Beiträge von Frosch

    Frosch
    :punkt: Kurzinfo


    Name: Ranak der Frosch, Rufname Frosch
    Volk: Orks
    Rotte: Krokodile
    Alter: 34
    Größe: 1,78 m
    Statur: schmächtig
    Beruf: Gespiele der Kriegerin Skugga
    Herkunft: Shakorz
    Wohnort: vagabundierend
    Familienstand: in moralisch fragwürdiger Beziehung
    Sprachen: Asameisch, Rakshanisch


    :punkt: Aussehen


    Bild (nur ohne Hauer): Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.


    Frosch ist ein auffallend schmächtiger und unansehnlicher Orkmann. Er ist etwa so klein und schmächtig wie ein Mensch. Wegen seinem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein schleicht er gebeugt einher und vermeidet Blickkontakt. Er trägt oben auf seinem Kopf gelegentlich ein Büschel rotbrauner Haare, manchmal rasiert er es ab, manchmal lässt er es wachsen. Er trägt eine verschlissene Rüstung aus Leder, die innen mit Fell gepolstert ist und darunter Lumpen. Einzig seine Kampfstiefel sind von nennenswerter Qualität, da er sehr viel zu Fuß unterwegs ist.


    :punkt: Charakter und Mentalität


    Gezeichnet von körperlichen Misshandlungen und unerträglichen Demütigungen ist Frosch ein gebrochener Ork. Er hatte nie die Möglichkeit, sich gegen die stärkeren Mitglieder seiner Rotte zur Wehr zu setzen, denn jeder war stärker als er. So ist er unterwürfig und ängstlich geworden in seinem Verhalten. Seine Körpersprache signalisiert große Unsicherheit, die ihn zur Zielscheibe weiterer Gemeinheiten auch durch andere Völker prädistiniert. Man sieht ihm allzu deutlich an, dass keine Gegenwehr von seiner Seite zu erwarten ist.


    :punkt: Fähigkeiten


    Frosch hätte kämpfen lernen sollen, doch er lernte nur, auszuhalten und zu überleben, das Unerträgliche doch irgendwie zu überstehen. Er lernte, dass sein Leben oder Sterben keinen Wert hatte, dass all seine Bemühungen, ob klägliche Versuche der Selbstverteidigung oder um Gnade zu flehen, vergebens waren und er rein gar nichts tun konnte, um seinem täglichen Martyrium zu entrinnen. Er lernte, dass es auf dieser Welt niemanden gab, dem er etwas bedeutet, genügsam zu sein, zu ertragen ohne zu sterben, mit dem Wenigsten an allem auszukommen, von Speis über Kleidung bis hin zu Andeutungen von scheibarer Zuneigung, die er gierig in sich aufsog wie der Wüstensand einen Regentropfen.


    :punkt: Religion


    Eine Zeitlang hatte er versucht, sein Leiden als Prüfung zu betrachten, doch daran ist er wie an so vielem gescheitert und hat den Glauben an alle Götter verloren - weniger an ihre Existenz, doch an den Glauben daran, dass sie sich für die Sterblichen, insbesondere ihn, interessieren. Er ist der von den Göttern ebenso wie den Sterblichen Vergessene, um dessen Blut niemand Klage erhebt.


    :punkt: Stärken und Schwächen


    + sehr genügsam und anspruchslos
    + körperlich widerstandsfähiger, als er aussieht


    +/- Gehorsam gegenüber Vorgesetzten


    - als Ork gestraft mit der Statur eines schlanken Menschen
    - hässlich für die Maßstäbe aller Völker, auch des eigenen
    - kann nicht streiten, unterwirft sich sofort
    - lässt Gängeleien ohne Gegenwehr über sich ergehen


    :punkt: Reiserucksack


    Lederrüstung mit innenliegender Polsterung aus Fell
    lumpenartige Kleidung aus Fell und Leder
    relativ hochwertige Kampfstiefel

    Sturmmaske aus Fell
    Rakshanisches Halstuch
    Fäustlinge

    Gürtel mit Schlaufen für Hab und gut
    mehrere Ledersäckchen mit Trockenfleisch und Kleinkram daran
    Messer


