer Wind pfiff um die geröteten und schmutzigen Gesichter meiner Kameraden. Ihre Mienen waren ausdruckslos, und das sagte alles.


    Kommandant Meqdarhan war eine eindrucksvolle Erscheinung mit mächtigen Schultern. Er überragte die meisten um einen halben oder ganzen Kopf. Er blickte zerknirscht über seine ruinierter Truppe. «Doreq, erstatte Bericht.»


    Unteroffizier Doreq, gezeichnet von Blut und Schlamm, trat nach vorne. Er hatte noch immer die Haltung eines Eisenfalken, aufrecht und entschlossen, auch wenn sein starrer Blick viel Leid verriet. Für die Katastrophe, die geschehen war, trug er als Befehlshaber die Verantwortung. «Kommandant», begann er, «wir wurden in eine Falle gelockt. Es war ein Hinterhalt und der Feind war zahlreich.» Ich konnte die Spannung in der Luft spüren, als Doreq fortfuhr und jeden Moment schilderte. «Wir folgten der Salzstraße nach Norden, als plötzlich ein Pfeilhagel auf uns niederging. Wir hatten keine Deckung. Unser Späher hatte keine feindliche Präsenz gemeldet – weil er bereits tot war. So war es, als wären sie aus dem Nichts erschienen.»


    Er machte eine kurze Pause, und ich sah, wie er tief durchatmete, bevor er weitersprach. «Ich gab den Befehl zum Sturmangriff. Wir rannten auf sie zu und konnten einige im Nahkampf erledigen, das hat sie vertrieben.» Er sah Meqdarhan fest in die Augen. «Orks.»


    Unweigerlich richteten sich mehrere Blicke auf mich, hier und da erklang Getuschel, doch der Kommandant achtete nicht darauf. «Wie viele sind gefallen? Was ist mit unseren Verwundeten?»


    «Wir haben vier Mann verloren, zwölf sind verletzt, sieben davon schwer. Wir haben alles getan, um sie hierher zu bringen. Die Gefallenen haben wir unter Steinen bestattet.»


    Garlyn Meqdarhan machte eine verärgerte Geste mit der Hand. «Sie sollten nicht im Nirgendwo liegen gelassen werden, wo Plünderer und Grabräuber ihr Unwesen treiben. Trupp eins wird ihnen morgen ein anständiges Begräbnis zukommen lassen. Ihr aber habt tapfer gekämpft. Ruht euch aus und erholt euch. Diese Schmach wird nicht unbeantwortet bleiben.»


    Mit diesen Worten entließ er sie. Doch die offenen Fragen blieben. Die Antworten lagen da draußen, im windigen Ödland des Ostens.


    Abends fanden wir uns im Heulenden Hund ein, weniger als sonst. Die meisten waren zu erschöpft. Cherax staunte nicht schlecht, als er meine ungewöhnliche Bestellung sah. Die Wärme breitete sich schnell in meinen Händen aus, als ich sie um die dampfende Schüssel mit Kohlsuppe schloss.


    Der Troll schüttelte fassungslos den Kopf, so dass die Schuppen aus seiner schwarzen Mähne flogen, die ihm wie ein borstiger Hahnenkamm von der Stirn bis über den halben Rücken wuchs. «Brühe statt Bier? Geht es mit dir zu Ende oder woher kommt der Sinneswandel?»


    Ich hob eine Augenbraue. «Lieber heiß und nahrhaft als kalt und nutzlos, Cherax. Zumindest spare ich mir den Kater morgen früh. Und die Diskussionen mit der Torwache.»


    Cherax grunzte verständnislos. «Du bist ein Halbork, kein Mensch! Du solltest Bier trinken, wenn es kein Fleisch gibt. Das Grünzeug tut dir nicht gut.» Er lehnte sich vor, seine Stimme wurde vertraulich. «Oder hast du etwa Angst, dass du zunehmen könntest? Kohlsuppe für die schlanke Linie, was?»


    Ich schnaubte und nahm einen Löffel Suppe. «Ich wette, dass du keinen Unterschied zwischen einer Schüssel Kohlsuppe und einem Krug Bier merkst, Cherax. Vielleicht solltest du es mal versuchen, dann reden wir weiter.»


    Er grinste, so dass es aussah, als würden sich seine Wildschweinhauer noch weiter aus seinem grauen Gesicht schieben. «Eine Herausforderung? Die nehme ich an.» Cherax winkte eines der Schankmädchen herbei, das sich nur wiederwillig unserem aufdringlichsten Söldnerkameraden näherte. «Für mich auch eine Schüssel von dieser Suppe», säuselte er. Kurz darauf wurde ihm die Kohlsuppe gebracht. Ich hätte meine Schwerter darauf verwettet, dass sie hineingespuckt hatte, aber das hätte den Troll wohl ohnehin nicht gestört. Er war gegen Ekel vollständig resistent.


    «Wenn ich am Ende dieser Schale nicht so zufrieden bin wie nach einem Krug Bier», dröhnte er, «dann bekomme ich die fünf Kupferlinge von dir zurückerstattet.»


    Ich grinste. «Abgemacht.» Das war mir der Spaß wert. Ich stieß mit meiner Schale gegen seine. «Zum Wohl!»


    Cherax nahm vorsichtig den ersten Löffel. Sein Gesichtsausdruck wechselte von Skepsis zu Überraschung, und schließlich zu einem zufriedenen Nicken. «Na gut,» murmelte er, «vielleicht hat diese Kohlsuppe doch etwas für sich.»


    Die Geschmacksverirrungen von Trollen waren legendär. Ich aß meine Suppe in Ruhe weiter, obwohl sie mir überhaupt nicht schmeckte, während Cherax vor lauter Wohlgefallen derart stöhnte und die Augen verdrehte, dass einige Kameraden an den umliegenden Tischen sich peinlich berührt abwandten, während andere einen Lachanfall erlitten.


    Auch ich musste grinsen. «Wo ist eigentlich Mauli?», wollte ich wissen. «Habt ihr euch diesmal schon vor dem Besäufnis zerstritten?»


    Cherax hielt inne, während ihm Brühe vom Kinn tropfte. «Bist du blind? Die sitzt doch da drüben.»


    Ich wandte mich um. An einem kleinen Tisch in der letzten Ecke des Heulenden Hundes saß Mauli. Und ihr gegenüber saß Rex. Die beiden unterhielten sich angeregt und waren ganz aufeinander konzentriert. Zwischen ihnen brannte eine Kerze. Mir rutschte der Kohl vom Löffel und klatschte auf den Tisch. «Und ich dachte, nur Trolle würden einen schlechten Geschmack haben», knurrte ich.


