Die Reise verlief gar nicht mal so schlecht. Shocai wurde wieder aufgepäppelt und Lahiko unterhielt die Mannschaft mit seinen Tänzen. Nur seine Diät wollte nicht so recht anschlagen, er blieb so moppelig wie eh und je. Er behauptete, leicht anzusetzen und Shocai behauptete, Lahiko würde zwischen den kargen Diät-Mahlzeiten heimlich naschen. Wahrscheinlich war es eine Kombination aus beidem. Als das Schiff weiter Richtung Süden fuhr, kam ein warmer Wind auf und auch das Meer hatte fast Badewannentemperatur. Hier im Süden spürte man nichts von dem Winter, der den Norden in seinen frostigen Klauen hielt. Der genesene Shocai ebenso wie Lahiko machten immer häufiger Ausflüge unter Wasser, genossen die tropischen Temperaturen und blieben immer längere Zeit in dem Element, in dem sie aus dem Ei geschlüpft waren. Schließlich fassten sie einen Entschluss. Sie baten ihre Reisegefährten, sich an Deck zu versammeln.
»Werte Damen«, erklärte Lahiko höflich, »ich möchte mich im Namen von Ihnen beiden für die Hilfe bedanken und dafür, dass Ihr meinen Freund wieder aufgepäppelt habt.«
»Wir sind keine Freunde«, fauchte Shocai. »Nie gewesen und werden es niemals sein.«
Lahiko räusperte und korrigierte sich. »Dafür, dass Ihr meinen langjährigen Reisegefährten, der eine tiefe Abneigung gegen mich hegt, wieder aufgepäppelt habt: Ihn, den Schrecken der Meere, den Bezwinger der Gestreiften Schlange, jenen Held, nach dem man Shocais Zacken benannte.«
Shocai winkte bescheiden ab.
»Jedenfalls«, fuhr Lahiko mit einem schiefen Seitenblick in seine Richtung fort, »haben wir nach eingehender Beratung beschlossen, Euch doch nicht bis zum Ende der Überfahrt zu begleiten. Wir wünschen euch auf eurer weiteren Reise viel Glück. Ich hoffe, Ihr zürnt uns nicht. Es war eine schöne Zeit, doch uns rufen die Tiefen des Ozeans. Wie sagt man an Land? Einen Wandersmann soll man nicht aufhalten. Oder in der Sprache der Meere: Es ist Warmwasserzeit.« Er ließ vielsagend die Augenbrauen hüpfen, doch ein Großteil der Mannschaft glotzte nur verständnislos, so dass er sich verlegen im Nacken kratzte. »Ja, ich, also ... wir wären jedenfalls so weit.«
Er gab Kosima und Khaoula die Hand, der Ältesten natürlich zuerst, Shocai machte es genau anders herum.
Dann sprangen die beiden Shezem von der Reling ins Meer. Sie tauchten noch einmal auf, umschwammen das Schiff hüpfend wie Delfine, ehe sie ein letztes Mal winkten und endgültig abtauchten. Das letzte, was man von ihnen sah, waren eine rot-weiß-gestreifte und eine silberne Schwanzflosse, die beim Abtauchen kurz zum Vorschein kamen und Wasser verspritzten, dann nur noch dunkelblaue Wellen.