    :punkt: Lebenslauf


    Elternhaus & Kindheit


    Frosch wuchs in Shakorz in einer versteckt liegenden Bruthöhle auf. Von Anfang an stand sein Leben unter düsteren Vorzeichen. Seine Mutter starb im Kindbett und damit der Säugling nicht starb, nahmen andere stillende Mütter ihn im Wechsel an die Brust. Jedoch stand das Wohl des eigenen Nachwuchses naturgemäß im Vordergrund und der kleine Bub erhielt an Muttermilch nur das, was übrig blieb. Das war in der Regel nicht sehr viel, gerade ausreichend, um nicht zu verhungern und verdursten. Entsprechend dünn und kümmerlich war er bereits als Säugling, er wuchs langsamer und blieb in seiner körperlichen Entwicklung weit hinter den Gleichaltrigen zurück. Eine feste Bezugsperson gab es nicht, er wurde herumgereicht und niemand wollte sich dauerhaft an ihn binden.


    Jugend


    Die Umstände sorgten dafür, dass er ängstlich und unsicher wurde. Weder hatte er Rückhalt durch erwachsene Orkinnen, wenn die anderen Kinder es übertrieben, noch konnte er sich Freunde machen, denn niemand wollte mit dem einsamen Sonderling zu tun haben. Er wurde das Opfer grober Spiele, bis er selbst zum Spielzeug wurde. Als es Zeit wurde, die anderen Jungs zu den Jagdausflügen zu begleiten, konnte er sich nicht durch Geschick oder Ausdauer beweisen, denn ihm fehlte es an allen Voraussetzungen, nicht zuletzt, da er ständig am Rande des Verhungerns stand, ihm oft schwindelig war und er alle Energie benötigte, um nicht zu sterben.


    Skugga


    Es gab jedoch eine junge Orkfrau, die ein sadistisches Interesse am Leid von Frosch hatte und ihr Name war Skugga. Als ihre Sexualität erwachte, begann sie das einstige Spielzeug mit anderen Augen zu sehen und als ihr Eigentum zu deklarieren. Nur sie hatte fortan das Recht, Frosch zu quälen. Das hatte zumindest den Vorteil, dass Froschs Martyrium berechenbarer wurde und er erstmalig das Gefühl entwickelte, für jemanden wertvoll zu sein und sei es nur als persönliches Spielzeug. Skugga sorgte dafür, dass er am Leben blieb und die Marter nie mehr über ein Maß hinaus ging, dass ihn dauerhaft zerstören würde. Als jedoch bemerkt wurde, dass Skugga versuchte, ihn zu Paarungszwecken zu benutzen, wurde Frosch sofort den Bruthöhlen entrissen und zu den Kriegern ins Lager geschickt. Und hier begann sein Martyrium erst richtig.


    Bei den Kriegern


    Er wurde misshandelt, missachtet, gedemütigt und missbraucht. Frosch würde nicht mehr lange durchhalten. Er, der so viel ertragen hatte, war an den Rand des Unerträglichen gebracht worden. Er schloss mit seinem Leben ab und wartete darauf, bis es vorbei sein würde. Es gab nichts mehr, worauf er noch hoffte. Skugga langweilte sich derweil in den Bruthöhlen. Die Aussicht, den Rest ihres Lebens als Brutmutter zu verbringen, war für sie unerträglich. Wenn selbst ein Hänfling wie Frosch zu den Kriegern durfte, so ihre Theorie, dann durfte sie das auch, war sie doch viel mehr Krieger als er jemals sein würde. Wenige Tage nach Froschs Ankunft im Lager schlug auch seine Jugendgefährtin dort auf, erhob Anspruch auf ihr Eigentum und rettete Frosch so vor dem sicheren Tod. Obgleich auch sie alles andere als freundlich zu ihm war, wurde sie doch seine Retterin. So überlebte Frosch das, was er niemals hätte überleben sollen und wurde entgegen aller Erwartungen doch noch ein Krieger.


    Gegenwärtige Situation


    Skugga plante Größeres: Den Sturz des Rottenhäuptlings Nakra Sturmbringer, dessen Klaue sie inzwischen geworden war. Zunächst wollte sie dafür zu dessen rechter Hand aufsteigen. Um zu beweisen, dass sie dies wert war, zog sie aus, um ihm das Fell eines seltenen Tieres zu erbeuten. Frosch, der stets an ihrer Seite war, folgte ihr in den hohen Norden, wo sie Eisbären zu jagen gedachten. Als sie damit keinen Erfolg hatten, kehrten sie ins Herzland zurück, wo sie sich seither herumtreiben, noch immer auf der Suche nach einer würdigen Trophäe, die sie dem Häuptling vorlegen könnten.