    «Offensichtlich nicht», feixte Cherax. «Rex ist vollkommen übergeschappt!»


    «Ich rede von Mauli», rief ich. «Was will sie mit so einem Vogel?»


    «Und was will Rex mit Mauli?» Cherax kratzte sich den Kopf, ein Regen von Schuppen rieselte in seine Suppe. Er verrührte sie und nahm einen großen Löffel. «Jedenfalls passt das nicht. Das wird ein böses Erwachen geben.»


    Ich versuchte, mir vorzustellen, was Mauli an Rex finden konnte, doch es wollte mir nicht gelingen. An ihm war alles abscheulich, aber vielleicht lag es auch daran, dass ich ihn so wenig leiden konnte. «Das ist auch deine Schuld», motzte ich. «Du weißt, wie sehr sie dich mag und hast vor ihren Augen ständig nach irgendwelchen Frauen geschaut.»


    «Soll ich vielleicht vor ihren Augen nach Männern schauen?» Cherax grunzte und stopfte sich beide Wangen mit Kohl voll. Es dauerte eine Weile, bis er ihn so weit durchgekaut hatte, dass er ihn schlucken konnte. «Ihr Problem, wenn sie so empfindlich ist!»


    «Unser Problem, weil sie jetzt mit Rex anbändelt, anstatt mit uns zusammen am Tisch zu sitzen», wandte ich ein. «Sie weiß, dass Rex und ich nicht miteinander können. Wenn die beiden sich tatsächlich aufeinander einlassen, wird sie in Zukunft bei ihm sitzen und nicht mit ihm gemeinsam bei uns.»


    «Und?»


    Cherax war augenscheinlich egal, dass wir Gefahr liefen, unsere liebe Freundin an diesen dahergelaufenen naridischen Tunichtgut zu verlieren. Während ihm Kohlfäden von den Hauern hingen, schaute er sich um, wer heute noch alles in der Kneipe war. Es war sinnlos, weiter mit ihm zu reden, er war ein Troll. Ich schlürfte meine ekelhafte Suppe und während Cherax sein Glück bei der Frau des Wirts auslotete, verließ ich die Kneipe, den Kopf diesmal nicht schwer vom Alkohol, sondern von Gedanken.


    Ich zündete mir draußen eine Rauchstange an einer Laterne an. Der Hinterhalt deutete darauf hin, dass die Orks gewusst hatten, dass Trupp zwei diesen Weg nehmen würde. Das konnte nur zwei Dinge bedeuten: Es gab entweder einen Spion oder einen Verräter in unseren eigenen Reihen.


    «Abend.»


    Ich fuhr herum. Vor dem Heulenden Hund standen mehrere leere Fässer, die als Stehtische benutzt werden konnten. Bei dieser Witterung blieben sie normalerweise leer. Doch an einem Fass in den Schatten lümmelte Garlyn mit einer Rauchstange.

    Ich gesellte mich zu ihm. «Abend. Warum stehst du allein hier draußen in der Kälte? Soll ich dir was auslegen?»


    Er winkte ab. «Es liegt nicht am Geld. Ich habe den ganzen Tag einen wilden Sauhaufen um mich. Manchmal brauche ich Ruhe, um nachzudenken.»


    «Dann gehe ich besser.» Ich machte Anstalten, die Straße in Richtung Lager einzuschlagen, doch er rief: «Hiergeblieben.»


    Gewohnheitsmäßig machte ich auf dem Absatz kehrt und stellte mich ihm gegenüber, die Rauchstange im Mundwinkel.


    «Ich bin zu einem Ergebnis gekommen», verkündete er und musterte mich durchdringend. «Wie ich sehe und rieche, bist du nüchtern.»


    «Ich habe meine Lektion gelernt.»


    «Gut. Dann bist du hiermit wieder Teil von Trupp zwei. Sie brauchen dich mehr denn je. Behalte das in Erinnerung.»


    «In Zukunft werde ich dich nicht mehr enttäuschen», sagte ich erleichtert. Ich nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch hinauf zu den beiden Monden. Oril war zunehmend und fast schon voll, Daibos bildete eine schmale rote Sichel. Mir war nicht bekannt, dass diese Konstellation Unheil verheißen würde. Und doch war es geschehen. Allerdings nicht für mich. Vielleicht galten die Mondphasen nur für Orks und Halborks? Gern würde ich einen Schamanen befragen, oder meinen Milchbruder Katax, der solche Dinge ebenfalls wusste. Doch hier war niemand, der eine Antwort gekannt hätte.


    «War es das, was du mir sagen wolltest, Garlyn?» Privat durften wir ihn beim Vornamen nennen. Unsere Söldnerkompanie war zu klein, um nicht zwangsweise ein sehr persönliches Verhältnis aller Mitglieder mit sich zu bringen.

    «Nein», murrte er. «Es geht um unsere Gegner.»


    «Die unbekannten Orks.»


    «Richtig. Du hast Recht mit dem, was du damals auf dem Drillplatz gesagt hast. Es ist egal, ob es Orks sind. Es kommt darauf an, wer sie sind und was sie wollen.»


    Die Nacht war still, und nur das Knacken des Feuers in der Laterne und das gelegentliche Heulen des Windes waren zu hören. Ich ahnte, worauf er hinauswollte, und ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus.


    «Serak», begann Garlyn, seine Stimme ruhig und fest, «wir müssen herausfinden, welchem Stamm diese Orks angehören. Sie sind zu gut organisiert, um einfach nur Plünderer zu sein. Wir brauchen Informationen.»


    Ich schüttelte den Kopf. «Garlyn, ich bin ein Halbork! Die meisten Stämme bringen Bastarde um. Ich kann nicht einfach zu ihnen gehen und sie fragen, wer sie sind und weshalb sie Händler und Söldner überfallen.»


    «Dann denk dir ein anderes Vorgehen aus. Du hast den Vorteil, nicht beim Überfall dabei gewesen zu sein. Sie wissen nicht, dass du ein Eisenfalke bist, das ist dein Vorteil. Wir können nicht zulassen, dass sie uns noch einmal so überrumpeln. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben.»


    «Es gibt andere Wege, Informationen zu bekommen. Wir könnten die überfallenen Händler fragen, welche Stammesmerkmale sie gesehen haben, oder...»


