Firxas war es unangenehm, dass Morasa in der Öffentlichkeit den Arm um ihn legte. Er schämte sich, besonders, weil er schon wieder sah, wie Urakos Augen feindselig auf der Hand an seiner Hüfte ruhten. Aber er war froh, dass Morasa noch da war und würde einen Dreck tun, sich jetzt aus seinem Arm herauszuwinden. Als auch noch der Hausherr persönlich aufkreuzte, wollte sein Schweif nervös peitschen und Firxas musste sich darauf konzentrieren, das ungezogene Körperteil davon abzuhalten.
Er war dankbar für Ansgars besonnene Worte.
Kurz darauf spürte er Varmikans Präsenz in seinem Hirn. Entgegen seiner Art, die auf Firxas ziemlich aggressiv gewirkt hatte, fühlte sein Geist sich deutlich angenehmer an, als das, was er zur Schau trug. Er spürte die Sorge Varmikans um dessen Familie, aber auch viel Wut auf Morasa.
Firxas stupste ihn gedanklich beruhigend an, als würde er ihm kurz die Hand auf die Schulter legen.
'Ich schwöre dir, dass ich niemals magische oder physische Waffen gegen dich oder deine Familie erheben werde, es sei denn zur Verteidigung. Ich kann aber nicht für Mo schwören. Er ist ein lieber Kerl, aber manchmal kann er ein bissiges Biest sein und wenn er wütend oder verzweifelt ist, ist er nicht immer vernünftig. Es gibt keine Garantie für sein friedliches Verhalten. Aber ich kann versuchen, beruhigend auf ihn einzuwirken.'
Er war froh, als Morasa selbst Frieden versprach. Allerdings versprach er dies nur Varmikan und natürlich bemerkte auch Urako diese Formulierung. Wenn es noch irgendwie ging, wurde sein Gesicht noch bösartiger. Er hasste den Waldalben wohl wirklich wie die Pest. Wenn er Morasa in einem günstigen Moment in die Finger bekam, würde das in einem Massaker enden. Jetzt wand sich Firxas doch aus Morasas Arm heraus, ging zu Urako und drückte ihn. Der erwiderte die Geste sofort, er legte dabei eine Hand hinter Firxas' Kopf und presste ihn an seinen. Es war ein komisches Gefühl, seinen Ex wieder in den Armen zu halten. Eine seltsame Mischung aus Vertrautheit und Fremdheit, die er immer empfunden hatte im Zusammensein mit Urako. Ein Teil des Geistes von Urako war immer auf Distanz geblieben, Firxas unverständlich und fremd.
"Bitte bleib friedlich", bat Firxas leise. "Du wolltest es wieder gut machen, was mit meinen Flügeln geschehen ist. Einverstanden. Ich gebe dir die Chance. Lass meinen Mann in Ruhe. Dann verzeihe ich dir. Das und alles andere."
"Wie lange seid ihr schon zusammen?", fragte Urako.
"Einen Tag und eine Nacht."
Urako lachte. "Und da nennst du ihn deinen Mann? Einen Fick für eine Nacht? Bitte, Firxas! So naiv kannst du nicht sein. Er wird dir abhauen, wenn nicht heute, dann in ein paar Wochen. Irgendein Söldner aus deiner Einheit würde besser zu dir passen, den könntest du auch jeden Tag sehen und nicht aller paar Wochen mal für ein paar Tage. Es gibt wenige, die so lange auf dich warten würden. Aber das wirst du schon noch selber sehen. Wer bin ich, dir noch vorzuschreiben, was du zu tun und zu lassen hast? Du bist jetzt frei und ich werde dich nicht länger mit meinen Vorschriften quälen. Hast du mich eigentlich vermisst in dem Jahr?"
"Manchmal."
"Ich dich auch, Firx."
Firxas fand, dass es nun Zeit wurde, die Umarmung wieder zu lösen, die ja eigentlich nur dazu gedacht gewesen war, Urako zu beruhigen und seine Angriffshaltung aufzulösen. Wahrscheinlich ging das gerade nach hinten los, denn Urako hielt ihn noch einen Moment fest und küsste ihn auf die Wange, ehe er ihn freigab. Na Prima. Firxas zog den Kopf ein, in der Erwartung, dass Morasa ihn nun zur Strafe mit wüsten Beschimpfungen überhäufte und ihn verprügelte, denn Firxas war es gewohnt, genau so behandelt zu werden.
"Wir sollten heute Abend einen trinken gehen", fand der Henker. "Ich würde gern hören, was du in dem Jahr so getrieben hast. Oh, und falls ihr es noch nicht gemerkt habt - der Hund da ist ein Gestaltwandler. Er hat Firxas zugenickt."