    Kurz, nachdem die beiden Alben und der Mensch vor die Tür gegangen waren, stapfte Skugga die Treppe herunter. Sie blickte äußerst selbstzufrieden drein. Sie blickte auf den leeren Tisch. Shocai hatte inzwischen abgeräumt und abgewischt, so dass nichts mehr auf das kleine Festmahl hindeutete. Rasch schluckte Frosch den Molch herunter, damit sie nicht auf den Gedanken kam, er hätte heimlich etwas gegessen.


    "Wo sind die Bleichlinge?"
    "Kurz nach draußen gegangen."
    Sie wies mit dem Kopf nach hinten. "Wir hauen durchs Klofenster ab, ehe der Mensch uns doch noch seine Rechnung aufs Auge drückt."
    Damit ging sie voran.


    Frosch trottete traurig hinterher. Gern hätte er sich noch ein wenig länger unterhalten, denn es kam selten vor, dass jemand mehr als nur die nötigsten Worte mit ihm wechselte. Aber Skuggas Pläne sahen das nicht vor. Sie verschwand in der Damentoilette, er in der Tür für die Herren. Wenig später marschierten sie den Waldpfad hinter dem Tempel entlang in Richtung Meer. Skugga summte ein Kriegslied vor sich hin und Froschs Kopf war so leer wie zuvor. Er hatte jeden Gedanken ausradiert.

    "Bei uns ist das alles etwas anders", erklärte Frosch. Varmikan schien ehrlich entsetzt darüber, was mit seiner Mutter geschehen war. Warum? Es war doch nicht seine. Und auch Frosch sollte kein Bedauern empfinden. Es war das Beste für die Rotte, dass sie ausselektiert worden war, bevor sie noch weitere Frösche in die Welt gesetzt hätte und so die Rotte schwächte. Dennoch spürte er den Schmerz des Verlustes noch immer, wenn er daran dachte.


    "Unsere Mütter leben nicht bei den Männern", sagte er unverändert lächelnd. "Die Krieger schützen sie auf Distanz. Die Bruthöhlen sind gut verborgen in der Mitte von Shakorz. Dort, wo kein Fremder hinkommt. Und wenn doch, sind da noch die Söhne, die schon fast erwachsen sind und bald zu den Kriegern dürfen und auf sie aufpassen. Nur Menschen und Alben nehmen Frauen und Kinder überall mit hin, wo es gefährlich werden kann. Am komischsten sind da die Rakshaner. Die nehmen sie sogar mit ins Kriegsgebiet. Mein Vater war jedenfalls also gar nicht dabei, als sie getötet wurde. Oder doch? Ich weiß es nicht. Ich hab ja keine Ahnung, wer mein Vater überhaupt ist."


    Das Essen wurde geliefert. Frosch aß und sprach mit vollem Mund weiter, da er einen Mordshunger hatte und Angst hatte, dass Skugga zurückkommen und ihm das Essen wieder wegnehmen könnte. Vorher musste er es in Sicherheit gebracht haben. Der Frostalb schien ehrlich entrüstet, dass Skugga als Frau Ambitionen zeigte, Häuptling zu werden.


    "Nee, das ist bei uns auch nicht üblich", sagte Frosch. "Kein bisschen! Normalerweise sind die Frauen ja in den Bruthöhlen und bleiben da. Aber Skugga hat sich dort gelangweilt. Oder sie wollte nicht ohne mich sein, denn jemand wie ich wäre später niemals als Krieger zu ihr zurückgekehrt. Das dürfen nur die Besten, damit sich nicht der Abschaum vermehrt. Die meisten sehen die Frauen nie wieder. Jedenfalls hat Skugga sich aber als Mann verkleidet und ist mit mir mitgekommen, als ich fortmusste. Und irgendwie hat sich das dann alles so ergeben, dass sie bei den Kriegern blieb. Aber normal ist das nicht, nein!"