    «Du weißt, wie schwierig es sein würde, einen solchen Händler ausfindig zu machen! Und wer kann schon sagen, was sie in der Todesangst gesehen oder nicht gesehen haben? Du aber hast einen klaren Kopf. Du hast lange Zeit in der Wildnis überlebt, du kennst die Merkmale der Stämme und sprichst ihre Sprache. Du hast das Wissen und die Fähigkeiten, die uns helfen könnten. Das Risiko ist groß, ja, aber der Nutzen noch größer. Denk an deine Kameraden. An Doreq und die anderen, die fast ihr Leben verloren haben. Und denk an die, die wir auf dem Feld der Ehre zurücklassen mussten.»


    Seine Worte trafen mich hart. Ich sah die erschöpften Gesichter meiner Kameraden vor mir, hörte ihre schmerzverzerrten Stimmen. Sie zählten auf mich. «Und was, wenn ich gefangen werde?» fragte ich leise, der Zweifel nagend. «Du musst dir klar machen, dass das mein Tod wäre.»


    «Du bist nicht allein, ich zahle ein Lösegeld, das sie nicht ablehnen können. Wenn sie Geld wollen, bekommen sie das. Du bist unsere beste Chance, einen weiteren Überfall zu verhindern. Vielleicht unsere einzige Chance.»


    Ich schloss die Augen, ließ die Worte in mir nachhallen. Der Gedanke, meine Kameraden im Stich zu lassen, die schon einmal ohne mich in die Schlacht gezogen waren, tat weh. Doch ich schüttelte den Kopf. «Nein, Garlyn. Du bist mein Kommandant und ich befolge jeden Befehl außer diesen.»


    Er malte mit dem Kiefer, ich wartete darauf, dass er mir dir Strafe für Ungehorsam darlegte. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. «Ich werde mir eine andere Lösung überlegen», sagte er stattdessen.


    Er wandte den Blick ab und sah an mir vorbei. Ich hätte mich ihm gern erklärt, doch ich hatte das Gefühl, dass die Tür dafür verschlossen war. Und wollte ich ihm wirklich darlegen, was in mir tobte bei dem Gedanken, wieder Orks zu sehen? Zugeben, dass ich panische Angst davor hatte?


    Garlyn warf den Rest seiner Rauchstange weg und verschwand in der Nacht. Ich sah ihm nach und fühlte plötzlich mich dermaßen einsam, dass es kaum zu ertragen war. Ich hätte in den Heulenden Hund zurückkehren können, alles in mir schrie danach, mich mit Bier volllaufen zu lassen, damit diese Gefühle aufhörten. Doch es gelang mir, dem nicht nachzugeben. Ich war lange genug in der Werkstatt gewesen und es wurde Zeit, die ausgedünnten Reihen meiner Kameraden aufzufüllen.


    Ich rauchte zu Ende und kehrte, von Schneeregen gepeitscht, ins Lager zurück, begleitet von düsteren Gedanken und dem Pfeifen des eiskalten Windes.

  • Valtiri


    Wir wären keine Söldner, würden wir uns nicht noch am selben Abend intensiv der Beute widmen. Das Blut an der Kleidung war noch nicht einmal getrocknet, als Trupp zwei seine Errungenschaften auf dem Esstisch ausbreitete.


    «Ziemlich mager», stellte ich fest, als ich den Blick über die drei Messer, ein paar nasse Ledergürtel und die beiden erbeuteten Krummschwerter schweifen ließ. Dazwischen lag eine Hand voll schlammverschmierter Kupferlinge, die vielleicht für eine Mahlzeit ausreichen würden. Die knarrenden Dielen unter unseren Füßen und das aus Gründen der Sparsamkeit kaum noch flackernde Licht der Öllampen schienen das trübe Gefühl der Enttäuschung nur noch zu verstärken.


    «Das meiste liegt ja auch noch draußen», murrte Cherax, auf dessen Hals schwarze Knutschflecken prangten. «Das ist alles, was wir mitnehmen konnten. Wir hatten keine Wahl. Die Verwundeten gingen vor. Eigentlich hätten wir überhaupt nicht plündern sollen, wenn es nach Doriq ginge aber wie es manchmal so läuft, fanden diese Dinge trotzdem ihren Weg hierher. Wir holen den Rest ab, wenn wir die Gefallenen bestatten.»


    «Wenn es dann noch da liegt», warf Mauli ein.


    Hinter ihr stand Rex und schaute über ihre Schulter.


    «Was macht der hier?», motzte ich. «Hau ab, Rex. Du gehörst nicht zu Trupp zwei.»


    «Seit wann entscheidest du, wo ich mich aufzuhalten habe?», schnauzte er zurück.


    «Da ist was dran», warf Cherax ein. «Solches Verhalten spaltet die Kompanie bloß. Wir alle sind Eisenfalken.»


    «Schau doch selbst, wie der hier herumschnüffelt! Wie ein Aasgeier!»


    «Hör endlich auf, Serak», sagte nun auch Mauli. «Du nervst.»


    «Gleichfalls», knurrte ich zurück, und damit widmeten wir uns wieder der Beute. Die Griffe der Schwerter und Dolche waren sehr gut gearbeitet. Die Verzierungen erinnerten mich schmerzlich an meine ehemalige Rotte. Jeder Gegenstand erzählte eine lange Geschichte, die mit dem Tod seines Besitzers endete. Es war gut, dass ich Garlyns Idee, mich als Kundschafter zu entsenden, gleich im Keim erstickt hatte. Von der Vergangenheit eingeholt zu werden, vor der ich weggelaufen war, war ein bisschen viel für mich.


    Kale, der das Lazarett schon wieder hatte verlassen können, fuhr mit dem Daumen über die Klinge eines Messers. «Besser als nichts!»


    «Na ja», murrte Rex. «Ich hoffe, auf dem Schlachtfeld liegt noch mehr.»


    «Aber nicht für dich», fuhr ich ihn an. «Du hast nicht mitgekämpft.»


    «Du auch nicht, wenn ich daran erinnern darf», konterte er. «Du hast gesoffen und dir einen Lenz in der warmen Werkstatt gemacht, während deine Kameraden dich dringend gebraucht hätten!»


    Bamm. Das saß. Ich öffnete den Mund zu einer empörten Erwiderung und schloss ihn wieder. Mir fiel nichts ein, was ich zu meiner Verteidigung hätte sagen können. Also ballte ich die Faust. «Lass uns das draußen klären», knurrte ich. «Wenn ich mit dir fertig bin, kannst du deine Zähne im Schlamm zusammenkratzen.»


    «Au ja», freute sich Cherax. «Ich setze zwanzig Kupferlinge auf Serak!»


    «Ich auch», sagte Kale. «Wer hält dagegen?»


    «Das ist doch nicht zu fassen», rief Mauli aufgebracht. «Könnt ihr das nicht vernünftig klären? Hört sofort auf, oder ich melde das Doriq!» Ihre Hand schloss sich um die von Rex. Der blickte drein, als wäre er auf mein Angebot nur zu gern eingegangen, aber er erwiderte stattdessen ihren Händedruck. Diese zur Schau gestellte Eintracht machte mich noch wütender. Mir warf Mauli vor, die Kompanie zu spalten, dabei war Rex die Natter, die ständig ihr Gift verspritzte!


    «Es ist besser, wenn ich gehe, sonst kann es sein, dass ich vor lauter Rührung kotzen muss.»


    Mit einem kräftigen Ruck knallte ich die Tür der Stube hinter mir zu und trat in den kalten Vorraum. Der Nachtfrost biss mir scharf ins Gesicht, als ich meine Kampfstiefel schnürte und mir das langärmlige Wams aus dickem Wollfilz überzog. Die Mütze zog ich tief über die Ohren, der Schal schlang sich eng um meinen Hals, während ich mir den Gürtel mit meinem treuen Jagdmesser um die Hüfte schnallte, um die voluminösen Schichten Stoff zu bändigen, die in dieser Jahreszeit unerlässlich waren. Der schwere, wollene Umhang mit der Kapuze folgte, seine groben Fasern nahmen die Feuchtigkeit auf, sodass die Kleidung darunter nicht so schnell durchnässt wurde. Ich trat hinaus in die frostige Dunkelheit. Eine dünne Haut aus Eis lag auf den Pfützen, so dass jeder Schritt knisterte.


    Das Tor war nachts geschlossen, so dass ich mich an die Wache wandte. «Mach auf, ich muss nochmal raus.»


    «Du weißt, dass du morgen wieder regulären Dienst hast?»


    «Ja.»


    «Du weißt auch, dass deine Anwesenheit pünktlich bei Sonnenaufgang am Drillplatz erwartet wird?»


    «Ja.»


    «In Ordnung. Auf deine Verantwortung.» Er pfiff nach seinen Kameraden und gemeinsam öffneten sie das Tor einen Spaltbreit, um mich in die Dunkelheit zu entlassen.


    Der Pfad vor mir war für Menschen ohne Laterne nicht auszumachen, doch meinen Augen genügte der Schein der beiden Monde, um alles Wichtige zu erkennen. Farben konnte ich Nachts nicht zwar auch nicht sehen, doch alle Formen und Umrisse boten sich mir gut sichtbar dar. Den Rest erledigte meine feine Nase.


    Das Ödland lag still, das Knacken, Schmatzen und Platschen unter meinen Stiefeln war das einzige Geräusch. Jeder Atemzug schuf eine Wolke, die sogleich vom Wind fortgerissen wurde. Auf halber Strecke begann das Gelände steiler zu werden, die Felsen unter dem Schneematsch waren tückisch glatt. Ich rutschte aus, doch konnte mich mit wildem Gefuchtel wieder fangen. Schließlich tauchten die Lichter von Unwrain in der Ferne auf. Als ich das Dorf betrat, umfing mich der Geruch des Rauches, der aus den Schornsteinen stieg. Der Heulende Hund zog mich regelrecht magisch an und ich konnte das Bier schon auf der Zunge schmecken.


    Vor dem Gebäude stand an einem der Fässer eine schlanke, aber schwer gepanzerte Gestalt, die meine Aufmerksamkeit weckte. Von dem Fremden war kein Fingerbreit Haut zu sehen und er trank sein Bier aufgrund der Eisenmaske durch ein eisernes Trinkrohr.


    Ich blieb bei ihm stehen. «Bist du Söldner? Suchst du Arbeit?»


    «Ah, nein», erwiderte der Fremde mit einem extremen Akzent. «Ich bin lieber mein eigener Herr. Aber du kannst mir noch ein heißes Bier holen.»


    Meine Augenbrauen wanderten fast durch den Haaransatz bei so viel Frechheit. Mit einem Schnauben wandte ich mich ab. Als ich beim Wirt meine Bestellung aufgab, überlegte ich es mir anders und orderte zwei Krüge heißes Bier. Jetzt allein an einem Tisch zu versauern, würde mich nur in dunklen Gedanken versinken lassen. Es war besser, jemanden zum Reden zu haben. So kehrte ich nach draußen zurück und stellte dem Burschen sein heißes Bier hin. War es überhaupt ein Bursche? Weder seine Statur noch seine Stimme verrieten ein eindeutiges Geschlecht. Ich weitete die Nüstern und witterte, doch zu meinem Erstaunen brachte auch der Geruch keine Antwort. Das war mir noch nie passiert. Da die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei einem Rüstungsträger um einen Mann handelte, höher war, beschloss ich, ihn vorerst als männlich zu betrachten.


    «Zum Wohl.» Einer Vermutung folgend sprach ich nun auf Asami. Das war die Sprache der alten Völker, die sich durch spitze Ohren auszeichneten und zu denen auch Orks gehörten. Ich hob meinen Krug.


    Er tat es mir gleich. «Zum Wohl!» Und tatsächlich – sein Asami klang weitaus flüssiger als sein Uncàri. Ich schlussfolgerte daraus, dass er kein Mensch war.


    Wir tranken, ich direkt aus dem Krug, er durch seinen Trinkhalm. «Ah, das tut gut», freute er sich. «Mit wem habe ich das Vergnügen?»


    «Mit Serak dem Lügner, stolzer Eisenfalke.»


    «Angenehm. Valtiri der Knabberer.»


    «Eh? Was knabberst du denn?»


    «Das ist mein Geheimnis», raunte er verschwörerisch. «Und du willst es nicht herausfinden.»


    «Ist mir auch recht. Zufällig stamme ich aus dem Norden. Die Art, wie du sprichst, klingt südländisch. Welchem Volk gehörst du an?»


    Arrogant hob er das Kinn.«Ich trage diese Maske nicht umsonst. Wenn du über nichts anderes reden willst als über meine Herkunft, kannst du gehen.»


    «Soll ich das? Schade, ich wollte dir gerade eine heiße Schüssel Kohlsuppe anbieten.» Ich hob die Hände in gespieltem Bedauern. Dabei war ich sicher, dass er einlenken würde. So schmal, wie Valtiri wirkte, konnte er die letzten Wochen nicht viel gegessen haben.


    Er senkte das erhobene Kinn wieder. Durch die Öffnungen seiner Maske sah ich dunkle, ja, schwarze Augen, die mich abschätzend musterten. «Gut, ich erlaube dir, mir eine Suppe zu bringen. Und keine weiteren Fragen!»