    Als der Alb ihm vorwarf, die Frau in ihrer zweifelhaften Beziehung zu sein, traf das Frosch. Das war eine Beleidigung, die saß. Aber er wusste nicht, was er machen sollte, außer, sie zu schlucken. Mit dem Alb anlegen würde er sich nicht, weder verbal noch körperlich, er war ja nicht lebensmüde. Er tat das, was er immer machte und ließ es wortlos über sich ergehen, ohne ein Zeichen, dass es ihm etwas ausmachte. Aber es machte ihm etwas aus.


    Plötzlich sagte der Frostalb, dass Jozo in der Tür stünde. Im nächsten Augenblick war an der Stelle, wo eben noch Frosch gesessen hatte, nur ein kreiselnder Schemel. Erst nach einer ganzen Weile, als nichts geschah, traute Frosch, vorsichtig aus dem Freudenhaus nach unten zu spähen, wo sich offenbahrte, dass es nur ein sauschlechter Scherz gewesen war und er kehrte mit noch immer klopfendem Herzen an den Tisch zurück, wo die zwei Alben sich unterhielten.


    Sie aßen weiter und die zwei Alben sprachen über den Gelben Goblin, der, wie Frosch nun wusste, Jozo hieß. Wenn er sich recht entsann, hatte Foxi den Namen auch hasserfüllt geflüstert, als er ihn von der Liste ablas. Frosch war nicht sehr gut darin, sich Namen zu merken, weil er es nicht gewohnt war, sein Gehirn anzustrengen oder gar zu denken. Um sich von seinen finsteren Gedanken abzulenken, lutschte er, nachdem er aufgegessen hatte, auf dem lebenden Molch herum, ließ ihn mal aus seinem Mund gucken und schlürfte ihn wieder ein.


    Morasa fragte den Frostalben nach Froschs Namen, aber der ging nicht darauf ein und Frosch würde ihr Gespräch nicht unterbrechen. Sein Name war ja auch nicht wichtig, so wie seine ganze Person. Er war froh, dass er etwas zu Essen und zu trinken bekommen hatte und man ihn nicht vom Tisch fortjagte.

    Frosch hörte geduldig dem Vortrag des Frostalben zu. Der Frostalb betrachtete sich offenbar als ranghöher, so wie er sich benahm, aber das war in Ordnung für Frosch. Nichts anderes war er gewohnt. Es war ja auch nichts Schlimmes daran, am untersten Ende der Rangleiter zu stehen. Schlimm wäre gewesen, plötzlich den Anführer mimen und Entscheidungen fällen zu müssen, die Bürde der Verantwortung für eine Truppe zu tragen und Schuld daran zu sein, wenn etwas schief lief. Er war nicht das erste Mal mit der seltsamen Mentalität der Bleichlinge konfrontiert und es machte ihm nichts aus, seine eigene Sicht auf die Welt einmal mehr zu rechtfertigen.


    "Also", sagte Frosch geduldig, "du hast ein grundlegendes Missverständnis im Kopf. Weißt du, was ohne Skugga los wäre? Ich wäre tot. So wie meine Mutter. Sie war mickerlich und hat trotz der Beglückung durch einen guten Krieger einen Mickerling zur Welt gebracht und dafür bezahlt." Er sagte das ohne ein Zeichen, dass es ihm sonderlich etwas ausgemacht hätte. In Wahrheit hatte er sich die Augen aus dem Kopf geweint, aber er war ein Meister darin, seine eigenen Gefühle zu verstecken und sie den Erfordernissen der Situation anzupassen. So lächelte er sein hässliches Lächeln, während er erzählte.


    "Skugga hingegen ist unter Orks eine Schönheit. Die meisten würden alles dafür geben, auch nur einmal ihre Stiefel küssen zu dürfen. Sie würde hervorragende Krieger und Kriegermütter gebären. Es ist eine komische Masche von euch anderen Völkern, zierliche und hilfsbedürftige Frauen zu mögen. Orks können über so was nur lachen. Denn das ist der Grund dafür, warum ihr uns im Kampf unterlegen seid und immer sein werdet. Skugga erscheint euch grob mir gegenüber, aber das ist sie doch gar nicht. Die hat dafür gesorgt, dass man mich nicht tötet. Sie hat mich damals gerettet und aufgepasst, dass ich in der Rotte immer ein paar Reste vom Essen abbekomme. Glaubst du, einer von den Kriegern hätte mir auch nur gestattet, seine Schüssel auszulecken oder unter seinen Schuhen nach Krümeln zu suchen, die heruntergefallen sind? Wenn sie mich nicht totgeprügelt hätten, hätten sie mich verhungern lassen. Ich bin nicht nur unnütz, sondern sogar noch schädlich, ein Schädling, weil ich den Kriegern ihr Essen wegesse. Und ich nerve sie, einfach dadurch, dass ich da bin."