    Das war ja nicht zu fassen. Das Bürschlein war halb verhungert und stand in einer schlecht sitzenden Klapperrüstung in der Kälte, aber benahm sich so unverschämt als wäre er von Stand. «Komm doch mit rein in den Schankraum», sagte ich. «Du siehst nicht aus, als hättest du viel gegen die Kälte auf den Rippen.»


    Scheu blickte er zur Tür. «Besser nicht. Ich bin nicht gern in Räumen eingesperrt, aus denen ich nicht so einfach entwischen kann. Ich warte hier draußen auf dich.»


    Was für eine eigenartige Person. Ich kaufte Valtiri eine Schüssel Kohlsuppe und stellte sie vor ihm auf das Fass. Sofort fing er an zu schlürfen. Wenn der Kohl sein Trinkrohr verstopfte, pustete und blubberte er, bis es wieder flutschte. Wann immer etwas daneben tropfte, sog er es geräuschvoll mit dem Trinkrohr vom Tisch, auch verkleckertes Bier und Schneeflocken waren vor ihm nicht sicher. Die unappetitlichen Geräusche brachten mich dazu, das Gesicht zu verziehen.


    Und sie erinnerten mich an jemanden. «Sag mal, Valtiri der Knabberer, bist du ein Troll?»


    Das Schlürfen, Blubbern und Schmatzen verstummte. Für einen Moment hörte man nur das Pfeifen des Winds und das gedämpfte Gelächter aus dem Inneren der Kneipe. «Das geht dich nichts an», sagte er hochnäsig. «Ich hatte dir verboten, Fragen zu meiner Herkunft zu stellen.»


    «Klar bist du ein Troll! Niemand sonst frisst auf diese Weise, du sprichst Asami und dein südlicher Dialekt passt auch.»


    Er schnappte nach Luft. «Ich ... ich verbiete dir ...!»


    «Das ist doch kein Grund sich zu schämen. Ich mag Trolle. Ein guter Freund von mir ist einer.»


    «Ähm, ach so?» Er vergaß seine Arroganz, er vergaß sogar das Essen und Trinken, sondern trommelte mit den Fingern und schaute sich nervös um. «Wie heißt der Freund denn und was sucht er hier in den Mittellanden? Wohnt er in der Nähe?»


    «Er heißt Cherax von den Sandvipern und ist einer meiner Kameraden. Den Rest fragst du ihn am besten persönlich.»


    «Nein!» Valtiri schlug mit der gepanzerten Faust auf den Tisch. «Ich habe kein Interesse daran, irgendwelchen Trollen zu begegnen und sie irgendetwas zu fragen!» Im Zorn klang seine Stimme doch eher männlich. «Aber ich kann dir etwas verkaufen. Ich mache dir einen guten Preis.» Er kramte hektisch in seinen vielen Gürteltaschen. Augenscheinlich hatte er es eilig zu verschwinden, wollte aber zusätzlich zum Essen auch noch etwas von meinem Geld.


    «Ich will nichts kaufen», sagte ich kühl.


    «Wie kannst du so was sagen? Ich brauche Geld!», klagte Valtiri.


    «Es scheint nicht sonderlich dringend zu sein. Immerhin habe ich dir eine Arbeit in der Söldnerkompanie angeboten», erinnerte ich ihn. «Die hast du abgelehnt.»


    «Ich habe doch schon Arbeit! Das sieht ja ein Blinder an meiner Rüstung!» Er zeigte mit beiden Händen auf sich selbst. «Ich bin offensichtlich ein Reliktjäger! Aber mein ganzes Geld ist für einen Arztbesuch draufgegangen, nur wegen diesem beschissenen Wetter. Jetzt bin ich hungrig und neue Winterklamotten könnte ich auch gebrauchen.»


    «Im Söldnerlager wirst du gratis versorgt», lockte ich. «Da gibt es eine Kleiderkammer. Und unser Feldscher Lorenzo ist gut. Schon beim kleinsten Schnupfen überschüttet er dich mit Kräutertee und stopft dich mit einer Wärmflasche ins Bett.» Ganz so schlimm war es natürlich nicht, immerhin waren wir eine Söldnerkompanie, aber Lorenzo war tatsächlich ein äußerst fürsorgliches Exemplar eines Feldschers. Nur ein gesunder Söldner war ein guter Söldner, und eine Epidemie konnte die ganze Kompanie lahmlegen.


    «Wenn ihr da Trolle habt, will ich dort nicht hin. Lieber verhungere ich!»


    «Wir haben einen einzigen Troll!»


    «Danke, aber ich verzichte. Wenn du nichts von meinen Waren kaufen willst, könntest du mir wenigstens noch eine Suppe bringen. Immerhin habe ich meine Zeit mit dir verbracht, das ist sozusagen eine Dienstleistung.»


    «Jetzt hör mir mal zu. Ich habe nicht endlos Geld und sehe nicht ein, warum ich dich beschenken sollte.»


    «Aber du hast mich schon beschenkt! Was spricht dagegen, mir noch etwas zu kaufen?»


    «Ich warte immer noch auf meinen ausstehenden Sold. Die ganze Gegend hier ist verarmt. Du siehst es ja an den Häusern und den matschigen Straßen. Warum versuchst du dein Glück nicht in Vellingrad? Betteln kannst du dort vergessen, aber gute Arbeit findet ihre Käufer. Warst du schon mal dort?»


    «Nein, wo liegt das denn?»


    «Nordöstlich von hier in Naridien, zwei Wochen Reisezeit, wenn du der Salzstraße folgst. Querfeldein dauert es länger und ist weniger sicher.»


    «Noch weiter nach Norden? Da hole ich mir ja den Tod.» Unter seiner Maske lief ihm die Nase und er schniefte. «Außerdem ist es nicht so leicht, als Reliktjäger in einem fremden Revier aufzukreuzen. Das endet meist für einen von beiden tödlich. Hier in der Nähe habe ich einen guten Zugang zum Taudis und wenigstens hin und wieder Kunden. Was ich woanders habe, weiß ich nicht.»


    «Mein Angebot steht . Ich bin abends öfter hier. Falls du es dir anders überlegst, sprich mich an. Dann lege ich bei unserem Kommandanten ein gutes Wort für dich ein.»


    Wir standen uns gegenüber, die Ellbogen auf das alte Fass gestützt, das als Tisch diente. Der kalte Wind strich um uns herum und trug das Gejohle und Gelächter aus dem Inneren der Kneipe mit sich.


    «Danke,» sagte Valtiri plötzlich. Es war das erste Mal, dass er sich für etwas bedankte. Bier und Suppe hatte er sich gekrallt, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass ich ihn auf meine Kosten bewirtete. «Du bist ein Guter, Serak.»


    Ich schnaubte und zuckte die Schultern. «Nein. Ich tu nur manchmal so, damit überhaupt noch jemand mit mir spricht.»


    «Ah, ich glaube, du erweist deinem Namen alle Ehre und schwindelst mich an. Du bist ein Halbork, nicht wahr? Hier in den Mittellanden trifft man Orks und Halborks selten. Was hat dich dazu gebracht, die Tundra zu verlassen?»


    Ich ließ den Blick über die schmutzigen Straßen von Unwrain schweifen, bevor ich antwortete. «Ein Mitglied der Rotte hat einen Fehler gemacht und ich habe dafür an seiner Stelle bezahlt. Darum bin ich hier.»


    Er legte eine Hand auf mein Schulter und sah mich an, seine schwarzen Augen voller Mitgefühl. «Oh, das tut mir leid. Das tut mir wirklich leid!»


    Im ersten Moment hielt ich es für Geschleime, um meinen Geldbeutel zu lockern, doch so, wie er mich ansah, war ich geneigt, ihm sein Mitleid zu glauben. Aber ich wollte es nicht haben. Ich tätschelte ihm den ausgestreckten Arm, bevor ich seine Hand von mir herunterzog. «Mir geht es gut.» Das war die größte Lüge von allen und ich verbreitete sie jeden Tag. Das sparte mir Erklärungen und alle waren zufrieden. Ich trank den letzten Schluck meines Biers. «Die Monde stehen hoch, ich muss wieder zurück», sagte ich.


    Valtiri der Knabberer nickte. Ich konnte den nachdenklichen Blick in seinen Augen sehen, doch er hakte nicht noch einmal nach, wofür ich ihm dankbar war. Manchmal war es besser, die Dinge unausgesprochen zu lassen. So wie ich ihm seine Privatsphäre ließ und nicht weiter nach seiner Vergangenheit gefragt hatte, so respektierte er nun meine.


    «Du gehst jetzt schon?», fragte er und sah mich mit großen Augen an. «Du hattest doch gerade erst ein Bier. Ich war gierig, ich habe dir alles weggefressen.»


    «Es war ein Geschenk. Und ich muss morgen wieder zeitig raus. Aber vielleicht trifft man sich mal wieder.»


    Er senkte betrübt den Kopf und nickte, seine Schultern sanken etwas herab. «He», sagte ich und beugte mich ein Stück nach vorn, «du bist aus Versehen nett gewesen.»


    Er hob den Kopf und funkelte mich an. «Du bist ein Arsch», trumpfte er auf. «Man sollte üble Dinge mit dir veranstalten.»


    Ich hob eine Augenbraue. «Mehr fällt dir nicht ein?»


    «Mann!», schrie er und hob frustriert die Hände. «Ich bin es nicht gewohnt, grob zu reden! Jetzt hör auf, dich über mich lustig zu machen, oder du darfst mir nie wieder Kohlsuppe servieren!»


    Ich lachte und reichte ihm die Hand. «Das würde ich mir nie verzeihen. Also dann.»


    Er nahm meine Hand und drückte sie fest. An seinen Augen sah ich, dass er lächelte. Er war ein merkwürdiges Kerlchen, aber wahrscheinlich hatte er einfach zu viel erlebt. Niemand wusste besser als ich, wie sehr das Leben jemanden verändern konnte. Ich kam mit ihm zurecht und fand ihn recht witzig.


    Nach dem Abschied drehte ich mich um und ging zurück ins Lager.


    «Halt, Losungswort?», rief es hinter dem Tor.


    «Saftsack,» antwortete ich. Es war der ewiger Spaß zwischen der Torwache und denen, die zurückkehrten, da wir kein echtes Losungswort brauchten. Unsere Kompanie war so klein, dass jeder jeden persönlich kannte.


    In der Baracke herrschte bereits abendliche Stille. Die meisten lagen schon in ihren Betten, einige standen an der Waschschüssel, andere zogen sich gerade das wollene Nachthemd über. Ich hätte gern noch einmal mit Mauli gesprochen, da ich den Streit nicht zwischen uns in der Luft hängen lassen wollte. Doch die wenigen Frauen unserer Kompanie hatten ihre eigene Baracke, wo die weiblichen Mitglieder beider Trupps gemeinsam wohnten.


    Cherax lag bereits in seinem Bett, als ich eintrat. Während ich mich für die Nacht fertig machte, überlegte ich, ob ich ihn auf Valtiri ansprechen sollte. Valtiri hatte jedoch so abweisend, ja, entsetzt reagiert, als er von dem Troll in unserer Kompanie erfuhr, dass ich mich dagegen entschied. Seine Identität war seine eigene Angelegenheit, und ich wollte nicht in der Welt herumposaunen, dass ich einen flüchtigen Blick hinter die Eisenmaske geworfen hatte. Vielleicht hatte er ähnliche Gründe, sich vor seinem Volk zu verstecken, wie ich. Abgesehen davon wusste ich gar nicht sicher, ob er wirklich ein Troll war, auch wenn es zu vermuten war.


    «Alles gut da drüben?» brummte Cherax, als ich mich in mein Bett eingekuschelt hatte. Er war der Einzige, der mich das fragte.


    «Alles bestens», raunte ich mit einem Grinsen zurück. Und für den Augenblick war das keine Lüge.


    Während ich in die Dunkelheit starrte, versuchte ich die Erlebnisse des Tages hinter mir zu lassen. Doch das war ein vergebliches Unterfangen. Die orkischen Waffen und die Gürtel hatten mich auf einer tiefen Ebene meines Seins berührt. Ich glaubte, den Duft von Erde, Holz und Teer zu riechen, von würzigem Schweiß und heißem Wasserdampf in der Badegrotte. Der Ork in mir ließ sich nicht verdrängen, selbst unter den Menschen. Ein Teil von mir redete sich die Erinnerungen schön, obgleich ich nicht vergessen konnte, was man mir alles angetan hatte. Das Erlebte blieb unauslöschlich, so wie das Gefühl von Ungerechtigkeit, selbst nach dem Maßstab der Orks.


    Und doch plagte mich entsetzliches Heimweh, so wie mich früher das Fernweh zur Jagd weit hinaus in die Wildnis getrieben hatte. Ja, ich verstand Rex’ Verdacht, ich könnte ein Verräter sein. Dennoch ärgerte mich dieser Vorwurf. Kämpfte ich nicht unermüdlich für die Eisenfalken? Hatte ich nicht längst meine Loyalität bewiesen? Rex war nicht der Einzige, derartige Vorwürfe hatten mich über die Jahre immer wieder eingeholt. Meine Herkunft stand mir ins Gesicht geschrieben. Viele Naridier hatten schlechte Erfahrungen mit Orks gemacht. Nicht jeder ging so entspannt damit um wie Garlyn. Das Misstrauen gegen mich konnte ich ihnen weder durch Worte noch durch Taten austreiben. Selbst der Hinweis darauf, dass die Rotte der Skunks nie Menschen überfallen hatte und andere Rotten für die Taten verantwortlich waren, konnte nichts ausrichten.