    Er lächelte noch immer.


    "Erst wegen Skugga habe ich eine Daseinsberechtigung. Sie mag, was ich hier habe. Ich bin nämlich nicht überall mickerlich. Und ich bin zuverlässig, egal, wie müde ich bin, egal, wie schlecht es mir geht. Also darf ich ihr Begleiter auf Reisen sein. Es ist falsch, anzunehmen, sie würde niemand anders finden. Unter Menschen vielleicht nicht und nicht unter Alben, aber die mag sie ja auch selber gar nicht. Aber Orks hingegen hofieren sie, wo sie geht und steht. Die sind nur außerhalb von Rakshanistan nicht so oft zu finden. Aber sie müsste kein Geld für den da oben ausgeben. Oh, nein. Aber ihr gefällt, was er macht. Wenn sie Häuptling ist, will sie ihn kaufen."


    Auch jetzt blieb Froschs Gesicht freundlich, auch wenn er panische Angst davor hatte, durch diesen Hünen ersetzt zu werden. Wenn sie diesen Kerl da wirklich kaufte, dann war sein Leben von einer Minute zur anderen bedeutungslos. Es verlor von einem Moment zum anderen seinen Sinn. Aber das zu ändern lag außerhalb seiner Macht.


    "Und nein, ich finde keinen anderen Beschützer als Skugga und erst Recht nicht überall. Wie auch? Warum? Warum sollte sich jemand anders meiner annehmen? Mich wollen alle nur tot sehn. Selbst Leute, die mich gar nicht kennen wollen das. Forxi ... oder hieß er Firxi? ... war der Erste, reiner Zufall. Das war pures Glück für mich und keineswegs würde er das nochmal machen. Wahrscheinlich hatte er nur mit dem Gelben eine Rechnung offen und mir darum geholfen. Um mich ging es ihm sicher jedenfalls nicht. Wenn ich Skugga ausreiße oder mich gegen sie erhebe, ist das mein Tod. die Welt braucht niemanden wie mich."


    Er drehte sich um und zog seinen Pullover straff nach unten, so dass man seinen Nacken sah und tippte auf seine Wirbelsäule. "Sieht man das? Die Wirbel da sind verschoben. Ein Typ aus der Rotte hat mich im Vorbeigehen geschubst, einfach so, und ich bin mit der Wirbelsäule auf eine Kante gestürzt. Er hätte mir dadurch fast das Genick gebrochen. So was ist normal in einer Rotte, wenn einer schwach ist. Skugga hat mich wieder eingerenkt, so gut sie konnte und mit dem Häuptling geredet und noch am selben Tag steckte der Kerl auf einem Spieß neben unserem Zelt. Sie haut mich ab und zu, aber sie hat mich noch nie verletzt, noch nie. Mir höchstens mal ein kleines Veilchen verpasst oder dass die Nase blutet."


    Er drehte sich wieder zum Tisch und blickte verträumt. "Ich glaube, sie liebt mich. Sie darf es natürlich nicht zeigen, weil ich so mickerlich bin. Aber ich bin mir sicher. Es deutet alles darauf hin."


    Der Mensch schaute die ganze Zeit mürrisch drein, aber der Frostalb war es hier, der die Initiative in der Angelegenheit hatte, darum sprach Frosch nur mit ihm. Nach ihrem Gespräch über Froschs Situation, wiederholte der Alb noch einmal die Geschichte dessen, was am Abend beim Shortys geschehen war, aber mit einigen Änderungen, um zu betonen, wo er ihm glaubte und wo nicht.