    Mit jedem Gedanken verflüchtigte sich meine zuvor gute Stimmung. Ich bereute zutiefst, nur ein Bier getrunken zu haben.


    Während meine Kameraden schliefen, rang ich vergebens mit meiner Müdigkeit. Erst, als der Morgen sich anbahnte, fielen mir für eine kurze Zeit die Augen zu.

  • Die Botschaft der Toten


    Kalte Winde heulten durch die östliche Einöde, als unser Trupp sich auf den Weg machte, um die Toten zu bestatten. Die Landschaft schien endlos zu sein. Der Himmel war bleigrau, eine Decke aus schweren Wolken.


    Ich war Teil dieser Kompanie. Dass ich Garlyns Wunsch abgewiesen hatte, machte mir zu schaffen. Meine Weigerung trug nicht dazu bei, das Misstrauen, das gegen mich in der Luft hing, zu verringern. Während des schier endlosen Marsches dachte ich zu viel nach. In mir wuchs das dringende Bedürfnis, mich als Eisenfalke zu beweisen. Im Moment erfüllte ich jedes Klischee, das auf einen Halbork zutraf, war unzuverlässig und feige. Doch der Gedanke an die Orks, die ich ausspionieren sollte – die Gesichter meiner Vergangenheit – erstickte jeden Mut. Ich ballte die Fäuste, als ich mich fragte, wie war Garlyn überhaupt auf diesen Gedanken gekommen war. Wollte er mich bloßstellen oder wollte er mich quälen? Ich konnte ihm nicht helfen! Die Erinnerung an meine Zeit bei den Skunks war wie Gift. Ich war damals aus gutem Grund geflohen, wie er sehr gut wusste. Und während ich marschierte, zitterten meine Finger nicht von der Kälte.


    Für die Sicherheit unserer Kolonne waren einige Kundschafter zuständig, die ausgeschwärmt waren und das Ödland durchstreiften. Während ich neben Mauli herging, beschloss ich, das Schweigen zu beenden, das mir nicht guttat. Seit unserem kurzen Disput hatten wir beide kein Wort mehr miteinander gesprochen. Es war Zeit, etwas daran zu ändern. «Bist du noch sauer?», fragte ich mit einem vorsichtigen Grinsen.


    Sie grinste breit zurück und zeigte mir die Pracht ihrer gelben Zähne. «Unsinn!»


    «Gut», sagte ich erleichtert. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hatte. Mauli war weder zickig noch nachtragend. «Dann kannst du mir ja helfen, etwas gegen die Langeweile zu unternehmen und dich mit mir unterhalten. Was denkst du eigentlich über Orks?», wollte ich wissen.


    Sie sah mich an, ihre Augen waren klar und durchdringend. «Was soll ich schon denken? Sie sind wie Tiere, genau wie wir, wenn wir uns im Kampf verbeißen. Sie haben unsere Leute getötet und waren harte Gegner. Ansonsten habe ich nichts Gutes über sie zu sagen. Warum fragst du?»


    Ich überlegte, ob ich ihr wirklich antworten wollte, denn ich war der Meinung, dass ihr das klar sein müsste. Aber ich wollte nicht streiten, sondern mit ihr reden, also entschied ich mich für eine Antwort. «Sie sind Teil von mir, Mauli. Nicht nur Teil meiner Geschichte, sondern ein Teil von mir selbst, den ich nicht loswerden kann.»


    «Und jetzt machst du dir Sorgen, dass ich dich mit ihnen in einen Topf werfe?»


    «Rex ist dieser Meinung. Du hast viel Zeit mit ihm verbracht.»


    Ihre Stirn runzelte sich unter dem Helm, während sie neben mir marschierte. «Du und ich, wir sind vom ersten Tag an Freunde gewesen. Du bist nicht wie diese Orks, denn du bist hier bei uns und keiner von ihnen. Das ist deine Wahl! Abgesehen davon ist es sowieso ein anderer Stamm. Du hast uns ja erklärt, dass die Skunks nicht plündern, sondern von der Jagd und vom Handel leben.»


    Der Gedanke kreiste in meinem Kopf, es klang verlockend, als Halbork bequem wählen zu können, ob man als Mensch leben wollte oder ein Ork, doch so einfach war es leider nicht. «Ich bin fortgelaufen, aber ich fühle trotzdem eine Zerrissenheit in mir, Mauli. Es gibt immer wieder Momente, in denen ich mich fehl am Platz fühle. Genau wie damals bei den Orks. »


    Maulis Miene blieb ernst. «Das ist doch ganz einfach, es sind deine Gedanken, die es kompliziert machen. Du gehörst weder zu den Orks noch zu den Menschen, sondern zu den Eisenfalken! So wie Cherax, so wie ich. So wie jeder hier! Unsere Herkunft ist egal. Du hast dich für dieses Leben entschieden. Garlyn zweifelt nicht an dir und ich werde auch nicht damit anfangen, bloß weil Rex es tut.»


    «Trotzdem meint Garlyn, ich könnte einfach so zu diesen Orks spazieren und sie fragen, wer sie sind.»


    «Ach, deshalb hast du gefragt. Das ist es, was dir zu schaffen macht!»


    Ich nickte. "Er verlangt zu viel von mir. Wenn ich diese Orks sehe, dann… dann kommen all die Dinge zurück, vor denen ich davongelaufen bin, all das Unrecht, das sie mir angetan haben.»


    Sie lächelte gütig. «So geht es vielen von uns. Wir alle hatten ein Leben vor den Eisenfalken, das wir in der Ferne zurückgelassen haben. Wir alle tragen unsere Vergangeheit im Gepäck und sie kann schwerer Ballast sein. Hat Cherax dir mal erzählt, weshalb er hier ist?»


    «Er hat angedeutet, dass er von seinem Stamm verbannt wurde. Trotzdem nennt er sich immer noch Cherax von den Sandvipern.»


    «Weil er die Hoffnung nicht aufgegeben hat, eines Tages zurückzukehren. Auch er ist zerrissen und ich bin es auch manchmal. Du bist nicht allein.» Mauli legte mir eine Hand auf die Schulter. «Und wir stehen zusammen. Rex kann gern seine eigene Meinung zu dir haben, aber ich habe meine eigene.»