    "Der Gelbe Goblin hat uns nicht freiwillig leben lassen, bestimmt nicht, der wollte uns tot sehen. Wir haben ihn verjagt", erklärte Frosch. "Es ging ihm schlecht nach dem Kampf und er musste fliehen. Aber für den kleinen alten Mann hat es noch gereicht. Forxi ... Firxi? ... hat auch gut gekämpft und war mir eine große Hilfe. Er ist ein Söldner und kann auch ein bisschen Magie. Und er hat dem Goblin sein Zauberpflaster geklaut, während der ihn an den Eiern gepackt hatte, hihi! Und nein, ein Rakshaner war der nicht, ich weiß, wie Rakshaner aussehen, in Rakshanistan gibt es viele davon, weißt du? Die haben manchmal kleine Hörner und sogar Klauen, weil die sich oft mit Tieflingen einlassen, aber niemals einen Schwanz. Und sie haben so dunkle Augenbrauen, wie aufgemalt, Forxi hat gar keine. Aber er sieht trotzdem ein bisschen wie einer aus, vielleicht hat er ja einen in der Familie. Und ja, danach sind wir zum Hafen gegangen, da kennt er einen Unterschlupf, wo wir übernachtet haben. Aber Skugga hat sich geirrt. Ich hab da nichts mit dem gehabt und erst Recht kein Geld gekriegt. Ich hab nach ihm gerochen, weil ich ihn gestützt habe, damit er im Laufen nicht umfällt. Der Kampf war hart und er war danach sehr erschöpft, weißt du?"


    Unerwartet setzte sich ein Waldalb dazu und bescheinigte, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Frosch nahm sich einen der angenagten Fischköpfe und nagte noch weiter daran herum um zu zeigen, dass er freiwillig den Platz am untersten Ende der Rangfolge in dieser Konstellation antrat und die beiden nicht beim Reden stören wollte.

    "Eine Homokneipe?", fragte Frosch verdattert und sein Blick wanderte zu Skugga.
    "Ein Kumpel arbeitet da", entgegnete sie schulterzuckend.
    "Und da hast du mich ... da allein gelassen, ohne mir wenigstens etwas zu sagen?" Frosch glotzte entgeistert. Das erklärte auch, warum ihn manche der Typen da so komisch angeschaut hatten.


    Skugga aß ungerührt weiter. Der zweite Rubinbarrakuda verschwand Stück für Stück in ihrem Maul, genau wie sein Vorgänger und die Käseplatte. Nach den wenigen Minuten war von dem fürstlichen Mahl kaum noch was übrig. Die zwei Bleichlinge kauften Frosch die Geschichte genauso wenig ab wie sie. Jetzt drohten sie sogar damit, das Mahl nicht zu bezahlen. Skugga popelte mit einer Gräte.


    "Ihr bezahlt mich dafür, dass ihr mit meinem Begleiter quatschen dürft, nicht ihn für die Wahrheit. Es steht bereits alles auf eurer Rechnung. Hat der Hering notiert. Wenn ihr einen Rückzieher machen wollt, klärt das mit dem Kellner. Mich braucht das nicht zu interessieren und Frosch auch nicht. Eure Sache, wenn ihr die Zeche prellt." Sie schnippte die verschmutzte Gräte durch den Raum. "Und was das Auslesen angeht: Froschs Gedanken gehen nur mich was an. Haltet euch raus da. Frosch, beantworte Shrimpgesicht seine Frage. Wer war der Tiefling?"


    Frosch zwinkerte. "Der war einer von den beiden Türstehern im Shortys. Ein riesen Vieh! So groß und so breit!" Er zeigte mit den Händen die Ausmaße an. "Mit wie so Bärenkrallen und so einem langen Schwanz! Wenn der den einpackt, sieht er aber mehr wie ein haarloser Rakshaner aus, hellbraun mit braunen Augen. Weil er keine Flügel und keine Hörner hat. Oder hatte der kleine Hörner? Ich weiß es nicht mehr. Er guckt immer bisschen mürrisch, ist aber, glaub ich, ganz nett."

    "Nett", kotzte Skugga, die bereits aufgegessen und ausgetrunken hatte und immer wieder in Richtung Treppe zum Obergeschoss blickte.


    "Aber wie hieß der?" Frosch überlegte. "Forxi, glaub ich. Ja, Forxi! Aber ihr tut ihm doch nichts, oder?" Plötzlich fürchtete er sich, weil er einfach die Beschreibung seines Retters herausgerückt hatte. Hoffentlich bekam der keinen Ärger! Vielleicht waren die zwei hier ja Freunde vom gelben Goblin!


    "Ach ja, und der Kopf", sagte er schnell. "Das war ein alter Schrumpelgoblin, also nicht weiter schlimm. Die ganzen Namen waren als Liste angelegt, aber Forxi hatte sie gleich eingesteckt und ich hab mich dann nicht getraut, zu fragen. Er hatte schlechte Laune. Das war`s! Mehr weiß ich nicht!"


    "Na also." Skugga erhob sich, kratzte sich im Schritt und stapfte in Richtung Treppe.
    Frosch sah ihr panisch nach und blickte zwischen ihr und den zwei Männern am Tisch hin und her. "Darf ich mitkommen, Skugga?", wimmerte er.
    "Glaub nicht, dass ich dir deine Lügen abkaufe. Das tun vielleicht die Bleichhäute, aber ich nicht. Ein Schlaffi wie du kann nicht kämpfen, nicht mal gegen einen Goblin. Du hast nach Tiefling gestunken, hast dir hinter meinem Rücken was dazuverdient und es nicht an mich ausgeliefert. Du bist kein Ork, sondern ein Waschlappen. Aber wen kümmert das. Wen kümmerst du?" Damit ließ sie ihn in dieser gefährlichen Situation alleine, wohlwissen, dass es übel ausgehen konnte und verschwand im Freudenhaus.


    "Aber es war doch die Wahrheit", wimmerte Frosch.

    "Also, das war nämlich so", begann Frosch unsicher, nachdem Skugga ihm befohlen hatte zu sprechen, während er nebenbei die geronnenen und verschimmelten Milchklumpen aß. "Wir waren im Shortys. Das ist so ein gammliges, kleines Loch von Kneipe, nicht mit dem hier zu vergleichen und man findet sie nur, wenn man weiß, wo sie zu finden ist. Die lassen da auch nicht jeden rein, weißt du?" Er sagte das im kläglichen Versuch, irgendwie elitär und besonders zu klingen. "Skugga war gerade im Hinterzimmer was einkaufen. Ich wollte derweile ein Bier trinken, aber plötzlich setzte sich dieser Kerl an meinen Tisch und hat mich geknutscht. Einfach so."


    Dabei bekam Frosch dunkle Ohren. Er wurde nicht gerade oft angebalzt. Genau genommen nie. Die Erfahrung war schrecklich geendet, aber sie hatte interessant begonnen, auch wenn er sich eigentlich nicht für Männer interessierte. Es hatte seinem mickerlichen Ego geschmeichelt.


    Skugga zischte feindselig. "Das hast du vorher nicht erzählt! Wieso hast du dich von dem knutschen lassen, hä? Von einem Goblin?! Bist du eklig oder was?"


    "Vorhin hatte ich auch noch nichts zu Essen. Ich hatte Hunger, darum hab ich es vergessen zu erwähnen", entgegnete Frosch spitz. Immerhin konnte er nichts für all das, was geschehen war. "Aber da bin ich pflichtschuldig aufgestanden, habe sein Bier umgeschubst, ihm gesagt, dass er ein blöder Zitronenkopf ist und bin rausgegangen." Er musste sich ja nicht ganz so schlecht dastehen lassen, wie er wirklich dagestanden hatte. "Er ist mir aber hinterhergekommen. Du hast halt einen guten Geschmack und solltest dir meines Marktwertes bewusst sein."
    "Konkrete Maße haben nichts mit Geschmack zu tun", entgegnete Skugga trocken.
    Frosch ließ die Ohren hängen. "Na ja. Dann hat er mir jedenfalls ein Messer an den Hals gehalten, wogegen ich nichts machen konnte und wollte ... äh ..."


    Ängstlich sah er zu seiner Begleiterin herüber und traute sich nicht mehr, zu Ende zu reden. Er fühlte sich wieder klein und wertlos. Aber plötzlich hellte sein Blick sich auf.