    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.


    «Und jetzt pack deine Sorgen und schau nach vorn», sagte sie. «Siehst du? Dort geht Alvashek auf.» Und tatsächlich: Das Grau der Wolken öffnete sich und gab den Blick auf das Morgenrot frei. Es war das erste Mal seit Langem, dass ich wieder ein Stück Himmel sah. Der Winter näherte sich dem Ende und bald würde das Eis tauen. Mauli gab mir einen freundschaftlichen Knuff und löste sich von mir. Wir marschierten nebeneinander weiter. Ich hörte das knirschende Geräusch unter meinen Stiefeln, als ich durch den vereisten Schlamm stapfte. Die Wolken zogen fort und der beginnende Tag leckte den Raureif vom Gras. Ich konnte die ersten zarten Versprechungen des Frühjahrs riechen – frische Erde, die aus dem Winterschlaf erwachte.


    Der Wind blies immer noch schneidend, aber er hatte die Schärfe verloren, die er in den vergangenen Tagen hatte. Ich konnte es fast fühlen – das Leben, das sich von irgendwo tief unten, aus den Wurzeln, seinen Weg nach oben suchte. Am Rand des verfallenen Feldes, das wir durchquerten, konnte ich die ersten Frühlingsblumen sehen – Blausterne, die sich aus der Erde schoben und störrisch dem Winter trotzten.


    Mauli entdeckte sie ebenfalls. «Seht ihr das?», fragte sie. «Frühling. Hätten wir bei dem letzten Gefecht gedacht, dass wir das noch erleben?»


    «Hier gibt es keinen Frühling», warf Cherax ein. «Nur eine Pause zwischen den Wintern.» Als Troll war er das heiße Klima des Südens gewöhnt, das keinen Winter kannte, nur Regenzeiten.


    «He, Doriq», rief Mauli. «Es wird Frühling!»


    Der Unteroffzier zuckte mit den Schultern, in seinem Blick lag etwas, das ich nicht deuten konnte. Vielleicht war es eine Erinnerung an das, was er erlebt hatte. Als wir uns der Region näherten, in welcher der Überfall stattgefunden hatte, verstummte auch der Letzte. Jeder versank in seinen eigenen Gedanken. Vielleicht dachten sie an die Heimat, an Frauen und Kinder. Vielleicht dachten sie an das Gold, das wir verdienen würden. Oder vielleicht an gar nichts.


    Cherax zeigte nach vorn und sagte: «Dort.»


    Die jetzt hoch genug stand, tauchte alles in ein blasses, goldenes Licht, das den Schnee und den vereisten Boden zum Schimmern brachte. Doch für uns war dieser Ort kein friedlicher Anblick. Der Boden war aufgewühlt.Die Blutflecken waren immer noch zu sehen. Eine dünne schicht von Steinen bedeckten die Toten, nun würden sie vernünftig bestattet werden. Die letzten Schritte gingen wir langsam und andächtig.


    «Hier haben sie uns überfallen», sagte Doriq.


    «Und jetzt kommen wir zurück, um das zu holen, was uns gehört“, knurrte Garlyn. «Dort drüben errichten wir die Hügelgräber für unsere gefallenen Kameraden, den Kopf eines jeden in Richtung seiner Heimat ausgerichtet, ihre Füße zur Mitte hin, so dass sie einen Stern bilden.»


    Wir nahmen die Spaten zur Hand und verteilten uns, um Steine aus dem gefrorenen Boden auszugraben, denn ein naridisches Hügelgrab bestand nur aus Steinen und sonst nichts. Die Stille, die uns dabei umhüllte, war fast greifbar.


    «Serak, du kommst zu mir», sagte Doriq.


    Ich rammte meinen Spaten in die Erde und begab mich zu ihm. «Ja?»


    «Dort hinten liegen die gefallenen Orks. Ich möchte sie ebenfalls bestatten, um keinen zornigen Hauch auf uns zu ziehen.» Der Hauch war das, was einem Körper sein Leben verlieh. Wer lebte, der atmete. Wer nicht lebte, der atmete nicht. Wer starb, hauchte sein Leben aus. Der Lebenshauch flog mit dem Wind davon, konnte aber auch zurückkehren. «Wie sind die Bestattungsriten der Orks, Serak?»


    «Das ist bei jedem Stamm unterschiedlich, wie bei den Menschen. Naridier haben Hügelgräber, Almanen verbuddeln ihre Toten in der Erde und Rakshaner bauen ihnen Häuser. Bei den Orks ist es kaum weniger unterschiedlich.»


    «Kannst du herausfinden, welchem Stamm sie angehören, damit wir nicht heimgesucht werden?»


    Ich sah ihn scharf an, denn ich war sicher, dass diese Frage mit Garlyn abgesprochen war. «Du meinst, ich soll sie mir ansehen?»


    «Du würdest uns helfen.»


    Ich ballte die Fäuste und atmete tief durch. Alvashek stieg höher und malte Schatten über die verwüstete Landschaft, als wollte er die Gräuel, die hier geschehen waren, mit einem goldenen Schleier bedecken. Der Wind war angenehm mild. Ich freute mich über die Botschaft des Frühlings, doch sie konnte die Situation nicht erträglicher machen. Ich dachte daran, dass ich Garlyn schon einmal enttäuscht hatte und an die Vorwürfe von Rex. «Also gut», knurrte ich.


    «Soll dich jemand begleiten?»


    «Nein, ich mach das schon.»


    «In Ordnung. Dann Ausführung.»


    Ich stapfte mit grimmigem Gesicht über die Hügelkuppe, der Boden war schmierig unter meinen Füßen. Im kalten Schlamm lagen die gefallenen Orks. Ich zögerte nicht, das hätte es nur schlimmer gemacht, sondern ging rasch zu ihnen, um möglichst wenig Zeit zum Nachdenken zu finden. Sie trugen Fellkleidung und von ihren Gürteln hingen verschiedene Trophäen, Tierschwänze, Klauen, Zähne. Mir wurde schwindlig bei dem Anblick, denn die Art, wie sie die Trophäen um die Hüfte trugen, kam mir bekannt vor. Ich nahm meinen Mut zusammen und drehte einen von ihnen auf den Rücken, so dass sein Kopf zurückfiel und ich mir seinen Hals besehen konnte.


    «Das kann nicht sein», keuchte ich, während ich seinen nassen Fellkragen nach unten drückte. «Das ist unmöglich!»


    Rechts, unterhalb des Ohres, trug der Tote die gleichen beiden Schnittnarben, die auch mich zu einem Mitglied dieser Rotte machten.