    "Dann kam der große Tiefling! Wir haben Seite an Seite gekämpft und der doofe Goblin hatte trotz seiner gemeinen Waffe Angst vor unserer Übermacht und ist abgehauen. Wir haben es ihm ordentlich gegeben! Der Tiefling hat mich gelobt, wie gut ich gekämpft habe und hat mir viel Geld dafür angeboten, dass ich ihn zu seinem Söldnerlager begleite. Aber ich hab gesagt: Nein, mein Platz ist unter den Stiefeln von Skugga. Da war er traurig, hat es aber akzeptiert. Weil es schon spät war, haben wir in einem Lagerhaus am Hafen geschlafen. Ach nein, vorher haben wir noch einen Kopf gefunden mit einer Liste im Mund. Der Tiefling war ziemlich erschrocken, aber ich hab ihm den Zettel da rausgeholt, damit er nicht zusammenklappt, war ja auch ein harter Kampf gewesen. Lauter Namen standen da drauf. Das hat ihn aus irgendeinem Grund wütend gemacht und er hat ihn eingesteckt. Dann sind wir zum Lagerhaus gegangen. Ich hatte die Idee, dass das sicherer ist, als sofort zum selben Ort zurückzukehren. Und darum bin ich erst so spät wieder aufgetaucht."

    Frosch war nicht der Klügste, aber in der Rotte war er jahrzehntelang gemobbt und dabei auch mehrfach fast umgebracht worden. Er konnte die Mimik und Gestik seines Gegenübers besser deuten, als die meisten anderen Orks, da dies für ihn überlebenswichtig war. Und so bemerkte er rasch, dass die Tochter ein neugieriges Interesse an ihm hatte, während die Mutter durchaus gewaltbereit war. Die Albin hingegen schien sich noch keine so rechte Meinung gebildet zu haben, sie verpasste Skugga irgendeinen Zauber, was Frosch ein schadenfrohes Grinsen entlockte. Hoffentlich war sie geröstet worden!


    "Ich bin Botschafter der Krokodile!", platzte Frosch in dem darauf folgenden Moment des Schweigens heraus. "Ich genieße diplomatische Imminutät, ihr dürft mir nichts tun! Ich wurde nämlich ausgesandt. Ich habe einen Siegelring zum Beweis!" Er zog den Handschuh ab und präsentierte einen nichtssagenden Fingerring aus Knochen, den er mal in der Stadt auf dem Bürgersteig gefunden hatte. "Ihr müsst nämlich Folgendes wissen. Wir Krokodile sind eine wohlhabende Rotte, erfüllt von Ehre. Wir sind zivilisierter als alle anderen Orks, die ihr je gesehen habt! Gute Orks! Pfählungen, Häutungen und Auffressungen gibt es bei uns nicht. Wir sind modern und fortschrittlich, weltoffen und telorant! Doch all dies ist in Gefahr! Primitive Feinde überrenen uns und verbreiten ihre barbarische Unkultur! Ich bin die letzte Hoffnung des Friedens. Ohne mich versinkt dieser Weltenabschnitt im Krieg! Ich bin hier, weil wir Hilfe brauchen! Ich suche tapfere Krieger, die den Mut haben, uns zu helfen. Natürlich würden diese tapferen Krieger aufs Prächtigste entlohnt werden. Man würde sie mit Reichtümern überschütten, bis zu den Ohren! Habe ich schon erwähnt, dass die Krokodile eine sehr reiche Rotte sind?"

    Während die drei Gefährten debattierten, lag der arme Frosch noch immer rücklings im Schnee. Seine vor Angst weit aufgerissenen Augen wanderten zwischen den wechselnden Sprechern hin und her. Über ihm schwebte drohend die Spitze des Speeres. Aber die Jägerin zögerte, ihn zu töten, so wie sie alle damit haderten, sein jämmerliches Leben auszulöschen. Das Kind legte sogar sein Wort für ihn ein! Bei Skugga hingegen war er sich nicht so sicher. Wenn sie ihn in die Klauen bekam, würde sie mit ihm kurzen Prozess machen für sein Versagen. Zumindest ihn aber derart vermöbeln, das ihm hören und sehen verging - was in diesem widrigen Umfeld des ewigen Eises einem Todesurteil gleichkam.


    Unvermittelt begann Frosch loszuflennen. "Bitte", heulte er, "ihr müsst mir helfen! Ich ertrage das nicht länger, die bringt mich um! Sie ist da draußen, zwischen den Tannen, irgendwo da draußen und beobachtet jede unserer Bewegungen! Sie ist ein Monster, ein Dämon!" Er musste husten, weil er sich wegen der Rückenlage an seinem Speichel verschluckt hatte. Er würde sich ja gern der grimmigen Frau mit dem Speer zu Füßen werfen, um seinem Flehen Nachdruck zu verleihen, aber er wagte in Anbetracht der drohenden Spitze nicht, sich zu regen.